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#23 Was Johannesburg-Korrespondentin Verena Garrett im Dorf der Hundertjährigen übers Älterwerden gelernt hat

Episode Transcript

ZDF, der Auslandsjournal Adventskalender.

Hinter jedem Türchen eine Geschichte.

Dezember auf der südlichen Halbkugel bedeutet normalerweise Hochsommer, auch wenn es im Moment etwas bewölkt ist, und Hauptferienzeit.

Ich heiße Verena Garrett und bin für das ZDF in Johannesburg.

Von hier berichten wir aus den Ländern des südlichen Afrikas.

In der ganzen Stadt versucht man an unterschiedlichen Orten mit Weihnachtsbeleuchtung, wie zum Beispiel dieser hier oder dieser hier oder dieser hier, weihnachtliche festliche Stimmung zu erzeugen.

Wenn ich ehrlich bin und wenn man was anderes kennt, dann fühlt sich das doch ein bisschen seltsam.

Nicht gar keine Geschichte, sondern vielmehr ein kleiner Moment.

Vor ein paar Wochen haben wir in der Provinz Limpopo gedreht, in einer Region namens Tula Mela.

Da waren wir unterwegs fürs Heute-Journal und fürs Mittagsmagazin und haben gedreht in einem, so wie wir es genannt haben, Dorf der 100-Jährigen.

In dem viele Menschen lebten, die eben über 100 Jahre alt geworden sind.

Und das ist eine ganz einfache Region, das ist relativ ländlich.

Die Menschen dort leben ein einfaches Leben.

Sie essen das, was sie selbst anpflanzen oder was der Hühnerstall so hergibt, an Eiern und an Fleisch.

Wir waren verabredet, haben in den ersten zwei Tagen uns mit zwei Frauen getroffen und ihren Familien haben sie durch den Tag begleitet, haben gehört, wie sie ihr Leben so erleben, was für sie wichtig ist.

Und an unserem letzten Tag, kurz bevor wir nach Hause gefahren sind, waren wir verabredet mit einem sehr alten Mann.

103 Jahre alt war der.

Wir sind dann zu diesem Haus gefahren, in dem dieser alte Mann lebte.

Und vor dem Haus hat uns ein sehr junger Mann empfangen.

Wie sich herausstellte, war das der Enkel.

Und dann sind wir reingegangen und da saß der alte Mann eben ganz ruhig und entspannt auf dem Sofa.

Zur Begrüßung hat er mich dann erstmal ganz lange und fest an die Hand genommen.

Und wie sich herausstellte, hat er nicht so gut gesehen und auch nicht mehr so gut gehört.

Das heißt, der Enkel hat sich dann daneben gesetzt und hat die Fragen, die ich hatte, erstens übersetzt und dann aber auch immer wieder den Großvater angesprochen, dass der wusste, ah, jetzt werde ich was gefragt.

Und schon da ist mir aufgefallen, wie liebevoll und fürsorglich dieser Enkel mit seinem Großvater umgegangen ist.

Aber er hat ihn auch ausreden lassen.

Er ist ihm auf Augenhöhe begegnet.

Das ist ganz schnell klar geworden.

Der Mann hatte einen immer gleichen Tagesablauf und dazu gehörte, dass er eben auch einmal am Tag nach draußen ging.

Dann haben wir gesagt, das drehen wir doch.

Und es stellte sich heraus, dass dieser alte Mann eben auch nicht mehr wirklich gut zu Fuß ist, sondern einfach nur sehr, sehr wackelig unterwegs ist.

Es gab so einen geschnitzten Stab, den hat der Enkel dann seinem Großvater in die Hand gedrückt und dann hat sich der alte Mann auf den Weg gemacht.

Man könnte jetzt meinen, das wäre ein sehr langer Weg gewesen, das war aber nicht so, das waren wirklich nur ein paar Meter.

Wir standen so im Hintergrund, weil wir es ja gedreht haben, der Kameramann war etwas näher dran.

Ich habe gemerkt, dass ich wie so einen Reflex hatte, dass ich diesen ganz alten Mann untergreifen wollte, dass ich den am Arm fassen wollte, ihm ein bisschen Hilfestellung geben wollte, weil das wirklich sehr, sehr wackelig war.

Aber der Enkel war ja da und der Enkel hat seinen Opa einfach gelassen.

Er hat eingegriffen, wenn er gemerkt hat, jetzt wird es wirklich ein bisschen schwierig und vielleicht fällt er gleich hin.

Aber ansonsten ist er einfach ganz geduldig mit viel, viel Zeit neben seinem Großvater nach draußen gegangen.

Und dann saßen die beiden am Ende ganz zufrieden nebeneinander auf der Veranda und haben sich was erzählt.

Und das war etwas, das hat uns auch als Team einfach länger auch beschäftigt.

Denn es war nicht nur die saubere Luft oder das Essen, was sie selbst angepflanzt haben, sondern diese Menschen hatten eine Gemeinschaft.

Da waren andere, dass sie sich nicht einsam fühlten.

Die sind nicht alleine so alt geworden.

Wenn sie Hilfe brauchten, war jemand da und ansonsten konnten sie genau so leben und können auch im Alter noch genau so leben, wie sie es wollen.

In diesem Sinne, frohe Weihnachten.

Der Auslandsjournal Adventskalender.

Hinter jedem Türchen eine Geschichte.

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