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Klagelieder: Warum Wut und Trauer auch im Glauben Raum haben darf

Episode Transcript

Hallo und herzlich willkommen zurück am Lagerfeuer.

Schön, dass du wieder dabei bist und auch neu mit dabei bist.

Herzlich willkommen.

Mein Name ist Evelyn Baumberger, ich bin Theologin und Co-Leiterin des Reflap.

Das ist kurz für Reformiertes Labor und wir probieren Dinge aus.

Wir sind das digitale Lagerfeuer der reformierten Landeskirche Zürich.

Und hier bist du beim Podcast für spirituelle Nomadinnen.

Wenn du interessiert bist an Spiritualität, an Glaube und das Spezifische in einer christlichen Tradition, die ich hier in meinem Podcast unter freiem Himmel beleuchtet, dann bist du hier ganz richtig.

In dieser Folge geht es ums Reflex Podcast Festival, das zum zweiten Mal stattgefunden hat.

Da gebe ich dir einen Blick hinter die Kulissen und meine Highlights.

Und weil ich am Festival auch selber einen Workshop gemacht habe, wird auch das hier das Thema sein.

Ich trage da ein bisschen zusammen, was ich da für den Workshop vorbereitet habe.

Das Festival Motto war, alles wird gut.

Und im Workshops ging es darum, was eben ist, wenn nicht alles gut ist, wenn es was zu Betrauen oder Beklagen gibt, wenn Dinge schwierig sind im Leben.

Und da habe ich mir das biblische Genre der Klage-Lieder oder Klagepsalmen näher angeschaut.

Und die Input, die ich dort am Workshop gebracht habe, gebe ich hier heute in Podcast Form weiter.

Schön, dass du dabei bist.

Das Lagerfeuer für Nomadenkristin.

Anfang September fand zum zweiten Mal das Refler Podcast Festival statt.

Wir haben das letztes Jahr schon mal gemacht und weil das so toll war, Menschen aus der Community Live zu sehen und Freundinnen aus der Podcast Szene zu treffen und zusammenzubringen, haben wir das wieder gemacht.

Diesmal in einer größeren Location im Kulturareal Mühle Tiefenbrunnen, was an diesen Spätsommertagen wirklich eine wunderbare Location war.

Über zwei Tage hinweg gab es ein Programm aus dem Achtzehn Live Aufnahmen.

von Podcastformaten und eben eine Anzahl Workshops.

Da gab es Meditationen, Resilienz, Workshops mit einem Psychologen.

Es gab einen Schreibworkshop und einen Workshop für Podcasterinnen und solche, die es werden wollen.

Wir vom REFLAB Team haben da ganz viele Gäste eingeladen, und zwar andere Podcasts, die zum Thema alles wird gut, Resilienz, Spiritualität, Hoffnung, aber auch Gesellschaft und Politik etwas zu sagen haben.

Da waren Podcasts dabei, wie zum Beispiel die sogenannte Gegenwart, den ich selber sehr gerne höre.

Und das ist schon speziell, jetzt die Livefolge vom Podcast Festival nachzuhören.

wo Sie auch kurz das Reflab erwähnen und ein bisschen auch die Atmosphäre von diesem Podcast-Festival schildern.

Hört doch mal rein, ich verlinke dir diese Folge auch in den Notizen.

Wir vom RevLab-Team haben jeweils bei den Live-Aufnahmen die Zuschauerinnen und Zuhörenden begrüßt und wieder verabschiedet und kamen deswegen selber auch in den Genuss von ganz vielen spannenden Gesprächen.

Ein Highlight für mich war zum Beispiel Erleuchtung Garantiert, ein religionswissenschaftlicher Podcast kurz und knackig, wie ich das mag, diesmal mit einer live etwas längeren Folge.

Dort zu Gast war die Religionswissenschaftlerin Dunia Schabbat da und es ging um Gaming und Religion und das war für mich sehr spannend, weil ich selber keine Gamerin bin und sich da für mich ganz neue Horizonte eröffnet haben.

Wirklich spannend und höherempfehlung dieser Podcastfolge ist noch nicht draußen.

Du findest aber alle Folgen vom Festival auf refler.ch und dann oben unter Themenwelten.

Dann gibt es einen Bereich Podcast Festival und dort sind alle Aufnahmen vom Festival dabei.

Du kannst die dort Nachhören und ich werde das auch tun für die Aufnahmen, bei denen ich selber nicht dabei war.

