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Weserfunk

·S11 E1

Mixed Zone mit Michelle Weiß

Episode Transcript

Lennart

Moin, liebe Hörer*innen.

In der neuesten Weserfunk-Mixed-Zone sprechen Basti und ich, Lennart, mit Michelle Weiß von den Werder-Frauen.

Nachdem sie den Verein letzten Sommer gen Süden verlassen hatte, ist sie nun zurück und unverzichtbar als Rechtsverteidigerin.

Wir sprechen mit ihr über ihre bisherige Karriere und die aktuelle Saison.

Besonderes Augenmerk legen wir dabei natürlich auf das neue TrainerInnen-Team um Fritzy Kromp und das anstehende Nordderby.

Viel Spaß beim Hören.

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Weserfunk Mixed Zone und zwar der ersten in dieser Saison 25/26 und heute sprechen wir, das ist einmal Basti, moin.

Basti

Moin.

Lennart

Und ich, Lennart, mit Michelle Weiß von Werder Bremen und freuen uns sehr, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten.

Hallo, Michelle.

Michelle Weiß

Moin, hi.

Lennart

Oder hörst du kaum noch Michelle eigentlich oder ist es uns immer Mischu?

Michelle Weiß

Ja, tatsächlich.

Also eigentlich kaum Michelle.

Also wenn Michelle gesagt wird, dann ist irgendwie noch ein bisschen Beigeschmack dabei, dass ich etwas falsch gemacht habe.

Deswegen gerne auch einfach Mischu.

Lennart

Okay.

Woher kommt der Spitzname?

Michelle Weiß

Tatsächlich von meinen Eltern.

Also schon als kleines Kind habe ich den bekommen.

Lennart

Genau, wir treffen uns jetzt hier online an einem Mittwochnachmittag in der Woche vor dem großen Nordderby.

Wo kommst du jetzt gerade her?

Wie sieht dein Tag gerade aus?

Michelle Weiß

Ich komme tatsächlich gerade von einer kurzen Mittagspause.

Ich habe gerade ein bisschen was gegessen.

Wir hatten heute Vormittag schon Training und Krafttraining gehabt.

Genau, also so sah jetzt gerade mein Tag heute aus.

Lennart

Genau, wir fangen jetzt ein bisschen an, erstmal auf deine Karriere bisher zu blicken, was du so erlebt hast.

Du hast, wenn man so nachschaut, bis du 14 warst in Oberzell gespielt und ich habe mich ein bisschen umgehört, weil tatsächlich eine Freundin von mir da auch aus Weingarten/Ravensburg kommt und die hat so überlegt, naja, okay, welche Vereine gibt es da?

Also es sind ja schon wirklich auch viele Spieler und Spielerinnen aus dem Gebiet gekommen, die dann eine Profikarriere geschafft haben, auch mit zum Beispiel Ömer Toprak, der das bei Werder auch geschafft hat in der Vergangenheit.

Ab wann wolltest du selber Profi werden?

War das für dich schon immer ein Ziel oder kam das erst im Laufe der Zeit?

Michelle Weiß

Ich würde mal behaupten, das kam erst im Laufe der Zeit.

Also es fing, glaube ich, erst damit an, als ich öfters mal bei den Spielen meinem Bruder dabei war und dann selbst in der Halbzeitpause mal ein bisschen gekickt habe oder auch davor.

Und ich glaube, irgendwann, wo man dann auch in die Talentsichtungen eingeladen worden ist, hat man dann gemerkt, hey, okay, ich glaube, das wird ein richtig guter Weg.

Und ich glaube, dann hat man sich auch dafür entschieden, dass man vielleicht gerne auch bis ganz nach oben in die Bundesliga schaffen möchte.

Lennart

Warst du dann von Anfang an schon Außenverteidigerin?

Michelle Weiß

Nee, tatsächlich nicht.

Ich habe, glaube ich, fast alle Positionen durchlebt, außer Torwart und Stürmer.

Aber ich habe eigentlich jede Position mal probiert und auch gespielt.

Aber ich glaube, auf der Außenverteidigerposition fühle ich mich aktuell auch sehr wohl und bin auch ganz zufrieden mit der Position.

Lennart

Was macht die für dich aus oder was gefällt dir besonders daran?

Michelle Weiß

Ja, vor allem halt auch jetzt so aktuell auch einfach, dass man viel selber auch den Ball hat, dass man aber auch seine defensiven Stärken zeigen kann.

