Episode Transcript
Diese Episode enthält explizite Details über wahre Kriminalfälle.
Weitere Infos in der Folgenbeschreibung.
Tokio ist für viele ein Sehnsuchtsort.
Hier, wo die Zukunft zum Greifen nah scheint und trotzdem vereinzelt traditionelle Architektur zu finden ist.
Wo Kirschblütenbäume entlang des Sumida-Flusses auf Wolkenkratzer treffen und Zen-Gärten zum Verweilen einladen.
Wer durch die riesige Hauptstadt Japans schreitet, wird fündig, egal was er sucht.
Wer sich in das Getümmel der Menschenmasse werfen will, der findet in Shibuya seinen Platz, dem pulsierenden Herzen der Stadt.
Hier rauscht das Leben in schnellen Zügen vorbei, zwischen blinkenden Werbetafeln, riesigen Einkaufszentren und der berühmten Shibuya-Kreuzung, die täglich von tausenden Menschen überquert wird.
Wer hingegen den Wunsch nach Ruhe und Tradition verspürt, wird in Asaksa, finde ich.
Dort stehen die alten Holzhäuser dicht an dicht und der Sensoji-Tempel erhebt sich über die Dächer wie ein stiller Wächter aus einer anderen Zeit.
Kleine Stände verkaufen Reiskekse und Räucherstäbchen, während der Wind die Gebetsfahnen über den Köpfen der Passanten tanzen lässt.
Hier fühlt sich Tokio plötzlich an wie ein lebendiges Stück längst vergangener Zeit.
Die Stadt ist mehr als nur eine Metropole.
Sie ist ein Mosaik aus Gegensätzen.
Jeder Bezirk Tokios erzählt seine eigene Geschichte.
Und wer die Treppenstufen zum Tokio Tower hinaufsteigt, der bekommt eine Ahnung von der gewaltigen Größe dieser Stadt.
Dort oben, auf 333 Metern Höhe, scheint alles still zu werden.
Wie ein endloses Lichtermeer breitet sich Tokio unter einem aus, wenn die Sonne langsam untergeht.
Und dort, etwas westlich, fast verloren in der Größe, liegt Setagaya.
Bäume säumen die Straßen, hinter niedrigen Mauern verbergen sich gepflegte Einfamilienhäuser und Kinder lachen auf Spielplätzen, ohne dass Erwachsene auf sie aufpassen müssen.
Das ist auch keine Überraschung, denn was Tokio und eigentlich ganz Japan vereint, sind die geringen Kriminalitätsraten.
Diese führen auch gerne mal dazu, dass es eben keine Besonderheit ist, ein kleines Kind auf den Straßen herumlaufen zu sehen, das, ganz wie die erwachsenen Vorbilder, gerade einen kleinen Einkauf macht.
Man vertraut sich hier gegenseitig.
Ganz besonders sogar in Setagaya, dem ruhigen und eher gut bürgerlichen Bezirk Tokios.
Setagaya ist kein Ort, an dem man Schrecken vermutet.
Kein Ort, an dem Gewalt und Chaos ausbrechen.
Und doch liegt eines Morgens eine ganze Familie blutüberströmt in ihrem Haus.
Und nicht nur Japan, sondern die ganze Welt blickt ratlos auf diesen Fall.
Wie kann in einem der sichersten Länder der Welt so etwas Grausames passieren?
Music.
Und damit ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Schwarzen Akte mit Patrick Strobusch und mit Anne Lückmann.
Hello!
Dass wir heute in eine Welt eintauchen, die so anders ist als unsere, das merkt man schon an einer kleinen, aber überraschenden Tatsache.
Denn Tokio ist streng genommen gar keine Stadt.
Werbung Werbung Ende Japan ist in 47 Präfekturen unterteilt und Tokio ist eine davon.
Was wir umgangssprachlich als Stadt Tokio bezeichnen, besteht in Wirklichkeit aus 23 eigenständigen Bezirken, die sich größtenteils selbst verwalten.
Es gibt also keinen einzelnen Bürgermeister von Tokio, sondern viele, ein pro Bezirk.
Wenn wir heute von Tokio sprechen, meinen wir also dieses urbane Kerngebiet mit rund 10 Millionen Einwohnern.
Ein eng getakteter Großstadtraum mit etwa viermal so hoher Bevölkerungsdichte wie Berlin.
Man könnte meinen, hier müsste es ständig krachen.
Doch die Realität ist eine andere.
Das Risiko, Opfer eines Mordes zu werden, ist in Berlin fast sechsmal höher als in Tokio.
Die japanische Hauptstadt gilt als extrem sicher.
Ein Ergebnis aus sozialer Stabilität, gesellschaftlichem Druck und klarer Abschreckung.
Doch in der Nacht vom 30.
Auf den 31.
Dezember 2000 reicht all das nicht aus.
Nicht in einem Kleinhaus in Sitagaya, dem bevölkerungsreichsten Bezirk der Stadt.
Dort geschieht eines der grausamsten Verbrechen, das Japan je erlebt hat.
Um die Tragweite der Tat zu verstehen, müssen wir allerdings noch einen weiteren Sprung in die Vergangenheit machen.
Denn 1991 ziehen der etwa 35-jährige Mikio und die ca.
32-jährige Yasuko Miyazawa in die Kamisoshigaya-Nachbarschaft.
Mikio arbeitet für eine englische Werbefirma, die heißt Interbrand.
Dort soll er auch an einer Kampagne mitwirken, die den Begriff Wi-Fi populär macht.
Seine Ehefrau Jasko wiederum ist als Nachhilfelehrerin bzw.
Privatlehrerin tätig und errichtet Kinder also von zu Hause aus.
Die neue Heimat der Miyazavas liegt direkt am Sushi-Gaya-Park, der durch seine Besucher zu fast jeder Uhrzeit lautstark auf sich aufmerksam macht.
Und trotzdem blüht die Nachbarschaft hier richtig auf.
Schnell sind über 200 Wohnhäuser in der Nähe zu finden.
Und auch die kleine Familie wächst.
Denn etwa ein Jahr nach dem Einzug erblickt die kleine Nina die Welt.
Nur zwei weitere Jahre später, 1994, macht der kleine Ray das Familienglück komplett.
Aber da diese Gegend immer beliebter wird, plant Tokio die Erweiterung des Soshigaya-Parks und bietet den Anwohnern beträchtliche Abfindungen dafür, dass sie sich woanders ein Stückchen Heimat suchen.
Dadurch verlassen schon bald wieder viele Nachbarn die Gegend.
Die Mia Savas müssen ziemlich betrübt zugesehen haben, wie eine Nachbarsfamilie nach der anderen weggezogen ist.
Von den einst über 200 Wohnhäusern bleiben nur noch knapp vier, die auch wirklich bewohnt werden, als das Jahr 2000 anbricht.
Eines dieser Häuser gehört Jaskos älterer Schwester an.
Sie wohnt mit ihrer Familie genau daneben und wenn wir genau daneben sagen, dann meinen wir das auch wirklich so.
Schaut dafür gerne mal in die Shownotes, da haben wir euch ein Bild dieses Doppelhauses verlinkt.
Es ist, als hätte man ein relativ quadratisches weißes Haus mit grauem Dach und drei Stockwerken mit einer schmaleren Version davon fusioniert.
Aus der Ferne könnte man denken, dass es sich um ein riesiges Wohnhaus handelt, das einen Übergang zwischen den beiden Hälften hat.
Aber nein, es sind beides eigenständige Häuser.
Das schmalere der beiden Häuser ist das der vierköpfigen Familie.
Das für Tokio-Verhältnisse zwar immer noch als groß gilt, immerhin haben wir hier ganze drei Stockwerke, aber wirklich geräumig ist es hier nicht.
Das Erdgeschoss bietet gerade so Platz für eine Garage auf der linken Seite und den Eingangsflur mit Genkan auf der rechten Seite.
Als Genkan bezeichnet man im Japanischen einen kleinen Eingangsbereich, in dem man seine Straßenschuhe abstellt.