Es war einfach zu viel los.

Man könnte nicht überall dabei sein und dann war es auch ein Stück weit so was wie ein Klassentreffen, wo wir dann mit Leuten wie schöner Glauben, ja, sondern Sarah draußen beim Bier gesessen sind oder mit Horsen und Hobi oder Marco Michalsig und den Jungs von Hossa Talk.

Das war auch ein ganz besonderer Teil des Festivals für mich.

Eine zweite Höhrempfehlung, wenn du Podcast nachhören möchtest, ist der von hundertdreienvierzig.ch, der da gebotenen Hand.

Der Podcast heißt Shit wie weiter und da geht's um schwierige Lebensgeschichten.

Und da war am Festival eine Frau zu Gast, die hat in ihrem Leben wirklich sehr Schweres erlebt, war lange Zeit suicidal und hat erzählt, wie sich das so anfühlte für sie und was für sie ...

ihr Leben verändert und auf den Kopf gestellt hat, im positiven Sinne.

Auch das ist eine höherempfehlung.

Es beeindruckt mich sehr, wie der Moderator Tobi Grimm diese Geschichten auch hält und mitträgt in dieser Stunde, dass man sich als Zuhörende des Podcasts auch so mitgenommen und ein bisschen geführt fühlt und nicht verloren geht in diesen schwierigen Geschichten.

Tobi und ich haben uns an einer früheren Arbeitsstelle mal so ein bisschen gekreuzt und das war für mich wirklich das schönste am Festival Alte und neue Bekannte zu sehen.

Ich habe einige Leute neu kennengelernt bzw.

erst zum ersten Mal live.

gesehen, die ich aus der digitalen Welt schon ganz lange kannte, zum Beispiel Cornelia Diethelm und Sarah Genner vom Podcast Diethelm und Genner, wo es um KI-Companions ging in der Live-Folge, das ist so mein Go-to-Podcast, wenn es um die digitale Welt geht.

Ich kenne die beiden schon seit wahrscheinlich ungefähr zehn Jahren von damals noch Twitter und das war toll.

Ja, solche Personen einmal live zu erleben und mal die Hand zu schütteln und sich austauschen zu können.

Dann gab es für mich noch ein ganz schönes Erlebnis, weil ich eine Person wieder sah, von der ich nicht wusste, woher ich sie kenne.

Und als wir uns dann unterhalten haben und versucht haben, dem auf die Spur zu kommen, wo sich unsere Wege schon mal gekreuzt hatten, führte uns das über zehn Jahre zurück nach Südostasien.

Also wirklich tolle Begegnungen an diesem Festival.

Und zu guter Letzt hatte ich heute Morgen, als ich nach einer Woche Weiterbildung wieder ins RevLab kam, einen großen Umschlag auf dem Tisch mit einem handgeschriebenen Brief.

von jemandem aus der Podcast-Community, wenn du das hörst.

Vielen, vielen Dank.

Du kriegst noch eine Antwort von mir.

Es war sehr besonders, mal einen Kommentar zu einer Folge nicht als digitalen Text zu erhalten, sondern als handgeschriebener Brief.

Richtig, richtig schön.

Alles wird gut.

Das war das Festival Motto.

Und natürlich haben wir uns überlegt, gilt das so?

Kann man das so setzen?

Ist das zu naiv?

Ist das provozierend?

Und wir haben das ...

Ganz bewusst von Anfang an auch kontrovers diskutieren wollen.

Wir hatten hinter den Kulissen mal eine Weile die Idee, damit Satzzeichen zu arbeiten.

Also alles wird gut ausrufe zeichen oder wird alles gut mit Fragezeichen oder irgendwie drei Punkte oder so an den Schluss zu stellen.

Und das wurde auch von den Gästen von den Gast-Podcasts am Festival häufig aufgegriffen.

Diese Störgeräusche haben es schöner Glauben genannt.

Bei diesem Slogan alles wird gut.

In meinem eigenen Workshop, das war der erste Workshop am Raffler-Podcast-Festival-Zwanzig-Fünfundzwanzig, habe ich ebenfalls dieses Thema von der kritischen Seite aufgenommen oder mit der Frage, was ist, wenn eben nicht alles gut wird.

Und zwar habe ich mir da überlegt, was zu den biblischen Klage-Liedern Klage-Psalmen zu machen.

Es ging um die Frage, was ist, wenn es eben nicht gut ist.