Ich glaube, man hat einfach als Außenverteidiger jetzt in den letzten Jahren einfach viel mehr an diesem Offensiv-Fußball teil und ich glaube, das macht mir auch somit am meisten Spaß.

Lennart

Hörende des Weserfunks wissen auch, dass ich schon seit Jahren eigentlich immer so ein bisschen auf die Position der Außenverteidigerinnen bei Werder schaue, weil ich das Gefühl habe immer, dass relativ wenig im Kader waren über die letzten Jahre.

Und ich immer dachte, ach, das ist doch irgendwie so eine Position, wo irgendwie noch mehr Spielerinnen vielleicht nötig wären.

Und deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass du dann im Sommer zurückgekommen bist und auch für die andere Seite auch jemand neu verpflichtet wurde.

Einfach, ja, weil das, denke ich, eine wichtige Position ist, die auch an Notwendigkeit irgendwie gewonnen hat und wo natürlich auch irgendwie mal andere Spielerinnen aushelfen können, aber es ist schon was anderes, wenn jemand die regelmäßig besetzt und sich da auch dann zu Hause fühlt.

Du hast dann angesprochen, okay, du hast irgendwann so das Interesse entdeckt oder auch so gemerkt, okay, ich kann wirklich was und ich habe da Lust drauf, irgendwie diesen Weg in die Bundesliga zu versuchen.

Du bist dann erstmal nach München gegangen, zu Bayern II und nach drei Jahren dort dann zu Werder gekommen.

Wie kamst du zu Werder damals?

Was hat das für dich ausgemacht?

Wie war der Kontakt damals?

Michelle Weiß

Ja, ich habe mir tatsächlich in der Zeit, als ich in München gespielt habe, einen Berater zugelegt, weil einfach die Kommunikation früher einfach schwierig war.

Also ich glaube einfach, dass mit einem Berater die Kommunikation am Bundesliga-Verein einfach viel leichter funktioniert und dann haben wir halt einfach bei Werder mal angefragt.

Ich hatte dann ja auch ein Probetraining gehabt, was dann auch gut verlaufen ist.

Und ja, eigentlich war das dann eigentlich relativ klar, dass ich dann zu Bremen wechseln werde.

Lennart

Wie groß war die Umstellung?

Also du kommst ja nun mal vom Bodensee, also von der anderen Seite Deutschlands und dann plötzlich so im Flachland.

Also ich kenne das andersrum als Bremer, der irgendwie auch mal in Württemberg studiert hat.

Das sind schon Unterschiede, oder?

Michelle Weiß

Ja, doch total.

Aber ich glaube einfach, dass ich schon seit ich 15, 16 bin, von zu Hause ausgezogen bin, war das für mich irgendwie kein Problem, irgendwie auch ein bisschen weiter weg von zu Hause zu sein und ich habe hier auch relativ schnell, meine Freunde gefunden und es war für mich dann am Ende gar nicht so schwer, so weit von zu Hause weg zu sein und ich glaube heutzutage, wo man viel FaceTime kann, telefonieren kann, ist glaube ich auch nicht mehr so schlimm, wenn es dann acht Stunden Distanz von zu Hause sind.

Lennart

Gibt es denn Dinge, so Unterschiede, die du feststellst?

Alsovielleicht einerseits Sachen von zu Hause, die du vermisst, aber auch andererseits Sachen, die du hier wertschätzen gelernt hast?

Michelle Weiß

Ja, ich glaube auf jeden Fall, die Selbstständigkeit ist auf jeden Fall ein sehr großes Plus gewesen, wenn man von zu Hause ausgezogen ist.

Aber ich glaube, dass man halt trotzdem gerne bei seiner Familie ist oder bei seinen Schulfreunden von früher, dass man natürlich dadurch den Kontakt ein bisschen verloren hat.

Aber ja, ich glaube einfach, dass das halt so dieser Weg von einer Fußballkarriere einfach mit sich bringt.

Und ja, das haben ja alle sozusagen auch selbst gesagt, dass wir das wollen.

Und irgendwann mal halt in zehn Jahren.

Ich glaube, als Fußballer weiß man, dass man nicht für immer Fußball spielt und das wird sich auch alles wieder ändern und wo man dann wieder lebt, ob man dann wieder bei der Familie ist oder auch nicht.

Aber ich glaube, das ist halt auch einfach nur so ein kurzer Zeitraum, den man hat und den möchte man, glaube ich, auch einfach wertschätzen, dass man den Weg auch einfach gehen kann.

