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Die tödliche Melasse-Welle von Boston

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Der 15.

Januar 1919 ist ein ungewöhnlicher Wintertag in Boston, in den USA.

Die Mittagssonne bricht stellenweise durch den grauen Januarschleier und lässt die Temperaturen auf ungewohnte 4 Grad steigen.

So mild ist es hier normalerweise nicht.

Der Schnee schmilzt, Tropfen fallen von den Dachrinnen, es riecht nach Kohle, nach Stadt, nach Meer.

Aber das soll nicht das einzig Ungewöhnliche an diesem Tag sein.

Für den 10-jährigen Pasquale Ian Tosca beginnt dieser Mittwoch erstmal wie jeder andere auch.

Er ist warm eingepackt, wei rote Pullover übereinander, so wie es die Eltern angeordnet haben.

Der Junge schwitzt ein wenig, während er mit seinen Freunden auf der Straßenseite gegenüber von seinem Zuhause spielt.

Vom Fenster der Wohnung aus beobachtet Pasquales Vater das Geschehen.

Er lässt die Kinder nicht aus den Augen.

Pasquale, die Nachbarstochter Maria di Stasio und ihren Bruder Antonio.

Die drei sammeln Feuerholz, direkt neben dem riesigen Stahltank, der sich am Rand des North End wie ein Schatten in die Stadt schiebt.

Dieser Tank ist ein Ungetüm, ein stehlernder Koloss, der über das alte Viertel ragt wie ein Fremdkörper aus einer anderen Welt.

Das North End gehört u den am dichtesten besiedelten Orten Amerikas.

Auf weniger als einem Quadratkilometer drängen sich hier über 30.000 Menschen.

Von der Hochbahn aus wirkt der Tank wie eine gigantische Blechbüchse, achtlos wischen die Lagerhäuser und Werkstätten am Hafen geworfen.

Er steht wischen Kopfsteinpflaster und Hufschmieden, wischen Lärm und Leben.

Die Commercial Street und die kleine Güterbahnlinie führen direkt daran vorbei.

Selbst die nahegelegene Feuerwache wird von diesem Monstrum überragt.

Seit drei Jahren steht der Tank dort.

Und fast ebenso lange gibt es Beschwerden.

Er ächzt, er knackt, manchmal scheint er sogar u stöhnen.

Dunkle Rinnsaale laufen an den rostbraunen Stahlplatten entlang, Tropfen auf den Boden.

Sirup, der sich seinen Weg nach außen sucht.

Melasse, um genauer u sein.

Eine ähflüssige Masse, die übrig bleibt, wenn man Zucker aus Zuckerrohr gewinnt.

Sie ist schwer, süßlich bitter im Geruch, mit einem metallischen Beigeschmack.

Für die Kinder des Viertels ist sie verlockend.

Unverboten.

Mit Stöcken kratzen sie den Sirup ab, schlecken daran oder füllen ihn in alte Blecheimer, die sie heimlich ihren Müttern bringen.

Die Melasse ist gratis, aber das Gelände ist gefährlich.

Zwischen Pferdewagen, Schienen und Stahl ist kein Platz für Spiel.

Gerade wird Maria di Stasio von Bahnarbeitern erwischt und urechtgewiesen.

Sie habe nichts in der Nähe vom Tank verloren.

Es ist 12.40 Uhr.

Pasquale duckt sich hinter den Tank, um nicht ebenfalls Ärger u bekommen.

Und dann, in einem kurzen Moment, ist alles vorbei.

Ein Dröhnen, ein Bersten, ein metallischer Schrei.

21 Menschen sterben, Hunderte sind verletzt, Pasquale ist verschwunden und in Boston ist nichts mehr, wie es war.

Music.

Das ist Foodcribes.

Was schmeckt dahinter?

Mit Florian Reza und Lili Tenne.

Florian, wir sind in Boston, wo du ja bis vor kurzem noch gelebt hast, deswegen bin ich einfach das Risiko eingegangen, dass du vielleicht schon mal was von der Geschichte gehört haben könntest.

Ich wollte dich uerst fragen, kennst du den Stadtteil North End?

Kannst du uns mal mitnehmen in diese Gegend?

Ja, ich kenne den Stadtteil.

Das ist heute so das italienische Viertel.

Da gibt es acht Milliarden italienische Restaurants, Cannoli-Läden.

Das ist eigentlich so das historische Zentrum.

Also da ist auch das Haus von Paul Revere, also dem, der, woher kriege ich das jetzt noch usammen, Das war der, der mit seinem Pferd aus der Stadt geritten ist, um irgendjemand vor den englischen Angreifern u warnen.

Also die Boston Tea Party ist das, was dann danach kam, nachdem Paul Revere die Stadt verlassen hat.

Ganz gefährliches Halbwissen.

Auf jeden Fall, das findet man alles im North End.

Und ja, es ist sehr, sehr schön.

Ich bin gerne dort gewesen und ich habe natürlich von der Geschichte schon mal was gehört.

Ich habe auch überlegt, ob ich sie mal mache.

Ich habe sie aber nie gemacht, weil irgendwie war es mir ein bisschen u groß oder irgendwie auch u ein bisschen komplex tatsächlich.

Und ich bin jetzt gespannt.

Ich bin gespannt, ob ich das entkomplexisiert habe, wie man so schön sagt.

Gut, das heißt, du hast von dem Vorfall schon mal gehört.

Vielleicht habe ich ja trotzdem noch ein paar Dinge, die du noch nicht wusstest, heute dabei.

Übrigens ist der heutige Fall ein Hörerwunsch gewesen von Kerstin.

Liebe Grüße an der Stelle an Kerstin.

Wenn ihr Fälle oder Geschichten habt, über die wir hier mal sprechen sollten, die ihr euch von uns wünscht, dann schreibt uns gerne privat bei Instagram, also entweder Flo oder mir.

Wir wollen uns ja gegenseitig auch immer überraschen, was mir heute nicht gelungen ist.

Aber wie gesagt, ich bin das Risiko eingegangen.

Ich habe mir schon gedacht, dass der Mann, der jetzt viele Jahre seines Lebens in Boston verbracht hat, sich ein bisschen mit der Stadtgeschichte vielleicht auseinandergesetzt hat und das kennt, dieses Unglück.

Aber vielleicht kennen es ja viele von euch nicht, weil es ist wirklich eine sehr skurrile und auch sehr tragische Geschichte.

Alle Fotos, die wir heute besprechen, findet ihr auf unserer Instagram-Seite Was schmeckt dahinter.

