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#288 Wenn Sport plötzlich nicht mehr sicher ist - zu Gast: Tabea Themann
Episode Transcript
Diese ZDF-Doku, die herauskam, die hat mich auf jeden Fall sehr bewegt und sie hat mich auch motiviert oder mir gezeigt, dass ich selber nicht länger schweigen möchte, sondern dass ich meine wahre Geschichte erzählen möchte, dass ich nicht mehr meine Geschichte beschönigen möchte.
Ja Leute, hier hat Tabea Theemann zu uns gesprochen, denn wir wollen diese Folge des Best-Set-Podcasts dem Thema Missbrauch in der Leichthetik widmen.
Der Anlass für viele jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen ist die ZDF-Doku gewesen, aber man muss natürlich auch erstmal seinen Mut zusammenfassen und sein Herz in beide Hände nehmen, um sich öffentlich zu äußern.
Das tut Tabea Theemann gleich im Gespräch mit uns.
Und da sind wir wirklich sehr dankbar und sehr gerne für Sie da, um zuzuhören, um Dinge einfach öffentlich zu machen und darauf aufmerksam zu machen.
Denn jeder hat wahrscheinlich in seinem privaten, beruflichen oder sportlichen Umfeld schon mal Gerüchte über derartige Vorfälle gehört.
Aber Dinge fassbar zu machen ist halt wahnsinnig schwer, weil sich leider häufig die Opfer nicht trauen und nicht ermutigt werden, Dinge öffentlich zu machen, damit rauszugehen.
Und selbst wenn sie es getan haben, so wie Tabea uns das gleich schildern wird.
Dann sind sie eben auf verschlossene Ohren getroffen oder auf Strukturen getroffen, die keine Konsequenzen gezogen haben.
Und so ist das leider auch bei Tabea gewesen.
Die hat dann einen großen Schritt gemacht und hat ihren gesamten Lebensmittelpunkt von Hannover nach Hamburg verändert.
Aber wie es dazu gekommen ist und was die wahren Beweggründe dazu waren, die wird sie uns gleich darlegen.
Vielen Dank, Tabea.
Ja und da sitzt schon unser Gast in dieser Woche, Tabea Theemann, die bei uns schon zu Gast war, das ist schon ein bisschen länger her und um die es vielleicht auch diesen Sommer, dieses Frühjahr zunächst mal ein bisschen stiller geworden ist, aber jetzt kürzlich erst wieder in Frankreich gestartet ist.
Tabea, wie geht es dir, was war so los bei dir im letzten halben Jahr?
Ja, erst mal Moin aus Hamburg.
Vielen Dank nochmal, dass ich hier sein darf.
Ja, genau, bei mir war es in den letzten Monaten oder eher schon fast im letzten Jahr eher stiller.
Aber ich muss sagen, es geht bei mir wieder aufwärts.
Also ich war jetzt, genau, im Urlaub in Frankreich in der Bretagne für drei Wochen abgeworfen.
Urlaub-Trainingslager draus gemacht und habe auf jeden Fall sehr gut trainiert.
Ich hatte sehr viel Spaß, habe dort auch an einem Trail-Lauf teilgenommen, der mir sehr viel Freude bereitet hat.
Hatte auch mein Gravel-Bike mit, konnte also auf jeden Fall auch die Gegend mit meinem Fahrrad erkunden.
Und ja, muss sagen, ich werde langsam echt wieder fit und habe sehr viel Freude beim Laufen und freue mich auf jeden Fall auf die kommenden Wochen und hoffe, dass ich dann auch das eine oder andere Mal wieder an der Startlinie stehen werde.
Du hast auf jeden Fall da einen Pokal gewonnen, der sah ein bisschen größer aus.
Passte der ins Handgepäck?
Nee, der passte auch nicht in meinen Rucksack, weil ich bin mit Fahrrad zum Lauf gefahren.
Also ich musste so 45 Kilometer mit meinem Gravel-Bike da hinfahren und hatte eben nur einen Rucksack dabei.
Und der passte auch nicht in meinen Rucksack und dann konnte ich ihn auch gar nicht mit wieder zurücknehmen.
Aber er wird mir vermutlich nachgeschickt.
Ja, siehst du, das sind doch so die kleinen Triumphe, ne?
Werden wir dich denn noch irgendwo bei einem Straßenlauf erleben?
Weil wir hatten ja schon mal gesprochen und da hast du gesagt, ah, mein Herz ist schon auch so ein bisschen in Richtung Trail- und Mountainbike unterwegs, ja?
Also ich meine, das kann man ja nachvollziehen, wenn man mal in den Bergen ist, ja?
Ja, also mir macht Trail-Laufen auf jeden Fall sehr viel Spaß oder das Laufen mit Profil, sage ich jetzt mal.
Also ich laufe sehr gerne hoch und runter.
Da habe ich gar keine Probleme mit.
Andere scheuen das ja und meiden das.
Ich meide das nicht.
Wenn ich irgendwo einen Berg sehe, laufe ich da hoch.
Aber ich möchte vorerst noch auf der Straße bleiben.
Also ich möchte schon ganz gerne noch einen schnellen Marathon laufen, einen schnellen Halbmarathon und eine schnelle Zehn.
Also da habe ich auf jeden Fall noch ein paar Rechnungen offen.
Und dementsprechend werde ich jetzt auch in den nächsten Wochen hier und da mal auf der Straße wieder zu sehen sein.
Also Marathon werde ich in diesem Jahr nicht laufen, da lasse ich mir noch ein bisschen Zeit, weil einfach mein Ausfall zu groß war, beziehungsweise mein Training zu instabil, mein Körper war zu instabil in den letzten Wochen und da möchte ich jetzt erstmal ein schönes Fundament legen, und dann im nächsten Jahr, im Frühjahr, auf jeden Fall auch wieder Marathon laufen.
Ja, weil ich möchte ja schon ganz gerne die 230 Schallmauer unterbieten.
Und die soll auf jeden Fall beim nächsten Mal fallen.
