Episode Transcript
Hallo und herzlich willkommen am Lagerfeuer und der Freien Himmel.
Herzlich willkommen zurück nach der Staffel, wo ich über das Unser Vatergebet gesprochen habe.
Beginnt es jetzt wieder neu mit ganz einzelnen Folgen zu spezifischen Themen.
Wenn du dazu Ideen und Anregungen hast, dann schreib mir ja gerne heute mal ein ganz basic Thema.
Wie kann man eigentlich anfangen, die Bibel zu lesen, wenn man das noch nie gemacht hat?
Sie haben fast mehr als 2000 Zeiten und ist über 2000 Jahre alt.
Viele Texte sind sogar noch ein paar hundert Jahre älter.
Die Bibel ist kein Buch wie jedes andere.
Und ich höre immer wieder von Menschen, die möchten in der Bibel lesen, aber die wissen gar nicht wo anfangen und vielleicht gehörst du auch dazu.
Ich bin Theologin, Bibel lesen ist quasi mein Beruf und deswegen geb ich dir in dieser Podcastfolge ein paar Tipps dazu für Einsteiger und Einsteigerinnen.
Unser Freien Himmel, das Lagerfeuer für Nomaden Christinnen.
* Musik * Erstens, es gibt verschiedene Versionen von Bibeln.
Man könnte ja meinen, in jeder Bibel steht ungefähr dasselbe drin.
Und inhaltlich stimmt das auch, aber Bibeln sind ja Übersetzungen.
Die Grundtexte, die überliefert sind, die man teilweise auch noch hat, zum Beispiel in den faszinierenden Kummeranrollen, die erst Mitte des 20.
Jahrhunderts ausgegraben wurden, gefunden wurden in einer kleinen Höhle in der Wüste am Toten Meer, so in Ton-Töpfen drin.
Da konnte man sehr gut zurückverfolgen, was stand da ursprünglich drin.
Es ist da auch rausgekommen, Side Note, dass die Übertragungen oder die auch Überlieferung, die Abschriften, die man heute noch hat, von diesen jüdischen Texten sehr, sehr nahe dran sind und ganz, ganz weniger Abschreibfehler enthalten.
Also da wurde nichts herum manipuliert.
Man kann auch in diesen alten Urtexten nachlesen gehen, als Theologin gehört das auch zum Beruf, dass man diese Sprachen ja lernt und dass man eben dann selber herausfinden kann, was steht da und wie übersetze ich das jetzt.
Übersetzungen sind ja immer auch ein Stück weit Interpretation, zum Beispiel wenn es für einen Begriff verschiedene deutsche Wörter gibt, welches wähle ich jetzt aus, was hat das für unterschiedliche Konnotationen.
Ein Beispiel im neuen Testament, ein häufiges Wort ist das Wort Pistis und das kann man mit Glauben aber auch mit Vertrauen übersetzen und je nachdem hat das andere Konnotationen.
Wenn ich sage, ich glaube an Gott oder ich vertraue Gott, dann mache ich ein Stück weit eine andere Aussage.
Oder zum Beispiel der Begriff Mathetes, der mit Jünger übersetzt wird.
Das kann ein Schüler sein, das kann eine Nachfolgerin sein, das kann auch ganz verschiedene Konnotationen haben, je nachdem wie man dieses Wort übersetzt.
Und deswegen gibt es auch verschiedene Varianten vom Bibeln.
Also wenn du auf einem Bibel-Website bist oder eine Bibel-App hast oder auch in einer Bibliothek oder Buchhandlung, wo du verschiedene Bücher vor dir siehst, dann merkst du, das sind verschiedene Varianten.
Und da gibt es verschiedene Übersetzungen.
Da gibt es ganz grob gesagt zwei Strenge, die einen Bibeln sind vormorientiert oder literal.
Die orientieren sich sehr nahe am Grundtext und versuchen das möglichst genau wiederzugeben, möglichst wenig hinein zu interpretieren.
Das sind beispielsweise die Elbefelderbibel, die Schlachterbibel oder auch die Neue Zürcherbibel, obwohl diese schon auch ein bisschen den Kompromiss oder die, wie sagt man, den Spagat wagt, auch möglichst verständlich zu sein und ein zeitgenössisches Vokabular zu bedienen und dabei dem Grundtext treu zu bleiben.
