Episode Transcript
Diese Episode enthält explizite Details über wahre Kriminalfälle.
Weitere Infos in der Folgenbeschreibung.
Es ist ein sonniger Tag im August 2003, aber ein ganz und gar nicht normaler Tag im Leben von Brian.
Oder anders gesagt, am Frühstückstisch an diesem Morgen hätte Brian nicht gedacht, dass er später am Tag noch eine Bank ausrauben würde.
Dabei wollte er doch einfach nur diese zwei verdammten Salami-Pizzen abliefern.
Und jetzt steht er hier, in einer Schlange vor dem Bankschalter, mit einer Bombe um den Hals.
Er wartet darauf, dass die freundliche Kundenbetreuerin endlich Zeit für ihn hat.
Seine Hand klammert sich um den Gehstock, den er eigentlich gar nicht braucht und der eigentlich ein umgebautes Gewehr ist.
Vielleicht hätte er sich einfach vordringeln sollen.
Brian weiß ganz genau, dass in der Bombe ein Timer abläuft und dass er dringend den Schlüssel finden muss, um das Ding von seinem Hals abzukriegen.
Jede Minute zählt und dennoch will er in der Bank keine Aufmerksamkeit erregen.
Es darf absolut nichts schiefgehen.
Keine Polizei.
Brian hat klare Anweisungen erhalten und er weiß, dass man jeden seiner Schritte beobachtet.
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Bombe hier vor dem Bankschalter hochgehen würde, mitten zwischen all den Menschen.
Brian hält den Zettel mit den Anweisungen für die Kundenbetreuerin fest in der Hand und zwingt sich, Ruhe zu bewahren.
Es wird alles gut gehen.
Er wird das Geld eintreiben und danach abliefern und dann wird er sich auf die Suche nach diesem Schlüssel machen.
Er wird sich einfach an die Regeln halten, auch wenn er keine Ahnung hat, in was für ein krankes Spiel er hier eigentlich geraten ist.
Music.
Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Schwarzen Akte, mir dieses Mal digital gegenüber, Anne Luckmann.
Und Patrick Strohwusch, hallo, schön, dass ihr wieder zuhört.
Die Geschichte unseres heutigen Fights führt uns in die USA, und zwar nach Pennsylvania.
Im Nordwesten des Bundesstaats, direkt an einem großen See, liegt eine Stadt namens Aerie.
Werbung.
Werbung Ende.
Knapp 100.000 Menschen leben hier in Aerie.
Das Grundeinkommen in der Gegend liegt weit unter dem US-amerikanischen Durchschnitt.
Viele Menschen haben mit Armut zu kämpfen.
Früher gab es hier große Stahl-, Papier- und Möbelbetriebe.
Doch mit der Stilllegung dieser Unternehmen sind viele Arbeitsplätze verloren gegangen.
Doch die Stadt steht nicht nur wirtschaftlich vor vielen Herausforderungen.
Die Bevölkerung wird immer älter und zunehmend mehr junge Menschen ziehen weg.
Die finanzielle Unsicherheit führt dazu, dass einige Betroffene sich in ihrer Verzweiflung nach anderen Wegen umschauen, um an Geld zu kommen.
Auch wenn diese Wege nicht immer in Einklang mit Recht und Gesetz stehen.
Steigende Kriminalitätsraten sprechen eine deutliche Sprache.
Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer.
2007, also vier Jahre nach Beginn unserer heutigen Erzählung, da hat eine anonyme Person der Stadt 100 Millionen Dollar gespendet, die auch sofort an alle Hilfsorganisationen vor Ort verteilt wurden.
Wir haben es in der Einleitung ja schon angesprochen.
Der Fall, über den wir heute sprechen wollen, hat sich im Jahr 2003 zugetragen.
An dieses Jahr können sich sicher viele von euch noch erinnern.
In den USA war zu der Zeit eine Menge los, sowohl gesellschaftlich als auch politisch.
Nur ein paar Monate, bevor Brian mit der Bombe zum Bankraub gezwungen wird, sind die Vereinigten Staaten in den Irak einmarschiert.
Ein Thema, das die Menschen im Land zu der Zeit natürlich stark beschäftigt.
Der große Social-Media-Boom steht noch bevor, doch Handys sind schon weit verbreitet.
Zwar noch keine Smartphones, dafür ist es noch zu früh, sondern die berühmten Nokia-Knochen, mit denen man telefonieren, SMS schreiben und Snakes spielen kann.
2003 ist auch das Jahr, in dem MySpace startet.
Facebook wird ein Jahr später folgen.
Wer keine Lust hat zu telefonieren und lieber chatten will, der nutzt ICQ oder andere Messenger.
Wer Musik hören will, der macht das Radio an oder nutzt CDs.
Streaming ist zu der Zeit noch lange nicht so ein großes Thema wie heute, wobei der iPod und andere MP3-Player in den frühen 2000ern zunehmend an Beliebtheit gewinnen.
Laptops sind für viele noch ein Luxusgut.
Die meisten Menschen nutzen PCs mit dicken Röhrenmonitoren.
Ihr erinnert euch vielleicht.
So einige Hits aus dem Jahr 2003 findet man auch heute noch in vielen Playlisten und auf Partys.
In the Club von 50 Cent, Crazy in Love von Beyoncé und Jay-Z oder Where's the Love von den Black Eyed Peas.
Aber auch Linkin Park, Evanescence und Coldplay sind zu der Zeit in den Charts vertreten.
Im Kino laufen Fluch der Karibik, findet Nemo und Matrix Reloaded.
Und wer gerne Serien schaut, der fiebert vielleicht dem Ende von Friends entgegen oder schaut American Idol.
Ja, und ab dem 28.
August 2003 haben die Menschen in den USA sowieso was ganz anderes zu bereden.
Nämlich den wohl skurrilsten Bankraub aller Zeiten, der sich schnell als einer der wohl unglaublichsten und auch verwirrendsten Kriminalfälle aller Zeiten entpuppen wird.
Im Mittelpunkt dieses Kriminalfalls steht ein Mann, den ihr schon vom Anfang der Folge kennt, nämlich Brian.
Brian ist 46 Jahre alt und ein bescheidener, friedfertiger und eher unauffälliger Zeitgenosse, der viel allein ist und nur wenig soziale Kontakte hat.
Schon von klein auf geht er als ziemlich schüchtern, was es ihm erschwert, Freundschaften zu knüpfen.
Aufgewachsen ist Brian mit drei Schwestern und zwei Brüdern.
Mit seiner Mutter fühlt sich Brian bis ins Erwachsenenalter hinein sehr eng verbunden.
Sie ist so etwas wie eine gute Freundin für ihn.
Die beiden gehen gerne zusammen ins Kino oder auf Konzerte.
Ansonsten verbringt er seine Freizeit gern damit, Rätsel zu lösen oder an seinem Auto herumzuschrauben.
Alles Dinge, die man gut auch allein tun kann.
Er hat zwar einige Freunde und Bekannte, aber keine feste Beziehung.
Seine kindliche Naivität hat sich Brian bis ins Erwachsenenalter hinein bewahrt.
Er gilt als sehr gutgläubig und vertraut eher, als dass er hinterfragt.
Brian legt außerdem großen Wert auf Routinen, was ein Grund dafür sein könnte, dass er 2003 schon seit über zehn Jahren für denselben Arbeitgeber tätig ist.
Er liefert Pizzen aus für Mama Mias Pizzeria, ein familiengeführter Imbiss mitten in Erie.
In all den Jahren hat er nur einmal bei der Arbeit gefehlt, und zwar an dem Tag, an dem seine Katze gestorben ist.
Eigentlich ist Brian gelernter Mechaniker.
Vielleicht liegt es an der prekären wirtschaftlichen Lage in Aerie, dass er keine Anstellung in dem Bereich gefunden hat.
Vielleicht hatte Brian aber auch einfach Lust auf was ganz anderes.
Nach seiner Ausbildung hat er sich auf jeden Fall in verschiedenen Jobs ausprobiert und dann schließlich eine Anstellung bei der Pizzeria gefunden.
Und genau dort arbeitet er, als am Donnerstag, dem 28.
August 2003, um 13.30 Uhr eine seltsame Bestellung für zwei Salami-Pizzen eingeht.
