Episode Transcript
Hi, ich bin Sarah Bildau.
Schön, dass ihr reinhört.
Die Gespräche über ein mögliches Kriegsende in der Ukraine gehen weiter.
Und von einem Umdenken auf russischer Seite ist nichts zu spüren.
Im Gegenteil.
Der russische Präsident zeigt sich in den Verhandlungen mehr denn je siegesgewiss.
Von Zugeständnissen keine Spur.
Putin will seine Maximalpositionen durchsetzen.
Und um diese Verhandlungsposition zu untermauern, behauptet er, seine Soldaten hätten die Stadt Pogrovsk erobert.
Die ukrainische Armee bestreitet das und greift ihrerseits das Rückgrat der russischen Kriegswirtschaft an, das Öl- und Gasgeschäft.
In dieser Woche auch Schiffe der russischen Schattenflotte.
Die Lage ist also unübersichtlich.
Wir wollen das Ganze einordnen, zusammen mit dem Militärökonomen Markus Keup von der Militärakademie der ETH Zürich.
Herr Köpp, ja, Moskau präsentiert sich in einer starken Position und ist sich sehr sicher, einen langen Krieg führen zu können und den dann letztendlich auch zu gewinnen.
Zurecht?
Ja, das machen sie ganz gerne.
Also irgendwo Flaggen aufpflanzen, wenn sie mal wieder sogenannte Erfolgsmeldungen herausbringen.
Die Realität ist ein bisschen komplizierter.
Es ist zwar schon so, dass Russland sehr langsam vorrückt im Gelände, aber dieses Vorrücken ist natürlich erkauft mit einem enormen Opfer an Material wie auch an Menschen.
Und auch wirtschaftlich gerät Russland immer stärker unter Druck.
Und das beschneidet die putinistische Propaganda natürlich in ihrer Kommunikation.
Über all das werden wir beide heute hier sprechen.
Das Ziel der Ukraine ist ja, Russlands Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu verringern, mit denen das Land seinen Angriffskrieg finanziert.
Wir können uns dazu mal gemeinsam eine Karte anschauen.
Wir sehen da Ziele von Dutzenden ukrainischen Drohnenangriffen auf die russische Ölinfrastruktur, Raffinerien, Lager und Verladehäfen an der Ostsee und am Schwarzen Meer, die oft mehrfach angegriffen wurden.
Das alles seit August.
Wie hart hat Russland das getroffen?
Ja, man muss ganz einfach sagen, die gesamte Wertschöpfungskette des russischen Ölexports ist jetzt unter Feuer.
Die Ukraine nennt das mit etwas schwarzem Humor Realsanktionen.
Das heißt also, es geht nicht wie bei den EU-Sanktionen darum.
Sozusagen zu versuchen, den Verkauf schwerer zu machen oder den Käufer zu sanktionieren, sondern sie sagen einfach, naja, wenn der Ölhafen brennt, dann wird es ein bisschen schwieriger, Öl zu exportieren.
Wenn Sie mal schauen, gegenüber von der Krim liegt der größte russische Ölhafen, Novodosiysk, und der ist mittlerweile mehrfach beschossen worden.
Die ukrainischen Langstrecken-Missals erreichen die Raffinerien weit im russischen Hinterland.
Und jetzt werden auch erstmals die Schiffe der Schattenschotte beschossen.
Also sprich, der russische Ölexport ist im Moment stark unter Druck.
Sie sprechen von Realsanktionen.
Was ist denn mit den Sanktionen des Westens?
Wie hart ist Russland davon getroffen?
Inwieweit wirken die denn jetzt wirklich?
Das Problem ist halt, dass es immer noch Nationen gibt, die einfach sagen, wir tragen das nicht mit und die sich als Zwischenhändler anbieten, zum Beispiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Und dann gibt es natürlich Indien und China, die dieses sanktionierte Öl nach wie vor kaufen, weil sie es eben mit sehr gutem Discount bekommen.
Ja, der russische Präsident ist heute ja auch zu Gast in Indien.
Da stellt sich natürlich die Frage, was macht das alles mit dem Ölpreis?
Ja, sehen Sie, und das ist eigentlich das Überraschende.
Sie würden ja jetzt annehmen, wenn die ganzen Raffinerien brennen, die Häfen brennen, es kommt weniger Öl auf den Weltmarkt und dann müsste der Preis ja eigentlich steigen.
Jetzt haben wir aber am Weltmarkt im Moment eine Situation von Überangebot von Öl und die IEA, also die amerikanische Energieindustrie.
Die Behörde erwartet sogar eine neue Ölschwemme für 2026, also eine Eulglatt, wie wir sie 2016 zuletzt hatten.
Und das führt einfach dazu, obwohl das russische Angebot sich verknappt, trotzdem keine Preissteigerung am Weltmarkt eintritt, weil einfach andere Produzenten sagen, super, wenn die Russen jetzt ausfallen als Produzenten, dann fahren wir einfach unsere Produktion nach oben und dann machen wir das Geschäft.
Das hat Kuwait zum Beispiel bereits gemacht.
Aber interessanterweise profitieren die Amerikaner als weltweit größter Ölproduzent eigentlich am meisten davon.
Lassen Sie uns noch weiter über die russische Situation in diesem Abnutzungskrieg sprechen.
Inwieweit kommen denn Putins Waffenproduzenten im Krieg überhaupt noch hinterher?
Naja, es ist so, die russische Waffen- und Rüstungsindustrie ist ja mittlerweile der größte Ausgabenposten im russischen Staatsbudget.
Also noch vor den Sozialausgaben.
Ich habe das in meinem Buch Spurwechsel kürzlich erklärt, dass die gesamte russische Wirtschaft eigentlich mittlerweile zu einer Art Kalaschnikow- oder Kriegsökonomie umgebaut worden ist.
Und diese Kriegsökonomie, wenn die mal läuft, konzentriert einfach die volkswirtschaftlichen Ressourcen auf die Kriegsproduktion.
Sie ist sehr schwer zu stoppen oder sehr schwer wieder in eine zivile Produktion zurückzuführen.
Aber darum geht es Putin auch gar nicht, sondern im Gegenteil, diese Militarisierung hilft ihm eigentlich, sein Regime zu stabilisieren.
Und wenn Sie jetzt sagen, westliche Sanktionen, naja, dann ist es halt immer noch so, dass es Nationen gibt, die ihm helfen, sich anbieten als Importkorridore.
Also China zum Beispiel stellt sich ein bisschen dumm und sagt, ja, diese Lieferung ist für Kyrgyzstan bestimmt.
Die kommen zwar in unseren Häfen an, aber wir leiten die einfach weiter und was dann damit passiert, das können wir nicht mehr kontrollieren.
