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Ukraine: Wie Putins Soldaten die Front durchbrechen wollen

Episode Transcript

ZDF heute.

Militär und Macht.

Die Analyse.

Hi, ich bin Christian Hoch.

Schön, dass ihr reinhört.

Die Welt schaut nach Alaska, wo sich US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin treffen, um über den Krieg in der Ukraine zu sprechen.

Währenddessen rücken russische Truppen in der Ukraine immer weiter vor, mit Geländegewinn in der Region Donetsk, etwa nahe der strategisch wichtigen und schon lange auch umkämpften Stadt Pokrovsk.

Mehrere Ortschaften haben sie inzwischen erobert.

Wie Putins Soldaten vorstoßen und welche neue Taktik sie anwenden, um die Front zu durchbrechen, darüber sprechen wir in dieser Folge von Militär und Macht die Analyse mit Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie.

Herr Reisner, lassen Sie uns direkt auf die Situation an der Front zu sprechen kommen.

Rund 110 Quadratkilometer seien in 24 Stunden an russische Angreifer gefallen, das sagt die Nachrichtenagentur AFP.

Sie spricht vom größten Geländegewinn seit mehr als einem Jahr.

Wie dramatisch ist die Situation da gerade?

Ja, das müssen wir ganz kurz versuchen einzuordnen.

Beginnen wir mit der ukrainischen Situation der Verteidigung.

Sie dürfen sich nicht vorstellen, dass im Prinzip diese ukrainische Verteidigungslinie eine durchgehende Stellung ist, sondern wir haben hier Stützpunkte, die wie die Perlen einer Perlenkette sich aneinanderreihen.

Und zwischen diesen Perlen gibt es aufgrund des Umstandes, dass die ukrainischen Streitkräfte zunehmend weniger Soldaten haben, oft große Abstände von auf zwei bis drei Kilometern.

Und die russische Taktik ist nun, entsprechend darauf zu reagieren und mit kleinen Trupps von zwei bis auf zehn Soldaten zu Fuß, auf Motorrädern oder auch auf Fahrzeugen durch diese Lücken zwischen diesen Stützpunkten, zwischen diesen Perlen durchzustoßen und den Raum dahinter in Besitz zu nehmen.

Das führt die Ukraine oft vor die Situation, dass sie quasi umfasst wird, nicht weiß, was sich hinter ihren Stellungen befindet und die Soldaten zurückgehen müssen.

Und was wir jetzt gesehen haben, das hat am 8.

August begonnen, ist, dass nördlich von Bokrovsk und nordwestlich von Bokrovsk, den Russen es tatsächlich gelungen ist, mit dieser Taktik hinter die ukrainischen Linien zu kommen und eine Art Grauzone zu erreichen.

Das heißt, einen tiefen Vorstoß, noch keinen Durchbruch, einen tiefen Vorstoß.

Und die Ukraine hat jetzt die Herausforderung, diese russischen Trupps zu neutralisieren.

Das versucht sie auch gerade, aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Russen versuchen natürlich, Kräfte nachzuschieben, um diese Lücke entsprechend verbreitern zu können.

Herr Reißner, Sie sagen es gerade, das sei noch kein Durchbruch, aber ein tiefer Einbruch.

Es kommt direkt eine Userfrage genau zu dieser Begrifflichkeit auch rein.

Die Frage ist, wie ist die Lage beim im Anführungszeichen Durchbruch?

Sie haben es gerade eingeordnet bei Pokrofs genau.

Der User schreibt, Meldungen sagen, dass es angeblich Gefangene und auch Gegenangriffe gegeben hat.

Und seine zweite Frage ist auch, vielleicht können Sie das auch beantworten, wieso waren die Positionen nicht besetzt beim russischen Angriff?

Kurz noch zur Begrifflichkeit des Durchbruches.

Ein Durchbruch wäre so zu verstehen, wie ein Damm, der unter dem Druck des Wassers bricht quasi.

Das Wasser bahnt sich seinen Weg, reißt die Kanten des Dammes mit und fließt quasi in das dahinterliegende Gebiet.

Das ist noch nicht der Fall.

Wir sehen einen tiefen Vorstoß der russischen Kräfte, der eben gelungen ist, weil diese Abstände zwischen den Stützpunkten von den Ukrainen trotz Drohnenüberwachung nicht vollzählig oder voll zur Grenze überwachbar waren.

Das hat dazu geführt.

Die Ukraine hat reagiert, zuerst mit taktischen Reserven unmittelbar vor Ort, die haben aber nicht ausgereicht.

Und nun hat man in den letzten Tagen sogenannte operative Reserven herangeführt, Reserven, die quasi in der Tiefe verfügbar waren.

Das waren also Einheiten des sogenannten ersten Assov-Kors.

Und die haben jetzt versucht, quasi die Russen zu blockieren oder quasi auch an den Flanken bereits anzugreifen.

Ob jetzt quasi in diesem Kampf unmittelbar auf unterster Ebene die eine oder andere Seite schlussendlich obsiegt, das wird sich in den nächsten Tagen wirklich weisen.

Und angesprochen auf die Geländegewinne, die verzeichnet werden in der Region Donetsk, bei der Stadt Pokrovsk auch.

Da haben Sie uns im Vorfeld auch zwei Skizzen angefertigt.

Was genau ist da gerade konkret los?

Genau, sehen wir uns kurz diese Skizzen an, um das auch ein bisschen zu erklären.

