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#266 Das blutige Haus und der geheime Schatz

Episode Transcript

Diese Episode enthält explizite Details über wahre Kriminalfälle.

Weitere Infos in der Folgenbeschreibung.

Es ist ein kalter Februarmorgen im Jahr 2017 in einem stillen Vorort von Nantes.

Die Straßen sind noch feucht vom Regen der Nacht und graue Wolken hängen tief über den Häusern.

Im Vorgarten eines weißen Hauses stehen zwei Autos dicht nebeneinander.

Die Fenster sind beschlagen von feiner Kälte.

Nichts rührt sich im Haus.

Kein Licht brennt hinter den Fenstern.

Drinnen, hinter den Rollos, liegt das Haus in einer merkwürdigen Stille.

In der Spüle steht schmutziges Geschirr, so als wäre jemand in Eile aufgebrochen.

Ein paar Bettlaken hängen im Wohnzimmer über den Stühlen, sorgfältig platziert, als sollten sie dort trocknen.

Ein Handy liegt in einem der Zimmer.

Aber keine Nachricht leuchtet auf dem Display.

Kein Anruf durchbricht die Stille.

Theoretisch leben hier vier Menschen.

Pascal und Brigitte, ihr Sohn Sebastian und ihre Tochter Charlotte.

Eine vierköpfige Familie wie jede andere, könnte man denken.

Pünktlich, verlässlich und eingespielt im Alltag.

Frühstück, Arbeit oder Schule und Abendessen.

Ein Tag gleich dem anderen.

Bis zu diesem Tag.

Denn heute wird niemand mehr wach.

Niemand wird den Kaffee aufsetzen oder das Radio anschalten.

Niemand wird das Tor öffnen, um das Auto hinauszufahren.

Niemand wird sich melden.

Freunde und Familie tippen Nachrichten.

Immer wieder.

Fragen, ob alles okay sei.

Aber nichts kommt zurück.

Keine Antworten.

Keine Reaktion.

Nicht mal ein Häkchen.

Die Nachrichten werden also nicht einmal gelesen.

Und während draußen der neue Tag anbricht und ein Hund in der Ferne bellt, bleibt es in diesem Haus still.

Unheimlich still.

Manchmal verschwinden Menschen, ein Kind, ein einzelner Mann, eine Frau.

Aber was passiert, wenn plötzlich eine ganze Familie verschwindet?

Spurlos, ohne Nachricht und ohne jede Erklärung.

Zurück bleibt nur ein Haus, das zu sprechen anfängt, sobald niemand mehr da ist, um die Türen zu öffnen.

Music.

Schwarze Akte Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Schwarzen Akte mit Anne Luckmann und mit Patrick Strohbusch.

Hallo!

Wir befinden uns in der heutigen Folge im Westen Frankreichs, und zwar in der Region Loire-Atlantique, nahe der Atlantikküste.

Und bevor wir hier richtig in den Fall einsteigen, müssen wir unbedingt sagen, dass Patrick und ich keinerlei Französischkenntnisse haben.

Wir hatten keinen Unterricht in der Schule oder so und werden hier unser Bestes geben, um die ganzen französischen Namen dieser Folge einigermaßen sauber auszusprechen.

Also bitte seht es uns nach, falls ihr französisch Profis seid und lacht uns bitte nicht aus.

Werbung Werbung Ende, Nantes, die große Stadt in der Nähe, die ist bekannt für ihre lebendige Kultur, den Hafen und die historische Altstadt, in der früher die Herzöge der Bretagne residiert haben.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt Orvaux, ein ruhiger Vorort.

Ein Ort, an dem Reihenhäuser in kleinen Straßen stehen, mit Vorgärten, Garagen und Nachbarn, die sich beim Einkaufen im Supermarkt nett zunicken.

Es ist Februar 2017.

Ein kühler Winter, nass und grau, aber ohne den Frost, den man weiter im Landesinneren kennt.

Frankreich ist in diesen Tagen mit den Präsidentschaftswahlen beschäftigt, die bald anstehen.

François Hollande regiert noch.

Der Wahlkampf läuft, viele reden über Politik und die Sicherheitslage, über die Wirtschaft und darüber, wie sich das Land verändert.

International beherrschen Nachrichten über die ersten Monate von Donald Trump als US-Präsident die Titelseiten und der Brexit ist beschlossen.

Aber all das spielt in den Straßen von Orvou keine große Rolle.

Hier, wo das Leben gemächlich verläuft, wo Kinder zur Schule gehen und Nachbarn ihre Autos in den Einfahrten waschen, ist es ein Tag wie jeder andere.

Brigitte, Pascal, Sebastian und Charlotte sind eine von vielen Familien in dieser Gegend.

Sie leben in einem weißen Haus in der Rue de Thalle.

Ein Haus, das nicht besonders heraussticht, in einer Straße, die wirkt wie jede andere auch.

Bis zu diesem Morgen.

Bis zu dem Moment, als ihre Handys nicht mehr klingeln und niemand mehr antwortet.

Bis zu dem Tag, als die Stille lauter wird als jedes Geräusch.

Im Februar 2017 haben die Schülerinnen und Schüler in Frankreich Winterferien.

Auch in Orvoo stehen die Tage still.

Ebenso bei Brigitte, 49 Jahre alt, Pascal, 50, und ihren beiden Kindern, dem 21-jährigen Sébastien und der 18-jährigen Charlotte.

Brigitte arbeitet im größten Steuerzentrum von Nantes und kümmert sich um Budgets in Millionenhöhe.

Sie gilt als freundlich, zugewandt, organisiert und verantwortungsvoll.

Ihr Mann Pascal ist ruhiger.

Er ist jemand, der gern seinen Routinen folgt.

Die Kinder studieren.

Ihr Leben ist so wie das vieler Familien in der Gegend.

Geregelt, geordnet und vorhersehbar.

Doch Ende Februar passiert etwas, das nicht in dieses Leben passt.

Am Donnerstag, den 23.

Februar 2017, ist Hélène, die Schwester von Brigitte, beunruhigt.

Seit Tagen schon hat sie gar keine Nachricht mehr von ihrer Schwester bekommen, obwohl die beiden sonst regelmäßig telefonieren.

Auch von Pascal, Sébastien und Charlotte hört sie kein Lebenszeichen.

Die Nachrichten bleiben unbeantwortet und Hélènes Anrufe, die laufen ins Leere.

Sie ruft schließlich die Polizei in Nantes an.

Sie will sichergehen, dass alles in Ordnung ist.

Und die Polizei nimmt diese Vermisstenmeldung sofort ernst.

Vier Personen, darunter zwei junge Erwachsene, die ohne Ankündigung verschwinden, das ist kein banaler Fall.

