Episode Transcript
Susanne Höb: Tech-Riesen und hohes US-Gewicht – das waren in den letzten Jahren die Zutaten für erfolgreiche ETFs.
Unser ETF des Monats hier geht einen ganz anderen Weg – und hat trotzdem eine bessere Rendite erzielt als der MSCI World.
Wie er das geschafft hat und ob der Erfolg nachhaltig ist oder nur gutes Timing, das schauen wir uns heute an.
Ich bin Susanne und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge justETF-Wissen!
Unser ETF des Monats ist der VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders UCITS ETF.
Den haben sich einige von euch unter unserem Deep Dive Video zu Dividenden-ETFs gewünscht.
Kann ich gut nachvollziehen, denn der ist in den letzten Jahren richtig gut gelaufen – und hat dabei sogar den MSCI World geschlagen.
Aber der Reihe nach.
Wie immer gilt: Das ist keine Anlageempfehlung, sondern wir analysieren den ETF: Was ist da drin, wie ist die Streuung, wie lange gibt’s ihn schon, wie teuer ist er und so weiter.
Was ist drin?
Der ETF bildet den Morningstar Developed Markets Large Cap Dividend Leaders Screened Select Index ab.
Der Name verrät uns schon eine ganze Menge darüber, was im ETF enthalten ist: Große Unternehmen aus den Industrieländern, die regelmäßig Dividenden zahlen und finanziell gut genug aufgestellt sind, um diese Zahlungen langfristig aufrechtzuerhalten.
Unternehmen, die aus der Substanz ausschütten, kommen da nicht rein.
Es ist also eine Dividenden-Strategie, die die Faktoren Quality und Value berücksichtigt.
Außerdem werden die Unternehmen auch nach bestimmten Nachhaltigkeitskriterien gefiltert.
Insgesamt sind es nur 100 Titel, das ist für einen ETF nicht besonders viel.
Die Top Ten nehmen ungefähr ein Drittel ein und es sind zwar relativ bekannte Unternehmen wie Verizon, Pfizer, Roche und auch die Allianz – aber es ist definitiv eine andere Auswahl als bei bekannten Welt-ETFs, die von Tech-Giganten dominiert werden.
Bei diesem ETF ist das ganz eindeutig anders: Bei den Sektoren liegen die Finanzen vorn mit circa 40 Prozent.
Dahinter kommt Gesundheit mit etwas über 15 Prozent, dann Energie und Versorger mit unter zehn Prozent Anteil.
Auch bei den Ländern sieht es ganz anders aus, als man es von den Klassikern gewohnt ist: Ganz vorn liegen nicht die USA, sondern Frankreich mit gut 15 Prozent.
Knapp dahinter kommen die USA, und dann Großbritannien mit etwas über und Italien mit etwas unter zehn Prozent.
Was diese Zusammensetzung für den Kurs des ETFs in den letzten Jahren bedeutet hat, dazu kommen wir gleich.
Zuerst schauen wir uns aber noch das zentrale Thema des ETFs an: Dividenden.
Wenig überraschend: Es ist ein Ausschütter.
Die Ausschüttung erfolgt quartalsweise.
Viele Dividenden-Fans versuchen ja, ein regelmäßiges monatliches Einkommen durch Dividenden zu erzielen, dafür wäre natürlich eine monatliche Ausschüttung besser.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dividendenrendite.
Um die zu ermitteln, setzt man die Ausschüttung ins Verhältnis zum Kurs.
Wenn ein ETF beispielsweise eine Ausschüttung in Höhe von 0,47 Euro zahlt und 22,23 Euro kostet, dann beträgt die Dividendenrendite 2,11 Prozent.
Beim VanEck ETF lag sie in den letzten Jahren bei 4,5 bis 5,3 Prozent.
Das ist relativ viel: Beim FTSE All-World von Vanguard sind es nur um die zwei Prozent.
Und auch andere Dividenden-ETFs, die einen Fokus auf Quality legen, kommen an diese Zahl nicht heran.
Der Fidelity Global Quality Income ETF beispielsweise erreicht ebenfalls nur ungefähr zwei Prozent.
Es gibt aber auch ETFs mit höheren Ausschüttungsrenditen, zum Beispiel die aktuell ziemlich gehypten Covered Call ETFs, die teils auf über zehn Prozent kommen, oder auch der Global X Super Dividend ETF.
Allerdings: Hohe Dividendenrenditen sind nicht unbedingt ein gutes Zeichen, sie können über eine schlechte Gesamtperformance hinwegtäuschen.
Genau dafür ist letzterer ein gutes Beispiel: Die Ausschüttungsrendite ist zwar mit gut zehn Prozent sehr beachtlich – aber wenn du auf die absolute Zahl der ausgeschütteten Beträge schaust, siehst du, dass sie mit der Zeit abnehmen.
Tatsächlich sind sie beim VanEck ETF sogar doppelt so hoch wie beim Global X, nämlich 1,74 Euro pro Anteil statt 80 Cent.
Das liegt daran, dass der Kurs mit der Zeit immer weiter gesunken ist – seit Auflage 2022 ist der ETF im Minus.
Je niedriger der Kurs, umso weniger wird ausgeschüttet, wenn der prozentuale Anteil gleich bleibt.
Du profitierst also nicht mal von der hohen Dividendenrendite.
Es lohnt sich also, genau hinzuschauen und zu vergleichen.