Sie erkennen auf diesen Skizzen im Prinzip die Situation, wie sie sich darstellt.

Die roten Pfeile sind die russischen Vorstöße im Zentrum der Skizze der Stadt Pokrovsk.

Bogrovsk.

Sie sehen an diesen violetten Linien die wichtigen Versorgungslinien, die in die Stadt hineinführen.

Und hier kann man erkennen, dass die russischen Truppen im Wesentlichen die wichtigsten Versorgungslinien bereits unterbrochen haben oder doch vorher kontrollieren.

Wenn das der Fall ist, dann können natürlich die Verteidiger von Bogrovsk nicht mehr versorgt werden.

Sie können nicht rotieren, sie können ihre Verwundeten nicht herausbringen.

Und das leitet dann schlussendlich meist den Fall einer Stadt ein.

Hinzu kommt, dass der Vorstoß der Russen, der nach Norden und auch nach Westen Raum gewonnen hat, natürlich weitere Versorgungslinien bedroht, die für andere Städte die wichtig sind.

Konstantinivka zum Beispiel oder auch andere Städte wie zum Beispiel weiter im Norden oder Nordosten, zum Beispiel Sibersk, Kramatorsk, Slaviaansk und ähnliche Städte.

Vielleicht halten wir es an dieser Stelle auch nochmal fest, was macht die Stadt Pukrovs strategisch eigentlich so wichtig?

Das hat man auch ein bisschen in der vorigen Skizze gesehen.

Sie ist im Prinzip zu sehen wie ein Spinnennetz von versiegenden Versorgungswegen, die ganz wichtig waren für die Versorgung der ukrainischen Truppen in den Kämpfen der letzten Jahre, in den vordersten Verteidigungslinien.

Russland versucht, die Stadt in Besitz zu nehmen, um ein Sprungbrett zu haben für einen weiteren Vorstoß Richtung Norden und Richtung Westen.

Hier kann sie sich dann auf die Stadt Bogovsk abstützen.

Wenn es gelingt, die Stadt bis zum Winter einnehmen, dann ist es auch ein wichtiges Winterquartier, das die russischen Truppen verwenden können, um die harte Zeit des Winters zu überstehen und im Frühjahr weiter anzugreifen.

Wir haben hier auch bei ZDF heute live unter anderem auch mit Ihnen in den vergangenen Wochen und auch Monaten immer wieder auch von einem sogenannten Freeze-Zustand eigentlich an der Front berichtet.

Wie sind jetzt diese russischen Vorstöße zu bewerten?

Woher kommen die und warum haben die diese Wucht gerade auch?

Die russische Föderation hat letztes Jahr mit der Sommeroffensive begonnen, neue Einsatztaktiken und Gefechtstechniken anzuwenden.

Das ist dem Umstand geschuldet, dass das sogenannte gläserne Gefechtsfeld dazu führt, dass beide Seiten die Herausforderung haben, dass sie keine größeren vollmechanisierten Kräfte bereitstellen können oder auch ins Manöver gehen können, weil Angriffsdrohnen diese Manöver meistens sofort unterbinden.

Das heißt, die ukrainische Seite hat also die Herausforderung, darauf reagieren zu müssen, dass die russische Seite nun mit kleinen Trupps angreift, diese zwei bis zehn Mann, zum Teil zu Fuß, Motorrädern oder Fahrzeugen.

Und das gelingt den Ukrainern zum Teil durch den Einsatz von Drohnen.

Aber nachdem die russische Föderation das so umflächendeckend und umfänglich macht, gelingt es immer wieder durchzubrechen.

Und unabhängig, wie die Situation sich jetzt in Bogrovsk schlussendlich darstellen wird, es ist ein Zeichen dafür, dass diese Perlenkette immer dünner wird.

Also die Perlen, also diese Stützpunkte immer weiter auseinander liegen und das macht die Situation so gefährlich im Wesentlichen.

Und wir haben die Situation nicht nur in Bogrovsk, sondern es gibt fünf Hotspots im Mittelabschnitt der Front.

Das ist im Norden Kubiansk.

Kubiansk wird gerade im Westen der Stadt umfasst.

Wir haben etwas südlich davon, die Stadt Siversk, die ist eigentlich am exponiertesten, am weitesten im Osten der Front.

Und dann anschließend daran haben wir die Städte Konstantinivka, Bogrovsk, das wir gerade besprochen haben, oder Novo Paprika im Süden.

Und alle diese Städte stehen entweder bereits in einer Einkesselung oder vor einer Einkesselung.

Ja, wichtig, da auch nochmal die fünf Phasen sozusagen oder Hotspots auch auszuarbeiten.

Es kommt auch eine direkte weitere Frage zur Gefährlichkeit.

Sie haben das gerade angesprochen von einem User.

Sollte Russland einen erfolgreichen Durchbruch in Zukunft schaffen, wären sie überhaupt in der Lage, in einen Bewegungskrieg überzugehen?

Das ist die Frage des Users.

Das ist natürlich das, dass es alle diskutieren und sich auch natürlich aufgrund dieses gläsernen Gefechtsfeld auch stellt, diese Frage.

Die Situation ist die, dass der Einsatz von vielen Tausenden, Zehntausenden Drohnen quasi eine Art Paz-Situation schafft, wo man also nur sehr langsam unter großen Verlusten vormarschieren kann.