Noch am selben Tag fahren also Beamte nach Orvoo.

Das Haus der Familie wirkt von außen unauffällig.

Die Autos der Eltern stehen ordentlich geparkt am Straßenrand.

Alles wirkt normal.

Aber niemand öffnet die Tür.

Kein Geräusch dringt nach draußen und es gibt keinen Lichtschein hinter den Vorhängen.

Beim Rundgang um das Haus entdecken die Beamten ein Fenster, das leicht geöffnet ist.

Sie steigen ein, ohne die Haustür mit Gewalt aufbrechen zu müssen.

Im Inneren bietet sich ihnen dann ein Bild, das jede Menge Fragen aufwirft.

Das meiste ist sauber und ordentlich.

Fast so, als hätte man aufgeräumt, bevor man für ein paar Tage verreist.

Die Betten sind abgezogen, einige Laken hängen noch feucht über Stühlen im Wohnzimmer und andere liegen nass in der Waschmaschine.

Im Kühlschrank steht eine Packung Sushi, deren Haltbarkeitsdatum aber schon vor einigen Tagen abgelaufen ist.

In der Spüle stehen ungewaschene Gläser, während die Handyladekabel noch in den Steckdosen stecken, als hätte man sie da vergessen.

Zahnbürsten und Haarbürsten fehlen, als wäre die Familie damit überstürzt aufgebrochen.

Die Polizisten wundern sich.

Warum ist die Familie ohne ihre Ladegeräte und ohne eine Nachricht zu hinterlassen abgereist?

Wieso verrottet eine Packung Sushi im Kühlschrank?

Und warum stehen die Autos der Eltern dann aber noch vor der Tür?

Für einen Moment wirkt es, als sei die Familie wirklich nur spontan verreist.

Doch gleichzeitig fühlt es sich irgendwie falsch an.

Wer würde in Eile verschwinden und dabei die Essensreste im Kühlschrank lassen?

Die Polizei ruft die Kriminaltechniker hinzu.

Sie fangen an, das Haus sorgfältig zu untersuchen und stoßen bald auf Hinweise, die das Bild eines Urlaubs zunichte machen.

Im Zimmer von Sebastian finden die Kriminaltechniker zum Beispiel eine einzelne Socke mit einem Blutfleck.

Sein Handy liegt daneben, ebenfalls mit Spuren von Blut drauf.

In Charlottes Zimmer entdecken sie eine kaputte Armbanduhr.

Auch darauf sind kleine Blutspritzer zu sehen.

An anderen Stellen finden Sie vereinzelte Tropfen, die auf einen Kampf hindeuten.

Die Polizei beschließt, Bluestar einzusetzen, also ein Luminoltest.

Bluestar ist eine chemische Lösung, die selbst kleinste Mengen Blut sichtbar macht, auch wenn sie versucht wurden zu beseitigen.

Wenn Bluestar mit Blut in Berührung kommt, auch abgewischtes Blut, reagiert das Eisen im Hämoglobin des Blutes mit der Lösung und erzeugt ein blaues Leuchten.

Die Ermittler versprühen das Mittel in allen Räumen und schalten das Licht aus.

Und was dann sichtbar wird, verändert den Fall endgültig.

Das ganze Haus leuchtet in gespenstischem Blau auf.

In allen Schlafzimmern, auf dem Flur, besonders am Fuß der Treppe, leuchten die Spuren.

Im Wohnzimmer im ersten Stock und im Schlafzimmer der Eltern sind die Flecken am deutlichsten zu sehen.

In der Waschküche zeigen sich Schleifspuren.

Die deuten darauf hin, dass etwas oder jemand über den Boden gezogen wurde.

Auch in der Garage werden Blutspuren sichtbar.

Ein Sachverständiger wird hinzugezogen, um die Blutspritzer zu analysieren.

Er untersucht die Form und Verteilung der Blutflecke und kommt zu einem klaren Ergebnis.

Es hat am Haus einen heftigen Kampf gegeben, sehr wahrscheinlich mit Stichwaffen.

Schusswaffen können laut dem Experten ausgeschlossen werden.

Die Polizei fängt an, jedes Detail zu sichern.

Sie nehmen alles mit, worauf die RNA sein könnte.

die Socke, das Handy, die Uhr, das schmutzige Geschirr und ein leeres Glas neben der Spüle.

Alles wird verpackt und ins Labor geschickt.

Auch viele Blutproben werden analysiert.

Während die Beamten weiter im Haus nach Spuren suchen, wird die Familie offiziell als vermisst gemeldet.

Die Ermittler beginnen, mit Angehörigen und Freunden zu sprechen, um herauszufinden, wer die Familie war, ob es Konflikte gab, Geheimnisse oder mögliche Auslöser für einen Streit.

Doch was sie vor allem wissen wollen ist, was ist in diesem Haus passiert?

Wer hat die Familie angegriffen?

Und wo sind Brigitte, Pascal, Sebastian und Charlotte jetzt?

Während die Ermittler das Haus sichern, richten sie ihren Blick nun auf das, was im Haus geschehen sein könnte, am 17.

Februar 2017.

Sechs Tage, bevor sich Brigittes Schwester bei der Polizei meldet.

Denn das letzte Lebenszeichen stammt von diesem Datum.

Um 3.12 Uhr in der Nacht schickt Sebastian, der 21-jährige Sohn der Familie, eine SMS an eine Freundin.

Danach verstummt alle Telefone.

Die Ermittler stellen fest, dass die Handys der Familie in kurzen Abständen nacheinander ausgeschaltet wurden.

Als hätte jemand sie gezielt eingesammelt und abgestellt.

Die Frage ist nur, wer?

Der Verdacht richtet sich schnell auf den Sohn, Sebastian.

Er gilt als stiller Junge, aber einer, der viel Zeit am Computer verbringt.

Ein Geek, wie ihn seine Freunde beschreiben.

Er studiert Informatik, ist beliebt auf Partys, kann aber auch anders.

Online nennt er sich Sebi und fällt durch aggressive Kommentare auf.

Er beleidigt und trollt, wo es nur passt.

Ein paar Jahre vor dem Verschwinden 2013 wurde er schon einmal auffällig.

Damals deutete er in einem Blog an, dass er, Zitat, in der Schule alle töten wolle.

Die Zeitung Le Parisien hat davon auch berichtet.

Die Polizei wurde informiert, denn die Drohung wurde sehr ernst genommen.

Sebastian musste sich damals verantworten.

Später hieß es, es sei nur jugendlicher Leichtsinn gewesen.

Doch heute, vor dem Hintergrund des Verschwindens seiner Familie, wirkt das alles natürlich bedrohlicher.

In seinen Social Media Posts werden auch Konflikte mit seinem Vater behandelt.

