Episode Transcript
Es war ein Glücksgriff für die Beamten, dass die das Handy sichergestellt haben vom Täter.
Und zwar hat Felix G.
nach der Tat ein kleines Video aufgenommen, wo er mit Gluten hinzusehen ist und wo er die Tat quasi auch noch abfeiert.
Der hat auch von den beiden Opfern, einmal der Mann, der geschlagen wurde und einmal der, der die Messer-Stiche abbekam, auch am Tatort noch Fotos gemacht.
Am abgewühltesten war im Grunde genommen ein Audio-Pfeil, in dem er stolz darauf war und in einer, ich sag mal, in so einem Slengen gesagt hat, ey und dann habe ich Bäm, Bäm, Bäm, Digger.
Also er hat die Tat selber glorifiziert.
und war stolz drauf.
Ostwestfälle, der True Crime Podcast der Neuen Westphädischen.
Wir sprechen mit Opfern, Zeugen, Richterinnen und Richtern und mit den Berichterstatterinnen und Berichterstattern der NW.
Spannend, nah und made in OWL.
Zwei Männer ziehen nachts durch Spänge und landen schließlich auf einem Parkplatz vor der Diskothek Kings Castle.
Da wollen sie ihr letztes Bier austrinken.
Dazu kommen sie aber nicht.
Zwei Gäste der Disco kommen aus dem Club, pöbeln die beiden Nachtschwärme an und dann eskaliert die Situation.
Am Ende liegt ein Mann von neun Messerstichen getroffen am Boden.
Dieser Fall aus dem vergangenen Jahr, also im Jahr ist diesmal Thema bei den Ostwestfällen.
Mein Name ist Birgit Gottwald und bei mir im Studio ist der Kollege Klaus Frickemeier.
Hallo Klaus.
Hallo Birgit.
Klaus vorab, der Mann hat den Messerangriff zum Glück überlebt.
Aber was genau ist da am Abend des dritten März überhaupt passiert?
Da sind vier Männer, die aufeinander treffen, auf der einen Seite die beiden, die durch die Stadt gezogen sind.
Genau, die haben sich also zum Bier trinken verabredet, haben sich zunächst in einem Supermarkt etwa zehn Bierdosen gekauft und sind dann chillig durch die Stadt gezogen.
Zum Abschluss, sie hatten also noch zwei Bier dabei, haben sie sich dann dazu darauf verständigt, dass sie auf einen Parkplatz an der Diskothek Kings Castle gehen, um dort die restlichen zwei Biere zu trinken.
Irgendwann wären beide Männer gröhlend und pöbelnd aus der Diskothek gekommen.
Und von der anderen Straßenseite heraus haben die sich also gegenseitig mit diesen beiden, die jetzt auf dem Parkplatz waren, ja unterhalten.
Laut unterhalten?
Laut unterhalten, laut stark unterhalten.
Die beiden, die gröhlend aus der Diskothek rauskamen, das war sehr...
Da haben sich die anderen beiden gestört gefühlt und haben die also bepöbelt.
Dann kam eins zum anderen, man wechselte die Straßenseite und einer der beiden Männer ging dann auf einen der Biertrinker gleich los und schlug ihm dann mehrfach mit der Faust ins Gesicht.
Sag mal, kannten die sich eigentlich die vier Männer?
Nein, die waren sich völlig unbekannt.
Das war eine Zufallsbekanntschaft auf diesem Parkplatz.
Kommen wir jetzt auf die beiden anderen Männer zu sprechen, die aus dem Club Die kamen, die hatten offensichtlich auch schon so einiges getankt.
Die hatten schon einiges getankt.
Es ist auch im Rahmen der späteren Gerichtsfeindlungen von Drogen die Rede gewesen, die sie offenbar konsumiert hatten.
und haben auch in der Diskothek schon Streit mit anderen gehabt, sodass da also in einer aggressiven Grundstimmung im Grunde genommen schon waren, als sie die Diskothek verlassen hatten.
Wie kamen die denn rein?
Waren sie da vorher schon betrunken oder stoned oder keine Ahnung was?
Ja, also ein Zeuge sagt später vor Gericht aus, dass er die beiden dort in die Diskothek hingebracht hätte und dort Also schon auf der Fahrt dorthin aufgefallen, dass mit Sicherheit Alkohol, aber auch mutmaßlich Drogen mit dem Spiel waren.