Schaut da gerne vorbei, lasst ein Like da, folgt uns da rein und bewertet diesen Podcast auch gerne auf der Plattform eures Vertrauens.

Das hilft uns, damit wir sichtbarer werden.

Und uns besser fühlen.

Und uns auch besser fühlen.

Es ist ein kleines, einfach immer schön, wenn man sieht, ah, fünf Sterne haben wir wieder bekommen.

Danke, liebe Leute.

Unsere heutige Geschichte spielt ja, wie ich bereits gesagt habe, am 15.

Januar 1919.

Und das war übrigens auch der Tag, an dem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden.

Nee.

Das nur mal als kleine Randinformation.

Spannend.

Damit wir auch ein bisschen deutsche Geschichte hier mit reinfließen lassen.

Und jetzt würde ich sagen, geht's los mit einer der tödlichsten und irgendwie auch bizarrsten Katastrophen der Stadt Boston.

Sommerzeit ist ja Reisezeit.

Bekanntlicherweise.

Und eine meiner allerschönsten Reisen bis jetzt ging nach Mexiko letztes Jahr.

Und eine Sache kann ich sagen, dieser Urlaub wäre nur halb so schön gewesen oder halb so entspannt ehrlich gesagt, wenn wir kein Internet gehabt hätten.

Und war nicht, weil ich da die ganze Zeit am Handy daddeln wollte.

Nee, ehrlich gesagt, das überhaupt nicht.

Natürlich gar nicht.

Ich doch nicht.

Das muss man aber tatsächlich sagen, dass wenn du unterwegs bist, wenn du auf Reisen bist, dann bist du schon auch raus.

Ich bin raus, das ist richtig.

Aber trotzdem nutze ich natürlich das Handy.

Und vor allen Dingen in Mexiko brauchte ich Internet für Google Maps.

Denn wir hatten ein Auto gemietet und wir mussten ja Wege finden.

Wir mussten recherchieren, wo es die besten Cenotes gibt.

So Süßwasserhöhlen, in denen man schwimmen kann.

Wir mussten recherchieren, wo man gut essen gehen kann.

Wir brauchten Schnorcheltouren.

Wir wollten die Wetterlage vorher abchecken.

Und dafür braucht man natürlich Internet.

Und dafür gibt es unseren Werbepartner Salee.

Denn mit Salee kriegt man eine eSIM.

Und war ohne Roaming-Gebühren u bezahlen.

Man lädt sich eine App runter.

Man wählt ein Datenpaket aus, was man braucht.

Und schon hat man Internet.

Und falls das alles nicht direkt funktioniert, gibt es 24 Stunden Kundenservice.

Und eigentlich kann nichts schief gehen.

Den hast du auch genutzt.

Den habe ich genutzt und habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sich das Problem so schnell auflöst, weil die Erfahrungen heutzutage mit Kundenservice sind ja mies.

Da müssen sie die Community fragen oder irgendein Chatbot antwortet dir, der dir überhaupt nicht weiterhelfen kann und du wirst aggressiv, aber da hat es sofort funktioniert.

Da war, glaube ich, eine richtige Person war da, die mir weitergeholfen hat und dann hat das sehr schnell funktioniert mit dem Internet.

Und ich kann Sally wirklich nur wärmstens weiterempfehlen, denn die haben mir in Mexiko den Hintern gerettet.

Wenn ihr unterwegs seid und wissen wollt, was auf euren Speisekarten steht, wie ihr von A nach B kommt, ihr einen Notfall habt und einfach schnell irgendwie eine Lösung braucht, dann ladet euch Saley runter, holt euch 15% auf eure Datenpakete mit Foodcrimes und dann steht dem Sommer nichts mehr im Wege und auch dem Herbst und dem Winter.

Ich meine, egal wo ihr wann unterwegs seid, Saley hat ein Datenpaket für euch.

Wir wünschen frohes Reisen.

Music.

Im Winter 1915-1916, vier Jahre bevor das Unglück in Boston passiert, wird innerhalb weniger Wochen ein 15 Meter langer Tank im Bostoner Stadtteil North End gebaut.

North End ist damals ein dicht besiedelter, armer und stark von italienischen Einwanderern geprägter Stadtteil.

Mit einer lebendigen, aber auch konfliktreichen sozialen Struktur.

Denn der Wohnraum ist knapp, die Löhne niedrig und die Menschen, die hier leben, gehen harter Arbeit nach.

Häufig am Bau, in Fabriken oder am Hafen.

Der Tank wird hier gebaut, um Melasse aufzubewahren.

Melasse ist damals ein lebenswichtiger Rohstoff, der einerseits ur Rumherstellung verwendet wird.

Andererseits ist Melasse wichtig für die Produktion von Munition.

Sie enthält große Mengen Zucker und lässt sich durch Fermentation leicht in Ethanol, also Alkohol, umwandeln.

Aus diesem Ethanol entsteht anschließend Ethylen, das als Ausgangsstoff für verschiedene chemische Verbindungen dient, darunter Ethylester und Aceton.

Diese Stoffe wiederum sind entrale Bestandteile bei der Herstellung von Sprengstoffen wie Nitroglycerin oder bestimmten Schießpulverkomponenten.

So wird aus der klebrigen Zuckermasse ein wichtiger Baustein der Munitionsproduktion, ein unsichtbarer, aber entscheidender Faktor im Hintergrund der Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs.

In Boston haben sich jedoch Destilleriebetriebe hauptsächlich auf die Herstellung von RUM spezialisiert.

Darunter auch die staatliche United States Industrial Alcohol Company, kurz USIA.

Die USIA gibt den Bau des Lagertanks in Auftrag.

Verantwortlich für Planung und Bau Arthur Gell, ein Buchhalter.

Gell?

Wie Gel?

Nee, mit J.

Ah, okay.

J-E-L-L.

Wenn er sich in Boston bewährt, kann er die Vizepräsidentschaft im New Yorker Mutterunternehmen bekommen, haben ihm seine Chefs gesagt.

Und so wird innerhalb weniger Wochen ein 15 Meter hoher und 27 Meter breiter Stahltank gebaut.

Er fasst 8,7 Millionen Liter.

Als im Januar 1919 eine frische Lieferung von Zuckersirup aus Puerto Rico eintrifft, lässt Gel den Tank komplett auffüllen.

Bis u diesem Tag war der Tank nie komplett vollgetankt worden, aber es sind andere Zeiten angebrochen in den USA.

