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Episode Description
DK149: Nur ein Hauch von Gas: Wie gelingt Österreich die Transformation?
Und: Wann kriegen wir endlich mehr Windräder?
"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen und erklären den aktuellen Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel.
In Folge 149 geht es um die Zukunft. Wenn Österreich klimaneutral werden will, dann geht das zumindest in der Theorie. Wie es in der Praxis aussehen kann, was das alles kostet, wer die Transformation behindert und was helfen würde: Genau das ist das Thema des letzten Kapitels im Österreichischen Sachstandsbericht und Thema dieser Folge.
Wer den Podcast unterstützen will, kann das gerne tun: https://steadyhq.com/de/dasklima/ und https://www.paypal.me/florianfreistetter.
Hier ist der Link zum achten Kapitel des Sachstandsberichts.
Transformationspfade für den Klimaschutz in Österreich Im letzten Kapitel des Berichts dreht sich alles um mögliche Transformationspfade hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft. Es geht nicht um Einzelmaßnahmen, sondern um tiefgreifende Veränderungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik – kurz: eine systemische Transformation. Was sind Transformationspfade?
Transformationspfade sind langfristige, tiefgreifende Veränderungen, die über bloße technische Lösungen hinausgehen. Sie umfassen kulturelle, institutionelle und soziale Aspekte. Dabei werden unterschiedliche Ansätze verfolgt, von technikorientierten bis hin zu gerechtigkeitszentrierten Perspektiven. Zentral ist die Abkehr vom Denken in Einzelmaßnahmen hin zu einem systemischen Verständnis: Wie muss sich die Gesellschaft als Ganzes verändern, um klimaneutral zu werden?
Planetare Grenzen und die Dringlichkeit der Transformation
Ein zentrales Argument für die Notwendigkeit tiefgreifender Transformationen liefert das Konzept der planetaren Grenzen. Diese ökologischen Belastungsgrenzen dürfen nicht überschritten werden, um die Lebensgrundlage der Menschheit zu sichern. Österreich hat bereits sechs von neun planetaren Grenzen überschritten – unter anderem bei CO₂-Emissionen, Phosphor- und Stickstoffeintrag sowie der Landnutzung. Diese Überschreitungen haben nicht nur ökologische, sondern auch soziale Folgen – von sinkender Lebenserwartung bis hin zu Gefährdungen der Demokratie.
Von der Maßnahme zur Transformation
Ein Umstieg vom Benziner auf ein E-Auto ist eine Maßnahme. Eine Transformation hingegen würde bedeutet, den städtischen Raum so zu gestalten, dass Fuß- und Radverkehr im Mittelpunkt stehen. Transformationen dieser Größenordnung werden notwendig, um innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben. Gleichzeitig bieten sie große Co-Benefits: Sie fördern Gesundheit, Gleichheit, Resilienz und Lebensqualität.
Die Rolle der SDGs
Die Sustainable Development Goals (SDGs) spielen eine wichtige Rolle: Viele der Maßnahmen, die dem Klimaschutz dienen, unterstützen gleichzeitig andere Nachhaltigkeitsziele. Besonders stark sind die Zusammenhänge bei den Zielen „nachhaltige Städte“, „Gesundheit und Wohlergehen“, „bezahlbare und saubere Energie“ und „weniger Ungleichheit“. Diese Synergien erhöhen die politische und gesellschaftliche Akzeptanz.
Maßnahmen und Minderungspotenziale
Diese Abbildung zeigt zum Beispiel: Windkraft bietet in Österreich das größte Minderungspotenzial. Gefolgt von Photovoltaik, Gebäudedämmung und Elektrifizierung des Verkehrs. Die kosteneffizientesten Maßnahmen sind oft auch die am schnellsten umsetzbaren – beispielsweise Gebäudedämmung oder der Ausbau des ÖPNV.
