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HRF 216 | 1945 - Stunde Null im Fußball

Episode Transcript

Nick Kaßner

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des Hörfehler-Podcasts in Zusammenarbeit mit dem Zeitspiel-Magazin.

Dieses Mal zu Gast ist Harry Grüner, Herausgeber, Mitherausgeber des Heftes und Bernd Sauder, auch schon von Anbeginn dieses Magazins mit dabei.

Und wenn die beiden zusammen sind, dann wird es immer eine launige Sendung.

Insofern wünsche ich euch ganz viel Spaß mit dieser Folge.

Jawohl, wir sprechen heute, nach zehn Jahren, über die Ausgabe 38.

Das ist das Thema 1945, Stunde Null im Fußball.

Bernd, ich fange mit dir an.

Ich habe das Gefühl, du hast einen neuen Lieblingsverein.

Jetzt ist Schweigen.

Bernd Sautter

Ja, also wenn du so willst, Arminia Bielefeld.

Nick Kaßner

Das war es nicht.

Bernd Sautter

Weil die sind, ich bin ja VfB-Fan, und du kannst dir im Pokal-Endspiel keinen schöneren Verein vorstellen als die Freunde von Arminia Bielefeld.

Nick Kaßner

Nein, es ging mir darum, du hattest in einer der letzten Ausgaben einen Artikel geschrieben zum US-Sand Gilouar, ihr könnt es besser aussprechen, und du warst jetzt am vergangenen Wochenende, wenn ich das richtig gesehen habe, schon wieder dort, ne?

Bernd Sautter

Das ist natürlich auch wahr.

Man kann so harti Weißes, man kann so viele Lieblingsvereine in seinem Herzen mit rumtragen.

Bei Union Saint-Gélois hat es natürlich bei mir voll zugeschlagen.

Das ist natürlich ein Verein, der ja sehr bemerkenswert ist.

Ich hatte mich im letzten Zeitspiel, also in der vorigen Ausgabe des Zeitspielmagazins eingehend mit dem beschäftigt.

Und das ist so die seltene Kombination von größtmöglicher Innovation im Verein und im System und im Scouting.

Mit einer großen Portion Nostalgie.

Der Verein war vor dem Ersten Weltkrieg zigmal, belgischer Meister.

Er bringt eine der längsten Traditionen im belgischen Fußball mit sich.

Im belgischen Fußball, muss man erklären, ist die Matrikelnummer sehr wichtig.

Wie alt ein Verein ist, kann man nicht nur an der Jahreszahl der Gründung ablesen, sondern auch an der Matrikelnummer.

Jede Neugründung hat einfach eine Nummer mehr bekommen.

Der älteste Verein ist in Antwerpen Matrikel Nummer 1 und Union hat immerhin Matrikel Nummer 10.

Und das ist einer der ältesten noch existierenden Vereine in Belgien und das kombiniert mit einem alten Stadion und einer Fanbase.

In der du dich nur verlieben kannst, wenn du einmal da warst.

Im Marien ist Fußball so, wie wir ihn eigentlich schon immer haben wollten.

Freundlich, die Gegner werden nicht ausgepfiffen, die eigene Mannschaft wird besinnungslos und voller Hingabe unterstützt.

Die Stehränge sind so, dass man sagen würde, in Deutschland wäre das vor 30 Jahren schon nicht mehr genehmigt worden.

Die Atmosphäre ist so, wie sie ist in einem Stadtteil von Brüssel, innerstädtisch, der einfach tief verwurzelt ist mit dem Fußball und seinen Fans.

Das ist zum Fotografieren ein Räumchen, weil sich der Dudenpark im Hintergrund bewegt.

Und ich könnte jetzt eine ganze Hörfehler-Ausgabe noch vollquatschen mit Lobeshymnen über Union Saint-Gilbert, über die tolle Fanbase, über die vielen internationalen Fans, über die Erfolge.

Und ich kann nur sagen, ich war in Ghent und Union hat standesgemäß 3 zu 0 gewonnen.

Ich bin glücklich nach Hause gefahren, selig glücklich.

Nick Kaßner

Mit dem Fahrrad, oder?

Bernd Sautter

In dem Fall leider nicht, weil ich musste sogar zu Fuß gehen.

Das liegt am belgischen System, wenn du in den Auswärtsblock willst.

In den Belgien kommen nur Leute in den Auswärtsblock, die in den Bus eingestiegen sind, dort, wo die Busfahrt startet, also in dem Fall in Brüssel.

Und ich habe an der Raststätte gewartet, bis mich der Bus bei einer Pinkelpause aufnahm, um überhaupt in den Block reinzukommen.

Und ich musste mich, während die Busse dann wieder wegfuhren nach dem Spiel, seitlich in dunkelster Deckung durchs Tor schleichen, um dort wieder, verbotenerweise, zu Fuß rauszukommen, weil ich hätte in den Bus müssen und wieder nach Brüssel.

Obwohl ich mein Hotel in Gent war.

Nick Kaßner

Ja, da ist jetzt zu Ende die Fußballromantik.

Bernd Sautter

Da ist es sofort zu Ende und das sind dann Regeln.

Aber um ehrlich zu sein, ich habe zumindest teilweise eine Busreise mit den Fans gewonnen und das war Belohnung genug.

Nick Kaßner

Hadi, du hast letzte Woche auch eine große Runde besuchen dürfen, eine sehr eindrucksvolle Runde.

Ich konnte leider aus familiären Gründen dann doch nicht auftauchen.

Von daher lass uns HörerInnen doch mal daran teilhaben, was an dieser Diskussionsrunde in Luxemburg und was das vor allen Dingen für eine Runde war und was da rausgekommen ist.

Hardy Grüne

Ja, Luxemburg ist ja irgendwie sowas ganz Besonderes bei mir geworden über das Buch und die vielen Kontakte, die ich habe.

Und ich bekam eine Einladung von der Nationalbibliothek zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Luxemburger Fußballs.

Die Situation in Luxemburg ist ja nicht so ganz einfach.

Die Nationalmannschaften, sowohl männlich wie weiblich und auch in beiden Jugendbereichen bei beiden Geschlechtern, funktioniert ziemlich gut.

Und da gibt es auch Erfolge.

Da ist auch die große Hoffnung, dass da irgendwann demnächst mal eine Qualifikation für WM oder EM stattfindet.

Sowohl als auch.

Das Problem ist die Vereinsebene, wo doch vieles brach liegt.

Und Luxemburg einfach knallhart die Veränderungen im europäischen Spitzenfußball mitbekommt.

Also Europa League ist jetzt auch schon draußen.

Sie haben nur noch Conference League.

Nur wenn der Meister in der Champions League Qualifikation irgendwie das über diese zigtausend Stationen schafft, dann hat man vielleicht noch mal die Conference League.

Aber im Grunde genommen bist du draußen und die Gegner, die man dann kriegt, kommen irgendwo aus Kasachstan oder Island.

Also die ziehen wirklich niemanden.

Im nationalen Fußball ist der Zuschauerschnitt inzwischen wirklich ganz dramatisch runtergegangen.

Selbst die Jeunesse ist deutlich unter 1.000 und das ist die Frage, wie kann es weitergehen?

Und da hat man halt eingeladen, einen Trainer vom SCL, ein hochinteressanter Verein, bei dem alles paritätisch gemacht wird.

Also Männer und Frauen werden gleich bezahlt, nämlich gar nicht im Grunde genommen, aber sie werden komplett gleich behandelt.

Die Frauen sind deutlich erfolgreicher in L, die machen eine grandiose Arbeit, das hatte ich damals schon gesehen, als ich unten war.

Und ja, der hat so das Modell vorgestellt, dann war Paul Philipp da, der Präsident vom Nationalverband, der das alles von oben so ein bisschen beobachtet hat.

Laurent Stützler, das ist ein Kolumnist, der hat früher fürs Wort gearbeitet, Luxemburger Wort und schreibt jetzt für FUPA, ein Mann, den ich sehr, sehr schätzen gelernt habe, der schlaue Ideen hat und sieht irgendwie das Fund, was der Luxemburger Fußball hat, ist natürlich die Tradition.

Und was ein bisschen fehlt, ist so der Blick in die Zukunft und auch der Respekt vor dem, was im Fußball eigentlich passiert ist.

Das ist ja einfach auf ganz vielen Ebenen, da kommen wir ja hier im Podcast auch immer wieder drauf.

Ja, und so darüber haben wir gesprochen und ich habe zum Beispiel die Frage aufgeworfen, was macht das eigentlich für einen Sinn, eine Mannschaft teuer zu bezahlen, die keiner sehen will?

Weil das ist in Luxemburg jetzt zuletzt der Fall gewesen mit Zwift Hesperon.

Amtierender Meister, wo die Mannschaft zusammengebrochen ist, weil einfach gar nichts mehr funktionierte.

Die haben jetzt zum zweiten Mal in Folge die Lizenz für Europa verweigert bekommen, weil die Finanzstrukturen komplett kaputt sind.

Und die haben sich halt Spieler aus vor allem Frankreich geholt und haben einen Zuschauerschnitt von irgendwas um die 300.

Also es interessiert einfach niemanden.

Esberingen ist eine der reichsten Gemeinden in Luxemburg.

Da ist Fußball sowieso ein bisschen anders aufgestellt.

Und meines Erachtens ist Luxemburg ein exemplarisches Land für die Frage, wie will ich meinen Fußball eigentlich organisieren?

Was will ich eigentlich erreichen?

Will ich wirklich Legionäre aus allen möglichen Ländern haben, die mir dann die Meisterschaft bringen, damit ich dann in der ersten Runde der Champions League bei Klaix Klackfix rausfliege?

Oder will ich vielleicht doch mal gucken, dass ich innerhalb des Landes wieder eine Perspektive kriege und eine lokale Identität oder mindestens eine regionale Identität aufbaue und damit vielleicht nicht mehr die ganz großen Erfolge habe, die Luxemburg ja ohnehin nicht hat, aber zumindest irgendwie eine Identität und einfach um dieses Spiel, um diesen Fußball herum noch ein bisschen mehr machen.

Also die Vereine wieder zum Leben zu erwecken und nicht nur die erste Mannschaft zu fördern, sondern den Gesamtverein zu fördern.

Und ja, das waren so ein bisschen die Themen, die wir hatten.

Dann natürlich auch viel so Luxemburg-interne Themen, die will ich jetzt gar nicht so auswälzen.

Das hat dann viel mit den lokalen Hintergründen da zu tun.

Das ist natürlich ein reiches Land und das ist alles nicht so ganz einfach da.

Ja, und das ist die Frage.

Und ich bin gespannt, was da jetzt bei rauskommt.

In Hesberingen bricht ja jetzt momentan immer noch alles zusammen.

Also die sind zwar immer noch Dritter, aber sie haben jetzt halt die Lizenz für die Conference League verweigert bekommen.

Also man kann absehen, dass der Verein absackt.

Und das gibt der Luxemburger Nationalliga vielleicht so ein Fenster, wo man mal neu sich aufstellen kann.

Weil wenn in Hesperingen rausgeht, dann ist der einzige Millionär, der einzige Großsponsor aus dem Luxemburger Fußball raus.

Und das ist natürlich dann auch eine Chance, wenn man vielleicht wieder so ein bisschen mehr Gleichgewicht bekommen kann.

Nick Kaßner

Hast du das Gefühl, dass das diskutiert wird in der Liga, dass das eine Chance ist?

Hardy Grüne

Naja, die haben alle ein Problem.

Also du hast eigentlich nur noch jetzt Differdingen ist Meister, da ist noch ein bisschen Geld vorhanden.

In Niederkorn ist auch noch ein bisschen Geld vorhanden, aber die Jeunesse zum Beispiel hat ein echtes Problem.

Die hat auch ein Infrastrukturproblem, weil alles relativ marode ist.

Die sind jetzt dabei, das zu renovieren und planen ein neues Vereinsheim.

Aber die haben natürlich alle das Problem.

Denen rennen die Zuschauer weg.

Das heißt, denen entgehen auch die Sponsoren.

Fußball ist immer noch unglaublich wichtig, auch in Luxemburg, wie ja in fast allen Ländern.

Aber nicht mehr als Zuschauersport.

Und auch das ist ja ähnlich.

Da können wir ja bei uns auch in den Regionalligen gucken.

Wobei wir eine andere Situation hier noch haben, auch eine andere Entwicklung.

Aber das betrifft die Vereine natürlich.

Und in Luxemburg kommt einfach dazu, dass es ein eigenständiges Land ist und dass die Jeunesse früher im Europapokal der Landesmeister mitgespielt hat, hier gegen Liverpool, gegen Bayern München, gegen Roter Stern Belgrad.

Also da steckt ja einfach eine unglaubliche Tradition dahinter.

Luxemburg ist seit langem ein migrantisches Land und der Fußball hat die Migranten, hat die Menschen zusammengeführt schon in den 20er Jahren, in den 50er Jahren.

Jetzt haben wir in Esch ungefähr 160 verschiedene Nationalitäten, die in dieser Stadt leben, das ist ja eine, zweitgrößte Stadt, aber es ist immer noch eine kleine Stadt und der Fußball hat da natürlich eine Riesenmöglichkeit, da etwas zu verbinden und ich glaube, das sind die Dinge, die man erkennen soll, sollte, müsste, nicht nur in Luxemburg, sondern insgesamt auch in dem Fußball und der Glitzer-Ebene, wo da das Potenzial liegt und sich vielleicht da auch ein bisschen neu orientieren und neu ausrichten und ein bisschen weg von, wir müssen jedes Jahr aufsteigen, wir müssen Meister werden, wir müssen Europapokal erreichen, wir müssen große Erfolge haben.

Wir müssen etwas werden, was in dieser Stadt einfach eine Bedeutung hat und eine Wirkung hat.

Das ist, glaube ich, für mich einer der wichtigsten Schritte, die der Fußball auf der Ebene nehmen müsste.

Nick Kaßner

Bernd, als Hadi vorgeschlagen hat, dass wir dich anfragen für die Sendung, kam mir der erste Gedanke, wann warst du das letzte Mal da?

War der VfB Stuttgart da schon international oder haben wir da noch der Sache nicht getraut?

Bernd Sautter

Da war der VfB noch in einer Spielzeit, die dann in der Relegation endete.

Mit vier Trainer wechseln.

Nick Kaßner

Wahnsinn, seitdem warst du in Mailand, habe ich gesehen.

Bernd Sautter

Turin, ja.

Nick Kaßner

Ah, Turin, stimmt, Entschuldigung.

Bernd Sautter

Und das ist natürlich ein erhebendes Gefühl, wenn du vor kurzem noch in Aue oder Osnabrück warst.

Dann in Nullkomanix mal einfach in Turin und bei Real vorbeizuschauen.

Das ist schon ein Gefühl, wo du dir zehnmal die Augen greifst und dich kneifst und sagst, sag mal, sind wir das?

Oder bin ich hier?

Träume ich gerade?

Oder was ist hier los?

Hardy Grüne

Das Schöne ist ja dieses Pokal-Endspiel, von dem Bernd auch schon gesprochen und auch geschwärmt hat.

Ich habe irgendwo jetzt im Netz so ein Fake-Spielankündigungsplakat gesehen, was so ein bisschen auf alt gemacht ist.

Also so 50er Jahre, VfB Stuttgart gegen Arminia Bielefeld mit diesen Bildern, die man so in den 15ern gemacht hat.

Und genau das ist es ja.

Es ist ja ein Duell aus der Vergangenheit.

Und das ist mit dieser Konstellation mit Bielefeld als Drittligist dann ja nochmal zusätzlich.

Aber das ist ja einfach auch eine unglaublich schöne Botschaft, dass wir so ein Pokal-Hitspiel haben.

Und ich kann mir gut vorstellen, dass es das erste Pokalfinale seit vielen, vielen Jahren ist, was ich wieder gucken werde, weil ich für beide Mannschaften irgendetwas empfinde und es einfach toll finde, so ein Fußballspiel zu sehen, was mit Beteiligung von Leipziger Vereinen zum Beispiel oder Mannschaften oder Wolfsburger oder sowas jetzt nicht so den Reiz auf mich hat.

Und das ist toll.

Also nochmal Glückwunsch da auch für das, was vor allem natürlich in Bielefeld geleistet wurde.

Bernd Sautter

Ja, Sensation.

Sensation.

Kann sich irgendjemand daran erinnern, wann es ein DFB-Pokal-Endspiel gab, in dem die ersten acht der Bundesliga, in keiner der ersten acht der Bundesliga vertreten war.

Wie weit muss man da zurückgehen?

Hardy Grüne

Also ich kann mich an ein Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und NRG Cottbus erinnern.

Ich weiß nicht, wie es damals aussah.

Hast du das im Kopf?

Bernd Sautter

Nee, aber...

Hardy Grüne

Cottbus war Drittligist.

Bernd Sautter

Genau, Cottbus war Drittligist.

Das ist das zweite Mal, dass wir gegen einen Drittligisten antreten.

Könnte man sagen, man kann von Glück reden, könnte man aber auch sagen, die Fallhöhe ist wunderbar hoch.

Hardy Grüne

Ja, ich sehe.

Bernd Sautter

Ist so hoch wie die in Leverkusen etwa.

Nick Kaßner

Hast du Berlin schon mal erlebt, Bernd?

Also Pokal-Endspiel?

Bernd Sautter

Ja, gegen Bayern.

Ich will nicht darüber reden.

Nick Kaßner

Okay.

Ja, ich habe nur in der letzten Ausgabe von Zeigler und Köster hatten sie halt nicht logischerweise über das Pokalfinale gesprochen.

