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Joachim Finsterbusch: Über Gottesdienste hinter Gittern
Episode Transcript
Herzlich Willkommen bei der farbenfrohen Ruhreule.
SebaEin perspektivegebender Podcast.
RebeccaAus dem engagierten Fröndenberg.
SebaMit anrührenden Gästen.
RebeccaÜber Themen, die ermutigen.
Mit Rebecca und Säber.
Jetzt kommt die Folge mit Joachim Finsterbusch.
Joachim Finsterbusch.
Impulsgeber, Schlagzeuger, Christ.
SebaÜberzeugter Christ.
RebeccaSind wir jetzt ein Kirchen-Podcast?
SebaNee, aber wir geben ja Menschen Raum, um über ihre Leidenschaften zu sprechen.
Und eine Leidenschaft von Joachim Finsterbusch ist?
RebeccaIst?
SebaIst Vergebung.
RebeccaGenau.
Joachim, der geht nämlich aus Überzeugung mit seiner Band.
SebaDer CIA.
RebeccaJa, der CIA.
Mehrmals im Jahr ins Gefängnis.
SebaNa und dort spendet er den Menschen Trost.
Und das macht er über das Format eines Musikgottesdienstes.
RebeccaDas ist irgendwie bewegend.
SebaBewegend.
Und für mich als Kirchenmensch gelebter Glauben.
Nicht nur reden, sondern handeln.
RebeccaUnd Joachim Finsterbusch ist voller Handlungs- und Tatendrang.
Geboren wurde er in Chemnitz, ist dann mit seiner Familie 1956 in die BRD geflohen und seit 1982 ist er Fröndenberger.
Er ist verheiratet, hat vier Kinder und zehn Enkelkinder.
SebaAngeblich kennt er alle Namen.
RebeccaFrüher war er bei der Landestelle Unamasse.
SebaDas ist da, wo viele Geflüchtete in NRW ankommen.
RebeccaIn seiner Freizeit ist er begeisterter Schlagzeuger und gibt unter anderem Schlagzeugunterricht in der Windmühle.
Seine Leidenschaften sind Rockmusik, Paradefahren, Wandern und er verbringt sehr gern Zeit mit seiner Familie.
Los geht's!
SebaJa, bei mir sitzt Joachim Finsterbusch und die gucke ich an.
der sitzt vor mir, angeblich ist er 70 Jahre alt und Joachim geht regelmäßig ins Gefängnis.
Warum?
JoachimJa, wir sind einmal im Vierteljahr, diese Regelmäßigkeit besteht aus, einmal im Vierteljahr sind wir im JVK Fröndenberg und auch in der Justizvollzugsanstalt in Hamm und gestalten da Samstag und Sonntag Gottesdienste in Zusammenarbeit mit dem Anstaltsseelsorger.
Es war früher der Evangelische.
Der ist jetzt im Ruhestand.
Die Stelle ist nicht besetzt.
Das ist eine Stelle, die eine halbe Stelle in Fröndenberg haben die und eine halbe Stelle in Hamm.
Und wir haben jetzt aber eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem katholischen Seelsorger.
Das hat sich so entwickelt.
Da sind wir auch sehr froh drüber.
Aber ja, was mich da motiviert hat, vor vielen Jahren ist schon, also wir gehen ja schon seit vielen Jahren dahin, seit 1992 machen wir diesen Dienst da, der heißt CIA, hat aber nichts mit dem amerikanischen Geheimdienst zu tun.
Das erkläre ich dann auch immer den Gefangenen, dann sind die auch immer halbwegs beruhigt, aber viele lachen auch darüber, weil sie uns sowas gar nicht zutrauen.
CIA steht für Christians in Action, Christen in Aktion.
Wir sind also eine Gruppe von 15 Personen, ungefähr so der Pool, nicht immer alle dabei.
Und wir sind Christen, bekennen uns dazu, wir stehen dazu.
Das hat für uns eine ganz entscheidende Bedeutung in unserem Leben.
Das hat unser Leben verändert, das Christsein, die Begegnung mit Jesus Christus.
