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#interview | Nana Myrrhe – Was macht Purity Culture mit uns?

Episode Transcript

Ja, schön, dass du eingeschaltet hast bei Schöner Glauben, um diese Folge zu lauschen.

Ich bin Franzi und mit mir ist heute die Marie aus unserem Schöner Glauben Team.

Hallo.

Hallo Marie.

Und wir sprechen gemeinsam mit der lieben Nana, die unsere Gästin ist, heute über ihr aktuelles Buch.

Hallo Nana.

Hi, hi.

Hi.

Nana, ich stelle dich kurz vor und dann starten wir rein in dein tolles Werk.

Du bist Autorin.

Yes.

Und so sprechen wir heute über dieses Buch.

Es heißt Feucht und Fromm.

Und du behandelst die schmutzigen Geheimnisse der Pretty Culture.

Wir haben uns schon kennenlernen dürfen in München.

Und ich weiß, du bist Sozialarbeiterin.

Und ich habe jetzt noch erfahren, du hast auch einen Master in interkultureller Kommunikation und Moderation.

Mhm.

Ja, ja.

Und auf deiner Bio auf Instagram schreibst du, dass du laut heilst von religiösem Fundamentalismus.

Ja, ziemlich krass.

Und du bezeichnest dich selbst als High Libido Girl.

Sehr sympathisch.

Man kennt dich vielleicht unter Fuck Purity auch.

Da hostest du einen Podcast.

Und hast auch einen gleichnamigen Instagram-Account.

Außerdem ist deine Halbschwester, die Purity Britney, noch auf Instagram zugange.

Und gemeinsam klärt ihr auf über die Gefahren der Purity Culture.

Du bist auch auf YouTube zu finden.

Und das ist jetzt wirklich der letzte Punkt.

Du schreibst auch noch auf Steady.

Oh mein Gott.

Gut vorbereitet.

Erstmal Kompliment.

Kompliment an dich.

für die reichhaltigen Gedanken hier.

Und ja, dein Buch, das habe ich schon kurz angeteasert, das behandelt die schmerzvollen Erfahrungen und Folgen rund um die Purity Culture.

Ich habe das sehr, also beim Lesen, sehr geschätzt, wie genau du arbeitest und wie umfassend du recherchiert hast.

Historisch dann ja in ganz viele verschiedene Richtungen.

Das heißt, wer da einen Eindruck sich verschaffen will von diesem Thema, greife sehr gern zu diesem Buch.

Und es ist trotz der Fülle einfach an Informationen und auch der Schwere der Thematik, finde ich, leicht in Anführungsstrichen zu lesen, weil du schaffst es irgendwie durch deine persönlichen Geschichten, die du da teilst und sehr bewegende Tagebucheinträge, die wir lesen dürfen.

Deinen Humor mit reinzubringen.

Ich finde das so eine Stärke in dieser Last, die in dem Thema liegt, das so mit Humor, das aufzulockern, dass beim Lesen das Gefühl aufkommt, ich kann das Lesen auch trotzdem genießen.

So ging es mir zumindest.

Also Kompliment an dich, liebe Nana.

Und ja, wir starten rein.

Ich würde sagen, als erstes kannst du vielleicht kurz, sagen, was eigentlich mit Beauty Culture gemeint ist.

Womit hast du dich da in deinem Buch befasst?

Also wenn ich jetzt eine sehr kluge Autorin wäre, würde ich mein Buch nehmen und sagen, wenn ihr wissen wollt, was Beauty Cutter ist, mein Buch, erklärt euch, was Beauty Cutter ist.

Aber das Buch an sich, also ich habe gerade kurz mein Leseexemplar in die Kamera gehalten, für alle, die das nicht sehen können, beziehungsweise die meisten können es nicht sehen.

Also natürlich erkläre ich es gerne so, es ist immer schwer, so ein Riesenphänomen, das vor allem so unterschwellig ja oft existiert, kurz in Worte zu fassen.

Aber was mein Buch an sich macht, um es nur nochmal so ein bisschen einen Überblick zu geben, ist eben erst dieses Phänomen, genau, also was genau ist das, worüber wir überhaupt reden?

Warum müssen wir darüber reden?

Was wird daran kritisiert?

Wie wird es theologisch und ebenso pseudowissenschaftlich verargumentiert oder legitimiert dieses System, das eben viele Christen ja kennen, also wie du angesprochen hast.

Vielen Dank.

Genau.

Und also viele finden sich da wieder, die teilweise auch gar nicht aus diesem genau gleichen evangelikalen Raum kommen.

Aber es geht auch um Evangelikalismus in dem Buch, was das ist und was speziell die evangelikale Purity Culture, in der ich so beheimatet war, in der ich aufgewachsen bin, was die ausmacht.

Und dann geht es am Ende ganz speziell, wer sind denn die VerliererInnen in diesem System, also ganz speziell, welche Gruppen leiden einfach am allermeisten unter diesem System, weil nicht alle Christen, Christinnen gleich auch darunter leiden, sondern es gibt Menschen, die da sehr viel stärker betroffen sind aus bestimmten Gründen und da habe ich eben ganz viel zusammengefasst.

Erfahrungsberichte.

ExpertInnenberichte, da gibt es aus den USA einiges, aus dem deutschsprachigen Raum noch gar nichts.

Mein Buch ist auch das allererste deutschsprachige Buch zum Thema Purity Culture und ich fand es sehr wichtig.

Also mich hat es schockiert, dass es im deutschen Raum da gar nichts gab.

Ich war eigentlich auf der Suche nach was, was ich selbst konsumieren kann.

Was eben den Raum hier betrifft, aber habe aus den USA ganz viele Bücher gelesen von Betroffenen, von Frauen, die gesagt haben, ey, pass mal auf, Ich bin so groß geworden, aber das ist absoluter Abfuck, was ihr da Kindern und Jugendlichen lehrt und so und so hat mir das geschadet.

Und diese Bücher haben mir extrem geholfen, also konkret, um das zu nennen, ich habe auch eine Buchempfehlungsliste hinten in meinem Buch, wo zum Beispiel dieses Buch...

Pure von Linda K.

Klein ist, die war so eine der ersten, die das so sehr öffentlich kritisiert hat und auch erfolgreich war mit ihrem Buch und dann gibt es noch von einer nach wie vor auch freikirchlich evangelikalen Christin, Rachel, Joy Welcher heißt die und die hat das Buch Talking Back to Pure the Culture, rausgebracht und genau, die haben so, also da gibt es schon mehr so eine Bewegung, aber in Deutschland einfach noch fast gar nicht und ich hoffe, dass mein Buch eventuell so eine Bewegung, so ein Umdenken anstoßen kann und eine Debatte darüber, weil es sehr viele Punkte gibt, die man daran kritisieren kann.

Und jetzt, nach dieser Einleitung, komme ich zu dem Punkt, was ist Purity Culture?

Ich beschreibe das gerne als eine Atmosphäre.

Extremer Reglementierung von Sexualität.

Diese Atmosphäre gibt es auch generell in unserer Gesellschaft, aber in bestimmten religiösen Räumen, In besonders strengen oder hochreligiösen Räumen ist diese Restriktion von allem, was mit Sexualität zu tun hat, eben extremer und geht in eine Richtung, dass selbst komplett natürliche menschliche Vorgänge im Körper, wie beispielsweise in der Pubertät, dass Sexualhormone entwickelt werden oder dass man mal eben Erregung und Lust empfindet.

Dass diese vollkommen natürlichen Phänomene, die einfach menschlich sind, verlassen.

Teufelt, dämonisiert werden oder als Verunreinigung dargestellt werden oder dass man eben auch bestimmte Wünsche entwickelt, sexuell aktiv zu werden, dass man Fantasien hat, dass all solche Sachen als Sünde und als wirklich gefährliche dämonische Energie beschrieben werden.

Und Purity-Karte heißt es deswegen, weil es um diese, es verherrlicht so diese Reinheit, insbesondere von Frauen, weil da wird Reinheit als Codeword verwendet für eigentlich Jungfräulichkeit, also man muss ganz wichtig auf die Ehe warten.

Ganz viele evangelikale Christen kennen ja dieses ultimative Ziel, dass eigentlich so die einzige Lebensform ist, die in vielen Freikirchen, nicht in allen, aber in sehr vielen akzeptiert wird.

Diese eben ist, dass man auf die Ehe wartet und die Reinheit verherrlicht wird.

Und da steckt eben drin, dass jegliche Form sexuellen Ausdrucks in jeglicher Hinsicht, ob sie gesund und normal oder ob sie ungesund und zerstörerisch ist, Und das gibt es ja beides, muss man auch ganz klar sagen.

Wird als Verunreinigung dargestellt, als Beschmutzung sozusagen.

Und das ist sehr, sehr problematisch.

Und warum finden wir bestimmt noch raus, aber so viel mal dazu.

Es gibt sehr viele Verbote, sehr viele Restriktionen rund um Sexualität, sehr viele Gebote und vor allem lernt man sehr früh, dass das meiste eben Sünde ist oder eigentlich alles und man dafür auch in die Hölle kommt, wenn man das dann nicht bereut.

Danke dir für die Ausführung.

