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#271 Der verschwundene Staatsanwalt – Rätsel um Ray G.

Episode Transcript

Diese Episode enthält explizite Details über wahre Kriminalfälle.

Weitere Infos in der Folgenbeschreibung.

Ein Tag im Frühling an einem Ort wie aus dem Bilderbuch.

Viktorianische Backsteinfassaden neben weißen Holzhäusern mit großzügigen Baranten.

Grüne Rasenflächen mit blühenden Rhododendren und Magnolienbäumen, deren Zweige sich leicht in einer sanften Frühlingsbrise wiegen.

Ein kleiner Bach, der sich durch den Ort schlängelt, bevölkert von Enten und Libellen.

Ein altes Gerichtsgebäude mit weißen Säulen, das auf einem kleinen Hügel über der Stadt thront.

Eine Buchhandlung mit knarrendem Holzboden, staubigen Regalen und einer Besitzerin, die jeden Kunden mit Namen kennt.

Das ist Bella Fonte, ein kleines Städtchen im Osten der USA.

An diesem Tag im Frühling ist das Städtchen ruhig, fast schläfrig.

Die Bäume tragen das erste Grün des Frühlings.

In der Luft liegt der Geruch von Kaffee und frisch gemähtem Gras.

Und irgendwo zwitschert ein Vogel.

Nichts deutet darauf hin, dass an diesem Tag etwas Ungewöhnliches passieren wird.

Ein Mysterium, das den Menschen vor Ort, aber auch in den ganzen USA noch lange ein Rätsel sein wird.

Nichts an dieser Idylle lässt erahnen, dass an diesem Abend eine verzweifelte Frau immer und immer wieder die Handynummer ihres Mannes wählen wird.

Dass ihr Blick immer wieder zur Haustür schweifen wird, voller Sorge und Hoffnung, ob er nicht doch noch jeden Moment hereinspaziert kommt.

Eine Frau, die nicht akzeptieren will, dass ein Mensch einfach so verschwinden kann.

Music.

Schwarze Akte Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Schwarzen Akte, mir gegenüber mit Anne Luckmann und mit Patrick Strohbosch, hallo!

Und für den Fall, über den wir heute sprechen, springen wir in den 15.

April 2005.

Das ist ein Freitag.

Werbung Werbung Ende.

Bestimmt erinnern sich einige von uns noch an das Jahr 2005, denn es ist die Zeit von Facebook und MySpace.

Wer wissen will, was bei seinen Freunden und auch Nicht-Freunden so abgeht, der legt sich ein Profil an und scrollt fleißig drauf los.

Wer lieber Musikvideos statt Partyfotos anschaut, dem steht dafür eine andere Plattform zur Verfügung.

Keine zwei Monate zuvor ist nämlich YouTube online gegangen.

In den Kinos läuft gerade Harry Potter und der Feuerkelch, der vierte Teil.

Und Obi-Wan Kenobi und Meister Yoda kämpfen auf den Leinwänden gegen die dunklen Mächte in der dritten Episode von Star Wars.

Britney Spears, Mariah Carey und Usher dominieren in den USA die Charts, während in Deutschland die Tokio-Hotel-Fans durch den Monsoon mitsingen.

Auf Platz 1 der deutschen Jahrescharts 2005 steht auch ein ganz besonderer Song, meiner Meinung nach ganz besonders nervig, nämlich Schnappi, das kleine Krokodil.

Ziemlich beliebt und immer im Gespräch sind auch Reality-Shows wie Big Brother und DSDS.

Viel diskutiert wird aber auch über die erste weibliche Bundeskanzlerin Deutschlands.

Im November 2005 legt Angela Merkel ihren Amtseid ab.

Von all diesem Trubel bleiben die Menschen im US-amerikanischen Belafonte weitestgehend verschont.

Kurz zur geografischen Einordnung, das kleine Städtchen liegt recht zentral in dem Bundesstaat Pennsylvania.

Wenn man mit dem Auto ca.

3,5 Stunden Richtung Osten fährt, ist man in New York City.

Richtung Süden liegt in etwa gleicher Entfernung Washington D.C.

Rund 6.000 Menschen leben hier und sie alle haben ab diesem 15.

April 2005 nur ein Gesprächsthema.

Kann ein Mensch einfach so verschwinden?

Der Mann, um den es heute geht, heißt Ray.

Er ist 59 Jahre alt, arbeitet ziemlich erfolgreich als Staatsanwalt und freut sich schon auf seinen Ruhestand.

Er hat eine erwachsene Tochter, mit der er in gutem Kontakt steht und führt eine liebevolle Beziehung mit einer Frau namens Patty.

Eigentlich wollte Ray gar kein Anwalt werden, sondern russische Geschichte studieren.

Doch ein Praktikum in einer Staatsanwaltschaft verändert alles.

Der junge Ray wirft seine alten Pläne über den Haufen und studiert Jura.

Sein Spezialgebiet später als Anwalt Vergewaltigungs- und Mordfälle.

Während des Studiums lernt Ray seine spätere Frau Barbara kennen.

Allerdings nicht in einer Vorlesung, sondern ganz zufällig bei einer Mitfahrgelegenheit.

1969 heiraten sie.

Da ist Ray etwa Mitte 20.

Da sie keine Kinder bekommen können, entscheidet sich das Paar für eine Adoption.

Um seiner Frau beruflich den Rücken freizuhalten, gibt Ray seinen Job auf und bleibt die erste Zeit mit der kleinen Tochter zu Hause.

Das ändert sich, als Ray eine Anstellung als Staatsanwalt angeboten bekommt und seine Berufstätigkeit dann erstmal mit einer halben Stelle wieder aufnimmt.

1991 lassen sich Ray und seine Frau Barbara scheiden, bleiben aber Freunde.

Die gemeinsame Tochter ist zu diesem Zeitpunkt ungefähr 15 Jahre alt und lebt seitdem bei der Mutter.

Sieht ihren Vater aber regelmäßig.

Fünf Monate nach der Scheidung heiratet Ray erneut.

Die Ehe mit seiner zweiten Frau hält knapp zehn Jahre und gilt als turbulent mit extremen Höhen und Tiefen.

Ganz anders ist da die Beziehung mit seiner dritten Frau Patty, die er bei der Arbeit kennenlernt und mit der er etwa anderthalb Jahre nach dem zweiten Ehehaus zusammenkommt.

Das Zusammenleben mit Patty ist ruhig und einfach.

In einem Interview wird sie später erzählen, dass sie glaubt, mit Ray ihren Seelenverwandten gefunden zu haben.

Sie ist es auch, die am Abend des 15.