Seltsam deshalb, weil der Anrufer kaum zu verstehen ist.
In der Leitung rauscht es ganz merkwürdig und Brian kann nur mit Mühe die Adresse verstehen, zu der er liefern soll.
Es ist eine Adresse am Stadtrand, etwas abgelegen.
Brian wundert sich zwar, denkt sich aber nicht viel dabei.
Es ist in seinen zehn Jahren bei der Pizzeria nicht die erste seltsame Bestellung, die er entgegengenommen hat.
Doch als er bei der Adresse ankommt, da muss er feststellen, dass dort gar kein Haus steht, sondern nur ein Funkmast.
Brian schaut sich um.
Dann geht alles ganz schnell.
Er wird von einer Gruppe Personen überwältigt, die einen Metallring um seinen Hals befestigen.
Ihr könnt euch das vorstellen wie eine Handschelle, nur in größer, damit sie um einen menschlichen Hals passt.
An diesem Ring ist eine Metallbox befestigt, etwa so groß wie ein Schuhkarton, mit einer Menge Kabel und einem Zündschalter.
Brian weiß sofort, was das Ding um seinen Hals ist, nämlich eine Bombe.
Er hat keine Möglichkeit, sich von dem Gerät zu befreien.
Handschellen kann man ja auch nicht mit Gewalt öffnen, sondern nur mit einem Schlüssel.
Und genau das gleiche Prinzip gilt auch für diese selbstgebaute Bombe.
Natürlich lässt sich Brian den Ring nicht wehrlos um den Hals schnallen, aber einer der Angreifer hat eine Pistole dabei.
Brian hat also keine Chance.
Brian bekommt außerdem ein paar Zettel in die Hand gedrückt, auf denen jemand in Druckbuchstaben klare Anweisungen geschrieben hat.
Er soll eine Bank in Aerie ausrauben und sich dann mit der Beute auf eine Art Schatzsuche machen.
Das klingt genauso makaber, wie es ist.
Während die Bombe um seinen Hals tickt, muss Brian wie bei einer Schnitzerjagd Hinweise suchen, die ihn am Ende zu den Schlüsseln für die Bombe führen soll.
Die Zeit ist dabei ganz wesentlich.
Brian hat nicht mal eine Stunde Zeit, bis die Bombe explodiert.
Jeder Hinweis, den er findet, zögert die Explosion allerdings weiter hinaus.
Er muss diese Anweisung also zügig abarbeiten.
Bei einem Blick auf die Zettel stellt er schnell fest, dass die Tat akribisch durchgeplant wurde.
Dort steht zum Beispiel, ich zitiere mal, Bring die folgenden Forderungen zur PNC-Bank und überreiche unauffällig die beiliegenden Zettel.
Vermeide jeden Alarm.
Mit der Waffe ist das Gewehr gemeint, das jemand zu einem Gehstock umgebaut und Brian zusammen mit den Zetteln in die Hand gedrückt hat.
Brian kann sich darauf beim Laufen stützen und er kann direkt vom Handgriff aus losfeuern.
Aber nur im Notfall, denn er hat ein großes Interesse daran, die Bank zügig und unbeschadet zu verlassen.
In den Anweisungen heißt es nämlich weiter.
Lege die 250.000 Dollar in einen schwarzen Müllsack.
Verlasse die Bank nicht ohne Geld, sonst wirst du sterben.
Fahre zum McDonalds-Restaurant, steige aus dem Auto und gehe zu dem kleinen Schild mit der Aufschrift Drive-Thru.
Im Blumenbild neben dem Schild liegt ein Stein, unter dem eine Notiz befestigt ist.
Darin findest du deine nächsten Anweisung.
Warnung.
Wir folgen dir und beobachten dich zu jeder Zeit.
Wenn du nicht kooperierst, werden wir die Bombe zünden.
Kein Funk, kein Telefon, kein Kontakt zu irgendjemandem.
Sobald Behörden, dein Arbeitgeber oder andere eingeschaltet werden, bedeutet das deinen Tod.
Wenn wir Polizeifahrzeuge oder Polizeihubschrauber bemerken, wirst du sofort getötet.
Handle jetzt, denke später, sonst wirst du sterben.
Die Anweisungen wurden natürlich auf Englisch verfasst, weil sich der Fall ja in den USA zugetragen hat.
Wir haben den Text übersetzt und auch etwas gekürzt.
Falls ihr noch mehr davon hören bzw.
Darüber lesen wollt, dann findet ihr in den Shownotes auch Fotos von den Originalschriften.
Für den Banküberfall muss Brian sein eigenes Auto nutzen, also das, mit dem er auch die Pizzen ausliefert.
Die PNC-Bank liegt in einem Einkaufszentrum südlich von Aerie und Brian muss darin auch erst einmal an einigen Menschen vorbei.
Die Bombe um seinen Hals ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen.
Jemand hat ihm ein großes weißes T-Shirt drübergezogen, auf dem in großen Buchstaben das Wort Guess zu lesen ist, also Rate auf Englisch.
Ein geschickter Kniff von der Person, die sich das alles ausgedacht hat.
Gut möglich, dass der Schriftzug eine Botschaft an die Polizei sein soll, im Sinne von rate doch, was das hier alles soll.
Da erlaubt sich also wohl jemand ein ziemlich krankes Spiel.
Apropos Spiel, ihr werdet im Laufe der Folge vielleicht bemerken, dass der Fall immer wieder einige gruselige Parallelen zu der Horrorfilmreihe Saw aufweist.
Bestimmt kennen viele von euch die Filme.
Darin geht es ja um einen sadistischen Serienmörder, der seine Opfer nicht direkt tötet, sondern ausgeklügelte Fallen entwirft, in denen die Betroffenen sich selbst verstümmeln oder andere quälen müssen, um zu überleben.
Sowohl in den Filmen als auch im Fall des sogenannten Pizzabombas müssen die Opfer Anweisungen befolgen, um aus einer lebensbedrohlichen Situation zu entkommen.
In den Filmen und auch im realen Fall werden die Taten als Spiele inszeniert, bei denen bewusst und willentlich Menschenleben riskiert werden.
Die Opfer befinden sich in der Illusion, sie hätten irgendeine Art von Kontrolle, wobei sie die ganze Zeit überwacht und manipuliert werden.
Sie glauben, durch bestimmte Handlungen ihr Leben retten oder irgendetwas verändern zu können.
Und haben vermutlich keine Ahnung, warum ausgerechnet sie in diese Situation geraten sind.
Zeitdruck spielt sowohl im Fall des Pizzabombers als auch in den Saw-Filmen eine große Rolle.
Denn fast alle Fallen in den Horrorfilmen arbeiten mit Countdown-Timern.
Genauso wie es bei Brines Bombe der Fall ist.
Ein böses Genie hat in der fiktiven Geschichte von Saw die Fallen sorgfältig und minutiös geplant.
Genauso wie sich jemand vorab über Brians Schnitzeljagd viele Gedanken gemacht hat.
Man könnte also sagen, der Fall des Pizzabombas ist ein ganz bisschen so wie Saw in der Realität, nur ohne krasse Verstümmelung, aber eben mit einer realen Bombe.
Brian betritt also relativ normal die Bank und stellt sich in der Schlange an.
Von außen wirkt er total entspannt.
Bis auf diesen Kasten auf seiner Brust, der sich unter dem T-Shirt natürlich ausbeult, sieht an ihm nichts verdächtig aus.
Er wartet scheinbar ganz geduldig, bis er an der Reihe ist.
Schiebt der Kundenbetreuerin dann fast beiläufig den Zettel zu und zeigt ihr die Bombe.
Dann nimmt Brian sich in aller Seelenruhe einen Lolli vom Schalter, packt ihn aus und steckt ihn sich in den Mund.
Die Frau ruft die Managerin zu Hilfe und sie erklären Brian, dass sie nicht einfach so auf den Tresor zugreifen können.
Stattdessen packen sie alles Bargeld ein, das sie oben am Schalter liegen haben und geben es Brian.
Es sind genau 8702 Dollar, also deutlich weniger als die geforderten 250.000 Dollar.
Brian gibt sich damit aber zufrieden und verlässt gemächlich die Bank.