Ja, auf jeden Fall sind das ja, sagen wir mal, Wege zurück zu alter, neuer Leistungsfähigkeit.
Du hast gesagt, ja, ein paar Rechnungen habe ich noch offen.
Das gilt ja im Prinzip auch in der Wechselsituation, die du uns damals schon geschildert hast, nämlich von Hannover, wo du damals gesagt hast, da habe ich mich nicht mehr wohlgefühlt, da musste ich weg und ich musste dann was Neues finden, bist nach Hamburg gekommen, bist seitdem in Hamburg und du hast dich bei uns nach den ja doch sehr umfangreichen Reaktionen auf die ZDF-Berichterstattung und Dokumentation um Missbrauch als Oberthema in der Leichter-Delete gemeldet, weil du ähnliche Erfahrungen gemacht hast.
Das war für uns überraschend, wie viele Frauen sich gemeldet haben an unterschiedlichen Standorten in Deutschland und den Mut gefasst haben und gesagt haben, okay, meine Geschichte muss ich auch erzählen, weil das wichtig ist.
Was ist deine Geschichte?
Ja genau, also diese ZDF-Doku, die herauskam, die hat mich auf jeden Fall sehr bewegt und sie hat mich auch motiviert oder mir gezeigt, dass ich selber nicht länger schweigen möchte, sondern dass ich meine wahre Geschichte erzählen möchte, dass ich nicht mehr meine Geschichte beschönigen möchte.
Ich meine, ich war vor zweieinhalb Jahren hier und ich habe meine Geschichte ja eigentlich erzählt, aber ich habe nie die wahre Geschichte erzählt.
Also es war einfach immer eine beschönigte Form.
Und ich fand es damals eigentlich schon krass, was ich immer für ein positives Feedback bekommen habe für meine, in Anführungsstrichen, krasse Geschichte.
Und ich habe insgeheim immer gedacht so, krass, was würden die Leute eigentlich denken, wenn sie die ganze Geschichte kennen würden.
Genau, und...
Ich habe eben vor rund zehn Jahren in Hannover selber derartige Grenzüberschreitungen durch meinen damaligen Trainer erleben dürfen.
Oh, Entschuldigung, mein Herz schlägt.
Und ja, die Umstände waren damals dann eben so gravierend, dass ich sogar mein Umfeld dort verlassen habe, dass ich meine Zelte in Hannover abgebrochen habe und mir eine neue Option geschaffen habe und eben wegen dieser Geschichte dann nach Hamburg gezogen bin.
Das war eher auch Hals über Kopf.
Also ich bin von heute auf morgen in Hannover weg und nach Hamburg gezogen.
Ich war vorher nie wirklich in Hamburg.
Ich kannte mich hier nicht aus.
Ich wusste, dass ich hier eine Trainingsgruppe habe, eine neue Trainerin, wo ich hin kann.
Ich kannte sonst nur zwei Leute oder drei Leute und bin einfach hierher gezogen.
Ja, und mir ist es eben einfach sehr wichtig, sichtbar zu machen, was letztlich im Sport und in der Leichtathletik unter den Teppich gekehrt wird, also wie mit Athleten und Athletinnen umgegangen wird, die eben selber betroffen sind durch solche Grenzüberschreitungen.
Und das ist mir eben sehr wichtig, vielleicht auch andere Athletinnen und Athleten zu ermutigen, die sowas erlebt haben, sich zu offenbaren, weil ich glaube, nur wenn wir unsere Geschichte erzählen, kann man auch handeln und kann was verändern.
Und genau, das ist mir sehr wichtig.
Jetzt muss man natürlich sagen, ich glaube, dass diese Doku für eine breitere, sportinteressierte Öffentlichkeit ein Schock war.
Das hat man, glaube ich, auch gesehen anhand der erweiterten Medienberichterstattung, natürlich große Deutsche Tageszeitung etc.
darauf auch aufgesprungen und das irgendwie vertieft.
Und natürlich auch vielleicht, man muss ja immer abwarten, was draus wird, aber auch in der Politik oder Sportpolitik, natürlich gab es dann Fragen, wie geht man mit sowas um, wie verhindert man das zukünftig.
Wenn ich an meine Zeit als Athlet zurückdenke, dann gibt es immer mal wieder punktuell Geschichten, die man über Umwege hört, dass wo was nicht so ganz koscher sein soll, Ohne dass man natürlich, selbst wenn man dann gar nicht an diesem Ort war, aber das ist ja dann da und das bleibt aber dann irgendwie so ein unausgesprochenes Geheimnis, oft ganz lange.
Später gibt es manchmal Namen, die dann plötzlich verschwinden, wo man dann natürlich versucht eins und eins zusammen zu zählen, ja.
Hilf uns mal mit, wie man da vielleicht auch, ich sag jetzt mal rein, schlittert.
Ich schätze mal bei dir, ich hab's gar nicht mehr genau im Kopf, aber das wird wahrscheinlich auch dieser klassische, klassische in Anführungszeichen, leistungssportliche Werdegang sein.
Du warst wahrscheinlich in der Jugend, also erfolgreich, Sichtung, Schützpunkt.
Wie kommt man überhaupt in, ich sag mal auch in solche Trainingsgruppen beispielsweise?
Ja, also bei mir war das ja so, ich bin ja recht spät angefangen mit der Leichtathletik und ich glaube erst so mit 17, 18 und das war dann ja von heute auf morgen, dass ich dann auf einmal total gut war und im Bundeskader war.
Und dann bin ich eben nach dem Abitur nach Hannover gegangen, um dort zu studieren bei der Polizei und bin dort in eine sehr, sehr gute Trainingsgruppe gekommen mit sehr, sehr guten Mittelstreckenläuferinnen und Läufern zu der Zeit damals.
Also das war dann 2011 und ich war dann fünf Jahre in dieser Trainingsgruppe und es war also mehrere Jahre lang eigentlich eine ganz normale Trainingsgruppe und es ist auch nie so wirklich was vorgefallen.
