Episode Transcript
Franzi, bitte nenne mir den unaussprechlichsten Vulkannamen, der dir einfällt.
Franziska KonitzerAyafjala Jöckel.
Hallo bei Astrogeo, dem Podcast der Weltraumreporter.
Ich bin Franzi Konitzer.
Karl UrbanUnd ich bin Karl Urban.
Franziska KonitzerUnd wir sind zwei Wissenschaftsjournalisten.
Karl ist Geologe, der noch nie einen Vulkan erklommen hat.
Und ich bin Astrophysikerin, die sich immer noch nicht vorstellen kann, wie Flutbasalte eigentlich ausgesehen haben.
Und auch in dieser Folge erzählen wir uns gegenseitig eine Geschichte, die uns entweder die Steine unseres kosmischen Vorgartens eingeflüstert haben oder die wir in den Tiefen und Untiefen des Universums aufgestöbert haben.
Karl UrbanHeute mit der Ausgabe 116 und das heißt, dass ich dir heute eine schöne Geschichte mitgebracht habe.
Franziska KonitzerGeht's ganz eventuell um isländische Vulkane.
Karl UrbanGanz eventuell.
Und ob die Geschichte schön ist, da können wir uns dann hinterher drüber unterhalten.
Es ist auf jeden Fall eine Geschichte und ich verrate schon mal so viel, sie wird durchaus spannend.
Und sie beginnt mit einem Bericht, der schon etwas älter ist.
Der Autor dieses Berichts ist ein Mann namens Jon Stengrimson und der war Pfarrer in Island und zwar in einem kleinen Dorf ganz im Süden namens Prestbaki und zwar vor über 240 Jahren.
Franziska KonitzerOkay, das ist eine Weile her.
Karl UrbanGenau und was er in seinem Bericht beschreibt, Das ist der Beginn eines erschütternden Ereignisses und so beginnt der Bericht dieses Pfarrers.
Ich liess mal einen kleinen Teil raus vor.
Am Pfingstsonntag, dem 8.
Juni 1783, erschien gegen Mittag bei klarem und ruhigem Wetter ein schwarzer Schleier nördlich der Berge.
Die Wolke war so ausgedehnt, dass sie sich in kurzer Zeit über das gesamte Gebiet ausbreitete und sie war so dicht, dass sie in den Häusern Dunkelheit verursachte und den Boden bedeckte, sodass man dort Fußspuren hinterließ.
Das Pulver, das zur Erde fiel, sah aus wie die verbrannte Asche von Steinkohle.
Ein leichter Nieselregen, der an diesem Tag aus der schwarzen Wolke niederging, verwandelte dieses Pulver in eine schwarze, tintige Flüssigkeit.
Eine südöstliche Meeresbrise trieb die dunkle Wolke später am Tag wieder ins Landesinnere, so dass ich wie andere Geistliche den Tag mit Gottesdiensten unter klarem Himmel feiern konnte.
Die Freude über diese Feierlichkeiten wurde jedoch schon bald in Trauer verwandelt.
In dieser Nacht kam es zu starken Erdbeben und Erschütterungen.
Franziska KonitzerPuh.
Karl UrbanAlso man hört laut, Jörn Steingrimson kündigt sich etwas an.
Und du ahnst es sicher längst, es ist natürlich wie auf Island wenig überraschend ein Vulkanausbruch.
Aber es ist nicht irgendein Vulkanausbruch, denn er wird nicht nur das Leben von Jörn Steingrimson, seiner Gemeinde und der Bewohner Islands beeinflussen.
Es ist ein Vulkanausbruch, der in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren das Leben auf der gesamten nördlichen Hemisphäre stark beeinträchtigen wird und damit recht sicher auch den Fortgang der Weltgeschichte verändern wird.
Franziska KonitzerOkay, welcher Vulkan ist denn ausgebrochen?
Karl UrbanUnd dieser Ausbruch wird auch als Larki-Feuer von 1783 bezeichnet.
Und heute möchte ich dir von dieser Katastrophe erzählen und auch, was man in Island daraus gelernt hat.
Denn das habe ich mir ja vor ein paar Wochen vor Ort angeschaut.
Franziska KonitzerJa, deine Recherchereise richtig.
Ich saß zu Hause am Schreibtisch und du warst in Island unterwegs.
Karl UrbanJa, genau.
Und jetzt dachte ich, ich bringe dir eine schöne Geschichte von dort mit.
Franziska KonitzerUnd Vulkanausbruch, Tod und Verderben.
Karl UrbanRichtig, weil das geht immer.
Franziska KonitzerJa.
Karl UrbanGenau, aber wir fangen mal nochmal mit diesem Pfarrer an.
John Stengremson, wer ist das eigentlich?
Stengremson wird 1728 geboren und obwohl die Alphabetisierungsrate auf Island schon damals ziemlich hoch war, dürfte Stengremson außergewöhnlich gebildet gewesen sein.
Das zeigt der Fakt, dass er nebenbei auch als Arzt arbeitet.
Er hatte vermutlich auch medizinische Werke gelesen.
Und in dieser Funktion soll er auch beschwerliche Reisen an das Bett von schwer Erkrankten auf sich genommen haben.
Sicher aber fehlt ihm irgendeine Art tiefergehende naturwissenschaftliche Bildung.
Also die hatte er vermutlich nicht.
Als Reisender in Island hatte Sten Grimson aber durchaus Vorerfahrung mit Vulkanen.
Denn er erlebte im Alter von 27 Jahren den Ausbruch von Kattla, einem der berüchtigsten Vulkane Islands bis heute, was ihn auch zu wissenschaftlichen Hypothesen anregte, über die er geschrieben hat.
Zum Beispiel hat er schon früh mal geschrieben, dass man ja aus der Vulkanasche, die man heute im Land findet, die dort abgelagert wurde vor langer Zeit, auch irgendwie auf diese Ausbrüche vor langer Zeit schließen können sollte.
Franziska KonitzerAls Art Sedimentablagerung oder irgendwie?
Karl UrbanGenau, also Vulkanasche ist ja eine Art von Sediment und da findet man ja recht viel von auf Island.
Im Alter von 50 Jahren tritt Stengrem schon aber dann das Priesteramt in Prestbaki an, das ja bis zu seinem Lebensende acht Jahre nach der großen Katastrophe innehaben wird.
Wo genau befindet sich das Dorf?
Die Landschaft wird heute noch ein bisschen wichtig für die Geschichte.
Presbaki liegt in einer kargen Landschaft.
Zwar ist Island überall ziemlich karg, aber diese Ecke ganz im Süden der Insel ist auch für isländische Verhältnisse nicht die lieblichste.
Und Franzi, ich weiß nicht, ob du dich auf Island ein bisschen auskennst?
Franziska KonitzerNull bis gar nicht.
Karl UrbanOkay, das ist gut.
Franziska KonitzerIch war noch nie da.
Reykjavik könnte ich vielleicht irgendwo, nein, ich kenne mich null aus.
Karl UrbanAlso Reykjavik liegt ziemlich weit im Südwesten sozusagen auf der Europaabgewandten Seite.
Es gibt ganz, wenn man sich die ganze Insel anguckt, es gibt das Hochland in der Mitte der Insel.
Da liegen auch einige ziemlich große Gletscher drauf verteilt.
Und die menschlichen Siedlungen, die sind entweder an die Hänge von Fjorden geschmiegt oder an den Saum der Küsten, wo das Klima halt etwas milder ist als im Hochland.
Also im Hochland liegt eigentlich niemand.
und Presti ist halt auch so ein kleiner, küstennaher Ort eingeklemmt, eigentlich so grob zwischen den zwei größten Gletschern des Landes und auch den größten Gletschern Europas, das am Rande.
Diese Gletscher liegen im Westen und im Nordosten des Dorfes und sie liegen auf Bergrücken, die eigentlich aus einzelnen beziehungsweise auch teilweise so mehreren zusammengewachsenen Vulkanen bestehen.
Und Prestbaki, bekannter als heute, würde ich nicht sagen, aber für Islandkenner der Name der Kleinstadt, die heißt Kirkyu Bayar Klöyster.
Musst du dir aber nicht merken.
Auf jeden Fall liegt dieses Dorf, was auch zu dieser Kleinstadt heute dazugehört, das liegt zu Füßen dieser Vulkanberge, nicht weit vom Meer und umgeben von weiten Sandebenen.
Und diese Ebenen aus schwarzem Sand sind das Schwemmland der Gletscher und die Vegetation darauf ist karg, es gibt etwas Gras, das Vieh der Bauern, vor allem Schafe und Kühe, das kann da weiden und in guten Jahren kann das Vieh auch so einigermaßen gut durchgebracht werden.
Und durchbringen ist ein wichtiges Stichwort, denn in dem ersten Bericht des Pfarrers im Juni 1783 wurde ja ein Pfingstgottesdienst gefeiert.
Es ist also der Beginn des Sommers und dieser Moment ist besonders wichtig dafür, dass das Vieh sich auf der Seite satt frisst.
Und dass das Gras auch wächst, das die Bauern später als Heu für den kommenden langen Winter einbringen können.
oder die einbringen können.
Und nun beginnt genau in dieser Zeit ziemlich nah ein Vulkan zu wüten.
Und man muss sich klar machen, es ist das Jahr 1783.
Selbst in wissenschaftlichen Kreisen weiß man kaum etwas über Vulkanismus.
Es gibt ein paar antike Quellen, sowas wie Plinius, der Ältere, der den Ausbruch des Vesuvs ganz gut beschrieben hat, aber das ist ja auch durchaus ein paar Jahrhunderte her.
Allein das Wort Lava wurde erst ein Jahrhundert vorher das erste Mal in einer Quelle erwähnt.
Das ist in einer Beschreibung des Ätners auf Sizilien.
Und hier steht nun ein Pfarrer, wenn auch ein recht gebildeter und was für uns heute bedeutend ist, ein unglaublich neugieriger und akribischer Naturbeobachter und sieht und schreibt auf, wie sich das Unheil entwickelt.
Und das ist wirklich echt beeindruckend, was Stein Griebenshorn so alles in seinem Bericht schreibt.
Der enthält nämlich vor allen Dingen Fakten, was passierte, wann und wo und das ist gleichzeitig erschreckend, aber auch sehr aufschlussreich.
Und da gehen wir ein bisschen rein.
Also nach dieser ersten schwarzen Wolke im Norden an Pfingstsonntag und den ersten Erdbeben, da verändert sich der Pegel von Flüssen, die aus den Bergen kommen.
Entweder sinkt das Wasser oder die Flüsse versiegen vollständig.