Und vor allen Dingen hat Zeigler dann sehr, sehr ausführlich erklärt, wie schön und wie besonders so ein Pokalabend in Berlin dann ist und wie sehr man das genießen sollte.

Von daher, hast du Pläne, was du dort machen wirst vor Ort?

Bernd Sautter

Ich habe heute in der Verlosung mitbekommen, dass ich keine Karten kriege.

Das ist jetzt mal der erste.

Wir haben Anfragen in Stuttgart für Karten, die wurden beziffert auf 150.000 Anfragen.

Und da ist klar, dass es nur jeder Zehnte ins Stadion schafft.

Jetzt muss man mal sehen, ob das trotzdem noch irgendwie geht.

Ich bin ehrlich gesagt etwas pessimistisch.

Aber auf das kommt es gar nicht an.

Ob ich jetzt da dabei bin oder nicht, ist eigentlich relativ pumpe.

Das ist eben ein Sport, der eine so große Aufmerksamkeit hat, vor allem wenn man wie Phönix aus der Asche aus dem Neckar aussteigt und auf einmal wieder nationale und internationale große Spiele hat, dann überschlagen sich natürlich alle Fans und die Anzahl der neuen Fans ist unübersichtlich.

Also alles gut und die Stuttgarter Gruppe wird riesengroß sein in Berlin und ich hoffe, dass halb Bielefeld mit Masse und mit Trinklaune dagegen hält.

Hardy Grüne

Interessant fand ich ja jetzt gerade, dass es offensichtlich keine Ticketgeschichte gibt.

Also ich kenne das aus England von den Bristol Rovers, da hast du ein Konto und wenn es dann so zu entscheidenden Spielen geht, kommt, dann guckt man in dein Konto, das läuft natürlich wahrscheinlich alles über KI inzwischen, und schaut, was hast du für eine Ticket History und wenn die entsprechend aussieht, dann wirst du bevorzugt.

Und das finde ich eigentlich ein ganz faires System, weil das die Leute bevorzugt, die tatsächlich zum Gurkenspiel am Mittwochabend nach Macclesfield oder sowas fahren.

Und wenn es dann um Aufstieg in Wembley geht, auf keinen Fall leer ausgehen.

Und das scheint es in Deutschland gar nicht zu geben, sowas.

Bernd Sautter

Dazu zwei Dinge.

Erstens, welch tolles Luxusproblem ist das, dass wir in Zeiten eines Fernsehsports noch Probleme mit Ticket-Zuteilungen haben.

Das ist erstmal eine wundervolle Sache.

Das Zweite, der VfB ist jetzt wohl dabei, ein ähnliches System zu entwickeln, weil jetzt seit zwei Jahren daran einsetzt.

Es ist einerseits alles Fahrer und Dauerkarteninhaber, wie ich es bin, sind natürlich prinzipiell zu bevorzugen, weil die waren auch da gegen Aue und gegen Regensburg.

Andererseits, wenn diese Dauerkarteninhaber und alles fahren, das ganze Thema und das ganze Stadion auf Sicht verstopfen und neue Leute keine Chance haben, einen Platz auch mal im Stadion zu bekommen.

Dann läuft auch was falsch.

Also in einer Situation, wo du nur ein Zehntel der Plätze hast, die nachgefragt werden, kannst du tatsächlich nur Fehler machen.

Hardy Grüne

Ja, das ist vollkommen klar.

Es gibt, glaube ich, in Bristol gibt es immer ein Kontingent an freien Tickets, was irgendwie gerade für junge Leute, also die machen viel dann auch mit jungen Leuten, tatsächlich mit Kindern, aber auch mit Jugendlichen.

Aber es ist natürlich vollkommen richtig, du musst eine Chance haben, da reinzukommen, ansonsten wird es eine geschlossene Gesellschaft und das ist natürlich bei so einer Situation wie bei euch jetzt ein großes Risiko.

Und ja, wir reden vom großen Kapitalismus im Fußball.

Angebot Nachfrage und Preise steigen und Nachfrage wieder und alles Weitere.

Nick Kaßner

Ja, ich habe gerade im Hinterkopf, hattest du nicht in der letzten Ausgabe einen Text dazu, zu dieser Eintrittskarten-Thematik, meine ich.

Aber was mich daran stören würde an dieser Geschichte, wäre ja der Datenschutz.

Also ich bin ja kein Freund von, dass ich alles preisgeben will.

Und das hieße ja in dem Falle, dass irgendwie der Verein und keine Ahnung, wer da alles in dem Verein dann die Möglichkeit hat, da irgendwie Einblicke zu bekommen, wann ich wo mich rumtreibe beim Fußball.

Also das fände ich schon ein bisschen.

Also ich finde es persönlich schwierig.

Hätte ich, glaube ich, ein Problem mit das mitzumachen.

Das System.

Bernd Sautter

Es gibt in diesem System viele Ecken und Enden, wo du überlegst, ob du das tatsächlich mitmachst.

Das fängt bei der nicht durchgebratenen Stadionwurst an und hört beim Datenschutz noch lang nicht auf.

Nick Kaßner

Na gut, die Bratwurst werde ich akzeptieren.

Bernd Sautter

Nein.

Hardy Grüne

Im Grunde genommen sind diese ganzen großen Events in der Beziehung problematisch.

Ich war ja letztes Jahr im Januar bei der Handball-EM in Berlin.

Und da habe ich auch beim Ticketkauf gedacht, das kannst du nicht machen.

Das kannst du einfach nicht machen, was die da alles von dir wissen wollen.

Aber ich habe es dann doch gemacht.

Weil wir natürlich letztendlich dann doch auch alle so funktionieren, ach naja, gut, ich mach das jetzt mal mit und dann nehm ich das mal mit und so.

Aber im Grunde genommen funktioniert es nicht mehr.

Jetzt habe ich ein paar Tickets für Open-Rs gekauft im Sommer.

Und das war ganz witzig, die einen verlangen, naja, so doch ganz schön viel Daten und andere, da musst du einfach nur Geld hin überweisen, ein paar Tage später hast du dein Ticket, so wie es früher halt war.

Also es wird unterschiedlich gehandelt und es sind natürlich dann auch immer die großen Provider, Eventim und Co., die wirklich die Daten abfragen.

Ich habe aber auch schon mal irgendwo was bestellt und da wollten sie mein Geburtsdatum haben.

Dafür, dass ich, ich weiß gar nicht, Staubsaugerbeutel oder so ein Kram, muss das gewesen sein, wollten mein Geburtsdatum haben und ich bin nicht rausgekommen.

Kann man natürlich ein schönes Fake-Datum angeben, aber das fragt man sich dann auch.

Was wollte ich mit meinem Geburtstag, wenn ich Staubsaugerbeutel bestelle?

Nick Kaßner

Ja, das frage ich mich auch jedes Mal.

Ich durfte jetzt das erste Mal ein Ticket auch für Borussia Neunkirchen online bestellen oder ich musste es.

Aber in dem Fall über Ticket Regional.

Aber das war auch etwas skurril.

Also normalerweise gehst du hin, da kriegst du dein Kärtchen vom Verband, diese kleinen Eintrittskartendinger, die man halt auf den Sportplätzen so bekommt.

Und da sich jetzt das erste Mal so ein Ticket zu bestellen, was man dann zu Hause geschickt bekommt, das ist schon sehr skurril gewesen, ehrlich gesagt.

Hardy Grüne

Für das Gladbach-Spiel.

Nick Kaßner

Ja, für das Gladbach-Spiel, genau.

Ja, kommen wir mal vom großen Fußball zu dem kleinen Fußball, denn den gibt es im Zeitspielmagazin bekanntlich ja auch immer wieder.

Ich habe mir zwei, also ich habe eigentlich drei Clubs mir rausgesucht.

In dem Fall wäre der erste Fakt, was ist denn der aktuelle Stand in Krefeld?

Hadi.

Ja, man blickt es ja nicht mehr durch.

Man weiß ja nicht, ist es noch dieselbe Insolvenz, von der die reden, oder ist es schon die nächste?

Hardy Grüne

Ich weiß nicht.

Ich glaube, das Letzte, was ich gehört habe, ist, die wollen jetzt mit Düren fusionieren und da soll irgendein Influencer die Mannschaft zusammenstellen.

Ach du je.

Nee, natürlich nicht.

Also, Ehrlich gesagt, ich habe jetzt die letzten drei Tage nicht geguckt, was ist.

Jetzt ist ja das Heft gerade fertig.

Ich sammle das dann immer so ein bisschen.

Also sie wollten irgendwie gucken, dass sie die Saison zu Ende bringen.

Und genau, ESA hat ja die 35.000, glaube ich, die hat er gegeben, damit sie die Lizenz beantragen können.

Die haben sie auch beantragt beim Westdeutschen Fußballverband und ich vermute, der Westdeutsche Fußballverband wird ihnen auch die Lizenz für die nächste Regionalligasaison erteilen, weil da halt diese Dinge nicht geprüft werden.

Also ist das auch alles nachhaltig.

Das gehört halt nicht zu den Prüfungsauflagen.

Und insofern werden wir, wenn sie nicht sportlich absteigen, vermutlich auch in der nächsten Saison mit dem KFC Uerdingen in der Regionalliga zu tun haben und unseren Spaß haben.

Sportlich absteigen ist ja fast gar nicht mehr möglich, weil Türkspor ist schon weg.

Düren, naja gut, mal gucken, was diese Wundermannschaft da macht.

Da spekuliere ich mal darauf, dass sie das Duisburg-Spiel jetzt noch mitnehmen und dann möglicherweise doch Tschüss sagen.

Heute habe ich erfahren, dass bei Düren, bei dieser komischen Aktion da mit dem, Meldet euch alle mal, wer ein bisschen kicken kann, der darf jetzt Regionalliga spielen, dass da wohl diverse Spieler vom Tuf Böwinghausen dabei sind, die ja zwischenzeitlich aus der Oberliga Westfalen zurückgezogen haben, nachdem der Geldgeber eigentlich mindestens in die Regionalliga wollte, wenn nicht in die Bundesliga.

Also das ist ja auch so ein Ringsystem.

Und ehrlich gesagt finde ich es irgendwo zwischen lächerlich und aber auch zum Haare raufen, weil es hat natürlich mit der sportlichen Gerechtigkeit nichts mehr zu tun.

Dietmar Hirsch vom MSV Duisburg hat sich jetzt meines Erachtens vollkommen zu Recht beschwert, dass er am Wochenende auf eine dürende Mannschaft trifft, von der er gar keine Ahnung hat, die einfach mal irgendwie über Nacht zusammengestellt wird.

Und Duisburg will Meister werden und will wieder aufsteigen.

Naja, so große sportliche Fairness, da müssen wir auch mal dran denken, glaube ich.

Nick Kaßner

Damit hast du Böwinghausen eigentlich auch schon abgearbeitet.

Das war der andere Verein.

Und dann habe ich noch ein Verein, weil er einfach komplett eine andere Meldung ist bei dir.

Das ist der BV Alten Essen.

Ja, kannst du das vielleicht ein bisschen genauer erklären?

Ich gehe ja davon aus, du hast ja wahrscheinlich schon mal nachgeguckt, was man da so lesen kann in der lokalen Zeitung, weil dieses Problem, wobei diese Thematik, grundsätzliche Thematik, haben ja wahrscheinlich viele Vereine.

Hardy Grüne

Das ist ein schwieriges Thema, weil ich natürlich nicht vor Ort bin und das jetzt auch nur ein bisschen aus der Ferne beurteilen kann und wir da in Bereiche reingehen, die emotional belastet werden und auch ein bisschen mit Populismus belastet sind und da möchte ich eigentlich nicht so gerne rein.

Ich versuche es mal so ein bisschen nüchtern zu erzählen, was Sache ist.

Also der BV Altenessen ist einer der traditionsreichsten Arbeitervereine im Ruhrgebiet.

Der war eigentlich vor Schalke 04 die große Nummer, hat ein richtig viel Publikum und es waren halt alles nur irgendwelche Kumpel, die da gespielt haben.

Also genau in dieser Wende in den 20er Jahren, als die Kumpel die Lackschuhträger abgelöst haben, also die Gebildeten und den Fußball, die Macht übernommen haben, bei der BV Altenessen war der Vorreiter davon, hat dann aber relativ schnell auch den Abstand bekommen und war meistens so in der dritten Liga irgendwo unterwegs, ganz solider Verein in Altenessen.

Und dann ging das in den 60er Jahren mit der Zechenkrise los und mit der Umwälzung im Ruhrgebiet.

Und das bedingt dann natürlich auch so eine Bevölkerungsbewegung.

Und Altenessen ist ein alter Arbeiterstadtteil.

Ich bin da mal vor vielen Jahren gewesen.

Es ist jetzt nicht die attraktivste Wohngegend.

Und du hast auch eigentlich eher so die fünfgeschössigen Mietskasernen.

Aber ja, ich würde mich nicht wundern, wenn da noch irgendwo das Klo auf dem Zwischenflur ist.

Also sicherlich nicht im besten Zustand.

Das heißt, du lockst eigentlich eher ein Klientel an, was nicht so viel Finanzkraft hat.

Und das führt ja ganz schnell zu seiner Ghetto-Bildung.

Und dann hast du jetzt einfach in den letzten 30 Jahren sehr, sehr viele verschiedene Kulturen dorthin bekommen.

Und das passt nicht immer so gut zusammen.

Da hast du dann Kulturen, die kommen aus dem Nahen Osten.

Und du hast Kulturen, die kommen vom Balkan.

Und da gibt es dann so ein bisschen Reibereien.

Und da ist der Club, glaube ich, sehr reingeraten.

Er ist dann so ein bisschen in bestimmte Kulturkreise reingekommen.

Und es gab, wann ist das gewesen, so 2018, 2017, 2018, glaube ich, wenn ich es in der richtigen Erinnerung habe, gab es eine Boykott-Aktion gegen den Verein, dass die Gegner nicht mehr angetreten sind, weil es bei den Spielen regelmäßig zu wirklich Wüsten-Ausschreitungen kam und auch die Mannschaft, die gegnerische Spieler, wüst attackiert hat, also es Verletzte gab.

Und da gab es dann halt so eine Boykott-Aktion und da hat sich der Verein, glaube ich, nie von erholt.

Es gab dann einen Vorstandswechsel, Dann ist es ein bisschen ruhiger geworden.

Aber im Grunde genommen war damit eigentlich alles so dem Bach runtergegangen.

Der Name ist, glaube ich, ziemlich versaut inzwischen.

Die Sportanlage ist wohl auch ziemlich kaputt, habe ich mir sagen lassen.

Also das ist so ein klassisches Beispiel von dem, was ja viel passiert, was auch in Berlin zum Beispiel viel passiert.

Der 1.

FC Neukölln hat auch nichts mehr mit dem 1.

FC Neukölln zu tun, weil es ganz andere Kreise sind, die diesen Verein inzwischen führen.

Und ja, und dann kommen wir natürlich auch zu diesem großen Thema Gewalt.

Das war bei der Luxemburger Podiumsdiskussion auch ein Thema.

Wir haben einfach eine zunehmende Gewalt im Fußball gegen Schiedsrichter, aber auch untereinander und sehr besorgniserregend vor allem im Jugendbereich, wo viel von den Eltern ausgeht.

Und ich glaube, da sind wir dann einfach beim Brennpunkt Altenessen.

Nick Kaßner

Ja, ich weiß, kein leichtes Thema, trotzdem wollte ich es gerne, aus genau dem Grunde wollte ich es eigentlich schon auch angesprochen haben, um, Bernd?

Bernd Sautter

Ich würde gerne anschließend an das, weil wir jetzt drei mehr oder weniger Traditionsvereine hatten, die in der Krise sind.

Ich würde gerne nochmal auf einen Artikel in dem aktuellen Heft hinweisen, in dem man sieht, welche Kraft, übrigens auch finanzielle Kraft, ein Traditionsverein entwickeln kann.

Und das ist der VfB Lübeck.

Da gab es ja im letzten November diese plötzliche Katastrophenmeldung, dass ein fast siebenstelliger Betrag fehlt.

Und in einer Neudeutsch-Groundfunding-Aktion plus dem Mitwirken von einigen Sponsoren wurde eine Rettung dieses Vereines erreicht, die eine Woche vorher.

Kein Mensch, kein einziger Mensch hätte ein Pfifferling darauf gegeben, dass der VfB Lübeck noch um die Insolvenz rumkommt.

Und binnen einer Woche hatten die das Geld zusammen, um das jetzt nicht auf Rosen zu betten, aber zumindest um die Schluderei, die sie vorher begangen haben, wieder zu füllen.

Der Verein hätte eigentlich gar nicht in die Schieflage kommen müssen.

Aber das ist halt wie in jedem Obstug-Gartenbau-Verein passiert, dass gelegentlich mal einer was aus der Kasse nimmt und den Zettel reinlegt und ich sage, ich zahle es euch dann wieder zurück und irgendwann hat das Geld gefällt und die Liquidität war im Eimer.

Also so lief das mehr oder weniger.

Aber die Rettung ist ein wunderbares Beispiel aus meiner Sicht, was Tradition bewirken kann und ich sage es jetzt mal überspitzt, RB Leipzig wird niemand retten.

Kein Mensch würde diesen Verein retten.

Nick Kaßner

Ja, davon ist auszugehen.

Bernd Sautter

Außer 17, die da drin sitzen.

Nick Kaßner

Na, selbst ja, wäre abzuwarten, ob das so wäre.