Du hast auch jetzt schon ein bisschen angedeutet und wir kommen dann jetzt im Gespräch ja noch drauf, warum das so problematisch ist, dass zum Beispiel ganz viel mit Mythen gearbeitet wird, also das Thema Jungfräulichkeit, Jung von Häutchen, wo wir heute eigentlich wissenschaftlich wissen, das existiert so nicht.

Wie das gelehrt wird, dann dieses Problem auch in der Sprache mit, das führst du in deinem Buch auch aus mit Reinheit, dass dieser Begriff überhaupt benutzt wird im Zusammenhang mit Sexualität und Schuld und Unschuld.

Also so nach dem Motto, ich bin unschuldig, solange ich sexuell nichts fühle, denke, aktiv mache.

Sobald es irgendwie nur in die Richtung geht, lade ich irgendwie Schuld auf mich, was ganz gefährlich ist in der Begrifflichkeit.

Ja.

Ja, und jetzt, und da komme ich zu Marie.

Marie, jetzt beobachten wir online, auf Social Media, dass irgendwie der Trend wieder dahin geht, was die Nana gerade beschrieben hat, so in Richtung Zölibat.

Das greift die Nana auch auf in ihrem Buch, dass sich das irgendwie wieder dahin bewegt.

Magst du mal erzählen, was du da so beobachtest oder was da vielleicht für Fragen auftauchen?

Ja, gerne.

Zum einen, glaube ich, fallen uns viele Accounts ein, die das sehr explizit auch verbreiten, solche Purity-Lehren, wo es dann darum geht, eben keinen Sex vor der Ehe zu haben.

Das wird in verschiedenen Postings oder Reels immer wieder thematisiert.

Und dann sehe ich ja auf der anderen Seite auch so eine sehr krasse Stilisierung von so Gender-Stereotypen.

Also auch im christlichen Bereich gibt es diese Fitness-Influencer, die sich als besonders maskulin darstellen.

Und dann ja, das Extrembeispiel für Frauen sind dann vielleicht die Tread-Wives.

Also wir sehen ja, online wird das Thema auch total aktuell wieder aufgegriffen und verhandelt.

Und Franzi, du hast es gerade schon gesagt, eigentlich sind wir weiter.

Also wir haben den Mythos ums Jungfernhäutchen, um den Schleimhautkranz eigentlich schon gelüftet.

Und wie kann es sein, dass wir das jetzt wiederfinden, so ein Trend-Zölibat auf Instagram und TikTok?

Nana, kannst du da irgendwie dir eine Erklärung ausdenken, zudenken?

Vielen Dank.

Als erstes würde ich ganz kurz für alle, weil man kann nicht davon ausgehen, leider auch im Jahr 2025, dass alle das wissen, was das Hymen genau ist und inwiefern das eben nicht so ist, wie es mythosmäßig dargestellt wurde.

Also wir dachten ganz lange als Menschheit, viel zu lange, weil wir nicht ganz genau nachgeschaut haben oder es einfach auch nicht so das Interesse wahrscheinlich da war, daran was zu ändern, haben wir als Menschheit sehr lange angenommen, dass das Jungfernhäutchen, das man heute eigentlich Hymen nennt und nicht mehr Jungfernhäutchen, weil es eben mit diesem irrtümlichen Verständnis sehr in Verbindung steht bis heute.

Dass es sich vorgestellt wurde wie ein Siegel, also wie so ein Verschluss des Vaginaltrakts, der so einmal aufreißt beim ersten Mal und dann offen ist und dann geht es los und dann ist man besudelt oder beschädigt für immer.

Also die Person, in die eingedrungen wurde quasi.

Man weiß aber heute wissenschaftlich, dass es kompletter Quatsch ist.

Also das Hümen ist ein Schleimhautkranz oder ein Schleimhautring, den man sich eher so vorstellen kann wie ein Haargummi.

Es gibt so zwei schwedische Medizinerinnen, die dazu Bücher veröffentlicht haben, um darüber aufzuklären.

Und den Vergleich fand ich sehr gut, sehr anschaulich, weil die gesagt haben, es ist wie ein elastisches Scrunchy-Haargummi eigentlich.

Dass sich bei jedem Mal, wenn was eindringt, weiten kann und elastisch ist und danach wieder in die ursprüngliche Form zurückkommt.

Und es eben überhaupt nicht so ist, dass man beim ersten Mal bluten muss.

Das passiert oft wegen Aufregung und fehlender Scheidenfeuchte auch und wegen vielleicht sogar zu gewaltvollem Eindringen oder wenn der Partner halt auch noch ungeübt ist und einfach nicht so weiß, was er macht und dann eben nicht so viel Lust entsteht.

Also häufig ist, wenn es Blut gibt, das ist ein Mangel an Scheidenfeuchtigkeit und das sind Risse, also das Blut kommt dann von Rissen, die in dieser Schleimhaut entstehen können, die aber wie jede andere Wunde an Schleimhäuten wie beispielsweise im Mund super schnell verheilt und auch nicht mehr sichtbar ist.

Deswegen ist es medizinisch faktisch nicht möglich, eine Jungfrau von einer Nichtjungfrau zu unterscheiden.

Und das ist ganz, ganz wichtig zu sagen, weil das auch im Jahr 2025 noch nicht bei allen angekommen ist.

Und ich habe das Gefühl, dass es da schon ein sehr starkes Interesse gibt, wegzuschauen, was diese Erkenntnis angeht, weil man dann eben schlechter Frauen kategorisieren und schlechter darüber kontrollieren und maßregeln kann.

Es ist aber Fakt, ihr könnt nachschauen, also überall, wo ihr wollt, auf wissenschaftlichen Portalen, könnt ihr nachschauen.

Es wurden Studien mit Ärzten gemacht, die dann unterscheiden sollten.

Wer Jungfrau und wer Prostituierte ist und so, keine Chance, die hatten keine Chance.

Also das ist ganz, ganz wichtig zu sagen, weil es eben leider nicht alle wissen.

Und genau, die eigentliche Frage war, woher kommt das jetzt wieder hoch?

Also, es ist, glaube ich, ähnlich wie mit diesem Die Frau soll sich unterordnen, sind so Ideen, die eigentlich in bestimmten ultrakonservativen Settings nie weg gewesen sind.

Die waren die ganze Zeit da und waren so am Wodeln unterschwellig Und jetzt dadurch, dass halt insgesamt diese ultrakonservativen Sichtweisen gut funktionieren auf Social Media und teilweise die Akteure, AkteurInnen auch sehr gut wissen, wie sie Social Media für sich nutzen und damit super erfolgreich sind.

Und dadurch ist, glaube ich, dieses ganze Warten auf die Ehe und Geschlechterstereotype und wieder zurück in die 50er Jahre oder zurück, wie es vor 100 Jahren war, Fantasien wieder einfach sehr...

Es haben sich sehr schnell verbreitet.

Also genau, warum genau jetzt?

Es ist nicht so einfach zu sagen.

Ich denke, dass es viele Faktoren sind.

Ich weiß nur, dass es nie weg war.

Also ich habe das ja auch geglaubt.

Und auch noch bis vor fünf Jahren hatte ich diese ganzen Glaubenssätze so tief drin, dass es wirklich aktiv Arbeit war und sehr viel Zeit kostet, um das abzubauen.

Also allein so Sachen wie eben der Mann ist das Haupt und dass die Frau ist eben untergeordnet.

Und diese ganzen Gedanken, diese Lehren habe ich ja auch mitbekommen.

Und wenn man das so anerzogen bekommt, dann hinterfragt man es nicht oder erst sehr spät, wenn man Glück hat, wenn man die Chance dazu hat, wenn man auch die Lebensumstände, die Freunde und so dazu hat, die das erlauben.

Und eine Gemeinde oder einen Ausstieg, der das dann erlaubt.

Genau.

Ich denke, dass insgesamt evangelikale Ideen gerade aber schon wegen Trumps Aufstieg und dadurch auch, es ist zwar nicht so, dass die religiösen evangelikalen Gruppen gerade größer werden in den USA, im Gegenteil, also Religiosität hat insgesamt abgenommen im letzten Jahr, Aber die evangelikalen Gruppen, die es gibt, haben mehr Macht bekommen, weil sie einfach sehr gute Lobbyarbeit machen und politisch sehr eng mit Trump zusammenarbeiten.

Dadurch wirkt es auf allen Kanälen so, als wären die eben größer geworden.

Und dieser Hype, das nutzen eben Evangelikale in Deutschland, weil Evangelikalismus in Deutschland ist unfassbar stark geknüpft an US-Evangelikalismus.

Das darf man nie vergessen, wie eng das verknüpft ist.

Also dass da Inhalte gehört werden, Podcasts gehört werden von US-evangelikalen Speakern, von US-evangelikalen Predigern, dass die auch eingeladen werden, dass die als ideelle oder spirituelle Vorbilder gesehen werden.

Also da ist ganz viel ideelle Verknüpfung da und deswegen wundert es wahrscheinlich dann nicht, dass das eben jetzt auch zunimmt in Deutschland.

Ja, das klingt sehr nachvollziehbar.

Danke für deine Einordnung.

Jetzt ist schon das Stichwort Macht gefallen, schon mehrfach.

Und da wo Macht ist, ist Gewalt meistens auch nicht fern.

Franzi, du hast da auch spannende Beobachtungen zum Thema Purity Culture und Rape Culture.

Genau, das schreibt die Nana.

Da komme ich gleich zu, aber ich wollte noch kurz was vielleicht anschließen zu dem Warum jetzt?