Und so gelingt es ihm halt schon noch, zum Beispiel Komponenten oder Chips zu importieren, die er braucht für seine Produktion.
Aber was macht das mit Russlands Position im Vergleich dann zu China?
Wie abhängig macht man sich dann von China?
Naja, Sie können sich vorstellen, wo die Reise hingeht.
Also sprich, es ist, denke ich, so, dass Russland in 10 bis 15 Jahren der Juniorpartner von China sein wird und dass die chinesische Industrie sich immer stärker vorarbeiten wird in die russische, also auch immer stärker direkte Kontrolle ausüben wird.
Wenn Sie jetzt zum Beispiel den Automobilmarkt angucken, nachdem jetzt die westlichen Sanktionen dazu führen, dass es keine westlichen Automobile mehr gibt, haben sich die Chinesen natürlich das Geschäft genommen.
Also sprich, es ist jetzt nicht so, dass Russland quasi auf Autarkie setzen würde und dann Eigenproduktion macht, sondern sie importieren jetzt halt chinesische Fahrzeuge.
Und genau so wird es mit Consumer Electronics, mit Chips, mit allem anderen sein.
Auch das habe ich in Spurwechsel in meinem Buch erklärt, dass China eigentlich mittlerweile das Technologieniveau von Russland kontrolliert und eigentlich nach Belieben sagen kann, wir steuern, wo Russland sich hinentwickelt, je nachdem, ob wir Importkanäle auf- oder zumachen.
Die eine Seite ist ja der enorme Verlust an Material, aber es sterben jeden Tag Menschen auf beiden Seiten.
Wie gelingt es denn Russland dennoch monatlich weitere Soldaten zu mobilisieren?
Na ja, ganz einfach.
Sie müssen sich halt mal das russische Durchschnittseinkommen anschauen.
Das liegt bei etwa 600 bis 800 US-Dollar.
Damit gelten sie monatlich, damit gelten sie in Russland als Mittelschicht.
Wenn Sie in den ärmeren Regionen Russlands wohnen, dann haben Sie einen Monatsverdienst von 200 bis 400 US-Dollar, sofern Sie überhaupt Arbeit haben.
Wenn Sie sich jetzt aber mobilisieren lassen als Kontaknik, also sprich so einen Vertrag unterschreiben, dann bekommen Sie eine Einmalprämie von ungefähr 8000 US-Dollar und danach monatliche Zahlungen von ungefähr 3000 Dollar.
Das heißt, das ist für sie eigentlich so ein goldenes Ticket, das Ticket in ein anderes Leben, sofern sie lebend zurückkommen.
Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering.
Aber auch dann sagen die Leute, aber gut, ich kriege auch Lebensversicherungen für die Familie und dann ist wenigstens die Familie abgesichert.
Das ist eigentlich das Perverse an diesem putinistischen System.
Sterben wird rational.
Aber wie lange kann sich Russland diesen kostspieligen Krieg dann überhaupt noch leisten?
Also Sie haben es gerade schon angedeutet, im Staatshaushalt von Russland sind für das kommende Jahr wieder rund 40 Prozent der Mittel für Verteidigung und nationale Sicherheit verplant.
Ja, es ist natürlich letztlich eine gewaltige Spekulation auf die Zukunft.
Also sprich, wenn Sie davon ausgehen, Sie gewinnen den Krieg, dann können Sie sagen, Putin sagt es ja wörtlich, zitiert indirekt auch Hitler dabei und sagt, der Sieger wird später nicht nach Begründungen gefragt.
Interessanterweise.
Also eigentlich die Sprache des Faschismus, die er da verwendet.
Klammer zu.
Aber ja, Es ist nicht so, dass ihm in nächster Zeit die Menschen ausgehen würden.
Und das ist eigentlich das Schwierige, weil die ganzen Menschen, die nicht mehr von der Front zurückkommen, die fehlen ja im zivilen Arbeitsmarkt, die fehlen für die Familiengründung, die fehlen für die Zukunft des Landes.
Und wenn Sie die UN-Projektionen angucken, bis 2050 wird die russische Bevölkerung zurückgehen auf etwa 130 Millionen, bis Ende dieses Jahrhunderts auf 110 Millionen.
Also zum Vergleich, wenn Sie das mal vergleichen mit Bangladesch.
Nigeria, also Nationen, die viel, viel mehr Einwohner haben, dann zeigt uns auch das, dass wir dringend anfangen sollten, unser Russlandbild zu korrigieren.
Also das, was vor allem so die Russentrolle immer gern verbreiten, Russland als das Land der ewigen, unendlichen Ressourcen, sowohl menschlich wie auch materiell, es stimmt in beiden Fällen nicht.
Das Land ist dabei, sich selbst eigentlich zu ruinieren.
Und dennoch, wenn wir die ganzen Berichte sehen, Russland attackiert die Ukraine massiv mit Drohnen, mit ballistischen Raketen.
Also da merkt man von diesem Mangel nicht wirklich was.
Ja, sie haben halt auch sehr große sowjetische Lager, aus denen sie immer noch zehren.
Und natürlich produziert auch die russische Rüstungsindustrie nach wie vor nach.
Aber sie müssen halt auch denken, dass fast die gesamten volkswirtschaftlichen Ressourcen mittlerweile auf diese Kriegsproduktion ausgerichtet sind.
Das ist der Grund, warum ich das in Spurwechsel so ausführlich beschrieben habe, weil man verstehen muss, dass eine Kriegsökonomie nicht unter normalen Umständen operieren kann.
Also Kennzahlen wie Bruttoinlandsprodukte oder Inflationsrate verlieren quasi ihre Bedeutung, weil alles nur noch in einer totalitären Weise vom Staat kontrolliert wird.
Jetzt müssen wir noch ein bisschen aufpassen.
Sie haben jetzt zum dritten Mal Ihr Buch, Ihr sehr lesenswertes Buch erwähnt.
Wir machen ja hier keine Werbung.
Aber wir beide sprechen gleich weiter.
Bitte nicht weglaufen.
Wir schauen jetzt aber erstmal auf die militärische Situation in der Ukraine.
Denn meine Kollegin Katrin Eigendorf ist in Kiew.
Hallo Katrin.
Und sie hatte die Möglichkeit, mit dem Chef der ukrainischen Armee zu sprechen.
Und das ist ziemlich besonders.
Es ist das erste Fernsehinterview, das er in seinem Amt einem europäischen Fernsehunternehmen gegeben hat.
An der Frontlinie, Katrin, wie ist denn zu diesem Interview gekommen?
Ja, ich habe Alexander Zierski schon einmal interviewt.
Das war, als er noch nicht Armeeschef war.
Das war drei Tage bevor er dazu ernannt wurde, letztes Jahr im Februar.
