Episode Transcript
Nürnberg, April 1946.
Zwischen Schutt, verkohlten Balken und eingestürzten Dächern liegt eine Stadt in Trümmern.
Hier, wo kurz zuvor noch Bomben fielen, beginnt einer der bedeutendsten Prozesse der Nachkriegszeit.
Die Spitzen des nationalsozialistischen Regimes stehen vor Gericht.
Doch während die Weltöffentlichkeit in die Gerichtssäle blickt, schmiedet im Schatten der Ruinen eine Gruppe von jüdischen Überlebenden einen Plan.
Ihr Anführer?
Aber Kofner.
Der jüdische Partisan und Überlebender der Schoah ist fest entschlossen, Gerechtigkeit zu schaffen.
Zusammen mit anderen jüdischen Holocaust-Überlebenden gründet er die Gruppe Nakam.
Die Recher.
Ihr Ziel?
Als Vergeltung für die sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden wollen sie sechs Millionen Deutsche töten.
Als dieser Plan scheitert, überlegen sich die Recher eine neue Strategie.
Eine unscheinbare Brotfabrik in Nürnberg wird zum Zentrum einer monatelang vorbereiteten Geheimaktion.
In der Nacht vom 13.
auf den 14.
April 1946 schlägt die Gruppe Nackam zu.
Sie schleusen mit Arsen bestrichenes Brot in die Gefangenenlager, in denen Menschen wie Hermann Göring auf ihren Prozess warten und vergiften so Tausende von Nazis.
Jahrzehntelang wird über die Aktion geschwiegen, bis sich in den 1980er Jahren das erste Mal Mitglieder der NAKAM-Gruppe dazu äußern.
Wie konnte die Vergiftung von mehreren tausend Menschen so lange ein Geheimnis bleiben?
Das ist Foodcrimes.
Was schmeckt dahinter?
Mit Florian Reza, Levi Temme und dem besten Gast aller Zeiten.
Möko Drotschmann.
Unser heutiger Gast ist so etwas wie die zitierfähige Wikipedia zum Anhören.
Nur spannender und verständlicher.
Als MrWissen2go erklärt er Millionen von Menschen seit Jahren Geschichte und Politik auf YouTube.
Wer immer noch nicht alle Antworten auf seine Fragen hat, der sollte sich den Podcast TerraX History anhören.
In dem sich Mirko fragt, wie unsere Welt so wurde, wie sie ist und was wir aus der Vergangenheit lernen können.
Eigentlich könnte niemand besser zur heutigen Folge passen.
Schön, dass du da bist.
Hallo, danke für die Einladung.
Hallo Mirko, wir freuen uns wirklich sehr, dass du da bist.
Wir sind uns ja noch nie persönlich begegnet, obwohl wir ja ZDF-Kollegen sind.
ZDF Besseresser und MrWissen2go heute endlich vereint in einem Video, das gab es auch noch nicht.
Ja, freue ich mich auch total drüber.
Ich esse gerne, ich rede gerne über Essen und über Geschichte und das ist die perfekte Kombination bei euch hier.
Mirko, ich traue mich fast nicht zu fragen, weil du natürlich eine Person bist, die ein großes Geschichts- und Allgemeinwissen hat.
Aber hast du von der Kamm-Gruppe gehört?
Ja, gehört habe ich davon.
Ich bin da jetzt nicht ganz so tief in der Geschichte drin, aber den einen oder anderen Aspekt weiß ich.
Und was ich so faszinierend finde, ist das, was du gerade eben auch schon kurz hast anklingen lassen, dass es so lange nicht bekannt war, wer hinter diesen Dingen steckt.
Die ich jetzt auch nicht näher beschreiben will, weil du da sicherlich noch genauer drauf eingehst, aber dass erst so viele Jahrzehnte nach diesen Taten oder diesen geplanten Taten Licht ins Dunkel gebracht werden konnte oder gebracht wurde, das ist schon außergewöhnlich und allein deshalb finde ich die Geschichte so faszinierend.
Dann hoffe ich, dass ich heute noch ein paar Infos dabei habe, die du vielleicht noch nicht kennst.
Das ist jetzt mein ganz persönlicher Anreiz hier für die heutige Folge.
Flo, wie sieht es bei dir aus?
Ich habe davon noch nie was gehört und ich bin auch ehrlich gesagt ein bisschen überrascht, weil man kennt natürlich die Prozesse aus Nürnberg und hat von denen schon in der Schule gehört, das gehört irgendwie zum Allgemeinwissen dazu, aber von diesem Anschlag habe ich wirklich noch nie was gehört von dieser Gruppe.
Also ich bin wirklich, ich bin total gespannt, weil tausende Menschen hatten die da, wollten die umbringen.
Ich meine, wenn das wirklich passiert ist, dann wäre ich noch überraschter, dass ich davon nichts gehört habe.
So wie dir ging es mir ehrlich gesagt auch.
Ich bin durch einen Zufall auf diese Geschichte gestoßen und habe mich auch gewundert, dass ich davon noch nie gehört hatte.
Weiß jetzt nicht, woran es liegt, am eigenen Versagen oder am Geschichtsunterricht in der Schule.
Immer schön die Schuld auf die Geschichtslehrer schieben.
Aber auf jeden Fall, glaube ich, lohnt es sich, da mal reinzugehen.
Und ich würde sagen, ich fange einfach mal direkt an.
Bevor es losgeht, möchte ich euch natürlich darauf hinweisen, dass alle O-Töne und Fotos, die wir heute besprechen, bei Instagram zu finden sind, bei Was schmeckt dahinter unserer Instagram-Seite und für alle, die gerade bei YouTube oder in der ZDF-Mediathek zu gucken, weil unser Podcast seit neuestem auch ein Videopodcast ist, die kann ich auch beruhigen.
Das findet ihr auch alles hier in dem Video.
Jeden Dienstag erscheint bei ZDF Besseresser beim YouTube-Kanal eine neue Folge um 16 Uhr.
Und wir freuen uns, wenn ihr kommentiert und fleißige Abos da lasst.
Gut, dann würde ich sagen, starten wir mit der Geschichte, von der einer von euch schon mal was gehört hat und der andere nicht.
Aber Kovna wird 1918 in Sevastopol geboren.
Sevastopol liegt auf der Krim, die zu diesem Zeitpunkt eine Phase großer politischer Unsicherheit durchlebt.
Nach der russischen Revolution 1917 zerfällt das Zarenreich.
1918 besetzen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen die Krim, während gleichzeitig die junge Ukraine und die Bolschewiki-Ansprüche auf die Region erheben.
Als strategisch bedeutender Stützpunkt der Schwarzmeerflotte fällt Sevastopol innerhalb weniger Monate immer wieder in andere Hände.
Man kann also sagen, Abba Kofner wird in eine Welt geboren, die von politischen Umbrüchen und rechtlicher Instabilität geprägt ist.
Er wächst schließlich in Vilnius in Litauen auf und leitet dort als Jugendlicher eine tausendköpfige Jugendbewegung.
Doch als Adolf Hitler an die Macht kommt und der Zweite Weltkrieg beginnt, ist Kofners Leben in Gefahr, denn er ist Jude.
Als die Nazis 1941 in Vilnius einmarschieren, wird Kofner mit den anderen Jüdinnen und Juden in ein Ghetto gedrängt.
Dort können die Deutschen die jüdische Bevölkerung leichter erfassen, überwachen und zur Zwangsarbeit heranziehen.
Der erzwungene Umzug in überfüllte und ärmliche Stadtviertel führt außerdem dazu, dass jüdische Familien ihr Eigentum zurücklassen müssen, das anschließend systematisch beschlagnahmt und arisiert wird.
Doch die Ghettos stellen keinen Endzustand dar, sondern sind eine Zwischenstation.
Sie dienen dazu, jüdische Gemeinden zu konzentrieren, bevor die Menschen ab 1941 und 1942 in die Vernichtungslager deportiert werden.
Kofner beschließt, in den Widerstand zu gehen.
Bei einer Kundgebung am 1.