Sebastian schreibt laut der ZDF-Doku Täterjagd zum Beispiel einmal Mein Vater ist ein bescheuerter Alkoholiker.

Ein anderes Mal postet er Er macht die Dusche kaputt und gibt mir die Schuld.

Dabei war er der Letzte, der geduscht hat.

An anderer Stelle aber auch Wenn ihr wüsstet, was in meinem Kopf abgeht, würdet ihr mich für einen Irren ohne Moral halten.

Und dann noch Er ist verrückt.

Hattest du schon mal so richtig die Schnauze voll?

Ich bin gerade an dem Punkt.

In den Tagen nach dem Verschwinden rückt Sébastien gerade wegen dieser Posts immer stärker in den Fokus der Ermittlungen.

Auch die Medien übernehmen den Verdacht und stellen ihn als potenziellen Täter dar.

In der Presse wird er so schnell zum psychisch labilen Sohn.

Ein Gamer mit düsteren Fantasien, der nach einem Streit seine Familie ermordet haben könnte und dann mit seinem Auto geflüchtet sein könnte.

Denn das Auto von Sebastian ist verschwunden.

Charlotte, seine 18-jährige Schwester, wird dagegen nicht als Verdächtige gesehen.

Sie wohnt in einem Studentenwohnheim und wird als eine stille, zurückhaltende junge Frau beschrieben.

In seltenen Gesprächen mit Freundinnen soll sie zwar über familiäre Probleme gesprochen haben, aber nichts deutet darauf hin, dass sie in diese Tat verwickelt sein könnte.

Aber als die Ergebnisse der DNA-Analyse aus dem Haus eintreffen, ergeben sich schon wieder neue Fragen.

Die Blutspuren im Haus gehören zu Brigitte, Pascal und Sébastien, aber nicht zu Tochter Charlotte.

Von ihr findet sich anscheinend kein Blut im Haus.

Dabei hat sie ja die Winterferien über dort gewohnt.

Warum fehlen also ihre Spuren?

War sie gar nicht im Haus, als das passierte, was auch immer hier geschehen ist?

Oder hat sie überlebt und ist verschwunden?

Die Ermittler sind sich aber weiterhin sicher.

Charlotte hat damit nichts zu tun.

Doch was bedeutet das für Sebastian?

Hat er nach einem Streit alle getötet und ist mit ihnen dann mit seinem Auto geflohen?

oder ist er selbst zum Opfer geworden?

Die Spurenlage jedenfalls ist unklar und die Deutung umstritten.

Doch eins ist sicher, das Rätsel um das Verschwinden der Familie wird in diesen Tagen immer düsterer.

Nicht nur in den Ermittlungen, auch in den Medien.

Denn während die Polizei noch Spuren sichert, beginnen einige Sender und Online-Portale jeden Post, jeden Kommentar und jedes Profilfoto von Sebastian unter die Lupe zu nehmen.

Alte Drohungen, wirre Gedanken und provokante Worte werden zusammengesucht und als Puzzlestücke präsentiert, die angeblich das Bild eines Täters ergeben sollen.

Aus dem vermissten Sohn wird in den Schlagzeilen ein potenzieller Mörder, noch bevor die Polizei überhaupt Beweise hat.

Viele kritisieren diese Hetze als voreilig, respektlos und gefährlich.

Aber in diesen Tagen bleibt das ungehört.

Die Medien wollen antworten, wollen Schlagzeilen, entschuldigen.

Und sie alle überschlagen sich, genau in dem Moment, als es plötzlich eine überraschende Wendung gibt.

Anfang März, nach fast zwei Wochen Stillstand, kommt Bewegung in den Fall.

Am 1.

März, einem kalten, feuchten Morgen in der Bretagne, ist eine Joggerin auf ihrer gewohnten Strecke unterwegs, nahe einer Gemeinde in Finisterre, fast 300 Kilometer vom Haus der Familie entfernt.

Ihr Blick fällt auf etwas Ungewöhnliches am Wegrand, nämlich eine ordentlich gefaltete Hose.

Die liegt einfach da, mitten in der Natur.

In der Hosentasche findet die Joggerin dann eine Krankenkassenkarte.

Und beim ersten Blick auf das Foto weiß sie, wem die Karte gehört, nämlich Tochter Charlotte.

Der Fall ist so präsent in den Medien, dass die Frau Charlotte sofort erkennt.

Wenig später tauchen dort in der Nähe auch zwei Jugendbücher auf, die den Namen des Vaters Pascal tragen.

Polizei und Gendarmerie starten eine groß angelegte Suche in der Umgebung, mit Hunden, vielen Einsatzkräften und sogar einem Hubschrauber.

Hunderte Hektar werden abgesucht.

Hat jemand Charlotte hierher verschleppt, wird sie hier festgehalten.

Aber die Suche bleibt ohne Ergebnis.

Nur einen Tag später, am 2.

März, wird eine weitere Entdeckung gemacht.

Und zwar 250 Kilometer weiter südlich von Finisterre und etwa 60 Kilometer vom Haus der Familie entfernt.

Nämlich das Auto von Sébastien.

Es steht in der Nähe des Hafens von Saint-Nazier.

Er steht dort schon seit mindestens zehn Tagen unbewegt, wie ein Ladenbesitzer der Polizei erzählt.

Die Ermittler sind natürlich sofort alarmiert.

Wurde das Auto genutzt, um die Leichen zu transportieren?

Ist Sebastian dann geflüchtet?

Kriminaltechniker durchsuchen das Auto akribisch.

Sie finden Spuren, die zeigen, dass der Kofferraum gründlich gereinigt wurde und die Kofferraummatte fehlt.

Wieder kommt Bluestar zum Einsatz.

Der Kofferraum wird eingesprüht und leuchtet blau auf.

Ein deutliches Zeichen.

Hier waren Blutspuren, die jemand versucht hat zu beseitigen.

Der Verdacht gegen Sebastian wächst weiter.

War er nach einem Streik mit seinem Vater so außer sich, dass er alle getötet hat und dann geflüchtet ist?

Seine Online-Posts, die Konflikte mit dem Vater, sein plötzliches Verschwinden.

Es scheint irgendwie alles zu passen.

Während die Öffentlichkeit ein Bild zeichnet, das sich immer stärker gegen den Sohn Sebastian richtet, hält seine restliche Familie an ihm fest.

Hélène, Brigitte's Schwester und ihr Mann geben Interviews, in denen sie ihre Hoffnung nicht aufgeben wollen.

Hélène sagt, sie wolle daran glauben, dass alle noch am Leben seien, dass sie vielleicht irgendwo festgehalten würden, dass es eine andere Erklärung geben müsse.