April 2005 zu Hause sitzt und so voller Sorge darauf wartet, dass Ray nach Hause kommt.

Die es immer und immer wieder auf seinem Handy probiert.

Drei Stunden lang, aber Ray einfach nicht erreichen kann.

Das Gedankenkarussell in Pattys Kopf zeigt ihr die schlimmsten Bilder.

Doch objektiv betrachtet gibt es einfach keine vernünftige Erklärung, warum Ray nicht nach Hause kommen sollte.

Sie sind verliebt und glücklich.

Ray steht außerdem ja kurz vor dem Ruhestand.

Er hat keine größeren gesundheitlichen Probleme und auch keine finanziellen Sorgen.

Mit seiner 27-jährigen Tochter Lara telefoniert er drei- bis viermal die Woche.

Von so viel Kontakt können viele Eltern mit erwachsenen Kindern nur träumen.

Ganz abgesehen davon haben Patty und Ray schon geplant, was sie alles machen wollen, wenn Ray nicht mehr arbeiten muss.

Sie wollen sich richtig schön viel Zeit nehmen und einmal durchs ganze Land fahren, Nationalparks anschauen und schließlich Lara an der Westküste besuchen.

Acht Monate hat Ray nur noch zu arbeiten und dann ist es endlich soweit.

Seine Kollegen sehen seinen Ruhestand aber mit gemischten Gefühlen entgegen.

Ray wird im Gerichtssaal nämlich auf jeden Fall fehlen.

Viele schätzen ihn als einen sehr verlässlichen, seriösen und akribischen Staatsanwalt, der immer bestens vorbereitet ist und das Gesetz in- und auswendig kennt.

Mit seinen 35 Jahren Berufserfahrung konnte sich Ray in juristischen Kreisen also ein wirklich hohes und außergewöhnliches Ansehen erarbeiten, was vielleicht auch daran liegt, dass er nie Ambitionen hatte, ein politisches Amt anzustreben.

Er nimmt sich immer viel Zeit, um mit den Opfern von Straftaten zu sprechen und sich während des Prozesses um sie zu kümmern.

Er weiß immer, was das Richtige zu tun ist.

Einer seiner Kollegen beschreibt ihn sogar als seinen persönlichen Superman.

Außerhalb des Gerichtssaals gilt Ray als eher zurückhaltende Persönlichkeit.

Er spricht nicht gerne darüber, was ihn so beschäftigt und legt großen Wert darauf, Privates und Berufliches zu trennen.

Er ist eher der Zuhörer als der Erzähler, weshalb auch gar nicht so viele Details über sein Privatleben öffentlich bekannt sind.

Am Morgen des 15.

April 2005 beschließt Ray, das Wochenende frühzeitig einzuleuten und nicht zur Arbeit zu gehen.

Es ist ja Freitag und Ray hat große Lust, mit seinem geliebten roten Mini-Cuba einen kleinen Roadtrip zu machen.

Sein Ziel ist Lewisburg, eine kleine Ortschaft, die ungefähr eine Stunde mit dem Auto entfernt liegt.

Er verabschiedet sich von seiner Frau Patty, steigt in seinen Wagen und fährt los.

Für Patty läuft der Tag wie gewohnt ab.

Sie arbeitet als Bürokraft bei der Staatsanwaltschaft, für die auch Ray tätig ist.

Gegen 11.30 Uhr erhält sie einen Anruf von Ray, der ihr erzählt, dass er gerade die Route 192 entlangfährt und ein bisschen länger unterwegs sein wird.

Die Route 192 ist eine Landstraße, die sich durch Wälder, kleine Dörfer und Felder schlängelt und teilweise recht malerische Ausblicke bietet.

Ideal also für einen kleinen Roadtrip.

Patty und Ray beenden das Telefonat mit einem gegenseitigen I love you.

Als Patty am späten Nachmittag nach Hause kommt und Ray nicht da ist, denkt sie sich zunächst nichts dabei.

Sie schnappt sich ihre Sporttasche und geht ins Fitnessstudio.

Die Sorge kommt erst, als sie vom Sport wieder nach Hause kommt und Ray sich immer noch nicht wieder gemeldet hat.

Die Uhr tickt und schließlich hält Patty es nicht länger aus.

Sie wählt gegen 23.30 Uhr den Notruf.

Sie spürt einfach, dass es sich um einen Notfall handeln muss.

Es ist absolut nicht typisch für Ray, einfach so zu verschwinden, ohne ihr Bescheid zu geben, wo er ist und wann er wieder nach Hause kommen wird.

Seit sie telefoniert haben, sind mehr als sechs Stunden vergangen.

Was ist in diesen sechs Stunden passiert?

Die Polizei ist sofort alarmiert.

Im Regelfall warten die Behörden ja häufig erst ab, bis man die Suche nach einer erwachsenen Vermisstenperson einleitet.

Zumindest, wenn kein Grund besteht, dass diese Person sich in Gefahr befindet oder eine Gefahr für sich oder andere darstellen könnte.

Allerdings verhält es sich bei diesem Fall jetzt anders, denn die vermisste Person ist der oberste Staatsanwalt des Landkreises und auf Vergewaltigungs- und Mordfälle spezialisiert.

Alles Mögliche könnte Rape passiert sein.

Und deshalb wird die Polizei so schnell wie möglich aktiv.

Nicht nur die Polizei macht sich auf die Suche nach Ray, sondern auch seine Familie.

Als seine Tochter Lara hört, dass ihr Vater verschwunden ist, da steigt sie in das nächste Flugzeug und macht sich auf den Weg nach Belafonte.

Alle, die helfen wollen, treffen sich bei Patty.

Laras Mutter ist auch dabei, die ja immer noch gut mit Ray befreundet ist.

Ebenso wie einige Cousins und andere Familienangehörige.

Das Haus von Patty und Ray wird jetzt also zum Hauptquartier, von dem aus die Familie Pläne schmiedet, sich auf Pressekonferenzen vorbereitet und Fahrten in die umliegenden Städte unternimmt, um Ray dort zu suchen.

Sie haben Fotos von Ray dabei und fragen, ob ihn jemand gesehen habe.

Lewis Burke ist dabei natürlich die erste Anlaufstelle, da Ray ja genau dorthin fahren wollte.

Gemeinsam mit ihrer Mutter klappert Lara jeden einzelnen Shop ab.

Währenddessen bittet die örtliche Polizei das FBI um Hilfe.

Sie brauchen Unterstützung dabei, die Daten von Rays Kreditkarte, Telefon und Kalender zu analysieren.

Dabei kommt schnell heraus, dass es seit dem Tag des Verschwindens keine einzige Aktivität mehr auf Rays Konto oder von seinem Telefon gegeben hat.

