Episode Transcript
Am 4.
Mai 2016 nimmt US-Präsident Barack Obama in einem vollgepackten Raum voller Journalistinnen und lokalen Politikern Platz.
Mit einem kleinen Scherz versucht er die Stimmung aufzulockern.
Und dann nimmt er einen Schluck aus einem Glas Wasser.
Den Humor von Obama hat die Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan bitter nötig.
Denn dass ein Politiker vor laufenden Kameras ein Glas Leitungswasser trinkt, wäre noch gut vor einem halben Jahr undenkbar gewesen.
Innerhalb von eineinhalb Jahren erkrankten unzählige Menschen, tausende von Kindern, nachdem sie das vergiftete Leitungswasser der Stadt getrunken haben.
14 Menschen sterben.
Dass all das an die Öffentlichkeit kam, ist einer Frau zu verdanken.
Leanne Walters.
Sie ist eine der ersten, die die gigantischen Ausmaße der Umweltkatastrophe erkennt.
Aber wie konnte es dazu kommen?
Und wer steckt dahinter?
Das ist Food Crimes.
Was schmeckt dahinter?
Mit Lili Temme und Florian Reza.
Flo, ich muss voll an diesen Film Aaron Brockovich denken.
Den habe ich nie gesehen.
Das ist eigentlich ein Klassiker, den man gesehen haben muss.
Ja, die einen sagen so, die anderen sagen so.
Auf jeden Fall eine fantastische Julia Roberts ist in dem Film zu sehen.
Und da geht es auch um vergiftetes Trinkwasser.
Ah, vielleicht ist das eine ähnliche Geschichte.
Es basiert auch auf einer echten Geschichte, oder?
Das weiß ich natürlich jetzt nicht, aber vielleicht ist deine Geschichte der Ursprung von Aaron Brockovichs Film gewesen.
Nee, ich glaube nicht, weil Aaron Brockovich ist es nicht aus den frühen 2000ern oder 90ern.
Ja.
Also meine Geschichte in dieser Woche spielt ja in den 10er Jahren, Mitte der 10er Jahre.
Ich setze im Grunde meine Michigan-Reihe fort, in diesem Fall, nachdem wir schon vor zwei Wochen in Michigan waren für den Pets Outlaw oder Pess.
Da gab es ja auch einige Kommentare, die gesagt haben, du kannst das gerne noch so oft PES aussprechen, wie du möchtest.
Das heißt hier PETS, weil wir sind ja immer noch in Deutschland oder Österreich, besser gesagt, wo PETS ja eigentlich herkommt.
Aber je nachdem, wie man es ausspricht, es war eine tolle Geschichte.
Es war eine fantastische Geschichte.
Und Michigan ist ein fantastischer Bundesstaat, ein sehr schöner zumindest.
So, so nämlich.
Deswegen dachte ich mir, bleiben wir auch dort.
Nee, ich habe diese Geschichte oder dieses Thema schon länger auf dem Zettel.
Und ich habe es jetzt endlich mal geschafft, mich da reinzuarbeiten, weil es einfach, wirklich relativ kompliziert ist, aber ich es, ohne mir jetzt auf die Schulter klopfen zu natürlich diese Woche auch wieder geschafft habe, das für euch gut runterzubrechen.
Ich finde, jetzt wäre es Zeit, dir mal auf die Schulter zu klopfen.
Man kann sich auch mal selber ein bisschen auf die Schulter klopfen.
Nach über 40 Folgen können wir das auch mal machen hier.
Hast du von dieser Katastrophe schon mal was gehört?
Natürlich nicht.
Ja, weil es war ja schon, es ging ja schon durch die Medien, wie man sagt damals.
Und ich finde das Thema vor allem deswegen auch so spannend, weil Leitungswasser, das nimmt man irgendwie so hin.
Das ist irgendwie immer da, das ist immer sauber, aber dass es halt so eine Katastrophe gab, wo das Leitungswasser wirklich tausende von Menschen krank gemacht hat und am Ende auch einige Leute gestorben sind, das kommt zum Glück nicht so oft vor, aber, denkst du oft an dein Leitungswasser?
Also denkst du oft darüber nach, was da aus dem Wasserhahn kommt?
Nee, weil wir ja in Deutschland in einer ziemlich, privilegierten und sicheren Situationen sind, in der wir uns darüber auch eigentlich keine Gedanken machen müssen.
Also ich schmecke schon Unterschiede, da wo ich herkomme, aus der Nähe von Köln, falls das noch Leute nicht wissen.
Da schmeckt das Leitungswasser hervorragend.
Es ist auch nicht so kalkig wie zum Beispiel hier in Berlin, aber ich trinke auch hier Leitungswasser noch und nöcher.
Und wäre nämlich in einer sehr sicheren Situation.
Aber es geht natürlich vielen Leuten auf der Welt ganz anders.
Ja, man muss dazu sagen, auch in Flint war das Leitungswasser lange sehr gut, bis es dann eines Tages nicht mehr so gut war.
Dazu kommen wir ja gleich.
Ja, ich möchte noch kurz nachschieben, das Berliner Leitungswasser ist wirklich, also natürlich ist es sicher, ja, aber es schmeckt, als hätte da jemand reingefurzt und dann hätte man das drei Monate in so einem Holzfass vor sich hin wabern.
Es ist so ekelhaft, das ist, naja, egal, aber das soll nicht unser Thema sein.
Wollen wir heute mal ein bisschen, wie soll man sagen, ist es subversiv, wenn man das macht?
Wenn man jetzt den Foodcrime, der eigentlich am Ende einer jeden Folge kommt, den wir heute einfach mal nach vorne stellen und der von uns beiden kommt und wir einfach jetzt mal feststellen, das Berliner Leitungswasser, das ist nichts.
Nee, das Berliner Leitungswasser gehört verboten.
Also gehört verboten oder einfach mal, ich weiß nicht, was man da machen kann.
So tief bin ich leider nicht eingestiegen in die Wasseraufbereitungstheorie, was man da machen kann, dass das Berliner Leitungswasser mal so ein bisschen frischer, mal so ein bisschen knackiger, ein bisschen crisper schmeckt, weißt du?
Das würde ich mir wünschen für das nächste Jahr.
Ja, das würden wir uns alle wünschen.
Petition unterschreiben jetzt.
Bitte meldet euch bei Florian Reza privat.
Die Handynummer blenden wir hier unten ein.
Die haben die meisten eh.
Die haben die meisten.
Weißt du, was ich mich auch gerade gefragt habe, Flo?
Ja.
Wenn du sagst, es haben sich Menschen am Leitungswasser vergiftet, beziehungsweise sind erkrankt und dann auch gestorben.
Den Ursprung der Quelle, den muss man ja erst mal finden, ne?
Ja, den wusste man schon.
Ich bin voll gespannt auf die Geschichte.
Ach, den wusste man.
Den wusste man dann irgendwann, ja.
Ich bin gespannt auf die Geschichte, weil ich mich gerade gefragt habe, wie lange das gedauert hat, bis man wusste, wo das Problem war.
Spann uns nicht länger auf die Folter.
Nee, genau.
Bevor es losgeht noch der Hinweis.
Ihr habt ja am Anfang Obama gehört.
Ihr könnt Obama auch sehen und zwar, wenn ihr jetzt in die ZDF Mediathek geht oder auf YouTube bei ZDF Besseresser euch einmal reinklickt.
Dort gibt es nämlich den Podcast als Videopodcast.
Dort seht ihr dann alle Bilder, das Video und vor allem uns.
Ich sitze hier in meiner neuen Wohnung.
Es ist Umzugscore, würde ich es nennen.
Also es ist noch ein bisschen bare bones, aber auch das könnt ihr im Videopodcast sehen.
Ansonsten abonniert gerne bei Instagram, bei wasschmecktdahinter, auch da gibt es alle Bilder, abonniert bei Spotify, Apple Podcast, wo immer ihr das hört.
Das ist jetzt einmal das Technische und ich würde sagen, es geht los und ich habe ja schon angedeutet, es waren sehr viele Menschen von der Katastrophe betroffen und eine von ihnen ist Leanne Walters.
Dass irgendwas mit ihrem Wasser nicht stimmte, das ahnte Leanne Walters schon im Jahr 2014.
Die medizinische Fachangestellte machte sich Sorgen darüber, dass ihre dreijährigen Zwillinge immer wieder Hautausschläge bekamen und ihrer Tochter die Haare in dicken Büscheln ausfielen.