Immer wieder regnet es in den kommenden Wochen, aber der Regen ist hochgradig ungesund für alle, die damit in Berührung kommen.
Das Wasser schmeckt bitter und stinkt nach Schwefel auf der Haut und in den Augen brennt es und es führt bei manchen Menschen zu Schwindeln.
Die Regentropfen hinterlassen auch Löcher in den Blättern von Pflanzen, die an Brandlöcher erinnern.
Und Stein Grimson beschreibt auch junge, junggeborene Lämmer, die auf deren, ja, noch nicht mit Fell bedeckter Haut dieser Regen wirklich schwere Brandfunden hinterlässt.
Das Regenwasser verströmt einen so starken Geruch, dass Menschen an sogenannten Brustgebrechen leiden, so beschreibt er das.
Die können kaum noch atmen und einige verlieren fast die Besinnung.
Gemeint ist mit Brustgebrechen vermutlich Lungenkranke oder Menschen, die an Asthma leiden.
In den Flüssen, in denen sonst Forellen und Lachse leben, verenden bald immer mehr Tiere.
Etliche Vögel, die jetzt im Frühsommer brüten, verlassen ihre Nester und fliegen orientierungslos herum und viele von ihnen verenden.
Immer wieder fällt feine Asche auf die gerade frisch ergrünten Wiesen, was das Gras abtötet und gleichzeitig wird es nachts unter der schwarzen Aschewolke unüblich kalt unter Boden gefriert.
Weil die Sonne auch tagsüber eigentlich kaum noch durchkommt.
Wo das Gras wieder auftaut, verliert es im sauren Regen oder durch die Asche seine grüne Farbe.
Und die Leute versuchen verzweifelt, die Asche mit Stücken und Haken zu entfernen, damit das Vieh weiter darauf grasen kann.
Andere versuchen, das Gras zu mähen und mit Wasser zu reinigen, aber all das ist umsonst, weil es nichts daran ändert, dass die Natur stirbt.
Die Tiere geben entsprechend immer weniger Milch, also die Milchkühe, und auch körperlich nehmen sie stark ab.
Und Stan Grimson bemerkt rückblickend, also er schreibt diesen Bericht dann irgendwann, als er ihn veröffentlicht, nachdem das alles rum ist, dass kaum jemand voraussieht, dass es wohl das Beste gewesen wäre, möglichst viele Tiere direkt zu schlachten und das Fleisch haltbar zu machen.
Ja, also es sind keine guten Aussichten, aber der Pfarrer ist trotzdem auch von der Naturgewalt in den Bann geschlagen.
Also in den ersten drei Wochen des Ausbruchs hören die Bewohner auch laute Geräusche, Explosionen und ein beständiges Rauschen wie von einem Wasserfall, das von hinter den Bergen kommt.
Und das soll aber nicht so bleiben.
Schnell steht die schwarze Wolke so hoch am Himmel, dass man sie aus allen Teilen Islands beobachten kann.
Und jetzt habe ich nochmal ein Zitat von Jörn Steingrimson, eine Woche nach dem ersten Eintrag.
Mittlerweile ist es Mitte Juni und Lava fließt aus tief eingeschnittenen Flusstälern.
Und leider ist es ziemlich viel Lava.
Er verwendet übrigens den Begriff Lava auch gelegentlich.
Manchmal schreibt er aber auch von Feuer, wo er meistens wahrscheinlich auch Lava mit meint.
Die Feuerflut verwüstete alle Höfe außerhalb von Skaul und Holt, hielt dort aber eine Weile an.
Eine zweite Flutwelle bewegte sich nach Süden.
Der Aufruhr nördlich der Berge wurde nun immer heftiger, mit solchen Geräuschen von Brechen und Krachen, Feuer und Rauch und Erdbeben, dass niemand wusste, ob die Siedlungen hier in Gefahr waren oder nicht.
Drei Bauern, die in Morftunga lebten, gingen auf den höchsten Aussichtspunkt in der Gegend, um nachzusehen, was sie von dem Feuer sehen konnten.
Dort sahen sie Anzeichen dafür, dass im Ulfstalö-Tal Brände ausgebrochen waren, denn sie konnten 22 große Feuer oder Flammen ausmachen, die aus der Schlucht nach oben schlugen.
Als sie den Bewohnern der Gegend die Nachricht überbrachten, bekamen viele von ihnen Angst, dass sich das Feuer seinen Weg durch die Berge oberhalb der Siedlung bahnen würde und auch ich war nicht ohne solche Befürchtungen.
Franziska KonitzerDu beschreibst immer die krassesten Weltuntergangsszenarien, Karl, in diesem Podcast.
Also ich finde es, also die Beschreibungen, puh.
Karl UrbanDas klingt puh.
Es ist eine starke Geschichte und es geht leider auch noch weiter.
In dieser Lage wird die Situation für die verstreut liegenden Bauernhöfe nämlich immer schwieriger.
Entweder geht ihnen das Weidefutter aus, das hatte ich beschrieben, sie werden von heranrückender Lava bedroht.
Und anderswo ist die Lava zwar noch weiter entfernt, aber sie schneidet immer wieder Flussläufe ab.
Und diese Flüsse suchen sich daraufhin neue Betten und verursachen Überschwemmungen an Orten, wo vorher eigentlich kein Wasser war.
Und dieses Wasser kann durch diese nahe Lava auch noch kochend heiß sein, was eine zusätzliche Gefahr für Mensch und Tier ist.
Trotz alledem versucht John Steingrimson den Überblick zu behalten und sich um die weit verstreute Gemeinde zu kümmern, so gut es eben geht.
Immerhin ist er ja auch nicht nur Pfarrer, sondern auch Arzt und Seelsorger, der seine Gemeinde in dieser Zeit beistehen will.
Und er nimmt dabei jede Form der Unannehmlichkeiten auf sich, um die weit verteilt liegenden Höfe zu besuchen und dort nach dem Rechten zu sehen.
Ein kleines Beispiel.
Einmal schreibt er, ich beschloss, einen Versuch zu unternehmen, nach Osten zu reiten.
Aber ich konnte erst mal niemanden finden, der mich begleitete, vor allem aus Angst.
Der einzige war ein Bursche aus Hörgsland.
Und als ich den Fluss Brunau erreichte, versank ich zuerst im Treibsand und musste dann das Pferd von einem Ufer zum anderen schwimmen.
Also er musste das Pferd schwimmen.
Er erreicht dann am Ende auch den Hof und er steht wo auch noch.
Aber wenn wir jetzt wieder die allgemeine Entwicklung weiter verfolgen, Stein Grimson versucht wirklich alles für seine Gemeinde, aber auch der Kirchenmann ist natürlich gegen die Naturgewalten machtlos.
Über Wochen hört man das Donnern und Dröhnen von Explosionen, als die Lava in Feuchtgebiete strömt, wo Wasser sich in Seen und Tümpeln gesammelt hat und im Kontakt mit der Lava nun explosiv verdampft.
Das wusste Stein Grimson nicht, das wissen wir heute.
dass das der Prozess ist, der diese Explosion hervorruft.
Steingrimson beschreibt aber viele Dinge, die eben für uns auch erst heute Sinn ergeben.
Zum Beispiel beschreibt er, dass nicht nur weißliche Asche vom Himmel nieselt oder rieselt, sondern auch eine Art von Haaren.
Franziska KonitzerHaare?
Karl UrbanJa, also das ist ein Phänomen.
Die Vulkanologen nennen das heute das Haar der Pele, benannt nach einer Vulkangöttin auf Hawaii.
Und dieses Haar der Pele entsteht, wenn sehr flüssige Lava in einer Gegend mit viel Wind hervorschießt.
Da werden Lavatröpfchen zu langen Fäden gezogen, so fast zu dünn menschliche Haare.
Und diese bestehen aus vulkanischem Glas und können dann gemeinsam mit der Asche ein Stück weit mit dem Wind transportiert werden und dann niedersinken.
Das ist eine der ersten Beschreibungen des Haars der Pele, die Steingrimms von hier macht.
Und es geht weiter.
In der zweiten Junihälfte sind wir mittlerweile, da spitzt sich der Ausbruch immer weiter zu.
Alle vulkanischen Gefahren rücken auch seiner eigenen Kirche und seiner Gemeinde immer mehr auf die Pelle.
Und dem Pfarrer gelingt es sehr bildhaft, diese Lava auch mit den Worten der isländischen Erfahrungswelt zu beschreiben.
Nochmal ein Zitat.
Die Feuerflut floss mit der Geschwindigkeit eines großen Flusses, der an einem Frühlingstag mit Schmelzwasser angeschwollen war.
In der Mitte der Feuerflut wurden große Felsen und Felsplatten mitgerissen, die wie rotglühende Wale umherwirbelten.
Wenn sie auf etwas Festes in ihrem Weg oder an der Seite stießen oder wenn zwei dieser großen Massen aufeinandertrafen oder zusammengedrückt wurden, warfen sie so große Funken und Flammenstöße hin und her, dass es schrecklich anzusehen war.
Franziska KonitzerWow.
Ich weiß überhaupt, normalerweise habe ich ja immer irgendwelche lockeren Sprüche parat, aber ich finde das Ganze, dieses Horrorszenario, weil das auch so lange dauert, weil ich meine, Lieschen Müller in mir überlegt sich, so Vulkanausbruch, okay, dauert so zwei Tage oder drei Tage, wenn er dann endlich mal ausgebrochen ist und dann ist wieder gut, aber das hier geht ja über Wochen und weiß ich nicht, das ist so ein langsamer, Horror, also irgendwie, ja, puh.
Karl UrbanJa, es ist schwer auszuhalten.
Ich meine, immerhin wussten die Menschen damals nicht, wie lange es gehen wird.
Das ist ja manchmal auch hilfreich, wenn man was durchstehen muss.
Franzi, an dieser Stelle habe ich auch eine Frage an dich.
John Stein-Grebson ist ja nun ein Mann der Kirche, durchdrungen von seinem Glauben.
Was denkst du denn, wie fühlt er sich in Anbetracht dieses Elends und dieses Chaos, das die Naturgewalten in seiner Gemeinde hinterlassen?
Also glaubst du, sein Glaube wird dabei erschüttert?
Franziska KonitzerDas kann ich dir nicht sagen.
Vielleicht ist er auch eher so jemand, der diese Geschichte von Job unter Gottesprüfung betrachtet.
Und ich weiß nicht, ob er Protestant oder katholisch war, die haben ja dann auch manchmal eine andere Einstellung zu den Dingen.
Karl UrbanIch glaube, Island war damals schon protestantisch.
Franziska KonitzerProtestantisch, aber ich könnte mir vorstellen, dass das echt als eine Art Gottesprüfung ansieht.