Was ist, wenn ich in die Welt schaue und das belastet mich, wenn ich Kriegsgeschichten lese in den Medien, wenn ich höre, wie es der Bevölkerung in Gaza geht aktuell, aber auch an verschiedenen anderen Brennpunkten der Welt.

Es bewegt mich, was passiert.

mit den politischen Umweltsungen in den USA, wie kann ich auch als gläubige Person damit umgehen?

Und weil die Bibel voll ist von Erfahrungen von Menschen mit Gott, habe ich natürlich wie hier im Podcast auch meistens einen Blick in die Bibel geworfen und habe eben das Genre der Klage-Lieder gefunden und Klagepsalmen.

Salmen sind eigentlich auch Lieder und deswegen immer diese Doppel- und Klage-Lieder und Klagepsalmen.

Meine Frage war, was nützt Beten, wenn es nicht gut ist?

Und weil die Klagerlieder und Klagerpsalmen, das werden wir noch hören, auch eine literarisch spannende und kunstvolle Seite enthalten, habe ich mir Unterstützung geholt.

Und zwar in der Person von Tamara Bopart von Central Arts.

Sie schreibt und singt und macht Kunst.

Und wir haben diese Frage dann eben auch aus ihrer Perspektive gestellt, was nützt Kunst, wenn es nicht gut ist?

Und haben da im Workshop zwei Impulse gemacht.

Ich kann ihren Teil des Workshops natürlich hier nicht reproduzieren, aber Tamara hat zum Beispiel darüber gesprochen, dass Kunst drösten kann, weil sie Worte und Bilder findet für etwas, wofür man selber keine Worte hat.

Sie hat von einer Bekannten erzählt, die eine Angehörige mit einer sehr schweren Diagnose hatte, der einen Roman am besten geholfen hat.

Ein Roman, eine fiktive Geschichte, die er aber trostgespendet hat.

Tamara hat auch Studien zitiert, ganz spannend.

Eine Studie zum Beispiel aus dem Jahr zwei Tausendundzehn, wo Frühgeborene mit Mozartsonaten eine halbe Stunde pro Tag unterhalten wurde.

Und die Frühgeborenen haben weniger Energie gebraucht.

Sie waren anscheinend ruhiger und mussten deswegen auch weniger Nahrung zu sich nehmen, um gut zu wachsen.

Und konnten so früher aus dem Spital, aus der neugeborenen Abteilung nach Hause.

Das fand ich total spannend.

Diese Zusammenhänge, die teilweise erforscht sind und teilweise auch sehr intuitiv sind.

Warum hilft mir Kunst?

Warum gibt mir das Resilienz oder Hoffnung?

Als ich diese Podcastfolge schon fertig aufgenommen habe, hat Tamara ihrerseits einen Blogartikel zum Thema unseres Workshops verfasst und hochgeladen.

Sie liest ihn auch vor auf der Website und das klingt dann so.

Es ist still im Raum.

Nur das Kratzen und Gleiten von Bleistiften und Kugelschreibern auf Papier ist zu hören.

Knapp zwanzig Workshop-Teilnehmende schreiben einen Beschwerdebrief.

Adressat, Gott, eigene Empörung Richtung Himmel schleudern, auch bekannt unter dem Schore Klagepsalm.

Ganz zum Schluss des Workshops werden einzelne Fragmente in der Gruppe geteilt.

Wenn du den Rest auch nach hören oder lesen möchtest, ich habe dir Tamaras Blog-Post in den Notizen zu dieser Folge verlinkt.

Manchmal auch verzweifelt, das ist etwas Urmenschliches und deswegen finden wir das auch in der Bibel, in diesen ganz alten Texten.

Diese Bibel erzählt Geschichten von Menschen mit Gott und das ist auch der Fokus dieser spezifischen Texte, auf die ich jetzt im Weiteren ein bisschen eingehe.

Menschen beklagen sich bei Gott, Menschen trauern und suchen Zuflucht irgendwie bei Gott.

Sie klagen Gott auch anhäufig oder sagen, warum Gott?

Warum lässt du das eigentlich zu?

Das ist etwas, was bei mir sehr auf Resonanz stößt.

Viele dieser Texte finden sich im Buch der Psalmen.

Das sind ja Gebete oder auch Lieder, die Menschen geschrieben haben und die so übertragend sind, die auch ...

irgendwie kunstvoll sind.