Noch schlimmer wurde es, als ihr ältester Sohn eines Tages nur noch schwammig sehen konnte.
Die Ärzte stellten daraufhin zwar fest, dass seine Niere vergrößert war, aber eine Erklärung, wie das passieren konnte, hatten sie nicht.
Aber die brauchte Leigh Ann Walters bald auch nicht mehr.
Als im Herbst 2014 das Wasser aus ihrem Wasserhahn braun wird, ist ihr das Erklärung genug.
Die Stadt spricht zwar davon, dass das normal ist, wenn das Wassernetz für den Winter fit gemacht wird, aber Leigh Ann Walters glaubt das schon lange nicht mehr.
Sie möchte nicht länger warten und begibt sich auf die Suche nach Antworten.
Sie kontaktiert Mark Edwards, einen Professor für Wasseraufbereitung von der Virginia Tech University.
Zusammen mit ihm beginnt sie in der Nachbarschaft, Wasserproben zu sammeln.
Wochenlang arbeitet sie bis tief in die Nacht, füllt Flaschen, schickt sie an Professor Edwards.
100 Stunden pro Woche kommen so locker zusammen, bis sie endlich über 800 Proben gesammelt hat und sehnsüchtig auf die Testergebnisse wartet.
Leon Waters opfert sich für diese Aufgabe auf, getragen von der Liebe zu ihren Kindern.
Denn sie weiß auch, von der chronisch unterfinanzierten Stadt Flint ist keine Hilfe zu erwarten.
Und von Leanne Waters und Mark Edwards habe ich natürlich ein Foto, das du die beiden schon mal siehst.
Okay, also wir befinden uns in einem Gerichtssaal.
Das hat mein scharfer Verstand gerade festgestellt.
Und Leanne hält ein Papier in der Hand und scheint gerade zu sprechen.
Und der Herr neben ihr, der spinkst auf ihren Zettel und.
Die, ja, alle anderen scheinen ihr auch zuzuhören.
Also okay, wir befinden uns offensichtlich in einem Prozess.
Welchen Eindruck machen die beiden auf dich?
Sie schaut auf, Besorgt, zu Recht auch, wenn man weiß, was sie bis jetzt alles erlebt hat, weil sie so die Stirn runzelt und sie sieht aber auch entschlossen aus und zielstrebig und selbstbewusst und der Mann neben ihr sitzt ein bisschen mit hängenden Schultern da und sieht ein bisschen zurückgenommener aus, sage ich mal.
Aber sie sieht aus wie eine, man würde sagen, eine patente junge Frau.
Also jung im Sinne von, wie alt scheint sie zu sein?
Vielleicht Ende 30?
Ja, genau, so würde ich sie auch einschätzen.
Ja, ich glaube, der Professor, der ist da ein bisschen zurückhaltend, weil natürlich sie als Betroffene bei dieser Anhörung, glaube ich, den Raum bekommen sollte.
Warum hat sie sich an ihn gewandt?
Das habe ich nicht so richtig rausbekommen, aber wahrscheinlich war das jemand, der sich eben mit Wasseraufbereitungen, Wassertests sehr gut auskannte, weil die Virginia Tech University ist ja jetzt nicht direkt in der Nähe von Flint.
Keine Ahnung, wie sie auf ihn gekommen ist, aber wahrscheinlich ist das so in dem Bereich einer, der für Kompetenz steht und der vielleicht auch mit ihr da zusammenarbeiten wollte.
Ich habe ja gerade schon gesagt, sie sammelt Wasser und vor allem sammelt braunes Wasser und auch davon gibt es ein Bild.
Da siehst du sie nochmal etwas unscharf, aber du siehst vor allem das Wasser, was sie gesammelt hat.
Ja, ich habe es befürchtet.
Ja.
Das sieht aus wie ungesunder Morgenurin.
Ja.
Beides.
Ja, nee, das ist ja wirklich eklig.
Also wenn ich mir vorstelle, dass das Leitungswasser ist, dann kann ich kaum glauben.
Links die Flasche ist ja wirklich sehr braun und rechts die ist gelblich.
Sieht beides ungenießbar aus.
Ja, wir werden noch dazu kommen, warum das so braun aussieht.
Aber ich meine, wenn das aus der Dusche kommt oder aus dem Wasserhahn, also ich meine, damit möchte man ja nicht mal mehr duschen.
Weil wenn das Leitungswasser irgendwie vergiftet oder wenn da was drin ist, was man nicht sieht, das ist ja schon perfide genug.
Aber da stellt man sich ja nicht mal drunter, abgeschweige denn, dass man das trinkt.
Und sie kann aber ja nicht die Einzige gewesen sein, die da auf die Barrikaden geht, oder?
Und sich da gerade für einsetzt, dass da was passiert?
Also wir sind jetzt im Herbst 2014 und das ist noch relativ am Anfang dieser ganzen Katastrophe und natürlich wird in der Nachbarschaft gesprochen.
Es gibt viele Leute, die Probleme haben.
Das ist eine Geschichte, die ich rausgelassen habe.
Es gibt auch Leute, die bei ihr in der Straße wohnen, die das Wasser ihren Katzen geben und die auch erkranken.
Also jeder hat irgendwie so eine Geschichte und hat irgendwie das Gefühl, hier stimmt irgendwas nicht.
Aber sie ist die, die jetzt wirklich anfängt, systematisch Wasser zu sammeln, das eben mit dem Professor zu testen, um irgendwie eine Antwort zu finden auf das, was da passiert.
Weil eine offizielle Erklärung gibt es zu dem Zeitpunkt nicht.
Und um das ganze Drama zu verstehen, was sich jetzt hier so nach und nach abspielt in Flint im Jahr 2014, müssen wir einmal einen Blick in die Geschichte der Stadt werfen, weil die ist wichtig, um diesen Fall zu verstehen.
Flint wird 1855 gegründet.
Die Stadt, die rund 100 Kilometer nordwestlich von Detroit liegt, entwickelt sich früh zu einer pulsierenden Stadt am Flint River.
Schon seit dem frühen 19.
Jahrhundert war der Fluss die Lebensader der Region.
Über ihn gelangten Pelze und Holz aus dem Norden Michigans in den Süden.
Aus dem Holz baute man hier erst Kutschen und als die Pferde verschwanden, Automobile.
1903 wurde in Flint die Marke Buick gegründet, die bis heute ein Teil von General Motors ist.
Auch wenn die Autoindustrie in der Region vorrangig mit Detroit verbunden wird, spielt Flint eine ebenso bedeutende Rolle.
Bis in die 1970er Jahre florierte hier die Produktion.
Doch die Ölkrise in den 70er Jahren und die Verlagerung von Arbeitsplätzen führte zum Niedergang der Industrie.
Die Bevölkerung halbierte sich und die, die es sich leisten konnten, zogen weg.
In den 2010er Jahren war Flint zu einer armen Stadt geworden.
Die Arbeitslosigkeit lag bei 23,2%.
41% lebten unter der Armutsgrenze.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung war schwarz.
Das Interesse von politischer Seite nahm ebenfalls immer weiter ab.
Flint blieb chronisch unterfinanziert.
Die Autoindustrie, die bis in die 1970er Jahre das Leben der Stadt prägte, spielt auch mit Blick auf die Wasserversorgung eine nicht ganz unwichtige Rolle.
Das Rohrsystem der Stadt wurde 1883 ursprünglich als privates Projekt gestartet.
1903 kaufte es die Stadt und versorgte durch diese Rohre die Haushalte mit dem Wasser aus dem Flint River.
Das sollte sich 1965 ändern, denn die rapide wachsende Bevölkerung und die zunehmende Verschmutzung durch die Autofabriken machten den Fluss als Trinkwasserquelle unbenutzbar.
Man entschied sich also, das Wassersystem von Detroit mitzunutzen und schloss einen 35-jährigen Vertrag mit der Stadt im Süden ab.
Jetzt kam das Wasser, wie in Detroit, aus dem Lake Euron, einer der großen Süßwasserseen im Norden der USA.
Die alte Wasseraufbereitungsanlage in Flint wurde in all diesen Jahren nur notdürftig instand gehalten.
Warum sollte man auch mehr Ressourcen verschwenden?
Es lief doch gut.
Bis das Jahr 2008 kam und die Weltwirtschaftskrise Michigan besonders hart traf.