Also ich habe schon hier und da mal Gerüchte gehört, dass der Trainer, dass das schon was wusch war, woanders, wo er vorher gearbeitet hat und so.
Aber ich selber habe erst mal nie sowas erlebt und ich habe mir da auch gar keine Gedanken drüber gemacht, weil ich eigentlich auch ein gutes Verhältnis zu meinem Trainer hatte.
Es fing dann aber...
2015 an, dass ich generell auch sehr unzufrieden war mit der Trainer-Athleten-Konstellation, mit der Trainingsplanung und zum anderen kamen dann auch gewisse Situationen dazu und Sprüche, die mir gegenüber geäußert wurden, wo ich dann auch das erste Mal schlucken musste und dachte so, krass, das ist jetzt echt ein bisschen too much.
Also der Trainer hat zum Beispiel über andere Athleten aus anderen Trainingsgruppen gesagt, dass sie mal ordentlich durchgefögelt werden müssten, damit sie dann auch wieder schneller laufen.
Oder dann würden sie auch wieder schneller laufen.
Also er hat mir gegenüber so gesprochen und ich habe mir aber damals nie ausmachen können, dass er zum Beispiel auch über uns Mädels in der Trainingsgruppe so reden würde.
Ich habe dann aber von einer Freundin irgendwann erfahren, dass mein Trainer genau so mit anderen Landestrainern aus anderen Sportarten so über uns Mädchen redet in der Trainingsgruppe, dass wir ordentlich durchgefügelt werden müssten und wir dann eben auch wieder schneller laufen würden.
Und das hat mich schon sehr schockiert, dass so über uns gesprochen wird.
Und ich habe dann auch Trainingskollegen aus meiner Trainingsgruppe gefragt, ob unser Trainer auch bei den Jungs so über uns Mädchen redet und das wurde dann auch bejaht.
Und das war dann so die erste schockierende Geschichte, die ich so erlebt habe.
Und ja, es ging dann auch dahingehend weiter, dass ich zum Beispiel auch von meinem Trainer gefragt wurde, mit welchem Typen ich denn gerade schlafen würde.
Und, ja, das sind halt einfach Sachen, die gehen halt einfach gar nicht.
Also eine komplette Grenzüberschreitung.
Und vor allem, ich musste meinen Trainer auch siezen und dann werden mir solche Fragen gestellt.
Also das passt halt einfach vorn und hinten irgendwie nicht zusammen.
Genau, das waren so die ersten Erlebnisse, die ich hatte und wie ich da so grob reingeschlittert bin.
Und, ja, weiß ich nicht.
Es war auf jeden Fall schon ein Brett für mich.
Ich habe mich schon sehr unwohl gefühlt in diesen Situationen und habe damals aber auch gar nicht so richtig verstanden.
Es ist jetzt zehn Jahre her, ich war Anfang 20.
Wie schlimm es eigentlich ist, was mein Trainer da gemacht hat.
Das habe ich erst so die Jahre danach wirklich begriffen.
Es ging dann aber auch so weit dass ich im Rahmen von deutschen Meisterschaften, quasi, Also es ging so weit, dass ich von meinem Trainer auch unerwünscht berührt wurde oder dass er mich genähert hat unerwünscht.
Und das war dann halt einfach so für mich das Ende.
Also das war für mich so gravierend, dass ich gesagt habe, okay, das geht gar nicht mehr.
Also ich muss auf jeden Fall irgendwie da weg, beziehungsweise ich muss von diesem Trainer weg.
Und genau, das war so meine Geschichte.
Und ich habe mich dann auch einer Sportpsychologin anvertraut vom OSP in Hannover, die mir auch richtig gut zur Seite gestanden hat die mir geholfen hat, das Ganze irgendwie anzugehen und schauen, okay, wie machen wir jetzt weiter, weil mein Trainer hat mir dann nach diesem Vorfall auch zwei Wochen lang gar keinen Raum gelassen, also er hat, er war ständig bei mir er hat mich angerufen, er hat mir Nachrichten geschrieben er ist bei mir in der WG aufgetaucht, weil er glaube ich schon gemerkt hat dass er richtig Bock missgebaut hat, naja und ich habe es selber irgendwie nicht hinbekommen ihm zu sagen dass er mich in Ruhe lassen soll, dass ich erstmal einen Cut brauche, und ich habe dann in Absprache mit meiner Sportpsychologin dort entschieden, dass ich einen Brief schreiben werde, in dem ich dann schildere, dass ich erstmal Abstand brauche.
Den habe ich ihnen dann auch nach dem letzten Wettkampf begeben.
Ich weiß noch, ich habe ihn dann einfach quasi hingeworfen und bin weggelaufen, weil es so komisch für mich war.
Naja, und auf jeden Fall habe ich mich dann auch dem leitenden Landestrainer anvertraut und habe ihm meine ganze Geschichte erzählt.
Und man muss dazu sagen, ich habe mich in der Phase auch in einer sehr schwierigen Phase befunden.
Also nicht nur wegen dieser Geschichte, sondern auch privat, weil ich viele private familiäre Probleme hatte, die meiner Meinung nach auch in der Situation ausgenutzt wurden.
Also ich war eigentlich völlig am Ende in der Situation.
Ich war völlig überfordert, habe mich meinem Trainer anvertraut und er hat die Situation meiner Meinung nach einfach vollkommen ausgenutzt.
Und ich habe mich dann auch, wie gesagt, dem leitenden Landestrainer anvertraut und ihm auch die ganzen Details erzählt, die ganze Geschichte erzählt.
Und wir haben dann mehrere Wochen lang, jede Woche eine Sitzung gehabt.
Das war irgendwie wie so eine Art Therapiestunde und dort haben wir dann meine ganzen Baustellen aufgearbeitet und die Baustelle mit meinem Trainer, die wurde das Ganze am Ende behandelt und, Ich glaube, im Nachhinein, er hat mich einfach manipuliert.