Der Innenbereich soll nämlich nur mit Strümpfen oder auf Pantoffeln betreten werden.
Im Erdgeschoss lassen sich ansonsten noch der Familien-PC finden und weiter hinten im Raum, hinter der Treppe, die ins zweite Stockwerk führt, gibt es einen kleinen Abstellraum.
Im mittleren Stockwerk befinden sich das Badezimmer mit kleinem Fenster, das Schlafzimmer der zwei Kinder und das Wohnzimmer mit Küche.
Das oberste Stockwerk lässt sich nur durch eine ausklappbare Treppe erreichen.
Diese Ebene dient als Schlafzimmer der Eltern.
Und während die Miyazawas wohl durchgängig in ihrem schmalen Haus wohnen, sind Yaskos Schwester Ann und ihre Familie nur selten zu Hause.
Lediglich die Mutter der beiden Schwestern, die heißt Haruko, bewohnt das zweite Haus.
Ann und ihr Sohn verbringen nämlich acht Jahre in England, während ihr Ehemann oft unterwegs ist.
Laut einigen unserer Quellen soll er für ein Formel-1-Team gearbeitet haben und war deswegen viel unterwegs.
Trotzdem kommen sie im Frühling 2000 wieder zurück nach Japan.
Die Freude der anderen Familienmitglieder dürfte bestimmt groß gewesen sein, auch wenn Vater Mikio einige Bedenken äußert.
Denn, dass sich die Miyazawas ihr Leben in diesem Teil Tokios durchaus vorstellen können, ist daran zu erkennen, dass Vater Mikio seiner Schwiegerin an vorschlägt, beide Häuser schalldicht zu isolieren.
Er würde die Arbeit sogar selbst übernehmen.
Seine Befürchtung ist, dass es zu Problemen zwischen den beiden Familien kommen könnte, wenn es in einem Haushalt lauter zugeht, da die beiden Häuser ja Wand an Wand stehen.
Bei zwei kleinen Kindern im Haus erscheint Mikios Sorge ja auch durchaus berechtigt.
Es ist ein Vorschlag, den Anne akzeptiert und der noch folgenreiche Konsequenzen haben soll.
Wann genau die Familien dann aber langsam doch anfangen, darüber nachzudenken, ist in unseren Quellen nicht belegt.
Aber wahrscheinlich wäre es zu dem Verbrechen auch gar nicht gekommen, denn unseren Informationen zufolge überlegen beide Familien, ihre Häuser zu räumen und woanders hinzuziehen.
Vielleicht ist ja die Abfindung der Stadt hoch genug, um sie zu überzeugen.
Mutter Jasko hadert allerdings etwas, weil ihr jüngstes Kind, der kleine Ray, eine mentale Entwicklungsstörung hat.
Sie befürchtet, dass er es besonders schwer haben könnte, sich an einen neuen Ort einzugewöhnen.
gewöhnen.
Aber nichtsdestotrotz fällen sie am Ende doch die Entscheidung wegzuziehen und verkaufen das Grundstück an die Stadt.
Sie wohnen also nur noch auf Zeit in dem Haus.
Der Fall, von dem wir euch heute erzählen, ist leider aus vielen Gründen besonders.
Erstens handelt es sich um einen Fall, der jetzt bald 25 Jahre in der Vergangenheit liegt, was für die Quellenlage vielleicht gar nicht so schlimm wäre, wenn nicht zweitens die englischsprachigen Medien über all die Jahre in ihren Publikationen immer wieder falsche Details weiterverarbeitet hätten.
Wir haben unsere Recherche deswegen auf Quellen basiert, die entweder selbst in Kontakt mit Beteiligten standen oder japanische Primärquellen analysiert haben.
Natürlich haben wir auch selbst diese Primärquellen mithilfe verschiedener Übersetzungstools geprüft.
Dadurch kann es zwar sein, dass Informationen, die in vielen englischsprachigen Artikeln oder auf Reddit vorkommen, fehlen werden, die Richtigkeit dieser Informationen ist aber eben nur selten nachweisbar.
Wo und wann genau sich diese Fehler eingeschlichen haben, ist rückblickend kaum mehr zu beantworten.
Denn selbst die Polizeibehörde Tokios ist dafür nicht ganz unschuldig.
Aber wir wollen euch hier das möglichst realistischste Bild zeichnen, so wie es für einen True-Crime-Fall eben notwendig ist.
Gehen wir also zurück zu dieser einen verheerenden Nacht.
Es ist der 30.
Dezember 2000, ein Samstag.
Während bei vielen hier in Deutschland längst alle Vorbereitungen dafür laufen, möglichst bunte und laute Silvesterraketen für das neue Jahr zu kaufen, bleibt es in Tokio eher ruhig.
Für die vier Miyazavas ist es ein Abend wie jeder andere auch.
Vater Mikio arbeitet noch etwas am Computer im Erdgeschoss, während sein Sohn Ray im zweiten Stockwerk im unteren Teil eines Doppelbettes schläft.
Seine Schwester Nina schläft zusammen mit Mutter Yasuko im Bett der Eltern, im obersten Stockwerk, das durch die ausklappbare Treppe zu erreichen ist.
Gegen 21 oder 22 Uhr erreicht die Familie noch ein letzter Anruf und um 22.38 Uhr öffnet Mikio mittels eines Passworts eine E-Mail.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Rekonstruktion der Polizei.
Die meisten Quellen sind sich darüber einig, dass der Einbrecher durch ein kleines Fenster im Badezimmer auf der Rückseite des Hauses eingestiegen sein muss.
Ihr erinnert euch, das Haus steht ja direkt am Zaun des Sushigaya-Parks.
Ein paar Bäume verdecken zwar ein bisschen die Sicht auf das Haus, wenn man vom Park aus darauf schaut, aber eben einer dieser Bäume oder der Zaun des Parks könnten als Leiter aufs Zwischendach der Miyazawas gedient haben.
Von diesem Zwischendach ist es möglich, über einen Kasten, der zur Klimaanlage gehört und an der Außenwand befestigt ist, an das Fenster des Badezimmers zu gelangen.
Laut der führenden Theorie soll der Einbrecher dann das Fliegengitter herausgenommen haben und durch das offene Badezimmerfenster ins Haus geschlüpft sein.
Damit steht er jetzt mitten im zweiten Stockwerk, bewaffnet mit einem Sashimi-Messer, das eine lange und spitz zulaufende Klinge besitzt.
Sein erstes Opfer wird er erst sechs Jahre alter Sohn Ray sein.
Er findet den kleinen Jungen friedlich schlafend in seinem Bett und erwürgt ihn.
Ray ist das einzige Opfer, das keinerlei Stichverletzungen aufweist.
Es ist nicht ganz klar, ob Vater Mikio wegen des Lärms, der sehr wahrscheinlich ausgebrochen sein muss, vom Erdgeschoss nach oben kommt.
Vielleicht will er sich auch einfach nur langsam Bett fertig machen, Aber auf einmal steht er einem Unbekannten in seinem eigenen Haus gegenüber, der ihn jetzt mit einem Messer angreift.
Die beiden kämpfen miteinander und der Einbrecher trifft Mikio mit seinem Messer besonders an den Oberschenkeln und am Gesäß.
Aber auch in beiden Armen, seiner Brust und seinem Gesicht erleidet er Stichverletzungen.
Ein kleines Stück der Messerklinge bleibt sogar in seinem Schädel stecken.
Mit so viel Gewalt sticht der Unbekannte auf ihn ein.
Schlussendlich fällt Mikio dadurch die Treppe herunter.
Verschiedenen Berichten zufolge stirbt Mikio durch den schweren Blutverlust, aufgrund der Vielzahl seiner Wunden.
Er wird nur 44 Jahre alt.
Doch damit ist das Massaker leider längst nicht beendet.
Wer weiß, ob Mutter Jasko und die kleine Nina irgendwas von dem Grauen, das da in ihrem Haus passiert, mitbekommen haben.