Ich werde zuerst ein bisschen auf diese Klage psalmen und ihre Struktur eingehen.

Dann auf die Klage Lieder.

Das ist ein kleines Buch im Buch in der Bibel eigentlich.

Und am Ende auch die Geschichte von Hiob.

Und dann werde ich ein Fazit ziehen.

Was können wir aus diesen Texten rausnehmen?

Was sind vielleicht Anregungen für unsere eigenen Glauben?

Das Reden mit Gott, das wir selber pflegen können oder wo wir selber vielleicht eben etwas von dieser Resilienz, von diesem Trost finden oder zumindest einfach das Leid teilen können, weil geteiltes Leid ist halbes Leid.

Zuerst also die Klagepsalmen.

Klagepsalmen haben eine ganz spezifische Struktur, wenn man sie nebeneinander stellt.

Ich nehme da ein Beispiel raus.

Psalm twenty-two, der beginnt mit mein Gott.

Warum hast du mich verlassen?

Also eine Anklage an Gott.

Wenn dir das bekannt vorkommt, das sind letzte Worte von Jesus, wie sie in Markus und in Matthäus Evangelium wiedergegeben sind.

Jesus hat da also einen Psalm zitiert, den er als Jude natürlich gut kannte.

Mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Das sind schon zwei Elemente.

Das eine ist die Anrede Gottes.

Man jammert nicht einfach ins Blaue hinaus, sondern man geht zu Gott.

Mein Gott sagt auch schon etwas aus über das Verhältnis der Person, die das betet.

Und Gott, es ist mein Gott.

Ich habe ein Verhältnis zu diesem Gott.

Dabei gibt es bei den Psalmen zwei Formen.

Das eine ist die Klage des Einzelnen und das andere ist die Klage des Volkes oder die kollektive Klage.

Also Menschen haben das alleine gebetet.

Es gibt aber auch Klagepsalmen, die sich auf ein kollektives Leid beziehen.

Dass man damit eben zu Gott kommt oder auf Gott...

Blick gibt Orientierung in der Verzweiflung.

Diese Verzweiflung, das Jammern, das Klagen, kriegt einen Fluchtpunkt.

Man bringt sich bei Gott in Erinnerung, man drängt sich vielleicht sogar auf und man wird als Subjekt, das um sein Leben kämpft.

Man nimmt das nicht einfach hin, sondern man geht zur Ombudsstelle eigentlich zur Höchsten und beklagt sich über das Leid.

Das zweite Strukturelement nach der Anrede von Gott ist die Schilderung des Leitz, der Ungerechtigkeit.

Und da findet man ganz bildhafte Sprache.

Oft ist von Feinden die Rede und diese Feinde, das können Personen sein, wie manchmal, also zum Beispiel die Psalmen von David und von David ist in der Bibel auch, sind Geschichten übertragen, wo er von Menschen verfolgt wurde.

Das können also tatsächlich menschliche Feinde sein.

Es kann aber auch sein, dass da Ängste, Leid, Tod, Krankheit, vielleicht aber auch Isolation oder das Unverständnis anderer Menschen, wie personifiziert werden.

Oder personifiziert ist das eine, aber vielleicht auch in Bilder übertragen.

Also zum Beispiel im Salm zwanzig heißt es von Wilden, Büffeln und Stieren und von Hunden, die einen zerfleischen.

Das muss nicht wörtlich genommen werden, sondern das sind auch Bilder für die Not, in der man steckt und wie man sich fühlt.

Meine Seele ist dahin, mein Herz ist dahin gegossen, wie wachs, sagt die Person, im Samm, auch.

Man findet Bilder für das eigene Leid.

Es ist genug.

jetzt, werde ich Ihnen wie gesagt da.

Man will das Leid nicht einfach als zum Leben gehörend hinnehmen, sondern man schildert das, man erzählt das.

Auch im Sinne von das ist doch nicht normal, dass mir das passiert.

Man ergibt sich nicht einfach.

Und manchmal eben kommen auch Vorwürfe an Gott.

Warum hast du mich verlassen?

Oder warum antwortest du mir nicht?

Wie lange willst du noch schweigen, Gott?

Das sind alles Sätze, die in diesen Klagepsalmen vorkommen.

Das dritte Element eines Klagepsalms und manchmal auch schon das letzte ist die Bitte.

Also man bittet Gott, diese himmlische Ombudsstelle darum einzugreifen und Partei einzunehmen.