Wenn es aber gelingt, aus dieser Umklammerung der Angriffe der Drohnen auszubrechen, also wenn es gelingt, einen operativen Durchbruch zu erreichen und in das Land zu stoßen, auch mit mechanisierten Kräften, dann ist natürlich die Gefechtsgeschwindigkeit wesentlich höher und man kann also dann auch davon ausgehen, dass es wieder zu weiteren Vorstößen kommt.

Und genau das versucht Russland mit aller Gewalt zu erreichen, hat es bis jetzt nicht geschafft.

Aber man versucht quasi eine derartige Lücke zu finden, aufzuweiten und mit bereitgestellten in der Tiefe vorhandenen Reserven dann rasch vorzustoßen und diesen operativen Durchbruch zu nähern.

Und man erkennt auch gerade daran, dass die Ukraine alles versucht und alles daran setzt, genau das zu verhindern.

Was muss sie denn jetzt konkret tun, um diese Vorstöße zu durchbrechen und sie auch zu stabilisieren und womöglich auch zurückzuhalten?

Hier gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die relevant sind.

Die Maßnahmen beginnen natürlich auf unterster taktischer Ebene.

Hier geht es darum, sofort den Einbruchsraum, der von den russischen Kräften zumindest im Moment beherrscht wird, zu isolieren.

Es geht darum, quasi neue Reserven auf operativer Ebene heranzuführen.

Diese Reserven, wie zum Beispiel das erste Asof-Core, wird dann eingesetzt als sogenannte Blocking Force, also um diese Kräfte zu blockieren, aber auch als Gegenangriffskraft.

Und auf strategischer Ebene geht es natürlich darum, dass die Ukraine auch unter anderem dieses Momentum nützt, um zu zeigen, wir brauchen also dringende Unterstützung, sonst gelingt es uns in Zukunft nicht, derartige Angriffe abzuwehren.

Wobei hier gesagt werden muss, in Anbetracht des Alaska-Treffens morgen ist natürlich dieser Vorstoß der Russen ein gefundenes Fressen für deren Propaganda, weil sie natürlich damit zeigen können, seht her, es macht also keinen Sinn mehr, die Ukraine zu unterstützen.

Wir sind also kurz davor, durchzustoßen.

Genau diesen Teil werden wir später auch nochmal in der Sendung vertiefen.

Bleiben wir nochmal ganz kurz bei der ukrainischen Verteidigung.

Da kommt direkt auch noch eine weitere Frage eines Users rein.

Und zwar hätte man sich auf diese Angriffe militärisch überhaupt vorbereiten können.

Und der User teilt auch noch einen Gedanken mit uns.

Das hört sich für ihn dramatisch an, kurz vor einer Einkesselung.

Ist das so?

Ja, hier muss ich Sie leider auch wieder ernüchtern.

Das, was wir hier sehen, ist etwas, das wir seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren sehen.

Spätestens seit Anfang letzten Jahres war klar, dass Russland also hier auf diese neue Situation des gesetzigen Gefechtsfeldes reagiert.

Auch die Ukraine hat das getan.

Wir haben auch immer wieder kleinere Einbrüche gesehen.

Das jetzt ist ein signifikanter, tiefer Vorstoß, der sich möglicherweise weiterentwickeln kann oder auch nicht.

Aber der Kenner der Szene und auch jener, die sich mit der Situation immer wieder befasst haben, haben gesehen, dass sie sehr wohl beide Seiten versucht haben, aus diesem Part herauszukommen.

Und das jetzt ist eine Kontinuität in der Angriffsführung der Russen, die jetzt gerade Raum gefunden hat.

Und wie sich diese Situation an der Front auf die Ukraine auswirkt, fasst unser Reporter in Kiew, Torge Bode, so zusammen.

Fangen wir mal mit der politischen Seite an.

Das betrachtet man natürlich mit großer Sorge.

Davor kann man die Augen nicht verschließen.

Und diese Sorge, die betrachtet man auch aus verschiedenen Blickwinkeln.

Denn schauen wir uns mal an, in welcher Phase des Krieges wir uns befinden und was jetzt gerade politisch, diplomatisch im Umfeld passiert.

Also die Ukraine ist auf dem Rückzug.

Unbestritten sind in einigen Teilen im Donbass.

Die russische Armee ist da auf dem Vormarsch.

Und immer wieder fällt jetzt aber politisch das Wort Waffenstillstand im Zuge, im Umfeld des Gipfels in Alaska.

Das muss nicht so kommen, dass es gleich zu einem Waffenstillstand kommt.

Aber wenn es einen Waffenstillstand gibt, dann wird die Frontlinie eingefroren und dann wird irgendwann vielleicht verhandelt geredet.

Und wenn man jetzt sich anschaut, je mehr Geländegewinne man gemacht hat und die andere Seite mehr in der Defensive ist, kann man sich vorstellen, wer da die bessere Verhandlungsposition hat.

Auf der anderen Seite, zweitens, erkennt auch die ukrainische Führung, die ukrainische Militärführung, dass sie der Taktik, von der gerade die Rede war, nichts entgegensetzen kann oder nur schwer was entgegensetzen kann.

Da gibt es ein Defizit, das kann man nicht schließen, das hat verschiedene Gründe.

Es gibt Personalmangel, nach wie vor fehlt aber Ausrüstung, Waffen zur Verteidigung, Waffensysteme zum Gegenangriff eventuell.