Lennart

Ich meine, du hast auch in einem anderen Podcast, wo du zu Besuch warst, auch erzählt, dass deine FreundInnen eigentlich auch immer Verständnis dafür hatten, dass du vielleicht nicht bei jedem Geburtstag mal dabei sein kannst, sondern irgendwie auch diesen Weg verfolgst und dich da auch unterstützt haben.

Und das klang so ein bisschen durch, dass sie da auch Verständnis für haben, wie die Situation dann ist, oder?

Michelle Weiß

Ja, total.

Ich glaube, solche Freunde braucht man auch, weil ich glaube, es wäre auf jeden Fall nicht gut, wenn sie dann am Wochenende sagen, ich finde es irgendwie ein bisschen blöd, dass du nicht kommen kannst.

Aber ich glaube, die verstehen das auch alle und schauen auch dann auch alle meine Spiele, wenn sie gerade mal Zeit haben.

Lennart

Ja, nachdem du dann drei Jahre in Bremen warst, hast du dich letzten Sommer entschieden, nach Hoffenheim zu wechseln und hast auch in einem Interview, ich glaube, ich weiß nicht, ob das mit DFB.de auf jeden Fall kürzlich veröffentlicht war, gesagt, dass es der richtige Schritt war.

Was macht für dich das aus?

Also, warum war der Schritt nach Hoffenheim richtig?

Und vielleicht auch vorher noch, warum hast du dich vor einem Jahr dazu entschieden?

Michelle Weiß

Ja, ich glaube einfach, dass der Weg für mich wichtig und richtig war, da ich einfach gerne noch mal was anderes sehen wollte.

So Hoffenheim steht ja auch einfach für diesen Offensivfußball und ich hatte das Empfinden, dass das mir noch mal ein bisschen mehr bringen würde, wenn ich ein bisschen mehr in mein Offensivspiel kommen könnte.

Und das ist, glaube ich, auch das, was ich auf jeden Fall mitgenommen habe, auch wenn ich nicht viel gespielt habe.

Aber ich glaube, wenn du ein ganzes Jahr lang auch richtig gut mittrainieren kannst, ich glaube, das bringt dich trotzdem auch weiter.

Und ich glaube, deswegen dachte ich mir so, komm, ich versuche den Schritt, auch wenn es am Ende dann vielleicht nicht diesen Effekt hatte, den ich mir erwünscht hatte mit mehr Spielpraxis.

Aber ich glaube, am Ende kann ich mir nichts vorwerfen, dass ich das nicht probiert habe.

Lennart

Und dann hast du jetzt in diesem Sommer entschieden, zurückzukommen.

Was war da für dich ausschlaggebend?

Michelle Weiß

Ja, ich fand, muss ich ehrlich sagen, Bremen, als ich gegangen bin, ich fand schon auch ein bisschen schade.

Aber umso froher war ich natürlich, dass ich ein Jahr später wieder kommen konnte.

Ich glaube, wenn man einmal in Bremen spielt, Ich glaube, man merkt, dass man es einfach auch vermissen kann.

Ich finde einfach, dass hier die Rahmenbedingungen natürlich noch besser geworden sind.

Auch die Stadionspiele, die hier stattfinden, ich glaube, das ist halt einfach immer ein Highlight.

Und das zieht, glaube ich, auch einfach die Spielerinnen hier an.

Lennart

Welche Rahmenbedingungen, an welche denkst du da so, wenn du das jetzt nennst als einen der Gründe?

Michelle Weiß

Ja, einfach, dass wir einen eigenen Gym haben, dass wir hier eine Verpflegung bekommen haben.

Also es sind schon viele Sachen, die hier jetzt einfach angepasst worden sind, auch bezüglich, dass wir nicht mehr nachmittags so viel trainieren, sondern auch vormittags einfach, so gesagt, einfach professioneller.

Lennart

Und ja, so im Vergleich zu Hoffenheim, also ich kenne mich natürlich jetzt in Hoffenheim viel weniger aus als in Bremen.

Gibt es da noch so Dinge, die du dir vielleicht auch wünschst, dass Werder die bald umsetzen kann?

Oder auch mehr so dieses, eigentlich hat Werder total viel auf dem Weg, dass du das gar nicht so vergleichen würdest?

Michelle Weiß

Ich würde es tatsächlich gar nicht vergleichen, weil ich finde, dass die Vereine tatsächlich sehr ähnlich von den Rahmenstrukturen aus sind.

Lennart

Ein Punkt, den ich mir auch vorstellen könnte, dass das vielleicht ein ausschlaggebender Grund war, nach Bremen zu kommen, ist, also du hast ja gesagt, Du bist nach Hoffenheim gegangen, um da auch deine offensiven Qualitäten zu verbessern.

