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Sabina Müller: Bürgermeisterin in Fröndenberg

Episode Transcript

Rebecca

Herzlich Willkommen bei der fliegenden Ruhreule.

Seba

Ein schöner Podcast.

Rebecca

Aus dem unerwartet vielfältigen Fröndenberg.

Seba

Mit spritzigen Gästen über Themen.

Rebecca

Die den Blick walten.

Seba

Und mit Rebecca und Seba.

Rebecca

Jetzt kommt die Folge mit Sabina Müller.

Sabina Müller, Rathaus, Volleyball, Bürgermeisterin.

Seba

Genau, Bürgermeisterin unserer Stadt, Fröndenberg/Ruhr.

Rebecca

Seit vier Jahren im Amt und sie stellt sich bei den Kommunalwahlen zur Wiederwahl.

Seba

In der heutigen Folge versuchen wir den Menschen hinter der Politikerin zu Wort kommen zu lassen.

Rebecca

Und?

Seba

Ja, ist halt schwierig irgendwo.

Die politischen Aktivitäten werden natürlich durch die Persönlichkeit gespeist und gleichzeitig beeinflussen die politischen Erfahrungen auch die Persönlichkeit und das Persönliche.

Rebecca

Ist das gut oder schlecht?

Seba

Das ist vor allem mal realistisch, ehrlich und auch spannend zu sehen.

In dieser Episode kann man ein wenig was über dieses Wechselspiel lernen und ein wenig was auch über so ein politisches Spitzenamt erfahren.

Rebecca

Super.

Ja, dann kommen hier noch ein paar knackige Infos zu Sabina Müller.

Sie ist in Dortmund-Benninghofen geboren und hat 1987 ihr Abitur am Max-Planck-Gymnasium gemacht.

In der Zeit hat sie Volleyball beim TV Hörde in der 1.

Bundesliga gespielt.

Seba

Ist sogar bis in die Nationalmannschaft gekommen.

Rebecca

Und hat dann eine Ausbildung in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gemacht.

Seba

Da ist sie dann in der selbstständigen Buchhalterin geworden.

Rebecca

1994 ist sie nach Fröndenberg gekommen und hat drei Kinder.

Seba

Dann mal rein ins Gespräch, oder?

Rebecca

Auf geht's!

Seba

Bei mir sitzt Sabina Müller, heute vielen Menschen bekannt als Bürgermeisterin von Fröndenberg.

Aber das Amt ist ja nicht hineingeboren worden, sondern gewählt worden vor einigen Jahren.

Und mich interessiert als erstes die Frage, Sabina, was warst du, bevor du Bürgermeisterin wurdest?

Was hast du beruflich gemacht?

Sabina

Ja, ich habe eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten gemacht, habe in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gearbeitet und habe das auch sehr gerne gemacht und habe schon während meines Berufes in der Wirtschaftsprüfung auch nebenberuflich gearbeitet.

Und in dieser Zeit sind wir dann auch nach Fröndenberg gezogen.

Und in der Zeit, als dann meine erste Tochter geboren wurde, unsere Svenja, da habe ich dann gewusst, ich möchte gerne auch weiter im Beruf bleiben.

Gerade in dem Beruf braucht man viel Fachwissen und es ändert sich immer etwas.

Und es ist schon anstrengend, dann auch immer auf dem Laufenden zu bleiben.

Und dann habe ich mich auch selbstständig gemacht in der Zeit und habe dann von zu Hause aus arbeiten können.

Das ist in dem Beruf ja gut möglich.

Seba

Weit vor Corona schon Homeoffice gehabt.

Sabina

Ja, das ist ja möglich.

Damals ja noch echte Papierbelege, mit denen man gearbeitet hat und dann hat man sich die Ordner eben mit nach Hause genommen.

Und ich hatte auch Glück.

Ich habe dann auch in einem Büro gearbeitet.

Nach Svenja war ich erst in einem Büro in Hörde und habe dann mit einem alten Kollegen dort auch zusammenarbeiten können.

Und ich konnte mich dann darauf einstellen, mit Svenja zusammen, dass ich arbeiten konnte.

Das war wirklich gut.

Meine Mama hat dann auf Svenja aufgepasst und ich konnte in aller Ruhe arbeiten gehen.

Seba

Das war gut.

Wann hast du denn dieses Berufsleben gestartet?

Sabina

Ich bin 99, ist unsere Svenja geboren und dann habe ich dann auch ein paar Wochen nach der Geburt, im Februar, habe ich angefangen im Büro dann auch zu arbeiten und das war eine gute Zeit.

Seba

Und hast du in dieser Zeit dich auch schon politisch engagiert?

Sabina

Ja, ich bin in der SPD, aber ich glaube seit 1990, über 30 Jahre auf jeden Fall.

Und ich komme ja aus Dortmund-Benninghofen und da gab es damals einen sehr jungen Ortsverein und die haben auch viel für politische Bildung gemacht, interessante Themen aufgegriffen.

Und als ich dann 1994 nach Fröndenberg gezogen bin, da war ich erstmal noch nicht so in der Politik, sondern wir mussten auch erstmal Fuß fassen.

Und durch einen Zufall habe ich dann meinen Nachbarn kennengelernt, der im Rat sitzt.

Seba

Wer war das?

Sabina

Das war Helmut Köppe.

Seba

Das ist mein Nachbar.

Sabina

Und ja, dann war es so, dass im Kindergarten das Kiebitz-Gesetz aufkam und da war ich mir sehr sicher, dass das nicht gut gelungen war.

Seba

In den 2000ern war das, glaube ich.

Sabina

Ja, und da muss ich ganz ehrlich sagen, dann bin ich losmarschiert und habe gesagt, was macht ihr denn eigentlich?

Und das war so der Moment, wo ich dann gedacht habe, also man muss was tun, man kann nicht da sitzen und warten, dass was passiert, man muss selber was tun.

Und dann bin ich wieder hingegangen zur SPD-Fraktion.

Und ja, und dann bin ich gefragt worden, möchtest du für den Rat kandidieren, kannst du dir das vorstellen?

Ja, und da hatten wir ja schon drei kleine Kinder und dann habe ich erst gesagt, Mensch, drei Kinder und arbeiten, schaffe ich das?

Und dann war es eigentlich mein Mann, der gesagt hat, na klar, kriegen wir das doch hin und mach das doch.

Wann bekommt man so eine Chance?

Und ich bin froh, dass er das auch so gemacht hat und dass wir das auch als Familiengut hinbekommen haben.

Ja, und dann habe ich für den Bereich Westig kandidiert und bin auch direkt in den Rat gewählt worden.

Seba

Und warum ist es eigentlich die SPD geworden, für die du dich da hast aufstellen lassen und so?

Sabina

Ja, warum?

Weil mir die sozialen Themen sehr am Herzen liegen oder immer schon gelegen haben.

Aber es gibt vielleicht auch Themen, da bin ich konservativer, was Kindererziehung oder so betrifft.

