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Wird Australiens Social-Media-Verbot zum Mega-Experiment?

Episode Transcript

Das war Zoe.

Zoe ist vierzehn Jahre alt, sie liebt in Australien und man hat das ihrer Stimme in diesem Beitrag des australischen Fernsehens angehört.

Sie ist wütend und sie ist entschlossen.

Entschlossen, das zu umgehen, was in wenigen Tagen ab dem zehnten Dezember in Australien gilt.

Kinder und Jugendliche unter sechszehn Jahren können die meisten sozialen Medien nicht mehr nutzen.

Sie können sich bei TikTok, bei Snapchat, Instagram, bei YouTube nicht mehr anmelden.

Australien ist das erste Land, das so ein Verbot so konsequent durchsetzt.

Man könnte auch sagen, dass es eine riesige Versuchsanordnung startet.

Hunderttausende Kinder und Jugendliche werden wahrscheinlich anders kommunizieren, entspannen, Informationen bekommen.

Vielleicht sogar die...

Welt erfahren als Gleichaltrige anderswo.

Sie werden aber auch nicht mehr die Möglichkeiten haben, die Social Media bietet, um mit anderen in Kontakt zu treten, Gleichgesinnte zu finden, sich auszudrücken, wie es eben auch gerade Zoe gesagt hat, die bei TikTok fast fünfzigtausend Follower hat.

Kann sich die Wissenschaft den australischen Weg vielleicht zu Nutzen machen?

Wird das mehr Klarheit darüber schaffen, wie sich die Nutzung sozialer Medien bzw.

ihre Nicht-Nutzung auf das mentale Befinden junger Menschen auswirkt.

Und warum ist es bei der Fülle von Studien zu dem Thema eigentlich nicht längst klar?

Warum gibt es immer noch Fragezeichen und welche sind das?

Und was auf der anderen Seite?

wissen wir sicher?

Das sind Fragen, die uns heute im FAZ Podcast Wissen beschäftigen und die uns mein Kollege Piotr Heller aus der Wissenschaftsredaktion gewohnt kompetent beantworten wird.

Mein Name ist Petra Ahne, ich bin Redakteurin des Filthons in Berlin.

Und ich sage herzlich willkommen zu dieser neuen Folge des FAZ Podcasts Wissen.

Piotr, fangen wir mal ganz konkret an.

Also, ich bin ein australischer Teenager.

Es ist der Zehnte Dezember.

Morgen.

Sie greift zu meinem Handy.

Und was passiert?

Was ist anders?

Öffnen sich die Apps dann einfach nicht mehr?

Ja, also, du musst also unter Sechzehn sein, damit das greift.

Weil das Social Media-Verbot ist ja erst ab Sechzehn.

Und ja, gut, was passiert am Morgen des zehnten Dezember?

Ja, also die Apps werden sich öffnen, aber dein Konto ist gesperrt.

Du kannst also nicht mehr auf die sozialen Medien zugreifen.

Für manche beginnt es übrigens jetzt schon, weil zum Beispiel Meta, der Konzern hinter Facebook und Instagram angekündigt hat, bereits ab dem vierten Dezember das umzusetzen.

Also da gilt das schon.

Und das bedeutet ganz konkret, Instagram, Facebook, die aktiviert die Accounts, die können ihre Daten noch runterladen.

Und sie bleiben deaktiviert, bis diese Teenager-Sechzehnt sind.

TikTok macht das ähnlich, hat auch die Option gegeben, praktisch den Account dann auch direkt zu löschen.

Das dürfen die auch machen.

Und Snapchat, das übrigens eine halbe Million ungefähr Teenager in dem Alter hat als Nutzer, wird es auch einfach deaktivieren.

Du kannst einfach nicht mehr auf die App zugreifen.

Also dies noch da, aber es passiert nichts.

Und wie haben denn die Unternehmen rausgefunden, wer wie alt ist?

Ja, das ist so eine Sache.

Also das ist jetzt nicht in diesem neuen Gesetz, ist das praktisch nicht festgelegt, wie die das machen sollen.

Die einzige Regel ist, sie müssen es machen und diese Überprüfung darf nicht alleine auf dem Personalausweis beruhen.

Meta zum Beispiel will gar nichts sagen, wie sie das Alter erkennen wollen.

Der Gedanke dahinter ist, dass die Teenager dann diese Alterserkennung nicht umgehen sollen.

Mal gucken, ob das klappt.

Snapchat greift auf freiwillige Angaben und Analysen des Verhaltens zurück.

Also anscheinend verhalten sich untersechzehnjährige anders als übersechzehnjährige.

Das ist zumindest die Hoffnung.