Also da fehlt es an vielem und auch das betrachtet man natürlich mit Sorge.

Man stellt auch fest, dass man nicht nur die Stellungen nicht halten kann, man kann auch, auch das wurde gerade schon gesagt, man kann auch die Versorgungslinie nicht halten.

Also es sind wirklich ganz, ganz große Probleme, die der Militärführung tatsächlich doch große Sorgen machen müssen und wahrscheinlich auch schlaflose Nächte bereitet.

Mir ist aber nochmal ganz wichtig, einen Punkt zu erwähnen.

Wir reden immer von Strategie und Durchbrüchen.

Das klingt alles so ein bisschen technisch.

An der Front kämpfen Soldaten und wenn die russische Seite Geländegewinne gemacht, dann sterben auf der anderen Seite ukrainische Soldaten.

Ich will auch gar nicht, also man soll auch nicht vergessen, dass auf der anderen Seite auch Menschen sterben.

Aber das Töten geht eben weiter.

Aber ich bin jetzt hier in der Ukraine und ich weiß auch ganz genau, dass man da hinschaut, was an der Front passiert.

Denn jeder kennt irgendwie einen, der an der Front kämpft, der vielleicht auch in Kriegsgefangenschaft gewesen ist.

Menschen, die vertrieben worden sind, das macht etwas mit den Menschen hier in der Bevölkerung.

Das lässt sich nicht kalt und das drückt auf die Stimmung und zwar in doch sehr bedrückender Art und Weise.

Umso gespannter und umso wichtiger natürlich der Blick auf das Treffen morgen zwischen US-Präsident Trump und Kreml-Chef Putin.

Was überwiegt, wenn du dich mit den Menschen unterhältst und auch auf politischer Seite da gerade?

Überwiegt er die Hoffnung womöglich auf einen möglichen Waffenstillstand oder doch eher die Skepsis, dass am Ende doch weniger dabei herumkommt?

Lass mich das auch mal ein bisschen zweiteilen.

Also wenn man sich die politische Führung anguckt, Präsident Zelenskyj, es war die letzten Tage, wurde ich immer ganz oft gefragt, wie die Erwartungshaltung von Präsident Zelenskyj da ist.

Ich würde nicht so von Erwartungen sprechen.

Ich glaube, es ist eher die leise Hoffnung, dass da jetzt etwas passieren kann.

Warum keine Erwartungen?

weil Präsident Zelensky und die Ukrainer generell doch in den letzten Wochen und Monaten sehr viel miterlebt haben mit dem Stimmungswechsel von Donald Trump.

Also was da wirklich morgen Abend passiert in Alaska, ob das wirklich zugunsten der Ukraine sich das Blatt wendet und Sachen auf den Tisch kommen, entschieden werden, die das Schicksal dieses Landes positiv beeinflussen, das muss man mal abwarten.

Aber tatsächlich ist Präsident Zelensky doch positiv überrascht gewesen, glaube ich, dass Donald Trump das Wort Waffenstillstand in den Mund genommen hat.

Und dass, ich sage es immer, das Pendel des Wohlwollens des US-Präsidenten gerade doch relativ konstant auf die Seite der Ukraine schlägt.

Also da würde ich sagen, gibt es diese leise Hoffnung, dass sich etwas verändert im positiven Sinne.

Ob es wirklich so kommt, muss man mal abwarten, denn da ist noch jemand gefragt, nämlich Wladimir Putin.

Bei der Bevölkerung, da kann man es relativ einseitig sagen.

Wir waren in den letzten Tagen auch gestern wieder unterwegs, haben mit Menschen gesprochen.

Und ich habe tatsächlich niemanden getroffen bei unserer Umfrage gestern, der irgendwie der Meinung war, dass das Treffen in Alaska irgendetwas bringen wird.

Also da ist man wirklich desillusioniert.

Da glaubt man nicht mehr, dass da was passiert.

Gerade die beiden Protagonisten, die in Alaska dabei sind, Donald Trump und Wladimir Putin, die sind unberechenbar.

Und die Menschen sind einfach hoffnungslos, weil sie in der Vergangenheit einfach so oft enttäuscht worden sind von solchen Verhandlungen.

Und vielleicht kann ich mal zitieren.

Bei der Umfrage haben wir gestern einen 41-jährigen Barista getroffen.

In einem Café und er hat einen sehr, ja ich sag mal krassen Satz gesagt, er hat gesagt, ich glaube nicht, solange ich lebe, dass ich noch erlebe, dass die Ukraine im Frieden leben wird, ich glaube, der Krieg geht auf jeden Fall solange ich lebe weiter.

Also das spiegelt so ein bisschen doch die ernüchternde Stimmungslage hier im Land wieder, auch mit Hinblick auf das Treffen in Alaska.

Danke dir, Torge, für diese Schilderung und Eindrücke aus Kiew.

Sehr gerne.

Gehen wir jetzt direkt auch rüber zu den aktuellen Informationen zum Treffen zwischen Trump und Putin.

Und das machen wir mit Armin Körper in Anchorage in Alaska.

Hallo Armin.

Hallo aus Alaska.

Armin, was weißt du über den aktuellen Stand?

Welche Informationen gibt es über die Vorbereitungen dieses Treffens und auch den genauen Ablauf morgen?

Teile der russischen Delegation sind bereits hier in Anchorage, Alaska, eingetroffen.