Januar 1942 ruft er alle BewohnerInnen des Ghettos in dem Erlebt dazu auf, lasst uns nicht wie die Schafe zur Schlachtbank gehen.
Er steckt seine ganze Energie in den Aufbau und das Trainieren des Untergrunds, denn für ihn ist klar, Hitler plant die Vernichtung aller Juden Europas.
Und Selbstverteidigung ist die einzige Option.
Dementsprechend formiert er einen Widerstand, deren Mitglieder er selbst ausbildet und instruiert.
Und jetzt habe ich ein Foto für euch von Aberkopfner.
Beschreibt gerne, wen ihr seht.
Also er ist auf diesem Foto als tatsächlich sehr junger Mann zu sehen, rasiert ohne Bart, was entweder bedeutet, dass er sich regelmäßig rasiert hat oder einfach noch gar keinen Bartwuchs hatte.
So deutet er dann auf ein sehr junges Alter zum Zeitpunkt des Fotoschießens hin.
Er hat ein Fernglas umhängen, schaut neugierig bis skeptisch in die Ferne und trägt eine Art Uniform, könnte eine Uniform sein, könnte auch so ein Pfadfinder-Outfit oder was anderes sein.
Vermutlich ist es aber eher so eine uniform nachempfundene Bekleidung.
Und er sieht auf jeden Fall sehr ernst aus.
Ein sehr, sehr ernster Blick.
Augenringe unter den Augen.
Viel geschlafen hat er mutmaßlich auch nicht, bevor das Foto gemacht wurde.
Und ist sehr dünn.
Ein sehr heroisches Foto, finde ich, mit dem Blick nach vorne, nach oben, so wie es fotografiert ist.
Mein erster Gedanke war, ist vielleicht ein bisschen Klischee, Aber wenn es einen Film gibt, dann könnte ihn vielleicht Adrian Brody spielen.
Stimmt.
Stimmt, ja.
Also diese lockigen Haare, das etwas längliche Gesicht, die großen Augen.
Ich finde, das würde gut passen.
Aber ein adretter junger Mann, würde ich sagen.
Und vielleicht ist die Uniform, kommt daher, weil du meintest, sie haben ja wie so eine Widerstandsgruppe gegründet.
Vielleicht war das deren Outfit.
Das ist mein erster Gedanke.
Wie alt war er zu diesem Zeitpunkt?
Und ich kann nicht genau sagen, wie er alt auf dem Foto ist, aber er war so Mitte 20.
Oh, okay.
In der Zeit, in der das jetzt hier spielt.
Und hat, ich weiß natürlich auch nicht, ob er sich täglich rasiert hat.
Ich gehe mal davon aus, dass nicht.
Deswegen hatte er wahrscheinlich einfach keinen wirklichen Bartwuchs.
Okay, auch interessant.
Kofner ist jetzt also sehr aktiv und möchte sich wehren.
aber die Aktionen von Kofner und den anderen Partisanen im Ghetto ziehen oft grausame Strafen der Nazis nach sich, weshalb die Bewohner des Ghettos sich irgendwann gegen die Gruppe wenden.
Zwischen 1942 und 1943 deportieren die Nazis Tausende von ihnen.
Als es eines Abends auch bei Abba Kofner an der Tür klopft, flüchtet er mit drei Freunden durch die Abwasserleitung.
Voll Fäkalien flüchten sie in den Wald.
Zum Glück regnet es in dieser Nacht in Strömen.
In dieser Nacht sehen sie ihre Freunde und Familienangehörige zum letzten Mal.
Im Laufe des Jahres 1943 gilt das Ghetto von Vilnius als vollständig liquidiert.
Kofner lebt jetzt mit einigen Partisanen in den Wäldern von Rutniki in Südostlitauen.
Dort wird er zum Kommandanten von vier jüdischen Bataillonen, die sich im litauischen Wald zum Widerstand formieren.
Kofners Gruppe verübt gezielte Anschläge auf deutsche Patrouillen und Truppenversorgungszüge und schreckt auch vor gewaltsamen Angriffen nicht zurück.
Im Juli 1944 kämpfen aber Kofner und die anderen jüdischen Partisanen an der Seite der Roten Armee bei der Befreiung von Vilnius.
Und sie haben Erfolg.
Aber ihr altes Leben ist vorbei.
Ihre Familien und Freunde sind tot.
Viele von ihnen beschließen deshalb nach Kriegsende in Palästina ein neues Leben zu beginnen und beim Aufbau des Staates Israel mitzuwirken.
Doch Abba Kofner hat vorher noch etwas zu erledigen.
Nakam.
Rache.
Er ist zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alt.
Von den Wäldern in Litauen flieht er 1944 nach Bukarest.
Und hier beginnt er, einen Plan zu schmieden.
Er will sechs Millionen Deutsche töten.
Als Ausgleich für sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden.
Doch dafür braucht er Hilfe.
In Bukarest will Kofner Gleichgesinnte um sich versammeln.
Er gründet die Gruppe Nakam und er legt fest, wer sich dafür eignet.
Mitglieder müssen schon während der Shoah Erfahrungen in Sachen Widerstand gesammelt haben und sie brauchen bestimmte Eigenschaften.
List, Flexibilität, einen scharfen Verstand, Improvisationsgabe und vor allem Durchhaltevermögen.
Wichtig ist auch, es geht nicht um persönliche Rache für erlittenes Leid, sondern um eine nationale Vergeltung, die Rache eines ganzen Volkes am anderen.
Einige Mitglieder kennen Kofner schon länger, aus dem Ghetto oder vom Partisanenkampf im Wald.
Andere stoßen aus verschiedenen Orten dazu.
Viele waren früher in jüdischen Jugendorganisationen und hatten sich im Krieg Partisanengruppen angeschlossen, also bewaffneten Widerstandsgruppen, die im Untergrund gegen die Nazis kämpften.
Und einer von ihnen ist Leibke Distel.
Leibke Distel wird 1922 in Vilnius geboren.
Während der Shoah ist er, genau wie Kofner, im Ghetto von Vilnius eingeschlossen.
Dort muss er in einer deutschen Waffenfabrik Zwangsarbeit leisten und schafft es, Flugabwehrkanonen zu sabotieren.
Von draußen schmuggelt er außerdem Waffen und Munition zu seinen Kameraden ins Ghetto.
Später wird er gefoltert und nach mehreren Fluchtversuchen in ein Lager in Estland verschleppt.
Schließlich landet er im KZ Dautmergen in Baden-Württemberg.
Beim Todesmarsch gelingt ihm die Flucht.
Da wiegt er nur noch 42 Kilogramm.
Seine Kameraden aus Vilnius tragen ihn auf ihrem Weg bis nach Italien und retten ihm so das Leben.
Und in Italien trifft er auf Kofner, der mittlerweile gute Beziehungen zu einer Widerstandskämpfergruppe aufgebaut hat, die sich dort formiert hat.
Distel wird später eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Kofners Plan spielen.
Und auch von ihm habe ich ein Foto.
Zugegebenermaßen auf dem ersten Foto, was ich euch jetzt zeige, sieht man ihn nicht perfekt.
Aber ich habe nachher noch ein anderes Foto, da könnt ihr seine Gesichtszüge vielleicht noch ein bisschen besser erkennen.
Also mein erster Gedanke war, er hat sich von den 42 Kilo auf jeden Fall wieder erholt.
Und ansonsten, ja, er hat auch lockiges Haar, also ein leichtes Sommerhemd.
Ich weiß nicht, ob die Musterung vom Hemd kommt oder vom Foto.
Nee, vom Foto, ehrlich gesagt.
Ich glaube, das ist ein relativ beschlichtes Hemd und die Bildqualität zaubert dem Hemd ein Muster.
Nein, aber sieht wie ein netter, lebensfroher Mann erstmal aus auf dem ersten Foto.
Ja, was mir auffällt, du hast es gerade schon angesprochen, es ist ein Kurzarmhemd.
Das ist jetzt nicht unbedingt üblich gewesen für, ich weiß nicht, die 1930er, 1940er.