Die Autoindustrie kollabierte und als Sinnbild des Niedergangs meldete die Stadt Detroit am 18.
Juli 2013 Insolvenz an.
Eine Entscheidung, die in Detroit eine einzige Person traf.
Kevin Orr, der Emergency Manager der Stadt Detroit.
Und ich weiß, ihr fragt euch jetzt sicherlich, Detroit, Insolvenz, Emergency Manager, was hat das alles mit dem Wasser in Flint zu tun?
Und ich muss euch sagen, leider eine ganze Menge.
Denn die sogenannten Emergency Manager, die spielen bei der Entwicklung der Katastrophe in Flint eine ziemlich große Rolle.
Emergency Manager gibt es in dieser Form nur so in Michigan in den USA.
Es ist einfach gesagt eine Person, die vom Governor des Bundesstaats Michigan eingesetzt wird, also sozusagen vom Ministerpräsidenten und alleine über die finanziellen Fragen einer Stadt oder Gemeinde entscheiden darf.
Er oder sie ist also so eine Art Peter Zwegert für Städte, könnte man sagen.
Der Vorteil liegt auf der Hand, da so sehr schnell oft harte Entscheidungen getroffen werden können.
Doch die Nachteile sind ebenso offensichtlich.
Die Emergency Manager sind keine gewählten Volksvertreter.
Sie haben quasi unbegrenzte Macht und müssen sich nur vor dem Governor rechtfertigen, nicht vor dem Stadtrat.
Auch Flint, die chronisch arme Stadt, stand seit 2011 unter der Leitung eines Emergency Managers.
Im Jahr 2013 war das Ed Kurtz, der vom damaligen Governor Rick Snyder eingesetzt wurde.
Und ihr könnt jetzt vielleicht ahnen, worauf es Ed Kurtz abgesehen hatte.
Denn in seiner Analyse, wo die Stadt Flint Geld sparen kann, kommt er irgendwann auf den Wasservertrag, den die Stadt mit Detroit abgeschlossen hatte.
Dieser war ihm ein Dorn im Auge, da die Kosten in den letzten Jahren immer weiter angestiegen sind.
Im Durchschnitt um die 6,2 Prozent pro Jahr.
Das Argument von Detroit für diesen Anstieg war, dass man viel Geld in den Korrosionsschutz steckte.
Aber für Ed Kurtz zählte nur, dass es zu teuer war.
Am 16.
April 2013 entschied das Stadtparlament von Flint in einer quasi symbolischen Abstimmung, den seit 48 Jahren laufenden Vertrag zu kündigen.
Symbolisch, weil die Entscheidung vorher ja durch Ed Kurtz getroffen wurde.
In Flint wollte man eine eigene Trinkwasserleitung zum Lake Huron legen.
Bis dahin sollte das Wasser der Stadt erstmal wieder aus dem Flint River kommen.
Eine verhängnisvolle Entscheidung.
Das sind einmal die Hintergründe.
Ja, ich finde es total spannend, dass das eine einzige Person sein kann, die da die Entscheidungsgewalt hat.
Ja.
Und du hast ja gerade gesagt, dass der Fluss eigentlich überhaupt nicht mehr als Trinkwasserquelle benutzbar war.
Und wenn die die ganze Zeit den Vertrag mit Detroit hatten, wird dir wohl auch wahrscheinlich nicht so viel unternommen worden sein, dass man ihn wieder als Trinkwasserquelle nutzen konnte.
Ja, ich meine, die Autoindustrie ist zurückgegangen in Flint.
Ich meine, ich habe ja gesagt, die Einwohnerzahl hat sich gut halbiert seit den 70er Jahren.
Die Fabriken waren nicht mehr so zahlreich.
Und wir werden auch gleich dazu kommen, es gab natürlich auch Tests, die man gemacht hat.
Also man hat jetzt nicht einfach gesagt, wird schon alles gut gehen, sondern man hat gewisse Tests durchgeführt.
Aber ja, und eben vor dem Hintergrund, dass man jetzt diese eigene Wasserversorgung aufbauen wollte, die noch nicht da war, die man aber gleichzeitig in Auftrag gegeben hat.
Ja, ich habe noch eine Frage.
Hast du Zahlen, wie viel Geld die Stadt Flint an Detroit bezahlt hat für diesen Vertrag?
Also, dass man sich ungefähr vorstellen kann, wie teuer das war.
Weil ich je länger ich darüber nachdenke, schon auch denke, okay, der Stadt geht es finanziell schlecht.
Es ist ja total naheliegend, dass man überlegt, wo könnte man Geld sparen?
Und vielleicht ist es auch ein Schritt in die richtige Richtung zu sagen, hey, wir wollen nicht mehr weiterhin abhängig von Detroit sein, sondern auf eigenen Beinen stehen, was die Wasserversorgung angeht.
Das kann man auch nachvollziehen.
Das waren so zwischen 10 und 15 Millionen Dollar im Jahr.
Also natürlich schon eine Summe für eine Stadt mit knapp 60, 70.000 Einwohnern.
Weiß nicht, fühlt sich das jetzt erstmal nicht viel an.
Aber wie gesagt, es ist eine Stadt, die eigentlich gar kein Geld mehr hat, weil einfach jegliche Industrie weggezogen ist.
Und in den USA haben ja ganz viele Gemeinden vor allem so als Haupteinkommensquelle eben Einkommenssteuer und Grundsteuer.
Und wenn du Gebäude hast, die eigentlich nichts wert sind, weil es da keine Industrie gibt und Leute wegziehen, dann hast du geringere Steuereinnahmen.
Also wie gesagt, die Stadt war einfach arm.
Klar, dann braucht man jede Million, die man noch irgendwo einsparen kann.
Ja, ich habe von Ed Kurtz auch noch ein Foto dabei, dass du ihn einmal gesehen hast.
Ohne ihn und wir kommen später noch drauf zurück.
Es geht auch nicht darum, ihn jetzt hier an die Wand zu stellen und zu sagen, er ist der, der das Ganze verbrochen hat.
Der Fall ist leider etwas komplizierter.
Ich möchte aber trotzdem, dass du ihn einmal gesehen hast, wer Ed Kurtz war.
Ja, wir sehen einen Mann im Anzug, der sieht sehr quadratisch aus, wenn man das anhand dieses Bildausschnitts sagen kann.
Und ja, er sieht besorgt aus.
Also ich weiß nicht, wo er sitzt, vielleicht auch vor Gericht oder in einer Pressekonferenz oder so.
Auf jeden Fall redet er mit Leuten, trägt einen Anzug, hinter ihm ist so ein Vorhang zu sehen und er sieht so aus, als würde er sich gerade in einer unangenehmen Frage stellen.
Ja.
Und ich finde, er sieht wirklich aus wie ein absolut durchschnittlicher Politiker.
Also wenn das jetzt der SPD-Ortsvorsteher in Bottrop wäre, würde ich sagen, passt.
Das ist ja, ja.
Ja, hast du recht.
Das ist Ed Kurtz, genau.
Und Ed Kurtz ist für ein halbes Jahr Emergency Manager in Flint.
Also die werden auch regelmäßig durchgewechselt, weil du gerade schon meintest, wie kann das sein?
Und in diesem halben Jahr hat er diese Entscheidung getroffen, dann ist diese Katastrophe passiert.
Genau.
Und wie gesagt, diese Rolle oder diese Position gibt es auch nur so in Michigan.
Und die wurde vor allem eben im Zuge der Weltwirtschaftskrise angewandt.
Also du kannst Städte, Gemeinden, du kannst auch Schulen etc.
Sozusagen alles kann unter solche Emergency Manager gestellt werden.
Das ist ein anderer Podcast darüber zu sprechen, wie sinnvoll das ist.
Aber die gab es auf jeden Fall zu diesem Zeitpunkt.
Und jetzt ist es ja so, also man hat nicht einfach wieder das Wasser angestellt und aus dem Flint River genommen, das hatte ich ja gerade schon mal angedeutet und hat dann irgendwie gehofft, dass alles gut geht, sondern man hat natürlich Tests gemacht, man hat das Ganze überwacht und es gibt auch eine Behörde, von der ich jetzt oft sprechen werde, die in dem Fall sehr involviert ist und auch eine wichtige Rolle spielen wird.
Und zwar ist es das Umweltministerium von Michigan.