Das kann sein, dass man eben Gottes Wesen thematisiert und sagt, Gott, du bist doch so gerecht.

Wie kannst du diese Ungerechtigkeit zuschauen?

Du sollst dich doch als der erweisen, von dem ich gehört habe, dass du bist, also gerecht und gut und stark und mächtig.

Tu doch etwas.

Es kann aber auch sein, dass die betende Person mit Gott argumentiert.

Also, dass man zum Beispiel hinweist, da früher hast du auch geholfen, also hilf doch auch wieder.

auch sagt, das ist so ungerecht, du doch etwas, dass man das wie in die Waagschale wirft und Gott mit Argumenten zum Handeln bewegen möchte.

Ein viertes Strukturelement kann sein, der Lob oder der Dank.

Das klingt zuerst mal irgendwie kontrovers oder paradox.

Lob und Dank nach einer Klage, wenn man irgendwie, wenn es einem richtig, richtig dreckig geht, warum soll ich Gott dann loben?

Beim Schluss von Psalm-II.

heißt es, er hat es vollbracht.

Und auch das mag dir vielleicht bekannt vorkommen.

In leicht abgewandelter Weise, es ist vollbracht, sind das letzte Worte von Jesus aus dem Johannes Evangelium.

Und das ist noch spannend, wenn man diese Teile zusammennimmt.

Die letzten Worte von Jesus, das sind ...

Teilweise eben unterschiedliche.

in den Evangelien, aber zumindest bei Matthäus Markus und Johannes haben sie miteinander etwas zu tun, indem es der Anfang und der Schluss des selben Psalms sind.

Also vielleicht ist das so wie eine Kurzform.

Aha, Jesus hat den Psalms Zweiundzwanzig anklingen lassen.

Und je nachdem, welcher Person das dann kontextualisiert hat, ist dieser Person eher der Anfang, eher das Leid.

Warum hast du mich verlassen, Gott?

Hängen geblieben?

oder eben auch das Lob?

Er hat es vollbracht, es ist vollbracht.

Dieses Lob drückt Hoffnung aus, dass sich das Schicksal ändert und Gott sich zeigt, dazu muss das Leid zuerst zu Wort kommen und dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze.

Der eine Erklärungsansatz ist, dass die Psalmen im Tempel gebetet wurden.

während dem jemand einen Opfer gebracht hat.

Also zuerst ist man vor Gott gekommen, hat geklagt, dann wurde das Opfer gebracht und dann erfolgte ein Lob, also quasi wie als vorher, wie sagt man, sich selbst erfüllende Prophezeiung, also man hat das Opfer gebracht, man hat Gott beschwichtigt oder zum Handeln gebracht, jetzt muss da nicht was passieren, logischerweise und deswegen bedanke ich mich jetzt schon mal.

Ein anderer Erzählungsansatz ist, dass diese Psalmen vielleicht im Familienkreis gebetet wurden, wenn jemand krank war und dass man mit diesem Lob und Dank auch ein positives Ende finden wollte als Ausdruck der Hoffnung, dass man dann jetzt nicht so im Loch hängen bleibt, sondern dass man zwar das Leid wirklich ausführlich zur Sprache bringt, aber dann auch das Beten als Akt empfindet, indem man wieder Kraft schöpft und indem man ...

Wieder Hoffnung schöpft.

Das sind zwei Erklärungsansätze für dieses Paradoxe Ende eines Klagepsalms, nämlich Lob und Dank.

Also das Strukturelement der Klagepsalmen nochmal zusammengefasst.

Es kommt die Anrede Gottes, dann wird das Leid geschildert, dann kommt eine Bitte um eingreifen und bei manchen Psalmen wird am Schluss noch ein Lob oder ein Dank an Gott geäußert.

Das Buch der Klagelieder ist ein bisschen ein Sonderfall in der Bibel.

Das sind nur fünf Kapitel.

Und es ist eine ganz spezifische Situation.

Manchmal heißt es auch Klagerlieder Jeremias.

Es ist im Anschluss an den Propheten Jeremia in der Bibel abgedruckt.

Und die Situation ist eine große Enttäuschung.

Vierundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.

Und das war eine riesen, riesen Enttäuschung.

Man konnte sich nicht vorstellen, dass das Volk Gottes und die Stadt Gottes zerstört wurde.

Deswegen ist das Buch der Klagelieder auch ein Versuch zur Erklärung.