Hadi, wenn wir gerade schon über Spendenaktionen sprechen, dann können wir das, glaube ich, oder könntest du mir ja mal erklären, weil du sitzt ja da näher am Hebel, weil du ja immer alles sehr nah verfolgst mit dem Insolvenzticker, den du führst.

Und täuscht meinen Eindruck oder ist es aktuell so, dass es mehr geworden ist, was Spendenaktionen von Vereinen angeht?

Hardy Grüne

Absolut.

Also ich wollte es auch gerade sagen, das haben wir ja in Bayreuth, haben wir es ja noch.

Wir hatten das in Hof, da haben sie es dann absagen können.

Wir haben es ja auch bei euch, bei Borussia Neugierchen.

Das ist natürlich eine Lösung jetzt.

Also dass Fans ihren Verein retten, das kennen wir ja schon.

Der 1.

FC Kaiserslautern hat, ich weiß nicht wie viele, zig Fananleihen aufgelegt.

Von denen vermutlich noch nicht allzu viele zurückgezahlt worden sind, damit er irgendwie durchkommt.

Und das ist natürlich eine Lösung.

Für den unterklassigen Verein.

Das kenne ich auch von meinem eigenen Verein, Göttingen 05.

Als wir im Konkurs waren, haben wir natürlich sofort ein Spendenkonto aufgelegt und da haben wir alles fleißig eingezahlt.

Was jetzt neu ist, sind die Möglichkeiten über Social Media und insgesamt über Internet, über Aufmerksamkeit, dass man dadurch Gelder generieren kann von Menschen, an die man sonst gar nicht rangekommen ist.

Also, dass die Aktion beim VfB Lübeck so erfolgreich war, hat auch was mit dem HSV zu tun.

Die beiden Vereine sind, oder zumindest die Fans, und ich glaube auch, die Vereine sind ein bisschen befreundet.

Und der HSV hat das halt auf seinem Instagram-Account gepostet und dann flutete da auch nochmal Geld rein von Leuten, die einfach sagten, ach, den VfB, den mögen wir doch, also da schicke ich mal 20 Euro hin.

Und da geht es dann wirklich um 20 Euro, weil dann einfach 5000 Leute 20 Euro zahlen und dann kommt einfach eine Summe zusammen.

Und das ist, glaube ich, neu.

Und da haben natürlich Traditionsvereine einen gewissen Stein im Brett.

Also wenn ein FC Bayernhof oder eine Spielvereinigung Bayernhof, wie sie heute heißen, aufruft, dann zahlt man da vielleicht eher mal was für, als wenn jetzt der, ich nehme mal einen TSV Steinbach, ohne dass der in Insolvenzgefahr ist.

Aber wenn der in Insolvenz geht, da wird man möglicherweise ein bisschen zurückhaltender sein.

Und das ist natürlich eine schöne Entwicklung, weil es solche Vereine auch stützt.

Aber ich sage an dieser Stelle auch ganz deutlich, es ist auch eine schwierige Entwicklung, weil wir auch von Vereinen reden, die da regelmäßig in diese Situationen reinkommen.

Also bei Lübbel war es nicht das erste Mal, Hof ist es nicht das erste Mal, bei Reut hat man auch schon ein bisschen Probleme gehabt.

Neunkirchen habt ihr ja auch immer mal Probleme, das ist ja auch nicht das erste Mal.

Und ich glaube, dass es tatsächlich da auch mal an die strukturellen Problemsituationen gehen muss.

und wir uns nicht darauf verlassen können, dass die Fans das immer irgendwie retten werden.

Das ist...

Ist, glaube ich, auch nur so bedingt möglich.

Aber so ist es im Moment.

Und was ich spüre, ist eine Bewegung in diesem höherklassigen Liga-Fußball, also Regionalliga, Oberliga vor allem, wo ein größeres Interesse wieder erweckt wird.

Und auch das Gefühl, da ist ein authentischerer Fußball, da ist etwas mehr von dem, was mich eigentlich am Samstag auf den Platz zieht.

und auch damit verbunden natürlich ein Interesse daran, wie geht es denn eigentlich diesen Traditionsvereinen.

Das ist ja auch letztendlich eine wichtige Rubrik bei Zeitspiel über Leben im Turbokapitalismus, dass wir genau das fördern wollen.

Wir haben ja im Leben in Lübeck, haben wir ja auch noch in FK Pömer, sonst im Kickers Offenbach drin, in der Rubrik in diesem Heft.

Also zwei Vereine, die man kennt und bei denen man vielleicht neugieriger ist, wie es da aussieht, als beim TSV Steinbach.

Nick Kaßner

Jawohl, jawohl.

Genau, ja.

Also Neunkirchen kann ich jetzt melden.

Wir haben ja dieses, wie du schon eben erwähnt hast, dieses Retterspiel.

Also es ist ja eigentlich nur ein historisches Spiel, weil Borussia Mönchengladbach 125 Jahre, glaube ich, wird dies Jahr.

Und Borussia Neunkirchen, der erste Bundesliga-Verein war, gegen den Borussia Mönchengladbach gespielt hat.

Deswegen hat sich das jetzt so ergeben.

Ja, und dann kommt ja noch der Saarland-Pokal, wo hoffentlich auch noch Möglichkeiten bestehen.

Genau.

Aber ich finde es auch schwierig, den Verein dann immer so diese Misswirtschaft zu unterstellen.

Wenn ich mir jetzt den 1.

FC Lok aktuell anschaue, der jetzt gerade versucht, in die dritte Liga zu kommen und irgendwie anderthalb Millionen stemmen muss, weil man eine Rasenheizung braucht, weil Sitzplätze gebraucht werden, weil Presse-Tribünen, also Presseplätze gebraucht werden, die irgendwie als Container jetzt gebaut werden.

Und lauter solche Dinge, also die Herausforderungen, die Vereine in diesen Ligen stemmen müssen, bei gleichzeitig gefühlt weniger Sponsoren, würde ich mal sagen.

Ja, der Spagat wird immer steiler, ne?

Hardy Grüne

Absolut.

Also das ist mit Sicherheit auch, das will ich auch nicht sagen, dass es immer misswirtschaftlich ist.

Das ist einfach, das ist eine Gratwanderung und du musst natürlich irgendwo ein gewisses Risiko gehen.

Bei Lok wird sich das zeigen, wenn sie das schaffen, dann müssen sie ein gewisses Risiko gehen und wenn es schief geht, dann haben sie ein Problem möglicherweise.

Aber wenn es klappt, sie müssen es ja machen.

Und ich meine, Lok ist ja nur ein Verein, der gesagt hat, wir wollen dahin und wir wollen uns entwickeln.

Und es ist auch gleichzeitig ein Verein, wenn der zehn Jahre in der Regionalliga oben mitspielt und es passiert nichts, dann werden die Zuschauerzahlen zurückgehen.

Also, tja, es ist eine böse Falle.

Nick Kaßner

Ja, definitiv.

Kommen wir zu unserem Thema, dem Titelthema.

1945, Stunde, Null im Fußball.

Ich versuche es ja immer wieder, aber ich habe ja festgestellt, ihr seid immer sehr gut vernetzt miteinander, sodass ihr immer alles schon vorher miteinander austauscht.

Trotzdem, Bernd, ich probiere es mal.

Wie war deine Reaktion, als Hadi gesagt hat, das hätte ich gern als Thema in der nächsten Ausgabe?

Bernd Sautter

Meine Reaktion war ganz eindeutig.

Ich erinnere mich noch an meinen spontanen ersten Satz.

Der lautete, ich wollte schon lange mal vor aller Öffentlichkeit fordern, dass der VfB Stuttgart, mein Verein, nachträglich zum deutschen Meister der Saison 1945-46 erklärt wird, weil wir hätten das verdient gehabt.

Das war tatsächlich meine Reaktion.

Nick Kaßner

Was war Hardy?

Was war Hardy's Antwort darauf?

Vergiss es.

Bernd Sautter

Hardy hat sofort gesagt, ja, dann schreib da drüber.

Hardy Grüne

Richtig, das habe ich gesagt.

Nick Kaßner

Hardy, wie seid ihr zum Thema gekommen?

Wie kam es zu dieser Idee?

Hardy Grüne

Naja, das liegt ja nah.

Wir gucken ja immer so ein bisschen, was an Jahrestagen ist.

Und jetzt haben wir 80 Jahre Kapitulation und Ende des Zweiten Weltkriegs.

Und das sind willkommene Themen für uns, dass wir uns dann in solchen Momenten mal mit dem Fußball an Stellen beschäftigen können, an denen man sich normalerweise nicht damit beschäftigt.

Und wir haben ja mit Zeitspiel auch diese wunderbare Möglichkeit, da mal ein bisschen in die Tiefe und in die Breite reinzugehen, weil unsere Lehrerschaft das ja auch toll mitmacht.

Also ich meine, das ist natürlich ein Thema, das macht, glaube ich, sonst niemand.

45 Stunden Null im Fußball.

Und wir dürfen das machen und wir werden dafür honoriert, dass wir es machen und das ist klasse.

Und umso lieber machen wir es auch und umso lieber gehen wir auch rein und finden dann oft viele Dinge, von denen wir selber noch gar nichts wussten.

Also ich weiß noch, als ich das Thema vorgeschlagen habe, dass wir das machen, da habe ich ein bisschen so eine kleine Themensammlung schon mal gemacht.

Ich habe dann, glaube ich, so sinngemäß gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob wir genug Material für das Jahr 1945 haben.

Vielleicht müssen wir ein bisschen rausgehen und gehen irgendwie bis 1948 oder so was, oder 1949 bis Gründung Bundesrepublik und DDR.

Das hat sich relativ schnell erledigt.

Ich habe jetzt so viel Material nur zum Jahr 1945, dass ich ein dickes Buch darüber schreiben könnte.

Das ist dann auch immer spannend.

Also für uns sind ja diese Themen, die wir dann so, gerade die historischen Themen, die wir angehen, sind ja auch erstmal so, ah, das ist spannend, dann lass uns mal was zu machen und dann gehen wir rein und dann lernen wir selber ja auch erstmal ganz viel und können das zusammenstellen und ich kann nur wieder auch nach diesem Heft sagen, Fußballzeitgeschichte ist so wahnsinnig spannend und interessant und immer auch in der Gegenwart.

Weil ohne 1945, wir haben ein Interview drin zum Buch über die Weltmeisterschaftsspieler von 1954, der sagt, ohne 1945 gäbe es kein 1954.

Also sprich, ohne Kapitulation wären wir nicht Weltmeister geworden.

Aber ich kann auch sagen, ohne 1945 wäre unser heutiges Ligasystem ein anderes.

Und ohne 1945 würde es kein Dynamo Dresden geben.

Also wir sind bei diesen historischen Themen ja auch immer irgendwo in der Gegenwart.

Und dann wird es ja endgültig spannend.

Nick Kaßner

Ich muss gestehen, die Ausgabe hat mich erst recht spät erreicht, sodass ich jetzt noch nicht wirklich alles lesen konnte.

Ich habe vor allen Dingen jetzt gestern Abend noch schnell versucht zu überfliegen, Ich habe mir da mal einen Satz rausgepickt für dich, Bernd, weil ich denke, das wird wahrscheinlich dein Thema gewesen sein.

Ausgerechnet der Neustart 1945 und die damit einhergehenden Turbulenzen schufen jenen Freiraum, aus dem die Gründung der Oberliga Süd, die im November 1945 als erste großräumige Fußballliga in Deutschland ihren Spielbetrieb aufnahm, möglich war.

Ich gehe davon aus, Bernd, du hast dir den Süden ja wahrscheinlich dann vorgenommen.

Und dieses Thema?

Bernd Sautter

Ich habe es sogar ganz einfach gehabt, weil die Gründung in Stuttgart bleiben.

Ich habe den Artikel über das, was in Stuttgart passiert ist, First Mover genannt, weil im angrenzenden Fellbach wurde dann die Oberliga Süd gegründet.

Da wurden nochmals zum x-ten Mal in Deutschland im deutschen Fußball das Verhältnis von Amateurfußball zu Profifußball ausgehandelt.

Da gab es also nicht nur die Frage, können wir eine Oberliga stemmen, sondern da gab es natürlich sofort die Frage, unter welchen wirtschaftlichen Bedingungen können wir das machen.

Mehr oder weniger aus Versehen, weil sich das zuerst nur auf Stuttgart beschränkt hat, am Muster gültig für ganz Deutschland geklärt, weil von Stuttgart ausgehend wurde die Oberliga Süd mit insgesamt 16 Mannschaften aus München, Frankfurt, überall her gegründet.

Diese Oberliga Süd hat im November 1945 den Spielbetrieb aufgenommen und es wurde dann, man kann es nicht anders sagen, ein Erfolgsmodell und ein ganz wichtiger Fingerzeig, wie Fußball auch in so einer Situation des Wiederaufbaus, in Zeiten von Hunger, Not und Ruinen, wie Fußball die Leute wieder zusammengebracht hat, wie Fußball eine Begeisterung entfachen konnte.

Und dieses Erfolgsmodell, Oberliga Süd, hat sich dann ja eine Spielzeit später auf die anderen Bereiche übertragen.

Und deshalb kann man schon mit Fug und Recht sagen, dass aus Versehen in Stuttgart die Dinge mustergültig ausgehandelt wurden.

Hardy, würdest du widersprechen?

Hardy Grüne

Unbedingt.

Nein, auf keinen Fall würde ich widersprechen.

Also Stuttgart ist schon absolut faszinierend gewesen.

Schneidmann und Fritz Walter, also nicht der Spursspieler Fritz Walter, sondern der VfB-Präsident, die haben, glaube ich, einen super guten Blick dafür gehabt, was jetzt möglich ist.

Wir haben ja in der Vorgeschichte die Situation, dass sämtliche Liga-Reformen immer gescheitert sind, weil irgendwelche Funktionäre gesagt haben, nee, das wollen wir nicht, dann haben wir ja einen Nachteil davon.

Also es war wenig Möglichkeit, da mal wirklich einen Cut zu machen.

Und wir haben in den späten 20er Jahren bis zu 750 Erstligisten in ganz Deutschland.

750, das ist eigentlich unvorstellbar, auch wenn Deutschland damals ja noch ein bisschen größer war.

Und Walter und Schneidmann haben das, glaube ich, super erkannt.

Jetzt ist die große Gelegenheit, das mal zu übergehen und einfach Nägel mit Köpfen zu machen.

Und wir gründen diese Liga.

Ihr habt in Stuttgart natürlich das große Glück auch gehabt, dass es die amerikanische Besatzungszone war.

Die Amerikaner waren grundsätzlich ein bisschen entspannter.

Die hatten zum einen natürlich in ihrem eigenen Land keine Kriegsschäden, wie die Engländer, wie die Franzosen und wie die Sowjets.

Also da war es mit dem Ressentiments ein bisschen flacher.

Die hatten die Erfahrung gemacht, dass sie dann Auschwitz und sowas befreit haben und dann gemerkt haben, oh die Deutschen, die haben aber hier ganz schön rumgewütet, da müssen wir aber ein bisschen Re-Education, also eine Aufarbeitung mit denen machen.

Aber insgesamt waren sie dann ganz entspannt und sie hatten natürlich auch nicht wirklich den Bezug zum Fußball und auch nicht zu dieser Art von Sportgemeinschaften.

Sport ist ja in Amerika auch damals schon anders organisiert gewesen.

Also die waren gelassen und ich glaube, das war auch nochmal wichtig, dass dieses Fenster einfach da war, wo die Militärkommandanten gesagt haben, ja macht mal, das ist schon in Ordnung, wir geben euch das frei und dann konnte man das ausprobieren.

Also das ist auch ein großer Glücksfall, was einfach passiert ist.

Und nun gut, Stuttgart spielt ja sowieso eine große Rolle in der ersten Phase der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Da findet das erste Länderspiel statt.

Der DFB hat da kurzzeitig ja auch seinen Sitz.

Also das ist ja so ein Stück weit Deutschlands Fußballhochburg zu der Zeit.

Nick Kaßner

Ich habe aber gelesen, da würde ich gerne, ich bin extra mit zwei Beinen vorne rein in das Timber reingesprungen, um dann nochmal einen Schritt zurück zu gehen, denn du hast es schon erwähnt, es gab diese großen oder diese Vielzahlen an Erstliga-Vereinen, es gab aber eben auch eine andere Struktur des Fußballs, bevor die Nazis an die Macht kamen.

Diese Strukturen, wurden die noch mal diskutiert nach oder mit 1945?

Hardy Grüne

Ja, das System bis 1933 war sehr kompliziert.

Wir haben auf der einen Seite die DFB-Vereine gehabt, also ich nenne sie mal die bürgerlichen Vereine.

Das war die Masse.

Dann gab es aber gleichzeitig noch einen Arbeiter-Turn- und Sportbund mit Arbeitervereinen.

Die waren eher bei der KPD vor allem angesiedelt, die ganz eigenständig gespielt haben.

die also nicht mit den DFB-Vereinen zusammengespielt haben und die auch so ein bisschen so einen politischen Auftrag hatten.

Also da war es dann auch gerne mal gesehen, dass du bei politischen Demonstrationen mit dabei warst, während sich die DFB-Vereine eigentlich als unpolitisch betrachteten, aber natürlich konservativ waren.

Dann gab es noch eine katholische Jugend, eine katholische Sportbewegung, das ist die DJK gewesen.

Die hat auch eigene Meisterschaften ausgespielt und schließlich auch noch von der Deutschen Turnerschaft.

