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#279 Mord im Pub - Ein irischer Albtraum

Episode Transcript

Diese Episode enthält explizite Details über einen wahren Kriminalfall.

Weitere Infos in der Folgenbeschreibung.

Es gibt wohl keinen Ort auf der Welt, der so gemütlich ist wie das eigene Bett und an dem man sich so sicher fühlt.

Gerade dann, wenn an einem kalten, nassen Herbsttag schon viel zu früh der Wecker klingelt und man sich am liebsten noch einmal umdrehen würde, schön eingemummelt in die warme Decke.

Aber an wohl keinem Ort auf der Welt ist man auch so verletzlich wie im eigenen Bett.

Wenn man schläft und dabei nicht nur das Bewusstsein, sondern auch die Kontrolle über sein Umfeld für einige Stunden abgibt.

Schlafen bedeutet zu vertrauen.

Zu vertrauen, dass das eigene Zuhause sicher ist.

Im Schlaf angegriffen zu werden, ist wohl einer der schlimmsten Albträume, die leider wahr werden können, wie wir heute noch erfahren werden.

Es ist eine schicksalhafte Nacht im März 1996.

Die irische Pappbesitzerin Catherine liegt in ihrem Bett und schläft.

Doch sie wird wach, als ihr jemand gewaltvoll ein Kissen aufs Gesicht drückt.

Instinktiv und voller Panik versucht sie sich zu wehren.

Doch der Angreifer ist stark.

Er schreit sie an, sie solle das ganze Geld rausrücken, aus der Kasse und aus den Tresoren.

Während Catherine um Atem ringt, stellt sie voller Entsetzen fest, dass der Angreifer nicht allein gekommen ist.

Es befinden sich weitere Männer im Zimmer, die den Geräuschen nach zu urteilen, ihre ganzen Schränke und Schubladen durchsuchen.

Was sie wohl suchen?

Das Bargeld?

Ihren Schmuck?

Oder andere Wertsachen?

Catherine weiß, dass sie diesen Männern hilflos ausgeliefert ist, so ganz allein in ihrem Bett.

Der Panikknopf ist zu weit weg und mit dem Kissen auf ihrem Gesicht kann sie sich kaum bewegen.

Es gibt nur einen Weg, um lebend aus dieser Situation herauszukommen.

Sie wird den Männern geben, was auch immer sie wollen, egal was.

Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Schwarzen Akte mit Anne Luckmann Und mit Patrick Strohwusch, hallo!

Wie schön, dass ihr uns heute wieder zuhört.

In unserer heutigen Folge, da öffnen wir eine Schwarze Akte aus einem Land, über das wir bisher nur selten in unserem Podcast gesprochen haben.

Wir gehen nämlich in das Land der grünen Hügel, der Täler und Seen.

Oder, wie es sinngemäß auch so schön heißt, in das Land der hunderttausend willkommen.

Werbung Werbung Ende Unser heutiger Fall führt uns in das wunderschöne Irland.

Genauer gesagt in das County Wicklow, circa eine Autostunde südlich von Dublin.

Wir befinden uns also an der Ostküste der Insel, ganz nah an der irischen See.

Dank seinen dichten Wäldern, majestätischen Bergen und weitläufigen Küsten wird das County Wicklow auch als Garten Irlands bezeichnet.

Moorlandschaften grenzen hier an glitzernde Flüsse, die sich in tosende Wasserfälle verwandeln.

Küstenpfade schlängeln sich durch die unberührte Natur und geben den Blick frei auf steile Klippen und das weite Meer.

Und wer die Augen offen hält, der wird auch die ein oder andere Burgruine entdecken.

Oder ein altes, leer stehendes Herrenhaus.

Es ist eine malerische Kulisse, in der ein so grausamer Mord geschieht.

Eins nehmen wir gleich vorweg.

Nichts ist hier so, wie es scheint.

Denn gerade in Irland kann auch an einem wolkenlosen Himmel in kürzester Zeit ein Sturm aufziehen.

Zeitlich befinden wir uns in den späten 1990er Jahren.

Der Nordirland-Konflikt, der die Insel jahrzehntelang erschüttert hat, der ist zwar noch nicht ganz vorbei, doch Friedensverhandlungen deuten erstmals auf eine mögliche Lösung hin.

Gleichzeitig wächst in der Republik Irland die Sorge wegen steigender Kriminalitätsraten.

Organisierte Banden, Drogengangs und Schmuggler sorgen zunehmend für Schlagzeilen.

Besonders die brutale Ermordung der investigativen Journalistin Veronica Guerin im Juni 1996.

Das schockierte die Menschen im ganzen Land.

Ein Vorfall, der sich für immer in das kollektive Gedächtnis Irlands einbrennen wird.

Um das sprachliche Bild mit dem Himmel von eben nochmal zu bemühen, auch hinter Regenwolken kann die Sonne hervorblitzen.

Und vieles läuft Ende der 90er auch einfach gut in Irland.

In Dublin eröffnen die ersten Internet-Cafés und immer mehr Haushalte können sich einen eigenen Computer leisten.

Handys sind noch recht groß und teuer und daher eher selten auf den Straßen zu sehen.

Doch dafür freuen sich viele Menschen über eine andere technische Neuheit.

Die Playstation kommt auf den Markt und löst einen richtigen Hype aus.

Ebenso wie das Nintendo 64.

Wer Musik hören will, der greift zu CDs.

Und wer Fotos machen will und sich noch keine Digitalkamera leisten kann, der muss den Film erst ganz geduldig entwickeln lassen, bevor das Resultat zu sehen ist.

Um von A nach B zu kommen, werden hauptsächlich Straßenkarten genutzt.

Über Navis verfügen nur die wenigsten Autos.

Und wer bei einer langen Fahrt das Radio auftritt, der hört Songs wie Zombie von der irischen Band The Cranberries oder Wannabe von den Spice Girls, der Sommerhit des Jahres 1996.

Und das ist auch genau das Jahr, auf das wir uns jetzt konzentrieren wollen.

Genauer gesagt der 19.

März 1996.

Ein Dienstag, als gegen 4.30 Uhr am Morgen in einem Pub im County Wicklow der Panikalarm ausgelöst wird.

Keine Viertelstunde später ist die Polizei vor Ort.

Hinter einer halb geöffneten Tür, die zum Flur führt, sitzt eine vollkommen fertige Catherine auf dem Boden.

Ihre Hände sind mit einem Bademantelgürtel gefesselt.