Und jetzt hat im Sommer ja auch auf der Cheftrainer in Position Wechsel in Bremen stattgefunden.

Und so von außen wirkt es zumindest so, dass Thomas Horsch schon eher für defensive Stabilität stand, die dann natürlich auch offensiv sich verbessert hat über die Jahre.

Aber dass Fritzy Kromp da nochmal offensiver rangeht, war das auch ein Punkt, dass du gedacht hast, ah, warte mal, ich muss das vielleicht gar nicht anderswo, diese Offensivqualitäten lernen, sondern in Bremen ist da jetzt auch ein neuer Ansatz, wo ich auch da mich wirklich doll nochmal weiter verbessern kann?

Michelle Weiß

Ja, doch, ich glaube, auf jeden Fall war das auch ein Grund, warum ich hierhergekommen bin.

Auch einfach, ja, ich glaube, durch den Trainerwechsel bzw.

Durch die Spielphilosophie habe ich mich auf jeden Fall bei ihr sehr aufgehoben gefühlt.

Und ja, also deswegen ist es auch ein guter Grund gewesen, einfach auch wieder nochmal von Null zu starten.

Einfach nochmal einen neuen Trainer, eine neue Trainerin und von Null zu starten und zu schauen, wie funktioniert das hier.

Lennart

Ja, du bist ja jetzt auch, seitdem du zurückgekehrt bist, absolute Stammspielerin auf der Rechtsverteidigerin-Position.

Gab es da vorher irgendwie Absprachen, Versprechungen?

Also wie laufen solche Gespräche ab, wenn man Spielzeit vielleicht auch mehr sucht, dass man dann überlegt, gehe ich zurück oder ist mir das zu riskant oder suche ich einen anderen Verein?

Wie waren da die Gespräche über deine Rolle im Team?

Michelle Weiß

Ich glaube eigentlich ganz neutral, um ehrlich zu sein.

Also ich glaube, kein Trainer verspricht dir Anfang der Saison, dass du in der Saison einen Startplatz hast.

Aber ich glaube, das Ausschlaggebende war einfach, dass man offen kommuniziert hat, dass man sich einfach durch das Training beweisen kann und dass jede Woche einfach neu gewertet wird.

Und ich glaube, das ist einfach ein fairer Grund auch im Leistungssport, einfach mit so einer Herangehensweise auch Spielerinnen einfach zu holen.

Ich glaube, das ist einfach ein Grund gewesen, warum ich gesagt habe, hey, okay, ich habe hier eine neue Trainerin, ich kann hier von null starten und jede andere Person auf dem Feld startet auch von null, weil einfach niemand sie als Trainerin vorher hatte jetzt in der Bundesliga.

Und ja, ich glaube einfach, das war so auch ein Grund, warum ich gesagt habe, hey, hier hast du einfach eine neue Chance.

Lennart

Wie ist denn die Zusammenarbeit jetzt so in den ersten Monaten?

Also vor allem mit dem neuen Trainer in dem Team?

Michelle Weiß

Auf jeden Fall sehr gut.

Also unser Trainerteam harmoniert perfekt zusammen, auch zum Team, finde ich.

Und ich glaube, dass wir auch jetzt gerade erst am Anfang sind und dass da auch noch sehr viel auf uns zukommen wird, was auf eine sehr positive Richtung hingehen wird.

Lennart

Neben Fritzy Kromp sind ja auch noch Björn Bremermann und Michaela Specht neu zu Werder gekommen.

Wie sind so die Rollen verteilt eigentlich im Team?

Also gibt es da klare Sachen, okay, eine Person kümmert sich um Standards, eine vielleicht mehr um defensiv, offensiv, also gibt es da so klare Rollen?

Michelle Weiß

Ja, schon, aber ich finde eigentlich tatsächlich, dass trotzdem das ganze Trainerteam immer so alle Bereiche abdeckt.

Also es ist jetzt nicht nur, die eine Person macht das, die andere Person macht das.

Also am Ende erklärt natürlich nur eine Person die Standards, aber ich finde schon, dass das Trainerteam sich da zusammensetzt und dann überlegt, so hey, was ist das Beste, was uns jetzt am Wochenende, Standardtor bringt.

Lennart

Und dann eine weitere Frage hätte ich auch noch.

Du hast auch in einem Interview gesagt, dass jetzt natürlich irgendwie ja, Fritzy Kromp ist eine Trainerin, aber im Prinzip ist es einfach nur eine Person, die uns vorgibt, wie wir Fußball spielen wollen.