Und unser Anliegen ist dort einfach und unsere Motivation ist es einfach, den Menschen von unserem Glauben zu berichten, durch Musik, durch Wortbeiträge, durch einen kurzen Predigtimpuls und ihnen eben auch eine Chance zu geben, ihr Leben zu verändern, wenn sie das möchten.
Das ist natürlich alles freiwillig und entspannt.
Aber einfach dieses Angebot zu machen, das was uns geholfen hat, anzubieten eben, um ihnen eine neue Perspektive auch anzubieten.
SebaNimm uns mal mit rein in die Situation.
Wie lange geht so ein Gottesdienst, so ein Impuls?
JoachimUngefähr eine Stunde.
SebaUngefähr eine Stunde.
Und wo findet das genau statt?
JoachimAlso in Hamm sind wir da in diesem Kombinationsraum.
Da finden auch andere Veranstaltungen, aber das ist auch der Gottesdienstraum.
Und das gleiche ist in Fröndenberg auch.
Da ist ein Foyer und ein großer Raum, der als Gottesdienstraum auch genutzt wird.
SebaFoyer klingt so nach Hotellobby ganz offen, wahrscheinlich aber schon innerhalb der Mauern.
JoachimJa, natürlich, natürlich.
SebaUnd da sind dann auch nur Gefangene, Insassen?
JoachimJa, es sind dann ein, zwei Bedienstete und eben auch der Anstaltsfahrer.
SebaOkay, also nicht offen oder so?
JoachimNein, nein, nein, nein.
Das ist alles hinter den entsprechenden schwedischen Gardinen abgeschottet.
SebaJa, okay.
Und Anstaltspfarrer ist ja auch ein lustiger Begriff, aber der katholische Kollege, der das macht, wie heißt der?
JoachimDer heißt Jürgen Wiesner.
SebaJürgen Wiesner.
JoachimDer ist seit einem Jahr hier im Dienst und das ist eine sehr, sehr, sehr gute Kooperation.
SebaUnd die Menschen mögen Namen.
Wie hieß der evangelische Kollege, der das vorher gemacht hat?
JoachimDer hieß Hartmut Lewis.
SebaAh ja, okay.
JoachimDer ist seit Juni im Ruhestand.
SebaUnd kommt da auch bald wieder ein evangelischer Mensch dazu oder bleibt das jetzt erstmal in katholischer Hand?
JoachimIch war gestern in Hamm bei der Weihnachtsfeier in der JVA Hamm und da habe ich die designierte Pfarrerin kennengelernt.
Das hat sich einfach so irgendwie ergeben da.
Wir saßen an einem Tisch, haben auch gesprochen und sie wartet darauf, dass sie diese Stelle dann auch erhalten wird.
Aber das ist noch in den Mühlen der Justiz.
SebaOkay.
Und die machen wahrscheinlich nicht nur Gottesdienste, wenn du sagst, die haben da eine halbe Stelle, sondern die sind da wahrscheinlich viel präsenter.
JoachimGenau.
Die sind da regelmäßig in beiden Einrichtungen präsent und sind auch eben die Seelsorger dort.
SebaOkay.
JoachimHaben Gespräche, Einzelgespräche, bieten Hilfen an und so weiter und so fort, wenn man sich um die Belange.
SebaJa, spannend.
Und im weitesten Sinne gehörst du dann zu diesem Team, Seelsorgeteam, Gottesdienstteam und bereitest diese Gottesdienste mit vor und führst sie durch.
So, jetzt hast du uns gerade gesagt, das ist irgendwie im Foyer.
Und wie nah kommt ihr da den Menschen, die im Knast leben?
Wie ist das Setting?
JoachimAlso ich stelle mich immer gerne vorne hin, wenn sie Männer und auch in Fröndenberg sind es ja auch Frauen, wenn sie reinkommen und versuche auch sie zu begrüßen mit dem Pfarrer zusammen.
SebaSo mit Handschlag oder wie?
JoachimMit Handschlag, wenn es sich ergibt, aber auch so einfach mit dem Hallo, wie es eben so angebracht ist auch so.