Also der Anruf an Patty war der letzte Anruf, der mit seinem Handy gemacht wurde.

Dafür gibt es in Lewisburg einen kleinen Erfolg.

Ray wurde nämlich tatsächlich dort gesehen, und zwar wie er die Einkaufsstraße an einigen Antiquitätsshops entlang geschlendert ist.

In Begleitung einer dunkelhaarigen Frau.

Niemand weiß, wer diese Frau sein könnte.

Aber es ist nicht auszuschließen, dass sie irgendwas über Rays Verbleib weiß.

Heißt also, die Polizei sucht jetzt nicht mehr nur nach Ray, sondern auch nach dieser Frau.

Um es direkt vorab zu sagen, es gibt keinen Hinweis darauf, dass Ray eine Affäre mit ihr hatte.

Wobei das Thema Frau eigentlich ein gutes Stichwort ist.

Denn die ersten Personen, die von der Polizei näher unter die Lupe genommen werden, sind die Frauen in Rays Leben.

Er war ja zweimal verheiratet und hatte auch so einige Beziehungen in seiner Vergangenheit.

Einige ernster, andere lockerer.

Und Eifersucht bzw.

Rache sind nach wie vor leider gängige Motive bei Straftaten.

Wenn es sich denn um eine Straftat handelt, auch das ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Es gab da zum Beispiel mal eine Krankenpflegerin, die Ray Anfang der 2000er gedatet hat, kurz nachdem er sich von seiner zweiten Frau getrennt hat.

Er war so verliebt, dass er der Pflegerin recht zeitnah nach ihrem Kennenlernen einen Antrag gemacht hat.

den sie aber abgelehnt hat.

Oder da wäre die Kellnerin, mit der Ray in seinem Lieblingsrestaurant immer gerne geflirtet hat.

Und natürlich gibt es auch noch die beiden Ex-Frauen und Patty selbst als aktuelle Lebensgefährtin.

Wer weiß, was hinter geschlossenen Türen alles so abgegangen ist.

Ray hat ja nie viel über sein Privatleben erzählt.

Gut möglich also, dass er auch im privaten Umfeld Feinde hat, von denen niemand irgendwas weiß.

All diese Frauen werden also nun befragt.

einschließlich Lara, Rays Tochter.

Lara und Patty werden sogar gebeten, einen Lügendetektortest zu machen.

Beide bestehen.

Bei keiner Frau aus Rays Vergangenheit oder in seinem aktuellen Leben findet man ernsthafte Hinweise darauf, dass sie etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnten.

In einem so kleinen Ort wie Bellefonte spricht es sich natürlich schnell herum, wenn ein Mensch plötzlich spurlos verschwindet.

Gerade wenn es jemand ist, der in der Öffentlichkeit auch bekannt ist.

Die Medien berichten täglich über den Fall, was der Polizei aber auch ganz recht ist.

Bei einem Fall mit so wenigen Anhaltspunkten kann nämlich jeder Hinweis, der von außen reinkommt, wichtig sein.

Man weiß ja nicht einmal, ob man es wirklich mit einem Verbrechen zu tun hat.

Vielleicht ist Ray ja auch einfach freiwillig abgehauen.

In den ersten Tagen nach Rays Verschwinden kommen unzählige Hinweise rein, denen die Polizei nachzugehen hat.

Zum Glück mit der Hilfe anderer staatlicher Behörden.

Aus ganz Pennsylvania rufen Menschen an, die Ray gesehen haben wollen.

Einer behauptet sogar, ihn bei einer Aufzeichnung der Oprah Winfrey Show in Chicago im Publikum gesehen zu haben.

Ein anderer will Ray in einem Restaurant beim Essen gesehen haben.

Insgesamt werden mehr als 300 falsche Sichtungen gemeldet.

Es taucht auch ein Abschiedsbrief von einer komplett unbeteiligten Person auf, in dem diese Person, in Anführungsstrichen gesteht, den Staatsanwalt gekidnappt zu haben.

Und auch eine CD von einem Mann, der behauptet, Stimmen von Menschen hören zu können, ohne dass die neben ihm stehen.

Auf der CD hat dieser Mann Telefonanrufe aufgezeichnet, die man vor lauter Rauschen aber kaum verstehen kann.

Aber es lassen sich zwischendurch Sätze wie.

Dieser Mann ist nicht der Einzige, der sich als Experte für die Kommunikation mit dem Jenseits positioniert und Hilfe anbietet.

Eine Wahrsagerin, die Stimmen aus dem Jenseits hören kann, verbindet sich mit Ray und fragt ihn, ob er noch unter ihn weile.

Die Antwort lautet Nein.

Doch wirklich viel hilft das bei den Ermittlungen nicht weiter.

Denn all diese Spuren verlaufen letztendlich ins Leere.

Und keiner dieser Menschen kann wirklich helfen.

In ganz Lewisburg und Umgebung suchen also jetzt Dutzende Einsatzkräfte nach Ray.

Auf dem Land, in der Luft und auch auf dem Wasser.

Denn direkt durch Lewisburg fließt der Susquehanna River, einer der längsten Flüsse an der Ostküste der USA.

Nicht auszuschließen, dass sich eine Spur von Ray oder im schlimmsten Fall auch seine Leiche in diesem Fluss befindet.

Es werden sogar Spürende eingesetzt, die am Ufer nach Rays Geruch suchen.

Es wird nichts unversucht gelassen.

Jede Instanz, die in irgendeiner Weise helfen könnte, wird kontaktiert.

Da Reys Familie aus Slowenien stammt und auch noch Verwandte dort hat, beschließt die Polizei, mit der Hilfe von Interpol auch dort Flyer zu verteilen.

Das Ermittlerteam spricht auch mit Häftlingen, die Gerüchte über Ray gehört haben wollen.

Viele von ihnen haben Vermutungen, dass die Politik oder die Mafia in das Verschwinden involviert sein könnte.

Doch trotz aller Anstrengungen hat man recht wenig harte Fakten, mit denen man die Ermittlungen gestalten kann.

Ray ist verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Doch ein paar wenige Spuren hat er immerhin hinterlassen.

Sein Auto zum Beispiel.

Der rote Mini Cooper wird am Tag nach seinem Verschwinden, also am Samstag, auf einem unbefestigten Parkplatz in Lewisburg entdeckt.

Und zwar gegenüber des Antiquitätenmarktes, vor dem Ray ja mit dieser dunkelhaarigen Frau gesehen wurde.

An seinem Auto sind aber keine Anzeichen eines Verbrechens zu erkennen.

Aber trotzdem ist was komisch, denn der Wagen riecht sehr stark nach Tabak.