Um ihren Hals hängt eine Nylonstrumpfhose, die offenbar dazu benutzt worden ist, um sie zu knebeln.

Neben ihr liegt eine schwarze Unterhose, die ihr wohl in den Mund gestopft und dann mit der Strumpfhose zugebunden wurde.

Die Pappbesitzerin hat es aus eigener Kraft geschafft, sich vom Knebel zu befreien.

Sie erzählt, wie sie im Bett angegriffen, gefesselt und dann ausgeraubt wurde.

Die Angreifer haben ihren Schmuck gestohlen und auch viel Bargeld.

Etwa 13.000 irische Pfund.

Der Euro wird in Irland zwar erst drei Jahre später eingeführt, aber wenn man das umrechnet, dann kommt man auf eine Summe von ungefähr 16.000 Euro, die gestohlen wurde.

Doch Catherine erzählt noch was ganz anderes.

Noch vollkommen in Schock berichtet sie, dass ihr Ehemann bei dem Raubüberfall erschossen worden ist.

Ihr Mann Tom, mit dem sie schon seit 20 Jahren verheiratet ist und mit dem sie gemeinsam den Papp führt.

Nachdem sie sich einigermaßen von den Fesseln in ihrem Schlafzimmer befreien konnte, hat sie sich die Treppe hinuntergekämpft und ihren Mann Tom in einer Blutlache in der Küche entdeckt.

Sie führt die Polizei dorthin, wo Toms regloser Körper zusammengesunken auf dem Boden liegt.

So wie es auf den ersten Blick aussieht, hat ein einziger Schuss seine Brust durchbohrt, als er gerade die Einnahmen vom Wochenende gezählt hat.

Es war nämlich St.

Patrick's Day, der landesweite Nationalfeiertag zu Ehren des Schutzpatrons Irlands und der Papp hat einen guten Umsatz gemacht.

Auf Toms Nase sitzt noch seine Brille und in seiner Hand befindet sich ein Stift.

Die Polizei macht sich sofort daran, den Tatort zu sichern und alle Räume im Pub zu kontrollieren.

Wer weiß, ob die Räuber nicht noch da sind.

Doch bis auf Catherine und die Beamten ist niemand vor Ort.

Das ganze große Gebäude steht leer.

Außerdem ist Catherine sich sicher, dass sie gehört hat, wie die Männer mit einem Auto weggefahren sind.

Was für ein grausames Ende eines großen Traums, den Catherine und Tom sich erfüllen wollten.

Aber wir wollen ihre Geschichte ganz von Anfang an erzählen.

Tom und Catherine lernen sich 1970 in Dublin kennen, vermutlich in einem Hotel, in dem sie zu der Zeit als Rezeptionistin arbeitet.

Er ist Ende 20, sie zehn Jahre jünger, also fast noch eine Teenagerin.

Sechs Jahre später läuten die Hochzeitsglocken während einer romantischen Reise nach Rom.

Tom gilt als gutmütiger, großzügiger und hilfsbereiter Mensch, der loyal zu seiner Familie steht und sich lieber zurückhält, anstatt den Ton anzugeben.

Er wird von vielen, die ihn kennen, als sanfter Riese bezeichnet.

Vor seiner Ehe mit Catherine war er schon einmal verheiratet, da war er gerade mal Anfang 20.

Doch die Beziehung wollte einfach nicht funktionieren.

Seine damalige Frau und er haben sich daraufhin einvernehmlich scheiden lassen und sind getrennte Wege gegangen.

Aufgewachsen ist Tom mit acht jüngeren Geschwistern in einer Familie, die in der Landwirtschaft tätig war.

Nach der Schule ist er zu seinem Onkel nach Dublin gezogen, um in dessen Pub als Barkeeper zu arbeiten.

Schon als Teenager hatte Tom nämlich einen Traum.

Eines Tages mal seinen eigenen Pub besitzen.

Auch Catherine wächst auf einem Bauernhof auf.

Sie hat zwei Geschwister und genauso wie Tom beschließt sie, ihr Zuhause direkt nach der Schule zu verlassen.

Sie erhält eine Anstellung in dem Hotel, in dem sie später auch Tom kennenlernen wird.

Durch ihren Job als Rezeptionistin lernt sie die unterschiedlichsten Leute aus Wirtschaft und Politik kennen.

Sie knüpft Kontakte zur Sinn-Fäin-Partei, die als politischer Arm der republikanischen Bewegung gilt.

Die Partei verfolgt ein ähnliches Ziel wie die IRA, also die irisch-republikanische Armee.

ein vereintes Irland und die damit einhergehende Loslösung Nordirlands vom Vereinigten Königreich.

Der Unterschied ist allerdings, dass Sinn Féin versucht, dieses Ziel mit politischen Mitteln zu erreichen, während die IRA den Kampf mit Waffen und Gewalt ausfechtet.

Für Catherine ist dieser Kontakt in die Politik zunächst nichts anderes als eine Randnotiz ihres Alltags hinter dem Empfangstresen.

Doch er eröffnet ihr ein Fenster in eine Welt, die geprägt ist von Geheimhaltung und moralischen Grauzonen.

Catherine lässt sich von Menschen mit sozialem Status schnell beeindrucken und wünscht sich insgeheim sogar, ebenfalls Karriere zu machen und erfolgreich zu werden.

Am liebsten würde sie eine Schule für Models gründen, wo sie junge Frauen auf ihre Jobs in der Modebranche vorbereitet.

Wenn Tom eher derjenige ist, der sich zurückhält, dann ist Catherine die, die den Ton angibt.

Sie sind wie der Plus- und der Minuspol eines Magneten.

Gegensätzlich, aber sie ziehen sich an.

Im Laufe der Jahre erarbeitet sich das Paar einen gewissen finanziellen Wohlstand, unter anderem dank mehrerer Immobilien, die sie erwerben und dann vermieten.

1986, da sind sie bereits zehn Jahre verheiratet, ist es dann endlich soweit.

Catherine und Tom übernehmen für eine Viertelmillion irische Pfund das Jack Whites Inn.

Ein Pub, der als beliebter Zwischenstopp für Reisende zwischen Dublin und dem Südosten Irlands gilt.

Ein schönes, großes Gebäude mit einer weißen Fassade, Neonlichtern und einem schräg geneigten Schieferdach.

Wir geben euch mal einen Eindruck von der Kaufsumme des Pubs.