Sie sagt, meine Schwester ist eine rationale Frau, sie wäre nicht einfach so gegangen.

Brigittes Mann spricht über Sebastian, der oft bei ihm zu Besuch war, um mit ihm zu essen.

Er sagt der Presse, er ist ein netter Junge, ich habe nichts gesehen oder etwas Ungewöhnliches an ihm bemerkt.

Sie glauben also nicht, dass Sebastian seiner Familie etwas angetan haben könnte.

Sie wehren sich gegen das Bild, das gerade von ihm gezeichnet wird.

Brigitte's Mann sagt, es gibt keinen Schatten in unserer Familie.

Damit wird er aber leider Unrecht behalten.

Während sich alle Blicke wieder auf Sebastian richten, machen die Ermittler im Haus der Familie einen neuen Fund.

In der Küche, zwischen dem ungewaschenen Geschirr, steht neben der Spüle dieses einfache Wasserglas.

Ein Glas, das auf den ersten Blick total unscheinbar wirkt.

Wie eins, aus dem jemand in Eile getrunken hat.

Aber die Spurensicherung hat es trotzdem mitgenommen, wie jeden Gegenstand, der DNA-Spuren enthalten könnte.

Als jetzt die Ergebnisse aus dem Labor eintreffen, sind die Ermittler überrascht.

Die DNA auf diesem Glas gehörten nicht zu einem Mitglied der Familie.

Sie passt weder zu Brigitte noch zu ihrem Mann Pascal, Tochter Charlotte oder Sohn Sebastian.

Es ist ein fremdes DNA-Profil.

Ein fremder Abdruck mitten in diesem Haus, in dem eigentlich niemand Fremdes sein sollte.

Die Ermittler gleichen die DNA mit der Nationalen Datenbank ab.

Aber es gibt keinen Treffer.

Der Untersuchungsrichter ordnet deswegen einen Abgleich mit allen Verwandten der Familie an.

Und dieses Mal gibt es einen Treffer.

Die DNA gehört zu einem Mann namens Hubert.

Hubert ist der Schwager von Pascal.

Das bedeutet, dass die Ehefrau von Hubert die Schwester von Pascal ist.

Viele Namen und Verwandtschaftsverhältnisse heute.

Deswegen nochmal.

Pascal ist der Vater innerhalb der verschwundenen Familie.

Seine Schwester ist mit Hubert verheiratet und dessen DNA wurde jetzt also am Glas aus der Küche sichergestellt.

Sofort stellt sich also daher die Frage, was macht Hubert's DNA im Haus der Familie?

Denn Hubert wurde von der Polizei direkt nach dem Verschwinden der Familie befragt und hat damals gesagt, dass er schon seit längerer Zeit gar keinen Kontakt mehr zu der Familie gehabt habe.

Angeblich gab es nämlich einen Streit.

Angeblich habe man sich schon seit Monaten nicht mehr gesehen.

Später berichtet die Zeitung Le Telegram, dass bei der Polizei auch ein anonymer Hinweis angegangen sei, in dem steht Hören Sie auf, auf der Seite von Sebastian zu suchen.

Er hat damit nichts zu tun.

Gehen Sie lieber zu Pascals Schwager.

Er ist eifersüchtig auf ihn.

Bis zum Tod.

Der Hinweis passt natürlich super zur neuen DNA-Spur im Haus.

Diese Spur passt nicht ins Bild und sie passt nicht zu dem, was bisher alle geglaubt haben.

Hat Uber etwas mit dem Verschwinden der Familie zu tun?

Am 5.

März 2017 ist es soweit.

Mehr als 14 Tage nach dem letzten Lebenszeichen der Familie und Tagen voller Spekulationen, Medienhysterie und einem immer drängenderen Verdacht gegen Sebastian, wird Hubert, der Schwager von Pascal, von der Polizei in Gewahrsam genommen.

Immerhin hat er die Beamten bei seiner ersten Befragung angelogen.

Hubert ist 46 Jahre alt, mittelgroß, kräftig gebaut und hat schon einen zurückgewichenden Haaransatz.

Früher war er sportlich, hat Schach gespielt, ist Draht gefahren und ging joggen.

Er hat als leitender Techniker auf der Marinebasis in Brest Karriere gemacht.

Das ist ein sicherer Posten mit einem guten Gehalt.

Doch die Jahre auf den lauten Schiffsbaustellen haben ihre Spuren hinterlassen.

Eine Hyperakusis, also eine extreme Geräuscheempfindlichkeit.

Bei Hubert werden auch ein Burnout und eine Depression diagnostiziert.

Seit über drei Jahren schon ist Hubert daher krankgeschrieben.

Schon ein leises Telefonklingeln löst bei ihm Herzrasen aus.

Hubert lebt mit Lidi, der Schwester von Pascal, auf einem abgelegenen alten Bauernhof in der Bretagne.

Das Haus liegt am Ende eines Schotterweges und ist von der Welt abgeschottet.

Auch Liddy ist gezeichnet.

Sie hat Brustkrebs und deswegen eine teilweise gelähmte Hand.

Der gemeinsame achtjährige Sohn wird von den beiden zu Hause unterrichtet.

Auch er ist abgeschirmt und isoliert.

Die Familie lebt wie in einer Festung, fernab von Nachbarn und fernab von der Stadt.

Lüdi und Huber waren früher oft bei der Familie, bei den Eltern von Lüdi, bei ihrem Bruder Pascal und dessen Frau Brigitte.

Sie haben zum Beispiel gemeinsam Feste gefeiert, Geburtstage, Weihnachten und lange Mittagessen im Kreis der Familie.

Doch irgendwann ist etwas zerbrochen.

Verwandte erzählen später, dass es Spannungen und Streit gegeben habe.

Man habe den Kontakt abgebrochen.

Den Ermittlern wird schnell klar, dass schon seit Jahren Funkstille zwischen Hubert, Lidi und der Familie von Pascal und Brigitte herrscht.

Aber jetzt, im März 2017, sitzt Hubert in einem Verhörraum auf einer Polizeiwache in Brest.

Die Ermittler konfrontieren ihn.

Wie kann es denn sein, dass seine DNA im Haus der Familie gefunden wurde, wenn es doch gar keinen Kontakt mehr gab?

Zuerst versucht Hubert, sich rauszureden.

Er sei nur dort gewesen, sagt er, um nachzuschauen, um die Familie auszuspionieren und um Beweise zu finden.

Was genau er damit meint, erklären wir euch gleich.

Die Ermittler glauben überher nicht und lassen nicht locker.

Stunde um Stunde vergeht, das Neonlicht flackert und die dicken Akten stapeln sich vor ihm auf dem Tisch.

Werbung Werbung Ende Und irgendwann, nach Stunden des Schweigens und Ausweichens, beginnt Uebert zu reden.