Aber ich glaube nicht, dass es seinen Glauben erschüttert hat.
Oder?
Hat es?
Karl UrbanOkay, also Stan Grimson verknüpft, das ist ganz interessant, er verknüpft ausgerechnet seine Gabe, die Natur sehr genau zu beobachten und zu beschreiben mit seinem Glauben.
Und in seinem Bericht beschreibt er, dass es immerhin möglich sei, den Pfad der Lavaströme so ein Stück weit vorherzusehen, weil Lava bewegt sich ja auch gar nicht so schnell.
Und sie folgt auch dem Gefälle niedrig geliegener Flusstäler, natürlich logisch als Flüssigkeit.
Und genau diesen Befund verknüpft er mit seinem Glauben.
Und er schreibt dazu, Daraus kann man ersehen, wie wissend und wundersam der allwissende Herr den Lauf der Dinge lenkte, damit die erste Bedrohung und der gewaltige Vormarsch des Feuers nicht zu hart und ohne Vorwarnung auf einen Menschen oder sein Hab und Gut niedergingen, was sie sonst vielleicht getan hätten.
So hat der barmherzige Gott, nachdem er beschlossen hatte, ein Gebäude oder einen Bauernhof zu zerstören, jedem Einzelnen von der ersten bis zur letzten Minute genügend Zeit und Gelegenheit geklärt, gegeben, sein Leben und seinen Besitz zu retten, wenn er darauf geachtet hätte.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand finden lässt, der so undankbar ist, dass er gegen die Wahrheit dieser Aussage protestieren würde.
Franziska KonitzerJa, der Mann klingt wie ein Produkt seiner, ein Mensch seiner Zeit.
Karl UrbanTotal, aber auch unglaublich besonnen und ja, also er ist nicht gefühlsgetrieben, kann man glaube ich nicht behaupten.
Franziska KonitzerNein.
Karl UrbanJa, und man sieht aber, sein Glaube scheint unerschütterlich und auch seine Gemeinde kann er letztendlich auf diesen Pfad führen, denn der Höhepunkt für die Gemeinde kündigt sich im Juli 1783 an.
Die Ausbrüche laufen jetzt schon einige Wochen und er ist ja auch nur einer von mehreren Dorfpfarrern in der Gegend.
Allzu oft hat er in den letzten Tagen gesehen, wie andere benachbarte Gotteshäuser von den Naturgewalten zerstört worden sind.
Und auch in Prestbaki steht die Lava nun am Ortsrand.
Und Jörn Stenglimson eilt am 20.
Juli, einem Sonntag zur Kirche, genauso wie viele in der Gemeinde, zum Gottesdienst.
Und der Pfarrer schreibt über diesen Tag, er habe gefürchtet, hier zum letzten Mal zu predigen.
Und sein Bericht dieses Tages enthält viele Drama-Elemente.
Also er ist auch ein guter Storyteller.
Er schreibt zum Beispiel von Rauchschwaden, die aus den nahen Bergtälern über dem Ort hingen, wodurch die Kirche an diesem Morgen fast nicht mehr zu sehen war.
Es habe auch Donnerschläge gegeben, von denen die Kirchenglockens dröhnen begannen und so helle Blitze, dass sie das Innere der Kirche erleuchteten.
Und gleichzeitig dauerten die Erdbeben unentwegt an.
Also man hat schon ein Gefühl für diesen Tag und diesen Gottesdienst.
Und es habe trotzdem während des Gottesdienstes niemand erkennbar Angst gehabt.
Er habe die Predigt eine Spur länger als sonst gemacht, was er mit folgenden Satz rechtfertigt.
Es gibt keine Zeit, die lang genug ist, um zu Gott zu sprechen.
Franziska KonitzerJa, aber es ist ja auch wie eine Beruhigungstaktik, oder?
Ich meine, wenn du wenn du eine Menge Menschen vor dir hast, die wahrscheinlich schon auch Angst haben, du bist dann in dieser Gemeinschaft und wenn man diesen Menschen das Gefühl gibt, du als Pfarrer oder als, ja, verlierst nicht den Plot.
Das ist ja auch Beruhigung.
Also würde ich jetzt aus der Ferne sagen, ohne dass ich keine Ahnung davon hätte, hat er gut gemacht.
Karl UrbanGenau, vor allem wenn das jemand ist, der vermutlich so gut reden konnte, wie er schreiben konnte und dann einfach auch die Menschen mitnehmen konnte.
Aber was passierte eigentlich während dieses Gottesdienst mit der nahen Lavazunge?
Als Dengremson die Kirche nach diesem langen Gottesdienst verlässt, gemeinsam mit seiner Gemeinde, gibt es eine Überraschung.
Denn die Lava ist kein Stück näher gekommen.
Sie hat sich lediglich aufgetürmt, Schicht für Schicht, ohne sich weiter auszudehnen.
Und Dengremson erklärt das einerseits naturwissenschaftlich, da sei eine Senke gewesen.
Mit abfallendem Gefälle, 70 Klafter breit und 20 Klafter tief, schreibt er.
Und Franzi, wenn du dich fragst, wie viel das ist, ich habe keine Ahnung, denn die Einheit Klafter ist in der frühen Neuzeit regional sehr unterschiedlich definiert worden.
Ich weiß nicht, was man da auf Island verwendet hat, aber auf jeden Fall war da eine Senke in einer gewissen Größe.
Und wichtig ist, die Lava hat sich darin aufgetürmt, begann schon fest zu werden und damit unbeweglich.
Die Kirche scheint gerettet zu sein.
Die Situation ist allerdings immer noch gefährlich und die Situation für die Dorfbewohner schwierig.
Denn die Lava hat zwischenzeitlich wieder mal zwei nahe Flüsse aufgestaut, deren Wasser nun rauschend herbeiströmt und nicht weit entfernt ein neues Bett bildet, das auch Pferde nur schwimmend durchqueren können.
Die Gemeinde, die aber in diesem Moment die Kirche verlässt, kann dennoch fröhlicher kaum sein, weil sie von der Lava verschont worden ist.
Und dieser Gottesdienst von Jörn Steingrimson, der ist bis heute berühmt in Island.
Und dank seiner Berichte ist der in die isländische Geschichtsschreibung als Feuerpredigt eingegangen.
Aber natürlich ist danach nicht alles gut.
Insgesamt dauert die Lakeeruption acht Monate an.
Vom Juni 1783 bis zum Februar des Folgejahres.
Die ersten zwei Monate sind die heftigsten, was hervorbrechende Lava, Vulkangase und Asche angeht.
Danach ebbt die Aktivität immer weiter ab.
Aber dieser Ausbruch hat es in sich und zwar in absoluten Zahlen.
Es handelt sich nämlich weltweit um den zweitgrößten basaltischen Vulkanausbruch seit Beginn der Geschichtsschreibung.
Franziska KonitzerWas war denn der größte?
Karl UrbanUnd Franzi, falls du dich fragst, was der größte basaltische Ausbruch war.
Das waren die sogenannten Eltgjau-Feuer im Jahr 939 nach Christus.
Und die fanden auch auf Island nur wenige Kilometer von der späteren Laki-Spalte entfernt statt.
Die ausgeflossene Lavamenge an der Laki-Spalte jetzt war unvorstellbar groß.
Am Höhepunkt waren es über 5000 Kubikmeter pro Sekunde.
Das ist, in einer Sekunde sind es zwei bis drei olympische Schwimmbecken voll mit Lava.
Und Bohrungen zeigten jetzt vor einigen Jahren an der Ausbruchstelle türmte sich die Lava bis zu 60 Meter auf.
Also das, was dann da unten noch im Tal bei den Höfen angekommen ist, da ist oben erstmal sehr viel in den Bergen sehr viel absorbiert worden, bevor da mal was runtergelaufen ist.
Gleichzeitig handelt es sich bei den Luckyfeuern noch ein zweiter Superlativ weltweit um den Vulkanausbruch mit der zweithöchsten Aschemenge, die in historischer Zeit in die Atmosphäre geblasen wurde.
Und Franzi, falls du dich fragst, was der Ausbruch mit der größten Aschemenge in der Geschichte war, vielleicht hast du auch einen Tipp, wo der stattgefunden hat.
Franziska KonitzerWar das nicht das Ding bei Indonesien irgendwie?
Der Kracker, Aschermenge.
Karl UrbanDer Ausbruch mit der größten Aschermenge war der Ausbruch von Kattler im Jahr 1755, ein paar Dutzend Kilometer von Laki entfernt.
Und das ist genau der Ausbruch, den John Steingrimson als junger Mann selbst beobachtet hatte.
Franziska KonitzerAlso irgendwie denke ich mir, ich bin froh, dass ich nicht auf Island lebe.
Also da ist bestimmt wunderschön und überhaupt, aber irgendwie, da klingt ein bisschen volatil.
Karl UrbanJa, also was die Risiko, das Risikothema auf Island, dazu erzähle ich dir gleich noch ein paar Sachen.
Aber nur nochmal zum Vergleich für die Aschermenge, weil es gibt ja durchaus immer mal wieder große Vulkanausbrüche.
Ein relativ bekannter ist der Ausbruch des Mount St.
Helens im Jahr 1980 in den USA.
Ich glaube, in Oregon ist das gewesen.
Und da ist ja quasi ein halber Berg explodiert.
Da ist sehr viel Asche rausgekommen.
Aber Lucky setzte doppelt so viel Asche frei wie der Mount St.
Helens.
Also es war wirklich viel.
Und allein in den ersten Tagen kamen ungefähr sechs Kubikkilometer vulkanisches Material zutage.
Also ein sechs Kilometer mal Kilometer mal Kilometer Würfel sozusagen.
Und ich fand es lustig, dass du jetzt in unserem Einstieg die Flutbasalte erwähnst, weil dieser Laki-Ausbruch, das hatte ich hier da schon im Skript stehen, ist der Ausbruch in historischer Zeit, der am nächsten den erdgeschichtlichen Flutbasalt-Ausbrüchen kommt.
Also der ist natürlich noch wahrscheinlich ein, zwei Größenordnungen unter dem, was es am Ende der Permzeit gab oder auch kurz vor dem Aussterben der Ninosaurier Da gab es ja diese indischen Deccantrapp-Basalte.
Das waren auch so Flut-Basalte.
Das waren Astrogeofolgen 64 und 86.
Und das war deutlich mehr Lava.
Und das waren ja auch so Ausbruchsserien, die dann teilweise Jahrhunderte bis Jahrtausende anhielten.
Aber genau, das ist das, was man in den Studien oder ja doch in den Studien zu den Luckyfeuern findet, ist das wirklich so eine Art Flut-Basalte-Ausbruch im Kleinen.