Da sieht man ja auch, ob die gucken oder weggucken.
Das ist so die Regel.
SebaGehen die gerne dahin oder werden die da so ein bisschen hingedrückt?
JoachimNee, nee.
Also es sind ja Menschen, die wahrscheinlich, wenn sie nicht inhaftiert wären, kaum in eine Kirche gehen würden und einen Gottesdienst besuchen würden.
Aber im Justizvollzug, da ist ja viel Langeweile.
Und da ist natürlich auch der Gottesdienst eine ganz beliebte Veranstaltung, wo es Abwechslung gibt und wo man auch Kontakte pflegen kann zu anderen Mitgefangenen und wo man auch was erleben kann.
Und wenn wir da hinkommen und es ist ein Musikgottesdienst, das ist ja ein bisschen anders als der reguläre Gottesdienst mit einer Orgel dabei, dann ist das schon ziemlich attraktiv für die Leute.
Und da kommen dann so ungefähr 40 Leute.
Das ist dann schon ein Drittel der ganzen Belegschaft dort in beiden Einrichtungen.
Und von daher sind die Gottesdienste, der hat eigentlich immer recht gut besucht.
SebaOkay, und dann spielst du da in der CIA-Band und wie viele Musikstücke kommen einem Gottesdienst vor?
JoachimWir spielen ungefähr so zwölf Songs.
SebaOkay, also sehr musiklastig.
JoachimJa doch, doch, doch.
Aber immer mit Wortbeiträgen zwischendurch oder auch mal nicht.
Der Pfarrer macht dann die Begrüßung und auch den Abspann dann mit Vaterunser und mit dem Segen und mit Fürbitten.
Und wir haben so den Teil dazwischen ungefähr.
SebaWas für eine Art von Musik spielt ihr da?
JoachimWir spielen einfach Lobpreislieder, die wir aus unserer Gemeinde her kennen, die jetzt auch so gar nicht so einen großen Übungsaufwand erfordern, sondern wir wollen das also mit ziemlich einfachen Mitteln machen, für uns auch.
Und das ist eigentlich auch ein Konzept, was sich bewährt hat.
SebaOkay, spannend.
Jetzt haben wir, glaube ich, schon ein ganz gutes Bild, wieso der Gottesdienst dann abläuft, wie sich das so ereignet, wie die Menschen da zueinander kommen, zueinander finden.
Und wie endet das?
Das endet wahrscheinlich mit einem Segen irgendwie.
JoachimGenau, und dann spielen wir noch so eine Zugabe.
Ich frage dann auch immer, ob sie eine Zugabe haben möchten oder nicht, ob es reicht.
Und in der Regel kommt dann auch, sie haben viel Zeit, da können wir auch noch mehrere Zugaben geben und so weiter.
Also ist ganz locker dann.
Und dann haben wir noch einen Büchertisch, einen ziemlich großen Büchertisch mit neuen Testamenten, mit Karten auch, mit evangelistischer Literatur, also mit Glaubenszeugnissen, also mit Büchern, wo Menschen also ihren Glauben bezeugen, wie sie zum Glauben gekommen sind, die erstmal ganz woanders waren, dann aber zum Glauben gekommen sind.
Das ist ja etwas, was da sehr gut hineinpasst.
Ja, und das natürlich auch in vielen Sprachen, weil Knast ja international ist.
Da sind sehr viele Inhaftierte, die nicht so gut Deutsch können natürlich auch.
Und damit wir ihnen auch was anbieten können, was weiterführt, können sie dann eben auch solche Bücher bekommen.
Und in den Büchern ist auch ein Stempel unserer Gemeinde.
Wir kommen aus der freien christlichen Gemeinde Ekklesia in Menden.
Das ist unsere geistliche Heimat, sag ich mal.
SebaWie heißt jetzt die Band?
Kommt quasi daher, die Menschen, die in der Band sind.
JoachimGenau.
Wir sind ein Arbeitszweig unserer Gemeinde.
Und mit einem Stempel da drin.
Und wer möchte, der kann uns dann auch einen Brief schreiben.