Das wäre nämlich der andere Strang, eher dynamisch equivalente oder inhaltlich orientierte Bibeln.
Das sind solche, wo Wert darauf gelegt wird, dass auch Menschen, die keine theologische Ausbildung haben, mit diesen Texten schon beim ersten Lesen schon zumindest etwas anfangen können.
Das wären zum Beispiel die Hoffnung für alle oder die Basisbibel, obwohl auch die Fußnoten drin hat, Hinweise, wo man merkt, die möchten auch möglichst genau am Text sein.
Das sind also so zwei fast ein bisschen Mischvarianten.
Die Neue Zürcherbibel, mit der ich auch arbeite, auch weil sie aus Zürich ist natürlich und ich hier studiert habe, und arbeite aber auch, weil sie mir einfach am besten liegt.
Und eben die andere, die Basisbibel, was auch eine ganz neue Bibelübersetzung ist, die verständlich sein möchte, aber auch möglichst neu am Text.
Da kannst du auswählen, was jetzt für dich stimmt.
Bei Apps und Websites ist ja da gut, da kann man auch hin und her switchen.
Man kann auch verschiedene Übersetzungen vergleichen, zum Beispiel bei Bible Server, wo ich einblenden kann, zum Beispiel eine Wortgetreue und eine sinngemäße Übersetzung, und dann vergleichen kann.
Früher brauchte man ja da immer separate Bücher, da musste man sich mehrere Bibeln anschaffen, um da vergleichen zu können, und sich auch für eine entscheiden, mit der man eigentlich wie persönlich unterwegs sein möchte.
Es gibt auch Hörbibeln, ein kleiner Wehmutstropfen dafür von mir, ist, dass die meisten davon von Männern eingesprochen wurden.
Und dann kriegt das auch das Wort Gott, das kriegt dann auch so eine Maskulinität, mit der ich eigentlich ein bisschen brechen möchte.
Nicht, dass ich Gott jetzt mir als Frau vorstelle, aber es gibt so stark dieses cementierte Bild, dass Gott irgendwie männlich ist, und wenn man da die Texte von einer Frau sprechen hört, dann kann das ein bisschen irritieren und auch diese fixen Vorstellungen auch aufspringen.
Mein zweiter Tipp fang nicht unbedingt vorne an.
Die Bibel ist nicht wie ein Roman, wo man von der ersten bis zum letzten Seite durchliest, obwohl die Bibel so plus/minus chronologisch angeordnet ist, die einzelnen Bücher.
Und wenn ich ja von Buch spreche, dann ist das so ein Buch im Buch, also so wie ein Überkapitel, zum Beispiel das erste Buch "Mose" oder das Matthäus Evangelium, das sind so wie Bücher im Buch.
Und früher war das ja tatsächlich so im Judentum, wo ja das alte Testament ist vom Inhalt her die jüdische Bibel, von der Reihenfolge ein bisschen anders, aber vom Inhalt her gleich.
Da wurden die einzelnen Bücher auch auf unterschiedlichen Schriftrollen aufbewahrt, und das ist heute noch so in Synagogen.
Die Bibel ist so eine Sammlung von diesen verschiedenen Büchern, also eigentlich schon fast eine Bibliothek in sich.
Das jetzt zur Erklärung.
Die einzelnen Bücher sind dann wiederum aufgeteilt in Kapitel, und diese Kapitel sind wieder aufgeteilt in Ferse.
Das sind dann Sozahlen und Bezeichnungen, mit denen man sich auch über diese Texte unterhalten kann.
Also ich kann sagen, schau mal nach in Johannes 3,17 und dann weiß mein Gegenüber, wo nachschauen, auch wenn es dann eben, siehe, Tipp 1, nicht ganz genau der gleiche Ausdruck, die gleiche Formulierung sein muss.
Aber zurück zum Lesen, fang nicht unbedingt vorne an, weil dann bleibst du ganz schnell mit Fragen hängen.
Gleich die erste Geschichte, wo steht, wie Gott die Welt gemacht haben soll, doppelt drin.
Was fange ich jetzt damit an?
