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AG119 Erstarrte Momente: Tödliche Spuren, Wassergeburt und Dinopipi

Episode Transcript

Karl Urban

Franzi, wenn du eine Zeitmaschine hättest, in welche Zeit der Erdgeschichte würdest du damit gerne mal reisen?

Franziska Konitzer

Perm Trias-Übergang.

Vor allen Dingen, damit ich endlich sehen kann, wie diese Siberian Traps Basalt Dinger Fluten in echt ausschauen.

Karl Urban

Also ich würde ja gerne mal ein Baby-Dino streicheln.

Franziska Konitzer

Oh, oh, oh, Hallo bei Astrogeo, dem Podcast der Weltraumreporter.

Ich bin Franzi Konitzer.

Karl Urban

Und ich bin Karl Urban.

Franziska Konitzer

Und wir sind zwei Wissenschaftsjournalisten.

Karl ist Geologe, der erst vor zwei Jahren das erste Mal den Film Jurassic Park gesehen hat.

Und ich bin Astrophysikerin, die erst gestern das erste Mal die Heavy Metal Band Judas Priest live gesehen hat.

Auch in dieser Folge erzählen wir uns gegenseitig eine Geschichte, die uns entweder die Steine unseres kosmischen Vorgartens eingeflüstert haben oder die wir in den Tiefen und Untiefen des Universums aufgestöbert haben.

Karl Urban

Und heute mit der Ausgabe 119 und das heißt, dass ich dir heute eine Geschichte mitgebracht habe.

Franziska Konitzer

Mit Baby-Dinos.

Karl Urban

Ja, das könnte sein.

Zumindest Babys kommen drin vor.

Franzi, ich beginne meine Geschichte aber nicht mit Babys, sondern mit einem Knochen.

Es ist der Knochen eines ausgestorbenen Tieres.

Das zumindest ist William Smith klar, als er ihn findet.

William Smith ist einer der ersten Geologen Großbritanniens.

Aber mit diesem Knochen verbindet ihn nur eines.

Er findet ihn.

Nämlich im Jahr 1809 in der Nähe von Sussex in England.

Und vermutlich, das sieht Smith auch schon, vermutlich ist es ein Schienbeinknochen, aber von welchem Tier?

William Smith hat keine Ahnung und er wird es zeitlebens nie erfahren.

Zumindest was diesen einen Knochen anbelangt.

13 Jahre später findet sich dann ein anderes Teil von der gleichen Tierart.

Es sind versteinerte Zähne.

Gefunden hat sie der Arzt und Geologe Gideon Mantell und zwar auch in der Nähe von Sussex.

Franziska Konitzer

Woher wusste man, dass es dasselbe Tier ist?

Mit Zähne und Schienbeinknochen?

Karl Urban

Das wussten sie nicht, das sage ich jetzt in hindsight.

Franziska Konitzer

Okay, okay, okay, okay.

Karl Urban

Ja, also Gideon Mantel erkennt, es sind Zähne eines ausgestorbenen, pflanzenfressenden Reptils.

Und er schreibt eine wissenschaftliche Studie darüber und weil ihn die Zähne irgendwie an die des heute lebenden Leguan zu erinnern, nennt er das ausgestorbene Reptil Iguanosaurus, was übersetzt Leguan-Echse bedeutet.

Und schon Mantell muss klar gewesen sein, dass der Vergleich geringfügig hinkt, denn seine Leguan-Echse ist schon eine Spur größer.

Also heute sagen wir, diese Leguan-Echse war bis zu acht Meter lang und viereinhalb Tonnen schwer.

Und Gideon Mantell wird es auch immer klarer geworden sein, denn bald findet er noch weitere Knochen.

Und er zeichnet in einer seiner Studien dann ein Tier, das sich auf allen vier Beinen fortbewegt.

Wir sind immer noch im 19.

Jahrhundert übrigens.

Wenig später wird aber deutlich, dass die vorderen Gliedmasse eher kürzer sind als die hinteren, weshalb in wissenschaftlichen Artikeln bald Zeichnungen auftauchen, die eher an eine känguruartige Haltung und Fortbewegung erinnern.

Und Gideon Mantel findet in dem Knochengewirr, das er und andere bei Sussex ausgegraben haben, noch was anderes, nämlich einen länglichen, spitz zulaufenden und 20 bis 30 Zentimeter langen Knochen.

Und für Mantel ist die Sache jetzt klar und er platziert diesen Knochen oberhalb der Nase, also so grob auf der Stirn des Tieres, sodass Iguanosaurus jetzt aussieht wie ein Känguru mit einem Nashorn.

Franziska Konitzer

Oh, ich glaube, ich weiß, von welchem Exemplar du sprichst.

Ich bin gespannt, ob ich richtig liege.

Karl Urban

50 Jahre später soll sich herausstellen, dass dieses vermeintliche Horn ganz woanders hingehört hat.

Man findet nämlich besser erhaltene Skelette des gleichen Tieres und dieser spitze, längliche Knochen, der sitzt an den vorderen Gliedmaßen, ähnlich wie ein Daumen bei uns Menschen.

Und ein Nashorn-Dinosaurier ist der Iguanodon, wie diese Dinosaurierart mittlerweile genannt wird, definitiv nicht, sondern der hat einfach ziemlich lange Blut.

Daumenartige Finger.

Zu welchem Tier der Schienbeinknochen des William Smith gehört hat, mit dem ich die Geschichte angefangen habe, der im frühen 19.

Jahrhundert gefunden wurde, das stellte sich erst ein Jahrhundert nach dem Fund raus, nämlich im Jahr 1913.

Und da stellte man halt fest, dieser Schienbeinknochen hat zu Iguanodon gehört, und es stammte wirklich tatsächlich von dessen Schienbein.

Und Franzi, ich möchte dir heute aber nicht von den Irrungen und Wirrungen der paläontologischen Forschung erzählen.

Genauso wenig, wie ich mich über die erst falsche Interpretation von Gideon Mantell lustig machen will.

Denn die Paläontologie ist eben eine Wissenschaft, für die man etwas tun muss.

Man muss sammeln und zwar lange und ausdauernd alles, was man so finden kann.

Knochen, Zähne, ganze Skelette, all das wird seit Jahrhunderten entdeckt, in Museen und Institute getragen, dort vorsichtig aufbereitet und dann verglichen, was für ein Tier ist es, was weiß man schon über seinen Körperbau, welche Ernährung vermitteln uns seine Zähne.

Aber es gibt noch eine andere Frage, die Paläontologen brennend interessiert.

Wie haben diese urzeitlichen Tiere eigentlich gelebt und wie haben sie gejagt, einsam oder in der Gruppe?

Was war ihr Sozialverhalten?

Haben sie sich um ihre Jungen gekümmert?

Und ganz wichtig, wie haben sie ihre Notdurft verrichtet?

Franziska Konitzer

Ah, ich hätte jetzt gedacht, ganz wichtig hätte man sie streicheln können, ohne irgendwie einen Arm zu verlieren oder so.

Karl Urban

Ja, dafür müssen wir die Zeitmaschine erfinden.

Aber genau, also diese ganzen Verhaltensweisen...

Die kann man natürlich nicht so leicht herausfinden, aber manchmal in ganz seltenen Fällen können einzelne dieser Fragen beantwortet werden.

Und damit das passieren kann, muss eine Forscherin nicht nur das Glück haben, ein einzelnes Fossil zu finden.

Sie braucht auch die Überreste von Tieren, die in einer ganz bestimmten Situation oder Handlung ums Leben gekommen sind und uns dadurch über viele Jahrmillionen übermitteln, wie sie einmal gelebt haben.

Franziska Konitzer

Ich habe jetzt gerade das Bild im Kopf, dass du mir jetzt von einem Tier erzählst, was gerade gestorben ist, als es seinen Notdurft verrichtet hat.

Liege ich damit richtig oder?

Karl Urban

Wir werden sehen.

Franziska Konitzer

Lass dich überraschen.

Karl Urban

Ja, also solche Fossilien, die eine dieser vielen Fragen oder einzelne dieser vielen Fragen beantworten können, die gibt es, aber sie sind unglaublich selten.

Und fast immer sind es Konstellationen, die man weltweit nur ein einziges Mal gefunden hat.

Und solche Funde möchte ich dir heute vorstellen in der Form von vier kleinen Begebenheiten aus der Erdgeschichte.

Die für uns das Leben vor vielen Jahrmillionen quasi greifbar machen, als wären wir dabei gewesen.

Franziska Konitzer

Okay, dann bin ich gespannt.