Von außen sieht er ganz ruhig aus.
Aber in ihm muss in diesem Moment ein Tornado aus Angst und Adrenalin toben.
Natürlich gibt es einige Zeugen, denen aufgefallen ist, was da gerade am Schalter passiert ist.
Einer von ihnen alarmiert bereits die Polizei, kaum dass Brian das Gebäude verlassen hat.
Der Notruf geht um 14.38 Uhr bei der Polizei ein.
Also nur eine gute Stunde, nachdem bei Mama Mias Pizzeria die Bestellung für die zwei Pizzen eingegangen ist, die Brian ausliefern sollte.
Das muss man sich mal vorstellen.
Innerhalb einer Stunde wurden die Pizzen gebacken, geliefert, Brian wurde die Bombe aufgezwungen, er hat die Anweisungen erhalten, ist zur Bank gefahren und hat sie ausgeraubt.
Heißt also, der metaphorische Tornado in Brians Inneren besteht nicht nur aus Angst und Adrenalin, sondern zu einem großen Teil wohl auch aus Schock.
Als die Polizei vom Bankraub erfährt, da geht sie davon aus, dass der Täter schon längst mit der Beute über die naheliegende Schnellstraße in den nächsten Bundesstaat gefahren ist.
Umso überraschter sind sie, als sie Brian nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt entdecken, in der Nähe des McDonalds.
Mit gezückten Waffen zwingt die Polizei Brian dazu, aus dem Wagen auszusteigen und sich auf den Boden zu knien.
Da die Beamten davon ausgehen müssen, dass er bewaffnet ist, sichern sie seine Hände hinter seinem Rücken mit Handschellen.
Nur weiß bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand, dass auch eine Bombe im Spiel ist.
Brian fleht die Polizei an, das Ding um seinen Hals zu entfernen.
Die 15 Minuten müssen jeden Moment abgelaufen sein und er fürchtet um sein Leben.
Ein Polizist nimmt kurzerhand eine Schere, schneidet das große T-Shirt auf und weicht erschrocken zurück, als er erkennt, dass sie es hier nicht mit einer Attrappe zu tun haben.
Die Beamten suchen sofort Deckung hinter den umstehenden Polizeiwagen.
Niemand will bei dieser Sache sein eigenes Leben riskieren.
Ein schneller Anruf genügt und das Bombenentschärfungskommando ist schon auf dem Weg.
Allerdings kommt das Team wegen des vielen Verkehrs nur schleppend voran.
Es ist einfach eine echt unglückliche Fügung der Umstände.
Da niemand weiß, was für eine Explosionskraft die Bombe hat, hat die Polizei die umliegenden Straßen gesperrt, um die Passanten zu schützen.
Dadurch staut sich der Verkehr natürlich an anderer Stelle und verhindert, dass das Kommando schnell zu Brian gelangen kann.
Mittlerweile ist auch das FBI vor Ort.
Doch auch sie können nichts anderes machen, als abzuwarten.
Niemand von ihnen ist für Bombenentschärfungen ausgebildet oder hat entsprechende Schutzkleidung dabei.
Und dann wäre da ja noch die Sache mit den Schlüsseln.
Sie sind versteckt und Brian kann die Beamten nicht davon überzeugen, sich an seiner Stelle auf die Schnitzejagd zu begeben.
Natürlich ist auch längst das Lokalfernsehen vor Ort.
Ein Journalist hält seine Kamera voll drauf, während Brian auf dem Parkplatz kniet und um sein Leben fleht.
und überträgt die komplette Szene live im Fernsehen.
Doch plötzlich ist ein seltsames Ticken der Bombe zu hören.
Ein hoher Ton, der immer schneller wird.
Brian gerät nun vollends in Panik.
Er windet sich, kann mit seinen gefesselten Händen aber nicht aufstehen.
Das Entschärfungskommando befindet sich nur noch wenige Minuten entfernt.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
Um 15.04 Uhr wurde das Bombenentschärfungskommando gerufen, also etwa 30 Minuten nach dem Notruf aus der Bank.
und etwa 10 Minuten nach Brians Festnahme.
15.18 Uhr, 3 Minuten bevor das Kommando eintrifft, explodiert die Bombe.
Es gibt keinen großen Feuerball, wie man ihn aus Actionfilmen kennt.
Die Bombe explodiert eher nach innen als nach außen und reißt ein faustgroßes Loch in Brians Brust.
Er ist sofort tot.
Auch der Moment der Explosion wird vom Lokalfernsehen gefilmt, doch die Aufnahmen werden aus Pietätsgründen nicht ausgestrahlt.
Doch wie das leider so ist, landet das Video über einen Mitarbeiter doch heimlich im Internet und wird innerhalb weniger Minuten mehrfach geteilt und heruntergeladen, bevor es jemand löschen kann.
Da Brian mit seinem Privatauto unterwegs war, kann die Polizei über das Kennzeichen schnell seine Identität klären.
In dem Auto finden sie auch das umgebaute Gewehr und die handgeschriebenen Zettel mit den Anweisungen für die Schnitzeljagd.
Und die Polizei steht jetzt vor der großen Aufgabe, irgendwie einen Sinn hinter all dem zu finden.
Der Bankraub, die Hinweise, die Bombe.
Eigentlich gibt es zwei mögliche Szenarien, wie sich die Taten erklären lassen.
Das erste Szenario, über das die Beamten nachdenken, könnte sein, dass Brian den Bankraub aus Eigeninitiative durchgeführt haben könnte.
Die große Frage ist hierbei allerdings, warum hat er dann eine echte und auch noch scharfe Bombe benutzt?
War er darauf aus, Suizid zu begehen?
Und wie passen die Zettel mit den Anweisungen damit rein?
Brian würde sich ja nicht für sich selbst noch eine Schnitzerjagd ausdenken, bei der er auch noch immer um den Tatort herumfahren muss, statt mit der Beute über die nächste Interstate zu fliehen.
Das zweite Szenario könnte also sein, dass Brian entführt und gezwungen wurde, den Bankraub zu begehen.
Wer auch immer hinter der Tat steckt, war bereit, Bryants Leben für seine eigenen Ziele zu opfern.
Dient die Schnitzeljagd vielleicht einfach als Ablenkungsmanöver für die Polizei, um die wahre Motivation hinter der Tat zu vertuschen?
So viele Fragen, so viele mögliche Antworten.
Nach vielen Diskussionen, wer denn nun für diesen Fall zuständig ist, übernimmt das FBI die Ermittlungen federführend, während die anderen Ermittlungsbehörden wie die State Police oder auch die lokale Polizei von Aerie ihnen zuarbeiten.
Als allererstes gilt es nun herauszufinden, wer Brian eigentlich ist und warum er in die ganze Sache hineingezogen wurde.
Das FBI macht sich also daran, ein Profil zu erstellen.
Sie sprechen mit seinem Arbeitgeber, seiner Familie und Bekannten und sie durchsuchen seine Wohnung, allerdings ohne dabei einen interessanten Fund zu machen.
Es gibt keine Hinweise, die auf eine Verbindung zum Bankraub oder der Bombe hindeuten, Nur ein Adressbuch mit Telefonnummern einiger örtlicher Prostituierter.
Die wohl direkteste Spur zum Täter führt über die Zettel mit den Anweisungen.
Jemand hat sich diese Route für Brian ausgedacht und sich vermutlich einen Spaß daraus gemacht, ihn bei dieser Schnitzeljagd in den Tod zu beobachten.
Das FBI fährt jedenfalls die ganze Strecke ab, von Hinweis zu Hinweis, und macht dabei ein paar interessante Entdeckungen.
Die Schlüssel, die Brian am Ende hätte finden sollen, befinden sich zum Beispiel nicht an dem Ort, an dem sie laut den Hinweisen hätten sein sollen.
Die Schlüssel werden daher nie gefunden.
Zudem fällt beim Abfahren der Route auf, dass Brian die Tour niemals in der vorgegebenen Zeit hätte schaffen können.
Alles sieht danach aus, als wäre er von Anfang an zum Tode verurteilt gewesen.
Man untersucht auch die Handschrift auf den Zetteln.
Doch erkennt schnell, dass die Anweisungen zuvor auf einem Computer geschrieben wurden, dann ausgedruckt und abgepaust.
