
·E117
SBK117: Graswurzel-Journalismus
Episode Transcript
Hallo und herzlich willkommen zur 117.
Folge von Staatsbürgerkunde.
Mein Name ist Martin Fischer und in diesem Podcast spreche ich mit Menschen über das Leben in der DDR.
Und heute spreche ich mit jemandem, der in den späten 80ern den medialen Blick auf die DDR entscheidend mitgeprägt hat.
Herzlich willkommen, Aram Gatomski.
Hallo.
Aram RadomskiHallo Martin.
Freut mich, bei eurem Podcast mitmachen zu können.
Martin FischerHerzlich willkommen, auch alle, die zuhören.
Du bist hauptsächlich bekannt geworden durch Aufnahmen, die du gemacht hast in der DDR, zusammen mit Siegbert Schäfke.
Und die berühmteste Aufnahme ist die Aufnahme von den Montagsdemonstrationen, die ihr gemacht habt.
Und wir wollen jetzt mal heute darüber sprechen, wie es dazu gekommen ist, dass du diese Aufnahmen gemacht hast und was du für Medien produziert hast in der DDR.
Erzähl doch mal, wie hast du die DDR kennengelernt?
In welchem Jahrzehnt hast du die DDR bewusst als DDR wahrgenommen?
Aram RadomskiIch bin ja 1963 in Mecklenburg geboren worden, in der guten alten DDR.
In einem romantischen Pleistocenen Entenmoräne bei Neubrandenburg und dem zweitgrößten See Deutschlands.
Und da habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht.
Habe dort in der Landwirtschaft eine Ausbildung gemacht.
Mit 18 war dann das Maß erreicht sozusagen.
Ich wollte weg, ich wollte die große Welt, also was man so mit der großen Welt vorstellte.
Also ich wollte irgendwie eine Wohnung haben und ich war mit meinesgleichen anderen 18-Jährigen, 19-Jährigen zusammen und wir haben uns versucht irgendwie zu verwirklichen.
Martin FischerWas war denn der Auslösung, wo du gesagt hast, jetzt ist das Maß erreicht?
Aram RadomskiDu meinst, dass ich da von dem Dorf weggegangen bin?
Martin FischerDass du gesagt hast, jetzt gehe ich weg.
Aram RadomskiMan muss sich ja mal vorstellen, es gab ja keine Telefone.
Es gab im Grunde genommen einen Fernsehsender.
Es gab ja kein Internet, gar nichts.
Es gab irgendwie eine Tageszeitung.
Und ich habe mich aber hauptsächlich über das Westfernsehen, über die Welt informiert und über Bücher, wie das viele gemacht haben damals.
Da war eben die Welt das Buch als Ersatz.
Die weitesten Reisen, die macht man eben im Kopf.
Da kommt man am weitesten.
Aber ich wollte eben nicht im Kopf nur weit reisen, sondern ich wollte tatsächlich, was glaube ich auch normal ist, also irgendwie in die Stadt ziehen und irgendwie am urbanen Leben teilnehmen, weil ich das irgendwie spannender fand.
Martin FischerIn was für einem Elternhaus bist du denn aufgewachsen?
Ist dir da sowas vermittelt worden, dass man frei sein muss, frei denken muss?
Aram RadomskiNaja, zum Teil ist das schon so gewesen.
Also meine Eltern, die haben sich scheiden lassen, als ich sechs Jahre alt war.
Aber ich bin eben sozusagen in einem Künstlerhaushalt groß geworden.
Mein Vater war Schriftsteller und meine Mutter war allerdings in der Produktion gearbeitet und hat eine Meisterausbildung gemacht und ich hab dann.
Und letztendlich aber, weil meine Mutter eben auch als junge Frau in der Nähe von Ost-Berlin groß geworden ist, in Neuendorf, habe ich eben durch Radio und Fernsehen, also Westfernsehen, viel von ihrer Musik und von ihrem Lebensgefühl mitbekommen.
Und von Schallplatten, die zu Hause waren und unter anderem auch von Büchern, die mein Vater dann hinterlassen hatte.
Und das setzte sich dann so als ein Lebensbild bei mir zusammen.
Ich habe Jack London gelesen und Edgar Allan Poe und solche Bücher.
Und habe mich dann viel mit utopischer Literatur beschäftigt, also so die russischen Avantgarde-Science-Fiction-Autoren, Stanislav Lem, sei mal da erwähnt, als Pole und das fand ich alles sehr interessant.
Und gleichzeitig haben wir hier in ganz wenigen in diesem kleinen Dorf, in dem ich da gelebt habe, Westfernsehen empfangen.
Das hatte was mit der terrestrischen Reichweite zu tun gehabt.
Also früher wurden ja Radiosignale oder Fernsehsignale über Funkmasten ausgestrahlt und nicht übers Kabel.
Und das führte dazu, der sozusagen auf dem Berg wohnte, der hat ein besseres Westfernsehen empfangen können, als der im Tal war.
Also beispielsweise in Dresden, muss man nur als Beispiel zu sagen, konnte man damals überhaupt kein Westfernsehen empfangen.
Man nannte die dann auch dort die Dresdner Sachsen als im Tal der Ahnungslosen.
Das hatte einfach was mit der terrestrischen Empfangbarkeit zu tun gehabt.
Deswegen sind die sozusagen dann von den Datenstromen abgeschnitten gewesen und hatten eben nur die DDR-Wirklichkeit zur Verfügung gehabt.
Ich hingegen hatte zwei Wirklichkeiten gehabt und bin letztendlich durch diese Kindheit, also auch die Offenheit meiner Mutter.
Also dem Westen gegenüber, beziehungsweise auch der Musik, es ging auch um Rackenroll und so eine Sache, dass es ganz pragmatische, einfache Gründe gab, war ich musikalisch sehr offen für die Welt gewesen, habe aber gleichzeitig auch die Nachrichten aus dem Westen gesehen, gehört und konsumiert.
Und da formten sich, wie bei ganz vielen Leuten in der DDR, sozusagen zwei Realitäten.
Also überall, wo das so war, also nicht nur wegen dem Fernsehen, aber es war fast überall so, es gab zwei Realitäten.
Das war eine, die, wenn man auf Arbeit geht, und die andere war, die, wenn man zu Hause war.
Und wenn man zu Hause war, wusste man sehr wohl, dass man bei den Kommunisten war.
Und das wurde auch sehr kritisch geredet.
Also jedenfalls in den Bereichen, wo Eltern auch eine Meinung zum Staat hatten.
Und bei den armen Kindern, die mit Parteileuten zu tun hatten, da war das Gespräch eben sowohl zu Hause als auch auf Arbeit ein und dasselbe.
Und ich weiß, dass viele Kinder da auch sehr darunter gelitten haben, weil nie Tachlis geredet wurde.
Martin FischerKannst du noch mal kurz sagen, was die Verbindung deiner Mutter zum Westen war?
Aram RadomskiMeine Mutter ist vor dem Mauerbau, sie ist 1941 geboren worden und hat dann in der Nähe von West-Berlin gewohnt, also im DDR-Gebiet, aber dadurch, dass die Mauer noch nicht gebaut war, konnte man ja...
Täglich hin und her fahren zwischen den Sektorengrenzen.
Also vielleicht noch zum Verständnis, es hatte ein Krieg stattgefunden, der Zweite Weltkrieg.
Die Deutschen haben ihn verloren und West-Berlin wurde in vier Sektoren aufgeteilt.
Und ein Sektor war der ostdeutsche und die anderen drei, der französische, englische und amerikanische, das war im West-Berlin.
Und in diesen drei westlichen Stadtbezirken von Berlin fand eben quasi die Kultur statt, die die Alliierten auch mitgebracht haben, plus die der Deutschen.
Und daraus entwickelte sich letztendlich auch dieses Rackenroll-Gefühl der 50er-Jahre.
Geprägt eben durch diese wilden jungen Männer, die Rocker zum Beispiel, die Rockabillys und so.
Und die haben letztendlich als Nachkriegsgeneration, viele hatten ja auch ihre Väter verloren, da ging es auch um Identifizierung und so weiter, die Lederjacke, das Motorrad, also eine Gang zu gründen und sozusagen ein männliches Selbstbild irgendwie zu entwickeln.
Das hatte viel, glaube ich, mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun gehabt.
Das hat auch in Amerika stattgefunden, bei den Hells Angels oder sowas, dass die eben aus dem Vietnamkrieg die Gruppen sich dann gebildet haben oder vorher schon noch Motorradgangs existierten.
Aber das hatte eben so eine amerikanische Färbung gehabt, also die, glaube ich, in Mitteleuropa im Westen sehr gut ankam und diese Kultur maßgeblich geprägt hatte.
Und davon ging eben eine große Faszination aus, weil das so eine Art Freiheit war, die man da gelebt hat.
Und das schwappte irgendwie auch in den Haushalt meiner Mutter rein, jedenfalls in ihr Selbstverständnis.
Und prägte die Leute, die also in West-Berlin bei Konzerten waren.
Also meine Mutter ist eben auch bei berühmten Konzerten gewesen, die von Elvis bis Ella Fitzgerald oder so.
Die amerikanischen Besatzer hatten ja quasi ihr eigenes Kulturprogramm mitgebracht.
An denen konnten aber auch die Deutschen teilnehmen.
Und das hat meine Mutter gerne gemacht.
Die ist dann einfach tanzen gegangen.
Martin FischerDu hast gerade erzählt, dass es diese zwei Medienwirklichkeiten gab, dass es einmal die offizielle Sprachregelung gab und die offiziellen Medien und dass man aber im geheimen Zuhause auch Westmedien konsumiert hat.
Wie hat man sich denn darüber ausgetauscht, weil das konnte man jetzt vielleicht auch nur so semi-öffentlich machen?
Aram RadomskiAch, das ist, glaube ich, oftmals eher im Unterbewussten passiert.
Also es gab jetzt nicht so die, sagen wir mal, widerständlichen Elternhäuser oder sowas.
Also ich kann jetzt nur über Mainz sprechen.
Und da war eben diese DDR, also man konnte schlecht in der Schule oder so darüber sprechen, dass man abends zu Hause Westfernsehen guckt.
Das war quasi völlig verpönt, geradezu nicht erlaubt und galt als klassenfeindlich.
Und man erwartet auch von den Kindern, dass sie irgendwie einen Klassenstandpunkt einnehmen, und zwar den der DDR, was auch immer das sein sollte.
Und die haben dann letztendlich, also durch diese sozialistische Erziehung ist eben quasi alles an Drill aufgeboten worden, also um diese Kinder so zu formen, dass sie eben sozialistische Persönlichkeiten werden, so nannte man das damals.
Dazu gehörte letztendlich Manipulation im medialen Bereich, die Lektüre, die du hattest, der Staatsbürgerkundeunterricht, dein Podcast heißt ja so.
Also die Erziehung zu einem sozialistischen Staatsbürger und dem musste man dann im Staatsbürgerkundeunterricht unter Beweis stellen.
Und das war letztendlich eine Propaganda, die auf ganz vielen Ebenen seit Kindesbeinen an auf die Jugendlichen und die Kinder massiv eingesetzt wurde.
Man musste sich natürlich auch entscheiden bei so einem Lebensweg, inwieweit einem das passt oder nicht passt.
Und ich hatte mich relativ früh entschieden zu sagen, naja, was ist das hier für eine Welt?
Also mit diesem Widerspruch zu leben, hatte im alltäglichen Leben...
Ja auch Folgen gehabt, weil du angeeckt bist, weil du eben nicht diese sozialistische Persönlichkeit abgebildet hast, die man von dir erwartet hat, sondern du hast eben auch mal über Amerika gesprochen oder über England oder über die Musik oder so oder über amerikanische Schriftsteller oder so, also was so in dem Haushalt meiner Eltern war.
Und es gab ja nicht nur die DDR-Schriftsteller, die irgendwie für sich die Wahrheit gepachtet hatten und das sozialistische Weltbild erklärt haben, sondern es gab ja auch noch durchaus den Rest der Welt, der auch über irgendwas nachgedacht hat.
Und damit konnte jetzt die DDR unmöglich alleine im Besitz der kompletten Wahrheit sein, also was auch immer das sein sollte.
Aber dagegen habe ich mich relativ früh entschieden aufzutreten.
Ich habe gesagt, ihr wisst doch jetzt nicht alles besser.
Also woher denn eigentlich?
Martin FischerWie hast du das gemacht?
Also wie bist du dagegen aufgetreten?
Aram RadomskiNaja, Renitenz ist ja irgendwie, denke ich mal, immer ein Ausdruck von Jugendlichkeit und von Widerspruch, der Punk in uns.
Oder, ich weiß nicht, wie man das jetzt beschreiben soll, also der junge Rebell, den hat doch vielleicht jeder in seinem Leben kennengelernt an sich selbst oder bei seinem Freundeskreis oder sowas.
Die Clique, in der man so ist oder so, dass man sich verbündet gegen die blöden Erwachsenen.
Und da sagt irgendwie, ich bin nicht mehr so wie ihr, ich bin jetzt anders.
Also das ist so ein Statement, was man, glaube ich, auf der ganzen Welt so lebt und davon sind wir natürlich auch nicht ausgenommen gewesen.
Wir sind eben aber in einer widersprüchlichen Zeit aufgewachsen.
Wir haben ja eben nicht diese, wie im Westen, wo das Individuum, das Individuelle sozusagen, das Menschenrecht ist, im Grundgesetz verankert.
Sondern bei uns war ja quasi das Kollektiv, das Gemeinsame, also wir alle, war sozusagen die oberste Norm.
Und der sich innerhalb des Ameisenstaates sozusagen aufgelehnt hat, war eben verdächtig und musste irgendwie wieder eingefangen werden, um wieder Teil des Ameisenstaates zu werden oder des Bienenvolkes oder wie auch man das nennt.
Und alle Arbeiterinnen und Arbeiter arbeiten am selben Wabensystem, damit das Volk ernährt wird.
Und ich habe dann irgendwie so gedacht, naja, ganz so einfach ist das glaube ich jetzt aber auch nicht.
Und man kann ja wohl mal seine eigene Meinung sagen.
Und diese eigene Meinung zu etwas, die kollidierte eben auch mit dem Medienkonsum oder Literaturkonsum, die traf relativ schnell auf Widersprüche, weil meine Ansichten um mich herum die anderen Kinder natürlich auch verwirrten.
Martin FischerWeil die anders erzogen wurden oder eine andere Wahrnehmung hatten?
Aram RadomskiIch war sozusagen potenzieller Störfaktor für die sozialistische Erziehung der anderen Kinder.
Und das ist den Lehrern relativ früh aufgefallen, dass ich da irgendwie ein hochinformierter junger Mann war oder Jugendlicher oder Kind.
Und ich eben mehr wusste als die anderen.
Das hatte eben, wie gesagt, was mit dieser terrestrischen Welle zu tun, die ich empfangen habe, während die unter mir wohnten.
Also ich habe konkret in einem Neubau gewohnt am Rande eines Dorfes in der vierten Etage.
Und in der dritten bekamen sie aber schon nicht mehr diese Fernsehsignale und Radiosignale.
Martin FischerAlso ab dem vierten Stock hatten wir Westfernsehen Empfang und runter nicht.
Aram RadomskiGenau.
Und im vierten Stock, das waren vier Eingänge gewesen, wohnten überall oben irgendwelche Leute von der Partei und Ärzte und so weiter.
Ich weiß nicht, ob die auch Westfernsehen geguckt hatten.
Jedenfalls, wir haben das bekommen und unter uns da fing dann die Verblödung an.
Martin FischerDu hast gesagt, du hattest dann auch einen Wissensvorsprung.
Ja, auf jeden Fall.
Aram RadomskiDas ist ja dann auch krass, weil das geht dann damit einher.
Das ist einem aber überhaupt nicht bewusst, weißt du?
Weil du gehst eben von deiner Realität aus und weißt über Dinge Bescheid, von denen die anderen noch nicht mehr gehört haben.
Und das aber in deinem täglichen Leben.
Und das ist ein ganz eigenartiger Zustand, der mich viele Jahre oder Jahrzehnte, also um immer auf diese Erkenntnis zu kommen, dass das so gewesen ist als Kind, ist echt eine Menge Zeit vergangen, bis ich verstanden habe, dass genau dieser Wissensvorsprung eben auch zu meiner Persönlichkeitsbildung extrem beigetragen hat und der Konflikt, den das ausgelöst hat.
Und das formt eben Menschen.
Martin FischerJetzt ist informierte Rebelli ja nicht so ein Berufsbild, was es in der DDR sehr häufig gab.
Was war denn so dein Plan, wie du jetzt mit diesem Widerspruch dann trotzdem in der DDR erstmal zu Recht und vielleicht auch zu einer Ausbildung und zu Einkommen kommst.
Nach der Schule.
Aram RadomskiNaja, ich sag mal so, das hatte diese Status Quo, den ich da hatte, der führte eben zu einer immer zunehmenderen Eskalation zwischen mir und meiner Lebensumgebung.
An der Schule, dann später in der Lehrausbildung und so weiter.
Martin FischerWas hättest du werden sollen?
Oder was musstest du?
Aram RadomskiIch bin Agrotechniker geworden und bin dann auch von der Schule geflogen.
