Navigated to Rückkehr der Imperien? - Transcript

Rückkehr der Imperien?

Episode Transcript

Wir schreiben das Jahr 1902.

Angst geht um in Europa.

Die Handelspolitik der Gegenwart wird beherrscht von den Vereinigten Staaten.

Der deutsch-österreichische Industrielle Alexander von Peetz hält vor den Mitgliedern des Industriellen Clubs in Österreich-Ungarn eine flammende Rede.

Die Gefahren, von denen ich spreche, kommen gegen uns heran.

Nicht in Gestalt von Heeren und Kriegsflotten.

Nicht in Gestalt von neuen religiösen oder politischen Lehren.

Sondern in Form von Warenballen und Preislisten.

Nur ein wirtschaftlich geeintes Europa könne der Welthandelsmacht USA etwas entgegensetzen.

Auch weil die USA in jenen Jahren ihr Territorium erweitern.

Newlands Resolution.

Über die Annexion der Hawaii-Inseln durch die Vereinigten Staaten.

7.

Juli 1898.

Gezeichnet William McKinley.

Unter der Führung von US-Präsident William McKinley annektieren die Vereinigten Staaten eine Reihe von Überseeterritorien in der Karibik und im Pazifik.

Anfang des 20.

Jahrhunderts sind die USA die neue imperiale Weltmacht.

Music.

Ich bin Mirko Drotschmann, ihr hört Terra X History, der Podcast.

Und in dieser Folge geht es mal wieder um etwas sehr Aktuelles, nämlich um die Geschichte des Imperialismus.

Nach dem Ende des Kalten Kriegs sah es in den 1990er Jahren so aus, als sei das Zeitalter der Imperien und des Imperialismus tatsächlich Geschichte.

Frieden und Abrüstung standen an erster Stelle.

Die globale Weltwirtschaft hat sich entwickelt.

Aus einstigen Feinden wurden Staaten, mit denen man Handel trieb, Kulturbeziehungen pflegte oder in die man in den Urlaub gefahren ist.

Aber diese Zeiten scheinen vorbei u sein.

Russland will unter Putin wieder u alter Größe aufsteigen.

Und spätestens seit Beginn der weiten Amtsperiode von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Anfang 2025 positioniert sich die Außenpolitik der USA unverhohlen imperialistisch.

Am 2.

April 2025 verkündete der US-Präsident in einer Pressekonferenz neue Einfuhrzölle für fast alle Staaten der Welt.

Trump sprach von einem Tag der Befreiung und davon, dass Amerikas Schicksal urückgewonnen werde.

Amerika werde wieder u etwas Großartigem aufsteigen.

Großartiger als jemals uvor.

Born the day America's destiny was reclaimed.

Donald Trump hat ein historisches Vorbild, auf das er sich immer wieder bezieht, nämlich den ehemaligen US-Präsidenten William McKinley, der von 1897 bis 1901 die USA als 25.

Präsident regierte.

Er stand für eine Politik des Protektionismus und der Expansion.

Während der Amtszeit McKinleys annektierten die USA Hawaii, Puerto Rico und Guam und wurden ur Kolonialmacht.

Als sich in den spanischen Kolonien Kuba und den Philippinen Unabhängigkeitsbewegungen bildeten, griffen die USA mit Waffengewalt in beiden Ländern ein.

Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 regierten die Amerikaner für eine kurze Zeit Kuba und sicherten sich im sogenannten Platt Amendment das Recht, jederzeit in Kuba militärisch eingreifen u können.

Kuba musste an die USA auch Land verpachten, auf dem die Vereinigten Staaten Militärstützpunkte errichten durften.

Guantanamo ist ein Relikt aus dieser Zeit.

Die US-Besatzung der Philippinen dauerte sogar bis um Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Das Ziel der USA war es, nicht nur ihre sogenannten Hinterhöfe wie Nicaragua, Chile oder Kuba u kontrollieren, sondern auch im Pazifik ur Supermacht u werden.

Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg in den 1860er Jahren und der sogenannten Reconstruction-Phase hatten sich die USA Ende des 19.

Jahrhunderts ur Welthandelsmacht in Landwirtschaft und Industrie entwickelt.

Den wirtschaftlichen Erfolg sicherten sie sich mit einer Hochzollpolitik.

1890 hat der US-Kongress den sogenannten McKinlay-Tariff verabschiedet.

Ein Gesetz, das der spätere US-Präsident McKinlay als Kongressabgeordneter federführend vorangetrieben hatte.

Bis u 50% Zölle auf importierte Industrieprodukte wurden aufgeschlagen.

Kein Wunder, dass Donald Trump von McKinlay begeistert ist und ihn den Tariff King, also den Zollkönig, nennt.