Ich glaube, wenn man auch in einer Partei ist, dann hat man so grundlegende Züge, wo man sagt, okay, da fühle ich mich wohl.

Aber es gibt sicherlich auch immer wieder Themen, wo man sagt, das ist nicht in Ordnung.

Das finde ich nicht gut.

Da brauchen wir uns, denke ich, nur mal das aktuelle Geschehen auch angucken.

Aber dann liegt es auch daran, dass man die Abgeordneten mal abholt und drüber redet und sagt, was man nicht in Ordnung findet.

Das Austritten, finde ich jetzt an der Stelle, ist nicht der richtige Weg, sondern man muss seine Abgeordneten dann auch fordern und sagen, was nicht gut ist.

Seba

Wie lange warst du Ratsherrin?

Warum heißt das eigentlich Ratsherrin?

Ratsdame?

Sabina

Ratsdame?

Ich habe zehn Jahre im Rat gesessen, bevor ich Bürgermeisterin wurde.

Also war das...

Seba

Wie kam der Entschluss, Bürgermeisterin werden zu wollen, zu kandidieren?

Sabina

Ja, der Entschluss ist eigentlich gar nicht so geboren, sondern ich bin immer wieder angesprochen worden.

Ich war ja Fraktionsvorsitzende und dann stellt man sich irgendwann die Frage, ist das überhaupt was für mich?

Also Frauen denken ja ein bisschen anders.

Kann ich das schaffen?

Ist das was, was möglich ist?

Mit dem, was ich an Wissen mitbringe oder wie ich mir mein Leben auch vorstelle, denn ich sage mal 70er, 80-Stunden-Woche, die fällt nicht vom Himmel, da muss die Familie auch mitmachen.

Dann habe ich mich mit mehreren Seminaren auch darauf vorbereitet, einfach sich auch selber mal zu prüfen, ist das wirklich das, was ich will und schaffe ich das?

Seba

Das macht man dann irgendwie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung?

Sabina

Genau, ich habe aber auch SGK und da war das so, das waren auch teilweise Seminare für Frauen.

Seba

SGK, sag mal kurz.

Sabina

Das sind unsere Kommunalen, die uns auch beraten, die machen auch Seminare für uns, also auch von der SPD.

Und dann war es so, dass ich dann auch, man konnte sich für ein Programm bewerben, wo Frauen, die erfolgreiche Erlebnisse in ihrem Leben haben, sich bewerben konnten.

Man musste also seine Vita dann dahin schicken und ich bin dann angenommen worden zu diesem Seminar und das war schon toll.

Also wirklich ganz berufliche Erfolge, Erfolge im Leben.

Also ich habe natürlich auch jetzt den Punkt gehabt, Volleyball, sportliche Karriere.

Und da war es eben so, dass man dann auch ganz andere Frauen kennengelernt hat und auch ein Netzwerk hatte.

Seba

Und sich so ein bisschen empowert hat unter Frauen auch.

Sabina

Ja, und das war auch gut.

Und man selber als Frau stellt sich ja auch immer in Frage, kann man das schaffen, läuft das auch?

Weil wenn ich was mache, will ich es auch 100 Prozent abliefern und wenn ich vorher weiß, ich kann das nicht leisten, dann würde ich es auch nicht machen.

Und das hat mich bestärkt oder auch, dass man mal guckt, wo will man eigentlich hin, was sind die Stärken?

Wenn man in so ein Amt geht, dann muss man auch gewisse Stärken haben und die muss man sich dann auch erstmal bewusst machen, weil ich jetzt nicht diejenige bin, die immer rumrennt und sich auf die Schulter klopft, wie super man ist.

Und ja, das hat mir geholfen, auch klar zu sehen.

Und dann gab es auch Bürgermeisterinnen-Seminare, wo dann auch Bürgermeisterinnen gekommen sind, die dann so im Kamingespräch mal erzählt haben, wie geht es denn eigentlich, wie sind die da hingekommen.

Seba

Das muss man so alles aushalten und so.

Sabina

Das war total spannend, muss ich ehrlich sagen.

Seba

Und wann kam dann die Entscheidung?

Sabina

Die Entscheidung habe ja nicht ich getroffen, sondern wir hatten eine Findungskommission und wir haben uns damit beschäftigt und am Ende, ich habe meinen Hut auch in den Ring geworfen, und ja, am Ende hat die SPD gesagt, du bist diejenige, die wir in das Amt oder in dem Amt gerne sehen würden.

Seba

Die Wahlen waren 2020 im Herbst, wenn ich es richtig erinnere, unter Corona-Bedingungen.

Das heißt, wann habt ihr die Entscheidung dann getroffen?

Sabina

2019 haben wir die schon getroffen.

Und ich musste mich auch vorbereiten, also Seminare machen und so weiter.

Ja, Corona hat mich so ein Stück weit auch zurückgeworfen, das muss ich auch sagen.

Ich hatte noch ein paar Sachen auf dem Ticket, die ich gerne gemacht hätte, aber dann hieß es hinterher Learning by Doing.

Seba

Inwiefern profitierst du von deiner beruflichen Vita jetzt im Amt?

Sabina

Ja, ich habe ein gutes Zahlenverständnis und das ist auch wichtig in dem Amt.

Ich kann gut mit Menschen umgehen und ich habe 130 Mitarbeitende und bin die Chefin des Rathauses.

Oft ist es ja heute so, dass das Bürgermeisteramt immer noch, wie es früher war, als Ehrenamt gesehen.

Das ist kein Ehrenamt.

Das ist es nicht mehr.

Und ich sage mal, ich bin Chefin eines Rathauses mit 130 Leuten und jeder, ja, man ist Führungsperson.

Also einmal natürlich die Personalsituation, aber natürlich auch die fachlichen Dinge, die wir weiter voranbringen müssen und auch wollen natürlich.

Ja, und dann ist es natürlich die Politik, die Moderation von den Sitzungen, die Vorbereitung von den Sitzungen, die Vorbereitung der Themen und auf der anderen Seite natürlich die Präsenztermine.

Seba

Es ist kein Ehrenamt mehr, aber ist es eine Ehre?

Sabina

Doch, es ist eine Ehre auf jeden Fall.

Und viele der Älteren, die heben mal nochmal auf ein anderes Podest.

Aber ich will auch gar nicht meckern.

Es ist ein ganz tolles Amt und ich kenne oder habe das Glück gehabt, sehr viele Leute in Fröndenberg kennenzulernen und auch mit dem, was sie sich hier erarbeiten oder wo sie ehrenamtlich engagierend sind, tolle Unternehmen, die wir haben, die man vielleicht so gar nicht auf dem Schirm hat, als Fröndenberger war.

Da muss ich ganz ehrlich sagen, ich habe sehr, sehr viel gelernt über Fröndenberg und die Leute und ich habe ein ganz, ganz tolles Gefühl bei den Fröndenbergern.