Eine Turnerfußballmeisterschaft, also das heißt, wir haben vier verschiedene Meisterschaften, wo es wenig Kontakte zueinander gibt.

Also sowohl DJK als DT haben auch eigene Meisterschaften ausgespielt.

Das ist ein Problem gewesen.

Das haben die Nazis dann mit einem Federstrich gelöst, indem alles vereinheitlicht wurde, alles unter ein Dach kam, beziehungsweise die Arbeitervereine verboten und verschlagen wurden.

Die DJK-Vereine auch dann sanft aufgelöst wurden und die Nazis ja ohnehin versucht haben, dieser typisch deutschen Vereinsmeierei, also du hast fünf Leute und drei gründenden Vereinen, so wie man so gerne so flapsig sagt.

Die haben dann versucht, mehr so in Richtung Großvereine zu gehen.

Der VfL Bochum zum Beispiel ist so ein Fall, der ist 1938 aus drei Vereinen gegründet worden, auf sanften Druck der Partei.

Und das sollte eigentlich nach dem, in Anführungszeichen erfolgreichen Krieg, wollte das überall passieren.

Und das ist natürlich dann auch weg gewesen.

Das heißt, wir sind dann 1945 in einer neuen Situation.

Es gibt keine Vereine mehr.

Mit der Kapitulation sind alle deutschen Fußballvereine verboten, weil sie Mitglied des Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen waren.

Und der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen steht auf der Liste der verbotenen Organisationen.

Und deshalb sind die Vereine auch verboten.

Das wird unterschiedlich scharf gehandhabt.

An der einen Stelle darfst du tatsächlich nicht mehr spielen, an der anderen Stelle ist das alles nicht so problematisch, kommt immer so ein bisschen auf den lokalen Kommandanten an.

Aber wir haben auf jeden Fall eine Situation, dass wir tatsächlich da sowas ähnliches wie eine Stunde Null haben, also Neuanfang für alle.

Und nun ist das ja in der Nachkriegszeit, in der unmittelbaren Nachkriegszeit, also ich rede jetzt so von Mai, Juni, Juli, so, dass die Alliierten hier erstmal Strukturen aufbauen mussten, Behörden mussten wieder funktionieren, es mussten irgendwie auch Stadtverwaltungen aufgebaut werden, also dass dieser ganze normale Prozess wieder in Bewegung kommt.

Und man hatte das Problem, dass man nicht wusste, wer ist denn jetzt eigentlich Nazi gewesen und wer nicht.

Und man wollte natürlich möglichst keine Leute haben, die im Nationalsozialismus wirklich engagiert waren.

Es gab ja auch noch die Furcht, dass es irgendwelche Widerstandsnester gibt.

Da sind die Sportvereine zum Beispiel auch im Visier gewesen, dass man die Befürchtung hatte, dass sich in den Sportvereinen die Nazis sammeln und es von daraus irgendwie zu einem Widerstand kommen kann.

Und das heißt, man hat versucht, Menschen zu finden, die politisch unbelastet sind.

Und das waren in der Regel dann ehemalige Arbeitersportler oder auch ehemalige Insassen, ehemalige KZ-Insassen.

Und die sind dann mit der Verwaltung oft beauftragt worden.

Und da war es dann manchmal so, zum Beispiel in Hannover, dass man da einen ehemaligen Arbeitersportler gehabt hat.

Heinrich Kabus heißt er, glaube ich, wenn ich mich recht erinnere.

Und der hat die Idee rausgeholt, wir wollen einen konfessionsfreien, einen schichtenübergreifenden und auch einen disziplinübergreifenden Sport haben.

Also keine Spartenvereine mehr, so wie ein Fußballverein, ein Turnverein, ein Handballverein, sondern große Sportgemeinschaften, in denen alle Disziplinen gespielt werden und in denen auch alle Menschen drin sein können, egal was für eine Konfession sie haben, welche politische Meinung sie sind und Hauptfarbe hat damals noch keine Rolle gespielt, aber wäre dann auch ein Thema gewesen.

Und das ist in Hannover zum Beispiel umgesetzt worden, da ist dann der SV Arminia zum SV Bischofshol geworden, Hannover 96 wurde zum Hannoverschen SV.

Und das ist aber ganz schnell auf Protest der bürgerlichen Funktionäre gestoßen, die das dann auch ganz schnell wieder revidieren konnten, Weil die Kontakte natürlich dann auch da waren.

Wir sind ja, nach 1945 rutschen wir ja auch sofort eigentlich in den Kalten Krieg rein.

Das heißt, als sich so die ersten Sachen beruhigt haben, dann fokussiert sich der Blick schon so ein bisschen auf, was passiert da eigentlich im Osten und die Kommunisten werden so zum Thema und zum gemeinsamen Feind und dann relativieren sich so ein paar Sachen.

Und insofern ist das nur so eine ganz kurze Phase gewesen, wo wir das hatten.

Wir haben einen Text drin im Heft dazu, zum Fall Hannover, das nannte man damals Volkssport.

Superspannende Geschichte, also die Sportgeschichte wäre definitiv komplett anders gelaufen, wenn das damals umgesetzt worden wäre.

Nick Kaßner

Gibt es da noch den Bericht dazu von Georg Hessler und der Traum vom Profifußball, den ihr drin habt, den Text?

Bernd.

Kommen wir zu dir und damit nochmal in den Süden zurück.

Was man sehen kann, ist ein wunderschönes Bild über deinem Artikel First Mover.

Hast du dich da um die Bilder gekümmert in Sachen Kaufbeestuttgart?

Bernd Sautter

Tatsächlich nicht, weil Archiv sehr dünn.

Dieses Bild ist tatsächlich auch ein Auswärtsspiel.

Und bemerkenswert ist ja auch, in der Oberliga Süd, die hat ja zu weiten Teilen auch auf Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert.

Weil es ist natürlich nicht nur, der Fußball musste sich wieder aufbauen, sondern auch die ganze Presselandschaft musste sich wieder aufbauen.

Und es wird wohl so gewesen sein, so richtig nachprüfen kann man das nicht.

Die Spielberichte sind teilweise so dünn, da wurde mehr oder weniger nur die Torfolge nacherzählt, dort wo es überhaupt eine Zeitung schon gab, die darüber Bericht erstatten konnte.

Also für Auswärtsspielen sind immer mal wieder überhaupt keine Journalisten mitgefahren.

Die Vereine waren ja froh, wenn sie elf Spieler an den Start bekommen hatten.

Und für Journalisten war das überhaupt nicht daran zu denken, da in irgendeiner Art und Weise mitzufahren.

Die haben dann nach Rückkehr die Spieler befragt, wie es denn gelaufen ist.

Die haben die Torfolge runtergerattert und das ist dann zum Schluss in der Zeitung gestanden.

Also die Quellenlage zu den Spielen selbst ist relativ dürftig, aber es gibt zumindest vom letzten Spiel in Stuttgart, Einen kurzen Wochenschaubericht, das war dann durch die Liga-Ansetzung, quasi durch Zufall, ist das letzte Ligaspiel von Stuttgart gegen Nürnberg zu einem verkappten Endspiel geworden, weil 2.

Stuttgart gegen 1.

Nürnberg gespielt hat.

Wer gewonnen hat, ist Meister geworden.

Und da gibt es einen kurzen Ausschnitt.

Und da kann man sich, das ist sehr eindrucksvoll, wenn auch kurz, da kann man sich die Begeisterung ansehen.

Die Ringe waren komplett voll besetzt.

Es war so wie etwa so eine Euphorie, wie ich jetzt im DFB-Bokal der Finale erwarte.

Gab es damals mindestens wenig, noch viel mehr.

Und es war wirklich eine Befreiung für die Leute, wieder zum Fußball zu gehen.

Nick Kaßner

Also um das Bild kurz zu beschreiben, wir sehen da zwei ausgebombte Häuser im Hintergrund, eine Menschenmenge davor und eine Spielszene, auf der man die Spiele des VfB Stuttgart auch wunderbar erkennen kann, anhand des Brustrings und ich glaube das Wappen ist da auf der Brust drauf, vermute ich mal, das sieht zumindest bei dem Einspieler so aus.

Nicht zu erkennen ist allerdings, wer der Gegner dieser Partie ist.

Den muss ich dir schuldig bleiben.

Bernd Sautter

Nein.

Nein, den muss ich dir.

Hardy Grüne

Ich kann dir sagen, das ist der FC Bayern.

Nick Kaßner

Ehrlich?

Okay.

Hardy Grüne

Das ist ein klassisches Bayern-Trikot, würde ich sagen.

Nick Kaßner

Man sieht keinen Wappen irgendwo oder irgendwas.

Hardy Grüne

Nö, das mussten sie damals ja nicht gehabt haben.

Ich vermute sogar, das ist Grünwalder.

Bernd Sautter

Dann würde ich auch sagen, das ist Grünwalder.

Hardy Grüne

Hm.

Nick Kaßner

Okay.

Der Ball ist übrigens, ich weiß gar nicht, ist das ein Lederball, aber der ist dunkel, also schwarz-braun irgendwie so.

Hardy Grüne

Braun, dunkelbraun.

Nick Kaßner

Auf jeden Fall eindrucksvolles Bild.

Ich würde aber gerne noch, Bernd, ganz kurz zu deinem Thema.

Also nimm uns mal mit, weil du hast es ja schon angesprochen.

Also das Material ist wahrscheinlich relativ knapp.

Ich habe gestern Abend noch überlegt gehabt, ich will mal bei Borussia in den Büchern schnell gucken, ob ich dazu was finde.

habe ich dann zeitlich leider nicht mehr gepackt.

Ich kann mich bewusst aber auch nicht daran erinnern, jemals was dazu gelesen zu haben.

Von daher, wie ging es dir dabei, als du angefangen hast, dazu zu recherchieren zu dem Thema?

Bernd Sautter

Ja, ich war tatsächlich auf der Suche nach Quellen.

Und es gab bisher, das VfB-Archiv hat mir geholfen.

Danke an Dr.

Florian Gauss, den großen Verwalter des VfB-Archivs.

Da gab es tatsächlich eine Veröffentlichung aus den frühen 80er Jahren über die Anfänge des Stuttgarter Sports im Allgemeinen.

Autor Klaus Grundgeiger.

Und da wurden die sportpolitischen Umstände für alle Disziplinen auch für den Fußball besprochen.

Und da stand genau das Vergleichbare drin, was Hardy aus Hannover berichtet hat.

Es gab einen ehemaligen Arbeitersportler, im Stuttgarter Beispiel hat er Paul Keller geheißen und der wurde betraut, die Sportlandschaft in ganz Stuttgart einheitlich aufzustellen.

Er gründete dann, das hört sich aus heutiger Sicht sehr schön an, den Arbeitsausschuss für Sport- und Körperpflege.

Und der sollte...

Alle Sportarten einheitlich aufstellen und zwar natürlich als ehemalige Arbeitersportler selbstverständlich auch den Amateurgedanken hochhalten.

Und das stand schon von Anfang an im Gegensatz zu den Bestrebungen von VfB und anderen Vereinen, namentlich Stuttgarter Kickers, die schon in einem, zwei Monaten nach Kriegsende ein Freundschaftsspiel gemacht haben.

Das wollte der Arbeitsausschuss für Sport- und Körperpflege verhindern, weil sie gesehen haben, auf was das rausläuft.

Nämlich auf einem großen, überregionalen Profifußball.

Der Dr.

Fritz Walder und seine Mitstreiter sind dann genauso bei der Stadt Stuttgart vorstellig geworden wie Herr Keller.

Und es gab mehrere Krisensitzungen, in denen dann zum Schluss jeder irgendwie sein Recht bekam, was natürlich dem Arbeitsausschuss nicht gefallen konnte, weil der Fußball tatsächlich eine Sonderlösung bekommen hat gegenüber allen anderen Sportarten.

Der Arbeitsausschuss versuchte das dann zu verhindern, in diese Oberliga Süd, in dem er die anderen etwas niederklassigeren Vereine, Feuerbach, Zuffenhausen, Hesslach und so weiter, also Stuttgarter Vororte, zusammentrommelte, Esslingen auch, um eine eigene Liga zu bilden.

Mitte, in dem der VfB und Kickers dann auch hineinbeordert wurden, also quasi eine mehr oder weniger Fortführung dieser kleinteiligen Struktur.

Und das ist aber bald gescheitert, weil die Verhandlungen in Fellbach mit den anderen Vereinen schon so weit waren und auch Dr.

Walter sich mit den Amerikanern und mit der Stadt Stuttgart so gut verstand, dass die Oberliga Südkirche, nicht mehr vom Arbeitsausschuss verhindert werden konnte.

Also das war wirklich ein sportpolitisches Ringen, aber es wurde nicht.

Wie man vielleicht meinen könnte, über eine gesamte Struktur des Fußballs in Deutschland verhandelt, sondern es wurde zuerst mal über die eigene Scholle nicht rausgedacht aus der VfB.

Und die Scholle war größer und da hat sich damals schon die größere Scholle gegenüber den Kleinen durchsetzen können.

Und das finde ich sehr bemerkenswert.

Und insofern hatte ich recht, das, was wir da gesehen haben in dem ersten halben Jahr nach Kriegsende, das hat den deutschen Fußball wirklich nachhaltig geprägt.

Nick Kaßner

Bernd, vielleicht kannst du noch ganz kurz diese Anekdote erzählen, mit der du deinen Text eröffnest, also mit den Spielgarnitoren.

Bernd Sautter

Das russische Tribunal.

Nick Kaßner

Ja, genau.

Bernd Sautter

Das russische Tribunal.

Es war tatsächlich so, 14 Tage nach Kriegsende haben die Vereine, besser gesagt die Mitglieder der Vereine, mal wieder in die Vereinsheimen geschaut und gemerkt, da ist nichts mehr da.

Da haben Bälle, Turngeräte vorhanden und alles gefehlt.

Es lag alles in Trümmern und man konnte nicht mal spielen und sogar die Trikots waren weg.

Und dann ist ruchbar geworden, dass die Trikots wohl von den Russen mitgenommen worden sind, die noch Lager hatten in Obertürkheim.

Und dann haben sich drei wichtige VfB-Funktionäre, unter anderem Dr.

Walter, der spätere Vorstand, aufgemacht, mit einem Sack Kartoffeln und einer großen Portion Unverschämtheit, also der Sack Kartoffeln war die Verhandlungsmasse und sind ins russische Lager gegangen.

Dazu muss man wissen, dass an anderer Stelle in Stuttgart die Russen drei Tage zuvor drei Leute umgebracht haben.

Das war also nicht unbedingt von vornherein ein Zuckerschlecken mit den Russen zu verhandeln.

Die sind dann vorstellig geworden, wurden reingelassen und...

Aber nicht so, wie der VfB dachte, um irgendwas zu verhandeln, sondern das ist dann ein Tribunal geworden.

Den einen hatte eine Bastenmütze auf, da haben die Russen gedacht, das ist ein Franzosen, den haben sie springen lassen.

Der andere ist in einem unvorsichtigen Moment geflohen und der dritte, Dr.

Walter, musste ein Tribunal über sich ergehen lassen, von dem er nichts verstand.

Und er ist mit einer gehörigen Trachtprügel und ordentlichen Wunden aus dem Lager wieder rausgekommen.

Und natürlich ohne Kartoffelsack und ohne VfB-Trikos.

Nick Kaßner

Mutig, mutig.

Oder auch sehr eigen.

Hadi, wenn wir jetzt die Oberliga Süd, die Geburtsstunde als einen Zeitenmarke festmachen, Was ist davor noch passiert zwischen dem Ende des Krieges oder der Kapitulation und dann halt den ersten Fußballspielen?

Hardy Grüne

Ach, da ist natürlich ganz viel passiert.

Also erstmal muss man sagen, dass der Fußball zu den wenigen Dingen gehörte, die so quasi übergangslos weitergemacht haben.

Also wir haben am 29.

April das vermutlich letzte Fußballspiel in Deutschland.

Das findet in Hamburg statt, HSV gegen Altona.

Am 30.

April hat sich der Führer selbst das Leben genommen und sich damit der Verantwortung für sein Tun entzogen.

Und dann haben wir eben, jetzt muss ich gleich nachgucken, weil ich es nicht im Kopf habe.

Am 29.

Dann haben wir am 9.

Juni, also einen guten Monat, einen Monat nach der Kapitulationsunterzeichnung vom 8.

Mai, Dann haben wir wieder in Hamburg das erste Spiel nach der Kapitulation, also es ist quasi übergangslos.

Und man muss sich natürlich diese Voraussetzungen, die die Menschen damals hatten, vor Augen führen.

Bernd hat das eben schon so ein bisschen angedeutet, die Sitten waren rau.

Wir haben einen Krieg hinter uns, der brutals geführt wurde und gerade in der Sowjetunion brutal geführt wurde, aber auch in Frankreich.

Und die Luftangriffe auf England, die sind dort auch unvergessen.

Das heißt, diese Besatzungstruppen, die alliierten Truppen kommen nach Deutschland und die sind jetzt nicht so fröhlich auf die Deutschen eingestimmt.

Also die haben richtig, richtig Wut im Bauch für all das, was da passiert ist.

Und Europa liegt ja auch ganz schön kaputt da.

Deutschland liegt auch ganz schön kaputt da.

Wenn man sich die Städte anguckt, gerade wenn man sich Berlin anguckt, dann steht ja gefühlt kein einziger Stein mehr auf dem anderen.

Ich weiß nicht, wie es in Stuttgart war.