Also er hat es hinbekommen, dass ich gesagt habe, ich probiere es nochmal mit meinem Trainer.
Ich war dann erst mal im Trainingslager in FlexDev mit meinem Bundestrainer, mit Henning von Papen, mit meinem damaligen Bundestrainer.
Und hatte sowieso erst noch sehr viel Distanz zu meinem Trainer.
Habe ihn nicht gesehen in den ganzen Wochen.
Und ja, war eigentlich eher mal wieder glücklich und fröhlich.
Weil ich einfach ein normales Leistungssportleben geführt habe und die ganze Sache, glaube ich, so ein bisschen von mir weggeschoben habe.
Und als ich dann wieder in Hannover war und mit meinem Trainer zusammen war und mit ihm trainiert habe, habe ich einfach direkt gemerkt, es funktioniert.
Ich konnte diesen Menschen einfach nicht mehr in die Augen gucken und habe dann entschieden, okay, ich muss mir irgendwie eine Alternative suchen.
Und ich hatte auch ursprünglich überlegt, ob ich bei dem Nachwuchstrainer, also es gab einen Landestrainer für die erwachsene Leute und einen Landestrainer für die Nachwuchsathleten, ob ich bei dem Nachwuchstrainer trainiere.
Mit dem habe ich mich sehr gut verstanden und ich habe ihn auch sogar schon gefragt, ob er sich das vorstellen könnte, mit mir zusammenzuarbeiten.
Und der hat sofort gesagt, ja, auf jeden Fall, total gerne.
Und da hat dann der leitende Landestrainer auch gesagt, nee, Tabea, das darfst du nicht.
Der Trainer ist nur für die Jugendlichen zuständig.
Du bist nicht mehr jugendlich, du darfst nicht bei dem trainieren.
Entweder du trainierst bei dem normalen Trainer oder halt, ja, keine Ahnung.
Auf jeden Fall habe ich dann so für mich in Hannover einfach keine Alternative gesehen.
Ich wusste nicht, wo ich hin soll.
Ich habe auch außerhalb von der Landeskadergeschichte niemanden gesehen als Trainer und habe mich dann dazu entschieden, nach Hamburg zu gehen.
So war meine Geschichte grob.
Ja, also erst schon mal Respekt für deine Klarheit und Offenheit hier uns gegenüber.
Das ist nicht normal, dass Menschen sich so öffnen.
Leider hast du ja dann eben auch da, wo du dich geöffnet hast, nämlich bei den Verantwortlichen, nicht die Unterstützung erfahren, die man aus meiner Sicht da hätte erfahren müssen.
Über die Rolle deiner Psychologin können wir ja gleich nochmal sprechen, weil da ist es, glaube ich, ein bisschen anders, wenn ich das richtig verstanden habe und richtig weiß.
Vielleicht einmal noch für Leute, die sich in diesen Trainingskonstellationen einfach nicht auskennen oder die noch nie so erlebt haben.
Ich meine, du bist ja dann einem Trainer zugeteilt, du hast halt ja letztlich eine Trainingsgruppe, du bist mit denen unterwegs, du bist ja jahrelang mit denen unterwegs.
Da entstehen ja mitunter sehr enge Vertrauensverhältnisse, weil ihr euch jeden Tag seht, more or less.
Sehr viele Dinge ja über dich persönlich austauscht.
Und ja ein sowohl Verantwortungsverhältnis entsteht, ein Schutzbefohlenes Verhältnis, also egal ob du jetzt minderjährig oder volljährig bist, es bleibt ja ein Schutzbefohlenes Verhältnis und natürlich auch ein spezielles Vertrauensverhältnis entsteht.
Kannst du sagen, dass diese Trainingsgruppe für dich eine normale Trainingsgruppe war, wo diese Beziehungen dann jeweils zu dem Trainer bestanden haben?
Oder hast du das dann irgendwann speziell empfunden, dass du anders behandelt worden bist als die anderen in deiner Gruppe?
Also ich habe...
Die Trainingsgruppe sehr lange für normal empfunden, das Ganze als eine ganz normale Trainingsgruppe wahrgenommen.
Mir ist im Nachhinein aufgefallen, dass wir schon oft auch Athletinnen in der Trainingsgruppe hatten, die eigentlich nicht sehr gut waren, also nicht so gut waren, dass sie eigentlich in diese Trainingsgruppe gehören sollten oder müssten.
Aber sie sahen eben sehr gut aus.
Und da hatte ich schon immer dann im Nachhinein das Gefühl, dass sie da nur reingeholt wurden, weil sie eben gut aussahen.
Also das fand ich schon im Nachhinein betrachtet komisch.
Bei mir war das auch noch so eine Art Sonderkonstellation, weil mein Landestrainer war auch sehr gut mit meinem damaligen Heimtrainer befreundet.
Und deswegen hatte ich dann auch im Nachhinein das Gefühl, dass deswegen vielleicht ja auch früher nichts passiert ist, weil mein Landestrainer, der war dann ja mein Haupttrainer, aber vielleicht auch ja nicht die Freundschaft riskieren wollte zu meinem Heimtrainer, aber wie gesagt, dort im Hotelzimmer hat mir mein Trainer dann ja auch gesagt, dass ich, der hat mir ja dann auch noch Komplimente nebenbei gemacht und meinte, ich wäre so ein tolles Mädchen und der würde gar nicht verstehen, warum ich keinen Freund hätte und, Da frage ich mich dann auch, ja, keine Ahnung, hätte das auch früher passieren können?
Ich weiß es nicht.
Ist ja immer so eine Mischung aus, wann beginnt die Grenzübertretung, wann entstehen Situationen, Gelegenheiten.
Und das sind natürlich schon auch oft Situationen, die in einem Trainer-Athletin-Trainer-Trainingsgruppenverhältnis einfach auftreten, weil in einem Trainingslager ist man natürlich in einem Hotel gemeinsam oder auf Reisen gemeinsam.
