Episode Transcript
ZDF heute.
Militär und Macht.
Die Analyse.
Hi, ich bin Christian Hoch.
Schön, dass ihr reinhört.
In dieser Folge geht es um eine vielleicht folgenschwere Wendung im russischen Drohnenkrieg gegen die Ukraine, die uns Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt erklärt.
Denn beim Kampf um wichtige Städte an der Front setzt Putins Armee offenbar auf eine neue Taktik.
Sie nimmt gezielt ukrainische Drohnteams ins Visier, die die Front maßgeblich gegen russische Vorstöße verteidigen sollen.
Offenbar auch mit einigem Erfolg, auch im schwer umkämpften Pokrovsk, das möglicherweise kurz vor der Einnahme steht.
Von Oberst Reisner wollte ich zuerst wissen, wie er die militärische Lage dort einschätzt.
Ja, ordern wir die Situation kurz ein.
Pokrovsk ist ein wichtiger Logistiknotenpunkt im sogenannten Mittelabschnitt der Front.
Und wir haben also hier seit fast einem Jahr schwere Kämpfe, die wechselvoll geführt werden.
Wir sehen, dass letzte Woche im Prinzip die Stadt gefallen ist.
Man kann sich die Stadt vorstellen, im Prinzip geteilt in der Mitte durch eine Eisenbahnlinie.
Der Südteil ist in russischer Hand, der Nordteil fast zu Gänze.
Es gibt quasi einen Bereich nordostwärts am Stadtrand, wo sich noch einige Plattenbauten befinden, wo die noch von Ukrainen gehalten werden.
Und die Ukrainer versuchen auch durch den Einsatz von Drohnen die Russen wieder hinauszudringen.
Ich würde die Stadt selber quasi jetzt nicht so im Prinzip im Mittelpunkt stehend betrachten, sondern die Situation ist, dass ostwärts der Stadt ein großer Kessel entstanden ist.
Und hier geht es jetzt darum, dass die Ukraine versucht, die Soldaten aus diesem Kessel herauszubringen.
Damit verhindert wird, dass dieser Kessel geschlossen ist, versucht Russland nördlich von Bogrovsk mit entsprechenden Truppen quasi den Kessel zu schließen.
Die Ukraine hält dagegen und versucht mit eigenen Kräften des sogenannten ersten Asov-Korps, diese Einkesselung zu verhindern.
Und hier spitzt sich die Situation gerade zu.
Inwiefern spitzt sie sich zu und wie stellt sie sich genau dar?
Es spitzt sich dahingehend zu, dass wenn natürlich die Russen es schaffen würden, den Kessel zur Gänze zu schließen, dass so eine größere Anzahl von ukrainischen Soldaten eingekesselt wären.
Die Russen sprechen von mehreren tausend Soldaten, das halte ich überzeichnet, aber wir sehen auf jeden Fall, dass mehrere hundert ukrainische Soldaten in diesem Kessel sich befinden und es geht jetzt für die Ukraine natürlich darum, diese herauszubekommen, um zu vermeiden, dass nicht nur die Einnahme der Stadt Bogrovsk für die Russen als Sieg verzeichnet wird, sondern dass die Russen auch Bilder präsentieren können, wo sie Dutzende, wenn nicht gar hunderte Soldaten präsentieren als Gefangene.
Das würde sehr erinnern an die Situation bei Mariupol und würde natürlich einen Informationssieg für die russische Seite bedeuten.
Bei uns im Chat, Herr Reisner, kommt gerade so eine Frage auch in Richtung Gesamtkontext und Vergleich auf.
Wir können uns das Ganze ja vielleicht mal anschauen, weil die Lage in Pukowski ist ja unter anderem vergleichbar auch mit der Dynamik, wie wir sie in den Städten wie Bachmut oder Avdivka, die im Februar 2024 von den russischen Soldaten eingenommen worden ist.
Wir können uns das hier mal anschauen auf dieser Zeitrafferkarte, wie die russischen Streitkräfte seitdem vorrücken konnten.
Und die Frage aus dem Chat, die sich daran anschließt, ist, wie ist die Lage der Ukraine heute im Vergleich zu vor einem Jahr?
Und vielleicht können wir das auch noch mal skizzieren im Vergleich zu dieser Zeitrafferkarte.
Was für Parallelen erkennen wir zwischen diesen benannten Städten und auch der Lage in Pukovsk?
Dazu muss man verstehen, dass der Krieg in leeren Phasen im Prinzip abfolgt.
Und wir haben also die Phase 8 dieses Konflikts.
Wir hatten hier auch ein Wechselbad der Gefühle.
Wir hatten in den beginnenden Phasen auch Erfolge der Ukraine.
Denken Sie an die Befreiung von Kiew, denken Sie an die Situation des Erfolges bei Harkiv und Kason.
Aber die Ukraine hat im Prinzip nach der gescheiterten Sommeroffensive 23 das Momentum verloren.
Und die Russen haben das Momentum gewonnen, das sie bis heute halten.
Momentum gewonnen heißt, sie rücken langsam vor, so wie Sie das jetzt auf der Karte auch gesehen haben.
Es erscheint für den Beobachter zwar langsam zu sein, aber das Entscheidende ist, dass dieses Vorrücken über diese Distanz durch die starken Verteidigungslinien der Ukraine führt.
Das heißt, die Ukraine hat hier drei starke Verteidigungslinien in den Jahren vor dem wiederholten Einmarsch der Russen aufgebaut.
Und die Russen haben es geschafft, durch diese Linien durchzubrechen.
Und darum auch die Situation so prekär bei Bukowsk, denn hierfür hindert sich nördlich die sogenannte neue vierte Donbass-Linie, die von den Ukrainen unbedingt gehalten werden möchte.
Und Sie haben auch recht, es erinnert sehr viel an die Situation bei vergangenen Städten.
Denken Sie an Bakhmut, keiner redet mehr darüber.
Denken Sie an die EFKA, denken Sie an Ukledar, denken Sie sogar an Städte, die weiter zurückkriegen wie Lyshyschansk.
Im Prinzip hatten wir oft eine ähnliche Situation, typisch für einen Abnutzungskrieg.