Das war für die Überwachung verantwortlich.
Und wenn ich jetzt in Zukunft vom Umweltministerium spreche, dann meine ich immer das von Michigan, nicht das der USA.
Das Wasser aus dem Flint River für die Wasserversorgung der Stadt zu nutzen, war nicht die beste Idee.
Das war auch einigen Leuten im Umweltministerium bewusst.
Am 26.
März 2013, also noch bevor Ed Kürz die Entscheidung trifft, den Vertrag zu kündigen, schreibt ein Mitarbeiter an Dan Wyand, den Direktor des Umweltministeriums.
In seiner Mail warnt er vor den möglichen Gesundheitsrisiken, die das Wasser aus dem Flint River mit sich bringen kann.
Doch diese Warnung verpufft.
Aber was heißt eigentlich Gesundheitsrisiken?
Was ist das Problem mit dem Wasser aus dem Fluss?
Hast du eine Idee?
Weil das steht ja jetzt gerade im Raum, sozusagen, auch was ist da bei Leon Walters aus dem Wasserhahn gekommen, was war in den Flaschen?
Hast du da eine Idee, worum es da gehen könnte?
Also wenn das immer noch was mit der ehemaligen Autoindustrie zu tun haben könnte, oder ist das ausgeschlossen, weil die schon so lange nicht mehr aktiv ist?
Nee, das ist erstmal ausgeschlossen.
Okay, das ist ausgeschlossen.
Ich könnte mir vorstellen, das ist was mit alten Leitungen zu tun hat, aus denen vielleicht, ich weiß nicht, bei der braunen Farbe denke ich an Rost.
Ähm.
Aber die, und aus dem Fluss, was könnte denn da so, was könnte denn da sein?
Irgendwelche Fäkalien auch?
Keine Ahnung, Flo, weiß ich nicht.
Ja, also, ja, es ist eine Kombination aus vielen Sachen und da war schon einiges Schönes dabei.
Oder auch nichts Schönes.
Ihhh.
Ja, denn bevor Wasser zu Trinkwasser wird, muss es aufbereitet werden.
Das ist uns, glaube ich, allen bewusst.
Es wird gereinigt und mit chemischen Stoffen so versetzt, dass es weder besonders basisch noch besonders sauer ist.
Beide Zustände sind weder gut für den menschlichen Körper noch für das Rohrsystem.
Werden heute neue Wasserrohre verlegt, setzt man meist auf Kunststoffrohre.
Doch nach wie vor befinden sich in einigen Wassersystemen Kupfer- und Bleirohre.
In Deutschland sind davon nach Schätzungen des Bundesumweltamts noch gut 38.000 Gebäude betroffen, also gut 0,2%.
In Flint war der Anteil im März 2014 deutlich höher.
Schätzungen gehen von 30 bis 50% aus, die Kupfer- und Bleirohre haben.
Nun ist es so, das Problem mit den Kupfer- und Bleirohren war auch 2014 schon bekannt.
Die EPA, also die amerikanische Bundesumweltbehörde, hatte daher 1991 eine Vorschrift eingeführt, die den Bundesstaaten und Städten vorschrieb, das Wasser durchgehend zu kontrollieren und gegenzusteuern, wenn der Bleigehalt auch nur geringfügig über die Grenze von 15 Mikrogramm pro Liter kam.
Sollte das passieren, konnte man mit sogenannten Orthophosphaten gegensteuern.
Die verhinderten die Korrosion der Rohre und damit die Freisetzung des Bleis.
Das waren jetzt viele Zahlen und Begriffe.
Wir kommen immer mal wieder darauf zurück.
Also das müsst ihr euch jetzt nicht alles merken.
Im Umweltministerium für Michigan kennt man diese Vorschrift natürlich.
Aber anstatt die Tests proaktiv anzugehen und das Wasser richtig einzustellen, lautet die Devise, schauen wir mal, was wird.
All das passiert im Jahr 2014 natürlich vor dem Hintergrund der Sparmaßnahmen des Emergency Managers.
Die Orthophosphate kosten Geld und das will man erstmal nicht ausgeben.
Eine genaue Zahl konnte ich jetzt nicht finden, aber ein Anwalt, der an der Aufarbeitung des Falls beteiligt war, hat mir gesagt, dass es ungefähr um einen Betrag von 100.000 bis 150.000 Dollar pro Jahr ging.
Also nicht viel.
Bevor man dieses Geld jetzt aber ausgibt, will das Umweltministerium erst einmal ein paar Tests durchführen.
Zweimal sechs Monate will man sich das Wasser anschauen.
Am 1.
Juli 2014, also gut zwei Wochen bevor Mario Götze ihn macht, beginnt man in Michigan mit den Tests.
Doch dass etwas mit dem Wasser nicht stimmt, weiß man in Flint schon bald auch ohne Tests.
Schon im August 2014 wird ein erhöhter Wert von E.
coli-Bakterien gemessen.
Der Bevölkerung wird daraufhin empfohlen, das Wasser abzukochen.
Im Oktober 2014 stellt das Gesundheitsamt von Flint fest, dass das Wasser stark mit Legionellen belastet ist.
Und zur gleichen Zeit kündigt General Motors an, kein Wasser aus dem Flint River für seine Mutterfabrik zu verwenden.
Man hat festgestellt, dass das Metall sehr schnell anfängt zu rosten, wenn man das Wasser aus dem Fluss benutzt.
Die Fabrik wechselt selbstständig zurück zur Wasserversorgung aus Detroit.
Und das fand ich schon krass.
Also das war ein paar Monate, nachdem die das Wasser umgestellt haben.
Also die haben im Frühjahr 2013 beschlossen, wir steigen aus.
Und dann erst nach einem Jahr, also im Frühjahr 2014, hat man die Wasserversorgung dann umgestellt.
Hatte ein Jahr Kündigungsfrist.
Genau, also General Motors hat jetzt eigenständig gewechselt und seine Wasserversorgung umgestellt.
Für die Stadt Flint ist das keine Option.
Denn auch wenn sich verschiedene Berater des Governors für einen Wechsel stark machen, entscheidet der neue Emergency Manager von Flint, Darnell Early, das ist zu teuer.
Wir können das alles selber lösen.
Und außerdem, die Testergebnisse nach den ersten sechs Monaten zeigen, von 100 Proben liegen nur zwei über dem Bleigrenzwert.
Grenzwertig sind gut 10 Prozent, man muss jetzt zwar etwas Korrosionskontrolle betreiben, also Orthophosphate zusetzen, aber nichts Dramatisches, denkt man sich.
Denn ab diesem Punkt nimmt das Drama in Flint seinen Lauf.
Die erste verhängnisvolle Entscheidung trifft das Umweltministerium unter der Leitung von Dan Wyand.
Er gibt die Aufgabe der Korrosionskontrolle nicht an das Wasserwerk in Flint weiter.
Und von Dan Wyand habe ich dir auch ein Bild mitgebracht.
Sondern an wen gibt er das denn weiter?
An einen Kumpel oder was?
Es wird einfach nicht weitergegeben.
Es wird einfach entschieden, macht man jetzt erst mal nicht.
Und ich erkläre dir gleich noch zwei, drei Sachen sozusagen zu den Verantwortlichkeiten.
Du kannst dir einmal kurz beschreiben, wenn du siehst bei Dan Wyant oder in Dan Wyant.
Ja, ich finde, das könnte der nächste Borddropper-Kommunalpolitiker sein.
Aber für die FDP.
Look-Igel-Frisur, randlose Brille, blaue Krawatte.
Auch er scheint sich hier gerade irgendwie zu erklären oder zu diskutieren.
Also er hat den Mund aufgerissen und gestikuliert.
Und auch er sieht etwas angestrengt aus.
Ja, ein bisschen gestresst der Herr, ne?
Und ich merke, viele Fehlentscheidungen wurden hier getroffen.
Ja.
Und ich habe ja gerade schon angedeutet, ich habe mit einem Anwalt gesprochen, der an dem Fall beteiligt war, der mir...
Wow.
Ja.
Armado, bist ja ein richtiger Journalist.
Ich bin ein richtiger Journalist, ja.
Zwei Anrufe in der Familie und zack, hatte ich jemand.
