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Das Geheimnis kluger Entscheidungen (Folge 3: Der Körper)

Episode Transcript

Sabina Paechnatz

Herzlich willkommen um dritten und letzten Podcast in der Reihe Das Geheimnis kluger Entscheidungen.

Ich freue mich auf das Interview mit Peter Paechnatz, der als Trainer, Berater und Coach vor allem viel Erfahrung hat, in dynamischen und komplexen Systemen eine Orientierung für kluge Entscheidungen u finden.

In den ersten beiden Podcasts haben wir das Entscheidungssystem des Herzens und das des Kopfes besprochen.

Wir kommen nun um dritten und ältesten Entscheidungssystem, dem unseres Körpers.

Im ersten Podcast haben wir das Entscheidungssystem Kopf behandelt.

Es wird uns in diesem Podcast noch einmal beschäftigen, weil das Bewusstsein und der Verstand für das Zusammenspiel der drei Entscheidungssysteme eine wichtige Steuerungsfunktion übernimmt.

Peter, was ist das Besondere an unserem Körper, wenn wir über kluge Entscheidungen sprechen?

Peter Paechnatz

Der Körper ist ein umfassender Speicher von Lebenserfahrung und unser emotionales Erfahrungsgedächtnis.

Unser emotionales Erfahrungsgedächtnis spielt bei Entscheidungen eine wichtige Rolle.

Es will uns schützen und es unterstützt uns, wenn unsere Entscheidungen mit positiven Erfahrungen übereinstimmen.

Es sagt Stop, wenn unsere Erfahrungen nicht gut waren.

Die Sprache des Körpers sind somatische Marker.

Somatische Marker können Nacken und Muskelverspannungen, Bauchschmerzen aber auch Glücksmomente sein.

Somatische Marker sind also Körpergefühle.

Glücksmomente werden gewöhnlich durch einfache Ereignisse ausgelöst und sie wirken ungelbarm hier und jetzt.

In dem Moment entsteht eine umfassende Zufriedenheit, Ruhe und ein körperliches Wohlbefinden.

Der Körper als Speicher von Lebenserfahrungen äußert sich auf Dauer in Körperhaltungen.

Körperhaltungen stehen also im engen Zusammenhang mit unseren Lebenserfahrungen.

Sabina Paechnatz

Du verbindest also persönliche Haltungen mit Körperhaltungen.

Könntest du uns darlegen, wie Körperhaltungen und damit Haltungen überhaupt mit Entscheidungen usammenhängen?

Peter Paechnatz

Unsere Alltagssprache kennt den Zusammenhang wischen Entscheidungen und Körperhaltungen.

Wenn wir um Beispiel sagen, da steht jemand u seiner oder ihrer Entscheidung.

Diesen Menschen wirft so leicht nichts um.

Er oder sie bleiben auch in schwierigen Situationen standhaft.

Es gibt viele weitere Sprachbilder, wie um Beispiel geknickt sein, sich verbiegen, sich hängen lassen.

Die Schultern spielen bei der Körperhaltung eine entscheidende Rolle.

Wenn ich um Beispiel offen bin, da sind meine Schultern ein wenig nach hinten geneigt.

Sabina Paechnatz

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal aufgreifen, dass du sagtest, unser Körper sei ein emotionales Erfahrungsgedächtnis.

Kannst du uns noch einmal beschreiben, welchen Einfluss das auf unsere Entscheidungen nimmt?

Peter Paechnatz

Das emotionale Erfahrungsgedächtnis des Körpers ist einfach strukturiert, sehr alt und sehr mächtig.

Es ist nonverbal und sagt nur Stop oder Go.

Dabei gleicht es die aktuelle mit erfahrenen Situationen ab.

Sobald die aktuelle Situation nur in wenigen Elementen mit der negativ erfahrenen Situation übereinstimmt, sagt das Körpergedächtnis Stop.

Wenn es keine eindeutige Zuordnung wischen der aktuellen und erfahrenen Situation gibt, bleibt es neutral.