Und dadurch haben wir den Kontakt hergestellt und ich habe dann jetzt nochmal eine Anfrage gestellt und gefragt, wir würden gerne mal die Position des Armeeschefs hören.
Einmal zu wirklich der Situation, in der sich die ukrainische Armee befindet, weil da wird ja sehr viel darüber geschrieben, viel darüber geredet.
Und zur Frage, wie steht eigentlich der Chef der ukrainischen Armee zu den Verhandlungen, die zurzeit geführt werden.
Ja, und dann kam irgendwann Bescheid.
Ihr könnt kommen, ihr könnt das Interview bekommen.
Das war natürlich erst mal sehr geheim, weil man muss sich vorstellen, auf Alexander Zirsky wurden schon mehrere Anschläge von russischer Seite verübt.
Also der Mann ist wirklich sehr, sehr gefährdet.
Das heißt, wir mussten den Treffpunkt geheim halten.
Wir dürfen auch jetzt nicht darüber reden.
Ich darf das jetzt so vage sagen.
Das war in der Nähe der russischen Grenze.
Er selber kam gerade eigentlich direkt von der Front.
Er war in der Nähe von Pokrovskinter unterwegs.
Das war natürlich sehr interessant, mit ihm darüber zu reden.
Und was ich spannend fand, wir haben ihn in einem Waldstück getroffen, haben das Interview dann auch draußen gemacht.
Sie hatten dort auch einen Leopard 2, also einen deutschen Panzer stehen und er hat sich doch relativ viel Zeit genommen, mit uns zu reden.
Und ich hatte so den Eindruck, dass er sehr darum bemüht ist, der deutschen Öffentlichkeit ein Bild von dem vermitteln zu wollen, was hier in der Ukraine passiert.
Also man hat den Eindruck, Deutschland ist wichtiger geworden für die Ukrainer, was das militärische Geschehen hier angeht.
Also Deutschland ist wichtig und durch Sierski als Armeechef hat sich ja die ukrainische Strategie auch sehr geändert.
Es werden immer mehr Schläge auch auf russischem Gebiet ausgeführt.
Wie erfolgreich ist denn die Strategie?
Was hat er dazu gesagt?
Also das nennen die Ukrainer die sogenannten Deep Strikes, auch ein etwas merkwürdiges Wort dafür, also praktisch Schläge gegen russische Infrastruktur, die tief in russisches Staatsgebiet reingehen.
Aus Perspektive der Ukrainer ist das sehr erfolgreich.
Vielleicht können wir uns mal kurz anhören, was General Swisky dazu sagt.
Unsere Drohnen erreichen trotzdem die Ziele und treffen diese Objekte.
Deshalb ist das für uns eine vielversprechende Richtung.
Wir entwickeln sie weiter.
Und natürlich mangelt es uns an eigenen Marschflugkörpern und ballistischen Raketen, Denn man kann Drohnen und ballistische Raketen nicht vergleichen.
Sie sind völlig unterschiedliche Sachen.
Ja, also was er damit sagen will, sie haben zwar nur geringe Mittel, aber die geringen Mittel wirken doch relativ effektiv.
Also es gibt Berechnungen hier in der Ukraine, wonach diese Schläge gegen die Infrastruktur mehr Wirkung zielen, als alle westlichen Sanktionen bisher zusammen erzielt haben.
Das ist die Perspektive der ukrainischen Armee.
Aber ich höre auch aus Russland und wenn man sich im Netz mal anguckt, was es da so für Videos auch gibt, dass das schon empfindlich stört.
Also das ist schon ein Effekt auf die russische Wirtschaft, den man nicht unterschätzen darf.
Und man sieht immer wieder auch Videos von Leuten, die an Tankstellen stehen, kein Benzin zur Verfügung haben.
Also das scheint auch die Bevölkerung immer mehr zu treffen.
Wobei natürlich in erster Linie das Ziel ist, die russische Wirtschaft zu schwächen, Also die Möglichkeit, diesen Krieg zu finanzieren, aber natürlich auch Rohstoffe für die Waffenproduktion und den Einsatz von Waffen zu verringern.
Das ist das Ziel.
Und Alexander Zirsky steht für diese Strategie.
Das ist ja im Prinzip das erste Mal, dass ein Land, Russland, seit 1991, seit dem Zerfall der Sowjetunion, direkt angreift.
Und das schreibt er sich wirklich auf die Fahnen, dass das eine erfolgreiche Strategie ist.
Schauen wir mal auf die Diplomatie.
Wie hat sich der ukrainische Armeeschef denn zu den aktuellen Gesprächen, Friedensverhandlungen werden sie ja auch genannt.
Wie hat er sich dazu geäußert?
Ja, wir haben darüber gesprochen, wie sehr eigentlich auch Russland versucht jetzt durch Fakten an der Front den Eindruck zu erzeugen, dass eigentlich es gar nicht mehr in Frage steht, dass Moskau diesen Krieg gewinnen wird.
Und das ist natürlich eine Frage, mit der er als Armeeschef direkt konfrontiert ist.
Also er hat ganz klar gesagt, er kann natürlich sich nicht über Diplomatie äußern.
Aber hören wir mal rein.
Wir haben auch da einen Ausschnitt aus dem Interview, was er dazu sagt.
Frieden muss auf gleichberechtigten Bedingungen beruhen.
Er muss ein gerechter Frieden sein.
Unter Berücksichtigung dessen, dass nicht wir Russland angegriffen haben, sondern Russland uns angegriffen hat.
Und dass es unser Territorium und unsere Bürger besetzt hat.
Sie haben uns fast die Hälfte des ganzen Landes zerstört, weil die Angriffe Russlands von unseren östlichen bis zu unseren westlichen Grenzen erfolgen.
Ja, ich habe ihn dann auch nochmal gefragt, was ist denn eigentlich die Perspektive jetzt für Frieden?
Wie stellt sich die Ukraine Frieden vor?
Denn das ist ja dringend nötig.
Das ist wirklich hier sehr, sehr schwer noch auszuhalten.
Und ich habe dieses Land noch nie so sehr am Tiefpunkt erlebt wie jetzt in der jetzigen Situation.
Aber Zyski hat nochmal ganz klar gesagt, so traurig er selber darüber ist, über die vielen Opfer, die die Ukraine bringen muss, sieht er im Moment keine andere Alternative.
Weil er sagt, wir können nicht erlauben, dass Russland uns hier einen Frieden zu seinen Bedingungen aufdiktiert.
Dann ist eigentlich ja, das Feld bereitet für den nächsten Angriff.
Ein Land am Tiefpunkt.
Gucken wir auf die aktuelle militärische Lage.
Russland sagt, man habe Pokrovsk vollständig eingenommen.
Inwieweit hat der ukrainische Armeeschef denn dazu Stellung bezogen?
Ja, es wird ja darüber eine Menge berichtet.