Zurück zum VanEck ETF: Es ist ein ziemlich großer ETF mit über 2,5 Milliarden Euro Volumen.
Aufgelegt wurde er 2016, ist also schon neun Jahre alt.
Damit steht er, sowohl was das Alter, als auch was das Vermögen angeht, ziemlich gut da.
Er repliziert physisch, was bei 100 Positionen aber auch nicht allzu kompliziert ist.
Die TER, also die Gesamtkostenquote, beträgt 0,38 Prozent pro Jahr.
Das ist mehr als bei typischen Welt-ETFs, aber für einen Dividenden-ETF steht er relativ gut da: Die kosten zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.
Das Fondsdomizil liegt in den Niederlanden.
Für einen Dividenden-ETF, der weltweit investiert, ist das eher ungewöhnlich, die meisten werden in Irland aufgelegt.
Das hängt mit der Quellensteuer zusammen.
Dazu ein kleiner Exkurs: Wenn du im Ausland Erträge mit Aktien erwirtschaftest, musst du diese versteuern.
Das passiert normalerweise automatisch.
In Deutschland müsstest du eigentlich nochmal Steuern zahlen, hättest also eine doppelte Versteuerung.
Um das zu vermeiden, wird dir die Quellensteuer auf deine Steuerlast in Deutschland angerechnet.
Außerdem gibt es mit vielen Staaten Doppelbesteuerungsabkommen, die festlegen, dass die Quellensteuer, die deutsche Anleger bezahlen müssen, eine bestimmte Grenze nicht überschreiten darf.
Alles, was darüber liegt, kannst du dir vom ausländischen Finanzamt erstatten lassen – bei ETFs übernimmt das der Fondsanbieter für dich.
Es gibt aber einen Haken: “Wenn die Fondsanbieter sich die Quellensteuer vom US-amerikanischen Finanzamt erstatten lassen wollen, müssen sie nachweisen, wer in den Fonds investiert.
Rückforderungen sind nur möglich, wenn hauptsächlich Bürger von Ländern investieren, mit denen es ein Doppelbesteuerungsabkommen gibt.
Das ist bei ETFs aber nicht ohne weiteres möglich, weil die Anbieter ihre Investoren in der Regel nicht kennen.
Eine Ausnahme gilt für Irland.
Denn Irland hat ein sehr altes Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA.
Darin ist vorgesehen, dass auch Fondsanbieter (und nicht nur Anleger, die direkt investieren) die US-Quellensteuer auf Dividenden zurückbekommen können.
Genauer gesagt können sie die Hälfte der gezahlten Steuern zurückholen.
Relevant ist das allerdings nur für physisch replizierende ETFs mit hohem US-Anteil.
Bei denen bieten in Irland aufgelegte ETFs einen gewissen Steuervorteil.
Der VanEck-ETF repliziert zwar auch physisch, aber der US-Anteil ist relativ gering, deshalb ist das Fondsdomizil nicht so wichtig.
Wie sieht es nun mit der Rendite aus?
2025 schon mal ziemlich gut: In den ersten sieben Monaten hat er ein Plus von gut zehn Prozent gemacht.
Zum Vergleich: Der MSCI World hat sich nach dem Absturz im März und April sehr viel langsamer erholt und liegt aktuell mit nur einem Prozent im Plus im Vergleich zum Jahresanfang.
Dass der VanEck ETF so gut gelaufen ist, hängt auch wieder mit dem niedrigen US-Anteil zusammen.
Ein ETF auf den MSCI Europe hat im selben Zeitraum ähnlich gut performt.
Aber auch wenn wir weiter zurückschauen, schlägt sich der VanEck ETF ziemlich gut: Über drei und auch über fünf Jahre liegt er vor dem MSCI World.
Das wiederum hängt mit dem hohen Anteil des Finanzsektors zusammen.
Der ist in diesem Zeitraum ziemlich gut gelaufen, was man gut sieht, wenn man einen ETF für den Finanzsektor zu dem Vergleich hinzufügt.
Auf lange Sicht macht sich aber doch der niedrige US-Anteil bemerkbar und dass die High Performer der letzten Jahre fehlen, also die großen Tech-Firmen wie Apple, Amazon, Meta oder Microsoft.
Was ist unser Fazit zum VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders UCITS ETF?
Mit 4,5 bis 5,3 Prozent liegt die Ausschüttungsrendite deutlich über klassischen Welt-ETFs und teilweise auch über der von anderen Dividenden-ETFs.
Gleichzeitig setzt der ETF darauf, dass Unternehmen diese Zahlungen nachhaltig leisten können – das verringert das Risiko von Kürzungen.
Die Streuung unterscheidet sich deutlich von der typischer Welt-ETFs: Das Gewicht der USA und der Tech-Branche sind relativ gering.
Allerdings enthält der ETF nur 100 Titel, das ist ziemlich wenig.
Die gute Performance der letzten Jahre weckt bei vielen natürlich Interesse – aber denk daran: Vergangene Renditen sagen dir nichts darüber, wie es in Zukunft laufen wird!
Ob der ETF zu dir passt, hängt vor allem von deiner Strategie ab: Dir geht’s um regelmäßigen Cashflow?
Dann kann er in einem breit aufgestellten Portfolio eine gute Ergänzung sein.
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Vielen Dank an Kia für die Redaktion und Johannes für die Post.
Du hörst justETF, den Podcast, mit mir, Susanne - dir viel Erfolg beim Anlegen und bis zum nächsten Mal!