Er erzählt von dem Moment, als er den Strom im Haus der Familie abstellt und in die Dunkelheit hinein wartet.

Und er erzählt seine Version davon, was in dieser Nacht, dem 16.

Februar 2017, im Haus der Familie wirklich passiert sein soll.

Der 16.

Februar 2017.

Vier Tage nach Beginn der Winterferien.

Hubert erzählt, dass er seinen Wagen ein Stück vom Haus entfernt abgestellt habe.

Er sei zu Fuß zum Haus gegangen, nur mit einer Digitalkamera und einem Stethoskop in den Taschen.

Er habe sich in den Büschen versteckt, um das Haus abzuhören.

Er habe wissen wollen, was dort gesprochen wird.

Hubert hatte sich einen Zweitschlüssel für die Garage anfertigen lassen, um ins Haus zu gelangen.

Gegen 23 Uhr klettert er in der Tatnacht aber stattdessen doch durch ein offenes Fenster in der Waschküche, versteckt sich dort und wartet, bis die Familie einschläft.

Im Verhör sagt Über, er habe keine Gewalt eingeplant.

Er habe nur Beweise gesucht, Kontoauszüge, Papiere und einen Zweitschlüssel fürs Haus.

Doch plötzlich, sagt er, hätten ihn Brigitte und Pascal im Flur überrascht.

Pascal habe eine Brechstange in der Hand gehabt und sie hätten sich angeschrien.

Hubert behauptet, Pascal habe ihn schlagen wollen.

Er habe ihm die Brechstange entrissen und dann sei es eskaliert.

Hubert schlägt zu.

Mehrmals.

Pascal geht zu Boden.

Brigitte will ihrem Mann helfen, schreit und läuft auf ihn zu.

Auch sie wird von der Brechstange getroffen.

Dann kommen die Kinder, Sebastian und Charlotte, aus ihren Zimmern.

Es ist mitten in der Nacht.

Chaos, Schreie und Blut, überall.

All.

Sohn Sébastien soll sich auf Hubert gestürzt haben, aber auch er wird erschlagen.

Tochter Charlotte rennt davon, versucht sich in ihrem Zimmer zu verstecken, aber Hubert folgt ihr, verfolgt sie bis ins Zimmer, wo er auch sie erschlägt.

Brigitte, die zunächst nur bewusstlos war, versucht noch ins Badezimmer zu fliehen.

Hubert blockiert die Tür mit der Brechstange.

Dann dann tötet er auch sie.

Die Nacht wird zum reinsten Albtraum.

Es ist kein kurzer Aussetzer, kein Versehen.

Es dauert.

Vier Menschen sterben in dieser Nacht, in ihrem eigenen Haus, durch die Hand eines Mannes, der behauptet, er habe nur Beweise suchen wollen.

Hubert erzählt, er sei bis zum Morgengrauen geblieben.

Dann fährt er zurück nach Hause in die Britannia, blutverschmiert, und erzählt seiner Frau Lüdy, was passiert ist.

Er soll ihr gesagt haben, Ich habe eine große Dummheit gemacht.

Lüdie, die Schwester von Pascal, fährt am nächsten Abend mit ihm zurück nach Orvou.

Sie nehmen Putzmittel, Müllsäcke und Handschuhe mit.

Sie wartet im Auto, während Uber alles im Haus reinigt.

Er wischt das Blut auf, er zieht die Betten ab, reinigt die Bettwäsche und packt persönliche Gegenstände weg.

Es soll alles so aussehen, als sei die Familie plötzlich verreist.

So wie es ja auch anfangs den Eindruck gemacht hat.

Irgendwann scheint Hubert durstig geworden zu sein.

Er trinkt Wasser und lässt das Glas einfach neben der Spüle stehen.

Doch es endet nicht im Haus.

Hubert packt die Leichen in Sebastians Auto und fährt sie auf seinen abgelegenen Bauernhof in der Bretagne.

Dort zerstückelt er die Körper mit einer Axt und einer Metallzange.

Er verbrennt sie in einem Holzkessel und wirft andere Teile in Büsche und Wälder, in der Hoffnung, dass Tiere die Überreste fressen.

Laut einem Sternartikel beschäftigt sich Uebert zehn Tage lang damit, die Spuren zu beseitigen, Körperteile zu verbrennen und Überreste zu verstreuen.

Seine Frau Lüdie bleibt währenddessen im Haus und kümmert sich um den gemeinsamen acht Jahre alten Sohn.

Die Ermittler hören zu und halten jedes Wort fest.

Hubert gesteht alles.

Ein Mord an vier Menschen.

Es ist ein Massaker und eine Tat, die ganz Frankreich erschüttert.

Doch warum?

Warum hat Hubert in dieser Nacht eine ganze Familie ausgelöscht?

Und stimmt seine Geschichte denn wirklich?

Denn auch wenn Hubert jetzt alles erzählt, bleibt eine Frage offen.

Ist dieses Geständnis die Wahrheit oder gibt es noch eine andere Geschichte hinter dieser Nacht?

Hubert's Geständnis liegt nun auf dem Tisch.

Es sind 17 Seiten, die detailliert beschreiben, wie er am 16.

Februar 2017 in das Haus der Familie eindrang und Pascal, Brigitte, Sébastien und Charlotte erschlug.

Doch für die Ermittler bleiben Fragen.

Zu viele Fragen.

Zum Beispiel diese.

Warum behauptet Hubert, er sei gegen 23 Uhr in das Haus der Familie eingestiegen, wenn doch Sebastian um 3.12 Uhr noch eine SMS an eine Freundin geschickt hatte?

War er da wirklich schon tot?

Und wie kann ein einzelner Mann in dieser Nacht überhaupt vier Menschen überwältigen, ohne dass jemand entkommt und ohne dass jemand Hilfe ruft?

Dazu kommt, im Haus wurde ja erst kein Blut von Charlotte gefunden.

Wurde sie verschleppt oder war sie vielleicht noch am Leben, als der Täter das Haus verließ?

Die Ermittler kehren noch einmal zurück nach Orwu und durchkämmen jeden Raum.

Und sie finden, was sie suchen.

Winzige Blutspuren von Charlotte.

Unsichtbar beim ersten Mal.

Jetzt aber sichtbar gemacht durch Luminol.

Damit ist klar, auch Charlotte starb in dieser Nacht im Haus der Familie.

Doch was genau in dieser Nacht geschah, bleibt immer noch unklar.

Hubert behauptet, er sei überrascht worden und die Situation sei eskaliert.

Aber vieles passt nicht zu dieser Version.

Die meisten Blutspuren werden im ersten Stock gefunden und Hubert erzählt von einem Kampf im Erdgeschoss.