Es gibt ja diese Bilder aus Pokrovsk, die Russland sehr schön, also erfolgreich für seine Propaganda inszeniert hat.
Wie russische Soldaten durch die Stadt laufen, dort die russische Flagge hissen und davon reden, dass sie die Stadt gesäubert hätten.
Dazu hat er ganz klar gesagt, das ist eine russische Propaganda.
Er hat auch ganz klar Berichte in deutschen Medien, die es ja gibt, dass die Stadt kontrolliert wird, von den Russen zurückgewiesen.
Und er hat gesagt, im Prinzip sieht die Lage an der Front anders aus.
Auch da haben wir einen O-Ton.
Können wir mal kurz reinhören, wie er das beschreibt.
In einigen deutschen Medien ist jetzt die Information erschienen und gedruckt worden, dass die russische Armee Prokowsk eingenommen habe.
Ich kann erneut mit voller Gewissheit bestätigen, dass diese Information nicht der Wirklichkeit entspricht.
Wir halten den nördlichen Teil der Stadt unter unserer Kontrolle.
Und die russische Armee verliert weiterhin ihre Soldaten direkt in Pokrovsk.
Und wir halten sowohl die Stadt als auch den Ballungsraum.
Ja, was er natürlich aber auch eingeräumt hat, dass die Verluste auf ukrainischer Seite immens sind und dass die Wetterbedingungen, die wir da ja auch erlebt haben, es war sehr, sehr nebelig, im Prinzip den Russen in die Hände spielen, weil sie können immer weitere Teile der Stadt infiltrieren.
Er sagte, die Ukrainer können relativ wenig Drohnen zurzeit einsetzen, weil man einfach bei der schlechten Sicht nicht mit denen operieren kann.
Also so ganz gut ist die Lage sicherlich nicht um Pokrovsk, was ja nur ganz klar, wie wir gehört haben, zurückgewiesen haben, dass die Russen hier vollständig die Kontrolle über diese Stadt übernommen haben.
Das kann ich natürlich als Reporterin nicht wirklich nachvollziehen, nicht überprüfen, weil es wäre viel zu gefährlich, nach Pakovs zu fahren.
Das ist eine Reise, die kann man als Journalist gar nicht mehr machen.
Aber was ich sagen kann, wenn man sich mal anschaut, es gibt ja eine Reihe auch russischer Militärblogger und da sind einige, die haben auch ganz deutlich Kritik im Prinzip an der Informationspolitik des Kreml geäußert und gesagt, also das sind einige, die da etwas kritischer auftreten, dass Putin und auch die Armeeführung, die russische, hier dazu tendiert, ein sehr, sehr positives Bild zu malen und immer wieder mit Meldungen rauszugehen, die in der Realität eigentlich nicht standhalten.
Also das finde ich auch nochmal einen ganz interessanten Aspekt, das zu sehen, ja, Wahrheit und Lüge.
Das zu sortieren, ist manchmal nicht so einfach in einer Kriegssituation.
Und das ganze Interview von Katrin Eigendorf mit dem ukrainischen Armee-Chef Zierski könnt ihr euch anschauen auf ZDF heute und auf unserem YouTube-Kanal.
Ihr findet den Link auch nochmal in den Shownotes.
Jetzt gehen wir aber wieder in die Analyse mit Markus Keup.
Die russische Fahne wurde in Pukrovsky hisst.
Russland behauptet, die Stadt vollständig eingenommen zu haben.
Die Ukraine dementiert das.
Wenn wir auf die Karte und den Frontverlauf schauen, was sehen wir da in Pokrovsk?
Also Sie würden hier eher die russische Darstellung sehen.
Sie sehen hier, wie mitten durch Pokrovsk eine Straße und auch eine Eisenbahnlinie verläuft.
Und so wie es hier dargestellt ist, würde man annehmen, dass die Russen quasi den nördlichen Teil der Stadt auch beherrschen würden.
Also alles, was nördlich der Eisenbahnlinie liegt, dem ist aber nicht so.
Also neutral und objektiv müsste man sagen, dass der nördliche Teil umkämpft ist, aber dass die Ukraine ihn weiter hält.
Und wir sehen ebenfalls, was noch offen ist, dieser Rückzugskorridor nach Mirnochrad.
Solange der nicht vollständig geschlossen ist, also diese Tasche nicht vollständig geschlossen ist, kann man nicht sagen, dass Russland-Pakowsk vollständig beherrscht.
Und weil Sie es angesprochen haben, weil es an dieser Stelle Unterschiede gibt bei den Darstellungen, zeigen wir hier auch nochmal eine andere Karte von Deep State Map.
Dahinter stehen ebenfalls Ukrainer, die Bilder von der Front lokalisieren und verifizieren.
Was ist jetzt hier der Unterschied und wie kann man denn dann die Lage von vor Ort, von außen überhaupt einordnen?
Also wenn wir hier ein bisschen reinzoomen würden in die Karte, dann würden wir jetzt links, genau da kommt gerade der Zoom, da würden wir jetzt die Eisenbahnlinie und auch die Straße hier erkennen.
Da sehen Sie jetzt unten die Eisenbahnlinie ziemlich gut, wie sich so diese gerade Linie da durchzieht.
Und hier sehen Sie ein ganz anderes Bild.
Also hier sind diese Bereiche als umstritten oder als umkämpft markiert und nur der südliche Teil ist derzeit unter russischer Kontrolle.
Und das ist, warum ich immer sage, je nachdem, was Sie für Kommentatoren hören, bekommen Sie die ganze Bandbreite zwischen Leuten, die wirklich sehr genaue Informationen haben, und Leuten, die einfach nur ideologisch argumentieren, die also keine Ahnung haben vom wirklichen Frontverlauf oder von der Logistik und einfach sagen, die Lage ist verzweifelt, Punkt.
Warum?
Weil ich das so sage.
Deswegen sage ich immer, schauen Sie sich Open-Source-Karten an.
Also Karten, die mit Videomaterial, mit Bildmaterial arbeiten, die Videos einbinden, die Satellitenfotos einbinden, sodass sie sich auch selber ein objektives Bild machen können.
Frau Eigendorf hat was sehr Wahres gesagt, nämlich dass es halt für den klassischen Journalisten oder Kriegsreporter häufig gar nicht möglich ist, in diese Räume zu fahren.
Und selbst wenn, dann würden sie nur ein isoliertes Bild der Front sehen.
Und diese Karten geben uns halt wahrscheinlich zum ersten Mal in der Kriegsgeschichte die Möglichkeit, Open-Source-Informationen über den Kriegsverlauf zu erhalten.
Die kommen natürlich mit einer gewissen Unschärfe und einer gewissen Zeitverzögerung, aber ich würde sagen, das ist weitaus besser als diese ideologischen Einschätzungen oder diese emotionalen Einschätzungen nach dem, alles ist verloren.