Ich habe jetzt gerade Holstein-Kiel, da bin ich an der Chronik dabei.

Da ist es halt auch sehr schlimm gewesen.

Also gerade die Städte, wo viel bombardiert wurden.

Und das sind die Ausgangssituationen.

Die Sportplätze sind häufig auch irgendwo betroffen worden von den Bombenangriffen.

Also du hast einen Bombenkrater oder du kannst ihn zumindest nicht mehr so richtig nutzen.

Es gibt einen massiven Mangel an Bällen, also Lederbälle, da werden dann irgendwelche Notlösungen mit irgendwelchen Blasen, wo man irgendwie an Mehl reinmacht, das man dann halbwegs durch die Gegend treten kann, genutzt.

Dann natürlich die Kleidungsgeschichte, die hat sich an einigen Orten revidieren können, weil man relativ viel Fahnenmaterial aus der Nazizeit übrig hatte und damit zumindest schon mal Rot und Weiß hatte.

Damit konnte man dann Trikots nähen.

Aber das sind massive Probleme.

Dann ist natürlich auch die Situation so, dass die Mitgliedschaft im Grunde genommen aus den Jugendlichen besteht, also den unter 16-Jährigen, der Rest war ja bei der Volksfront.

Und den über 60-Jährigen, die dann zu Hause geblieben sind, die an der Heimatfront waren.

Der Rest ist ja einfach noch unterwegs gewesen.

Bis diese Männer aus der Gefangenschaft oder überhaupt aus dem Krieg zurückkamen, das hat ja gedauert.

Also das heißt, man musste diese Vereine erstmal wieder aufbauen und dann hat man einfach so ein bisschen erstmal gekickt.

Das ging oft so unter der Hand, war aber ganz schnell klar, das muss ja auch alles genehmigt werden.

Wir reden jetzt hier auch von der Zeit, wo es Ausgangssperren gibt, wo du Passierscheine brauchst, wo es natürlich auch Essen auf Lymphmittelkarten gibt.

Also wirklich ganz andere Verhältnisse.

Wir haben noch eine gewisse Furcht.

Gerade da, wo die sowjetischen Truppen sind, gibt es viele Gerüchte von Massenvergewaltigungen.

Die gibt es aber auch bei den anderen Alliierten.

Also das ist auch eine Angstgesellschaft, in der wir sind.

Und mittendrin ist dieser Fußball.

Und ich glaube, was der bringt, ist einfach so eine kurze Entspannung.

Man kann mal so ein bisschen rumkicken, man kann mal so ein bisschen die Glieder lockern.

Und vor allem kann man auch so ein bisschen die Anspannung lockern.

Und ich glaube, das ist erstmal die Funktion, die der Fußball dann hat.

Das geht dann aber ganz schnell auch wieder los, dass man in den Wettbewerb treten will, dass man Freundschaftsspiele macht und dass man auch Ligaspiele macht.

Und da sind dann die ersten Hemmnisse gewesen.

Zum einen, die Vereine existierten ja gar nicht mehr.

Die mussten ja eigentlich erst mal wieder genehmigt werden.

Das war dann unterschiedlich schwierig.

An einigen Stellen war es kein Problem, an anderen Stellen waren es massive Probleme und dann kamen halt die Entwicklungen, wie eben von Hannover und von Stuttgart schon gehört, mit Volkssport und also es mussten ja erst mal wieder Strukturen geschaffen werden.

Spielbetrieb war eigentlich nur innerhalb der Stadtgrenzen, wirklich über die Stadtgrenzen hinaus, war anfangs überhaupt nichts möglich.

Auch da müssen wir ja sehen, die ersten drei Monate, also bis in den August, September, eigentlich bis in den September hinein, steht das öffentliche Leben in Deutschland ja still.

Also zum Beispiel die Schulen.

Die Schulen sind Lazarette zu der Zeit.

Da sind die ganzen Kriegsgefangenen, da sind auch die Flüchtlinge, die kommen ja jetzt auch aus Schlesien, Ostpreußen und so weiter, da kommen ja massen Flüchtlinge.

Also das purgt sich alles in den Siedlungen und die Schulen funktionieren nicht, das heißt die Kinder müssen ja auch irgendwie, naja beschäftigt werden nicht, aber ein bisschen Spaß haben und ein bisschen auch ihr Leben leben und Fußball ist da einfach großartig.

Ja, daraus entgeben sich dann so die ersten Ligaspiele.

Das ist dann oft auf der lokalen Ebene verhandelt worden mit den Alliierten.

Da konnte man Schalke gegen Erkenschwick spielen, dann ging das wieder los und da ist das Publikum sofort hingelaufen.

Also die haben wirklich massive Zuschauerzahlen gehabt, aber auch klar, weil es gab ja überhaupt nichts anderes.

Du hast ja eigentlich gar nichts gehabt, wo du dich mal ablenken lassen konntest.

Das war nur Fußball und Theater, ging auch relativ schnell wieder los, dass man in irgendwelchen Ruinen Theaterstücke aufgeführt hat.

Auch da ist sehr viel Publikum.

Also das ist die Zeit und insofern geht es da jetzt gar nicht mal so darum, wir wollen jetzt hier den geregelten Spielbetrieb wieder aufrechterhalten, damit wir Meisterschaften ausspielen können.

Sondern da geht es um viel, viel mehr.

Und der Spielbetrieb ist da so ein bisschen der rote Faden.

Aber unterschwellig geht es einfach um Überleben und auch letztendlich diese Erfahrungen aus dem Krieg irgendwie zu bewältigen, die ja auch unterschiedlich sind.

An der Heimatfront hast du andere Erfahrungen als an der Front.

Es sind ja unglaublich viele Männer traumatisiert zurückgekommen.

Und das ist, wenn du dich mit Menschen aus der Zeit unterhältst, Sie reden einfach nicht gerne darüber oder sie reden gar nicht darüber.

Und das hat also ein Leben lang angehalten.

Ich habe es von meinem eigenen Vater erlebt, der ist 27 geboren, der ist mit 16 in den Krieg gekommen.

Das war sehr, sehr schwierig mit dem über den Krieg zu reden.

Und ja, und mittendrin ist der Fußball und das ist das große Leuchtfeuer, wo alles einfach ist.

Nick Kaßner

Ich empfehle an dieser Stelle einmal mehr und viele können es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber dennoch das Buch von und zu Walder Fritsch, weil das gibt wahnsinnig viele Einblicke, denn auch er hat ja seine Jugend mehr oder weniger dann im Krieg angefangen und wie er darüber gedacht hat und wie er damit umgegangen ist, auch im Nachhinein ist unfassbar.

Also das ist sehr, ja, sagt sehr viel aus und hinterlässt einen gleichzeitig einfach nur mit Fragezeichen im Kopf.

Aber so ist das halt in dieser Zeit gewesen.

Bevor wir die Zonen so ein bisschen einordnen.

Wäre die Frage Kartoffelspiele, wie wichtig war das vor allen Dingen für die Menschen zum Fußballspielen?

Gerade bei Walter Fritsch hatte man das Gefühl, der hat ja immer aufgeschrieben, was er so gekriegt hat.

Und diese Spiele waren ganz wichtig für Kalorien zu sammeln.

Hardy Grüne

Ja, die Kartoffelspiele, die berühmten Kartoffelspiele, die finden natürlich nicht unbedingt direkt nach der Kapitulation statt, weil da sind wir im Frühling, beziehungsweise wir gehen in den Sommer rein.

Das heißt, die Felder sind voll und da ist die Versorgungslage ganz gut.

Problematisch waren dann die Winter 45, 46, 46, 47.

Das waren ungewöhnlich scharfe Winter.

Also da war es wirklich bitter, bitter kalt.

Und da gab es eine große Knappheit an Nahrungsmitteln.

Und die vor allem in den Städten.

In den Städten sind inzwischen sehr viele von den Flüchtlingen, wir haben ungefähr 14 Millionen Flüchtlinge, die sich in Europa hin und her bewegen.

Viele kommen nach Deutschland, weil die Ostgebiete abgetrennt worden sind, also Schlesien, Ostpreußen, Pommern.

Die kommen dann in die vier Besatzungszonen.

Das ist dann also die heutige Bundesrepublik inklusive der späteren DDR.

Viele sind in der DDR erstmal gelandet, weil natürlich der Weg von Osten dorthin der kürzeste war.

Dann haben sie aber relativ schnell gemerkt, hier entwickelt sich ein eigenes politisches System, was vielleicht nicht so ganz mein Ding ist, und sind dann weitergezogen in die Westzonen.

Das heißt, es hat sich sehr, sehr viel in den Westzonen gepulgt, und das vor allem an der späteren Landesgrenze zwischen DDR und Bundesrepublik, also zum Beispiel in dem Raum, in dem ich lebe.

Von mir aus, von dem Haus, in dem ich wohne, sind es ungefähr 1,2 Kilometer bis zur ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Also ich habe es quasi vor der Haustür.

Und da landen ganz viele Flüchtlinge.

Das ist hier in Duderstadt auch so.

Da ist ein ganzer Stadtteil entstanden.

Da sind bestimmt 2.000, 3.000 Menschen angesiedelt von einer Stadt, die vor 1945 6.000 Einwohner hatte.

Die kamen dann auf 8.000 bis 9.000 Einwohner.

In Göttingen war es so, dass wir, glaube ich, 70.000 Einwohner hatten und dann waren wir bei 130.000.

Also das ist eine immense Zunahme.

Und die müssen natürlich alle versorgt werden.

Die brauchen Unterkunft.

Das ist ein Riesenproblem.

Da geht man dann oft zu irgendwelchen Familien und sagt, ihr habt noch eine Kammer frei.

Okay, ihr habt zwei Flüchtlinge, die müssen da jetzt erst mal leben.

Und dann ist natürlich die Frage, wie werden die versorgt?

So, jetzt komme ich zum Kartoffelspiel.

Im ländlichen Raum war das natürlich alles ein bisschen einfacher.

Da gab es Speck, da gab es Kartoffeln, da gab es auch Tiere, die man schlachten konnte, da gab es Milch.

Und in den Städten gab es im Grunde genommen vor allem Kohlen.

Kohlen und gute Fußballer.

Und das heißt, eine Mannschaft wie Schalke 04 mit Kuzocha, Zschepan und wie sie alle hießen, ist halt bei jeder Siebietenden Gelegenheit in Sauerland gefahren, hat da auf irgendeinem Dorf Fußball gespielt und kam dann mit reichlich gefüllten Säcken voller Nahrungsmittel wieder zurück nach Gelsenkirchen.

Und das sind die berühmten Kalorien-Spiele, Kartoffelspiele, die den Fußballern damals wirklich einen immensen Vorteil gegenüber der Normalbevölkerung gegeben hat, weil sie einfach etwas hatten, was keiner anders, kein anderer hatte.

Sie sind als Mannschaft aufgetreten, sie waren eine Attraktion.

Sie brachten etwas ganz Besonderes auf die Dörfer.

Da sind dann irgendwie Eniglo oder sowas, so kleine Dinger.

Da sind dann Tausende von Leuten gekommen und haben sich das Spiel gegen Schalke angeguckt.

Und das war, heute würde man sagen, so eine Win-Win-Situation.

Und es hat, glaube ich, vielen Fußballern einfach sehr über die Zeit geholfen.

Wir haben ein paar Zitate drin, unter anderem von Paul Janis, den man damals bei Fortuna Düsseldorf kriegte, der dann irgendwie Speckbrötchen.

Die Fußballer sind quasi in Naturalien bezahlt worden und hatten damit wirklich einen großen Vorteil, gerade in diesen beiden schwierigen Zeiten.

Hungerwinter.

Nick Kaßner

Paul Janus, muss man vielleicht dazu sagen, ist Nationalspieler gewesen.

Hardy Grüne

Kennt ihr den nicht?

Nick Kaßner

Wir vielleicht schon, aber ob jeder Hörer, jede Hörerin, den ihr jetzt kennt, da bin ich mir nicht ganz so sicher.

Hardy Grüne

Ja, ich auch nicht.

Nick Kaßner

Die hat jetzt so ein bisschen die Situation auf dem Land beschrieben.

Stadt zwar auch, aber Gelsenkirchen und Kohle, also naheliegend.

Wie ist das in Stuttgart gewesen?

War das damals eigentlich auch schon so eine Industriemetropole und hatte das dann entsprechende Auswirkungen auf den Fußball?

Bernd Sautter

Ja, das ist sicherlich kein Zufall, dass diese ersten Bewegungen aus Stuttgart kamen, weil wir hatten Industrie, die Industrie hat sich selbst genauso schnell wieder aufgebaut und es war gleichwohl zerbombt wie überall ein gewisser Wohlstand vorhanden.

Also es hat andere Metropolen in der Gegend hat es schlimmer getroffen, Vor allem was den Zeitpunkt betrifft.

Zum Beispiel die Bombardierung der ehemaligen Fußballmetropole Pforzheim.

Fußballmetropole Pforzheim hört sich heute komisch an, aber es war eine vor dem Krieg.

Die Bombardierung war relativ spät, die war kurz vor Kriegsende und auch ziemlich verheerend.

Da haben in einem Innenstadtbereich, wo zuvor in der letzten Zählung noch 2000 Leute gemeldet wurden, gab es nach der Bombardierung genau noch 17 Menschen davon.

Die ganze Innenstadt, das ganze schöne Fachwerk, alles aus Holz gebaut, komplett in Flammen aufgegangen.

Und das war erst kurz vor Kriegsende.

Und da hat man auch genau nachvollziehen können, der Pforzheimer Fußball ist da tatsächlich, diese ehemalige Fußballhochburg hat etwas abgehängt worden, im Gegensatz zur Karlsruhe und Stuttgart, die bei der Oberliga Südgrünung dabei waren, weil die hatten noch wirklich ganz frische andere Probleme.

Da war in der Innenstadt noch die Glut und da hat an vielen Stellen, sieht man, wie diese Stunde Null tatsächlich die Fußballlandschaft nachhaltig prägen sollte.

In neu auferstandenen Hochburgen und in bis heute größtenteils verschwundenen Hochburgen wie Pforzheim.

Nick Kaßner

Gibt es von diesen Hochburgen auch welche, die dir einfallen?

Hardy Grüne

Die verschwunden sind?

Also das, was Bernd sagt, ist natürlich ganz wichtig, weil die Oberliga Süd ist ja im Grunde genommen so eine wilde Liga gewesen.

Das sind ja ein paar Leute gewesen, die Kontakte hatten und die das eigenständig gemacht haben und die ihre Partner auch ausgesucht haben.

Also wir haben zum Beispiel einen VfL Neckarau, der erstklassig war, der ist nicht eingeladen worden zur Oberliga Süd, dafür ist er bei der Karlsruher FV eingeladen worden, der schon seit 1939, glaube ich, zweitklassig spielte.

Also, ja, ich glaube, da ging es auch ganz viel so um Kontakte, möglicherweise auch um Sympathien, das ist natürlich heutzutage sehr, sehr schwer nachzuweisen.

Auf jeden Fall ist das eine Weichentrennung gewesen, die dann zur Trennung geführt haben, wobei wir jetzt im Grunde genommen eigentlich dann auch auf die Zonenfrage kommen müssen, weil wir reden ja bei der Oberliga Süd von der amerikanischen Zone.

Die deckte den Großteil des Südens ab, also bis Kassel und bis um Koblenz rum.

Und dann haben wir aber noch im Südwesten, ganz unten im Südwesten, haben wir einen Teil der französischen Zone und im Südwesten im Rheinland, im Saarland, haben wir auch eine französische Zone, die eigenständig spielt.

Und es gab ja keine Möglichkeit, diese Zonengrenze zu überwinden.

Das heißt, der Südfußball, wo die französische Zone ursprünglich bis 1933, schrägstlich 1945 dazugehörte, der war getrennt.

Also das heißt, Vereine aus Saarbrücken, aus Koblenz, aus Freiburg hatten gar keine Chance in der Oberliga Süd mitzumachen, weil sie gar nicht dazugehörten, weil sie gar nicht zu der französischen Zone gehörten.

Und da haben wir natürlich dann auch einen immensen Bruch, weil die diese Entwicklung gar nicht mitmachen konnten.

Die mussten dann erstmal in der geteilten Oberliga Südwest spielen.

Da sind dann so Mannschaften wie Göttmerdingen, Rieslingen, Rieler Singen und Kuppenheim dabei gewesen.

Also Teams, die man jetzt auch nicht unbedingt kannte.

Und die Entwicklung war deutlich schwieriger.

Im Saarland kommt ja noch dazu, dass es da nochmal eine Abtrennung gibt.

Das ist ja nochmal ein Sonderfall.

Da machen wir bestimmt irgendwann auch nochmal ein Heft zu, zu dieser absolut wirren Saarland-Geschichte.

Die kann man gar nicht auf einer Seite beschreiben.

Und das ist sicherlich ein großer Bruch, wo im Süden ganz deutlich Weichen gestellt werden.

Also diese 16 Vereine der Oberliga Südwest, die haben sicherlich einen großen Vorteil.

Und wenn ich mir die Tabelle jetzt mal angucke, dann ist jetzt bis auf den Karlsruher FV und vielleicht dem VfH Mannheim sind die ja alle irgendwo auch noch bis in die Gegenwart wirklich wichtige Vereine und das hat sicherlich viel damit zu tun dass sie damals in der Oberliga Süd so prächtige Startbedingungen hatten aber um das auch nochmal deutlich zu machen die Oberliga Süd war natürlich ein Geschenk für den deutschen Fußball weil endlich diese Kleingeistigkeit überwunden wurde, Und die haben Nägel mit Köppen gemacht und dann musste man das einfach so annehmen und dann musste man reagieren.