Und da ist auch irgendwo ein Messer im Spiel, weil das spätere Opfer wurde ja niedergestochen?
Genau.
Hatte der das mit in die Disco genommen?
Der hatte das mit in die Disco genommen.
Die Begründung dafür war, Zitat, er wolle sich vor Kanaken schützen.
Okay.
Er hat dann im weiteren Verlauf mit seinen Kumpels, mit denen er also in die Disco ging, noch gesprochen und hat gefragt, wie schwer es denn sei, jetzt die Eingangskontroll zu überwinden, wenn man Messer dabei hätte.
Da hat man gesagt, nee, das ist ein bisschen gefährlich, also das würde ich lieber draußen irgendwo deponieren.
Okay.
Gut, und dann sind die irgendwann mal raus aus dem Club und dann hat sich dieser Streit mit blutigem Ausgang.
entwickelt.
Richtig.
Genau.
Also es war dann so, dass zunächst eine dieser beiden Personen, die aus der Disco kam, auf einen der Biertrinker zugegangen ist und nach einem Wortgefecht ihm jafach mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat.
So, dann wollte der zweite Kumpel, der...
ebenfalls jetzt da in diese Geschichte involviert war.
Seinem Freund im Grunde genommen Helfen war aber dem eigentlichen Angreifer, der jetzt den anderen bereits geschlagen hatte, körperlich weit unterlegen.
Hat ihn trotzdem versucht in den Schwitzkasten zu nehmen, ist dann mit ihm auf den Boden gestürzt und dann ging das Drama eigentlich los.
Und dann hat der, der im Schwitzkasten war zugestochen?
Richtig, ganz genau.
Der hat dann ein Messer gezogen.
Bei diesem Messer handelt es sich auch um ein spezielles Kampfmesser, ein Caram-Bit-Messer.
Ich weiß nicht, ob du dir das vorstellen kannst.
Das ist eine sichelförmig geburgende Klinge.
Also eine klauenförmige Klinge geradezu, die also vom Bundeskriminalamt auch als besonders gefährlich eingestuft und verboten ist.
Und er hatte das dabei bzw.
der Mustern, als er aus dem Club kam, das irgendwo wieder aufgelesen haben, wo er es versteckt hatte.
Genau, er hatte das in einem Busch versteckt und dazu die Diskothek verlassen hatten, hat er das natürlich wieder mitgenommen.
Puh!
Also das hätte auch ganz anders enden können.
Also das Opfer hat ja gerade so überlebt.
Das Opfer hat schwer...
bis schwerstverletzt überlebt.
Und wie gesagt, dieses Messer ist also geeignet auch mit einer geringen Klingelänge von nur sechs Zentimetern, auch schon massive Wunden hinzubekommen, alleine schon durch diese klauenförmige Klinge, die ganz andere Verletzungen auslöst als andere normale Messer.
Die Täter sind nach dem Angriff geflohen.
Wie konnten sie schließlich geschnappt werden?
Gab es noch andere Zeugen?
Also da hat sich die Polizei oder allgemein die Ermittlungsbehörden und auch die Staatsanwaltschaft sehr bedeckt gehalten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten.
Entweder kann es eine Video-Überwachung sein im oder an der Diskothek, dass er dadurch identifiziert wurde.
Es kann genauso gut möglich sein, dass die Spurensicherung, die natürlich in der Nacht noch kam und akribisch den Tatort abgesucht hat, auf entsprechende Hinweise gestoßen sind.
Und der Verletzte, der Schwerverletzte, wie ist das mit dem weitergegangen?
Ist er da liegen geblieben?
Konnte der noch irgendwo hin?
Also der hat zusammen mit seinem Kumpel, haben die sich noch zur Diskothek geschleppt.
Dort haben dann die Türsteher, das sich als Personal erst die Hilfe geleistet, bis zum Eintreffen der Errettungskräfte.
Die Verhaftung des Haupttäters war...
Sagen wir mal so spektakulär.
Kannst du da ein bisschen was zu erzählen?
Also ich war bei dem SEK einen Satz anwesend.
Wieso das?
Weil ich Hinweise von unseren NV-Lesern bekommen habe, die sich gewundert haben, dass abends, spät abends, das war so gegen zwanzig Uhr, an einem großen Verbrauchermarkt in Schweicheln ein so genannter Bereitstellungsraum vorhanden wäre.
Da haben die sich gesammelt.
Da haben die sich gesammelt.