Und es ist jetzt nicht super besonders, dass sie eine Frau ist, aber trotzdem hast du angemerkt, so die Kommunikation von Frau zu Frau ist schon auch irgendwie anders.

Also inwiefern ist das anders für dich?

Michelle Weiß

Ja, ich glaube, ich hatte das damals gesagt, weil ich das Gefühl habe, dass man sich so besser in jemanden reinversetzen kann.

Also einfach, dass eine Frau weiß, was der Gegenüber von einem möchte.

Also das kann ich jetzt auch nur aus meinem Empfinden so sagen, aber so ist auch mein Gefühl einfach.

Lennart

Ja, und als weitere Frage auch, es wird häufig betont, auch von Fritzy Kromp, dass Dinge wie zum Beispiel ein Matchplan auch viel zusammen mit dem Team entwickelt würden.

Kannst du das so ein bisschen erläutern, wie funktioniert das, dass ihr euch da einbringen könnt, vielleicht eure eigenen Ideen nennen, wo ihr denkt, ah, da hätten wir vielleicht eine Chance gegen den kommenden Gegner?

Michelle Weiß

Ja, also wir reden einfach schon drei, vier Tage vorher, über unsere Taktik und werden dann auch selbst gefragt, einfach auf dem Trainingsplatz, wenn wir die Situation stellen, ob das für uns so vom Gefühl her einfach passt und wenn es uns zum Beispiel nicht passen würde, könnten wir auch einfach sagen, dass wir gerne, die ein oder andere einfach ein bisschen anders machen würden.

Also da ist die Zusammenarbeit auf jeden Fall da und klappt auch ganz gut.

Lennart

Und was ich auch so mitbekommen habe, ist, dass ihr jetzt mittlerweile auch viel mehr Zeit am Stadion verbringt, im Prinzip den ganzen Tag.

Wie ist da so deine eigene Erfahrung?

Also wenn zum Beispiel, ich weiß nicht, ob du noch aktuell neben dem Sport was anderes machst, irgendwie beruflich oder weiterbildungsmäßig, aber es betrifft ja auch einige andere Spielerinnen.

Wie kann man da noch was für die eigene Zukunft machen oder seid ihr da wirklich rund um die Uhr eigentlich im Stadion?

Michelle Weiß

Ich bin tatsächlich eine davon, die noch nebenbei ein bisschen was macht.

Ich glaube, wir sind so fünf bis acht Spielerinnen, die glaube ich nebenbei noch ein bisschen was machen.

Ich mache tatsächlich aber nur einen Minijob auf zehn Stunden die Woche.

Also von dem her passt das eigentlich ganz gut zeitlich.

Aber man muss schon sagen, dass man viel mehr Zeit jetzt am Stadion verbringt.

Aber für meine Verhältnisse finde ich es eigentlich auch vollkommen okay, weil das einfach auch unser Beruf ist.

Also unser Beruf ist einfach wie Fußballerin und ich glaube, wenn andere Leute halt acht Stunden am Tag arbeiten, dann ist das auch normal, dass wir fünf bis acht Stunden auch am Stadion sein werden.

Also von dem her, ja, ich glaube, das ist schon auch der richtige Weg, den man hier geht.

Lennart

Es ist ja auch wirklich ein großer Unterschied.

Also wenn man zurückschaut in deiner Zeit bei Bayern II, hast du noch erzählt, du hast da noch gar kein Gehalt bekommen, weil du nicht in der Auswahl gespielt hast.

Und wenn man jetzt so, einfach in wenigen Jahren die Entwicklung anschaut, ist das ja wirklich was Besonderes so, dass man da jetzt voll von leben kann und das richtig als Beruf macht und nicht nur als sehr engagiertes Hobby.

Michelle Weiß

Ja, total.

Also es ist, glaube ich, auch einfach der richtige Weg, was der Brandfußball gerade einschlägt, finde ich.

Lennart

Wenn wir kurz ein bisschen aufs Team blicken.

Eine Frage haben wir von einem Hörer bekommen, der wissen wollte, wer die positiv Verrückteste im Team ist.

Wen würdest du da nennen?

Michelle Weiß

Ich glaube, ich hätte tatsächlich zwei im Kopf, wenn ich sagen darf.

Also einmal finde ich auf jeden Fall Medina Dešić und Juliane Wirtz.

Also wenn die in die Kabine reinkommen, ich glaube dann, wenn man einen schlechten Tag hat, dann hat man danach keinen schlechten Tag mehr.