Also wegen Renitent.
Martin FischerSo bemerkbar dann schon geworden.
Aram RadomskiDas war dann schon sehr bemerkbar, ja.
Und ich habe dann letztendlich in Landwirtschaft gelernt, so aus reiner Not, weil ich gar keine großen Chancen hatte, irgendwo anzukommen.
Also ich brauchte mich gar nicht irgendwo bewerben oder sowas.
Oder irgendein Berufsbild verfolgen, habe ich eben diese Landwirtschaftsausbildung gemacht.
Bin dann aber quasi mit dem Erhalt des Facharbeiterbriefes dann fertig gewesen mit dieser Art von Arbeit.
Und habe mich dann erst mal in so einem Krankenhaus gemeldet, schon allein, weil das in der Stadt war.
Und habe da zwei Jahre in so einem Transportwesen da gearbeitet und bin dann irgendwann...
Da war ich 19, bin ich dann dort weggegangen und nach Plauen in Vogtland gegangen, weil es aussichtslos war, da in Mecklenburg irgendwie eine Wohnung zu kriegen und so weiter.
Und ich war auch irgendwie überhaupt nicht mehr kompatibel mit vielerlei Dingen.
Wenn ich das heute rückblickend mir mal so angucke, was ich für ein Leben geführt habe.
Also ich galt permanent als extrem schwierig.
Martin FischerDas hatte ich nach Plauen verschlagen?
Aram RadomskiIn Plauen war das so, das ist ja so in der Nähe der bayerischen Grenze gewesen.
Oder ist es nicht gewesen, sondern ist dort.
Und zu diesem Zeitpunkt war das so, dass diese Stadt schon extrem überaltert war.
Man hat dort aber so eine Satelliten-Neubaugebiete drumherum gebaut.
Und die in der Innenstadt sich befindlichen bürgerlichen Wohnungen, wie Jugendstilbereich und so weiter, waren.
Plauen war, glaube ich, auch nicht so besonders vom Krieg betroffen gewesen.
Dort standen plötzlich riesige Wohnungen frei.
Das hat sich in der DDR rumgesprochen.
Und Freunde von mir aus Neubrandenburg sind dort auch vorher hingezogen.
Und sagten irgendwie, komm doch mal hier her, hier ist total cool, hier gibt es alles.
Und die hatten auch einen eigenen Club irgendwie aufgebaut, die Leute und so, der eben nicht staatlich zensiert war.
Und da zog es mich dann hin und da bin ich dann relativ schnell, als mir das signalisiert wurde, komm noch ins Vogtland, bin ich hingezogen und auch erst mal da geblieben.
Martin FischerUnd wolltest dann auch gleich wieder einsteigen in die Landwirtschaft und hast gesagt, hier, meinen Beruf kann ich hier gut ausüben.
Aram RadomskiNein, nein, nein, nein.
Also, weißt du, du musst dir das so vorstellen.
Also, du warst ja diese sozialistische Arbeitswelt dadurch geprägt, dass man eben arbeiten gehen musste.
Und Leute wie ich und meine Freunde, die einen sagten, wir wären arbeitsscheu.
Und die anderen sagten irgendwie, wir wollen uns künstlerisch entfalten, wir wollen irgendwie ein anderes Leben führen.
Und das führte dann dazu, dass die meisten, die später Dichter wurden oder Maler oder Filmemacher oder sowas, die haben dann irgendwie so auf Friedhöfen gearbeitet oder in Parkhäusern oder irgendwie Gartenpflege gemacht.
Es war ja sozusagen eine Situation in der Gesellschaft da, wo Karriere in den Mitte der 80er Jahre den Begriff gab es gar nicht mehr.
Also es war so ein permanentes Abwarten auf etwas, von dem man gar nicht wusste.
Martin FischerWorauf.
Aram RadomskiAlso wie ich mal später so schön gehört habe, das Leben ähnelte einem nicht enden wollenden Sonntagnachmittag.
Die alte Woche wollte einfach nicht zu Ende gehen, aber die neue nicht anfangen.
So haben wir in so einer Warteschleife da existiert, in diesem industriellen Wahnsinn, also der kaputten Städte.
Und haben uns da irgendwie so unsere eigene Welt gebaut.
Wir hatten ja alle keinen Zugang zu der richtigen Welt, nicht zu vergessen.
Wir hatten kein Internet und kein nichts, ne?
Und ich habe eben in der Zeit, Eben aber angefangen zu fotografieren oder beziehungsweise schon als Kind angefangen zu fotografieren.
Jemand, der in der Landwirtschaft da in diesem Mecklenburger Bereich lebte, der hat mir da ein Fotoapparat geschenkt, als ich sechs Jahre alt war.
Und hat mich irgendwie sozusagen mit dem Entwickeln von Filmen, Fotografieren und Vergrößern von Papierabzügen vertraut gemacht.
Und das fand ich extrem spannend.
Also das in Kombination mit Westfernsehen hören, führte bei mir irgendwie im Unterbewusstsein offensichtlich dazu, dass ich irgendwie ein Gefühl dafür bekam.
Es gab eine prägende Situation, muss man dazu sagen, als ich meine ersten Fotoabzüge gemacht hatte, also als Jugendlicher oder Kind eigentlich mehr oder weniger, da sagte jemand zu mir, der sich das dann so anguckte, so ganz hochnäsig so, ich soll doch mal was Schönes fotografieren.
Also ich war gerade froh gewesen, dass überhaupt irgendwas erschienen auf dem Fotopapier.
Martin FischerWas hast du denn fotografiert?
Echt?
Aram RadomskiIrgendwas da auf dem Dorf.
Martin FischerWie es da aussieht.
Aram RadomskiIch habe technische Tests gemacht im Grunde genommen.
Würde ich heute dazu sagen.
Und war froh gewesen, dass ich also einen Film entwickeln konnte alleine.
Also entwickeln, wässern, fixieren, trocknen, in die Dunkelkammer gehen und dann wieder belichten, entwickeln, wässern, fixieren, trocknen und ausschneiden.
Und das konnte man in der Hand halten.
Das fand ich so faszinierend als Kind.
Ich weiß nicht, ob das mal jemand oder jemand, der das mal gemacht hat.
Martin FischerIch hab das mal gemacht in der Schul-AG.
Aram RadomskiDas ist schon faszinierend.
Martin FischerWenn dann das Bild so kommt.
Aram RadomskiEs scheint, das ist so wie eine Zauberei.
Und für ein Kind ist das natürlich besonders beeindruckend.
Und ich habe jedenfalls damals so die Frage gehabt, als wir so fotografieren, doch mal was Schönes.
Da kam das erste Mal in mir die Frage auf, was ist denn jetzt nochmal schön?
Also was soll das denn darstellen?
Eine Blume oder was?
Und da fing das bei mir an, im Grunde genommen, in Zustand zu werden, dass ich also sozusagen auf das Nichtschöne geachtet habe.
Und also was zwischen den Zeilen nicht nur ist, sondern das, was auch offensichtlich da ist und was nicht schön ist.
Und da habe ich, glaube ich, meine Sinne ein bisschen geschärft für die DDR-Realität und die Lebenswirklichkeit, die da war.
Aber das war erst mal noch sehr spielerisch.
Martin FischerVielleicht noch mal ganz kurze Klammer.
Was war denn so deine Vorstellung, wie dieser Sonntagnachmittag irgendwann mal endet?
Oder gab es diese Vorstellung nicht und du hast gedacht, so geht es immer weiter?
Aram RadomskiDu, über sowas haben wir da irgendwie erst mal gar nicht so richtig nachgedacht.
Also das wäre jetzt vermessen, da irgendwie eine Überschrift drüber zu schreiben.
Beziehungsweise, es ist nicht ganz richtig, da wurde schon drüber nachgedacht.
Und zwar haben zu dem Zeitpunkt diese Leute, die alle nach Plauen gegangen sind, die hatten mehr oder weniger mit der DDR abgeschlossen und haben Ausreiseanträge gestellt und wollten investen.
Also so ganz unpolitisch war das schon nicht gewesen, muss man doch mal ganz klar dazu sagen.
Und mir war aber, als ich dort hingekommen bin, das überhaupt nicht bewusst gewesen, also wie groß sozusagen diese innere Ablehnung der DDR auch bei meinen ganzen Freunden da war, das waren ungefähr 200 Personen, die ich da kennengelernt habe, die alle diese Ausreisegeschichten vor hatten und so.
Also wir reden jetzt hier so von 1982 und, Und als ich nach Plauen gegangen bin, und da waren eben auch schon viele Leute, die waren im Grunde genommen heute, würde man sagen, radikalisiert.
Die haben sich selbst radikalisiert und sagen, DDR ist scheiße.
Martin FischerVon der Mentalopposition zur DDR.
Aram RadomskiGenau, genau.
Du wirst ja so, und du wirst vielleicht auch viel den ganzen Podcasts, den du gemacht hast, dir ist auch schon mal aufgefallen sein, dass das irgendwann mal so einen Kipppunkt gab.
Aber unsere Elterngeneration, die hatte kein Interesse mehr daran, also ihre Realität zu verändern.
Aber wir waren eben so in so einem Unbehagen angekommen, glaube ich, in der Gesellschaft, wo man dann sagte so, naja, kommt jetzt noch irgendwas?
Ist das jetzt Sozialismus hier oder was?
Aber eben auch so ein bisschen jugendlich arrogant, weißt du?
Aber wenn man danach gefragt hat, war im Grunde genommen klar gewesen, ja, das ist wohl dieser Sozialismus, den die damit meinen.
Und da war dann im Grunde genommen bei vielen, also die ein bisschen kritischer damit umgegangen sind, der Punkt gekommen, wo die gesagt haben, Na, wenn das das Ende der Fahnenstange ist, auf das ich in meinem Leben hier so sitzen muss, Dankeschön, dann brauche ich einen Plan B, wenn das hier so bleibt.
Martin FischerOkay, das heißt, ihr wartet jetzt erstmal alle in Plauen, hattet alle irgendwelche Jobs, so pro forma.
Was hast du dann gemacht in Plauen?
Aram RadomskiNa, pass auf, also ich bin, als ich da angekommen bin, da gibt es so eine zentrale Straßenbahnhaltestelle in Plauen.
Also der Bahnhof, sag ich immer dazu, oder der Straßenbahnhof, in der Innenstadt.
Und dort lief eine Frau an mir vorbei.
Eine Asiatin, extrem auffällig.
Wie sich das dann herausstellt, war es eine Mongolin.
Und die extrem exotisch angezogen war mit Wolfsjacke und Militärstiefeln und was weiß ich wie.
Und viel Gold am Ohr und wunderschön.
Und da habe ich zu meinem Kumpel gesagt, wo arbeiten denn die Leute hier?
Diese Frau zum Beispiel, der sagt dann, die kann ja hier eigentlich nur an der Fachhochschule studieren.
Und dann habe ich gesagt, aha, habe ich mich bei der Fachhochschule beworben als Heizer oder Handwerker.
Und wir haben dann zwei Monate später, da haben wir dann beide zusammen gewohnt.
Sie war Elite-Studentin aus der Mongolei und ich war der Heizer.
Und wir haben dann da ein halbes, dreiviertel Jahr miteinander gelebt.
Bis dann im Frühjahr 1983, sie weinend zu mir kam.
Das war irgendwie der 3.
oder 4.
Januar gewesen.
Es war nach Silvester, die hatten Semesterferien gehabt und so.
Sie war irgendwie in Dresden oder irgendwo gewesen.
Also wenn ich dann später rausfand, war sie verheiratet, war bei ihrem Mann.
Der Mann war Olympiakader gewesen, auch aus Ulaanbaatar.
Ringer.
Martin FischerHinterligiert, ja.
Aram RadomskiRinger.
Hat auch in Dresden studiert.
Sie hatte in Dresden Kybernetik studiert, war früher fertig als die anderen, weil sie hochintelligent war und hat dann in Plauen das letzte Jahr Betriebswirtschaft studiert.
Sie war Tochter von einem ganz bekannten mongolischen Schriftsteller gewesen.
Ihre Mutter war eine ganz berühmte Opernsängerin, die in Paris gelebt hat und sie war eben die Tochter und sollte dann irgendwie in der DDR zu Elite-Kader ausgebildet werden.
Das wusste ich aber alles gar nicht.
Sondern ich war ja einfach nur mit der Mongolin zusammen.
Die schönste Frau der Welt für mich.
Und dann bin ich ebenfalls da.
Anfang Januar kam sie dann weinend an und sagte, du Aram, die Schulleitung hat mich hier gerade gerufen.
Die sagen, wir dürfen nicht zusammen sein.
Also ich war 19.
Und da hat er dann so gesagt, was ist los?
Wer sagt das?
Ich bin halt der Direktor der Schule.
So, und dann meinte ich so, aha, bin dann stehenden Fußes quasi dann zur Schulleitung gegangen, so in Arbeitsklamotten.
Ich war da gerade beim Ascheauslernen von irgendwas gewesen, so einer Niederdruckheizung aus den 20er Jahren.
Kann man sich alles gar nicht vorstellen, wie archaisch das alles war.
Die Braunkohle so befeuert wurde.
Und dann bin ich zu dem Schuldirektor gegangen und da so an der Sekretärin vorbeigestürmt, die Türen aufgemacht.
Ich war erregt.
Wie kann das sein, dass mein Arbeitgeber meine Freundin unter Druck setzt, mit der ich privat zusammen bin?
Daraufhin sagte der Typ mir, der Schuldirektor, naja, also ich kann Ihnen das nur empfehlen, so zusammengefasst, sich von dem Mädchen zu trennen, sonst trennen sie andere Leute.
Und da meinte ich so, was denn jetzt für andere Leute?
Wer soll sich denn da, also es überstieg meine Vorstellungskraft, also was der damit meinte.
Und dann habe ich gesagt, Scheißdreck werde ich machen, wenn wir jetzt sich von meinem Mädchen trennen.
So, wieso das denn?
Und damit war die Sache dann irgendwie für mich erledigt gewesen und die Tür zugeknallt und habe gesagt, wie kann das sein, also dann habe ich das auch gefragt, wie kann das sein, dass ihr euch jetzt auch noch in unser Privatleben einmischt, also so von administrativer Seite.
Und dann habe ich gesagt, das war das erste Mal, wo ich dann dachte, das geht mir zu weit.
Das ist irgendwie seltsam.
Das habe ich noch nie gehört, dass irgendwie der Arbeitgeber irgendwie festlegt, was zu Hause los ist.
Also da fand ich die Proportionen so merkwürdig, weißt du?
Und ich habe aber viel von dem Hintergrund gar nicht gewusst zu dem damaligen Zeitpunkt.
Jedenfalls bin ich dann knapp vier Wochen später in Plauen aus einem Jugendclub rausgezogen worden.
Das war am 12.
Februar 1983 von zwei Sportlern, würde ich mal heute sagen, dazu.
Also es waren trainierte Staatssicherheitsmitarbeiter gewesen.
Die haben mich aus dem Jugendclub rausgeholt, mich zusammengeschlagen, richtig schwerst zusammengeschlagen.
Also ich dann noch zwei Monate später noch Hämatome im Gesicht hatte von.
Bis zur Bewusstlosigkeit.
Und haben mich dann in ein Polizeirevier geschleppt.
Und ich habe das erst gar nicht verstanden.
Das kann man ja auch nicht verstehen.
Ich war ein junges Kerlchen, wie man so mit 19 aussieht.
Und auch kein Spitzensportler oder sowas.
Und da habe ich dann irgendwie realisiert, dass ich jetzt dran bin.
Weißt du?
Martin FischerDas war dann klar in dem Moment.
Aram RadomskiNaja, das war dann schon irgendwie bizarr, weil ich wusste, jetzt fangen sie nicht ein.
Jetzt fangen sie nicht ein.
Weißt du so.
Dann habe ich mich gegen gewehrt.
Da waren auch meine ganzen Freunde noch da in diesem Club.
Und ich habe gesagt, lass mich los, ihr Schweine.
Ich habe rumgeschrien wie am Spieß, weil mir das klar wurde, das ist mit Knebelketten.
Also kannst du mal erklären, was Knebelketten sind?
Also was ganz Bestialisches, um jemanden festzunehmen.
Martin FischerDie schneiden dann auch so ein.
Aram RadomskiJa, du gehst ja in die Knie.
Da muss man nicht viel machen, um einzulenken.
Und dann haben die mich dann in so ein Polizeiauto geworfen, mich auf so ein Polizeirevier gebracht.
Und dann habe ich da in den Polizeirevier, wurde ich dann auch nochmal so richtig hingefeuert, mit Gummiknüppeln irgendwie erst mal richtig verdroschen.
Und da habe ich dann irgendwie richtig Angst gekriegt.
Und dann bin ich irgendwie, weil das, also ich habe eben rumgeschrien, lass mich los.
Ich wurde verurteilt zu elf Monaten Gefängnis.
Und 5000 Ostmark Geldstrafe, weil ich mich gewehrt habe, weil ich gesagt habe, lass mich los, du Schwein.
Das war öffentliche Herabwürdigung, reichte aus, um elf Monate ins Gefängnis zu kommen.
Und weil ich mich gewehrt habe und in diesen Ketten herumgezerrt habe, war es auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Das heißt, ich bin da voll in die Falle gelockt worden.