Man versuchte, mit den hohen Zöllen vor allem die einheimische Industrie vor Exporten aus dem Ausland u schützen.

Die Produkte, die die USA damals nicht selbst produzieren konnten und die sie trotzdem importieren mussten, wurden allerdings teuer.

Deshalb setzte William McKinley später auf freieren Wettbewerb und Handelsverträge.

Die Zölle auf ausgewählte Produkte wurden gesenkt.

Waren made in USA wurden in aller Welt verkauft.

1901 sagte McKinley, Handelskriege sind unrentabel.

Eine Politik des guten Willens und der freundschaftlichen Handelsbeziehungen wird Repressalien verhindern.

Gegenseitigkeitsverträge entsprechen dem Geist der Zeit.

Vergeltungsmaßnahmen.

Vielleicht hätte es einen echten Kurswechsel gegeben, aber nur ein paar Tage nach seiner Rede wird McKinley angeschossen und erliegt wenige Tage später seinen Verletzungen.

Sein Nachfolger, Theodore Roosevelt, hatte weniger Interesse an einer offenen Handelspolitik.

Unter seiner Regierung wurde 1914 der Panama-Kanal eröffnet.

Die USA planten panamerikanische Verkehrsprojekte für Schiene und Straße.

Und Anfang des 20.

Jahrhunderts waren die USA die neue Weltmacht, die weite Teile des Globus direkt oder indirekt, militärisch oder wirtschaftlich beherrschte.

Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter sagte einmal, die beste Art, die Freiheit u stärken ist, u eigen, dass unser demokratisches System nachahmenswert ist.

Dazu hat man auch das genutzt, was man heute Soft Power nennt, etwa Entwicklungshilfe.

USAID, die amerikanische Entwicklungsorganisation, wurde schon 1961 gegründet.

Das offizielle Ziel war es, demokratische und widerstandsfähige Gesellschaften zu unterstützen.

Das gilt im Übrigen für viele Entwicklungsorganisationen, ob sie jetzt aus Japan stammen, der Europäischen Union oder Russland.

Man stärkte damit immer auch den eigenen Einfluss.

Bis heute streiten sich Historikerinnen und Politikwissenschaftler darüber, was denn nun ein richtiges Imperium und was Imperialismus wirklich sei.

Es gibt unzählige Definitionen.

Einigkeit besteht darüber, dass Imperien keine definierten Grenzen haben.

Also keine Staaten im modernen Verständnis sind, sondern großräumige Gebiete, die hierarchisch gegliedert sind.

Denkt etwa an Großbritannien, das u Zeiten des Empire auch Mutter- oder Kernland genannt wurde und seine abhängigen Kolonien in Indien oder Südafrika, in denen verschiedene Völker mit eigener Kultur, eigener Religion und Sprache lebten.

Der US-amerikanische Literaturkritiker Edward William Said hat einmal gesagt, Jedes Empire behauptet von sich selbst und vor der Welt, dass es ganz anders als alle anderen Empires sei.

Und dass seine Mission nicht darin bestehe, u plündern, sondern u erziehen und u befreien.

Wie ein Imperium tatsächlich regiert wurde, welche Rechte es hatte, wie viel militärische Macht eingesetzt wurde, um das Imperium u sichern und in welchem Maße die abhängigen Regionen ausgebeutet wurden, das war in der Geschichte über die Jahrtausende verschieden.

Auch die Gründe, warum Imperien irgendwann niedergingen, konnten ganz unterschiedlich sein.

Seien es Eroberungen durch andere Imperien, interne Aufstände und Konflikte oder auch wirtschaftliche Probleme.

Fest steht, bisher hat es in der Geschichte noch kein Imperium geschafft, ewig u existieren.

Zentral für ein Imperium, schreibt der Politologe Herfried Münkler, sei aber die Sicherung des Friedens.

Imperien sorgten eher für einen stabilen und verlässlichen Frieden in der Welt, da man nicht mit anderen Staaten in permanenter Konkurrenz um die Führungsrolle streiten müsse.

Das galt .B.

lange für das Römische Reich und auch für das Britische Empire.

Die Friedensperioden ihren Namen gaben.

Pax Romana und Pax Britannica.

Im Vorwort seiner Foundation-Trilogie skizziert der 1992 verstorbene russisch-amerikanische Science-Fiction-Autor Isaac Asimov, wie ein Imperium auch für Ruhe innerhalb seines Herrschaftsgebiet sorgen kann, ohne militärisch eingreifen u müssen.

Zentralmacht seines galaktischen Imperiums ist hier der Planet Trantor.

Jeder Sektor wird ermutigt, gegenüber seinen Nachbarn misstrauisch u sein.