Fest steht allerdings, dass der Einbrecher mit seinem kaputten Messer die Treppe ins dritte Stockwerk hochsteigt.
Hier findet er die letzten beiden Familienmitglieder des Hauses, die im Elternbett schlafen.
Mehrere Male sticht er auf sie ein.
Hauptsächlich trifft er dabei Gesicht und Nacken.
Doch dann geht er irgendwann einfach weg.
Heftig blutend und im Glauben, der Einbrecher hätte das Haus verlassen, versucht Mutter Jasko noch, sich und ihre Tochter Nina zu retten.
Sie schnappt sich Nina und läuft die Treppe im obersten Stockwerk herunter.
Währenddessen versucht sie mit Tüchern, die Blutung ihrer Tochter zu stoppen.
Aber Yasko hat sich leider verschätzt.
Der Mörder ist nämlich noch immer im Haus.
Er hat ein neues Messer gesucht und ist in der Küche im zweiten Stock fündig geworden.
Auf dem Weg von der Küche zurück zum Dachboden begegnet er Yasko und Nina am Fuße der Dachbodentreppe.
Er sticht so wild auf die beiden ein, dass die Polizei später von einer Übertötung spricht.
Jaskos Gesicht ist völlig entstellt.
Die kleine Nina stirbt als letzte.
Der Einbrecher hat scheinbar nicht nur auf sie eingestochen, sondern auch auf sie eingeschlagen.
Man wird ein paar Zähne von ihr auf dem Boden finden und feststellen, dass sie aufgrund der Stiche in den Rücken anhand einer Verletzung des Halswirbelsäulenmarks gestorben ist.
Ihre Mutter Jasko wird 41, die kleine Nina nur 8 Jahre alt.
Dann wird es totenstill in dem schmalen Haus.
Und jetzt beginnt der Fall, vollends abstrus zu werden.
Denn anstatt zu fliehen, verbringt der Einbrecher jetzt noch Zeit in dem Haus der Miyazavas.
Er bedient sich erstmal am Kühlschrank der Familie und isst mehrere Eisbecher.
Vier, um genau zu sein.
Ohne dabei einen Löffel zu benutzen.
Das heißt, er quetscht das Eis aus den Behältern heraus und beißt es dann Stück für Stück ab.
Anscheinend bekommt er auch noch Durst.
Doch statt sich für Cola oder Bier zu entscheiden, was es im Kühlschrank gegeben hätte, wählt er Gerstentee.
Der ist in Ostasien generell beliebt.
Er nutzt außerdem den Erste-Hilfe-Kasten der Miyazavas und sogar Darmbinden von Jasko, um eine Wunde an seiner rechten Hand zu versorgen.
Die hat er sich wahrscheinlich zugezogen, als das Messer beim Angriff auf Mikio abgebrochen ist.
In welcher Reihenfolge der Mörder die folgenden Handlungen betreibt, ist nur schwierig festzustellen.
Was wir aber wissen ist, dass er die Couch im Wohnzimmer im zweiten Stock nutzt, um sich auszuruhen.
Dann durchwühlt er Unterlagen der Familie aus dem Lager im Erdgeschoss.
Das ist direkt hinter der Treppe zum zweiten Stock.
Dabei zieht er die Schubladen mit den Unterlagen aus den Schränken heraus und lässt eine Schublade auf dem Gesicht von Mikio liegen, der ja immer noch vor der Treppe liegt.
Ein ehemaliger FBI-Profiler, der im Rahmen eines investigativen Podcasts zum Fall befragt wird, stellt die Vermutung auf, dass dies ein Zeichen einer Depersonalisation sei.
Es könnte also ein Anzeichen dafür sein, dass der Mörder sich innerlich vom Opfer entkoppelt und Mikio nicht mehr als Individuum betrachtet, sondern als Objekt.
Da der Lagerraum mit den Familienunterlagen aber direkt an die Treppe grenzt, an dessen Fuße Mikio liegt, kann es natürlich auch einfach sein, dass der Täter die Schubladen aufreißt und liegen lässt, wo sie hinfallen.
Eine der Schubladen nimmt er währenddessen mit nach oben ins Bad und schüttet den Inhalt über der Badewanne aus.
Außerdem holt er sich persönliche Gegenstände aus den beiden Handtaschen der Mutter, dazu Mikios Portemonnaie, nimmt Hausschlüssel und verschiedene Dokumente und wirft sie in die Toilette, worin er, ohne zu spülen, auch noch sein Geschäft hinterlässt.
Auf die gleiche Weise entledigt er sich auch von den leeren Eisbechern und einem weißen Handtuch, das mit seinem eigenen Blut beschmiert ist.
Unseren Quellen zufolge steckt er sich auch 150.000 Yen ein, also nach der Inflation wären das ungefähr 2.400 Euro.
Japan, ähnlich wie Deutschland, ist ein Land, das sehr bargeldorientiert ist.
Im Jahr 2000 dürfte es also keine Überraschung sein, so viel Bargeld im Haushalt der Miyazawas zu finden.
Aber löscht jemand deswegen das Leben einer ganzen Familie aus?
Eine zeitliche Einordnung bekommen wir vom Einbrecher erst wieder um 1.18 Uhr am Morgen.
Für fünf Minuten lockt er sich nämlich über den Computer von Mikio im Erdgeschoss ins Internet ein.
Er erstellt einen neuen Ordner und besucht die Website eines Theaters, für das sich Mikio ein Lesezeichen gesetzt hatte.
Danach verliert sich seine Spur, aber er hinterlässt jede Menge Hinweise.
Am Tag danach, dem 31.12.2000, versucht Großmutter Haruko, die Miyazawas über das Haustelefon anzurufen.
Als die etwa 70-Jährige aber niemanden erreicht, entscheidet sie sich dazu, selbst einmal nachzuschauen.
Gegen 10 Uhr morgens klopft sie an der Tür, aber keine Antwort.
Sie klopft nochmal, aber wieder antwortet ihr niemand.
Also steckt sie ihren Zweitschlüssel ins Schloss der Haustür.
Sie schiebt die Tür behutsam auf und sieht ihren Schwiegersohn Mikio zusammengesagt am Fuß der Treppe.
Sie rennt zu ihm und sieht die vielen Einstichwunden an Mikios Körper, aber jede Hilfe kommt zu spät.
Dann steigt sie die Treppe hinauf, ins mittlere Stockwerk, wo sie ihre Tochter und ihre Enkelin Rücken an Rücken vorfindet.
Auf der Suche nach Anzeichen von Leben der beiden wird sie auch hier enttäuscht.
Eine knappe Stunde später, um 10.56 Uhr, erreicht die Polizei folgender Anruf von einem männlichen Verwandten der Mia Zawas.
Hier spricht die Polizeibehörde.
Handelt es sich um ein Verbrechen oder einen Unfall?
Die ganze Nachbarsfamilie ist tot.
Die ganze Familie ist tot?
Einer ist tot.
Zwei sind blutüberströmt.
Wir wissen nicht, wo das andere Kind ist.
Während des Anrufs, der etwa 3 Minuten und 40 Sekunden dauert, versucht der Polizist, weitere Informationen aus dem Mann zu gewinnen.
Doch der gerät immer weiter in Panik.
Im Hintergrund hört man die Angehörigen weinen und der Anrufer sagt, ich halte das nicht mehr aus, es tut mir leid, ich bin so verzweifelt, ich verstehe das nicht.
Ein Ermittler, der eine Woche nach dem Vorfall den Tatort betritt, beschreibt die Szenerie wie folgt.
Der Geruch von Blut erfüllte das ganze Haus und ich spürte deutlich die Abnormität des Mörders.
Auch der leitende Ermittler Takeshi Tsushida gibt zu, dass es in seiner gesamten Berufskarriere noch nie einen solchen Berg an Hinweisen an einem Tatort gegeben hat.
Er ist sich sicher, dass er und sein Team den Fall im Handumdrehen lösen werden.