Ich glaube, es ist ganz verlockend, wenn Menschen so einen Katalog an die Hand bekommen.

Was darf ich und was darf ich nicht?

Weil das so einfach scheint und weil das ja erstmal auch den Eindruck macht, ich habe hier eine Orientierung und in Zeiten, wo ganz viel politisch vielleicht in Aufruhr ist und es ganz anstrengend ist, Nachrichten zu verfolgen, sich irgendwie eine Meinung zu bilden, ist, glaube ich, die Tendenz in uns Menschen, dass wir uns freuen über jeder vermeintlich einfache Handhabe und wenn dann eben in den Büchern steht, also ich erinnere mich auch noch aus meiner Jugendzeit an einige, Regeln, dass du dann, wenn du auf der Wiese liegst, mindestens muss die Bibel zwischen dich und den Jungen passen.

Check.

Auf der Wiese.

Ja, das sagst du schon.

Bei uns ist es schon eine Sünde.

Also ich weiß, ich weiß, da geht es durch aus unterschiedlichen Regeln.

Und ich beobachte das insgesamt in unserem Glaubensleben, dass solche Bücher auch so wieder jetzt so gehypt werden, auch unabhängig von Beauty Culture.

Aber so dieses Ganze, wenn du das und das am Tag machst, dann bist du besonders heilig oder dann kommst du näher zu Gott.

Und das sind ja schon so Lügen, weil wir kommen nie näher zu Gott.

Und wir entfernen uns auch nie von Gott, weil wir sind immer ein Gott.

Das geht ja gar nicht.

Und dann komme ich zum Nächsten, nämlich das zeigst du ja auch, Nana, dass ja eigentlich die Frau, du hast jetzt gerade das nämlich schon gesagt, besudelt ist ja nur der Mensch, in den eingedrungen wird und das ist die Frau.

Die ist besudelt.

Der Penis, der ist nicht das Problem.

Der ist nicht beschmutzt.

Der, irgendwie über den wird auch nicht gesprochen, Aber die Frau, die ist dann beschmutzt und das gibt ja ganz tragische Fälle dann auch von Gewalt und Übergriffen, wo man sich auch fragt, hey, bedenkst du das eigentlich mit, wenn du solche Lehre verbreitest?

Und gleichzeitig erlebe ich, dass die Frauen, die das, was die Marie erzählt hat, jetzt auf Social Media posten und sich so darstellen, dass die sich ja selbst eigentlich damit zum Objekt machen und sagen, ich bin besser.

Wenn ich das befolge und weil ich das befolge, als du, die du das nicht befolgst.

Also es ist so ein, zum einen, das Programm ist so eine Vereinfachung im Leben, so scheint es erst mal.

Und zum anderen, ich kann mich dadurch auch besser machen.

Was natürlich schon irgendwie so ein nices Versprechen ist, wenn ich dann besser bin auf dem Markt.

Also so voll die Objektifizierung eigentlich.

Für die Männer bin ich dann besser als die, die eben schon ein paar so Auverginen in sich drin hatte.

so.

Ich denke, da den vergleichen.

Ja, danke.

Ich benutze nur deine Bilder hier.

Sehr gut.

Ja.

Oder?

Also, ich wollte zu so vielen Sachen, die du gerade gesagt hast, was sagen.

Die Hälfte habe ich schon wieder vergessen, aber ich muss sagen, genau das ist der Grund, warum Populismus ja erfolgreich ist.

Es sind einfache Lösungen.

Wenn unser Leben komplex ist, wenn es stressig ist, sehen wir uns nach ganz einfachen, unterkomplexen Lösungen.

Und uns ist dann oft auch egal, ob die unterkomplex sind oder wir bekommen es gar nicht mit, dass sie unterkomplex sind.

Hauptsache, jemand sagt uns, wie es läuft.

Deswegen sind, glaube ich, auch Freikirchen ein spannendes Konzept, vor allem so ultrafundamentalistische Freikirchen ein spannendes Konzept, weil das sehr entlastet im ersten Moment.

Also klar, dieser Community-Aspekt ist toll, den mag ich auch bis heute.

Ich finde das krass.

Ich wünschte mir mehr, Gemeinschaften würden das in Deutschland auch hinkriegen, so eine enge, vernetzte Gemeinschaft zu sein.

Das kenne ich nicht aus vielen Kontexten, das ist attraktiv, aber dazu kommt eben dieses super entlastende, von lauter gestresste Menschen, die im Job und Familie irgendwie funktionieren und viel zu tun haben.

Und dann kommt jemand und sagt, hey, ich nehme dir das komplett ab, die Entscheidung, was richtig und falsch ist.

Du musst nicht jeden Tag überlegen, ist das jetzt in dem Kontext richtig und in einem anderen vielleicht falsch?

Und wenn ja, in welchem Kontext ist es vielleicht richtig und in welchem ist es vielleicht falsch?

Eine Aubergine in sich zu haben oder nicht in sich zu haben oder eine Karotte oder was auch immer, weil es ist ja komplexer eben.

Also wir müssen ja immer unterscheiden, in einem Kontext kann das richtig sein, die gleiche Sache kann in einem anderen Kontext komplett falsch sein und das ist so wirklich kognitiv anstrengend.

Und die meisten Menschen werden einfach müde und wollen sich nicht so anstrengen, was man auch verstehen kann, aber es ist halt wirklich wie so eine Art Verführtwerden dazu, dass jemand sagt, komm her, ich habe ja die einfache Lösung oder die Lösung für alles und dann bindest du dich an eine Person und deren Theologie und wenn die dann eben...

Sehr problematisch oder sehr toxisch ist, dann ist es halt so und dann folgt man da nach und das ist einfach attraktiv, genau.

Das muss man, glaube ich, sehen und das hilft vielleicht zu sehen, dass man sich auch teilweise lösen kann, weil es ist einfach komplexer, so als diese Leute sagen und wenn jemand das so super einfach darstellt, muss man meistens misstrauisch werden.

Und mehrere Sachen wollte ich noch Aber auf jeden Fall mit der Wiese, würde ich noch sagen, aufpassen, die Horizontale.

Wir hatten da so, das ist nur ein kleiner Gag, aber wir hatten so Bücher, wo halt drin stand, ich habe das ja leider alles nochmal lesen müssen, wo drin stand, allein die Horizontale ist schon Sünde und schon viel zu viel und eben Dating schon viel zu viel und irgendwelche Gedanken zu haben.

Also es wurde auch immer noch radikaler und noch extremer.

und für mich waren radikale Sachen immer schon total ansprechend also ich bin ein Mensch, mein Gehirn liebt das aus irgendeinem Grund, also radikale Ideen, ich war auch zum Beispiel weiß ich nicht, eine Anhängerin von dieser Straight-Edge-Bewegung, ich weiß nicht, ob ihr das kennt wo man so, auch aus den USA auch aus einem.

Zwar so einem Hardcore-Emo-Bereich aber da haben Leute so gesagt sie malen sich ein schwarzes X auf die Hand das steht dafür, dass Minderjährige das in Clubs oft bekommen Und man trinkt keinen Alkohol, man konsumiert gar keine anderen Drogen, man isst kein Fleisch und man ist nicht promisg, also wartet auch auf die Ehe.

Und das war so, je radikaler, desto besser war das als Jugendliche für mich.

Deswegen ist es, glaube ich, auch, sind solche Sachen, darf man auch nicht vergessen, auf Social Media so unfassbar funktionieren, so gut.

Populismus wie auch solche fundamentalistischen Ideen wie Purity Culture, weil es ja Jugendliche sich reinziehen, die oft noch viel anfälliger sind für Extremismus und Radikalisierung.

Und da war ich total, und ich muss sagen, bis heute kürzlich, Bin ich auch, glaube ich, der Typ für sowas und muss immer aufpassen, dass ich nicht radikalisiert werde.

Naja, und es schafft ja auch eine Zugehörigkeit, eine vermeintliche.

Also das ist ja was für uns Menschen ganz starkes, wenn wir als Gruppe, die in diese Freikirche geht, wir alle warten.

Ja, das ist total verbindend.

Ja, das ist noch ein Aspekt.

Dazu wollte ich noch was sagen.

Mir ging es ganz lange so, dass wenn ich ehrlich bin, so damals habe ich das nicht so empfunden.

Aber jetzt, wenn ich auf mich damals zurückschaue, dass genau dieses Ding ein Thema war.

Ich hatte so wenig Selbstwertgefühl, darüber schreibe ich ja auch in meinem Buch ganz offen, ich hatte irgendwie quasi kein vorhandenes, natürliches, gesundes Selbstwertgefühl, sondern ich habe mir immer Bestätigung von außen gesucht.

Und ich weiß, dass als die uns dann damals gepredigt haben, euer Wert ist eure Reinheit und das hat Gott in euch reingelegt und Gott will, dass ihr das bewahrt und so.

Ich weiß, wie krass viel es mit mir gemacht hat.

Also auf dieser einen riesen Massenveranstaltung, wo ich war, wo ich jeden Sommer dann war, so ein Sommercamp, wurde das so ganz speziell so sehr radikalisierend, sehr mit viel Feuer so gepredigt.