Das kommt erst so mit den 50er Jahren auf.
Also es scheint dann zu einem späteren Zeitpunkt gemacht worden, dieses Foto.
Deshalb sieht er vielleicht auch wieder etwas fitter aus und gesünder, wohlgenährt auf jeden Fall.
Er hat auch irgendwas in den Händen, da bin ich mir nicht ganz sicher, was es ist.
Vielleicht ein Stock oder vielleicht schnitzt er da gerade was.
Man könnte auch meinen, er schaut auf ein Smartphone, was natürlich überhaupt nicht sein kann, aber es wirkt ein Stück weit so.
Definitiv scheint es ihm körperlich wieder gut zu gehen.
Das kommt definitiv rüber.
Wir erfahren nachher, was aus ihm geworden ist.
Vielleicht macht dann sein Antlitz ein bisschen mehr Sinn, was ihr da beschreiben könnt.
Aber von ihm gibt es tatsächlich nicht so viel überliefertes Fotomaterial.
Weil die waren ja auch nicht in der Öffentlichkeit, oder?
Die waren ja eigentlich bis zu den 80ern irgendwo in der Öffentlichkeit.
Und Fotos, die werden ja auch bei ihrer Flucht nicht groß, Familienfotos von früher noch rausgeschmuggelt haben.
Also dass es überhaupt dieses Foto noch von ihm gibt oder irgendwie rausgeschafft hat, ist ja schon ein kleines Wunder.
Aber Kofner ist auch wirklich eine, also einfach die zentrale Person bei dieser ganzen Geschichte und Mission und war schon immer eine sehr aktive Person.
Ich habe ja gesagt, dass bevor er da in den Untergrund gegangen ist, dass er schon einer Jugendbewegung angehörte und er hat sehr viele Reden gehalten, wird auch als sehr charismatisch beschrieben.
Also wenn man jemanden aus der damaligen Zeit oder aus dieser Gruppe kennt, dann ihn.
So, jetzt kennen wir die beiden Protagonisten unserer heutigen Geschichte.
Am Ende finden sich in der Gruppe Nerkam 1945 etwa 50 junge Frauen und Männer zusammen, die meisten Anfang 20.
Alle haben die Shoah überlebt.
Irgendwie.
Sie waren in Ghettos oder in den Wäldern, in Lagern oder Verstecken.
Manche von ihnen waren in Auschwitz.
Jede und jeder bringt eine eigene Leidensgeschichte mit und eine enorme seelische Last.
Und jetzt habe ich das versprochene weitere Foto, auf dem man auch nochmal Distel sehen kann.
Er ist in der unteren Reihe, der zweite von rechts.
Ich finde, es gibt so Leute, denen sieht man ihr Selbstbewusstsein an.
Und ich finde, ihm sieht man das an.
Ja, das würde ich auch so sehen.
Also ein sehr entschlossener Blick.
Und ich glaube auch, dass man von der Persönlichkeit her auch ein Stück weit so sein muss, wie du es gerade beschrieben hast.
wenn man in so einer Situation das Mittel des Widerstands ergreift, weil das war ja eigentlich eine hoffnungslose Situation.
Und dann trotzdem zu sagen, komm, wir gehen dagegen, wir versuchen, das nicht auf uns sitzen zu lassen.
Das erfordert ja sehr viel Charakter und das scheint dadurch, wenn man so viel in einen Blick rein interpretieren kann.
Alles, was ihr sagt, finde ich super spannend, weil man das nicht nur in den Blick rein interpretieren kann, Sondern ich habe ja am Anfang gesagt, dass er eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Plans spielen wird.
Und dafür muss man auf jeden Fall durchsetzungsstark und mutig sein.
Weil das, was er gemacht hat, weiß ich nicht, ob sich das so jeder trauen würde.
Sagen wir es mal so.
Ist Arek Hoffner auch auf dem Bild?
Nee, der ist nicht auf dem Bild.
Ich habe mich gerade versucht, ihn zu finden.
Der zweite rechts oben.
Dachte ich kurz, das könnte vielleicht sein.
Ja, der hat aber so ein Schnurrbart, glaube ich.
Das würde jetzt nicht passen.
Okay, gut.
Aber wie man auf jeden Fall sehen kann, sind auch einige Frauen mit in der Nakam-Gruppe.
Auf die ich heute in dieser Folge jetzt namentlich, wohl doch eine Frau werde ich namentlich nennen, auf die ich aber jetzt nicht groß eingehen werde, weil ich mich einfach reduzieren musste auf ein paar Persönlichkeiten.
Aber es gab auch viele Widerstandskämpferinnen.
Das soll an dieser Stelle einmal gesagt werden.
Zunächst helfen die Mitglieder der Nakam-Gruppe zahlreichen jüdischen Menschen dabei, illegal nach Palästina zu gelangen.
Doch ihr eigentliches Ziel ist ein anderes.
Und allen ist klar, der geplante Racheakt kann auch auf sie, die ausführenden, tödliche Folgen haben.
Ja, wir kennen jetzt die zwei Mitglieder der Nakam-Gruppe.
Einer von ihnen ist der Gründer und Anführer.
Und ihr kennt jetzt auch Distel, der eine wichtige Rolle spielen wird.
Und ich habe ja auch eben schon mal gesagt, dass jetzt der Plan ist, sechs Millionen Deutsche zu töten.
Habt ihr irgendeine Idee, wie sie das machen wollen?
Mirko, du wahrscheinlich schon, weil du schon mal von der Geschichte gehört hast.
Deswegen muss Flo anfangen.
Du hast ja am Anfang über die Brotfabrik gesprochen und ich würde schon denken, dass das eine der ersten Ideen war, weil du damit einfach sehr schnell sehr viele Mengen breit verfügbares oder ein breit verfügbares Lebensmittel unter die Leute bekommen hast.
Weil ansonsten, also ich meine sozusagen, wo der Gedanke herkommt und auch dieser Plan der Gruppe ist natürlich irgendwo vielleicht ein Stück weit nachvollziehbar, aber auch dann, ich weiß nicht, wie das zu Ende gedacht war, also wenn dann sechs Millionen einfach umfallen und da liegen und wohin damit, was war der ganze Plan?
Also ich frage mich so ein bisschen, wie weit, weil dieser Plan von vorne bis hinten durchgedacht und wie methodisch ist man da eigentlich vorgegangen, um eigentlich dann exakt das zu wiederholen, was wenige Jahre zuvor passiert ist.
Also da steckt irgendwie schon sehr viel drin.
Ich denke mal, dass einfach über ein Lebensmittel wahrscheinlich eine der ersten Wege war.
Vielleicht war es nicht das Brot, vielleicht war es Wasser, dass sie vielleicht Wasserverbindungen vergiften wollten, Wasserwerke.
Ja, genau so war es.
Lebensmittel werden ja in Deutschland heute sehr intensiv geprüft und Leitungswasser, Trinkwasser ist das am besten geprüfte Lebensmittel in Deutschland.
Ich weiß jetzt nicht, wie es damals war, vor allem direkt nach dem Krieg, aber man kann damit natürlich sehr viele Menschen gleichzeitig erreichen und sie wollten einfach das Trinkwasser vergiften.
Okay.
So ist es.
Die Gruppe kommt auf eine Idee, die für sie sowohl effizient als auch machbar klingt.
Nakam will das Trinkwasser vergiften.
In mehreren deutschen Großstädten soll Gift in die Leitungen geleitet werden, mit dem Ziel, Millionen zu töten, egal ob jung oder alt, egal mit welcher Geschichte.
Genauso unterschiedslos, wie es die Nazis mit den Juden getan hatten.
Innerhalb der Gruppe gibt es zwar Zweifel, was, wenn alliierte Soldaten das Wasser trinken oder gar Überlebende der Shoah, aber die Vorbereitungen laufen trotzdem an.
Nach Vollendung ihrer Mission wollen sie Europa verlassen und sich alle in Tel Aviv treffen.
Während die Gruppe einen Fachmann für Wasserversorgung in ein Nürnberger Wasserwerk einschleust, reist Abba Kofner nach Palästina.