Der Täter hat im gesamten Haus DNA und seine Fingerabdrücke hinterlassen.
Und ihr erinnert euch an das blutige Handtuch, das er ja mit ins Klo geschmissen hat.
Das wird von der Polizei natürlich untersucht.
Es ist Blutgruppe A.
Damit kann es nicht von einem Familienmitglied stammen, da sonst niemand in der Familie diese Blutgruppe hat.
Ja, und dann gibt es natürlich noch die Fäkalienspuren, die er nicht aus der Toilette entfernt hat.
Die Ermittler haben nun also die leidige Aufgabe, die verbliebenen Spuren des Codes vom Täter zu analysieren.
Das Ergebnis der Analyse erzählen wir euch gleich.
Weitere Informationen, die die Ermittler schlussfolgern, sind Alter und Gewicht des Einbrechers.
Zu Beginn der Ermittlungen gehen sie von einem männlichen Täter aus, der 15 bis 35 Jahre alt, 1,70 groß und relativ schmal sein muss, mit einem Hüftdurchmesser von 70 bis 75 Zentimeter.
Aufgrund der Art der zugefügten Wunden der Miyazavas deduzieren sie, dass es sich um einen Rechtshänder handeln muss.
Und was wir euch noch gar nicht erzählt haben, was aber wie ein weiterer Schatz an Hinweisen für die Ermittler gewirkt haben muss, sind all die Klamotten, die der Einbrecher hinterlassen hat.
Es sieht so aus, als hätte er nahezu sein gesamtes Outfit in der Wohnung zurückgelassen.
Im Wohnzimmer oder auf der Couch.
Die Polizei rekonstruiert dadurch das mögliche Erscheinungsbild des Täters.
Eigentlich hat der bisher noch unbekannte Mann nur die Schuhe als fast einziges Kleidungsstück anbehalten und nicht dort gelassen.
Die Klamotten, die er aber im Haus zurücklässt, hat er wohl mit der Kleidung des Vaters Mikio ersetzt.
Aber die blutigen Schuhabdrücke im Haus und auch die Abdrücke im Matsch hinter dem Haus, unter dem Badezimmerfenster, durch das er ja vermutlich eingestiegen ist, führen die Ermittler trotzdem zu einer britischen Schuhmarke namens Slazenger.
Die Besonderheit dieser Schuhe ist, sie wurden nie in Japan verkauft.
Zumindest nicht in dieser Größe.
Knapp 60 Euro haben die Schuhe zu der Zeit in Japan gekostet.
Aber nur in Südkorea wurden die Schuhe in der entsprechenden Größe 280 verkauft.
Weitere Teile des Outfits, die die Ermittler finden, sind ein Schal, eine Bauchtasche, eine graue Strickmütze, die wie ein Fischerhut geformt ist, schwarze Handschuhe der Marke Edwin, eine schwarze Pufferjacke und ein unscheinbares langärmeliges Shirt, beides von Uniqlo.
Auch das Sashimi-Messer und zwei schwarze Handtücher werden gefunden, die wohl dazu gedient haben, das Messer zu verstecken.
Dazu aber später mehr.
Einige der Kleidungsstücke riechen nach einem französischen Parfum namens Draca Noir, das es auch in Japan seit 1982 zu kaufen gibt.
Und auch die anderen Klamotten werden von der Polizei auf ihre örtliche und zeitliche Verfügbarkeit in Japan geprüft.
Vom Hut wurden in ganz Japan etwa 3.500 Stück verkauft.
Laut Herstellerübersicht schlussfolgert die Polizei, dass diese spezifische Mütze, dieser Hut, nach dem 21.
September 1999 verkauft worden sein muss und damit etwa drei Monate vor den Morden.
Die Uniqlo-Jacke in Größe L startete in ganz Japan ebenfalls drei Monate vor den Morden in den Verkauf.
Und die Edwin-Handschuhe gab es von 1998 bis 2000, also knapp zwei Jahre davor.
Den Schal können die Ermittler nicht zuordnen, da sie kein Etikett daran finden können.
Dafür finden sie aber über das eigentlich so unscheinbare Uniqlo-Shirt jede Menge heraus.
So viel, dass sich in einem offiziellen Informationsblatt der Polizeibehörde Tokios fast eine ganze Seite damit beschäftigt.
Das Shirt stand zwischen August 2000 bis Dezember des gleichen Jahres zum Verkauf, aber nur 130 werden in diesen fünf Monaten vor dem Mord an der Familie landesweit verkauft.
In Tokio gehen sogar nur zehn Stück dieses Shirts über die Ladentheke, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass Uniqlo damals einfach noch nicht so bekannt war wie heute.
In der Hoffnung, bei so einer kleinen Menschenmenge, die die Shirts gekauft haben, den Mörder zu finden, macht sich die Polizei also auf die Suche nach den Käufern.
Immerhin zwölf der landesweiten Käufer können sie ausfindig machen.
Aber es stellt sich heraus, dass keiner von ihnen der Täter sein kann.
Sie alle haben ein Alibi.
Das langärmlige Shirt ist aber längst nicht der letzte Strohhalm, den die Polizei in diesem Berg von Hinweisen hat.
Da gibt es ja noch die Bauchtasche.
Werbung Werbung Ende.
Interessanterweise gehen die Betrachtungen, was wichtig für diesen Fall ist, international ziemlich auseinander.
Die Polizei vor Ort widmet Schuhen und Shirt besonders viel Aufmerksamkeit.
Internationale Quellen finden die Bauchtasche aber viel interessanter.
Vielleicht findet man in ihr ja noch Hinweise auf den Täter.
Die Bauchtasche ist relativ klein und hat in etwa Platz für ein DIN A5 Notizbüchlein.
Sie wurde im japanischen Osaka hergestellt und war zwischen September 1995 bis Januar 1999 in den örtlichen Geschäften zu haben.
Aber der Grund, warum diese Tasche internationale Aufmerksamkeit erfährt, liegt an ihrem Inhalt.
Darin werden nämlich Überreste von Sand gefunden, die die Ermittler nach einigen Analysen auf den Südwesten der USA zurückverfolgen können.
Genauer gesagt zur Edwards Air Force Basis in Kalifornien.
Heißt das, der Täter war irgendwann vor den Morden im Dezember 2000 auf der Edwards Airbase in Kalifornien?
Oder hat er die Bauchtasche vielleicht Gebrauch gekauft?
Oder ist das vielleicht einfach nur ein Ablenkungsmanöver?
Womit sich die Polizei aber sicher ist, ist das Sashimi-Messer mit der kaputten Klinge, das der Mörder zum Tatort mitgebracht hat.
Denn das ist nagelneu.
Die Polizei hat sogar ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie man mit den beiden schwarzen Handtüchern, die der Täter ja zurückgelassen hat, das Messer einwickeln und verstecken kann.
Laut der Polizeibehörde Tokios soll diese Technik von Mitarbeitern einer chinesischen Fischfabrik genutzt werden.
Der Täter könnte also irgendwas mit einer professionellen Küche, einer Fischerei zum Beispiel oder auch einer Metzgerei zu tun haben.
Und das wäre ein Erklärungsansatz dafür, warum er sich gerade für ein Sashimimesser entschieden hat.
Das ist ja eigentlich zum Schneiden von Fisch gemacht.
War ihm diese Art von Messer vielleicht einfach vertraut?
Ein kleines Detail, das uns aber wieder zurück zu den in der Toilette hinterlassenen Fäkalienspuren bringt, sind eben jene schwarze Handtücher.
Der Täter soll sie vor der Tat gebügelt haben.
Also entweder handelt es sich hier um einen extrem pingeligen Menschen oder er ist ein ziemliches Muttersöhnchen.
Zumindest versucht das die Polizei dabei herauszulesen.
Bei der Polizeibehörde Tokios entsteht diese Theorie jedenfalls spätestens, als sie den Code analysieren.
Darin finden sie nämlich Rückstände von grünen Bohnen und Sesamsamen, die er vor dem Mord gegessen haben muss.