Und der meinte, also das ist jetzt seine persönliche Einschätzung, deswegen werde ich jetzt, Das werde ich ihn nicht mit Namen nennen, weil das ist sozusagen bloß so seine Hintergrundeinschätzung gewesen, dass in diesem ganzen Fall einfach sehr viele Bürokraten am Werk waren, die einfach, die ihren Job nur auf Anweisung und Befehl gemacht haben, die es nicht eigenständig sich eingesetzt haben, Entscheidungen getroffen haben, vielleicht vorangegangen sind, sondern das Ganze einfach ein bisschen sehr technokratisch betrachtet wurde.
Dazu kam, dass eben jetzt diese Werte aus den ersten sechs Monaten verhältnismäßig niedrig waren.
Also es war jetzt nichts super alarmierendes.
Es war eigentlich genug, dass man eben diese Korrosionskontrolle hätte betreiben müssen, aber es war jetzt nicht...
Ja, es waren jetzt nicht komplett außergewöhnliche Werte.
Und dann kam auch dazu, dass in diesem ganzen Kontext mit den Emergency Manager einfach viele Leute so ein bisschen den Boss zufriedenstellen wollten.
Und niemand wollte dann dafür verantwortlich sein, dass jetzt dieses Geld ausgegeben wurde, dass man diese Entscheidung trifft.
Und das ist vielleicht schon so ein erster Ausblick auf das, was passiert oder wie sich dieser ganze Fall entwickelt.
Und niemand wollte irgendwie eine Entscheidung treffen.
Stelle ich mir für die Aufarbeitung auch sehr kompliziert vor.
Ja.
Wenn man merkt, es ist so ein strukturelles Problem und eigentlich wollte jeder nur seinen Job machen.
Ja, da kommen wir dann am Ende natürlich noch dazu, was die Aufbereitung war, wer am Ende verurteilt wurde und wie das Ganze ausgegangen ist.
Wir kommen zurück zu Leanne Walters, unsere Frau mit den dreckigen Wasserflaschen.
Anfang 2015 erhält Leon Walters die Ergebnisse ihrer über 800 Proben.
Im Vergleich zu den offiziellen Zahlen der Stadt sagen diese aber etwas ganz anderes aus.
Die durchschnittliche Bleibelastung liegt bei 104 Mikrogramm pro Liter und damit weit über dem Grenzwert von 15 Mikrogramm pro Liter.
Leon Walters hat nun endlich eine Erklärung für die unzähligen Krankheiten, an denen ihre Kinder litten.
Denn Blei ist insbesondere für Kinder hochgefährlich.
Das Nervengift lagert sich im Körper an und stört so die biochemischen Prozesse.
Das perfide an einer Bleivergiftung ist, dass der Stoff die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und sich so auch im Gehirn anreichert.
Die Entwicklung des Hirns wird so verlangsamt.
Die Effekte dieser Vergiftung sind nicht rückgängig zu machen.
Es ist eine erschütternde Information, die Leanne Walters bekommt.
Mit diesen Zahlen wird sie aber nun hoffentlich etwas ändern können.
Ich weiß nicht, ob dir so Bleivergiftungen so bewusst waren, aber ich fand das wirklich ganz schlimm, als ich das gelesen habe, dass Bleivergiftungen einfach nicht rückgängig zu machen sind oder nur mit sehr, sehr langen, aufwändigen Verfahren.
Das ist jetzt der erste Teil, was das Wasser so giftig und so gefährlich gemacht hat.
Boah, das ist schrecklich.
Kurz auf Topic, ist Blei nicht auch früher in so Thermometern drin gewesen?
Das war, glaube ich, Quecksilber, oder?
Ach, das war Quecksilber.
Wie gesagt, Leon Waters macht sich jetzt Hoffnung, mit diesen Werten was verändern zu können.
Doch im Umweltministerium möchte man von den Werten nichts wissen.
Man verweist darauf, dass die eigenen Tests im letzten Jahr ja nicht signifikant erhöht waren.
Und man außerdem noch eine zweite Testrunde hat.
Diese Einschätzung ist nicht nur frustrierend, sie ist auch fahrlässig.
Denn actions speak louder than words, Lilly.
Das könnte man an dieser Stelle sagen.
Denn in der Stadtverwaltung für Flint werden schon im Januar 2015 Wasserspender für die Belegschaft aufgestellt.
Und kommen Gäste, bekommen diese Wasserflaschen.
Und das spricht sich jetzt natürlich auch in der Stadt rum.
Und du kannst dir vorstellen, wie die Leute darauf reagieren.
Also ja, da ist was falsch.
Die Stadtverwaltung hat Wasserspender aufgestellt, um ihren Gästen sauberes Wasser anbieten zu können.
Und den Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung.
Ach so, ach den Mitarbeitenden, okay.
Ja, das.
Auch im Umweltministerium macht sich Panik breit.
Der Pressesprecher Brad Owerfel, weiß der Name, aber das nur eine, schreibt im Büro des Governors, dass der Direktor Dan Wyant nicht öffentlich davon sprechen wird, dass das Wasser in Flint unsicher ist, bis alle Fälle lückenlos zurückverfolgt sind.
Aber das Blei im Wasser ist nur der Anfang der Katastrophe.
Auch die legionellen Belastung, die das Gesundheitsamt im Herbst 2014 festgestellt hat, ist weiterhin hoch.
Und damit auch die Gefahr, dass weite Teile der Bevölkerung an der Legionärskrankheit erkranken.
Einer Lungenentzündung, die unbehandelt oft tödlich endet.
Legionellen Bakterien leben überall in der Natur und können auch in Wasserrohren zu einem sogenannten Biofilm heranwachsen.
Das ist nicht weiter gefährlich, solange das Wasser chemisch ausgeglichen ist.
Doch danach sieht es im Frühjahr 2015 nicht aus.
Die Werte sind so hoch, dass nun auch die Umweltbundesbehörde EPA nachfragt, wie es denn mit dem Antikorrosionssystem aussieht.
Nun ja, das gibt es noch nicht, muss Dan Ryan zugeben.
Bei der EPA sorgt diese Nachlässigkeit vor allem bei einem für Entsetzen und Unverständnis.
Miguel del Toral.
Er beginnt, andere Kollegen zu informieren und berichtet ihnen, dass er diesen Zustand sehr besorgniserregend findet, wenn man bedenkt, wie viele Bleileitungen noch in der Stadt liegen.
Zum Unmut des Umweltministeriums beginnt Miguel de Toral, die Sache jetzt selber in die Hand zu nehmen.
Und ich habe ein bisschen rausgelassen, aber gab es wirklich E-Mail-Verkehre, wo die Leute aus dem Umweltministerium sich beschwert haben, dass da jetzt ermittelt wird oder dass da sich jemand drum kümmert.
Brennen die?
Also aus meiner Perspektive jetzt lässt es sich auch leicht sagen, dass das ja wohl alles nicht wahr sein kann, wenn man in der Situation drinsteckt und auch Teil dieses bürokratischen Systems ist und nochmal eine zweite Testrunde abwarten will.
Das verstehe ich alles.
Aber es gibt ja jetzt wirklich sehr viele Anzeichen.
Und dann erstmal alles vertuschen zu wollen.
Und klar, man will vielleicht keine Panik auslösen, aber es gibt ja schon schwarz auf weiß den Beleg dafür, dass das Wasser nicht in Ordnung ist.
Das kann man gar nicht glauben.
Nee, und da bist du aber auch andersrum wieder an dem Punkt, dass dann jemand die Verantwortung übernehmen müsste oder jemand schuld wäre.
Ja, und das ist ein Problem unserer Gesellschaft, Leute.
Ja.
Macht Fehler und steht dazu.
Ja.
So.
Oh Mann, ey.
Ich zum Beispiel, ich stehe dazu, dass ich diesen Podcast mit Dilli gestartet habe.
Es tut mir leid, aber ich stehe dazu.
Jede Woche.
Ach Flo.
Ja, ein kurzer Relief hier, denn die Sache Für mich ist das ja ein Highlight jeder Woche.
Ja, für mich auch.
Das ist halt bei jeder Person anders.
Nein, für mich doch auch.
Für mich doch auch, Lilly.
Ja, ja.
Ja, du komm, mach, komm.
Leg du auf.
Nein, du.
Noch nicht auflegen.
Wir haben noch ein bisschen was vor uns.
Ja.
Also Miguel de Toral macht sich jetzt auf die Suche und er fährt am 27.
April 2015 zu Leanne Waters.
Im Gepäck hat er Flaschen, um Wasserproben zu nehmen und ihre Leitungen zu untersuchen.