Und ich weiß, wie meine Gedanken so waren.

okay, ich bin eh nichts wert, jetzt habe ich diesen einen Wert und jetzt muss ich daran um jeden Preis festhalten das ist jetzt meine ganze Identität, mein ganzer Wert als Mensch, mein ganzer Wert als Christ mein ganzer Wert als Frau und das habe ich viel zu krass ernst genommen und ganz viele um mich herum eben auch, weil es uns auch so gepredigt wird, als das einzige was wirklich zählt als Frau rein zu bleiben.

Und wenn es so die ganze Identität ist, wie du gesagt hast, es ist so eine Selbstaufwertung und es ist immer attraktiv für Menschen, auch wenn es dann auf Kosten anderer geht und man es halt in dem Moment gar nicht so checkt, dass diese Aufwertung von einem selber nur geht, weil man andere abwertet.

Das geht nur, weil man sagt, die ganzen Schlampen in der Welt oder die ganzen anderen, die nicht gewartet haben, die es nicht geschafft haben, die sind nicht so toll wie ich.

Und ich muss rückblickend sagen, ich war unfassbar in der Hinsicht arrogant.

Ich habe das gar nicht gemerkt.

Ich habe es auch nie so wahrgenommen, dass ich arrogant bin.

Ich muss auch sagen, verbal habe ich das jetzt nie zu irgendeiner jetzt gesagt, du bist irgendwie jetzt schlechter als ich oder eine Schlampe, aber insgesamt habe ich runtergeschaut auf andere und gleichzeitig, und das ist ja das Absurde, war ich aber selber ja zutiefst krass verunsichert und habe auch schnell, wenn ich dann mal doch masturbiert habe oder wenn ich dann doch irgendwelche Gedanken hatte oder einen Freund und dann mal irgendwas ausprobiert habe, hatte ich selbst auch internalisiert dieses Duschlampe.

Und da habe ich ja auch eine Story, die heißt Hässlige Schlampe, eine Kurzgeschichte.

Wo ich eben beziehungsweise Tagebuch eintrage mit danach noch ein bisschen Background-Story zu diesem Tagebuch eintrage, wo ich eben mich selbst mit zwölf Jahren als Hässlige Schlampe bezeichne, weil ich über Jungs und Crushes schreibe.

Und ich habe nichts gemacht, außer ein Bussi beim Flaschendrehen hatte ich nichts körperlich gemacht.

Und das ist auch eine Sache, die ich so nicht genug kritisieren kann an diesem System, dass es dazu führt, dass Mädchen, aber auch Jungs sich selbst als Monster wahrnehmen und von dieser Schuld wirklich erdrückt werden.

Und das ist eine psychische Gefahr und eine psychische Belastung für Kinder und Jugendliche, aber genauso auch für Erwachsene, wenn man aufwächst in dem Glauben über sich selbst, dass man schlecht ist, dass man dämonisch ist, dass man ein Monster ist für Dinge, die ganz natürlich sind, wie Crutches zu haben in der Pubertät.

Ja, das hört sich ziemlich krass an.

Danke, dass du das so aufzeigst und auch bewusst sein schärfst für die Gefahren von dieser Leere.

Mir fällt dazu noch auf, dass so viele Lügen einfach auch damit verbunden sind.

Also was du gerade schon gesagt hast mit dem Selbstwert, das ist ja auch nur vorgegaukelt, weil wir wissen, dass unser Selbstwert nicht abhängt von unserem sexuellen Verhalten oder unseren Klamotten oder unserem Styling oder unserer Gesundheit oder was auch immer und gleichzeitig die, die das lehren und das führst du auch ganz tief.

Detailliert und ausführlich auf.

Es gibt so eine Gruppe, die haben das früher gelehrt und später sagen die, das war eine falsche Lehre und entschuldigen sich dafür.

Zum Beispiel Joshua Harris, der so einer der Hauptakteure in dem Bereich war.

Es gibt auch eine Gruppe an so Celebrities, die das gepreacht haben und dann später sagen, wir haben uns selber ja gar nicht dran gehalten.

Das gibt es ja auch in Gemeinden.

dass so zehn Jahre später sagen dir auf einmal alle, was, du hast dich da dran gehalten, wir nicht.

Man denkt sofort, Leute, was?

Hätte ich das gewusst?

Genau, und mir fällt einfach auf, was mich so unfassbar wütend macht, und das ist mir nochmal bewusst geworden in deinem Buch, wie viel Heuchelei damit bitte verbunden ist, auch jetzt aktuell die Marie mit den Social Media Posts, die kann davon wahrscheinlich auch ein Lied singen, die das predigen.

Die sind teilweise selber nicht mehr sogenannte Jungfrauen, verlangen das aber von anderen.

Also wo man sich so fragt, wie glaubhaft ist eigentlich dieses ganze System, und vor allem im Verhältnis dazu, was es an Schaden anrichtet, was du ja jetzt auch gesagt hast, das hat mich nochmal so richtig wütend gemacht.

Das lohnt sich auf jeden Fall, dein Buch dazu durchzustöbern, weil einem dann nochmal so bewusst wird, die meisten können das ja eh sowieso gar nicht halten.

Und dann kommt dieses Selbstverdammnis und die Verdammnis von anderen ins Spiel, was alles andere als christlich ist, wird aber als christlicher Wert verkauft.

Ja, total.

Also ich muss sagen, die Hauptabsicht von dem Buch ist eigentlich genau das, eine Sprache den Leuten zu geben für das, was ihnen jahrelang, jahrzehntelang passiert ist und gelehrt wurde.

Und viele merken ja irgendwie, damit stimmt was nicht.

Mir ging es ja auch so.

Ich habe ganz lange gemerkt, ich habe echt Zweifel, die machen mich fertig und haben mich so, als ich dann 18 war, auch so gewöhnt.

Schon in eine suizidale Richtung getrieben, dass ich jetzt im Nachhinein, damals habe ich es nicht so wahrgenommen, aber ich habe jetzt Tagebucheinträge von mir gefunden, die eben in so einem religiösen Wahn wirklich verfasst sind, wo ich dachte, ich kann eh nie gut genug sein.

Das finde ich auch sehr widersprüchlich, dass ja ganz oft in solchen Kontexten betont wird, wie wertvoll man ist und wie geliebt von Gott.

Und gleichzeitig ist dann aber immer ein Aber im Raum.

Es ist immer ein Aber oder eine Bedingung, aber nur wenn du halt dein Jungfernhäutchen nicht einreißt, weil sonst haben wir hier ein Problem.

Aber es wird nach vorne immer sehr krass so getan, als wären ja alle so geliebt und wir wissen ja, dass wir wertvoll sind.

Wenn man dann aber gleichzeitig eben das auch predigt, ist es halt wie eben Gas geben und Handbremse gleichzeitig.

Also am Ende kommt da nichts Gutes dabei raus, wenn man auf der einen Seite diese Wertbotschaften, ihr seid alle so wertvoll und dann sagt, ja, aber eben, es hat mit eurer Reinheit und Jungfräulichkeit zu tun.

Glaubwürdigkeit ist ein sehr gutes Stichwort.

Also eine Sache, die ich so auch aus dem deutschen Kontext augenöffnend finde, also aus dem US-evangelikalen Bereich gibt es ja da Storys ohne Ende.

Da wurde jetzt ja der evangelikale Spiritual Advisor, großer Prediger von Trump persönlich, sein persönlicher Advisor, verhaftet, weil er ein zwölfjähriges Mädchen missbraucht hat.

Und das eben jetzt auch, also er wurde gerichtlich wirklich dafür verurteilt.

Also es gab anscheinend wirklich Belege dafür, wo man sich denkt, wow, also schon Doppelmoral ohne Ende.

Und was ich jetzt, ich glaube, das war auch dieses Jahr, sehr, sehr krass fand, war, ich nenne jetzt keine Namen, aber manche werden diese Person kennen, also es gab einen jungen Creator, Chris, der über TikTok sehr berühmt wurde und zwar in kürzester Zeit, weil er sehr, sehr hoch radikalisiert geredet und gepredigt hat und so super ideologisch drauf war und das einfach für junge Menschen total anziehend war.

Die Art, wie er radikal sein Ding durchzieht und redet.

Sehr berühmt wurde und dann auch ganz viel eben Purity gepredigt hat und das eben nur Reinheit und alle müssen reinbleiben und alles, was an Sex vor der Ehe passiert ist, Schuld auf sich laden und eben auch dieses Dämonische ganz stark betont hat, also dass alles dämonische Energien und weltliche Sachen sind.

Und gepredigt und gepredigt, die ganze Zeit Purity-Culture und dann, ich weiß gar nicht, wie lange so seine Aktivität, TikTok und dann auch YouTube-Karriere ging, bevor dann dieser Crash kam, weil dann eben rauskam, er hat dann selber ein Statement veröffentlicht, also er hat lange dann nichts gepostet, weil ihm dazu irgendwie geraten wurde von seinem Freikirchen-Prediger-Guru im Hintergrund.

Dann hat er sich irgendwann mit einem Statement gemeldet und eben öffentlich bekannt gegeben, dass er seine Freundin geschwängert hat.

Also er irgendwie Anfang 20 und sie sogar, weiß ich nicht, 16, 17, ich weiß gerade, er nagelt mich nicht auf die Zahl fest, aber unter 18.