Eine zweite Maschine ist auf dem Weg.

Die Präsidentenmaschinen der beiden Präsidenten werden morgen kurz vor dem Treffen nacheinander hier ankommen.

Das Treffen ist terminiert für 21.30 Uhr deutscher Zeit.

Der Kreml hat im Anschluss daran eine gemeinsame Pressekonferenz der beiden Präsidenten angekündigt.

Die US-amerikanische Seite macht das aber vom Ergebnis der Verhandlungen abhängig.

Das hören wir aus Washington.

Interessant ist, dass die Amerikaner schon davon sprechen, ein nächstes Treffen unter Einbeziehung des ukrainischen Präsidenten Zelensky könnte noch bis vor Ablauf der kommenden Woche stattfinden.

Man suche bereits nach einem geeigneten Ort dafür.

Die russische Seite hat das aber nicht bestätigt.

Man kann auch sagen, dass Alaska natürlich ein sehr symbolischer Ort ist, weil hier ist es zum russischen Festland kaum 90 Kilometer Entfernung.

Das heißt, das ist der Ort, wo sich die USA und Russland geografisch am nächsten sind.

Und Alaska wurde ja im 19.

Jahrhundert vom russischen Zarenreich an Amerika verkauft.

Stichwort hast du gerade gesagt, russische Seite.

Was denkst du, mit welcher Strategie wird Putin in dieses Gespräch mit Trump gehen?

Dass wir hier quasi am Vortag dieses Treffens von beiden Seiten sehen, das erinnert an ein Kräftemessen, das hat was von einem Armdrücken zweier mächtiger Männer.

Donald Trump hat Wladimir Putin auf die große Weltbühne geladen, damit schmeichelt er ihm.

Gleichzeitig droht er damit, sollte das Treffen kein Ergebnis haben mit weiteren härteren Sanktionen.

Donald Trump hat die Aussichten für einen Erfolg dieses Treffens mit 75 Prozent beziffert.

Der Kreml hat die Strategie, die Ukraine-Frage in ein ganzes Themenpaket für die neuen Beziehungen zwischen Russland und den USA zu integrieren und das scheint auch aufgegangen zu sein.

Man versucht hier, die Amerikaner zu locken mit der Aussicht auf gute Geschäfte und Wirtschaftsbeziehungen.

Das zeigt sich auch daran, dass die fünfköpfige russische Verhandlungsdelegation so besetzt ist, dass darunter zum Beispiel Kirill Dmitriev ist.

Das ist Putins Mann fürs große Geld, der auch mal Investmentbanker in den USA war.

Und auch der russische Finanzminister ist mit von der Partie.

Das ist sehr ungewöhnlich für solche Auslandsreisen des Präsidenten.

Man versucht also, die Ukraine zur Verhandlungsmasse zu machen in den Verhandlungen zwischen diesen beiden Weltmächten.

So sieht man das aus russischer Seite.

Und das ist natürlich genau das, was in der Ukraine und Europa für erhebliche Nervosität sorgt.

Darüber hinaus versucht Putin Trump zu locken mit der Möglichkeit eines atomaren Abrüstungsabkommens.

Das möchte Trump sehr gerne mit Russland schließen, weil das seine Aussicht auf den Friedensnobelpreis erhöhen könnte.

Also beide Seiten positionieren sich sehr klar vor diesem Treffen.

Gibt es darüber hinaus, wir haben das ja im Stream gerade auch thematisiert, die russischen Vorstöße an der Front.

Gibt es Anhaltspunkte dafür, was hörst du in Anchorage, dass diese Geländegewinne an der Front auch nochmal von Putin aufs Tableau gebracht werden kann, auch nochmal als Verhandlungsmasse eingesetzt werden könnten?

Ich denke, das ist ganz entscheidend, denn es war ja die Strategie, jetzt noch vor dem Treffen möglichst viel Gelände zu gewinnen, um also die Frage nach territorialen Zugeständnissen aus einer Position der militärischen Stärke ausverhandeln zu können.

Und das bringt Putin natürlich auch vor allem im Hinblick auf seine eigene Bevölkerung in eine stärkere Position.

Er kann zeigen, wir gewinnen Boden.

Wir können also vor allem auch weiterkämpfen.

So geht er in die Verhandlungen und entscheidend ist, dass natürlich die Aussicht auf einen Waffenstillstand durch diese jüngsten russischen Bodengewinne deutlich erschwert werden, weil der Kreml hat daran jetzt eigentlich überhaupt kein Interesse.

Von daher scheint es mir sehr unwahrscheinlich, dass man sich auf einen bedingungslosen Waffenstillstand hier einlassen wird.

Amin, vielen Dank dir für diese Information einen Tag vor dem Treffen in Anchorage in Alaska.

Morgen natürlich auch nochmal mehr mit dir dazu hier auch bei ZDF heute live.

Gerne.

Und genau diesen Aspekt, also inwieweit diese Vorstöße morgen auch nochmal mit in die Verhandlungen mit reinspielen können und was das für Auswirkungen auch haben könnte, das verdichten wir jetzt nochmal in unserer Analyse, in diesem Stream, in diesem Ukraine-Update und das machen wir mit Oberst Markus Reisner.

Hallo Herr Reisner nochmal, danke, dass Sie im Stream nochmal mit dabei sind.

Inwieweit würden Sie das beurteilen, diese russischen Vorstöße?