Franziska KonitzerAlso verstehe ich dich richtig also da ist jetzt kein weil wenn ich mir vorstelle erstmal Vulkanausbruch, denke ich so naja ein Vulkanberg halt mit, schnupsi oben drin, also eine Öffnung und dann macht es bumm und dann explodiert dieser Vulkan und das hier ist jetzt aber eher so, dass da wirklich Spalten in der Erde und ist eher rausgequollen, und ausgebrochen, also dass da nicht so ein klassischer, wie so ein Dreikigervulkan explodiert ist.
Karl UrbanAlso eigentlich ist es eine Spalteneruption, die in Island häufig sind, weil Island ja quasi eine Fortsetzung des mitteloseanischen Rückens sind und das ist ja quasi die Plattengrenze.
Es ist in Island ein bisschen komplizierter, weil es auch noch einen Hotspot gibt, also quasi eine Magmaquelle im Erdmantel, die wahrscheinlich sogar von der Grenze vom Erdkern kommt.
Und das spielt hier zusammen und passiert ja auch schon ein paar Millionen Jahre ist da Aktivität und dann gibt es auch Aufschmelzungsprozesse in der Tiefe.
Aber viele der isländischen Vulkane bilden trotzdem diese Spalten, die einfach der Plattengrenze so grob folgen.
Da gibt es dann mehrere Seitenabzweigungen und aus der fließt einfach Lava aus, aber das kann auch durchaus explodieren, weil ich hatte ja das Wasser erwähnt, deswegen kann es da eine Dampfexplosion geben.
Franziska KonitzerJa, das ist klar, weil du hast ja auch gesagt, du hast noch nie einen Vulkan erklungen, aber diesen Laki, da war nichts zum Erklimmen, weil Spalt.
Okay, genau.
Karl UrbanAber das heißt nicht, dass es in Island nicht auch diese klassischen Kegelvulkane gibt.
Also der Kattler zum Beispiel, da liegt der Mirdaals Jukic drauf, also liegt ein großer Gletscher drauf.
Franziska KonitzerBitte was nochmal, nochmal, nochmal.
Karl UrbanAlso das isländische Wort für Gletscher ist Jukic.
Ja, und deswegen liegt ja der Mirdalsjöketl drauf.
Das ist einer der großen Gletscher, die auch nicht weit von diesem Dorf hier entfernt sind.
Und Kattler ist halt tatsächlich auch so ein richtig schöner Vulkanberg.
Franziska KonitzerKattler klingt wie irgendwie so ein geiler Bösewicht aus irgendeiner Fantasy-Erzählung.
Karl UrbanFun Fact, es gibt eine Erzählung von Astrid Lindgren, die Gebrüderlöwenherz.
Franziska KonitzerKattler, war das nicht irgendwie so eine Spinne oder irgendwie sowas ganz Furchtbares?
Karl UrbanNee, das ist ein Lindwurm oder ein Drachen.
Oh, Kattler, war das die Brüder Löwenherz?
Das ist in den Gebrüdern Löwenherz am Ende, da gibt es so einen Showdown.
Franziska KonitzerDas ist ein Wunder, die Brüder Löwenherz ist ein wunderschönes Kinderbuch, was mir das Herz rausgerissen hat, mehrmals, weil ich habe es mehrmals gelesen, es ist wunderschön, aber daher kam mir der Name bekannt vor, Kattler, ja klar.
Karl UrbanJa, genau, also da gibt es Verknüpfungen von Literatur, ich denke mal auch von Mythologie und hier dem Vulkan.
Ich weiß jetzt nicht genau, was zuerst da war.
Also Astrid Linkring kam auf jeden Fall am Schluss.
Franziska KonitzerKam nach dem Vulkan.
Aber gut, das hier ist jetzt eine Spalteneruption.
Karl UrbanEine Spalteneruption mit größeren Explosionen.
Und ich hatte ja gerade geredet von den Flutbasalten in der Erdgeschichte, und warum Lucky aber trotzdem schon in die Richtung geht, sieht man daran, wie die globalen Auswirkungen dieser Larki-Eruption waren.
Weil die gab es.
Franziska KonitzerDas denke ich mir, wenn du sagst, das war so viel Asche, da hat das Erdklima ein paar Jahre davon was gehabt, oder?
Genau.
Karl UrbanJa, also, wenn man sich die Timeline nochmal anguckt, der Ausbruch begann im Juni und zwischen Juni und August, so in den ersten zwei bis drei Monaten, gab es vor allen Dingen diese gewaltigen Detonationen, wo sehr viel Wasser verdampft ist, dass da einfach existierte, wegen den nahen Gletschern, den ganzen Flüssen, sehr viel Grundwasser.
Und das ist halt immer wieder in Kontakt mit der fast 1000 Grad heißen Magma gekommen.
Und diese Detonationen haben Vulkangase und Asche in sehr große Höhen geschleudert.
Das ist ein wichtiger Faktor, wenn ein Vulkan globale Auswirkungen hervorrufen möchte.
Und das weiß man, weil man in moderner Zeit anhand von Beobachtungen, wo überall diese Asche gefunden wurde, abgelagert wurde, mit Wettermodellen verknüpft hat.
Und natürlich auch die Beobachtungen, die in Island gemacht wurden, ausgewertet hat.
Und demnach war diese Eruptionssäule für Asche und Gase über der Larki-Spalte 13 Kilometer hoch und.
Die entstand nicht einfach und dann ist sie wieder abgesunken, sondern in diesen ersten drei Monaten wurde die ständig neu gespeist.
Also da kam ständig neues Material, was in diese sehr großen Höhen geschleudert wurde.
Und dieses vulkanische Material ist dann mit den westlich gerichteten Jetstream-Winden Richtung Europa und Asien transportiert worden.
Das waren große Mengen Schwefel, die innerhalb weniger Tage mit Wasserdampf in der Luft und Wasserdampf entsteht auch bei Vulkaneruptionen.
Also es war sehr viel Wasserdampf auch in dieser Schicht, in dieser Luftschicht, die bildeten, reagierten zusammen zu Schwefelsäure.
Und diese Fracht erreichte überraschend schnell Europa und zwar ungefähr innerhalb von 16 Stunden.
Und dort wird nun ein Phänomen beschrieben, das je nach Land unterschiedliche Begriffe findet, also gibt es verschiedene Wörter für, aber eins ist trockener Nebel.
Und dieser trockene Nebel, der senkte sich auf das sommerliche Europa nieder.
Und dadurch, warum wird das als Nebel beschrieben?
Weil die Sicht plötzlich sehr stark abnimmt, wie bei normalem Nebel.
Aber die Luft ist trotzdem nicht feucht, sondern sie ist trocken.
Also es ist ein ganz komisches Phänomen.
Man hat keine Entsprechung in unserem normalen Alltag.
Aber das Resultat ist erstmal identisch zu Nebel.
Also es gibt kaum Sonnenlicht, was den Erdboden erreicht.
Was schon mal per se das Pflanzenwachstum hemmt.
Aber das ist nicht das größte Problem, weil diese Schwefelverbindungen in der Luft tatsächlich den Wasserdampf so effektiv aus der Luft gebunden haben durch die chemischen Reaktionen zur Schwefelsäure, dass es europaweit zu einer Dürre kommt.
Und wenn es zwischendurch doch mal regnet, dann ist dieser Regen durch die Schwefelsäure sehr sauer und das verdirbt wie schon auf Island fast überall die heranwachsende Ernte.
Das Getreide wirkt nach solchen Regenschauern wie verbrannt und auch Bäume verlieren ihre Blätter.
Und ziemlich direkt beginnen auch in Europa die Menschen zu leiden.
Dieser schweflige Geruch des Regenwassers wird zum Beispiel aus England oder Holland berichtet, wo Menschen auch über Kopfschmerzen und Atembeschwerden klagen.
Und durch die Missernten steigen auch die Nahrungsmittelpreise.
Es kommt zu Hungersnöten.
Und 1783 geht als Jahr ohne Sommer in die Geschichte ein.
Franziska KonitzerAch, das war das Jahr ohne Sommer.
Karl UrbanJa, vielleicht gab es mehrere, aber das war auf jeden Fall das, wo es auf jeden Fall sehr, sehr, sehr zutrifft.
Und eine ohnehin instabile, politisch instabile Zeit in Europa wird dadurch sozial weiter angeheizt und immerhin sechs Jahre später bricht ja die französische Revolution aus und ob es die jetzt ohne Lucky Feuer auf Island gegeben hätte, lässt sich natürlich nicht sagen und ist auch eher eine Frage für Historiker, aber erstaunlich ist, wie weit, räumlich, wie weit diese klimatischen Folgen des Ausbruchs reichten, Nämlich nicht nur nach West-, Mittel- und Osteuropa bis nach Russland.
Selbst in Japan wird für 1783 von einem ungewöhnlichen Wetter und von Missernten berichtet und von Hungersnöten.
Wobei da der ursächliche Zusammenhang ein bisschen schwieriger zu belegen ist.
Also diese Klimathemen, die im Zusammenhang mit so Vulkanausbrüchen, die so lange her sind, das ist nicht so einfach.
Aber wenn wir jetzt in Europa bleiben, das ist ganz klar der Zusammenhang, warum ein Vulkanausbruch auf Island damals so weitreichende Folgen haben konnte.
Da gibt es vermutlich zwei wichtige Gründe.
Einerseits, weil es so viel Material war, also vor allem diese Schwefeemission.
Diese Schwefeemission, dieser Output in absoluten Zahlen entspricht grob dem Schwefeoutput aller Kohlekraftwerke der Welt von heute, pro Jahr.
Ja gut, machen wir heute auch, aber natürlich konzentriert auf eine Quelle, also nur in Island sozusagen.
Also man stelle alle heutigen Kohlekraftwerke in südliche Island und lasse dann diese Emissionen auch nur innerhalb von drei Monaten und nicht innerhalb eines Jahres rauskommen und dann direkt mit einem Wind von West nach Ost nach Europa transportieren.
Und das war der eine Faktor.
Der zweite Faktor war die Höhe, in die die Gase und die Asche gelangte, denn über zehn Kilometern hoch endet die Troposphäre, wo sich unser Wetter maßgeblich abspielt und es beginnt die darüber liegende Schicht der Stratosphäre und wenn Stoffe mal in solche Höhen gelangen, also es gibt wenig Stoffaustausch eigentlich zwischen Stratosphäre und Troposphäre, dann bleiben sie lange dort Und deswegen wird es nicht direkt wieder rausgewaschen und fällt ins Meer, sondern es bleibt da, kann weit transportiert werden und kann sich dann auch über eine sehr große Fläche verteilen.