Und bin einfach aus dem Verkehr gezogen worden, weil die das so wollten.
Und zwar, weil die Eltern von den Mädchen aus Ulaanbaatar, der war ein Parteibonze gewesen, der Vater.
Also so ein hochkarätiger Kommunist, der hat sich eben mal alle Vierteljahre nach seiner Tochter erkundigt, wie es so läuft und dann haben die eben ihm die Geschichte erzählt, dass sie mit mir zusammen ist.
Und da hat er gesagt, was ist los?
Martin FischerIch war ja verheiratet.
Aram RadomskiIch war ja verheiratet und so, das sind aber alles Sachen, die ich nach und nach rekonstruiert habe.
Über Jahrzehnte hat das gedauert.
Martin FischerDas war in dem Moment aber nicht klar.
Aram RadomskiÜberhaupt null.
Null klar gewesen.
Und ich habe dann verurteilt worden zu elf Monaten im Gefängnis in Zeitheil bei Rieser.
Und da habe ich dann, bin dann in Berufung gegangen gegen das Urteil.
Das wurde dann von elf Monaten auf sechs reduziert, aus irgendwelchen Gründen, weil irgendwie sie nämlich nach sechs Monaten dann weg war.
Sie ist dann nach Ulaanbaatar zurückgegangen.
Martin FischerAch so, dann war...
Aram RadomskiSie konnte quasi nicht mehr schwanger werden.
Ich glaube, darum ging es denen.
Martin FischerUnd dann durftest du wieder raus?
Aram RadomskiDann durfte ich wieder, beziehungsweise der wurde verkürzt auf sechs Monate, wegen ich hatte doch ganz schön was aufs Maul gekriegt.
Und das konnte man auch bei der Gerichtsverhandlung sehen.
Und da haben die dann irgendwie gesagt, ja, na gut, dann ist er, aber schuld ist er trotzdem.
stehen.
Und ist ja selbst daran schuld.
Er ist ja kriminell, der Aram Radomski.
Und da habe ich dann so...
Ich habe dann diese Gefängniszeit da recht und schlecht überstanden und habe aber irgendwie an dem Tag, als ich in die Urhaft gekommen bin, also unter diesen besagten, Umständen, da aus diesem Auto reingezogen und schwer verletzt, da habe ich dann so für mich gesagt, okay, jetzt gib bloß nicht auf.
Also, gib nicht auf.
Ganz alleine da in so einer Zelle, die war so Das war wie der Graf von Monte Cristo, die Zelle.
Das war wirklich krass.
In Plauen, in dem Amtsberg hieß das, war die Festung.
Das war festungshaft.
Da waren so Begrifflichkeiten.
Martin FischerIn Riesa?
In Plauen?
Aram RadomskiIn Plauen, das war die Festung.
Auf dem Amtsberg hieß das.
Der Amtsberg hatte eben diese Gefängniseinrichtung gehabt.
Das war irgendwie so das Stadtgefängnis.
Wo auch die Gestapo irgendwie tätig war und so weiter.
Und wie das in vielen anderen Städten der DDR auch war.
Ich weiß nicht, ob du mal in Erfurt warst in dem Knast.
Martin FischerJa, da war ich.
Aram RadomskiAlso so ähnlich musst du dir das vorstellen.
Aber unter der Erde.
Das war krass.
Die Zellen, ich habe das vor ein paar Jahren, war ich mal in Erfurt gewesen, haben mir mal da die Gedenkstätte angeguckt.
Da habe ich gesagt, das ist ja sogar die Camouflage-Bemalung an den Wänden die gleiche gewesen.
Das gab so einen Standard.
Oder in Neubrandenburg, da dieses Riesengefängnis mit dieser Freigang-Torte.
Also was die sich da ausgedacht haben, das kann man sich gar nicht ausmalen.
Also so was für Bestialitäten.
Und die haben eben quasi ihre jungen und besten Leute da eingebuchtet.
Weißt du, so Männer und Frauen, separat.
Ich habe auch Frauen gekannt, die dann im Gefängnis waren.
Und ich war auch mit einem Mädchen zusammen.
Die hatte bei der amerikanischen Botschaft, ist die da vorstellig geworden, weil die auch irgendwie um Ausreiseberatung gebeten hatte.
Und alleine das reichte schon aus, um ja ins Gefängnis zu kommen.
Eine Kontaktoffnahme zum Staat, das war ja am Ende alles scheiß willkürlich.
Also es gab ja überhaupt kein Recht oder sowas.
Und das kann man heute auch irgendwie schwer erklären, also was das eigentlich bedeutete in dem Alltag.
Also solange nichts passiert, weißt du, auch in unserer Jugendlichkeit war man eben so ein Rebel, irgendwie hat seine Musik gehört, irgendwie selbst zur Gitarre gegriffen oder zum Schlagzeug und sowas, seine Bücher gelesen, Gedichte geschrieben, wir waren und Fotos gemacht.
Und alle haben sich irgendwie sozusagen versucht zu artikulieren in ihrer Generation.
Also so sich, glaube ich, auch selbst zu finden.
Aber als ich damit fertig war, aus dem Gefängnis kam, nach diesen sechs Monaten, da habe ich dann so gedacht, oi, oi, oi, das sind ja gar nicht, das ist ja ganz schön gefährlich hier.
Weißt du, also das habe ich gesagt, jetzt muss ich erstmal die Füße stillhalten.
Nicht, weil ich Angst hatte, sondern ich sagte, die können ja machen, was sie wollen.
Du kommst hier nicht raus, da draußen ist ein Zaun drum und hier drinnen können sie machen, was sie wollen.
Also sei mal schön vorsichtig mit dem, was du ab jetzt machst.
Aber ich war noch viel schlimmer als vorher.
Also meine Renitenz ist erst mal richtig kultiviert worden im Gefängnis der DDR.
Und deswegen bin ich dann noch kurz nach dem Plauen entlassen worden.
Und im Herbst 1983 sind fast von diesen 200 Freunden fast alle an einem Tag ausgereist.
Da gab es so eine Entscheidung des Staates zu sagen, okay, jetzt wenn die hier nicht wohnen wollen, wir können die ja nicht alle einbuchten.
Dann müssen die eben, also irgendwie war ja auch die Kapazität der Gefängnisse dann irgendwann erreicht gewesen.
Und wir waren ja eben die Boomer-Generation.
Wir waren ja viele.
Martin FischerDann haben sie sich alle gehen lassen.
Aram RadomskiUnd die haben dann große Teile dieser Antragsteller einfach gehen lassen.
Es gab irgendwelche innerdeutschen Verhandlungen, die gesagt haben, okay, also die können raus.
Die wurden ja aus den Gefängnissen rausgekauft für 150.000 D-Mark oder weiß nicht, wie hoch die Zahl war.
Man dachte, also pro Stück hat man gekostet.
Martin FischerDas war so Anfang der 80er, gab es so die erste große Welle.
Aram RadomskiDas meine ich.
Martin FischerUnd das war die.
Aram RadomskiGenau.
Martin FischerDas ist diese Welle gewesen.
Aram RadomskiUnd da wurden ja auch Gegenleistungen für die DDR bereitgestellt.
Es ging aber kurz gesagt um Geld, um die Wiesen und so weiter.
Man darf ja nicht vergessen, dass diese DDR ja auch chronisch im Arsch war, also finanziell.
Also wenn man heute diese Wirtschaftlichkeit sozusagen der damaligen Zeit sich anguckt, wundert man sich darüber, wieso das überhaupt noch von 83 bis 89 noch gereicht hat.
Dass die überhaupt noch klargekommen sind.
Martin FischerJa, dass die so lange noch durchgehalten haben.
Die Kredite haben natürlich dazu beigetragen.
Aram RadomskiDie haben dazu beigetragen und sicherlich auch sozusagen die Duldsamkeit der DDR-Bevölkerung, die das irgendwie auch dann mehr oder weniger akzeptiert hat.
Martin FischerDu hattest aber keinen Ausreiseantrag.
Aram RadomskiIch hatte dann irgendwie auch mal eingestellt, ich habe den auch wieder zurückgezogen, weil ich dann irgendwann gesagt habe, so nö.
Also irgendwie, also ich kam ja wie gesagt aus Mecklenburg, also wunderschöne Landschaft, die mich auch sehr geprägt hat bis heute.
Ich verbringe da auch immer noch sehr viel Zeit.
Und hab da aber so für mich gesagt, aus welchem Grund muss ich jetzt eigentlich ins Ausland emigrieren, wo ich keine Ahnung, ob der nach Hannover muss oder weiß ich, wo die da alle bleiben und gießen und so, wie der das immer so anfängt, Aufnahmelager und so.
Und ich hab gesagt, nee, mach ich nicht.
Mach ich nicht.
Ich geh doch im Sommer nicht irgendwo da in West-Berlin irgendwo planschen.
Da kann man ja nicht mal mehr ins See springen oder sowas, weißt du?
Martin FischerJa.
Aram RadomskiAlso so ganz pragmatisch hab ich das so gesagt, nee, dieser Himmel, der gehört euch nicht alleine.
Und da muss man sich eben mit etwas anderem beschäftigen und da habe ich dann, letztendlich die Entscheidung gefällt, ich bleibe einfach da, weißt du so und bin dann über eine, also die Freunde dann alle weg waren das hat also, 14 Tage gedauert, bis bei mir die Klarheit war so, aha ich bin ja jetzt hier alleine oder was im Blauen, alle weg und die ganze Community war verschwunden und dann habe ich gesagt, na gut, dann ist es Zeit weiterzuziehen.
Dann bin ich kurz nach Leipzig gegangen, weil mein Vater da lebte und ein oppositioneller Schriftsteller war.
Und ich fand halt aber Leipzig irgendwie so, also diese sächsische Leipzig damals, extrem belastend.
Und man muss sich auch nochmal das Leipzig der damaligen Zeit, also auch mal so fotografisch angucken oder filmisch.
Also ich habe heute gerade irgendwie einen Haufen so eine Bilder über den Städte, da fallen mir nochmal angeguckt, die man bei mir auf der Webseite auch gut gucken kann.
Kannst du ja mal einen Link dann zeigen.
Martin FischerMache ich gerne, ja.
Aram RadomskiUnd die diesen Zeitraum eben zeigen zwischen 1984 bis 1989.
Martin FischerUnd das hast du aber immer noch erstmal für dich gemacht, diese Fotos.
Aram RadomskiNaja, für wen denn sonst?
Martin FischerDu hast sie sich rumgezeigt und hast gesagt, hier.
Aram RadomskiJa, rumgezeigt ist jetzt schon, aber jedem, den du dir gezeigt hast, der hat gesagt, der weiß ich ja, wie es hier aussieht.
Martin FischerJa.
Aram RadomskiAlso das war jetzt keine Neuigkeit.
Und den Zeitungen konntest du die ja nicht geben.
Also wozu?
Das war ja Propaganda.
Und in den Zeitungen hat eben das Gespräch über den Umweltschutz, über den Bestellungserfall, sonstige kritischen Themen sozusagen gar nicht stattgefunden.
gefunden.
Und insofern habe ich da mal so einen Text geschrieben, der sagt, er legte die Filme in Schachteln und dort fing sie an zu warten.
Martin FischerAber du hast das schon so erkannt für dich, dass die Städte zerfallen, dass die Umwelt zerstört.
Also es war schon, in dem Moment, wo du es fotografiert hast, hast du auch gedacht, ah, guck mal hier, das ist gar nicht so.
Aram RadomskiLetztendlich ist das so eine Metamorphose, die man macht.
Also wenn du Fotograf bist, und ich war da jetzt nicht Profi oder so, das war wie so ein Amateurfotograf, der dann irgendwann so, kennt ja jeder, wenn er jetzt mit dem Handy fotografiert, dann machst du das erstmal in deiner Familie oder mit deinen Kumpels oder mit deiner Freundin oder sowas, aber irgendwann gibt es so die Bilder, die nicht dazugehören.
Weißt du, so die Beobachtung, die du eben machst, oder du willst irgendwas nicht vergessen, also in der Stadt oder im Land, wo du bist.
Und diesen einen Schritt mehr, um den ging es dann eigentlich so.
Und da fiel mir dann auch wieder ein, sozusagen dieses Fotografier doch mal was Schönes.
Martin FischerJa.
Aram RadomskiUnd dann fiel mir ein Es fiel mir auf, jetzt ist die Zeit mal ganz interessant, mal nicht das Schöne zu fotografieren.
Vielleicht braucht man das hinterher noch mal für irgendwas.
Martin FischerAlso hast du das noch beiseite getan und, War es dann kurz in Leipzig?
Aram RadomskiWar kurz in Leipzig so und bin dann aber relativ schnell dort wieder weggegangen, weil ich habe da richtig Depressionen gekriegt in Leipzig.
Das war ganz furchtbar da, diese scheiß Arbeit da gemacht.
Da habe ich in einer Schwimmhalle gearbeitet.
Also ich konnte mich auch nirgendwo mehr irgendwie normal als...
Ich war ja nur im Gefängnis gewesen.
Martin FischerJa, nach der Haft, ja.
Aram RadomskiUnd da konntest du gleich zum Abteilung Inneres gehen, also die Staatspolizei oder wer das da war, und sagen so, hier, ich bin Radomski, ich brauche eine neue Arbeit.
Martin FischerWas würdest du?
Aram RadomskiSo eine Art Arbeitsamt gab es ja in der DDR auch.
Martin FischerGlaube ich.
Aram RadomskiUnd da habe ich dann irgendwie gesagt, ich brauche einen neuen Job hier, was darf ich tun?
Gärtner, Heizer, Parkmann, ich bin für alles offen.
Und zwar musstest du das machen, weil du wieder ins Gefängnis gekommen wärst wegen Asozialität.
Martin FischerWegen Arbeitsverweigerung, ja.
Aram RadomskiSo, genau.
Und deswegen musst du dir vorsorgen und sagen, das war extrem schwer vermittelbar.
Und Studium, all das, konntest du alles vergessen.
Das war alles nicht mehr möglich gewesen.
Aber ich habe dann irgendwie so die Position eingenommen, die ich dann zu dem Zeitpunkt hatte und sagte, okay, jetzt weißt du, mit wem du es hier zu tun hast und jetzt tauch irgendwie ab.
So, und dann bin ich nach Berlin gegangen.
Ein Freund von mir schickte mir dann nach Leipzig 20 LPs aus West-Berlin, was man so damals so gehört hatte.
Und diese LPs galten sozusagen pro LP, die wurden so in der DDR so mit 100 Ostmark gehandelt.
Ich hatte also etwa 2000 Ostmark in der Tasche gehabt, bin dann mit dem Beutel nach Berlin gefahren, habe dort einen Freund gefragt, den ich kannte, der den Platten gedealt hat, ob er die irgendwie verkauft kriegt.
Und er sagt, ja klar, mache ich.
Ich brachte ja quasi frische Ware.
Der war dann später der Sänger von Herbst in Peking, Rex, mit dem ich dann gut befreundet war.
Ich habe mich dann diesen Leuten angeschlossen und bin dann in dieser Szene der renitenten anderen Kinder, die übrigens auch alle, die meisten aus Neubrandenburg waren.
Also wir waren in so einer Community von Neubrandenburgern, die sich bis heute noch alle kennen und irgendwie alle zwei, drei Jahre große Feste feiern.
Aber die haben eben eine gemeinsame Geschichte.
Die meisten waren vaterlos, diese jungen Männer und Frauen.
Und so tauchten wir dann tief in den Prenzlauer Berg ein, weil da griff der Staat nicht mehr zu, weil das war irgendwie zu bizarr schon.
Also das wäre also sich noch, vielleicht kann man sich auch gar nicht mehr vorstellen, wie der Prenzlauer Berg Mitte der 80er Jahre aussah.
Das war ja ein weiträumiges Leerstandsgebiet.
Martin FischerIch habe ja mal mit Harald Hauswald auch eine Folge aufgenommen, der hat ja dann auch den Prenzlauer Berg dokumentiert, wie es da aussah.
Also ich glaube, das hat nichts mit dem Brenzlautwerk zu tun, den man heute so vor sich sieht.
Aram RadomskiGenau, und ich habe dann Harald Hauswald eben kennengelernt.
Und er wurde dann mein Mentor als Fotograf.
Und ich habe mich stark von ihm inspirieren lassen, also weil er dann sozusagen diese Stufe höher schon längst professionell fotografiert hatte und sich eben die Stadt eben auch angeguckt hat unter anderen Aspekten.
Und das hat mir extrem imponiert.
Ich habe dann viel Zeit mit Harald verbracht und habe letztendlich dann einige Jahre dann eben diesen Underground da in der DDR so gelebt.
Also ich habe als Techniker für Bands gearbeitet.
Der Vorteil davon war, dass man a.
nicht in eine Fabrik gegangen ist und b.
Dass du eine Art Dienstausweis hattest, so eine Technikerpappe nannte man das.
Und man konnte eben sozusagen offiziell nachweisen, dass man für einen Staat arbeitet irgendwie.
Und ich habe das so bei Jazz- und Bluesbands gemacht und dann später bei Puppentheater, Leuten, bei Hans-Jochen Menzel, der war dann später der Direktor von der Fachhochschule Puppenspiel hier in Berlin und kennt man noch beim Sandmännchen als der kleine König, als Stimme.