Wenn es eine eindeutig positive Zuordnung gibt, dann sagt es Go.

Es gibt also drei Entscheidungsrichtungen des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses.

Stop, Go und neutral.

Das emotionale Erfahrungsgedächtnis ist in seiner Funktion eng verwandt mit dem Stresssystem.

Es neigt also auch ur Übergeneralisierung von schlechten Erfahrungen im Sinne guter Fehler.

Lieber einmal mehr Stop sagen, als einmal u viel Go.

Es will uns ja schützen.

Also sich allein auf das emotionale Erfahrungsgedächtnis u verlassen, ist auch nicht immer ratsam.

Es kann mehr Stop sagen, als tatsächlich notwendig ist.

Zumal die Antwort Stop nicht die Frage beantwortet, unter welchen Voraussetzungen mein emotionales Erfahrungsgedächtnis Go sagt.

Wenn allerdings unser emotionales Erfahrungsgedächtnis Stop sagt, dann sollten wir dieses Signal ernst nehmen, weil sonst im Zweifel die nötige Haltung und Standfestigkeit fehlt, Entscheidungen in schwierigen Situationen durchzuhalten.

Sabina Paechnatz

Wie kann ich mein emotionales Erfahrungsgedächtnis für kluge Entscheidungen nutzen?

Das scheint ja, so wie du es beschreibst, kein Selbstgänger u sein.

Peter Paechnatz

Um unser emotionales Erfahrungsgedächtnis aktiv für kluge Entscheidungen einzubinden, müssen wir bewusst und aufmerksam auf unsere Körpersignale achten.

Im Alltag nehmen wir unsere Körpersignale häufig durch eine anstrengende und verdichtende Kopfarbeit nicht bewusst wahr.

Das liegt daran, dass unser Gehirn große Mengen von Energie für die Denkarbeit benötigt.

Um diese Energien aufzuwenden, laufen alle anderen Wahrnehmungsprozesse im niedrigeren Energieläffel des Vor- oder Unbewussten.

Sie finden also statt, werden von uns aber nicht bewusst wahrgenommen.

Wenn wir unser Erfahrungsgedächtnis für unsere anstehenden Entscheidungen nutzen wollen, dann müssen wir uerst ein Ziel formulieren und dann Kontakt mit unserem Körper aufnehmen, um u überprüfen, wie unser Körper auf dieses Ziel reagiert.

Ich will dazu ein Beispiel aus einem meiner Seminare aufgreifen.

Nehmen wir mal an, ich formuliere folgendes Ziel.

Ich möchte mich abgrenzen von Anforderungen anderer Menschen mir gegenüber.

Das bedeutsame Wort ist das Verb abgrenzen.

Ich überprüfe also, wie mein Körper innerlich auf das Wort Grenze reagiert.

Dazu nehme ich Kontakt mit meinem Körper auf, indem ich mich auf meinen Atem konzentriere und die Augen schließe.

Ich atme bewusst durch die Nase tief ein, bis sich mein Zbergfell anhebt und ich atme bewusst durch den Mund aus, solange bis sich meine Bauchdecke senkt.

Das mache ich solange, bis ich mich ganz auf meinen Körper konzentriere.

Zur Intensivierung der Übung empfiehlt es sich, den Atem mental in verschiedene Körperregionen u senden, weil damit meine Aufmerksamkeit auf bestimmte Körperregionen gelenkt wird.

Und auch hier gilt ein tiefes Einatmen durch die Nase und ein tiefes Ausatmen durch den Mund.

Wenn ich im guten Kontakt u meinem Körper bin, dann sage ich das Wort Grenze.

Dabei achte ich auf meine inneren Körperreaktionen, die sich vor meinem inneren Auge abspielen.

Das können Bilder, Farben, Wörter, Erinnerungen und vieles andere mehr sein.

Das ist bei jedem Menschen anders.

Da gibt es kein richtig oder falsch.