Oder bei Wettkämpfen ist man natürlich auch auf einem Hotel gemeinsam, in sehr vertrauten Umgebungen gemeinsam.
Das ist ja nochmal anders, als wenn man zum Training geht und wieder nach Hause fährt.
Oder natürlich auch auf langen Reisen.
Das sind ja alles diese speziellen Situationen, die besonders sensibel sind und wo man verlangen muss von jedem Trainer, dass da eben über einen Austausch als Trainer-Athletin-Verhältnis keine Grenzvertretungen stattfinden dürfen, weil das nämlich genau diese Sondersituationen sind.
Du hast gesagt, du hattest persönlich eine sehr schwierige Zeit, aber natürlich sind ja auch Wettkämpfe eine besondere Zeit.
Weil wenn man zu deutschen Meisterschaften fährt, das ist ja nicht der Normalbetrieb.
Man ist aufgeregter, man ist vielleicht auch zugewandter, weil man einen Halt sucht oder einen Austausch sucht mit jemandem, der für einen ja genau dafür da sein soll, dass man sagen kann.
Mensch, ich bin nervös oder ich traue mich nicht oder was mache ich nur, eben auch frühmorgens oder spätabends nochmal anrufen können sollte und sagen könnte, Mensch, ich kann nicht schlafen, was soll ich machen?
Aber das sind natürlich genauso Punkte, die dann ausgenutzt werden und wo dann eben solche Situationen entstehen, die klare Grenzverletzungen sind und fast noch ein bisschen mehr meiner Ansicht nach.
Ja, schwierig.
Ja, ich wollte gerade sagen, es ist es natürlich, du hast es schon gesagt, Ralf.
Noch schwieriger, wenn man sich vermeintlich Vorgesetzten anvertraut und das stelle ich mir auch wahnsinnig schwierig vor, das behaupte ich erstmal, also hier auch, aber auch dann demjenigen da so zu offenbaren und da ja nicht wirklich unterstützt wird oder in dem Maße unterstützt wird, wie es sinnvoll wäre, weil sinnvoll wäre, dass der wahrscheinlich dann das irgendwo meldet und bestenfalls dieser Trainer nicht mehr diese Trainingsgruppe betreut oder überhaupt eine Trainingsgruppe betreut, weil das natürlich, weiß ich gar nicht, also in der Doku sind auch andere Sachen noch rausgekommen und es gibt ja noch ein paar Sachen, Ralf, wir haben schon gesprochen, werden wir jetzt nicht tief drauf eingehen, aber es gibt ja noch ein paar Sachen, die im Hintergrund, glaube ich, schwelen, sagen wir es mal so, die womöglich in absehbarer oder etwas längerfristiger Zeit hoffentlich auch noch das Licht der Öffentlichkeit erblicken werden.
Das ist ja anscheinend offensichtlich ein großes Problem.
Also wenn man jetzt so von außen drauf blickt, dass die Selbstreinigungskräfte von Verbänden, Institutionen, Olympiastützpunkten offensichtlich sehr schlecht sind.
Beziehungsweise es scheint ja so, dass eher der Status quo bewahrt werden soll, dass es keine negative Presse geben soll, dass man versucht, diese Themen unter der Decke zu halten.
Und nicht die Leute dann quasi aussortiert.
Das, was du geschildert hast, das klingt ja so.
Hast du da eine Idee, wie es da besser werden könnte?
Braucht es da eine vielleicht auch übergeordnete Präventionsstelle oder Ansprechmöglichkeit, wo man sowas zentral melden kann, die eben nicht in diesem Filz regional verbunden sind?
Ja, also ich glaube, so eine unabhängige Anlaufstelle wäre auf jeden Fall hilfreich und angebracht.
Sorry, wenn ich da ganz kurz eingehen darf.
Die existiert ja inzwischen, aber die ist auch relativ neu, SafeSport.
Das ist eine bundesweit geschaffene Stelle vom DOSB in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, wenn ich das richtig weiß.
Also diese Stelle existiert für alle, die sich gerne wenden wollen.
Diese Stelle existiert dort, heißt aber noch lange nicht.
Wenn man selber und Tabea, du weißt wovon wir sprechen, wenn man selber diesen Schritt noch nicht wagt oder es vielleicht noch gar nicht für sich fassen kann oder für sich sortiert hat, ist das ein weiterer Schritt, weil das sind völlig anonyme Menschen natürlich, mit denen man da, zusammentrifft, die haben sicher offene Ohren und das sind Menschen, die geschult sind, aber man muss diesen Schritt machen und das ist ein weiterer Schritt, das ist ein sehr, sehr weiterer Schritt, man ist aber ja weiterhin, in seinem Konstrukt in der Trainingsgruppe mit dem Trainer, mit den Menschen drumherum, du hast das geschildert, beim Leitenden dann Gehör gefunden, ja, dann halt so in Diskussionen und in Überlegungen so gelenkt, dass du dann am Ende gesagt hast, ja, okay, ich versuche das nochmal mit diesem Trainer.
Das ist ja schon ein krasser Schritt.
Also das ist auch von dir im Prinzip ein unfassbares Entgegenkommen ja nochmal, ja, um zu sagen, okay.
Lege das jetzt mal auf die Wartebank, was mir widerfahren ist und versuche es nochmal mit diesem Trainer.
Das kann eigentlich schon nicht sein.
Also da vielleicht noch die Präventionsstelle, von der hatte ich schon gehört, die Frage ist ja, also es ist auch wichtig, da Ansprechpersonen zu finden, die Frage ist ja, sind diese Stellen mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet, dass man eben das vermeidet, also dass die in der Lage sind, solche Personen schnellstmöglich zu entfernen.
Weil jede Person, die weiter über Jahre dann natürlich sowas erfahren muss, ist eine zu viel.
Das ist ja die Frage, du bräuchtest ja eine Einheit, die sich dieses Themas ernsthaft annimmt und dann auch bewältigt, nenne ich es jetzt mal so.
Das wäre eine Frage, ob das nicht nötig wäre.