Es gibt auch andere, das ist mir auch bewusst, wenn wir über Flüchtlinge sprechen oder über schwierige Themen.

Und ja, es ist so, dass man als Bürgermeisterin natürlich am unteren Ende der Nahrungskette steht und wenn wir über Straßen sprechen, wir andere Straßenbaulastträger haben oder auch Kreis.

Seba

Land.

Sabina

Ja, das ist die Schwierigkeit.

Aber wir sind in einem regen Austausch mit allen.

Aber am Ende ist es auch im Moment im Land so, dass wir hören, wir können eine Straße nicht machen, es fehlt das Geld.

Und dann ist man schon fast am Ende der Diskussion.

Seba

Man kriegt den Frust aber vor Ort, Ratz hinab.

Sabina

Genau, das ist dann manchmal auch schwierig.

Ich verstehe die Leute, aber ja, das ist manchmal auch schwierig und man merkt es heute auch, das Klima ist ein bisschen anders geworden, aber der Großteil der Leute ist wertschätzend und versteht auch, man muss auch erklären, warum manche Dinge nicht gehen, das ist mir auch wichtig, aber man hat eben so ein paar dabei, die dann auch ihre Wut rauslassen und das hat sich wahrscheinlich in den letzten Jahren so ein bisschen geändert.

Seba

Was sind denn so aus deiner Sicht die größten Themen oder Herausforderungen, die sich stellen?

Sabina

Im Moment ist es in jedem Falle die weltliche Situation, die Kriegssituation in der Welt.

Dadurch sind wir nicht mehr in einem Friedenzustand, sondern wir sind in so einem Mittelding zwischen Frieden und Krieg.

Und in meiner Amtszeit hätte ich mir jetzt nicht vorstellen können, dass ich mich mit so vielen Krisen beschäftigen muss.

Und das ist dann auch eine Herausforderung, aber ich komme ja nicht aus einer Verwaltung.

Und darum gehe ich an viele Dinge auch anders ran, als jemand, der vielleicht 40 Jahre in der Verwaltung gearbeitet hat.

Seba

Kannst du das ein bisschen illustrieren?

Sabina

Ja, ich sage mal, ich bin sehr pragmatisch.

Ich bin eher ein Zupackner Mensch als jemand, der große Reden hält.

Und die erste Krise war ja im Amt in der Corona-Krise.

Wir haben ja dann versucht, Impfzentren aufzubauen, haben wir auch geschafft.

Und das geht auch nur mit einer Verwaltung, die auch die bürgernah ist, die diese Dinge, die gerade laufen, aufnehmen und dann auch pragmatisch umsetzen.

Und wir haben das erst in der Kettenschmiede gemacht, dann haben wir es in der Grundschule gemacht, unterschiedliche Gruppen durchgeimpft und dann hinterher im Warmen das große Impfzentrum.

Das ging nur mit den Apotheken und mit den Ärzteams hier vor Ort und das hat hervorragend geklappt.

Das war super.

Halbes Jahr später war dann das erste große Starkregenereignis in Fröndenberg.

Das war wieder eine völlig andere Situation, aber immer noch auch in der Corona-Situation.

Und da habe ich dann das erste Mal erleben müssen, wie viele andere Fröndenberger auch, was der Klimawandel bedeutet.

Und ja, wir sehen es im Fernsehen.

Es ist ja nicht ein Fröndenberger Phänomen, es ist ein weltliches Phänomen.

Und es ist ein Phänomen, was über Jahrzehnte gemacht ist.

Und das kriegen wir so schnell nicht in den Griff.

Und darum, wir können uns viel wünschen und die Leute können auch viel fordern.

Ich verstehe das.

Wir haben auch Wasser im Keller gehabt.

Aber wir müssen uns aber auch die Ruhe geben, das vernünftig abzuarbeiten.

Wir haben ein Konzept in der Zwischenzeit erstellt und wir arbeiten mit Hochdruck in der Verwaltung daran.

Das ist nicht immer offensichtlich für die Menschen, aber wir sind dabei mit der Renaturierung des Lietebachs zum Beispiel.

Die Straßendurchläufe sollen vergrößert werden und sind vergrößert worden.

Wir haben die Grünflächenpflege an den Ruhrverband abgetreten und um unsere Mitarbeitenden auch mit anderen Dingen beschäftigen zu können.

Das können wir als kleine Verwaltung nicht mit dem kleinen Team.

Und das heißt, da sind eine ganze Menge Dinge, die wir auch liefern, auch mit dem Kreis zusammen, aber die sind für die Leute nicht immer offensichtlich.

Und ich sage mal, dieses Konzept beinhaltet ja auch, dass wir Flächen in den Besitz von Flächen kommen müssen, um Regenrückhalteflächen zu bauen.

Wir sind auch mit den Landwirten im Gespräch, aber wir brauchen die Zeit und wir waren jetzt auch nochmal im Areal in Delwig und haben auch nochmal mit dem Konzepthersteller, will ich mal sagen, mit dem Gutachter nochmal Termine gehabt, weil in dem Konzept andere Maßnahmen waren, als wir sie jetzt auch mit den Landwirten erarbeitet haben.

Ja, das ist so und wir tun eine ganze Menge und wir sprechen auch mit den Landwirten, damit wir in den Besitz von Flächen kommen, aber das ist natürlich nicht öffentlich.

Seba

Und mühsam auch.

Sabina

Ja, es ist mühsame Kleinarbeit.

Ich verstehe, dass man auch Sorgen hat und auch Angst hat.

Das gehört auch dazu.

Aber wir dürfen uns von der Angst nicht so treiben lassen, dass wir Dinge tun, die uns am Ende an anderer Stelle nicht helfen.

Und diese Areale, die überflutet werden, die...

Die sind schon vor langer Zeit auch betroffen gewesen.

Ja, und da müssen wir ganz klar dran arbeiten.

Seba

Was sind noch so Themen und Herausforderungen, die sich stellen?

Sabina

Ja, es gibt eine ganze Menge Herausforderungen.

Wir sind jetzt mit der Innenstadtsanierung so weit durch.

Aber wenn ich mir das Areal um Haus Schuppe anschaue, es gibt einen Investor, der Planungen schon vorgestellt hat, für das Areal Haus Schuppe.

Mehr reicht es nicht und ich denke den Langschädern auch nicht.

Da müssen wir was tun.

Wir haben auch erste Termine mit der Bezirksregierung gehabt.

Aber wir warten darauf, dass wir unsere Planungsabteilung noch mal verstärken.

Und ich denke, dann werden wir da auch weiterkommen in dem Punkt.

Aber auch das ist ein Prozess, wie er in der Innenstadt ja auch stattgefunden hat, mit Bürgerbeteiligung.

Und auch der Prozess der Innenstationierung hat ja auch gedauert, bis wir ihn jetzt fertig haben.

Und so ist das in komplizierten Prozessen.