Martin FischerAh ja, okay.
Aram RadomskiDas ist Jochen.
Mit dem habe ich viele Jahre zusammengearbeitet.
Bis 1989.
Weil man braucht ja auch irgendwie Geld.
Martin FischerWollte ich gerade sagen.
Aram RadomskiAber im Sommer 1986 lernte ich dann Siegbert Schäfke kennen.
Martin FischerGenau, die haben wir schon am Anfang mal kurz gehört.
Aram RadomskiIch habe dann in Berlin mir relativ schnell eine Freundin gehabt, die hat Theaterwissenschaften studiert.
Mit der bin ich dann zusammengezogen und habe dann in dem Haus mir eine Dunkelkammer gebaut.
Und fing dann an, irgendwie diesen Zustand der Fotografie ein bisschen zu verbessern sozusagen.
Und dann habe ich aber auch noch eine Siebdruckwerkstatt gebaut, auch in meiner Wohnung und habe dann irgendwie so für Bands Aufkleber hergestellt.
Die brauchten ja alle irgendwie Sticker.
Die konnte man ja nicht kaufen, die konnte das auch nirgendwo bestellen oder sowas, sondern die musste man irgendwie herstellen.
Und das haben Leute gemacht, so wie ich, die haben dann eben illegal Siebdruck gemacht.
Ich meine, es war für eine Band jetzt nicht besonders kompliziert, das zu machen, weil es stand ja bloß irgendein Name drauf.
Aber das erweiterte sich dann nach und nach irgendwie in Zweit- und Drittaufträge.
Also dann in 89, spätestens, da waren dann plötzlich politische Aufkleber dran.
Also für die Kirche hier, also hier ganz unmittelbar, hier wo wir jetzt sitzen, gab es ja die Umweltbibliothek.
Und die ist hier auf der anderen Seite vom Friedhof.
Und mit diesen Leuten kam ich dann zusammen.
Unter anderem auch mit Sigi.
Martin FischerUnd der war von der Umweltbibliothek?
Aram RadomskiDer war von der Umweltbibliothek, das war eben so ein, also man muss sich nochmal, also es war eben, wie gesagt, die Renitenz bei den Leuten war ja längst ausgeprägt gewesen.
Martin FischerWir sind jetzt so 86, 85, 86, so den Dreh rum?
Aram RadomskiGenau, 86 sind wir jetzt so.
Und 86, also man war dann jetzt schon ein bisschen älter, ein bisschen abgebrühter, ja, also hat diesen Ostberliner Lifestyle irgendwie so miterlebt.
Dichterszene, Musikszene und so weiter, da gab es neue Bands, ja, also die Feeling B zum Beispiel.
Was ja später dann Rammstein wurde.
Also man war ja umgeben nur noch von Personen, die alle in dieser Nische der DDR gelebt haben.
Und das war ehrlich gesagt eine wunderschöne Nische gewesen, weil man konnte machen, was man wollte.
Also da gab es kaum eine Grenze.
Hauptsache, man ist nicht an den Eckpfeilern der Macht gewesen.
Aber dafür hatten wir dann mittlerweile genügend Sensibilität aufgebaut und gesagt, muss ja auch nicht sein.
Aber Ost-Berlin war ja auch nicht ungefährlich durch die Mauer und so weiter, aber man wusste ungefähr, ein paar Sachen muss nicht jeder wissen.
Martin FischerWeil noch mal ein Gefängnis wäre attraktiv gewesen.
Ja, nö, da haben wir keinen Bock gehabt drauf.
Aram RadomskiAlso dann kam eben Sigi und sagte irgendwie, ich soll ihm, also ich hätte eine Dunkelkammer, hätte er gehört.
Und ob ich ein paar Plakate herstellen könnte für eine kolumbianische Theatergruppe, die in der Zionskirche aufgetreten ist.
Und er brauchte so eine A0-Abzüge irgendwie.
Und ich hatte so riesige Entwicklerschalen gehabt, um sowas machen zu können.
Und er hatte mich sozusagen längst darauf spezialisiert, sozusagen illegale Kommunikation zu betreiben.
Also soweit ich das verstanden hatte damals.
Martin FischerDas wusste er und dann kam man sich auf dich zu, deswegen.
Aram RadomskiZumindest so viele Fotografen gab es in Ost-Berlin gar nicht.
Das waren eine Handvoll Leute gewesen, die das gemacht hatten.
Und von Harald wusste man das.
Und Sigi wusste es dann von irgendjemand anders, dass ich auch noch existiere.
Und da stand er dann bei mir vor der Tür, hat mir das irgendwie erklärt.
Ich habe den nächsten Tag die fertige Ware ausgeliefert, die er da haben wollte.
Und da war er dann total verblüfft gewesen, dass das irgendwie so schnell geht.
Und dann hat er mich gefragt, ob ich auch noch ein paar andere Sachen machen könnte.
Martin FischerEin Test bestanden, ja.
Aram RadomskiWeiß ich nicht.
Es war jetzt nichts.
Martin FischerNee, aber hat er gesehen, dass du das liefern kannst?
Aram RadomskiDass ich irgendwie drauf bin.
Dass ich flexibel bin, sagen wir mal so.
Und daraufhin hat er mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm noch ein paar andere Sachen zu unternehmen.
Und dann meinte ich, kommt drauf an, was denn jetzt?
Und dann sagt er, naja, so Fotos machen.
Und was denn für Fotos?
Na ja, so Umweltschutz und so ganz weiträumige Begrifflichkeiten.
Und man muss nochmal vielleicht erklären, also es gab ja so eine stark, also aus der heutigen Zeit denkt man, das waren so ganz stark gläubige Menschen, die da alle in den Kirchen sich mit Umweltschutzfragen beschäftigt hatten oder sowas.
Das stimmt aber nicht, weißt du, sondern es waren letztendlich die, also die Gründe gewesen, sich zu versammeln, waren vorgeschobene Aufgabenstellungen, sozusagen, die man öffentlich diskutieren konnte, ohne sich gleich mit dem Staat anzulegen, sondern man konnte sagen so, naja, man wird ja wohl noch mal über das Waldsterben sprechen dürfen in diesem Land oder ist das jetzt auch schon verboten oder was, ne?
Martin FischerDas war der Aufhänger.
Aram RadomskiGenau.
Und das war aber eben auch gleichzeitig so eine Art Schutz.
Also man hat im Grunde um so eine Art öffentlichen Diskurs gesucht, auch mit dem Staat.
Hat aber gleichzeitig dann gesagt, man lehnt sich jetzt mal noch nicht so weit aus dem Fenster.
Martin FischerAber es war halt auch unverfänglich zu sagen, wir wollen unser schönes Land schützen und erhalten.
Verstehst du ja.
Aram RadomskiUnd dass das in Kirchenräumen stattfand, hat eben was auch mit der Immobilie zu tun gehabt.
Also zum Beispiel ganz konkret hier, wo wir gerade sitzen, hat ja die Kirche diese Umweltbibliotheksräume da im Keller gegeben den Leuten und hat gesagt, dann macht euch einen Kaffee auf und dann diskutiert das doch mal und dann wurde die sogenannte Umweltbibliothek gegründet.
Die im Kern daraus bestand, dass jeder seine Bücher, die er hatte, damit hingebracht hat und alle zusammen ergaben dann die Bibliothek.
Und das waren Bücher aus dem Westen gewesen, Publikationen, die dann zunehmend politischer wurden.
Also Samestat-Veröffentlichungen, also Dinge, die man im Eigenverlag gemacht hat mit der Schreibmaschine und die dann zu der Zeitung die Umweltblätter führten, die dann irgendwie mit Wachsmatritzen vervielfältigt wurde und so weiter.
Und da entstand sozusagen eine eigene publizistische Szene, die dann irgendwie über das Umweltschutzproblem hinaus flankiert, auch über ein paar andere Sachen anfing zu sprechen oder zu wollen.
Und ich kam eben aus dieser Künstlerwelt, wo Samistat irgendwie auch gemacht wurde.
Also die Literaten, die haben eben ihre Zeitungswelt gehabt.
Anschlag hieß ja zum Beispiel die eine Geschichte, also das ist ein Kapitel für sich.
Also die Literaten hatten sowas gehabt, die Musiker hatten die Kassettenszene gehabt.
Die haben eben die, weiß ich nicht, 40 Kassetten für eine Band irgendwie hergestellt, aber mehr hat man nicht geschafft, zu kopieren.
Martin FischerMehr gab es nicht.
Aram RadomskiDas musste man auch technisch erstmal können.
Die sind heute Varitäten, diese Dinge.
Aber insgesamt war das einfach so gewesen, es gab eben eine kleine publizierende Szene, die anfing zu wachsen.
Und dann gab es eben noch die Fotografen, die eben auch bei all diesen Szenen mitgemacht haben, weil sie eben letztendlich die Bilder geliefert haben.
Martin FischerBand-Fotos.
Aram RadomskiJa, alle Band-Fotos und die Umweltschutzfilter und so weiter.
So und was es aber noch nicht gab, waren bewegte Bilder.
So und bei Harald war er irgendwie schon so heilig, also wenn er dann irgendwie, also die ersten Fotos, die dann veröffentlicht wurden beim Stern und Geo und sowas, der hat ja auch krasse Reportagen dann gemacht irgendwie in den letzten Jahren.
Martin FischerAlso da gab es dann auch schon Kontakte, wie diese Fotos in den Westen, in die westlichen Medien kamen.
Da gab es so ein paar Verbindungen.
Aram RadomskiDa möge man sich nochmal die Folge Harald Hauswald bei dir anhören.
Martin FischerJa, genau.
Aram RadomskiDa wird das genau erklärt.
Martin FischerJa.
Aram RadomskiAber wir haben sozusagen in demselben Netzwerk gearbeitet, nur dass Siegbert Schäfke die Aufgabenstellung ein bisschen verändert hatte.
Er sagte nämlich, ich habe jetzt übrigens eine Videokamera dabei.
Das war eine SVRS-Kamera von Panasonic, die M7, mit einem Sennheiser-Mikrofon.
Und damit passierte da was völlig Neues.
Nämlich, wir konnten O-Ton aufnehmen mit Bild.
Martin FischerUnd die war klein und handlich vor allem auch noch.
Aram RadomskiDie war klein und handlich.
Naja, so klein und handlich war ich gar nicht.
Martin FischerZumindest alles in einem Gerät.
Aram RadomskiNicht zu vergleichen mit den heutigen technischen Möglichkeiten, aber es war schon so eine Aktentasche.
Und mit diesem Gerät und einem Stativ fingen wir dann an, durch die DDR zu reisen und Dinge aufzunehmen, von denen, also der Auftraggeber war der Westen.
Martin FischerUnd der hat auch die Kamera geliefert?
Aram RadomskiDer Westen hat auch die Kamera geliefert.
Ich habe das alles dann irgendwie nach und nach erst begriffen, was da so vor sich ging.
Aber wir fingen eben an, so über Umweltschutzfragen erst mal zu sprechen.
Martin FischerUnd ganz kurz noch, der Westen war jetzt nicht die Bundesregierung oder Politiker, sondern das waren die westlichen Medien, die auf Siegbergschäfke zugegangen sind.
Aram RadomskiGenau, das war ganz konkret ein Westberliner Fernsehsender gewesen.
Da hieß der Sender Freies Berlin.
Martin FischerAlso heute RBB.
Aram RadomskiHeute der RBB, genau, aber das war eben die Westberliner Aktion da gewesen.
Und die haben ein Politmagazin gehabt, das hieß Kontraste.
Und Kontraste fing an, in den 80er Jahren irgendwie live auf Sendung zu gehen.
Also richtig live, die haben live aus dem Studio gesprochen.
Das waren jetzt auch keine aufgezeichneten Sachen mehr gewesen, sondern das Live-Fernsehen fing da auch so an.
Und die hatten mit unserem Material, das haben wir dann auch über denselben Weg wie Harald Hauswald, haben wir eben nicht die Filme transportiert, sondern Videokassetten.
Martin FischerUnd der Weg war über Diplomaten und akkreditierte Journalisten.
Die rüber durften, ohne dass sie durchsucht wurden.
Aram RadomskiOder nicht durchsucht werden durften.
Martin FischerNicht durchsucht werden durften, genau.
Aram RadomskiDie hatten sozusagen so eine Immunität gehabt, ja.
So hatten sich das alle vorgestellt.
Martin FischerOkay.
Aram RadomskiAber es gab ja auch nur eine Handvoll Journalisten aus dem Westen, die ja überhaupt in der DDR als Korrespondenten unterwegs waren.
Also jede größere Tageszeitung oder Fernsehsender hatte irgendwie so einen Korrespondenten.
Das Problem bestand aber darin, dass die Personen, also diese Journalisten mussten ja auch erstmal unterwegs sein, Vertrauen aufbauen, Netzwerke bauen und sowas und sich überhaupt mal mit der Thematik sozusagen beschäftigen, um so eine Sensorik auch zu kriegen, wie die Gesellschaft funktioniert und ob es da Widersprüche gibt.
Die haben sich ausgerechnet nicht mit der SED unterhalten, also nicht nur, sondern gesagt, gibt es da eigentlich noch ein paar andere Leute, die irgendwie auffällig sind hier oder was?
Martin FischerUnd standen bestimmt auch unter Beobachtung.
Aram RadomskiNur.
Und das führte dazu, dass so ein Journalist, wenn der hier in der DDR unterwegs war, also der wurde, wenn er quasi missliebige Themen aufgegriffen hatte, in der Regel auch ein Einreiseverbot bekommen.
Jetzt gab es aber auch Journalisten, die hier auch sogar wie verheiratet waren.
Die hatten was zu verlieren.
Ja, die hatten was zu verlieren.
Und das waren eben auch so Sozialgewohnheiten, die entstanden sind und auf die sie ungern verzichtet haben.
Die konnten hier in den Osten für ein Appel- und ein Ei leben.
Also die haben irgendwie, weiß ich nicht, 100 Mark irgendwie getauscht, 1 zu 8.
Da hast du 800 Ostmark gehabt.
Davon konntest du irgendwie locker drei Monate leben im Osten.
Du konntest dir feinste Restaurants geben und sowas.
in Berlin.
Und es war ein super bequemes Leben und man war immer gut angesehen.
Die konnten ja auf dicke Hose machen, die Typen.
Martin FischerAber das war dir nicht wichtig, deswegen konntest du...
Ach, das war mit damals auch alles gar nicht so...
Warst du quasi eine andere Art von Journalist für den Westen?
Aram RadomskiJa, das war mir ja auch erst mal gar nicht so klar gewesen.
Ich war auch nicht klar gewesen, dass da so eine Instrumentalisierung eigentlich stattfand, dass der Westen, also kurz gesagt, der Senderfreies Berlin im Grunde genommen, Und exklusiv zwei Ostberliner hat im Osten laufen lassen, fast drei Jahre lang, die aus dem Inneren der DDR etwas berichtet haben, was ihre eigenen Journalisten nicht auf die Reihe gekriegt haben.
Martin FischerGab es da Aufträge?
Also habt ihr einen Auftrag bekommen oder haben die gesagt, filmt mal?
Aram RadomskiJa, da gab es Aufträge.
Also thematische Aufträge bis hin zu Wünschen vom Fernsehsender irgendwie mehr Schnittbilder, wir brauchen noch so mehr Content irgendwie so nebenbei irgendwas.
Das ist nicht nur ein Interview.
Und in den ersten Interviews, die wir gemacht haben, beziehungsweise die ersten Filme, die wir gemacht haben, das waren eben so eine ganz dillen, sehr distanzierten Blicke in die Welt.
Wir hatten ja selbst keine Ahnung, was wir da eigentlich machen.
Und wir haben auch keine Leute gefunden, die sich da irgendwie vor die Kamera gestellt haben und da irgendwie einen Text reingesprochen haben oder sowas.
Weil es könnte ja sein, dass die dann nächsten Tag von der Staatssicherheit verhaftet wurden.
War das irgendwie so 86, war das noch so ganz ruhig irgendwie?
Martin FischerWirklich so Städtezerfall, Umweltzerstörung aus der Kandel aufgenommen.
Aram RadomskiJa, aus dem Zug, aus dem Fahrenden oder aus dem Auto oder sowas.
Also es waren sozusagen Landschaftsfotos, die wir gemacht haben.
Martin FischerDas war dann die offizielle Erklärung, falls ihr gefragt worden werdet.
Aram RadomskiUnd das professionalisierte sich dann aber im Laufe der Zeit.
Und was mir nicht klar war, also vielleicht nochmal zum Verständnis.
Also wir reden jetzt hier so über 1986 und 1989 war die DDR erledigt gewesen.
Wir haben also irgendwie unbewusst den Niedergang der DDR dokumentiert, also ab diesem Zeitpunkt.
Und die Erregung in der Gesellschaft, die war aber sozusagen parallel zu unserer eigenen Erregung, weil die jungen Leute, mit denen wir zuerst gesprochen haben, also Gleichaltrige, die haben dann irgendwann kein Blatt mehr vom Mund genommen.
Die haben gesagt, mir doch egal, dann trete ich jetzt ihrem Fernsehen auf, Westfernsehen.