Und wenn er Fragen hat zu dem, was er gehört hat, zu dem Impuls oder zu den Wortbattern, zu den Liedern oder so, dann kann er sich an uns wenden.
Und wir haben auch nach dem letzten Einsatz, der war im November, Mitte November, haben wir zwei Briefe bekommen.
einen aus Fröndenberg und einen aus Hamm, wo die sich also bedankt haben, dass es ihnen gefallen hat und dass es ihnen viel gegeben hat.
SebaSchön.
Und irgendwann werden die ja auch mal vielleicht entlassen.
Kommen die dann auch schon mal vorbei?
JoachimDas hat es in Einzelfällen gegeben, dass ja auch Leute zu uns gekommen sind, ist aber jetzt nicht die Regel.
Im JVK sind ja Inhaftierte aus ganz NRW, die gehen dann wieder zurück an ihre Orte, wo sie hergekommen sind.
Ham ist ja nun auch von Menden ziemlich entfernt und von daher ist das eher die Ausnahme.
Aber es hat es auch schon gegeben.
SebaOkay.
Hört euch mal die Folge mit Ulrike Meisel und Ulrike Oehme an, wenn ihr nochmal mehr dazu hören wollt, wie das miteinander mit den Insassen im Gefängnis so ist.
Das ist eine sehr spannende Folge mit zwei Pflegerinnen eben aus dem Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg.
Okay, aber jetzt sind wir hier mit Joachim Finsterbusch und den wollte ich jetzt nochmal fragen, du hast vorhin schon angesetzt auch damit, wie bist du denn dazu gekommen, das zu machen?
Was war der Anlass?
JoachimJa, das erste Mal im Gefängnis, nicht inhaftiert, aber mit so einer Veranstaltung war ich in den 80er Jahren.
SebaWarst du schon mal inhaftiert?
JoachimNein.
SebaOkay.
War das eine indiskrete Frage?
JoachimNein, nein, das ist völlig in Ordnung.
Wir können immer sagen, wir haben die Lizenz auch zum Freigang wiederher.
SebaJa, sehr gut.
JoachimHinterher.
Hinterher.
In den 80er Jahren gab es in unserer Gemeinde eine Rockband, die hieß Papas Band.
Und da haben wir Rockmusik mit christlichen Texten gemacht, auch mit solchen Statements dann auch über unseren Glauben, wie wir dazugekommen sind und so weiter.
Und dann kam irgendwann mal die Anfrage und die Idee, mal im Knast zu spielen.
Und das war damals in der JVA Wuppertal.
Und das hat mich irgendwie angesprochen.
Also das hat mir gefallen, weil eben dort Menschen sind, die merken, dass sie irgendwo einen Fehler gemacht haben, durch ihre Straftat inhaftiert sind.
Und ich meine, Jesus ist ja auch zu denen gegangen, die am Rande der Gesellschaft waren.
Er hat sich mit den Zöllnern eingelassen, mit Huren, mit Sündern, mit Menschen, die am Rande standen.
Er hat ja gesagt, die Gesunden brauchen nicht den Arzt, aber die Kranken.
Und das passt so in Knast rein.
Also Menschen, die am Rande stehen und denen das Evangelium zu sagen und ihnen aufzuzeigen durch den Glauben an Christus, durch eine Hinwendung an Christus, durch die Möglichkeit der Vergebung von Schuld und Sünde.
Durch Christi Blut und dadurch, dass Gott uns die Hand reicht durch Christus und ein neues Leben anbietet in der Gemeinschaft mit ihm, nach seinen Wertvorstellungen Gutes zu tun, nicht mehr zu sündigen, nicht mehr gottlos zu sein, sondern eben die Hinwendung zum Glauben.
Das ist eine Chance für diese Menschen.
Das ist ja auch unser Angebot und auch die zentrale Botschaft, unsere Motivation, da hinzugehen.
Das hat mich angesprochen und bewegt und das hält nach wie vor an.
SebaSpannend.
Seid ihr die einzige Glaubensgemeinschaft, die in den Gefängnissen auftritt?