Innerhalb jedes Sektors werden die wirtschaftlichen und sozialen Klassen ermutigt, eine Art Krieg gegeneinander u führen.

Das Ergebnis ist, dass es den Menschen in ganz Trantor unmöglich ist, gemeinsam u handeln.

Überall würden sich die Menschen lieber gegenseitig bekämpfen, als sich gemeinsam gegen die entrale Tyrannei u stellen und das Imperium regiert, ohne Gewalt anwenden u müssen.

Viele Historiker und Politologinnen sind sich einig, dass mit einem Imperium in der Regel auch eine Art Mission verbunden ist.

Immer eng verbunden mit den eigenen Ideologien und auch Interessen.

Nehmt um Beispiel das Habsburger Reich unter Kaiser Karl V.

Ihm ging es um die Wahrung und Verbreitung des katholischen Glaubens.

Oder die USA, die ihre Demokratie in alle Teile der Welt exportieren wollten.

Oder umindest ihr Verständnis von Demokratie.

Bei der Sowjetunion war es der Sozialismus.

Logisch ist deshalb, dass Imperien ihre Mission maximal verbreiten wollen und sich dementsprechend ausdehnen.

Und damit auch irgendwann an innere wie äußere Grenzen stoßen.

Der britische Historiker Paul Kennedy hat das mal Imperial Overstretch genannt.

Entweder weil die Ressourcen oder Fähigkeiten der Zentralmacht nicht mehr ausreichen, das Imperium u versorgen und u verwalten, oder weil man an der sogenannten Peripherie des Imperiums auf Regionen stößt, in denen die dort lebende Bevölkerung nicht Teil des Imperiums sein möchte.

Um solche widerständigen Gebiete militärisch beherrschen u wollen, steigen die Kosten dann so sehr, dass es sich für die Zentralmacht am Ende nicht mehr rechnet.

Oder man macht es so wie das galaktische Imperium Kleons II.

Bei Asimov.

Vielleicht hatte der sogar das römische Reich im Sinn, als er die Science-Fiction-Geschichte geschrieben hat.

Darüber sprechen wir später noch.

Aber bevor wir in die Antike schauen, bleiben wir erst einmal im 19.

und 20.

Jahrhundert.

Denn wenn von Imperialismus die Rede ist, dann ist ganz oft nur diese Zeit gemeint.

Damals bildeten sich in Europa die Nationalstaaten und strebten gleichzeitig danach, ihren Einfluss und ihre Macht in alle möglichen Teile der Welt auszudehnen.

Und wenn wir von Empire sprechen, dann fällt vermutlich den meisten von euch sofort Großbritannien ein.

Wie heißt es doch so schön?

Am 24.

Juni 1872 hielt der spätere britische Premierminister Benjamin Disraeli im Crystal Palace in London eine weltberühmte Rede vor Abgeordneten der konservativen britischen Partei, dessen Vorsitzender er lange Zeit gewesen ist.

Das Rayleigh gilt als der Vater des britischen Empire.

Seit 1858 stand Britisch-Indien unter direkter britischer Kontrolle, nachdem es jahrzehntelang schon eine Handelskolonie der East India Company gewesen war.

Es geht darum, ob England ein großes Land sein wird, ein imperiales Land.

Ein Land, in dem ihre Söhne, wenn sie aufsteigen, in überragenden Positionen aufsteigen und nicht nur die Wertschätzung ihrer Landsleute erlangen, sondern den Respekt der ganzen Welt.

Das britische Imperium umfasste ur Zeit seiner größten Ausdehnung Anfang der 1920er Jahre mehr als ein Viertel der Erdoberfläche.

Britisch-Indien war nur ein Teil davon.

Das britische Empire reichte über alle Kontinente, von Nordamerika über Afrika, von Asien bis nach Australien.

Wie konnte so eine große Fläche überhaupt verwaltet und regiert werden?

Und was bedeutete es für die Weltordnung, wenn solche Imperien entstanden?

Genau darüber spreche ich jetzt mit Ulrike von Hirschhausen.

Sie ist momentan Professorin für Globalgeschichte an der Universität Rostock und hat mehrere Bücher um Thema veröffentlicht, uletzt gemeinsam mit Jörn Leonhardt, Empires, eine globale Geschichte 1780 bis 1920.

Hallo Ulrike, schön, dass du da bist.

Hallo, freue mich hier sein u dürfen.

Derzeit wird ja wieder sehr oft von Imperien gesprochen, wenn es um Beispiel um den Krieg Russlands gegen die Ukraine geht oder auch Chinas wirtschaftlichen Einfluss in vielen Teilen der Welt.

Du schreibst, dass es auf den ersten Blick so scheine, als seien Imperien in unsere Welt urückgekehrt.