Und die haben auch noch Unterschiede, die beiden Geschichten.
Was heißt jetzt das?
Das ist schon mal schwierig.
Ich empfehle dir deswegen, dir zu überlegen, was du von der Bibel wissen möchtest und dann so einzusteigen.
Also zum Beispiel, möchtest du mehr über Jesus Christus herausfinden, der im christlichen Verständnis ja Gott ist, der Mensch wurde und die wichtigste Person in der Bibel, dann liest zum Beispiel das Markus Evangelium.
Das ist ein bisschen kompakt, kurz und enthält viele Geschichten.
Oder willst du eher so was wie Lebensweisheiten, dann gehst du den sogenannten Sprüchen oder auch zur Bergbredicht, dann ist es noch ein bisschen kürzer, die Bergbredicht.
Das sind drei Kapitel im Matthäus Evangelium, also ganz am Anfang des neuen Testamentes, Matthäus Kapitel 5 bis 7.
Das ist so eine Bredicht, die Jesus auf einem, jetzt für eine Schweizerinnen Anführungszeichen, Berg gehalten hat vor vielen Menschen und wo ganz dicht überliefert ist, was so der Inhalt, der Kerninhalt von dem ist, was Jesus gelehrt hat.
Vielleicht werden zum Anfang auch die Psalmen etwas für dich.
Psalmen sind Lieder oder vielleicht besser Gebete, die Menschen vor sehr, sehr langer Zeit aufgeschrieben haben.
Und wenn ich die lese, dann fällt mir auf, wie menschlich das auch über zweieinhalb Tausend Jahre später noch ist.
Also zum Beispiel, wenn jemand sich in der Natur bewegt hat und berührt war von dieser Größe und dieser Faszination, diesem Reichtum, den er oder sie oder der, dort getroffen hat, dann hat diese Person das ähnliche Empfunden, wie es mir vielleicht heute geht und aufgeschrieben, zum Beispiel im Psalm 42.
Der hat übrigens auch eine starke Parallele zu einem ägyptischen alten Text, wo Gott gelobt wird für das, was in der Schöpfung alles rumspringt.
Oder es sind auch Gebete, wo Menschen in der Not waren, also wie Stoßgebete.
Gott, hilf mir, Gott, erlöse mich, wenn Menschen Angst hatten oder Sorge hatten.
Und das ist auch für mich heute eine realistische Gebetssituation.
Ich schreibe dir in den Notizen zu dieser Folge auch noch ein paar Nummern von Psalmen hin, die, wo du vielleicht einsteigen könntest.
Drittens, es gibt auch Erklärungen.
Ich bin als Kind so aufgewachsen mit so Bibellesen, Lesehilfen, die gibt es auch heute noch, das sind so kleine Hefte oder Bücher oder inzwischen auch Funktionen in Apps, wo ein biblischer Text angegeben wird und dann stehen Erklärungen dazu.
Oder auch Fragen oder auch Gebete vorformulierte, die man für sich überlegen, übernehmen oder auch adaptieren kann.
Und das ist spannend, weil die Idee ist ja, dass dieser Gott, von dem es in der Bibel erzählt wird, dass dieser Gott heute immer noch da ist und gleich ist und dass es sich deswegen auch lohnt, mehr über diesen Gott herauszufinden und mit Gott zu sprechen selber persönlich.
Und so sind auch diese Erklärungen aufgebaut, dass es eben immer darum geht, was hat ein Text mit mir zu tun.
Es gibt Erklärungen, die mehr dahingehend sind, wie war der damalige Kontext, wer hat das geschrieben, wie ist das entstanden.
Ich finde das auch sehr spannend zu wissen, aber dann eben auch die Übertragung.
Was kann mir das heute sagen?
Und mir ist wichtig zu betonen, für mich funktioniert das nicht bei jedem Text genau gleich.
Es gibt Texte, die sprechen mich mehr an oder auch nicht.
Und auch je nach Lebenssituation, es gibt Texte, die sind sehr stark geprägt von der damaligen Zeit oder Kultur.
Das kann man nicht alles in eine Schublade stecken.
Und es gibt auch Texte, die bleiben mir fremd.
