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News to go: Wie ihr mit Zahnseide euer Schlaganfallrisiko senkt

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News2Go – wissenschaftliche Studien für deine Gesundheit im Check.

Hallo, hier sind wieder Andrea und Antonia von Fokus Gesundheit mit einer spannenden wissenschaftlichen Studie.

Heute geht es um Zahnseide.

Mal Hand aufs Herz, Antonia.

Nutzt du regelmäßig Zahnseide?

Also wenn mein Zahnarzt fragt, dann natürlich ja, jeden Tag.

Aber in der Realität ist es tatsächlich eher so ein bis zweimal die Woche vielleicht.

Ich nehme es mir zwar immer vor, aber irgendwie bin ich dann doch oft zu faul, obwohl es ja eigentlich wirklich nicht lang dauert.

Aber ja, trotzdem passiert es dann oft, dass ich es irgendwie weglasse.

Wie ist es bei dir?

Also es hat ehrlicherweise ein bisschen gedauert, bis ich eine Routine hatte.

Aber jetzt nutze ich die Zahnseide eigentlich ganz regelmäßig immer abends.

Es gibt vielleicht so Ausnahmen, wo man nach Mitternacht super spät von der Party heimkommt, dann lasse ich es auch mal aus, ehrlicherweise.

Aber ansonsten funktioniert es sehr gut.

Vielleicht kann ich dich ja mit der Studie, die ich heute mitgebracht habe, überzeugen, dran zu bleiben, denn Zahnseide kann das Schlaganfallrisiko deutlich senken und dafür muss man sie noch nicht mal täglich verwenden.

Ja, das finde ich total spannend.

Vor allem auch, welcher Zusammenhang da dann besteht.

Werden wir bestimmt noch drüber reden.

Aber lass uns gerne direkt mal einsteigen in die Studie.

Wie sah denn das Studiendesign aus?

Ja, also das ist eine Studie, die schon sehr lange läuft und auch noch weiter geht.

Eine Langzeitforschungsstudie aus den USA, die sogenannte ARIC-Studie.

Die Abkürzung steht für Atheroclerosis Risk in Communities.

Es geht also um Risikofaktoren und Verlauf von Arteriosklerose.

Also das ist umgangssprachlich die Gefäßverkalkung und Gefäßverkalkung ist eine Hauptursache für Schlaganfälle, weil sie die Schlagadern eben verengt und verhärtet und so zu Gefäßverschlüssen führen kann.

Für die Ergebnisse, die dieses Jahr jetzt auf der International Stroke Conference vorgestellt wurden.

Werteten Forscher Daten von mehr als 6200 Probandinnen und Probanden aus, die man über 25 Jahre hinweg beobachtet hat.

Zu Beginn waren die Teilnehmenden durchschnittlich 62 Jahre alt.

Das Geschlechterverhältnis war relativ ausgeglichen.

Frauen waren mit 55 Prozent leicht in der Überzahl.

Okay, und dann wurde geschaut, wie viele Personen bekommen jetzt einen Schlaganfall und auch gefragt, wer Zahnseide verwendet.

Im groben Jahr, also zwischen 1987 und 1998, schon eine Weile her.

Wurden Daten über Fragebögen erhoben.

Die Forschenden wollten allgemein wissen, was die Teilnehmenden für ihre Zahn- und Mundgesundheit so tun.

Also alles, nicht nur, ob sie Zahnseide nutzen und auch, wie häufig jemand zum Zahnarzt geht.

Und außerdem wurden weitere Risikofaktoren für Schlaganfall erfasst.

Zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen oder Über- bzw.

Untergewicht, dann über den Body Mass Index.

Und diese Faktoren wurden dann, so gut es geht, für das Ergebnis herausgerechnet, damit die Daten nicht verfälscht sind.

Das ist eine gängige Praxis bei Studien dieser Art.

Okay, und dann wurde tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Zahnseide und den Schlaganfällen gefunden?

Ja, also erstmal in reinen Zahlen.

Rund 65 Prozent der Teilnehmenden gaben an, mindestens einmal wöchentlich Zahnseide zu nutzen.

Über einen Zeitraum von 25 Jahren wurde registriert, wer einen Schlaganfall erlitt und auch noch bei wem Vorhofflimmern festgestellt wurde.