Und dann so halt rauskam, ja, also er hat die ganze Zeit über aktiv schamlos Purity gepredigt, während er nicht nur eben mit seiner Freundin sexuelle Erfahrungen gemacht hat, was ja nun mal also vollkommen fein wäre so in dem Alter, sondern auch noch super rücksichtslos oder unwissenhaft war, was Verhütung angeht und sie natürlich auch aus so einem ultra-radikalisierten Raum kommt, wo Abtreibungen gar keine Option sind.

Das heißt, sie trägt jetzt das Kind aus und er sagt ganz ehrlich in die Kamera so.

Ja, dass er jetzt auch, er hat andere Aufträge und irgendwie prophetische Aufträge und eine Mission und er muss ja weiter hier das fortführen und sich jetzt, ja, also finanziell versucht er sich was aufzubauen, um zwar Geld zu schicken, aber er ist jetzt auch nicht wirklich da für das Kind.

Und ich war so...

Das sind tolle Vorbilder in Christus.

Ganz viele haben den bis dahin für ein absolutes Vorbild in Christus.

Jemand, der ganze Sache mit Gott macht und so gehalten.

Und darin sieht man halt sehr, sehr krass gut, wie in schnellster Zeit Sachen ans Licht kommen.

Oft kommen ja Sachen erst teilweise, wenn so Prediger gestorben sind, ans Licht, wie bei Hillsong, das dann nachher ans Licht kommt.

Ich glaube, da war der eine Gründer schon gestorben, als die ganzen minderjährigen Opfer sich gemeldet haben, die er sexuell missbraucht hat.

Und genau, also die haben auch alle Purity-Culture gepredigt und kein Sex vor der Ehe und dass außer-ehelicher Sex das Allerschlimmste so eine Todessünde ist, wie kann es dann sein, dass es von Leuten kommt, die eben sich da überhaupt nicht dran halten, so das ist halt noch absurder und noch krasser und das zeigt auch auf, wie unnatürlich und wie ungut und verkorkst dieses ganze System ist, weil ich denke, alle Menschen haben Bedürfnisse und es wäre sehr viel ehrlicher zu sagen, wir alle haben Bedürfnisse.

Natürlich muss man gucken, ob das jetzt das Verlangen, das man da empfindet, gesund ist in dem Sinne, dass man das einvernehmlich ausleben kann, was natürlich mit Kinder ganz klar nicht der Fall ist und auch nicht sein kann mit einem Kind oder auch einem Jugendlichen, einer Person, die noch gar nicht so mündig ist, zu sehen, wie beeinflussbar man selber ist und ob man Sachen überhaupt will.

Plus Machtgefälle und so kommen ja Sachen dazu, die man beachten muss.

Aber, Grundsätzlich würde ich mir einen ehrlicheren Umgang mit dem ganzen Thema Sexualität wünschen, dass man anerkennt, wir alle auch ein Pastor von einer fundamentalistischen evangelikalen Gemeinde hat Bedürfnisse und vielleicht auch außerhalb der Ehe.

Und wie geht man dann damit um und lieber offen damit umgehen oder offener, als das unter den Teppich so zu kehren?

Weil dann kommt, glaube ich, sowas dabei raus, dass eben Sachen vertuscht und verhindert werden.

Und da sind wir dann ganz schnell bei Rape Culture, dass das ein optimaler Nährboden ist.

Und das ist die optimale Überleitung zu unserem nächsten Thema.

Das hat krass geklappt.

Bester Nährboden für Täterschutz und für Rape Culture.

Marie, möchtest du erst dazu noch was ergänzen oder sagen, bevor wir zu der Rape-Culture-Geschichte kommen?

Mir gehen die ganze Zeit verschiedene seelsorgerliche Gespräche durch den Kopf, die ich geführt habe, selber als Seelsorgerin, wo ich eben Schilderungen auch gehört habe von jungen Frauen, Mädchen, teilweise wirklich Mädchen, die in solchen Kontexten aufwachsen und Und ich das Gefühl habe, dass je strenger die Sexualmoral in der Gemeinde ist, desto wahrscheinlicher werden sexuelle Übergriffe auch.

Das ist jetzt zumindest meine Wahrnehmung.

Ich weiß nicht, wie da die Statistiken sind, aber du hast es eben gerade angesprochen.

Purity Culture ist ein Nährboden für Rape Culture.

Zum einen, weil du ja schon angesprochen hast, wie fragil der Selbstwert ist von Mädchen und jungen Frauen, die damit aufwachsen.

Und dass das Thema insgesamt so schambehaftet ist, hilft ja auch nicht gerade dabei, das dann anzusprechen und sich selbst zu ermächtigen, wenn man dann sexuelle Übergriffe erlebt hat.

Genau, diese Schambehaftung, je früher die auch antrainiert wird, desto effektiver ist es quasi, dass dann auch Opfer von sexualisierter Gewalt, und zwar egal, ob diese gläubigen, also hochreligiösen Mädels und Jugendlichen und auch queeren Personen, je früher die damit sozialisiert werden, desto stärker halten die das dann selber geheim, weil sie denken, jetzt bin ich ja sonst, also ich bin ja beschädigt und ich bin auch selber schuld, weil das Bild von Mann und Frau, das Purity Culture lehrt, ist auch erstens sehr Stereotyp, hat mit der Realität ganz wenig zu tun, weil es ist so ein, wie man halt in den 50er Jahren, 20er Jahren irgendwie gedacht hat über die beiden Geschlechter und gesagt hätte, ja, die Männer, die sind halt sexuell irgendwie.

Die können nichts dafür, die brauchen das halt.

Und die Frauen sind aber so eher die geistlichen, eigentlich spirituell so überlegenen Kreaturen.

Also es wird auch nicht so offen gesagt, aber die sind halt dann zuständig dafür, aufgrund ihrer moralischen Überlegenheit, die auch nicht moralisch überlegen genannt wird, weil sonst wäre es ja eine zu krasse Aufwertung der Frau, sondern es wird dann gesagt, die haben halt weniger eigene Bedürfnisse.

Und deswegen haben sie die Verantwortung nicht nur für sich selbst, nicht sexuell sündig zu werden, sondern auch noch die Verantwortung für ihre Brüder im Geiste, für alle Männer, dass die sich nicht versündigen an ihnen.

Also das wird so total patriarchale Best-Case-Szenario für Dudes, also für alle männlichen Geschlechts, ist eine Gesellschaftsordnung, wo sie keinerlei Verantwortung für sexuell übergriffiges Verhalten tragen.

Die haben sich selbst geschafft, komplett freizusprechen von jeglicher Verantwortung und das ist alleine schon ein absoluter Skandal und es ist gut, dass wir das heute nicht mehr dulden, wir dürfen das auch nicht mehr dulden und es ist gut, dass es kritisch angesprochen wird und das sollten wir auch alle noch lauter tun, weil genau diese Wahrnehmung, diese fehlerhafte Wahrnehmung, weil natürlich Frauen auch sexuelle Wesen sind und Männer auch spirituelle Wesen und auch moralisch durchaus in der Lage sind, Und sich im Griff zu haben, sonst sähe unsere Welt ja auch komplett anders aus, sonst wäre ja ein Zusammenleben friedlich überhaupt gar nicht möglich.

Das heißt, da muss man ein bisschen wieder diese verzerrte Wahrnehmung entzerren und Leuten sagen, das ist eine absolute Lüge, was über Männer und Frauen gelehrt wird.

Und was mir damals gelehrt wurde, Katastrophe, ich habe das alles nachgelesen, ich kann es schwarz auf weiß allen zeigen, wie das uns beigebracht wurde, eben der Mann ist sexuell aggressiv und daraus entsteht eine Rape-Culture, weil in dieser Atmosphäre es einfach fast schon...

Bevor irgendwas passiert, wird schon legitimiert, dass sowas passieren darf eigentlich.

Das ist halt dann, ja, Männer sind ja so, Gott hat die halt zu sexuellen Wesen gemacht, die müssen sich ja fortpflanzen und so.

Und plus diese Schambehaftung von Frauen ist dann die schlimmste Kombination, weil Frauen dann auch sich nicht trauen.

Oder Opfer insgesamt sind ja nicht nur Frauenopfer, aber Opfer insgesamt ja keine Sprache für alles haben, was sexuell ist.

Beziehungsweise sich alleine schon schämen würden, solche Begriffe irgendwie in den Mund zu nehmen und das Gefühl hätten, das ist schon Sünde, über solche Sachen zu reden und auch Sünde, dass man eben missbraucht wurde, obwohl das einem angetan wurde und das niemals Sünde sein kann, wenn einem Schaden hinzugefügt wurde.

Aber das ist so eine Täter-Opfer-Umkehr, ganz klassische Täter-Opfer-Umkehr.

Wir finden sowas auch in der Gesamtgesellschaft, selbst in Gerichten, wo es dann eben heißt, Was hattest du denn an und warum warst du denn überhaupt da unterwegs?

Da muss man sagen, ich bin eine Frau, ich darf überall unterwegs sein, wo ich will und ich darf das tragen, womit ich mich wohlfühle.

Bloß man weiß ja auch heute, dass Kleidung überhaupt keinen Unterschied macht, dass Mädels zu Hause in Pyjamas vergewaltigt werden, dass Nonnen in einem Kloster mit ihrer Robe vergewaltigt werden.

So, also es gibt eine, Doris Wagner ist ein krasses Beispiel von einer Nonne, die an die Öffentlichkeit gegangen ist, eine von vielen Ordensschwestern, die sexuell missbraucht.