JoachimIch weiß, dass im JVK bis 2022 auch noch eine Gefangenenhilfe aus Una tätig war.
Aber zu denen haben wir jetzt keinen Kontakt.
Ich weiß nur, dass der Pfarrer...
SebaAlso ohne Konfession oder?
JoachimÜberkonfessionell.
Auch mit dem Freikirchenhintergrund.
SebaAh, okay.
Aber es gibt keinen muslimischen oder islamischen Seelsorger oder so im Gefängnis?
JoachimDas gibt es auch in Anstalten.
Ich weiß aber nicht, ich glaube in Fröndenberg und in Hamm nicht, aber in anderen Anstalten weiß ich auch, dass Muslime von einem Iman betreut werden.
Das habe ich mal so mitgekriegt, aber ich kann da jetzt nicht mehr zu sagen.
SebaOkay, ja.
Na gut, das waren jetzt schon mal zwölf sehr spannende Minuten über eine Tätigkeit, wo sich, glaube ich, die wenigsten ein Bild von machen, dass es die überhaupt gibt.
Und ich habe den Eindruck, dass das eine ganz wichtige Arbeit ist.
Und warum die wichtig ist, da würde ich gerne gleich nach dem Eulenspiegel nochmal mit dir weiter darüber reden.
RebeccaJa, jetzt kommt der Eulenspiegel für unsere Hörerinnen und Hörer, bei dem ich drei Fragen stelle, drei kurze Antworten von dir.
Bist du bereit?
JoachimJa.
RebeccaErste Frage.
Das ist dein liebster Ort in Fröndenberg.
JoachimJa, das ist der Henrichsknübel.
Der höchste Berg von Fröndenberg.
Ich glaube so 245 Meter hat der.
Und wenn ich da oben bin, dann habe ich so eine Rundumsicht.
Da sehe ich Bausenhagen, da sehe ich Wickere, da sehe ich die Berge vom Sauerland, Menden bis rüber nach Iserlohn.
Ich glaube, den Danzkurm kann man da auch erkennen oder erahnen, sage ich mal.
Und das ist sehr, sehr bewegend für mich, immer da zu sein.
Das ist ein ganz tolles Bild, eine Rundumsicht und da bin ich sehr, sehr gerne.
Gehe da auch sehr gerne spazieren in der Gegend.
Da wohne ich auch in der Nähe.
RebeccaDann passt das ja.
Ja, dann auch schon die zweite Frage.
Das geht so nur in Fröndenberg.
JoachimJa, ich staune immer wieder, sagen wir mal so, Ich staune immer wieder, dass Fröndenberg zwei Golfplätze hat.
Diese kleine Stadt, aber zwei Golfplätze, so ganz unterschiedlich.
Das kriege ich eigentlich nicht so richtig zusammen, aber läuft irgendwo.
RebeccaUnd dann noch schon zur letzten Frage.
Das ist eine kuriose Sache, die du mal in Fröndenberg erlebt hast.
JoachimJa gut, in Frontenbeck, da ist alles in Ordnung, da ist die Welt in Ordnung, bis auf ein paar Kleinigkeiten, aber da wollen wir nicht drüber reden.
RebeccaJa, und das war es auch schon wieder mit dem Eulenspiegel und damit zurück zum Gespräch.
SebaJa, danke Rebecca für den kurzen Eulenspiegel heute mal wieder und dann sind wir wieder zurück hier, Joachim und ich.
Und ich wollte nochmal fragen, Joachim, du hast eingangs gesagt, du machst das 30 Jahre ungefähr.
Und da muss ja eine Menge auch passiert sein, wenn das ungefähr viermal im Jahr war, dass ihr solche Gottesdienste veranstaltet habt.
Was waren denn spannende, krasse Erlebnisse und Begegnungen?
JoachimIch möchte erstmal was Lustiges erzählen.
Ich hatte ja eben erzählt, dass mein erster Kontakt mit einer JVA damals in den 80ern in Wuppertal war.