Dort will er das Gift besorgen und wendet sich an die zionistische Bewegung, die gerade alles daran setzt, einen eigenen jüdischen Staat zu gründen.
Über Kontakte zu Haganah, ihrem bewaffneten Arm, hofft er, die tödliche Substanz zu bekommen.
Doch es gibt ein Problem.
Die führenden Zionisten lehnen eine Massenrache ab.
David Ben-Gurion, der spätere erste Premierminister Israels, sagt zu Kofner sinngemäß, nur wenn sechs Millionen tote Deutsche sechs Millionen Juden zurückbringen könnten, würde er es unterstützen.
Außerdem fürchtet die politische Führung, dass ein solcher Anschlag die Unterstützung der Alliierten gefährden könnte und ohne diese Unterstützung wäre ein jüdischer Staat kaum denkbar.
Aber Kofner lässt sich davon nicht abhalten und sucht weiter nach Unterstützern für seinen Racheplan.
Insgesamt ist er vier Monate in Palästina.
Doch von den obersten Persönlichkeiten will keiner bei seinem Plan mitmachen.
Aber es ist so.
Irgendwie kommt Kofner doch noch an eine große Menge Gift.
Wie und von wem genau, ist nicht so genau bekannt.
Aber fest steht, Anfang Dezember 1945 macht er sich auf den Weg zurück nach Deutschland.
Über Ägypten will Kofner nach Frankreich gelangen und von dort nach Deutschland reisen.
Mit den Papieren eines britischen Soldaten, dem er erstaunlich ähnlich sieht.
Am 14.
Dezember geht er in Alexandria an Bord eines britischen Truppentransporters.
In einem Seesack versteckt er das Gift, mit dem er sechs Millionen Deutsche töten will, abgefüllt in Milchpulverdosen und Zahnpastatuben.
Zu den einen Sack gepasst?
Ja.
Krass.
Doch noch bevor das Schiff anlegt, merkt Kofner, dass man nach ihm sucht.
In letzter Sekunde wirft er das Gift ins Meer.
Er wird verhaftet, zwei Monate lang in einer Einzelzelle in Ägypten festgehalten, offiziell wegen Urkundenfälschung.
Ob die Schiffsbesatzung misstrauisch wird, weil Kofner nicht aussieht wie ein britischer Offizier und kein Englisch spricht, oder ob er verraten wird, bis heute ist unklar, wie es dazu kommt.
Der Plan ist gescheitert.
Und in dieser ganzen Zeit, in der er in Palästina ist, hat er nicht super viel Kontakt zu den übrigen Mitgliedern der Nakam-Gruppe.
Also erstens sind Briefwechsel ein bisschen beschwerlich und zweitens auch gefährlich.
Sie haben natürlich Angst, dass sie irgendwie erwischt werden.
Deswegen ist die Nakam-Gruppe in Deutschland führungslos und ziemlich erschüttert.
Einige befürchten, dass Kofner der Gruppe den Rücken gekehrt hat und es fängt so ein bisschen an, innerhalb der Gruppe zu kriseln und auch sie merken, dass ihr Plan wahrscheinlich scheitern wird.
Und jetzt steht die sehr große hypothetische Frage im Raum, was passiert wäre, wenn das geklappt hätte.
Also ich kann mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, was das auch bedeutet hätte, ehrlich gesagt.
Weil dann wären die ja einfach zu Massenmördern geworden.
Und Flo, du hast es eben schon gesagt, hätten irgendwie im Grunde das Gleiche gemacht, was ein paar Jahre vorher die Nazis gemacht hätten.
Aber das war ja auch ihr Plan, sie wollten sich rächen.
Was sind eure Gedanken dazu?
Also der erste Gedanke ist natürlich so ein Stück weit, okay, die haben unmenschliche, grausame Dinge erleben müssen und dass man da Rache gelüste hat, das ist ja total menschlich und nachvollziehbar.
Aber gleichzeitig ist es natürlich jenseits unserer heutigen demokratischen Vorstellungen, dass man so eine Art Lünchjustiz übt und versucht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Das ist eher so ein Mittelalterdenken, auch wenn es wie gesagt aus deren Sicht ein Stück weit nachvollziehbar war, aber hätten sie das so durchgeführt, sie wollten ja in mehreren deutschen Großstädten das Trinkwasser vergiften, Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, dann hätte man so viele unschuldige Menschen umgebracht.
Aus Ihrer Sicht haben Sie ja gesagt, die Deutschen haben da ja irgendwie alle mitgemacht, aber die Kinder ja zum Beispiel nicht.
Also was konnte dann ein vierjähriges Kind zum Beispiel dafür, was für schreckliche Dinge in den Konzentrationslagern passiert sind, aber vierjährige Kinder wären trotzdem getötet worden.
Und das ist etwas, das man, glaube ich, so ein bisschen beiseite gewischt hat und gesagt hat, naja, die Deutschen trifft so eine Kollektivschuld und dann werden sie jetzt auch kollektiv bestraft.
Und das ist für mich eher archaisches Denken, dass das nicht zu unserer heutigen Ansicht von Strafbarkeit passt.
Ja, Rache ist ein nachvollziehbares Gefühl, aber ein sehr unkonstruktives Gefühl oft.
Also einfach Rache zu üben, was steht da am Ende sozusagen?
Es führt selten wirklich irgendwo effektiv irgendwo hin.
Aber eben diese Wut in was Konstruktives umzuwandeln, das ist, glaube ich, einfach super schwer.
Und wahrscheinlich so kurze Zeit, nachdem ihnen das Leid angetan wurde, für sie noch nicht möglich.
Ich meine, ich glaube, wir können uns nicht im Ansatz vorstellen, wie sich Jüdinnen und Juden in der Zeit gefühlt haben, die, die überlebt haben, haben alles verloren.
Alle Freunde, alle Familienmitglieder, alles, was sie jemals besessen haben.
Und ich glaube vor allen Dingen, wenn du wie Abba Kofner schon früh angefangen hast, im Widerstand aktiv zu werden, hast du auch das Gefühl, ich habe jetzt schon damit angefangen, ich muss das jetzt auch irgendwie vielleicht zu Ende bringen.
Also so diesen Gedanken nicht loszulassen, dass man was tun muss und das nicht einfach so über sich ergehen lassen möchte.
Aber ich glaube, wir sind uns alle einig, dass es gut ist, dass dieser Plan gescheitert ist.
Weil, ja, die Nachwirkungen hätten wirklich schrecklich sein können.
Trotz des für sie sehr herben Rückschlags gibt die Nakam-Gruppe aber nicht auf.
Die Mitglieder können sich nicht vorstellen, einfach in ein normales Leben zurückzukehren, ohne ihr Volk gerecht zu haben.
Die ganze Arbeit kann nicht umsonst gewesen sein.
Und sie treffen eine Entscheidung.
Wenn schon nicht sechs Millionen Deutsche sterben, dann sollen wenigstens die büßen, die für die Verbrechen an den Juden und Jüdinnen verantwortlich waren.
Es gibt einen neuen Plan und der soll schon bald in Nürnberg in die Tat umgesetzt werden.
Kofner ist übrigens mittlerweile in ein Gefängnis in Jerusalem verlegt worden.
Im März 1946 wird er zwar entlassen, aber er kehrt nicht zurück nach Deutschland.
Und das erklärt vielleicht auch, warum er auf diesem Gruppenbild nicht mit drauf ist.
Ah, okay.
Aber er war weiterhin involviert?
Ja.
Okay.
Er ist weiterhin involviert und steht im Kontakt, aber er ist nicht mehr vor Ort.
Er hat eine Consulting-Rolle übernommen, könnte man sagen.
Nürnberg ist ein sehr zentraler und symbolhafter Ort.
Denn hier wurde Hitlers Rede an die deutsche Jugend gefilmt und 1935 beschlossen die Nazis hier die verheerenden Rassengesetze.
Sie legten den Grundstein für den schrecklichen Horror, den das jüdische Volk in den kommenden Jahren der Nazi-Herrschaft erdulden musste.