Die Russen haben unter Einsatz von Material und Personal und trotz hoher Verluste es geschafft, diese Städte schlussendlich für sich zu gewinnen.
Und die Ukraine musste sich dann auf lustreichen Krämpfen wieder zurückziehen.
Sie haben gerade das langfristige Ziel in Bezug auf die gesamte Donbass-Region angesprochen.
In den Wochen im Chat kommt bei YouTube die Frage, wie realistisch Sie das einschätzen, dass Russland nächstes Jahr die komplette Donbass-Region.
Das hängt natürlich ganz ab von den verschiedensten Faktoren.
Sie müssen sich das vorstellen wie eine mathematische Gleichung, die aus mehreren Variablen besteht.
Und je nachdem, wenn Sie die Variablen ändern, ändert sich auch das Ergebnis.
Variablen sind zum Beispiel die verfügbare Anzahl von Soldaten, die verfügbare Anzahl von Ressourcen, wie zum Beispiel Munition oder Ähnliches.
Und wir sehen, dass hier Russland mittlerweile eine Überlegenheit von 10 zu 1 hat gegenüber den Ukrainern und dass sie bereit sind, quasi auch diese Soldaten zu opfern und zwar langsam, aber stetig vormarschieren.
Die Russen haben jetzt begonnen, quasi aus der Sommeroffensive in ihre Winteroffensive überzugehen, unterbrochen von der kurzen Zeit der Rasputica.
Wir sehen, dass sie hier Raum gewinnen.
Wir werden dann auch später über das sprechen.
Aber sie sehen, dass sie langsam vorrücken.
Und wenn das so weitergeht, haben sie natürlich gute Voraussetzungen, um im Frühjahr die nächste Offensive zu starten, die möglicherweise dann auch bereits Städte wie Slavyansk und Kramatorsk bedroht, die im Prinzip die Kernzentren des Donbass sind und die dann möglicherweise hier verloren gehen.
Und Russland hätte dann Mitte nächsten Jahres dieses Ziel erreicht.
Ist das realistisch?
Das wird von verschiedensten Faktoren abhängen, wie vor allem auch von der Unterstützung der Ukraine.
Wenn die Unterstützung der Ukraine nachlässt, dann ändern sich natürlich diese Variablen zu Ungunsten der Ukraine.
Und das sieht man dann auf dem Schlachtfeld.
Genau diesen Aspekt auch der Unterstützung werden wir auch im zweiten Teil der Sendung mit Ihnen nochmal vertiefen lassen.
Lassen Sie uns abschließend für den ersten Teil nochmal auch auf die Situation schauen, dass neben dem Kriegsgeschehen an der Front und auf dem Boden tobt ja auch die ganze Zeit ein Krieg mit Drohnen.
Dort fährt Russland offenbar gerade eine Anti-Drohnen-Strategie, die auch gezielt ukrainische Piloten ins Visier nimmt, ukrainische Drohnenpiloten.
Wie sieht genau diese Taktik aus?
Vielleicht können Sie die einmal ganz kurz beschreiben und wie gefährlich ist sie auch für die Ukraine aktuell?
Ja, Sie haben völlig recht.
Drohnen spielen auf allen Ebenen eine Rolle.
Auf der strategischen Ebene, das wirkt Mittel der strategischen Luftkriegsführung, auf der operativen Ebene zur Schaffe eines Lagebildes, das schlussendlich zu einem gläsernen Gefechts führt und auf der taktischen Ebene, wenn es um den unmittelbaren Einsatz geht.
Und Russland hat nicht nur eine eigene Teilstreitkraft Drohnen und Drohnenkriegsführung aufgestellt, sondern sie haben auch spezielle Verbände gebildet, wie zum Beispiel Rubicon, eine sehr bekannte russische Einheit, die schwergewichtsmäßig an die Brennpunkte der Front verlegt wird und die dort quasi natürlich Effekte erzielen.
Heißt quasi ukrainische Drohnen und Drohnenteams zu finden.
Hier muss man verstehen, dass das auch in Zusammenhängung zu sehen ist mit dem sogenannten elektronischen Kampf.
Das heißt, man versucht ganz gezielt, das elektromagnetische Spektrum im Prinzip zu sondieren, zu erkennen, wo befinden sich Drohnenteams, zum Beispiel durch Funkabstrahlung erkennbar oder Ähnliches, und diese werden dann angegriffen.
Und Rubicon ist so ein derartiger Verband, der hier ganz gezielt Jagd macht auf die ukrainischen Drohnenteams.
Ähnliches versucht auch die Ukraine mit den Russen durchzuführen.
Aber wir sehen, dass also hier die Russen quasi mit Rubikon eine Einheit haben, die zunehmend quasi in der Lage ist, faktisch die Ukraine zurückzudrängen.
Und hier versucht natürlich die Ukraine dagegen zu halten, zusätzliche Teams heranzuführen.
Und wir haben also hier ein Katz-und-Maus-Spiel, vor allem um diese Drohnen-Teams.
Und da sieht man, wie entscheidend mittlerweile der Einsatz von Drohnen auf dem Schlachtfeld geworden ist.
Und Sie wissen ja, wir haben ja links und rechts der Front eine Todeszone faktisch von über 20 Kilometern nach jeder Seite, wo im Prinzip jede Bewegung durch Drohnen bekämpft werden kann.
Und darum auch erklärbar dieser Kampf um die Lufthoheit im unmittelbaren Nahbereich und natürlich gegen diese Drohnen-Teams der jeweiligen Seite.
Bevor ich gleich mit Oberst Reisner noch über die Bedrohungslage für den gesamten Donbass und auch an anderen Stellen spreche, geht es hier jetzt erstmal um einen massiven Korruptionsskandal, der die Ukraine in einer ohnehin ja schon schwierigen Lage weiter aufrüttelt.
Im Fokus der Ermittler stehen der bisherige Justizminister Halushchenko, die aktuelle Energieministerin und Timo Minditsch, der einst als enger Vertrauter von Präsident Zelensky galt.
Unsere Ukraine-Reporterin Anne Brühl erklärt, worum es dabei genau geht.