Jemand hat sich ziemlich viel Arbeit gemacht.
Doch die Handschrift an sich verrät leider nichts über die Person, die die Anweisungen geschrieben hat.
Der Anruf für die Pizzabestellung kam, das kann man tracken, aus einer örtlichen Telefonzelle.
Also nicht von einem privaten Telefon.
Natürlich schaut sich das FBI auch die Bombe näher an.
Doch das geht nicht mal eben so.
Denn der Metallring, an dem die Bombe befestigt war, befindet sich ja immer noch um Bryans Hals.
Auf den Anweisungszetteln steht, dass dieser Metallring eine Sprengstofffalle enthält.
Man will daher nicht riskieren, die Vorrichtung mit Gewalt aufzubrechen.
Also bleibt nur ein Weg.
Bryans Kopf muss abgetrennt werden.
Diese Entscheidung stößt auf ziemliche Kritik.
Gerade bei Bryans Familie.
Denn, wie sich später herausstellen wird, kann der Kopf auch nicht so einfach wieder angenäht werden, weil er immer wieder in eine sehr unnatürliche Position zurückkippt.
Das bedeutet, dass der Sarg bei Brians Beerdigung die ganze Zeit geschlossen ist und seine Angehörigen nicht noch einen letzten Blick auf ihn werfen dürfen, um sich von ihm zu verabschieden.
Das macht es für sie natürlich noch schwieriger, mit seinem Tod abzuschließen.
Die Bombe selbst besteht aus einem rechteckigen Gehäuse, in dem zwei Rohrbomben, zwei Küchentimer und noch weitere Attrappen befestigt worden sind.
Dazu jede Menge Kabel, die teilweise aber ins Leere verlaufen.
Diese Bauweise erfüllt zwei Zwecke.
Erstens, sie schreckt ab, weil die Bombe dadurch mega gefährlich und kompliziert wirkt.
Und zweitens macht sie es extrem schwierig, den Mechanismus zu entschärfen.
Es gibt allein vier Schlüssellöcher, in die der Schlüssel hätte passen können und auch jede Menge andere falsche Spuren, wie zum Beispiel ein Handy, das aber gar keine Funktion hat.
Schätzungsweise muss es etwa einen Monat gedauert haben, um so eine Bombe zu bauen, wenn die Person nur in ihrer Freizeit daran gewerkelt hat.
Wer auch immer die Bombe gebaut hat, wollte verhindern, dass selbst ein Profi sie auf die Schnelle entschärfen kann.
Brian sollte sterben.
Leider finden sich weder auf der Bombe noch auf dem G-Stock-Gewehr verwertbare Fingerabdrücke.
Generell wirkt dies nicht wie ein Fall, der dank forensischer Beweise wie Abdrücke oder DNA gelöst werden kann.
Man wird sich auf andere Weise dem Täter nähern müssen.
Vielleicht mit der Hilfe von Zeugen oder Geständnissen.
Die akribische Art und Weise, auf die der Bankraub geplant wurde, deutet darauf hin, dass die verantwortliche Person vielleicht nicht zum ersten Mal eine Straftat verübt hat und weiß, wie kriminelles Denken funktioniert.
Die minutiösen Anweisungen lassen vermuten, dass es sehr wichtig für den Täter ist, jederzeit die Kontrolle zu haben.
Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die eine Bombe bauen, selten die Materialien dafür einfach im Baumarkt einkaufen, weil man das zu leicht zurückverfolgen könnte.
Viele Bomben werden also aus Schrott gebaut, die die Person vielleicht über Jahre angesammelt hat, und die verwendeten Werkzeuge werden danach häufig entsorgt.
Soviel also zum möglichen Profil des Täters.
Bei den Befragungen von Brians Umfeld ist dem FBI ein Mann besonders aufgefallen, weil der beim Gespräch irgendwie auffällig nervös war.
Dieser Mann heißt Bob.
Bob ist Brians Arbeitskollege in der Pizzeria.
Die beiden sind immer gern zusammen zum Glücksspiel gegangen.
Bob bittet darum, seine Vernehmung um ein paar Tage zu verschieben, was für das FBI völlig okay ist.
Doch zu der Vernehmung wird es nicht mehr kommen, denn Bob wird drei Tage nach dem Bankraub tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Die große Frage ist natürlich jetzt, ob die beiden Todesfälle zusammenhängen.
Wurde Bob vielleicht von der gleichen Person ermordet wie Brian?
Oder hat er Suizid begangen, weil er vielleicht wirklich irgendwas mit dem Pizzabomberfall zu tun hat und sich der Strafverfolgung entziehen will?
Man weiß, dass Bob eine lange Vorgeschichte mit Drogen hat und bei der Autopsie stellt man fest, dass er an einer Überdosis gestorben ist.
Die Polizei schließt Mord also aus und stuft Bobs Tod letztendlich als Unfall ein.
als versehentliche Überdosis.
Heißt also, die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun, obwohl beide Männer so kurz nacheinander gestorben sind.
Der Fall wird jetzt noch einmal ziemlich an Fahrt aufnehmen.
Und es werden noch ein paar mehr Namen vorkommen.
Also vollste Konzentration.
Wir werden das alles natürlich so leicht verständlich wie möglich für euch aufdröseln.
Aber dieser Fall wird von der Presse nicht umsonst als kompliziert und auch etwas verwirrend beschrieben.
Also, drei Wochen nach dem Banküberfall bekommt die Polizei einen ziemlich außergewöhnlichen Anruf.
Ein Mann namens Bill meldet sich und erzählt, dass in seiner Kühltruhe eine Leiche liegt.
Das allein ist ja schon eine bizarre Situation.
Das Haus von diesem Bill befindet sich ganz in der Nähe von dem Sendemast, zu dem Brian geschickt wurde, um die Pizza auszuliefern.
Niemand glaubt wirklich, dass das ein Zufall ist.
Das FBI macht sich also auf den Weg zu diesem Bill und stellt fest, dass er tatsächlich die Wahrheit gesagt hat.
Die Kühltruhe befindet sich in seiner Garage, die übrigens komplett zugestellt ist mit Schrott und anderen Gegenständen.
Und in dieser Truhe liegt die Leiche eines jungen Mannes, eingeklappt in Embryonalstellung und an den Rändern schon festgefroren.
Es dauert vier Tage, bis die Leiche genug aufgetaut ist, sodass sie geröntgt werden kann.
Dabei stellt sich heraus, dass der Mann mit einer Schrotflinte erschossen wurde.
Und zwar drei Wochen vor dem Bankraub.
Bill, in dessen Garage ja die Truhe steht, hat also nun einige Fragen zu beantworten.
Und Bill zeigt sich auch bereit zu reden.
Er erzählt, dass der Name des toten Mannes in der Kühltruhe James ist und dass James der Freund von seiner Ex-Freundin Marjorie ist.
Also, Bill, dem die Kühltruhr gehört, und Marjorie, die waren in den 60er und Anfang der 70er Jahre mal ein Paar, haben sich dann aber getrennt, sind aber in Kontakt geblieben.
Danach ist Marjorie mit James zusammengekommen, der jetzt tot in Bills Kühltruhr liegt.
Bill erzählt dem FBI, dass seine Ex-Freundin Marjorie ihren derzeitigen Freund James wegen eines Geldstreits erschossen habe und dann Bill gebeten habe, ihr bei der Beseitigung der Leiche zu helfen.
Das hat Bill dann auch getan.
Der Plan war, dass James' Leiche erst einmal in der Kühltruhe gelagert wird und dass Bill sich dann einen Fleischwolf kauft, um die Leiche zu zerkleinern und zu entsorgen.
Marjorie hat die Drecksarbeit also schön an ihren Ex-Freund ausgelagert, ihm dafür aber auch einige tausend Dollar gezahlt.
Bill hat die Fleischwolf-Aktion aber immer weiter hinausgezögert, weil er gemerkt hat, dass er das einfach nicht packt.
Und so sind erst Tage und dann Wochen vergangen, in denen die ganze Zeit James' Leiche in Bills Kühltruhe lag und ihn, verständlicherweise, ziemlich gestresst hat.