Und hier finden nach Kriegsende die berühmten Nürnberger Prozesse statt.
Also die Gerichtsprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg, bei denen hochrangigen Nazi-Funktionären und Verantwortlichen für die Massenmorde der Prozess gemacht wurde.
Im Gerichtssaal 600 des Justizpalasts erfährt eine breite Öffentlichkeit zum ersten Mal vom Ausmaß des Grauens unter der Nazi-Herrschaft.
Zum Beispiel als SS-Mann Rudolf Höss, der drei Jahre lang als Kommandant des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz gearbeitet hat, als Zeuge aussagen soll.
Höss kennt man vielleicht, wenn man den Film The Zone of Interest gesehen hat.
Im Zeugenstand spricht er über die Vergasung von Menschen, als würde er ein Kuchenrezept vorlesen.
Das kann man sich in einem Deutschlandfunk-Beitrag anhören, den wir euch in den Shownotes verlinken.
Allein in Auschwitz haben die Nazis über eine Million Menschen ermordet, größtenteils jüdische Frauen, Männer und Kinder.
Und nur wenige Kilometer weiter weg plant die Nakam-Gruppe jetzt ihren Anschlag.
Noch bevor die Nazis, die in Nürnberg in Gefangenenlagern eingesperrt sind, verurteilt werden, sollen sie getötet werden.
Und dafür braucht die Nakam-Gruppe Gift.
Denn sie plant, das Brot der Häftlinge zu vergiften.
Das wird im großen roten Ziegelbau der Großbäckerei Konsumgenossenschaft Nürnberg-Fürth am Schleifweg 37 gebacken.
Und das Gift kommt aus Paris.
Arsen.
Geschmacks- und geruchlos.
Über Mittelsmänner wird es nach München und dann nach Nürnberg geschmuggelt.
Und jetzt kommt Leibke Distel ins Spiel.
Ein paar Monate vor der geplanten Aktion erhält er einen Auftrag.
Er soll in die Bäckerei eingeschlossen werden, die das Brot für deutsche Kriegsgefangene liefert.
Er stellt sich als jüdischer Überlebender vor, erzählt, sein Onkel habe in Kanada eine Bäckerei und er wolle das Handwerk lernen, bevor er zu seinem Onkel fährt.
Ich erinnere mich.
Ich ging ins Personalbüro.
Sie wussten nicht, was sie mit mir anfangen sollten.
da ich ein Jude mich hier vorgestellt habe.
Sie waren verblüfft, wirklich verblüfft, dass ein Jude in der damaligen Nazi-Hochburg Nürnberg um Arbeit nachsuchte.
Die Geschichte klingt für die Chefs der Bäckerei glaubwürdig.
Er wird eingestellt, zieht in ein kleines Zimmer in der Nähe und beginnt im Herbst 1945 seine Bäckerlehre.
Monatelang arbeitet er Seite an Seite mit Deutschen, die behaupten, von den NS-Verbrechen nichts gewusst zu haben.
Manche fordern ihn sogar auf, von seinen Erlebnissen zu berichten.
Andere zweifeln, dass so etwas überhaupt passiert sei.
Für Distel ist es die Hölle.
Aber er hält durch, denn er hat ein Ziel vor Augen.
Und er muss die Frage klären, wie kommt das Arsen in die Brote?
Zuerst denkt die Gruppe daran, es in die Mehlsäcke oder die Teigmischmaschinen zu kippen.
Schließlich entscheiden sie sich für eine andere Methode.
Das Gift soll mit Pinseln auf die Unterseite der fertigen Brote gestrichen werden.
Perfekt, dass Distel inzwischen in den Brotlagerraum versetzt wurde.
Erkennt nun jedes Detail des Brotstapelsystems und versteckt das Gift unter den Dielen der Bäckerei.
Wollte man das nicht verbacken, weil das durch die Hitze möglicherweise zerfällt?
Das war ein Gedanke.
Das Arsen war auch verdünnt und mit noch einem anderen Stoff versehen, damit das klebt, damit das irgendwie an diesen Brotlaiben haftet.
Und sie entschieden sich dazu, dass das Aufpinseln der Unterseite die beste Möglichkeit sein musste.
Ich zeige euch jetzt ein Foto von dem Versteck in der Bäckerei.
Man sieht da drauf zwei amerikanische Soldaten, die das Versteck natürlich als alles aufgeflogen ist, inspizieren.
Miko, du hattest ja vorhin davon gesprochen, dass in Deutschland Lebensmittel mittlerweile sehr gut überwacht werden.
Das war damals, glaube ich, noch nicht der Fall.
Die Brote liegen auf dem Boden und im Holzverschlag.
Ja, wobei es sieht so aus, als würden da irgendwelche Decken oder Planen unter diesen Broten liegen.
Also zumindest nicht ganz auf der rohen Erde sozusagen.
Aber ehrlich gesagt, ich habe auch schon Fotos gesehen von Großbäckereien, bei denen dann Schädlingsbefall war.
Und das sieht gar nicht großartig anders aus.
Also das heißt nicht, dass unbedingt heute alles besser ist, dann wenn nicht genau hingeguckt wird, dann kann sowas auch noch stattfinden.
Also wahrscheinlich jetzt nicht in der Form, klar, aber ja, ist noch nicht so lange her, dass glaube ich in Deutschland Lebensmittel auch so gelagert worden sind.
Wie ein guter Magier hat Herr Distel mit einem doppelten Boden gearbeitet.
Das stimmt, ja.
Ja, man kann aber schon mal sehen, also man sieht, dass es eine Großbäckerei ist, anhand der Anzahl von Brotlaiben, die da rumliegen und rumstehen.
Im Hintergrund sieht man noch Kisten, in die die verpackt werden.
Das war die Arbeitsstätte von Distel über Monate hinweg.
Und genau, die beiden Soldaten, die schauen in ein Loch im Boden.
Also das sind so Holzplanken wahrscheinlich, unter denen das Gift dann versteckt wurde.
Und an der Seite steht auch wahrscheinlich die Holzplanke, die sie da rausgenommen haben, dem das Loch verdeckt war.
Das Foto ist auch relativ bekannt.
Ich nehme an, dass das gestellt ist, weil die Körperhaltung der beiden ist schon sehr, jetzt macht mal, jetzt tut mal so, als würdet ihr das Gift suchen.
Der eine schaut, der andere zeigt.
Ja, genau.
Ja, was ich, also das ist ein Nebengedanke, der nicht viel mit der Geschichte, ein bisschen was mit der Geschichte zu tun hat, dass man früher, und wahrscheinlich war das noch eine ganze Weile so, dass man einfach in einen Betrieb reingehen konnte, sagen konnte, ich würde jetzt hier gerne arbeiten und dann konnte man da arbeiten.
Also natürlich hast du gesagt, es gab schon irgendwie eine gewisse Hürde, dass die Leute irgendwie nicht geglaubt haben, dass er da jetzt wirklich arbeiten möchte, aber dass man jetzt sich nicht groß bewerben musste, Bewerbungsgespräche, Probearbeiten, was weiß ich, sondern gesagt, ich würde gerne und dann hat die Firma gesagt, alles klar, morgen geht's los, sei um acht hier, los geht's.
Ja, es war natürlich eine Zeit, in der jede helfende Hand gebraucht wurde nach dem Krieg.
Und Männer waren sowieso rar.
Insofern hängt das sicherlich auch damit zusammen, die Arbeitnehmerrechte waren auch noch anders, um es vorsichtig zu formulieren.
Also man konnte leicht eingestellt werden, aber auch leicht wieder rausgeschmissen werden.
Higher and fire, wie wir es heute in den USA noch haben.
Das ist sicherlich auch noch ein Punkt.
Und da geht es ja um eine sehr einfache Tätigkeit.
Also einfach in Anführungszeichen.
jetzt nichts für, dass man jahrelang ausgebildet werden muss oder ein Studium braucht.
Und deshalb, glaube ich, war das dann mit der Einstellung ziemlich unkompliziert und einfach möglich.