Wichtig ist dabei, meine Befindlichkeit wahrzunehmen, die mit meinen Körperreaktionen verbunden sind.

Es gibt drei Richtungen der Befindlichkeit.

Ich fühle mich unwohl, ich fühle mich wohl oder es sind eher neutrale oder nicht eindeutige Befindlichkeiten.

Wenn ich mich mit dem Wort Grenze wohlfühle, dann sagt man emotionales Erfahrungsgedächtnis.

Wenn ich mich unwohl fühle oder die Befindlichkeit nicht eindeutig oder neutral ist, dann kann ich davon ausgehen, dass mir nicht ausreichende Energie ur Verfügung steht, das Ziel durchzuhalten, wenn es schwierig wird.

Bei diesem Ziel, mich gegenüber anderen in ihren Anforderungen abzugrenzen, kann ich davon ausgehen, dass es auch mal schwierig werden kann, wenn ich nicht mehr alles erfülle, was andere von mir erwarten.

Eine positive Entscheidung meines Körpers kann also hilfreich sein, diese Entscheidung durchzuhalten und nicht umzufallen oder einzuknicken, wenn es schwierig wird.

Sabina Paechnatz

Wenn mein emotionales Erfahrungsgedächtnis bei dieser Übung also jetzt Stop sagt, was mache ich denn dann?

Du sagtest ja, Stop beantwortet nicht automatisch die Frage, was ich stattdessen tun kann.

Peter Paechnatz

In diesem Fall, wo mir nicht genügend positive Energie ur Verfügung steht und mein Erfahrungsgedächtnis Stop sagt oder neutral reagiert, muss ich mein Ziel umformulieren und die Übung wiederholen.

Eine Möglichkeit der Umformulierung in diesem Beispiel ist, ich möchte frei von Anforderungen anderer mir gegenüber sein.

Das entrale Wort, das ich mit der oben genannten Atemübung wiederhole und mit meinem emotionalen Erfahrungen überprüfe, ist also das Wort Freiheit.

Wenn ich durch diese Umformulierung eine positive Antwort erhalte, habe ich mein Ziel erreicht.

Ansonsten muss ich das Ziel so lange umformulieren, bis mein emotionales Erfahrungsgedächtnis Go!

sagt.

Dem aufmerksamen Zuhörer wird nicht entgangen sein, dass es kulturelle und kollektiv positive wie negative Besetzung des Wortes Grenze oder des Wortes Freiheit gibt.

Wenn ich diese Übung in meinen Seminaren mache, wird das Wort Grenze überwiegend von den Menschen als belastend empfunden, die konkrete Erfahrung mit der innerdeutschen Grenze gemacht haben.

Während jüngere Menschen mit dem Wort Grenze eher positive Erfahrungen im Sinne eines grenzfreien Europas verbinden.

Sabina Paechnatz

Wir hatten am Anfang dieses Podcasts auf den Verstand und das Bewusstsein hingewiesen.

Beide übernehmen bei der Gesamtsteuerung kluger Entscheidungen eine wichtige Aufgabe der Gesamtsteuerung.

Kannst du das noch einmal erklären?

Peter Paechnatz

Der weitaus wichtige Aspekt für die Nutzung unseres emotionalen Erfahrungsgedächtnisses ist die menschliche Fähigkeit, dass wir unseren Körper bewusst wahrnehmen können.

Die bewusste Körpererfahrung ermöglicht uns, dass wir uns u uns selbst ins Verhältnis setzen.

Es dadurch erwachsen uns neue Handlungsmöglichkeiten.

Wir haben damit potenziell die Freiheit, so oder anders u handeln.

Watzlaw Havel soll einmal gesagt haben, wirkliche Freiheit ist die innere Freiheit, so oder anders u handeln.

Wir können also unser Bewusstsein u weit mehr nutzen als um Denken.

In Verbindung mit der Sprache und unseren bewussten Körpererfahrungen kann es ein Intelligenzverstärker sein.