Er erzählt dem FBI, dass er sogar versucht habe, sich deswegen das Leben zu nehmen.
Letztendlich hatte Bill nur zwei Möglichkeiten.
Entweder er zieht den Plan durch oder er wendet sich an die Polizei.
Fest steht, dass die Leiche nicht für immer in seiner Garage liegen bleiben kann.
Entschieden hat Bill sich dann ja für den ehrlichen Weg.
Und er hat mit dem Anruf für einen Moment gewartet, in dem Marjorie gerade bei ihm zu Hause ist.
Er will seine Ex-Freundin nämlich den Behörden ausliefern.
Und hat damit auch Erfolg.
Marjorie wird festgenommen und wegen des Mordes an James angeklagt.
Da Bill mit dem FBI kooperiert, darf er gegen Vorlage einer Kaution auf freiem Fuß bleiben.
Er ist ja aber nicht ganz unschuldig bei der ganzen Sache.
Immerhin hat er seiner Ex-Freundin geholfen, den Mord zu vertuschen.
Bill sagt während seiner Vernehmung aber noch etwas anderes Interessantes.
Er sagt, ohne danach gefragt zu werden, der Vorfall mit der Leiche in seiner Kühltruhe habe nichts mit dem Fall des Pizzabombas zu tun, also mit Brians Bankraub.
Also wenn das nicht verdächtig ist.
Besonders, weil Bill eine Woche, bevor er die Leiche in der Kühltruhe gemeldet hat, gesehen wurde, wie er super viel Schrott auf einer Mülldeponie entsorgt hat.
Vielleicht erinnert ihr euch.
Das FBI geht ja davon aus, dass der Bombenbauer das Material für die Bombe nicht gekauft, sondern angesammelt hat.
Und bei Bill steht ganz offensichtlich auch jetzt noch richtig viel Zeug rum.
Das könnt ihr euch auch mal in den Shownotes anschauen, da haben wir euch nämlich ganz viele Bilder zum heutigen Fall verlinkt.
Bill scheint handwerklich recht talentiert zu sein.
Und er wurde gesehen, wie er am Tag des Bankraubs einen Anruf von genau dieser Telefonzelle getätigt hat.
von der man ja weiß, dass von dort die zwei Pizzen bestellt wurden, die Brian ausliefern sollte.
Hat Bill also vielleicht nicht die ganze Wahrheit erzählt?
Diese Marjorie, also Bills Ex-Freundin, ist eine noch recht undefinierte Konstante in der ganzen Rechnung.
Also schaut das Ermittlungsteam sich jetzt mal näher an, wer diese Frau dann so ist.
Natürlich auch, um Beweise zu finden, dass tatsächlich sie es war, die James erschossen hat.
Ähnlich wie bei Kühltruhenbill sieht es auch in Margeries Wohnung ziemlich krass aus.
Ihre Wohnung ist vollgestellt mit Stofftieren, Kleidung, Schmuck, Krimskrams, Müll, faulendem Essen und sogar Kot.
Marjorie hat Essen gehamstert und anscheinend nie etwas weggeworfen.
Außerdem findet man jede Menge Bargeld bei ihr, weil sie wohl den Banken nicht traut und kein Konto hat.
Ein Polizist aus Aerie, der die Wohnung durchsucht, der sagt später darüber, ich zitiere das mal, Ich habe schon mit Leichen zu tun gehabt, bei denen das Fleisch abfiel.
Das hier ist schlimmer.
Auffällig an Marjorie ist auch, dass die Männer in ihrem Leben meistens auf seltsame Weise ums Leben gekommen sind.
Ein Mann, mit dem sie auch kurz verheiratet war, ist gestorben, nachdem er mit dem Kopf auf einen Tisch gefallen ist.
Die Ärzte konnten ihn nicht retten und Marjorie hat das Krankenhaus kurz darauf wegen Fahrlässigkeit verklagt und sogar auch eine Abfindung erhalten.
Vor der Beerdigung hat sie dann einen Teil des Oberschenkelknochens des Ehemanns verlangt, um ihn vielleicht eines Tages mal klonen zu können.
Ein anderer Mann hat sich umgebracht, nachdem Marjorie ihn verlassen hat und aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist.
Einen weiteren Mann hat Marjorie nachweislich erschossen, während dieser gerade auf der Couch lag.
Doch sie hat vor Gericht auf Notwehr plädiert und wurde freigesprochen.
Insgesamt gibt es fünf solcher Fälle in Marjories Biografie.
Bill ist diesbezüglich tatsächlich eine Ausnahme.
Er lebt ja nach der Trennung von ihr weiter.
Dabei war es auch nicht er, der die Beziehung beendet hat, sondern Marjorie.
Es war ein ziemliches Auf und Ab zwischen Bill und Marjorie.
Von Kontaktpause bis hin zur zeitweiligen Verlobung.
Aus ihrem Umfeld bestätigen viele, dass das keine Liebe im klassischen Sinne zwischen den beiden war, sondern dass Bill auf eine gewisse Art wie besessen von Marjorie war.
Als wäre sie in ihn eingedrungen und hätte seine Gefühle und Gedanken gesteuert.
Als Marjorie Bill dann verlassen hat, hat sie ihm wohl ziemlich das Herz gebrochen.
Und es gibt Vermutungen, dass er seine Gefühle für sie nie ganz gehen lassen konnte.
Er hatte nach ihr wohl nie wieder eine andere ernste Beziehung.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum Bill eingewilligt hat, Marjorie bei der Vertuschung des Mordes an ihrem neuen Partner James zu helfen.
Das Auf und Ab in der Beziehung liegt unter anderem auch daran, dass Marjorie mit psychischen Problemen zu kämpfen hat.
Sie leidet unter einer bipolaren Störung und fällt im Erwachsenenalter zunehmend durch gewalttätiges Verhalten auf.
Ihr Anwalt wird sie später im Prozess als Wirbelsturm bezeichnen, von dem man nie weiß, was man zu erwarten hat.
Es kann gut sein, dass man in einem dreistündigen Gespräch mit ihr drei vollkommen unterschiedliche Stimmungen von ihr erlebt.
Im Laufe der Jahre wurden Marjorie viele Diagnosen gestellt und immer wieder neue Medikamente verschrieben.
Doch so richtig helfen kann die Medizin ihr nicht.
Soviel erstmal zu Marjorie.
Es kommen nämlich jetzt noch weitere Personen dazu.
Denn als das FBI bei Bill geklingelt hat, um wegen der Leiche in der Kühltruhe vorbeizuschauen, treffen sie dort noch einen engen Freund von ihm an.
Der Freund heißt Floyd.
Das ist tatsächlich ein ziemlicher Zufall, denn Floyd ist eigentlich wegen Vergewaltigungsvorwürfen auf der Flucht.
Er hatte kurze Zeit zuvor nämlich eine Teenagerin vergewaltigt.
Wir können an der Stelle schon mal vorwegnehmen, dass Floyd nicht mit der Tat davonkommt und auch verurteilt wird.
Ziemlich ungünstig also für ihn, dass sein Kumpel ausgerechnet dann die Behörden ruft, wenn Floyd sich eigentlich gerade bei ihm versteckt.
Aber vielleicht will Bill einfach mal grundsätzlich reinen Tisch machen.
Tatsächlich hat Kühltruhen Bill auch schon Erfahrung mit den Strafverfolgungsbehörden.
Fast zwei Jahrzehnte vor dem Bankraub ist er nämlich in einen Mordfall verwickelt gewesen, bei dem er die Tatwaffe organisiert hat.
Ein Freund von ihm wollte einen Mann töten, den er als seinen Rivalen in Sachen Liebe betrachtet hat.
Und Bill hat diesem Freund kurzerhand dafür die Pistole organisiert.
Nach der Tat hat Bill dann vergeblich versucht, die Tatwaffe zu vernichten.
Die ganze Sache ist jedenfalls aufgeflogen.
Aber Bills Anwalt konnte einen Deal aushandeln.
Straffreiheit im Austausch gegen eine Aussage, die dabei hilft, den eigentlichen Täter hinter Gitter zu bringen.
Vor diesem Hintergrund wirkt es fast so, als würde Bill diese Strategie im Fall des Bankraubs noch einmal fahren.