Ja, also soviel zur wenig erfreulichen Katastrophengeschichte.
Und jetzt hatte ich ja auch schon meine Reise angeteasert und ich war auch gerade wegen eines Vulkanausbruchs auf Island.
Und deswegen will ich dir noch ein paar Dinge sagen, die ich da so mitbekommen habe, erlebt habe und auch was das Risiko angeht, gelernt habe.
Erstmal ist es so, in Island brechen durchschnittlich alle zwei bis drei Jahre Vulkane aus.
Also bricht alle zwei bis drei Jahre ein Vulkan aus, so muss man es formulieren.
Die Insel hat gut 30 Vulkane, die als aktiv gelten.
Die allermeisten dieser Vulkanausbrüche haben aber keine so schwerwiegenden Folgen.
Also selbst lokal auf der Insel gibt es keine so schwerwiegenden Folgen.
Und so etwas wie die Larki-Spalte von 1783, das ist zum Glück auch dort extrem selten.
Also die Statistik sagt so alle 300 bis 1000 Jahre einmal.
Franziska KonitzerGenau, dann bin wir aber wieder so weit.
Karl UrbanJa, genau.
Wobei ja, also 1000 Jahre wäre länger.
Das ist ja eine große Schwankung.
Ich bin ja Anfang März jetzt 2025 hingeflogen, weil es auch gerade ein eher unübliches vulkanisches Phänomen dort gibt.
Und zwar nicht ganz im Süden, wo die Lagispalte aktiv war, sondern eher im Südwesten.
Ungefähr 40 Kilometer südlich der Hauptstadt, Reykjavik.
Dort liegt die Reykjanes-Halbinsel.
Das ist so eine eher flache Ebene mit ein paar mittelgroßen Bergen drauf.
Da ist auch der internationale Flughafen und so ein paar kleine Fischerstädtchen.
Und in der Nähe von einem dieser Fischerstädtchen gibt es seit 2021 in ziemlicher Regelmäßigkeit Vulkanausbrüche.
Das sind auch so Spaltenvulkane.
Und im letzten Jahr ging das dann aber ziemlich zur Sache.
Da ist der Lava-Output ziemlich hochgegangen.
Da gab es nämlich innerhalb von zwölf Monaten ganze sechs Ausbrüche.
Und wenn ich sage Ausbrüche, dann sind das halt diese einige Kilometer langen Spalten, die sich auftun, aus denen Lava austritt und durch die Gegend fließt.
Aber es gibt andererseits bei Laki keine Dampfexplosionen, die bis hoch in die Stratosphäre reichen und auch der Anteil von giftigen Gasen ist ziemlich niedrig, was vermutlich einfach mit der Chemie der Lava zusammenhängt.
Also das ist sehr davon abhängig, was in der Tiefe so aufgeschmolzen wird, ob das eher das Material ist, was direkt aus dem Erdmantel hochkommt oder ob es noch Mischprozesse gibt in der Tiefe und in dem Fall immerhin wenig giftige Gase.
Und deswegen wurden diese Ausbrüche in den letzten Jahren auch als Touristeneruptionen bezeichnet.
Franziska KonitzerAls Touristen von den Menschen auf Island selbst?
Karl UrbanVon den Menschen auf Island.
Also ich habe da mit einigen geredet.
Das ist so ein verbreiteter Begriff für diese Ausbrüche.
Man kann da einfach, wenn es mal wieder losgegangen ist, an einem Wanderparkplatz halten, ein paar Meter laufen, sich an eine Vulkanspalte setzen und die Sicht genießen und picknicken.
Was ist die Gonda?
Naja, also Grad 21, das waren die unproblematischsten.
Da musste man zwar ein ganzes Stück laufen, ich glaube 5, 6, 7 Kilometer, aber dann war das wie so ein Amphitheater, also das war wie so ein Tal.
Du konntest dich so auf den oberen Rand von diesem Tal setzen und in der Mitte war gerade so ein Mordor-Krater entstanden und da spritzte die Lava so ein paar 20, 30 Meter hoch und floss so durch die Gegend, und man konnte einfach sitzen und zugucken.
Franziska KonitzerAlso einerseits ist es ja, ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Also einerseits wahrscheinlich würde ich da auch zugucken, wenn ich da wäre.
Aber irgendwie finde ich es auch komisch.
Oder?
Karl UrbanEin weiteres Element zu Touristenausbrüche ist ja, dass es viel zu viele Touristen auf Island gibt.
Das sage ich als Island-Tourist, aber der erste Ausbruch war ja 21.
Und da war kein Tourist auf Island durch Corona.
Und die Isländer hatten den Ausbruch für sich und das war wohl, das war wirklich so ein Volksfest-Moment.
Also man konnte überhaupt mal wieder raus unter die Leute und war ja im Freien und dann ist man da halt hingegangen zum Picknicken.
Also das war so Stereotyper kann man sich die Isländer nicht vorstellen.
Franziska KonitzerEcht?
Also, ja gut, die Stereotyper würde für mich ja, weil sie irgendwie Topscure irgendwie diesen komischen, vergorenen Fisch, der ist nicht komisch, der ist halt nur vergoren.
Karl UrbanVielleicht sollten sie auch nur noch auf dem Islandpferd dahin reiten, hintöten und so, aber genau.
Franziska KonitzerTöten, an das Wort habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht.
Diese spezielle Gangart ist das, von diesen Islandpferden.
Nein, um Gottes Willen, das ist ja, ich will darüber auch gar nicht urteilen, kann ich auch nicht.
Ich war noch nicht da und ich bin auch offensichtlich nicht von dort.
Ich finde nur die Vorstellung, also, Und ja, es ist ein wohliges Grusel oder irgendwie sowas.
Aber ich stelle mir vor, ich reise als Tourist extra nach Island und gucke in eine Vulkanspalte rein.
Andererseits, mein Gott, ich mache ja dabei, die ist halt da.
Karl UrbanDie Gefahr war tatsächlich gering.
Also es gibt dann zwei Leute, die dann irgendwie sagen, da ist doch so eine Kruste auf der Lava, da kann ich jetzt drüber laufen.
Also da gibt es dann immer Leute, die sind bescheuert.
Aber wenn man so ein paar Grundregeln, also man muss mal wissen, wie der Wind steht, weil ein bisschen dampfen diese Dinge halt schon, dass man eher den Wind im Rücken hat und so.
Und dann kann eigentlich wirklich nicht viel passieren bei dieser Art von Ausbrüchen.
Franziska KonitzerHast du auch reingeguckt?
Karl UrbanJa, bei mir war leider gerade nichts.
Also bei mir war gerade Pause.
Franziska KonitzerWie bei dir war nichts.
Da ist einfach nur so Spalte und dann ist da nichts.
Da ist einfach nur so Loch in der Erde.
Karl UrbanGenau, da ist Loch in der Erde und das, was mal Lava war, ist jetzt halt schon wieder erkaltet.
Das ist quasi schwarzes Gestein geworden.
Franziska KonitzerAlso musst du nochmal hin.
Karl UrbanJa, also es war tatsächlich so, es gab eine Pause und drei Wochen, nachdem ich wieder zurück war, gab es den nächsten Ausbruch.
Also ich war gerade in der Pause da, was den Vorteil hatte, dass ich einige Experten sprechen konnte, die sonst wahrscheinlich keine Zeit für mich gehabt hatten.
Franziska KonitzerJa, ordentlich.
Karl UrbanUnd davon will ich dir noch erzählen und vielleicht einmal ein Aspekt, dass sich jetzt gerade im letzten Jahr, haben sich schon ein paar Sachen verschoben, zumindest für die Isländer dieser Ausbruch jetzt auch nicht mehr so lustig gemacht hat.
Und das liegt daran, dass sich die Orte, wo sich diese Spalten auftun, verlagert haben.
Und, Jetzt sind wir ja im 21.
Jahrhundert und nicht mehr im 18.
Jahrhundert und es geht jetzt halt nicht mehr um Bauernhöfe und Viehweiden, sondern es geht in diesem Fall um eine größere Siedlung mit über 3000 Einwohnern.
Es geht um ein großes Geothermiekraftwerk, was die gesamte Halbinsel versorgt mit Wärme und Strom und es geht um die Blaue Lagune, ein bei Touristen sehr beliebtes Thermalbad.
Und diese drei Orte wollte man schützen gegen die Lava und ich habe vor Ort einen Menschen gefunden, der da ziemlich involviert war in die Lava-Abwehr Also Lava-Abwehr.
Franziska KonitzerAlso nicht, okay Ich erzähle dir gleich.
Karl UrbanWas das bedeutet, genau also man möchte sozusagen, man kann nicht verhindern, dass sie rauskommt aber man kann natürlich versuchen sie zu lenken und zu verhindern, dass sie an Orte fließt, wo sie nicht sein soll und Dinge kaputt macht Wow.
Und ich habe da einen Menschen gefunden, der da ganz maßgeblich mit beteiligt war.
Er hat mir gesagt, er ist so eine Mischung aus Bauingenieur, Zivilschutzhelfer und Geologe.
Also er hat alles gemacht und macht auch alles.
Und was mir jetzt erst vor ein paar Tagen beim Aufschreiben dieser Folge aufgeschrieben hat, ist sein Name, ist nämlich ein bisschen lustig.
Dieser moderne Tausendsasser heißt Jon Hökel Steingrimson.
Also er heißt fast wie unser Pfarrer, er hat noch einen zweiten Vornamen, was vermutlich einfach Zufall ist.
Also in Island tragen die Kinder ja den Namen eines Elternteils im Nachnamen und deswegen ist der Zusammenhang zum Pfarrer im 18.
Jahrhundert wahrscheinlich wirklich reiner Zufall.
Aber Jon Höggis Denkrimson, der hat mir diese Bollwerke gezeigt, die man zum Schutz gegen die Lava gebaut hat.
Und Bollwerk heißt, die haben einfach ziemlich hohe Dämme aufgeschüttet.
Die sind bis zu 16 Meter hoch.
Also das sind das fünfstöckige Gebäude quasi aus lockerem Schotter.
Da waren monatelang ziemlich große Bagger und Lastwagen unterwegs.
Und ich habe mir von Jon Höcke erklären lassen, wie sie eigentlich dahin gekommen sind, zu wissen, wie man diese Barrieren baut und dass die auch funktionieren.
Und das ist jetzt ein längeres Zitat auf Englisch, auf Islandisch Englisch.
Ich werde dir das dann oder euch das dann hinterher noch übersetzen.