Und damit kommen wir um letzten Teil der klugen Entscheidungen, nämlich dass der Verstand die Gefühle an die Hand nehmen muss, um u klugen Entscheidungen u kommen.

Sabina Paechnatz

Bevor wir dazu kommen, möchte ich ein kurzes Zwischenfazit dessen machen, was wir bisher in drei Podcasts dargelegt haben.

Kluge Entscheidungen benötigen Zeit, weil wir dazu Anwahlungsprozesse unseres Gehirns benötigen.

Es kann sein, dass wir bei klugen Entscheidungen vorübergehende Lösungslosigkeit aushalten müssen.

Die drei Entscheidungssysteme sind unterschiedlicher Art und sie haben unterschiedliche Funktionalitäten.

Zwei von drei Entscheidungssystemen sind nonverbaler Natur.

Ein Entscheidungssystem alleine führt nicht u klugen Entscheidungen, insbesondere dann, wenn die Entscheidungssysteme Kopf, Herz und Hand u unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was öfters der Fall ist, als uns lieb ist.

Sie führen auch deswegen nicht u klugen Entscheidungen, weil jedes Entscheidungssystem für sich auch Nachteile enthält.

Der Kopf neigt ur Komplexität, die Emotionen u einseitigen und u schnellen Entscheidungen und das emotionale Erfahrungsgedächtnis sagt er Stop als Go und ist nicht eindeutig.

Es agiert auch mehr im Hintergrund.

Sobald wir aber wei Entscheidungssysteme miteinander in ein Zusammenspiel bringen, kommen wir der Möglichkeit, kluge Entscheidungen u treffen ein ganzes Stück näher.

Zuletzt haben wir das im Zusammenspiel von Bewusstsein und Körpergedächtnis dargelegt.

Wie kann nun der Verstand die Gefühle an die Hand nehmen?

Peter Paechnatz

Um die Frage u beantworten, muss ich ein wenig ausholen.

Jeder Mensch wird mit der Herausforderung geboren, dass unser emotionales System für uns von Anfang an funktions- und leistungsfähiger ist als unser Verstand.

Unser Verstand muss sich erst noch entwickeln.

Die ersten drei bis vier Lebensjahre entwickelt sich der Verstand durch neuronale Vernetzung und Verdichtung.

Bewusstseinszustände sind an bestimmte Schwingungsfrequenzen neuronaler Netze gebunden.

Die individuelle Entwicklung eines Menschen im Mutterleib und als Kleinkind bis ur Jugendphase ist ein Abbild der biologischen Entwicklung des Menschen.

Das Bewusstsein ist eine sehr späte Errungenschaft der Menschen und ein Resultat sozialer und gesellschaftlicher Entwicklung.

In unserer Kultur liegen wir das Hauptaugenmerk auf die analytischen und verwertbaren Fähigkeiten des bewussten Denkens.

Dagegen wird der Zusammenhang ur emotionalen und sozialen Kompetenz eher ufällig oder nebenbei vermittelt.

In der Gehirnentwicklung sind sehr unterschiedliche Gehirnregionen für die emotionale, soziale und kognitiven Fähigkeiten uständig.

Das bedeutet, dass die Entwicklung von analytischen, mathematischen, sprachlichen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen getrennt von der sozialen und emotionalen Kompetenz stattfinden kann.

Ein Mensch kann in der Schulbildung hochkompetent und emotional unterentwickelt sein.

Ein Mensch kann im Sinne der Schulbildung wenig kompetent, aber emotional und sozial hochkompetent sein.

Idealerweise sind sowohl die analytischen wie sozialen Kompetenzen hochentwickelt.

Meine Erfahrung in über 30 Jahren Erwachsenenbildung ist allerdings, dass wir hochgebildete Menschen im akademischen Sinne haben, die in ihrer sozialen und emotionalen Kompetenz jedoch weniger ausgebildet sind.

Das liegt an der kulturellen Dominanz der analytik, juristischen und naturwissenschaftlichen Ausrichtung unserer ökonomischen Welt.