Ich weiß ja, dass ihr das jetzt für den Westen macht.
Man musste dann vorher die Frage stellen, bist du bereit oder nicht?
Du musst mit Konsequenzen rechnen.
Da gab es dann Leute, die gesagt haben, ist mir doch scheißegal.
Und so fingen dann an, im Grunde genommen diese Landschaftsaufnahmen ausgewechselt zu werden gegen Interviews.
Und dann wurden die Interviews genauer.
Also kurz gesagt, der Westen wollte dann die Redaktion konkretere Fragen stellen.
Also so richtig Fragelisten.
Die dann in der Regel zuerst mit Kirchenleuten zu tun hatten, zum Beispiel mit Friedrich Schorlemmer.
Pfarrer aus Wittenberg, der auch ein sehr kluger Mann war und der sich dann irgendwie, als wir da vor der Tür standen bei ihm, dann eben auch so, also er musste sich entscheiden.
Also er hatte damals ja diese Schwerter-zu-Flugschaden-Geschichte mit initiiert gehabt.
Und da haben wir gesagt, Herr Schorlemmer, es ist jetzt Zeit, sich mal zu äußern.
Und das war irgendwie, er hat es dann später auch in einem Buch geschrieben, er hat einen Schreck gekriegt, dass wir da vor der Tür standen und ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie konkret er jetzt quasi das Visier hochmachen muss und sich der westdeutschen Öffentlichkeit zeigen.
Aber der Witz war ja, also diese Fernsehbeiträge, die wir nun da herstellten, waren ja anders als eine Fotografie, die Harald Hauswald beim Stern abgegeben hat.
Diese Dokumente konnten ja sprechen.
Waren ja Videos.
Martin FischerDas ist tatsächlich auch so ein bisschen Social Media gewesen, weil das auch eine relativ kurze Durchlaufzeit hatte.
Aram RadomskiFür die aktuelle Sendeberichterstattung.
Das haben wir heute mit einem Post, würde man das vergleichen.
Martin FischerUnd Kontraste kamen, glaube ich, einmal die Woche, immer Donnerstags?
Aram RadomskiNein, aber nicht einmal die Woche.
Ich glaube, alle drei Wochen oder so.
Da gab es ja dann noch einen Monitor.
Martin FischerStimmt, die haben sich abgewechselt.
Aram RadomskiDie Politmagazine.
Martin FischerAber relativ kurz das von euren Aufnahmen bis zur nächsten Sendung.
Also gab es dann schon auch einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den Ereignissen und der Berichterstattung drüber.
Aram RadomskiGenau, und wir haben quasi, das war so spannend für die, was wir da gemacht haben, weil die haben exklusiv, null Kontraste, exklusiv aus dem Inneren der DDR gesendet.
Also mit Hilfe ihrer, also wir hatten quasi den Fernsehsender, oder was heißt, wir hatten den nicht, also wir haben für diesen Fernsehsender gearbeitet, aber die Opposition hatte plötzlich einen Sendekanal gehabt.
Und das fing dann an, immer genauer zu werden.
Also dann fiel das Leuten auf, dass im Fernsehen nicht nur über Städtezerfall gesprochen wird oder über irgendwas.
Also es gab dann auch außenpolitisch dann Interventionen.
Also die DDR hat sich dann im Westen West-Berlin beschwert, irgendwie so.
Das soll aufhören und so.
Und es fing dann an, richtig so, richtig Welle zu machen.
Also das ist mir dann auch erst viele Jahre später erst mal bewusst geworden, wie hochkarätig das eigentlich diskutiert wurde.
Also der damalige Chefredakteur sagte eben auch so, dass die Zuschauer eben, das wurde ja vor allen Dingen auch im Osten geguckt.
Martin FischerJa, aber ich kann sagen, die waren im Osten.
Aram RadomskiDas war ja sozusagen die Fernsehsendung für die Ostler, die dann über das Innere der DDR, über die Stimmung, über diese Fernsehsendung informiert wurden, also wie die Innenansicht der DDR gerade funktionierte, aber ohne, dass das westdeutsche Journalisten gemacht haben, die irgendwie eh nicht so glaubwürdig waren.
Aber hier haben Ostlern mit Ostlern gesprochen und das spürte man, weißt du?
Und das hatte dann zur Folge gehabt, dass das ein sehr hohes Maß an Vertrauen gab, auch zu was wir da so gemacht haben.
Also irgendwann wussten auch sehr viele, wer wir so sind.
Und wir hatten im Grunde genommen kaum noch Angst gehabt, uns da offen zu zeigen oder so.
Martin FischerWeil wenn euch was passiert wäre, hätten es alle gewusst.
Aram RadomskiJa, haben wir jeweils gedacht.
Martin FischerJa, ob es so war.
Aram RadomskiJa, ob das so gewesen wäre, weiß ich nicht.
Also wir hatten jeweils kein Backup gehabt beim SFB.
Ja, also die hätten uns auch aus dem Auto rausziehen können, in Bautzen abliefern können.
Mir hat dann später mal ein Stasi-Typ gesagt, euch hätten wir locker für 16 Jahre ins Gefängnis bringen können.
Martin FischerDie wussten, dass es euch gibt?
Aram RadomskiNatürlich wussten die das.
Martin FischerAber haben nichts unternommen?
Aram RadomskiDoch, die haben dann was unternommen.
Die haben uns 1989 in Wismar auf der Straße festgenommen, auf der Landstraße, uns unser ganzes Zeug abgeknöpft.
Und dachten nur, es gab noch einen anderen Kameramann, also nicht nur Siggi, der war eben von diesem Netzwerk Arche.
Das war eben so eine Umweltgruppe gewesen und der war seit seinem 16.
Lebensjahr bei der Stasi.
Und der hat dann richtig so Sabotage sogar gemacht.
Der hat die Batterien raus und Mikros genommen, damit wir irgendwie nichts aufnehmen und so.
Und das hat so richtig Sabotage gemacht.
Aber das hat ja immer alles nichts genützt.
Also das sind ja so Anekdoten, die man da so erzählen könnte.
Aber die Dynamik in der Gesellschaft fing dann an, immer krasser zu werden.
Also die Ausreiseleute wurden immer mehr.
Martin FischerOder die zweite Welle, genauso Ende der 80er.
Aram RadomskiJa, und...
Und dann ist eben so diese Endphase gekommen, also diese Sendungen liefen nun dann auch immer im Fernsehen, aber nicht nur dort, sondern auch im Kennzeichen D, das war vom ZDF war es so.
Und wir lieferten und lieferten den O-Ton aus dem Osten.
Martin FischerHabt ihr da, seid ihr dafür bezahlt worden, beziehungsweise ihr musstet ja wahrscheinlich, ihr hattet wahrscheinlich immer noch so einen pro forma Job, aber ich weiß nicht, ob der so abgeworfen hat.
Aram RadomskiAlso bezahlt worden würde ich dazu jetzt mal nicht sagen.
Martin FischerIhr habt die Kamera bekommen und das Risiko.
Und war dann quasi Außenreporter im Osten vom SFB.
Heute heißt es ja hier freier Reporter, freier Angestellter, aber ohne Vertrag.
Aram RadomskiGenau, also wir werden quasi so eine Art Kriegsreporter gewesen im Krisengebiet und sind dann quasi als feste Freie in den Osten unterwegs gewesen, aber ohne Arbeitsvertrag.
Martin FischerOkay, drei Jahre lang habt ihr da Aufnahmen gemacht.
Aram RadomskiUnd Honorarabrechnungen stehen bis heute aus.
Martin FischerOkay.
Und die Aufnahmen sind ja nach wie vor vorhanden.
Aram RadomskiDie sind alle noch vorhanden.
Martin FischerAlso wer die gucken will, die gibt es noch.
In diversen Archiven sind die noch vorhanden.
Was ist alles geführt?
Aram RadomskiAuch in Bibliotheken und auf DVDs und auf dem Bundesportal für politische Bildung und so weiter.
Und all das haben wir eben zur Verfügung gestellt und für ein Appeln und ein Ei.
Ehrlich, ne?
Martin FischerDas Risiko war ja nicht unerheblich eigentlich, ne?
Aram RadomskiNe, überhaupt nicht.
Also man muss das eigentlich so, vielleicht nochmal um diese Motivation für mich nochmal zu erklären, da muss man diese Gefängnisgeschichte nochmal sich vor Augen halten.
Als Siggi damals bei mir vor der Tür stand, da hatte ich dann so gesagt, okay, das mache ich.
Das ist das, was ich jetzt tun kann.
Also um mit meiner Geschichte fertig zu werden.
Wenn ich jetzt nochmal ins Gefängnis komme, dann eben deswegen, weil ich das kontrolliert mache, und ich irgendwie weggefangen wurde.
Wenn sie mich jetzt wegfangen.
Martin FischerDann weiß ich warum.
Aram RadomskiAber dann gehe ich auch wirklich investen.
Vorher ins Gefängnis und dann gehe ich investen.
Und das war mir den Preis wert.
Wir machen das für die gute Sache.
Und das war sozusagen die Überschrift für die gute Sache.
Und da ging es irgendwie gar nicht um, also am Ende ging es um Pressefreiheit, um Aufklärung.
Martin FischerKlar, also ihr seid wahrscheinlich nicht reingegangen und gesagt, das ist jetzt unser Ticket für Westgeld.
Ihr habt es erstmal aus dem Motiv gemacht, zu zeigen, was da, was los ist in der DDR, was im Argen liegt.
Das war wahrscheinlich ein großer Motivator.
Aram RadomskiJa, ja, und es war auch ein sehr großer Motivator, das Feedback dann auch zu erleben.
Also da gibt es so einen Film, den wir da in Leipzig gemacht haben, wo so eine Frau aus dem Fenster guckt und sagt, fotografiert mal, wie wir hier leben müssen.
Das ist so eine Icon-Geschichte geworden.
Und über diesen Film habe ich dann, als das ausgestrahlt wurde, ein paar Tage später, habe ich in Berlin irgendwo in meiner Kneipe gesessen und sich am Nachbartisch ein paar Arbeiter genau über diesen Film unterhalten hören.
Und die dann sagten so, das sind doch unsere Leute, so ist doch das hier alles und so.
Und die haben sich da so richtig angeregt über diesen Fernsehbeitrag unterhalten.
Da ist bei mir erstmal so der Groschen gefallen.
Also weil man das ja anonym gemacht hat.
Man konnte ja niemandem erklären, was man da eigentlich macht.
Für wen man das macht.
Im Grunde wusste das jeder.
Aber wir haben irgendwie sozusagen immer noch so im Underground irgendwie diese Dinge gemacht.
Die Kassetten wurden ja wirklich geschmuggelt.
Und wurden wirklich heimlich aufgenommen, die Sachen und so.
Und jetzt dachten wir das.
Martin FischerJa.
Aram RadomskiJa, und unsere Gemütsverfassung war so, wir sind Underground-Filmer und Journalisten und machen das, dass die Realität dann später in den Staatssicherheitsakten eine ganz andere war.
Das habe ich erst nach Mauerfall begriffen.
Und ich habe dann im Grunde genommen nach diesem Gespräch da in Berlin, also wo die Arbeiter sich darüber unterhalten haben, da habe ich das erste Mal so, das war für mich so eine Initialerfahrung gewesen, ach so, die sehen das ja alle.
Also wir hatten Millionen Publikum gehabt.
Das ist mir dann bewusst geworden.
Da dachte ich, so wir manipulieren die öffentliche Meinung.
Weißt du so.
Und dann hat sich bei mir irgendwie, da habe ich noch so einen Gang zugeschaltet.
Innerlich.
Und ich habe gesagt, ach so ist das.
Das geht jetzt gar nicht so um diese komische Heimlichkeit, sondern wenn du erst mal das Bewusstsein hast, dass das mit Menschen was macht, was die sich angucken, also was neben der Propaganda läuft und Aufklärung bedeutet oder Pressefreiheit im Grunde genommen.
Und man eben mit dieser Pressefreiheit auch einen Weg gefunden hatte, sozusagen live auf Sendung zu gehen, mehr oder weniger für die damaligen Verhältnisse.
Weil diese VHS-Technik, das muss man eben auch vielleicht nochmal in der Gegenwart erklären, das war damals eine technische Innovation gewesen.
Nachrichten wurden zu dem Zeitpunkt noch in der DDR entweder, also Mitte der 80er Jahre, mit so ganz hochkomplizierten Betacam-Systemen aufgenommen.
Da kostete eine Kamera 100.000 Euro oder sowas.
Filme fürs Kino wurden ja mit auf Zelluloid gedreht und viele Auslandsberichterstatter aus der DDR, wenn die da gedreht haben, haben die eben 16-mm-Filme gedreht.
Das dauerte manchmal bis zu sechs Monate, bis der Film von Dabur aufgenommen wurde, im Fernsehen gezeigt wurde als Reportage.
Wir verkürzten nun diesen technischen Umstand und auch diese Schwergewichtigkeit des Fernsehens, diese riesige Apparaturfernsehen.
Fernsehen.
Das galt ja irgendwie so ein unvorstellbar großer Start.
Martin FischerGroßes Team, großem Start.
Aram RadomskiDa arbeiten Tausende.
Martin FischerUnd ihr seid zu zweit im Auto unterwegs.
Aram RadomskiMit dem Trabi unterwegs und könnt von einem Tag auf den anderen senden.
Das konnten mir dann auch später Leute immer wieder bestätigen.
Das konnten die sich nicht vorstellen, dass das zwei Heinis mit dem Trabi hinkriegen, das so schnell vom, also die Story sozusagen aufzunehmen, zu transportieren und dass es gesendet wird.
Martin FischerUnd wieder weg zu sein?
Aram RadomskiJa, und wieder weg zu sein.
Und mit dieser Geschwindigkeit konnten die nicht umgehen.
Also wir waren da einfach schneller als die anderen.
Und das führte dann auch dazu, dass selbst DEFA, also damals oder die Doc-Film-Abteilung zu mir kam und sagte so, ob sie sich mal die Kameras ausleihen können, weil wir haben keine.
Aber wir würden gerne auch mal irgendwas aufnehmen.
Martin FischerAber die wussten schon, dass ihr das seid.
Aram RadomskiJa klar.
Wusste jeder.
Martin FischerJa, euer größter Coup war ja dann tatsächlich, hatte ich am Anfang gesagt, 1989, die Aufnahmen von den Demos.
Und das war auch gleichzeitig so das Ende eurer Karriere.
Naja, genau.
Aram RadomskiDas war ja dann der Herbst 1989 gewesen.
Also die Bilder von Hans-Dietrich Genscher in der Prager Botschaft sind nochmal erwähnt.
Also wo diese Hysterie dann so ausbrach.
Da tausende von Leuten in den Botschaften hockten und so.
und die Züge, die dann durch die DDR mit den Geflüchteten dann fuhren, die dann gegrunken haben und so weiter.
Also kurz gesagt, die Depression, die erreichte ja so langsam ihren Höhepunkt.
Und hier verschwand ja nicht mal die Elite der Gesellschaft, also der Arzt oder der Fachmann, sondern hier verschwand jetzt der Arbeiter.
Der Arbeiter wollte jetzt auch investieren, die in Stonewash-Klamotten und so.
Und das hat er natürlich irgendwie zur Folge gehabt, dass die immer nervöser wurden, also aus der Staatsmacht.
Und wir lieferten immer weiter diese Videos und kochten das immer weiter an.
Und die Leute fingen an zu sprechen.
Mir doch egal.
Scheiß Staat oder so wurde ja nicht geredet.
Es war ja noch die Zeit gewesen, wo man irgendwie über Reformen dann so ganz langsam anfing nachzudenken und sowas.
Also man musste da mal irgendwie noch mal was reformieren oder was die da mal so dachten, bitte mal da machen.
Da hat ja keiner eine Vorstellung davon gehabt, was da überhaupt bei rauskommt.
Martin FischerWas aussehen müsste, ja.
Aram RadomskiAlso von Wiedervereinigung war ja, weiß Gott, noch nicht die Rede.
Unterfüttert war das ja alles, also auch über diese Gorbatschow-Geschichte, das Gorbatschow eben gesagt hat, also der russische Präsident, also Perestroika und Glasnost.
Das Glasnois, das bedeutet eben, Transparenz in der Gesellschaft zu schaffen und auch Missstände innerhalb der eigenen Bürokratie und so weiter aufzudecken und irgendwie die Bevölkerung am Staatswesen teilnehmen zu lassen.
Martin FischerAlso Reform statt Revolution quasi.
Aram RadomskiGenau.
Und sozusagen, wir müssen die Gesellschaft umbauen in etwas Modernes.
Aber man muss jetzt sich auch noch mal vor Augen halten, dass in der DDR die Staatsführung, das waren ja alles nur noch alte Menschen.
Also die waren richtig alt.
Martin FischerJa, Politbüro alle.
Aram RadomskiJa, und die sind sozusagen einmal gewählt worden und waren lebenslänglich an der Macht.
Und ich glaube, die waren auch sehr depressiv deswegen.
Es wurde ja nie gewählt oder so.
Und all diese Fragen tauchten plötzlich auf, dass die Wahlen gefälscht werden.
Darüber haben wir Berichte gemacht.