Karl Urban

Und meine erste kleine Geschichte beginnt auch mit einem Knochenfund, aber nicht von einem anerkannten Wissenschaftler, sondern von einem zwölfjährigen Mädchen.

Und dieses Mädchen, wir sind auch hier Anfang des 19.

Jahrhunderts, Dieses Mädchen findet im Jahr 1811 in den Klippen der Steilküste des südlichen Englands nicht einfach einen Knochen, sondern sie findet ein ganzes großes Skelett.

Und diesem Skelett wird relativ schnell große Aufmerksamkeit zuteil, denn es handelt sich um ein wirklich gewaltiges Tier.

Manche sagen, es ähnelt einem Krokodil, andere einem großen Fisch und wieder andere sagen einem Seelöwen.

Und der Name des Mädchens, das dieses Fossil findet, du kennst ihn vermutlich, das ist Mary Anning.

Franziska Konitzer

Ja, kenne ich.

Also wäre ich jetzt natürlich auch nicht drauf gekommen, weil ich mit Namen super schlecht bin.

Aber ja, Mary Anning ist mir ein Begriff.

Karl Urban

Genau, Mary Anning, heute zählt sie zu den größten Paläontologen Großbritanniens.

Ich war vor zwei Jahren im Natural History Museum in London und da sind einige der Fossilien, die sie so über ihr Leben gefunden hat, ausgestellt und mittlerweile auch mit ihrem Namen versehen.

Das war nicht immer der Fall, ist aber eine andere Geschichte.

Das versteinerte Skelett, das sie an der englischen Steilküste findet, gehört zu einem der bekanntesten unter allen urzeitlichen Tieren.

Es gehört weder einem Krokodil noch einem Fisch oder einem Walross.

Es sind die Knochen eines Ichthyosauriers.

Und Ichthyosaurier sind interessant.

Einerseits gehören sie zu den ersten Urzeitechsen überhaupt, die vom Jura, eigentlich von der Tria, Das ist noch ein bisschen früher über das Jura und bis in die Oberkreide waren sie sehr zahlreich, weshalb man ihre Fossilien in vielen Gesteinen weltweit findet.

Aber es sind, anders als der Name, suggeriert keine Saurier.

Da ist der Name verwirrend, sondern es handelt sich um Reptilien einer eigenen Gruppe, die sich gut 20 Millionen Jahre vor den ersten Dinosauriern entwickelt haben.

Franziska Konitzer

Aber darf ich nachfragen?

Ich dachte immer, ich weiß, dass es einen Unterschied zwischen Saurier gibt und Dinosaurier.

Also alle Dinosaurier sind Saurier, aber nicht alle Saurier sind Dinosaurier.

Aber der Ichthyosaurus ist kein Dinosaurus, kein Dinosaurier, aber auch kein Saurier?

Karl Urban

Also Saurus heißt ja einfach Echse.

Also es sind Reptilien.

Deswegen diese Verknüpfung.

Und Dinosaurier, der Name geht ja auf, ich weiß gar nicht auf den, wen der zurückgeht, aber das heißt schreckliche Echsen.

Also das sind halt sehr, sehr große Tiere, die man schrecklich fand.

Irgendwann im 19.

Jahrhundert auch, als dieser Name geprägt wurde.

Und dann ist ja auch immer die Frage, wer benennt so ein Tier?

Und also nicht alle lateinischen oder griechischen Artnamen sind immer dann noch zutreffend in späteren Zeiten, wenn man noch mehr über sie erfahren hat.

Aber ich glaube, Saurus, die Endung, heißt nicht unbedingt, dass es ein Dinosaurier sein muss.

Das heißt einfach, dass es ein Reptil ist.

Ich glaube, das kann man meistens sagen.

Franziska Konitzer

Ja, aber der Ichthiosaurier war ein Saurier, also ein Reptil, oder?

Karl Urban

Genau.

Franziska Konitzer

Okay.

Karl Urban

Gehört nicht zur Familie der Dinosaurier, ist aber natürlich schon relativ nah mit denen auch verwandt.

Aber soweit wir heute wissen, und das war hier der springende Punkt, der hat sich auch auf jeden Fall ein bisschen früher entwickelt.

Und was genau war der Ichthiosaurier?

Vermutlich, Franzi, hast du schon mal ein Skelett von einem gesehen, weil die hängen eigentlich in den meisten Naturkundemuseen.

Der Körperbau eines Ichthiosauriers kommt auch unseren modernen Augen ziemlich vertraut vor.

Es war ein großer, raubfischartiger Körper, ein kräftiger Schwanz, vier recht kurze, paddelartige Arme und vor allem eine schmale, nach vorne spitz zulaufende Schnauze.

Und mit anderen Worten, ein Ichthyosaurier sieht eigentlich aus wie ein Delfin.

Franziska Konitzer

Nur mit so vier Flossen.

Karl Urban

Genau, mit vier Flossen.

Und ich glaube, ich habe es gar nicht gesagt.

Also die konnten, die kleineren Arten, da gab es verschiedene Arten, die sich natürlich über diesen langen Zeitraum der Erdgeschichte entwickelt haben.

Die kleineren Arten waren so wenige Meter groß, die größeren bis zu 20 Meter lang.

Das heißt, so ein großer Ichthiosaurier hatte vielleicht den Körperbau eines Delfins, aber schon eher die Größe eines Blauwals.

Also die waren schon wirklich gigantisch.

Der einzige Unterschied zu Walen und Delfinen, nicht der einzige Unterschied, aber ein gewichtiger Unterschied, ist diese Schwanzflosse.

Denn während Meeressäuger wie Delfine und Wale eine horizontale Schwanzflosse haben, ist sie beim Icthyosauria vertikal von unten nach oben gerichtet.

Und trotzdem ist diese Parallelität im Körperbau schon auffällig, augenfällig.

Dieser Effekt, dass zwei nicht direkt verwandte Arten im Tierreich so ähnlich sind, die gibt es relativ häufig.

Man nennt diesen Effekt konvergente Evolution und erklärt ihn damit, dass die Umweltbedingungen sich ähneln und deshalb auch bei einer gewissen Größe und Lebensweise verschiedener Tiere ein gewisser äußerer Druck entsteht, dass die Arten in eine bestimmte Form sich entwickeln.

Und deswegen sagt man, Ichthiosaurier und Delfine haben wahrscheinlich, also sie haben Leben, haben gelebt, beide im Meer und haben auch ähnliche, ja die Umweltbedingungen haben sie dazu gebracht, eine ähnliche Lebensweise zu führen.

Und wie schon erwähnt, der Körperbau der Ichthiosaurier war sehr erfolgreich, weshalb man längst nicht nur in England sehr viele ihrer versteinerten Knochen gefunden hat.

Aber die Entdeckung ist nur das eine.

Wie diese Art genau gelebt hat, das herauszufinden, ist gar nicht so einfach.

Man kann natürlich die Zähne analysieren, die meist gut erhalten sind und daraus ableiten, dass es Raubtiere waren.

In seltenen Fällen gibt es nicht nur Zähne und Knochen, sondern auch Weichteile, die überliefert wurden, also Abdrücke innerer Organe oder sogar der Mageninhalt, also die letzte Mahlzeit des Tieres, bevor es verstarb.

Aber eine andere Frage war lange unklar.

Wie haben sich Ichthiosaurier fortgepflanzt?

Und ein urtümliches Reptil, sagt manche Biologen, das sind heute lebende Meeresschildkröten ja auch und bestimmt war es wie bei den Schildkröten.

Die Meeresschildkröten heute, die kriechen ja an Land, obwohl sie eigentlich sonst immer im Wasser leben, aber zur Eiablage kriechen sie an Land, graben so eine Kuhle im Sand, legen da ihre Eier rein und stürzen sich dann schnell zurück in die Fluten.

Und die Kleinen müssen dann irgendwann, wenn sie geschlüpft sind, selber klarkommen.

Franziska Konitzer

Und ganz alleine den Weg ins Meer finden.

Karl Urban

Genau, was nicht ungefährlich ist.

Und dass es jetzt bei Ichthiosauriern genauso war, das ist natürlich nicht ganz abwegig.

Also Reptilien sind ja eigentlich Landtiere und auch die Vorfahren der Ichthiosaurier waren sicher Landbewohner und haben dort Eier gelegt.

Das heißt, es ist nicht unwahrscheinlich, dass das bei den Ichthiosauriern genauso war.

Aber ihr Körperbau scheint, wie bei Walen und Delfinen, so perfekt ans Wasser angepasst zu sein, dass sie sich wohl genauso wenig an Land hätten fortbewegen können.