Die Verletzungen der Opfer deuten auf massive Gewalt hin und die Spuren zeigen, dass sie in verschiedenen Räumen starben.

Ein Szenario, das brutal, chaotisch und langwierig gewesen sein muss.

Die Ermittler stellen die Theorie auf, dass Hubert die Familie im Schlaf überrascht und erschlagen haben könnte.

Das würde auch erklären, warum er das Bettzeug gewaschen und zum Trocknen über Stühle gehängt hat.

Währenddessen suchen andere Ermittler nach den Leichen.

Hundertschaften durchkämmen das weitläufige Gelände von Übers Bauernhof in einem abgelegenen Stück Land in der Bretagne.

Die Suche ist echt zermürbend.

Überall sind dichte Sträucher, sumpfige Böden und ein Gelände, das sich wie eine Festung gegen jede Suche zu wehren scheint.

Für die Polizisten, auch mehrere Polizeischüler, ist die Suche grauenvoll.

Denn was sie finden, sind keine Körper, sondern Knochenfragmente, Zähne, Schmuckstücke der Familie, ein halbverbrannter Uterus im Ofen, der auf maximale Hitze eingestellt worden war, um das Fleisch von den Knochen zu lösen, und doch reichte das Feuer nicht aus, um alles zu beseitigen.

379 Leichenteile werden gefunden.

Sie sind alle verteilt über das Grundstück, vergraben in der Erde, versteckt in Brombeerhecken, manche in dichten Wäldern und andere in Aschehaufen am Rande des Hofes.

Die vier Schädel fehlen bis heute.

Die Ermittler sprechen laut Medien von einer morbiden Schnitzeljagd, bei der Gegenstände und Leichenteile der Familie über hunderte Kilometer verstreut wurden.

Am 19.

Mai 2017 findet die Beisetzung statt.

Vier Särge stehen in der Kirche.

Sie sind fast leer, nur gefüllt mit dem, was übrig geblieben ist, nachdem ein Mann beschlossen hat, eine ganze Familie auszulöschen.

Für die Angehörigen ist es eine Beerdigung ohne Abschied, ohne wirkliche Leichname und ohne letzte Blicke auf die, die sie verloren haben.

Und die große Frage bleibt, warum?

Hubert spricht von einer Eskalation, die er nicht gewollt habe.

Doch die Ermittler spüren, dass da mehr dahinter steckt.

Und welche Rolle spielt seine Frau Lüdi, die Schwester von Pascal?

Laut Stern sagt der gemeinsame Sohn später, dass der Vater ihm nach der Tat gesagt habe, das Monster, das alle suchen, das ist Papa.

Weiß seine Frau Lüdi also mehr, als sie zugibt?

Und dann taucht ein Motiv auf, das so unglaublich klingt, dass es fast wie eine Legende wirkt.

Der Goldschatz von Brest.

Die Geschichte beginnt Jahrzehnte vor der Tat, im Juni 1940.

Deutsche Truppen marschieren in Paris ein, doch als sie die Tresorräume der Nationalbank betreten, finden sie nichts.

Das Gold, die zweitgrößte Reserve der Welt, ist weg.

Denn die Franzosen haben es heimlich vorher in Häfen wie Brest versteckt, um es in letzter Minute ins Ausland zu schaffen.

Doch bei dieser Rettungsaktion sollen rund 395 Kilo Gold verschwunden sein.

Es kursieren Gerüchte, dass im Chaos Kisten mit Goldbarren ins Hafenbecken gefallen seien.

Andere erzählen von Einheimischen, die Barren heimlich geborgen und versteckt hätten.

Bis heute wurde dieses Gold nie gefunden.

Nach dem Krieg wächst in Brest eine Generation auf, die diese Geschichten kennt.

Auch Pierre, Pascals und Lüthys Vater, der spricht oft davon.

Er erzählt von dem Gold, das in den Wirren des Krieges verschwunden sei.

Laut seiner Witwe René soll er eines Tages, im Jahr 2006, bei Arbeiten in einem Keller in Brest Goldbarren entdeckt haben und heimlich mitgenommen haben.

René sagt später, sie habe die Barren selbst nie gesehen.

Aber Pierre habe das Gold auf dem Speicher versteckt und kurz vor seinem Tod, da habe er seinem Sohn Pascal dieses Versteck verraten.

Nach Piers Tod glaubt René fest daran, dass der gemeinsame Sohn Pascal das Gold an sich genommen hat.

Sie vertraut sich deshalb Hubert und Lydie an, ihre Tochter und deren Ehemann.

René ist überzeugt davon, dass Pascal sie und Lydie um ihren Anteil betrügen will.

Ein Keil treibt sich in die Familie.

Lydie und Hubert sind überzeugt.

Pascal, also der Bruder und Schwager, der sie angeblich immer herablassend behandelt, hat das Gold gestohlen.

Hubert steigert sich da regelrecht rein.

Er fängt an, ein Dossier über Pascal und Brigitte anzulegen.

Er nennt den Ordner Widerlinge.

Er fotografiert ihr Haus, er speichert Screenshots von Brigitte, wenn sie im Netz irgendwas verkauft, erzählt neue Anschaffungen von Kleidern bis zum Ledersessel und deutet das als Beweis für einen plötzlichen Reichtum.

Seine Frau Lydie hilft ihm und notiert auch jede Kleinigkeit.

Von Brigitte bis hin zu Golfbällen in einer Schublade.

Für sie wird jeder kleine Streit, jeder Kommentar zum Beleg einer großen Verschwörung.

Sie spinnen sich in eine Welt aus Verdächtigungen hinein, in der Pascal der Feind ist, der angeblich ihr Erbe gestohlen hat.

Einmal kommt es zu einem Treffen mit Pascal und Brigitte, das Mutter René initiiert, in der Hoffnung, dass ihr Sohn alles zugibt.

Aber Pascal bestreitet vehement, je Gold gefunden zu haben.

Er nennt die Vorwürfe Hirngespinste.

Brigitte versteht gar nicht, wovon die Rede ist.

Aber Hubert lässt nicht locker.

Für ihn ist Pascal jetzt der Betrüger, der Dieb, der Mann, der ihm und seiner Familie das Gold gestohlen hat und sie gleichzeitig herablassend behandelt.

Er sieht sich selbst als den, der nur die Gerechtigkeit wiederherstellen muss.

Die Ermittler rekonstruieren später.

Mehrere Jahre lang spionieren Hubert und seine Frau Pascal und Brigitte aus.

Sie fahren heimlich die knapp 300 Kilometer nach Orvou, sitzen mit Kamera und Stethoskop vor dem Haus und belauschen Gespräche.