Und da waren wir auf Einladung des katholischen Priesters, der immer nur gestaunt hat, wenn eine Rockband in seine Kapelle einzieht, wie wir dann alles weggeräumt haben, den Altar, weil wir Platz brauchten für Verstärker, Schlagzeug und alles andere.
Mhm.
Der hat dann immer gestaunt nur so und nach dem Gottesdienst sagte er dann, das war schon ein älterer, ja es gibt ja in der Bibel die Begebenheit, dass die Israeliten um die Stadt Jericho gezogen sind und die haben viel Lärm gemacht und die Mauern sind dann eingestürzt.
Das ist hier trotz des Lärms nicht passiert, deshalb müsst ihr alle auf eure Zellen zurück, aber vielen Dank, es war ein ganz toller Gottesdienst, ein ganz tolles Konzert.
SebaSehr schön.
JoachimDas habe ich nie vergessen.
SebaSchöne Überleitung ist das.
JoachimJa, wir hatten Kontakt zu einzelnen Menschen und ich denke da so an zwei Personen.
Michael, der sehr interessiert war an der Botschaft des Evangeliums und auch aus schwierigen Verhältnissen kam und der dann auch eine Hinwendung zum Glauben machte, der sich dann tatsächlich bekehrt hat und sein Leben verändert hat.
Und ich habe dann auch, das war einer, der auch unsere Gemeinde dann besucht hat, der bei einer Erwachsenentaufe auch dabei war und der saß auch bei uns zum Mittagessen, Sonntagsmittags dann nach dem Gemeindebesuch und hat wirklich viel erlebt auch so im Glauben, wie sich sein Leben geändert hat.
Leider ist dann irgendwann der Kontakt abgebrochen und ich weiß jetzt nicht, wie es ihm geht, was er macht.
Aber das war schon eine beeindruckende Sache, dass er darauf eingegangen ist und da eine Veränderung auch erlebt hat.
Von Gewalttätigkeit, von Drogen hin zu einem Leben, was wirklich gut war.
SebaIch glaube dann als Brücke sozusagen.
JoachimGenau.
Und eine andere Begegnung war mit Silvia, die eine furchtbare Straftat getan hat, die für 10 oder 10 Jahre inhaftiert war, die im Knast dann auch zum Glauben gefunden hat.
Die haben wir im JVK kennengelernt.
Da hat sich ein Briefkontakt ergeben, die durch ihren Glauben dann im Gefängnis während dieser Jahre getragen worden ist und die inzwischen entlassen worden ist und jetzt im Rheinland lebt, eine Wohnung hat, einen kleinen Hund und ja praktisch ein neues Leben begonnen hat.
Das war also sehr, sehr schön.
Ansonsten haben wir natürlich immer wieder Post bekommen von Menschen, die sich gefreut haben über den Gottesdienst, die Motivation bekommen haben.
Ich habe einmal über einen verlorenen Sohn gepredigt und von der Liebe Gottes, die immer da ist, selbst bei Menschen, für die sonst keiner mehr einen Pfifferling geben würde.
Ich sage das mal einfach so.
Und da ist einer aufgestanden und sagte, ich war so ein verlorener Sohn, aber ich habe zurückgefunden zum Vater.
Ich bin wieder zu Gott gekommen und halte an ihm fest und habe ihm mein Leben gegeben.
Das war auch sehr bewegend.
SebaWarum ist das so wichtig?
Also man könnte ja schon sagen, die Frau hat ein krasses Verbrechen begangen oder auch jemand anders hat vielleicht jemanden umgebracht oder so.
Warum sollte Gesellschaft, warum sollten Menschen den Menschen, die so etwas Schlimmes getan haben, nochmal eine Chance geben?
JoachimEs ist ein Gebot des Evangeliums und das ist das, was Jesus gelehrt hat.
Er hat dem Verbrecher am Kreuz ja noch vergeben, der nun auch nichts mehr tun konnte zu seiner Re-Sozialisierung, der aber stand kurz vor dem Tod und dem hat er noch vergeben.
Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein, hat er ihm gesagt.
Und ich sagte ja vorhin schon, Jesus ist zu den Menschen gegangen, die am Rande der Gesellschaft gestanden haben.