Und zwei Jahre später kamen die Oberliegen ja auch im Norden, im Südwesten und im Westen und in Berlin.

Nick Kaßner

Ganz kurz, also zum Saarland muss man sagen, es ist die Geburtsschunde des ersten FC Saarbrücken mit diesem Namen, den man heute kennt.

Ralf Pirmann hatte ja angeprangert, dass ihr dieses Thema nicht drin habt.

Also umso schöner wäre es, wenn ihr es mal als Sonderausgabe macht.

Aber er braucht gar nicht groß reden.

Er ist hier sowieso mal verhaftet für diesen Podcast.

Hardy Grüne

Ja, du kannst das Saarland, also wir haben ja schon so viele schwierige Themen drin.

Und ich meine, wir reden ja jetzt offenbar ein Thema, wo man davon ausgehen sollte, dass die meisten Menschen jetzt nicht so wahnsinnig viel Wissen parat haben.

Und das heißt, wir müssen natürlich auch gucken, okay, wie servieren wir das jetzt?

Dass man Bock hat, das zu lesen und dass man das auch alles noch irgendwie versteht.

Und da müssen wir natürlich irgendwo aussortieren.

Und beim Saarland kommt auch noch dazu, dass die große Entwicklung natürlich auch nach 1945 erst stattfindet.

Also die große Entwicklung mit der eigenständigen Liga, mit der engen Verbindung nach Frankreich, das findet ja dann doch erst ein bisschen später statt.

Insofern können wir es tatsächlich nochmal separat behandeln.

Nick Kaßner

Ja, diese deutsch-französische Geschichte.

Ich bin dran an einem Historiker, aber der schreibt gerade an einem Text zur Sportpresse des Saarlands nach 1945 bis die Saarstadtzeit.

Aber ja, gucken wir mal.

Kommen wir zurück zu unserem Thema.

Bernd, warum ist diese Zone, also diese Oberliga Süd, die entstanden ist in dieser Zone, warum ist die so adoptiert worden?

Also ist der DFB draufgesprungen?

Wurde das dem DFB angetragen?

Also wie ist diese Entscheidung gefallen, dass man das halt sozusagen landesweit macht?

Bernd Sautter

Müssten wir die Leute natürlich fragen, aber es war natürlich ganz klar.

Ja, nachdem der Erfolg der Oberliga Süd so spektakulär, so begeisternd, so epochal ausgefallen war, haben natürlich andere größere Vereine in ganz Deutschland sehr neidisch auf dieses Erfolgsmodell geblickt.

Und ich glaube, es ist sehr selten in der Geschichte des DFB ein revolutionärer Gedanke, so schnell und mit so wenig Gegenstimmen dann auch für die anderen Regionen angenommen worden, Hardy.

Hardy Grüne

Du hast ja noch nicht mal den DFB.

Der entsteht ja erst wieder, der DFB.

Es gibt so einen Ausschuss dazwischen, aber im Grunde genommen sind die vier Zonen ja eigenständig.

Innerhalb dieser vier Zonen bilden sich dann so Dachverbände.

Also das muss ja erstmal von den Alliierten genehmigt werden, dass das jetzt wieder passiert.

Das passierte dann im Herbst 1945 in dem Moment, wo die Alliierten in den verschiedenen Zonen so nacheinander politische Parteien wieder freigegeben haben, weil es musste natürlich dann auch irgendwann zu Wahlen kommen.

Als es wieder politische Parteien geben durfte, durfte es auch wieder Sportvereine geben und durfte es auch wieder Sportverbände geben.

Und dann kommt diese ganze administrative Geschichte in Bewegung.

Das haben wir im Text versucht ein bisschen aufzuschlüsseln, wie genau das passiert ist im Heft.

Und dann geht es um den Spielbetrieb.

Da stellt sich dann zum einen die Frage, ist jetzt der Spielbetrieb überall außerhalb der Stadtbezirksgrenzen möglich?

Also wie dürfen wir denn überhaupt weiterspielen?

Das ist in den meisten Fällen ganz schwierig gewesen.

Also in der britischen Zone zum Beispiel, die ist wirklich unglaublich kleinteilig, 45, 46.

Da gibt es dann die größte Liga, die es da gibt, ist so eine hier in Niedersachsen-Süd zum Beispiel.

Da spielen dann Braunschweiger, Hannoverische, Göttinger und Hildesheimer Vereine zusammen.

Und das ist das Gebiet.

Also das ist im Grunde genommen sowas wie eine Landesliga heute.

Weiter durfte man das nicht machen.

Und das entwickelt sich dann alles erst so ein bisschen.

Also diese ganzen Organisationen müssen erstmal entstehen und es geht tatsächlich eine Initiative von großen Vereinen aus, also wenn ich jetzt den Norden wieder nehme, zum Beispiel Nordstein Kiel, Hamburger SV, Hannover 96, wo einflussreiche Funktionäre, die auch vor 1945 schon einflussreiche Funktionäre waren, müssen wir auch dazu sagen, wir müssen ja auch nochmal zu den Tätern kommen irgendwann im Laufe der Sendung, wo die dann dafür sorgen, dass wir jetzt auch in den anderen Zonen großräumige Ligen bekommen.

Natürlich nach dem Vorbild der Oberliga Süd.

Und immer unter der Prämisse, wir wollen Vertragsspielerfußball.

Also die...

Die Bedeutung des bezahlten Fußballs nach 1945 war enorm, weil das war das, was sie ja eigentlich schon bis 1933 versucht haben.

Im Mai 1933 sollte eigentlich eine Berufsfußballliga gegründet werden, das ist dann über Hitlers Machtübernahme ist das dann gescheitert und dann war das erstmal kein Thema mehr und das ist sofort wieder aufgegriffen worden.

Und jetzt wollen wir endlich unseren Berufsfußball.

Und das ist natürlich auch richtig gewesen, weil Fußball hatte ja so eine immense Öffentlichkeitswirkung schon in den 30er Jahren, dass klar war, dass man daraus einen Berufsfußball eigentlich macht.

In den 30er Jahren war es so, dass die Einzigen, die nicht von diesem Publikumsinteresse profitierten, die Spieler waren.

Alle haben kassiert und die Spieler durften halt nicht kassieren.

Die haben natürlich schwarz kassiert.

Also das zu legalisieren, das war ein ganz großes Thema.

Und damit warst du automatisch bei Oberligen, also bei den Top-Vereinen, weil das braucht es natürlich.

Du brauchst natürlich eine starke Liga mit wirklich starken Mannschaften, die das auch wirtschaftlich stemmen können.

Und das ist die Ausgangssituation gewesen für die anderen drei Oberligen, die zu gründen.

Das hat dann zwei Jahre gedauert, bis man das zusammen hatte.

Zum einen, bis der Spielbetrieb wieder überall in Gang kam, zum anderen aber auch, bis die Alliierten, vor allem die Briten, gesagt haben, okay, ihr dürft jetzt über die Bezirksgrenzen hinaus spielen.

Wir haben dann ein paar Regionen gehabt, wo es sehr schwierig war, vor allem am Niederrhein, also so der Raum Essen, Oberhausen, Duisburg, weil der wirklich sehr, sehr schwer kriegszerstört war und da die Infrastruktur einfach noch total brach lag, das hat gedauert, bis das alles wieder in Bewegung kamen.

Und ja, um 47 waren sie dann soweit und dann kamen die drei Oberligen, im Grunde genommen vier Oberligen, zweimal die Oberliga Südwest, dann die Oberliga Nord und die Oberliga West.

Berlin ist ein anderer Fall und über die sowjetische Zone müssen wir sowieso auch gesondert reden.

Das ist eine ganz eigene Entwicklung.

Und damit waren dann die Grundlagen gestellt und dann kam ja erst der DFB und hat das alles übernommen und dann floss das wieder zusammen.

Also die entscheidenden Jahre sind wirklich so von, ich würde mal sagen, von Anfang 1946, wo es in den anderen drei Zonen langsam mit dem richtigen Spielbetrieb losgeht, da ist 1945 noch gar kein Spielbetrieb gelaufen in den anderen drei Zonen, bis dann so in das Frühjahr 1947 rein, wo es dann vor allem darum geht, wer qualifiziert sich für die neuen Oberliegen.

Nick Kaßner

Also, ich habe jetzt noch mal die Übersicht aufgemacht und es sind so viele Themen.

Wir werden nicht alles besprechen können heute Abend.

Hardy Grüne

Dafür gibt es ja das Heft.

Nick Kaßner

Ja, das ist das Erschreckende.

Du hattest mir damals erzählt, dass Stunde null im Fußball dachte ich so, ich bin gespannt, was man da so an Themen zusammenfinden kann.

Und jetzt, wenn ich dann die Fülle an Themen sehe, also das sind glaube ich, ja, das ist unfassbar.

Ja, deswegen, Lass uns was rauspicken.

Du hast schon gesagt, Täter sollten wir machen und ich würde dann wieder zuerst an Bernd die Frage stellen, weil wenn die HörerInnen sich fragen, warum ich immer auf Bernd komme, auf Süddeutschland, ganz einfach, Bernd hat zwei Bücher geschrieben zum württembergischen Fußball und kennt sich entsprechend dort gerade besonders gut aus.

Von daher zum Thema Täter und fehlende Aufarbeitung, was kannst du da aus der Region erzählen?

Bernd Sautter

Ich glaube schon das Gleiche, wenn man aus allen anderen Regionen erzählen kann.

Es war innerhalb der Vereine, waren ehemalige Präsidenten aus der Nazizeit immer noch sehr, sehr gut angesehen.

Sie waren zwar nicht mehr in den Ämtern, aber sie waren bei allen Gelegenheiten dabei und waren natürlich Sportskameraden, wie jeder andere auch im Verein und da hat man niemand ausgeschlossen oder gemieden oder ganz im Gegenteil es gibt einige Vereine, von denen nachgewiesen ist, dass die alten Kempen aus der Nazizeit dann auch noch mit Orden dekoriert wurden.

Hardy Grüne

Ja, das ist einfach erschreckend, was da passiert ist.

Also ich glaube, woran es erstmal grundsätzlich gefehlt hat, ist so eine Form von Schuldbewusstsein.

Also das, was da im Namen Deutschland passiert ist und wir haben ja noch gar nicht über Auschwitz geredet und alles, was mit dem Begriff Auschwitz verbunden ist, mit dem Holocaust, was im Namen Deutschlands passiert ist.

Ich glaube, dieses Schuldbewusstsein für das, was da angerichtet worden ist.

Das ist nicht da gewesen oder wenig ausgeprägt gewesen.

Ich glaube, was überwiegend gefühlt wurde, war, dass die Niederlage, eine militärische Niederlage, das große Deutsche Reich, hat es halt nicht geschafft.

Und das tausendjährige Reich ist zugrunde gegangen.

Gut, da hat man dann vielleicht auch irgendwann spätestens ab 44 mal angefangen zu zweifeln, ob das alles so richtig ist, was der Adolf da will.

Aber das ist, glaube ich, das überragende Gefühl.

So, jetzt ist der Krieg vorbei, wir haben ihn verloren, jetzt sind wir geschlagen, jetzt müssen wir aber gucken, dass wir irgendwie hier unser Gesicht wahren und unser Leben so weitergehen.

Also strukturell hat sich ja nicht wirklich was verändert.

Das kann man ja an vielen Stellen so sagen.

Also wenn man mal die Rolle der Frau nimmt in den letzten Kriegsmonaten und auch in den ersten Friedensmonaten, dann haben die ja den Alltag gewuppt.

Also den Alltag in der Küche haben sie ja sowieso schon immer wuppen müssen, aber die haben halt den kompletten Alltag wuppen müssen.

und die haben dann, es gibt ja die berühmten Trümmerfrauen auch, die haben wir vorhin auf dem Cover drauf in Frankfurt, die haben ja auch die Kriegstrümmer weggeräumt.

Und dann kommen die Männer aus dem Krieg zurück, aus den Gefangenenlagern, aus was weiß ich noch immer, und es wird einfach die alte Hierarchie wiederhergestellt.

Und das passiert ja auf unglaublich vielen Ebenen und natürlich auch im Sport, natürlich auch im Fußball.

Da kommen die alten Funktionäre wieder rein.

Und besetzen einfach ihre Posten wieder.

Ich habe hier so einen Herrn Günther Riephoff vom Norddeutschen Sportverband, Gaufachwart zwischen 1933 und 1937.

Der war dann hinterher Mitglied eines Kriegsgerichtsrats und hat da mehrere Todesurteile gefällt, kam dann in sowjetische Gefangenschaft.

Und deshalb ist der, als der nach Deutschland zurückkam, ist der quasi als Opfer, als Verfolgter behandelt worden und durfte dann als Beisitzer bei der Entschädigungskammer in Hamburg über tatsächlich Verfolgte des Nazi-Regimes entscheiden.

Also das ist so absurd, was da teilweise gelaufen ist und mit so einer Selbstverständlichkeit gelaufen ist, dass es einem im Nachhinein wirklich, das läuft einem ein Schauer nach dem anderen drüber, über den Rücken, wie unfassbar schlecht und gar nicht aufgearbeitet das wurde in jeglichen Verhältnissen.

Bernd hat schon davon gesprochen, die haben sich gegenseitig gedeckt.

Es gab dann die Persilscheine und die wurden einfach ausgeteilt.

Also Otto Hader, Tülhader, der berühmte, der Aufseher im KZ Alem gewesen ist Und da als relativ rüde gefürchtet war, der kriegte dann von ganz vielen Leuten die Unbescholtenheitserklärung, dass der irgendwie gar nichts gewesen ist.

Der war aber nicht nur in der Partei, der war auch in der SS.

Also das ist wirklich schauerlich.

Und wir haben Felix Lindemann, das ist der DFB-Präsident bis 1933.

Der sagt dann hinterher in seinem Nazifizierungsverfahren, er habe ja unter den Nazis gelitten, weil er seinen Posten beim DFB verloren habe.

Willi Gildemann hat den DFB freiwillig in die Selbstauslösung geführt und ist dann Fußballfachwart im.

NSL geworden das heißt, er hat seinen Posten eigentlich behalten er hieß nur anders und diese Dreistigkeit, mit der sie das da damals durchgezogen haben, die ist wirklich erschreckend, Ja, eine Aufarbeitung innerhalb des DFBs, da reden wir jetzt über die Nazi-Zeit, jetzt reden wir ja gar nicht mehr über 1945, hat ja dann wirklich auch gedauert.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt tatsächlich die Vergangenheitsform benutzen darf oder ob wir nicht eigentlich doch immer noch einen gewissen Nachholbedarf haben.

Weil unter Felix Zwanziger ist zum ersten Mal dann innerhalb des DFBs so ein Bewusstsein gekommen, ja, da ist was passiert, da müssen wir uns dem stellen.

Bis dahin ist, es gibt einen Chronisten, Kopiel heißt der, der war Schriftführer beim DFB, auch in der Nazizeit, der hat dann die große Geschichte des deutschen Fußballs geschrieben, das ist 1954 erschienen, da sind glaube ich 33 Zeilen über die Nazizeit drin und der ist halt, Teil des Systems gewesen und der hat hinterher über diese Geschichte geschrieben und bis das aufgelöst wurde, wenn es überhaupt aufgelöst wurde, hat Jahrzehnte gedauert und ja, ihr hört schon, ich errege mich ein bisschen, das ist schauerlich.

Bernd Sautter

Es gibt ja dann auch das Problem der Historiker, dass die Quellen nicht mehr da sind.

Es sind ja nicht nur die, die die Geschichte dann wie Koppehel zurechtgebogen haben, sondern es sind vor allem die, auch die Täter, die zum Beispiel ganze Jahrgänge von Vereinszeitungen gleich nach einem Prieg verbrannt haben, Mitgliederlisten verbrannt haben.

Da sind so viele wichtige Dokumente natürlich auch teilweise mutwillig abhandengekommen, dass man bei vielen Vereinen auch gar nicht mehr nachweisen kann, wie viele jüdische Mitglieder waren denn da dabei.

Warum war es jetzt an einem Jahr auf einmal 10% weniger wie vorher?

Wo sind die hin?

Also es gibt sehr viele Stellen, wo man einfach tatsächlich noch im Nebel stochert.

Nick Kaßner

Ihr zwei, ich würde gerne noch über Schicksale sprechen.

Die habt ihr ja auch da drin.

Bernd, möchtest du dir erst eins raussuchen oder soll Hadi anfangen?

Bernd Sautter

Hadi soll mal anfangen.

Nick Kaßner

Hadi, dann fang mal an.

Hardy Grüne

Also ich würde mir, ich blätter gerade rum.

Ja, Schicksale, ach Gott, die sind natürlich alle irgendwie wichtig.

Also ich fang mal tatsächlich mit Hans Rehse an.

Hans Rehse ist 1912 deutscher Meister mit Holstein Kiel geworden und migriert dann nach Amerika, studiert da Neuropsychologie und wird dann von den Amerikanern in dieses Manhattan-Projekt eingeschleust, wo es darum geht, die Atombombe zu entwickeln und wie können wir diesen Krieg jetzt gewinnen.

Und als Neuropsychologe wird der eingesetzt, um zu studieren, was macht der Krieg mit den Menschen, also wie können wir psychologisch, wie können wir mit der Psychologie dazu beitragen, dass der Krieg schneller endet.