Drei österreichische Szenarien im Vergleich
Der Bericht vergleicht drei zentrale Szenarien:
- WEM (With Existing Measures): Status quo mit bereits beschlossenen Maßnahmen. Das reicht aber nicht aus.
- WAM (With Additional Measures): Geplante, aber nicht umgesetzte Maßnahmen. Fortschrittlicher, aber nicht 1,5-Grad-kompatibel.
- Transition 2040: Ein ambitionierter Transformationspfad mit umfassender Elektrifizierung, gesellschaftlichem Wandel und starkem Ausbau erneuerbarer Energien. Nur dieses Szenario schafft fast vollständige Klimaneutralität.
Treibhausgasemissionen bis 2050
Die Abbildung macht deutlich: Nur das Transitionsszenario führt zu einer signifikanten Reduktion der Emissionen um bis zu 95% bis 2040. Besonders auffällig ist der drastische Rückgang im Verkehrssektor. Der Landwirtschaftssektor bleibt dagegen auch 2050 ein relevanter Emissionsfaktor.
Obwohl der Gesamtenergiebedarf im Transitionsszenario sinkt, steigt der Strombedarf durch Elektrifizierung stark an. Das bedeutet: Der Strom muss möglichst emissionsfrei erzeugt werden.
Zusammensetzung des Energiebedarfs 2040
Relevant ist auch noch Abbildung 8.9b, die uns zeigt, wo die Energie in Zukunft herkommen kann:
In den Net-Zero-Szenarien ist der Anteil fossiler Energiequellen fast verschwunden. Strom und Wasserstoff dominieren, je nach Szenario in unterschiedlicher Zusammensetzung.
Strommix in Österreichs Zukunft
Und wo kommt der Strom her? Das zeigt Abbildung 8.11b
Photovoltaik wird zur zentralen Säule der Stromproduktion – neben einem moderaten Ausbau der Wasserkraft. Windkraft spielt vor allem dann eine große Rolle, wenn Unabhängigkeit von Energieimporten angestrebt wird.
Investitionen und ökonomische Effekte
Tabelle 8.1 zeigt, was uns das alles kosten wird. Das Transition-2040-Szenario erfordert zusätzliche Investitionen von 6,2 bis 10,9 Milliarden Euro jährlich. Das entspricht etwa 1–2 % des österreichischen BIP. Teurer wäre das Nichtstun: Schäden durch die Klimakrise könnten 7,3 bis 14,6 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Zusätzlich entstehen im Transitionsszenario bis zu 50.000 neue Arbeitsplätze – deutlich mehr als im Szenario mit heutigen Maßnahmen.
Hinderungsgründe und Ermöglichungsfaktoren Wer stört und was hilft? Das steht in Tabelle 8.2. Der Bericht benennt systematisch die wichtigsten Hindernisse (z. B. politische Kurzfristigkeit, Wissenschaftsskepsis, nationale Egoismen) und Faktoren, die Transformation fördern können: Bildung, neue Narrative, internationale Kooperation, gezielte Investitionen und partizipative Prozesse. Die Minimumanforderungen kann man in Tabelle 8.3 ansehen.
Fazit: Transformation ist möglich – aber nur gemeinsam
Der Bericht endet mit einer realistischen, aber klaren Botschaft: Transformation ist möglich, aber sie braucht Kompromissbereitschaft, Dialog und gesellschaftliche Beteiligung. Einzelmaßnahmen reichen nicht – nötig ist ein struktureller Wandel in Wirtschaft, Politik und Kultur. Der Weg dorthin ist anspruchsvoll, aber der Nutzen – für Klima, Gesellschaft und Lebensqualität – überwiegt deutlich.
Transparenz-Hinweis Die Podcastfolgen zum Zweiten Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel sind in Zusammenarbeit mit dem Koordinationsteam des AAR2 entstanden und wurde vom Klima- und Energiefonds finanziell unterstützt. Live Shows Tickets für die Sternengeschichten Live Tour 2025 von Florian gibt es unter sternengeschichten.live.
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