Und auf dem Beifahrersitz befindet sich Zigarettenasche.

Und das, obwohl Ray nie geraucht hat und den Geruch sogar immer ziemlich abstoßend fand.

In dem Fahrzeug befindet sich außerdem sein ausgeschaltetes Arbeitshandy, das er normalerweise immer bei sich trägt.

In seinem Job kommt es häufiger vor, dass er spontan angerufen wird oder mal eben eine schnelle E-Mail schreiben muss.

Deswegen war sein Handy immer ein wichtiger Begleiter und hätte es normalerweise nicht einfach so im Auto liegen lassen.

Auch eine Wasserflasche entdeckt man im Auto.

Ein DNA-Test ergibt, dass aber nur Ray daraus getrunken hat.

Von seinem Arbeitslaptop fehlt allerdings jede Spur, ebenso wie von seinem Schlüssel, seinem Portemonnaie und seiner Sonnenbrille.

Die Gegenstände liegen auch nicht bei ihm zu Hause oder in seinem Büro.

Die sind genauso verschwunden wie Ray selbst.

Als man die Spürhunde zu Reys Auto führt, erkennen sie seinen Geruch sofort.

Ihr Verhalten deutet darauf hin, dass Ray möglicherweise auf dem Parkplatz in ein anderes Fahrzeug eingestiegen sein könnte, gemeinsam mit einer anderen Person.

Wie die Hunde das genau erschnüffelt haben, wissen wir leider auch nicht.

Eine weitere Spur von Ray entdeckt man erst einige Monate nach seinem Verschwinden, und zwar am 30.

Juli 2005.

Per Zufall findet ein Fischer nämlich Reys Arbeitslaptop, und zwar im Suskehanna River, allerdings ohne Festplatte.

Daraufhin durchsuchen Polizeitaucher den Fluss nach weiteren Hinweisen, aber ohne Erfolg.

Erst zwei weitere Monate später findet man die Festplatte, die ans Ufer des Flusses gespült worden ist, ungefähr 100 Meter von dem Ort entfernt, wo der Fischer den Laptop an Land gezogen hat.

Die Festplatte ist aber leider so stark beschädigt, dass die Daten darauf nicht mehr zu retten sind.

Weder das FBI noch der US-Geheimdienst oder eine extra auf Datenrettung spezialisierte Firma können da irgendwas machen.

Dafür hat man noch etwas anderes, höchst Interessantes zum Thema Laptop herausgefunden.

Denn kurz vor Rays Verschwinden hat jemand auf dem Computer, den er und Patty zu Hause haben, danach gesucht, wie man eine Festplatte zerstören und inwiefern Wasser einen Laptop beschädigen kann.

Die große Frage dabei ist aber, warum hat Ray dieses Thema auf seinem Privatcomputer recherchiert und nicht auf seinem Arbeitslaptop?

Angeblich soll Ray sich auch bei einer Kollegin nach einer Software erkundigt haben, mit der er Daten von einer Festplatte löschen kann.

Die Kollegin ist davon ausgegangen, dass Ray sich halt auf seinen Ruhestand vorbereiten möchte und deshalb vorhat, alle sensiblen Daten zu löschen, bevor er den Laptop dann seinem Arbeitgeber zurückgibt.

Doch wie findet man nun raus, was seine wahren Beweggründe waren, das zu suchen?

Es ist ja auch realistisch, dass es gar nicht Ray war, der nach den Infos gesucht hat, sondern Patty oder eine dritte Person.

In diesem Fall ist alles möglich.

Die Verantwortlichen tun alles, um das Rätsel zu lösen.

Wobei das für einige immer noch nicht genug ist.

Im Sommer 2008, also schon drei Jahre nach Reys Verschwinden, halten zwei Bezirksstaatsanwälte eine Pressekonferenz an der Uferpromenade in Lewisburg ab.

Dabei kritisieren sie die polizeilichen Ermittlungen heftig und prangern zum Beispiel an, dass nicht mehr getan wurde, um diese eine dunkelhaarige Frau zu finden, mit der Ray am Tag seines Verschwindens beim Antiquitätenladen gesehen worden ist.

Letztendlich führt diese Pressekonferenz aber nur dazu, dass es eine heftige und öffentliche Diskussion zwischen allen Beteiligten gibt.

Die Ermittlungen bringt das ganze Prozedere nicht voran.

Den vielen falschen Hinweisen und Spuren nachzugehen, kostet natürlich Zeit.

Und so werden schnell aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre.

Jedes Mal, wenn es neue technologische Entwicklungen im Bereich der Personensuche gibt, ist die Polizei präsent und speist Reys Gesicht, Fingerabdrücke und DNA in die entsprechenden Datenbanken ein.

Doch der Staatsanwalt bleibt verschwunden.

Höchste Zeit also, um über die verschiedenen Theorien zu sprechen, die im Laufe der 20 Jahre aufgekommen sind.

Eigentlich gibt es drei große Theorien, denen sich alle anderen Vermutungen zuordnen lassen.

Erstens, eine Möglichkeit ist, dass Ray freiwillig verschwunden ist und sein Altersleben bewusst hinter sich gelassen hat.

Eine zweite Möglichkeit ist, dass Ray Suizid begangen hat.

Und eine dritte Theorie dreht sich darum, dass Ray entführt oder ermordet wurde, also dass Fremdverschulden hinter seinem Verschwinden steht.

Diese Theorien gehen wir jetzt im Detail mal durch.

Wir beginnen damit, dass Ray freiwillig abgehauen sein und sich irgendwo ein neues Leben mit einer neuen Identität aufgebaut haben könnte.

Es gibt tatsächlich einige Argumente, die für diese Theorie sprechen.

Allen voran die Tatsache, dass man kurz nach Rays letztem Arbeitstag auf seinem Schreibtisch anscheinend ein offenes Buch gefunden hat.

Das Buch war auf einer Seite aufgeschlagen, in der es darum geht, wie ein amtierender Staatsanwalt ersetzt werden kann.

Dazu kommt die Sache mit der Google-Suche auf Reys privaten Computer.

Angenommen, es war wirklich Ray, der die Suche durchgeführt hat.

Warum hätte er recherchieren sollen, wie man eine Festplatte zerstört und wie viel Schaden Wasser einem Laptop zufügen kann, wenn er nicht geplant hat, seinen Dienstlaptop in den Fluss zu werfen?

Und warum hätte Ray den Laptop in den Fluss werfen sollen, wenn er nicht geplant hat, abzuhauen und sein Altersleben hinter sich zu lassen?

Sein Handy hat er ja auch in seinem Auto zurückgelassen.