Und der wird dann tatsächlich nach Deutschland transportiert, ist dann da mit Truppen unterwegs und versucht da irgendwie rauszufinden, wie können wir die Moral der deutschen Truppen so zerstören, dass wir den Krieg schneller beenden.

Und das finde ich zum Beispiel eine völlig faszinierende Verwandlung von einem deutschen Meisterschaftsspieler, der dann ins Ausland geht und dann plötzlich in Deutschland ist und dieses System bekämpft, was ja innerhalb Deutschlands kaum noch möglich gewesen ist.

Also Widerstand war natürlich möglich, aber mit den entsprechenden Konsequenzen.

Und auch da wieder, ja, wie kommt der Fußball eigentlich?

Also der Fußball ist dann einfach ja auch Teil dieser Altersgeschichte.

Und da sind dann solche Biografien mittendrin.

Wenn wir dann bei den anderen Geschichten sind, dann ragt sicherlich die von Bert Rautmann raus.

Viele haben vielleicht den Film gesehen, der historisch nicht so super korrekt ist, aber im Grunde genommen schon ganz okay ist.

Also man kann diese Ereignisse um ihn ganz gut nachvollziehen.

Ganz kurz kommt auf Bremen, meldet sich freiwillig zu den Fallschirmspringern und wird dann in die britische Gefangenschaft genommen, kommt in ein Lager in der Nähe von Liverpool und spielt dort Fußball und kommt dann durch Zufälle zu einem Amateurverein.

Spielt dort sehr gut, wird beobachtet von Manchester City und kommt zu Manchester City und soll dann in der First Division, also die heute Premier League, eingesetzt werden.

Da gibt es dann riesige Proteste gegen, dass ein deutscher Wehrmachtssoldat plötzlich für Manchester City spielt und gibt Beikottsaufrufe.

Das sind natürlich vor allem jüdische Flüchtlinge, die da protestieren nachvollziehenderweise.

Und dann ist der Rabbi von Manchester, ist ebenfalls aus Deutschland geflohen Und der setzt sich dann für Trautmann ein und sagt, wir müssen auch vergeben.

Und dann wird er so ein bisschen akzeptiert und überzeugt einfach durch seine Leistungen.

Und das ist, glaube ich, so die überragende Figur im Fußball, die auch für den Frieden, die in diesem Friedensprozess dann einfach eine große Rolle spielt.

Ich habe das große Glück gehabt, Bert Rautmann noch in Nürnberg bei der Akademie, als er zur Persönlichkeit des Jahres gewählt wurde, kennengelernt zu haben und war schwer beeindruckt.

Ich glaube, er war 1993 damals, ich weiß es gar nicht mehr.

Aber das war ein unglaublich stolzer und in sich ruhender Mensch, der, glaube ich, wirklich etwas geleistet hat für die Versöhnung nach dem Krieg.

Bernd Sautter

Ja, wenn wir schon bei international sind, möchte ich vielleicht mal insofern auch unser Heft noch teasen, Als wir auch sehr prominente Freunde, Sportkameraden von uns dazu gewinnen konnten, über die anderen Länder und über die Stunde Null, nicht nur in Deutschland, sondern zum Beispiel auch in Österreich zu schreiben.

Da hat sich der bewährte Historiker Alexander Juraske sehr, sehr toll und sehr tiefgründig darum gekümmert.

Hardy selbst hat die Schweiz gemacht und ich denke auch Großbritannien.

Dietrich Schulze-Marmeling hatte natürlich den Vorsprung, auch mit Hardy gemeinsam ein Buch über Real Madrid gemacht zu haben.

Und hat da nochmal die Geschichte aufbereitet, wie das in Spanien dann nach der Stunde Null wieder losgegangen ist.

Das war ja etwa, das war auch dann die Geburt der Königlichen und da gibt es im Heft wirklich noch einiges, was lesenswert ist und was wahrscheinlich die wenigsten auswendig drauf haben.

Nick Kaßner

Hm, also das ist sowieso sehr, sehr, sehr, sehr viele Themen.

Ich würde vorschlagen, es ist jetzt schon eine Stunde 43 auf der Uhr, von daher, wollt ihr noch ein Thema euch raussuchen, über das wir sprechen sollen?

Hardy Grüne

1.42, du meinst, wir sind in der Mitte der Sendung, ne?

Nick Kaßner

Wenn du möchtest, ich hab die Zeit.

Hardy Grüne

Ein Thema möchte ich vom Leitartikel tatsächlich noch kurz ansprechen, das mich selber überrascht hat, das sind die jüdischen Lagerliegen, von denen wusste ich ehrlich gesagt nichts.

Da habe ich ein bisschen rein recherchiert und war dann wirklich ganz überrascht.

Das sind jüdische Menschen, vor allem aus Osteuropa, die vor dem dortigen Antisemitismus, jetzt rede ich von nach 1945, geflohen sind.

Da sind aber auch teilweise ehemalige KZ-Insassen, die vor allem in der amerikanischen Zone in ehemaligen Barackenlagern oder Wehrmachtskasernen untergebracht sind und darauf warten, nach Palästina ausreisen zu können, was damals dann noch britisches Mandatsgebiet war.

Und da gab es eine Einreisesperre und die mussten halt warten, bis es dahin ging.

Und um sich die Zeit zu vertreiben und gleichzeitig eine körperliche Fitness zu erreichen, hat man da Lagerliegen gegründet und da gab es dann im Süddeutschland wirklich einen kompletten Ligaspielbetrieb.

Da haben dann die Mannschaften aus dem gesamten süddeutschen Raum, also jüdische Mannschaften aus dem süddeutschen Raum, haben Meisterschaften ausgespielt mit teilweise 5.000 bis 8.000 Zuschauern.

Und das finde ich wirklich absolut faszinierend.

Mit dieser Erfahrung, die diese Menschen hinter sich haben und das so etwas aufzubauen und auch da wieder, ich plädiere ja immer für diese wunderbare Rolle des Fußballs, die er meines Erachtens auch in der Zukunft noch hat.

Er kann die Menschen zusammenführen, er kann ihnen Spaß bringen, er kann ihnen Leichtigkeit bringen und er kann ihnen Freude bringen und genau das findet statt in diesen jüdischen Laderliegen.

Und das finde ich wirklich, also ich sage nochmal ganz kurz so, als wir das Thema angefangen haben, da haben wir uns überlegt, das darf kein düsteres Thema werden, das muss ein Heft sein, was man trotzdem lesen mag, auch wenn es so schwierig ist.

Und da habe ich am Anfang gedacht, das wird schwierig werden.

Und ich habe ganz schnell gemerkt, nee, überhaupt nicht.

Das ist überhaupt nicht schwierig, weil 45 einfach vor allem ein unglaublicher Neubeginn ist.

Und der ganz viel Energie hat und ganz viel freisetzt und ganz viel positiv ist.

Und die jüdischen Lager liegen, die sind für mich ganz oben bei dem, weil sie einfach genau das ausdrücken.

Nick Kaßner

Bernd, wie ist das bei dir?

Also ich finde, diese Zeit kann man ja relativ schwierig fassen oder konnte man vorher.

Nach dem Lesen des Titelthemas wird das wahrscheinlich anders sein.

Aber gab es für dich so überraschende Erkenntnisse im Laufe der Zeit, als du dich mit dem Thema befasst hast?

Bernd Sautter

Ja, es gab so ein, zwei Aha-Erlebnisse, wenn ich ehrlich bin.

Eines davon ist zum Beispiel, ich glaube, jeder Fußballfan fragt sich irgendwann mal, warum gehe ich eigentlich zum Fußball oder zu irgendeiner anderen Sportart und der kommt drauf dass Fußball bei uns seit Jahrzehnten die eine der einfach die Sportart ist die mit Abstand an Top 1 ist und von allen anderen Sportarten auch um Popularität ansehen und Anziehungskraft beneidet wird Ich erkläre mir das immer mit dem Tanzflächen-Syndrom.

Das Tanzflächen-Syndrom besagt, wenn der DJ ein Lied spielt und die Tanzfläche ist leer und das Lied ist halbwegs gut, dann kommt trotzdem keiner auf die Tanzfläche.

Wenn aber ein richtiger Reißer gespielt wird, dann ist die Tanzfläche voll, dann bleibt beim nächsten halbwegs halbseitenden Lied dann immer noch ein paar stehen und tanzen weiter.

Menschen ziehen wieder Menschen an, nur weil sie schon auf der Tanzfläche sind.

Und ähnlich funktioniert es mit dem Fußball.

Da hat sich einmal diese große Popularität des Fußballs durchgesetzt.

Und dann ernährt die sich selbst weiter.

Weil alle anderen sehen, ach, da gehen ja viele hin, gehen da immer wieder mehr hin.

So, und wo ist, und irgendwann kommt man mal drauf, wo ging das eigentlich los?

Und da haben wir ein Heft vor vielen Jahren gemacht zum Jahr 1920.

Und jetzt haben wir dieses Thema Stunde Null.

Und die Stunde Null erklärt sehr viel, warum der Fußball in Deutschland auch heute noch so fürchterlich populär ist.

Das war eine ganz, ganz wichtige Weichenstellung, dass man Oberliga Süd und folgend sehr, sehr schnell eine gewisse Popularität und damit auch eine Bedeutung gewonnen hat im öffentlichen Leben.

Und das hat sich bis heute etwa so erhalten.

Ich gebe ein Beispiel.

Rugby war vor dem Zweiten Weltkrieg gar nicht mal so unbedeutend in Deutschland, wie man heute denken mag.

Da waren auch um 30.000 Leute beim Endspiel irgendwo in Hannover.

Aber rugby ist genau nach dem krieg nicht so schnell auf die strümpfe gekommen das hat bis die wieder sich organisiert haben hat viele jahre gedauert und da hat er hat es rugby im gegensatz zum association fußball also dem normalen dem fußball den wir heute spielen doch deutlich an, popularität eingebüßt weil es gar nicht mehr aufgebaut wurde ja und das und diese stunde null Die erklärt so fürchterlich viel und ist so wirkmächtig bis heute.

Und das finde ich das Faszinierende in dem Heft, dass man da nochmal in die Details geht.

Nick Kaßner

Schöner kann man es nicht beschreiben.

Hadi, wie ist es bei dir?

Gab es auch so Momente?

Wo du irgendwie eine neue Erkenntnis gefunden hast oder wo irgendwie sich so was zusammengefügt hat?

Hardy Grüne

Ja, natürlich.

Ich beschäftige mich ja doch schon relativ lange mit dieser Zeit.

Aber jetzt das nochmal so konzentriert zu machen, da passieren dann tatsächlich ein paar Sachen.

Ich glaube, was ich nochmal konkreter verstanden habe, ist die Entwicklung in der Sowjetzone.

Da haben wir jetzt noch gar nicht drüber gesprochen.

Das Fass mache ich auch gar nicht mehr auf.

Das verweise ich dann tatsächlich aufs Heft.

Aber da hat es im Grunde genommen zwei Entwicklungen hintereinander gegeben.

Eine von der sowjetischen Besatzungsmacht ausgelöst und eine von in Moskau ausgebildeten späteren DDR-Politikern, unter anderem Honecker.

Und das habe ich, glaube ich, nochmal tatsächlich jetzt ganz viel klarer auf dem Schirm und verstehe jetzt auch ein bisschen besser die ersten Wirren in den Vereinsnamenjahren.

Also da geht es dann ja mit irgendwelchen Sportgemeinschaften los und dann gibt es die ersten Betriebssportgemeinschaften und das war immer alles so ein bisschen schwammig, wie genau das alles aufeinander aufgebaut hat und das habe ich jetzt ein bisschen klarer und das erkläre ich im Heft.

Nick Kaßner

Interessant, interessant.

Bernd.

Wie weit hast du das schon gelesen, das Titelthema?

Bernd Sautter

Zur Hälfte.

Ich war am Wochenende, wie du weißt, in Flandern und habe das Heft, Gott sei Dank, vorgefunden, als ich zu Hause war.

Das war ein sehr erhebendes Erlebnis.

Aber ehrlich gesagt, hätte ich es gerne nach Flandern mitgenommen.

Aber da war es noch nicht in meinem Briefkasten.

Nick Kaßner

Ja, ich wollte gerade sagen, die sozialen Medien haben verraten, vor 18 Stunden, also bevor wir die Sendung aufgenommen haben, Um 18 Stunden hast du das Heft bekommen, von daher.

Genau, da sind wir wieder beim Datenschutz, schließt sich der Kreis.

Helmut Schön.

Ja, genau.

Hadi, Helmut Schön.

Warum habt ihr diese Person ausgewählt, dessen Geschichte erzählt?

Hardy Grüne

Weil Helmut Schön wunderbar exemplarisch für all das steht, was passiert ist.

Helmut Schön kommt aus Dresden, wird 1944 letzter deutscher Meister, ist in einer Stadt, die ziemlich zerbombt wird, kommt dann in der sowjetischen Zone wieder zurück zum Fußball und macht diesen ganzen, was ich eben schon angedeutet habe, diesen ganzen Wirrwarr in der sowjetischen Zone der späteren DDR mit, versucht erst irgendwie so da dran zu bleiben, macht seine Ausflüge mal nach Hamburg, spielt mal beim FC St.

Pauli, greift ein bisschen Frischfleisch an der Metzgerei von Miller ab, kommt wieder zurück nach Dresden und will eigentlich in Dresden bleiben, gerät dann aber in diese ganzen politischen Geschichten, also dass er ein klares Bekenntnis zum neuen Staat ablegen will, das will er muss, das will er nicht und geht dann letztendlich nach Berlin dann nach Heidelberg und dann landet er in Wiesbaden, wird Bundestrainer für Bundesrepublik 1974, zur Weltmeisterschaft also Helmut Schön erzählt eigentlich Fußballgeschichte und dafür ist er perfekt geeignet und wir haben ja mit Bernd Bayer den Biografen von Helmut Schön für diesen Text gewinnen können.

Also das ist auch wieder sowas von diesen berühmten Win-Win-Situationen.

Nick Kaßner

Was ich, also ich würde gerne das Thema so ein bisschen abschließen und würde gerne so auf den weiteren Inhalt des Heftes kommen, sprich zu unserer Rubrik, was uns so in dem Heft besonders gut gefällt, was wir gelesen haben.

Ein bisschen habe ich ja dann doch schon reinlesen können.

Eine Frage bei dem Thema, bei Stefan Arpanowitz, das ist ja die Trikot-Ecke sozusagen.

Ist die schon immer so ausführlich oder war die in dieser Ausgabe besonders ausführlich?

Hardy Grüne

Stefan will das ein bisschen umstellen und wir sind selber so ein bisschen gespannt, was er jetzt gemacht hat.

Er hat ja einen früheren Bundesligaspieler vom SC Freiburg und den lässt er jetzt, der ist jetzt Trikotsammler und den lässt er über Trikots erzählen.

Und das ist natürlich eine sehr persönliche Geschichte, weil er in diesen Trikots selber gesteckt hat beziehungsweise er hat sie auf dem Platz getauscht gegen Trikots vom FC Bayern oder Borussia Dortmund.

Und insofern fällt die Geschichte tatsächlich ein bisschen anders aus.

Das ist so, wie so vieles bei Zeitspiel, alles so ein bisschen eine Bewegung.

Und wir sind selber gespannt, was dabei rauskommt.

Auf jeden Fall finden wir den Ansatz, Spieler zu nehmen, die über ihre Trikots, ihre Lieblingstrikots erzählen und da auch ein bisschen Geschichte drumherum bauen.

Den finden wir ziemlich spannend.

Und die wird uns sicherlich schön überraschen mit schönen Geschichten Ja.

Nick Kaßner

Also ich habe es sehr, sehr gerne gelesen, den Text, deswegen hat es mich gewundert, dass das so ausführlich war, diesmal aber schön, wenn es so ist und gerne, von mir aus darf es gerne so weitergehen.

Bernd, was waren für dich so Highlights im Heft bisher?

Bernd Sautter

Ich habe mich sehr gefreut, dass sich Alina Schwörmer bei uns, sehr differenziert über das Thema Polizei und die Bezahlung von Polizeieinsätzen auseinandergesetzt hat, weil das ist ein sehr, sehr schwieriges Thema, wo überraschend ja auch bei vielen, zumindest in meinem Umkreis, einen völligen Stimmungswechsel eingesetzt hat.

Da war man vorher noch der Meinung, ja natürlich muss die Steuer das bezahlen, weil der Fußball kann ja für seine Rautis nichts dafür.

Und mit dem Urteil hat sich da der Wind aus meiner Sicht sehr, sehr gedreht.

Und Alina, ich möchte da nichts vom Standpunkt vorwegnehmen, Man hat sich sehr gut und sehr differenziert mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Nick Kaßner

Ja, ich finde, sie denkt immer ganz gerne radikal über den Fußball, kann das aber auch sehr, sehr gut verargumentieren.

Von daher sehr, sehr interessant, sich mit ihr zu beschäftigen.

Sie wird jetzt übrigens in einer Folge von Jung und Naiv demnächst auftauchen, habe ich heute gesehen.

Dürfte also auch ein längeres Gespräch mit ihr werden, ist bestimmt sehr, sehr spannend.

Hiermit empfohlen.

Um Hadi, bei dir Highlight in der Ausgabe?

Hardy Grüne

Naja, ich habe ja immer einen anderen Zugang.

Also ich habe tatsächlich alles gelesen.

Also was ich echt spannend finde, es leuchtet auf Norwegens Tribünen.

Thomas Meiler, der in Skandinavien lebt, erzählt uns, was in Norwegen gerade zum Thema Pyrotechnik los ist.