Und ich glaube, das entspringt dem, oder es ist eine Grundlage des christlichen Glaubens.
Das hat Gott mit uns ja nun auch getan.
Er hat uns vergeben, obwohl wir vielfach gottlos leben, egoistisch.
Wir machen unsere Umwelt kaputt.
Wir leben für uns und so weiter.
Und so fort.
Wir leben in Gottes Ferne, obwohl wir jetzt hier im christlichen Abendland hier uns befinden.
Aber wir sehen an allen Ecken und Enden, dass es nicht mehr funktioniert.
Und von daher glaube ich, dass die Rückbesinnung auf das Evangelium, auf das, was Jesus gelehrt hat, ganz, ganz wichtig ist.
Und dazu gehört natürlich Vergebung.
Und es gibt keine Schuld, die nicht vergeben werden könnte.
Und das ist auch die Botschaft für die Gefangenen.
SebaJa, und letztlich tatsächlich eine der Kernbotschaften der Bibel.
Und Kernbotschaften sollte es sein, derjenigen Menschen, die sich für christlichen Glauben einsetzen und engagieren.
Ja, sehr spannend, sehr spannend.
Was gibt es denn, was du nochmal gerne ausprobieren möchtest, so in euren Formaten?
Gibt es da noch Weiterentwicklungspotenzial, irgendwas, was ihr immer schon mal dachtet, Mensch, das könnte man ja tun.
JoachimAlso wir haben jetzt 30 Jahre, über 30 Jahre machen wir das.
Also wie gesagt, erst mit der Rockband, da waren wir ja auch in Gefängnissen noch, da waren wir in Dortmund.
Wir waren mit einer anderen Band, dann Queen and the Gang hieß dann die Band ab 1993.
Da waren wir auch viel in Gefängnissen und auch Biker-Gottesdiensten.
Was ich sonst noch mache, erzähle ich eben auch noch, wir gehen auch in Altenheime.
Wir machen musikalische Andachten in Altenheimen.
SebaMit Rockmusik oder was?
JoachimNee, da machen wir natürlich keine Rockmusik.
Wir machen ja auch keine Rockmusik im Knast.
Das waren die Zeiten als aktiver Rocker.
Jetzt bin ich eher passiver.
Aber da haben wir eben auch sehr viel in Gefängnissen gespielt.
Aber Altenheime, um den Menschen vielleicht auch so noch eine Rückbesinnung auf ihre Jugendzeit, wo sie vielleicht Glauben hatten.
gerade auch jetzt in der Adventszeit, wir waren jetzt hier im Schmalenbachhaus, im Haus Hubertia, in Menden, in Vinzenz-Altenheim, oder auch sie zu motivieren, dass Gott alle Menschen liebt, nicht nur die Jungen, nicht nur die Aktiven, die mitten im Leben stehen, sondern auch die Alten, die vielleicht irgendwo, ich will nicht sagen verwahrt werden, aber doch irgendwo abgestellt sind, gerade eben auch die Dementen, was man da sieht, das ist schon sehr, sehr traurig, Aber ihnen durch den Glauben eben Hoffnung zu geben, Zuversicht und sie eben zu motivieren, vielleicht auch mal ein neues Testament hervorzukramen, die Weihnachtsgeschichte zu lesen in dieser Zeit und so weiter.
Also wir verstehen uns ja als Impulsgeber, nicht als Seelsorger, aber als Impulsgeber.
Mehr ist auch nicht möglich in so einer Stunde, ob das im Altenheim ist oder im Knast.
Aber es liegt natürlich an den Leuten selbst, dann etwas daraus zu machen oder eben zu sagen, ist nichts für mich, ist auch in Ordnung.
SebaOkay, aber innerhalb dieses Gottesdienst-Musikformats, gibt es da was, was du gerne nochmal ausprobieren würdest?
JoachimAlso das ist jetzt schon soweit, ja genau, da waren wir eben stehen geblieben.
Das ist schon soweit ausgereift, da ist nicht mehr möglich.
In so einer Stunde, da wüsste ich nicht, was wir da noch verbessern könnten.