Ein Großteil der schulisch gut ausgebildeten Menschen hat eher nicht gelernt, dass ihr Verstand die Gefühle an die Hand nehmen muss.

Das führt u deutlichen Problemen in der Erwachsenen Selbststeuerung und Konfliktlösung.

Bei emotionalen und sozialen Problemen fällt die Sprache möglicherweise als Intelligenzverstärker aus.

Entweder verbleiben viele auf dem Niveau des diffusen Gefühls, also dem Meckern, oder sie empfinden sich als Opfer.

Oder sie versuchen, emotionale und soziale Probleme u versachnischen und gießen damit ungewollt Öl ins Feuer.

Sabina Paechnatz

Du sprichst hier an, dass die Gefühlswelt und die Welt des Verstandes in unserer Kultur eher nicht usammenwirken.

Was bedeutet das um Beispiel im Umgang mit Entscheidungen?

Peter Paechnatz

Wir versuchen sehr häufig unsere Entscheidungen mit Sachargumenten u begründen, oder wir versuchen Menschen mit Sachargumenten u überzeugen, ihre Haltung oder Entscheidungen u ändern.

Gefühle von Menschen verändern sich nicht durch Sachargumente, sondern nur durch die Erfüllung von ihren jeweils subjektiven Bedürfnissen.

Mit Sachargumenten Stimmungen oder Gefühle u verändern, kommt bei den Betroffenen häufig so an, dass sie eine mangelnde Wertschätzung empfinden.

Er oder sie nimmt mich nicht ernst oder respektiert mich nicht.

Sie behandeln mich von oben herab, wenn sie mir verdeutlichen wollen, dass meine Gefühle falsch sind.

Gefühle sind Botschafter von Bedürfnissen und aus Sicht der Betroffenen immer funktional, d.h.

gerechtfertigt.

Wir haben im weiten Podcast über das Entscheidungssystem der Gefühle und Bedürfnisse gesagt, dass es für sich alleine auch nicht geeignet ist, kluge Entscheidungen u treffen.

Es braucht also immer die Impulskontrolle von Gefühlen, also den Verstand.

Die Versachlichung von Gefühlen erlebe ich häufig als eine Hilflosigkeit von Menschen im Umgang mit heiglen und gefühlvollen Situationen.

Die Betroffenen, die sehr stark meckern, sind auch hilflos in dem Sinne, dass ihr Verstand die Gefühle nicht an die Hand nehmen kann.

Kleinhirn beherrscht Großhirn.

In so einem Zustand versuchen sich also wei Blinde über die Farbe u unterhalten.

Sabina Paechnatz

Wie kann der Verstand die Gefühle an die Hand nehmen?

Peter Paechnatz

Rufen wir uns in Erinnerung, dass Gefühle Botschafter von Bedürfnissen sind.

Wohlfühlen geht einher mit Bedürfnis Erfüllung.

Ärger ist ein generelles Gefühl, dass eines oder einigen mir wichtige Bedürfnisse im konkreten Kontext nicht erfüllt sind.

Gefühle haben einen Hinweis und einen Appellcharakter.

Ärger bedeutet der Hinweis, welches Bedürfnis nicht erfüllt ist.

Wenn ich mein Ärger bewusst wahrnehme und auf ihn eingehe und diesen Hinweis ernst nehme, dann verändert sich das Ärgergefühl deswegen, weil die Hinweisfunktion des Gefühls Ärger erfüllt wurde.

Wir hatten schon ausgeführt, dass Gefühle funktional und ökonomisch sind, d.h.

sie sind nur so lange da, wie sie notwendig sind.

Wenn ich selbst in meinem Gefühl mich ernst nehme, ist das der erste wichtige Schritt in eine erfolgreiche Bedürfniserfüllung.

Wenn ich nun meinen Gefühlen in Verbindung mit den Bedürfnissen einen Namen gebe, komme ich weiter.