Er weiß eindeutig mehr, als er zugibt.
Aber aus irgendeinem Grund will er nicht die ganze Geschichte erzählen.
Das FBI wäre vermutlich zuversichtlich, die ganze Story früher oder später noch aus ihm herauszubekommen.
Wäre da nicht die Tatsache, dass Bill schwer krebskrank ist?
Im Juli 2004, also elf Monate nach dem Bankraub, stirbt Bill im Alter von 60 Jahren an Lymphdrüsenkrebs.
Damit nimmt er sein weiteres Wissen über den Fall mit ins Grab.
Doch das ist noch lange nicht das Ende der Ermittlungen.
Denn es gibt ja noch zwei Personen, die vermutlich mehr über den Fall wissen, als sie zugeben.
Marjorie und Floyd, also Bills Ex-Freundin und sein Freund, der wegen Vergewaltigung verurteilt wird.
Nach einem langen Aufenthalt in einer Klinik und diversen psychischen Gutachten wird Marjorie im Januar 2005, ein halbes Jahr nach Bills Tod und etwa anderthalb Jahre nach dem Bankraub, des Mordes an ihren damaligen Freund James für schuldig erklärt.
Sie wird in ein Gefängnis gebracht, in dem sie gar nicht zufrieden ist und bittet darum, verlegt zu werden.
Im Austausch für Information im Fall des Pizzabombers.
Ein Deal, den die Behörden natürlich gerne eingehen.
Im Juli 2005, ein halbes Jahr nach ihrer Verurteilung, kommt es dann zu einem sehr interessanten Gespräch zwischen ihr und den zwei leitenden FBI-Ermittlern.
Marjorie gesteht in diesem Gespräch, an dem Bankraub beteiligt gewesen zu sein.
Aber natürlich nicht allein, sondern gemeinsam mit einer Gruppe.
Sie nennt auch Namen, die alle Teil dieser Gruppe gewesen sein sollen.
Einmal natürlich sie selbst.
Außerdem noch Bill, ihr Ex-Freund, der mit der Kühltruhe in seiner Garage.
Floyd, der später wegen der Vergewaltigung verurteilt wird.
Und, zur großen Überraschung aller, auch Brian, der Pizzabote selbst.
Das ist natürlich ein ziemlicher Plottwist und wirft viele Fragen auf.
Warum hätte sich Brian freiwillig an einer Tat beteiligen sollen, bei der er am Ende stirbt?
Marjorie erzählt also weiter, dass Bill der Anführer dieser Gruppe gewesen sei und damit auch der Hauptverantwortliche für den Bankraub und die Bombe.
Er sei es auch gewesen, der die Bombe gebaut habe.
Sie, Marjorie, habe ihm dafür nur die beiden Küchenuhren gegeben, die sie noch in der Schublade liegen hatte.
Ihr damaliger Freund James hatte wohl mitbekommen, was die Gruppe geplant hatte.
Aus Sorge, er könnte den Plan an die Polizei verraten, habe Marjorie ihn dann erschossen und seine Leiche mithilfe von Bill in dessen Kühltruhr versteckt.
Könnte also das schon die Lösung sein?
Ist wirklich Bill, der die Behörden durch seinen Anruf bei der Polizei ja überhaupt erst auf sich aufmerksam gemacht hat, der Hauptverantwortliche hinter dem Bankraub und der Ermordung von Brian, dem Pizzaboten?
Das ist natürlich ziemlich schwierig nachzuweisen, da Bill ja selbst zu dem Zeitpunkt bereits tot ist und keine Stellung mehr dazu beziehen kann.
Im September 2005, zwei Monate nachdem Marjorie ausgepackt und Bill die ganze Schuld in die Schuhe geschoben hat, da erfährt das FBI, dass Marjorie nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.
Denn es gibt noch eine Person, die an der Tat beteiligt war.
Und zwar ein Mann namens Ken.
Ken hat sich ärgerlicherweise gegenüber seinem Schwager mit Insider-Infos aus dem Bankraub verplappert.
Und der hat ihn kurz darauf bei der Polizei angezeigt.
Ken ist Kokain-Dealer und betreibt von seinem Haus aus illegale Geschäfte mit Drogen und Prostituierten.
Bei ihm zu Hause sieht es ähnlich krass aus wie auch bei Marjorie.
Es ist alles komplett zugestellt und vollgemüllt.
Die Polizei kann bei der Durchsuchung kaum einen Fuß vor den anderen setzen.
Tatsächlich ist Ken auch ein guter Freund von Marjorie.
Die beiden verbindet eine große Leidenschaft, denn sie lieben es zu angeln.
Bei einem Angelausflug soll Marjorie Ken gefragt haben, ob er bereit sei, ihren Vater zu ermorden.
Der würde nämlich ihr Erbe verschwenden und Marjorie wolle sicher gehen, dass sie das Geld bekommt, das ihr ihrer Meinung nach zusteht, bevor es weg ist.
Es handelt sich nämlich um ziemlich viel Geld.
Über anderthalb Millionen Dollar.
Ken habe daraufhin kurz überlegt und dann geantwortet, dass er den Job wohl für 250.000 Dollar machen würde.
So ist es auch überhaupt zu der Summe von 250.000 Dollar gekommen, die der Pizzabote Brian von der Bank rauben sollte.
Das heißt, was Ken sagt, bedeutet im Klartext, nicht Bill ist das Mastermind hinter dem Pizzabomberfall, sondern Marjorie.
Sie hat den Bankraub geplant, die Anweisung geschrieben und Brian die Bombe aufgezwungen.
Und das alles nur, weil sie Geld für einen Auftragsmord gebraucht hat.
Der Drogendealer Ken erzählt, dass sich die ganze Gruppe einen Tag vor der Tat zur Besprechung getroffen habe, inklusive Pizzabote Brian.
Der sei jedoch davon ausgegangen, dass sie für den Bankraub eine Attrappe und keine echte Bombe nutzen würden.
Marjorie habe das mit Bill ganz allein entschieden und Brian damit einen Tag der Tat überwältigt.
Pizza-Boote Brian sei bei der ganzen Sache sowieso nur deshalb dabei gewesen, weil er dringend Geld brauchte.
Als ihm klar wurde, dass man ihm eine echte Bombe anlegen will, soll er versucht haben zu fliehen.
Bill habe ihn dann aber mit einer Pistole zum Bleiben gezwungen.
Drogendealer Ken erzählt das natürlich nicht einfach so, sondern weil er sich davon einen Vorteil erhofft.
Als das FBI auf ihn aufmerksam wird, da sitzt Ken nämlich bereits in Haft, allerdings wegen eines Drogenvergehens, das mit dem Fall des Pizzabombers gar nichts zu tun hat.
Er hat also einen Deal ausgehandelt.
Strafermäßigung gegen Aussage.
Das Geständnis von Ken ist der Durchbruch.
Puzzleteil für Puzzleteil setzt sich nun ein immer vollständigeres Bild von der Tat zusammen.
Kens Aufgabe war es, beim Bankraub Schmiere zu stehen, ebenso wie Floyds.
Bill hat die Bombe gebaut und die Pizzen bestellt.
Pizzabote Brian sollte den Bankraub durchführen und Marjorie hat alles geplant.
Sie hat eine ganz wesentliche Rolle dabei gespielt, Brian die echte Bombe aufzuzwingen und hat den Bankraub und auch die Explosion der Bombe die ganze Zeit durch ein Fernglas von einem Parkplatz in der Nähe beobachtet.
Obwohl Brian von den Strafverfolgungsbehörden offiziell als Mitverschwörer eingestuft wird, gibt es einige, die erhebliche Zweifel daran haben.
In erster Linie natürlich seine Familie.
Der Brian, den sie kennen, hätte sich niemals auf ein so gefährliches Unterfangen eingelassen.
Überhaupt entspreche so eine Tat in keinster Weise seinem Charakter.
Tatsächlich entwickelt sich die Frage nach Brians Rolle zu einem zentralen Diskussionspunkt in diesem Fall und bleibt auch noch viel umstritten, lange nachdem der Fall juristisch abgeschlossen ist.