Und wir werden sicherlich auch auf Förderkulissen warten im Moment.

Es soll ja viel kommen und davon müssen wir auch profitieren im Vorrenmärchen.

Ja, wir sind mit den Schuelsanierungen ein ganzes Stück weitergekommen, aber auch da, wir wollen den OGS-Anspruch natürlich auch den Eltern möglich machen.

Auch da sind wir unterwegs, dass wir nochmal im Bereich OGS weiter investieren.

Seba

Da gibt es jetzt einen Rechtsanspruch gegenüber den Kommunen, den Eltern haben, dass sie einen Platz in der OGS kriegen.

Genau.

Sabina

Und Fröndenberg hat eigentlich schon eine ganz gute Ausstattung im Bereich der OGS.

Und wir wollen aber noch ein bisschen mehr tun und müssen wir auch, damit alle Eltern da auch ihren Rechtsanspruch durchsetzen können.

Und ich denke gerade, was Kitas oder auch die Schulen betrifft, wir sind da auf einem ganz guten Weg.

Wir haben viel investiert in den letzten Jahren und das ist mir auch ein wichtiges Thema, dass wir weiter bespielen.

Mir ist aber auch das Thema wichtig, dass junge Menschen, die in Fröndenberg zur Schule gehen, auch hier eine Ausbildung bekommen oder möglichst im schönen Fröndenberg bleiben.

Im Idealfall, auch wenn man studiert, darum ist ÖPNV auch ein wichtiges Thema, dass die Dachsstrecke endlich wieder befahrbar wird.

Aber auch die Strecke nach Dortmund wird ja im Moment gerade saniert.

Seba

Ja, schrecklich.

Sabina

Das ist total wichtig.

Ja, schrecklich, sagen wir allen.

Seba

Die Übergangszeit ist schrecklich.

Sabina

Ja, das ist total, verstehe ich auch.

Ich wollte auch letztens einen Zug nach Dortmund.

Ist dann total nervig.

Aber am Ende ist es ja so, wir wollen und wir brauchen den ÖPNV.

Und darum lasst sie ruhig sanieren, auch wenn man eine Baustelle auf der Straße ist.

Wir werden davon profitieren, dass wir hinterher eine bessere Straße haben.

Und ist ärgerlich, aber ich sehe es dann eher wieder positiv, dass wir ein gutes Ergebnis haben.

Ja, also wie gesagt, die Jugend ist mir wichtig.

Junge Menschen sollten auch Wohnraum haben, damit sie hier bleiben können.

Seba

Bezahlbaren Wohnraum am besten.

Sabina

Bezahlbaren Wohnraum und auch so, dass sie natürlich gut am Bahnhof möglicherweise zur Uni fahren, weil in Dortmund gibt es auch wenig Wohnraum für Menschen, die da studieren oder Ausbildung machen und insofern.

Ist auch das ein wichtiges Thema, die Wohnraumschaffung.

Seba

Ich erlebe ja oft, dass junge Menschen zwar zum Studieren weggehen, weil es wird ja auch nicht alles in Dortmund angeboten, was man so studieren möchte, und dann aber wiederkommen, weil sie sagen, die soziale Infrastruktur ist gut, es gibt eben Schule, Kindergarten und so weiter, es gibt Jugendarbeit und so, wo ich meine Kinder hinschicken kann.

Das dörfliche Leben gefällt mir, die Nähe zur Autobahn und so.

Das ist ja auch nicht schlecht.

Also vielleicht ist es ja auch okay, die jungen Leute mal ein bisschen flügge werden zu lassen.

Sabina

Ja, das natürlich.

Aber auf der anderen Seite habe ich natürlich auch Unternehmen, die sagen, Wir haben einen Fachkräftemangel und wir wünschen uns, dass die jungen Leute, wir haben ja die Gesamtschule als einzige weiterführende Schule, an der man alle Abschlüsse machen kann.

Und wäre natürlich toll, dass die Leute, die jetzt an der Gesamtschule ihren Abschluss machen, dann auch in Fröndenberg in die Betriebe gehen.

Wir arbeiten auch daran.

Wir haben nochmal ein neues Format gemacht.

Wir haben ja die Ausbildungsmesse Backstage und wir haben so einen etwas besonderen Elternabend gemacht.

Das ist die Fröndmäch Akademie.

Da kommen die Eltern mit den jugendlichen Kindern.

Und ja, möglicherweise sechs bis sieben Unternehmen stellen sich abends vor mit den jungen Leuten.

Nicht die Ausbildungsleiter oder die Chefs, die kommen natürlich mit, aber die jungen Leute stellen sich und ihren Ausbildungsberuf vor.

Das, was sie verdienen oder wie sie sich fortbilden können.

Und das hat erst so ein bisschen gedauert, weil wir in der Corona-Zeit damit angefangen sind.

Und mittlerweile waren über 100 Leute da.

Und das ist auch schon ein richtig schöner Erfolg, denn die Unternehmen warten darauf, dass die jungen Leute kommen.

Und vielleicht nicht zum Berufskolleg nach Menden oder sonst wo hingehen, sondern wirklich direkt in die Betriebe kommen.

Und man kann sich auch innerbetrieblich toll weiterbilden.

Und das ist auch wichtig für Fröndmärk, dass die Unternehmen ihren Fachkräftemangel beherrschen.

Seba

Soweit der Weg ins Bürgermeisterinnenamt und die Herausforderung der aktuellen Zeit von Sabina Müller geschildert.

Wir gehen jetzt einmal zu Rebecca und zum Eulenspiegel.

Rebecca

Genau, jetzt kommt der Eulenspiegel für unsere Hörerinnen und Hörer, wo wir Fröndenberg nochmal ein bisschen aus deiner Sicht kennenlernen wollen.

Dazu stelle ich dir drei Fragen, drei kurze Antworten von dir.

Bist du bereit?

Sabina

Ich bin bereit.

Rebecca

Erste Frage.

Das ist dein liebster Ort in Fröndenberg?

Sabina

Mein liebster Ort in Fröndenberg ist mein Garten.

Rebecca

Dann die zweite.

Das geht so nur in Fröndenberg.

Sabina

Das geht so nur in Fröndenberg.

Ja, wir haben tolle Sportanrichtungen, Freizeiteinrichtungen und ich glaube, da sind andere Kommunen nicht ganz so gut aufgestellt.

Wir können ja alles machen vom Golf über Pferdesport, über Fahrradfahren wandern.

Ich glaube, das gibt sich überall.

Rebecca

Das stimmt.

Ein paar von denen hatten wir sogar schon hier.

Und denn die letzte Frage, das ist eine kuriose Sache, die du in Fröndenberg mal erlebt hast.

Sabina

Kurioses?

Jetzt bin ich schon das erste Mal überfordert.

Gibt es hier Kurioses?

Da muss ich weggeberlegen.

Fällt mir gar nichts ein.