Wenn man die Inflation mit einrechnet, dann entspricht der Betrag einer heutigen Kaufkraft von etwa 800.000 Euro.

Also nicht gerade wenig Geld.

Aber dafür handelt es sich auch um ein echt großes Gebäude, mit sehr viel Platz und Potenzial.

Und das ist genau das, was Catherine und Tom wollen.

Sie eröffnen zusätzlich zu dem Pub noch ein Restaurant auf dem Grundstück und bauen einige der freien Zimmer zu einem Bed and Breakfast um.

Außerdem richtet Catherine in den Räumlichkeiten auch noch einen Friseursalon ein.

Benannt wurde der Pub übrigens nach dem irischen Piraten Jack White, der um die Wände des 18.

Jahrhunderts gelebt haben und sich einen Ruf als erstklassiger Schmuggler erarbeitet haben soll.

Es weiß aber niemand, ob es ihn wirklich gegeben hat oder er einfach nur Teil der frei erfundenen lokalen Folklore ist.

Hier im Jack Whites Inn arbeiten und leben Catherine und Tom auf jeden Fall bis zu jenem Tag im März 1996, an dem sich ihr Leben für immer verändern soll.

Plötzlich, nach über 20 Jahren Ehe, ist Tom also tot.

Er mordet im eigenen Zuhause, im Alter von 54 Jahren.

Getötet durch einen direkten Schuss aus einer Schrotflinte, mitten in den Oberkörper, aus weniger als einem Meter Entfernung.

Tom hatte keine Chance.

Die Schrotkugeln sind in seine Brust gedrungen und haben sich durch sein Herz und die Lunge gebohrt.

Keine fünf Minuten später war er tot.

Wer auch immer diesen Schuss abgefeuert hat, der wollte, dass Tom stirbt.

Das ist Fakt.

Und es gibt noch weitere Fakten.

Tom wurde von dem Angriff überrascht.

Und er hat dem Angreifer vermutlich noch ins Gesicht geschaut.

An der Position seiner Arme erkennt man nämlich, dass er wohl gerade noch die Hände in die Luft recken konnte, bevor der Schuss fiel.

Am Tatort sind auch keine Spuren eines Kampfes zu erkennen.

Fakt ist auch, dass keine Tatwaffe gefunden werden kann und es auch keine Zeugen gibt.

Niemand war in der Tatnacht im Gebäude, bis auf Catherine, die ja in ihrem Bett geschlafen und keinen Schuss gehört hat.

An ihren Händen, das wird natürlich auch nachgeprüft, befinden sich keine Schmauchspuren.

Sie war es also nicht, die den Schuss aus der Schrotflinte abgefeuert hat.

Bei den Ermittlungen stellt sich außerdem heraus, dass die Angreifer neben dem Geld und Schmuck anscheinend auch das Auto von Tom und Catherine gestohlen haben, um damit zu fliehen.

Man findet das Auto später in einem Vorort von Dublin.

Die Polizei bemüht sich, eine zeitliche Abfolge der Tat zu rekonstruieren.

Tom hatte ein paar Stunden vor seinem Tod noch einige Gäste nach Hause gefahren, die selbst nicht mehr hinters Steuer konnten.

Er hat vermutlich nicht vor ein Uhr Feierabend gemacht.

Laut Catherine sind die Angreifer etwa gegen zwei Uhr nachts in den Pub eingedrungen und da war Tom noch wach.

Was ja auch total Sinn ergibt, wenn er noch die ganzen Einnahmen der letzten Tage gezählt hat.

Wichtig für die Ermittlungen ist auch, dass die Polizei möglichst viel über Tom und Catherine in Erfahrung bringt.

Je mehr sie über das Paar wissen, desto eher können sie vielleicht verstehen, warum die beiden Opfer von dem Raubüberfall geworden sind.

Ging es den Männern wirklich nur um Geld oder steckt vielleicht noch mehr dahinter?

Die Polizei schaut sich also alles ganz genau an, was es so über das Leben der beiden zu wissen gibt und spricht auch mit Freunden, Familie und Mitarbeitenden.

Auch Nachbarn und Stammgäste des Pubs werden befragt, um ein Bild davon zu bekommen, ob es in den Wochen vor dem Überfall irgendwelche ungewöhnlichen Ereignisse gegeben hat.

Natürlich gilt es auch herauszufinden, ob es Menschen in ihrem Umfeld gibt, die ein Motiv hätten, Tom ermorden zu wollen.

Catherine selbst hat da nämlich eine Vermutung.

Sie verrät, dass Tom wohl Verbindungen zur IIA hatte, also zur irisch-republikanischen Armee, die mit Waffen, Terror und Gewalt ein vereintes Irland erkämpfen will.

Drei Jahre nach ihrer Hochzeit habe Catherine nämlich erfahren, dass Tom Mitglied in dieser Organisation sei.

Gut möglich, dass seine Ermordung mit seinen politischen Aktivitäten in Zusammenhang stehe.

Allerdings gibt es eine Spezialeinheit der irischen Polizei, die die Aktivitäten der IRA überwacht und in ihren Unterlagen befindet sich keine Akte über Tom.

Im Gegenteil, Catherine ist doch diejenige, die über ihren Job im Hotel in Kontakt mit der Szene gekommen ist.

Da passt irgendwas nicht zusammen.

Und das ist nicht die einzige Merkwürdigkeit, die der Polizei bei den Ermittlungen auffällt.

Angefangen mit dem Einbruch selbst.

Laut Catherine wurde nicht nur Bargeld gestohlen, sondern auch Schmuck aus ihrem Schlafzimmer.

Als die Polizei sich das Zimmer anschaut, da fällt sofort die Unordnung auf.

Viele persönliche Gegenstände von Catherine liegen auf dem Boden verstreut.

Ein paar wertvolle Schmuckstücke waren aber noch da.

Wie kommt es, dass die Einbrecher ausgerechnet diese Stücke liegen gelassen haben?

Und nicht nur das.

Das Zimmer ist zwar unordentlich, doch ein geübtes Auge erkennt, dass es nicht systematisch durchsucht worden ist.

Ein Fingerabdrucktest ergibt, dass die Schubladen, die auf dem Boden liegen, seitlich aus den Scharnieren gehoben und dann auf dem Boden abgestellt wurden.

Sie wurden also nicht herausgerissen, wie man es sich bei einem Raubüberfall vorstellen würde.

Das Gebäude, in dem sich der Pub befindet, hat viele Zimmer.