TikTok äußert sich ähnlich und YouTube greift auf Informationen zum Google-Konto zurück, das man braucht, um ein YouTube-Konto zu haben.

Okay, die Überprüfung darf nicht allein auf einem Personalausweis beruhen, hast du gesagt?

Das heißt, die beruht auch auf einem Personalausweis?

Die kriegen diese Daten?

Ja, nicht unbedingt.

Aber das ist jetzt die Frage, was passiert zum Beispiel, wenn die beantworten die bisschen konkreter, wenn jetzt jemand gesperrt wird dadurch, aber der gar nicht unter sechzehn ist, fälschlicherweise gesperrt wird.

Und da sagen die Konzerne, Die können dann einen Führerschein hochladen oder eben Personalausweis.

Die könnten auch mit einem Bankkonto arbeiten, um dann eben praktisch belegen zu können, dass sie über sechzehn sind.

Und dann gibt es noch so andere Methoden.

Das ist ein bisschen umstritten.

So eine KI-Analyse des Gesichts in dem Video wird gemacht.

Also der Personalausweis kann eine Option sein.

Ja.

Okay.

Und andersrum wird es vielleicht auch Kinder geben, die ...

Zehn Dezember merken.

so hoch, mich hat es gar nicht erwischt, anscheinend bin ich für älter gehalten geworden.

Ja, also die wird es mir Sicherheit geben, weil es ist einfach eine automatische Überprüfung und das kann in beide Richtungen schiefgehen.

Darauf ist die Regierung auch eingestellt, die sagen selbst, es wird nicht am zehnten Dezember perfekt laufen.

Man will die Plattformen dann überprüfen, besonderer Fokus auf den Plattformen, die einen größeren Anteil junger Nutzer haben.

Und generell steht in dem Gesetz, dass die Plattformbetreiber reasonable steps, also angemessene Schritte unternehmen müssen.

Da wird sich zeigen, was die Behörden zufrieden stellt.

Vielleicht ist es diese Überprüfung von Verhaltensmustern, vielleicht müssen sie danach bessern, wer weiß.

Jedenfalls droht den Plattformen, wenn sie sich daran nicht halten, wenn sie eben diese reasonable steps nicht übernehmen, Unternehmen drohen den bis zu fünfzig Millionen Dollar Strafe.

Rate mal, wie lange Meter braucht, um fünfzig Millionen zu verdienen.

Wenn du so fragst, keine Ahnung, einen Tag.

Knapp zwei Stunden.

Okay.

Das heißt, es ist davon auszugehen, dass sie das gern, wenn sie dafür ihre Kunden behalten.

Ich weiß es nicht.

Sie haben zumindest angekündigt, dass sie sich daran halten werden.

Aber ich finde jetzt diese Strafen sind nicht so schmerzhaft, wenn man ...

Zum Beispiel, die EU sich anguckt mit ihrem Digital Services Act, wer dagegen verstößt.

Das sind auch so Regeln für große Plattformen.

Der zahlt dann Strafen, die sind im Prozentbereich des Umsatzes.

Also das hängt dann vom Umsatz ab.

Da sind dann wirklich Milliarden.

Da sind richtig schlimme Strafen.

Da sind da fünfzig Millionen, ich weiß nicht.

Was haben die denn überhaupt gesagt, die Unternehmen, die waren ja wahrscheinlich not amused?

Nee.

Im Used waren die nicht.

Die leben natürlich von den Kindern, die sich dann die Werbung da angucken und die werbetreibenden Zahlen dafür, dass sie Werbung an Kinder verkaufen können.

Nein, seit einem Jahr ist das dieses Gesetz angekündigt, November-Zw.A.

Und seit einem Jahr kritisieren die das.

Die sagen, man wird die Verbote leicht umgehen können.

Das stimmt auch, man wird sie umgehen können, da gibt es Tricks.

Die Kinder könnten in fiese Ecken des Internets gedrängt werden, also praktisch in Ecken, die nicht reguliert sind.

Wo es praktisch noch schlimmer zugeht als auf den regulierten Plattformen.

Spezialfall YouTube, übrigens, die sagen, na gut, uns kann man auch ohne YouTube-Account angucken.

Und wenn Kinder ein YouTube-Account haben, dann haben die Eltern Kontrolle darüber, was die Kinder sehen.

Wenn die Kinder ohne YouTube-Account YouTube nutzen, Es ist schlimm, weil die dann praktisch alles Mögliche so sehen bekommen.

Sagt auch ein bisschen was über die Plattform an sich aus.

Und Google will gegen das Gesetz vorgehen, aber hat noch nicht spezifiziert wie genau.

Das man eine Regel umgehen kann, heißt ja noch nicht unbedingt, dass sie schlecht ist.