Es gab plötzlich Bürgerinitiativen, die sich darum gekümmert haben und so und die sehr clever vorgegangen sind.
Es gab irgendwie die ersten Demonstrationen.
Dann gab es eben den einen Fall, der für meine Begriffe denn das fast zum Überlaufen brachte.
Das war die Initialzündung, dass diese Umweltbibliothek hier um die Ecke durchsucht wurde und geschlossen wurde.
Das war ja immerhin eine kirchliche Einrichtung.
Und damit haben im Grunde genommen mehr oder weniger auch alle Aktivisten gerechnet, dass das eines Tages mal passieren könnte.
Man könnte sogar vielleicht sagen, fast gehofft.
Weil der Staat an der Stelle plötzlich mal sein wahres Gesicht gezeigt hatte.
Wie die Erfahrung, die ich gemacht hatte da im Gefängnis.
Also alle wussten, dass hinter der Fassade noch was anderes wartet.
Das wusste jeder.
Und dass die auch nicht zipperlich sind.
Und da sind wir dann, dann passierten dann plötzlich ein paar ganz erstaunliche Dinge.
Es fingen an, Mahnwachen sich aufzustellen.
Also an der Gethsemanikirche und an der Zionskirche.
Da gab es ja doch das Massaker am Platz des himmlischen Friedens in China.
Ja, das hing sozusagen wie so ein Damoklesschwert über der Atmosphäre.
Das heißt, das öffentliche Bild, die konnten auch schießen, war plötzlich im Raum.
Und als sich dann Egon Krenz dazu geäußert hatte, das gab ja dann im neuen Deutschland dann auch irgendwie so Grußadressen nach China und so, dass man das alles versteht und so und dass die blöden Konterrevolutionäre da und so weiter alles kurz und klein schießen am besten.
Und man muss ja schließlich die gesellschaftliche Ordnung am Leben erhalten.
Also all das führte dann zu einer ganz merkwürdig bizarren Wahrnehmung, so einer Angespanntheit auch in der Bevölkerung, gerade auch bei uns.
Irgendwann fingen dann an, diese Mahnwachen auch in anderen Städten aufgestellt zu werden.
Also kurz gesagt, junge, langhaarige Männer und Frauen stellten sich vor die Kirchentüren, haben dort ein Plakat an die Tür genagelt und gesagt, wir protestieren gegen die Beschlagnahmung der Bücher, die in Berlin in der Umweltbibliothek, es waren sogar Solidaritätsadressen aus dem ganzen Land, die alle in dieselbe Richtung zeigten, nämlich nach Berlin in diese Umweltbibliothek.
So, damit entstanden sozusagen überall kleine Brandherde in den verschiedenen Städten und, In der Kirche informierte man dann darüber, also was da draußen an der Tür stand.
Da konnte man sich dann etwas genauer darüber informieren, was in Berlin stattfand.
Hat aber auch gleichzeitig über die Arbeit der Umweltgruppen in den jeweiligen Städten gesprochen oder was die da so gemacht haben oder diese Bürgerinitiativen, Frauen für den Frieden.
Da gab es ja tausende von klugen, mutigen Leuten, Männern und Frauen, die sich da angefangen hatten irgendwie zu formieren und sozusagen auch nach einem zweiten Weg gesucht haben.
Wir müssen hier diese Gesellschaft irgendwie reformieren.
Ich sage mal so Marianne Börtler oder Bärbel Bolley und so weiter, diese Namen, die man aus der damaligen Zeit kennt, die stammten alle mehr oder weniger aus diesen Künstlerkreisen oder Bürgerrechtskreisen, wo sie gesagt haben, die Dinge müssen sich ändern.
Also wir müssen jetzt mal so ein Profil schärfen für unsere Anliegen hier.
Die waren auch kluge Leute gewesen.
Viele hatten auch richtig studiert und so und haben gesagt, es ist Zeit.
Jetzt ist Zeit.
Martin FischerJetzt muss sich was ändern.
Aram RadomskiEs muss sich was ändern.
Und die Stimmung auf der Straße war aber noch gar nicht so revolutionär.
Aber die Depression war schon so fast zu Ende ausgeprägt.
Wir kommen dann jetzt sozusagen in den Herbst 1989.
Der Irrsinn läuft schon das ganze Jahr über.
Ausreisewellen und wie gesagt, diese Gruppen bilden sich überall.
Martin FischerHabt ihr da auch drüber berichtet?
War das auch in 1989 über diese Gruppen?
Also die Interviews mit Bernd Bola gibt es ja.
Aram RadomskiJa, wir haben in den Bundesinterviews gemacht.
Martin FischerIhr wart ja immer mittendrin.
Aram RadomskiWir waren mittendrin und haben live aus dem Osten über diese Situation gesendet.
Und die Anforderungen vom Sender Freies Berlin wurden immer genauer, weil plötzlich Persönlichkeiten entstanden.
Martin FischerWie Schorlemmer oder Thomas Krüger.
Aram RadomskiDiese Leute, die sich jetzt plötzlich in Position brachten.
Ich bin dann auch bei der SPD-Gründung in Schwante gewesen morgens und habe das da gefilmt.
Also auch der Außenminister der DDR war dann plötzlich dann, das waren ja lauter Pfarrer oder ein paar Spitzel hier.
Also da trennte sich im Grunde die Spreu vom Weizen, weil jetzt ging es nur noch darum, wer kontrolliert ja eigentlich wen.
Es fing an.
Aber die Aktivisten verstanden eigentlich auch ganz gut, dass eine neue Zeit kommt, dass man sich jetzt entscheiden muss.
Und die SPD zu gründen, die würde zu reaktivieren in der DDR und so weiter.
Oder die neue Forum-Geschichte eben als unabhängige Bürgerbewegung zu begreifen und auch zu professionalisieren und sowas.
Aber es fingen eben auch an, schon so eigene Parteistrukturen sich so ganz vorsichtig zu zeigen, die man in CDU, FDP und so jetzt sagen würde.
Also da gab es, sagen wir mal, auch Interessenskonflikte, die, wie gesagt, in einer demokratischen Lesart ja auch völlig legitim sind.
Aber es ging letztendlich auch, finde ich, wenn ich es heute rückblickend angucke, letztendlich auch um Verteilung von Macht.
Und was ich finde aber auch normal ist, weil es ist nun mal so.
Also die Leute, die sich anfangen, irgendwie als erste Avantgarde aus dem Fenster zu lehnen, die haben meistens auch die Berechtigung zu sagen, sie möchten jetzt...
Martin FischerDie Richtung einschlagen.
Aram RadomskiJa, das und das machen.
Das ist ein weites Feld, da kann man lange drüber reden.
Und die Dinge spitzten sich nun aber langsam zu.
Dieser Jahrestag der DDR rückte immer näher, der ist ja 6, 7.
Oktober.
Und diese Mahnwachen fingen an, immer größer zu werden.
Das heißt also, es fing an, irgendwie sich jeden Montag Leute in den Kirchen zu einer Art Versammlung zu treffen.
Und um über, nicht diese Mahnwachen, über diese Umweltbibliothek zu sprechen, sondern über viele andere Dinge auch.
Und plötzlich meldeten sich, wenn man diese Versammlung sich heute nochmal auf Video anguckt, Dann meldeten sich immer mehr Leute, die mit völlig neuen Themen um die Ecke kamen und würden, das muss aber auch nochmal gesprochen werden hier, wird ja auch nochmal sagen dürfen.
Und dann also drieselte sich sozusagen die gesamte Gesellschaft und die Unzufriedenheit auf immer weitere Unterthemen, die also immer schneller besprochen werden mussten.
Und das hatte ja dann auch so eine demokratische Kultur gehabt.
Sie wollen auch noch was sagen?
Bitte, Herr Bürger, sagen Sie jetzt auch was?
Aber es wurden immer mehr Probleme sichtbar und es kamen immer mehr Menschen.
Und dann gab es den Umschlagpunkt in Leipzig, das war in der Nikolai-Kirche gewesen, da waren eben plötzlich mehr Leute da gewesen, als in die Kirche passten.
Und der damalige Pfarrer hat gesagt, ich kann euch hier nicht alle reinlassen.
Also es war sozusagen immer diese Montagsdemonstration.
Oder beziehungsweise es waren noch nicht die Montagsgebete.
Und der sagte dann irgendwie so, das packen wir hier nicht.
Also es war einfach ein logistisches Problem.
Geht wieder nach Hause, friedlich.
Nehmt eine Kerze in der Hand und demonstriert Friedfertigkeit.
Aber schmeißt keine Scheiben ein, macht das nicht, macht das nicht.
Martin FischerProvoziert nicht.
Aram RadomskiProvoziert nicht und lasst euch nicht auf die Fresse hauen.
Also im Grunde ging es darum.
Und das war letztendlich dieser Sanftmut, der da sozusagen gepredigt wurde im wahrsten Sinne des Wortes.
Der führte dann irgendwie später auch zu diesem Eindruck der friedlichen Revolution, was ja auch völlig okay war, dass das auch so geblieben ist, Gott sei Dank.
War aber im Grunde genommen für meine Lesart heute eben ein strategisches Managen einer Situation gewesen, wo die Kirche nicht mehr ausgereicht hat, weißt du?
Und plötzlich ist sozusagen diese Unzufriedenheit ausgegrenzt worden, also aufgrund einer immobilen Überkapazität.
Martin FischerUnd weil die Kirche auch nicht schuld sein wollte, dass es jetzt eskaliert.
Aram RadomskiUnterkapazität, ja.
Also man konnte einfach nur 2.000, 3.000 Leute in der Kirche reinlassen und mehr ging nicht.
Und wenn noch draußen noch weitere 5000 stehen, was ist denn jetzt mit denen?
Wie können die denn sprechen?
Die wollten ja auch noch was sagen.
Und dann fingen die sich an, in Bewegung zu setzen, diese Leute.
Und Leipzig ist eben dafür berühmt geworden, dass dieser Demonstrationszug oder beziehungsweise das Anzeichen plötzlich dafür gab, dass es mehr Leute auf der Straße gab, als in der Kirche selbst reingepasst haben.
Da gibt es ja noch die Anekdote, dass da bei der einen Montagsdemonstration fast 2000 Staatssicherheitsmitglieder in der Kirche gesessen haben, damit die anderen nicht rein können.
Martin FischerUnd die waren alle draußen.
Aram RadomskiUnd der Pfarrer hat dann gesagt, das hat er dann begriffen, dass er irgendwie von der Staatssicherheit spricht.
Und hat dann aber einfach mit denen so geredet, als wenn es normale Bürger sind, die jetzt auch so ihre Anliegen haben.
Herr Bürger, was haben Sie zu sagen?
Die saßen alle mitversteinerter Mieden.
Martin FischerMan wusste nichts zu sagen.
Aram RadomskiUnd er hat dann einfach von der Kanzel runtergepredigt an die Staatssicherheit.
Martin FischerSchönes Bild, ja.
Aram RadomskiDas ist wirklich ein krasses Bild.
Also ist auch bestätigt übrigens.
Martin FischerJa, ja, ist auch ein trotzdem schönes Bild.
Aram RadomskiUnd die haben dann, letztendlich die Leute haben sich dann versammelt und wir sind jeden Montag nach Leipzig gefahren und haben quasi diese Evolution der, Demonstrationen dokumentiert.
Die wurde immer größer.
Und dann am 6.
Oktober 89 bin ich dann, das war dann so ein ganz krasser Tag gewesen, also da morgens bin ich in Schwante gewesen, hab dann irgendwie diese SPD-Gründung gefilmt, hatte dann aber irgendwie vergessen, mein Netzkabel mitzunehmen.
Von der Kamera, weil Siggi stand morgens um halb fünf vor der Tür und sagte, ich soll da irgendwo hinfahren, da wird irgendwas gegründet.
Was wusste er auch nicht so genau.
Martin FischerWar die SPD.
Aram RadomskiWar die SPD.
Dann bin ich dann da hingefahren und dann fiel mir aber irgendwie dann erst vor Ort in Schwante auf, dass ich mein Netzgerät vergessen hatte.
Und so, dass eben nur von der Weltgeschichte SPD-Gründung nur 21 Minuten aufgenommen wurden, weil dann die Batterie alle war.
Mir wurde dann später vorgeworfen, ich wäre unprofessionell.
Da habe ich mal zu dem Außenminister dann gesagt, ich warte bis heute auf mein Honorar dafür.
Das ist ja unprofessionell.
Weder wurde ich beauftragt noch irgendwas.
Und im Hintergrund wusste aber letztendlich der SFB ziemlich genau, was wo passierte, weil durch den einen Redakteur, Roland Jahn, der bestens vernetzt war und bei dem alle Informationen zusammenliehen, der im Westen war, wusste er sozusagen wie so ein Ü-Wagen, wo jetzt am besten, wo welche Infos gebraucht werden.
und da sind wir dann immer hingefahren und haben die eingesammelt.
Und wir haben sozusagen eine Live-Berichterstattung gemacht.
Ab Vormittag war dann, als das SPD fertig war, da saß ja die Kampfgruppe irgendwie im Gebüsch stand und schwand da.
Wenn ich das richtig gelesen habe, war das also hochdramatisch.
Martin FischerAlso die Stasi oder was?
Aram RadomskiDie Stasi oder Kampfgruppen hätten da angeblich gelauert.
Martin FischerAchso, und wollten dann Zugriff machen.
Aram RadomskiZugriff machen, haben sie dann aber nicht.
200 Mann waren da irgendwie gewesen.
Und all das, ich hab das von allem gar nicht mitbekommen.
Das war auch extrem anstrengend.
Nur auf Adrenalin.
Jeden Tag war da Action im Osten.
Du kamst ja gar nicht mehr hinterher bei den ganzen Ereignissen.
Man merkt, jetzt fängt es richtig an, die Scheiße zu dampfen.
Und ich bin dann noch zu den Demonstrationen am 7.
Oktober gegangen.
Da habe ich gesagt, wer weiß, wie oft du jetzt noch die Propaganda siehst.
Die Panzer auf der Straße, diese ganze öffentliche Zuschaustellung des Staates.
Ich habe als Journalistin alleine hingehangen und gesagt, da muss auch noch alles fotografiert werden.
Gott sei Dank habe ich das gemacht, dass ich jetzt diese Fotos alle habe.
Als das dann fertig war, der Gorbatschow war in der Stadt gewesen, in Berlin, fingen irgendwie Leute an, am Alexanderplatz sich mittags herum irgendwie zu formieren, um zum Palast der Republik zu gehen.
Diese Aufnahmen, die findet man im Internet zuhauf.
Und die riefen dann schon so Gorbatschow, Gorbatschow und so weiter.
In Leipzig hatte es dann im Übrigen mit den jungen Leuten, Uwe Schwabe und Katrin Hattenhauer und so, diese Bilder, wo dieses Transparent runtergerissen wird bei der Leipziger Messe.
Die haben wir ja vorher auch gefilmt, die Gruppe in Leipzig.
Martin FischerDa waren Stasi-Leute in der Demonstration und haben dann transparent...
Aram RadomskiNaja, es braute sich etwas zusammen.
Und Uwe Schwabe, der sagte damals in einem Interview, das wir da gemacht haben, das waren ja ganz junge Leute, die waren Anfang 20.
Und der Uwe sagte so, na nun ist es denn jetzt auch mal gut hier in der DDR, jetzt muss Tacheles geredet werden.
Wir müssen Tacheles reden.
Es reicht nicht mehr aus, dass wir unzufrieden sind.
Wir müssen jetzt was tun.
Plakate machen Transparente für ein offenes Land.
Das war dieses bekannte Plakat.
Das waren tolle Leute gewesen, die das gemacht haben.
Das sind immer noch tolle Leute.
Und unter diesem ganzen Eindruck rumorte es jetzt plötzlich auch.
Aber diese Bilder kamen in einer Tagesschau.
Dann fing es plötzlich an, in Ostberlin auch zu rumoren.
Gorbatschow war in der Stadt.
Also der Garant für Transparenz, Glasnost und Perestroika.
Der war nun da mit Honecker, Mielke und so, saß der da im Palast der Republik und dann strömten da schon tausende Leute zum Palast der Republik, um vor dem Palast der Republik zu signalisieren, hier muss sich was ändern.
Das war dann schon richtig Stimmung.
Und am Abend gab es, ich bin da auch gewesen, habe mir das angeguckt, das war schon richtig so eine ganz eigenartige, aggressive Stimmung.
Aber es passierte noch nichts.
Aber man merkte irgendwie so, da in Ost-Berlin positionierte sich irgendwie was.
Und ich habe ja dann am Abend noch die Nerven gehabt, zum Fackelumzug der FDJ zu gehen, selbst ein FDJ-Hemd anzuziehen.
Martin FischerAls Tarnung?
Aram RadomskiAls Tarnung, aber bin aufgeflogen, weil ich den Nikon umhatte.
Und da hat mich dann einer rausgefischt und gesagt, wo gehörst du denn hier hin?
Und dann meinte ich so, ich habe hier Block C irgendwas erzählt, weil dann, nee, nee, du gehörst hier nirgendswohin.
Ja, ab.
Aber ich habe trotzdem Fotos gemacht, damals noch, mit einem riesen Blitzgerät dran, mit so einem Metzblitz und so.