Lennart

Sehr gut.

Bisher läuft es ja auch ganz gut, dass ihr sehr viele Spiele gewinnen konntet oder auch unentschieden gespielt habt, jetzt seit dem Sommer, gibt es wahrscheinlich gar nicht so viele schlechte Tage, auch wenn es jetzt zuletzt gegen die Top-Teams nicht mehr so ganz rund lief.

Aber die sind ja jetzt auch erstmal abgehakt.

Wenn wir über die kommenden Gegner sprechen, beziehungsweise den kommenden Gegner, dann ist es jetzt so, dass das große Spiel gegen den HSV ansteht.

Kannst du uns mal so ein bisschen mit reinnehmen?

Also es ist jetzt Mittwoch, am Samstag ist das Spiel, aber wie läuft so eine ganze Woche ab vor einem Nordderby?

Michelle Weiß

Tatsächlich sind die Abläufe gar nicht so anders wie bei einem Nicht-Nordderby, sagen wir mal so.

Ja, wir haben einfach nach dem Tag, nach dem Spiel, Training, haben einen Tag frei und dann trainieren wir eigentlich komplett durch bis zum Spieltag.

Der einzige Unterschied ist einfach nur, dass wir diese Woche einfach einmal noch im Stadion trainieren, einfach um zu gucken, wie der Platz ist und alles andere bleibt tatsächlich gleich.

Lennart

Aber gibt es dann, also es werden ja sicherlich in den Trainingseinheiten auch Schwerpunkte gesetzt, ist das über die Wochen relativ ähnlich oder gibt es da dann nochmal oft Anpassungen daran, welche Dinge jetzt auf der Agenda stehen?

Michelle Weiß

Nö, ich finde eigentlich, dass es sehr ähnlich, also jede Woche eigentlich ähnlich.

Lennart

Es ist aber trotzdem auch so, dass genügend Abwechslung reingebracht wird, dass es sich nicht immer wie das Gleiche anfühlt wahrscheinlich.

Michelle Weiß

Ja, auf jeden Fall.

Lennart

Genau, jetzt am Samstag sieht es, denke ich, gut aus, dass du auch dein erstes Stadionspiel von Anfang an machen kannst.

Ich hatte nachgeschaut, also gegen Freiburg warst du noch auf der Bank beim ersten Weserstadionspiel und dann gab es in der Saison danach ja zwei Spiele gegen Köln.

Erst in Bremen, wo du eingewechselt wurdest und in Köln dann auch.

Und jetzt letzte Saison, als Werder mehrere Stadionspiele hatte, warst du nicht dabei.

Also wie ist so die Anspannung und auch Vorfreude?

Oder was sind so deine Gefühle jetzt, wo du gute Chancen hast, das erste Mal auch von Beginn an dann im Weserstadion auflaufen zu können?

Michelle Weiß

Aktuell eigentlich noch ganz normal, muss ich sagen.

Ich glaube, die Aufregung würde wahrscheinlich erst am Samstag kommen, wenn man auch wirklich schwarz auf weiß weiß, dass man spielt.

Aber sonst eigentlich, ich glaube einfach wir freuen uns einfach alle auf dieses Event.

Lennart

Also das heißt die Aufstellung kriegt ihr immer erst an direkt vor dem Spiel oder gibt es auch manchmal schon irgendwie am Abend vorher, dass irgendwie gesagt wird, wer eingesetzt wird?

Michelle Weiß

Ne, tatsächlich erst am selben Tag vom Spiel.

Lennart

Und jetzt für dieses Spiel vor einer großen Kulisse ich habe auch vorher schon in Interviews gehört von Spielerinnen, dass es gerade diese Lautstärke, was ist, wo man sich wirklich dran gewöhnen muss?

Rieke Diekmann hat jetzt auch im Werder Wortwechsel-Podcast nochmal erzählt, dass sie vielleicht über Handzeichen nachdenkt.

Habt ihr euch da schon was ausgedacht, wie ihr kommunizieren könnt, wenn man sich nicht mehr normal durch Zuruf verständigen kann?

Michelle Weiß

Ne, da haben wir noch nicht drüber gesprochen.

Aber es ist, glaube ich, eine ganz gute Idee mit Handsprache.

Aber man muss schon sagen, dass eigentlich die letzten Heimspiele oder auch Auswärtsspiele wir ja immer sehr zahlreiche Fans da haben und dass da die Kommunikation schon ein bisschen schwieriger ist, aber ich glaube, das kriegen wir ganz gut hin.