Ja, ich meine, bei mir ist es ja auch, ich bin ja, also im Nachhinein bin ich auch sehr stolz darauf, dass ich eigentlich sehr schnell agiert habe und ich meine, ich habe mir Hilfe gesucht, ich habe mich Trainingskollegen anvertraut, ein guter Freund, mit dem ich zum Beispiel auch diesen Brief verfasst habe, den ich dann meinem Trainer in die Hand gedrückt habe, um ihm klarzumachen, ey, jetzt bis hierhin und nicht weiter, ich brauche erstmal Raum.
Das habe ich gemacht.
Ich bin zur Sportpsychologin gegangen, so nach etwa ein, zwei Wochen, die mit mir ja auch dann zu einer Beratungsstelle gegangen ist vom, ich weiß nicht, ob es vom NLV war oder vom Landessportbund, aber da habe ich auch nicht richtig Gehör gefunden, weil die gemeint haben, das ist für Jugendliche oder für Leute unter 20 und du bist erwachsen.
Da ist nichts passiert.
Ich habe meine Sportpsychologin dann auch von der Schweigepflicht entbunden, damit wir uns, an den Landessportbund zusammenwenden können.
Und ich habe dort mit dem Direktor vom Niedersächsischen Landessportbund gesprochen.
Ich habe dem meine Geschichte, meine komplette Geschichte erzählt.
Ich meine, das war natürlich auch alles nicht einfach.
Ich musste immer wieder diese Geschichte erzählen, was mir passiert ist.
Ich musste die meinen Freunden gegenüber erzählen, in der Trainingsgruppe, dann der Sportsechologin, dann bei der Beratungsstelle.
Dann habe ich dem leitenden Landestrainer erzählt, also quasi dem NLV, dann nochmal beim Direktor.
Dann meinte der, ich soll das nochmal aufschreiben und ihm per E-Mail schicken.
Das habe ich alles gemacht und ich hatte dann halt auch irgendwann einfach die Schnauze voll.
Ich wollte einfach meine Ruhe haben.
Ich wollte mit diesem Thema abschließen.
Ich wollte einfach in Hamburg neu anfangen und ich wollte diese Zelte in Hannover einfach, die sollten einfach, ich weiß nicht, ich wollte meine Zelte abbrechen und einfach neu anfangen.
Und ich habe meiner Meinung nach alles getan und es ist im Nachhinein aber nichts passiert.
Also ich meine, ich habe das jetzt nicht so krass verfolgt.
Aber ich habe auch nie eine Rückmeldung bekommen vom Landessportbund, vom NLV, was da überhaupt passiert ist, ob irgendwelche Konsequenzen gezogen wurden.
Ich habe nur mitbekommen, dass dieser Trainer da noch mehrere Jahre trainiert hat.
Er hat mehrere Jahre noch trainiert.
Er war dieses Jahr, es waren in Hamburg deutsche Meisterschaften, Staffelmeisterschaften und 10.000 Meter DM.
Er war einfach dort.
Ich stand kurz neben ihm und ich war so wütend.
Ich war so wütend, ich konnte es nicht fassen, dass er da steht, dass die Leute um ihn herum ganz normal mit diesem Menschen reden und der quasi in meinem Wohnzimmer auftaucht.
Ich konnte es nicht fassen.
Und das hat mich dann jetzt auch nochmal, wie gedacht, als ich diese Doku gesehen habe, das hat mich so ermutigt, jetzt den Mund aufzumachen, weil ich meine Geschichte halt einfach auch nicht mehr beschönigen möchte.
Ja, es gibt ja auch gar keinen Grund dafür, weil du hast ja vollkommen recht, diese Normalität, in der solche Menschen einfach weiter ihrem Job nachgehen können und mutmaßlich ihr Verhalten nicht verändern und im schlimmsten Fall es einen nächsten Vorfall gibt und einen nächsten und nächsten Vorfall gibt.
Ja, und um das nochmal klar zu machen, in der ZDF-Doku ist ja auch von einem Trainer aus Hannover die Rede, das sind nicht dieselben Personen.
Also wir reden hier von einem weiteren Trainer, das sind nicht dieselben Personen.
Und da zeigt sich ja auch, dass es halt massive strukturelle Probleme gibt.
Ich würde das jetzt sogar gar nicht auf Hannover nur vereinzeln wollen, weil wir ja alle gut genug in der Leichtätigung vernetzt sind, dass wir die anderen Fälle kennen, die gerade in Diskussionen sind.
Ja, da reden wir von Sachsen, wir reden vom Saarland, wir reden von Hessen.
Ja, das sind alles Punkte, wo noch Fälle latent sind, die noch laufen.
Ja, wo auch arbeitsrechtliche Konsequenzen oft nicht einfach sind, weil dann stehen Aussage gegen Aussage, dann werden halt solche Offenbarungen, wie du sie gemacht hast, nicht weitergetragen, nicht ernst genommen, nicht entsprechend verfolgt oder einfach laufen gelassen.
Das sind halt wirklich...
Nicht nur vereinzelte Dinge, sondern es sind Dinge, die leider im Sport, und es ist auch nicht nur die Leichtathletik, ich kenne so viele Fälle aus anderen Bereichen, aus dem Turnen, aus dem Schwimmen, aus Mannschaftssportarten, sind ja auch viele Dinge in den letzten Jahren öffentlich geworden.
Aber es ist ein Problem, dass diese Schutzmechanismen und die Schutzstellen nicht so gut vernetzt sind, so gut arbeiten, so konsequent auch ernst genommen werden von den Verantwortlichen, dass es ein Schutzkonzept gäbe, wo man sagen könnte, ja, das funktioniert.
trainieren.
Das ist leider nicht der Fall.
Und ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Du bist nach Hamburg gegangen und hast ja für dich einen neuen Safe Space gesucht.
Sowohl was den Trainingsalltag angeht, aber ja auch, dass du nicht jeden Tag auf einen Platz kommst, wo dann der Trainer vielleicht an einer anderen Ecke steht mit seiner Gruppe und da weiter trainiert.