Die Prohibition steht vor der Tür.

Und man will hier noch so lange Geld mit Alkohol machen, wie es eben nur geht.

In dem imposanten Monument aus Stahl lagern am 15.

Januar 1919 jetzt also 8,7 Millionen Liter Melasse.

An dem Tank nagt allerdings schon der Zahn der Zeit.

Hier und da gibt es einige Lecks.

Gels Reaktion?

Er lässt den Tank einfach an den Stellen, an denen er leckt, überstreichen, damit man die Risse nicht mehr sieht.

Doch dann passiert es.

Als im Januar 1919 in Boston die Welt untergeht, klingt es wie ein Maschinengewehrfeuer.

Der Tank explodiert.

Tausende Nieten springen aus den Stahlplatten und dort, wo der 10-jährige Pasquale eben noch stand, türmt sich eine Wand aus Melasse, die wölf Meter hoch ist.

Eine braune Wand, drei Stockwerke hoch, rast durch die Straße.

Ein Strom aus Melasse ergießt sich in die umliegenden Straßen.

Mit einer Geschwindigkeit, die man eher von Lawinen kennt, erdrückt die Welle Holzhäuser, hebt Eisenbahnwagen aus den Gleisen, schleudert Menschen durch die Luft.

Menschen schreien, dann Stille.

Als sich die Welle überall ausgebreitet hat, ist hier nichts mehr, wie es war.

Überall liegt braune, klebrige Masse.

Und von der Zerstörung habe ich Fotos dabei.

Ach, da gibt es Fotos.

Ich habe auch, vielleicht eige ich dir das Foto einfach auch direkt.

Eine Zeichnung von der Lage des Tanks und den Straßen und so.

Kannst du dir alles angucken.

Das fände ich spannend.

Willst du das uerst sehen?

Ja, gerne.

Und dann die Zerstörung?

Okay.

Also hier kommt das sogenannte Diagram of Explosion für dich.

Okay.

Ich glaube, ich habe eine Idee, wo das ist.

Das ist jetzt eine Eisbahn.

Da wird Eishockey gespielt, glaube ich, an der Stelle.

Hätte ich auch mal nachgucken können, ja.

Das ist auch direkt die Feuerwehr daneben.

Ist direkt die Feuerwehr?

Ich weiß nicht, ob wir noch dazu kommen, aber das wäre jetzt mein erster Gedanke.

Wenn es die Feuerwehr dann direkt auch niedermäht, erschwert das wahrscheinlich auch die Räumungsarbeit oder generell jegliche Aufräumarbeiten?

Dazu werden wir noch kommen, ja, kann ich dir schon mal sagen.

Die Commercial Street ist aber ja immer noch existent.

Und ist das so eine Hauptstraße mit Restaurants oder wie kann man sich das vorstellen?

Nee, die geht so einmal um das North End drumherum und da ist jetzt nicht so viel.

Also diese ganze Promenade vorne, die ist sehr schön, da gibt es auch so Sportplätze und Parks und die Commercial Street ist eher so die Umgehungsstraße vom Norden.

Ja, okay.

Aber man sieht ja, dass der Tank sehr eng an anderen Gebäuden dran steht, ne?

Also das ist sehr dicht bebaut da.

Ja, es ist dicht bebaut, aber ich sag mal so, das war wahrscheinlich schon der sinnvollste Ort, um das da u platzieren, weil das halt in der Nähe vom Wasser, in der Nähe von dem kleinen Hafen, wo halt dann am wenigsten Menschen gewohnt haben.

Also wenn du irgendwo einen hinsetzen wolltest im North End, dann war das wahrscheinlich schon mit der sinnvollste Platz.

Ich eige dir jetzt die Bilder der Zerstörung.

Halleluja.

Also man sieht vor allem viel nichts.

Man sieht viel erbrochene Häuser, andere Strukturen.

Das hat ja wirklich, also wir haben ja gerade das Bild von der Karte gesehen.

Das hat ja einmal alles komplett niedergemäht, was da drumherum ist, fast bis um Wasser.

Und ich meine, alles, was da im Bild so weiß ist oder so glänzt, ist wahrscheinlich immer noch die Molasse.

Das muss ja geklebt haben, die Straße.

Also wie kriegt man sowas dann wieder weg?

Das ist ja eine Schweinerei.

Das war das große Problem, weil niemand ist ja auf sowas vorbereitet gewesen.

Und ich kann schon mal so viel sagen, man hat das nicht einfach mit Wasser wegbekommen, mit normalem.

Das hat nicht funktioniert.

Das läuft ja auch in jede Ritze rein, die du dir vorstellen kannst.

Also es ist wirklich eine komplette Vollkatastrophe gewesen.

Ich frage mich aber schon, was die ganzen Leute da machen, die da so rumstehen.

Die sehen jetzt nicht so aus, als würden die anpacken und arbeiten in ihren Mänteln und Hüten.

Ja, stimmt.

Da stehen im unteren Bereich des Bildes wirklich sehr viele Leute einfach nur rum.

Wenn man sich das genauer anguckt, vielleicht ist da auch gerade jemand am Sprechen und weist sie ein oder so.

Weil da steht ja jemand auf einem Auto drauf, vielleicht schreit der.

Ja, stimmt, stimmt.

Das kann man jetzt so nicht erkennen.

Aber das ist wirklich krass, dass er das einfach alles niedergemäht hat.

Ja.

Als wäre da ein Tsunami durchgeflügt.

Ich habe noch ein Bild von der erstörten Bahn.

Wusstest du übrigens, dass Boston das älteste Straßenbahnsystem in den USA hat?

Mhm.

Das ist so um diese Zeit herum, so Anfang des 20.

Jahrhunderts entstanden.

Oh wow.

Und so fühlt es sich bis heute an.

Ach.

Hat aber vielleicht auch ja ein bisschen was nostalgisches.

Aber das ist die erstörte Hochbahn, die du da sehen kannst.

Ja, heftig.

Also wirklich alles, was nicht Metall ist oder Stahl, wurde einfach gnadenlos niedergemäht.

Und die Pfeiler stehen war noch, aber auch...

Nicht alle, da hinten sind die auch usammengebrochen.

Das stimmt, ja.

Und oben links sieht es auch so aus, als wären die, wer da die Bahnstruktur auseinandergedrückt wurde.

Heftig.

Heftig.

Das war im Winter, ne?

Im Januar.

Im Januar.

Was die Temperaturen mit der ganzen Sache u tun haben, da kommen wir noch drauf u sprechen.