Lennart

Bestimmt.

Also ich meine, es gibt ja jetzt auch schon ein bisschen Erfahrungen aus den letzten Saisons.

Wenn du persönlich jetzt auf das Spiel schaust, hast du da dir auch konkrete Dinge vorgenommen?

Dinge, auf die du besonders achten möchtest jetzt in deinem Spiel am Samstag?

Michelle Weiß

Tatsächlich habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht.

Nee, ich hoffe einfach nur, dass wir einfach gemeinsam als Team ein gutes Spiel spielen werden und hoffentlich dann auch die drei Punkte am Ende mal auf dem Konto stehen haben.

Basti

Jetzt ist es ja nicht nur ein Nordderby, sondern ja auch für den HSV, ebenso wie für uns.

Aber glaubst du, ist es für den HSV als Aufsteiger nochmal besonders schwer, so ein Spiel?

Oder ist es dann gerade, weil es ein Derby ist, egal?

Michelle Weiß

Schwierige Frage, aber ich glaube tatsächlich, dass es am Ende dann egal ist.

Ich glaube, so ein Nordderby ist schon nochmal aussagekräftiger.

Und ich glaube, beide Mannschaften wollen dieses Derby einfach nur gewinnen.

Aber ich glaube einfach, dass beide Mannschaften alles reinschmeißen werden, was sie haben.

Basti

Man könnte jetzt ja, wenn ich mal so ein bisschen die Vereine vergleiche, man guckt an, okay, Werder hat mehr Tore geschossen, Gegentore ungefähr, fair ähnlich.

Jetzt hat Hamburg schon zwei zu Null Spiele und wir noch keins.

Das ist natürlich das, wo man sagt, das wäre jetzt eine gute Gelegenheit vielleicht, damit anzufangen, das erste zum Spiel direkt im Nordderby vielleicht.

Wie erwartet ihr, also was glaubst du, dass sie sich hinten reinstellen werden und vom Auswärtspublikum quasi erwarten wird, von euch das Spiel zu machen?

Michelle Weiß

Schwierig.

Also ich glaube tatsächlich, dass Hamburg sehr über die Zweikampfstärke kommen wird, glaube ich, viel auf Konter spielen wird, aber uns natürlich auch spielen lassen wird.

Aber ja, ich glaube, das sind halt auch immer nur, also es kann am Wochenende komplett anders sein.

Man analysiert die Spiele davor, man sieht, was sie auf den Platz bringen, aber es kann natürlich sein, dass sie am Samstag eine komplett andere Taktik haben werden.

Basti

Ja, das stimmt.

Ich glaube, im Durchschnitt hat HSV 35% Ballbesitz, ihr 45%.

Werder spielt genauere Pässe, auch kurze und lange Bälle.

Von daher auf dem Papier würde man schon sagen, dass man da einen gewissen Vorteil hat.

Neue Trainerin ist ja auch beim HSV, hat einige Spielerinnen mitgebracht aus Österreich und die sie schon kannten gegenseitig und das scheint ja auch einigermaßen gut zu funktionieren am Anfang.

Wer da so statistisch raussteht, ist Svea Stoltd mit zwei Toren, zwei Assists.

Die ist erst 19.

Hast du die schon mal irgendwo, gegen die schon mal gespielt?

Kennst du die so ein bisschen?

Michelle Weiß

Ich muss tatsächlich sagen, dass ich sie, glaube ich, nicht kenne.

Basti

Ja.

Michelle Weiß

Ich glaube, ich habe tatsächlich noch gar nicht gegen Hamburg gespielt in meiner Laufbahn.

Also sogar das erste Mal jetzt.

Basti

Ja, finde ich interessant.

Also die spielt ja eigentlich relativ defensiv verankert und ist sehr, sehr, bislang zumindest sehr, sehr effektiv und schon einige Score-Punkte gesammelt.

Von daher, ich bin sehr, sehr gespannt.

Was man da erwarten wird, ist schwierig, weil solche Spiele gerade immer noch mal irgendwie wieder aus der Regel rausfallen, weil es einfach besondere Spiele sind.

Und dementsprechend, ja, aber ich glaube schon, dass man sagen kann, dass Werder da als Favorit oder dass ihr als Favorit reingeht oder nicht.

Hast du nicht das Gefühl?

Michelle Weiß

Doch, also auf jeden Fall.

Ich glaube, es wäre auch falsch zu sagen, wenn wir nicht der Favorit wären.