Herr Haluschenko, der war im Sommer noch Energieminister.
Er ist gestern genauso zurückgetreten wie seine Nachfolgerin.
Weil im Kern dieses Korruptionsskandals geht es ja um den staatlichen Energieversorger Energoatom.
Das sind die Betreiber der Atomkraftwerke hier im Land.
Und die Minister, die hatten da so eine Art Aufsichtspflicht.
Haluschenkos Stimme, die soll auf Tonbändern zu hören sein.
die die Antikorruptionsbehörde NABU hier im Land ausgewertet hat, 15 Monate lang.
Das sind 1000 Stunden Audio-Files.
NABU spricht von einem schweren Fall von organisierter Kriminalität.
Und der Hauptvorwurf, der lautet, dass beim Bau von Schutzbauten für Energieanlagen Bestechungsgelder geflossen sein sollen.
Und dann gibt es eben noch Minditsch, diesen Vertrauten von Präsident Selenskyj.
Die beiden, die waren mal Mitinhaber einer Produktionsfirma.
Selenskyj hat seine Anteile abgegeben, bevor er Präsident wurde, 2019.
Aber Minditsch, der konnte sich ins Ausland absetzen, ist so seiner Verhaftung entgangen.
Und Präsident Zelensky, der hat heute nochmal beteuert, er habe mit Mindic nicht mehr gesprochen seit dem Beginn dieser Ermittlungen.
Das wären dann 15 Monate und er hat auch gesagt, als Präsident im Krieg, da kannst du keine Freunde haben.
Auch für Zelensky selbst eine große innenpolitische Krise.
Du hast gerade angesprochen, was er gesagt hat.
Was sind denn die Erwartungen aus der Bevölkerung jetzt an ihn?
Die Bevölkerung ist empört.
Man spricht von einem riesigen Skandal, einer Schande, weil im Kern geht es ja tatsächlich um Gelder, die für den Schutz der Infrastruktur verwendet werden sollten.
Diese Infrastruktur, die hier permanent von Russland angegriffen und auch weitgehend zerstört wird.
Und Millionen von Ukrainer, die leiden ja unter diesen Folgen.
Auch für morgen wird im ganzen Land wieder der Strom abgeschallt, mindestens zweimal.
Zwei bis vier Mal dann jeweils für mehrere Stunden.
Und die Ukrainer sagen auch, natürlich ist auch das Ansehen im Ausland beschädigt.
Und die Europäische Union oder die Europäer, die ja die größten Unterstützer der Ukraine im Moment sind, die haben diese Unterstützung ja auch immer an den Kampf gegen Korruption geknüpft.
Und da muss die Ukraine wirklich liefern.
Und Zelensky, der versucht zwar so eine Art Befreiungsschlag, hat gestern auch noch mal.
Versucht eben diese Minister zum Rücktritt zu zwingen.
Das ist ja inzwischen Erfolg.
Der spricht davon, dass der Kampf gegen Korruption oberste Priorität hat.
Dass es da ohne Ansehen von Personen Ermittlungen geben müsste.
Aber ob man ihm das dann ganz so glauben kann, das ist eben die große Frage.
Das ist eine schwere Vertrauenskrise für Zelensky.
Wir hatten gestern auch die Möglichkeit, mit einer Antikorruptions-NGO zu sprechen.
Und die sagten, Selenskyj als Präsident im Krieg, der hält in diesem Krieg sein Land zusammen.
Das ist ganz wichtig.
Aber es gilt ja nun auch mal Kriegsrecht.
Und da ist eine Menge Macht in diesem Präsidentenbüro im innersten Zirkel angesiedelt.
Und Selenskyj muss diesem innersten Zirkel schon klar machen, dass die Führung dieses Staates kein Family Business, so hat es die Expertin gesagt, ist.
Und sie sagt auch, man hat manchmal den Eindruck, dass es denen gar nicht um Kampf gegen Korruption geht, sondern eher darum, die Antikorruptionsbehörden zu bekämpfen.
Und dieser Eindruck, der ist natürlich fatal.
Dieser Korruptionsskandal erschüttert die Ukraine.
Und dann muss man ja auch noch dazu sagen, dass jetzt womöglich der schwerste Kriegswinter bevorsteht, und zwar der vierte.
Russland macht das schon die ganze Zeit, aber seit Anfang Oktober auch nochmal systematisch und auch in der Intensität nochmal heftiger, in dem es die ukrainische Energieinfrastruktur auch angreift, neben den zivilen Zielen.
Und daraus ergibt sich natürlich auch nochmal ein schwerer Kriegsalltag, vor allen Dingen für die Menschen.
Dein Team hat vor wenigen Tagen in Charkiv gedreht.
Wie ist dort gerade jetzt der Alltag für die Menschen?
Wie bereiten Sie sich auf diesen Kriegswinter vor und mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Ganzen auch entgegen?
Wie sieht es da gerade aus?
Ja, Hakev, das ist ja die zweitgrößte Stadt der Ukraine im Osten.
Sie liegt sehr nah an der Front.
Russland versucht im Grunde genommen seit Anfang des Krieges die Stadt einzunehmen.
Das ist ihnen aber nie gelungen.
Und diese Angriffe dort, die finden im Grunde genommen täglich statt.
Auch immer auf die Infrastruktur.
Bei dieser letzten schweren Angriffswelle, der 9., seit Anfang Oktober, wurde zum Beispiel ein Wärmekraftwerk zerstört.
Da waren Hunderttausende Haushalte ohne Strom.
In einigen Vierteln ist das Wasser ausgefallen.
Aber Russland greift eben immer wieder auch zivile Ziele an.
Vor ungefähr zweieinhalb Wochen zum Beispiel einen Kindergarten mitten in der Stadt.
Und das Kriegsziel von Russland ist ja völlig klar.
Die Unterwerfung, die Eroberung von Kharkiv, die Unterwerfung der Ukraine und im Grunde genommen auch die Vertreibung der Bevölkerung.
Und die Kharkiv-er, die halten Stand.
Wir konnten drehen bei einer Familie, die in einem Viertel lebt, wo auch noch ein lokales Fernwärmesystem so stark beschädigt ist, dass eine ganze Siedlung seit Tagen ohne Heizung ist.