Aus meinem Ärger wird im konkreten Lebenskontext .B.

die Erkenntnis, mir fehlt Nutzen und oder die Sinnhaftigkeit in der Aufgabe, mir fehlt der sichere Erfolg, mir ist das u anstrengend oder unangenehm, daher fehlt mir die Annehmlichkeit oder mir fehlt die Wertschätzung.

Wenn wir den Gefühlen mit ihren direkten Verweisungszusammenhängen u den Bedürfnissen einen Namen geben, entlastet es uns und unsere Mitmenschen.

Kein Mensch findet es erträglich, sich schlecht oder belastet u fühlen oder darin ausgeliefert u sein.

Menschen können häufig mit dem Meckern anderer Menschen nichts anfangen, weil es eine diffuse Befindlichkeit ohne Lösungsansatz bedeuten kann.

Also wenn ich .B.

meckere, was habt ihr euch da wieder ausgedacht, das kann ja nicht funktionieren.

Komme ich auf die gut gemeinte Frage, Peter, was können wir denn aus deiner Sicht besser machen, möglicherweise in einen Begründungsnotstand, weil ich ja nur selber dieses diffuse Gefühl habe.

Mein Verstand kann also mein Gefühl nicht an die Hand nehmen und ich komme damit in die Lage, die verschlüsselten Botschaften meiner Befindlichkeiten nicht erkennbar u machen.

Ich werde möglicherweise in einen Begründungsnotstand versetzt und sage dann, das weiß ich doch nicht, ich bin doch keine Führungskraft.

Sabina Paechnatz

Warum führt eine gut gemeinte Frage an die Betroffenen in diesem Zusammenhang häufig nicht weiter?

Peter Paechnatz

Eine gut gemeinte Frage setzt die innere Klärung des Betroffenen voraus, damit ich auf die Frage auch eine Antwort bekomme, mit der wir weiterarbeiten können.

Wenn ich nun selbst hilflos bin und den Zusammenhang von Gefühlen und Bedürfnissen nicht kenne, bin ich mit meinem Latein schnell an Ende und das geht vielen Menschen so.

Sabina Paechnatz

Und wie kann eine Lösung aussehen?

Peter Paechnatz

Wenn ich für mich selbst den Zusammenhang wischen Gefühlen und Bedürfnissen verinnerlicht und häufig trainiert habe, dann sieht die Situation schon anders aus.

Ich kann die Situation konstruktiv auflösen und weiter voranbringen.

Ich kann den anderen spiegeln.

Der erste Schritt besteht darin, dass ich eine Annahme äußere, welche konkreten Bedürfnisse hinter dem Gefühl in einer konkreten Situation für den anderen stehen können.

Das kann ich folgendermaßen äußern.

Also Peter, wenn ich dich so hören sage, da habt ihr euch ja was schönes ausgedacht.

Das kann ja nicht funktionieren, denn hört sich das für mich so an, dass du nicht sicher bist, dass die Sache aus deiner Sicht funktioniert und erfolgreich ist und dass wir hätten dich mit einbeziehen müssen.

Habe ich dich da richtig verstanden?

Bevor wir weitermachen, eine kurze Erklärung für das Vorgehen.

Ich habe in der tatsächlichen Lebenssituation eine begründete Annahme, dass es Peter um sein Bedürfnis nach sicheren Erfolg und Wertschätzung durch Einbeziehung seiner Fachkompetenz geht.

Das äußere ich in Form einer Ich-Botschaft auf einer beschreienden und nicht bewertenen Art, weil jede Bewertung in dem Sinne Peter, das hast du doch völlig falsch verstanden, den Konflikt verschärfen kann.

Bewertungen in dieser Situation führen im Zweifel ur Eskalation.

Ich schließe meine Ausführung bewusst mit einer geschlossenen Frage.

Habe ich dich da richtig verstanden?

Weil es mir darum geht, festzustellen, ob wir ein gemeinsames Verständnis haben, worum es dem Peter geht.