Laut Nicolas Obregant, dem Host des Faceless-Podcasts, scheint das eine Art Komfortessen in Japan zu sein.
Und worüber wir ja vorhin auch schon gesprochen haben, nach den Morden ist der Täter ja einfach das Eis der Familie.
Für viele Ermittler erscheint das ziemlich infantil, weswegen sie wohl auch in Betracht ziehen, dass der Einbrecher noch bei seiner Mutter wohnen könnte.
Ja, und wahrscheinlich wundert ihr euch schon, warum wir nicht schon früher von den Ergebnissen der unzähligen Fingerabdrücke und DNA-Spuren erzählt haben.
Damit müsste der Fall doch im Handumdrehen gelöst sein.
Und natürlich sind sie auch diesen Hinweisen nachgegangen.
Über 5 Millionen Fingerabdrücke werden getestet.
Nachbarn, Kriminelle, Familienfreunde, ehemalige Nachbarn, Krankenhauspatienten mit Wunden an den Händen, aber sie finden keine Treffer.
Auch die DNA wird mit etwa 1,3 Millionen Einträgen landesweit abgeglichen, aber wieder keine Treffer.
Da auch die Nachbarsfamilie wahrscheinlich durch die Geräuschisolierung der Wände durch Vater Mikio nichts von den Morden mitbekommen hat, bleibt damit nur noch die Hoffnung, dass es Zeugen gibt, die irgendwas gesehen haben.
Und tatsächlich gibt es drei mögliche Sichtungen des Mörders.
Die erste Sichtung stammt von einer Frau, die mit dem Auto um etwa 23.30 Uhr in der Nähe unterwegs ist.
Sie sieht, wie ein Mann aus Richtung des Hauses der Miyazawas herausgerannt kommt und vor ihr Auto springt.
Er schafft es aber, dem Auto auszuweichen und wegzurennen.
Diese Sichtung lässt sich nur leider nicht bestätigen, da die Polizei an der entsprechenden Stelle kein Blut auf der Straße findet.
Außerdem wissen wir, dass der Mörder wegen der PC-Nutzung zumindest um 1.18 Uhr morgens noch im Haus gewesen sein muss.
Eine zweite Sichtung betrifft sogar gleich mehrere Menschen.
Ein Taxifahrer behauptet, dass zwei bis drei Personen in der Nacht der Morde in sein Auto einsteigen und in völliger Stille zu ihrem Ziel fahren.
Am Ende seiner Schicht findet er Blutspuren auf dem Rücksitz.
Die Polizei testet diese und es stellt sich heraus, es handelt sich dabei doch nur um Schokolade.
Die letzte und wohl interessanteste Sichtung findet einen Tag nach den Morden statt, am 31.12.2000.
Dort wird ein Mann in der Tobu-Niko-Station gesehen.
Die liegt nördlich von Setagaya und ist vom Haus der Miyazavas in zwei bis drei Stunden mit dem Auto zu erreichen.
Der Mann bekommt Hilfe eines Mitarbeiters der Bahnstation, da er eine Wunde am Arm hat, die so tief sein soll, dass sogar der Knochen zu sehen ist.
Aus irgendeinem Grund will er aber auf gar keinen Fall in ein Krankenhaus eingewiesen werden, Was der Bahnmitarbeiter verdächtig findet und daher die Polizei benachrichtigt.
Die schickt aber keinen Polizisten, um den Mann aufzuhalten.
Das generelle Erscheinungsbild des Verletzten soll wohl nicht in das Suchschema der Polizei gepasst haben.
Das Team unter dem leitenden Ermittler sieht die Möglichkeit gleich dreier Motive.
Geld, Hass oder eins, das den Behörden unbekannt ist.
Dröseln wir das jetzt mal ein bisschen auf.
Das Geldmotiv treibt ja viele Menschen auf die Barrikaden.
Denn aus dem Haus wurde Geld im heutigen Wert von knapp 2400 Euro gestohlen.
Viele zweifeln an, dass jemand für so wenig Geld das Leben einer ganzen Familie auslöschen würde.
Dazu kommt, dass der Täter ja gar keinen zeitlichen Druck hatte und trotzdem nur so wenig Geld mitnimmt.
Die Art, wie er die Familie umgebracht hat, besonders Mutter Jasko und Tochter Nina, sind dabei besonders auffällig.
Warum hätte er sie beide töten sollen, wenn sie auf dem Dachboden schlafen?
Und dann noch so äußerst brutal?
Dieser Erklärungsversuch führt die Polizei zum zweiten möglichen Motiv, nämlich Hass.
Hier kommt die Schwere der Angriffe ins Spiel.
Außer Sohn Ray, der erwürgt wurde, findet der Rest der Familie einen extrem blutigen Tod.
Nina und ihre Mutter Jasko weisen Stichverletzungen im Gesicht auf und die Polizei spricht ja von einer Übertötung.
Könnte es sich hierbei also um einen Hass gegenüber den beiden Frauen im Allgemeinen, also Femizid, handeln?
Aber auch diese Theorie hat ihre Kritiker.
Der Grad der Gewalt und der Zerstörung im Haus sowie das Zurücklassen der Kleidung könnten als Tarnung dienen.
Das alles könnte auch Teil eines ausgeklügelten Plans sein, um die Polizei von der Spur des wahren Täters abzubringen.
Ihr merkt schon, die Skurrilität des Falls lässt viel Raum für die verschiedensten Überlegungen.
Wir haben euch mal eine Auswahl der am meisten diskutiertesten Theorien mitgebracht.
Wir haben euch ja schon erzählt, dass Vater Mikio für eine Firma namens Interbrand gearbeitet hat.
Eine der Theorien besagt, dass die Projekte, an denen er dort mitgewirkt hat, zu seinem und dem Tod der Familie geführt haben könnten.
Dafür könnte sprechen, dass der Täter sich durch die vielen Dokumente der Familie gewühlt hat.
Arbeitskollegen weisen diese Theorie aber zurück.
Mikio sei nicht der Typ, der sich unbeliebt macht und erst recht nicht jemand, der an sensiblen Inhalten für das Unternehmen gearbeitet hat.
Einen Namen haben wir heute noch gar nicht genannt, nämlich Fumiya Ishihashi.
Dieser in Anführungszeichen Journalist hat ein Buch über den Fall geschrieben und behauptet nicht nur zu wissen, warum die Miyazawa-Familie sterben musste, sondern auch wer es getan hat.
Laut Ishihashi hat er sich sogar mit ihm in seinem Auto getroffen und seine Fingerabdrücke genommen.
Der Mann mit dem Decknamen R soll ein Teil der südkoreanischen Air Force gewesen sein und als Auftragsmörder angeheuert worden sein.
Die sensationsgetriebene Erklärung des Autors lautet ein Streit zwischen den Miyazawas und der koreanischen Vereinigungskirche.
Da sie ihr Land nicht an die Kirche verkaufen wollten, soll der Assassine auf sie angesetzt worden sein.
Und der Autor setzt mit seinen schweren Vorwürfen noch fort.
Laut seiner Analyse hätten die Ermittler bereits die ersten Untersuchungen vermasselt.
Als der Vorfall gemeldet wurde, sollen die Sonderermittler der Polizeibehörde Tokios laut seiner Aussage bereits mit anderen Fällen beschäftigt gewesen sein.
Deswegen hätte man das Reserveteam geschickt.
Zudem spielt der Fall um Silvester herum.
Viele Polizisten waren zu Hause und es brauchte viel Zeit, bis die vor Ort ankamen.
Großmutter Haruko, die Mutter von der ermordeten Yasko, die die Leichen ja am Tatort gefunden hat, soll der Polizei anfangs gesagt haben, dass sie die Eingangstür mit ihrem Ersatzschlüssel geöffnet hätte.
Jahre später ist sie sich darüber aber nicht mehr so ganz sicher.
Das erschwert auch natürlich die Frage, wie der Täter schlussendlich in das Haus eingedrungen ist.