Also es ist grundsätzlich so, bevor ein, sondern speziell Ansatzkommando zuschlägt, versammeln sich alle involvierten Kräfte in der Nähe.
Nähere Details möchte ich nicht bekannt geben, aber es gibt ein festgelegtes Prozedere, wie da gehandelt wird und da treffen sich zum Beispiel Rettungskräfte, Notärzte, die Spezialeinsatzkräfte, normale Polizeikräfte und von dort aus wird in der Regel auch eine Drohne gestartet, um zunächst das Objekt aus der Luft zu sondieren.
Und du hast dann von einem NW Lesern Tipp bekommen, hier ist irgendwas im Busch.
Der wusste nicht, dass das ein Bereitstellungsraum ist, er hätte nur gesagt, das ist komisch.
Hier stehen überall Einsatzfahrzeuge und da sind so vermummte.
Und die haben so Maschinengewehre, aber die haben gar kein Blaulicht und die sind auch ganz leise vorgefahren.
Das war also schon für mich das Indiz.
Ich sollte da vielleicht mal hinfahren und mir das anschauen.
Wir sprechen jetzt über die Nacht nach der Tatnacht.
Richtig.
Also gerade mal vierundzwanzig Stunden vorbei.
Richtig.
Gut.
Und wie verlief dieser SEK-Einsatz?
Der verlief insofern spektakulär als das an der Straße.
Ja, der Zugriff selber blitzschnell stattfand, d.h.
da fuhren zwei schwarze Bullis vor, da sprangen dann in voller Kampfmontur, hätte ich jetzt fast gesagt, die Einsatzkräfte des SEK heraus und haben dann zunächst mit einer Ramme die Wohnungstür des mutmaßlichen Täters eingeschlagen und haben dann einen sogenannten Irritationskörper gezündet.
Da muss man sich darunter vorstellen, das ist ein sehr, sehr lauter Knall, der mit einmal kommt.
Man sollte dann nicht in der unmittelbaren Nähe sein.
Also, Ziel ist, den Täter zu irritieren durch den lauten Knall.
Das heißt, er ist erstmal völlig durch den Wind und weiß gar nicht, was ist hier los.
Dieser Knall ist so laut, dass also die Direkte und unmittelbare Nachbarschaft aus dem Bett gefallen ist quasi.
Mir hat ein Nachbar der da im Schlafanzug auf der Straße stand abends gesagt.
Er hat gedacht, sein Frontalzusammenstoß von zwei Lkws gewesen.
Also der Boden hat gebetet, das ist wirklich so.
Hammer, das muss ja echt heftig sein.
Ja und das ist halt, da kam natürlich sehr viele Nachbarn auf die Straße und die haben sich jetzt gewundert, hier ist ja gar nichts, weil die Einsatzfahrzeuge natürlich auch in der Nebenstraße standen.
und kurz darauf kamen die Einsatzkräfte dann mit dem mutmaßlichen Täter aus dem Haus heraus, die haben den also gefesselt und Dann kam auch die ganz normalen Polizeikrifte hinzu.
Ist ja wie im Kino.
Ja, das hat tatsächlich einer der Nachbarn geäußert.
Das ist ja hier wie im Film.
Echt?
Ja.
Ist das denn angebracht gewesen, so ein SEK-Einsatz?
Ist das normal?
Ja, der ist zwingend dann nötig, wenn der Täter gewaltbereit und bewaffnet ist und es geht darum, ihn zwingend festzunehmen, dann wird er nicht gefackelt oder höflich angefragt, kommen sie mal mit oder geklopft oder geklingelt, sondern da wird einfach in die Wohnung reingegangen, um den Täter halt sicher festnehmen zu können.
Und du warst leicht dabei?
Ich war dabei, ja.
Und was war das für ein Gefühl?
Also, da ich das nicht das erste Mal gemacht habe, also man kennt im Laufe der Jahre halt das Prozedere, wie die Einsatzkräfte vorgehen.
Man muss halt aufpassen, dass man denen nicht im Weg steht, weil sonst wären die böse.
Deswegen immer ein großes Teleobjektiv drauf.
Und dann von der gegenüberliegenden Straßenseite, aber selbst da war also diese Wucht dieses Irritationskörpers, also tatsächlich zu spüren.
Wusstest du, um was es da ging eigentlich?
Ich habe es mir gedacht, weil am Tag zuvor die Tat und dann so im Kausal zusammenmang, habe ich gesagt, wenn jetzt ein SEK hier in der Nähe reingeht, dann könnte das mit der Messersticherei zu tun werden.