Die Familie sagte, sie haben zum Glück einen Gasherd, den drehen sie dann an, um wenigstens es ein bisschen warm in der Wohnung zu haben.
Die haben zwei achtjährige Zwillinge, die noch nie in der Schule waren, also in einer physischen Schule, sondern immer nur Online-Unterricht haben.
Da hängen die Computer und die Leselampe an großen Powerbanks.
Aber das ist natürlich ein schweres Leben.
So viele Stunden ohne Strom.
Die Mutter sagte, es wird nachmittags früh dunkel.
Da weiß sie gar nicht, was sie mit den Kindern machen soll.
Aber die Familie, die will eben auch nicht weggehen.
Die will bleiben.
Und das machen eben viele Haarkiffer.
Bilder aus der Stadt sieht, hat man eben den Eindruck, da ist noch ganz normales Leben, da sind die Geschäfte offen, es gibt Restaurants, es gibt Cafés und die Menschen dort, die wollen diesen russischen Angriffen was entgegensetzen, die wollen durchhalten und die sind zum Bleiben entschlossen.
Beeindruckend, wie widerstandsfähig die Menschen in der Ukraine auch vor dem vierten und vielleicht schwierigsten Kriegswinter sind.
Der Korruptionsskandal in der Hauptstadt Kiew ist aus Sicht von Oberst Reisner Teil einer größeren Krise, in der das Land gerade steckt.
Wir müssen uns ganz kurz vor Augen führen, dass die Ukraine mit multiplen Krisen mittlerweile im Prinzip zu kämpfen hat und dass der Präsident natürlich versucht, hier quasi weiter zu zeigen, dass er die Lage unter Kontrolle hat.
Was meine ich mit multiple Krisen?
Wir haben die erste große Frage, kann die Ukraine faktisch finanziell auch in das nächste Jahr übertreten?
Sie wissen die Diskussion, ob es möglich ist, 140 Milliarden Euro faktisch freizumachen für die Ukraine, die sie dringend braucht.
Hier gibt es ja das Veto von Belgien.
Wir haben eine Energiekrise, wir haben das schon gehört.
Wir haben eine weitere strategische Luftkampagne der Russen auf die kritische Infrastruktur.
60 Prozent der ukrainischen Bevölkerung braucht Gas, um im Winter überleben zu können.
Bereits Anfang Oktober wurde ein sehr hoher Anteil der Gasinfrastruktur zerstört.
Es konnte zwar einiges repariert werden, aber die Schäden sind enorm.
Und das setzt sich fort, auch was die Umspannwerke betrifft und Ähnliches.
Und damit sind wir beim dritten Thema, das da hineinspielt.
Das ist die Korruptionskrise, die jetzt natürlich gerade an so ein empfindliches Thema angreift, wo dann die Bevölkerung sagt, Moment, wie kann das sein, dass in Zeiten des Krieges wir uns einen Beitrag leisten und unsere Führung das nicht tut.
Und Sie wissen, als Staat ist es ganz, ganz wichtig in Zeiten der Krise und des Krieges dafür zu sorgen, dass auch die Grundbedürfnisse der Bevölkerung gedeckt sind.
Wenn das nicht der Fall ist, verlieren sie deren Vertrauen und damit verlieren sie auch das Vertrauen der Soldaten an der Front.
Das heißt, wir haben also hier auf der strategischen Krise...
Auf der strategischen Ebene mehrere Krisen, die hier zusammenkommen, die eigentlich fast überdeckt werden von dem, was an der Front passiert.
Wir reden zwar oft über das, aber tatsächlich ist die strategische Krise die entscheidende, die sich jetzt gerade abspielt vor unseren Augen.
In der Region Saarbrüche geht es ja konkret um eine Stadt.
Welche Stadt steht da genau im Fokus gerade?
Und was passiert dort gerade auch aktuell?
Ja, wir haben im Moment mehrere Hotspots, um die es an der Front geht.
Sie wissen, die Front kann man unterteilen in den Nordabschnitt, den Südabschnitt und den Mittelabschnitt.
Im Mittelabschnitt ist natürlich im Mittelpunkt der Betrachtung die Situation in Bogrovsk, so wie wir sie besprochen haben.
Aber südlich von Bogrovsk, der Übergang quasi zum Südabschnitt, da entsteht eine derzeit gefährliche Situation.
Denn hier haben die Russen es geschafft, an einer Breite von circa 30 Kilometer bis zu 10 Kilometer vorzustoßen durch die dortigen Verteidigungsstellungen.
Und sie bedrohen Hulia-Polle.
Das ist eine wichtige Stadt in diesem Bereich.
Hier kann man erkennen, dass Russland versucht, quasi hinter die Verteidigungsstellungen der Ukraine zu kommen.
In der Region Tempo-Betrovsk, Sie sehen das hier kurz eingeblendet, Wenn es ihnen gelingen würde, hier rasch vorzustoßen aus diesem Raum Richtung Westen, dann würden sie hinter die ukrainischen Stellungen kommen und mit einem Moment faktisch diese aushebeln.
Und das wäre natürlich für die Ukraine fatal, weil sie diese Stellungen dann aufgeben müsste und nicht mehr halten könnte.
Auch in den Städten Siversk und Kupiansk stellt sich die Lage gerade bedrohlich dar.
Was sind da die aktuellen Informationen?
Wir können in der Situation selber gewisse Prioritäten festlegen hinsichtlich der Bedrohungslage für die Ukraine.
Bogrovsk ist aus meiner Sicht jetzt nicht die unmittelbare Bedrohungslage für die gesamte Front.
Hier geht es nur um diesen Kessel.
Wir haben also gesehen, dass die Situation bei Saporizhia fast gefährlicher ist, weil die Russen dort einen Einbruch geschafft haben.
Wenn wir jetzt in den zentralen Abschnitt der Front sehen, dann haben wir die Stadt Siversk.
Die Siversk ist im Prinzip die Angel zwischen dem nördlichen Teil des Mittelabschnittes und dem südlichen Teil des Mittelabschnittes.