Die Polizei stellt aber schnell fest, dass bis auf Katharines Schlafzimmer kein anderes Zimmer durchsucht worden ist.

Alles befindet sich an Ort und Stelle.

Das ist doch merkwürdig, denn welche Diebe durchsuchen nur gezielt einen Raum, statt ihr Glück überall im Haus zu versuchen?

Zudem kann die Polizei weder an den Fenstern noch an den Türen des Pubs Einbruchsspuren entdecken und auch keines der Telefone ist herausgerissen worden.

Die Eingangstür ist im Normalfall um 2 Uhr nachts immer abgeschlossen, gerade wenn Tom noch geplant hat, Geld zu zählen und Catherine schon schlafen geht.

In dieser Nacht stand die Haustür aber offen.

Ob sie jemand absichtlich offengelassen hat?

Und dann ist da noch die Sache mit den Telefonen.

Im Regelfall sorgen die Täter bei Raubüberfällen dafür, dass die Opfer nicht so schnell Hilfe rufen können.

Es ist für sie ein Leichtes, die Kabel der Festnetztelefone einfach aus der Wand zu reißen.

Vor allem, da sich ein Telefon direkt im Nachbarszimmer befindet und ein anderes im direkt angrenzenden Badezimmer.

Und dann wäre da noch Katharines unerklärliches Verhalten.

Ja, sie tritt als schockierte Ehefrau auf, als die Polizei kommt.

Doch warum ist sie nicht direkt in Toms Schlafzimmer gegangen, um Hilfe herbeizutelefonieren, sondern hat sich erst die Treppe heruntergekämpft, um unten im Erdgeschoss den Panikknopf neben der Haustür zu drücken.

Vor allem, da sich ein zweiter Panikknopf ja direkt neben ihrem Bett befindet.

Nach ihrer eigenen Aussage soll der Überfall etwa um 2 Uhr nachts stattgefunden haben.

Doch vielleicht erinnert ihr euch ja noch daran, zu welcher Uhrzeit der Notruf bei der Polizei eingegangen ist.

Das war um 4.30 Uhr am Morgen.

Warum hat Catherine zweieinhalb Stunden gewartet, bevor sie Hilfe gerufen hat?

Sie muss Toms Leiche doch sofort entdeckt haben.

Und dann wären da noch einige Merkwürdigkeiten am Pub selbst.

Jemand hat am Abend die Vorhänge im alten Speisesaal zugezogen, obwohl die sonst immer offen gelassen werden.

Außerdem war die Alarmanlage seltsamerweise in der Tatnacht nicht eingeschaltet, obwohl Tom und Catherine sonst immer akribisch darauf geachtet haben.

Und dazu kommt, dass Catherine nach Ladenschluss allen gesagt hat, sie sollen nach Hause fahren, obwohl das Paar ja ein Bed and Breakfast betreibt und eigentlich immer irgendjemand gerade bei ihnen zu Gast ist.

Aber auch die Leute, die sonst nach dem Pub-Besuch dort übernachtet haben, mussten sich einen anderen Platz zum Schlafen suchen.

Als hätte Catherine irgendwie geahnt, was passieren wird.

All diese Indizien machen sie nicht gerade unverdächtig.

Am Tag von Toms Beerdigung sagt Catherine einen Satz, der bei einem aufmerksamen Zuhörer hängen bleibt und der Polizei zu denken gibt.

Sie sagt, der Weihrauchgeruch in der Kirche erinnere sie an den Geruch von Schießpulver.

Dabei hatte sie ja ursprünglich behauptet, gar nicht in der Küche gewesen zu sein, als Tom ermordet wurde.

Wie soll sie wissen, wie es nach dem Schuss gerochen hat, wenn sie vermeintlich oben gefesselt im Bett lag?

So ein Geruch ist nur kurze Zeit nach dem Schuss feststellbar und verfliegt recht schnell.

Ganz abgesehen davon hat Catherine behauptet, den Schuss ja nicht einmal gehört zu haben.

Aber mit welcher Wahrscheinlichkeit wacht man nicht auf, wenn im eigenen Haus ein Schuss fällt?

Die Polizei führt also ein paar Tests in der Küche durch, um so herauszufinden, ob Catharines Aussage stimmen kann.

Sie feuern sowohl mit geschlossenen als auch mit offenen Türen eine Schrotflinte ab und stellen dabei fest, dass der Knall ohne Zweifel in jedem noch so abgelegenen Winkel des Hauses gehört werden kann.

All diese Indizien lassen nur eine Schlussfolgerung zu.

Catherine hat der Polizei nicht die ganze Wahrheit erzählt.

Das leere Haus, die offene Tür, der späte Notruf, all das kann kein Zufall sein.

Und so wird Catherine von einer trauernden Witwe in diesem Mordfall zur Hauptverdächtigen.

Die Polizei geht nicht davon aus, dass sie selbst den Schuss abgefeuert hat.

An ihren Händen konnte man ja keine Schmauchspuren feststellen.

Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie jemanden angeheuert hat, um die Tat auszuführen.

Aber wen und warum?

Am 12.

April 1996, knapp einen Monat nach Toms Ermordung, befragen zwei Polizisten Catherine im Wohnzimmer des Jack Whites Inn.

Die Polizei braucht dringend ein paar handfeste Beweise, um auch wirklich belegen zu können, dass Catherine das Mastermind hinter dieser Tat ist.

Auch wenn es wirklich viele Indizien gibt, die auf ihre Täterschaft hindeuten, ist es unklar, ob sie allein vor Gericht für eine Verurteilung reichen würden.

Während des Gesprächs mit der Polizei verlässt Catherine den Raum für einen Moment.

Vermutlich, um auf die Toilette zu gehen.

Sie hat dabei wohl vollkommen vergessen, dass im Wohnzimmer noch ein Adressbuch offen herumliegt.

Die zwei Polizisten lassen die Chance natürlich nicht ungenutzt und werfen einen Blick hinein.

Zu ihrer großen Überraschung entdecken sie den Kontakt eines gewissen Gary, ein ehemaliges Mitglied der IRA und der Polizei bekannt wegen diverser Raubüberfälle.

Ja, ob das ein Zufall sein kann?

Als man kurze Zeit später das Adressbuch noch einmal untersucht, da ist Garys Name und auch seine Nummer durchgekritzelt worden.

Nein, das wird wohl kein Zufall sein.