Und da gibt es ein Muster, das an verschiedenen Stellen in der Bibel vorkommt, einen sogenannten Tunergienzusammenhang.

Das ist zwar eine Kausalität, wenn A.

Also wenn ich jetzt in diesem Fall, wenn ich das Gesetz halte und Gott treu bin, dann wird Gott mich auch schützen.

Umgekehrt heißt das, wenn ich eben das Gesetz nicht halte und die Propheten mich zu warnen versucht haben, dann kommt irgendwann die Strafe Gottes.

Und das war der Erklärungsansatz.

Okay, wir haben uns nicht genug an das Gesetz Gottes gehalten.

Es kamen immer wieder Propheten, die darauf hingewiesen haben, dass man zum Beispiel sich um die Armen und um die Verstoßen in der Gesellschaft kümmern sollte, dass sie das zu wenig tun, dass sie andere Götter anbeten als den Gott Javi des Volkes Israel.

Und da kam dann sozusagen einfach die zu erwartende Strafe.

Gott hat also nicht versagt als Schutz Gott, sondern das Leid kam aus seiner Hand als Strafe.

Ich finde das natürlich schwierig, aber der hilfreiche Faktor daran ist, dass gute Gott ist gerecht.

Es ist absehbar, wenn A dann B.

Wenn man sich gut stellt mit Gott, dann wird man nicht bestraft.

Und darin steckt auch die Hoffnung, dass man es in Zukunft besser machen kann.

Und es bleibt auch die Hoffnung immer wieder in den Klargeliedern, dass Gott schlussendlich doch auch der warmherzige Gott ist, der sich wieder erweichen lässt und seine Volk wieder beisteht und das Leid irgendwann vorübergeht.

So auch die Heilsversprechen im Prophetenbuch Jeremia.

darauf zurückgegriffen wird.

Ich habe vorher gesagt, dass die Psalmen manchmal auch kunstvoll sind und bei diesen Klageliedern ist das auf verschiedener Ebene sichtbar.

Zum einen wird er zum Beispiel die Stadt personifiziert, also die Stadt Jerusalem wird zur Tochter Zion und unterhält sich mit dem Klagenden.

Es gibt Parallelismen, die so genannten, das ist ein ganz wichtiges Strukturelement in der Bibel, in dieser jüdischen Literatur, wo ein Vers in zwei Teile unterteilt wird.

zum Beispiel im Psalm, die Stelle, am Schluss dich will ich preisen in einer großen Gemeinde.

Ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.

Oder ein bisschen vorher heißt es, gewaltige Tiere haben mich, gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt.

eine Wiederholung in leichter Abschwächung, die verstärkend soll, was gesagt wird.

Damit es nicht gemeint, dass es da Stiere und Büffel gab, sondern es ist ein Stielelement der Wiederholung.

Bei den Klageliedern ist das Kunstvolle.

Die Parallelismen kommen doch dort auch vor.

Aber das Spezielle ist, diese Texte sind alphabetisch aufgebaut, also im Hebräischen Alphabet, Alphabet.

Die erste Zeile beginnt mit Aleph, die zweite mit Beth, und dann geht es so weiter durch das ganze Alphabet durch.

Das ist ein sehr kunstvoller Aufbau und vielleicht auch eine Inspiration für eigenes Journalingmal beim Alphabet weiterzumachen.

Als drittes werfe ich nach einem Blick ins Buch Hioop.

Hioop, die Geschichte muss ich hier nicht nach erzählen.

Ein Mann verliert alles.

Trauert zieht sich zurück.

Es kommen mehrere Freunde zu ihm, die setzen sich erst mal einfach hin und sagen mal sieben Tage gar nichts.

Und dann beginnen sie zu diskutieren.

Warum?

Vielleicht hat Hyop alles verloren.

Gab es da auch diesen Tunergehendzusammenhang?

Sie versuchen herauszufinden, was hat Hyop falsch gemacht?

Und Hyop sagt nichts.

Ich habe nichts falsch gemacht und besteht einfach darauf.

Und dort in diesem Buch wird tatsächlich dieser Zusammenhang auch gebrochen.

Es wird eher dann darauf hinauslaufen, dass Leid keine Ursache hat, keinen Sinn und dass Gott einfach unergründlich ist.

Dass Leid irgendwie im Leben passieren kann, aber dass es nicht nur denen passiert, die etwas falsch gemacht haben, sondern eben allen.