Seba

Was Ungewöhnliches, irgendwas, was du nicht erwartet hättest.

Sabina

Was ich nicht erwartet hätte?

Ja, vielleicht, dass wir hingezogen sind.

Die Fröndenberger sind, oder es sind ja viele Leute, die leben in Fröndenberg, die nicht aus Fröndenberg kommen, die hier geboren sind und aufgewachsen sind.

Ich finde, die Willkommenskultur ist gut und wir haben gleich eine tolle Nachbarschaft gehabt, ein tolles Vereinsleben und das haben wir am Anfang, als wir hingezogen sind, vielleicht gar nicht so wahrgenommen.

Man kann hier wirklich toll leben und die Leute sind einfach gut drauf, engagieren sich total und das hat man nicht überall.

Das ist nicht kurios, aber es ist einfach super wertvoll.

Rebecca

Ja und damit würde ich sagen, zurück zum Gespräch.

Seba

Ja, vielen Dank Rebecca für diesen Eulenspiegel, interessante Einblicke und mit interessanten Einblicken machen wir jetzt auch weiter, und zwar ein Teil des Gesprächs.

Sabina, ich habe mich gefragt, gab es so Momente in deiner Amtszeit und wenn ja, welche waren das, die du als besonders schön empfunden hast?

Sabina

Ja, man hat tatsächlich auch sehr schöne Momente.

Es gibt auch tatsächlich Fröndenberger und Fröndenbergerinnen, die sich dann melden und das finde ich schön.

Da freue ich mich drüber.

Oft ist es ein Lob auch für Mitarbeitende, die ja auch oft in der Kritik stehen, wenn man jetzt mal so in der Medienlandschaft unterwegs ist.

Und das finde ich, das tut mir gut, weil ich mich dann auch freue, weil ich weiß, dass das tolle Mitarbeitende sind und dann kriegen sie es auch weiter.

Und Leute, die oftmals von woanders herziehen, die wissen, unsere Stadt zu schätzen, aber auch jetzt die Stadt als Dienstleister.

Ist schon ein Unterschied, ob man jetzt bei der Stadt Fröndenberg unterwegs ist und ein Anliegen hat oder in so einem riesigen Verwaltungsapparat wie die Stadt Dortmund oder so.

Und es ist auch oft so, dass die Fröndenberger ihre Ansprechpartner auch kennen und wissen, an wen sie sich wenden.

Und das finde ich dann schön und das macht uns auch aus.

Seba

Gibt es auch was, was du im Nachhinein anders machen würdest?

Sabina

Ich denke, das gibt es immer.

Natürlich hinterfrage ich mich auch immer, hätte es an vielen Stellen besser laufen können oder an einigen Stellen.

Das ist so, aber ich habe eigentlich einen ganz guten Riecher dafür, wie man auch Dinge in die Politik bringt zum Beispiel.

Manchmal ist es schwierig, ich weiß das auch, weil es manchmal Themen gibt, wo es immer Befürworter, aber auch Widersacher gibt.

Und man muss aber beide Seiten anhören und versuchen, einen Kompromiss zu finden.

Manchmal gibt es auch keine Kompromisse.

Und dann ist es eben schwierig, den Leuten auch zu erklären, warum man es so macht oder warum Dinge auch so laufen.

Und die Leute...

Sind dann auch verärgert.

Ich kann das manchmal nachvollziehen, aber auch nicht immer.

Es wird immer, man kann natürlich nie es allen recht machen und das ist auch immer die Herausforderung und die Schwierigkeit.

Aber die habe ja nicht nur ich, die haben ja alle.

Seba

Ja, in der Politik ist es dann der Rat, der am Ende eine Entscheidung trifft und im Rathaus gibt es so ein Verwaltungsleitungsteam mit dem Kämmerer und dem neuen Beigeordneten.

Sabina

Ja, wir haben eine Verwaltungskonferenz.

Da sind alle Führungskräfte des Rathauses drin.

Und wir besprechen uns natürlich immer zu allen Themen.

Und in der Corona-Zeit haben wir das ganz oft gemacht, weil es ja jeden Tag neue Verordnungen und was weiß ich nicht gab.

Und so machen wir das zu allen Themen, die jetzt gerade anliegen.

Dazu tauschen wir uns aus.

Und es ist also nicht immer unbedingt eine Entscheidung der Chefin, sondern wir sind ein Team und wir treffen auch als Team unsere Entscheidungen.

Seba

Kannst du uns da ein bisschen mit reinnehmen, wie das abläuft?

Also wir hatten schon viele Menschen aus der Kommunalpolitik hier, aber eben noch nicht so aus diesem Inneren der Verwaltung.

Wie wird da diskutiert?

Sabina

Ja, es gibt also Themen, also es gibt eine richtige Tagesordnung, dass jeder die Möglichkeit hat, sich darauf vorzubereiten, weil es ja oft auch Themen sind, die in einem Fachbereich sind und die anderen Fachbereiche haben diese Themen vielleicht gar nicht so auf dem Schirm.

Und dann gibt es ein Thema, über das wir dann sprechen.

Im Moment ist es natürlich oft die Wahl, wie läuft das?

Gibt es Probleme oder haben wir Probleme mit der Frist oder gibt es irgendwelche Neuerungen und so weiter?

Solche Themen werden dort angesprochen und dann...

Oder Themen, die finanzielle Auswirkungen haben.

Dann ist natürlich auch Herr Freck als Kämmerer derjenige, der nochmal guckt, können wir das so machen oder gibt es Einschränkungen.

Im Moment haben wir ja so ein Sparziel im Haus, was wir einhalten müssen alle.

Und ja, das macht es natürlich nicht einfacher.

Aber es ist so und wir wollen natürlich nicht in die Haushaltssicherung rutschen.

Darum ist auch dieser Part sehr, sehr wichtig.

Aber es geht auch oft um Inhalte, um Dinge, die neu aufploppen oder um Probleme.

Zum Beispiel im Moment wird ja viel darüber diskutiert, über die neue Innenstadt.

Der Schotter fliegt überall hin, dann nehmen wir das Thema auf.

Wir waren gestern mal unterwegs, haben es uns auch nochmal angeguckt und überlegt, ist das auch so umgesetzt worden, wie wir es haben wollten?

Ist es der Schotter, der jetzt aus den Fugen kommt?

Das ist ja nur der ganz feine Splitt.

Klar nehmen wir uns diese Kritik, die dann auch aus der Bevölkerung kommt, an und überlegen auch, wie können wir schnell und einfach Abhilfe schaffen.

Das sind aber eher die einfacheren Themen, sage ich jetzt mal.

Aber es sind natürlich auch andere schwierige Themen.

Seba

Und wie groß ist dieses Team?

Sabina

Ja, wir haben ja den Finanzbereich.

Das ist Herr Holterhöfer als unser Teamleiter Finanzen.

Dann sind alle drei Fachbereichsleiter bzw.

Beigeordnete dabei.