Da muss ich dann immer grinsen und sagen, keep your facts straight.
Oft erkennt man es dann auch erst im Nachhinein.
Schauen wir uns mal an, also so eine Art Zeitraffer, wie das bei der Stadt Pukovs gelaufen ist.
Weil so richtig als Erfolg kann Russland das ja auch nicht feiern, vollständig eingenommen jetzt oder nicht.
Russland hat sehr, sehr lange gebraucht, um überhaupt da voranzukommen, mehr als ein Jahr.
Vielleicht können wir diesen Zeitraffer einmal uns gemeinsam anschauen.
Was war so schwierig, warum ist es oder wie hat die Ukraine es geschafft, so lange dagegen zu halten?
Naja, man kann sagen, der klassische Militär denkt ja eher, wo steht rot, wo steht blau?
Also wo sind die Positionen im Gelände?
Ich als Militärökonom habe einen bisschen anderen Ansatz und sage, ich schaue mir Bewegung an im Verhältnis zu den Kosten.
Also sprich, was sind die Kosten in Bezug auf Ressourcen?
Wie viel Material, wie viel Menschen kostet es mich, einen bestimmten Weg zurückzulegen?
Und wie lange dauert es, diesen Weg zurückzulegen?
Und wenn Sie das jetzt angucken, mein Running Gag früher bei Ihnen in der Sendung war ja immer, Sie sehen, dass Sie nichts sehen.
Also wenn Sie sehen, hier laufen die Monate ab und es dauert unglaublich lange, bis hier endlich mal Bewegung entsteht.
Und was wir hier jetzt natürlich nicht sehen auf der Karte, sind die enormen materiellen und menschlichen Opfer, die Russland hier hingibt, um diesen Vormarsch im Gelände zu erzielen.
Also sprich, Sie sehen hier die Idee des Abnutzungskrieges.
Russland ist bereit, dieses Material zu opfern.
Die Ukraine versucht, Russland in diesen Abnutzungsmodus zu bekommen.
Und allein in Pakrovsk hat Russland etwa 15.000 Soldaten verloren.
Also zum Vergleich, das ist so viel wie in der gesamten Invasion Afghanistans über zehn Jahre.
Da fragt ein User jetzt, könnte Russland ohne Unterstützung anderer Nationen überhaupt weiter Krieg führen?
Also ich würde sagen, Menschen haben sie genug.
Das ist immer dieser zynische Spruch, den es schon bei den Zaren gab.
Das Einzige, was wir im Überfluss haben, sind Menschen.
Ich denke schon, ja.
Also Russland würde dann einfach auf einer technologischen niedrigeren Stufe versuchen, weiter zu kämpfen.
Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass dieser imperiale Impuls, der in Russland und in putinistischen Russland sehr stark ist, der auch ohne jede Veränderung von der zaristischen über die sowjetische Zeit in das putinistische Russland tradiert worden ist, dass der weitergehen wird.
Und das ist eigentlich das Gefährliche.
Und ich glaube auch das, was viele in Europa, vor allem diejenigen, die in den Talkshows dann gerne so russische Positionen unterstützen, die das nicht erkannt haben, dass Putin überhaupt nicht auf sowas schaut wie Menschenleben oder Ressourcen, sondern dass er wirklich von diesem revisionistischen Willen getrieben ist, also geistig ganz, ganz stark im 20.
und 19.
Jahrhundert verhaftet und dass er einfach sagt, dieses Land, das war mal russisch in seiner hochgradig klitternden Geschichtslesung und das hole ich mir jetzt wieder zurück.
Sowas wie Völkerrecht.
Das interessiert mich gar nicht.
Und gegen sowas kämpft die Ukraine.
Und das können sie einfach nicht verstehen, wenn sie da so im bequemen Talkshow-Sessel sitzen und dann sagen, man müsse doch auch Russland verstehen.
Es ist ganz einfach zu verstehen.
Es ist eine imperiale Expansion und die wird nicht aufhören mit der Ukraine.
Und da stimme ich Sierski völlig zu.
Die Ukraine hat jetzt entweder die Wahl, sie lässt sich ein auf irgendwelche faulen Kompromisse und das wird bereits dann den nächsten Keim des Krieges in sich tragen.
Das wird wieder losgehen, solange bis die Ukraine als eigenständiger Staat verschwindet.
Oder sie wehrt sich für ihr eigenes Bestehen.
Die beiden Optionen hat sie.
Natürlich geschieht das unter furchtbaren Opfern, aber was ist die Alternative?
Aber bleiben wir nochmal bei der Stadt Pokrovsk.
Da wird ja auch Kritik laut.
Dass Zelenskyj die ukrainischen Soldaten zu spät dort abzieht, dass die Ukraine zu lange daran festhält.
Wie hoch ist denn überhaupt noch die strategische Bedeutung dieser Stadt?
Das war ja vor einem Jahr noch ganz anders.
Also wir hatten ja diese Diskussion bei Bachmut schon damals.
Also warum hält die Ukraine so lange an Bachmut fest, obwohl Bachmut doch eigentlich strategisch kein wichtiger Punkt ist?
Und damals hat man Zelensky sehr kritisiert und gesagt hier, das ist persönliche Eitelkeit.
Und das konnte ich zum gewissen Teil nachvollziehen, weil Bachmut tatsächlich kein bedeutender Verkehrsknotenpunkt war.
Das ist anders bei Pakrovsk, zumindest vor seiner vollständigen Zerstörung.
Jetzt können Sie aber sehen, auf den Straßen fährt natürlich nichts mehr.
Die Eisenbahnlinie ist mittlerweile auch nicht mehr in Betrieb.
Das heißt, diese Geschichte, die wir jetzt gesehen haben, die wird sich einfach wiederholen in anderem Gelände mit anderen Städten.
Also sprich, die Ukraine wird sich wahrscheinlich irgendwann zurückziehen auf andere vorbereitete Verteidigungsstellungen, weil...
Sobald Pakrovsk irgendwann mal tatsächlich unter russischer Kontrolle sein sollte, nehmen wir mal an, vielleicht in zwei Monaten, wenn es optimal läuft für die Russen.
Davon gehen Sie aus.
Nein, davon gehe ich nicht aus.
Das ist ein Szenario.
Ein anderes Szenario könnte auch sein, es gelingt der Ukraine.
Quasi die Front hier zu stabilisieren.
Weil Sie müssen ja denken, die Russen haben viel, viel mehr Soldaten an diesem Frontabschnitt.
Es ist eine ganze Division, die da mehr steht.
Und der Ukraine ist es bisher immer gelungen, diesen Vormarsch aufzuhalten, weil sie eben ihre Drohnen hatten.