Sie sprechen von einem Plan, Pascal und Brigitte heimlich zu einem Geständnis zu bringen, ihn bei der Anti-Geldwäschebehörde anonym anzuzeigen und das Gold zurückzuholen.

Doch niemand findet je einen Beweis dafür, dass dieses Gold überhaupt existiert hat.

Die Polizei durchsucht Konten und Unterlagen, findet dabei weder plötzliche Geldeingänge noch irgendwelche geheimen Konten.

Kein Zeuge in der Familie hat je einen Goldbarren gesehen.

Die Ermittler vermuten schließlich, dass die ganze Schatzgeschichte nur eine Illusion war.

Eine gefährliche Besessenheit, die sich in den Köpfen von Hubert, seiner Frau Lüdie und René festgesetzt hat.

René, die Mutter von Pascal und Lydie, bleibt ihrem Schwiegersohn Hubert treu.

Sie verteidigt ihn öffentlich, bricht nicht mit ihm, selbst nachdem klar ist, dass er ihren Sohn, ihre Schwiegertochter und ihre Enkelkinder getötet hat.

Also, wie krass ist das bitte?

René tritt später nicht als Nebenklägerin auf und spricht im Radio sogar von einem Unglück und davon, dass sie weiterhin glaubt, ihr Sohn Pascal habe das Gold an sich genommen.

Für sie bleibt Über nicht der Mörder, sondern jemand, der im Recht war.

Die Ermittler sehen am Ende ein Verbrechen, das kein normales Verbrechen ist, kein Raubmord und kein spontaner Streit, sondern eine toxische Familiendynamik voller Misstrauen, verletzter Eitelkeiten, Besessenheit und Wahn.

Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den psychologischen Gutachten wider, die im Prozess vorgestellt werden.

Sie zeichnen das Bild eines Mannes, der sich in einem Wahn verrannt hat, in dem jedes harmlose Zeichen als Beweis für einen Komplott gesehen wurde.

Hubert leidet laut Gutachtern an einer wahngestörten Paranoia, die sich in der jahrelangen Isolation auf dem abgelegenen Bauernhof immer weiter verschärft hat.

Die Geschichte vom Gold wurde für ihn und seine Frau zur alles erklärenden Wahrheit.

Warum sie krank wurden, warum sie isoliert waren, warum sie in ihren Augen weniger hatten als andere.

Sie schufen sich eine Erklärung, die immer plausibler wurde, je länger sie sich gegenseitig in ihrer Überzeugung bestärkt haben.

Fast sieben Jahre lang steigern sich Hubert und Ludi in ihren Wahn hinein.

Sie sammeln Beweise, hören heimliche Gespräche ab, führen Listen.

Ihre Aufzeichnungen lesen sich wie das Protokoll eines langsamen Absturzes in den Wahn und niemand hält den anderen auf.

Ermittler, Angehörige und Beobachter bezweifeln, dass es diesen Schatz je gegeben hat.

Die französische Polizei findet kein Gold, kein geheimes Konto, keinen Beleg für plötzlichen Reichtum.

Und je mehr sie ermitteln, desto mehr rückt eine andere Wahrheit in den Vordergrund.

Pierre, der Vater von Pascal und Lüdi, soll oft Geschichten erzählt haben.

Geschichten, mit denen er geprallt hat, von denen nie ganz klar war, ob sie stimmten oder nicht.

Vielleicht hatte er sich auch die Legende vom Goldschatz nur ausgedacht, inspiriert von Zeitungsberichten über historische Funde in Brest.

Die Zeitungen berichten später von einem wahnsinnigen Goldrausch ohne Gold.

Es ist eine Tragödie, vielleicht nur ein Vorwand für tiefer liegende Konflikte in einer Familie, die längst zerbrochen war.

Auch die Rolle von Ludi rückt im Prozess in den Fokus.

Sie ist ja die Schwester des Opfers, die Frau des Täters, und sie hilft ihrem Mann Hubert, die Spuren zu verwischen, die Leichen zu beseitigen und das Haus zu reinigen.

Sie sagt später, sie habe nur gewusst, dass Hubert Beweise gegen Pascal finden wollte.

Mehr nicht.

Die Ermittler sind sich da nicht so sicher, wie viel sie denn wirklich wusste.

Ob sie mitgeplant hat oder ob sie wirklich so ahnungslos war, wie sie behauptet.

Am 22.

Juni 2021 beginnt der Prozess gegen Über und Lidi in Nord.

Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft für Über und drei Jahre für Lidi.

Die Verteidigung betont die eingeschränkte Schuldfähigkeit durch den Wahn.

Die Staatsanwaltschaft erkennt diesen Wahn an, sieht aber keinen Grund für Strafmilderung.

Nach mehreren Tagen Verhandlung fällt das Urteil.

Am 7.

Juli 2021 wird Hubert wegen vierfachen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Das Gericht erkennt zwar eine Veränderung des Urteilsvermögens an, sieht aber keine Aufhebung seiner Schuldfähigkeit.

Er entgeht der lebenslangen Haft nur knapp.

Seine Frau Lydie wird zu drei Jahren Haft verurteilt, davon ein Jahr auf Bewährung.

Sie trennt sich übrigens während des Prozesses von Hubert.

Der gemeinsame Sohn wächst jetzt in staatlicher Obhut auf.

Im Gerichtssaal entschuldigt sich Hubert und spricht von einem Unfall.

Davon, dass alles anders gekommen sei, dass er die Kontrolle verloren habe.

Doch vier Menschen sind tot, eine Familie ausgelöscht.

Ein Kind bleibt zurück mit der Erinnerung an Eltern, Großeltern und Onkel, die alle in einer Nacht verschwunden sind.

Und während die Familie mit leeren Särgen bestattet wird, während Verwandte rätseln, ob der Vater, der alte Pierre, sich die Geschichte vom Goldschatz vielleicht einfach nur ausgedacht hat, während die Presse darüber diskutiert, wie ein solches Verbrechen nur geschehen konnte, bleibt der Schatz verschwunden, falls es ihn je gegeben hat.

Was geht bitte mit den Menschen?

Warum rasten so viele Leute komplett aus, wenn es um Geld, Gold, Familienerbe geht?

Wie kann man so weit gehen, dass man seine eigene Familie auslöscht, nur um irgendeinen Goldschatz zu bekommen, den man nur aus so hören, sagen, Lagerfeuergeschichten kennt?

Das geht einfach nicht in meinen Kopf rein, warum man, ja, warum man komplett austickt, nur weil es um Kohle geht.

Ja, also mir geht es da ähnlich.

Ich meine, der Bund der Familie, der eigentlich der stärkste sein sollte.

Ich meine, man kriegt ja oft mit, dass Geld wirklich diesen Bund auf den Prüfstand stellt und eben dann auch nicht diese Prüfung aushält.