Da die Polizei nicht in der Lage sei, auch nur grundlegende Details zu bestätigen, würden sie den Tätern niemals schnappen, solange er sich nicht selbst ausliefert, so sagt es der Autor.
Der ehemalige leitende Ermittler widerspricht den Aussagen des Autors.
Würde das Buch der Wahrheit entsprechen, hätte die Polizei ihm zufolge den Täter längst gefunden.
Und auch Nicolas Obregon, der Host des Faceless-Podcasts, äußert Unbehagen über diesen sogenannten Journalisten.
Denn der Name Ischihashi ist nur sein Pseudonym.
Niemand kennt seinen wahren Namen.
Er versichert zwar, dass er Journalist sei, verwehrt aber jegliche Anfrage nach einem Interview, wie der Podcast-Haus selbst feststellen musste.
Die international wohl bekannteste Theorie handelt davon, dass ein Skater die Morde ausgeführt haben soll.
Schließlich steht das Haus der Miyazawas direkt neben dem Park.
Die Lautstärke der Skater dort hätten zu Konflikten führen können.
Auch die Polizeibehörde Tokios nimmt diese Theorie sehr ernst.
Es ist eine der ersten Theorien, die die Polizei wirklich verfolgt.
Ob sie einfach aufgrund der Nähe vom Haus zum Skatepark oder den zurückgelassenen Klamotten auf die Möglichkeit eines Skaters als Mörder schließen, ist nicht ganz eindeutig belegt.
Fünf der zehn zurückgelassenen Kleidungsstücke hätten in Okikubo gekauft werden können.
Und Okikubo liegt nur knapp sechs Kilometer nördlich vom Haus der Familie Miyazawa.
Der Täter könnte also in der näheren Umgebung leben.
Aber auch hier sprechen wieder verschiedene Punkte gegen diese Theorie.
Erstens, die Schuhe der Marke Slausinger, die man mit dem Täter in Verbindung bringt, wären durch ihre Größe eine ziemlich ungewöhnliche Wahl für ein paar Skaterschuhe.
Zweitens, da die Skater das erste Ziel der Polizei waren, wurden ihre Fingerabdrücke sehr wahrscheinlich überprüft.
Aber wie wir ja vorhin schon meinten, über die Abdrücke gab es keine Treffer.
Als einzige Auseinandersetzung zwischen den Miyazawas und den Skatern soll Vater Mikios bitte an die Skater gewesen sein, etwas leiser zu sein, da sie einen Park, der eigentlich für Kinder gedacht ist, direkt hinter dem Haus als Rampe benutzten.
Aber deswegen gleich vier Menschenleben auslöschen?
Im Dezember 2025 wird der Mord an der Miyazawa-Familie ein Vierteljahrhundert her sein.
So viele Hinweise der Fall auch bietet, konnte der Fall bisher nicht gelöst werden.
Trotzdem gibt die Polizei nicht auf.
16.000 Hinweise wurden, Stand 2022, gesammelt mit über 280.000 Polizisten, die über die Jahre an dem Fall gearbeitet haben.
Selbst heute arbeitet immer noch eine kleine Taskforce an diesem Fall.
Dadurch kann die Polizeibehörde Tokios auch immer mal wieder neue Erkenntnisse teilen, in der Hoffnung, durch die Mithilfe der Bevölkerung den entscheidenden Hinweis zu gewinnen.
Forscher finden zum Beispiel 2005, also fünf Jahre nach dem Mord, heraus, dass auf Basis der DNA der Täter mütterlicherseits höchstwahrscheinlich südeuropäische Wurzeln hat.
Dabei kann es aber sein, dass es sich um die Mutter, Großeltern oder eine Person, die in der Linie mütterlicherseits noch weiter weg ist, handelt.
Der Vater des Täters soll Ostasiate gewesen sein.
Die Forscher schätzen, dass der Vater am wahrscheinlichsten aus Südkorea stammt.
Unwahrscheinlicher sind China oder Japan.
Wir haben hier also einen Hinweis, der erneut stark auf Südkorea deutet und eigentlich gar nicht hätte veröffentlicht werden sollen.
Diese Information wurde nämlich durch einen Leak auf die Wikipedia-Seite zum Fall gebracht.
Jeglicher Versuch der japanischen Polizisten, diese Informationen wieder von der Seite zu nehmen, scheitert daran, dass Wikipedia dafür einen Nachweis fordert.
Dass es sich um Falschinformation handelt.
Und diesen Nachweis kann die Polizei nicht leisten.
Mit dieser neuen Information verliert aber auch die Theorie des südkoreanischen Attentäters an Schlagkraft.
Denn aufgrund des Fingerzeigs der DNA nach Südkorea prüfen die Ermittler mit den koreanischen Behörden jegliche Fingerabdrücke.
In Südkorea müssen alle Einwohner im Alter von 17, egal ob mit krimineller Historie oder nicht, ihre Fingerabdrücke in die staatliche Datenbank eingeben.
Dieser Prozess ist auch schon lange vor dem Mord an der Miyazawa-Familie gängige Praxis in Südkorea.
Seit 1968, um genau zu sein.
Ab diesem Zeitpunkt waren es nur der linke und rechte Abdruck des Daums.
Seit 1975 werden aber alle 10 Fingerabdrücke genommen.
Da die Informationen zur DNA nur durch einen Leak an die Öffentlichkeit gekommen sind, was hält die Polizei noch hinter verschlossenen Türen?
2014, also 14 Jahre nach dem Mord, lässt sie dann die nächste Bombe platzen.
Denn bis zu diesem Moment, bis 2014, hatte die Öffentlichkeit geglaubt, dass es nach der Nutzung des Computers um 1.18 Uhr morgens, das haben wir euch ja schon erzählt, nochmal ein Lebenszeichen des Computers gab.
Nämlich kurz vor 10 Uhr morgens, weil sich der Computer dort erneut mit dem Internet verbunden hat.
Und das hätte ja bedeutet, dass der Täter erst kurz vor dem Eintreffen der Großmutter Haruko geflohen wäre.
Auf dem Bildschirm ist die Webseite des Unternehmens Interbrand zu sehen, für die Mikio ja gearbeitet hat und die er sich als Startwebseite gesetzt hat.
Hat der Täter kurz vor seiner Flucht Mikios Unternehmen angeschaut, dann aber gehört, dass Haruko kommt und die Flucht ergriffen?
Die japanischen Behörden haben jetzt in einem aufwändigen Experiment versucht nachzustellen, wie das passiert sein kann.
Also nutzen sie den exakt gleichen Computertypen, einen Macintosh, und kommen zu dem wahrscheinlichsten Ergebnis.
Großmutter Haruko muss die PC-Maus, die die Behörden auf dem Boden neben dem PC gefunden haben, aus Versehen heruntergestoßen haben, als sie die Leichen gefunden hat.
Dadurch verbindet sich der Macintosh mit der Startwebseite, also Mikios Unternehmen.
Es soll also nicht der Täter gewesen sein, wo man davor ja davon ausgegangen ist, dass er sich um 10 Uhr eingeloggt hat.
Das erschwert die Lösung des Falls ja nur noch weiter.
Bis zu diesem Experiment hat man ja gedacht, dass der Täter ungefähr gegen 10 Uhr morgens das Haus verlassen haben muss.
Kurze Zeit später ist ja die Großmutter schon dazugekommen, das heißt, sie wäre ja sonst auf den Täter gestoßen.
Weil man nun davon ausgeht, dass die Großmutter die Maus hat fallen lassen, ist jetzt gar nicht so klar, wann der Täter das Haus der Familie verlassen hat.
Damit erweitert sich jetzt das Zeitfenster der Flucht von 1.23 Uhr bis 10 Uhr morgens.
Das heißt, der Täter kann 2 Uhr morgens, 4 Uhr morgens, aber auch 8 Uhr morgens geflohen sein.
Man weiß es nicht.
Und die schlechten Nachrichten brechen nicht ab.