Ja, okay.

Und ob Januar vielleicht wirklich auch die ungünstigste Zeit für so eine Explosion gewesen ist.

Mit fast 60 kmh ist die Melasse durch die Gegend geschleudert worden.

Menschen, Pferde, Häuser, alles wird mitgerissen.

Die Sirupwelle stürzt sich über die Uferpromenade, wirft Fahrzeuge um und reißt sogar das Feuerwehrhaus der Stadt aus seinem Fundament.

Das ist, was du gerade schon befürchtet hattest.

Es war so, dass schon um Zeitpunkt des Unglücks.

Natürlich viele Feuerwehrleute dann ugegen waren, also weil die einfach dort gearbeitet haben.

Aber wenn die Welle auch deinen Arbeitsplatz erstört, bringt dir das halt auch nicht mehr viel.

Wie hast du das erste Mal von diesem Unglück gehört?

Kannst du dich erinnern?

Ist das was, was man sich so erzählt in Boston?

Ich glaube tatsächlich, dass ich das erste Mal davon gelesen habe, als wir den Podcast angefangen haben und ich so ein bisschen geschaut habe, was gibt es für Foodcrise.

Und da kam mir das schon unter und dann habe ich mich natürlich schon so ein bisschen damit beschäftigt.

Wie gesagt, ich weiß nicht mehr so viel.

Also ich weiß, dass das passiert ist, aber ich könnte jetzt um Beispiel auch nicht sagen, warum das passiert ist, sondern ich habe einfach mal geschaut, wo das ungefähr steht und habe aber natürlich alles wieder vergessen, weil mein Goldfisch-Gehirn das nicht geschafft hat.

Das sagst du immer.

Ich finde, das stimmt nicht.

Naja, ich merke mir viele unnütze Sachen sehr lange, aber so eine komplexe Geschichte, wie ist die Molasse ausgeflossen und wie ist alles da passiert, das schaffe ich nicht.

Nee, ich finde, du hast ein sehr gutes Gedächtnis.

Vor allen Dingen im Gegensatz u mir.

Du hast immer so viele Erinnerungen noch an Dinge, an Orte, an Momente.

Nee, das finde ich gar nicht unnütz, weil das ja alles, was du erzählst, noch ausschmückt.

Weißt du?

Also ich finde das eigentlich...

Danke für die Blumen.

Sehr gern.

Später kannst du mir das Geld dann dafür geben, ne?

Dass ich das jetzt hier vor allen Leuten sage.

Wie unfassbar schlau du bist.

Oh ja.

Nachdem das passiert ist, in Boston fängt man jetzt natürlich an, nach Überlebenden u suchen.

Ja.

Die Menschen rennen wie wild umher, suchen ihre Angehörigen und suchen ihre Tiere.

Aber leider werden hier für einige ihre schlimmsten Befürchtungen wahr.

Es dauert Tage, bis alle Menschen und Tiere geborgen sind, denn sie sind teilweise wie eingebacken in Melasse, wie in Bernstein konserviert.

Auch Pascales Vater sucht seinen Sohn stundenlang.

Er hat noch gesehen, wie Pascuale in der erflüssigen Masse verschwand.

Aber er findet ihn nicht.

Als er später alleine nach Hause kommt und in die Augen seiner Frau blickt, ist beiden klar, Pascuale hat nicht überlebt.

Die Leiche des Zehnjährigen wird Tage später in der Commercial Street gefunden.

Ebenso die Leiche der Zehnjährigen Maria.

21 Menschen sterben in der klebrigen Welle.

Dazu ahlreiche Pferde, Hunde und andere Tiere.

Rund 150 Menschen werden um Teil schwer verletzt.

Sechs Monate dauert es, bis die Feuerwehr die Straßen und Ruinenstätten einigermaßen von der Melasse befreit hat.

Die Melasse von den Straßen und aus den Häusern und Geschäften u bekommen, erweist sich nämlich unächst als schwierig.

Die Rettungskräfte versuchen, alles mit Wasser aus Hydranten wegzuspülen, doch haben damit keinen großen Erfolg.

Schließlich kommt ein smarter Feuerwehrmann auf die Idee, dass Salzwasser, die Sohle aus Salzwasser, diese Melasse lösen und wegspülen könnte.

Und genau das geschieht dann auch.

Wochenlang wird Salzwasser in die Stadt gepumpt, um sie von der klebrigen braunen Masse u befreien.

Die Schäden betrugen nach heutigem Wert mindestens 100 Millionen Dollar.

Der Geruch von Sirup und Tod hängt noch monatelang in der Luft.

Schnell sucht man einen Schuldigen.

Und schon bald rückt ein Mann ins Visier der Ermittlungen.

Arthur Jell.

Das ist der Angestellte der USIA.

Er war ja verantwortlich für den Bau des Tanks.

Die USIA wehrt sich allerdings sofort.

Sie sind anderer Meinung.

Ihre Theorie?

Ein Bombenanschlag.

Bombenanschläge sind in der damaligen Zeit nichts Ungewöhnliches.

In den USA kommt es nach dem Ersten Weltkrieg u sozialen Spannungen, Arbeiterunruhen und wachsender Angst vor kommunistischer Revolution.

Eine Serie von Bombenanschlägen im Jahr 1919 wurde anarchistischen Gruppen, insbesondere italienischen Immigranten, ugeschrieben.

Zielpersonen waren Politiker, Richter, Industrielle, also Vertreter der staatlichen Ordnung oder Kapitalinteressen.

Und ich habe ja u Beginn gesagt, dass North End ein vor allem von italienischen ImmigrantInnen besiedelter Stadtteil war.

Und auf diese Bevölkerungsgruppe schiebt die USIA jetzt also die Explosion des Melassetanks.

Und dieser Punkt ist auch im Hinblick auf Diskriminierung von ItalienerInnen dieser Zeit von Bedeutung.

Nicht nur, dass viele der Verstorbenen aus der Nachbarschaft stammen und italienische Abstammung waren.

Das Unternehmen versucht jetzt also auch, sich der Verantwortung u entziehen, indem es italienische Anarchisten beschuldigte.

Und jetzt steht hier Aussage gegen Aussage.

Ein Sondereinsatzkommando macht sich an die Arbeit.

Was ist hier passiert?

Wollte dich jetzt eigentlich an der Stelle fragen, was du für realistisch hältst, aber ich kenne den ja nicht so gut.

Na gut, dann Flo, wie ist dein Gefühl jetzt?