Der, der jetzt festgenommen wurde, ist der Haupttäter.
Wir nennen ihn einfach mal Felix G.
Was ist mit dem zweiten Mann seinem Begleiter, der auch im Club war?
Also zunächst lautete der Tatvorwurf, dann noch nicht klar war, wer genau konkret welche Tatbeteiligung hatte.
Ja, auf versuchten Totschlage in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.
Da waren zunächst beide angeklagt.
Es wurde aber im Prozess sehr schnell klar, dass der Mann, der aus der Disco kam und sich gleich den einen der beiden Biertrinker vorgeknüpft hat und ihn geschlagen hat, dass der an der eigentlichen Messer Stecherei überhaupt nicht beteiligt war, sodass das Verfahren gegen ihn quasi eingestellt wurde, gegen ihn wird jetzt nichtsdestotrotz ermittelt wegen Körperverletzung.
Diese Messerstechereien, das hört man ja immer, immer wieder.
Also ich kann mir das immer so schlecht vorstellen wie jemand mit einem Messer auf...
einen Menschen einstechen kann.
Wo sind die Hemmschwellen geblieben?
Was ist da los?
Also es hat sich in der Gesellschaft viel verändert.
Also früher, das hört man oft und das kann ich aus eigener Zeit damals auch bestätigen, war es so, dass wenn zwei Menschen Jugendliche oder auch Erwachsenen in den Streit geraten sind, Und die haben sich dann geschlagen.
In dem Moment, wo jemand auf dem Boden war, war die Sache erledigt.
Oftmals sind die danach wieder ein Bier trinken gegangen.
Da wusste man, ich habe gewonnen, ich habe verloren.
Die Zeiten haben sich einfach geändert.
Das heißt, in dem Moment, wo die Gewalt eskaliert, da werden halt die Messer gezogen.
Messer sind gefährlicher, das sagen auch alle Gerichtspsychologen, zum Beispiel oder alle Forensiker, sind eigentlich gefährlicher als Schusswaffen.
Weil sie überall mitgeführt werden können, weil sie überall in Überzahl vorhanden sind in jeder Küche.
Und weil es teilweise unter Jugendlichen und Heranwachsenden auch nahezu cool ist, ein Messer mit sich zu führen.
Auch in diesem Fall das Messer.
Das war ja ein spezielles Messer.
Ein Kampfmesser aus Südostasien.
Die sind dann auch besonders verziert und die gelten heute bei manchen als Stattosymbole.
und werden dann leider auch eingesetzt.
Und werden eingesetzt, wie man in dem Fall jetzt auch sieht.
Dieser Felix G., also dieser Haupttäter, ist für die Polizei kein Unbekanter.
Er hat schon diverse Vorstrafen.
Welche sind das?
Also er ist bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten.
Und das hat aber auch zu tun mit seiner ganzen Entwicklung.
Er hat früh angefangen, Alkohol zu trinken, ist mit sechzehn erstmals in den Drogensumpf abgerutscht und ist dann immer wieder aufgefallen durch verschiedene Straftaten, wie unter anderem auch gefährliche Körperverletzung.
Was weißt du noch über Felix G., was ist das für einer?
Also Felix G.
ist im Grunde genommen in einer Gewaltfamilie aufgewachsen.
Er ist oft von seiner Mutter geschlagen worden.
Es heißt auch, dass er ein ganz schwieriges Verhältnis zu seinem Vater gehabt habe.
Der habe ihn mal nach einem Schädelbruch, den er als Kind erlitten hat, nicht behandeln lassen.
Er ist auch früh, als er die Förderschule besucht.
Er ist dann im Grunde genommen auch da auffällig gewesen.
Also alles, was Konfliktbewältigung angeht, was die Bereitschaft angeht, Konflikte durch Dialog zu lösen, das war ihm völlig fremd.
Er hat sich auch irgendwo aufgegeben.
Er hatte früher Fußball gespielt, kam aber auch da nicht mit den Regeln klar und hat sich im Grunde genommen immer, immer mehr reingeritten.
Er hat nicht gearbeitet.
Er hat dann mal Hilfsjob angenommen beim Bekannten von ihm.
der in dem Prozess auch noch eine Rolle spielen sollte.
Und er hatte von Anfang an von klein auf sozusagen Probleme.
Genau.
Also Gewaltexzesse zogen sich im Grunde genommen durch sein familiäres Leben.