Wir haben das thematisiert, Sie haben die Taktik aufgeteilt, beschrieben, inwieweit wird Putin das morgen einsetzen und welche Auswirkungen wird das dann haben?

Ja, mein Vorredner hat also hier schon einige sehr wichtige Dinge gesagt.

Das beginnt damit, dass es quasi hier eigentlich faktisch Trump-Putin entgegenkommt, sprichwörtlich, Stichwort Alaska.

Es beginnt damit, dass sich zwei mächtige Männer treffen.

Auch hier völlig richtig.

Das ist bereits ein Erfolg, wenn nicht sogar sozusagen ein Sieg Putins.

Warum?

Denn spätestens nach der Münchner Sicherheitskonferenz, wo am Rande damals Trump gesagt hat, also man kann nur durch Machtprojektion faktisch eine globale Macht sein.

Und das hat also Putin zugewiesen.

ist es auch jetzt wieder der Fall, dass quasi Putin hier auf Augenhöhe mit Trump verhandelt.

Die Betroffenen, ob das jetzt die Ukraine unmittelbar ist oder die Europäer, weil der Krieg am Rande Europa stattfindet, sind also nicht einmal Zaungäste, sondern wir können alle nur zuschauen, was hier im Ergebnis passiert.

Und was wir sehen ist, dass es Russland natürlich all in geht, denn es ist im Moment aus meiner Sicht von diesen dreieinhalb Jahren Krieg betrachtet am Höhepunkt seines Erfolges und man wird sehen, was Putin morgen im Prinzip daraus macht.

Und was Trump als Person betrifft, hier aus meiner Sicht ist ein Wort, das ihn besonders gut beschreibt, das ist janusköpfig.

Wir sehen also einmal die Aussage in die eine Richtung, einmal in die andere.

Wir hören, das treffen die in deinem Kennenlernen.

Es gibt vielleicht Sanktionen, in Wirklichkeit ist alles offen und wir werden sehen, was also wirklich im Detail herauskommt morgen.

Eine direkte Frage kommt auch noch von einem User rein.

Sie haben auch gerade das beschrieben, inwieweit sich US-Präsident Donald Trump verändert hat im Verlauf dieser Situation, Er ist sehr nah an der Seite von Putin.

Dann hat es den Anschein nah an der Seite von Ukraines Präsident Zelensky.

Man kann es aber nicht ganz genau einschätzen.

Das thematisieren Sie gerade auch.

Und der User fragt, wenn es keinen Waffenstillstand am Ende geben sollte nach diesem Treffen morgen, würde dann Trump eskalieren?

Wie schätzen Sie das ein?

Zuerst muss man sagen, das wäre natürlich eine Katastrophe, eine menschliche.

Und da bin ich also beim ersten Vorredner, den Sie vorher interviewt haben.

Sie dürfen nicht vergessen, während wir hier reden, sterben jeden Tag Dutzende, Hunderte, Tausende Soldaten oder werden schwer verwundet und verstümmelt und traumatisiert.

Darum ist es absolut das Ziel, dass es einen Waffenstillstand geben sollte.

Und ich betone, dass hier auch der deutsche Bundeskanzler Merz quasi faktisch eine Konsolidierung auch aller anderen europäischen Staatschefs durchgeführt hat und klar gesagt hat, wir wollen einen Waffenstillstand sehen.

Die Ukraine muss gehört werden.

Der Ausgangspunkt über alle territorialen Verhandlungen ist die sogenannte Kontaktlinie, also da, woran gekämpft wird.

Es braucht Sicherheitsgarantien, es braucht Waffenhilfen.

Und es darf auch nicht sein, dass die Ukraine quasi ein Veto Russlands hat hinsichtlich ihrer zukünftigen Sicherheitspolitik, Stichwort NATO.

Und das muss man also klar ins Kalkül ziehen, dass Europa hier aus meiner Sicht sich ja klar positioniert hat.

Man wird jetzt nur sehen, was tatsächlich morgen hier quasi ausgehandelt wird und wie weit es Putin es schafft, praktisch seine Ziele durchzusetzen.

Denn auch hier kann ich mir mit dem Vorredner nur anschließen.

Von russischer Seite, man sieht das ja auch in den russischen sozialen Medien, ist die Annahme, dass man eigentlich kurz vor dem Sieg steht und jetzt auf den letzten Metern muss man nur noch lange genug durchhalten und dann wird man den Westen in die Knie zwingen und das erreichen, was man erreichen wollte.

Denken Sie daran, dass gemäß russischer Verfassung diese Oblaste, diese vier Stück, beziehungsweise auch die Ukraine bereits russisches Territorium sind.

Das heißt, wenn es bei einem Gebietstaus zu enormen Zuwächsen kommt, dann hat also bereits Russland hier einen Sieg erreicht.

Das würde auch der Fall sein, dass man hinter die letzten ukrainischen Verteidigungsstellungen kommt und große Anteile der Ressourcen in die Hände bekommt.

Also was müsste man noch definieren, um also hier von einem russischen zumindest Teilerfolg oder Sieg zu sprechen, trotz der Verluste der letzten Jahre?

Stichwort Gebietstausch, das haben Sie gerade angesprochen.

Ein Wort, was in diesem Zusammenhang auch immer wieder fällt, das sind die Diskussionen um die sogenannte Kontaktlinie.