Das ist die häufigste Form der Herzrhythmusstörungen und das kann Ursache für einen Schlaganfall sein.

Darüber hinaus übrigens auch für Herzversagen und andere Herz-Kreislauf-Probleme.

In diesen 25 Jahren bekamen 434 Personen einen Schlaganfall und bei 1291 wurde Vorhofflimmern diagnostiziert.

Und wie viel niedriger war dann damit das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen bei den Probandinnen und Probanden, die regelmäßig Zahnseide benutzt haben?

Bis zu 44 Prozent niedriger.

Okay, wow.

Das ist schon ein krasser Unterschied auf jeden Fall.

Ja, absolut.

Also etwas genauer.

Das Risiko für einen Schlaganfall aufgrund eines aus dem Herzen in eine Gehirnarterie verschleppten Blutgerinnsels sank um 44 Prozent bei den Zahnseidenutzern.

Also hier fiel der Effekt der Zahnseide am deutlichsten aus und das ist eben eine sehr häufige Form von Schlaganfällen.

Das Risiko für einen Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel, das sich direkt im Gehirn bildet, war mit Zahnseide aber auch immerhin um 22 Prozent geringer.

Und auch das Risiko für Vorhofflimmern sank um 12 Prozent bei der Nutzung von Zahnseide.

Ja, ich finde, das ist auf jeden Fall eine Motivation, um Zahnseide zu benutzen.

Ich stelle mir jetzt aber schon ein paar Fragen auch bei der Studie.

Besonders spannend natürlich auch, warum es diesen Zusammenhang gibt zwischen Zahnseide und Schlaganfallrisiko.

Aber da kommen wir dann vielleicht ja später auch nochmal dazu.

Ja, schieß los.

Also wenn jemand Zahnseide nutzt, dann ist er vielleicht auch sowieso sehr gewissenhaft in sonstiger Mundhygiene.

Also vielleicht beim Zähneputzen, Mundwasser oder dass die Person dann auch regelmäßig zum Zahnarzt geht, oder?

Das ist ein guter Punkt, aber das haben sich die Wissenschaftler tatsächlich genau angeschaut und durchgerechnet.

Die Risikosenkung war interessanterweise unabhängig von Zähneputzen und Co.

Und auch unabhängig von den Zahnarztbesuchen.

Okay, und dann haben ja die Probanden angegeben, mindestens einmal die Woche Zahnseide zu verwenden.

Jetzt könnte man ja auf die Idee kommen, einmal die Woche reicht.

Aber was, wenn denn die meisten doch viel häufiger ihre Zähne mit Zahnseide gepflegt haben?

Also für die Berechnung wurden alle eingeschlossen, die einmal pro Woche oder häufiger Zahnseide anwenden.

Angegeben wurde das allerdings schon detaillierter, wobei man natürlich immer sagen muss, dass viele bei einer Selbsteinschätzung, und das war es ja, also die haben selber angegeben, wie oft sie Zahnseide nutzen, ihre Gesundheitsfürsorge dann doch eher ein bisschen schönen.

Es ist aber so, den größten Effekt, das haben sich die Wissenschaftler dann auch einmal einzeln angeschaut, den größten Effekt hatte man bei dreimal oder häufiger pro Woche.

Nichtsdestotrotz scheint sich aber bereits einmal wöchentlich positiv auszuwirken, was das Schlaganfallrisiko anbelangt.

Okay, spannend.

Aber nachdem wir ja Zahnseide jetzt eigentlich nicht nur verwenden, um Schlaganfälle zu verhindern, also es ist natürlich ein super Nebeneffekt, aber eigentlich machen wir das ja für unsere Zahngesundheit, sind natürlich die Empfehlungen aus der Zahnmedizin relevant.

Und die sagen ja einmal täglich die Zwischenzahnräume mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbüßchen reinigen.

Ja, also damit hast du natürlich absolut recht.

Den Effekt der Zahnseide für die Zahngesundheit hat man in der Studie übrigens mit erfasst.

Mit Zahnseide gab es deutlich weniger Zahnschäden und Schäden am Zahnhalteapparat.

Also es ist, glaube ich, eine gute Sache, sich nach den Empfehlungen der Zahnmediziner da auch zu richten mit täglicher Zahnseidennutzung.