Was kannst du dir vorstellen, was da passiert ist?

Also, wir haben ja schon angesprochen, dass dieser Tank schon so ein bisschen oll war und dass der Arthur wie so ein guter Berliner Vermieter einfach irgendwie so ein paar Sachen überpinselt hat.

Das ist kein Schimmel, das ist wieder weiß.

Ein Liebhaberstück.

Für Bastler.

Wohnung u vermieten für Bastler.

Und ja, es klingt einfach wie, baust du billig, baust du weimal, beziehungsweise baust du wahrscheinlich nicht mehr, weil einfach dir die ganze Hütte in die Luft geflogen ist.

Und da gepfuscht wurde.

Fusch am Bau.

Fusch am Bau.

Und wenn so eine große Organisation wie die USAI, USIA, alles erstmal direkt abstreitet, dann würde ich mal sagen, gibt es eine gute Wahrscheinlichkeit, dass die am Ende doch was damit u tun hatten.

Selbst wenn es nicht sozusagen mit Ansage war, verfusche, sondern man einfach versucht hat, so schnell wie möglich, so viel wie möglich Molasse irgendwo unterzubekommen.

Also von den Bombenanschlägen hältst du nichts?

Nee.

Oder von der Theorie der Bombenanschläge?

Dann würden sie sich ja irgendwie, also die bomben sich ja dann in den eigenen Fuß.

Ja.

Wäre ganz schön blöd.

Wäre ganz schön blöd, ja.

Ich sag mal so, das, was du vermutest, ist auch die Vermutung von den ermittelnden Personen.

Danke.

Oh, das war nicht so richtig geil.

Warte mal.

Hey, Champ.

Oh nee, ich wollte so und so und dann so.

Das machen wir doch immer so.

Ja, auch digital.

Ja.

Bei Nachforschungen u Arthur Jell stellt man fest, dass er keinen Ingenieursabschluss oder irgendeine Expertise, was den Bau von Tanks angeht, hatte.

Da muss ich jetzt aber mal sagen, u der Zeit, ich glaube, da gab es viele, die einfach angefangen haben u arbeiten und sich irgendwie hochgearbeitet haben.

Ja.

Ich berichte ja nur, was man rausfühlt.

Ich lege hier nur Fakten dar.

Außerdem hatte er den Bau ohne Tests genehmigt.

Er hat auch keine Ahnung von Physik, Druck oder von Sicherheitsfaktoren.

Und statt den Tank vor der ersten Melasse-Lieferung mit Wasser u füllen, wie es eigentlich vorgeschrieben gewesen wäre, hat er ihn lediglich mit 15 cm Wasser befüllen lassen.

um Geld und Zeit u sparen.

Also eigentlich hätte er ihn vor der ersten Inbetriebnahme einmal füllen müssen mit Wasser, um u gucken, ob der dicht ist.

Das hat der gute Mann nicht gemacht.

Er hat 15 Zentimeter reinlaufen lassen und gesagt, ja, läuft.

Das ist leider nicht besonders viel.

Nee, das ist nicht besonders viel.

Bei einem Tank, der nochmal wie hoch ist?

Richtig.

12 Meter.

12 Meter.

Und wie lang?

Vielleicht können wir das noch einmal wiederholen.

12 Meter hoch und 27 Meter Durchmesser.

27 Meter Durchmesser.

Halleluja.

Warum hat er die 15 Zentimeter nach reingemacht?

Einfach um u schauen, wo wahrscheinlich am Boden kein Loch ist.

Am Boden nicht und ich glaube einfach, um vielleicht von sich selber u legitimieren, dass er den ja getestet hat.

Die Stadt Boston fordert jetzt eine Untersuchung und beauftragt einen Mann namens Charles Spoffer, den Leiter des Fachbereichs Bauingenieurwesen am MIT, mit der Leitung der Untersuchung.

Er kommt u dem Schluss, dass die Explosion nicht auf eine gezündete Bombe urückzuführen ist, sondern auf einen Mangel an Stabilität bei der Konstruktion des Tanks.

Spoffer stellt fest, dass die Stahlplatten dünner waren als in den ursprünglichen Plänen vorgesehen und dem Druck der Melasse nicht standhalten konnten.

Und da nie eine Inspektion durchgeführt wurde und keine Verbesserungen vorgenommen wurden, war der Tank eine Garantie für eine Katastrophe.

Es ist übrigens nicht so, dass keinem aufgefallen wäre, dass da irgendwas nicht stimmt.

Es gab diverse Warnungen von Anwohnerinnen und auch Mitarbeiterinnen über das Blubbern, über die Lecks wischen den Nieten und den Rost im Innern.

Doch Jell wollte von all dem nichts wissen und ließ die Lecks einfach übermalen.

Für die ermittelnden Personen ist jetzt klar, das Versagen hat hier auf ganzer Linie stattgefunden.

Und in den USA beginnt ein Mammutprozess gegen die USIA.

Da konnten die sich jetzt also nicht rausziehen.

Da konnten die sich nicht rausziehen.

Die Beweislage war erstmal, oder die Indizien waren erstmal so klar, dass der Prozess begann.

Der übrigens, aber dazu kommen wir gleich, sehr lange ging.

Also es war ein absolutes Novum damals, dass auch eine Firma für etwas ur Rechenschaft gezogen werden soll.

Da muss ich gerade dran denken, also dass solche Skandale, so schlimm sie sind, ja dann in der Geschichte doch immer irgendwie am Ende was Gutes hatten, weil es irgendwie Vorschriften oder Entwicklungen gab.

Also hoffe ich mal, dass das bei dem Fall auch so ist.

Sagt dir das Buch The Jungle was?

Nein.

Okay, dann erzähle ich nicht u viel, weil das ist eigentlich was, was ich auch gerne nochmal hier machen würde.

Und war geht es da um die Fleischindustrie in Chicago Anfang des 20.

Jahrhunderts.

Und dieses Buch hat dafür gesorgt, dass die amerikanische Lebensmittelaufsicht gegründet wurde.

Ah.

Und damit ist die Folge vielleicht auch einfach schon komplett erzählt.

Das kannst du noch ein bisschen ausschmücken.

Ja, ich habe das Buch noch nicht gelesen.

Ich habe das schon länger irgendwie so da liegen und ich will das endlich mal lesen.

Anyways, auch da war es dann so, dass einfach ein großer Skandal dafür gesorgt hat, dass sich was um Besseren verändert hat, weil dieses Egale, mein Gott, jetzt ist hier irgendwie ein kleiner Riss drin, wird schon irgendwie passen.