Und das ist, wie auch Psychologen ganz häufig sagen, wenn das eigentliche Opfer zum Täter wird.
Das ist hier in diesem Fall ein deutliches Beispiel dafür.
Du hattest gesagt, er hätte das Messer dabei gehabt, um sich gegen, ich sag's mal, Kanacken zu verteidigen.
Das war so sein Grund, weshalb er das Messer dabei hatte.
Das war der Grund, warum er das Messer mitgeführt hat.
Das hat er also im Prozess freigemütig auch eingeräumt.
Was sagt?
Felix G.
eigentlich selbst zu seiner Tat?
Also, ein halbherziges Einsehen war im Gerichtssaal zu merken.
Auf der anderen Seite stehen dem ganz krass Audio- und Video-Files gegenüber, die also dieses, es tut mir leid, eigentlich nicht ernst nehmen lassen.
Klaus, was weißt du eigentlich über das Opfer?
Also dass das nach neuen Messerstiefen gerade so überlebt hat?
Also das Opfer selber ist in...
im Prozess selber kaum thematisiert worden, die Lebensgeschichte zum Beispiel, weil man sagt, der Opferschutz greift hier und die Persönlichkeitsrechte.
Es ist nicht viel mehr bekannt geworden, als dass er eine schwierige Kindheit auch hat, dass er auch früh dem Alkohol zugesprochen hat.
Ansonsten hat man sich vor Gerichter sehr bedeckt gehalten, um die Identität des Opfers auch zu schützen.
Der war auch im Prozess sehr angefasst und leidet auch heute noch unter den Folgen.
Kann ich mir gut vorstellen.
Gut, kommen wir jetzt auf den Prozess zu sprechen.
Am achtundzwanzigsten August, zwei-tausendvierundzwanzig startet der Prozess gegen Felix G.
vor dem Bieleförder Landgericht.
Wie lautet die Anklage?
Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.
Wie war der Prozessauftakt?
Warst du vor Ort?
Ich war vor Ort.
Am ersten Prozesstag wurde im Grunde genommen nur die Anklage verlesen.
Da wurden noch keine Zeugen gehört.
Da ging es erst mal darum, um sich einen Eindruck von dem Täter zu verschaffen.
Der Anwalt des Täters hat dann aber für den nächsten Verhandlungstag auch eine umfängliche Aussage, dass man es zugesagt.
Du hattest vorhin schon mal ...
Irgendwas von Audiodateien erzählt.
Was sind das für Audiodateien?
Sind die da gezeigt worden?
Ja, also es war ein Glücksgriff wirklich für die Beamten.
dass die also die das händi sichergestellt haben vom täter und das entsprechend akribisch ausgewertet haben.
und das glück bestand also darin das im grunde genommen dort audio und video files vorzufinden waren.
und zwar hat philix g nach der tat sich es zunächst nach Hause gefahren worden und hat dort ein kleines Video aufgenommen, wo er mit Blutigen hinzusehen ist und wo er die Tat quasi auch noch abfeiert.
Und dieses Video ist zusammen mit anderen Audio-Files dann auch im Internet veröffentlicht worden.
Der hat das ins Internet gestellt?
Ja, jetzt auch ins Internet gestellt.
Und der hat auch von den beiden Opfern, einmal der Mann, der geschlagen wurde und einmal der, der die Messerstiche abbekam, auch am Tatort noch Fotos gemacht.
Wie abgebrüht ist das denn?
Ja, das, also am abgebrühtesten war im Grunde genommen ein Audio-File, in dem er stolz darauf war und in einer, ich sag mal, in so einem Sleng gesagt hat, ey und dann habe ich BAM BAM BAM digga.
Also er hat die Tat selber glorifiziert und war stolz drauf.
Wusstet er gar nicht, was der da getan hat?
Nein, offenbar offenbar nicht, also dem eigenen Bekunden nach sei es so gewesen, dass er erst später gedacht hat, ui, der hätte auch tot sein können.
Aber zum Zeitpunkt der Tat selber war ihm das offenbar völlig egal.
Das Opfer war auch im Gerichtssaal, musste sich das Opfer auch diese Audio- und Video-Dateien anhören bzw.
ansehen?
Das Opfer war, wie gesagt, angefasst, war sehr ruhig im Gerichtsaal.
Das hatte aber auch damit zu tun gehabt, dass Freunde des Opfers unter den Zuschauern waren.