Als Staatsanwalt wusste Ray natürlich, dass man Handys leicht orten kann.

Das würde alles Sinn ergeben, wenn er nicht gefunden werden will.

Werbung Werbung Ende, Außerdem soll Ray sich wohl sehr für den Fall eines Polizeichefs interessiert haben, der 1985, also 20 Jahre, bevor Ray nicht mehr auftaucht, einfach so aus seinem alten Leben verschwunden ist, um irgendwo anders unterzutauchen und neu anzufangen.

Man hat sein Auto damals in der Nähe eines Sees gefunden, darin sein Portemonnaie, Polizeiausweis und Dienstmarker.

Seiner Freundin hatte der Mann gesagt, er wolle schwimmen gehen.

Vielleicht hat Ray sich diesen Polizeichef ja zum Vorbild genommen.

Tatsächlich ist Ray wohl schon zuvor einmal kurz, in Anführungszeichen, verschwunden gewesen.

Als er noch mit seiner zweiten Frau verheiratet war, soll er nach einem Streit ein paar Tage einfach weggefahren sein, ohne jemandem zu erzählen, wo er ist und wann er wieder zurückkommt.

Die Sorge um ihn war auch damals schon riesig.

Aber es gibt auch einige Argumente, die gegen die Theorie sprechen, dass er freiwillig verschwunden ist.

Das wohl wichtigste Argument?

Ray hätte seine Tochter niemals einfach so verlassen.

Lara und er hatten ja eine wirklich gute Beziehung und haben auch am Tag vor seinem Verschwinden noch miteinander telefoniert.

Es ging um eine bevorstehende Prüfung von Lara und Ray hat ihr Mut zugesprochen.

Es war ein ganz normales Telefonat, in dem er auch ganz normal klang.

Auch in der Beziehung mit Patty lief eigentlich alles rund.

Alle, die die beiden kennen, können bezeugen, dass ihr miteinander immer sehr harmonisch war.

Patty glaubt keine Sekunde daran, dass Ray sie einfach so verlassen würde und dass er in all den Jahren nicht einmal Kontakt zu seinen Lieblingsmenschen aufnehmen würde.

Abgesehen davon konnte die Polizei keinen Hinweis darauf finden, dass Ray irgendwie Geld beiseite gelegt hätte, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

Seit dem Tag seines Verschwindens hat es nicht eine Aktivität mehr auf seinem Konto gegeben.

Und er hat auch keine Sachen gepackt oder mitgenommen.

Seine gesamten Klamotten und all seine persönlichen Gegenstände hat er zurückgelassen.

Ganz allgemein können sich Reys Freunde und Familie einfach nicht vorstellen, dass der gewissenhafte Ray einfach so seinen Arbeitslaptop mit all den wichtigen Informationen im Fluss entsorgen würde.

Laut ihnen ist Ray niemand, der vor einer Verantwortung einfach so davonlaufen würde.

Und er war außerdem ja auch kurz davor, in den Ruhestand zu treten und hatte schon den Roadtrip mit Patty geplant.

Und ganz abgesehen davon, kann jemand, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, wirklich jahrelang verschwunden sein, ohne dass in Zeiten von Social Media ihn jemand entdecken und erkennen würde?

Wir sind ja nicht die Ersten, die über Rays Fall berichten.

Das Internet ist voll mit Bildern von ihm.

Es gibt Dokumentationen, Blogartikel und Podcastfolgen.

Die Welt von heute ist nicht mehr so anonym, wie sie es früher einmal war.

Kommen wir also zur zweiten Theorie.

Ist es möglich, dass sich Ray selbst das Leben genommen hat?

Auch bei dieser Theorie gibt es wieder einiges, was dafür spricht.

Denn tatsächlich ist Rays Bruder einige Jahre zuvor auf ganz ähnliche Weise verschwunden.

Das war im Mai 1996, also neun Jahre, bevor Ray zu diesem kleinen Roadtrip gestartet ist, von dem er dann ja nie wieder zurückgekehrt ist.

Der Bruder hatte seiner Frau gesagt, er wolle einkaufen gehen.

Wenig später hat man seine Leiche in einem Fluss gefunden.

Da keine Anzeichen von Fremdeinwirkung festgestellt werden konnten, geht man davon aus, dass es sich bei seinem Tod um Suizid gehandelt hat.

Der Bruder muss demnach von einer Brücke in den Fluss gesprungen sein.

Sein Auto hatte er in der Nähe eines Parks an eben dieser Brücke geparkt.

Ganz ähnlich wie Ray.

Sein Auto wurde auch in der Nähe eines Parks an einer Brücke gefunden.

Ob Ray es also seinem Bruder gleich getan hat?

Dazu kommt, es gibt wohl einige Leute aus Rays näherem Umfeld, die den Eindruck haben, dass Ray in den Wochen und Monaten vor seinem Tod sehr deprimiert wirkte.

Es gibt Vermutungen, dass Ray möglicherweise an Depressionen gelitten hat.

Jedoch gibt es keine Beweise dafür.

Fakt ist wohl, dass er als Staatsanwalt wohl gewusst hätte, wie man Suizid begehen kann, ohne dass man jemals gefunden wird.

Dafür hat er in seinen 35 Jahren Berufserfahrung einfach schon zu viel gesehen.

Falls ihr selbst unter Depressionen oder suizidalen Gedanken leidet, holt euch bitte Hilfe.

Wir verlinken euch einige Anlaufstellen in den Shownotes.

Einige Freunde vermuten, dass Ray auf seinem Dienstlaptop auch Tagebuch geführt haben könnte und dass er das Gerät deshalb vor seinem vermeintlichen Suizid vernichtet haben könnte.

Er habe vielleicht nicht gewollt, dass man seine Einträge wiederherstellt und dass einige Menschen dann vielleicht durch die Inhalte verletzt würden.

Das würde zumindest zu dem passen, was wir zu Beginn der Folge schon mal über Ray erzählt haben, dass er ein sehr privater Mensch war.

Vielleicht hat Ray deshalb auf seinem privaten Computer recherchiert, wie man einen Laptop vernichten kann, weil er wusste, dass man seine Suche dann finden und die richtigen Rückschlüsse ziehen würde.

Aber das ist auch nur eine Theorie, für die es keine Beweise gibt.

Und es gibt einiges, was dagegen spricht.

Allem voran die Tatsache, dass man trotz intensiver Suche keine Leiche gefunden hat.

Ja, vielleicht hat Ray sich extra gut versteckt.

Aber die Erfahrung der Polizei zeigt, dass viele Menschen, die sich das Leben nehmen, wollen, dass ihre Körper gefunden werden.