Es passt dann oft auch nicht.

In einem Mammutverfahren, in dem rund 3000 Zeugen u Wort kommen, fordern 125 Kläger von der United States Industrial Alcohol Company Schadensersatz.

Die wehrt sich bis uletzt und weist die Schuld einer Gruppe von italienischen Anarchisten u, die seit geraumer Zeit mit Anschlägen von sich reden macht.

Schließlich aber überzeugt der offensichtlich marode Zustand des Tanks das Gericht.

Am 28.

April 1925, über sechs Jahre nach der Katastrophe, fällt das Urteil.

Die USIL wird ur Zahlung von 300.000 Dollar Schadensersatz verurteilt.

Heutzutage wären das ungefähr 9 Millionen Dollar.

Um einem langwierigen Folgeprozess u entgehen, einigt sich das Unternehmen später außergerichtlich auf eine deutlich höhere Summe.

Und es ist wirklich erschreckend, wie sehr hier versagt wurde.

Also eine Sache um Beispiel habe ich gelesen, die vor Gericht rauskam, und war, dass die Baubehörde den Tank als Gefäß behandelt hatte und nicht als Gebäude und sich deshalb nur den Plan für den Betonsorkel hat vorlegen lassen und den Rest haben sie sich gar nicht angeschaut.

Okay.

Also da ist wirklich so viel schief gelaufen.

Ich sag mal so, ich kann das schon verstehen, dass man sagt, das ist ein Gefäß.

Also du füllst da was rein.

Macht es nicht besser, aber...

Aber ein Gefäß, was höher ist als Gebäude und Beste?

Ja, ja, eh.

Ja, eh.

Giuseppe Iantosca, der Vater des ehnjährigen Pasquale, erhält eine Entschädigung im unteren vierstelligen Bereich.

Geringer als viele andere.

Die Begründung, sein Sohn sei sofort gestorben, habe also keinen Schmerz empfunden.

Das Urteil gilt als bemerkenswert.

In einer Zeit, in der Unternehmen selten für solche Katastrophen ur Rechenschaft gezogen werden, markiert es einen Wendepunkt.

Der Melasse-Unfall in Boston verändert die USA.

Ab jetzt wird eine Bauaufsicht verpflichtend.

Statik muss belegt werden, Gutachten werden Pflicht.

Also das, was du eben vermutet hattest, ist eingetroffen.

Aber vielleicht hast du dich ja, und vielleicht habt ihr alle, die uhören, ja auch gefragt, wie das genau passieren konnte.

Also welche physikalischen Kräfte hier gewirkt haben.

Denn physikalische Erklärungen spielen bei der juristischen Aufarbeitung damals eher eine kleinere Rolle.

Die haben nur festgestellt, okay, irgendwie war der Tank nicht ganz in Ordnung.

Und dann ist das halt explodiert.

So wäre ich da auch rangegangen mit meinem physikalischen Kenntnis.

Ja.

Hat halt Boom gemacht.

Und es hat Boom gemacht.

Es dauert fast 100 Jahre, bis ein neues Kapitel beginnt.

Und war nicht im Gerichtssaal, sondern im Labor.

Flo.

Fast 100 Jahre?

Also das ist ja noch gar nicht so lange her.

Nee, ist nicht so lange her.

Hast du irgendeine Idee?

Oder wie würdest du dir jetzt erklären, was da passiert ist?

Also wir waren ja schon dabei, es war Januar und ich erinnere mich, dass du meintest, es war warm im Januar.

Für Januar, also es waren 4 Grad.

Genau.

Und das in Kombination mit einem Gewinnstreben, mit einer Maximierung, führt bei mir gerade dazu, dass ich denke, die haben diesen Tank wirklich bis Anschlag gefüllt und dann wurde es warm und die Molasse hat sich ausgedehnt und konnte nirgendwo hin, außer nach draußen.

Okay, also aus den Druck Maximierung.

Maximierung, ja.

Sind alles richtige Gedanken.

Auf jeden Fall.

Sehr gut gemacht.

Falls ihr euch gefragt habt, was das war, Schaut doch mal bei Instagram vorbei.

Ein Team aus Studierenden und Forschenden der Harvard University widmet sich 2019 einem düsteren Rätsel aus der Vergangenheit.

Ihr Ziel?

Die wahre Dynamik hinter dem Sirup-Tsunami von Boston u rekonstruieren.

Und was sie finden, ist das fehlende Puzzlestück.

Die damalige Ladung Melasse war erst kurz uvor in Boston eingetroffen, frisch aus der Karibik.

Für den Transport hatte man sie auf etwa 4 bis 5 Grad Celsius erwärmt, gerade warm genug, um sie pumpfähig u machen.

Doch als sie in den schlecht konstruierten Lagertank floss, traf sie auf die eiskalte Winterluft Bostons, eine Situation, die im Nachhinein katastrophale Folgen haben sollte.

Also die Masse im Tank war wesentlich kälter als die Masse, die neu dazu kam.

Okay.

Die Studierenden führen dann ihre Versuche in einem begehbaren Kühlraum durch.

Statt echter Melasse verwenden sie Mais-Sirup, vergleichbar in Dichte und Verhalten.

Und was sie beobachten, ist frappierend.

In kalter Umgebung verhält sich die ähe Flüssigkeit ganz anders als bei wärmerem Wetter.

Sobald sie sich ausbreitet und abkühlt, wird sie langsamer, aber auch gefährlicher.

Denn mit sinkender Temperatur steigt die Viskosität.

Was uerst wie eine Lawine über die Straßen rollt, wird binnen Sekunden u einer klebrigen, tödlichen Falle.

Menschen, die die erste Welle nicht sofort trifft, geraten später in das erstarrende Chaos, gefangen in ähflüssiger Masse ohne Chance auf Bewegung oder Flucht.

Aber das müssen wir, glaube ich, nochmal auftrusseln.

Die Viskosität erhöht sich, wenn die Temperatur sinkt.

Sinkt, richtig.

Das heißt, umso kälter es wird, umso schneller fließt die Masse.

Ja.

Ist ja auch ein spannendes Verhalten.

Die Studierenden rekonstruieren die Explosion des Tanks.

Und die Rekonstruktion eigt, die erste Welle bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von rund 60 kmh.

Und dafür reichen allein Schwerkraft und der Temperaturunterschied aus.

Sorry, dass ich dir da gerade nochmal so reinkrätsche.