Vielleicht kann man sich das bei den frühen kleineren Ichthiosauriern, die so ein bis zwei Meter groß waren, noch vorstellen.

Aber bei so einem 20 Meter langen Ichthiosaurier, der so groß war wie ein Blauwal, eher nicht.

Franziska Konitzer

Ja, ich habe gerade dieses mentale Weltwirr mit recht winzigen vier Flossen, 20 Meter.

Blauwal-Ichthiosaurier über irgendeinen Strand versucht zu robben und ja...

Und dann wie so Fässchen runterrollen, zurück ins Meer oder sowas.

Aber ja, ich kann mir das auch schwer vorstellen.

Karl Urban

Da hat die Schwerkraft was dagegen.

Genau.

Aber die Frage ist, wenn es nicht so war, wie hat die Fortplatzung dann funktioniert?

Und das war eine große Frage.

Und es ist ja immerhin eine der erfolgreichsten großen marinen Arten ihrer Zeit gewesen.

Und deswegen hat man das auch schon im 19.

Jahrhundert relativ früh diskutiert.

Man hat dann auch relativ bald Ichthiosaurier-Skelette gefunden.

Innerhalb von deren Rippenbogen ein weiteres, viel kleineres Skelett eines Mini-Ichthiosauriers steckte.

Was erstmal so erklärt wurde, Ichthiosaurier waren vermutlich Kannibalen.

Das ist eine Idee, ja.

Franziska Konitzer

Ich stelle mir gerade vor, so in, weiß ich nicht, ein paar Millionen Jahren, dutzende Millionen Jahren findet irgendeine Spezies das Fossil eines Menschen, in dem ein kleines Menschenskelett ist und dann ist der erste Schluss ja geil.

Natürlich waren das Kannibalen.

Aber gut.

Karl Urban

Ja, es gibt ja auch Menschen, die Menschen fressen, also essen.

Franziska Konitzer

Nicht im Ganzen wahrscheinlich.

Karl Urban

Schwer zu sagen.

Wir sind da natürlich irgendwie kulturell gebiased, was so eine Interpretation angeht.

Die Menschen im 19.

Jahrhundert waren es möglicherweise auch.

Auf jeden Fall war das eine der Hypothesen, die diskutiert wurde.

Es gab auch in der Zeit schon diese andere Interpretation, dass Ichthiosaurier wie Delfine in der Lage sind, ihre jungen Leben zu gebären.

Aber man muss natürlich irgendwie rausfinden, welche dieser zwei Hypothesen stimmte.

Und wie kann man beweisen, dass ein Fossil entweder ein blutrünstiger Kinderfresser war oder schwanger?

Und die wissenschaftliche Diskussion darüber, was jetzt davon stimmt, die zog sich bis in die 1990er Jahre, also weit über ein Jahrhundert lang.

Und ein gewichtiges Argument dabei war, wären diese kleinen Kerle wirklich gefressen worden, und man hatte bis dahin natürlich sehr viele Ichthiosaurier gefunden mit kleinen Kerlen innerhalb des Rippenbogens, dann müssten deren Knochen irgendwelche Spuren von Zähnen des größeren Tieres zeigen.

Und dann wäre auch noch davon auszugehen, dass die Magensäure während der Verdauung auch die Knochen irgendwie angefangen hätte schon zu zersetzen.

Und dafür gab es eigentlich gar keine Anzeichen.

Bei keinem dieser kleinen Skelette im Bauch der großen Ichthiosaurier hat man irgendwo Zahnabdrücke gefunden oder Zersetzungsprozesse.

Und es gibt sehr reichhaltige Fossilfundstätten.

Eine davon liegt in Holzmaden, das ist östlich von Stuttgart und da hat man über 100 dieser Fossilfunden.

Doppel-Ichthiosaurier-Fossile gefunden.

Die meisten der jungen Tiere hatten ihren Kopf in Richtung des Kopfes des größeren Tieres gerichtet.

Und im Sinne einer Schwangerschaft ergibt das Sinn.

Nämlich ist es auch bei Walen und Delfinen so, dass die ihre Jungen mit der Schwanzflosse zuerst gebären.

Also die Schwanzflosse kommt zuerst raus, während Schnauze und Nasenöffnungen zuletzt rauskommen.

Und das ist einfach ein evolutionärer Vorteil, weil es das Risiko verhindert, dass der Nachwuchs noch während der Geburt ertrinkt.

Und einfach direkt, nachdem er den Geburtskanal verlassen hat, noch auftauchen kann, um Luft zu holen.

Aber beim Ichthiosaurier dauerte es lange, bis man einen stärkeren Beweis fand, dass es auch bei ihm so war.

Und diesen Beweis fand man schließlich, und zwar auch in Holzmaden.

Und es ist ein bemerkenswertes Fossil, das die verbliebenen Zweifel zerstreute.

Es war der Fund eines Tieres, das im Moment der Geburt verstorben ist.

Und dieses Muttertier war im Begriff Vierlinge zu gebären.

Aber leider oder aus unserer heutigen Sicht auch zum Glück verlief diese Geburt nicht gut.

Denn das erste Junge war wohl im letzten Moment im Geburtskanal stecken geblieben.

Nur sein Kopf steckte noch im Becken der Mutter fest.

Und das war sozusagen der endgültige Beweis, der zeigte, wie Wale und Delfine waren Ichthiosaurier lebend gebärend.

Und zumindest spät in ihrer Entwicklung, also in der Jura-Zeit, wo es schon relativ große Ichthiosaurier-Arten gab, aus dieser Zeit stammt nämlich dieses Fossil in Holzmaden, haben sie ihre Jungen mit der Schwanzflosse zuerst geboren.

Franziska Konitzer

Aber wenn du sagst Vierlinge, woher weiß man denn, dass es Vierlinge waren, wenn es das Letzte war?

Karl Urban

Habe ich das Letzte gesagt?

Ich meine natürlich das Erste.

Also es steckten noch alle vier im Mutterleib und das Erste war aber im Geburtskanal stecken geblieben.

Franziska Konitzer

Also ich meine, das ist super gut für die Wissenschaft, aber eigentlich ist es voll traurig.

Karl Urban

Ist traurig, auf jeden Fall.

Franziska Konitzer

Aber wenigstens ist schon lange her.

Karl Urban

Es ist lange her, genau.

Und es war aber, wie ich gesagt habe, schon sehr spät in der Entwicklung der Echthiosaurier.

Also da waren sie schon relativ groß.

Und die Frage ist, wie ist diese Entwicklung vonstatten gegangen?

Also wie hat es angefangen?

Das weiß man bis heute nicht so genau.

Aber war es schon immer so?

Und da gibt es noch einen weiteren Anhaltspunkt, nämlich aus China.

Da fand man vor wenigen Jahren auch eine Ichthiosaurier-Mutter, die während der Geburt eines Kindes verstorben war.

Und dieses Fossil stammt aus der frühen Trias-Zeit, vor 248 Millionen Jahren.

Und diese frühe Ich-Tesaurier-Mutter gebar ihr Junges in umgekehrter Richtung, mit dem Kopf zuerst.

Und das wird so interpretiert, dass die Tiere in dieser Zeit noch nicht so weit von den landlebenden Vorfahren entfernt waren oder noch nicht so weit in der evolutionären Entwicklung, dass sich dann dieser Geburtsprozess weiter optimiert hat.

Dass die Tiere nur noch mit der Schwanzflosse zuerst ihre Jungen geboren haben.

Franziska Konitzer

Aber dann war es so, sie haben immer lebend geboren.

Also es war nie so, dass ein Ichthyosaurier, was man schon als Ichthyosaurier bezeichnen kann, ein Ei gelegt hat und sich dann wieder ins Meer zurückgezogen hat, sondern Lebendgeburt von Anfang an in dem Sinne.

Karl Urban

Genau.

Man hat zumindest noch keinen eierlegenden Ichthyosaurier gefunden.

Natürlich die nicht auszuschließen, aber man muss sich einfach klar machen, es ist ja schon so relativ unwahrscheinlich, dass ein Tier stirbt, dann relativ schnell irgendwo eingebettet wird in ein Sediment, nicht irgendwie noch zerrissen wird.

Und dann muss es in diesem Sediment viele Jahrmillionen überstehen, nicht zu sehr zerdrückt werden oder durch tektonische Prozesse irgendwie wieder zerstört werden.

Und am Ende, in der Gegenwart, muss dieses Fossil irgendwo liegen, wo wir Menschen es auch finden können.