Und außerdem hatte er ja einen guten Grund.
Er hat ja gesagt, dass sein Onkel in Kanada auf ihn wartet und er hat eine Bäckerei und dafür muss er ja das Bäckerhandwerk lernen.
Und dann ist es soweit.
Am Abend des 13.
Aprils 1946 soll der Plan in die Tat umgesetzt werden.
Distel und zwei weitere Narkammitglieder schleichen sich in die Bäckerei und verstecken sich in riesigen Brotkörben.
Als die Schichtarbeiter der Bäckerei nach Hause gehen, holen sie das Gift hervor.
22 Pfund Arsen.
Genug, um zigtausend Menschen zu töten.
Im Licht des Vollmonds bepinseln sie die Unterseiten von rund tausend Broten.
Nachdem wir das erste Tausend geschafft hatten, umarmten und küssen wir uns, erinnert sich Distel später.
Doch dann patrouillieren die Wachmänner.
Die Gruppe muss sich verstecken.
Zweimal müssen sie alles abbrechen, bis die Luft wieder rein ist.
Am Ende schaffen sie etwa 3000 Brote.
Dann werden sie von den Wachmännern erwischt.
Die zwei anderen nach Kammmitglieder fliehen und die Wachmänner nehmen die Verfolgung auf.
Distel bleibt und versteckt Pinsel und Gift.
Die Polizisten, die später eintreffen und die er belauscht, sind überzeugt, das war nur ein missglückter Brotdiebstahl.
Brot war schließlich kostbar.
Auch wenn sie nicht wie geplant 14.000 Brote präparieren konnten, Distel weiß, jedes Brot wird unter vier Gefangenen aufgeteilt.
Mit 3.000 vergifteten Broten werden sie also einige Nazis töten.
Im Morgengrauen verlässt Distel sein Versteck.
Draußen wartet ein Wagen mit seinen Kameraden.
Sie haben es geschafft.
Okay, also, Distel hat jetzt mit 200 Kamm-Mitgliedern 3000 Brote vergiftet in der Nacht zu Sonntag und die hauen jetzt ab und hoffen natürlich, dass alles gut geht.
Was sagt ihr bis hierhin?
Und was sagt ihr auch vielleicht, könnt ihr nochmal einschätzen oder irgendwie ein paar Worte dazu verlieren, was dieser Distel da monatelang gemacht hat?
Ihr habt ja vorhin gesagt bei der Bildbeschreibung, dass ihr da irgendwie jemanden seht, der selbstbewusst wirkt und der weiß, was er da tut.
Und ich finde auch, es gehört schon was dazu, sich in so eine Bäckerei zu begeben und monatelang neben Leuten zu arbeiten, die möglicherweise sogar den Holocaust leugnen.
Ja, was sind eure Gedanken?
Ja, da muss man schon sehr charakterstark sein, sich dann mit Leuten zu umgeben, die vielleicht nicht nur gar nicht daran glauben, dass es den Holocaust gegeben hat, sondern unter Umständen auch zu denjenigen gehört haben, die an der Verfolgung oder sogar Ermordung von Jüdinnen und Juden teilgenommen haben, die dazu beigetragen haben.
Dann hat er sich sicherlich auch tagtäglich irgendwelche blöden Sprüche anhören müssen.
Könnte ich mir auch vorstellen.
Und trotzdem durchzuhalten.
Und ich glaube, das macht man vor allem dann, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat.
Wenn man weiß, okay, ich muss jetzt hier die Zähne zusammenbrechen, ich muss das jetzt machen, aber das läuft ja alles auf etwas Bestimmtes hinaus.
Und ich könnte mir vorstellen, dass er sich damit immer wieder motiviert hat.
Ja, es ist auf jeden Fall eine beeindruckende Leistung, die er da vollbracht hat.
Ohne jetzt mit dem beeindruckend, auch das Ziel, da viele tausend Menschen umzubringen, zu meinen.
Aber wie du sagst, es ist, es braucht, ich weiß gar nicht, was ich noch Sinnvolleres hinzufügen soll, weil Mirko gerade wirklich das Sinnvollste schon gesagt hat.
Dann ist er wirklich der perfekte Gast.
Wahrscheinlich ist es auch mit diesem Wunsch verbunden oder diesem Ziel sozusagen danach können wir das Land verlassen.
Vielleicht ist es auch was, was ihn tagtäglich so ein bisschen motiviert hat, dass es nicht nur das Ziel war, ich kann mich rächen, sondern auch dann ist, meine Zeit hier getan und ich bin weg.
Das ist wahrscheinlich auch was gewesen, was ihn da motiviert hat.
Habt ihr eine Vermutung, was dann passiert?
Ja, ich weiß es leider.
Da würde ich den Flo mal den Vortritt lassen.
Also ich glaube, in der Zeit, wo wo Brot und Lebensmittel rar waren, haben die Insassen das schon alles gegessen.
Und Arsen ist ja ein sehr potentes und effektives Gift.
Von daher, ja, aber wenn da jetzt wirklich tausende Menschen gestorben wären, das hätte man, glaube ich, schon irgendwie mitbekommen.
Also vielleicht gab es Todesfälle, aber nicht in den hunderten Tausenden, würde ich annehmen.
Also nicht die 12.000, die sie sich da erhofft haben.
Das auf keinen Fall.
Ja, Moko, du darfst nichts sagen.
Ich darf nicht sagen, okay, dann halte ich mich zurück.
Ich werde jetzt auflösen.
Am nächsten Tag, am 14.
April 1946, wird das Brot planmäßig ausgefahren und an die Gefangenen verteilt.
Distel und seine Mittäter sind da bereits auf der Flucht.
Sie wollen über Tschechien und Italien nach Frankreich reisen, wo sie ein Schiff nach Palästina besteigen sollen.
Währenddessen macht sich eine junge Frau auf den Weg zum Gefangenenlager, in dem die Nazis mit Brot beliefert wurden.
Rachel Glickmann, ebenfalls NAKAM-Mitglied, soll herausfinden, ob der Plan aufgegangen ist.
Ihre Vorgaben sind klar.
Wenn sie festgenommen wird, ist sie auf sich allein gestellt.
Als sie ankommt, erfährt sie, dass viele Gefangene krank sind.
Sie haben Durchfall, müssen sich übergeben, manche haben gerötete Haut.
Etwas mit dem Brot scheint nicht zu stimmen.
Sie wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Jüdisch-amerikanische Offiziere erzählen ihr, dass die Amerikaner das Ganze unter Verschluss halten wollen, um keinen internationalen Zwischenfall zu provozieren.
In den Krankenhäusern wird den Nazis der Magen ausgepumpt.
Über 1000 Männer und Frauen sind betroffen.
Der Vorfall macht weltweit Schlagzeilen.
Sogar die New York Times und the London Times berichten darüber.
2283 Nazis wurden bei einem mysteriösen Anschlag vergiftet.
Aber kein einziger ist tot.
Als diese Nachricht bekannt wird, ist die Nakam-Gruppe total erschüttert.
War der ganze Plan also umsonst?
Haben sie die Chance verpasst, ihr Volk zu rächen?
Einige Mitglieder sollen sogar darüber nachgedacht haben, sich umzubringen.
So groß war das Gefühl, versagt zu haben.
Späteren Untersuchungen der US-Regierung zufolge hätte das Arsen im Camp ausgereicht, um 60.000 Menschen zu töten.
Also wie kann es sein, dass niemand gestorben ist?
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht.
Wahrscheinlich haben Distel und seine Mitstreiter das Arsen in der Bäckerei in der Nacht zu dünn aufgetragen.
Vielleicht wirkte es so schnell, dass die Gefangenen das Brot nach ein paar Bissen ausgespuckt haben und einfach nicht genug Gift abbekommen haben.
Klar ist, als die Amerikaner merken, dass mit dem Brot irgendwas nicht stimmt, bringen sie die Gefangenen sofort ins Krankenhaus und lassen ihnen den Magen auspumpen.
Das rettet ihnen das Leben.