Und dann entwickelte sich ja der Abend immer weiter zu diesen Schlägereien dann im Prenzlauer Berg, wo die dann diese Menschenjagd da losgelöst haben.
Da haben sich nämlich das, was am Nachmittag, am Mittag passierte, sich die Leute gegriffen und die wurden dann eingesammelt.
Da wurde dann richtig blank gezogen.
Da sind dann ganz eigenartige neue Fahrzeuge auf den Straßen gewesen.
Das waren so LKWs, die hatten so Schiebeschilder vorne dran für Menschen.
Die haben die ganze Schönhauser Allee, das ist ja so eine vierspurige Fahrbahn in der Mitte, wo die U-Bahn fährt.
Und die sind an beiden Seiten dann mit diesen Fahrzeugen.
Die haben die Straße sozusagen zugemacht und sind mit denen die Schönhauser Allee von Alex aus hochgefahren, sodass man da die Straße nicht mehr runterkommen konnte.
Und das war flankiert irgendwie mit Bereitschaftspolizei.
Behelmter Bereitschaftspolizei, hatte ich auch noch nicht gesehen, mit transparenten Schildern und schweren Schlagstöcken.
Also das war so ein archaisches Bild, die sahen so aus wie so römische Söldner.
Und da habe ich gedacht, ach du Scheiße.
Da hat mir vorher einer gesagt, falls du sowas siehst, hau ab.
Und vor allem, wenn die sich anfangen unterzuhaken.
Und dann bilden die eben Ketten und dann wird eben letztendlich so ein Kessel gebildet.
Und dann bist du innerhalb des Kessels, kommst du da nicht mehr raus.
Dann haben sie dich.
Und das habe ich selber gesehen, dass diese Kessel gebildet wurden.
Und da habe ich dann zu meiner Freundin gesagt, damals waren wir da alle neugierig.
Naiv auch, ehrlich gesagt.
Hier wird ja schon nichts passieren.
Was soll hier passieren?
Und dann haben die da eben letztens noch ein paar Videoaufnahmen gesehen von der Polizei, so den Überwachungskameras, also den O-Ton der Polizisten, was da vor sich ging, gesagt hat, jetzt gibt es Dresche.
Die Langhaarigen, die Feinies, die kriegen jetzt mal auf die Fresse.
Die jagen wir jetzt.
Das war da einfach Menschenjagd gewesen.
Die haben sie dann eben in diese vorbereiteten Internierungsseite Lager gebracht.
Da konnte man sich gar nicht vorstellen, das sind wirklich existierte.
Die hatten schon Pferdeställe ausgebaut gehabt, wo die Pferdeboxen drin waren, aber eben so um mehrere Dutzend Leute irgendwie in improvisierten Gefängnissen festzuhalten und so.
Das gab es in ganz Berlin.
Da gibt es immer noch Augenzeugenberichten und diese sogenannten Gedächtnisprotokolle aus dieser Nacht, Es ist empfehlenswert, das mal nachzulesen, also was an dem Tag da passiert ist in Berlin.
Also da ist denn so wirklich beim Letzten klar geworden, irgendwie das sind nicht unsere Kumpels.
Martin FischerJa, da gibt es keine Reform.
Aram RadomskiNee, da gibt es keine Reform.
Aber wie gesagt, ohne Angst keine Freiheit.
Weißt du, wenn du diese Art von Ängstlichkeiten auch erstmal sozusagen registrierst in der Gesellschaft, oder diese Erfahrung gemacht hast, da erwacht automatisch in dir etwas, also was das nicht will.
Ich glaube, am Ende nennt man das der Wunsch nach Freiheit.
Und die haben dann eben an dem Abend da irgendwie im Prenzlauer Berg, Gezehmer in die Kirche oben, völlig verrückt gespielt und auf die Leute eingedroschen.
Aber wie es dann rausstellte, in Plauen auch und in anderen Städten sowas.
Und ich hatte eben nun aber am 9.
Oktober, den Auftrag sozusagen gehabt, also weil wir immer nach Leipzig wohnen, wir müssen wieder nach Leipzig fahren, weil das ist jetzt die einzige Nummer, von der man weiß, dass dort sich schon was formiert hatte.
Und an dem Montag zuvor waren in Leipzig etwa 5000 Leute auf der Straße gewesen, die dann schon anfingen, diesen Ring da zum Bahnhof zu gehen von der Nikolai-Kürke und sich in Bewegung gesetzt haben.
Und die habe ich mit eigenen Augen gesehen und im neuen Deutschland stand dann, da wurde eine Berichterstattung drüber gemacht, also in der DDR, dass etwa 500 betrunkene Jugendliche in Leipzig da auf der Straße rumrandaliert hätten.
Und das war dann so ein Punkt, wo, ich glaube, das war so der Kipppunkt gewesen.
Also dieser Artikel.
Wie gesagt, es gab ja kein Internet.
Telefone hatte jeder Tausendste oder noch weniger.
Und Fernseher kam nichts und Funkgeräte hatte auch keiner gehabt.
Es gab einfach nur Mund zu Mund.
Und man musste von Haustür zu Haustür gehen.
Hast du das schon gehört?
Also die Empörung, das dann Mund für Mund weitertragen.
Und also so war irgendwie mein Entschluss gewesen, ich lasse mich da in Ost-Berlin nicht festnehmen, sondern in Ost-Berlin bleibe ich nicht.
Ich will am Montag nach Leipzig fahren, was wir dann auch getan haben.
Ganz abenteuerlich dann losgefahren mit Zeitschaltuhr, Licht ein- und ausgeschaltet sozusagen in den Wohnen.
Man dachte, wir sind noch da.
Über die Dächer dann irgendwie geflüchtet, Stasi stand unten vor der Haustür.
So und ein Auto, die dachten ja nur, Siggi wohnte da in der vierten Etage irgendwie in der Gotlandstraße und der dachte nur irgendwie, also wir setzten uns in Bewegung und fuhren irgendwie nach Leipzig, dreimal Auto gewechselt, so wie im Actionfilm.
Martin FischerWie im Agentenfilm, ja.
Aram RadomskiAlso eigentlich noch krasser, wenn man ganz ehrlich ist.
Und dann fuhren wir da diese komische Autobahn nach Leipzig, dann am 9.
Oktober in der Früh und Und überholten dann eben so lauter Armee-Konvois, so mit Ellos.
Da saßen überall Soldaten drauf.
Und ich habe das erst mal noch gar nicht so zusammengekriegt, was ich da eigentlich sehe.
Wo fanden die eigentlich hin?
Das ist die Manöver.
Martin FischerIn der gleichen Richtung, ja.
Aram RadomskiAch so, das ist ja auch diese Richtung nach Leipzig.
Dann fanden die auch nach Leipzig?
Und wenn ja, was machen die da?
Und dann habe ich dann eben in Leipzig, wir haben das dann nach Leipzig geschafft.
Hatten Videokameras und Fotoapparate dabei gehabt und waren nun da drauf und dran gewesen, das zu dokumentieren, was da am Abend, was auch immer da vor sich geht.
Und ich habe heute gerade nochmal jemandem gesagt, also wir wussten ja nicht, was wir da filmen werden.
Martin FischerWas passieren wird.
Aram RadomskiAlso ich war immer irritiert, dass ich dann irgendwie an so einer Kirchentür da in der Nähe vom Trödel-Niedenring, glaube ich, große Bettlaken an die Kirchentür geklebt gesehen habe, gepinnt, wo Rotkreuzzeichen drauf war, wegen Blutspenden.
Da habe ich uns noch lange vorgestanden und da habe ich gesagt, was ist das jetzt hier?
Was für Blutspenden?
Ich habe das mit Ernst der Lage nicht verstanden.
Und wir fingen dann eben an, nach einem Standort zu suchen, wo wir die möglicherweise da vorbeigehende eine Demonstration dann filmen könnten.
Und suchten irgendwie einen Standort, der irgendwie in der Nähe der Nikolai-Kirche war.
Naja, also letztendlich war das quasi unser letzter Drehtag, den wir dann gemacht haben, ohne dass wir das wissen konnten.
Martin FischerAlso von eurer ganzen Aktion, die drei Jahre lang, war das jetzt der Scheitelpunkt sozusagen.
Und gleichzeitig das Ende.
Aram RadomskiDas Ende, so.
Und da saß man dann eben, am Ende sind wir dann auf diesen Kirchturm geraten, auf der Suche nach einem geeigneten Standort, für was auch immer da passierte.
So, ich hatte dann immer noch dieses Rotkreuz-Schild da im Kopf gehabt, was ich da unten gesehen hatte.
die Armee, die wir gesehen haben.
Und ich habe das heute gerade zum Archivar eines Archivs gesagt, also der mit diesem Video dann zu tun hat jetzt.
Da sage ich ihm, wir sind ja an dem Tag dort hochgegangen, um einen Massaker zu fotografieren.
Im Grunde genommen.
Martin FischerDas musst du dann schon, also hast du dann rückwirkend...
Aram RadomskiNee, das kann ich jetzt rückwirkend eigentlich erst richtig aussprechen.
Martin FischerOkay.
Aram RadomskiWeißt du, weil alle Welt sagt, da gab es so viel Armee und die Staatsmacht stand bereit und so weiter.
Martin FischerAber die Anzeichen waren da.
Aram RadomskiDie Anzeichen waren ja auch wirklich da.
Da sind ja Pallschirmjäger gekommen und was weiß ich was alles.
Da gab es also richtig schwer bewaffnete Einheiten die aber eben nicht über 100.000 Leute in Schach gehalten haben.
Und das war sozusagen dann die pure Menge der Menschen, die dann sich plötzlich abends da durch die Straßen schoben und wir sind das Volk, riefen.
Vorher haben sie gesagt, wir sind keine Raudis, auf Sächsisch.
Und jemand, ein Fotograf, Andreas Rost, der war auch aus Leipzig gewesen, der ist da ziemlich zum Anfang der Demonstration mitgelaufen und der hat mir dann Jahre später oder Jahrzehnte später erzählt, dass er ein paar Wochen vorher in Ost-Berlin, in Lichtenberg, ein paar Punks beobachtet hatte, die eben mit der Polizei sich da gekabelt haben und die dann so auf die Erde spuckten und sagten, lass uns dann Ruhe, wir sind das Volk.
Das war ja damals so eine Punk-Attitüde, die fand ich immer super.
Und irgendwie glaube ich auch, dass dieser Spruch, dass der dort in Leipzig gelandet ist.
Wir haben dann 21 Minuten Filmmaterial aufgenommen, da oben auf dem Kirchturm, haben diese ungeheuerliche Menschenmenge da gesehen, das war wirklich atemberaubend, also vor allen Dingen auch diesen Hall da oben auf dem Turm zu sehen.
Und ich habe damals nur noch gedacht, wenn wir das jetzt irgendwie in den Westen kriegen, und das wird im Fernsehen gesendet und da ist Ton drauf und das Band nicht ist im Arsch, gar nichts, dann haben wir Urheberrechte bis am Ende unseres Lebens.
Und wir können endlich nachweisen, dass der Widerstand in der DDR so groß ist.
Und das wird vermutlich das Bild von der DDR irgendwie ändern.
Martin FischerDas ist ein historischer Moment.
Aram RadomskiJa, ich weiß nicht, ob man sich so weit aus dem Fenster legen kann und sagt, das ist ein historischer Moment.
Historische Momente erlebt man ja was erst hinterher.
Martin FischerJa, aber auch von der Gewaltigkeit.
Aram RadomskiOder die werden von der Gesellschaft dazu gemacht.
Aber in dem Moment hat man schon so die Bedeutsamkeit dieses Ereignisses.
Martin FischerDas zumindest.
Aram RadomskiDas hat, glaube ich, jeder gespürt, der dabei war.
Und wir haben es eben gesehen und wir hatten in dem Moment auch die Verantwortung dafür gehabt, das zu veröffentlichen.
Das war mir dann irgendwie bewusst gewesen, dass das jetzt extrem wichtig ist.
So, was auch immer da passieren würde dann mit der Mach.
Naja, und dann sind wir, das wurde dann veröffentlicht.
Martin FischerIhr habt es in den Westen gekriegt?
Aram RadomskiWir haben es in den Westen gebracht.
Ein Journalist hatte dann vom Spiegel, den haben wir dann da unten auf der Straße getroffen, Ulrich Schwarz vom Spiegel, mittlerweile leider verstorben.
Der hat die Kassette dann an sich genommen, und gesagt, er bringt die jetzt nach Berlin und so und dann stellte sich aber raus, wie kommt ihr jetzt, also wir, wie kommt ihr jetzt nach Berlin zurück.
Er sagt, wir fahren jetzt mit dem Auto.
Könnt ihr mich mitnehmen?
Dann kann ich ja gleich selber schmuggeln.
Und dann war irgendwie so, naja, auf jeden Fall, falls wir angehalten werden, das ist meine Kassette und die geht keinem was an, so nach dem Motto.
Wir haben uns dann so zusammengerissen.
Unsere amerikanische Journalist war noch dabei gewesen, Belinda Cooper aus New York.
Martin FischerSeid ihr zu 14 zurück?
Aram RadomskiSeid ihr zu 4.
zurückgefahren mit unserem scheiß Trabi?
Und der, Der Weg der Kassette fand dann aber eben den Weg zum Sender Freies Berlin.
Das ist dann irgendwie auch dort mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen worden.
Was da in Berlin gezeigt wurde, in Leipzig passierte, dann wurde das überspielt, glaube ich, nach Hamburg irgendwie zu den Tagesschau-Themen und so weiter.
Und dann auch weltweit BBC und so weiter ist das ausgespielt worden, weil das einfach riesige Bilder waren.
Und das waren eben so die Big Pictures.
Und da ist quasi diese, also die Bilder, die man dann auch kennt von den Samtenrevolutionen und diese, also in den ganzen Ostblockstaaten, also da gab es überall so eine ähnlichen Vorkommnisse und Großdemonstrationen und für die DDR war das eben der Scheitelpunkt gewesen des Protestes und da war dann auch irgendwie so, da merkte man auch, jetzt ist irgendwas fertig.
Also dieses Massaker hat es ja Gott sei Dank nicht gegeben.
Und damit war dann im Grunde genommen auch die Stimmgewalt der Hunderttausenden, die da waren an dem Tag, bestätigt.
Die wurden jetzt nicht mehr als 500 Besoffene bezeichnet.
Das war auch der Punkt gewesen, wo diese vielen Menschen gesagt haben, du ist dann auch mal gut, wir sind hier nicht einfach nur ein paar Idioten, die hier rumkrakehlen oder sowas.
Jetzt haltet mal die Schnauze.
Der Arbeiter sprach dann.
Aber auch der Intellektuelle sprach dann und so.
Also das war dann irgendwie so, jetzt ist Schluss, fertig jetzt.
So geht er nicht mehr weiter.
Und dann ist im Grunde genommen noch am Montag danach, also ich bin dann wieder nach Berlin gefahren und habe dann irgendwie mein Leben da weitergelebt und irgendwie weiß gar nicht mehr genau, was ich in der Woche da so gemacht hatte.
Auf jeden Fall.
Martin FischerAber keine weiteren Aufnahmen erstmal mehr.
Aram RadomskiNee, keine weiteren Aufnahmen mehr.
Oder ich kann mich jetzt nicht erinnern, weiß nicht mehr genau.
Weil das so ein gigantisches Ereignis war, dass die Frage irgendwie war erst mal so, wie ist denn jetzt die Reaktion?
Wie ist denn jetzt die Reaktion darauf?
Und dann gab aber keine.
Der Staat meldete sich noch nicht.
Und dann gab es den nächsten Montag dann die Demonstration in Leipzig wieder.
Da waren es dann über 200.000 Menschen, die da waren.
Aber das war dann schon so, kennt man ja so.
Martin FischerJa, das bleibt jetzt so.
Aram RadomskiBleibt jetzt so.
Und die Situation endete dann im Grunde genommen damit, dass ich irgendwie einen Ü-Wagen in der aktuellen Kamera sah.
Also die DDR-Fernseher war plötzlich mit dem Ü-Wagen auch da.
Und dann habe ich eben zu Sigi gesagt, so, guck mal, die senden jetzt selber.
Der Thrill ist raus.
Unser Job ist fertig.
Also jetzt, die haben jetzt übernommen und jetzt macht die Geschichte sozusagen von alleine weiter.
Und das war ein sehr befriedigendes Gefühl gewesen, also dass wir da sozusagen unsere Arbeit gemacht hatten.
Und aber für mich war dann irgendwie so, vielleicht versteht man das auch, Irgendwie war der Punkt so gekommen, wo ich gesagt habe, wir haben fertig.
Martin FischerDu bist dann auch nicht in die journalistische Richtung gegangen, ne?
Aram RadomskiNaja, ich habe es dann irgendwie so versucht, aber ich hatte dann irgendwie ehrlich gesagt durch diese drei Jahre, also vielleicht muss man noch zu Ende bringen den Punkt, also dann gab es am 4.
November, also quasi vier Wochen später nach diesem Tag.
Aber knapp vier Wochen später in Berlin, diese große Demonstration am Alexanderplatz, wo sich dann, also da waren dann plötzlich, da brach die Gesellschaft auf, da wurden Plakate gezeigt, da wurde geredet, da war also öffentlich ein Disput da gewesen und so.