Sie wollen, dass ihre Liebsten Abschied nehmen und irgendwann auch mit dem Verlust abschließen können.

Das ist häufig sogar leichter für die Angehörigen, als nicht zu wissen, was mit einer geliebten Person passiert ist, ob sie noch lebt oder nicht, ob sie in Not ist oder nicht.

Abgesehen davon gibt es einen anderen großen Haken an der Theorie.

Sollte Ray wirklich in den Fluss gesprungen sein, dann hätte er einfach aufstehen und aus dem Wasser laufen können.

Denn in dem Fluss war zu der Zeit ungewöhnlich wenig Wasser und die Brücke, in dessen Nähe er das Auto geparkt hatte, war nicht besonders hoch.

Selbst wenn er durch den Aufprall gestorben wäre, dann hätte man ja seine Leiche entdeckt.

Es war Angelsaison und am Ufer war eigentlich immer recht viel los.

Und zwei Monate vor seinem Verschwinden soll er gesagt haben, dass er das Leben genießen möchte, bevor er zu alt wird.

Kommen wir also zur dritten und letzten Theorie.

Ray könnte Opfer einer Gewalttat geworden sein.

Zugegeben, wenn man hört, dass Ray als Staatsanwalt auf Fälle von Vergewaltigung und Mord spezialisiert war, dann scheint diese Möglichkeit recht naheliegend.

Er hat viele gefährliche Menschen für viele Jahre hinter Gitter gebracht.

Nicht auszuschließen, dass sich da jemand an ihm rächen wollte.

Auffällig ist vor allem die Tatsache, dass anscheinend jemand in Reys Auto geraucht hat.

Ray selbst ist es ja höchstwahrscheinlich nicht gewesen, da er überzeugter Nichtraucher war und den Geruch von Tabak ja auch noch ziemlich eklig fand.

Hat ihn vielleicht jemand aus dem Weg geräumt und eine kleine, ja, nennen wir es mal Siegeszigarette in seinem Auto geraucht?

Hat dieser jemand vielleicht den Laptop in den Fluss geschmissen, um belastende Informationen zu beseitigen?

Da stellt sich jedoch sofort die Gegenfrage, nämlich, warum hat dieser jemand dann das Handy liegen lassen?

Und warum wurde dann die Sache mit dem Laptop auf dem privaten Computer bei Ray zu Hause recherchiert?

Ein Autor, der sich mit dem Fall beschäftigt, hat versucht, eine Verbindung zwischen Rays Verschwinden und dem Mord an Jonathan Luna zu finden.

Jonathan Luna war ein Bundesanwalt, der 2003, also zwei Jahre vor Ray, spurlos aus seinem Büro verschwunden ist und später tot in einem Bach aufgefunden wurde.

Er wurde 36 Mal mit seinem eigenen Taschenmesser erstochen.

Bis heute ist nicht geklärt, wer für die Tat verantwortlich ist.

Und es gibt auch keine bewiesenen Parallelen zu Ray.

Doch es gibt noch einen anderen Namen, der immer wieder im Zusammenhang mit Reys Verschwinden erwähnt wird.

Der Football-Coach Jerry, der durch die Misshandlung von Kindern traurige Berühmtheit erlangt hat.

Tatsächlich ist Ray der erste Staatsanwalt, der gegen Jerry wegen Kindesmissbrauchs ermittelt hat.

Das war 1998, also sieben Jahre vor seinem Verschwinden.

Damals hat Ray sich aber dazu entschieden, die Anklage gegen den Football-Coach fallen zu lassen.

Was ein großer Fehler war, wie sich Jahre später herausstellen sollte.

2012 wurde Jerry in 45 Fällen wegen sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Jungen verurteilt.

Hätte Ray 1998 anders entschieden, wäre vielen Kindern die sexuellen Übergriffe erspart geblieben.

Denn es ist nachgewiesen, dass Jerry in der Zeit danach mit den Verbrechen einfach weitergemacht hat.

und es gab laut vielen Aussagen auch damals schon genügend Indizien, dass man bei diesem Mann genauer hinschauen muss.

Die Quellenlage ist ja leider nicht richtig eindeutig, aber allem Anschein nach hat sich Ray dafür entschieden, die Anklage gegen Jerry fallen zu lassen, weil es wohl nicht genügend Beweise gegen den Coach gab.

Und weil wohl ein Psychologe ein Gutachten über Jerry erstellt hat, das zu dem Ergebnis kommt, dass er keine pädophilen Veranlagungen habe.

Was sich dann ja Jahre später als falsch erweist.

Jerry wurde zu 60 Jahren Haft verurteilt und kann frühestens ab Oktober 2042 Bewährung beantragen.

Dann wäre er 98 Jahre alt.

Ist es also nun möglich, dass die beiden Fälle zusammenhängen?

Kann es sein, dass jemand Ray eine Lektion erteilen wollte, weil er Jerry hat laufen lassen all die Jahre zuvor?

Um es kurz zu machen, es gibt keine Beweise für eine Verbindung zwischen den beiden Fällen.

Was natürlich nicht heißt, dass sie nicht existieren.

Es gibt aber auch noch andere Fälle, an denen Ray als Staatsanwalt beteiligt war und die viel Aufsehen erregt haben.

Er hat zum Beispiel eine Frau angeklagt, die 1996, neun Jahre vor seinem Verschwinden, auf einem Campus einen Studenten erschossen hat.

Er hat einen mutmaßlichen Serienmörder hinter Gittern gebracht, der eine Frau ermordet und am Straßenrand liegen gelassen hat.

Er hat auch mehrere Profisportler strafrechtlich verfolgt, die der Meinung waren, sich auch abseits des Spielfeldes einfach nehmen zu können, was ihnen gar nicht zusteht.

Er hat ein Verfahren gegen ein Mitglied der Hells Angels geführt.

Er war an dem Prozess beteiligt, in dem es um den bislang größten Heroin-Fund in der Gegend ging.

Über viele Schicksale hat Ray entschieden, wobei er die Entscheidungen, ob jemand mit dem Tod bestraft wird, immer an seinen Stellvertreter übergeben hat.

Ob sich irgendjemand dieser Menschen an ihm rächen wollte?

Es gibt auch noch eine vierte Theorie, die allerdings nicht so wirklich Bestand hat.

Denn diese Theorie besagt, dass Ray sich im Zeugenschutzprogramm befinden könnte.

Es ist wohl eine geschwärzte Akte aufgetaucht, in der es um nationale Sicherheit und Außenpolitik geht und in der viele Namen genannt werden.

Doch diese Theorie hat einige Schwächen, denn Staatsanwälte qualifizieren sich normalerweise nicht für den Zeugenschutz.