Es ist eine theologische Entwicklung auch innerhalb der Bibel, also vom Tunergehenszusammenhang, der früher war, hin zu einer ...

weißheitlichen Literatur nennt man das, wo es eben nicht einfach so schwarz-weiß ist.

Und im neuen Testament wird das weitergeführt.

Es gibt die Geschichte, wo Jesus gefragt wird, dieser blinde Mann dort.

Was hat er falsch gemacht oder was haben seine Eltern falsch gemacht?

Und Jesus sagt, er hat nichts und auch seine Eltern haben nichts falsch gemacht.

Das ist nicht der Grund für seine Blindheit, sondern an ihm soll die Gnade Gottes, die Herrlichkeit Gottes sichtbar werden.

Also das Leid hat nicht ein Warum oder ein Woher, sondern ein Wozu.

Und auch das würde ich jetzt hier nicht zu setzen, wollen im Sinne von, es passieren uns schlimme Dinge im Leben damit Gott seine Herrlichkeit zeigen will.

Das wäre, ich finde, zynisch, weil manchmal sterben Menschen an einer schweren Krankheit, manchmal geschieht Leid und es wird nicht aufgelöst.

Ja, aber diese Frage, die sich hier stellt, nicht nach dem Grund des Leidens, sondern vielleicht nach dem richtigen Verhalten im Leiden oder nach der Frage, wo ist Gott im Leiden, wird im Buch hierobgestellt.

Ein Fazit dieses kurzen Überblicks, was nützt also Beten, wenn es nicht gut ist, diese Frage wird so in der Bibel nicht beantwortet.

Aber was deutlich wird, ist die Klage, die Trauer, die Wut, das ist ein Beziehungsgeschehen.

Man spricht mit Gott auch im Leid.

Das ist eine Beziehung, die auch Vorwürfe aushält, die Fragen aushält, die Raum hat für das Leiden.

Und auch man klagt nicht alleine, sondern auch gemeinsam.

Und was ich auch ganz wichtig finde, ist, das Leid soll Raum haben.

Es ist wichtig, das Leid zu thematisieren und das Schlimme in der Welt und im eigenen Leben nicht unausgesprochen zu lassen.

Beim Beispiel der Klagelieder, dieses Buch, dieses Buch der Hebräischen Bibel wird auch heute noch in den Synagogen gelesen und zwar hat es einen festen Platz im Jahreslauf, nämlich am Gedenktag für die Zerstörung Jerusalems.

Dieser Tag ist der Höhepunkt und der Abschluss einer Trauerzeit, die drei Wochen dauert, also da wird ausgiebig getraut.

Es gibt dann eine Woche, wo eben diese Klage noch nachhallen darf.

Dann folgt der Trosttag und der Beginn einer siebenwöchigen Trostzeit.

Bevor dann der Neuanfang, das Neujahr, kommt Roche Hashanah.

Ich finde das wichtig zu merken, eben die Trauer, dass Leid darf Platz haben, auch im Leben einer gläubigen Person.

Es muss nicht immer heißen, ja Gott, deswegen sind halt unergründlich.

und es muss auch nicht immer heißen, ich nehme das einfach so hin, sondern da hat es Platz zu sagen Gott, warum hast du mich verlassen?

oder Gott, warum antwortest du nicht, warum passieren diese schlimmen Dinge.

Beim Workshop am Refler Podcast Festival sind wir dann selber in Schreiben gekommen, die teilnehmen konnten selber einen Klage Psalmschreiben und wenn ich das jetzt inspiriert, dann kannst du da gerne mitmachen.

Wir haben da zum Beispiel zur Auswahl gestellt, dass Leute nach dem Alphabet schreiben konnten oder auch nach dieser Struktur von Anrede Gottes, Klage und Bitte und Lob.

Die ist einfach als Anregung.

Vielleicht nimmst du das ja mit und setz dich nach diesem Podcast eine Viertelstunde hin und versuch's mal, was aufzuschreiben.

Ich bin gespannt, wie es dir dabei geht.

Du kannst mir gerne einen Kommentar schreiben auf raffler.ch oder per Mail oder auf Instagram oder wo auch immer du mich findest oder das Lagerfeuer findest.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Hören der anderen Festivalfolgen, wie gesagt, ich verlinke dir die Übersicht in den Notizen zu dieser Podcastfolge.

Und wir sehen uns bald hier zurück am Lagerfeuer.

Tschüss!

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