Also er sagt, bei der ersten Touristeneruption bei einem Berg namens Fagradazviat im Jahr 2021, da haben sie so ein paar von diesen Testbarrieren gebaut, also von diesen Dämmen und sie haben sich damals Damals, damals gab es noch keine Infrastruktur, die gefährdet war, aber sie haben einfach schon mal ein paar gebaut, irgendwo in die Landschaft und haben sich die Frage gestellt, was passiert denn eigentlich, wenn die Lava diese Barrieren berührt?
Also wenn die wegblasen oder wenn die geschmolzen oder was passiert genau?
Und Jörn Höcke sagt, diese Tests waren von unschätzbarem Wert, denn aus dieser Erfahrung heraus hatten sie dann die Zuversicht, das zu tun, was sie getan haben.
Und was sie getan haben, ist, also ich finde bemerkenswert, auch einfach die Parallele zu dem anderen Jörn Steingrimson vor 240 Jahren.
Man weiß ja erstmal nicht, wie sich Lava genau verhält.
Also damals hatte man Angst, also im 18.
Jahrhundert, dass Lava die ganzen Berge schmilzt und real kam sie aber dann durch die Flusstäler geflossen und auch in der Gegenwart war nicht ganz klar, wie die Lava mit einem von Menschen aufgeschütteten Deich interagieren würde oder Damm oder er sagt Barriere.
Aber jetzt kann man sagen, dieser Dammbau hat ziemlich gut funktioniert und die Blaue Lagune und das Kraftwerk stehen noch.
Franziska KonitzerAlso war aber auch nochmal Lava an dem Damm dran?
Karl UrbanJa, sie haben, wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, sie haben zwölf Dämme gebaut und mittlerweile ist an zehn von denen auch Lava dran.
Franziska KonitzerAber dann muss ich ja mit der Zeit lang, oder wie hoch ist denn die Lava?
Du hast gesagt, der Damm ist 16 Meter hoch und die Lava ist an dem Damm dran.
Wie hoch ist die?
Weil wenn die Lava irgendwann auch mal 16 Meter hoch an dem Damm dran ist, dann muss ich den Damm ja höher machen und dann habe ich irgendwann einen 50 Meter hohen Damm.
Karl UrbanKorrekt, das ist das Problem.
Nein, wirklich?
Ja, das ist genau das Problem, weil ich meine, Damm suggeriert ja, dass es wie an der Nordsee ist und du hast halt Wasser, aber der Unterschied… Aber das fließt ja nicht ab.
Genau, die Lava fließt ran, aber die ist ja so deutlich zähflüssiger als Honig und die bleibt dann da einfach und wird dann fest und dann ist sie Gestein.
Und also hier das Beispiel, wir sind auf diesem Damm rumgefahren, der hat mich da mit dem Geländewagen hochgefahren, sehr steil.
Da waren auch ständig Bagger hin und her und waren dabei, den Damm noch weiter zu erhöhen.
Und da denkst du, auf der einen Seite ist da dieses Kraftwerk und so, ja, es geht sehr weit hoch.
Und auf der anderen Seite guckst du runter, okay, da geht es jetzt nur noch drei Meter runter.
Auf der anderen Seite, und da war halt schon die Lava wieder fest geworden und die müssen halt einfach ständig das erhöhen.
Und sich halt auch jedes Mal wieder neu überlegen, okay, aktuelles digitales Geländemodell, wie fließt die Lava denn, wenn die jetzt wiederkommen würde, wie fließt die denn jetzt?
Weil auch die alte Schicht Lava, die jetzt gerade geflossen ist, die verändert das Terrain komplett.
Wir waren dann auf diesem Damm ganz oben und hat er gesagt, ja, also hier, wo wir gerade stehen, war letztes Jahr vor ein paar Monaten der Parkplatz des Schwimmbades.
Der ist jetzt allerdings sechs Meter unter uns von Lava begraben.
Ja, also das ist herausfordernd, aber sie waren doch relativ erfolgreich.
Bis auf eine Ausnahme, also dieser eine Fischerort, der heißt Grinderweg, ist mittlerweile auch dadurch ein bisschen bekannt.
Den hat es leider etwas schwerer getroffen, gar nicht so sehr durch Lava.
Also es gab eine Lavazunge, die mal umgekehrt.
Deren Spalte sich einfach auch ein Stück weit hinter dem Damm geöffnet hat.
Und da ist ein bisschen Lava sozusagen dann auf der falschen Seite Richtung Ort geflossen.
Die hat aber nur drei Häuser überrollt, was gemessen an einem Ort von 3000 Einwohnern jetzt nicht so viel ist.
Aber leider gab es sehr starke Bodenbewegungen in dem Ort und Erdbeben.
Und teilweise hat sich der Boden um mehrere Meter gehoben.
Das sieht man, wenn man durch den Ort heute fährt.
Also man darf da reinfahren oder durfte es im März, als ich da war und da macht die Straße plötzlich mal irgendwie, gibt es Stellen, wo wie so eine Rampe in der Straße ist und man fährt mehrere Meter hoch und wenn an der Stelle halt ein Haus ist, dann ist das halt auch ziemlich kaputt.
Also da gab es Häuser mit Riesenrissen drin und es sind viele Häuser einsturzgefährdet.
Der größte Teil des Ortes ist aber tatsächlich unbeschädigt, ist zur Zeit verlassen, aber die wollen eigentlich auch möglichst bald zurückkehren.
Ich habe mir auch ziemlich genau das alles erklären lassen und auch mit Grinder Wikern, die übrigens in Island intern auch Grinder Wikinger genannt werden mit denen habe ich mich unterhalten wenn euch das interessiert, dann empfehle ich in die halbstündige Sendung reinzuhören die ich darüber im Deutschlandfunk gemacht habe den Link werde ich in die Shownotes packen, weil ich würde gerne jetzt zum Abschluss nochmal zu Laki zurückkehren und die Gefahr die auch heute existiert, dass sowas vielleicht nochmal passiert.
Und das ist ja die Frage.
Also wenn es einen Ausbruch gäbe mit so extremen Aschemengen in großen Höhen, diesem Trockennebel, der sich auf ganze Kontinente niederschlägt, mit einem Jahr ohne Sommer, Was wären die Auswirkungen davon?
Und wie wahrscheinlich ist das eigentlich?
Franziska KonitzerAuf unsere heutige Welt.
Karl UrbanGenau.
Franziska KonitzerErstmal wäre das Geschrei groß, dass man den Flugverkehrer einstellen muss.
Karl UrbanGenau.
Franziska KonitzerDas hatten wir ja schon mal.
Karl UrbanBevor ich dazu was sage, eine kleine Bitte an euch da draußen.
Wir wollen nämlich diesen Podcast hier wirklich gerne häufiger, intensiver und schöner machen.
Denn bisher ist er für Franzi und für mich ein Hobby.
Und deshalb denkt doch bitte über regelmäßige Spenden an uns nach, falls ihr uns noch nichts spendet.
Egal wie viel oder wie wenig es ist, das hilft uns alles.
Und auf welchen Wegen das geht, das erzählen wir euch dann ganz am Ende dieser Folge.
Genau, aber Franzi, zurück zu der Frage, was ein Ausbruch wie die Luckyfeuer, wie die sich eigentlich auf die heutige Welt auswirken würden.
Und ich habe in Reykjavik mit mehreren Vulkanologen darüber gesprochen und einer von ihnen war Pout Einerson, ein bereits pensionierter, aber noch sehr aktiver Forscher.
Und der wies mich darauf hin, dass ja nicht nur die Art des Vulkanausbruchs eine Rolle spielen, sondern auch das Wetter.
Und der vergleicht dann ein paar Ausbrüche, die in den letzten 15 Jahren in relativ kurzer, junger Vergangenheit stattgefunden haben.
und einer davon war der Achtung, Eyjafjallajökull im Jahr 2010.
Und so sage ich es, er sagt es gleich auch nochmal, da klingt es nochmal anders.
Auf jeden Fall, dessen Asche hat ja dafür gesorgt, dass eine Woche lang, ich glaube es waren ungefähr acht Tage, der Flugverkehr in Europa nicht stattfinden durfte, keine Flugzeuge mehr starten durften.
Und da hat er einen ganz interessanten Vergleich gebracht.
Das ist wieder ein englischer O-Ton, den ich übersetzen werde hinterher.
Also Pautl sagt, der Ausbruch des Eyjafjallajökötl hatte ziemliche Auswirkungen auf die Luftfahrt, das im Jahr 2010, aber das war ein relativ kleiner Ausbruch in absoluten Zahlen, der erst durch die Art des Ausbruchs mit viel Asche und anderen Bedingungen diese Auswirkungen auf den weltweiten Flugverkehr hatte.
Der lokale Flugverkehr auf Island war dagegen kurioserweise nicht betroffen, weil über Island ist die Asche halt nicht geblieben.
Und es gab aber ein Jahr später, im Jahr 2011, dann einen viel größeren Ausbruch des Vulkans Grimswirt.
Das ist auch einer der größten Vulkane in Island übrigens.
Und da gab es viel mehr Asche, die frei geworden ist.
Aber diese Eruption war halt sehr kurz, aber dafür sehr intensiv.
Und er produzierte auch eine sehr hohe Eruptionssäule, die aber dann in die Arktis geblasen wurde, weil der Wind eher nach Norden geweht hat.
Und dadurch gab es quasi keine Auswirkungen auf menschliche Zivilisation.
Genau, also man kann sagen, es muss schon einiges zusammenkommen.
Der richtige Vulkan, die richtige Lava, die richtige Schadstoffmenge, die richtige Windrichtung.
Und wie wir am Beispiel 1783 gesehen haben, für die schlimmstmöglichen Folgen spielt auch noch die Jahreszeit eine Rolle.
Zum Beispiel am Anfang des Sommers, wenn auf der Nordhemisphäre gerade die Felder bestellt werden und das Vieh auf den Weiden steht.
Und wenn das alles zusammenkommt, was für Folgen hätte das in unserer heutigen Welt?
Und das ist keine einfache Frage, aber natürlich haben sich Forschende damit beschäftigt, weil es ja durchaus ein realistisches Szenario ist.
Und es gibt ein sehr spannendes Review-Paper über die Luckyfeuer, das im Jahr 2003 erschienen ist, also sieben Jahre vor dem Ausbruch des Ejafjallajököt.
Und da steht folgender schöner Satz drin.
Rauch, wie vom Larki-Ausbruch, wäre ein Sicherheitsrisiko und dürfte viele Flugzeuge über weite Teile Europas und Nordamerikas dazu zwingen, am Boden zu bleiben.
Also auch das war schon vorhergesehen.
Ich habe nochmal nachgesehen, ich hatte es aber ja auch erwähnt, 2010 waren das acht Tage, die dieses Flugverbot gegolten hat.