Ich muss gerade daran denken, wir haben unseren Sirup auch im Kühlschrank, der fließt auch iemlich schnell dann raus.

Ich dachte mir gerade die ganze Zeit, das ist ja eigentlich kontraintuitiv, dass man denkt, wenn was kalt wird, wird es irgendwie fester.

Aber es stimmt, der ist kalt und der fließt sehr flüssig da raus.

Ja.

Welchen Sirup habt ihr im Kühlschrank?

Den billigen, den geilen.

Den geilen billigen?

Ja.

Wie heißt der nochmal?

Das ist einfach so auch...

Simple Sirup?

Nee, so Corn Sirup.

Ah, Corn Sirup, okay.

Und noch ein grausames Detail wird klar.

Die Wucht der Welle war nur die erste Gefahr.

Viel tödlicher war, was danach kam.

Die Kälte.

Denn die erkaltende Melasse wird immer dicker, immer schwerer u durchdringen.

Und Menschen, die nicht sofort getötet wurden, blieben stecken.

Hilflos, eingeschlossen, viele erfroren oder erstickten, während sie auf Rettung warteten.

Einige überlebten eine Stunde, andere wei, aber keiner länger.

Und deswegen sind da teilweise Leute gestorben, die helfen wollten, also die nicht von dieser Welle erfasst wurden.

Aber es gab um Beispiel die angesprochenen Feuerwehrleute, die Nachbarinnen oder Anwohner rausziehen wollten und die denen helfen wollten und dabei ihre eigene Chance auf Rettung verspielten, weil sie stecken geblieben sind.

War man bislang davon ausgegangen, dass allein die Explosion das Tempo der tödlichen Welle bestimmt hatte, wird jetzt also deutlich, dass auch die Temperatur eine entscheidende Rolle spielte.

An einem warmen Sommertag wäre der Sirup war mit noch mehr Tempo unterwegs gewesen, aber weniger ähflüssig gewesen.

Und er wäre längst nicht so todbringend gewesen.

Spannend, dass man dafür fast 100 Jahre gebraucht hat, um das rauszufinden.

Doch die eigentliche Ursache des Unglücks liegt natürlich nicht nur in der Physik, sondern im Material selbst.

Denn der Tank war mangelhaft.

Die Stahlwände waren viel u dünn.

Das verwendete Material war spröde und nicht für den winterlichen Temperaturstress geeignet.

Ein Systemfehler, der nie hätte passieren dürfen.

Dieser Tank hätte nie befüllt werden dürfen.

Die Untersuchung an der Harvard University wird später u einem ganzen Kurs weiterentwickelt.

Ein Unterrichtsprojekt über Strömungsdynamik.

Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an der Commercial Street, an das Unglück.

Davon habe ich dir auch Fotos mitgebracht.

Vielleicht hast du die schon mal gesehen, das kannst du mir jetzt gerne mal erzählen.

Hier ist sie an der Mauer und dann habe ich nochmal eine Nahaufnahme.

Erkennst du die das jetzt wieder?

Ja, genau.

Hier rechts ist dieser Sportplatz, der sehr schön ist.

Tatsächlich habe ich die Tafel, glaube ich, noch nicht gesehen.

Obwohl, warte mal.

Ich finde, sie ist auch unscheinbar.

Sie ist wirklich klein und unscheinbar.

Ich weiß nicht, wie es dir ging, aber als ich die dann gesehen habe, habe ich gedacht, krass, also dafür, dass da so ein heftiges Unglück passiert ist, ist eine kleine grüne Tafel in eine Mauer integriert, sehr, sehr unscheinbar, oder?

Aber hier ist dann eine Nahaufnahme davon.

Ja, also ich war auf jeden Fall schon mal da.

Ja, das ist wirklich sehr überschaubar dafür, wie groß und bedeutend dieses Ereignis eigentlich war für die Stadt und für das ganze Land ja am Ende.

Durch die Einführung von neuen Vorgaben.

Ja, ist schön dort.

Jetzt.

Jetzt, ja.

Noch heute erzählen sich Menschen in Boston, dass man an heißen Sommertagen einen Hauch von Zucker in der Luft spürt.

Das ist Quatsch.

Das war jetzt auch meine Frage.

Hast du jemals einen Hauch von Zucker in der Luft gespürt?

Nein.

Ja, gut.

Also haben wir das hiermit auch geklärt.

Das ist eine Urban Legend, eine urbane Legende.

Weißt du, wie es im North End im Sommer bei heißen Temperaturen riecht?

Nach Pizza?

Nach Pizza und Pisse.

Die heilige Zweifaltigkeit, meiner Meinung nach.

Ja, das war die Geschichte vom Melasse-Unglück in Boston im Jahr 1919.

Meinst du, du kannst die Geschichte jetzt kurz und knackig usammenfassen beim nächsten Mal, wenn dich jemand darauf anspricht?

Kurz ur Zusammenfassung wäre jetzt für mich, der Tank war hart im Arsch.

Jemand wollte irgendeinen Chef beeindrucken.

Auch eine Geschichte so alt wie die Menschheit.

Richtig.

Man wollte vor der Prohibition noch schnell alle Schäfchen ins Trockene bringen.

Richtig.

Also Geldgier war mal wieder ein Treiber.

Und dann war es am Ende einfach gleichzeitig einen Ticken u warm und dann u kalt.

Und vor allem, ich glaube, das ist, glaube ich, so der wichtigste Punkt, dass es einfach u kalt war und die Melasse dann Leute erstickt hat.

Ja, das war die tragische Geschichte vom Melasse-Unglück in Boston.

Vielen Dank nochmal für den Vorschlag, Kerstin.

Schreibt uns gerne mal, wie euch die Folge gefallen hat.

Ob ihr vielleicht schon mal von diesem Unglück gehört habt?

Würde mich auch interessieren, weil das ja nun wirklich was sehr einzigartiges ist.

Alle Fotos findet ihr bei Instagram, bei Was schmeckt dahinter.

Und bevor es jetzt in den wohlverdienten Feierabendtag.

Aufs Laufband, um Spazierengehen, um Kochen, zum Einschlafen oder wo auch immer und wann auch immer ihr unseren Podcast hört, entlassen wir euch natürlich wieder mit einem Foodcrime, der heute von meinem lieben Freund und Kupferstecher Florian Reza kommt.

Welchen Foodcrime hast du mitgebracht?

Mein Foodcrime stammt aus dem Leben, aus dem echten Leben.

Und war war ich letzte Woche eine Pizza essen.