Ja, dann haben wir auch unsere Gleichstellungsbeauftragte dabei und unsere Pressesprecherin bzw.

Meine Referentin Ulrike Lindenkamp.

Das ist so der Kopf des Teams Rathaus.

Seba

Wie schafft man das als, ich sage jetzt mal so Seiteneinsteigerin aus einem eigenen Berufskontext in so eine Verwaltung zu kommen und da Vertrauen aufzubauen und mit den Leuten ins gute kollegiale Handeln zu kommen?

Sabina

Da haben mir natürlich die Erfahrungen aus der Ratstätigkeit geholfen.

Ich habe viele Jahre im Rat gesessen und war hinterher auch Fraktionsvorsitzende und als ich auf den Rathausstessel gewechselt habe, da war ich in den Themen unterwegs und ab dem ersten Tag konnte ich auch Themen zu den Fragen beantworten.

Das ist ein Riesenvorteil und die Man wird natürlich auch überall angesprochen, die Leute fragen einen und man muss sprachfähig sein.

Das war am Anfang dann auch, dass man alle Details hat und auch, dass man die richtigen Fakten liefern kann und nicht einfach eine Antwort gibt aus dem hohen Bauch.

Und darum ist mir das auch wichtig, dass ich immer auf dem Laufenden gehalten werde aus allen Fachbereichen, auch wenn sie im Organigramm jetzt nicht unbedingt bei mir zugeordnet sind.

Aber so pflegen wir aber auch den Umgangsstil, die Dinge werden besprochen.

Oder wenn ich jetzt zu einem Thema was habe, dann frage ich nochmal nach, wie sieht es aus, gibt es was Neues, sodass man auch auf dem Laufenden ist.

Seba

Ja und es gibt ja so ein Kuriosum, Günter Freck hast du gerade schon genannt, ihr habt ja auch beide kandidiert bei der letzten Wahl.

Sabina

Genau.

Seba

Und ihr zieht das aber durch, ihr arbeitet da nach wie vor sehr eng zusammen und leitet im Grunde diese Stadtgeschicke gemeinsam.

Sabina

Ich denke, wir sind beide professionell genug, um damit umzugehen.

Wir haben am Anfang ein Vier-Augen-Gespräch gehabt.

Seba

Das kann ich mir vorstellen.

Sabina

Nein, das war ein sehr, sehr gutes Gespräch.

Und auch wenn ich gewonnen habe, bedeutet das ja nicht, dass ich jetzt, ja, wie soll ich das sagen?

Also mir war es wichtig, dass wir eine gute Arbeitsebene haben.

Und wir sind nicht immer einer Meinung.

Das wäre auch schräg.

Aber wir tauschen uns auf der Fachebene aus.

Und dann werden die Dinge auch so durchgeführt, wie wir das beide.

Jetzt haben wir ja noch Herrn Wilke, unseren neuen technischen Beigewordneten.

Aber es ist schon so, dass wir da, glaube ich, auf Augenhöhe ganz gut unterwegs sind.

Ja, das gehört dazu.

Herr Freck hat viele Jahre Verwaltungserfahrung.

Ich habe Lebenserfahrung und bin sehr pragmatisch und ich glaube, wir haben uns da auch sehr gut ergänzt in der Zeit.

Seba

Ich wollte nochmal zurückgehen auf eher das politische Geschäft.

Und es gibt ja so Gruppen, die stiller sind, die vielleicht nicht so eine politische Lobby haben, die keinen Verband haben, keinen Verein, keine Organisation, die sich so melden können.

Oft sind das auch jüngere Menschen.

Wie versuchst du die in politische Prozesse einzubinden?

Wie wird man denen gerecht?

Sabina

Wenn du jetzt auf jüngere Leute anspielst, ich finde das sehr schwer.

Ich habe in der Corona-Zeit auch immer, wir haben Videomeetings gemacht als Bürgersprechstunde oder Bürgermeistersprechstunden und ich habe versucht auch in der Corona-Zeit mit den Leuten im Gespräch zu bleiben, weil ich wissen wollte, was die bewegt.

Meine Kinder waren ja selber jugendlich zu der Zeit.

Und alle drei haben das völlig unterschiedlich verpackt.

Und das war eine sehr, sehr schwierige Zeit, insbesondere für die Jugendlichen, aber auch für Familien mit ganz jungen Kindern.

Und ich hätte mir auch gewünscht, dass man das versucht, so ein bisschen zu heilen, dass die ihre Jahre auch wieder zurückbekommen.

Ich weiß, dass man das nicht kann.

Aber man hat ihnen eigentlich nie mal die Hand gereicht und gesagt, ihr hattet eine echt schwierige Zeit.

Ob das das Abi war oder Fachabi war, wo auch immer, die Dinge sind ja, auch die Prüfungen genauso weitergelaufen wie vorher.

Und das muss ich ganz ehrlich sagen, das ist natürlich auch nicht in meinem Einflussbereich, da hätte ich mir ein bisschen mehr Gerechtigkeit für junge Menschen gewünscht.

Seba

Das ist auch mein Eindruck, dass die Dinge, die junge Menschen nicht tun konnten in Corona und das, was sie auch da an Folgen rausziehen, dass das zu wenig Beachtung findet.

Sabina

Total.

Und ich sage mal, ich habe es erlebt, die Jungen haben auch vielleicht anders reagiert, zumindest war es bei uns so, als die Mädels.

Die sind eher in dem Kommunikationsbereich unterwegs und die Jungs haben mehr gedaddelt.

Und die dann auch wieder abzuholen von der Daddelei und ins wahre Leben zurückzubringen, ist echt eine schwierige Aufgabe.

Wir haben aber gute Jugendeinrichtungen, die ja auch in dieser Zeit eine super Arbeit geleistet haben und immer wieder versucht haben, die jungen Leute abzuholen.

Das ist irre gewesen und das muss ich auch ganz ehrlich sagen, ohne diese Jugendarbeit wären die jungen Leute total verloren gewesen.

Und ja, ich würde mir wünschen, dass sie sich politisch einbinden lassen würden.

Aber das ist total schwer.

Wir haben damals vor vielen Jahren schon im ASO einen Sitz für junge Menschen bereitgestellt.

Dieser Sitz ist aber irgendwie nie in Anspruch genommen worden.

Und wir haben auch im Schulausschuss einen Sitz, der ja eigentlich für die Schülersprecher der GSF auch reserviert ist.

Ich finde das total gut, dass wir diesen Sitz haben.

Wir brauchen den Input junger Leute.

Wir sind eine sehr alte Gesellschaft, auch in Fröndenberg.

Und die jungen Leute sind unsere Zukunft.

Und ich glaube aber nicht, dass ich sagen muss, wie bin ich die ein, sondern die müssen sagen, wie wollen wir eingebunden werden.

Man kann es ihnen nicht überstülpen.

Die haben andere Formate, andere Vorstellungen und mich interessiert eigentlich, Wie können wir euch erreichen?