Wurden, was so fast Praxis bei denen war, wie sie das beschreibt.

Das heißt, selbst in der Non-Robe ist man nicht sicher.

Also das muss man auch hervorheben, wenn man über dieses ganze Rape-Culture-Thema und Modesty und ihr müsst euch züchtig kleiden, damit die armen Männer nicht verführt werden.

Männer sind durchaus in der Lage, sich moralisch korrekt zu verhalten und wir müssen unsere Söhne, das ist ja das Typische, aber ich sage es gerne immer wieder, wir müssen unsere Söhne dazu erziehen, Frauen zu respektieren und auch unsere Ehemänner und auch unsere Freunde, wenn die noch nicht da sind, anstatt den Frauen zu sagen, ihr seid schuld und ihr müsst euch schämen, wenn euch Gewalt angetan wird.

Ich werde richtig wütend.

Mir fallen auch tausend Sachen jetzt ein, weil das ist so aktuell noch.

Das ist noch nicht.

Und es ist auch in nicht-religiösen Kontexten so.

Ich wurde das auch gefragt bei Übergriffen, warum waren sie denn um die Uhrzeit an der Bar?

Wo ich mir denke, alle waren an der Bar?

Also warum bin ich jetzt das Problem?

Oder jetzt hatten wir das auch auf Instagram, ging das auch, neulich von der lieben Marleen, falls ihr kennt, das Thema ich war in der gemischten Sauna und da wurde jemand übergreiflich und dann wird gefragt, ja warum gehst du nicht in die gemischte?

Geh doch in die Frauensahuna.

Also wo man sieht einfach so die Lösung ja, du als Frau bist angeblich das Problem und was ich so beobachte im religiösen Kontext noch auch zu dem Thema Nonnen.

Das hatte man ja früher auch häufig, dass Nonnen dann geschwängert wurden von Priestern.

Und dann wurde aber nicht gesagt, das war der Priester, sondern das war der Teufel.

Der Heilige Geist.

Nee, der Teufel.

Die war ja unrein.

Das war ja dann quasi...

Ja, nee, nee.

Das wird ja dann externalisiert.

Die Männer sind ja nicht verantwortlich, sondern die werden versucht vom Teufel.

Der kommt dann entweder in Gestalt der Frau daher oder in was auch immer.

Alles, was irgendwie schwierig ist in unserem Leben und dunkel und schwarz und böse ist vom Teufel, der irgendwie außen ist.

Das heißt, wenn ich nicht begreife, dass das was in mir ist, setze ich mich damit nicht auseinander, sondern ich denke, es kommt immer von außen.

Also das ist ja irgendwie auch so eine Verschiebung von Verantwortlichkeit.

Ja, genau.

Komplettes Abgeben von Verantwortlichkeit.

Nimm doch mal dein Leben in die Hand selber, meine Güte.

Also nicht die Frau es verantwortlich nicht, der Teufel, du.

Und ich, also für meinen Mist, den ich verzapfe, bin ja wohl ich verantwortlich und nicht meine Freundin oder was weiß ich.

Und ja, also jetzt sind wir schon, jetzt haben wir uns hier überworfen mit unseren Einwürfen, weil uns das so bewegt, weil das echt immer noch so aktuell ist.

Und ja, ich weiß auch von Müttern, die schreiben, ihre Mädchen gehen in so Jugendgruppen und da wird es immer noch gelehrt oder wird es wieder gelehrt.

Und dann fehlt so die Sprachfähigkeit auch dafür, was da genau eigentlich passiert und dass das auch eine Form von Gewalt oder von Vorbereitung von Gewalt ist.

Und typischerweise solche Täter in Gemeinden ja, das ist ja der beste Platz für die, um da zu sein also weil, wenn du da was machst, ist erstmal die Frau das Problem, dann der Teufel hat dich versucht, sorry tut mir voll leid für dich, ah wir vergeben ja Vergebung, das Opfer muss dann vergeben bei Männern ganz ganz schnell Vergebung und bei allen anderen, ganz ganz langsam oder gar nicht möglich, oh Jungfernhäutchen ist jetzt weg Du bist jetzt die Schrottlaube und nicht mehr der gebrauchte, der tolle Neuwagen von Gott.

Keine Gnade, ne?

Also für in diesem System jetzt Frauen gar keine Gnade und Vergebung, aber bei Männern ganz schnell, ganz, ganz schnell, das beschreiben viele auch, die bei uns zu Gast sind oder die mir ihre Storys schildern, ja, dass da Vergebung ganz schnell, ja.

Also schon eben durch dieses ganze System, das das ja von vornherein schon legitim macht, Und wird es so angesehen als, ja, ist jetzt blöd, aber...

Ja, Ausrutscher ist jetzt, genau, wenn du es bereust, dann kann dir das ja vergeben werden.

Ja, auch was du vorhin erzählt hast, das Beispiel mit dem Schwängern, wo ich mir auch denke, also wir haben ja diesen Vers in der Bibel mit den Früchten, der ja eigentlich ein ziemlich kluger Vers ist, so an den Früchten erkennt ihr.

Wenn ich doch dann feststelle, dass die Frucht so ein arschiges Verhalten ist, dann kann doch irgendwas nicht stimmen.

Also dann kann ich ja noch so geistlich daherreden und ich habe den Auftrag von Gott und was weiß ich, Aber ich lasse einen anderen Menschen im Stich, für den ich mitverantwortlich bin.

Also was ist das für eine faule Frucht?

Ohne jetzt jemanden da irgendwie bewerten oder beschimpfen zu wollen.

Aber das Beispiel zeigt für mich ganz deutlich, dass die Früchte, die daraus hervorgehen, oft richtig faule, eklige Früchte sind.

Ja, und das Ding ist, dass wir ja zynisch gesprochen Glück hatten, dass das rausgekommen ist, weil wir hätten das nie erfahren, dass er sexuell die ganze Zeit über aktiv war, wenn das nicht rausgekommen wäre.

Natürlich darf man niemals jetzt von Glück sprechen, deswegen auch, Achtung, zynisch gesagt, weil das natürlich ein Riesenunglück ist und mir das unfassbar leid tut für vor allem eben seine Freundin, Ex-Freundin und auch das gemeinsame Kind.

Also wirklich ein...

Eine Worst-Case-Situation auch für dieses Kind in so einer instabilen Konstellation aufzuwachsen und dass da keine Verantwortung übernommen wird, außer finanziell, sagt er, er will jetzt irgendwie finanziell für das Kind sorgen, aber ein Kind braucht ja nicht eine finanzielle Versorgung.

Ja, vor allem klingt das so großzügig, er ist halt verpflichtet.

Ja, genau.

Das klingt so wie, ich bin es.

Genau, also sorry.

Es ist wirklich wild, ja.

Ja, naja, es verschiebt sich eben gerade, also ich denke, die letzten Jahre hat sich vieles verschoben hin zu mehr Gleichberechtigung, dass eben einfach anerkannt wurde, okay, unsere Regeln, die wir uns gesellschaftlich so gegeben haben oder die Männer uns gegeben haben, die halt einfach Entscheidungsträger waren, ganz klar so über die Jahrhunderte hinweg, haben sich halt immer selber zum Vorteil verholfen durch diese Regeln und sich Loopholes, geschaffen für alles Mögliche.

Ich denke, das ist schon durchgesickert und wurde dann immer mehr ausgeglichen, dass eben die Regeln fairer wurden, gerade dann was eben unterhalt und solche Sachen, das ist ja alles relativ historisch gesehen neu.

Und dann gibt es aber halt Leute, die immer wieder versuchen, jeden Schritt, den man dann vorausgeht oder hin zu einer Gleichberechtigung, einer ehrlichen Gleichberechtigung von allen Menschen in unserer Gesellschaft kommt, dann immer versuchen, das wieder zurückzudrehen, weil deren Weltbilder aus einer Welt kommen, die eben hierarchisch, geschlechtshierarchisch ganz klar aufgebaut ist und die auch ganz diese klaren.

Strukturen braucht und wenn die dann von vor 100 Jahren sind, das ist egal, es kommt einfach nur darauf an, dass das so ist, wie es immer war vermeintlich und, War ja auch nicht immer so, aber es gibt halt Menschen sehr viel Sicherheit offensichtlich in unsicheren Zeiten mit verschiedenen Krisen, dann zu sagen, na, dann machen wir das doch jetzt so, wie wir es immer gemacht haben.

Das war doch eine ganz tolle Idee und ignoriert, dass da eben ganz vieles überhaupt gar keine tolle Idee war, vor allem für Minderheiten, aber auch für Frauen ganz speziell, die keine Minderheit sind, by the way.

Jetzt schließt sich so ein bisschen der Kreis.

Wir sind wieder bei der Frage vom Anfang, warum ist das gerade wieder so explizit in den sozialen Medien?

Stimmt.

Oh, voll sorgt.

Genau, das soll jetzt aber noch gar kein Schlusswort sein, sondern ich möchte so ein bisschen meine Leseerfahrung teilen.

Denn ich habe dein Buch in die Hand genommen und habe gedacht, okay, Purity Culture, ich weiß schon, was das ist.

Aber ich habe es selber gar nicht erlebt in meiner christlichen Sozialisation.