Also ich glaube, dass, ja klar, also die letzten Spiele waren wir natürlich nicht der Favorit, aber ich glaube, jetzt kommen einfach wieder Spiele, wo wir sagen können, wir sind der Favorit und wir wollen jetzt wieder unsere positive, also uns einfach die positiven Spiele jetzt wiederholen, wo wir auch einfach punkten können.

Basti

Ja, klar, Wolfsburg und Bayern haben natürlich irgendwie sehr schwierige Spiele.

Bayern, das habe ich gestern, glaube ich, 7:1 verloren in der Champions League gegen Barcelona und in der Bundesliga noch kein einziges Gegentor gekriegt.

Kurz mal aus diesem Rahmen raus, wie beängstigend ist denn das eigentlich, wenn man sich das anschaut, dass Barcelona in der Lage ist, sieben Tore gegen diese Mannschaft zu schießen und in der Bundesliga schafft es keine?

Michelle Weiß

Also ich glaube, Barcelona ist halt wirklich eine Weltklasse Mannschaft, finde ich.

Also man hat einfach gestern auch wieder gemerkt, dass da einfach auch ein Stück fehlt.

Also was bei Bayern auch einfach ein Stück fehlt.

Und ich glaube, dass wir uns einfach ganz gut immer an solchen Gegnern messen können, was vielleicht bei uns noch nicht so rund läuft.

Und ich glaube, das hat wahrscheinlich Bayern gestern bei Barcelona auch gedacht, dass sie sich das wahrscheinlich jetzt analysieren werden und sich jetzt auch fragen, okay, was fehlt denn noch für diese Weltklasse.

Lennart

Ja, eine Frage auch, wo Basti gerade die neue Trainerin in Hamburg angesprochen hat, habe ich mich gefragt, habt ihr euch bei Chiara noch Tipps geholt?

Also wenn mich nicht alles täuscht, war sie doch vorher von ihr trainiert in Österreich?

Michelle Weiß

Gute Frage.

Ich glaube, vielleicht ist das intern vielleicht eine Frage gewesen von Fritzy an Chiara, aber ich habe mal noch nichts mitbekommen.

Lennart

Okay, aber gut, du hast auch erzählt, ihr macht viele Einzelgespräche.

Und du hast auch gleich noch ein Gespräch mit der Trainerin vor dir, wo ihr dann über den Samstag sicherlich auch sprecht und schaut, wie ihr das angeht.

Wenn du auf die weitere Saison schaust, gibt es bei dir so konkrete Ziele, die du da setzt?

Also sowohl mit dem Team allgemein, aber vielleicht auch persönlich für dich?

Michelle Weiß

Ja, auf jeden Fall mit dem Team wollen wir noch eine bessere Saison spielen als letzte Saison.

Also einfach diese Punktemarke knacken.

Ja, persönlich einfach, klar, gesund bleiben, fit bleiben und so viel spielen wie möglich.

Lennart

Ja, wir wünschen dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg dabei.

Ich weiß nicht, ob du die Zahl weißt oder ob du sie sonst schnell zugewunken bekommst.

Wie viele Tickets schon jetzt mittlerweile für Samstag verkauft sind?

Mein letzter Stand ist so um die 30.000.

Wahrscheinlich sind es jetzt noch ein paar mehr geworden.

Weißt du das?

Michelle Weiß

Also ich habe zugeflüstert bekommen, 31.000.

Lennart

Okay, also Tausend sind dazugekommen.

Ja.

Fehlen natürlich immer noch ein paar, um es voll zu machen.

Und deswegen auch nochmal wieder der Aufruf auch an alle Werder-Fans, sich das nicht entgehen zu lassen am Samstag und dabei zu sein, wenn das erste Nordderby der Frauen stattfindet im großen Weserstadion.

Vielleicht magst du Menschen auch noch was mitgeben.

Warum denkst du, lohnt es sich, am Samstag vor Ort zu sein?

Michelle Weiß

Ja, ich glaube einfach, dass es sich lohnt, es wird einfach ein Highlight sein, auch einfach die Frauen in einem großen Stadion zu sehen und ich glaube einfach, dass wir es auch einfach verdient haben, bei großen Kulissen und vor einem ausverkauften Stadion einfach mal zu zeigen, was wir drauf haben und am Ende dann hoffentlich auch einfach gemeinsam die drei Punkte zu genießen.

Lennart

Da hoffen wir alle gemeinsam drauf und wünschen viel Erfolg und danken dir für deine Zeit.

Danke, Mischu.

Michelle Weiß

Vielen Dank.

Gerne.

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