Können wir das einmal kurz festhalten?

Was genau ist diese Kontaktlinie überhaupt?

Genau, die Kontaktlinie oder in der Ukraine auch die sogenannte Nulllinie gelandet, das ist die Frontlinie, also die Linie, an der man sich gegenübersteht.

Man darf sich das jetzt nicht so sehr als eine lineare Linie vorstellen, das ist eben wie gesagt auch sehr diese Grauzone, auf der einen Seite die ukrainische Perlenkette und Stützpunkte, auf der anderen Seite die russischen Verbände, die den kleinen Trupps quasi vorstoßen.

Aber diese Linie zieht sich im Prinzip aus dem Süden von Saporische, also Kaison eigentlich, Saporische, dann über Luchansk und Donetsk quasi bis hinauf nach Haki von Sumy, hat ein enormes Ausmaß.

Viele von uns haben keine Vorstellung, wie lang diese Linie ist.

Würden sie sie gerade ziehen, würde das von Nord- bis Südeuropa reichen.

Und das zeigt natürlich auch, wie schwierig es für beide Seiten ist, also die Kräfte aufzubringen.

Einerseits zum Verteidigung, andererseits um einen Durchbruch zu erzielen.

Und um diese Linie geht es jetzt.

Diese Linie ist einerseits durch den Fluss Dnepr anzusprechen.

Das ist vor allem in der Oblast Kersonderfall, aber auch teilweise in Saporische und ist zum Teil auf Landgebiete beschränkt.

Das sind vor allem die beiden Oblaste Donetsk und Luchansk, beziehungsweise auch im Norden.

Genau, denn wichtig festzuhalten ist, da haben wir, glaube ich, gerade ein technisches Problem.

Die Verbindung zu Oberst Markus Reißner ist gerade abgebrochen, aber da sehen wir ihn wieder.

Herr Reißner, ich hoffe, Sie können mich noch hören.

Ich wiederhole nochmal oder setze nochmal an den Punkt der Frage ein.

Wir sind bei der Diskussion um die Kontaktlinie, Sie haben das beschrieben.

Denn wichtig festzuhalten ist ja, sollte es Diskussionen um einen möglichen Gebietstausch weitergeben zwischen Russland und der Ukraine.

Präsident Zelenskyj hat sich ja selbst dazu erklärt und er hat gesagt, er sei unter bestimmten Bedingungen jetzt bereit, auch darüber zu sprechen.

Allerdings eben, und deswegen ist es auch so wichtig, diese Kontaktlinie zu thematisieren, sie muss Teil einer Diskussion sein über ein Einfrieren dieser aktuellen Kontaktlinie.

Die wichtige Frage, die sich mit Blick auf das Treffen morgen stellt, ist, für wie realistisch schätzen Sie das ein, dass es morgen diese konkreten Schritte und Bemühungen gibt?

Und dass am Ende womöglich auch eine Waffenpause steht?

Die Bedeutung und die Wichtigkeit einer Waffenpause, die haben Sie ja auch grade noch mal thematisiert.

Ja, aus meiner Sicht wäre es ein sehr, sehr großer Erfolg, wenn es wirklich zu einem Waffenstillstand kommen würde.

Aber ich persönlich erwarte hier also keine großen Schritte, denn wie gesagt, Russland ist aus seiner Sicht dabei, diesen Krieg in seinem Sinne zu entscheiden.

Und darum sollte es quasi hier nachgeben, unter anderem den Ukrainern, die sich verteidigen, die Möglichkeit geben, sich zu konsolidieren, sich neu zu kopieren.

Aber wir werden sehen, inwieweit Donald Trump hier in der Lage ist, den notwendigen Druck auszuüben.

Und das ist ja das Entscheidende, den Druck, den quasi Putin verspürt, um es quasi hier einzulenken.

Es kann durchaus sein, dass dieser Druck sehr wohl kommt, beziehungsweise auch mit Zugeständnissen verknüpft ist, dass es hier vielleicht eine Entscheidung trifft, die quasi dann im Prinzip im positiven Sinne die Situation beeinflusst.

Wenn wir uns die Regionen selber ansehen, dann erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass größere Gebiete faktisch wieder von den Ukrainen zurückgewohnen werden könnten.

Das wären maximal die Räume, die quasi umkämpft sind im Bereich Sumi Nord, Hardgief Nord, beziehungsweise Hardgief in der Nähe von Kupiansk.

Während die Russen vor allem Donetsk fordern.

Zwei der fünf Regionen sind ja zu 100 Prozent in russischer Hand.

Das ist einerseits Luchansk und andererseits die Krim.

Saporizh und Kerson haben die Besonderheit, dass der Fluss Znepr beide Konfliktparteien teilt.

Und die eine Region, die am interessantesten für die Russen ist, das ist Donetsk.

Würden sie quasi hier tatsächlich in Form eines Gebietstauschs bis zur Grenze vorstoßen, dann wären sie automatisch sofort hinter den letzten Verteidigungslinien der Ukrainer und würden erstens nicht nur den Erfolg verzeichnen, dass sie gemäß russischer Verfassung diese Gebiete zur Grenze besitzen.

Sie würden auch einen sehr rohstoffreichen Raum besitzen.

Alleine die drei Provinzen von Saporische, Luchansk und Tornetsk, dann haben 70 Prozent der Rohstoffe der seltenen Erden, befinden sich in diesem Bereich.