Del Toral weiß, das Problem muss man hier in Flint lösen.
Denn ein Wechsel zurück ins Wassersystem von Detroit hat der neue Emergency Manager, Gerald Ambrose, also das ist jetzt mittlerweile der Dritte, erst vor wenigen Wochen wieder ausgeschlossen.
Das Ganze würde 12 Millionen Dollar kosten und die hat man einfach nicht.
Diese Zahl, also 100.000 für die Chemikalien, 12 Millionen für den Wechsel, die kannst du dir alle mal merken, wenn wir später zu der Summe kommen, was das wirklich gekostet hat.
Okay, das sagst du so leicht.
Also ich merke mir 100.000 Dollar für die Chemie und 12 Millionen.
Okay, und sag mal, wie lange sind die Leute in Flint jetzt schon mit diesem Ekelwasser beschäftigt?
Ein knappes Jahr.
Also im März 2014 wurde das umgestellt.
März oder April.
Und jetzt sind wir im April 2015.
Beziehungsweise sind wir jetzt schon im Sommer 2015, wenn ich in mein Skript schaue, weil im Sommer 2015 rumort es in Flint.
Allen ist bewusst, dass hier etwas nicht stimmt.
Wer nicht selber betroffen ist, kennt Freunde oder Nachbarn, die erkranken.
Das Wasser ist oft braun und stinkt.
Wer es sich leisten kann, kauft gefiltertes Wasser.
Der Unmut in der Bevölkerung ist mittlerweile so groß, dass sich das Büro des Governors einschaltet und beim Umweltministerium nachfragt, was denn da Sache ist.
Die Antwort kommt postwendend.
Die Einwohner von Flint müssen sich keine Sorgen über Bleimwasser machen, sagt man.
Jüngste Stichproben deuten nicht auf eine unmittelbare Gesundheitsgefahr durch Blei hin.
Die Antwort des Büros, des Governors lautet, danke, Ausrufezeichen.
Damit ist die Sache dann wieder erledigt.
Da sind wir wieder bei den Technokraten, bei den Bürokraten.
Man fragt nach, wie ist es denn?
Antwort kommt, passt alles?
Damit ist die Sache erledigt.
Es scheint, als möchte das Umweltministerium unter der Leitung von Dan Wine nichts mehr mit dem Fall zu tun haben.
Und einfach alles unter den Tisch kämmen.
Ja, schön.
Doch.
Das geht nicht, liebe Leute.
Ja, und vor allem haben sie diese Rechnung ohne die heilige Dreifaltigkeit der Wasseranalyse gemacht.
Leon Waters, Professor Edwards und Miguel del Toral.
Sie alle führen weitere Proben durch.
Und am 8.
September 2015 wird das ganze Ausmaß der Katastrophe klar.
Professor Edwards veröffentlicht seine aktuellen Analysen.
Noch einmal zur Erinnerung.
Also der Grenzwert für Blei liegt bei 15 Mikrogramm pro Liter.
Aber Edwards misst immer wieder Werte von über 100 Mikrogramm.
Eine Probe liegt sogar bei über 1000 Mikrogramm, also einem Milligramm.
Den höchsten Wert, den Leon Walters gemessen hat, der nicht Teil der offiziellen Studie war, lag sogar bei 13,2 Milligramm pro Liter.
Und nur zum Vergleich, ab 5 Milligramm pro Liter spricht die EPA von Sondermüll.
Also, ja, das ist völlig absurd.
Bei Sondermüll muss ich immer an den großen Wolfgang Petri denken.
Bitte?
Was?
Mit seinem Song Wahnsinn.
Ach so.
Kennst du den nicht?
Singt der von Sondermüll?
Warum schickst du mich auf den Müll?
Müll, Sondermüll.
Ach, wirklich?
Ja, da merkt man, dass du ein Wessi-Kind bist.
Und ich bin ein Wessi-Kind, weil mit Wolle-Petri haben wir mal gar nichts zu tun gehabt.
Und vor allen Dingen ein Kind, in dem ein Schlagerherz schlägt.
Bist du so eine Schlagertante?
Was ist da keine Schlagertante?
Nein, also naja, ich bin schon sozialisiert mit Udo Jürgens und Konsorten.
Aber Udo Jürgens ist kein Schlager, finde ich.
Udo Jürgens ist Chanson.
Ich finde, das ist die Helene Fischer der, 1900er Jahre.
Der 1900er Jahre.
Also Udo Jürgens ist für mich Chanson, das ist kein Schlager.
Alles klar.
Aber doch, also dann nicht nur das, Marianne Rosenberg und so bei meinen Großeltern lief so was.
Ja, Ich bin textsicher und ich höre auch heutzutage noch gern mal eine kleine Michelle-Situation oder auch Matthias Reim.
Und Wolfgang Petry ist ja wohl eh auch ein König.
Also wir müssen jetzt hier nicht eine große Diskussion starten.
Aber ja, in mir drin schlummert ein bisschen was Schlagereskes.
Okay, gut.
Dann haken wir das mal so ab.
Das war mir neu.
Es ist nicht zu spät, noch Dinge über sich herauszunehmen.
Na gut, machen wir aber weiter.
Denn diese Studie, die jetzt im September 2015, also vor knapp zehn Jahren, herauskommt, stellt einen Wendepunkt dar in dieser ganzen Katastrophe.
Zahlreiche andere WissenschaftlerInnen beschäftigen sich jetzt mit dem Fall.
In den Ämtern versucht man trotzdem weiterhin abzulenken.
Aber selbst eine führende Ärztin des größten Krankenhauses in Flint zeigt jetzt auf, wie der Anteil der Kinder mit einem erhöhten Bleiwert im Blut gestiegen ist, seitdem die Stadt das Wasser aus dem Flint River bezieht.
Aber selbst an diesem Punkt gibt das Gesundheitsministerium nicht nach.
Im Gegenteil, es gibt jetzt die Ansage, eine eigene Analyse durchzuführen, um ein starkes Zeichen zu setzen und zu demonstrieren, dass die Blutbleiwerte nichts Ungewöhnliches sind.
Doch diese Analyse wird nie durchgeführt.
Ende September 2015 weist Governor Rick Snyder das Gesundheitsministerium an, Notfallmaßnahmen einzuleiten.
Am 1.
Oktober wird die Warnung herausgegeben, dass man das Leitungswasser nicht trinken soll.
Und gut zwei Wochen später ist der Spuk vorbei.
Am 16.
Oktober 2015 wechselt Flint zurück zur Wasserversorgung aus Detroit.
Zwei Tage später räumt auch Dan Wyand, der Direktor des Umweltministeriums, eine Mitverantwortung ein.
Er sagt, vor kurzem ist klar geworden, dass unsere Mitarbeiter des Trinkwasserprogramms bei der Zusammenarbeit mit der Stadt Flint einen Fehler gemacht haben.
Einfach ausgedrückt, die Mitarbeiter haben ein Bundesprotokoll angewandt, von dem sie glaubten, dass es angemessen sei.
Aber das war es nicht.
Die durchgeführten Wassertests wären für eine Stadt mit weniger als 50.000 Einwohnern korrekt gewesen.
Aber nicht für eine Stadt mit fast 100.000 Einwohnern.
Was ist das für eine Kausalkette?
Das ist im Grunde eine bürokratische Kausalkette.
Das ist, wir haben ein Protokoll befolgt, war aber das Falsche.
Und niemand hat darüber nachgedacht, vielleicht ein anderes zu verwenden.
Okay.
Ja, also man hat sich jetzt entschieden, wieder zurückzuwechseln.
zu wechseln.
Wer die Entscheidung schlussendlich getroffen hat, ist nicht so richtig klar.
Es war wahrscheinlich am Ende, da die Stadt immer noch unter der Leitung des Emergency Managers stand.
Eine Mischung aus der Governor, Emergency Manager.
Da waren mehrere Leute beteiligt.
Und Liane ist vor allem, glaube ich, jetzt froh, dass das Wasser wieder aus Detroit kommt.
Denn auch wenn an der Bleivergiftung niemand direkt gestorben ist, wird geschätzt, dass dass ca.
6.000 bis 12.000 Kinder dem Bleiwasser ausgesetzt waren und unzählige dieser Kinder Langzeitschäden davon tragen, deren Ausmaß man nur so langsam erkennen kann, also auch bis heute.