Und sozusagen gesagt haben wir, okay, wir können das infanteristisch nicht kontern, aber wir haben die Drohnen und wenn die Infanterie vorrückt, sehen wir sie sofort und beschießen sie.
Und jetzt hat Katrin Eigendorf richtig gesagt, wenn sie jetzt so ein Wetter haben und solche Konditionen, dann funktioniert diese Drohnenmauer sozusagen nicht mehr so gut und dann können sich die Russen natürlich vorarbeiten.
Aber Sie sehen, sie werden nach wie vor in die Abnutzung gezwungen.
Das heißt, dieses Spiel würde sich dann wiederholen.
Also dann kommt vielleicht als nächstes Konstantinivka dran.
Wir haben ja auch nochmal eine Karte vorbereitet, wie es weitergehen könnte.
Also was als nächstes.
Genau, das wäre der nächste befestigte Raum, wobei wir jetzt sagen müssen, Konstantinivka, da geht es geografisch um sehr viel mehr Raum als in Pakowsk.
Also sprich, das wäre eine deutlich größere Operation, die wiederum erhebliche Opfer fordern würde und langsam gehen würde.
Und dann kommt eigentlich der Preis, den Putin jetzt in diesen sogenannten Friedensverhandlungen gratis haben wollte, nämlich die beiden Städte Slavyansk und Kramatorsk.
Beide stark befestigt und von Verteidigungsstellungen umzogen.
Das heißt, wenn er die militärisch haben will, dann müsste er noch mal ein Vielfaches dessen hinopfern, was er in Pakrovsk schon hingeopfert hat.
Und wie gesagt, das alles bei brennenden Raffinerien, brennenden Ölhäfen, brennenden Schiffen.
Also Sie sehen, darauf spekuliert die Ukraine, dass ihm also quasi wirtschaftlich und militärisch der Atem ausgeht.
Und er sich sozusagen zu Tode siegt.
Das ist eigentlich die Idee der Ukraine.
Ein User fragt, alle reden über Pokrovsk, aber gefühlt niemand über Myrnohrad.
Ich hoffe, ich habe es jetzt richtig ausgesprochen.
Die Stadt ist aber nicht so viel kleiner.
Hat sie denn keine strategische Relevanz, weil sie genauso eingeschlossen wird?
Ja, über Myrnohrad läuft eben im Moment die letzte Logistiklinie, die die Ukrainer noch haben, um dort Material hineinzuschieben.
Aber wie gesagt, also ich denke nicht, dass Sierski jetzt jemand ist, der einfach aus blinder Eitelkeit so einen Raum hält.
Also der wird sich schon überlegen, okay, wie lange kann ich diesen Raum halten?
Beziehungsweise ist es das wert, wenn ich jetzt selber meine knappen menschlichen Ressourcen nachschiebe?
Weil ich kann ja nicht wie Putin hier einfach Menschenleben hinopfern, so wie ich gerade lustig bin.
Das wird er sich schon überlegen, denke ich.
In anderen Gebieten ist es ja der Ukraine gelungen, den russischen Vormarsch zumindest zu verlangsamen.
Worüber sprechen wir da?
Ja, über die Saporizia-Front.
Bei welchen Geländegewinnen sprechen wir da?
Also es ist den Russen in einer Operation seit etwa September gelungen, ungefähr 20 Kilometer weit vorzustoßen.
Diese Operation, die läuft schon länger, also eigentlich seit Anfang 25.
Sie sehen hier das Gleiche wie in Pakrovsk.
Sie sehen, dass sie nichts sehen.
Und jetzt fangen sie plötzlich an, ab September massiv mehr Ressourcen hineinzuschieben.
Und es gelingt ihnen dann, sich vorzuschieben in Richtung dieser Stadt Ulyay-Pole.
Und ich habe ja vorhin gesagt, die Geschichte wiederholt sich.
Und hier sehen wir eigentlich das Gleiche.
Also auch durch Huliaipule laufen wichtige Straßen und Sie sehen, das ist so eine Art vorgelagerter Verkehrsknotenpunkt.
Sie sehen am linken Bildrand den Dnipro und dann die eigentliche Stadt, Saporizia.
Und da ist, Sie sehen, genau das Gleiche.
Sprich, ich übe Druck aus und ich versuche, mich im Gelände vorzuarbeiten.
Und es ist natürlich kein Zufall.
Auch das ist im Kontext der sogenannten Friedensverhandlungen.
Also sprich, ich bin bereit, massiv Ressourcen hinzuopfern, damit auf der Karte etwas scheinbar Spektakuläres passiert.
Das zeige ich dann meinen unbedarften amerikanischen Freunden, die dann davon überzeugt sind, die schreckliche russische Kriegsmaschine ist unbesiegbar.
Wie gesagt, auch in den deutschen Talkshows finden sich diese Fantasiebilder halt gerne.
Und das sind so klassische Informationsoperationen.
Aber man muss sich dessen halt bewusst sein.
Dann sprechen wir mal über die Gespräche, die ja weiterlaufen, auch wenn sie gefühlt nicht vorangekommen sind.
Jedenfalls wissen wir das nicht.
US-Präsident Trump hat gestern Abend im Weißen Haus gesagt, Putin wolle den Krieg beenden.
Das Treffen von Whitcoff, Kushner und Putin sei einigermaßen gut gelaufen.
Wie es jetzt weitergehe, sei aber unklar.
Schauen wir uns mal an, wer bei diesen Gesprächen da überhaupt teilnimmt.
Was fällt da auf?
Also mir fällt viel mehr auf, wie er hier nicht auf dem Foto ist.
Das stimmt, es fehlen einige.
Ja, es fehlen einige.
Sie sehen hier vier hochgradig korrupte Herren, die sozusagen an den eigentlichen Regierungsbehörden vorbei verhandeln.
Also Sie sehen ganz links Uschakow, ein sogenannter außenpolitischer Berater von Putin.
Dann sehen Sie rechts von ihm Kushner, Trumps Schwiegersohn.
Daneben Kirill Dmitriev, der offiziell einen Staatsfonds führt.
In Wirklichkeit dient er eigentlich dazu, um Putins Vermögen so ein bisschen versteckt zu verwalten.
Und dann sehen Sie ganz rechts Stephen Whitcoff.
Alle diese Herren sind nicht gewählte oder irgendwie legitimierte Vertreter ihrer jeweiligen Administration.
Sondern das sind sozusagen Figuren, die an den eigentlichen Regierungsbehörden vorbei, jetzt so als persönliche Gesandte und als Amateure übrigens, also abgesehen von Uschakow hat keiner von denen irgendwelche diplomatische oder außenpolitische Erfahrungen.
Und die versuchen jetzt sozusagen ein großen, großen Anführungszeichen Friedensabkommen zu verhandeln.
