Episode Description
Darum geht's
* 🗣️ Wokismus vs. AntiWokismus: Die unnötige Polarisierung und Übertreibung auf beiden Seiten.
* 🎬 Harry Potter Neuverfilmung: Aufregung um die Besetzung von Snape mit einem schwarzen Schauspieler.
* 🤔 Rassismus-Vorwürfe: Diskussion, ob die Kritik an der Besetzung rassistisch motiviert ist.
* 👀 Augenfarbe vs. Hautfarbe: Der absurde Vergleich zwischen der irrelevanten Augenfarbe von Daniel Radcliffe und der überhöhten Bedeutung der Hautfarbe.
* 📚 Buch vs. Film: Die Erwartung einer 1:1-Umsetzung von Büchern in Filmen ist unrealistisch und oft unerwünscht.
* 🧜♀️ Arielle-Kontroverse: Erinnerung an ähnliche Diskussionen um die Hautfarbe von Darstellern in der Vergangenheit.
* 🤯 Unbegründete Kritik: Sich über Produktionen aufregen, die noch nicht einmal veröffentlicht sind.
Links
* Wikipedia: Kulturelle Aneignung
* Harry Potter Wiki: Severus Snape
* The Little Mermaid (2023 Film) – Offizielle Disney-Seite
* Artikel über Casting-Kontroversen in Hollywood
Vollständiges Transkript
Das Einzige, was noch ein bisschen blöder ist als dieser Wokismus-Wahn, ja, also dass man irgendwie alles krampfhaft gendern muss, dass man irgendwie immer irgendwelche Homosexuellen benennen muss und so weiter: Das Einzige, was noch blöder ist, ist die Gegenbewegung, dieser Antiwokismus.
Der bricht sich gerade so ein bisschen seinen Bann. Also es wird gerade wohl Harry Potter neu verfilmt, diesmal als Serie. Und da ist der Darsteller des Snape, da hat man sich jetzt wohl einen Farbigen ausgesucht. Ist natürlich eine absolute Katastrophe. Es wird umgehend unterstellt, dass das irgendwie Ausdruck eines Wokismus-Wahns sei, was mit Sicherheit Quatsch ist, weil so funktionieren solche Produktionen eigentlich nicht, es sei denn, man macht es kalkuliert. Auch das gibt es nur. Ja, man sucht vielleicht auch einfach nur einen Darsteller, der da passt und jetzt nicht auf Biegen und Brechen, "der muss aber eine andere Hautfarbe haben". Und selbst wenn, es ist vielleicht auch egal, solange der Schauspieler ansonsten taugt. Wenn man es natürlich nur deswegen so aussucht, dann ist es wieder das erste Extrem, dann ist es auch scheiße.
Wie das hier ist, kann natürlich zum jetzigen Zeitpunkt keiner sagen, weil das Produkt noch lange nicht fertig ist. Es sind gerade erst so die Darsteller bekannt. Es ist aber interessant, wie sich da Leute wirklich ernsthaft drüber aufregen, also sowieso lächerlich, sich darüber aufzuregen, weil es muss ja keiner gucken. Es ist ja nicht so, dass es irgendwie einen Zwang gibt, dass man sich alles angucken muss, nur weil da weiß ich nicht, Harry Potter draufsteht. Ich sage als jemand, der, glaube ich, ich habe ungefähr die Hälfte der Filme gesehen, schätze ich, und kein einziges Buch gelesen. Also mir ist es sowieso relativ Banane, aber es steht natürlich stellvertretend für viele andere ähnliche Themen.
Jetzt gibt es aber Leute, die sich ernsthaft hinstellen und sagen, dass sie das blöd finden, dass dann ein Schwarzer diese Rolle spielt. Das hätte aber gar nichts mit Rassismus zu tun, weil sie sind ja keine Rassisten. Ich mir so denke, ja, weiß ich nicht, merkst du es nicht selber? Also wenn das dein Problem ist, die Hautfarbe, was soll das Anderes sein? Weil es kann nun wirklich scheißegal sein eigentlich.
Und dann kommen so Ausreden wie: "Aber im Buch wird er beschrieben als bleich." Ja, mag sein. Also würde ich jetzt mal so sagen, man kann durchaus auch einem Schwarzen irgendwie so einen gewissen bleichen Teint geben, Hautfarbe hin oder her. Das muss jetzt nicht zwingend bedeuten im Sinne von Bleichgesicht, wie bei Karl May. Also das finde ich ist sowieso schon mal eine etwas merkwürdige Einstufung. Aber was daran noch ein bisschen lächerlicher ist: Also der mag in diesem Buch so beschrieben sein, wie gesagt, ich habe die Bücher alle nicht gelesen. Ich habe mir aber sagen lassen, Harry Potter wird zum Beispiel in den Büchern auch beschrieben als jemand mit grünen Augen, die auch mehrfach so angesprochen werden, auch wenn auch mehrfach so darauf hingewiesen, wie grün die sind. Und Daniel Radcliffe hat halt blaue Augen. Und es wurde sich – also man hätte die natürlich im Film auch ändern können, die Augenfarbe. Das ist normal, das kann man machen. Man hat sich offensichtlich bewusst dafür entschieden, die nicht zu ändern.