Also da stecken sehr viele Zufälle drin und dass überhaupt ein guterhaltenes Fossil gefunden wird.

Wenn man jetzt aber sagt, wir wollen ein Fossil, das in einer bestimmten Situation seines Lebens.

Wo es eine bestimmte Handlung vollführt, die es jetzt auch nicht täglich vollführt, dass wir dieses Fossil finden, ist der Zufall nochmal viel größer und deswegen ist das hier schon was Besonderes, dass man wirklich zwei Ichthiosaurier während der Geburt gefunden hat.

Das ist ein winziger Ausschnitt aus dem Leben dieser Ichthiosaurier und das ist sozusagen das, was wir wissen.

Und wir wissen jetzt dadurch, dass Ichthiosaurier nachweislich ihre Kinder lebendig zur Welt brachten und damit auch die ersten Tiere sind, von denen wir das wissen.

Und es sind keine frühen Säugetiere gewesen, sondern eben Ichthiosaurier vor mindestens 248 Jahren.

Millionen Jahren, Entschuldigung.

Millionen Jahren.

Krass.

Genau.

Ja, also das war meine erste, gar nicht so kleine Geschichte eines besonderen Fossils oder eigentlich zwei besonderer Fossilien, womit wir, wenn du willst, gleich zu meiner zweiten Geschichte übergehen können.

Franziska Konitzer

Sehr gerne.

Karl Urban

Eine ganz andere Geschichte.

Franzi, dazu eine Frage.

Was ist ein Dinosaurier-Funfact, den eigentlich jeder kennt?

Was fällt dir ein?

Franziska Konitzer

Alle Vögel sind Dinosaurier.

Karl Urban

Genau, das ist sehr cool.

Das hat man in meiner Kindheit oder unserer, wie es bei dir war, nicht so oft gehört.

Aber heute ist das irgendwie ein bisschen weiter verbreitet.

Ich glaube, man hat aber seitdem auch das noch ein bisschen klarer gelernt.

Ich will auf etwas anderes hinaus.

Was mir eingefallen ist, ist das Folgende.

Ein Sauropode, also ein Mitglied der Verlösen, Die Familie der Langhalsdinos war so schwer wie sieben afrikanische Elefanten.

Und wenn so ein riesiges Tier nur gerade über einem feldtragenden Säugetier stehen blieb, was sagte da unser Vorfahr?

Mach jetzt keinen Scheiß.

Franziska Konitzer

Du hast andere Kinderbücher gelesen als ich.

Karl Urban

Nein, ich habe Kinder und die Kinder erzählen heute auch sowas.

Franziska Konitzer

Ich hatte nur diese, es gab diese Zeitschriften, wo man dann in jeder Zeitschrift so ein Stück von einem Dinosaurier-Skelett aus Plastik hatte und das hat man dann zusammengesteckt und in meiner Erinnerung war es sogar so glow in the dark, also ganz, ganz schlimme Kram.

Karl Urban

Stimmt, sowas hatten wir auch.

Franziska Konitzer

Und ich habe das natürlich auch nie geschafft, dann alle, also ich habe es auch nie geschafft, auch nur ein einziges Modell zusammenzubauen, weil nur natürlich in dem, ich sage mal, Kuhkaff, wo ich aufgewachsen bin, da gab es ja vielleicht Ausgabe 1 und 2 und danach war irgendwie Ende.

Bitte.

Aber ja.

Glow in the Dark, Sauropoden.

Karl Urban

Sauropoden, auf jeden Fall sehr cool.

Und die waren vermutlich ziemlich friedliebend, denn außer, dass sie absurde Mengen Grünzeug verschlingen mussten, um irgendwie ihren riesigen Magen zu füllen, dürften sie vermutlich zumindest willentlich keiner Fliege etwas zu Leide getan haben.

Sie waren zumindest als Erwachsene schlicht zu groß, um selbst für die größten Raubsaurier eine Beute zu sein.

Bis heute hat man auch keinen einzigen Raubsaurier gefunden, der offensichtlich im Kampf mit einem Sauropoden umgekommen ist.

Aber die Spuren der Sauropoden haben etwas anderes ans Licht befördert.

Ein wahres Massaker sogar.

Wenn auch vermutlich kein Absichtliches.

Und wenn ich Spuren sage, dann meine ich das ganz wörtlich.

Franzi, schließ mal deine Augen und stell dir die folgende Szenerie vor.

Also warme, feuchte Luft streicht ihr über die Haut.

Du läufst durch eine Ebene.

Es ist flach bis zum Horizont, aber ziemlich feucht am Boden.

Und du siehst irgendwo in der Ferne einen Baum.

Die meisten anderen Bäume, die du siehst, scheinen an ihrer Krone kürzlich angeknabbert worden zu sein.

Und der Grund für die abgeknabberten Bäume hörst du, bevor du ihn siehst, ein schmatzendes Matschen, ein Röhren, dann ein Rauschen wie aus einem ausgeleerten Eimer, dann wieder das matschende Geräusch.

Franziska Konitzer

Mhm.

Karl Urban

Genau, das war die Szenerie.

Und diese Geräusche, die stammen von einem Sauropoden.

Es könnte ein Brachiosaurus sein aus der Jura-Zeit, der heute in der Halle des Berliner Naturkundemuseums steht.

Ich glaube, es ist bis heute der größte aufgestellte Dinosaurier der Welt.

Tatsächlich ist es eine geringfügig ältere Art, die vor 160 Millionen Jahren durch das heutige China stampfte oder genau gesagt matschte.

Denn genau das war das Geräusch, das du dir gerade vorgestellt hast.

Es ist der kräftezehrende Versuch eines Langhalsdinosauriers, einen Sumpf zu durchqueren.

Franziska Konitzer

Och Gottchen.

Karl Urban

Und dabei deutliche Spuren zu hinterlassen.

Und meine zweite Geschichte handelt von diesen Langhalsdinospuren.

Und du musst dir keine Sorgen machen, die Langhalsdinos kommen heil aus der Sache raus.

Franziska Konitzer

Oh Gott sei Dank, ich habe gedacht, das geht jetzt in die Richtung so, die sind alle im Sumpf stecken geblieben, wie praktisch oder irgendwie so.

Karl Urban

Ja, genau.

Und was man hier gefunden hat, ist auch gar kein Fossil des Langehalsdinos, sondern etwas, das wir heute als Spurenfossilien bezeichnen.

Es sind versteinerte Spuren.

Und diese Spurenfossilien, die findet man weltweit aus allen Epochen des höheren Lebens.

und die Spuren, die da im heutigen China gefunden wurden, waren gigantisch.

Obwohl Forschende selten in der Lage sind, genau zu sagen, welche Art er unterwegs war, in China war zumindest eines klar, es sind die Spuren eines Sauropoden, der durch einen Sumpf spaziert ist, marschiert, vielleicht auch matschiert.

Und die Analyse des Sediments zeigte dann, diese Region wurde häufig von dünner Vulkanasche bedeckt.

Der Sumpf bestand aus einer Mischung aus Erde, sehr feiner Asche und Wasser natürlich.

Und der Fußabdruck, den unser Sauropode hinterließ, war ein bis zwei Meter breit und genauso tief.

Franziska Konitzer

Ach du liebes Bisschen.

Karl Urban

Und dieser gigantische Fußabdruck füllte sich nun sehr schnell mit Wasser und Schlamm und war für andere Bewohner dieses Sumpfes kaum noch als solcher zu erkennen.

Und das bedeutet, der Sauropode hinterließ auf seinem Weg unwillentlich eine Perlenkette von Todesfallen für kleinere Tiere.

Wir wissen davon, weil Paläontologen einen dieser mittlerweile komplett versteinerten Fußabdrücke mitsamt seinem ebenso versteinerten Inhalt ausgegraben haben.

Und was sie in nur einem Fußabdruck fanden, waren Skelette.

Aber nicht nur von einem oder zwei oder dreien, sondern von 18 kleineren Dinosauriern.

Franziska Konitzer

Die sind da alle reingefallen unter Trumpen?

Karl Urban

Ja, genau.

Also Paläontologie ist immer so ein bisschen morbide.

Es tut mir leid.

Franziska Konitzer

Ich habe heute aber auch einen mitfühlenden Tag.

Normalerweise bin ich ja irgendwie für sämtliche Apokalypsen gut zu haben.

Und heute denke ich mir so, oh nein.

Karl Urban

Also Franzi, nächstes Mal erzähle ich dir ganz bestimmt mal was ohne Tod.

Okay, es tut mir leid.

Franziska Konitzer

Irgendwie haftet es an mir.