Ich war bis zu dem Moment, als ich dein Buch angefangen habe zu lesen, davon überzeugt, ich bin nicht in der Purity-Kalter aufgewachsen.

Da bist du nicht die Einzige.

Spannend, okay.

Das dann vor allem an, also...

Du bist nicht die Einzige, der es am Anfang so ging und die dann aber während dem Lesen feststellen, oh, ich kenne doch einiges.

Genau.

Ich bin eigentlich in der Landeskirche groß geworden bis zur Konfirmation und das wissen vielleicht manche HörerInnen schon, bin dann durch verschiedene Freikirchen im Siegerland, gibt es da doch eine große Auswahl, gewandert und kamen da manche Sachen echt ein bisschen seltsam vor.

Unter anderem war ich auch Teil der Royal Rangers, in einer Pfadfindergruppe, in einem Handbuch, wo es ja eigentlich mehr um Feuermachen und Knotentechniken geht, standen dort dann auch plötzlich Anweisungen darüber, wie man sich als junge Frau und als junger Mann zu verhalten hat zum anderen Geschlecht.

Und ich habe gedacht, wie kommen wir vom Feuermachen und Blätter und Bäume bestimmen, plötzlich auf diese Regeln.

Und auch viele andere Erfahrungen, die ich in diesen Jugendgruppen, Gottesdiensten, in diesem ganzen sozialen Gefüge auch gemacht habe, haben viel mehr Sinn ergeben.

Ich erinnere mich auch noch ganz deutlich an ein Gespräch mit einer Freundin.

Die dann in einer sehr, sehr konservativen bis fundamentalistischen Freikirche war.

Die hat Liebesfilme mit Pornos verglichen.

Sie hat gesagt, sie würde nie im Leben Liebesfilme schauen, denn das ist ja das für Frauen, was Pornos für Männer sind.

Also insgesamt steckt in diesem Da ist ganz, ganz viel drin, was ich hier gerne als falsch bezeichnen würde.

Und über diesen einen Satz könnten wir uns bestimmt schon jetzt noch ein paar Stunden unterhalten.

Aber ich finde das so spannend.

Ich habe gemerkt durch dein Buch, dass ich in einer impliziten Purity-Culture aufgewachsen bin.

Du hast gerade gesagt, das haben schon viele andere festgestellt.

Willst du da kurz drauf eingehen?

Ja, also am Anfang, das Buch hätte es fast nicht gegeben.

Ihr dürft euch alle bei Jasmin Brückner bedanken.

Ich darf das auch offiziell sagen dafür, dass es dieses Buch gibt, weil ich hatte irgendwie zwar so schon diese Idee, weil ich mich halt so dann ab der Serie Unorthodox dann beschäftigt habe mit dem ganzen Thema.

Das war so der Ausschlag bei mir.

Ich hoffe, dass ich eines Tages Severo Feldmann auch persönlich kennenlernen darf.

Es hat noch nicht geklappt mit meiner Kontaktaufnahme, sie hat es noch nicht gelesen, weil sie mich krass inspiriert hat und dadurch bin ich auf das ganze Thema Purity-Culture-Vaginismus gekommen und habe das so gecheckt, wie abgefuckt das alles ist, wie verkorkst das alles ist und wie sehr mir das eben geschadet hat.

Und so, was für ein Trauma daraus entstanden ist, bis zu eben Vaginismus, dass ich mich gar nicht mehr öffnen kann überhaupt, eben sexuell, körperlich.

Und wie kam ich jetzt darauf genau?

Das war so die Hauptmotivation.

Dann habe ich ultra viel recherchiert, so viel, bis ich dann dachte, ich habe jetzt so viel Wissen gesammelt, weil es wirklich krank ist.

Also ich habe so nichts anderes mehr gemacht, als mich mit Purity Culture zu beschäftigen und dann eben gemerkt, okay, in Deutschland gibt es dazu nichts, vielleicht wäre das ja auch mit meiner Story irgendwie, könnte ja interessant sein.

Und dann.

Und habe ich diese Idee eben mal der Jasmin erzählt und auch eine Kurzgeschichte dann vorgelesen, aber ich habe ihr noch so gesagt, ja, ich war halt fest überzeugt, dass es viel zu wenig Leute betrifft, als dass sich der ganze Aufwand für ein Buch lohnt, weil es wird sich viel zu schlecht verkaufen.

Weil ja nur, also ich bin fest davon ausgegangen, dass nur Leute, die so krass aufgewachsen sind wie ich.

Daran Interesse hätten und davon ja auch nicht alle, das sind ja auch nicht mal, weiß ich nicht, drei, vier, nicht mal fünf Prozent der Bevölkerung, die überhaupt so drauf sind, geprägt sind, sozialisiert sind.

Davon ja auch nur die, die da irgendwie raus sind oder die darüber kritisch denken können, weil oft ist ja in solchen Strukturen, wenn man aktiv drin ist, ein kritisches Denken gar nicht möglich, weil es ja sofort als satanischer weltlicher Einfluss gedeutet wird.

Dann dachte ich, nee, es sind ja so vereinzelt Leute, das macht gar keinen Sinn.

Und dann habe ich ihr aber eine Kurzgeschichte, diese erste Girls' Night vorgelesen.

Und bei ihr, genau wie auch bei meiner Schwester, habe ich auch diese Kurzgeschichte vorgelesen, sind so viele Emotionen hochgekommen.

Und die haben mir plötzlich eigene Belastungen mit diesem Thema erzählt.

Und Jasmin Brückner hat dann gesagt, Deutschland braucht dieses Buch.

Und ihre Überzeugung, dass es wirklich relevant ist und auch viel mehr Leute noch relevant sein könnte, als ich angenommen hätte, ist dafür zuständig, dass es dieses Buch gibt.

Und genau, also deswegen, ich bin ganz oft überrascht, auch jetzt bei Lesungen, aber auch schon bevor ich das Buch veröffentlicht hatte, hat sich das schon sehr stark abgezeichnet, weil Leute uns geschrieben haben, die den Podcast hören, Fuck Purity und dann so sagen, also ich wollte jetzt nur mal, weil ich so das Phänomen spannend fand, mal eine Folge anhören, aber dachte gar nicht, dass mich das jetzt weiter so wirklich betrifft, das Thema.

Und Plot Twist, ich habe absolut jede Folge gehört und ich fange jetzt Therapie an, weil ich gemerkt habe, wie krass mich das beeinflusst hat, obwohl ich nur so vielleicht zwei, drei Jahre aktiv in so einer Jugendgruppe oder bei den Pfadfindern, davon beeinflusst wurde.

Aber bis heute bin ich davon beeinflusst und merke, dass sich da echt was aufarbeiten muss oder Leute wirklich...

Auch schon in psychischen Krisen sind, wo ich denke, okay, wow, also ich habe dann so ein Beratungsangebot, so eine Erste-Hilfe-Purity-Culture-Beratung ins Leben gerufen, weil ich gemerkt habe, manche sind da wirklich so betroffen und auch überrascht davon, wie viel da hochkommt, dass es wirklich akut eine Belastung ist.

Und dann, also ich kann jetzt keine Therapie anbieten und auch kein therapieähnliches Format, deswegen sind es nur so drei bis maximal sechs Termine, aber in all diesen Gesprächen und auch was Leute uns schreiben, wird halt sehr ersichtlich, dass ganz oft auch Leute sind, die sagen, ich bin gar nicht religiös aufgewachsen, wie kann das überhaupt sein, dass ich da mich identifizieren kann mit dem Ganzen?

Oder die sagen, genau wie du, ich habe irgendwie schon eine landeskirchliche oder irgendeine andere Prägung, aber ich hätte nie erwartet, dass es mich so betrifft.

Also es betrifft mehr von euch, als ihr denkt.

Und es lohnt sich, glaube ich, immer mit dem Thema sich zu beschäftigen.

Ich habe auch die Fälle, wo Leute sich benenden und sagen, ich verstehe jetzt meinen Partner, meine Partnerin viel besser Oder ich verstehe jetzt meine Verwandte, meine Nichte XY besser, die in diesem System halt drin hängen und ich kann es jetzt besser nachvollziehen und es hilft mir, den Hintergrund so als Außenstehende zu verstehen.

Und genau, ja, das ist auch die Absicht mit dem Buch, dass es hoffentlich vielen Leuten hilft zu heilen und auch hilft zu verstehen, wie man anderen Leuten vielleicht helfen kann, davon zu heilen oder wegzukommen oder auszusteigen, wenn es einem nicht gut tut.

Es gibt Menschen, die auch in Purity-Culture-Räumen sich sehr wohl fühlen und ihre True-Love-Weights-Geschichte fahren mit ihrem Partner und dass alles gut läuft.

Und denen wünsche ich alles Gute von Herzen.

Und ihr müsst mein Buch nicht lesen, aber vielleicht könnt ihr es rein zu informativen Zwecken, falls es jemand anderem schlecht geht in diesem Konstrukt, dass ihr das besser verstehen könnt.

Schadet auch nicht, denke ich.

Kauft mein Buch.

Bitte, kauft mein Buch.

Also das Buch macht er auf jeden Fall sprachfähig, finde ich.

Oder trägt einen Teil dazu bei.

In diesem ganz komplexen Thema.

Und wie du es jetzt auch schon gesagt hast, mit der Serie Unorthodox.

Also es braucht einfach so verschiedene Marker, glaube ich.