Sie ist sehr exponiert, sie ist eigentlich jene Stadt, die am exponiertesten von allen genannten Städten ist.
Wenn sie fällt, dann ist dahinter offenes Gelände und es könnte den Russen relativ lasch gelingen, bis zu den Städten Slavyansk und Karmadorsk vorzuschlossen und damit hätten sie das Herzland des Donbass in Besitz.
Natürlich ist nicht klar, ob es den Russen so schnell gelingen kann, das durchzuführen, aber wie gesagt, an der Front haben wir eine sehr dynamische Situation.
Wir können vielleicht erleben, dass die Ukraine es schafft, in den nächsten Monaten einen Verzögerungskampf weiterzuführen.
Es kann aber auch zu einer völligen Überforderung der ukrainischen Front kommen und an einer Stelle, die dann nachgibt zu einem Durchbruch, ob das dann Sibersk ist, ob das schlussendlich Saporische ist oder ob das die Stadt Kubiansk ist, die genauso in derselben Situation sich befindet wie zum Beispiel Kropogrovsk, aber kaum besprochen wird.
Aus unserer Community, aus unserem Chat kommt gerade auch nochmal eine Frage zu einer weiteren Region und zu einer weiteren Stadt.
Und zwar ist die konkrete Frage auf der einen Seite, was ist Ihre Einschätzung, wie lange wird die Ukraine Donetsk unter anderem mit der Festung auch Kamatorsk ungefähr noch halten können?
Genau, Kramatorsk ist also eine Stadt, die gemeinsam mit Slaviansk als das Herz des Donbass zu bezeichnen ist.
Es ist interessant, dass die Ukraine die sogenannte neue vierte Verteidigungslinie, die neue Donbass-Linie bereits hinter diesen Städten errichtet, also nicht quasi unter Einbeziehung dieser beiden Städte oder vor diesen beiden Städten, sondern hinter diesen Städten.
Das heißt, man geht also von ukrainischer Seite offensichtlich davon aus, wenn Sibirsk fällt, dass die Front dann relativ rasch quasi Richtung Westen sich verschieben wird und dass quasi hinter den Städten man versuchen wird, wieder die Front aufzufangen.
in einer gewissen Distanz, um wahrscheinlich auch Zeit zu gewinnen, sie auszubauen.
Und auch hier gilt, wie eingangs gesagt, wir haben also eine mathematische Gleichung, die von Variablen bestimmt wird, ob das Ressourcen sind, ob das die Anzahl von Soldaten ist oder ähnliches.
Und wenn sich das verändert zugunsten oder zugunsten der Ukraine, das ändert dann natürlich auch das Ergebnis.
Es ist hier schwer vorauszusagen, mann exakt, in welchem Monat dann diese Ereignisse passieren.
Aber wir müssen also permanent auch uns quasi vor Augen führen, dass wir eine sehr dynamische Situation an der Front haben, die sich leider seit letztem Jahr immer mehr, auch wenn das langsam der Fall ist, zu Ungunsten der Ukraine verschiebt.
Hinzu kommt jetzt die strategische Situation, die wir kurz erklärt haben, zu operativen und auch auf der taktischen die Situation, dass die Russen durch den Einsatz von Drohnenteams in der Lage sind, mittlerweile effektiv die wichtigste Waffe der Ukraine, nämlich den Einsatz von Drohnen, zu verhindern.
Und das ist ja die ukrainische Idee, den Mangel an Soldaten durch einen sogenannten Drohnenwall wettzumachen.
Und wenn dieser Drohnenwall aber löchrig wird und nicht funktioniert, kann Russland natürlich schneller vormarschieren.
Lassen Sie uns ganz noch bei dem Mangel an Personal bleiben, den Sie gerade beschrieben haben.
Es ist auch etwas, was den Chat bei uns sehr bewegt.
Die Frage ist, hat die ukrainische Armee Personalmangel?
Ich glaube, da ist die faktische Situation ja auf jeden Fall so.
Aber lassen Sie uns mal draufschauen, wie groß ist der aktuell und wie sehr schränkt er auch die Verteidigungsfähigkeit gerade konkret ein?
Um hier vielleicht auch ein paar konkrete Zahlen zu nennen.
Man geht davon aus, dass auf russischer Seite ca.
700.000 Mann im Einsatz sind, auf der ukrainischen Seite ca.
400.000 Mann an der Front.
Von denen sind natürlich nicht alle unmittelbar an der Front.
Die Ukraine hat keine durchgehenden Verteidigungsstellungen mehr, sondern nur mehr Stützpunkte.
Ich vergleiche das immer mit einer Perlenkette, wo die Abstände zwischen den einzelnen Perlen gleich Stützpunkten immer größer wird.
Sie sehen auch hier, wie groß der innenpolitische Druck ist.
Die Ukraine hätte müssen eigentlich letztes Jahr bereits die Mobilisierung der 18- bis 24-Jährigen durchführen, um den Adalas an der Front sättigen zu können.
Das haben sie nicht gemacht.
Es redet sich jetzt auch leicht aus der Distanz.
Sie dürfen nicht vergessen, hinter all diesen Soldaten stecken junge Menschenleben.
Und es ist natürlich die Frage, ob die geopfert werden sollen oder nicht.
Aber der Präsident hat aufgrund des Drucks erlaubt, dass sie ausreisen dürfen.
Wir haben also im Schnitt pro Tag an der polnischen Grenze bis zu 1.000 Ukrainer, die ausreisen.
Die fehlen aber natürlich an der Front.
Das Kalkül der Ukraine ist...
Dieses Wegfallen der Soldaten durch den Einsatz von Drohnen wegzumachen.
Aber es ändert nichts daran, dass wir hier keine durchgehenden Stellungen haben, sondern Stützpunkte.
Und zwischen diesen Stützpunkten kann Russland mit seinen Soldaten, noch dazu, weil es bereit ist, Opfer zu bringen, durchschlüpfen.
Die Ukrainer sagen immer, die Russen sind wie Wasser, sie sickern durch jede Ritze durch.