Nehmen wir mal an, ich habe die verschlüsselte Botschaft von Peter richtig verstanden, dann kann nun Folgendes bei ihm passieren.

Ich gebe seinem Gefühl einen Namen, in dem ich die dahinterliegenden Bedürfnisse nach sicheren Erfolg und Wertschätzung spiegele.

Damit einhergeht, dass wir nun die Sprache als Intelligenzverstärker einsetzen können.

Wenn das stimmt, was ich sage, entlastet das Peter augenblicklich.

Seine Gefühle verändern sich, weil er sich ernst genommen und verstanden fühlt und damit der Hinweischarakter des Gefühls nach Wertschätzung erfüllt wird.

Die echte Absicht, den anderen u verstehen, ahlt beim anderen auf das Bedürfnis Wertschätzung ein.

Das Kleinhirn kann sich konstruktiv mit dem Großhirn verbinden, weil sein Verstand sein Gefühl einen Namen gibt und somit kann der Verstand sein Gefühl an die Hand nehmen.

Sabina Paechnatz

Wenn ich das erreicht habe, wie kann ich die Situation dann positiv auflösen?

Peter Paechnatz

Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens liegt nun darin, dass nun die Bedürfnisse in den Vordergrund und die Gefühle in den Hintergrund treten.

Über Bedürfnisse kann man gut verhandeln.

Es gibt nur ganz unterschiedliche Wege, Bedürfnisse unter einen Hut u bringen und daraus ein Gewinner-Gewinner-Ereignis u machen.

Bedürfnisse von Menschen sind fast immer gleich.

Die Anlässe und die Positionen, aus denen heraus wir Bedürfnisse äußern, können sehr unterschiedlich sein.

Normalerweise wünscht sich jeder Mensch eine sichere, erfolgreiche, sinnvolle, angenehme und wertschätzende Zusammenarbeit.

Zum Konflikt kommt es immer dann, wenn ein Mensch die Erwartung oder die begründete Annahme hat, dass sein Bedürfnis weniger wichtig sei als das Bedürfnis des anderen und er daher befürchten muss, dass sein Bedürfnis unter die Räder kommt.

Sobald es nur danach riecht oder wir die Fantasie haben, dass unser Bedürfnis mal wieder nicht ernst genommen und daher nicht erfüllt wird, wird unser Stresssystem aktiviert.

Sabina Paechnatz

Es ist deutlich geworden, welch enorme soziale und emotionale Lösungskompetenz daran liegt, wenn der Verstand, die Sprache und das Bewusstsein die Gefühle an die Hand nehmen.

Was ist der besondere Wert für mich, das u trainieren und u verinnerlichen?

Peter Paechnatz

Wenn ich gelernt habe, auf meine Bedürfnisse u achten, erkenne ich auch die Bedürfnisse des Anderen viel besser, weil wir als Menschen uns darin sehr ähnlich sind und uns spiegeln können.

Wenn ich dann noch meine Ziele mit meinem emotionalen Erfahrungsgedächtnis so in Übereinstimmung bringe, dass ich positiv hinter meinen Zielen stehen kann, ist das gleichbedeutend für kluge Entscheidungen.

Kluge Entscheidungen sind also ein Prozess, in dem ich Verstand, Bedürfnisse und emotionale Erfahrungen in ein positives, kraftvolles Zusammenspiel bringe.

Sabina Paechnatz

Damit sind wir am Ende des dritten Podcasts Das Geheimnis kluger Entscheidungen.

Vielen Dank Peter für deine fundierten Erfahrungen und Praxiseinblicke.

Peter Paechnatz

Zwei Hinweise sind mir um Schluss noch wichtig.

Kluge Entscheidungen u treffen ist eine Könnens-Kompetenz.

Es ist gut, darüber etwas u wissen, aber Wissen ist nicht gleich Können.

In meinen Seminaren und meinem Coaching trainiere ich diese Kompetenz.

Sie können mich über meine Webseite www.bepconsult.de erreichen.

Vielen Dank, dass Sie uns ugehört haben.