Japanische Ermittler stellen in Frage, wie der Mörder denn nun wirklich ins Haus gelangt ist.
Hat er dafür wirklich das Badezimmerfenster genutzt?
In einem Interview mit dem Magazin Excite verrät einer der Ermittler, dass er den tadellosen Zustand der Kleidung bizarr findet.
Das Badezimmerfenster ist recht klein und dennoch weisen die zurückgelassene Jacke und Gürteltasche des Täters keinerlei Abriebsspuren auf.
Und auch im Fensterrahmen des Badezimmers werden keine Fasern gefunden.
Die zweite Version, wie er ins Haus gelangt sein könnte, wäre durch die Eingangstür.
Aber dann hätte Vater Mikio den Mann absichtlich an sich vorbeigehen lassen müssen und seinen Sohn töten lassen?
Unterstützer dieser Version argumentieren, dass die blutigen Fußspuren nur nach oben führen.
Könnte es sein, dass der Täter also ein Bekannter der Familie ist, den sie freiwillig ins Haus gelassen haben?
Immerhin war die Eingangstür abgeschlossen.
Dann hätte der Mörder aber seine Schuhe ausziehen müssen, um in die Wohnung zu kommen, wie es ja Tradition in Japan ist.
Vielleicht musste er sie aber auch später wieder anziehen, da die Treppe durch das ganze Blut zu rutschig geworden ist.
Egal, ob er nun auch durch das kleine Badfenster eingestiegen oder nur dadurch geflohen ist, es steht fest, dass das Fliegengitter entfernt wurde und draußen gefunden wird.
Unter dem Fenster konnte man zudem einen Fußabdruck im Matsch finden, der dem des Einbrechers ähnelt.
Dazu kommen abgebrochene Äste am Zaun des Parks, die ebenfalls ihm zugeschrieben werden.
Zu irgendeinem Zeitpunkt muss er also hier gewesen sein.
2018 dann die nächste Änderung einer Annahme der Ermittler.
Dieses Mal betrifft es das Alter des Täters.
Während die ersten Schätzungen von 15 bis 35 Jahren ausgingen, sollen Spuren von Textmarkerfarbe, die in der Bauchtasche gefunden wurde, auf einen ja eher Jung-Lipestyle hindeuten, zum Beispiel eines Schülers oder eines Studenten.
Die Polizei senkt deswegen die Einschätzung auf 15 bis 20 Jahre.
Die Tasche, die er also vielleicht auch einfach nur gebraucht gekauft haben soll und gar nicht ihm von Anfang an gehört hat, soll jetzt ein Beweis dafür sein, dass er noch jünger ist?
Ihr merkt schon, über die Jahre wird ein ohnehin komplexer Fall nur noch abstruser.
Der ehemals leitende Chefermittler ist jetzt im Ruhestand und hat den Fall an die nächste Generation weitergegeben.
Aber ihm lässt der Fall bis heute keine Ruhe.
Ständig erkundigt er sich über den aktuellen Stand der Ermittlungen und steht im engen Austausch mit der Mutter von Mikio.
Die knapp 90-Jährige erinnert sich an ihre kleine Enkele Nina, die es geliebt hat, sich zu bewegen und sich für das Ballett begeistert hat.
Sie erinnert sich auch an deren Bruder Ray, der mit einer mentalen Entwicklungsstörung gelebt hat und von seinen Eltern mit Liebe und Unterstützung überhäuft wurde.
Sie hat Angst, dass ihr die Zeit davonläuft, bevor sie endlich Antworten findet.
Jedes Jahr besucht sie mit der Polizei das Haus und betet für die Familie.
Jedes Jahr hofft sie auf Aufklärung.
Patrick, du hast dich ja um die Recherche dieses Falls gekümmert und hast dich durch die ganzen, ja, teilweise japanischen Primärquellen durchwühlt.
Was sind denn so deine Gedanken zu der ganzen Geschichte?
Boah, also wie du schon gesagt hast, das ist wirklich, also die Quellen dazu explodieren förmlich.
Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich den Fall immer mehr kennengelernt habe, immer mehr wusste, was Sache ist und dann auf einmal, dass alles, was ich davor gelernt habe, falsch ist.
Dass nichts davon mehr stimmt.
Wir haben ja jetzt am Ende auch über wirklich viele Theorien so gesprochen.
Ist es wirklich das erste Mal gefühlt, dass ich denke...
Keine dieser Theorien stimmt.
Irgendetwas anderes wird es vielleicht sein.
Ich hoffe, dass wir es irgendwann mal rausfinden.
Aber also wir können gerne ein bisschen diskutieren.
Vielleicht kommen wir auf eine Theorie, die uns am ehesten zuspricht.
Ich weiß nicht, was für dich in dem Fall am meisten Sinn ergibt vielleicht.
Ja, also am meisten hängt mir jetzt gerade diese Geschichte mit den Textmarkerstiften noch im Gedächtnis.
Also, dass nur, weil in dieser Bauchtasche Textmarkerstifte gefunden wurden, man das Alter des Täters runtersetzt, das finde ich, das ist ja so ein Quatsch.
Ich bin 34 und habe auch Textmarker zu Hause.
Nicht in meiner Tasche, aber zu Hause.
Was ist denn das für eine Annahme?
Also wäre es jetzt irgendwie, ich weiß nicht, ein Füller oder so.
Damit schreiben ja schon eher Schüler, zumindest in Deutschland.
Oder vielleicht auch nicht mehr, I don't know.
Aber das finde ich, das ist ja so ein Quatsch.
Und auch so viele andere Details.
Da frage ich mich, wie kommt ihr denn jetzt von der einen Geschichte zum anderen?
Aber können wir mal bitte kurz darüber sprechen, wie fahrlässig der Täter ist?
Also über den Mord an sich und das Motiv, darüber sprechen wir auch gleich noch, aber wie kann man denn am Tatort ganz viele Klamotten hinterlassen, sein Geschäft, also das denn nicht mal gespült hat, da frage ich mich doch, warum?
Das ist doch das Einfachste der Welt, mit einem Handschuh zu spülen, um die eigene DNA da die Toilette runter zu spülen, also wie fahrlässig kann man sein und wie kann man den Täter trotzdem nicht überführt haben?
Das ist so die größte Frage, die in meinem Kopf zurückbleibt.
Auf jeden Fall.
Also, ich meine, da haben wir ja anfangs drüber gesprochen und das habe ich auch wirklich in ganz vielen Quellen gelesen, auch so Vorwürfe, die ich in Reddit gesehen habe zum Beispiel, dass Japan und Tokio halt super darin sind, Verbrechen präventiv zu behandeln, dass es erst gar nicht dazu kommt, aber wenn es dann dazu kommt, die Aufklärung dieser Verbrechen wirklich sehr, sehr schleppend irgendwie funktioniert.
Ich bin der Meinung, hätten wir jetzt hier amerikanische, deutsche Ermittler, die könnten da schon deutlich mehr machen.
Man muss auch dazu sagen, und das haben wir auch am Anfang gesprochen, es ist eine andere Kultur.
Und das ist auch eine andere Gesetzeslage.
Also es ist kein Zufall, dass sie das zurückgehalten haben, so gesehen, als sie die Ergebnisse von den Forschern über die DNA hatten.
Weil sie die privaten Gedanken, die Privatheit einfach genauso auch behandeln wollen mit dem größtenmöglichsten Respekt und so sehen sie auch das Thema der DNA an und deswegen dürfen sie zum Beispiel auch gar nicht so viel mit der DNA machen, wie man jetzt in Amerika zum Beispiel machen dürfte.
Ich hatte beispielsweise in diesem Faceless-Podcast gehört, der hatte da eine Forscherin in Amerika interviewt, die meinte, ey, gib uns die DNA.
Also wenn sie den Auftrag bekommen würde, wir könnten aus der DNA sogar ein phänotypisches Abbild der Person bauen.
Das dürfen die gar nicht in Japan.
Und das würde ja aber super helfen für die Fahndungen, für die Fahndungsbilder.