So, jetzt sag mal doch noch mal, dass du kein Rassist bist, wenn dir das mit den Augen des Hauptdarstellers völlig egal ist und ein Nebendarsteller Nr. 17 – okay, ist einer der wichtigeren, so viel habe ich schon auch verstanden, aber trotzdem – in einem Nebendarsteller, da ist ein Detail, das eigentlich auf einem ähnlichen Niveau anzusiedeln ist, auf einmal so super wichtig, und es soll aber angeblich nichts damit zu tun haben, dass man irgendwie ein Rassist ist. Kaufe ich nicht. Sorry, kaufe ich nicht.
Also man kann sagen, ja, für meine Vorstellung, für mein Bild von dieser Figur, hätte ich es besser gefunden. Es wäre vom Typ her wieder so jemand gewesen wie der Darsteller in den Filmen. Dass die Position kann man ja vertreten. Auch das finde ich ein bisschen affig, weil man irgendwie immer so tut, als müsste eine Verfilmung eine 1:1-Umsetzung einer literarischen Vorlage sein. Das ist erstens nie so, also wirklich nie so, selbst wenn sich alle Macher einig sind, dass sie das möglichst nahe an die Vorlage ran schaffen wollen, werden sie hier und da Kompromisse eingehen müssen. Also es ist sowieso nie so und es macht auch nichts, weil es muss auch anders sein. Keiner würde den Film sehen wollen, der eine 1:1-Umsetzung eines Buches ist. Manchmal sind die Änderungen natürlich, tun dem Werk nicht gut, okay, aber diese Entscheidung muss man halt trotzdem irgendwann treffen und das ist einfach so. Deswegen zu eng davon es ohnehin nicht sehen.
Aber in diesem Fall finde ich es wirklich ganz besonders bemerkenswert, wie sich offensichtlich rassistisch eingestellte Menschen, weil in der anderen Richtung habe ich so was noch nie gehört. Gut, mir fällt jetzt auch kein Fall ein, wo so was in einer anderen Richtung vorgekommen wäre, weil es nun mal, ja, es ist nun mal, es gibt relativ wenige Werke, wo jetzt die Hauptfigur ein Schwarzer ist. Mir fällt da jetzt jedenfalls akut keins ein und – also doch, mir fallen diverse ein, wo das so ist, das sind aber alles dann eher neuere Werke oder ja, jedenfalls Werke, wo es nie ein Remake gegeben hat, wo man das dann ausgerechnet geändert hat. Deswegen könnte auch ein Grund sein, warum es umgekehrt bisher nicht gibt. Ich halte es trotzdem nicht, also weiß ich wahrscheinlich eher schwer vorstellbar, aber wenn es andersrum läuft, dann wird immer ein Riesenfass aufgemacht.
Es war bei der Arielle mit schwarzer Hautfarbe so, obwohl es so wirklich scheißegal ist. Ich habe den Film nicht gesehen, nein, aber ich habe mir sagen, dass er soll scheiße sein, aus wahrscheinlich anderen Gründen. Die Hautfarbe wird da jetzt eher nicht das Problem gewesen sein, aber im Vorfeld gab es auch da ein Riesentheater, wo ich mir auch so gedacht habe, wenn man das Werk noch nicht mal kennt, aber das aufgrund von einem solchen Detail, das ist nun mal ein rassistisches Detail, wenn man die Hautfarbe so überhöht, so furchtbar wichtig findet, dann habe ich keine andere Erklärung, als dass die Leute echt ein Problem damit haben, wenn Leute schwarz sind. Das ist einfach saudämlich, das ist einfach saudämlich.
Bei Arielle, bei der Diskussion damals, es ist ja, wenn sie zwei, drei Jahre her oder so, auch da haben sich die Leute herausgeredet, und da war es noch abstruser, weil da haben sie dann so was gesagt: "Ja, aber in den Märchen von Andersen, ich meine, der war doch, der war doch Däne, natürlich war, der hat auch die Haut beschrieben wohl", keine Ahnung, auf jeden Fall wäre es doch offensichtlich, dass Arielle deswegen auf gar keinen Fall eine Schwarze sein könnte. Wo ich mir so denke, das Andersen-Märchen – also das mag da schon drauf aufbauen, auch inhaltlich ein bisschen, trotzdem ist es ja jetzt keine ausdrückliche Verfilmung dieses Märchens, zumindest wüsste ich nicht, dass Andersens-Märchen-Frau Arielle hieß und es singende Krabben am Meeresgrund gab und so weiter. Also auch da war es wirklich mehr so Schutzbehauptung, und das haben wir jetzt wieder mit dieser komischen Harry Potter-Serie, und ich weiß nicht, was das Theater soll. Ich weiß auch nicht, warum die Leute nicht – also warum muss man die Fresse aufreißen, weil Darsteller ausgesucht worden sind und man irgendwie der Meinung ist, die möchte ich nicht? Also das ist ja alleine schon dämlich, dass man es dann an solchen Sachen festmacht, ist noch dämlicher, und überhaupt ein Werk zu beurteilen, bevor es überhaupt erschienen ist. Das ist nochmal eine ganz eigene Liga von Dämlichkeit, aber wie dem auch sei.
Ich sehe nicht, warum das nicht blanker Rassismus sein soll, welchen Grund sonst sollte man da haben. Mir fällt keiner ein.
Abgesehen von dem, dass man sagt, ja, für meine Vorstellung wäre es irgendwie cooler, das rechtfertigt aber dann auch nicht so ein Theater, und dann kann man auch sagen: "Ja, ich warte mal ab, wie es kommt."
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