Zu dem Argument.

Ich habe mir mal angeschaut, was auf der Internetseite der australischen Regierung steht, wie die das begründen.

dieses neue Gesetz.

Und ich fand interessant, also da steht man, macht das um, um harm abzuwenden.

Also Schaden von den von den jungen Menschen.

Es gebe zunehmend Hinweise, dass Social Media die mentale Gesundheit von Kindern beeinträchtigt.

Und so wird aber auch darauf hingewiesen, dass ein kausaler Effekt nicht nachgewiesen werden könne.

Dass es also nicht erwiesen ist, dass es den Jugendlichen schlecht geht, weil sie in den sozialen Medien unterwegs sind.

Und ich hab mich, wie kann das sein?

Piotr, man hat das Gefühl, es kommt jeden Tag eine neue Studie heraus, dass wir im Vorfeld unseres Gesprächs auch einige geschickt.

Immer geht es um den Zusammenhang zwischen Befinden und Social Media.

Wieso ist dann immer noch so eine vorsichtige Aussage nötig?

Ja, so ganz genau wissen wir es nicht.

Na gut, also das Ding ist einfach, wie du schon sagtest, ja, man kann diese Zusammenhänge herstellen und die sind wirklich gut belegt.

Ja, es gibt einen Zusammenhang zwischen intensiver Nutzung, sozialer Medien und erhöhte Nervosität, Schlafprobleme, Aufmerksamkeit, also gestörter Aufmerksamkeit, dem Körperbild, vor allem bei Mädchen, und auch suizidalen Gedanken.

Diesen Zusammenhang gibt's.

Aber was weiß man jetzt nicht und was man wirklich nicht weiß, was wissenschaftlich nicht belegt ist, ist, was denn jetzt genau die Ursache ist und was die Wirkung ist.

Es kann ja sein, dass Jugendliche ...

die praktisch psychische Probleme haben, sich eher zu sozialen Medien hingezogen fühlen.

Warum auch immer.

Es kann sein, dass Jugendliche, die bereits Schlafprobleme haben, nachts auf Instagram rumscrollen und nicht andersrum.

Dass nicht Instagram sie dazu bringt.

Also die Schlafprobleme verursacht, weil sie nachts darauf rumscrollen.

Also man weiß eben nicht, was Ursache und Wirkung ist.

Und ...

Was man zum Beispiel wiederum weiß ist, wie lange jugendliche soziale Medien nutzen.

Also in Deutschland kann man sagen, achtzig Prozent sind dreieinhalb Stunden am Tag dort.

Es ist viel und man könnte gleich ein Problem daraus ableiten, einfach aus der schieren Masse an Zeit, die da drauf geht, die jetzt verloren geht für andere Dinge.

Aber jetzt kommt man wieder zu dem Punkt, was man nicht weiß, ist, Was machen die da genau, ja?

Und was davon ist problematisch?

Ich würde mal sagen, dass wenn die jetzt sich ein Videos angucken über Schreinerarbeiten.

Ich gucke mir gerne auf YouTube und auf Instagram, ehrlich gesagt Videos von Schreinerarbeiten an.

Keine Ahnung, warum, ich mach das nicht selber.

Aber das wirkt für mich noch nicht so schlimm, auch wenn Jugendliche das machen.

Wenn sie sich mit Freunden austauschen, ist es, glaube ich, auch nicht schlimm.

Aber wenn sie jetzt Doomscrollen auf X, ja, und nur irgendwelche schlimmen Nachrichten bekommen, wenn sie...

Cybermoppen oder irgendwie gemoppt werden von ihren Mitschülern auf Facebook oder Instagram, TikTok, weiß was ich.

Oder wenn sie sich irgendwelche fragwürdigen Ernährungstipps von Influencern anschauen, dann ist das vielleicht schon schlimm.

Und der Vorwurf ist eben, dass die Plattformen ihre Technologie nutzen, um so einen Verhalten zu begünstigen.

Aber wir wissen gar nicht, wie viel von diesen Verhalten tatsächlich stattfindet.

Also das ist ein alles an die wir nicht wissen.

Also eine Sache, die immer wieder auftacht, um zu sagen, mit der Frage, was wissen wir eigentlich?

Wo sind die Kausalitäten?

Man könnte ja mehr wissen, aber die Unternehmen, die arbeiten da nicht mit, die stellen die Daten nicht zur Verfügung.

Was für Information bräuchte man denn?

Was könnte man denn erfahren, wenn sie kooperieren würden?

Ja, die Sache ist jetzt tatsächlich ein bisschen komplizierter, wenn man mal genauer reinguckt.

Also, bei manchen Dingen würden tatsächlich Daten helfen.