Aber wo ist zum Beispiel Heller drauf?
Ja, das ist eine sehr gute Frage.
Und da sehen Sie, das ist eigentlich so, was Putin macht, ist eigentlich ein Rückgriff auf sowjetische Techniken.
Also damals in der Sowjetunion konnte man sagen, je nachdem wie häufig ein Funktionär auftaucht oder eben verschwindet, kann man Rückschlüsse ziehen, wo ist gerade dessen politisches Standing?
Also hat der überhaupt noch irgendwas zu sagen?
Früher hat man zum Beispiel bei der 1.
Mai-Parade immer die Tribüne beobachtet.
Wer steht in welcher Reihe, an welcher Position?
Und was hier stattfindet, ist eigentlich eine Bestrafungsaktion gegenüber Lavrov, der hier also sidelined wird, würde man jetzt auf Englisch sagen, und in den USA genau das Gleiche.
Also Marco Rubio, der ja eher als Russia Hawk gilt und genau wie Bassent auch, die eine härtere Gangart haben wollen gegenüber Russland, die verschwinden plötzlich.
Und Rubio muss dann noch auf Twitter sich das zurecht lügen und sagen, doch, doch, ich habe das schon gewusst, dass das ja stattfindet.
Sie sehen also, in beiden Administrationen finden Machtkämpfe statt zwischen verschiedenen Fraktionen, die ganz Verschiedenes wollen.
Und dass jetzt hier Trumps Schwiegersohn dabei ist, das ist kein Zufall, sondern das ist eigentlich der Versuch, zu sagen, ach, internationale Politik ist für mich vor allem persönliche Bereicherung.
Das heißt also, worum es mir geht, ist vor allem, lukrative Geschäftsideen zu entwickeln und damit Russland irgendwie wieder anzuknüpfen.
Ja, über all dem schwebt ja die Frage, inwieweit die Wirtschaftsinteressen der USA auswirken.
Diese Gespräche dominieren.
Da fragt auch ein User, wie kann es sein, dass Russland ökonomisch reizvoller für Trump scheint als Europa und eine freie Ukraine?
Falls doch persönliche Bereicherung, warum zahlen wir nicht einfach mehr Provision?
Ja, das ist eine sehr pragmatische Frage.
Also man muss bei Interesse der USA natürlich differenzieren.
Was ist Interesse der USA als Staat und was ist Interesse der Familie Trump?
Und das muss überhaupt nicht konkurrent sein.
Also wenn Sie es mal so rational volkswirtschaftlich angucken, der russisch-amerikanische Außenhandel vor dem Krieg, der war relativ unbedeutend.
Also die USA haben nicht großartig Güter aus Russland importiert, vielleicht mal abgesehen von Nuklearbrennstoff.
Also selbst russische Ölimporte haben für die USA überhaupt keine Rolle gespielt.
Wenn Sie jetzt aber Trump anschauen und Whitcoff war ja genau wie Trump lange im Immobilienbusiness, die beiden kennen sich auch lange, dann kann es durchaus sein, dass Trump sagt, ja gut, aber in meinem persönlichen Interesse wäre es zum Beispiel schon.
Und deswegen finden Sie in dem ursprünglichen 28-Punkte-Plan auch den verdächtigen Satz, the US will be rewarded für die Sicherheitsgarantien.
Er hat auch dann so Ideen gebracht, ja, diese blockierten russischen Zentralbankgelder, die könnten ja eigentlich zu mir, also in einen Investmentfonds, den ich dann verwalte.
Und da sehen Sie halt die tiefe, tiefe Korruption, zumindest in Gedanken, die dieses Regime durchdringt.
Stichwort Korruption.
Jetzt wird die ukrainische Regierung seit Wochen oder Monaten eigentlich schon von einem Korruptionsskandal überschattet.
Wie sehr schwächt das denn die ukrainische Position oder inwieweit spielt das Russland bei diesen Gesprächen auch in die Karten?
Also ich sage ja immer, das einzige Land in Eurasien, das noch korrupter ist, ist Russland.
Zumindest wenn Sie Transparency International index.
Ja, Russland auf Platz 1 und dann Ukraine, aber auf Platz 2.
Aber man muss natürlich sagen, die Ukraine hat natürlich ein, also wie man das immer mit dieser komischen Variablen benennt, post-sowjetisches Erbe.
Ich selber mag dieses Wort nicht, das ist auch eigentlich sachlich falsch.
Aber es gibt natürlich schon eine Kultur, die sagt, okay, komm, wir machen das unter uns und wir schmieren uns gegenseitig.
Jetzt muss man aber auch sagen, die Ukraine plant ja letztlich mit dem EU-Binnenmarkt.
Mit der Assoziation, die sie ja jetzt schon hat, und irgendwann auch der EU beizutreten.
Und das heißt, sie muss diese Probleme in den Griff bekommen.
Wenn Sie Transparency International angucken, über die Zeit hat sie sich auch verbessert.
Es ist jetzt aber nicht so, dass Sie diese tiefe, tiefe, noch aus der Sowjetunion stammende Kultur einfach so ausrotten können.
Und jetzt haben Sie halt als Zelensky zwei Möglichkeiten.
Sie sagen einfach, ach ja, das ist doch nicht so schlimm und wir machen einfach so weiter, dann werden Sie unglaubwürdig.
Oder Sie nehmen das wirklich ernst und sagen, okay, selbst wenn das jetzt hier mein Hauptmitarbeiter ist.
Die engsten Vertrauten hat es jetzt auch erwischt.
Ja, der engsten Vertraute, dann muss der jetzt leider gehen, weil hier gelten dieselben Grundlagen für alle.
Man muss auch sagen, dieser Andrii Jermak, der war nicht unbedingt unumstritten in der Ukraine, der galt immer so ein bisschen als...
Zur Erklärung der ukrainischen Stabschef, Selenskis Stabschef.
Ja, genau.
Und der galt immer so ein bisschen als Schattenpräsident, also als graue Eminenz.
Manche haben auch gesagt, der macht die wirkliche Politik und Zelensky ist nur ein Schauspieler.
Und also ich würde sagen, es sind sicher nicht alle unglücklich darüber, dass so eine machtvolle Position jetzt mal genauer angeguckt wird, weil Machtfülle zieht natürlich auch Korruption an.
Also insofern würde ich sagen, wenn die Ukraine glaubwürdig sein will, Mit ihrem Thema, wir orientieren uns nach Westen und wir machen was gegen Korruption, dann bleibt ihr gar nichts anderes übrig.
Der ukrainische Präsident Zelensky hat gestern Abend in seiner Videobotschaft gesagt, die diplomatischen Gespräche würden recht erfolgreich verlaufen, aber es müsse mehr Druck auf Russland geben.
Neue Gespräche in Washington seien in Vorbereitung.