Und das ist schon spannend.

Also wie entspannt man dort damit umgeht und wie man versucht, irgendwie kreative Lösungen dazu zu finden, weil man eingesehen hat, Wenn wir das einfach weiter verbieten, dann wird es illegal stattfinden und da haben wir auch nicht so richtig viel von.

Also versuchen wir, irgendwelche Freiräume zu finden.

Momentan sind noch, Feuerwehr ist noch nicht so ganz auf der Seite, das bewegt sich, glaube ich, gerade noch.

Aber das ist eine schöne Geschichte und sie kommt aus Norwegen.

Aus Norwegen kommen ja sehr wichtige und hoffentlich irgendwann demnächst auch einflussreichere Fußballfunktionierinnen.

Also da geht ja viel Positives von aus.

Und ja, das ist eine der Geschichten, die ich wirklich sehr, sehr schön finde.

Und da bin ich sehr dankbar, dass wir dir ein Zeitspiel berichten dürfen.

Nick Kaßner

Ich fand sehr, sehr interessant dein Interview, was du zu Kickers Offenbach geführt hast, mit Volker Goll, den ich zufällig auch mal irgendwann bei BAF Treffen eben als einen der Herausgeber des Erwin, dem Fan-Magazin, kennengelernt habe.

Unfassbar, dass es dieses Heft immer noch gibt nach all der Zeit.

Also das dürften ja Jahrzehnte, also mehrere Jahrzehnte sein, dass das Heft alt ist.

Von daher, und ich finde, er hat eine sehr eigene Denke.

Das fand ich sehr, sehr schön im Interview.

Es war gar nicht so, also es war sehr, sehr interessant, was er so Verstandpunkte vertreten hat.

Hardy Grüne

Ja, das war mir ein wichtiges Anliegen, mit Volker darüber zu sprechen und auf der einen Seite zu gucken, wie sieht es bei Kickers Offenbach aus.

Leider ist ja während unser Heft in Druck gegangen, haben sie in Kassel verloren und Hoffenheim hat in Trier gewonnen und die Masterfrage dürfte jetzt mehr oder weniger entschieden sein.

Aber ich wollte einfach auch, also Offenbach ist für mich so ein Verein.

Ich stelle mir ja die Frage, sind die Kickers der Gegenentwurf zu Hoffenheim und RB?

Und das ist genau mein Ansatz.

Und ich glaube, die Kickers ist tatsächlich so einer dieser Vereine, die so ein Leuchtturm sind.

Wie kann man eigentlich nach 13 Jahren Regionalliga immer noch 6000 Leute ins Stadion kriegen?

Und was muss man dazu bringen?

Und das machen die in Offenbach.

Und da ist Volker natürlich klasse, weil er das ja auch lebt.

Also der hat das selber immer als Fan gelebt.

Und das war mit dem Verwaltungsrat.

Also er hat ja auch Verantwortung beim Verein.

Und ja, der kann das einfach leben.

Der kann das leben und erzählen.

Nick Kaßner

Sehr interessant fand ich ebenfalls Leerlauf beim Rostocker FC.

Das finde ich dann schon wieder sehr, sehr nerdy von Peter Tsoch.

Aber sehr, sehr interessante Geschichte, wie sich der Verein aktuell entwickelt.

Hast du das noch näher verfolgt?

Hardy Grüne

Nee.

Peter ist ja oben im Norden, also in Berlin.

Aber der ist ja viel in dem Raum unterwegs.

Ich glaube, er kommt aus Rostock.

Nick Kaßner

Ja, ist Hansa-Fan, ja, ja.

Hardy Grüne

Und insofern ist das bei ihm in super guten Händen.

Ich hatte das so ein bisschen aus der Ferne verfolgt und habe gedacht, ich mache eine Kurzgeschichte daraus.

Und dann kam er an, wollen wir da nicht was Längeres draus machen?

Und dann haben wir natürlich sofort dankbar Ja gesagt.

Tragische Geschichte, aber irgendwie auch stark.

Weil sie tragen das ja im Gegensatz zu Düren zum Beispiel mit Würde.

Nick Kaßner

Das stimmt, ja.

Du hast das Heft ja schon weit mehr gelesen, also du hast ja fast alles gelesen oder alles gelesen, wie du gesagt hast.

Von daher, was würdest du uns empfehlen, was soll ich als nächstes mal lesen, wenn ich jetzt die Tage dazu komme?

Hardy Grüne

Im Heft?

Also was ich spannend finde, ist die Seite 72, Fußball als Brücke zwischen Krieg und Versöhnung.

Und da schließt sich dann der Schweiz-Artikel an.

Das ist eines dieser Themen, wo 45 einfach so viel Positives auch auslöst.

Das sind ja, wie gesagt, wir haben ja viele Themen gehabt, die konnten wir gar nicht mehr reinbringen.

Also zum Beispiel die große Frage, was passiert eigentlich im europäischen Osten mit der Sowjetunion?

Und mit den kontrollierten Staaten, mit den eigenständigen Staaten.

Also Europas Fußball wird ja getrennt, das ist ja nochmal ein eigenes Thema.

Können wir tatsächlich ein eigenes Heft draus machen?

Machen wir möglicherweise auch mal.

Das sowjetische Fußballimperium, habe ich sofort einen Titel im Kopf jetzt.

Können wir gar nicht gleich loslegen.

Bernd macht schon mal eine Liste.

Bernd Sautter

Ist notiert.

Hardy Grüne

Und das wird da so ein bisschen angerissen.

Also das ist ja, wie gesagt, was ich am Anfang auch sagte, 1945 ist eine so dermaßen eine Zeitenwende in der europäischen Geschichte, aber natürlich auch im Fußball, die wir in der Gegenwart einfach noch haben.

Und da gehört natürlich auch der eiserne Vorhang dazu, da gehört natürlich auch Steaua Bukarest dazu, da gehört Douglas Prag dazu, der BFC Dynamo.

Und ja, einfach, und das finde ich spannend, also, dieser Fußball, der ist so unverwüstlich, egal was passiert, plopp ist er wieder da und macht irgendwie mit und ist natürlich auch total, anpassungsfähig, also der passt sich dem Sozialismus an, der passt sich dem Faschismus an, der passt sich dem Konservativen an, also ja, faszinierende Geschichte.

Nick Kaßner

Was auch unverwüstlich ist, ist der FC Sandgallen, Bernd, das habe ich nämlich gerade eben gesehen, du hast einen Text dazu geschrieben, ich bin sehr gespannt darauf und kannst du mir ein bisschen erzählen, worum es da geht?

Bernd Sautter

Das ist auch so ein Thema, das mich persönlich sehr fasziniert, weil wieder diese zwei Dimensionen Zukunft und Vergangenheit zusammenkommen.

Der FC St.

Gallen ist tatsächlich der älteste noch existierende Fußballklub in Kontinentaleuropa, also Großbritannien logischerweise ausgeklammert.

Dieses Gründungsdatum 1879 wird in der 18.

Spielminute und in der 79.

Spielminute Im Stadion von allen Fans gefeiert und zelebriert.

Und es ist tatsächlich so, dass dieser Mythos der frühen Gründung, Klammer auf.

Es gibt ja auch jeder in St.

Gallen zu, dass sie eigentlich nichts dafür können.

Also die aktiven Fans jetzt.

Für eine lange Tradition kannst du als jetzt aktiver Fan natürlich gar nichts.

Aber das wird tatsächlich erst seit wenigen Jahren wieder so dermaßen zelebriert, gemeinsam mit diesem alten Standort der FC St.

Gallen ist 2008 vom Traditionsstandort dem Espenmoos in das neue Stadion westlich der Stadt an der Autobahn umgezogen, das gelegentlich, wie halt viele andere Stadien, auch immer mal wieder den Namen wechselt.

Ich glaube, letzte Woche hat es erst wieder den Namen gewechselt.

Und da verbindet sich die Vergangenheit mit einem extrem innovativen und fortschrittlichen Aspekt.

Den will ich kurz erklären.

Da muss man vielleicht die deutsche Brille ein bisschen abziehen, weil in Deutschland regelt vieles dann doch zu unserem großen Vorteil die 50 plus 1-Regeln, die gibt es sonst nirgends.

In der Schweiz ist seit 2004 vorgeschrieben.

Dass der Fußballbetrieb nicht mit dem Verein organisiert wird, wegen Haftung, Finanzen und so weiter, sondern von AGs.

Und diese AGs wirtschaften in der ersten Liga, sind zwölf Mannschaften, also zwölf Spielbetriebs-AGs und die wirtschaften bis auf zwei, alle im Minusbereich, also sind abhängig von Gönnern und Sponsoren, die das wieder gerade biegen.

Diese zwei Mannschaften, die schwarze Zahlen schreiben, sind zum einen der langjährige Champions-League-Teilnehmer Young Boys Bern und zum anderen der FC St.

Gallen.

Und warum?

Weil in St.

Gallen in den letzten, sagen wir, sieben Jahren unheimlich viel richtig gemacht wurde.

Unter anderem ist St.

Gallen der einzige Verein in der Schweiz, der Anteile an der AG seinen Fans verkauft hat.

Und damit kann man keine Gewinne machen, um Gottes Willen, aber das stärkt die emotionale Verbindung.

Und es war durchaus schwierig, bei den bestehenden Aktionären die Freigabe für das zu bekommen, weil jeder zusätzliche Verkauf von Aktien bedeutet natürlich einen Wertverlust für die bisherigen Aktionäre.

Und das hat der FC St.

Gallen sehr gut moderiert mit dem Namentlich über den Präsident Matthias Hüppi, Früher ein bekannter Ski-Reporter, der aus St.

Gallen stammt und der seit sieben Jahren den Vorsitz übernommen hat.

Ich durfte mit ihm sprechen, ein Herr mit einem waffenscheinpflichtigen Charme.

Man kann sich richtig vorstellen, wie er Sponsoren überzeugt.

Für den FC St.

Gallen sich zu engagieren und das hat tatsächlich dazu geführt, dass die Verbindung, und das bestätigt mir auch die Fanszene beim FC St.

Gallen, die Leute, mit denen ich gesprochen habe, die Fanszene spürt diese Verbindung und da ist kein falsches Wort über Hyppie oder über das, was im Moment passiert.

Und das bei einem Verein, der von 1980 bis 2017, was die Vereinsführung betrifft, ungefähr die gleichen Storys hat wie Schalke 04.

Also komplettes Chaos, Intrigen, wechselnde Vereine, Vorstände, Finanzgebaren, dass der Franken explodiert.

Also es ist fürchterlich gewesen, ein Hyppie mit einigen Leuten hat diesen Traditionsverein wieder gut aufgestellt und die Fanbase ist begeistert.

Nick Kaßner

Trauriger Zusatz an diesen Text ist, Senf mit neuen Zutaten, das Senfmagazin, hat scheinbar seine letzte Nummer veröffentlicht, wenn ich das da so richtig lese.

Bernd Sautter

Das ist richtig, ja.

Aber es gibt Nachfolgeprojekte.

Da Ruben Schönberger, der mir viel geholfen hat, auch bei der Recherche, hat schon angekündigt, dass sie in der Ostschweiz gerade eine Recherche laufen haben mit sehr, sehr netten Basisvereinen.

Da wird überall die 100 bemerkenswertesten Fußballplätze in der Ostschweiz, Also die wollen noch mehr, noch deutlicher an die Graswurzel gehen, dieses Team bleibt bestehen und wir haben dann leider dieses wundervolle Senfmagazin nicht mehr, dem ich persönlich sehr hinterher trauere, aber ich glaube, es wird andere Höhepunkte geben.

Nick Kaßner

Der Tschuttplatzführer, hast du es genannt in dem Text?

Bernd Sautter

Entschuldigung, genau.

Ich wüsste nicht mal richtig, wie man es ausspricht, Ruben hat mir das diktiert.

Nick Kaßner

Die haben schon schöne Bezeichnungen für die Dinger.

Hadi, ja dieses Magazin ist jetzt weg als Printmagazin in dem Sinne, das Zeitspielmagazin jetzt 10 Jahre alt geworden Unfassbar.

Hardy Grüne

Ne?

Ja, definitiv Ich hätte es nicht erwartet Das kann gar nicht sein, das sind niemals 10 Jahre gewesen aber wir haben auf die Cover geguckt also tatsächlich 2015 ist das erste Heft erschienen.

Bernd Sautter

Auf Erwins Spuren.

Nick Kaßner

Ja, unbedingt.

Ihr zwei, was gibt es in der nächsten Ausgabe?

Hardy Grüne

Wir beschäftigen uns ein bisschen mit Kultstätten des Fußballs.

Wir werden da aber auch so ein bisschen, über Kultstätten des Fußballs kann Bernd gleich noch ein bisschen was sagen, deshalb gehe ich gleich zum nächsten Thema über.

Wir werden dann auch so ein bisschen vorstellen, was wir eigentlich mit diesen zehn Jahren Zeitspiel so vorhaben.

Also das ist ja jetzt, okay, wir sind jetzt zehn Jahre geworden.

Das ist ja einfach auch ein Zeitraum ach ja, den musste man nicht erwarten, dass wir das schaffen also wir waren sehr optimistisch damals, aber wir sind natürlich auch vorsichtig rangegangen, und wir haben das Magazin zu einer Zeit gegründet, wo alle gesagt haben Print ist tot, das lebe digital und wir sind immer noch ein Heft, was nur im Print erscheint und nicht digital und jetzt sind wir natürlich irgendwie nach 10 Jahren schon auch so, dass wir, sehr stabil stehen, dass wir 38 Hefte gemacht haben, dass wir unglaublich viele Erfahrungen gemacht haben.

Ein paar Sachen haben wir gemerkt, das können wir vielleicht auch anders machen.

Bei ein paar Sachen sind wir noch in Bewegung und wir sind auch immer noch neugierig auf ganz neue Erfahrungen, von denen wir jetzt heute vielleicht noch gar keine Ahnung haben, dass wir die irgendwann mal machen wollen.

Also da sehen wir alle ganz gut aus und natürlich gucken wir uns auch an, wie wollen wir diese 10 Jahre feiern und ja, da kann ich schon ankündigen, da werden ein paar Sachen kommen, auf die ihr euch freuen könnt und das wird auch Thema in der Ausgabe 39 sein und ansonsten leite ich jetzt den Kollegen Sauter über, der kann ein bisschen über die Kultstätten erzählen.

Bernd Sautter

Ja, es wird im Wesentlichen um das Verständnis von, was ist eine Kultstätte gehen und um natürlich das in sehr vielen Beispielen.

Wie haben sich diese Kultstätten im Zeitlauf verändert?

Was hat damit moderne Popkultur zu tun?

Ist eigentlich nicht jeder, Platz, an dem Fußball gespielt wird, zum Schluss eine Kultstätte?

Liegt dir der Kult nicht im Auge des Betrachters oder in dem Fall des Spielers?

Welche Faktoren sind das, das einen allgemein zugeschriebenen Kult eigentlich bedingen?

Also da gibt es viele Aspekte und ich ahne jetzt schon, ich glaube, wir werden nachher auch noch mal kurz darüber sprechen, Wir haben ein ähnliches Problem, wie wir bei fast jedem Heft haben.

Wir müssen begrenzen.

Nick Kaßner

Ich möchte dann trotzdem noch daran erinnern, auch wenn Hadi gesagt hat, das ist vor allen Dingen ein Printmagazin.

Es gibt natürlich trotzdem eine Online-Version, wo ihr hingehen könnt an der Webseite zeitspiel-magazin.de Dort findet ihr auch hin und wieder Text ist, soweit ich das mitbekomme.

Und vor allen Dingen könnt ihr euch da ein Abo klicken von dem Zeitspielmagazin.

Das soll ich an dieser Stelle empfohlen, wenn ihr es noch nicht habt.

Warum, haben wir euch, glaube ich, in dieser Ausgabe deutlich gemacht.

Es ist so viel Inhalt und es ist Wahnsinn.

Wir konnten bei weitem noch nicht alles durchsprechen, obwohl wir jetzt schon die zwei Stunden locker gerissen haben.

Von daher jetzt zwei.

Ganz, ganz herzlichen Dank, dass ihr heute da wart.

Besonders an dich, Bernd, wieder mal für deinen Input.

Hat wieder sehr, sehr viel Spaß gemacht.

Ganz herzlichen Dank.

Bernd Sautter

Vielen lieben Dank für deine tolle Fragen und deine tiefe Beschäftigung mit dem Thema, mein Lieber.

Nick Kaßner

Aber wie gesagt, diesmal war es relativ wenig, was ich mich vorbereiten konnte.

Aber es war auch mal schön, das so gestalten zu dürfen mit den Fragen.

Von daher auch ganz, ganz lieben Dank an dich, Hadi.

Hardy Grüne

Ja, herzlichen Dank an dich zurück.

Und es macht immer wieder Spaß mit dir.

Und ich habe das gar nicht gemerkt, dass du nicht vorbereitet warst.

Also das hast du richtig gut hingekriegt.

Und funktioniert ja gut.

Nick Kaßner

Ganz lieben Dank euch beiden.

und wir bedanken uns bei euch für eure Zeit, die ihr euch genommen habt, uns zuzuhören.

Ganz lieben Dank, wenn es euch gefallen hat.

Gerne weiterempfehlen und wie gesagt, schaut mal bei zeitspielmagazin.de vorbei.

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

Macht's gut.

Ciao.

Hardy Grüne

Eddie, ciao.

Bernd Sautter

Ciao.

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