Das letzte, was ich gerade gesagt habe, wofür werden soziale Medien genutzt?

Welche Inhalte?

bekommen die Teenager eingespielt.

Was tun die Plattformen, um die Aufmerksamkeit der Teenager zu fesseln?

Also wie nutzen die praktisch ihre Algorithmen aus, um damit die Teenager nichts anderes tun wollen?

Das wüsste man schon gerne.

Und da würde es praktisch helfen, wenn man genaueren Einblick in die Daten hätte, in die Experimente, die die selbst machen und so weiter.

Aber um diesen kausalen Zusammenhang herzustellen, diesen Zusammenhang, soziale Medien verursachen schlechteres Wohlbefinden oder verursachen psychische Schäden, dann bräuchte man wirklich Experimente auf den Plattformen.

Und wir müssten kurz mal jetzt mal ein bisschen wissenschaftlisch über Experimente sprechen.

Ist das okay?

Unbedingt.

Ja, man muss zwei Dinge bei solchen Experimenten auf Plattformen beachten.

Und die eine Sache nennt sich ökologische Validität.

Das ist die Frage, lässt sich das, was wir hier in unserem Experiment haben, auf den Alltag übertragen.

Stimmt es, was wir in unserem Experiment haben, auch im Alltagsleben der Jugendlichen, ökologische Validität.

Und das andere ist die experimentelle Kontrolle.

Und das ist die Frage, was kann der Forscher überhaupt steuern?

Und das geht bei Social-Media-Plattformen momentan einfach nicht zusammen.

Ich kann zum Beispiel Leute dazu bringen, dass sie auf Instagram verzichten und dann schauen, wie geht's denen.

Das ist eine hohe ökologische Validität, weil es dann praktisch auch, wenn Sie im echten Leben darauf verzichten würden, würde es Ihnen wahrscheinlich auch so gehen.

Aber die Kontrolle ist gering, weil vielleicht mogeln Sie, vielleicht gucken Sie drauf, vielleicht spielen jetzt andere Faktoren auf einmal eine Rolle.

Vielleicht denken Sie nur, es geht Ihnen besser, weil Sie denken, okay, man hat mir gesagt, wenn ich auf Instagram verzichte, geht es mir besser, aber Ihnen geht es gar nicht wirklich besser.

Also da haben die Forscher keine Kontrolle bei solchen Experimenten.

Was sie noch machen können, ist, sie können selbst ein soziales Netzwerk aufsetzen, sozusagen ein Fake-Instagram, und das die Teenager verwenden lassen.

Aber das Problem ist da wiederum, wie realistisch ist das?

Die kriegen es ja nicht hin, eine wirkliche Plattform aufzubauen, so wie Instagram das ist.

Also da hätten sie die volle Kontrolle, aber da ist die ökologische Validität nicht da.

Und wenn man ein richtiges Experiment machen wollte, müsste man eben mit den Plattformen zusammenarbeiten und die müssten sagen, so Leute, wir teilen unsere Nutzer jetzt in zwei Gruppen, die einen bekommen, andere Inhalte eingespielt als die anderen zufällig aufgeteilt und dann gucken wir, wie es den geht und dann daraus können wir Schlüsse ziehen, aber erstens die Plattformen machen da nicht mit und zweitens ist vielleicht ein bisschen fragwürdig solche Experimente mit Teenager zu machen.

Gut, man könnte sie auch mit der Wachse machen, aber das würde natürlich klar einen richtigen Willen der Unternehmen und auch vielleicht Ergebnisse, die nicht so gut finden am Ende.

Das ist ja immer ein Geschäftsmodell.

Aber es gab ja mindestens eine Studie, wo ein Konzern, nämlich Meta, gesagt hat, okay, machen wir zusammen.

Das war im Vorfeld der US-Wahlen.

Was ist da erforscht worden?

Ja, also das war, wie du schon sagst, das war eine der großen Ausnahmen.

Es war eine Riesenstudie und es ging um den Einfluss von Facebook und Instagram, von dem Newsfeed, also von den Nachrichten, die man eingespielt bekommt, auf die politische Polarisierung.

Und die Methode war jetzt so, da hat man es tatsächlich so gemacht, wie ich beschrieben habe.

Man hatte eine Gruppe Nutzer, die hat den Newsfeed ganz normal eingespielt bekommen, algorithmisch sortiert, so praktisch wie Instagram und Facebook das machen.

Und eine andere Gruppe hat ihn einfach nur chronologisch bekommen.

Also eins nach dem anderen, so wie es zeitlich gekommen ist.

Das waren also praktisch andere Erlebnisse, die die hatten.

Und das Ergebnis ist, es gab so gut wie gar keinen Effekt.