Und dann wäre ja noch die Frage, warum die Behörden eine so lange und ja auch teure Suche nach Ray auf die Beine stellen sollten, wenn sie längst wissen, wo er sich befindet.

All der Aufwand dann nur zur Show?

Das ist eher unwahrscheinlich.

Und ganz abgesehen davon würde Rays engste Familie höchstwahrscheinlicher darüber informiert werden, wenn er in den Zeugenschutz käme, beziehungsweise vielleicht sogar mit ihm selbst in das Programm aufgenommen werden würden.

Im Juli 2011, also sechs Jahre nach seinem Verschwinden, wird Ray offiziell für tot erklärt.

Seine Tochter Lara kümmert sich um seinen Nachlass.

Sie spendet einen großen Teil seiner Gelder für wohltätige Zwecke.

Im Laufe der nächsten Jahre kommen immer wieder neue Hinweise rein.

Doch mit der Zeit versiegt der Strom allmählich.

2024 übergibt die Polizei von Belfonte den Fall an die Call Case Unit der Staatspolizei von Pennsylvania.

Der Fall wird nicht weiter bearbeitet, aber so richtig ist die Akte nicht geschlossen.

Ray bleibt verschwunden, ohne dass man wirklich weiß, was mit ihm passiert ist.

Es ist ein Vermisstenfall ohne Leiche und ohne Beweise.

Immer, wenn sich eine neue mögliche Spur auftut, dann wird dieser auch nachgegangen.

Auch heute noch, also Stand 2025, gibt es 5000 Dollar Belohnung für Hinweise, die zur Lösung des Rätsels führen.

Die mysteriöse, dunkelhaarige Frau, mit der Ray gesehen wurde, konnte bis heute nicht identifiziert werden.

Gut möglich, dass sie den Schlüssel hat, den man braucht, um den Fall aufzuklären.

Doch es wird einen Grund geben, warum sie sich in all den Jahren nicht gemeldet hat.

Vielleicht gibt es ja irgendwann auch neue Technologien, mit denen man die Daten von Rays Festplatte dann ja doch irgendwie wiederherstellen kann.

Bis dahin heißt es aber leider abwarten und erinnern.

Wenn Ray noch lebt, dann feiert er in diesem Jahr seinen 80.

Geburtstag.

Also ich glaube, wir können über den Fall wirklich viel diskutieren.

Aber ich glaube, was wir voranstellen sollten, ist, dass ich denke mal, alle Theorien, die wir jetzt aufstellen werden, einfach wirklich Schüsse komplett ins Dunkel sein werden.

Nichtsdestotrotz würde mich interessieren, natürlich, was du erstmal über den Fall denkst.

Also es ist natürlich immer super traurig, solche Vermisstenfälle erzählen zu müssen, die bis heute nicht geklärt werden können, weil ein Mensch kann sich ja nicht einfach so in Luft auflösen.

Irgendwo muss er ja abgeblieben sein und sei es auch seine Leiche, die man irgendwo finden müsste.

Es sei dann der Täter oder die Täter, also ja nicht mal das weiß man, wie viele Personen da involviert sind.

Und da merkt ihr schon, ich gehe ja nicht von einem Suizid aus, das passt irgendwie gar nicht ins Bild, sondern ich gehe ja auch davon aus, dass ihm was sehr Schlimmes passiert ist und dass da andere Leute involviert sind.

Oder eine Person, lass uns mal von dem Täter sprechen.

und jetzt habe ich meinen ursprünglichen Punkt schon wieder vergessen, was ich eigentlich sagen wollte, weil ja, dann doch noch so viele Fragezeichen da sind.

Zum Beispiel...

Die Geschichte mit der unbekannten Frau, mit der dunkelhaarigen Frau.

Was glaubst du, wer ist das?

Ja, also genau, wir haben ja drei unterschiedliche Theorien, also Möglichkeiten an Theorien.

Die vierte, die wir am Ende besprochen haben, die nehme ich jetzt mal ein bisschen raus.

Und die Frau, die dunkelhaarige Frau, würde meiner Meinung nach auf zwei dieser Theorien passen.

Nämlich einmal, dass Rey freiwillig verschwunden ist, die Theorie.

Mit ihr zusammen.

Genau, dann in dem Fall mit ihr zusammen vielleicht.

Und dass, so wie du auch gerade schon gesagt hast, eine dritte Partei irgendwie dafür verantwortlich ist, dass Rey verschwunden ist und sie da irgendwie auf Umwege mit verbunden ist.

Und in beiden Fällen würde das für mich auch Sinn ergeben, dass sie sich zum Beispiel bis heutzutage noch nicht gemeldet hat.

Ja, sie ist der Schlüssel, oder?

Genau, auf jeden Fall.

Da liegt die Lösung des Falls.

Ich kann mir nicht vorstellen, anhand der Informationen, die wir haben, dass es sich hierbei um eine Affäre handelt.

Das passt irgendwie nicht zu dem, was Freunde und Familie zu ihm sagen.

Ich meine, klar, Leute haben Affären und da vermutet es auch keiner.

Auch so Stichworte Coldplay-Konzert.

Also es gibt Affären, aber irgendwie passt das trotzdem nicht zu der Geschichte.

Ich könnte mir vorstellen, dass das irgendwas mit seinem Job zu tun hat.

Er ist ja Staatsanwalt und ist da ja auch sehr hinterher und sehr ambitioniert und vielleicht hat diese Person irgendwas mit einem Verbrechen zu tun, aber nicht im Sinne von, dass sie das Verbrechen begangen hat, sondern vielleicht ist sie irgendwie eine wichtige Zeugin, die er treffen wollte, auf neutralem Boden sozusagen.

Und deswegen hatte er auch sein Arbeitslaptop dabei, weil sie ihm vielleicht irgendwas Brisantes erzählen wollte, irgendwas Vertrautes und er das deswegen auch niemandem gesagt hat, weil es super geheim und anonym bleiben sollte.

Und ja, vielleicht, keine Ahnung, hatte die Frau, lass uns jetzt mal rumspinnen, irgendwas mit dem Thema Drogen zu tun oder hat irgendwie ein Verbrechen mit eigenen Augen gesehen.

Und die beiden, Ray und diese Frau, wurden dann wiederum von den Leuten gesehen, die das Verbrechen ausgeführt haben und ...

Haben ihn dann aus dem Weg geräumt.

I don't know.

Das könnte eine mögliche Theorie sein, warum er dann spurlos verschwunden ist und sein Arbeitslaptop auch im Fluss gelandet ist, weil vielleicht waren da auch irgendwelche brisanten Informationen drauf, die mit diesem Fall zu tun haben könnten.