Trotzdem, dass wirklich alle überleben, ist fast unglaublich.
In Nürnberg wird hinter vorgehaltener Hand über Massengräber für über 100 SS-Männer getuschelt.
Was der NACAM-Anschlag wirklich für Folgen hatte, wird wohl nie ganz geklärt werden.
Offiziell überleben aber alle Gefangenen, die Täter werden nie gefunden.
Und schon bald gerät die Aktion in Vergessenheit.
Und die Nakam-Mitglieder werden für viele, viele Jahre schweigen.
Alle halten sich an ihren ursprünglichen Plan und reisen ab Mai 1946 nach Palästina, wo Abba Kofner auf sie wartet.
Er hat ihnen gesagt, dass sie eine militärische Ausbildung bekommen würden, um danach ihren Kampf fortsetzen zu können.
Doch als sie dort ankommen, sieht die Realität anders aus.
Statt Soldaten sollen sie Bauern werden und so ihren Beitrag zum Aufbau Israels leisten.
Die Eingewöhnung fällt schwer und die Mitglieder der Gruppe zerstreiten sich.
Aber bei einer Sache sind sie sich einig.
Sie werden niemals öffentlich über das, was sie getan haben, sprechen.
Viele Nakam-Mitglieder nehmen neue Namen an und bauen sich ein neues Leben auf.
Distel arbeitet zum Beispiel als Schlosser.
Aber Kofner unterstützt die Integration von Holocaust-Überlebenden in das neue Land und beteiligt sich am Aufbau der jüdischen Gemeinden.
Außerdem veröffentlicht er Gedicht- und Prosabände und wird eine kleine Berühmtheit.
40 Jahre lang bewahren sie ihr Geheimnis für sich, bis ein paar der Nakam-Mitglieder ihr Schweigen brechen.
Mitte der 1980er Jahre stimmen sie nach und nach zu, Interviews zu geben und sich fotografieren zu lassen.
Sie beantworten Anschuldigungen und lassen ihre Gespräche aufzeichnen, nach langem Zögern und mit großem Bedenken.
Sie fürchten, dass man sie für das, was sie gedacht und getan haben, verurteilen könnte.
Sie wollen nicht als rücksichtslose Rechende in Erinnerung bleiben.
Aber in Vergessenheit geraten wollen sie auch nicht.
Allerdings hat ihr Reden auch Konsequenzen.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth leitet im Mai 2000 ein Verfahren wegen versuchten Mordes gegen ein paar Nakam-Mitglieder ein, unter anderem gegen Leib Gedistel.
Letztendlich wird das Verfahren eingestellt, wegen außergewöhnlicher Umstände.
Die Staatsanwaltschaft wertet den Nakam-Fall wegen der Vergangenheit der Täter als Sonderfall.
Von den ca.
50 Mitgliedern der Nakam-Gruppe lebt heute niemand mehr.
Aber in Vergessenheit geraten sind sie nicht.
Das war der heutige Foodcrime.
Ich hatte wirklich noch nie so ein langes Recherchedokument.
Und mir geht diese Geschichte auch wirklich sehr nah.
Man kann sich vorstellen, dass es sehr komplex ist, dass es facettenreich ist, dass es noch viel mehr Persönlichkeiten gab, über die es sich hätte gelohnt zu sprechen.
Weil natürlich in so einer Organisation, ich meine, das musste ja auch alles finanziert werden und organisiert werden.
Da gab es noch einige andere Charaktere.
Und ich habe mich aber einfach auf den Foodcrime konzentriert, weil dieser Podcast ist ja ein Podcast über Foodcrimes.
Wer aber mehr erfahren möchte zu den Umständen, den Hintergründen oder den involvierten Personen, dem kann ich ein Buch empfehlen.
Es heißt, die Rache ist mein allein.
Vergeltung für die Shoah, Abba Kofners Organisation NAKAM.
Geschrieben hat es die Historikerin Dina Porath, die auch schon eine Biografie über Aberkopfner geschrieben hat.
Sie hat für dieses Buch hier, ich halte es in dieser Sekunde in die Kamera, sie hat für dieses Buch zehn Jahre lang recherchiert, in Akten, Briefen, Tagebüchern und in Gesprächen mit Mitgliedern der Nakam-Gruppe und alles, was sie herausgefunden hat, steht in diesem Buch.
Ich verlinke euch das in der Infobox.
Das war die heutige Geschichte.
Vielen, vielen Dank.
Ja, danke.
Ich wollte nur sagen, dass es eines von vielen Beispielen dafür ist, was es für viele Aspekte in der Geschichte gibt, von der wir erstmal denken, wir kennen sie.
Ja, wir wissen, dann gab es den Holocaust und dann irgendwann Gründung der Bundesrepublik und so weiter.
Aber das, was dazwischen passiert ist, gerade in diesen Jahren zwischen 1945 und 1949, das ist teilweise noch überhaupt nicht aufgearbeitet.
Da gibt es so viele Dinge, die kaum bekannt sind und das hier gehört dazu und interessant ist, wie du es ja auch beschrieben hast, dass erst in den 1980er Jahren darüber gesprochen worden ist.
In Nürnberg war das lange so eine Art offenes Geheimnis, also jetzt nicht, wer dahinter steckt, sondern dass da irgendwas passiert ist und es gab auch immer wieder Vermutungen, dass es doch viele Tote gab und immer wenn irgendwo Knochen gefunden worden sind, hat man gesagt, ah, vielleicht hängt das damit zusammen.
Ich glaube auch bei so einer Baustelle viele Jahrzehnte später, da wurde so eine Art Massengrab entdeckt, da hat man die Knochen geprüft und dann festgestellt, nee, das ist irgendwie mehrere hundert Jahre alt, aber da hatte man dann auch gedacht, das sind jetzt vielleicht hier hunderte Tote, die da in diesem Gefangenenlager waren und immer wieder gab es dann diese Vermutung oder diese Befürchtung, dass doch viele Leute umgekommen sein sollen, aber ich glaube, das hätte man nicht so lange geheim halten können.
Also wenn da wirklich 100, 200 Leute gestorben wären, das hätte sich rumgesprochen und das wüsste man.
Bei allen Repressionen, die es vielleicht gegeben hätte, irgendwann hätte sich auch das aufgelöst.
Aber das ist so ein Mysterium, es ist schon interessant.
Und wie du sagst, man hätte damit zehntausende Menschen töten können und es ist kein einziger gestorben.
Vielleicht, weil es mit Wasser verdünnt war, damit das richtig klebt.
Vielleicht, weil die Leute wirklich nur einen kleinen Bissen gegessen haben und dann hat es komisch geschmeckt und dann haben sie es weggelegt.
Wir werden es nie erfahren.
Und für die Alliierten, die ja das Gefängnis irgendwie betreut haben, war es ja auch im Interesse, dass sie eben nicht einfach so verschwinden und sterben, sondern dass es einen Prozess gibt.
Also wahrscheinlich hat man deswegen dann auch so entschieden und schnell gehandelt, weil den Leuten da die Mägen auszupumpen, das ist ja ein Riesenakt, das dann einmal so durchzuziehen und zu organisieren.
Aber es war wichtig, dass die Leute einen Prozess bekommen und wirklich auf einer Anklagebank sitzen und nicht einfach reihenweise wegsterben im Gefängnis.
Ja, aber es ist schon also das wirklich absolut niemand stirbt.
Das ist schon wirklich überraschend.
Und wer weiß, wer weiß, vielleicht war mit dem Arsen dann am Ende auch was, dass es nicht mehr, dass es vielleicht schon ein bisschen alt war.
Keine Ahnung, keine Ahnung.
Ja, und die Staatsanwaltschaft, du hast das ja beschrieben, Lilly, hat dann in den 1990er Jahren ja auch Ermittlungen aufgenommen oder vielleicht sogar in den späten 80er Jahren, so genau weiß ich das nicht mehr, und hat dann geguckt, gibt es da Anhaltspunkte, denn nicht nur Mord verjährt nicht, auch versuchter Mord verjährt nicht.