SebaOkay.
JoachimOder verändern könnten, ergänzen könnten.
SebaWie viele Leute seid ihr eigentlich in der Band?
JoachimAlso wir haben einen Pool von 15 Leuten ungefähr, aber die sind nicht immer alle dabei, weil Krankheit oder andere Verpflichtungen.
Aber so 10 sind wir immer im Durchschnitt.
SebaKrass.
Und wie ist der Altersschnitt?
JoachimIm Altenheim sind wir schon ziemlich, wir sind sehr viele Rentner dabei, deshalb gehen wir auch in der Woche über, wo andere Leute arbeiten müssen, können wir auch dann in die Senioreneinrichtungen gehen.
Knast ist immer am Wochenende und der Altersdurchschnitt ist so, ich sag mal so ab 40, 40 bis, ja ich bin 70.
SebaOkay, also ist Nachfolge noch kein Problem?
JoachimNein, nein, nein.
SebaOkay, sehr spannend.
Was würdest du dir dann für die Menschen im Gefängnis wünschen?
Was könnte deren Alltag besser machen, unabhängig von den Gottesdiensten, die sie einmal im Quartal erleben dürfen?
JoachimDass sie sich weiter, ich denke jetzt in die Richtung, in die wir auch gehen, dass sie sich weiter mit der Bibel beschäftigen, mit dem Glauben beschäftigen und daraus ihren Nutzen ziehen.
Also durch eine Hinwendung zu Christus, durch vielleicht eine Rückbesinnung auf die Jugendzeit, wo sie vieles gehört haben, Konfirmation, Kommunion, Unterricht und so weiter, Kirchenbesuch vielleicht, ne?
dass sie da weitermachen und dranbleiben und praktisch zum lebendigen Glauben an Gott finden.
Weil das, für mich ist das die Grundlage von allem.
Daraus entspringt eben ein Leben, was in Ordnung geht.
SebaSagt Joachim Finsterbusch von der CIA hier heute im Ruheallen-Podcast.
Vielen Dank, Joachim, für deine Zeit und deine vielen schönen Worte.
JoachimSehr, sehr gerne.
Danke euch auch.
RebeccaSeine Rolle als Impulsgeber hat auf jeden Fall raus, denn ich habe mich gerade richtig mitgenommen und inspiriert gefühlt.
SebaUnd wie?
RebeccaWie ist das denn also als Mensch der Kirche für dich, wenn du jemanden so reden hörst?
SebaMensch der Kirche, ja.
Ja, ich denke dann, zwei Sachen denke ich dann immer.
RebeccaWas denn?
SebaNaja, erstens, krass, weil wie hört sich dieses überzeugte Sprechen über den Glauben, wofür Leute an, die da den Bezug nicht so haben?
Ist das zu viel?
Ist das zu krass?
Ist das zu viel Glaubensredenkram irgendwie?
RebeccaUnd zweitens?
SebaNa und zweitens denke ich, ein Grund, warum die Kirche an Bedeutung verliert, ist ja vermutlich eben gerade, dass wir zu wenig Überzeugte haben.
Wer glaubt denn da an die Auferstehung zum Beispiel mal?
Da weiß ich selbst bei manchen Pfarrerinnen und Pfarrern nicht.
Naja, also ja, im Grunde braucht es mehr Leidenschaft für das, was in der Bibel steht und was da an Umgangsformen vermittelt wird.
RebeccaZum Beispiel Vergebung.
SebaJa, Mann.
Vergebung ist halt so wirklich das zentrale Ding.
Nicht, weil es irgendwie einfach in der Bibel steht, sondern weil wir Menschen, da können wir machen, was wir wollen.
Wir sind voller Unzulänglichkeiten und Fehler.
RebeccaDa tut Vergebung schon gut.
SebaJa, und da ist Vergebung auch absolut angesagt.
RebeccaOkay, das war es auch wieder mit der heutigen Folge.
Alle Infos wie immer in den Shownotes.
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Tschüss, Lordi.
SebaGroßartig.
Tschüss, Lordi.