Und man deutlich sah auch die Blicke, die sich gesucht haben.
Da wurde sich zugezwinkert, da wurde ein Daumen hochgemacht.
Das war also wahrscheinlich für das Opfer sehr schwer zu ertragen.
Hat das auch ausgesagt?
Also hat dieser Mann, der da mit neun Messerstichen niedergestreckt wurde, ausgesagt?
Und wie hat der dann die Tat und den Abend beschrieben?
Also er hat im Grunde genommen beschrieben, dass er, wie schon gesagt, mit einem Freund chillen wollte.
Die wollten Bier trinken, Zehen an der Zahl und seien auch ziemlich betrunken gewesen, als sie letztendlich auf dem Parkplatz am Kings Castle angekommen sind.
Im Grunde genommen hätte er nur eingegriffen, um seinen Kumpel zu helfen, der ja gerade mit Fausschlägen ins Gesicht mal trittiert wurde.
Und das Besondere daran ist vielleicht, dass das Opfer sehr schmächtig und klein ist und der Täter ihm alleine körperlich haushoch überlegen war.
Das heißt, man muss sich das vorstellen.
Ich habe die ja bei dem Gerichtssaal gesehen, auch als sie dann reinkam.
Ich würde mal sagen, der Täter mindestens einen Kopf größer und eher ein Muskelmännchen, wenn man das so formulieren darf, während das Opfer also wirklich klein und sehr, sehr schmächtig war.
Das heißt, er sagte, er wollte meinem Freund helfen und habe deswegen den Kollegen, also den anderen, in den Spitzkasten genommen, den Felix G., weil er den Eindruck hatte, dass er ebenfalls jetzt auf seinen Kumpel einschlagen wollte.
Er wollte ihm also zur Hilfe ein.
Und Felix G.
war körperlich überlegen, hat aber trotzdem ein Messer gezückt.
Genau.
Er hat das zunächst versucht und gemeinsam mit seinen Anwälten, die da sehr redegewandt waren, haben versucht darzustellen, dass das eigentliche spätere Opfer...
wirklich solche Kräfte hätte, dass Felix G.
Angst um sein Leben gehabt hätte.
Das hat die Verteidigung gesagt.
Das haben sie probiert, aber da hat der Richter und auch der Staatsanwalt nur verständnislos abgewunken und damit kamen sie nicht durch.
Hast du die Aufnahmen eigentlich auch gesehen?
Ja.
Also die wurden im Gerichtsaal groß und in Farbe gezeigt.
Da sah man also den Kumpel von dem Messerstecher-Opfer quasi mit ner Blutenden Kopfplatzwunde und diese Fotos sind entsprechend, wie gesagt, veröffentlicht worden und es wurde sich drüber amüsiert.
Das muss ja wirklich für die Opfer wirklich schlimm gewesen sein.
Ja, das Besondere, denke ich, an der Geschichte ist das wirklich vier Menschen, von denen sich also zwei Gruppen, die sich vorher nicht kennen, derart in Streit geraten und dass das so eskaliert, dass es fast einen Toten gegeben hätte.
Dieser Begleiter des Opfers, der ist auch verletzt worden.
Das ist richtig.
Der hatte eine blutende Kopfwunde.
Richtig.
Tratt er auch als Zeuge auf?
Der hat auch ausgesagt.
Der hat auch ausgesagt.
Er war ja eigentlich der...
Man weiß ja nicht, was im Vorfeld gesprochen worden ist, wie die Beleidigung ausgesehen haben, dass konnte also nicht rekonstruiert werden.
Aber er war ja derjenige, der im Grunde genommen in Anführungszeichen nur Schläge abbekommen hat, wobei auch die Kopfplatzwunde Narben hinterlassen hat.
Das heißt, er wird da vielleicht sein Leben dran denken.
Er hat eigentlich den Fall genauso geschildert wie das eigentliche Opfer auch.
Er hat nicht direkt mitbekommen.
Also er war ja selber mit diesem Angreifer beschäftigt.
Aber er hat im Grunde genommen den Tatheergang genauso geschildert wie auch das eigentliche Opfer.
Und das war für das Gericht auch glaubwürdig.
Und der vierte Mann im Bunde, also der Begleiter des Täters, der ja nicht angeklagt wurde in diesem Fall.
Hat der vor Gericht ausgesagt?
Nein, nicht.