Da ist ja immer noch dann diese unmittelbare Konfrontation damit.
Und ich kann sehr gut deine Wut nachvollziehen, dass du dann relativ aus heiterem Himmel bei dir zu Hause jetzt, also bei deinem neuen zu Hause dann plötzlich der da steht.
Und es ist ja so, das sind leider so, wie soll ich sagen, so Bubbles, wo Menschen dann so tun, als wäre nie irgendwas gewesen oder als könnten sie kein Wässerchen trüben und da mit anderen Trainern, anderen Athletinnen und Athleten stehen und rumscherzen oder was auch immer.
Ganz schwierige Situationen, ganz, ganz schwierige Situationen.
Ja, und ich meine, ich habe zum Beispiel auch mich mit den anderen Landestrainern aus den anderen Disziplinen, ich habe mich auch super mit denen verstanden, die aus dem Sprintbereich und die Mehrkämpfer, Trainerin und so.
Und also ich war wirklich so, wenn ich dann zur Bahn gekommen bin, ich war mit denen so high five und habe mich mit denen begrüßt.
Danach, die Jahre, wenn ich die irgendwo auf dem Wettkampf getroffen habe, die haben mich nicht angeguckt.
Die haben so getan, als wenn ich nicht existiere.
Also ich will halt gar nicht wissen, was dort über mich erzählt wird.
Was dieser leitende Landestrainer und der Landestrainer über mich erzählt haben.
Wie ich dargestellt wurde.
Das will ich gar nicht wissen.
Das finde ich einfach nur schrecklich.
Und ich war ja auch oft noch beruflich in Hannover, weil ich da Lehrgänge hatte und so.
Und ich habe diesen Menschen so oft wieder getroffen und halt dort im Sportbereich, beim Landessportbund, beim Olympiastützpunkt und da frage ich mich, was hat diese Person hier zu suchen?
Ich konnte es nicht begreifen und dann, wie gesagt, mit dieser Geschichte, die ja auch aufgerollt wurde aus Hannover das ist ja ein Nachfolgetrainer also wie kann es sein, dass nachfolgend dann so ein Trainer eingestellt wird, nach dieser Geschichte.
Über dessen vorherige Stationen ja auch bekannt ist, warum das da dann sich unter komischen Vorwänden getrennt hat, sage ich jetzt mal.
Also das würde ich ja fast schon strukturelles Versagen unterstellen.
Ja, da ist eine Mechanik, die da wirkt, die wirklich hochproblematisch ist.
Weil oft sind diese Verfehlungen nicht öffentlich.
Oft sind auch die Disziplinarmaßnahmen dahinter nicht öffentlich.
Oft wird dann halt auch ein Agreement getroffen, so nach dem Motto, ich kenne einen Fall aus einem sehr prominenten deutschen Verein, da ist das so geschehen, da ist ein Agreement getroffen worden, das wird halt komplett stillschweigend behandelt und ist nie öffentlich geworden.
Aber wenn die oder derjenige zum nächsten Verein geht, der vielleicht 50 Kilometer oder 100 Kilometer oder ein Landesverband weiter ist, da ist ja keinerlei Kenntnis.
Ja, da ist keinerlei Kenntnis.
Und das ist ja das Schlimme.
Wir alle kennen ja dieses Geraune.
Und das ist ja schon schlimm, dass man dieses Geraune hört, aber da nie nachgegangen wird.
Und auch sich viele gar nicht verantwortlich fühlen, in verantwortlichen Positionen zu sagen, seltsam.
Also kann mir ja niemand erzählen, dass ein leitender Landestrainer noch nie von Graune gehört hat.
Man muss natürlich vorsichtig sein bei...
Bei Gerüchten, bei übler Nachrede und so weiter, ja, das ist natürlich auch alles möglich, aber trotzdem bleibt es die Verantwortlichkeit eines leitenden Landestrainers und eines leitenden Landesstützpunkt-Trainers zu sagen, okay, ich muss mich da kümmern, ja, ich muss da mal sprechen, ja, und wofür hat man denn entsprechende externe Stellen, wofür hat man denn vielleicht eine Psychologin oder einen Psychologen, ja, um eben sensible, vertrauensvolle, ja, und vertrauliche, Gespräche zu führen.
Weil, Tabea, du hast das gesagt, alles, was ich ja mit jemandem aus dem ärztlichen Bereich oder wie hier aus dem psychologischen Bereich bespreche, ist ja ein Vertrauensverhältnis.
Also du musst ja jemanden entbinden von seiner Schweigepflicht, ansonsten sind die der Schweigepflicht unterliegen.
Also da gibt es ja doch eine Menge Möglichkeiten, um bestimmten Dingen nahe zu kommen, aber eben leider auch dann immer so formale Grenzen und bevor dann.
Ein Arbeitsgerichtsverfahren, das dann öffentlich wird und so weiter, dann wird es halt lieber weggeschoben.
Und Menschen alleine gelassen.
Das ist ja der Punkt.
Es werden Menschen einfach alleine gelassen.
Und das ist dann halt das Schicksal, was dann Leute dazu bewegt.
Du hast halt einen sehr mutigen, sehr weiten Schritt gemacht, weil ich meine, einfach in eine andere Stadt zu gehen, ohne groß jemanden zu kennen, ohne ein persönliches Beziehungssystem und so weiter, Da ist halt schon ein großer Move.
Aber andere hören dann zum Beispiel einfach auf mit dem Sport.
Und gehen weg oder bekommen halt körperliche Probleme aufgrund der psychischen Belastungen, die sie haben.
Das eine hat ja mit dem anderen starke Verbindungen, ist ja klar.
Ja, ich glaube aber auch so im Nachhinein betrachtet, hat mich das auch wirklich zu einer Kämpferin gemacht.