Nein, das ist ja super spannend.

Ich meine, ganz ehrlich, wenn das nicht wäre, dann wüssten wir gar nichts über diese ganze Zeit und alles.

Aber ja, ich habe heute meinen mitfühlenden Tag und ich denke mir dann so, oh nein, ich stelle mir so eine Familie von kleinen Dinos vor, die so, ja, wir gehen jetzt durch diesen Sumpf und dann, ja, dann war es das.

Tja, okay, aber 18.

Karl Urban

Also 18 kleinere Dinosaurier, das waren vor allem verschiedene Theropoden, das sind so Zweibeiner.

Es gab auch noch andere, in anderen Fußabdrücken fand man auch noch Skelette von kleineren Säugetieren und Reptilien, darunter eine Schildkröte und zwei kleinen krokodilartigen Tieren.

Das größte Tier einer dieser Todesfallen waren zwei Exemplare der Art Gua Lung und das ist ein sehr früher Vorfahr von Tyrannosaurus Rex.

Wie konnte jetzt eine Fußspur zu einer Todesfalle werden?

Also Gualong, dieser T-Rex-Vorfahr, der wurde selbst nur knapp 70 Zentimeter hoch und reichte mit seinen Armen damit längst nicht an den festen Ufersaum des Fußspursees oder der Fußspurschlammgrube.

Der Rand lag nämlich ungefähr doppelt so hoch, wie dieses Tier war.

Und zwischen den verschiedenen Skeletten der vielen Tiere finden sich auch dünne Aschslagen.

Von den nahen Vulkanen, was darauf hindeutet, dass nicht alle gleichzeitig hineingefallen sind, sondern dass immer wieder neue Tiere in dem schlammigen See im Sumpf von diesem See überrascht wurden.

Franziska Konitzer

Versumpft sind.

Karl Urban

Manche Knochen der ansonsten perfekt überlieferten Skelette sind auch gebrochen, was dafür spricht, dass spät in die Grube gefallene Tiere auf den Kadaver noch herumgetrampelt sind beim Versuch, die Grube zu verlassen und dass vermutlich manche das auch geschafft haben.

Also es ist eine grausige Vorstellung, aber vielleicht auch ein bisschen Hoffnungsspendende, dass nicht alle, die da reingefallen sind, dann gestorben sind.

Man möchte da trotzdem nicht die Person gewesen sein, die da reingefallen ist.

Der ursprüngliche Sauropode, der für all das mit seinem riesigen Fuß und seinem horrenden Gewicht dafür verantwortlich ist, der war da natürlich längst seines Weges gezogen und bei aller Tragik, in der Jura-Zeit für die Paläontologen war es ein Glück, Denn sie hatten hier nicht nur einen Spurenfossil, eines der größten Landlebewesen aller Zeiten.

Die Fußspur zeigte auch, dass diese buchstäblich einen bleibenden Eindruck hinterließen.

Zum Unglück vieler kleinerer Tiere, aber zum Wohlgefallen der Nachwelt.

Denn die Abdrücke mit dem Sumpfschlamm und der Vulkanasche schufen erst die Bedingungen, die Skelette dauerhaft zu erhalten.

Franziska Konitzer

Also die ganze Story ist, ich finde das total krass, aber ich frage mich auch gerade, weil du hast ja gesagt, ein Sauropode so schwer wie sieben afrikanische Elefanten.

Nun weiß ich nicht, wie schwer ein afrikanischer Elefant so im Durchschnitt ist, aber das zumindest glaube ich zu wissen, dass da Elefanten auch ihre Umwelt einfach mitprägen.

Also die Rolle in ihrem Ökosystem ist so gewichtig, haha, dass sie ihre Umwelt mitprägen.

Und ich denke mir so, bei Sauropoden muss das ja dann noch viel stärker gewesen sein.

Also auch das kann man ja sehr, sehr schwer herausfinden.

Aber alleine, wenn diese Fußabdrücke durch diesen Sumpf so einen bleibenden Eindruck, haha, hinterlassen haben, wie die wohl ihre Umwelt geprägt haben und verändert und sowas.

Karl Urban

Auf jeden Fall.

Franziska Konitzer

Das hat immer eine ganz andere Größenordnung.

Ja, ich habe ein Herz für Sauropoden.

Karl Urban

Die ganze Interaktion mit Bäumen, mit der Pflanzenwelt, die haben sie auch gestaltet.

Das weiß man ja auch von Elefanten.

Übrigens, afrikanische Elefanten, die Kühe sind drei Tonnen, die Bullen über sechs Tonnen schwer.

Also auch das schon ein stattliches Gewicht.

Ja, das war meine zweite Geschichte.

Und jetzt kommt noch die dritte Geschichte.

Und für dieses ebenso außergewöhnliche Fossil müssen wir noch etwas zurückspulen, nämlich zur, ich glaube es ist von meiner Seite die meistreferenzierte Folge Nummer 64, ich weiß noch was, Folge 64 war Franzi aus dem Kopf.

Franziska Konitzer

Ich weiß noch nicht mal, welche Nummer die Folge hatte.

Karl Urban

Du hast ja heute auch schon referenziert zu halb.

Franziska Konitzer

Pam Trias, genau.

Pam Trias, finde ich super.

Karl Urban

Also das große Massenaussterben am Ende der Fernzeit und in der bis zu 90 Prozent aller Arten für immer verschwunden sind von der Erde.

Aber zum Glück auch für uns, es gab auch ein paar Überlebende.

Und das ist jetzt tatsächlich eine schönere Geschichte.

Es sind zwar Fossilien, von der ich erzähle, also diese Tiere werden auch sterben, aber es ist trotzdem irgendwie eine schöne Geschichte.

Denn sie zeigt Leben in einer Welt der Hölle.

Und wir sind nämlich jetzt gerade an der Grenze des Perms.

Das Perm ist gerade zu Ende gegangen.

Das Trias hat begonnen, das Great Dying ist sozusagen abgelaufen.

Die Kontinente sind in der Zeit zum Superkontinent Pangea vereinigt, der fast nur aus sehr hohen, toten Bergen und ebenso toten Wüsten besteht.

Es ist heiß, tagsüber kann man es kaum aushalten.

Nachts ist es unangenehm kalt, wie es halt so in der Wüste ist.

Niederschlag ist extrem selten und trotzdem gibt es in dieser Hölle ein paar überlebende Arten, die sich an diese Umwelt angepasst haben.

Dank ihres Körperbaus, der irgendwie passt, aber mancher auch dank ihres Verhaltens.

Aber.

Verhalten, das hatte ich ja gesagt, ist wirklich schwer in Fossilien nachzuweisen, denn den Körperbau kann man studieren, zum Beispiel anhand der Knochen, aber das Verhalten wird eben kaum überliefert, bis in wenigen Ausnahmen.

Bevor ich zu dieser Ausnahme komme, habe ich noch eine Bitte an euch da draußen.

Franzi und ich stecken ja viel Herzblut in diesen Podcast.

Die Recherche unserer Folgen kostet viel Zeit.

Und da wir beide freiberufliche JournalistInnen sind, ist es unsere Arbeitszeit, die wir hier investieren.

Das macht uns zwar großen Spaß, aber leider müssen wir auch unseren Lebensunterhalt verdienen, wie es halt so ist.

Und wenn euch Astrogeo gefällt und ihr noch nicht zu unseren Unterstützern gehört, dann denkt doch bitte darüber nach, uns ab und zu eine Spende zukommen zu lassen.

Es gibt mehrere Wege dafür.

Welche genau, steht auf unserer Webseite astrogeo.de.

Und wir erklären es auch, wie immer, am Ende dieser Folge.

Franziska Konitzer

Werbeblock Ende.

Karl Urban

Genau.

Zum Glück ist die Folge ja noch nicht vorbei.

Wir befanden uns bei einer Ausnahme, wo man das Verhalten von Tieren aus einer Zeit studieren kann, wo die Welt zur Hölle geworden ist vor 250 Millionen Jahren.

Nämlich befinden wir uns in einem Bau eines Tieres.

Eine kleine Höhle, die ein Tier in die Erde gegraben hat und diese Höhle ist fossilisiert, also die ist verfüllt worden durch irgendeinen Prozess.

Das ist irgendwie was reingelaufen und das Material ist gemeinsam mit dem Tier versteinert und man konnte es finden.

Und genauer ist es der Bau eines Therapsiden aus der frühen Triaszeit.

Vermutlich ist dieser Therapside noch kein volles Säugetier.

Wir wissen aber, Therapsiden sind Vorfahren der Säugetiere.