An der legionellen Belastung hingegen sind nachweislich 14 Menschen gestorben.
So wie du das jetzt erzählt hast, finde ich es wirklich unfassbar, dass das so lange gedauert hat, bis erstens der Ernst der Lage erkannt wurde oder ja auch respektiert wurde.
Ich finde das Versagen auf mehreren Ebenen schockierend.
Ich finde es sehr stark, dass es eine mutige Bürgerin und eine Bürgerin, die Durchhaltevermögen und Mut hatte, brauchte, um ja wahrscheinlich am Ende oder vielleicht so schnell dann doch dafür zu sorgen, dass das Ganze gestoppt wird.
Und ich finde die Vorstellung, dass Menschen in den USA, also in einem weitentwickelten Land, einem reichen Land an Trinkwasser sterben, die Vorstellung finde ich eigentlich unvorstellbar.
Ja, und jetzt sind wir ja ein Crime-Podcast und es sind noch ein paar Fragen offen.
Zum einen, wie konnte das überhaupt passieren?
Also wie konnte diese Blei- und legionellen Vergiftung zustande kommen?
Und wer war verantwortlich und wurde jemand verurteilt?
Ja ich habe irgendwie ein schwieriges Gefühl im Bauch und kann mir vorstellen dass am Ende keiner so richtig zur Verantwortung gezogen wurde, weil sich ja alle nur an irgendwelchen bürokratischen Protokolle gehalten haben und.
Es auf jeden Fall keinen Vorsatz gab und, das vielleicht einfach als großes Unglück abgetan wurde?
Ja, komme ich gleich dazu, was die Verurteilung und die Nachwehen der ganzen Katastrophe waren.
Vorher würde ich noch einmal ganz kurz zusammenfassen, was eigentlich so die technische Erklärung für das Versagen oder für die Verunreinigung war.
Man geht heute davon aus, dass das Wasser des Flint Rivers so aggressiv und sauer war, da zahlreiche Industrieabfälle in den Fluss geleitet wurden.
Hinzu kam, dass im Winter 2014-15 Unmengen an Straßensalz in den Fluss gelangten und die Stadt dann versuchte, mit Chlor gegenzusteuern.
Auf das Antikorrosionsmittel Orthophosphat verzichtete man, wie wir wissen.
Dieses saure Wasser löste die Schutzschicht der Rohre auf und setzte die Legionellen und das Blei frei.
Auch der Rost in den Rohren löste sich und färbte das Wasser daher braun.
Im nachfolgenden Frühjahr und Sommer sorgten die hohen Temperaturen und der hohe Eisenanteil dann dafür, dass sich die Legionellen ungehindert ausbreiten konnten.
Ich weiß, was ich mich gerade frage.
Ob das nur da passiert ist?
Wie meinst du?
Der Zustand der Rohre und fehlendes Geld und Umwelteinfluss und so, das passiert ja auch anderswo.
Ja, genau.
Also Bleirohre und Kupferrohre gibt es noch überall.
Also wie gesagt, gibt es ja auch in Deutschland noch ein paar.
Es gibt es auch in den USA.
Der Vorteil dieser Bleirohre ist natürlich, die halten ewig.
Und solange das Wasser richtig eingestellt ist, gibt es da auch keine Gefahr.
Weil selbst dieser Biofilm, der sich über die Jahre dort bildet, der ist nicht gefährlich, solange der sich nicht auflöst.
Es wird nur gefährlich, wenn er sich auflöst.
Und ich habe ein Foto dieser Rohre für dich dabei, dass du einmal sehen kannst, wie diese Rohre aussahen.
Schau dir das erst mal an.
Wenn man diese Rohre jetzt sieht, dann denkt man sich, ja, Ungenuss.
Da vergeht einem alles also, wenn man sich vorstellt dass die Rohre unter einem verlegt sind und man irgendwie so ja, mir nichts, dir nichts den Wasserhahn aufmacht und daraus trinkt und das Wasser wird ja nicht immer so braun gewesen sein wie das was da Liane in dieser Flasche hat also bei dem Wasser würde ich jetzt mal davon ausgehen, dass die meisten Leute gesagt hätten, das trinke ich nicht.
Aber das wird ja nicht immer so ausgesehen haben, nehme ich an.
Ich weiß es jetzt natürlich nicht.
Auf jeden Fall kann man feststellen, dass diese Rohre wirklich, ja, ungenießbar aussehen und ekelhaft.
Ja.
Ich würde sagen, wir schauen uns jetzt einmal an, was die ganzen Nachwirkungen dieser Katastrophe in Flint waren.
Insgesamt gibt es 79 Prozesse.
Vier Personen treten zurück.
Neun Personen werden entweder gefeuert oder suspendiert.
15 Personen werden angeklagt, aber nur eine Person wird für schuldig befunden.
Corinne Miller, die damalige Direktorin der Michigan Disease Control.
Sie wird verurteilt, da ihr nachgewiesen werden kann, dass sie von den Verunreinigungen wusste, der Öffentlichkeit davon aber nichts gesagt hat.
Ihre Strafe?
Ein Jahr Bewährung, 300 Sozialstunden und eine Geldstrafe von 1200 Dollar.
Das ist die einzige Verurteilung, die es in diesem ganzen Fall gibt.
Und dass ich diesen Namen vorher noch nicht groß erwähnt habe, zeigt auch, sie war eine von vielen.
Und ich habe schon angedeutet, was eine mögliche Erklärung für diese Katastrophe war, einfach eine bürokratische Mentalität, wo man einfach seinen Job gemacht hat, seine Aufgabe gemacht hat, jetzt nicht irgendwie seinen Kopf rausgestreckt hat und gesagt hat, hier läuft was falsch, hier müssen wir was ändern, das muss alles anders sein, sondern man hat einfach so seinen Job gemacht.
Und der Anwalt, mit dem ich gesprochen habe, der meinte dann irgendwann, er ist tatsächlich der Meinung, dass es am Ende ja nicht okay ist, aber dass es Sinn ergibt, dass niemand verurteilt wurde, weil alle Leute haben ihren Job schlecht gemacht.
Und wenn man dafür ins Gefängnis geht, dass man seinen Job schlecht macht, dann hätten viele Leute ein Problem.
Kann man so sehen, würde ich, glaube ich, anders sehen, weil ich weiß nicht so...
Da war schon eine gewisse Nachlässigkeit da.
Ja, so ein Totschlag-Argument, finde ich.
Ja.
Und die größte Strafe in dem ganzen Fall, die trifft am Ende den Bundesstaat Michigan.
Im November 2021 fällt die Entscheidung in einer Sammelklage der Bürger von Flint.
Der Bundesstaat Michigan muss eine Rekordsumme von 626 Millionen Dollar bezahlen.
Und ich habe ja schon gesagt, die 100.000 für die Chemikalien oder die 12 Millionen für den Wechsel, die werden noch wie Peanuts wirken, weil, wie gesagt, 626 Millionen Dollar ist komplett absurd.
Und was ich jetzt auch erfahren habe in den Gesprächen ist, wie eigentlich diese Summe verteilt wird und wer am Ende was davon abbekommt.
Und das ist auch jetzt fast zehn Jahre danach noch komplett absurd.
Denn von diesen 626 Millionen Dollar gingen erst mal 180 Millionen an beteiligte Anwaltskanzleien.
Und das restliche Geld wird erst seit diesem Sommer ausgezahlt, also seit Sommer 2025.
Und der Grund dafür ist so nobel wie kompliziert, denn die Anwälte der Bürger wollen das Geld fair verteilen.
Das heißt, Kinder, die jünger und stärker betroffen waren, sollen mehr Geld bekommen als ältere Kinder oder Erwachsene.
Weil ich habe ja angedeutet, sozusagen diese Bleivergiftung, die Anlagerung des Bleis im Körper hat vor allem langfristige Schäden.
Also es macht Sinn, dass man sagt, die, die am jüngsten und am schwersten betroffen waren, bekommen das meiste Geld.
Aber wie misst man das?
Richtig.
Wo fängt man an, wo hört man auf?
Richtig.
Es wurden 30 Kategorien festgelegt und man musste einen Antrag stellen, musste sagen, hey, ich bin die und die Person bzw.
Eltern für ihre Kinder den Antrag gestellt und gesagt, hier XY gehört in Kategorie 23 und insgesamt gab es 28.720 Anträge auf Entschädigung.