Dazu habe ich auch mal ein Video aufgenommen, "How to schwierige Bibel Texte", das findest du am besten auf YouTube und ich verlinke dir auch in den Notizen zu dieser Folge.
Also wenn du einen Text in der Bibel liest, wo du ein komisches Gefühl hast dabei, ein seltsames Gefühl, was ist jetzt das für ein Gott, der befiehlt, dass man ein ganzes Volk ausrotet zum Beispiel?
Dann will ich dich nicht fragen, was hat dieser Text jetzt mit dir selber zu tun.
Es ging darum, dass Menschen da beschrieben haben, was haben sie mit Gott erlebt, wie stellten sie sich Gott vor, wie haben sie mit Gott gesprochen.
Die Bibel funktioniert sehr stark auch mit Erzählungen, wo man sich dazu verhalten kann.
Und man darf auch sagen, dieser Text sagt mir nichts oder sogar ich mag diesen Text nicht, weil ich ihn, weil der Kontext heute so anders ist.
Und der vierte und letzte Tipp lasst ihr Zeit.
Und ich meine damit nicht, setze dich jetzt erstmal drei Stunden hin und liest in der Bibel, sondern mach das einfach immer wieder.
Vielleicht noch in ein paar Tagen, noch mal in ein paar Wochen, ein paar Jahren, lasst die Bibel ein Buch sein, das dich irgendwie durchs Leben begleitet, weil dann tun sich eben je nach Lebensphase, je nach Stimmung in der du bist, je nach Krise der du mir womöglich begegnest, tun sich andere Dinge auf in der Bibel.
Es sprechen dich andere Dinge an.
Vielleicht ergibt es sich, dass du mit Menschen darüber sprechen kannst über diese Bibeltexte.
Vielleicht findest du eine Kirche, wo so einen Bibellese Kreis gibt.
Das tönt jetzt unglaublich bieder, aber es gibt viele Gemeinden, wo es da so Angebote gibt, wo man auch sich unterhalten kann mit anderen Menschen, die eben auch dieses Buch lesen und ihre Fragen dazu haben und vielleicht auch Antworten dazu gefunden haben.
Das ist spannend.
Ich stelle mir die Bibel vor, wie so eine Schatzkammer, voll mit so Goldschätzen wie in "Lord of the Rings" filmen oder "Pirate of the Caribbean" oder so, wo es einen großen Schatz gibt und verschiedene Fenster in dieser Schatzkammer.
Und je nachdem, von wo das Licht gerade reinleuchte, in welcher Stimmung ich bin, mit wem ich mich unterhalte, scheint das Licht auf etwas anderes, etwas beginnt zu glitzern.
Ich nehme es in die Hand und bewasse mich damit.
So geht es mir mit den biblischen Texten, wo ich teilweise einfach eintauchen kann.
Manchmal auch darüber lese, weil da jetzt gleich gerade nichts glitzert.
Aber manchmal sprich mich etwas an und dann springe ich zum nächsten Kapitel.
Vielleicht gibt es eine Stelle, eine Angabe, wo das etwas Ähnliches steht oder gerade das Gegenteil.
Manchmal google, ich schlage was in Büchern nach, so kann man sich extrem vertiefen in die Bibel und man muss nicht auf ein Anheb alles verstanden haben.
Jetzt interessiert mich, was sind deine Erfahrungen?
Hast du selber Tipps zum Bibel lesen?
Schreibt mir sehr gerne auf kontakt@reflepp.ch oder auch direkt auf Instagram oder in den Kommentaren deiner Podcast-App.
Und ich freue mich natürlich, wenn du diesen Podcast abonnierst.
Wenn du möchtest, es gibt dazu auch immer zum gleichen Thema ein Video oder einen Online-Artikel auf reflepp.ch.
Die Videos findest du zum Beispiel in der YouTube-Playlist, die ich dir verlinkt, aber eben auch auf Social Media.
Ich freue mich, wenn du mir folgst, wenn du mir auch Fragen schickst dazu, was dich bewegt, im Bezug auf Religion, im Bezug auf ein spirituelles Leben und so weiter, wenn du auch die anderen Formate des Reflepp mal anschauest.
Ich freue mich sehr, von dir zu hören und sonst bis in zwei Wochen.
Tschüss, mach's gut!
[Musik] [Musik]