Hatte vermutlich noch kein dichtes Fell, legte vielleicht auch noch Eier.

Aber er konnte immerhin gut graben, was ja Säugetiere allgemein auszeichnet, im Gegensatz zu Reptilien.

Franziska Konitzer

Echt?

Ach, aus dem Blickwinkel habe ich mir das noch nie überlegt.

Karl Urban

Also es gibt eigentlich kaum Reptilien, die, ich darf glaube ich in der Biologie nie, nie sagen, aber es ist eigentlich nicht üblich, während gerade kleine Säugetiere sehr gut graben können, so im Allgemeinen.

Ja und so ein Bau ist ja auch praktisch, also man kann sich darin Kühlung vor der unbarmherzigen Sonne verschaffen, ist auch vor Räubern geschützt und man kann sich auch einfach mal entspannen.

Und dieser Bau, der wurde ausgegraben in der Karu-Wüste, also im heutigen Südafrika.

Und manche dieser Baue waren halt bewohnt oder genauer, ihre Bewohner starben, als sie gerade gemütlich zu Hause in ihrem Bau lagen.

So viel Tragik muss leider sein, weil wir sind ja in der Paläontologie.

Und was sie dort taten, ist aber selten klar.

Also eine Vermutung ist, wenn die Sommer in der frühen Triaszeit zu heiß waren, fielen die Tiere vielleicht in eine Art Starre, um in einer weniger unbarmherzigen, kühleren Jahreszeit wieder aktiv zu werden.

Also eigentlich ein Winterschlaf bloß für eine allzu heiße Jahreszeit.

Und diesen Vorgang gibt es auch tatsächlich unter heute lebenden Wüstenbewohnern.

Der wird auch als Sommerruhe bezeichnet oder als Aestivation.

Franziska Konitzer

Aestivation, das schreibe ich mir sofort auf, als du mich das fragst.

Karl Urban

Ja, besser.

Sicher ist sicher.

Franziska Konitzer

Aestivation, eine Übersommerung.

Karl Urban

Eine Übersommerung, eine Sommerruhe oder Aestivation.

Und es ist tatsächlich ziemlich weit verbreitet unter sehr verschiedenen Tiergruppen.

Also weiß man von Kleinsäugern, Reptilien, Amphibien, Vögeln und sogar Fischen, dass die sowas tun können.

Und es wäre also jetzt nicht irgendwie außergewöhnlich, dass in der frühen Trias ein Baubewohner zu finden ist, der in seinem Bau, wo er lange seinen Stoffwechsel runtergefahren hat, mal verendet ist.

Ungewöhnlich ist, dass in einem Bau nicht nur ein Säugetiervorfahrer sitzt, sondern noch ein zweites, fast gleich großes Tier.

Und was das für ein Tier war, das sage ich gleich.

Ich sage aber erstmal noch was zu diesen Säugetiervorfahren.

Das war so ein fuchsgroßes Tier und zuerst hat man auch nur so Ansätze der Knochen von diesem Säugetiervorfahren gefunden.

Und das sah nicht ungewöhnlich aus.

Dieser Fund wurde schon in den 70er Jahren, in den 1970er Jahren gemacht.

Dieses Stück, zwei größere Stücke Stein, man hat die rausguckenden Knochen gesehen und so diese versteinerte Runde, dieser versteinerte Runde oder so ovale Bau.

Und man hat den jetzt auch erstmal nicht weiter irgendwie aufgehämmert, sondern hat es dieses Stück erstmal in den Fundus der Witz-Universität in Johannesburg gelegt.

Und.

Da lag er dann erstmal.

Was jetzt auch nicht weiter verwunderlich ist, denn Fossilien gibt es viele und ein paar Jahre mehr oder weniger ist so einem Stein ja auch egal.

Fossilien sind geduldig, aber dieser fossilisierte Bau blieb ziemlich lange unbearbeitet.

Und man wollte ihn, aber man wollte einfach nicht das Risiko eingehen, ihn aufzubrechen, um irgendwas kaputt zu machen, was dann da drin liegt.

In dem Fall hat man erst 40 Jahre später eine Gelegenheit gesehen, ins Gestein zu schauen.

Nämlich hat eine Forschergruppe diese versteinerte Höhle zu einem Synchrotron in Frankreich geschickt.

Franziska Konitzer

Ah, zum Durchleuchten.

Karl Urban

Ein Synchrotron ist ja ein Teilchenbeschleuniger und die darin erzeugten Teilchenstrahlen sind nicht nur für Physiker interessant, sondern für alle, die in etwas hineinschauen wollen, das zu dick und zu massiv ist für ein einfaches Röntgengerät.

Und hineinschauen heißt, man kann an einem Synchrotron nicht nur einzelne Bilder machen, sondern richtig die dreidimensionale Struktur mit sehr hoher Auflösung ermitteln, also so eine Art Computertomographie.

Und das Schöne, man kann das völlig zerstörungsfrei machen.

Also man muss das Gesteinstück dafür nicht zerstören.

Und genau das hat man getan und stellte dabei fest, dass da nicht nur ein Tier in der Höhle liegt, sondern eben zwei.

Und dieses zweite Tier ist weder ein Familienmitglied des ersten noch ein entfernter Verwandter unseres Therapsiden.

Stattdessen ist es ein biologisch extrem entfernter Verwandter, nämlich ein Amphib.

Franziska Konitzer

Oh!

Karl Urban

Und dieses Amphibium ähnelt einem heutigen Salamander.

Und die Frage ist, wieso haben sich diese zwei sehr unterschiedlichen Tiere einen engen kleinen Bau geteilt?

Franziska Konitzer

Geht es davon aus, dass es nicht so ist, dass eins der beiden Tiere gerade das andere gegessen hat, als sie verschüttet worden sind?

Karl Urban

Das könnte man denken.

Denn was in dem 3D-Bild ziemlich direkt aufgefallen ist, ist, dass dieses Amphibium verletzt war.

und es hatte nämlich mehrere gebrochene Rippen.

Man könnte also denken, es handelt sich wirklich um das Abendessen des Therapsiden, der kurz davor war, den anderen zu verspeisen.

Aber was gegen diese Hypothese spricht, die Rippen haben bereits angefangen zu verheilen.

Das bedeutet, dass sich das Amphib die Verletzung schon einige Zeit vorher zugezogen hat.

Das kann gut einige Wochen her sein.

Franziska Konitzer

Okay.

Karl Urban

Und wer schon mal schwere Rippenverletzungen hatte, der weiß auch, Das Atmen kann dadurch schwer beeinträchtigt sein und dieses Tier dürfte sich kaum bewegt haben können durch diese Verletzung und hätte es jetzt irgendwo draußen in der Sonne gesessen, hätte es kaum schnell genug vor einem Räuber fliegen können.

Und aufgrund seines Körperbaus kann man sicher sagen, dass diese Art definitiv auch nicht in der Lage war, eine Höhle selbst zu graben.

Franziska Konitzer

Okay.

Also es ist auch nicht so, dass der Therapside in die Höhle von dem Amphibium gekommen ist, sondern das Amphibium hat sich vielleicht in seinem Bau einfach breitgemacht.

Karl Urban

Genau, das wäre die naheliegende Interpretation.

Es gibt auch keine Anzeichen für einen Kampf zwischen den beiden.

Man kann also entweder davon ausgehen, dass der Therapside sich in seiner Aestivation, in seiner Sommerruhe mit stark heruntergefahrenem Stoffwechsel befand und den Eindringlingen gar nicht bemerkt hat.

Oder er hat ihn einfach nicht als Bedrohung angesehen und ihn schlicht toleriert.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.

Sie wäre die unspektakulärste.

Vielleicht war der Therapside schon tot, als das Amphib eingezogen ist.

Aber was dagegen spricht, ist das letzte Ereignis, das er jedes Fossil auszeichnet.

Jedes überlieferte Fossil ist gestorben und seine sterblichen Überreste müssen dann ideal schnell unter Sauerstoffabschluss kommen, um nicht zu verwesen und sich dadurch irgendwie der Nachwelt zu entziehen oder zumindest stark an Qualität abzunehmen, also nicht mehr so schön als fossile erkennbar zu sein.

Und in dem Fall sind diese Tiere sehr schnell bedeckt worden von Wasser, von Schlamm, was auch immer da in diese Höhle gekommen ist.

Und beide Körper sind gleichermaßen gut erhalten.

Und das spricht eigentlich dafür, dass beide zeitgleich ums Leben gekommen sind, als sie lebendig in den Bau lagen.