Also da konnte dann Facebook dann praktisch diese Studie vorzeigen und sagen, ja, Leute, schau es mal, unser Algorithmus polarisiert die Leute nicht.

Das führt nicht zu einer Spaltung in der Gesellschaft.

Die Studie wird schon als valide wahrgenommen, aber es gibt trotzdem Kritik daran.

Also erstens mal die Forscher, die da mitgearbeitet haben, die unabhängigen Forscher, die waren nicht wirklich unabhängig, weil die konnten auch nicht einsehen, wie die Algorithmen genau funktionieren.

Die konnten praktisch dann nur die Ergebnisse sich angucken.

Facebook wurde kritisiert, dass die das alles verzögert haben, dass sie sehr lange überprüft haben, ja, können wir diese Daten jetzt rausgeben oder nicht.

Also ob es wirklich unabhängig war, weiß man nicht.

Es war sehr aufwendig.

Und dann gibt es noch die Kritik von anderen Wissenschaftlern, dass Facebook vielleicht gemurgelt hat, weil die kurz vor dem Experiment ihren Algorithmus geändert haben.

Das war also vielleicht gar nicht der klassische Facebook-Algorithmus.

Und vielleicht war deswegen der Effekt auch nicht so groß.

Und hier kommen wir noch zu einem ganz anderen Problem.

Das ist einfach so, dass sich die Algorithmen und die Plattform ständig verändern.

Und alles, was man jetzt experimentell herausfindet, kann in einem halben Jahr schon wieder obsolet sein.

Das ist eine weitere Hürde, praktisch sagt, causale Zusammenhänge zu bekommen.

In einer der Studien, die du mir vorab geschickt hast, da hat sich aber gezeigt, dass man diese experimentelle Situation, die du gerade beschrieben hast, dass man was Zwischenschalter, dass man was verändert, quasi auch herstellen kann ohne die Unternehmen.

Das haben die Forscher beschreibt doch noch mal, was die genau gemacht haben.

Ja, das ist eine ganz interessante Studie.

Die ist eben, also diese Woche erst veröffentlicht worden.

Das war bei ex, wie man heutzutage zu Twitter sagt.

Da haben die Forscher Folgendes gemacht.

Sie haben freiwillige Nutzer gehabt und dem einen Teil, Sie haben sich zwischen die Plattform und die Nutzer geschaltet.

Sie haben da eine Browser-Erweiterung, also ein Programm dazwischen geschaltet.

Und die Nutzer sahen ...

Die Plattform X, ganz normal, das sah für die ganz normal aus, aber es gab einen kleinen Trick.

Die Forscher haben jetzt einem Teil mehr Inhalte eingespielt, also die Inhalte hervorgehoben praktisch, die den politischen Gegner verteufeln und einem anderen Teil der Nutzer haben sie weniger davon eingespielt.

Und dann gab es einen Teil, der das praktisch ungefiltert bekam.

Die waren da praktisch gar nicht auf die Zusammenarbeit von von X angewiesen.

Und haben dann tatsächlich wenig überraschend festgestellt, ja, je mehr Inhalte man bekommt, die den politischen Gegner praktisch kritisieren, desto kritischer wird man und desto größer die Polarisierung.

Okay, gut, ich weiß nicht so überraschend, aber das Interessante daran ist, die haben jetzt praktisch eine Methode gefunden, wie sie ganz ohne Zutun der Plattform praktisch an Elon Musk vorbei haben sie diese Forschung betrieben mit X.

Jetzt ist natürlich die Frage gut, wie realistisch ist das?

Weil die haben jetzt auch wiederum...

Das war ja auch so ein hypothetisches Szenario.

Ein hypothetisches Szenario einer Plattform, die mehr polarisierende Inhalte einspielt.

Ja, okay, macht sie aber ein echt nicht.

Also das ist...

Wie realistisch ist das?

Das ist ein Fragezeichen.

Aber die haben jetzt zumindest eine Methode entwickelt, mit der man Experimente...

fast in Anführungszeichen auf der Plattform laufen kann, ohne Zutun der Plattform.

Und ich bin sehr gespannt, was da jetzt folgen wird.

Also was jetzt andere Wissenschaftler vielleicht doch mal was mit Teenagern machen werden oder ja mit Wohlbefinden und nicht mit Polarisierung.

Also das könnte noch spannend werden.

Da müssen wir abwarten.

Und ein zwar, wie du sagst, wenig Überraschungsergebnis, aber ein Ergebnis, das eben den Unternehmen auch nicht so gefallen könnte, weil es eben das bestätigt, was kritisiert wird, die Polarisierung, die dann auch eine...

Spaltung der Gesellschaft zufolge haben kann, wird verstärkt.