Eigentlich hatte ich so das Gefühl, als ich da weggegangen bin, ich meine, ich habe dann meinem Trainer und dem Leitenden Landestrainer einen Tag vor Weihnachten gesagt, so, hey, ich bin ab morgen nicht mehr hier.
Habe eher nur eine beleidigende oder eine beleidigte Antwort bekommen oder schnippelte Antwort, so von wegen, wie doof ich doch wäre auch, das zu machen.
Ich meine, ich glaube, es war Teil des Plans, es halt unter den Teppich zu kehren, dass ich da bleibe und einfach meinen Mund halte.
Aber ich bin weggegangen.
Ich meine, dass mich dann, ich bin halt auch weggegangen mit der Motivation, so, hey, ich gehe jetzt weg, ich fange neu an und ich zeige denen so richtig, wie gut ich werde und ich, ich, ich, es wird alles super.
Und dann, dass ich dann quasi noch so eine Odyssee vor mir habe mit einem Schicksalsschlag, also mein Vater ist gestorben, dann mit den gesundheitlichen Problemen.
Es hat ja danach bei mir so wie gar nichts mehr geklappt.
Das hat mich auch echt traurig gemacht, muss ich sagen, aber ich habe trotzdem nie aufgehört, weiterzukämpfen.
Ich wusste irgendwann, Dann werde ich wieder laufen, ich werde wieder schnell laufen, das wird wieder klappen und dann werde ich es denen in Hannover zeigen.
Und deswegen war ich auch so froh die letzten zwei, drei Jahre, dass ich ja quasi so meine zweite Karriere hatte und gebe jetzt auch gerade nicht auf, obwohl ich vielleicht eineinhalb Jahre nicht wirklich gute Leistung gezeigt habe, aber ich weiß, es wird wiederkommen.
Aber ja, ich glaube, die ganze Geschichte hat mich auf jeden Fall zu einer krassen Kämpferin gemacht und das ich nie aufgebe.
Also das solltest du ganz festhalten und für dich halt festhalten, weil das ist, glaube ich, das Beste und das Wichtigste, was du vielleicht daraus ziehen kannst.
Und manchmal ist es ja so ein etwas zu großer und sperriger Pokal, den man sich nachschicken lässt und den man sich dann auf den Tisch stellt und jeden Tag sieht, weil er zu groß ist und Staub ansetzt und denkt, siehst du, das ist mein nächster Schritt und der nächste Schritt kommt dann auch noch in Richtung der Dinge, die du angesprochen hast.
Was hast du gesagt?
10 Kilometer auf der Straße, 10 Kilometer auf der Bahn, Halbmarathon, Marathon.
Hast ja noch ein bisschen was vor.
Ja, ja.
Und ich hoffe einfach, dass ich, wie gesagt, diese ZDF-Doku hat mich ja auch ermutigt, mich zu offenbaren oder meine Geschichte zu erzählen.
Und ich hoffe halt auch einfach, dass sich vielleicht auch andere Athleten und Athletinnen ermutigen kann.
Ihre Geschichte zu erzählen, weil wie gesagt, wir können halt nur was bewegen oder verändern, wenn wir Kenntnis von diesen Sachen haben.
Das Problem sichtbar machen.
Und dann ist es natürlich auch wichtig, dass man die Verbände und Instanzen hat, die dann auch hinschauen und handeln.
Also dass dann halt auch wirklich was passiert und nicht so wie bei mir.
Da wurde dann halt nichts gemacht.
So ist mein Gefühl.
Ja, ich glaube, das ist schon sehr wichtig und ich hoffe, dass ich die Welle vielleicht weiter ins Rollen bringen kann.
Genau.
Ja, und wenn ihr jemanden kennt oder ihr selber jemand seid, der eine Geschichte hat und eine Geschichte zu erzählen hat, es muss nicht immer der große Schritt sein, zu dem Leitenden oder zu Verantwortlichen in einem Verband.
Auch Menschen in einer anderen Trainingsgruppe, vielleicht eine andere Trainerin oder ein anderer Trainer oder andere Athletinnen können ein erster Punkt sein, dass man mal Zusammenhalt findet, dass man einen ersten kleineren Schritt vielleicht macht, bevor man dann gleich an die, DOSB-Stelle für Safe Sport geht.
Das ist ein großer Schritt, aber sucht den Austausch und findet Leute um euch herum.
Es gibt bestimmt irgendwo ein offenes Ohr und vielen Dank, Tabea, dass du hier mit uns so gesprochen hast.
Es ist dir wichtig und Und wir sind sehr gerne bereit, hier mit dir das öffentlich zu machen und darüber zu sprechen, weil es so nicht sein kann und so nicht weitergehen kann.
Dafür ist ein junges Leben zu wertvoll.
Dafür sind die einzelnen Menschen zu wertvoll, die da unterwegs sind.
Und dafür ist halt ein Sport auch zu sehr eine Grenzerfahrung, als dass die an entsprechenden Stellen ausgenutzt würde.
Ja, vielen Dank auf jeden Fall für euer offenes Ohr und dass ich hier eine Plattform finden durfte.
Danke dir, Tabea.
Ja, ihr Lieben, ihr habt sicher gemerkt, dass uns diese Folge wichtig war und deshalb haben wir das einfach mal monothematisch hier hingestellt und möchten gerne nochmal auf die Shownotes verweisen.
Da stehen heute keine Sponsorempfehlungen drin, sondern ein paar Anlaufstellen, an die sich Opfer wenden können oder Menschen, die Dinge mitbekommen haben, die nicht in Ordnung sind.
Und um das nochmal klar zu haben, es gibt immer wieder Hinweise auf Menschen, die ganz normal im Sportbetrieb arbeiten.
So war das auch bei besagtem Trainer, der sowohl Philipp als auch mir vorher von ganz anderen Stellen schon als so problematisch genannt worden ist und genannt worden war.
Und ich glaube, da müssen wir alle vielleicht immer nochmal ein bisschen genauer hinschauen.
Wir freuen uns auf eure Rückmeldung und verbleiben bis nächste Woche.