Wie kamen sie zu Tode?

Also das ist das Risiko jedes Bewohners des Untergrunds.

Vermutlich Wasser, das von einem feinen Sediment trüb gewesen sein muss, hat diese Gegend geflutet.

Vielleicht ein sehr seltenes Niederschlagsereignis, ein Regenguss.

Das Wasser strömte sehr schnell in die Behausung und überlieferte die zwei Körper für die Ewigkeit.

Aber nur durch diesen Fund wissen wir, dass während einer der schwersten Krisen, ja eigentlich der schwersten Krise des Lebens, als ich die Welt in eine Hölle verwandelt hatte, zwei völlig unterschiedliche Arten eine Art Gemeinschaft im Untergrund gebildet haben.

Franziska Konitzer

Ich finde das eigentlich eine schöne Vorstellung.

Damit bleibe ich.

Die haben da einfach eine kleine WG aufgemacht.

Karl Urban

Das klingt irgendwie kuschelig, oder?

Franziska Konitzer

Ja, es ist ja irgendwie, also wahrscheinlich war es vielleicht auch ganz anders.

Oder man kann es ja echt schwer rekonstruieren, wie du sagst.

Also ich meine, das sind ja alles immer nur Indizien und was genau war.

Aber ich mag den Gedanken, dass die einfach eine WG hatten.

So, wow, passt.

Oder dass sich dieses Amphibium da eben reinbegeben hat und der Terrapside sich gedacht hat, okay, passt.

Also, ja.

Karl Urban

Genau.

Im heutigen Tierreich gibt es das ja auch.

In einer Dachshöhle ziehen manchmal auch Füchse ein.

Das sind jetzt beide Säugetiere.

Ich denke mal, auch über Artgrinsen hinweg gibt es solche Lebensgemeinschaften.

Aber aus der Fossilwelt ist es halt einfach meistens nicht so einfach, sowas zu finden.

Franziska Konitzer

Katzen stört das ja auch meistens nicht, wenn in ihrer Wohnung noch ein Mensch einzieht.

Karl Urban

Ja, richtig.

Franziska Konitzer

Das sind beide Säugetiere.

Karl Urban

Ja, und ich habe jetzt noch eine letzte Geschichte.

Und diese letzte Geschichte beschäftigt sich mit einer Frage, die ich ja auch schon angedeutet habe, einer total wichtigen Frage.

Es ist eine Frage, die uns alle und sicher auch dich, Franzi, nachts wach hält.

Und die es Kindergartenerziehern erlaubt, 30 Halbwüchsige einen ganzen Vormittag zu unterhalten.

Und diese Frage lautet, gibt es eigentlich Dinosaurier, Pippi?

Franziska Konitzer

Ah, ey, okay, ja.

Karl Urban

Ja, du sagst, okay, die Frage klingt vielleicht absurd und definitiv nach Kindergartenniveau, aber zumindest die Erforschung von Dinosaurier Kaka ist ja in der Tat ein ernstzunehmendes Forschungsgebiet.

Also diese versteinerten Haufen bezeichnet man ja auch als Koproliten und es gibt Koprolitologen, die nicht nur vor Kindergartengruppen, sondern auch vor Geologiestudenten mitreißende Vorträge halten.

Und meine Ausgangsfrage ist, jetzt gibt es auch fossiles Pipi?

Natürlich ist Urin flüssig, was es ein bisschen schwierig macht, sich für die Nachwelt zu erhalten.

Aber wenn wir uns nochmal in das Tier hineinversetzen, das Zittern zu Füßen eines Saropoden sitzt, also eines Langhalsdinos, dieses Tier springt vielleicht im letzten Moment zur Seite, als sich etwas aus dem Hinterteil des großen Dinosauriers weit über ihm ergießt.

Aber es ist gar kein Scheiß, sondern ein Schwall, nämlich ziemlich viel Flüssigkeit, so wie ein kleiner Bach, der wie ein Wasserfall aus einigen Metern Höhe herabschießt.

Und dieser Bach stürzt vielleicht auf weichen Grund, vielleicht weichen Sand und hinterlässt dort einen Abdruck, wo der Sand fortgespritzt und weggespült wird.

Und wenn dann die Bedingungen im Nachhinein stimmen, wird dieser Abdruck bald zugedeckt und über Jahrmillionen erhalten bleiben.

Und dann erhalten wir ein merkwürdiges Spurenfossil von Urin.

Dinosaurierpipi.

Okay.

Und so eine Pipispur aus grauer Vorzeit, es gibt natürlich auch dafür einen Fachbegriff, man nennt sie Urolite.

Franziska Konitzer

Urolite, das schreibe ich mir auch gleich auf.

Karl Urban

Urolite, genau.

Und Urolite sind keine graue Theorie, wie folgender Satz aus dem Buch illustriert, was meine Quelle für diese Folge ist.

Es ist ein englisches Zitat, ich lese es dann auch noch auf Deutsch übersetzt vor.

The first report of a putative dinosaur stems from research undertaken by Catherine McCarvel and Gail Bishop, whose findings made quite a splash at a professional paleontology conference in 2000.

Franziska Konitzer

Bitte sag mir, dass irgendein Brite dieses Buch geschrieben hat, aber ja.

Karl Urban

Ja, mir ist es so, dass es ein Brite ist.

Also leider kann man dieses Zitat nicht ganz perfekt aufs Deutsche übersetzen, aber ich gebe mein Bestes.

Also der erste Bericht, vermutlich von einem Dinosaurier, stammt aus der Forschungsarbeit von Catherine McCarville und Gail Bishop, deren Fund einen ziemlich spritzenden Schwall bei einer professionellen Konferenz im Jahr 2002 hinterließ.

Und dieser Schwall, es ist dort eingeschlagen, wäre eine Bombe, wo man halt im Englischen sagt, quite a splash.

Und was die zwei gefunden haben, ist eine Badewannengroße Kuhle, die von hunderten Dinosaurierspuren umgeben ist, entdeckt im US-Bundesstaat Colorado entlang des Purgatoya River.

Und diese Gegend von Colorado ist berühmt für Dinosaurierspuren von zwei- und vierbeinigen Dinosauriern.

Und die hier beschriebene Kuhle liegt zwischen diesen Spuren und ist drei Meter lang, ein Meter fünfzig breit und 25 bis 30 Zentimeter tief.

Und falls du Angst hast, soweit ich weiß, ist dort niemand ertrunken.

Franziska Konitzer

Oh Gott, das wäre ja noch bitterer.

Karl Urban

Genau.

Aber ist es wirklich eine Pipispur, also ein Urolit?

Was macht man da als Wissenschaftler, um das herauszufinden?

Franziska Konitzer

Hält sich Harnsäure so lange oder irgendwie so?

Also chemische Moleküle?

Karl Urban

Ja, könnte man überlegen.

Chemisch weiß ich nicht, ob sie da was probiert haben.

Nein, sie haben erstmal experimentiert.

Also die zwei Forschenden haben ausprobiert, wie man Wasser aus größerer Höhe auf Sand schütten muss, um solche Spuren zu erhalten.

Und die Höhe passt ziemlich gut zu einem in der Gegend verbreiteten Sauropoden, der in etwa einem Diplodocus ähnelt, also einer bestimmten Sauropodenart.

Franziska Konitzer

Okay.

Karl Urban

Also Uroliten sind wahrscheinlich bestätigt, dass sie existieren.

Und das, liebe Franzi, war meine vierte und letzte Geschichte eines außergewöhnlichen Fossilfunds.

Eines von mehreren Fossilfunden, dank derer wir wissen, wie Ichthiosaurier ihre Jungen bekamen, wie gefährlich ein Fußabdruck eines Langhalsdinos sein konnte, wie Tiere während des großen Sterbens überleben konnten und dass auch große Dinosaurier manchmal Pipi gemacht haben.

Franziska Konitzer

Ich habe gesagt, jetzt kommt ein, wie große Dinosaurier ihr kleines Geschäft verrichtet haben.

Karl, komm, wie kannst du daran vorbeigehen?

Karl Urban

Oh, oh.

Tja, dafür habe ich dich in dieser Sendung, Franzi.

Franziska Konitzer

Du hast mich auf jeden Fall extrem gut informiert und extrem gut unterhalten.

Auch wenn natürlich alle gestorben sind.

Aber gut, das ist halt immer so.

Ja, wie cool, danke.

Aber jetzt frage ich, wie heißt denn dieses Buch?

Das klingt sehr spannend, was du dafür gelesen hast.