Übrigens der Effekt der Interdentalbürstchen, weil du das jetzt gerade angesprochen hast, der wurde nicht überprüft.

Und zwar deshalb, weil die interessanterweise in den USA einfach überhaupt nicht verbreitet sind.

Die nutzt da einfach keiner.

Ich denke, es ist naheliegend, dass sie einen ähnlichen Nutzen auch zur Schlaganfallprävention haben.

Aber es wurde in der Studie nicht gemessen.

Und weil du das mit der Selbstauskunft vorhin angesprochen hast, wenn ich es jetzt richtig verstehe, dann wurden die Teilnehmenden ja nur zu Beginn des Beobachtungszeitraums nach ihrer Zahnhygiene befragt und dann aber nicht mehr, oder?

Ja, also darüber bin ich auch wirklich gestolpert.

Das ist schon eine Limitation der Studie, dass man hier keine längere Nachbeobachtung gemacht hat.

Ja, und interessant fände ich auch noch, ob Zahnseide eventuell auch das Herzinfarktrisiko senken kann, weil ein Herzinfarkt entsteht ja auch in vielen Fällen aus einem Blutgerinnsel, dann halt in einem Herzkranzgefäß.

Ja, also das haben die Forschenden auf dem Schirm.

Und ich finde es auch total spannend.

Also wer weiß, vielleicht schauen Sie sich das demnächst näher an.

Das haben Sie zumindest angesprochen, dass Sie das auch rausfinden wollen.

Daniel Leckland von der American Heart Association hält übrigens die Zahngesundheit für die gesamtkörperliche Gesundheit für so wichtig, dass er meint, sie könnte nach weiteren Studien in die acht essentiellen Risikofaktoren des Lebensstils aufgenommen werden.

Dazu gehören bislang gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Nikotinverzicht, guter Schlaf, ein gesundes Körpergewicht sowie normale Werte bei Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten.

Also das fände ich schon spannend, wenn damit sozusagen die Mundhygiene dann auf eine Ebene gestellt würde.

Ja, total.

Ich bin gespannt, was da in Zukunft noch geforscht wird.

Der praktische Typ ist ja irgendwie klar, Zahnseide nutzen lohnt sich.

Ich frage mich jetzt aber noch eben, was ist der Mechanismus dahinter?

Also es ist ja wirklich ein erstaunlicher Effekt und ich nehme an, es hängt wie so vieles mal wieder mit Entzündungsprozessen vielleicht im Körper zusammen.

Also das ist auch genau die Vermutung von Professor Suvik Sen, der Neurologe, der diese Studie geleitet hat.

Er sagt, durch die Zahnseide könnte es eben weniger Infektionen und Entzündungen im Mund geben.

Und solche Entzündungen können sich dann eben im Körper ausbreiten und die Gefäßwände, also der Blutgefäße schädigen.

Langfristig kann das zu einer Verengung der Arterien und letztlich zum Schlaganfall führen.

Aber das ist auch wichtig, direkt untersucht hat die Studie, die Ursache, die dahinter steht, nicht.

Das ist erstmal eine reine Beobachtungsstudie.

Ja, damit sind wir jetzt fast am Ende unserer heutigen Folge angekommen.

Wenn ihr euch näher mit der richtigen Zahnpflege beschäftigen wollt, dann hört doch mal in unsere Podcast-Folge mit Zahnärztin Dr.

Petra Volz rein.

Darin erfahrt ihr, was Küssen, Bergschuhe, Wasserkocher, Aquarien oder Orangensaft mit gesunden Zähnen zu tun haben.

Wir verlinken euch die Folge in den Shownotes.

Und für diejenigen, die es lieber kompakter haben möchten, da findet ihr auch einen Link zu unserem Übersichtstext Richtige Zahnpflege und Mundhygiene.

Wer auf der Suche nach dem passenden Zahnarzt in der Nähe ist, wir verlinken euch unsere Fokus-Gesundheit-Empfehlungen in den Shownotes.

Sie basieren auf Daten der Stiftung Gesundheit und einer aufwendigen Erhebung unseres Data Research Instituts Factfield.

Bis zum nächsten Mal und bleibt gesund!

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