Wie möchtet ihr eingebunden werden?

Das finde ich ist die Herausforderung.

Seba

Ich finde das immer ein bisschen drollig, wenn dann so, ich sage jetzt mal, Erwachsenenstrukturen, politische Strukturen sagen, ja, dann machen wir mal so ein Plätzchen für junge Menschen, dann sollen die sich da hinsetzen.

Aber stellen Sie sich das mal vor, da setzt sich dann ein junger Mensch dahin zu 20 Leuten, die das seit Jahren und vielleicht Jahrzehnten machen und ihre eigene Sprache haben, ihre eigenen Abläufe haben und bestimmt toll arbeiten, aber nicht jugendgemäß und nicht so, wie die das gewohnt sind.

Und ja, da muss man sich dann nicht wundern, wenn solche Plätze nicht unbedingt hochbegehrt sind bei jungen Leuten.

Sabina

Ja, es ist gut gemeint, aber es ist nicht das, was die jungen Leute brauchen.

Und ich habe auch festgestellt über die vielen Jahre in der Kommunalpolitik, wenn wir junge Menschen einbinden in Prozesse, ich sage mal Innenstadtentwicklung, ist so ein typisches Beispiel.

Wenn wir die jungen Leute einbinden, dann müssen aber auch Dinge, die sich junge Menschen wünschen, aber auch umgesetzt werden.

Seba

Und zwar zügig.

Ja, genau.

Sabina

Und dann kann man nicht sagen, ja, es war ja ein Wettbewerb.

Wettbewerb und da kann man nichts mehr dran machen.

Jetzt ist es so.

Ich meine, diese Schill-Ecke da auf dem Markt, ich finde es ja auch schön, aber wir müssen dann aber auch dahin kommen, wenn die jungen Menschen sich öffnen und uns sagen, was sie sich wünschen.

Wir werden ja nie alles umsetzen können.

Aber dass man auch guckt, wie ist es möglich, dass wir Dinge umsetzen.

Und wir haben auch immer wieder den Wunsch zum Beispiel junger Leute, was mit der Skaterbahn, wir wünschen uns so eine Bahn, wo wir mit dem Mountainbike drüber fahren können und so.

Und wir haben, ich nehme diese Dinge auch auf, die kosten natürlich Geld und wir sind auch gerade dabei in der Verwaltung zu prüfen, wo können wir das machen, wie teuer ist das und wo können wir dafür Fördermittel bekommen.

Ich finde das wichtig, dass man, wenn die jungen Leute sagen würden, wie sie sich das wünschen würden, dann würde ich auch sagen, ich komme da hin und dann gucken wir, ist es ein Jugendparlament?

Ist ja wieder so eine Struktur.

Seba

Super hochschwellig, so ein Jugendparlament.

Sabina

Ja, und dann haben wir, wenn wir dann da sitzen, Jusos und die Julis und wie sie alle heißen, das ist doch, wir wollen doch alle jungen Leute abholen und nicht nur die, die in einer Partei organisiert sind.

Seba

Ja, ich habe ja ganz gute Erfahrungen gemacht mit jungen Menschen, die dann auch selber ihre Sachen in die Hand nehmen.

Also da, wo das irgendwie geht.

Also Jugendzentrum, da wird in der Regel selbst renoviert und eben kein Handwerker beauftragt, der dann irgendwie noch eine Ausschreibung gewinnen muss oder so.

Und dann geht das auch schnell.

Dann hat man irgendwie dienstagsabends die Idee und ein, zwei Wochen später sitzt man da mit einer Farbrille in der Hand und gestaltet was um.

Also so dieses Selbstwirksame dabei und das Gestalten der eigenen Räume, die einem wichtig sind, könnte ein Schlüssel so sein.

Und ich glaube, auf eine Skateparkanlage kann man auch schon mal ein Jahr warten.

Das fände ich jetzt nicht so das Drama, weil man das vermitteln kann.

Aber wenn sich junge Menschen beschweren, dass der Schulweg zu dunkel ist, und wenn das dann in so Planungsprozesse geht, die dann Monate dauern und der Winter ist schon längst vorbei, Da kann ich dann verstehen, wenn junge Menschen sagen, wir versuchen uns ja einzubringen, aber es passiert nichts und dann auch frustriert sind von Staat und Demokratie so.

Sabina

Das kann ich auch verstehen.

Ich meine, das war das Schwierigste für mich in der Politik, weil ich auch sehr nach vorne will und das war sicherlich für meine Genussinnen und Genossen auch sehr anstrengend.

Aber ich sage mal, manche Prozesse dauern.

Aber wenn ich jetzt heute zum Beispiel, du hast jetzt gerade die Beleuchtung am Schulweg angesprochen.

Wir haben auf die Eltern reagiert, die in Langschütte aus der Gartenstraße zur Sonnenbergschule gehen wollten.

Da mussten wir mit dem Eigentümer der Fläche sprechen und wir haben die Fläche gekauft und jetzt haben wir die Masten bestellt.

Also die Beleuchtung kommt, die geht jetzt auch an den Staat.

Manchmal ist es eben auch so, dass wir auch erst Grundstückskäufe und sowas machen müssen.

Das dauert.

Das kann man denen erklären und die Eltern haben wir aber auch darüber informiert.

Und wenn es jetzt mal wieder eine dunkle Jahreszeit kommt, dann geht auch das Licht an.

Aber wenn ich jetzt zum Beispiel auf Schulentwicklung gucke, ich war ja im Schulausschuss viele Jahre aktiv und wir haben teilweise auch in den eigenen Reihen sehr dafür kämpfen müssen, dass wir in allen Schulen die Phase Null bekommen.

Das ist die Phase, eine Planungsphase, an der Schule mit allen, mit Eltern, mit Schülern, mit allen, die in der Schule auch arbeiten.

Stattfindet, um zu gucken, wie muss sich Schule ändern in der heutigen Zeit.

Das war ein echt schwieriger Prozess und der ist in der Verwaltung und auch in der Politik in Rhein nicht so gut angekommen.

Aber wenn ich jetzt heute darauf zurückgucke und wir sehen, wie das umgesetzt wird, dann mag das zwar lange dauern, aber es hat geklappt.

Und dann, ich meine, die Schulsanierung dauert lange, jetzt insbesondere in der GSF.

Seba

Logisch, bei so einem riesen Ding.

Sabina

Ja, na klar.

Aber am Ende muss ich sagen, ist das auch ein tolles Gefühl, wenn man dann geschafft hat, wenn man sowas umsetzt.

Und das ist keine triviale Baumaßnahme.

Seba

Nee, ist es nicht.

Okay, die Schulen werden saniert.

Das Licht geht an in Fröndenberg.

Worin ist Fröndenberg noch richtig, richtig gut?

Sabina

Aber wir sind in vielen Sachen richtig, richtig gut.

Wir sind sicherlich im Bereich der Musik.