Und all das, was sich da aufgestaut hatte, wurde sichtbar gemacht.
Und am 9.
November war ich bei meiner Freundin gewesen und haben dann irgendwie so, also wir hatten im Grunde genommen, da gab es ja plötzlich jeden Tag Pressekonferenzen im Fernsehen zu sehen.
Und ich habe mir die dann immer so um 18 Uhr angeguckt und dann sagte dann eben der Schabowski in diesem berühmten Satz da irgendwie, soweit ich weiß, das mit sofortiger Wirkung.
Und da habe ich mir das so angehört und dann sagte ihm das so zu mir, wir machen mal Fernseher aus, wir sind doch scheiße da, ne?
Weil die so, nee, warte mal, irgendwas war jetzt gerade anders.
Irgendwas ist jetzt anders.
und da hätte ich gesagt, irgendwie, also wenn man jetzt, er hat gesagt, dass man heute mit einem gültigen Personalausweis der DDR nach West-Berlin reisen kann oder irgendwie sowas.
Das gucke ich mir jetzt mal an.
Und dann bin ich in Berlin zu so einer Kneipe gegangen, Metzer Eck hieß die, wo sich unser Einzelner immer traf.
Weil da gab es gute Buletten und Bier.
Und die haben, da habe ich dann auch Siggi getroffen und der hat gesagt, hast du das auch gesehen?
Meinte ich so, ja sicherlich.
Ich dachte, komm, wir fahren jetzt zur Bornholmer Straße hin.
Martin FischerMal gucken.
Aram RadomskiMal gucken.
Da waren wir die Allerersten.
Und ich hatte ein Fotoapparat noch eingesteckt, ein Blitzlicht.
Blöderweise keine Videokamera.
Und da waren 14 Leute vielleicht da an der Bornholmer Straße.
Martin FischerAls ihr ankamen.
Aram RadomskiAls wir ankamen.
Und ich habe dann irgendwie gefragt, irgendwie Grenzhabenden.
Also davor stand eben so ein Polizist, der sagte, gehen Sie wieder nach Hause.
Gehen Sie wieder nach Hause und versuchte, die Leute zu beschwichtigen, dass die irgendwas falsch im Fernsehen verstanden hatten.
Und da habe ich dann so gesagt, so, warte mal, der eine Mann, der will jetzt die, wir sind jetzt die Ersten, ja, da kommen noch mehr.
Martin FischerDa kommen bestimmt noch ein paar, ja.
Aram RadomskiDa kommen noch ein paar, so, und das schafft der nicht.
Da musst du direkt vorne an die Grenze rangehen und den wachhabenden Offizier fragen, ob das Stimmtwörter am Fernsehen gekommen ist, so, ne.
Und das habe ich dann gefragt, an der Tür vorne, an der Bornholmer, und dann sagte der irgendwann so, ich habe es immer wieder gefragt, ne, Dann sagte der so, naja, wenn sie das wünschen, dann können sie das jetzt machen.
Dann mach mal auf die Tür.
Und dann sind wir da reingegangen, wurden dann die Passbilder, auf die Passbilder wurden dann die Stempel drauf gemacht.
Da sind wir in dem Moment, wie wir das später wussten, ausgebürgert worden.
Und dann bin ich irgendwie auf der anderen Seite...
Temporär ausgebürgert worden.
Man wusste das ja nicht.
Die wollten ja die Störenfriede auch nochmal loswerden.
Das war, glaube ich, die improvisierte Idee, die sie da in dem Moment hatten.
Dieser oberste Jäger hieß der.
Der dann später auch den Schlagbaum hochgemacht hatte, der hat das ja nochmal so beschrieben, dem ist auch nicht Besseres eingefallen, als er so zur Hand hat, weil er war ja immerhin auch auf Dienst, ne, in dem Moment, zu dem Zeitpunkt, weiß ich, 21 oder 20.30.
Martin FischerUhr.
Ja, musste sich was einfallen lassen, was er macht.
Aram RadomskiNicht, dass er hinterher noch ein Tadel vom Arbeitgeber so, ne.
Also wir sind dann eben durch diese, wir sind da reingelassen worden, dann Ausweis abstempeln und dann hat zu Siggi gesagt, ach so, warte mal, wir können doch noch 20 Mark tauschen hier, eins zu eins.
Dürfen die Rentner, glaube ich.
Und da hat Siggi gesagt, bist du bescheuert?
Komm jetzt mit hier.
Ich fange jetzt mit Geld zu tauschen.
Total doof.
Nein, das steht mir zu.
Ich bin so irgendwie, man wird ja hier nochmal ein paar Kleinigkeiten reden können.
Den Zwanni, den können wir gut gebrauchen.
Für Taxi oder so.
Ich habe Geld bei mir.
Also hör mal auf jetzt.
Und jetzt sind wir dann in dieses dunkle, war ja so ein ganz kalter, regnerischer Tag gewesen.
Dann sind wir dann im Wedding da rausgekommen auf der anderen Seite.
Alles stochduster da und so.
Und es ist immer diese Böse Brücke, hieß das, ne?
Also von Herrn Böse, die Brücke?
Martin FischerJa, von Helmer Straße, ja.
Aram RadomskiHabe ich mir dann auch mal gedacht, warum heißt die immer Böse Brücke?
Ich dachte mir, wäre eine Böse Brücke, ne?
Martin FischerJa, die Böse Brücke.
Aram RadomskiDie Böse Brücke, eben.
Die Böse Brücke rübergegangen und da standen eben so zwei Mercedes-Taxen.
Und da sagt sie so, Sigi, guck mal, da drüben ist jetzt, glaube ich, der Westen.
Und dann sind wir irgendwie in das Taxi gestiegen.
Der guckte uns dann so an, wie so eine außerirdische Erscheinung.
Wir waren jetzt keine Rentner oder irgendwas, ne?
Und dann haben wir gesagt, wir wollen nach Schöneberg.
Und hatten da so eine Adresse von Leuten, die wir da kannten, von der Siggi da kannte.
Und da hatte er Geld bei, so, und war ganz suspekt, so, und dann hat Siggi 100 DM hochgehalten und gesagt, reicht das?
Naja, dann könnts ja losgehen.
Und dann hab ich noch zu dem Typen gesagt, dem Taxifahrer, übrigens, an ihrer Stelle würde ich ja heute normalen fahren.
Ich glaub, sie machen das Geschäft ihres Lebens heute, ne?
Wieso?
Ich weiß nicht, aber ich glaub, die haben gerade die Mauer geöffnet.
Und dann ist das eigentlich, der Rest ist Weltgeschichte ja, irre.
Martin FischerJa, und dann hast du noch Fotos gemacht, aber keine Aufnahmen mehr.
Und dann war es das auch mit...
Aram RadomskiNee, weil die Kamerateams nun aus der ganzen Welt plötzlich da...
Wir hatten diese Exklusivität der geschlossenen Gesellschaft nicht mehr gehabt.
Das ist mir da in Leipzig auf dem Turm oben bewusst geworden, dass die Exklusivität nun vorbei ist und auch der Scheitelpunkt gekommen war, also der Geschichte, die Story war sozusagen zu Ende erzählt.
Martin FischerDann war es für dich auch ein Abschluss.
Aram RadomskiDas war für mich auch ein Abschluss so und weil ich wusste, da kam ja keiner vom SFB und hat gesagt, hier wechsel mal deine VHS-Kamera gegen eine Profikamera aus.
Martin FischerUnd hier ist der Anstellungsvertrag.
Aram RadomskiJa und so, das passierte ja alles nicht.
Also da hat sich dann erstmal überhaupt keiner weiter mehr mit uns unterhalten, beziehungsweise mit mir auf keinen Fall.
Und Siggi ist dann später fester freier Mitarbeiter beim Mitteldeutschen Rundfunk geworden.
Und ich habe mich dann wieder zurückgezogen in meine Theaterszene und man muss sich einfach mal vorstellen.
Also von dieser Entlassung mit dem Gefängnis bis 1989, das waren sechs Jahre meines Lebens.
Und die, wenn man sich mal selber so heute mal fragt, wie waren meine letzten sechs Jahre so?
Und das mal so, wie ich das gerade erzählt habe, kann man das eigentlich relativ gut rekonstruieren.
Auch anhand von Bildern und so.
Ach, da war ich in Urlaub da gewesen, hab das gemacht und das gemacht und so.
Aber für mich war das eine hochverdichtete Zeit gewesen.
Das war die intensivste Zeit in meinem Leben.
Und die sehr geschlaucht hat.
Martin FischerJa, okay, ja.
Aram RadomskiDas war extrem anstrengend, Adrenalin pur und permanent mit Gefahren konfrontiert.
Martin FischerUnterwegs wenig Schlaf.
Aram RadomskiWirklich, es war grauenhaft.
Es war eigentlich grauenhaft.
Und ich war auch erschöpft davon.
Martin FischerJa, das glaube ich.
Aram RadomskiWeißt du?
Und das habe ich danach gemacht.
Ich habe eine Freundin gefunden, eine Westberlinerin aus dem Theaterbereich.
Wir haben dann zwei Söhne zusammen gehabt, haben uns aber nicht allzu lange miteinander ausgehalten, weil diese Ost-West-Annahmen sozusagen, also wer man eigentlich als Deutscher ist, nur weil man dieselbe Sprache spricht, ist man eben doch ein ganz anderer Mensch.
Und ich war furchtbar anstrengend damals gewesen, weil ich da out of order war.
Martin FischerNach dieser anstrengenden Zeit, ja.
Aram RadomskiSo und ich wusste mich auch erst mal, wie wir alle Anfang der 90er finden, wie geht denn das jetzt ja überhaupt alles weiter.
Das wusste ja auch kein Mensch.
Also irgendwie Wiedervereinigung und die ganzen Prozesse, die Techno-Clubs, die...
Martin FischerJa, Berlin auch nochmal ganz anderes gewesen.
Aram RadomskiJa, also das war ja dann irgendwie auch eine extrem krasse Zeit, die sich dann da aufgetan hat.
Also die das live miterlebt haben, also die können da auch dicke Bücher drüber schreiben.
Und nicht zuletzt ist bis zum heutigen Tag Teil der Berliner Subkultur oder der Techno-Kultur und all das.
Das ist alles damals geboren worden.
Das haben eben die Boomer gemacht.
Und die hören bis heute noch die gleiche Musik, die gegenwärtigen.
Und die Ausdrucksformen der Spätis und was ich was alles hier so gibt.
Das Nachtleben hat eigentlich damit zu tun.
Das ist auf der ganzen Welt berühmt geworden.
Und wir mittendrin.
Martin FischerIrre.
Eine ganz tolle Geschichte.
Vielen, vielen Dank, dass du sie erzählt hast.
Wir verlinken auf jeden Fall die Seite, die du erwähnt hast.
Wir verlinken auch noch, glaube ich, die Filme, die man sich bei den einzelnen Archiven vielleicht auch auf YouTube angucken kann.
Aram RadomskiGenau, es gibt diese mit Roland Zerfeld und diesen Wir sind das Volk heißt der Film, zwei Teile von 2001 war das gewesen.
Die gibt es jetzt auch auf YouTube oder in Mediatheken zu finden und so.
Aktuell wird gerade eine amerikanische Spielfilmproduktion, die diesen Zeitraum beschreibt, gemacht, die ungefähr dieselbe Geschichte erzählt, aber diesmal irgendwie so mit Format Tom Hanks oder sowas.
Die haben The Fall heißt der Film.
Der irgendwann auch in die Kinos kommt.
Irgendwie wird nächstes Jahr auch ein großer Dokumentarfilm über diese Zeit gemacht, wo ich da auch nochmal sehr ausführlich über all diese Niederungen und Höhen dieser Zeit spreche.
Weil über so eine Langzeitbeobachtung, die ganze fünf Jahre, habe ich da jetzt eine Dokumentarfilmproduktion mitgemacht.
Und wo wir das auch nochmal alles so ausleuchten.
Und ich glaube, das ist jedenfalls, glaube ich, für deine Zuhörer und so interessant, also die junge Generation nochmal eben darauf hinzuweisen, Also dass eben Zivilcourage und Offenheit sozusagen dem Leben gegenüber, sollte man nie vergessen, weißt du, dass Freiheit eben auch wertvoll ist, weißt du, und dass wir damals eben als junge Leute eben genauso dafür gearbeitet haben und gehofft haben, dass sich das irgendwie verbessert und verändert, das Leben.
Und die Hoffnung sollte man niemals aufgeben, weißt du, auch heute nicht.
Es ist nie zu spät, der zu sein, der man gerne immer gewesen wäre.
Martin FischerSchön.
Vielen, vielen Dank, Aram, für die Geschichte und alles Gute für die Zukunft.
Aram RadomskiJa, dir auch und deinen Leuten auch.
Martin FischerDankeschön.
Aram RadomskiOder uns allen.
Martin FischerDas wünschen wir uns.
Dankeschön.
Aram RadomskiBitte.
Martin FischerJa, das war die 117.
Folge von Staatsbürgerkunde.
Herzlichen Dank an meinen Gast Aram Radomski und herzlichen Dank auch an Verena, die mich auf eine Veranstaltung gebracht hat, auf der ich Aram kennengelernt habe.
Die Website mit den ganzen Fotos und Filmen von Aram, die habe ich verlinkt, wie auch überhaupt ganz viele Shownotes diesmal wieder in der Folge zu finden sind.
Schreibt mir gerne mal, wie ihr das findet.
Ich habe wirklich versucht, möglichst viele Begriffe, die der ein oder die andere vielleicht nicht kennen, mit Wikipedia-Links zu belegen und natürlich auch Personen, die erwähnt werden, nochmal zu referenzieren.
Also schreibt mir gerne, wie ihr das findet.
Und schreibt mir gerne auch, wenn ihr neue Ideen für Folgen von Staatsbürgerkunde habt.
Ihr erreicht mich über die Website www.staatsbürgerkunde-podcast.de Ihr könnt mir eine E-Mail schreiben an eingabe-at-staatsbürgerkunde.de, Oder ihr erreicht mich über Instagram, da ist der Handel at Ostsender und ich bin auch auf Mastodon bei Staatsbürgerkunde at podcasts.social zu finden.
Außerdem könnt ihr mich auch buchen für Workshops und Projekte im Geschichts- und Kulturbereich, also wenn ihr da eine Idee für ein Podcastprojekt habt, sei es für ein Museum oder eine kulturelle Einrichtung, dann schreibt mich auch gerne an und schaut dazu auch gerne auf meiner Website www.daselbst.de vorbei.
Ansonsten möchte ich mich wie immer bei euch allen bedanken, die ihr hier zugehört habt und den Podcast unterstützt.
Das könnt ihr machen per SEPA-Überweisung oder per Steady.
Gemacht haben das seit der letzten Aufnahme Jens, Henrik, Jessica und Martin, Silke, Claudia, Steffen, Sandy, Sandra, Stefan, Paul, Giesbert, Stefan, Jakob, Dirk und Jürgen.
Vielen, vielen herzlichen Dank.
Ihr helft dabei, dass ich hier die Serverkosten bezahlen kann, dass ich auch Phonik bezahlen kann, den Online-Dienst, der gerade bei dieser Folge nochmal richtig toll die Folge verbessert hat, denn wir saßen, wie gesagt, in einem Café und die ganzen Hintergrundgeräusche und die Tram und den Straßenlärm, den habe ich hoffentlich gut rausfiltern können, dank auch Phonik.
Also vielen, vielen Dank, dass ihr da unterstützt.
Und es ist auch vollkommen okay, wenn ihr nur zeitweise unterstützt oder auch sagt, hm, diesen Monat passt nicht oder ich setze mein halbes Jahr aus.
Ich freue mich auf jeden Fall über jeden Euro, den ihr in den Hut werft.
Ich bedanke mich auch recht herzlich beim DDR-Museum Berlin, das diesen Podcast unterstützt.
Da ist jetzt am 30.08.
die lange Nacht der Museen.
Da nimmt das Museum teil.
Und das DDR-Museum präsentiert an dem Tag eine Ausstellung oder eine Sonderaktion zum Thema Liebe.
Und es wird unter anderem der Film Sieben Sommersprossen gezeigt.
Ich weiß, dass meine Eltern, die einen Film als Teenager oder junge Erwachsene gesehen haben, also es ist wirklich ein Klassiker der DDR-Coming-of-Aid-Filmgeschichte.
Außerdem großes Dankeschön an die Grundschule in Friedrichsfehn.
Von den Schülerinnen und Schülern dort ist das Pausenklingeln, das das Intro für Staatsbürgerkunde bildet.
Und das war es auch schon von mir.
Ich sage nochmal vielen herzlichen Dank fürs Zuhören und freue mich schon auf die nächste Folge, die auch schon in den Startlöchern bzw.
In der Planung und Mache ist.
Also jetzt im zweiten Halbjahr gibt es auf jeden Fall einige Folgen Staatsbürgerkunde und ich freue mich auch, dass tatsächlich gerade wieder so viele spannende Gespräche stattfinden.
Ich hoffe, euch gefällt das auch und ihr seid beim nächsten Mal wieder mit dabei.
Macht's gut.
Vielen Dank.
Euer Martin.