Und trotzdem war das damals ein riesiges Thema und hat auch wirtschaftliche Milliardeneinbußen verursacht.
Aber die intensivste Ausbruchsphase bei den Larki-Feuern, die dauerte ja drei Monate.
Also allein das Problem des Flugverkehrs wäre heute schon gigantisch.
Aber wie sieht es mit den gesundheitlichen Folgen aus?
Auch dazu wurden Studien gemacht, speziell zu der Frage, wie sehr eine Larki-artige Eruption die Menschen in Europa heute beeinträchtigen würden.
Und was man sagen kann, es gab damals im 18.
Jahrhundert ja nicht nur Berichte über Beschwerden bei vielen Menschen, Gerade bei solchen, die zu Atemerkrankungen neigten.
Es gibt auch eine klar dokumentierte Übersterblichkeit, die sich in den Sterberegistern jener Zeit niederschlägt.
Und was man in den letzten Jahren jetzt sehr gut untersucht hat, ist ja die Rolle von Feinstaub auf die Übersterblichkeit in einer Bevölkerung.
Also heute natürlich im Zusammenhang mit Diesel- und Benzinautos oder Kraftwerken.
Aber die Vulkanasche, gepaart mit saurem Regen und Flur, auch ein sehr giftiges Gas, das aus Vulkaren rauskommt, die ähneln sich physikalisch und chemisch ziemlich stark mit dem, was aus Verbrennungsmotoren kommt.
Und da haben forschende Modelle gerechnet, was ein starker Anstieg dieser Schadstoffe durch eine Laki-artige Eruption auf Island für Europa bedeuten würde.
Und sie kam auf eine Zahl von ungefähr 80.000 zusätzlichen Todesfällen in Europa.
Vor allem durch einen starken Anstieg von Herz- und Lungenerkrankungen.
Das ist natürlich nur ein Ausschnitt.
Es gibt andere Wirkmechanismen, es gibt das Klima, es gibt Schadstoffe, die Landwirtschaft und all das zusammen dürfte definitiv schwerwiegende Folgen nicht nur für Mensch und Umwelt, sondern auch für den Lauf der Weltpolitik haben.
Ich hatte ja von der französischen Revolution erzählt, die sich sechs Jahre nach den Luckyfeuern entlud.
Und ich würde aber sagen, der Zustand der Welt und die Zahl sowieso vorhandener Krisenherde und letzten Endes die Resilienz im System wäre dann in so einem Moment wahrscheinlich entscheidend.
Also da können wir uns zusammen überlegen, ob unsere Welt heute besser mit so einer vulkanischen Katastrophe klarkäme.
Also wir sind ja technologisch anders aufgestellt.
Ich denke auch die allgemeine Gesundheit in der Bevölkerung ist viel besser, als sie im 18.
Jahrhundert war.
Deswegen, ja, ich finde, das ist eine Frage, die zumindest für mich, für meine Expertise hier zu weit führt.
Aber kann sich jeder selber überlegen.
Franziska KonitzerJa, kann sich jeder selber überlegen.
Ich muss nur, ich meine, das ist vielleicht auch ein zu naher Schluss, aber...
Als du von dem zweiten Herrn Steingrüngsen, ich hoffe, ich habe seinen Namen nicht komplett ermordet.
Karl UrbanDas war genau richtig.
Franziska KonitzerAuf dem Damm erzählt hast, musste ich an die Beschreibung von deinem ersten Pfarrer Steingrüngsen denken, der angesichts dieser Lavamassen zumindest in seinem öffentlichen Bericht noch positiv gewertet hat, dass der Gott, an den er geglaubt hat, das verursacht hat, dass das in diesen Flusstälern abfließt.
Aber in dem Sinne, er hat nicht damit gehadert.
Er wusste offensichtlich auch, dass es komplett sinnlos ist, das Ganze aufzuhalten.
Und er hat sich in dem Sinne angepasst.
Und damit der Versuch der Neuzeit, nee, wir passen uns überhaupt nicht an, hier sind wir und wir bleiben da.
Und wir bauen jetzt einfach einen immer höheren Damm, den man ja ad absurdum dann irgendwann mit einem Turmbau zu Babel vergleichen könnte.
Also ohne über diese Menschen zu werten oder sowas, das ist vollkommen, aber als, Gottes Willen, aber als Sinnbild diese unterschiedlichen Einstellungen.
Von daher kann, natürlich, ich kann es auch nicht sagen, aber das ist sehr, das Handball heutzutage versucht man ja immer auf, oder oft auf Teufel komm raus.
Das ist halt zu bewahren, was von Menschen gemacht ist.
Karl UrbanWeil wir es ein Stück weit können auch, ja.
Franziska KonitzerWeil wir es ein Stück weit können, aber ich denke mir schon, eine solche Naturgewalt, das ist halt einfach ein Kontrollverlust in dem Sinne, das kannst du nicht auf Dauer kontrollieren und wenn die, also ohne dass ich, also ich würde das nie hoffen wollen, aber ich meine auch auf Island dann, du kannst so viele Dämme bauen, wenn du möchtest, wie du möchtest, wenn dir in diesen Spalten irgendwie einfällt.
Tun wir uns mitten in der blauen Lagune auf, dann ist das immer noch so.
Da kannst du nichts dagegen machen.
Karl UrbanEs ist auch total kurios, weil die Magma-Kammer, die befindet sich quasi der Ort, wo die Magma in der Tiefe vorhanden ist, die befindet sich nicht dort, wo die Spalte dann ist.
Also da gibt es ja irgendwie so Spalten-Systeme in der Tiefe und das bewegt sich auch ziemlich stark zur Seite.
Und die Magma-Kammer befindet sich unter der blauen Lagune.
Also die ist genau unter dem Kraftwerk, also Blaue Lagune und Kraftwerk, die hängen zusammen.
Also quasi das erhebste Abwasser aus dem Kraftwerk, das speist dieses Schwimmbad.
Und natürlich hat man das Kraftwerk an dieser Stelle gebaut, weil wenn man da fünf Kilometer tief bohrt oder drei oder was das ist, dann kann man das halt sehr gut anzapfen.
Also der Mensch nutzt auch diese vulkanische Ressource ja.
Also es ist nicht so, dass er sich davor nur schützt.
Also das ist so, ja, vielschichtig.
Franziska KonitzerNee, ich meine das auch überhaupt nicht so, dass ich jetzt über die Menschen auf Island irgendwie urteile oder sage, das ist aber verkehrt und ihr sollt.
Überhaupt nicht.
Null.
Es ist nur für mich in diesem Kontext ein Sinnbild, vielleicht die Einstellung eher von damals, von vor 240 Jahren zu heute, dass heutzutage eher so ein bisschen der Wind weht, das nicht sein kann, was nicht sein darf.
Und deshalb bin auch ich, natürlich kann ich das auch nicht sagen, bin auch mir unsicher, was passieren würde, sollte es eine ähnliche Situation wie diese Laki-Feuer nochmal geben.
Was wir dann, was dann, wie dann natürlich A, die Menschen in Island damit umgehen würden, aber auch halt wir in Europa, wenn die Ernten kaputt sind und die Flüsse in dem Sinne oder halt der Regen sauer ist, würden wir uns dann hauptsächlich darüber aufregen, dass der schöne Autolack kaputt geht oder wird es dann auch hier eng werden?
Ich hab keine Ahnung, also, aber ja.
Ein Teil von mir hofft ja, dass ich es nie rausfinde.
Karl UrbanGenau, auf jeden Fall.
Ich habe noch ein ganz kurzes Kapitel am Schluss, um die isländische Geschichte noch zu Ende zu erzählen.
Nochmal zurück ins Jahr 1783.
Ich hatte ja gesagt, die Daki-Eruption hat geendet nach ungefähr acht Monaten.
Und vor Ort war damals nichts mehr so richtig wie zuvor.
Also das Vieh litt gewaltig, nicht nur unter der Vulkanasche und den vergifteten Futterpflanzen und auch nicht nur im Süden in der Nähe der Larki-Spalte, sondern auf der ganzen Insel.
Und dadurch ging die Nahrungsproduktion sehr stark zurück.
Was sich auf Island, die stützte sich auf Island halt neben der Fischerei vor allen Dingen auf Viehwirtschaft.
Und selbst in guten Jahren lieferte damals die Nahrungsproduktion gerade so genug für alle.
Also da gab es wirklich lokal wenig Resilienz im System und natürlich auch nicht die Möglichkeiten, die wir dann heute haben, auch mal Getreide einmal um die Welt zu schippern.
Das heißt, die mussten halt mit dem grob Vorlieb nehmen, was sie vor Ort produzieren konnten.
Und deswegen in den drei folgenden Jahren kam es zu einer großen, wenn nicht der größten Hungersnot der isländischen Geschichte, wo jeder fünfte Mensch auf Island starb.
Und der Pfarrer Jons Dayengrimson, der überlebte diese Zeit und er veröffentlichte sein Buch zu seinen Erlebnissen die eben wegen ihrer faktenreichen Beschreibung bis heute sehr wertvoll sind und frühe Geologen wären sicher auch für die wäre das auch sicher sehr interessant gewesen wäre dieses Buch nicht auf Isländisch verfasst gewesen tatsächlich wurde es erst im 20.
Jahrhundert übersetzt und auch dadurch erst außerhalb Islands bekannt.
Aber genau, Franzi, das war meine Geschichte über die Laki-Feuer von 1783 und eine der größten vulkanischen Katastrophen der Menschheitsgeschichte.
Franziska KonitzerIch danke dir, Karl, dass ich auch von deiner Recherchereise mit dieser sehr, sehr, ja, ich zögere fast zu sagen, schönen Geschichte profitieren durfte.
Es war eine sehr schön erzählte Geschichte, obwohl die eigentliche Geschichte natürlich, ja eigentlich, nein, nicht nur eigentlich, die ist furchtbar, also mir tut die Menschen furchtbar leid.
Aber auch in Europa, du wusstest ja nicht vorher.
Also ich meine, wenn du sagst, diese Wolke hat nur 16 Stunden rüber gebraucht, dass es erst einmal runterkam.
Du wusstest ja nicht, wieso, weshalb, warum.
Karl UrbanJa, das ist übrigens auch ein interessanter Aspekt.
Es muss sich natürlich auch erstmal in Europa rumsprechen, dass da ein Vulkan ausbrach.
Aber was ist die Ursache?
Es ist ja so weit weg.
Und es gab ein paar, ich glaube zwei, drei Monate vorher, gab es ein sehr schweres Erdbeben irgendwo in Italien.
Und sehr viele Zeitgenossen haben geglaubt, da gab es einen Zusammenhang.