Es ist bekannt, dass Catherine Kontakte in die radikale Szene hat.

gut möglich, dass er jemanden aus diesen Kreisen engagiert hat, um den Auftragsmord auszuführen.

Am 27.

Juli 1996, etwas mehr als vier Monate nach Toms Tod, da wird Catherine verhaftet.

Ihr wird vorgeworfen, Informationen über den Mord an ihrem Ehemann zurückzuhalten.

Catherine verweigert jede Aussage und beruft sich auf ihr Schweigerecht.

So bitter das auch für die Ermittlung ist, nach 48 Stunden wird sie ohne Anklage wieder freigelassen, denn es fehlen einfach Beweise.

Am selben Tag wird auch ihr IRA-Kontakt Gary festgenommen.

ebenfalls im Zusammenhang mit dem Mord an Tom.

Sein Name stand ja in diesem Adressbuch, der später durchgestrichen wurde.

Im Gegensatz zu Catherine ist Gary durchaus bereit, mit der Polizei zu reden.

Er berichtet, dass Catherine ihn mehrfach gebeten habe, Tom zu töten und ihm immer wieder andere Vorschläge gemacht habe, wie die Ermordung konkret ablaufen könne.

Zum Beispiel bei einer von Toms wöchentlichen Besuchen in den Immobilien, die das Paar besitzt.

Oder einfach direkt im Park, ganz öffentlich.

Oder in einem Hinterhalt nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch.

Es würde doch großartig aussehen, so Catherine, wenn Tom in ihren Armen sterben würde.

Gary habe sich partout geweigert, ihr zu helfen, auch nach ihrem zehnten Versuch, ihn zu überzeugen.

Irgendwann habe Catherine es dann kapiert und ihn damit in Ruhe gelassen.

Gary willigt ein, im Prozess gegen Catherine auszusagen und wird freigelassen.

Die Polizei forscht weiter nach und findet so heraus, dass Gary nicht der Einzige ist, den Catherine versucht hat, mit dem Mord zu beauftragen.

Da wäre zum Beispiel auch William, ihr ehemaliger Liebhaber, mit dem sie Tom betrogen hat.

Vier Jahre lang hatte William nichts von Catherine gehört, bis sie sich wieder bei ihm meldet und ihn bittet, einen Auftrag für sie zu erledigen.

Catherine würde ihm dafür umgerechnet etwa 30.000 Euro geben.

Und wenn er wolle, dann könnten sie auch wieder zusammenkommen.

William hat eine ziemlich klare Antwort darauf und die möchte ich kurz zitieren, auf keinen verdammten Fall.

Ganz abgesehen davon, dass er nicht für den Rest seines Lebens ins Gefängnis gesteckt werden will, ist es auch fraglich, wie attraktiv eine Liebesbeziehung zu einer Frau ist, die ihren Ehemann ermorden lassen will.

Nicht, dass er der Nächste ist.

Auch William ist bereit, vor Gericht gegen Catherine auszusagen.

Ebenso wie ein dritter Mann namens John, den Catherine ebenfalls anheuern wollte.

John leitet eine Beratungsstelle von der Sinn Féin-Partei in Dublin und er solle doch bitte arrangieren, dass Tom von der IRA ermordet würde.

Wie bei den anderen gibt Catherine sich nicht mit einem einfachen Nein zufrieden und zeigt sich ziemlich beharrlich und hartnäckig.

Aber auch John weigert sich schlicht.

Ende.

Mit diesen drei Zeugen und all den gesammelten Indizien stehen die Chancen plötzlich gar nicht mehr so schlecht, eine Verurteilung vor Gericht zu erwirken.

Dazu kommt, dass die Polizei mittlerweile auch Klarheit über Katharines wahrscheinliches Motiv hat.

Denn in all den Gesprächen, die man mit Freunden, Familie, Mitarbeitenden und so weiter geführt hat, da ist deutlich geworden, dass Katharine und Tom keineswegs eine Happy-Ever-After-Beziehung führen.

Die Ehe der beiden existiert wohl schon länger nur noch auf dem Papier.

Beide schlafen in getrennten Schlafzimmern.

Und Catherine soll mehrere Affären gehabt haben.

Unter anderem auch mit einem ehemaligen Polizisten und einem Richter, die beide regelmäßig auf ein Pint im Pub vorbeikommen.

Catherine soll auch überlegt haben, sich scheiden zu lassen.

Allerdings hat Tom sich wohl geweigert, ihr seinen Anteil am Geschäft zu verkaufen.

Einfach ihren Teil zu verkaufen und noch einmal komplett neu anzufangen, das kommt für sie nicht in Frage.

Sie wird den Papa halten, auch wenn er ursprünglich eigentlich Toms Traum war.

Öffentlich bestreitet Catherine, dass es Probleme in der Beziehung gab.

Aber aus ihrem Umfeld hört die Polizei ganz andere Stimmen.

Die Mitarbeitenden, die teilweise ja auch sogar in dem Bed & Breakfast übernachten, bekommen doch mehr mit, als man so denkt.

Und einige von ihnen erklären sich ebenfalls bereit, vor Gericht auszusagen.

Und so verdichtet sich die Indizienlage immer weiter.

Besonders, da Catherine von Toms Tod finanziell enorm profitiert.

Sie wird nämlich insgesamt eine Million Pfund erben, was inflationsbereinigt einem heutigen Wert von ungefähr 2,4 Millionen Euro entspricht.

Dazu erhält sie die alleinige Kontrolle über ein kleines Immobilienimperium.

Im April 1997, ein Dreivierteljahr nach ihrer ersten Festnahme, klicken bei Catherine erneut die Handschellen.

Dieses Mal wird sie der Justiz wohl nicht so leicht ankommen.

Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile einiges gegen sie in der Hand.

Sie wird wegen des Mordes an ihrem Ehemann und Anstiftung zum Mord in drei Fällen angeklagt, darf gegen Kaution bis zum Prozess aber auf freiem Fuß leben.

Dreimal in der Woche muss sie sich bei der örtlichen Polizeistation melden.

Im Januar 2000 beginnt dann der Prozess gegen Catherine, knapp vier Jahre nach Toms Ermordung und etwa drei Jahre nach ihrer Anklage.

Catherine ist zu diesem Zeitpunkt 49 Jahre alt und bestreitet nach wie vor sämtliche Vorwürfe.

Bei dem Prozess geht es im Kern darum, wie die Indizien und die Zeugenaussagen von der Jury bewertet werden.