Nein, also da gab, sah das Gericht auch keine Veranlassung mehr, da noch mal ins Detail zu gehen, weil im Krasal zusammenhang war das alles stimmig und passend.
Aber es gab noch einen Zeugen, der ausgesagt hat, und zwar der ehemalige Chef des Angeklagten, hat sich eingelassen.
Der ist gleichzeitig ein Freund der Familie.
Warum wurde der gehört und was hat der ausgesagt?
Also er war derjenige, der Täter.
plus seinen Freund zum Kings Castle zur Diskothek gefahren hat.
Er hat sie hingebracht und, wie sich im weiteren Verlauf herausstellte, auch wieder abgeholt, sprich nach der Tat.
Das heißt, nach der Tat waren die beiden zunächst zu Fuß geflüchtet und sind dann aber wie auch wieder von dem Freund der Familie abgeholt worden.
Der hat allerdings vor Gericht sich in Widersprüche verhargt, denn es ging zum Beispiel um die Frage, wo jetzt der Felix G.
Impffahrzeug gesessen habe, nachdem die wieder abgeholt worden sind, nach der Tat quasi.
Da sagte er, er könnte sich daran nicht erinnern.
Er wüsste nur, die beiden hätten geleilt und sein sehr betrunken gewesen.
Da konnte der Richter eben aber vorhalten, dass aufgrund von Audio-Files und auch Fotos, die von Täter selber gemacht worden sind, aus dem Auto heraus, dass er da ganz klar und deutlich in Euphorie noch gesagt hat, das war wie im Film Alter und neunmal in den Rücken.
Also diese Schutzbehauptung, er wüsste gar nicht, was da passiert sei.
Und er wüsste auch nicht, wo jetzt der Felix G.
im Auto gesessen hat, das konnte also widerlegt werden durch Fotos und Audiofalls.
Und der Täter muss ja auch Blut beschmiert gewesen sein.
Da muss man sich doch Gedanken machen.
Das völlig außer Frage.
Also, dass da keine unterlassenen Hilfeleistung oder wie auch immer mit in Betracht kam, das ist schon schwierig zumal, wenn man am Tatort war.
Und wenn man gesehen hat, die Blutspuren, die sich über eine Strecke von rund hundert Metern gezogen haben.
Das ist schon eine Hausnummer.
Also dementsprechend blutverschmiert war auch der Täter und er ist halt einfach von dem Freund der Familie nach Hause gefahren worden.
Der wollte ihn dann auch decken.
Er hat ihn bedeckt.
Du sagst es vorhin, dass Drogen auch immer wieder im Spiel waren im Leben von Felix G., kannst du da ein bisschen mehr zu sagen, was war anders für Drogen?
Also ich sage mal, zunächst begann es im Alter von vierzehn Jahren mit der Drogealkohle.
Er hat also früh angefangen zu trinken.
Mit sechzehn ist dann Ecstasy hinzugekommen.
Es folgen amphetamine, Kokain und LSD.
Also einmal durch die gesamte Breitseite, durch die Drogen.
Und am fünften mehr zwei Tage nach der Tat seien beim angeklagten Hinweise auf viel Alkohol und auch Ecstasy noch festgestellt worden.
Fünf Tage im Grunde genommen nach der Tat.
Da musste er aber ganz schön vollgepumpt gewesen sein.
Das war er.
Unter anderem offenbar auch, wie das forensisch psychologische Gutachten ergeben hat.
Unter anderem war Kokain im Spiel.
Und Alkohol und Kokain ist immer eine ganz brisante Mischung.
Inwiefern?
Also grundsätzlich ist es so, alleine Alkohol enthemmt ja schon.
Wenn man dann noch Drogen...
hinzunehmend die jetzt das ganze noch mal potenzieren dann wird das brandgefährlich.
also auf putzchen.
also es ist ein aufputzchen und es ist eine andere.
man fühlt sich stärker man über agiert In den Fällen.
Gerade bei Kokain ist es so, es soll ja auch als Wachmacher gelten.
Und wenn dann natürlich Alkoholkonsum dazu kommt und man ist eh schon in einer aufgebutschten Entemptenstimmung, dann ist das eine ganz gefährliche Mission.
Und dann kann ein Streit eskalieren.
Kommen wir jetzt zu den Pledoriers.
Was fordern?
Staatsanwaltschaft und ...
Verteidigung.
Sag mal, wenn der so Vollgepunkt war mit Drogen, war der dann schuldfähig?