Also da, dieser trockene Nebel, der muss irgendwie da aus der Erde gekommen sein.
Und einer der Ersten, der Island ins Gespräch gebracht hat, war Benjamin Franklin.
Der hat darüber geschrieben und der hat diese Verknüpfung hergestellt.
Ja, ich glaube, der war in Europa, ja.
Franziska KonitzerJa, der war doch irgendwie auch am französischen Hof irgendwie unterwegs.
Karl UrbanGenau.
Franziska KonitzerAber weißt du, welche Rolle, ich meine, ja, Island, gibt es öfters mal einen Vokanausbruch oder eine Spalteneruption, welche Rolle dieses Luckyfeuer für die isländische Geschichte spielt?
Oder welche, ja, ist das auch eine Art Schlüsselerlebnis oder wird darüber gesprochen oder ist das präsent oder ist das eher so, naja, gut, eins von vielen?
Karl UrbanIch glaube, das ist schon Kategorie 30-jähriger Krieg für uns.
Also das ist glaube ich schon so mit der tiefste Einschnitt, von dem man so weiß.
Und ja, also allein, dass da irgendwie jeder fünfte Mensch stirbt, also das ist ja unvorstellbar.
Und ich glaube, ja, oder hier so Pest in Europa, also so eine Zeit, wo es einfach nicht schön war, gelinde gesagt.
Franziska KonitzerJa, danke für diese Geschichte und fürs Quiz hoffe ich sehr, dass du mich nicht nach zu vielen isländischen Namen fragst.
Karl UrbanGenau, du darfst alles falsch aussprechen, aber ich glaube, ich frage dich auch gar nicht nach isländischen Namen.
Also ich meine, ich tue ja so, als würde ich die alle richtig aussprechen können.
Ich habe ja mal ein Semester in Island studiert und habe da aber mich vor allem mit der Aussprache beschäftigt.
Also so richtig mehr als zweieinhalb Sätze Smalltalken kann ich leider nicht auf Isländisch.
Aber ich mag den Klang der Sprache sehr.
Aber machen wir ein Quiz?
Und meine Frage 1 lautet, was machte den Pfarrer Jons Dengrimshorn aus Brestbaki zu einem guten Chronisten für die Luckyfeuer von 1783?
Franziska KonitzerEr war für die Zeit sehr wohl gebildet.
Nicht nur Pfarrer, sondern auch Arzt.
Karl UrbanGenau.
Und naturinteressiert war er auch.
Heute würde man wahrscheinlich sagen, irgendwie ein Nerd.
Also im positiven Sinne.
Einfach einer, der sich sehr beschäftigen kann mit Dingen.
Frage 2.
Warum hätten die Isländer ihr Vieh nach dem begonnenen Ausbruch besser schlachten sollen?
Franziska KonitzerWeil es in den kommenden Wochen und Monaten nicht mehr genug zu fressen hatte und deshalb auch einfach, naja, abgenommen hat und sowieso nicht wahrscheinlich auch zum großen Teil durchgekommen ist.
Und dann hat man quasi gar nichts mehr davon gehabt als Isländer.
Karl UrbanGenau.
Frage 3.
Um was handelt es sich bei der Feuerpredigt?
Franziska KonitzerBei der Feuerpredigt handelt es sich um eine Predigt, gehalten im Juli von dem ersten Stang Grimsen, die er absichtlich ein bisschen länger gestaltet hat, um seine Schäfchen bei sich zu behalten.
Und als hinterher die Gemeinde vor die Kirche trat, hat sie gesehen, dass die auf das Dorf zurollende Lava aufgehört hatte vor dem Dorf.
Karl UrbanDas Tolle finde ich, dass ein Pfarrer, der quasi so den Glaube dabei schon in Szene setzt, aber erklärt es dann trotzdem auch naturwissenschaftlich, warum es passiert ist.
Das finde ich schön.
Frage 4.
Warum reichen die Folgen der Lucky-Feuer weit über Island hinaus?
Franziska KonitzerWeil sie weltweite Auswirkungen hatten.
Es gab in Europa deswegen das Jahr ohne Sommer 1783.
Und das liegt einerseits daran, weil es sehr viel Material rausgeschleudert hat dabei.
Du hast gesagt, innerhalb von drei Monaten so viel Schwefel-Output wie alle Kohlekraftwerke heutzutage in einem Jahr.
Und B, weil es sehr hoch gekommen ist, nämlich 13 Kilometer.
Das ist in der Stratosphäre und dann sinkt es eben nicht mehr sofort ab, sondern bleibt erstmal in der Stratosphäre und kann sich einmal um die Welt verteilen.
Karl UrbanGenau.
Und letzte Frage.
Franzi, hättest du Lust, mal einen Vulkanausbruch aus der Nähe zu sehen?
Also zumindest so einen Turi-Ausbruch?
Franziska KonitzerHm.
Hm.
Nee.
Also die eigentliche Antwort lautet ja, aber dafür müsste ich ja nach Island fahren und da ich weiß, dass es auf Island eh schon viel zu viel Tourismus gibt, denke ich mir immer, ach, da stelle ich mich jetzt nicht auch noch dazu.
Weißt du, das ist so, so wichtig ist es mir dann auch wieder nicht.
Da können alle anderen, denen es wichtiger ist, erst mal hin.
Karl UrbanDas stimmt, ja.
Da gibt es viele Dinge, die man bedenken muss.
Ich habe jetzt gedacht, mein Best Case wäre, ich bin dort, dann bricht der Vulkan aus, dann wird lokal der Flughafen geschlossen, es kann keiner mehr kommen und dann sitze ich da quasi alleine mit den Isländern am Lagerfeuer.
Franziska KonitzerDas ist super, du wärst als deutscher Korrespondent direkt vor Ort.
Karl UrbanUnd habe genug Arbeit, mir das Leben dort leisten zu können.
Franziska KonitzerNein, ohne Flachs, wahrscheinlich würde ich es mir, natürlich, also wenn es, ja, wahrscheinlich würde ich da auch zuschauen wollen oder mir das angucken wollen, wenn ich schon mal da war, aber es war wirklich eine, also nicht, dass ich jetzt konkret vor Plänen stand, mir irgendwie einen Urlaub auf Island leisten zu können, aber das ist so wie andere Orte, von denen ich es zumindest weiß, dass sie touristisch sehr überlaufen sind und auch mit dem Tourismus zu kämpfen haben.
Dass ich mir dann denke, muss ich da jetzt unbedingt hin oder kann ich es auch einfach bleiben lassen?
Also auch no judgment.
Ich meine, du warst ja auch für eine Recherchereise da und auch alle, die da hinfahren, aber das ist so wie Venedig zum Beispiel.
Da war ich sechsmal in Venedig.
Auch während des Kunststudiums sind wir zur Biennale gefahren und da läppert sich halt was zusammen, dass ich jetzt heutzutage sage, so da muss ich jetzt nicht nochmal hin, weil da war ich schon so oft und das ist eh unheimlich.
Ja, das ist quasi, nee, ich stelle mich da jetzt nicht nochmal dazu, weil...
Karl UrbanDas Gute an Island ist, wenn man Outdoor-Aktivitäten mag, ich glaube, da ticken wir ja auch ähnlich, gibt es diesen Effekt, den man auch in den Alpen hat.
In den Alpen sind wahnsinnig viele Touristen unterwegs, aber wenn man auf einen Berg steigt, wo es keine Bahn hoch gibt, dann ist man sehr schnell alleine.
Und Island ist halt ähnlich, also da gibt es halt viele Ecken.
Also im Winter kommt man eh nicht ins Hochland, aber selbst im Sommer...
Da gibt es dann so Hochlandbusse, wo man auch hochgefahren wird ein Stück weit, aber dann kann man auch einfach mal eine Woche laufen, ohne einem Menschen zu begegnen.
Also das geht nach wie vor und man muss einfach diese ausgetretenen Pfade so ein bisschen verlassen und natürlich wäre der Vulkan dann nicht der Ort.
Franziska KonitzerNein, nein, nein.
Karl UrbanAber es gibt ja auch ein paar tausend Wasserfälle und diese ganzen Gletscher.
Da gibt es schon sehr viele Ecken, wo ich einfach auch, ich war ja noch nie im Sommer in Island.
Also ich war immer nur zum Studium.
Franziska KonitzerEin halbes Jahr in Island und es war Winter die ganze Zeit.
Karl UrbanJa, ich war von Januar bis Mai da zum Studieren.
Also ich bin abgehauen, als es schön wurde.
Genau.
Deswegen war es auch so ein bisschen begrenzt, was ich machen konnte.
Aber Island im Winter kann ich auch empfehlen.
Polarlichter sieht man natürlich im Sommer nicht und so, also hat auch was.
Franziska KonitzerVielleicht irgendwann mal, aber erst mal.
Karl UrbanDa machen wir dann die überübernächste Exkursion hin, ne?
Franziska KonitzerDas wäre was, aber dann hätte ich, ich habe ja auch immer den Anspruch, ich fühle mich irgendwo nirgendwo wohl, wo ich die Landessprache so gar nicht kann und verstehe.
Karl UrbanDu, die sprechen Englisch für die Skandinavier alle, also da ist ja keine Sorgen.
Franziska KonitzerIch habe ja auch damals in Japan festgestellt, das ist total wurscht, ist, ob da irgendjemand Englisch spricht und ich kein Japanisch, weil wenn du Bitte und Danke kannst, dann kommst du schon weiter und wenn du in einem Restaurant sitzt, dann wirst du wahrscheinlich was zu essen wollen.
Also man ist ja nicht kontextlos da, man kommt dann immer irgendwie durch.
Aber ja.
Ich müsste mal, weshalb ich mal nach Island, ich glaube, ich würde da Wolle einkaufen gehen, die haben es dann mit dem Sticken so und das wäre natürlich für mich dann schon mal spannend.
Karl UrbanDas ist ein Paradies.
Franziska KonitzerAlso extrem spannend.
Dann würde ich das ganze Gepäck Gepäckbegrenzung mit Wolle sprengen.
Hups.
Bevor der Vulkan ausbricht.
Aber dann haben wir es für heute.
Karl UrbanGenau, sprengen wir nicht noch die Folge.
Das muss ja nicht sein.
Franziska KonitzerNein, nein, nein, nein.
Um Gottes Willen.
Deshalb beenden wir das an dieser Stelle.
Und ich bedanke mich noch ganz herzlich, weil ich fand die Geschichte wirklich wunderschön und sage, dass sie das dann war.
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Karl UrbanGlück auf.
Franziska KonitzerUnd ad astra.
Bis zum nächsten Mal.