Karl Urban

Das Buch muss ich auch erwähnen, das wollte ich auch nochmal extra erwähnen, das heißt, es ist leider nur auf Englisch erschienen bis jetzt, soweit ich weiß, es heißt Locked in Time, Animal Behavior Unearthed in Fifty Extraordinary Fossils.

Also ich habe jetzt quasi aus diesem Buch drei kleine Geschichten erzählt.

Es sind 50 solcher Geschichten aus der ganzen Erdgeschichte, die er nachher erzählt, 50 Funde, die herausragend sind.

Und was das Buch besonders macht, ist, der hat mit einem Paläo-Artist zusammengearbeitet.

Also der Autor heißt Dean Lomax.

Bob Nichols ist der Paläo-Artist, auch ein Paläontologe, der die Tiere dann auch noch so dargestellt hat, wie sie im Moment des Todes oder kurz davor, als sie dieses Verhalten, dieses besondere Verhalten, an den Tag gelegt haben, was sie da getan haben.

Es ist alles Mögliche drin, es ist auch Kämpfe drin, auch sehr unterschiedliche Tiere.

Und es ist sehr spannend.

Es ist wirklich eine sehr tolle Urlaubslektüre.

Franziska Konitzer

Das wundert mich irgendwie gar nicht, dass du sowas im Urlaub liest.

Aber es klingt tatsächlich sehr spannend.

Da werde ich mir das wohl auch, bestellen und kaufen.

Das ist sehr schön.

Das klingt sehr interessant.

Aber es ist dann auch der Kampf drin, das habe ich mal gehört, wo ein Säugetier einen Dino gerade gefressen hat.

China war dieser Fund vor ein paar Jahren.

Das sah total irre aus.

Karl Urban

Ja, ich glaube, das ist auch drin.

Also es gibt in China so mehrere, gerade Südchina, mehrere ziemlich tolle Fossillagerstätten.

Genau, das ist drin.

Ja, es gibt auch eine Schlange, die Sauropodeneier verschlingt, was nicht so einfach ist, weil die echt groß sind.

Es sind so Melonen groß gewesen.

Aber ja.

Franziska Konitzer

Krass.

Karl Urban

Die Sauropodenbabys hätte ich lieber gestreichelt, dem bei zu wohnen.

Deswegen habe ich die Geschichte nicht erzählt.

Franziska Konitzer

Bei saupoten Babys, wenn die dann so klein waren, dann kann man sie auch noch streicheln, weil ansonsten kommst du ja nicht ran.

Also was willst du streicheln?

Karl Urban

Ja, aber wenn so ein Baby aus so einem melongroßen Ei rauskommt am Anfang, dann hätte man sich durchaus auf den Schoß setzen können noch.

Also stehe ich mir sehr niedlich vor.

Franziska Konitzer

Das ist ja immer noch verhalten, das würde ich, ich meine, ich denke nicht, dass man davon je irgendwas Fossiles finden kann, weil schwierig, da schließt man ja an der Federn drauf, ob Dinosaurier einige Dinoarten Balztänzer aufgeführt haben oder gebalzt haben, so wie heutige Vögel.

Das ist immer noch eine meiner liebsten Vorstellungen, wenn es mir wirklich schlecht geht, dann stelle ich mir so einen T-Rex vor, der so die Ärmchen ausstreckt und dann um so eine T-Rex-Dame rumstellt.

Hoppelt und komische Laute gibt.

Karl Urban

Das ist spannend und auch eine spannende Frage, wie viele Parallelen es gibt.

Also zu diesem Pipikack-Thema, die Parallele zu Vögeln ist da halt nicht offensichtlich.

Das war mir nicht so klar, weil Vögel geben eigentlich kein Urin ab.

Also die vermischen quasi feste und flüssige Bestandteile zu einem Produkt.

Franziska Konitzer

Das wusste ich.

Karl Urban

Es gibt ein paar Ausnahmen.

Also ich glaube, der Vogel Strauß macht es Und der macht auch so Spuren, wenn er das im Sand macht.

Aber die allermeisten Vögel tun das nicht.

Insofern war das jetzt auch nicht im Vorfeld klar, dass man diese Uroliten finden kann.

Franziska Konitzer

Ja gut, Vögel haben sich ja auch aus einer bestimmten Dinosaurierfamiliegattung, ich kriege die Namen dann immer nicht zusammen, ich weiß zum Beispiel, dass zum Beispiel Tyrannosaurus Rex, der hat zu der Familie gehört oder zu dieser Kategorie, aus der sich dann auch die Vögel entwickelt haben, während hingegen Sauropoden war ja was ganz anderes, also deshalb denkt man glaube ich bei denen auch nicht, dass die Federn hatten.

Aber es ist auf jeden Fall, es klingt nach einem super spannenden Buch, weil ich fand diese drei, vier Geschichten schon super cool und super spannend und ja, muss ich dann auch mal lesen.

Wahrscheinlich nicht im Urlaub, aber ja, danke dir.

Ich habe mir fleißig mitgeschrieben, falls du Fragen hast an mich für das Quiz.

Karl Urban

Genau, ich habe Fragen.

Und zwar, das waren vier Geschichten, da habe ich auch vier Fragen.

Die erste lautet, warum ist es überraschend, dass Ichthyosaurier ihre Jungen lebend gebaren?

Franziska Konitzer

Weil sie Reptilien sind, die im Meer gelebt haben.

Und man sich gedacht hat, vielleicht würden sie auch einfach Eier legen, ähnlich wie Meeresschildkröten an Land.

Karl Urban

Genau.

Frage 2.

Was unterscheidet ein Spurenfossil von einem gewöhnlichen Fossil?

Franziska Konitzer

Ein Spurenfossil ist wirklich nur die Spur, also nicht das Tier an sich, sondern die Spuren, die es hinterlassen hat.

Karl Urban

Genau.

Frage 3.

Und du hast es schon vorausgesehen.

Was ist Aestivation?

Franziska Konitzer

Übersommerung.

Karl Urban

Genau.

Ein Winterschlaf in einer heißen Jahreszeit.

Und Frage 4.

Was ist ein Koprolit und warum ist es so viel schwerer, einen Uroliten zu finden?

Franziska Konitzer

Ein Koprolit ist ein fossiliertes Stück Kot und Urolit ist das fossilerhaltende, gebliebene, ja eigentlich eine Art Spurenfossil von Urin.

Und da das halt eine Flüssigkeit ist, erhält sich das nicht so gut wie, ich sag jetzt einfach mal, Scheißhaufen.

Karl Urban

Richtig.

Sehr gut.

Franziska Konitzer

Boah, Dinosaurier durchfällt mir auch echt heftig vor.

Puh.

Ja.

So, jetzt wieder Erwachsenen-Modus.

Karl Urban

Naja, ich finde eigentlich ist das doch alles sehr erwachsen, oder?

Man kann ja über alles reden, wenn man erwachsen ist.

Auch über infantile Dinge.

Franziska Konitzer

Ich stelle mir gerade die Forschungsanträge vor, die man dann schreiben muss, ja leider Gottes.

Und wo man das dann natürlich alles in möglichst akademisch-wissenschaftlich-trockene Sprache hüllen muss, hat für mich schon einen gewissen Unterhaltungswert, so ein Ding zu lesen.

Du kannst ja nicht einfach reinschreiben.

Übrigens, wir wollen rausfinden, ob Dinosaurier auch mal gepieselt haben.

Jetzt müssen wir ein praktisches Experiment durchführen und deshalb brauchen wir eine drei Meter hohe Leiter und 20.000 Liter Wasser und Sand.

Karl Urban

Wir möchten ein Schwimmbad mit Sand füllen.

Franziska Konitzer

Richtig.

Also die Forschungsanträge dazu stelle ich mir durchaus spannend vor.

Und ja, prima.

Ja gut, aber dann, ja, danke für diese Geschichten, dann war es das.

Karl Urban

Sehr gerne, dann war es das.

Franziska Konitzer

Dann war sie das, die 119.

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Franziska Konitzer

Und zuletzt danken wir euch fürs Zuhören.

Wir sagen Tschüss.

Karl Urban

Glück auf.

Franziska Konitzer

Und Ad Astra.

Bis zum nächsten Mal.

Karl Urban

Irgendwie haftet das auch irgendwie mein Team so an.

Also ich weiß gar nicht, wie ich da wieder rauskommen soll.

Franziska Konitzer

Was lebensbejahend ist, das zu machen.

Karl Urban

Genau.

Also irgendwas ohne Naturkatastrophe, ohne gestorbene Tiere.

Ja, das ist halt echt schwierig.

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