Das ist jetzt natürlich sehr weit gesponnen, aber könnte ja eine mögliche Theorie sein.

Das würde auch so ein bisschen erklären, warum sie auch bis heute sich nicht gemeldet hat.

Genau.

Also, dass sie da halt in was verwickelt ist.

Jetzt ist halt dann auch wieder die Frage, Weswegen ich ja auch am Anfang der Diskussion gesagt habe, wir schießen hier wirklich komplett ins Dunkle.

Entweder wurde sie vielleicht dann auch mit ermordet.

Ja, kann auch sein.

Genau, kann sich vielleicht auch überhaupt gar nicht mehr melden.

Oder ist auch zu abgeschreckt, weil sie hat einmal versucht, das irgendwie an die Behörden zu leiten.

Es ist unglaublich schief gegangen und man hat es geschafft, sie so mundtot zu machen.

Also genau, ich finde, die Theorie ist wirklich höchst interessant.

Die habe ich so auch tatsächlich noch nie gehört.

Deswegen mal gucken.

Ich kann mir aber auch irgendwie gleichzeitig nicht vorstellen, dass dieser Laptop, dass die da nicht an die Daten kommen.

Weil es ist doch, bin ich da irgendwie zu naiv, aber es gibt doch tausend Wege.

Vielleicht haben wir irgendwelche IT-Spezialisten oder so in der Community.

Würde mich nämlich wirklich sehr interessieren, was ihr dazu sagt, ob man das heutzutage schon doch herausfinden könnte, so wie der Laptop zerstört worden ist, dann doch an die Daten ranzukommen und die Behörden, die die Information vielleicht einfach nur zurückhalten aus ermittlungstaktischen Gründen.

Ja, klar.

Und da sprichst du gerade was an, Stichwort Laptop, denn wir haben ja noch die Situation, dass auf seinem privaten Laptop zu Hause gesucht wurde, wie man Daten löschen kann von einem Computer.

Glaubst du, er war das selber zu Hause?

Boah, ja, also ich hatte halt auch noch so eine andere Theorie im Kopf, dass aber eigentlich spricht alles, was wir von ihm gehört haben, nicht wirklich dafür, nämlich dass er irgendwie auch korrupt in einem gewissen Fall war und deswegen versucht hat, gewisse Daten zu löschen.

Weil wir hatten ja kurz darüber im Fall gesprochen, dass er das vorbereiten wollte für die Person, die nach ihm den Arbeitslaptop benutzt.

Und da dachte ich so, nee, ihr habt eine IT-Abteilung ganz bestimmt, die kümmern sich darum, dass es richtig gelöscht wird.

Weil, wie ich ja auch gerade eben schon meinte, wir beide als Laien...

Wir können das nicht easy peasy einfach komplett löschen.

Da gibt es ganz bestimmt immer noch andere Wege, um an die Daten ranzukommen.

Und da wird es bestimmt eine IT-Abteilung geben, die das auch richtig dann macht.

Und dann eben halt auch diese andere Theorie, die andere Möglichkeit, wieder eine dritte Partei, die dafür zuständig ist, dass er verschwunden, vielleicht auch dann ermordet wurde, dass sich jemand rächen wollte an ihm.

Vielleicht, weil er korrupt war.

Vielleicht, weil er gewisse Daten.

Gewisse Informationen irgendwann mal zurückgehalten hat.

Und das halt loswerden wollte.

Und ihm dabei jemand zuvor gekommen ist, beispielsweise.

Auch hier wieder, das könnte jetzt so tausend unterschiedliche Wege nehmen.

Es ist nur eine von tausend Theorien gefühlt.

Ich glaube auch, dass er das selber war, der das zu Hause gesucht hat.

Aber ich glaube, dass das nichts mit seinem Verschwinden zu tun hatte.

Ich glaube, das ist zeitlich einfach Zufall, dass er geguckt hat, wie kann ich Daten von einem Laptop löschen.

Ich meine, er war ja kurz vorm Ruhestand, also schon ein bisschen älter.

Und wir sind im Jahr 2005.

Da konnte man nicht mal eben ChatGBT nach einer detaillierten Anleitung für nicht so IT-Experten fragen, wie man das eigentlich macht.

Und ich glaube auch, dass er da irgendein Material auf dem Arbeitslaptop hatte, was niemand sehen sollte.

Also auch keine IT-Abteilung bei ihm auf der Arbeit, weil er einfach Leute schützen wollte oder so und dass er einfach geguckt hat, wie kann er das selber entfernen und sich dann vielleicht überlegt hat, boah, das ist ja sehr kompliziert, geht das nicht einfacher, reicht es nicht, wenn ich irgendwie ein Glas Wasser über meinen Laptop schütte, reicht das schon.

Also ich glaube, das hat nichts mit seinem Verschwinden zu tun, vielleicht auch doch, aber...

Ja, ich glaube, die Erklärung ist ein bisschen einfacher.

Aber ja, es macht einen ja richtig mürbisch schon, dass man nicht weiß, was ist denn da passiert und wenn es uns schon so geht und euch ja sicherlich auch beim Zuhören.

Dann mag man sich gar nicht vorstellen, wie schlimm das eigentlich für seine Lebenspartnerin, für seine Tochter, für Freunde, für Familie sein muss, wenn man bis heute nicht weiß, was ist passiert und auch keinen Körper hat, von dem man sich zumindest verabschieden kann.

Ja, das kann man nicht anders formulieren, das ist wirklich richtig furchtbar.

Da kann man ja nur hoffen, dass mit den Technologien, die es schon gibt und die sich noch verbessern und entwickeln werden, dass es da vielleicht irgendeine Möglichkeit geben wird in Zukunft, dass man diesen Fall eben doch noch aufklären kann.

Das wäre allen Beteiligten hier natürlich sehr zu wünschen.

Und damit würde ich sagen, schließen wir die Akte für heute.

Wir freuen uns natürlich auch über eure Theorien, was ihr dazu denkt.

Schreibt uns das gerne auf Instagram, auf TikTok, da heißen wir überall gleich schwarze Akte, klein, zusammengeschrieben, ihr kennt's.

Und ansonsten würde ich sagen, hören wir uns kommende Woche Dienstag wieder überall, wo es Podcasts gibt.

Wir sind eure Hosts Anne Luckmann und Patrick Strohbusch.

Redaktion Silver Hanekamp und wir.

Schnitt Anne Luckmann.

Intro und Trainer gesprochen von Pia Rohnersachse.

Producer Falko Schulte.

Die schwarze Akte ist eine Produktion der Julep Studios.

Music.

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