Und wenn es ein massenhafter Mord gewesen wäre oder ein versuchter massenhafter Mord in diesem Fall, dann ja erst recht.
Insofern hat man da, glaube ich, schon ein paar Anstrengungen unternommen und hätte, würde ich jetzt einfach mal ganz rational sagen, schon festgestellt, wenn da mehr gewesen wäre, wenn da mehr passiert wäre.
Aber das war nicht der Fall.
Und so bleibt es offen bis heute.
Es gab zu einem gewissen Zeitpunkt auch Akteneinsicht in die Akten, die damals die Amerikaner geschrieben haben und angefangen haben, als das passiert ist.
Natürlich haben die auch Ermittlungen angestellt, aber die sind schnell ins Nichts gelaufen, weil die niemanden gefunden haben, der dafür verantwortlich war.
Aber natürlich haben die alles dokumentiert.
Klar, weiß man nicht, ob da Sachen vielleicht weggelassen wurden oder vielleicht vernichtet wurden.
Aber das, was man gefunden hat und wo man Einsicht bekommen hat, war auf jeden Fall inhaltlich auch so, dass niemand gestorben ist.
Und ja, das kann ein Punkt sein, warum die Ermittlungen eingestellt wurden.
Also eine Möglichkeit gibt es ja auch noch, völlige Spekulationen.
Also überhaupt keine Ahnung, ob da was dran ist.
Aber dass da doch jemand von Wind bekommen hat oder jemand aus dieser Nackarmgruppe schlechtes Gewissen hatte, das den Amerikanern mitgeteilt hat und die gesagt haben, okay, wir gehen da jetzt gegen vor und hängen das aber nicht an die große Glocke.
So, dass man, also wer weiß, ja, alles spekulativ.
Man kann da ja auch präventiv dann entsprechende Maßnahmen treffen, dass man vielleicht einigen Gefangenen nur einen Denkzettel verpasst hat und die dann sofort ins Krankenhaus gebracht hat und magenleer gepumpt.
Ich meine, du musst ja auch erst mal hunderten Menschen den Magen leer pumpen.
Das ist ja auch nicht so einfach.
Du musst ja alles eigentlich planen.
Du brauchst die Kapazität.
Es ist das Jahr 1945.
Deutschland ist kaputt.
Das musste alles auch erstmal logistisch hinbekommen.
Wer weiß, vielleicht ist da mehr passiert.
Auch im Vorfeld gab es mehr Informationen, als wir heute wissen.
Ich glaube, wir können feststellen, dass es eine sehr komplexe und spannende Geschichte ist.
Wie gesagt, wenn ihr mehr dazu wissen wollt, lest das Buch.
Es gibt tatsächlich gar nicht mal so super viel, was dazu bis jetzt veröffentlicht wurde.
Es gibt ein paar kleine Dokus und Reportagen.
Es gibt auch ein paar Artikel.
Es gibt mit Zeitzeugen, die bereit waren zu sprechen, auch Interviews.
Aber es ist jetzt nicht so, dass man mega viel dazu findet.
Und das fand ich auch total interessant, ehrlich gesagt.
Und ich danke dir, Mirko, erstens für deine Zeit, aber auch für deine Einordnung und klugen Gedanken.
Bevor wir uns voneinander verabschieden, möchte ich natürlich in alter Foodcrime-Tradition noch von dir wissen, was dein persönlicher Foodcrime ist.
Ja, weil Foodcrime hat auf jeden Fall mit Senf zu tun.
Ich bin schon ein großer Senf-Fan.
Ich weiß nicht, ob man das überhaupt als Crime bezeichnen kann, aber ich mache wirklich auf sehr viele Dinge Senf drauf, auf die vielleicht auch gar kein Senf gehört.
Und das würden wahrscheinlich manche als Verbrechen bezeichnen.
Ich esse zum Beispiel auch gerne Käse mit Senf.
Das ist doch fantastisch.
Das kann ich auch nachvollziehen.
Das kann ich auch gut nachvollziehen.
Bei uns, ich wollte es sagen, läufst du offene Türen ein.
Aber Käse und Senf finde ich noch nicht mal so abgefahren.
Mach mal weiter.
Was hast du noch für Kombination.
Naja, also jetzt nicht so wie Nutella mit Senf.
Das fände ich dann schon ein bisschen absurd.
Aber auch mal so ein paar Gemüsesticks mit Senf gehen.
Ja, komm.
Aber die wichtigste Frage, welcher Senf?
Ja, das wollte ich gerade auch noch sagen.
Tatsächlich bin ich schon ein Fan von scharfem Senf und vielleicht könnt ihr mir das beantworten.
Ich esse gerne Senf der Marke mit dem Löwe drauf und ich habe den Eindruck, in den vergangenen Jahren ist der immer weniger scharf geworden.
Also früher, als ich noch ein Kind war, der hatte so richtig in der Nase so gekitzelt und so inzwischen.
Ist ja total lasch.
Vielleicht liegt es auch an mir, vielleicht bin ich abgehärtet, aber wisst ihr da mehr zu?
Ist scharfer Senf überhaupt noch scharf?
Also, es geht schon mal damit los, dass ich den mit dem Löwen nicht esse.
Als Ostkind gibt es für mich nur einen Senf.
Und auch nicht Senf, sondern Senf.
Es gibt nur Bautzner.
Und zwar am liebsten schön halber Liter für 1,29, wo man sich immer fragt, wie geht das?
Aber die Frage stellt man besser nicht in dem Moment, sondern man gibt sich einfach dem Genuss hin.
Der Freude.
Aber beim Bautzer-Senf kann ich nur sagen, der ist stabil geblieben.
Vielleicht wurde ein bisschen das Senfkorn runtergeschraubt und der Brandweinessig hoch.
Weil also das Teurere ist ja der ...
Oder ist der das Senfkorn?
Also vielleicht kommt es daher, dass es so ein bisschen weniger ist.
Auch das sind jetzt hier Vermutungen.
Das sind Vermutungen, absolut vermutungen.
Absolut vermutungen.
Ich habe sogar überlegt, ob ich mal eine E-Mail an die Marke schicke und frage.
Aber es ist nicht nur bei denen.
Es ist bei eigentlich allen Marken, die immer so einen scharfen Senf im Programm hatten, dass der nicht mehr so scharf ist.
Und gerade dieses Kitzeln in der Nase, das fand ich immer so toll.
Auch wenn es irgendwie komisch klingt.
Ja, man denkt ja, man muss gleich niesen.
Aber diesen Effekt, den mag ich.
Ich mag auch gerne scharfes Essen.
Vielleicht auch noch so ein Crime, dass ich überall immer irgendwelches scharfe Pulver reinschütte.
Meine Familie ärgert sich dann.
Und seitdem ich verheiratet bin und Kinder habe, bin ich da sehr zurückhaltend.
Und nur wenn ich allein esse, dann wird es richtig scharf.
Schiebt sich Fadi abends noch eine Flasche Sriracha rein.
Pur, natürlich, ja.
Feierabend-Shrie, das schafft.
Ganz normal.
Fadi trinkt jetzt seine Sriracha.
Aber vielleicht haben sich auch die Geschmacksgewohnheiten ein bisschen verändert, dass man das über die Jahre angepasst hat.
Hat das vielleicht sozusagen der Wunsch in irgendwelchen Panels dann da war, dass der Senf ein bisschen sanfter wird.
Dann vielen Dank an euch beide fürs Zuhören und mitraten und eure Gedanken dazu.
Alle Fotos findet ihr, wie gesagt, bei Instagram oder die waren direkt hier im Video, wenn ihr bei YouTube zugeschaut habt.
Guckt bei Was schmeckt dahinter bei Instagram unbedingt vorbei.
Wir haben noch weiteres Begleitmaterial zu dieser Folge.
Und ansonsten sehen und hören wir uns nächste Woche wieder.
zumindest Florian und ich und darauf freue ich mich und ich wünsche euch noch eine fantastische Woche Danke dir Lili.
Danke für die Einladung hat Spaß gemacht.
Ciao Tschüss.