Und es gibt ja sogar Vorwürfe, dass das Meta eine Studie mit eben auch nicht so angenehmen Ergebnissen unterdrückt oder abgebrochen hat zu psychischen Schäden durch Social Media.

Da steht in den USA sogar eine Anhörung bald bevor.

Ja, das ist eine gerichtliche Anhörung, die steht im Januar bevor.

Was steckt dahinter?

Es ist eine Sammelklage und der Vorwurf ist, dass Meta die Sicherheit von Jugendlichen praktisch hinten anstellt, vernachlässigt, weil sie Reichweite wollen und weil sie wachsen wollen und so weiter.

Was ist das Interessante daran?

In den Akten dieser Sammelklage ist von einer Studie die Rede, die zeigt, dass Meter untersucht hat, der Verzicht auf Facebook und Instagram verbessert, das Wohl befinden.

Wir wissen nicht ganz genau, wie diese Studie funktioniert hat.

Und wir wissen zumindest, was Meta sagt.

Die haben die Studie abgebrochen, weil sie methodische Schwächen hatte.

Das sagen die jetzt erst mal.

Wir müssen die Anhörung abwarten.

Aber was sie eben gezeigt haben soll, ist, dass es diesen Zusammenhang gibt, wenn du aufhörst, auf Facebook zu benutzen und es geht dir besser.

Also es gibt diese Ergebnisse, die liegen irgendwo.

Und die kommen dann wahrscheinlich zum Vorschein im Januar bei der Anhörung.

Vielleicht, also die wurden aber praktisch begraben.

Also Facebook soll, also dass es die Kritik ist, wissen Sie nicht, Facebook soll diese Ergebnisse gekannt haben und gesagt haben, es lassen wir mal in der Schublade verschwinden, diese Studie.

Solche Studien gibt es ja auch manchmal so.

Also es wird eine Zeit verordnet ohne Social Media.

Da ist gerade wieder eine rausgekommen, und zwar sogar mit Jugendlichen.

Was kam da raus?

Also junge Erwachsene, achtzehn bis vierundzwanzig.

Und da kam genau das Gleiche raus, was Meta jetzt vorgeworfen wird.

Praktisch die Leute haben auf Social Media verzichtet.

Und den ging's besser.

Die hatten weniger Symptome von Depressionen, die hatten weniger Symptome von Nervosität usw.

Also genau das Gleiche kommt raus.

Aber die Schwäche ist wiederum, es gibt keine experimentelle Kontrolle, weil man weiß nicht, was die wirklich gemacht haben.

Aber ein anderes interessantes Ergebnis aus der Studie ist, die haben nicht weniger ...

das Smartphone verwendet.

Die haben es einfach für andere Dinge verwendet.

Also diese Hoffnung, dass man dann plötzlich, man darf kein Social Media verwenden und man trifft sich nur noch draußen mit Freunden und während auf der grünen Wiese rum, stimmt auch nicht.

Aber zumindest scheint es einem dann besser zu gehen.

Also das ist ja quasi genau das, was Australien jetzt in ganz großem Maßstab ausprobiert.

Die Frage geht es jetzt...

hunderttausenden Jugendlichen besser.

Also landesweit das Digital Detox, kann sich das denn nicht die Wissenschaft irgendwie zu Nutzen machen, sich da einschalten und ein Experiment draus machen?

Ja, es ist eben kein Experiment.

Es wird für alle ausgeschaltet und wir gucken mal, was passiert.

Ein Experiment wäre es, wenn du es jetzt zum Beispiel, keine Ahnung, in Brisbane durchsetzen würdest und in Adelaide nicht und dann vergleichst du mal was passiert, ja das wäre ein Experiment.

So ist es nicht, aber man wird schon Beobachtungen machen können und ich bin sehr gespannt wie die ausfallen werden.

Es wird vielleicht ein bisschen vergleichbar sein mit den Handyverboten, die wir an Schulen haben.

Da kann man ja auch schon Vergleiche machen zwischen Ländern, die Handyverbote eingeführt haben und welche, die nicht eingeführt haben.

Das kann man in Europa machen, zum Beispiel.

Da sieht man, gut, tatsächlich scheinen sich Fälle von Cybermobbing, scheinen die seltener zu werden, wenn man so ein Handyverbot einführt und die Noten scheinen besser zu werden.

So auf der Ebene wird man wahrscheinlich Untersuchungen machen können.

Ja, ich bin gespannt, was da rauskommt.

Aber so ein richtiges Experiment ist das leider nicht.

Ist ja auch interessant in Bezug auf das, was nicht nur das, was dann nicht mehr am Handy passiert, sondern was überhaupt mit der Zeit passiert, die dann ja frei wird.