Und das ergibt genau dieses Bild, das Sie sehen, das wir auch in Bogrovs gesehen haben, wo die Russen mit kleinen Stoß- und Sturmtrupps in die Stadt eingesickert sind, zum Teil das schlechte Wetter ausgenutzt haben, weil dann die Drohnen nicht gut fliegen können.
Also bei Nebel und ähnlichen Situationen quasi einmarschiert sind und dann schlussendlich eine Masse geschaffen haben, eine kritische, der die Ukraine nichts mehr entgegensetzen konnte.
Und das spiegelt sich quasi an der Front in vielen, vielen kleinen Städten und Dörfern ab, die wir nicht einmal kennen, aber auch in größeren, über die wir die ganze Zeit sprechen.
Sie haben gerade vor diesen Hintergründen auch betont, wie wichtig die Unterstützung auch von westlicher Seite und unter anderem auch der EU ist.
Sie haben auch gerade schon die Finanzierungssituation angesprochen, das Veto von Belgien.
Markus Winter fragt gerade auch im Chat, warum hilft Europa eigentlich dann immer noch so wenig?
Lassen Sie uns mal ganz kurz bei diesem Finanzierungsthema bleiben.
Wie stellt sich die Situation gerade dar?
Wie begründet Belgien dieses Veto?
Und welche Folgen hätte das auch, wenn die Finanzierung der Hilfen wirklich langfristig von Seiten der EU auch in Stocken geraten würde?
Ja, ich vergleiche ja im Prinzip die Situation in der Ukraine immer mit einem Boxkampf, der quasi Runde über Runde verläuft.
Und wo man nicht vergessen darf, dass beide Boxer natürlich, wenn sie am Ende einer Runge zurückgehen, ins Eck des Ringes, praktisch Unterstützung bekommen.
Und das ist auch der große Denkfehler, den wir haben.
Die Ukraine kämpft nicht alleine gegen Russland, sondern Russland hat hier massive Unterstützung, sei es China, sei es Indien, sei es Nordkorea, seien es Staaten des globalen Südens.
Und es ist bezeichnend, dass vor kurzem der chinesische Außenminister Wang Yi in Europa war und der EU-Außenbeauftragten Kallers klar gesagt hat, es ist überhaupt nicht das Interesse Chinas, dass Russland diesen Krieg verliert, denn da würde sich ja die USA, sie China zuwenden und das möchte man nicht.
Auf der anderen Seite sehen wir quasi die Ukrainer, die auf die Unterstützung der Europäer hoffen, die zunehmend kaum mehr etwas verfügbar haben, die jetzt schon aus der Verzweiflung heraus, muss man sagen, quasi Waffen bei den Amerikanern kaufen, die mittlerweile auch nicht mehr bereit sind, die einfach so zu liefern, Denken Sie daran, vor kurzem gab es die Aussage des amerikanischen Außenministers Rubio, der gesagt hat, man hat jetzt die wichtigsten russischen Banken mit schweren Sanktionen belegt.
Man ist aber ziemlich ratlos, was man dann noch tun könnte.
Die Russen müssen jetzt quasi irgendwann nachgeben, sonst hat man also kaum mehr Möglichkeiten.
Das zeigt, wie bekehr die Situation ist.
Und auch hier nochmal, die USA sind aber der Königsmacher und damit komme ich zu USA.
Trump möchte jetzt diesen Krieg heraus, sagt auch immer, es ist nicht sein Krieg.
Er möchte, dass er endet, besser gestern als heute.
und das sind natürlich keine Vorzeichen, die also im Prinzip erkennen lassen, dass die USA jetzt mit neuen Elan oder mit quasi neuen Ressourcen faktisch in diesen Krieg hineingeht.
Wir hatten auch vor kurzem die Situation des Shutdowns, das hat also noch einmal die Verzögerung herbeigeführt im Bereich der Versorgung der Waffen und auch der Ausrüstung und der Munition.
Es gibt lokale Initiativen, jetzt wieder eine Initiative von den nordischen Staaten, die durchaus auch etwas liefern, aber die Ukraine hat also multiple Herausforderungen und auch die Ukrainer selber sagen, dieser Winter wird besonders hart Und es ist nicht klar, ob sie ihn in dieser Form überstehen, vor allem dann, wenn er so quasi offensichtlich der Westen wankt und nicht mehr weiß, wie er der Ukraine weiterhelfen soll.
Jetzt haben wir sehr viele Problemfelder ausgezielt und die Herausforderungen und auch die bedrohlichen Situationen in Regionen und Städten.
Es kommt im Chat auch nochmal die Frage, aber auch zur Gegenstrategie und auch zu den Optionen und Situationen, die die Ukraine auf ihrer Seite verbuchen kann.
Da geht es natürlich auch konkret immer um die Angriffe auch auf die russische Öl- und Energieinfrastruktur.
Das haben wir hier bei ZDF heute live in den vergangenen Wochen und Monaten auch immer wieder thematisiert, dass es da Fortschritte gegeben hat.
Holen Sie uns ein bisschen ab in das Bild.
Wie ist da gerade die aktuelle Situation und inwieweit ist die Energieinfrastruktur und Energiewirtschaft der russischen Seite geschwächt gerade aktuell?
Völlig richtig.
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an und man sieht auch, dass die Ukraine in einigen Bereichen durchaus Erfolge erzielt hat.
Denken Sie zum Beispiel daran, dass im Prinzip der Schwarze Meer frei von der russischen Flotte ist.
Auch das wird oft übersehen.
Denken Sie daran, dass so wie die russische Seite quasi täglich Luftangriffe in die Ukraine durchführt, auch die ukrainische Seite Luftangriffe durchführt.
Und das auch mit Unterstützung von amerikanischer Intelligence, also quasi amerikanischen Aufklärungsdaten, wo ja auch in den amerikanischen Medien das auch immer wieder thematisiert wird als solches.
Und das macht natürlich einen Unterschied und das hilft den Ukrainern, auch mit Unterstützung von ausgewählten Nationen, Drohnen zu bauen, Marschlockerber zu bauen, die Russland treffen können.
Und wir sehen auch hier, und das ist also eindeutig messbar, tatsächlich Ergebnisse.
Aber der Effekt ist immer noch nicht saturierend.