Und der letzte Punkt ist natürlich, dass man faktisch auch hier es schaffen würde, relativ rasch in kurzer Zeit einen Erfolg zu erzielen, den man also nach langen Monaten der Kämpfe nicht erzielen hätte können.

Zum Thema Waffenstillstand kommt auch noch eine Frage von einem User, geht mehr in so eine technisch-diplomatische Richtung.

ist ein Waffenstillstand vor der inhaltlichen Klärung zentraler Fragen ohne Sicherheitsgarantien der USA, Europa oder der NATO überhaupt möglich?

Ein Waffenstillstand ist immer möglich.

Das ist wie bei einem Boxkampf, wo der Gong ertönt und beide Konfliktparteien auseinandergehen, unabhängig davon, wie weit der Boxkampf fortgeschritten ist.

Das Wichtige ist, dass beide Seiten zustimmen müssen und dass beide Seiten auch tatsächlich diesen Waffenstillstand ernsthaft umsetzen.

Das heißt, es muss der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte, den Attäler teilen, dass sie ab sofort die Waffen zu schweigen haben.

Das Gleiche gilt dann für die ukrainische Seite.

Wenn man sich die Konflikthistorie der vergangenen Jahrzehnte ansieht oder auch der vergangenen Jahrhunderte, dann weiß man, dass Waffenstillstande oft sehr große Anlaufschwierigkeiten hatten, dass es immer wieder zu Scharmützeln kam, zu Eskalationen, Provokationen und dass es sehr, sehr schwierig ist.

Das heißt, zusammengefasst, welches Ergebnis auch immer morgen erzielt wird, man kann kurzfristig davon ausgehen, dass die Waffen nicht schweigen.

Man kann darauf hoffen, dass sie mittelfristig oder langfristig schweigen.

Und zum Thema Gebietsabtretungen auch noch eine Frage eines Users.

Wir haben es ja gerade festgehalten.

Mittlerweile habe Ukrainas Präsident Silensky gesagt, unter bestimmten Bedingungen sei er bereit, über vorübergehende Gebietsabtretungen zu sprechen.

Im Vorfeld, also in der Entwicklung dieses Krieges, da kommt auch die Frage des Judas von Rhein, hat ja Selenskyj immer wieder gesagt, Gebiete abtreten ist nicht drin.

Wie erklären Sie sich sozusagen gerade diese Entwicklung auch?

Ja, es ist am Ende des Tages Realismus der Eintritt.

Es ist der Realismus, dass man erkennt, dass man also weit davon entfernt ist, die besetzten Gebiete zurückzuobenen.

Und ich rufe in Erinnerung, 2024 hat die ukrainische Regierung gesagt, das ist das Jahr der Defensive, hier konsolidieren wir uns, hier rüsten wir uns auf in Unterstützung unserer westlichen Verbündeten, damit wir 2025 wieder in das Jahr der Offensive gehen können.

Davon sind wir dieses Jahr weit entfernt, im Gegenteil.

Die russischen Truppen rücken vor, auch wenn es nur langsam der Fall ist, das Momentum ist bei Ihnen.

Wir sehen immer öfter, dass es zu Einbrüchen gelingt, die quasi vielleicht zu Durchbrüchen sich entwickeln können.

und Ukraine hat natürlich erkannt, dass auch ihr wichtigster Verbündeter, die USA, sich wankelmütig zeigen oder ganz offen sagen, das ist nicht mehr unser Krieg.

Denken Sie daran.

Der amerikanische Finanzminister oder auch vor kurzem der amerikanische Vizepräsident haben also sinngemäß in ihren Aussagen klar gesagt, für uns ist der Krieg faktisch vorbei.

Die Europäer sollen die Initiative übernehmen.

Es ist Zeit für die Europäer jetzt einfach tatsächlich auf die Bühne zu treten.

Sie können dazu auch gerne amerikanische Waffen kaufen.

Das tun wir natürlich gerne.

Aber das zeigt natürlich sehr klar, dass die amerikanische Idee eine andere ist.

Und die amerikanische Idee ist, sich von Russland abzuwenden, Russland zu konsolidieren in einer Partnerschaft und sich vor allem China zuzuwenden.

Und das darf man nicht vergessen, China ist eigentlich die Hauptherausforderung für die USA.

Und wenn Sie sich in Erinnerung rufen, dass der chinesische Außenminister Wagen Lieferkurz in Europa war und der EU-Außenbeauftragten Kallers klar gesagt hat, dass es kein Interesse gibt, dass Russland diesen Krieg verliert, denn dann würde sich ja Amerika China zuwenden, dann ist, ich denke mal aus meiner Sicht, jedem klar, dass das wirkliche Ziel praktisch hier ist, die Russen weiter im Krieg zu halten von chinesischer Seite, damit die Amerikaner gebunden sind.

Und die Amerikaner haben das natürlich erkannt und wollen sich quasi hier anders orientieren.

Soweit die Analyse von Oberst Markus Reisner.

Jede Woche sprechen wir in unserem Ukraine-Update mit Expertinnen und Experten über die Entwicklungen und Hintergründe im Krieg in der Ukraine und analysieren mit detaillierten Karten die Lage an der Front.

Schaut gerne mal rein auf YouTube oder in der ZDF-Heute-App.

Bis dahin sagen wir vom gesamten Team danke euch fürs Reinhören und bis zum nächsten Mal.

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