Also ich finde, man merkt so ein bisschen, dass die Polizisten, die geben ihr Bestes, absolut, das finde ich, merkt man wirklich in all den Theorien, die die da auch aufstellen, die zugegebenermaßen, aber auch, manchmal habe ich das Gefühl, die stellen Theorien auf, nur um zu zeigen, dass sie da jetzt gerade dran arbeiten, nur dass sie halt weitere Theorien spinnen, aber sie sind trotzdem auch so vom Gesetzlichen, von der Kultur.
Wenn man das zu uns vergleicht, halt ein bisschen eingeschränkter.
Ich finde es, wenn wir uns den Tatabend nochmal in Gedanken rufen, ich finde es so merkwürdig, dass einfach diese ganze Familie ermordet wird und dass der Sohn zum Beispiel erwürgt wird, aber alle anderen werden erstochen, weil das Messer hatte er ja von Anfang an dabei.
Also warum hat er das Kind erwürgt und nicht auch erstochen wie alle anderen.
Weil dass er zum Beispiel ein Kind nicht absticht, das passt ja nicht, weil die bisschen ältere Schwester hat er ja auch mit dem Messer tödlich verletzt.
Und warum hat er alle Dokumente rausgenommen?
Also hat er tatsächlich was gesucht?
Also irgendwas Brisantes in Dokumenten?
Oder hat er in den Schubladen eher nach, ich weiß nicht, Schmuck oder Geld gesucht?
Aber warum hat er sich am Kühlschrank bedient und hat dann noch nicht nur ein, sondern ja vier Eisbecher gegessen?
Warum bedient er sich, also warum trinkt er da noch diesen Gerstentee, war es glaube ich?
Genau, ja.
Warum geht er da noch auf die Toilette und spült nicht?
Warum zieht er sich um und hinterlässt seine Klamotten mit der DNA da?
Also ich meine, das, was du uns gerade erzählt hast, wie mit DNA umgegangen wird, das wird den Leuten ja auch bekannt sein.
Also vielleicht war der auch deswegen so fahrlässig, weil er wusste, ey, ich lasse hier ganz viel DNA am Tatort, aber ihr dürft damit eh nichts machen.
Keine Ahnung, kann ja auch sein, aber das ist alles so merkwürdig.
Was ist für dich die möglichste Theorie?
Gab es bei, ja, in irgendwelchen Foren, die du ja auch durchstöbert hast, gab es da irgendwie so eine kollektive Meinung?
Was glauben die Leute?
Also eine kollektive Meinung ist, finde ich, richtig schwer in dem Fall zu finden.
Übrigens, ich würde jetzt einfach mal vorschlagen, wenn ihr Bock habt da draußen, wenn ihr überhaupt jetzt gerade in diesem Moment noch zuhört, man kann da wirklich noch so viel drüber quatschen über den Fall.
Wir können da gerne im Stream auch nochmal drüber quatschen.
Da heißt du wie?
Da heiße ich The Patrick, da spielen wir auch nicht.
Das ist mir jetzt auch letztens aufgefallen.
Ich sage immer, dass ich nur Horrorspiele zocke, aber das stimmt gar nicht.
Wir quatschen ja auch über die schwarze Akte da generell und zocken da unterschiedlich.
Es ist ja auch egal, darum soll es jetzt gar nicht gehen.
Aber wir werden das auf jeden Fall da besprechen.
Ich finde, was mir noch am ehesten einleuchtet und was interessanterweise gar nicht so sehr verfolgt worden ist scheinbar von der japanischen Polizei, ist das mit dem Sand.
Ah, habe ich schon wieder vergessen.
Klar, was da in Kalifornien oder mit Kalifornien in Verbindung gebracht wurde.
Genau, genau.
Weil auch hier wieder, kann ich auch wirklich nur empfehlen, den Faceless-Podcast, falls euch dieser Fall interessiert.
Der ist wirklich sehr gut ausgearbeitet zu dem Thema.
Der ist dann nämlich dahin gereist und hat die Leute einfach mal gefragt, die Polizisten, so ey, habt ihr von dem Fall schon gehört?
Wurdet ihr angefragt von der japanischen Polizei?
Und die meinten so, nö, wir haben noch nie davon gehört.
Und das ist eben auch genau dieser Vorwurf, den ich ganz oft im Internet gelesen habe, dass besonders auch in der internationalen Kooperation die japanische Polizei leider wirklich nicht gut ist.
Und da diese Theorie aus meiner Sicht am wenigsten nachverfolgt wurde, je nachdem von allem, was wir wissen, wir haben ja mitbekommen, dass sie auch einiges zurückhalten, würde ich sagen, okay, vielleicht haben wir da einen US-amerikanischen Soldaten, der dann irgendwie über eine Basis, die es ja auch in Japan, in Tokio, da in der Nähe gibt, geflohen ist und das eben ohne, dass er sich dafür ausweisen muss, großartig.
Und dass das eben auch nicht nachverfolgt werden konnte, falls es überhaupt irgendwann nachverfolgt worden ist.
Und meinst du, das hat dann was mit dem Job von Mikio zu tun?
Und das ist jetzt die nächste Frage, das Motiv halt.
Ja, was ist das Motiv?
Das Ding ist, was halt auch vollauf vorgeworfen wird, dass amerikanische Soldaten in Japan wohl generell für viele Verbrechen, Kriminalität zuständig sind.
Habe ich so auch noch nicht tatsächlich gehört, werde ich jetzt auch nicht alle über einen Kamm scheren, aber das ist auf jeden Fall, was ich so in den Recherchen so am Rande mitbekommen habe und dass es da dann so gesehen halt einfach einen Psychopathen im Endeffekt vielleicht einfach gibt.
Ja, ich kann mir auch irgendwie nicht vorstellen, dass das eine bekannte Person ist, also das haben wir auch kurz besprochen, dass die Familie den Täter vielleicht kannte und die Tür freiwillig aufgemacht hat.
Dann muss der ja gewusst haben, dass nebenan noch die Oma wohnt oder die Familie von Jasko.
Und da die Häuser, also das war ja ein Haus, es waren ja nicht mal zwei Häuser, sondern ein Haus.
Das heißt, die andere Hälfte des Hauses hätte ja etwas gehört.
Und wenn du weißt, dass da noch Menschen wohnen nebenan, dann machst du das doch auch nicht.
Also ich glaube nicht, dass das eine bekannte Person war, sondern ja, vielleicht ist deine Theorie, die du uns gerade erklärt hast, eine mögliche.
Vielleicht habt ihr, die ihr uns jetzt schon lange zuhört in dieser Folge, aber eine ganz andere Idee, vielleicht ist euch ein anderes Detail, was wir besprochen haben, irgendwie aufgekommen und ihr habt da irgendwie einen eigenen Gedankengang entwickelt, dann schreibt uns doch sehr, sehr gerne davon.
Also es ist wirklich, das kann man jetzt zusammenfassend sagen, einfach so, so tragisch, dass eine ganze Familie hier so kaltblütig ermordet wurde in ihrem eigenen Zuhause.
Ja, da kann man, wie du vorhin schon gesagt hast, einfach nur hoffen, dass sich da noch irgendeine Aufklärung findet, dass sich da irgendwer so reinkniet wie der investigative Podcast, dass dieser Fall eben mit in anderen Ländern erlaubten Vorgehensweisen doch noch geklärt werden kann.
Da kann ich gar nicht mehr hinzufügen.
Wir haben ja jetzt auch wirklich schon sehr lang zu dem Fall gesprochen.
Deswegen würde ich vorschlagen, wir hören uns spätestens kommende Woche Dienstag wieder, überall wo es Podcasts gibt.
Wir sind eure Hosts Anne Lugmann und Patrick Strohbusch.
Redaktion Patrick Strohbusch Schnitt Anne Lugmann Intro und Renner gesprochen von Pia Rohnersachse.
Producer Falko Schulte.
Die schwarze Akte ist eine Produktion der Julep Studios.
Music.