Also drei Stunden, glaube ich, im Durchschnitt am Tag sind junge Menschen auch Social Media-mäßig beschäftigt.

Das geht dann ja nicht mehr.

Also was machen die denn dann?

Gehen die dann wieder, treffen die sich dann wieder, klettern die wieder auf Bäume?

Wahrscheinlich nicht.

Ja, vielleicht spielen sie nur noch Spiele auf dem Handy.

Ich weiß es nicht.

Vielleicht sitzen sie mehr vor der Konsole rum, vielleicht surfen sie so im Internet.

Keine Ahnung, also das wird tatsächlich spannend zu sehen, ob sich die Handynutzung verringert, wenn sie nicht mehr Social Media verwenden kann.

Ja, das Ding ist eine Angst, die das ein bisschen Australien mit ...

schwingt, ist ja, dass die praktisch andere Plattformen, die noch nicht verboten sind, die da anfangen zu nutzen.

Es sind nicht alle Plattformen verboten.

Vielleicht wird das auch passieren.

Vielleicht finden sich einfach eine Plattform, wo dann die ganzen, wir haben es ja bei Twitter gesehen, als Elon Musk das übernommen hat, sind die ganzen Liberalen und eher linken Kräfte zu Blue Sky irgendwann abgehauen.

Vielleicht hauen die Teenager auch irgendwo anders hinab.

Die sind ja kreativ genug.

Wird sich zeigen.

Gut, aber dann wäre es zumindest eine Plattform, die nicht von den großen Unternehmen kontrolliert wird und dann ergeben sie vielleicht ganz neue.

Nee, glaubst du nicht?

Ja, vielleicht.

Ja, nee, ich weiß nicht.

Also, für dein Gedanke mir ruhig zu Ende.

Ich wollte dich nicht unterbrechen.

Nee, nee, wir sind nur gerade nochmal in Donaldson-Height eingefallen, der ...

über den haben wir ja auch gesprochen vor, glaub ich, vor einem Jahr.

Ich glaube nicht, klar.

Der hat ja ein sehr bekanntes Buch ...

geschrieben darüber, warum Verbote sofort unabdingbar sind.

Und der hat ja quasi das, was ich gerade so angedeutet habe, so ein bisschen diese heile Welt, glaube ich, erträumt, dass Kinder dann wieder die tollen Sachen machen, die sie früher gemacht haben.

Und ich glaube, das Buch war auch vielleicht nicht ganz unbeteiligt, habe ich zumindest gelesen an dieser Entscheidung.

in Australien das Gesetz jetzt durchzudrücken.

Ja, aber ich kann ja noch mal eine Sache sagen, vielleicht, das geht ein bisschen in die Richtung.

Ich habe mal, als ich recherchiert habe zu Handyverboten an Schulen, habe ich mich mit Schuldirektoren und Lehrern unterhalten, die Handyverbote durchgesetzt haben und die sagen tatsächlich, dass es dann anders wird auf dem Schulhof, also dass die doch wieder mehr miteinander reden und miteinander spielen.

Also vielleicht, wer weiß, vielleicht bringt es doch was.

Das wird ja auch deswegen...

kritisiert dieses radikale Vorgehen Australiens, weil gesagt wird, na gut, und was ist dann mit sechzehn, dann werden die so völlig ahnungslos in diese Welt entlassen.

Man müsste es doch verbinden mit einer Schulung der Medienkompetenz.

Da ist ja auch was dran.

Ja, da ist absolut was dran.

Das sehe ich auch so.

Und dann sollen sie es einfach machen.

Also dann soll man Medienkompetenz beibringen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob die Schule der richtige Ort tatsächlich ist, um Medienkompetenz zu vermitteln.

Auf der anderen Seite weiß ich nicht, was der richtige Ort sein soll.

Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass ein fünfundfünfzigjähriger Lehrer einem jetzt noch eine wahnsinnsgute Medienkompetenz bei...

TikTok vermitteln kann oder bei sozialen Medien.

Ich weiß nicht, ob die diese Kompetenz haben.

Vielleicht müsste man ein extra Lehrer für haben, keine Ahnung.

Da kann man sich ja Leute holen.

Ich finde das sehr essentiell.

Und wenn man einfach mal so zeigen, was machen Algorithmen, wie was passiert mit diesem Belohnungssystem, warum komme ich nicht mehr weg?

Einfach, um das mal zu verstehen.

Ja gut, wenn man Leute hat, die einem das gut vermitteln können, auf alle Fälle, aber man muss da halt nicht bei TikTok für sein.

Wir lassen drei Zehn Jährige nicht rauchen, um die Kompetenz im Umgang mit Genussmitteln zu vermitteln.