Im Juli 2007, also gut vier Jahre nach dem Bankraub, Da werden Marjorie und Ken wegen Verschwörung zum bewaffneten Raub, Beihilfe zu einem bewaffneten Banküberfall mit Todesfolge und Beihilfe zum Einsatz einer zerstörerischen Vorrichtung bei einer Gewalttat angeklagt.
Bill und Brian werden in dieser Anklage als nicht angeklagte Mitverschwörer benannt.
Sie sind ja beide bereits verstorben.
Auch Floyd, der schon wegen der Vergewaltigung einer Teenagerin verurteilt wurde, kommt im Fall des Pizzabombers ungeschoren davon.
Auch er konnte einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aussandeln.
Immunität gegen Aussage.
Er sollte eigentlich als Zeuge vor Gericht aussagen, konnte aber wegen eines Schlaganfalls nicht in den Zeugenstand treten.
Seine Beteiligung an der ganzen Sache war ja auch verhältnismäßig minimal.
Er wusste von dem Plan, sollte Schmiere stehen und war mehr Gehilfe als wirklich ausführende Kraft.
Ken, dessen Geständnis ja der Durchbruch war, hat auch einen Deal ausgehandelt, wie wir ja vorhin erzählt haben.
Nur damit keine Verwirrung entsteht, sein Deal lautet Aussage gegen Strafminderung, nicht gegen Immunität.
Er sitzt ja sowieso schon in Haft wegen eines Drogenvergehens und die Sache mit dem Pizzabomberfall kommt jetzt noch obendrauf.
Ken ist ja eine ganz zentrale Figur in Margeries Plan.
Er sollte ihren Vater töten und er hat gemeinsam mit Bill und Marjorie den Plan mit dem Bankraub ausgeheckt.
Die Schnitzeljagd sollte dazu dienen, Pizza-Bote Brian ein glaubwürdiges Alibi zu verleihen, sollte er geschnappt werden.
Die Polizei sollte ja glauben, dass er zum Bankraub gezwungen worden ist.
Was letztendlich ja auch wirklich so war, als ihm statt einer Attrappe eine echte Bombe um den Hals gehängt wurde.
Die Behörden gehen davon aus, dass Brian sterben sollte, um die Anzahl der Zeugen zu verringern.
Das Makabere an der Sache ist, dass Brian nur die eine Küchenuhr an der Bombe wieder hätte aufdrehen müssen, bevor sie abläuft.
Denn so hätte er verhindert, dass die Konstruktion explodiert.
Aber dazu hätte er das erstmal wissen müssen und die Polizei hatte ja auch seine Hände gefesselt.
Der Prozess zieht sich ziemlich hin, weil Margeries Schuldfähigkeit durch ihre psychische Verfassung immer wieder infrage gestellt wird.
Doch am Ende ist das Urteil klar.
Sowohl Marjorie als auch Ken werden schuldig gesprochen.
Ken erhält 22,5 statt 45 Jahre Haft und Marjorie wird lebenslang plus 30 Jahre ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt.
Marjorie geht in Berufung, doch ohne Erfolg.
Auch mehrere Anträge auf Revision werden abgelehnt.
Einige Monate vor Margeries Verurteilung wird bei ihr Brustkrebs diagnostiziert.
Das heißt, dass sie einen großen Teil ihrer Haftstrafe wohl nicht wird absetzen müssen.
Das medizinische Fachpersonal schätzt, dass ihr eine Lebenszeit von drei bis sieben Jahren bleibt.
Im Januar 2014 stirbt ihr Vater eines natürlichen Todes.
Drei Jahre nach Margeries Verurteilung.
Ihr Vater hatte das Erbe, das auf etwa 1,8 Millionen Dollar geschätzt wird, zu dem Zeitpunkt zu einem großen Teil bereits an Freunde verschenkt.
Als er stirbt, sind weniger als 120.000 Dollar davon übrig.
Margeries Vater hatte nie vor, den Besitz seiner Tochter zu überlassen.
Und zwar wegen ihres kriminellen Verhaltens und ihrer Unfähigkeit, einen festen Job zu behalten.
In seinem Testament hat er Marjorie schlappe 2.000 Dollar hinterlassen.
Davon mussten erst noch offene Arztrechnungen beglichen werden, was bedeutet, dass Marjorie letztendlich fast nichts bekommen hätte.
Drei Jahre später stirbt sie, im Alter von 68 Jahren, an ihrer Brustkrebserkrankung.
Sechs Jahre nach ihrer Verurteilung im Pizzabomberfall.
Und so gehen mehr als sieben Jahre Ermittlungen zu Ende.
Der Fall ist juristisch gelöst.
Doch eine ganz zentrale Frage ist immer noch nicht geklärt.
Welche Rolle hat Pizzabutte Brian wirklich bei der ganzen Sache gespielt?
Ist er ein Mitverspürer, wie es offiziell heißt, oder ein unschuldiges Opfer, wie viele andere Stimmen behaupten?
Im Mai 2018 wurde auf Netflix eine Serie zu dem Fall veröffentlicht.
Die heißt Evil Genius.
In dieser Serie traut sich zum ersten Mal eine Zeugin auszusagen, die sich vorher in dem Prozess eher bedeckt gehalten hat.
Es handelt sich um eine Frau namens Jessica, eine Prostituierte, mit der Brian sich regelmäßig getroffen hat.
Sie erzählt in der Doku-Serie, dass Brian absolut gar nichts mit der Planung der Tat zu tun hatte.
Ken, der ja in seinem Haus ein Geschäft mit Drogen und Prostitution aufgebaut hat und der daher auch Jessica kannte, war nämlich an sie herangetreten, weil er ihre Hilfe gebraucht hat.
Er sei nämlich auf der Suche nach einem Laufburschen, den er für einen Bankraub nutzen könnte.
Jemanden, der sich leicht einschüchtern lässt und der nicht direkt zur Polizei rennt.
Ob Jessica jemanden kenne?
Bezahlt werden würde sie natürlich mit Drogen und Geld.
Und obwohl Jessica Brian zu diesem Zeitpunkt als ihren Kumpel betrachtet und sich auch privat echt gut mit ihm versteht, schlägt sie ihn für die Rolle des Laufburschen vor.
Sie gibt Ken auch seine Arbeitszeiten in der Pizzeria durch, damit die Pizzabestellung so geplant werden kann, dass auch wirklich Brian die Pizzen an dem Tag ausliefert.
Jessica betont, dass Brian von der ganzen Sache keine Ahnung gehabt habe.
Er habe wirklich gedacht, er würde einfach nur Pizzen ausliefern.
Am Tag vor dem Bankraub sei sie sogar mit ihm zusammen gewesen, als dieses vermeintliche Planungstreffen stattgefunden haben soll.
In der Doku sagt Jessica folgendes.
Die Leute sollen wissen, dass er unschuldig war.
Er war ein guter Mann.
Ihre Aussage ist vor allem aus einem Grund wichtig.
Bisher wurde ja noch niemand wegen des Mordes an Brian verurteilt.
Und das ist in Pennsylvania auch nur möglich, wenn er kein Mittäter ist.
Es ist also durchaus möglich, dass Marjorie und Ken nur deshalb behauptet haben, Brian sei an der Planung beteiligt gewesen, um so der Mordklage und einer möglichen Todesstrafe zu entgehen.
Doch das Fass juristisch noch einmal aufzumachen, ergibt nur wenig Sinn.
Besonders, da Marjorie ja bereits tot ist.
Und auch Ken etwa ein Jahr nach dem Erscheinen der Netflix-Doku im Gefängnis stirbt.
Im Juni 2019.
Er litt an Diabetes und stirbt mit Mitte 60.
Im Gefängnis hat es ihm tatsächlich gut gefallen, weil er dort ein richtiges Bett hatte, warme Mahlzeiten und er endlich von den Drogen weggekommen ist.
Juristisch ändert Jessicas Aussage also nichts an Bryans Einstufung als Mitverschwörer.
Aber sie ändert vielleicht einiges daran, wie die Hinterbliebenen über Brian denken.
Mittlerweile sind fast alle verstorben, die an dem Fall beteiligt waren.
Bill ist ja als erstes von allen gestorben, 2004 an einer Krebserkrankung.
Hätte er der Polizei damals die ganze Wahrheit erzählt, hätten die anderen deutlich früher verurteilt werden können.