Handelt es sich bei den drei Männern, die Catherine angeheuert haben soll, um zuverlässige Zeugen?

Kann Catharines Schuld durch die Indizien über jeden vernünftigen Zweifel hinaus nachgewiesen werden?

Der Fall ist für die Jury nicht gerade leicht zu entscheiden.

Besonders, da drumherum auch noch super viel passiert.

Angefangen damit, dass die Örtlichkeit für den Prozess anscheinend total ungeschickt gewählt ist, da man angeblich vom Zuschauerraum aus die Gespräche der Jury hören kann.

Die unterliegen aber natürlich der Geheimhaltung.

Ganz abgesehen davon überschlägt sich die Presse mit Schlagzeilen über die, Zitat, schwarze Witwe.

Allerdings wird weniger über Inhalte des Prozesses berichtet, sondern in erster Linie darüber, was für Klamotten Catherine vor Gericht trägt.

In langen Zeitungsberichten werden sämtliche Aspekte ihres Erscheinungsbildes analysiert, obwohl das letztendlich überhaupt gar nichts mit der Sache zu tun hat.

Da heißt es zum Beispiel, sie habe in ihrem seidigen Boudoir innerhalb ihrer Höhle der Ausschweifungen eine Schar sexhungriger Männer ins Bett gelockt, während sie zugleich den Mord an ihrem Ehemann plante.

Ob diese Art der Berichtserstattung auch passiert wäre, wenn Catherine ein Mann gewesen wäre?

Da ist es wohl die Frage.

Jedenfalls nimmt die Berichtserstattung so ein Ausmaß an, dass die Richterin ein Verbot verhängt.

Niemand darf sich zu Catharines Erscheinungsbild äußern.

Weder zu ihrer Frisur, noch zu ihrer Kleidung, ihrem Schmuck, der Farbe ihres Nagellacks und auch nicht zu ihrem Verhalten im Gerichtssaal.

All das führt dazu, dass der erste Prozess abgebrochen werden muss.

Vor allem muss dafür gesorgt werden, dass die Jury sich beraten kann, ohne gehört zu werden.

Im zweiten Anlauf geht zum Glück nichts mehr schief.

Über 170 Menschen aus Catherines Umfeld treten in den Zeugenstand und werden dort angehört.

Und natürlich auch Catherine selbst.

Sie gibt sich als trauernde Witwe, die es wirklich nicht leicht in ihrer Ehe hatte.

Tom habe ein Alkoholproblem gehabt und sich nach Feierabend immer Schnaps in sein Guinness gemischt.

Außerdem sei er in Wahrheit homosexuell, was die Ehe weiterhin belastet habe.

Ebenso wie Toms vermeintliche Kontakte zur IRA.

Aussage steht gegen Aussage, denn es gibt in diesem Fall ja weder forensische Beweise noch Augenzeugen.

Die Anklage stützt sich hauptsächlich auf die Aussagen der drei Männer, die Catherine zu dem Mord angestiftet haben soll.

Damit Catherine wegen Mordes für schuldig erklärt werden kann, ohne selbst geschossen zu haben, muss sie zunächst wegen Anstiftung zum Mord verurteilt werden.

Ohne dieses Urteil geht es nicht.

61 Tage dauert der Prozess.

Knapp 30 Stunden berät sich die Jury, aufgeteilt auf mehrere Tage.

Und schließlich steht das Urteil fest.

Die Richterin findet klare Worte, als sie es verkündet.

Catherine wird sowohl wegen der Anstiftung zum Mord in drei Fällen, als auch wegen Mordes an ihrem Ehemann für schuldig gesprochen.

Die Richterin betont, dass Catherine ihren Mann zweimal ermordet habe.

Einmal, als sie ihn habe umbringen lassen, und dann ein weiteres Mal, als sie vor Gericht versucht habe, seinen Ruf zu zerstören.

Catherine wird zu einer lebenslangen Haftstrafe für den Mord selbst und dreimal sieben Jahre wegen der Anstiftung zum Mord verurteilt.

Bei der Verkündung des Urteils bleibt sie ruhig und gefasst.

Dann nimmt sie ihren Ehering ab und gibt ihn ihrer Schwester, die ebenfalls im Gericht vor Ort ist.

Und das wiederum heißt, den Raubüberfall, den wir am Anfang dieser Folge geschildert haben, den hat es nie gegeben.

Es ist eine Inszenierung, eine Lüge von Catherine, nichts als Fantasie.

Bleibt aber noch eine Frage offen.

Wer war es denn nun, der letztendlich den Schuss auf Tom abgefeuert hat?

In einigen unserer Quellen heißt es, dass das nie herausgefunden werden konnte.

Wir haben allerdings einen Artikel in der Sunday Independent gefunden, vom September 2012, in dem ein Name genannt wird.

Es handelt sich um einen Mann aus Dublin namens Eugene, der auch wegen des Mordes an der investigativen Journalistin Veronica Guerin verdächtigt wurde.

Vielleicht erinnern sich einige von euch ja noch daran, dass wir ganz am Anfang der Folge über die Journalistin gesprochen haben, als es um die zeitliche Einordnung des Falls ging.

Die Ermordung der Journalistin hat das ganze Land ziemlich erschüttert und war noch lange in aller Munde.

In ihrer Arbeit hat Veronica Guerin sich auf organisierte Kriminalität in Irland spezialisiert und vermutlich wurde ihr Mord von einem Drogennetzwerk im Süden Dublins in Auftrag gegeben.

Am 26.

Juni 1996 wurde sie in ihrem Auto erschossen, während sie vor einer Ampel stand.

Der Täter saß auf einem Motorrad, hat das Fahrerfenster von außen eingeschlagen und dann das Feuer eröffnet.

Veronica hatte keine Chance.

Dieser Eugene soll der Schütze auf dem Motorrad gewesen sein.

Allerdings konnte das nie offiziell nachgewiesen werden.

Interessant ist aber vor allem, dass die beiden Mordfälle zeitlich nur gute drei Monate voneinander getrennt sind.

Tom wurde im März 96 ermordet und Veronica im Juni desselben Jahres.

Und in beiden Fällen soll Eugene die Person gewesen sein, die abgedrückt hat.

Den Hinweis, dass Eugene von Catherine mit dem Mord beauftragt wurde, entdeckt die Polizei erst über ein Jahr nach der Tat, als man schon genügend Beweise gesammelt hatte, um Catherine wegen des Mordes anzuklagen.