Und jeder dieser Anträge musste individuell geprüft werden, dass man schauen kann, ist die Person wirklich so stark betroffen, war sie so, etc.
Und erst danach konnte sozusagen festgelegt werden, wer wie viel Geld bekommt, weil wenn du jetzt 20.000 Anträge hast in der höchsten Kategorie, dann bekommen natürlich alle anderen, die weniger betroffen sind, auch weniger Geld.
Also es ist wirklich eine absolute Mammutaufgabe, die da über Jahre jetzt durchgezogen wurde und dazu führt, dass jetzt erst in diesem Sommer, also zehn Jahre nach dieser Katastrophe, das Geld ausgezahlt wird.
Ja.
Und hast du da Zahlen oder Infos, wie viele Menschen wie stark betroffen waren oder sind?
Nee, nee.
Das ist auch, wie gesagt, das ist jetzt gerade erst in Bewegung, dass darüber berichtet wird, dass es überhaupt ausgezahlt wird, dass auch da sozusagen auch das physische dann auch sein, das dauert alles so ewig.
Man hört immer nur so, ja, 626 Millionen Dollar Schadensersatz und dann geht man davon aus, dass es irgendwie bei den Leuten ankommt, aber man macht sich so wenig Gedanken darüber, wie das dann am Ende eigentlich wirklich bei den Leuten ankommt.
Ja, man macht sich keinen Begriff darüber, wie kompliziert das ist, die Leute erstmal zu kategorisieren oder ausfindig zu machen und dann das Geld zu verteilen.
Natürlich nicht.
Genauso wenig, wie man auf dem Schirm hat, finde ich zumindest immer, wie schwierig das ist, Dinge aufzudecken, aufzuarbeiten, sich einen Überblick über den Ist-Zustand zu verschaffen und so.
Also das wird ja auch einer der Gründe gewesen sein, warum nicht ab dem ersten Tag, an dem Leanne festgestellt hat, das Wasser ist schmutzig, was passiert ist so.
Das ist mir auch klar.
Aber trotzdem ist die Geschichte, sie fühlt sich irgendwie so an, als hätte das Schlimmste vermieden werden können.
Ja, relativ schnell.
Und das ist irgendwie nicht passiert, weil Menschen ihren Job schlecht gemacht haben, wie der Anwalt gesagt hat.
Und das ist irgendwie so frustrierend.
Ja, und jetzt habe ich euch am Anfang gezeigt, wie Barack Obama das Glas Leitungswasser trinkt im April 2016.
Und das heißt, man hat das Problem ja irgendwie in den Griff bekommen, sehr schnell, aber auch mit sehr viel Geld.
Denn Präsident Barack Obama ruft am 16.
Januar 2016 den Notfallzustand für Flint aus und stellt 5 Millionen Dollar Soforthilfe zur Verfügung.
Damit werden kurzfristig Wasserfilter gekauft und abgefülltes Wasser zur Verfügung gestellt.
Auch das Gesundheitssystem wird unterstützt, um die schlimmsten Folgen aufzufangen.
Später kommen aus dem Bundeshaushalt noch einmal 80 Millionen Dollar Unterstützung dazu, mit denen die Infrastruktur repariert werden soll.
Es dauert fast zehn Jahre, aber im Juli 2025 kann die Stadt Flint die frohe Kunde verkünden.
Alle 11.000 Leitungen und 28.000 Häuser wurden saniert.
Die alten Bleileitungen sind endlich weg.
Aber die Folgen der Katastrophe wird man in Flint auch noch viele Jahre sehen.
Das war der Fall, Lili.
Die Wasserkatastrophe von Flint und vor allem die Folgen dieser Katastrophe.
Ja.
Vielen Dank für die Geschichte.
Ich habe zwischendurch an manchen Stellen gedacht, hast du davon nicht doch vielleicht gehört?
Weil ich war dann doch schon ein fast erwachsener Mensch, als das passiert ist.
Was?
Aber ich habe es sehr erwachsen.
Gedächtnis gestrichen.
Wahnsinn.
Und es ist wirklich hier und da wie bei Aaron Brockovich.
Und das ist auch ein bisschen erschreckend, weil Aaron Brockovich ist ja ein Film, wie du festgestellt hast, aus den frühen 2000ern.
Ja.
Und auch da braucht es eine mutige Frau.
Da ist wieder die Parallele zu Leigh-Anne.
Mutigen Frauen, Leute, gehört die Welt sowieso.
Oder braucht die Welt.
Und ja, ich bin froh, dass es der Stadt Flint jetzt besser geht.
Ich hoffe, Leannes Kindern geht es gut.
Ja.
Das hattest du jetzt gar nicht erwähnt, wie stark die bleibenden Schäden sind, waren.
Dazu konnte ich nichts herausfinden.
Ich weiß nur, dass Leann Walters 2015 aus Flint weggezogen ist.
Also, dass sie nicht mehr in der Stadt leben wollte.
You go, girl.
Oh Mann.
Ich sehe gerade hier, Aaron Brockovich, da geht es um Wasser in Kalifornien.
Am Ende machen wir den Fall auch nochmal.
Also wenn euch die Geschichte gefallen hat, schreibt doch gerne mal in die Kommentare, ob ihr die Geschichte von Aaron Brockovich auch mal hören wollt.
Die musst du machen, Flo.
Weil ich bin in meiner Familie, oder sagen wir es mal so, ich kann ganz schlecht den Plot von irgendwas zusammenfassen.
Was?
Ich konnte das schon nicht in der Schule, wenn es darum ging, im Deutschunterricht musste man am Anfang ja immer eine Zusammenfassung schreiben und dann ging es in die Analyse.
Aber das ist ja eine echte Frau.
Das ist ja eine echte Frau, Erin Brockovich.
Ja, ja, aber ich tue mich trotzdem schwer, damit sowas zusammenzufassen.
Und ich habe irgendwann mal in Anwesenheit meiner Familie versucht, den Plot von Erin Brockovich zusammenzufassen.
Und die ziehen mich bis heute damit auf, wie wahnsinnig kompliziert und schlecht ich das gemacht habe und wie sehr auch alle direkt abgeschaltet haben, weil ich das so doof erzählt habe.
Deswegen, ich habe ein kleines Erin Brockovich-Trauma, das müsstest du dann bitte übernehmen.
Dann schreib doch gerne mal in die Kommentare oder unter das Video, ob euch die Geschichte von Aaron Brockwich interessiert, dann setze ich das auf die Liste, damit Lilly sich zurücklehnen kann und, vielleicht gebe ich dir dann auch so vorab so einen Fünfzeiler, den du dann immer auf Tasche hast, wenn deine Familie immer wieder nachfragt.
Das wäre sehr freundlich von dir.
Ja, vielen Dank.
Ansonsten, vielleicht können wir an der Stelle auch mal sagen, dass wenn ihr Foodcrimes findet und ihr euch denkt, das klingt spannend, ich habe jetzt aber nicht tagelang Zeit, mich da reinzuarbeiten, dann schickt uns die gerne, dann schauen wir uns das an.
Und wenn ihr dann eh schon auf Instagram seid und uns beiden schreibt, also bitte dann immer privat, weil dann sieht die andere Person nicht, was die andere Person vorbereitet.
Wenn ihr dann eh schon auf Instagram seid, dann abonniert doch gerne noch, was schmeckt dahinter.
Dort gibt es auch immer noch ein paar Posts, Videos etc.
Und ansonsten, den Foodcrime haben wir für diese Woche abgearbeitet, schon am Anfang, das ist das Berliner Leitungswasser, das ich will nicht sagen verboten gehört, das wäre ein bisschen hart, aber verbessert gehört.
Ja, soll verbessert werden.
Da ist Luft nach oben.
Ja, 2026.
Und Flo, ich hab nur noch eine Minute auf meiner Speicherkarte hier mit der Kamera.
Dann rappen wir das ab.
Liebe Leute, es war fantastisch, wieder diese Woche mit euch einen Fall zu bearbeiten.
Danke euch, bis nächste Woche.
Ja, bis nächste Woche.
Vielen Dank, Flo.
Liebe Grüße.
Tschüss.
Arrivederci.
Ciao.
Goodbye, my love.
Goodbye.
Bye, bye.
Wie man im Schlager schon sagen würde.
Jetzt hör auf, komm, sonst fliegt die Kamera hier weg.
Ciao.
Ciao.