Aber jetzt in diesem Fall, ich bin mir, also diese Geschichte vom Goldschatz, ich glaube ganz ehrlich, es ist wirklich nur eine Geschichte.

Und all das nur wegen einer Geschichte ist wirklich so unglaublich tragisch und dass dann auch noch die Mutter René sich weiterhin dafür entscheidet, auf der Seite von Hubert zu sein, das hat mich auch nochmal auf so einer ganz anderen Ebene hart getroffen.

Also wahrscheinlich hat sich das so ein bisschen hochgesteigert, dass ihre Tochter Ludie und der Mann Hubert wahrscheinlich die Mutter René immer belabert haben, im Sinne von, das ist voll unfair, guck mal, das ist doch unser Schatz, vielleicht ging es denen finanziell auch nicht so gut.

Und dann spielt ja oft dieses Neid und Missgunst und Eifersucht auch mit rein.

Und wahrscheinlich hat sich das dann so hochgesteigert, dieses, ja, warum haben die denn jetzt das ganze Geld?

Und guck mal, die kaufen sich dies, die kaufen sich das.

Die haben ja alles aufgeschrieben, was sich die andere Familie gekauft hat.

Also das hat sich vielleicht, so kann ich es mir erklären, so hochgesteigert, dass die irgendwann einfach komplett explodiert sind.

Aber das war ja nichts, was im Affekt passiert ist.

Der ist da hingefahren mit der Intention, da weitere Beweise zu sammeln, wo ich mir auch denke, okay, gut.

Und dann hat er vier Leute ermordet.

Genau, und am Ende die Beweise ja auch wieder zu vernichten.

Ja, genau.

Er hat dann ja die Familie ermordet und dann ist er wieder nach Hause und hat das seiner Frau gesagt.

Die sind dann zusammen hin und haben ja zehn Tage lang dann Beweise vernichtet, aufgeräumt, die Leichen verschwinden lassen.

Also das ist ja so ein langer Prozess.

Und wahrscheinlich, so stelle ich mir das jetzt nur wieder vor, war dann so der Schockmoment in ihren Köpfen, oder?

Wo sie gedacht haben, fuck, jetzt haben wir die ermordet.

Oder über, jetzt können wir ja nicht auffliegen.

Gold hat der auch nicht gefunden.

Also das ist wirklich einfach nur eine so krasse, tragische Geschichte.

Und zeigt mal wieder leider, dass es halt oft ums Geld geht.

Und eben auch, was ich finde, was wir nicht vergessen dürfen, bei den Opfern, dass Sébastien, der Sohn, ja auch von den Medien so schnell als, ja, ich wollte gerade sagen möglicher Mörder, sondern eigentlich direkt als Mörder ausgesucht wurde, weil er der böse Geek, der böse Gamer ist.

Also klar, da gab es auch Indizien, das verstehe ich irgendwo.

Aber das war viel zu voreilig von den Medien.

Ja, na, ich bin mir nicht so sicher.

Schau mal, so aus der Sicht der Ermittler, du hast da diesen...

Das Haus der Familie, die sind weg, dann werden die ganzen Blutspuren entdeckt und man weiß, okay, irgendwas ist hier passiert.

Und dann gibt es halt diese Nachrichten des Sohnes, wo er ja schreibt, dass er, was war das, Amok in der Schule läuft.

Das ist schon krass, ne?

Das ist jetzt nicht, ich schreibe einen bösen Kommentar unter einem Instagram-Post von jemandem.

Das finde ich ist schon echt heavy.

Also es wäre auch krass, wenn sie das nicht weiterverfolgt hätten.

Aber du hast recht, die Medien haben ihn zu schnell verurteilt.

Man hätte der ganzen Sache ein bisschen mehr Zeit geben müssen, um das Ganze zu checken.

Aber dass man das als erste große Spur genommen hat, das kann ich schon verstehen bei dem Inhalt der Nachricht.

Deswegen sage ich ja auch, ich verstehe das ja auch, weil die Indizien irgendwie auch passen.

Deswegen haben die Medien da durchaus auch so ihr gefundenes Fressen einfach gehabt.

Aber, wie du schon gesagt hast, die Leute wollen ja immer schnelle Antworten haben und die Medien wollen schnell und viel verkaufen und deswegen übertreiben die natürlich dann auch schon Plus dann bestimmte Indizien auf zu beweisen, die so halt gar nicht von der Polizei ja wirklich als Beweis geführt werden.

Und deswegen finde ich es das auch nochmal in diesem Fall wichtig zu sagen, es braucht einfach Zeit für eine Findung der.

Täter, der Täterin, whatever, in diesem Fall war es ja dann wirklich nochmal ein glücklicher Zufall mit diesem Glas Wasser.

Dass Uber doch gefunden wurde, so gesehen.

Fahrlässig auch aus seinem Gesicht, oder?

Dass er dieses Glas mit seiner DNA dran einfach stehen lässt und sich zehn Tage lang aber darum bemüht, dass alles andere vernichtet wird.

Das ist schon hart fahrlässig.

Auf jeden Fall.

Und ich finde, das ist auch nochmal was, was wir uns gut ins Gedächtnis rufen können, einfach nicht vorschnell zu urteilen.

Auch, wie gesagt, wenn ich verstehe, die Indizien waren vielleicht da in Richtung Sebastian, aber am Ende des Tages, ist er ein Opfer gewesen.

Und ich glaube, das ist auch, kein Fall ist immer komplett gleich, aber trotzdem sollten wir das, finde ich, auch für die Zukunft nochmal im Hinterkopf behalten.

Ja, das ist ein schönes Schlusswort, finde ich.

Nicht zu schnell andere vorverurteilen, sondern sich vielleicht verschiedene Perspektiven der Situation anschauen und sich dann die Bewertung vornehmen.

Ich finde, damit können wir die heutige Folge auch abschließen und zu Ende bringen.

Und wir freuen uns natürlich wie immer sehr, wenn ihr bis hierhin zugehört habt, wenn ihr euch auch unseren Diskussionsteil am Ende hier noch reinzieht und wir freuen uns gleich oder vielleicht auch noch mehr, nein, ich würde sagen, wir freuen uns noch mehr, wenn ihr nächste Woche Dienstag auch wieder mit dabei seid, wenn wir euch hier von einem neuen Fall in der schwarzen Akte erzählen.

Wir sind eure Hosts Anne Luckmann und Patrick Strohbusch Redaktion Johanna Müsiger und wir, Schnitt Anne Luckmann Intro und Trainer gesprochen von Pia Rona Sachse Producer Falko Schulte Die Schwarze Akte ist eine Produktion der Julep Studios.

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