Natürlich prüft die Polizei, was es mit diesem Eugene auf sich hat.

Er soll wohl häufiger im Jax White's Inn zu Besuch gewesen sein.

So muss Catherine auf ihn aufmerksam geworden sein.

Eugene hatte wohl finanzielle Probleme und sich daher vermutlich auf Catherines Angebot eingelassen.

Kurz nach dem Mord an Tom ist er nach England geflohen.

Die Flucht ist ihm vermutlich nur deshalb gelungen, weil Catherine ihm die Zeit dazu verschafft hat.

Sie hat ja über zwei Stunden lang gewartet, bis sie die Polizei auf den Mord aufmerksam gemacht hat.

Eugene wurde nie als offiziell Verdächtiger im Ermittlungsverfahren rund um den Mord an Tom geführt.

Das hat mehrere Gründe.

Obwohl die Polizei von seiner Täterschaft überzeugt war, gab es nicht genügend Beweise, um eine Anklage juristisch durchzusetzen.

Außerdem hatte man bereits genug Beweise gegen die eigentliche Drahtzieherin gesammelt, um sie wegen des Mordes zur Rechenschaft zu ziehen.

Dazu kommt, dass sowieso schon ein Haftbefehl gegen Eugene vorlag, und zwar wegen verschiedener Vergehen, unter anderem wegen des Imports von Cannabis.

Er war zwar einige Monate auf der Flucht, doch bei seiner Rückkehr nach Irland im Mai 97 wurde er direkt festgenommen.

Ein Monat, nachdem Catherine wegen des Mordes an Tom festgenommen und angeklagt wurde.

Eugene ist 2009 im Gefängnis gestorben.

17 Jahre lang setzt Catherine ihre Haftstrafe ab, nach einer verlorenen Berufung und einem Antrag, ihre Verurteilung als Justizirrtum anerkennen zu lassen.

Eigentlich hätte sie noch viel länger im Gefängnis bleiben müssen, doch im Herbst 2017, da erhält sie vollkommen überraschend eine Diagnose, die alles verändert.

In ihrem Kopf wird nämlich ein Gehirntumor entdeckt.

Aller Voraussicht nach hat sie nur noch wenige Monate zu leben.

Ihr wird eine vorübergehende Freilassung gewährt, damit sie ihre letzten Tage in einem Hospiz verbringen kann und nicht im Gefängnis sterben muss.

Am 19.

Februar 2018 gibt ihr Körper schließlich den Kampf gegen den Krebs im Alter von 67 Jahren auf, nach weniger als fünf Monaten in Freiheit.

Das Jack Whites Inn gibt es übrigens auch heute noch, mit demselben Namen, der weißen Fassade, mit dem schräg geneigten Schieferdach und den Neonlichtern.

Der Pub und das dazugehörige Restaurant waren nach dem Mord für einige Zeit geschlossen.

Catherine hat alles verkauft, während sie auf ihren Prozess gewartet hat.

Heute wird der Pub mit vier Sternen auf Google Maps bewertet.

Tom hat kein Testament hinterlegt, deswegen hätte Catherine eigentlich alles geerbt.

Doch Toms Familie hat sich massiv dafür eingesetzt, dass sie keinen noch so winzigen Anteil von seinem Vermögen erhält.

Wir sprechen hier über wirklich viel Geld, denn umgerechnet sind die ganzen Immobilien plus die Lebensversicherung ungefähr 2,2 Millionen Euro wert, der Papp allein schon knapp 800.000 Euro.

Die vielen Mühen haben auch Erfolg.

Catherine wurde von dem Erbe ausgeschlossen.

Sie hat nicht, wie sie es geplant hatte, von dem Mord finanziell profitiert.

Zur großen Erleichterung von Toms Familie.

Natürlich kann das Tom nicht zurückbringen, aber es hat zumindest in einer gewissen Weise etwas von Gerechtigkeit.

Also alle Leute, die True Crime und auch diesen Podcast hier zum Einschlafen hören, Respekt, wenn ihr das bis hierhin geschafft habt, weil das Intro hat es ja heute in sich.

Also wirklich, wer das zum Einschlafen gehört hat.

Wie viele haben es denn bis hierhin geschafft?

Das würde mich ja mal interessieren.

Oder wer von euch musste zum Einschlafen dann ausschalten und hat es erst am nächsten Tag bei Tageslicht weiterhören können?

Also was ist das bitte für eine Horrorvorstellung?

Auch wenn wir jetzt wissen, dass das so nicht passiert ist.

Aber trotzdem haben wir mal über einen anderen Fall gesprochen.

Da wurde auch jemand im Schlaf überrascht von einer unbekannten Person.

Also was für eine absolute Horrorvorstellung.

Absolut.

Ich meine, das hatten wir auch schon häufiger, dass jemand im Schlaf wirklich auch erschossen wurde.

Oder ich erinnere mich zwar jetzt gerade nicht genau an den Fall, aber ich habe noch genau dieses Bild vor Augen, wo jemand auf dem Boden auf die Frau zugriecht.

Also das Bild werde ich so schnell auch nicht mehr los.

Nee, also ja, ich glaube, das ist einfach ein unvorstellbares Szenario.

Das hatten wir schon im Diskussionsteil der anderen Folge gesagt, dass man sich das doch gar nicht, das kann und will man sich auch nicht vorstellen, in seinem gut behüteten Bett eingekuschelt zu liegen, wo du so die Kontrolle über deinen Körper nach und nach abgibst, indem du in den Schlaf findest und dann ist da eine Person, die da nicht hingehört.

Also das, ja, das wollen wir uns gar nicht weiter vorstellen.

Deswegen, ja, lasst uns noch mal kurz zusammen über den Fall heute sprechen.

Ich finde das ja immer wieder bewundernswert, aber in einem negativen Bereich, wie jemand...

So hart davon ausgehen kann, dass er damit durchkommt, was er da geplant hat.

Oder sie in dem Fall.

Ja, und auch das, es gibt natürlich überhaupt gar kein Motiv, nichts, was das irgendwie rechtfertigt.

Aber ich finde Geld, Geld ist wirklich so, dass, nein, es gibt immer so viel bessere Wege.

Aber ich finde, ach, wirklich jetzt wegen Geld.

Also ja, wir haben am Ende jetzt auch nochmal drüber gesprochen, es war wirklich viel Geld.

Aber hätte eine Scheidung dann nicht auch irgendwie geholfen?

Ich meine, wir haben auch darüber gesprochen.