Also er müsste größer sein, damit diese Effekte in einer Art und Weise messbar sind, dass nicht nur in Russland quasi die Zivilbevölkerung Schlange steht bei Tankstellen, sondern dass zum Beispiel die Angriffe des russischen Militärs nachlassen oder aufhören.
Und das ist jetzt das Interessante, weil wir sehen, dass jetzt die Ukraine versucht.
Weil sie auf der operativen und taktischen Ebene ins Hintertreffen gerät, auf der strategischen Ebene alles quasi an den Tag zu legen, was notwendig ist, um Russland quasi in die Enge zu treiben.
Und wir sehen auch interessanterweise, dass Russland zunehmend diesen Druck versucht, weiterzugeben an Europa.
Denn Russland kommt erstens unter Druck, was diese Angriffe auf die eigene kritische Infrastruktur betrifft.
Und zweitens haben wir auch die Situation, dass sie dieses Jahr nicht den Durchbruch erreicht haben an der Front, den sie eigentlich vorhatten, trotz dieses langsamen Vormarschierens und trotz der lokal begrenzt, immer wieder auch verbesserten Situation.
Aber Russland weiß natürlich jetzt, wir müssen quasi in das nächste Jahr diesen Krieg weiterführen und das bedeutet weitere Ressourcenaufwendungen und so weiter und so fort.
Und wir sehen auch, dass die russische Wirtschaft zunehmend quasi unter Druck kommt, obwohl natürlich hier nicht zu vergessen ist, dass es China im Hintergrund unterstützt.
Aber trotzdem, einer der Gründe der Zunahme der hybriden Angriffe in Europa ist natürlich der Umstand, dass die Ukraine Es schafft die Russen tatsächlich in einem gewissen Maße unter Druck zu bringen, aber immer noch zu wenig, als dass die Kämpfe an der Front aufhören.
Und das ist ja das Entscheidende.
Es müsste zu einem Nachlassen der Kämpfe kommen.
Es müsste zu einer Situation kommen, dass Russland sich an den Verhandlungstisch setzt und sagt, okay, wir sind bereit zu verhandeln.
Und die große Gefahr ist, dass die Ukraine in den nächsten Monaten in eine noch schlechtere Situation für diese Verhandlungen kommt und am Ende einen Diktatsfrieden annehmen muss.
Wichtig, dass Sie da auch nochmal gerade die Situation dastehen und auch der Blick auf die Fakten.
Lassen Sie uns noch auf ein weiteres Thema blicken.
Das zeigt, wie brutal und technisch dieser Krieg auch geworden ist über die Zeit.
Und das ist die Situation rund um den Transport von Verwundeten und Verletzten.
Wie groß das Problem ist, da gerade Verletzte auch aus der Kampfzone zu bringen, das zeigen diese Bilder hier.
Ein ukrainisches Sanitätsbataillon, das setzt da ein ferngesteuertes Fahrzeug ein, um verwundete Soldaten aus dem Gefechtsgebiet zu bergen.
Mehrere Männer können so gerettet werden.
Von welchem Frontabschnitt diese Aufnahmen stammen, das lässt sich allerdings nicht unabhängig verifizieren.
Herr Reisner, was sind Ihre Informationen in Bezug auf diese Transporte und wie können solche ferngesteuerten Systeme tatsächlich helfen, die Situation auch zu verbessern langfristig?
Ja, wir betrachten oft immer sehr die Situation hinsichtlich der Drohnen und deren Einsatz auf der strategisch-operativ- und taktischen Ebene.
Wir vergessen aber, dass unbemannte Systeme auch eine große Rolle spielen in der Seekriegsführung oder zum Beispiel auch in der Landkriegsführung.
Das heißt, die Ukraine setzt bereits im großen Stil bewaffnete Systeme ein, um zum Beispiel durch Feuer gegnerische Stellungen, also russische, aufzuklären.
Und sie setzt vor allem diese Systeme auch ein zur verwundeten Evakuierung.
Das ist eigentlich mittlerweile Standard.
Warum ist das so wichtig?
weil natürlich damit Soldaten geschont werden können, denn wir haben leider gesehen auch in diesem Krieg, dass das humanitäre Völkerrecht leider niemanden mehr interessiert.
Das heißt, wir haben sogar gesehen, dass wenn dann Soldaten ihre Kameraden bergen und dann versuchen, sie zurückzubringen, dass genau diese Zusammenrottung der Soldaten, die also gemeinsam den verwundeten Kameraden tragen, dass diese angegriffen werden.
Und hier helfen diese unbemannten Systeme enorm, um diesen Abschub möglich zu machen.
Aber auch hier, um Ihnen das ein bisschen zu erklären, wir hatten also eine Situation in Afghanistan und im Irak, wo man sehr stolz darauf war.
Dass nach einem Anschlag zum Beispiel auf eigene Soldaten, denken Sie zum Beispiel an die Patrouille in der Deutschen Bundeswehr in Afghanistan, dass wenn es hier zu einem Verlust kam, durch eine Verletzung oder Ähnliches, dass man innerhalb einer Stunde, man hat es die Golden Hour genannt, eine entsprechende chirurgische Anschlussversorgung hatte.
Und alle Maßnahmen waren darauf abgestimmt, die Medikation, das Abbinden und so weiter und so fort.
In der Ukraine ist das Geschichte.
Wir haben eine Situation, wo verwundete Tage wochenlang ausharren müssen unter sehr prekären hygienischen Bedingungen, bis sie dann möglicherweise evakuiert werden können.
Oft können sie gar nicht evakuiert und versterben zuvor.
Es ist so, dass Drohnen den Himmel beherrschen und dass es auf sie Jagd gemacht wird.
Und das führt uns zu einer Situation, wo wir plötzlich Krankheitsbilder haben, die wir das letzte Mal im Ersten Weltkrieg gesehen haben.
Zum Beispiel Glasbrand.
Das heißt, wir haben also hier das Verfaulen von quasi Fleisch.
Im Prinzip, wir haben Wunden, die eitern.
Wir haben also eine Situation, dass also Keime um sich greifen.
Und das bereitet den ukrainischen Militärärzten mittlerweile große Probleme.