Wir haben jetzt gesehen, dass der Spielmannszug in Bausenhagen bei der Deutschen Meisterschaft eine gute Platzierung erreicht hat.

Aber ich denke, wir sind in der Medienausstattung in der Schullandschaft sehr gut unterwegs.

Das hat uns in der Corona-Zeit auch wirklich Vorteile verschafft.

Und wir haben, wo es ging, ganz viele Fördermittel abgreifen können dafür, damit wir die Schulen digital ganz gut ausstatten.

Da sind wir auch im Kreis Vorreiter.

Ja, worin sind wir noch gut?

Ich denke, im Bereich des Sportes sind wir gut.

Wer hat denn schon zwei Lehrschwimmbecken, zwei Freibäder?

Ich denke, in unserer Größe keine.

Ja, und wir haben unsere Sportplätze in einem Top-Zustand, aber auch dank der Ehrenamtlichen in dem Bereich.

Seba

Ehrenamt insgesamt doch auch, oder?

Sabina

Klar.

Ohne Ehrenamt geht in Fröndenberg nichts.

Angefangen bei der Feuerwehr, die einen Top-Job machen und auch eine sehr erfolgreiche Jugendarbeit.

Und Ehrenamt ist im Bereich, ob Kultur oder Sport, bürgerschaftliches Engagement oder Soziales.

Und es sind auch viele junge Menschen, die sich engagieren.

Und das, finde ich, macht mich dann auch glücklich, weil es auch zeigt, dass es weitergeht, dass es nicht irgendwo stoppt.

Seba

Ich freue mich auch immer, das zu sehen, Jubiläum, Patenschaftskreis oder auch bei diesen ganzen Schützenfesten oder Gemeindefest in Frömern oder Sportaktionen, weil ich dann immer denke, es ist alles noch gar nicht so schlimm, wie es manchmal auch geredet wird.

Die Leute engagieren sich eben doch noch für ihre Sachen und es kommen auch Leute hin und haben großen Spaß und bewegen was zusammen.

Du kandidierst wieder für das Amt der Bürgermeisterin.

Ich frage aber jetzt nicht, was so die Themen dafür sind, weil dafür kann man auf deine Seite gehen und so.

Und wir wollen jetzt hier nicht zu sehr in den Wahlkampf sozusagen eingreifen.

Aber was ich dich fragen möchte ist, was treibt dich persönlich an?

Warum willst du weitermachen?

Was hält dich da frisch und wach?

Sabina

Frisch und wach ist ein gutes Stichwort.

Ich arbeite sehr, sehr gerne im Team Rathaus.

Das macht mir große Freude.

Und es gibt Themen, die ich unbedingt anstoßen will.

Ich habe ja vorhin schon so ein bisschen was gesagt.

Wo ich denke, dass wir dringend daran arbeiten müssen.

Und für diese großen Projekte sind viereinhalb Jahre, die jetzt um sind, echt eine kurze Zeit.

Und am Anfang waren wir mit diesen Katastrophen beschäftigt.

Einrichtung eines Krisenstabes, wir waren da nicht professionell.

Das muss man vorbereiten.

Aber die Dinge, die für mich wichtig sind, ist weitere Unterstützung des Ehrenamtes.

Wir haben ein breites Ehrenamt.

Wir haben es ja gerade auch angesprochen in allen Superbereichen.

Die Feuerwehrbauten müssen vorangetrieben werden.

Und mir ist das wichtig, dass ich das weiter begleiten kann.

Und ich habe das politisch damals mit angestoßen.

Und dann ist es mir ein total wichtiges Anliegen auch, wenn man die Dinge dann auch mit anstoßen und weiterführen kann.

Seba

Also so nach dem Motto, ich bin noch nicht fertig.

Sabina

Ich bin noch nicht fertig und natürlich sind das nicht allein meine Themen, sondern der Rat trifft wichtige Beschlüsse und die Zusammenarbeit mit der Politik.

Und da ist mir auch völlig wurscht, welche Partei, die war mir immer wichtig.

Und auch wenn es oft anders dargestellt wird, ich glaube schon, dass wir eigentlich im Großen und Ganzen einen guten Austausch hatten jetzt in dieser Legislaturperiode.

Und ich hoffe, dass er in der nächsten dann auch weiter so bleibt.

Seba

Und woraus zieht der Mensch Sabina Müller die Kraft dafür?

Sabina

Ja, ich habe mir natürlich auch Gedanken gemacht.

Es gibt natürlich auch schwierige Zeiten.

Und ich sage mal, wenn man immer an der Feier ist, dann braucht man ein dickes Fell.

Und manchmal schrumpft es das dicke Fell.

Aber wenn ich auf die Gesamtbilanz gucke und sehe, wie viele tolle Leute wir haben und ich kriege auch viel Zuspruch.

Da kann ich Kraft draus sorgen.

Und ich war Leistungssportlerin, da kann ich sowieso Kraft draus sorgen.

Also das gehört dann auch dazu, auch wenn man trainiert, ist es manchmal so, dass man, wie soll ich das sagen, schwach hört sich ja natürlich ganz schrecklich an.

Aber es gibt natürlich auch Phasen, da ist man ausgelaubter.

Aber dann gehört es auch dazu, dass man eine kleine Regeneration hat und dann gibt es mit Vollgas weiter.

Seba

Sagt Sabina Müller, Bürgermeisterin der Stadt Fröndenberg-Ruhr.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Sabina

Gerne.

Es war sehr schön bei euch und ich danke für die Gelegenheit.

Rebecca

Und?

Seba

Ja, ich sag ja.

Rebecca

Du hast gesagt, man kriegt was mit aus dem Wechselspiel zwischen Persönlichem und Politischem.

Seba

Ja, war doch, oder?

Rebecca

Ja, voll.

Ich fand vor allem interessant, als sie erzählt hat, wie intensiv sie sich auf ihr Amt vorbereitet hat und wie es ihr da auch geholfen hat, sich mit anderen Frauen in diesem Bereich zu vernetzen.

Ich glaube, da kann man auch viel voneinander lernen und für sich selber mitnehmen.

Seba

Ja, fand ich auch.

Man muss ja nicht alles inhaltlich nachvollziehen und gut finden, was sie gesagt hat.

Und in Sachen Hochwasserschutz zum Beispiel gibt es sicher auch Menschen, die da anderer an sich sind, was anderes dazu sagen.

Da hatten wir auch mal eine Sonderfolge mit dem Hellweger und mit Lina zu.

Rebecca

Genau.

Seba

Es wurden aber die Zusammenhänge und auch die Notwendigkeiten hinter den Kulissen deutlich.

Und das fand ich gut.

Das macht den Politikbetrieb irgendwie etwas nachvollziehbarer.

Rebecca

Und transparenter.

Voll.

Okay, das war es auch schon wieder mit der heutigen Folge.

Alle Infos wie immer in den Shownotes.

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