Beide wollten irgendwie nicht so richtig ihren Teil abgeben.

Aber sicherlich gäbe es da eine Lösung für.

Es ist schon hart, dass die auch über 20 Jahre ja miteinander verheiratet waren.

Das ist ja, also deren Love-Story ist ja ganz normal entstanden, würde ich jetzt mal behaupten.

Weil wir haben auch schon über andere Fälle gesprochen.

Da war das ja so, dass das von Anfang an so ein bisschen der Plan war.

Mit jemandem zusammenkommen, ein bisschen Zeit überstehen und dann wurde die Person ermordet, damit sich das Geld erschlichen werden konnte.

Gerade bei älteren Leuten haben wir ja kürzlich gerade drüber gesprochen.

Dass man so versucht hat, irgendwie an deren Erbe zu kommen.

Aber die hier, die waren über 20 Jahre verheiratet.

Das ist ja eine so krass lange Zeit.

Und also keine Zeit macht es irgendwie besser oder schlechter im Mordkontext.

Ihr versteht schon, was wir hier meinen und was wir nicht meinen.

Aber auch da, du hast mit dieser Person dein Leben geteilt und wegen Geld lässt du sie dann ermorden.

Also ja, das wirklich, ihr könnt es nicht sehen, aber wir schütteln hier mit dem Kopf und können es einfach nicht fassen, dass das hier einfach so oft ein Mordmotiv ist, Habgier, dass ja...

I don't get it.

Das ist genau das, was ich auch gerade meinte.

Also ich verstehe auch nicht, also ich versuche es mir so zu erklären, dass das Tom nicht mitbekommen hat, dass sie das plant.

Weil das war ja schon auch wirklich sehr, sehr viel, was sie da irgendwie versucht hat ständig.

Dass er das einfach nicht mitbekommen hat, habe ich mich erst wirklich gewundert.

Aber ich meine, wenn wir hören, wie zerrüttet die Beziehung zwischen den beiden war, dann werden die wahrscheinlich so nur auf der Arbeit zusammen Worte gewechselt haben.

Und das ist es.

Und dann kocht jeder sein eigenes Süppchen.

Und er hat nicht mitbekommen, dass die Suppe, die sie kocht, Eine tödliche Suppe ist, ja.

Oder auch die Affäre, die sie gefragt hat, so ey, kannst du mal meinen Ehemann abknallen, dafür kriegst du Geld und dann können wir zusammen sein.

Das aber auch, also gut, dass du das sagst, dass aber auch niemand von den anderen, die sie angesprochen hat, ihm vielleicht mal irgendwas sagen.

Ja, stimmt, Vorwarn.

Bro, du bist in Gefahr gerade, also das kann ich mir nachträglich auch immer noch nicht erklären, um ehrlich zu sein.

Stimmt, darüber habe ich gar nicht nachgedacht.

Aber vielleicht haben die Männer auch gedacht, die meint das gar nicht ernst.

Wir kennen die ja.

Das hat die jetzt so im Scherz gesagt.

Wer weiß, vielleicht hat sie es ja auch so ein bisschen scherzhaft versucht zu fragen.

Meinst du?

Überleg mal, ich will jetzt nicht sagen, stell dir vor, du hast eine Affäre.

Nein, das gar nicht.

Aber wenn du das jetzt zu jemandem sagst, dann, weiß ich nicht, vielleicht glauben die Leute dann ja auch, hä, ach komm, das meint der jetzt nicht so.

Vielleicht war das da ja auch.

Ich meine, wenn die eine Affäre hatten, dann hat der sicherlich eine andere Seite von ihr kennengelernt und hat dann gedacht, ja, das kann sie jetzt ja wohl nicht ernst meinen, dass ich ihren Mann umbringe.

Ha, ha, ha.

So, weißt du, also das kann ich mich vielleicht auch vorstellen, weil du hast ja keine Affäre mit einer Verrückten, oder?

Keine Affäre mit einer verrückten.

Okay, das ist ein krasser Satz auf jeden Fall.

Der hat mich gerade ein bisschen rausgehauen, um ehrlich zu sein.

Aber ich verstehe auf jeden Fall, was du meinst.

Aber trotzdem, sie hat ja wirklich energisch dieselben Personen immer wieder gefragt.

Ich finde es immer noch ein bisschen komisch, dass niemand von denen auf die Idee gekommen ist.

Wobei, vielleicht hat ja jemand sogar was gesagt und Tom hat es wiederum nicht geglaubt.

Kann auch sein, stimmt.

Weil sie waren ja wirklich ultralange zusammen und er dachte dann in dem Moment, also so schlimm kann es wirklich nicht sein.

Also keine Ahnung, falls es wirklich so gewesen ist.

Aber ich vermute.

Wenn jemand von denen das Tom gesteckt hätte, dann hätten wir es heute besprochen, denn dann hätten sie es wahrscheinlich in dem Prozess auch schon gesagt.

Stimmt, dass sie ihn vorgewandt hätten und er hätte es dann nicht für wahrhaben wollen.

Das kann sein.

Ja, und weil wir es leider nicht erfahren werden, ob man Tom etwas gesteckt hat oder eben nicht, brauchen wir an der Stelle ja auch gar nicht lange weiter darüber spekulieren.

Spekulieren und deswegen würde ich sagen, ist es Zeit, diese heutige Akte zu schließen und nächste Woche Dienstag aber natürlich wieder eine neue für euch zu öffnen.

Da würden wir uns sehr, sehr freuen, wenn ihr uns wieder zuhört und ja, wenn ihr uns vielleicht auch positiv bewerten könntet, wenn euch das hier gefällt, was wir für euch tun.

Darüber würden wir uns natürlich super, super doll freuen oder ja, euren Freunden, eurer Familie hier von diesem Podcast zu erzählen, wenn die sich für wahre Kriminalfälle interessieren und uns noch nicht kennen oder da einen kleinen True-Crime-Tipp brauchen.

Wir freuen uns auch darüber richtig, richtig doll.

Ansonsten würde ich sagen, hören wir uns einfach alle hier nächsten Dienstag wieder, überall, wo es Podcasts gibt.

Wir sind eure Hosts, Anne Lugmann und Patrick Strohbusch.

Redaktion, Silva Hanekamp und wir.

Schnitt, Anne Lugmann.

Intro und Trainer gesprochen von Pia Rohnersachse Producer Falko Schulte, Die schwarze Akte ist eine Produktion der Julep Studios.

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