Aber Bill hat sich dazu entschieden, sein Wissen mit ins Grab zu nehmen.
Vermutlich, um Marjorie zu schützen, die eine große Liebe in seinem Leben.
Floyd lebt nach Prozessende noch einige Jahre als freier Mann und stirbt im Januar 2023 mit Mitte 70 an Atemversagen.
In der Netflix-Doku wird berichtet, dass Jessica kurz nach dem Bankraub 2003 ein Kind zur Welt gebracht habe und dass sie glaubt, dass Brian der Vater sei.
Angeblich sollen er und das Kind sich wohl sehr ähnlich sehen.
Also das ist mal wieder ein Fall, von dem man doch gar nicht glauben kann, dass das exakt so passiert ist, oder?
Also wir beschäftigen uns ja wirklich schon sehr lange mit True Crime.
Und ich bin mir sicher, dass ihr da draußen auch ganz, ganz viele Fälle kennt.
Und da denkt man, man hat schon alles gehört mittlerweile.
Und dann kommt hier der Pizzabomberfall um die Ecke, wo man sich denkt, wow, was ist passiert?
Und ich finde es auch total spannend, diese Parallele zu den Saw-Filmen.
Ich weiß nicht, hast du die gesehen, die Filme, die Reihe?
Also ich habe tatsächlich nur Ausschnitte davon gesehen.
Aber ich habe nie geschafft oder wollte, glaube ich, auch nie einen ganzen Film sehen.
Deswegen finde ich es auch ultra krass, dass dieser Pizzabomberfall 1 zu 1 hätte einfach aus dem Saw-Film sein können.
Hattest du die Filme schon mal gesehen?
Ich habe nur den ersten gesehen und das war mir dann alles viel zu gruselig.
Deswegen habe ich dann aufgehört.
Aber ja, so dieses Element mit der Schnitzeljagd.
Also ich persönlich mochte das zu Kindergeburtstagen super gerne.
Zettel suchen und Aufgaben lösen und dann zum nächsten Punkt kommen.
Aber in dem Kontext heute, wie wir ihn gehört haben, ist das einfach nur krass makaber.
Und also wir haben am Ende ja durch die Zeugin Jessica noch erfahren, dass Brian wirklich nicht involviert war in das Ganze und ganz ahnungslos die Pizzen ausgeliefert hat.
Und ich finde, das kann man sich doch gar nicht vorstellen, oder?
Dass du da Pizzen auslieferst, du machst deinen Job und plötzlich hängt dir jemand eine Bombe um den Hals.
Und du sollst eine Bank ausrauben und du sollst Zettel finden.
Also das ist doch einfach nur der größte Albtraum, den man sich vorstellen kann, oder?
Absolut.
Und wo du auch gerade makaber sagst, ich finde, also für die Familie ist es ja auch nochmal so unglaublich schrecklich, dass der Kopf abgetrennt werden musste von Brian.
Damit man da an diese Halsfessel rankommt und dann beim Begräbnis der Sarg zu sein musste, weil der Kopf immer so nach vorne geknickt ist.
Um ehrlich zu sein, als wir da drüber gesprochen haben, das hat mich wirklich auch noch mal so mega traurig einfach gemacht für die Angehörigen.
Ja, und vor allem, weißt du, er konnte es ja gar nicht schaffen.
Also es wäre ja gar nicht möglich gewesen, dass er sich von der Bombe befreit.
Also die Schlüssel waren ja weg.
Also er hätte sich daraus gar nicht befreien können und war dem Tode geweiht in dem Moment, in dem man ihm die Bombe umgebunden hat.
Und wie krass ist eigentlich Marjorie, also wie groß ist ihre Geldgier, an das Erbe des Vaters zu kommen, dass sie Geld gebraucht hat, um den eben ermorden zu lassen als Auftragsmord.
Und ja, diese Leute um sich getrommelt hat und diesen Plan ausgeheckt hat.
Also da sind ja so viele Schritte vorher passiert, bis es überhaupt zu diesem Umlegen der Bombe gekommen ist.
Also dass da keiner von denen gesagt hat, nee, also was ist das für ein kranker Plan, lass mal nicht machen.
Das war ja keine impulsive Geschichte, ich bin jetzt wütend, ich will es jetzt, ich fahre los und mache das.
Sondern da war ja eine akribische Planung dahinter und dann auch noch diese makabere mit der Schnitzeljagd.
Also das ist einfach nur unfassbar.
Oder?
Also ich meine, auch dass Marjorie, wirklich, hast du ja gerade schon gesagt, so viele Leute daran beteiligt und ja, im Endeffekt auch, so wie wir es besprochen haben, in Kauf nimmt, vielleicht sogar auch absichtlich plant, jemanden sterben zu lassen, damit Einzeuge weniger im Endeffekt da ist.
Statt einfach, ich meine, warum hat der Vater sich entschieden, ihr nicht das Erbe zu geben?
So wie es aussieht, einfach weil sie nicht mit Geld umgehen kann.
Ich meine, wir stecken nicht in den Köpfen drin von den Personen so, aber was ist einfacher?
All das zu planen, damit zu leben, dass du jemanden umbringst, so viele Leute einfach, ja, so einen riesigen Schock einfach verursachst oder einfach damit klar zu kommen, wie man mit Geld umgeht.
Ja, voll.
Auch spannend irgendwie, wenn man drüber nachdenkt, dass Bill, ihr Ex-Freund, ihr ja geholfen hat, die Leiche ihres derzeitigen Partners James in der Kühltruhe zu verstecken.
Und dass er dann aber wenig später doch die Info an die Polizei gegeben hat.
Zumindest so die halbe Wahrheit.
Also ich finde, das gibt der ganzen Geschichte auch nochmal mehr Skurrilität, dass er erst hilft, den Mord zu vertuschen und dann aber so die halbe Wahrheit der Polizei steckt.
Also das kannst du dir auch alles hier nicht ausdenken, ne?
Deswegen, wie du schon gesagt hast, also es könnte wirklich aus einem super grausamen Film sein, auch mit dem Plottwist, den wir am Ende besprochen haben.
Dass also dann soll Brian erst Teil des ganzen Vorhabens gewesen sein, dann ist er es doch nicht.
Und wirklich, also ich hätte mir jemand auf der Straße von dem Fall erzählt, ich hätte mir gedacht, okay, du denkst ja gerade ordentlich was aus.
Ja, und apropos erzählen, jetzt sind wir natürlich auch super neugierig, ob wir unter unseren Zuhörerinnen und Zuhörern auch Pizzabooten oder Pizzabootinnen haben und ob ihr auch schon mal an skurrile Orte liefern musstet.
Also packt gerne eure skurrilsten Storys aus und erzählt uns davon.
Entweder bei Instagram unter dem Posting zu der Folge oder auch gerne als private Nachricht.
Das ist ja ganz egal, aber das würde mich mal voll interessieren, was da schon so für seltsame Orte dabei waren oder Situationen, die ihr erlebt habt bei der Übergabe der Pizzen.
Also schreibt uns das doch gerne mal.
Ja, oder auch generell Paketboten.
Das würde mich auch interessieren.
Also ich glaube, was ihr da erlebt, das wäre ziemlich interessant.
Nichtsdestotrotz würde ich sagen, schließen wir den Fall für diese Woche.
Vielen lieben Dank an Elena.
Du hattest uns den Fall vorgeschlagen über den Discord.
Ihr wisst ja, das habe ich ja schon erzählt, dass ich streame, ThePatrick.
Alle, die bei Twitch noch nicht abonniert haben, noch nicht vorbeigeschaut haben, aktuell streamen wir da meistens 13 bis 18 Uhr, falls euch das in den Zeitplan reinpasst.
Da hattest du uns das vorgeschlagen.
Vielen lieben Dank und ich würde sagen, wir hören uns dann kommende Woche Dienstag wieder überall, wo es Podcasts gibt.
Wir sind eure Hosts Anne Luckmann und Patrick Strohbusch Redaktion Silva Harnekamp und wir, Schnitt Anne Luckmann Intro und Trainer gesprochen von Pia Rohnersachse Producer Falko Schulte Die schwarze Akte ist eine Produktion der Julep Studios.