Wo wir merken, okay, was ist da eigentlich los?

Und ich bin nicht allein.

Es geht mehreren so.

Und ich mache auch immer Mut zu hinterfragen, das finde ich auch toll bei dir, Nana, mit diesen ganzen bescheuerten Beispielen.

Also an denen bin ich auch nicht vorbeigekommen, ähnlich wie die Marie das sagte.

Selbst wenn du nicht in diesem ultrakonservativen Setting warst, habe ich auch gelernt, die Frau ist eine Rose und bei jedem Sex verlierst du ein Blütenblatt.

Und wenn dann dein Mann kommt, hast du nur noch Dornen.

Und halt einfach mal den Mut zu haben, dein Buch zu nehmen und diese Beispiele, die du aufzeigst die Frau wird verglichen mit einem Auto, und wie schnell man dann damit auf der Straße um Gravel Road oder was auch immer fährt und damit anstellt, also wo man sich fragt so kann ich wirklich ein menschliches Wesen vergleichen mit einem Auto?

Nein, also hör nicht auf solche Vergleiche und diese Vergleiche gibt es immer noch in Predigen von Freikirchen vor allen Dingen, wo dann irgendwie was mit einem Taschentuch und es liegt dann da auf der Erde und willst du das dann noch nehmen und berühren, wenn da schon so und so viel drüber gelaufen sind?

Nein, natürlich nicht, aber das hat nichts mit dem Thema Sex zu tun.

Ja, genau.

Ganz einfach.

Aber leider funktionieren diese Bilder so unfassbar gut.

Also die haben so eine Kraft.

Also man weiß auch, dass man anhand visueller Reize, wenn das verknüpft wird mit einer Lehre, viel besser lernt und allein solche, wenn es dann demonstriert wird, natürlich noch einprägsamer.

Ich weiß auch, dass es sich wirklich für mich total Sinn gemacht hat, solche Beispiele demonstriert zu kriegen.

Aber auch allein sprachlich reicht es schon, wenn man so Bilder verwendet, dass sich das einfach mehr festsetzt.

Und also für Leute, die nicht wissen, worüber wir reden, das heißt Damaged Goods Lehre.

Also es gibt dafür einen Begriff, Damaged Goods Lehre, die eben sehr problematisch ist und die auch als theologisch sehr fragwürdig beschreibt, wahrgenommen wird, weil sie eben, also weil Purity Cards eine ganz tolle Sprache entwickelt hat, um Frauen, vor allem Frauen, aber auch generell Gläubigen mitzuteilen, wie sie eben entwertet werden und ihre Seele, ihr Herz, ihr Körper beschädigt wird, durch jegliche Form von sexueller oder emotionaler Bindung und Aktivität.

Und da werden ganz viele, also genau, ein paar haben wir jetzt schon gehört, Da gibt es unfassbar viele Beispiele.

Da gibt es ein ganzes Kapitel zu dieser Damage-Gutze-Lehre und Bilder, die Leute vielleicht kennen.

Populär sind, glaube ich, in Deutschland auch diese zwei Blatt Papier, die man aneinander klebt, die ja auch sehr prominent in einer YouTube-Predigt zum Streamen bis heute sind, wo dann gesagt wird, das seid ihr, wenn sich zwei Menschen binden.

Und dann wird halt versucht, das wieder auseinanderzunehmen.

Und dann hat man zwei Fetzen oder nur noch Fetzen in der Hand und zeigt es dann hoch und sagt, schaut mal, was mit euch passiert ist, wenn ihr euch gebunden habt.

Das Lustige ist, Nana, das Beispiel gab es auch in meiner Jugendgruppe damals.

Und es hat nicht funktioniert.

Also man konnte die beiden Blätter auseinandernehmen und die waren super, super heil.

Und du hast dich so gefragt, so okay, was ist das Problem?

Dann nochmal.

Wir versuchen nochmal, wir kleben nochmal zusammen.

Das hat nicht geklappt.

Das war der heilige Geist vielleicht.

Ja, das war dann die heilige Geist, genau.

Und so, also die Ermutigung, wie du...

Ja, voll witzig.

Sinnbildlich, sehr passend, weil ich glaube, es ist passend, weil ich glaube, dass Bindung tatsächlich, wenn man Bindung eingeht, also es ist ja immer ein Kern natürlich in Funke Wahrheit auch dran, sonst wäre es ja auch nicht so erfolgreich, weil natürlich...

Kann man eine seelische Verletzung erleiden, wenn man sich gebunden hat, egal ob emotional oder körperlich, das muss man ja dazu sagen, dass die Betonung ist immer auf diesem sich körperlich binden, aber teilweise kann man ohne körperlich gebunden sein, emotional so krass gebunden sein, dass es einen viel mehr verletzt, als wo man körperlich nur gebunden war und das dann auseinander ging und man sagt, ja ist irgendwie okay, ist jetzt nicht so wild für mich.

Deswegen, da muss man ja unterscheiden.

Da wird aber nicht, also das wird gar nicht gesehen.

Das wird so total gedroppt.

Aber tatsächlich ist ja was Wahres dran, dass es sein kann, dass man seelisch verletzt wird und Schaden erleidet, gefühlt, wenn man sich trennt von jemandem, den man sehr gern hatte oder mit dem man auch intim geworden ist.

Natürlich, aber es gibt eben auch die Fälle und da können sehr viele Menschen, die irgendwie jemals gedatet haben oder so, Also davon erzählen, dass es halt ganz gut auch möglich ist, eine Bindung, die man eingegangen ist, gut zu beenden, gesund zu beenden, sodass man gar nicht das Gefühl hat, dass da ein Schaden entsteht oder es auch ganz gut funktioniert, zu heilen im Nachhinein und zu sagen, nee, das war auch gut, dass wir an der Stelle auseinandergegangen sind, weil das hat einfach nicht gepasst und beide haben ihren Frieden total damit und sind gar nicht mehr irgendwelche Fetzen, sondern sind vollständige Wesen.

Und auch durch Sexualität, es ist eben so ein veraltetes Bild, das einfach nicht zutreffend ist, dass sexuell anatomisch irgendwas beschädigt wird.

Es ist einfach nicht so.

Diese Vorstellung muss auch aus unseren Köpfen raus.

Ein Frauenkörper ist niemals beschädigt durch Eindringen, durch Sexualität, durch Penetration, weder mit Fingern noch Untersuchungsbesteck beim Frauenarzt noch einer Aubergine.

Man kann es nicht mal erkennen danach.

Also medizinisch ist nicht möglich, deswegen ja.

Ich finde, dass es wenn ihr einverstanden seid, ein tolles Schlusswort, dass ein Frauenkörper niemals beschädigt ist.

Und daran glaube ich auch fest, dass wir in uns etwas tragen, auch das nicht beschädigt werden kann.

Auch durch die schlimmsten Übergriffe.

Wenn Menschen das hören, die eben sowas erlebt haben.

Mm-hmm.

Wir sind nicht beschädigt oder kaputt oder unrein.

Diese Lüge darf man auf den Grund gehen und sie entlarven.

Ja, und diese negativen Glaubenssätze auflösen, die einen wirklich belasten.

Also gerade als Opfer von sexualisierter Gewalt, denen ist ein ganzes Kapitel gewidmet, weil ich da eben auch im persönlichen Umfeld leider einen schlimmen Fall habe und auch weiß, wie sehr man da leidet, wenn sowas passiert und dass das so mit einer der Gruppen ist, für die das am verheerendsten ist, auf jeden Fall, am schädlichsten, am aller, aller schädlichsten, für viele Menschen ist es sehr, sehr schädlich.

Aber Ranking sollte man auch gar nicht machen.

Aber genau, es ist echt ein gutes Schlusswort zu sagen, dass es sind wirklich Lügen und man kann dem positive Sachen entgegensetzen Sätzen, positive Glaubenssätze, das mache ich dann in meinen Online-Beratungen viel, dass man schaut, was sind denn diese negativen Überzeugungen, da kommt ganz oft, ich bin schmutzig, ich bin wertlos und solche Geschichten.

Und dem kann man dann entgegensetzen, ich bin wertvoll, auf seinen Spiegel schreiben oder auf sein Journaling-Buch schreiben oder irgendwo auf einen Zettel, dass man es immer sieht.

Ich bin wertvoll, ich bin rein, ich bin gut so, wie ich bin, mein Körper ist gut so, wie ich bin, ich darf sexuell sein, Sexualität ist ein Teil von mir.

So Basics, wo manche Leute von außen, die nicht aus solchen Strukturen kommen, sagen würden, Das ist doch basic so, aber wir müssen manchmal solche basic Sachen zu uns sagen.

Genau.

Danke, liebe Nana.

Voll gut, dass du das nochmal so positiv jetzt auch aufgelöst hast.

Vielleicht können sich manche HörerInnen da ja auch direkt was von mitnehmen.

Und wir empfehlen von Herzen das Buch.

Es hilft auch, Glaubenssätze aufzulösen, wenn du dir Wissen aneignest.

Und das gibt es ganz viel in dem Buch.

Und ja, danke Nana, danke Marie.

Danke an euch, die ihr zuhört, zugehört habt.

Und wir sagen ciao, bis zum nächsten Mal.

Wir wünschen einen schönen Tag.

Yes, schönen Tag euch allen.

Danke fürs Zuhören.

Ciao.

Tschüss.

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