Das macht man einfach nicht.

Und deswegen, das kann man ja parallel zu so einem Verbot machen.

Nur, gut, Verbote sind halt einfacher.

Das ist nicht so konstruktiv.

Ich tue mir das schwer, mir vorzustellen, dass die jetzt so einen Lehrplan da wirklich auf die Beine stellen und durchziehen.

Also in Australien keine Ahnung, wie das Schuhsystem ist.

In Deutschland stelle ich mir das sehr, sehr schwer vor.

Das dauert bestimmt eine Weile, ein paar Jahre zu lange.

Auf jeden Fall schauen wir gespannt auf den zehnten Dezember.

wie sich die Regelung umsetzen lässt in Australien und auch auf das, was in anderen Ländern dann passiert.

Weil Frankreich hat ja schon theoretischen Verbot.

Für unter fünfzehn Jahre, genau gut, wenn man so sieht, gibt es generell schon bis dreizehn ein Verbot, aber man wird halt nicht kontrolliert.

Genau, ja.

So, Peter, was hältst denn du eigentlich?

Kann ich mal meine Meinung dazu sagen?

Weil die EU überlegt sich das ja auch und jetzt das Parlament will darüber beraten.

Ich bin ja absolut für Social-Media-Verbote unter sechzehn.

Ich bin absoluter Fan.

Wie geht's denn dir da?

Bei meinen Kindern wird das nichts mehr bewirken, weil die sind schon drüber.

Aber ich bin auf jeden Fall dafür.

Sollen wir uns ja einig?

Wir sind uns einig.

Ich finde auch, dass die Plattformen selbst mehr reguliert werden müssen.

dass sie gar nicht erst zu so einer Umgebung werden, vor der die Kinder geschützt werden müssen.

Das wäre eigentlich der Punkt.

Denn die Algorithmen, die Rabbit-Holes sind, die man gerät, die Verzerrungen, Verkürzungen, Zuspitzungen, das beeinflusst ja nicht nur die Jugendlichen.

Das ist ja gefährlich für die ganze Gesellschaft.

Und dass da nicht mehr passiert, dass das wie so eine Naturgewalt hingenommen wird, das finde ich schlimm.

Ja ja absolut und wir haben ja.

also all Medien sind ja irgendwie reguliert.

Ja es gibt einen Jugendschutz und sowas der durchgesetzt wird.

nur.

Bei den Medien die von den von den Jugendlichen am meisten verwendet werden sagt man irgendwie so.

Oh ja Gott.

Mein Gott, lass die mal machen.

Das ist schwer, die zu regulieren.

Ich finde absolut, man sollte die strenger regulieren.

Das findet hier in der EU auch langsam statt.

Man muss gucken, wie gut es funktioniert.

Und ich finde aber, dass diese Regulierung eben auch altersabhängig sein sollte und dass man dafür eine Alterserkennung braucht.

Genau in der EU, da kommt jetzt auch was zur Bewegung.

Hat ja vor ein paar Tagen das Europäische Parlament Forderung an die Kommission gerichtet.

Verbot für alle unter dreizehn.

Von dreizehn bis sechzehn nur mit Zustimmung der Eltern.

Ja, da kommt was in Gang.

Und uns interessiert da auch immer ihre Meinung, liebe Hörerinnen und Hörer.

Fänden Sie, fänden ihr das gut, wenn sich Deutschland eine ähnliche Beschränkung verordnet?

Oder sind Sie eher, seid ihr eher der Meinung von so wie von Anfang der Folge, dass das der falsche Weg ist?

Schreiben Sie uns doch an...

wissenschaftet.de und wir werden das beim nächsten Mal vorlesen, sind sehr gespannt.

Ja, und was welche Meinung mich vor allem interessieren würde, ist, ich will mal die Meinung von jemandem hören, der wirklich sagt, nein, Leute, man darf das nicht verbieten.

Wir brauchen mehr dreizehnjährige, wir brauchen mehr vierzehnjährige, die sich Schminkvideos angucken.

Wir brauchen, diese Leute müssen auf diese Plattform, also diese Meinung, die wirklich gegen diese verbote gegen eine Altersbeschränkung ist.

Die würde mich vor allem interessieren.

Das geht jetzt in alle drei zu den vierzehn Jährigen da draußen.

Und Petra weiß Gott, das ist unsere Zielgruppe.

Die hören das auf Instagram.

Na ja, gut.

In dem Sinne hören wir uns wieder in zwei Wochen.

Ja, also tschüss an alle.

Und alle Teenager, die uns haben.

Genau.

Mach's gut.

Mach's auch gut, Piotr.

Danke, dass du da warst.

Tschüss, Peter.

Tschüss.

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