Und war mit einem Messer konfrontiert, was einfach keinerlei Profil mehr hatte.

Und ich finde, es ist ein absolutes Verbrechen, dass Restaurants, insbesondere Pizzerien, Pizza servieren, ohne einem anständigen Messer.

Ich möchte auch nicht da sitzen und dann so diese Pizza auseinanderreißen, weil das Messer nicht scharf genug ist.

Das finde ich so schrecklich.

Ich meine, entweder du schneidest die vor oder du hast ein Messer, mit dem man ordentlich schneiden kann.

Aber Messer, die nicht scharf sind in Restaurants, insbesondere Pizzerien, ist ein absoluter Fake-Crime.

Ich finde vor allen Dingen aber auch, weil du es gerade angesprochen hast, ich finde vorgeschnittene Pizzen sind auch immer nur so halb gut gemacht.

Du musst die eh immer noch schneiden.

Aber ja, ich gehe total mit, ich finde stumpfe Messer in generale, könnte man quasi fast sagen, sind ein Crime.

Weil sie ihren Job verfehlen.

Also dann liegt halt gar keinen Sinn.

Also wenn wir das Messer nicht messern, dann brauchen wir es auch nicht.

Und vor allem bei so einer Pizza, das Schlimme ist ja, die liegt dann auch immer halb schon auf der Hose, wenn man dann versucht, die so auseinanderzureißen und so auseinanderzuziehen.

Und wirklich ganz, ganz schlimm.

Und meistens ist es ja dann auch so, wenn ein Messer schon nicht scharf ist, dann brauchst du auch gar nicht nach einem weiten Fall, weil dann sind die alle so scheiße.

Dann stellst du alle unter Generalverdacht.

Vielleicht, ich hab grad überlegt, was das Positive ist.

Ich sag dir auch, welche Pizza dir das ist, können wir ja piepen.

Ja.

Ja?

Dingsbums.

Was?

Wo ist das?

Die mehrere, also die auch am Pauling-Koß?

Ne, dann kenne ich die, glaube ich, nicht.

Ja, ist doch gut.

War nicht lecker, das war tatsächlich.

Okay, das ist ja dann.

Was hast du denn für eine Pizza bestellt?

Diavolo.

Das ist aber auch.

Warum?

Weiß ich nicht.

Die finde ich irgendwie so hinten auf meiner I like Pizza-Liste.

Aber ich habe überlegt, was man noch Positives aus der Situation mitnehmen könnte, weil das ist ja mein Denken.

So bin ich ja, ne?

Da bin ich jetzt mal gespannt Ich hab überlegt, vielleicht Hat man dann, Die Pizza verdient, wenn man ein bisschen Gearbeitet hat, weißt du, um sie u schneiden Dass man dann noch richtig Was dafür tun musste und dass man sie dann Mehr genießen kann.

Ja, also da kann ich leider überhaupt nicht mitgehen.

Ja, das war jetzt auch ein bisschen sehr an den Haaren herbeigezogen.

Oder anders, es ist löblich, dass du versuchst, was Positives und was Gutes u finden.

Aber nein, wieder einmal eine Botschaft an alle Restaurateure da draußen.

Schärft eure Messer.

Richtig.

Und damit verabschieden wir uns für diese Woche.

Wir wünschen euch eine fantastische Woche.

Gehabt euch wohl.

Bleibt gesund, bleibt lieb, lasst es euch gut gehen, lasst es euch schmecken und wir sind ganz froh, dass es euch gibt und ich bin auch ganz froh, dass es dich gibt.

Und ich sage Adieu.

Oder wie sagt man, ah ne, wir sind ja, ich wollte was Italienisches sagen.

Ne, ciao.

Weil wir im Northland im italienischen Foto waren.

Ja, wegen Italien, keine Ahnung und Pizza gerade, es war irgendwie gerade so ein runder, ah, ah.

Hast du dir gerade einen Finger am Laptop gebrochen?

Ja, er ist gebrochen, schau ihn dir an.

Ich glaube, das ist der perfekte Hinweis darauf, dass jetzt wahrscheinlich noch wei, drei Outtakes kommen.

Meinst du, es gab welche, ja?

Ja.

Tschüss.

Aus diesem Ethanol entsteht anschließend Ethylen, das als Ausgangsstoff für verschiedene chemische Verbindungen dient, darunter Ethylester und Aceton.

Ich glaube Ethylester.

Ethylester, mhm.

Haben sich beim letzten Mal schon Leute beschwert, dass du die chemischen Regriffe nicht richtig ausgesprochen hast.

Das ist korrekt, das ist auch absolut richtig.

Ich habe es gegoogelt.

Und dann habe ich gemerkt, ah, ich kann Lautschrift nicht mehr.

Und dann habe ich es einfach gelassen.

So gibt es nicht bei Wikipedia und so die Funktion, dass man sich das dann anhören kann.

Ja, das habe ich nicht gefunden.

Und ich habe ja mal Germanistik studiert.

Und deswegen habe ich Lautschrift eigentlich gelernt.

Aber naja.

Gut.

Als im Januar 1919 eine frische Lieferung von Zuckersirup aus Puerto Rico.

Ich wollte es wie Bad Bunny aussprechen.

Hat nicht geklappt.

Ich mach's dann wie die Alman-Lily.

Bei Nachforschungen u Arthur Bells...

Ich hab auf einmal seinen Namen ganz einfach geschrieben.

Nein, Lilly.

Nein.

Nicht schon wieder.

Doch.

Nein.

Arthur Bell.

Tony Bell.

Ich hab auf einmal...

Tony Blair.

Ich hab Arthur Bell geschrieben, aber er heißt natürlich Arthur Jell.

Sag mal, was ist los mit dir, Lilly?

Ja, Arthur Jell.

Seitdem darf ich auch nicht mehr rauchen im Flugzeug.

Ja, das ist ja wirklich, das ist eigentlich das größte Verbrechen, dass Flo nicht mehr im Flugzeug rauchen darf.

Der alte Quarzer.

Wobei ich das, finde ich ja irgendwie gemütlich, die Vorstellung.

Ich rauche ja nicht.

Aber für mich geht Rauchen im Flugzeug mit auch viel bequemeren Sitzen einher.

Und so einem Gemütlichkeits-Wohnzimmer-Faktor.

So stelle ich mir das vor.

Okay.

Ja.

Also wer mit Lilly mal eine ordentliche Hotbox machen möchte.

Einfach, es leidet in meinen DMs.

Ich komme vorbei.