Er war schuldfähig und zwar aufgrund des Nachtartverhaltens, was ihm nachgewiesen werden konnte.
Das heißt, danach Videos aufzunehmen, Fotos von den Opfern zu machen, das ist eine ganz durchdachte.
Vorgehensweise.
Also, da kann man sich auch nicht auf einen Effekt zurückziehen oder sagen, ich wusste nicht, was ich tat.
Er wusste genau, was er tat.
Er hat Fotos, Videos und Audio-Files angefertigt und hat in diesen auch seine eigentliche Tat gefeiert.
So, und das ist weit ab jeder...
Also...
jeder, jeder Einsichts Einschränkung.
Was fordern jetzt Staatsanwaltschaft und Verteidigung?
Also die Verteidigung ist einfach von einer Körperverletzung ausgegangen und hätte am liebsten natürlich einen Freispruch für den Felix G.
gehabt, weil sie sich darauf zurückziehen und sagt, der hatte Angst um sein Leben, der hat sich nur gewährt.
gegen diesen kleinen, schmächtigen Mann.
Dem folgte aber weder Staatsanwaltschaft noch der Vorsitzende Richter, sodass im Grunde genommen die Staatsanwaltschaft auch wegen versuchten Totschlags- und gefährlicher Körperverletzungen plädiert hatte und das Gericht also auch dem ganzen Stadt gegeben hatte.
Am zweiten Oktober, April, hat das Belefelder Landgericht das Urteil verkündet?
Wie genau lautete es?
Also es lautete im Grunde genau wie es angeklagt war.
Der Felix G.
ist verurteilt worden wegen versuchten Totschlags in Tarteinheit mit gefährlicher Körperverletzung.
Und wie viel hat er jetzt bekommen?
Also er ist verurteilt worden zu einer fünf-einhalb-jährigen Haftstrafe.
Klaus, du warst ja beim Prozess dabei, jetzt nicht alle Tage, aber die meiste Zeit.
Hat es am Ende des Prozesses noch entschuldigende Worte gegeben oder irgendeine Reaktion des Angeklagten?
Es wurde über den Anwalt noch eine kurze Erklärung abgegeben, dass es seinen Mandanten sehr leid tut.
und er nicht wisse, was ihn da geritten habe.
Meine persönliche Einschätzung, damit reinkommen sollte, ich hielt das für nicht glaubwürdig.
Er hat jetzt fünf und ein halb Jahre Zeit, alles zu überdenken.
Meinst du, da kommt irgendwas Nützliches bei raus?
Es bleibt zu hoffen.
Ich sage mal, es ist die Summe aller...
einzeln Geschichten, die jetzt da gelaufen sind.
Es ist nicht nur das die Wahl des Messers, was für ein Messer ich mitführe.
Es ist auch nicht nur die Brutalität mit dem neuen Mal zustechen.
Es ist vor allem das Nachteilverhalten, was es unheimlich schwierig macht, zu glauben, dass wenn er nach fünf und ein halb Jahren aus dem Gefängnis kommt, dass er dann geläutert ist.
Vor einer Diskothek in Spengel geraten am dritten März vergangenen Jahres vier Männer in Streit.
Die Situation eskaliert und Felix G.
sticht neunmal auf einen seiner Kontrahenten ein.
Das Opfer schwebt den Lebenscafard, eine Notoperation rettet dem Mann das Leben.
Felix G.
flieht nach der Tat, macht vorher aber noch Fotos vom Schwerverletzten und auch zu Hause brüste der sich mit einem Video mit der Tat zeigt einen blutverschmierten Abend.
Wegen versuchten Totschlass sowie gefährlicher Körperverletzung wird Felix Geh zu einer Haftstrafe von fünf eineinhalb Jahren verurteilt.
Und es war's mit den Ostwestfällen.
Redaktion hatte Jule Priezel zu Gast.
Da war der Kollege Klaus Frickemeier.
Vielen Dank, Klaus.
Schön, dass du da warst.
Vielen Dank, Birgit.
Weitere packende Kriminalfälle aus unserer Region auch jederzeit auf nw.de und in der nw-plus-app in der Serie OVL Crime.
Wir freuen uns über Fragen, Anregungen und Kritik zu diesem Podcast.
Und natürlich überwünsche, welche Ostwestfälle wir demnächst für euch besprechen sollen.
Schreibt uns eine E-Mail an podcasts.nw.de.
Mein Name ist Birgit Gottwald.
Bis bald.