Und das ist eine Qualität, die man so als nicht mehr möglich erwartet hat.
Und ein letztes Wort dazu, wenn ich mir dann oft europäische Streitkräfte ansehe und Beschaffungsvorhaben und dann auch immer wieder höre, dass man sagt, naja, wir würden ja nicht so kämpfen wie die Ukrainer, wir würden ja quasi das ganz anders machen, dann bin ich mir nicht sicher, ob wir verstanden haben, was da gerade passiert.
Natürlich muss man nicht davon ausgehen, dass die Ukraine und der Krieg in der Ukraine jetzt die Blaupause ist für alle zukünftigen Konflikte.
Aber eines muss uns klar sein, das, was hier passiert und das, was hier quasi auch eine Gefährdung für die Soldaten im Prinzip darstellt, ob das Drohnen sind oder anderes, das ist etwas, was wir unbedingt berücksichtigen müssen in unseren eigenen Streitkräften, wenn wir vermeiden möchten, dass wir in Zukunft, und hoffentlich passiert das nie in einer Auseinandersetzung, massivste Verluste haben, werden in einer Art und Weise, wie das beide Seiten, nämlich die ukrainische und die russische gerade erlebt.
Wenn wir diese Entwicklungen und auch Herausforderungen zusammennehmen mit Blick auf den Gesamtkontext, wenn wir auch zusammennehmen den Personalmängel, die Hürden, die wir darüber hinaus angesprochen haben, Und die Situation rund um die finanzielle Unterstützung und auch die umkämpften und hart umkämpften Städte, in denen es gerade bedrohlich für die Ukraine ist.
Und dann auch noch dazu nehmen, dass der aktuelle vierte Kriegswinter bevorsteht, der wohl schwerste der ganzen Kriegszeit, die aktuell herrscht, beschäftigt viele auch im Chat.
Das sind mehrere Fragen in Bezug auf die langfristigen Folgen.
Also eine konkrete Frage ist, ist Russland vor diesen Hintergründen gerade überhaupt noch bereit zu verhandeln?
Das fragt Jusadidom aktuell.
Das ist sein Eindruck, sieht es so aus, als könnte Russland auf Zeit spielen, um einfach zu gewinnen.
Wie sehen Sie das und wie ordnen Sie die Handlungsoptionen und die Situation für die Ukraine ein, dem Ganzen das noch wenden zu können und auch entgegenhalten zu können?
Sie sind völlig am Punkt.
Stellen Sie sich vor, Sie sind der russische Präsident, der russische Beratungsstab und Sie betrachten die Medienlandschaft im Westen und was also hier berichtet wird und kommentiert wird.
Welchen Eindruck gewinnen Sie?
Sie gewinnen den Eindruck, dass Sie trotz Ihrer eigenen schweren Verluste, trotz Ihrer eigenen Fehler und Misserfolge eigentlich jetzt nur mehr warten müssen und einfach noch ein Stückchen quasi mehr an Ressourcen opfern müssen, um dann quasi schlussendlich alles zu bekommen, das Sie sich vorgenommen haben.
Nicht nur möglicherweise die Fioblaste und die Krim, sondern möglicherweise den ganzen Don Blass oder die Ukraine sogar bis zum Dnepr, möglicherweise sogar der Odessa und Ähnliches.
Das muss nicht so sein.
Das muss uns klar sein.
Die Ukraine alleine kann das in dieser Form nicht leisten.
Sie hat Unglaubliches geleistet.
Sie hat auch bereits Geschichte geschrieben.
Das kann ihr niemand mehr nehmen.
Aber trotzdem, es muss uns klar sein, das ist ein Ressourcenkrieg.
Gefühlt langsam vor sich geht, aber er wird vor allem über Ressourcen geführt.
Und Sie sehen natürlich, dass mit dieser zunehmenden Ressourcenübermacht der Russen, unterstützt durch Länder, die wir bereits genannt haben, die Ukraine es immer schwieriger hat.
Wenn die Ukraine jetzt natürlich noch selbst unter Druck kommt, durch Korruptionsvorwürfe, durch die prekäre Situation im Energiebereich und so weiter und so fort, dann sind das alles Faktoren, die eine Verschlechterung bedeuten.
Und das ist das Entscheidende.
Wir haben am Beginn des Krieges überraschende und sehr gute Erfolge der Ukraine gesehen.
Am Höhepunkt war sie im Prinzip im Spätsommer 2022, aber dann nach der gescheiterten Sommeroffensive des Jahres 23 war der Kombinationspunkt erreicht und es war klar, entweder der Westen geht all in oder die Ukraine muss einen Verzögerungskampf führen, so wie wir es dann erlebt haben im Jahr 24 und jetzt 25, wo zwar die Russen keinen Durchbruch geschafft haben auf operativer Ebene, aber Schritt für Schritt vormarschieren.
Und wenn die Russen, wie gesagt, davon überzeugt sind, dass sie noch ein bisschen durchhalten müssen, dann werden sie das tun, weil sie ja faktisch dann möglicherweise das Gesamte bekommen, das sie sich vorgenommen haben.
Und das muss uns klar sein.
Aus Sicht von Oberst Reisner kann sich der russische Präsident Putin im Moment nur ermutigt fühlen, den Krieg trotz großer Verluste auf russischer Seite fortzusetzen.
Während Pokrovsk im Prinzip gefallen sei, gehe es für die Ukraine jetzt darum, den Verzögerungskampf aufrechtzuerhalten, um Durchbrüche an verschiedenen Frontabschnitten zu verhindern.
Dass Russland große Gebiete in seine Gewalt bringe, das müsse aber nicht sein, wenn die Ukraine genug Unterstützung bekomme.
Jede Woche reden wir in unserem Ukraine-Update mit Expertinnen und Experten und unseren Reporterinnen und Reportern in der Ukraine über alle Entwicklungen und Hintergründe im Krieg und analysieren mit detaillierten Karten die Lage an der Front.
Schaut gerne mal rein auf YouTube oder in der ZDF-Heute-App und stellt eure Fragen.
Danke fürs Reinhören und bis zum nächsten Mal bei Militär und macht die Analyse.
Macht's gut.
Tschüss.