Bereits heute trifft sich ja eine ukrainische Delegation, den US-Vermittler Wittkopf in Florida.
Mehr Druck auf Russland.
Was würde da jetzt wirklich noch etwas bringen?
Wirtschaftlicher Druck?
Wie wichtig ist die Rückkehr für Russland in die globale Wirtschaft?
Naja, also man muss zunächst mal sagen, es ist nicht so, dass der Westen sich besonders anstrengt.
Weder mit seinem Sanktionsregime noch mit seinen Waffenunterstützungen.
Also schon unter beiden.
Würden Sie das wirklich sagen?
Mangelnde Anstrengung?
Ja.
Also wenn Sie mal angucken, wie unglaublich die militärischen Möglichkeiten der USA sind.
Also Gruß an die sogenannten Realisten.
Die Welt ist unipolar, nicht multipolar.
Wir haben einen militärischen Hegemon in der Welt, das sind die USA, sowohl was die logistische Verschiebungsfähigkeit als auch die Rüstungsindustrie, als auch die Leistungsfähigkeit betrifft.
Es war vielmehr so, schon unter der Administration Biden, da gab es ja damals den Sicherheitsberater Sullivan, war immer so die Dings, wir liefern schon ein bisschen, aber bitte nicht allzu viel, weil wir dürfen Russland ja nicht provozieren.
Klammer auf, Russland ist der Angreifer, der das Völkerrecht verletzt, Klammer zu.
Und wir sind auch nach vier Jahren Krieg immer noch sehr, sehr stark in diesem Denken gefangen.
Und ich glaube, es wäre jetzt wirklich mal an der Zeit zu sagen, hier geht es nicht nur um die Ukraine.
Das ist eine Schicksalsfrage für Europa.
Und jetzt auf die Frage des Users nochmal, wieso bieten wir nicht mehr?
Ja, das wäre eigentlich genau die Idee.
Also wenn Europa das mal aufwachen würde und das selbst in die Hand nehmen würde, dann könnte man sehr viel tun.
Man könnte das Sanktionsregime viel stärker, viel schärfer ausgestalten.
Man könnte die Waffenlieferungen intensivieren.
Man könnte technologische Kooperationen eingehen.
Vor allem könnte man stärker versuchen, auf die USA einzuwirken, zu sagen, wie ernst meint ihr das eigentlich mit eurer NATO-Beistandsverpflichtung?
Also wenn Bessent sich hinstellt und sagt, angenommen Putin greift jetzt irgendein NATO-Mitglied an, ja, dann würden wir euch schon Waffen liefern.
Aber wir selber als US-Truppen, Klammer auf, es stehen 100.000 US-amerikanische Soldaten in Europa, die meisten davon in Deutschland, dann greifen wir nicht ein.
So, und das geht nicht.
Das kann es irgendwie nicht sein.
Wenn das die Zukunft der Welt ist, dann muss Europa aufwachen, weil nach der Ukraine wird Putin nicht aufhören.
Das ist jetzt genau die Frage, die Anjosa stellt.
Christian Harten, Herr Dr.
Kolb, wie ist Ihre Einschätzung?
Wird Russland die NATO testen?
Das findet ja bereits statt.
Also das Gerede vom sogenannten hybriden Krieg.
Ja, schauen Sie doch mal auf die baltischen Datenkabel.
Schauen Sie auf die, was wir jetzt gerade hatten im Oktober, im November.
Plötzlich kommen irgendwelche Drohnen über westlichen Flughäfen und legen den Flugbetrieb lahm.
Ist natürlich alles Zufall.
Sie sind nur Nerds, die einfach spielen oder sich verlaufen haben.
Ja, klar.
Der hybride Krieg ist bereits Realität.
Und ich glaube, wenn Sie es jetzt nicht einsehen und jetzt nicht aufwachen, dann würde ich sagen, dann sind Sie entweder sehr tief am Schlafen oder von Putin gekauft.
Oder beides.
Wir haben, und das möchte ich ganz am Ende noch mal erwähnen, eine Umfrage gemacht auf unserem YouTube-Channel.
Will Putin wirklich Frieden oder blufft er nur?
Was meint ihr?
14 Prozent sind der Meinung, ja, Putin bemüht sich um Frieden.
80 Prozent, nein, er blufft nur.
6 Prozent, ich kann es nicht mehr einschätzen.
Ahne, was Sie antworten würden, aber überlasse Ihnen gerne noch.
Das Gute bei mir ist ja, ich versuche nicht emotional zu begründen, sondern es auch zu substanziieren.
Was Sie hier im Moment sehen, sind eigentlich Scheinverhandlungen, die schon die Sowjets und sogar schon die frühen Bolschewiki angewendet haben.
Also man verhandelt zum Schein, um den Gegner entweder zu spalten oder ihn hinzuhalten oder sozusagen die Sache zu verzögern, sodass man selber Zeit hat, besser zu stehen oder sich aufzubauen.
Und auch dieses ganze Spiel gegenüber der Trump-Administration, das ist eine alte KGB-Technik, die nennt sich reflexive Operation.
Reflexiv heißt, man bringt den Gegner dazu, das zu denken oder das zu wollen, was man selber will.
Man benutzt ihn also quasi als Puppe.
Und Sie sehen, wie fantastisch das funktioniert.
Sie sehen darin Putins Handwerk, in dem ist er wirklich gut.
Sie sehen aber halt auch die Kontinuitäten, die aus der sowjetischen Zeit immer noch hinüberwirken und die jetzt in diesem putinistischen Russland sozusagen eine letzte Blüte erleben.
Und das Tragische ist halt, dass dieses Wissen verloren gegangen ist, dass dessen war man sich im Kalten Krieg bewusst.
Und was ich halt versuche, ist so, diesen Kontext wieder reinzubringen und darüber ein bisschen zu informieren.
Also das ist ein historisch altes Muster, aber wir haben es lange nicht gesehen und deswegen denken wir, das sei jetzt irgendwie was Besonderes.
Soweit die Analyse von Militärökonom Markus Kolb, der Pogrovsk noch nicht vollständig in der Hand von Putins Armee sieht und die russische Kriegswirtschaft unter Druck.
Durch Drohnenangriffe auf Ölanlagen und Tanker der Schattenflotte.
Jeden Donnerstag sprechen wir in unserem Ukraine-Update mit Expertinnen und Experten und unseren Reporterinnen und Reportern über die Entwicklungen und Hintergründe im Krieg und analysieren mit detaillierten Karten und verifizierten Bildern die Lager an der Front.
Schaut gerne mal rein auf YouTube oder der ZDF Heute App und stellt eure Fragen.
Vielen Dank fürs Reinhören in die heutige Folge und bis zum nächsten Mal.
UNTERTITELUNG.