Jetzt muss ich auch mal ganz blöd fragen, waren die denn überhaupt jemals weg?

Ja, wir haben derzeit eine Weltlage, in der Empires, so nennen wir sie Imperien, ja als staatliche Einheiten gar nicht mehr existieren.

Sie sind weg, wie du sagst, Mirko.

Aber als faktische Erbschaft, als historische Ressource sind die wieder ganz präsent und ich finde, das merken wir daran an der Häufigkeit des Begriffes, der einfach wieder urückgekehrt ist.

Empires sind eigentlich in drei großen Wellen im 20.

Jahrhundert aufgelöst worden.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg einige, nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 1960er Jahren und dann erneut nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Aber mit ihrem Untergang als Staat sind die Erbschaften dieser Empires eben nicht untergegangen, sondern die reichen in unsere Gegenwart.

Und du hast auf autoritäre Führer angesprochen, die knüpfen eben weltweit an diese Vorstellungen imperialer Herrschaft an, deuten die neu und versuchen das umzusetzen.

Ich finde dieses Projekt einer neuen Seidenstraße ein gutes Beispiel dafür.

Das ist diese sogenannte Road and Belt Initiative.

Das ist ein weltweites Infrastrukturprojekt, mit dem die chinesische Regierung wirtschaftlichen, politischen Einfluss in Europa, aber auch in Lateinamerika gewinnen will.

Wie machen die das?

Durch den Bau, durch die Übernahme von Häfen, Straßen, Zugverbindungen, Energiewegen und viele europäische Häfen, in denen wir sozusagen auch sind, Valencia, Rotterdam, Athen, sind heute im chinesischen Besitz.

In Hamburg gehört ein ganzes Terminal der chinesischen Staatsräderei.

Also, als staatliche Einheiten sind Empires verschwunden, aber in dieser nicht staatlichen Form, wirtschaftlich, gesellschaftlich, militärisch, sind wir heute neu mit ihrem Erbe konfrontiert.

Du hast jetzt schon einige Eigenschaften von Imperien angesprochen.

Da liegt natürlich die Frage auch auf der Hand, wo liegt denn überhaupt der Unterschied wischen einer Großmacht, einer Weltmacht und einem Imperium?

Das ist ja vor allem ein Begriff, der so aus dem 19.

Und 20.

Jahrhundert stammt.

Und genau dort hat ihn der britische Journalist John Hobson auch sozusagen geschaffen.

Das war ein britischer Journalist, der für seine Zeitung um 1900 in Südafrika in den dortigen Minen recherchiert hat.

Und angesichts, dass er die Rolle des britischen Empires dort ganz konkret erlebt hat, hat er diesen Begriff Imperialism, wir sagen Imperialismus, eigentlich geformt.

Was verstehen wir darunter?

Das Streben von Mächten, Territorien jenseits der eigenen Grenzen u erobern, die wirtschaftlich u nutzen, die Gesellschaften u unterordnen.

Und ich glaube, ein wichtiger Punkt ist, diese Territorien, das meistens Kolonien, werden ugleich u Pfändern im globalen Wettbewerb mit anderen Empires.

Da gibt es natürlich einige, an die man denkt.

Wenn wir uns jetzt mal ein Imperium anschauen, vielleicht auch ein Möchtegern-Imperium, je nach Sichtweise, dann fällt da das Deutsche Kaiserreich ein, 1871 gegründet.

Ein Imperium, das auch über die eigenen Grenzen hinaus Einfluss erreichen wollte.

War das so der Antrieb von Imperien, Macht und Herrschaft möglichst weltumspannend u haben?

Sehr interessant, dass du genau dieses Ja ansprichst, Mirko, denn ganz bewusst haben ja die damaligen deutschen Eliten den Begriff des Reichs für diesen neuen Deutschen, was ja eigentlich ein föderaler Nationalstaat war, gewählt.

Weil mit dem Begriff des Reichs konnte man eben auch sich begrifflich schon mal einreihen in diese Tendenz aller europäischer Staaten, jetzt nicht nur Staat sein u wollen, sondern eben dem britischen und französischen Empire nachzueifern.

Also ein Staat mit außereuropäischen Besitzungen u werden, ein Empire eben.

Und das schien politische Macht jenseits der eigenen Grenzen u versprechen, sollte wirtschaftliche Abschöpfung garantieren und eben die Möglichkeit, fremde Gesellschaften u unterordnen, vermeintlich auch u ivilisieren.

Aber ich glaube, das Entscheidende ist, wir müssen einfach schauen, sind denn diese Ziele überhaupt realisiert worden?

Denn das waren Vorstellungen, die waren in Berlin entwickelt und die stießen auf eine ganz andere Wirklichkeit vor Ort.

Deutsche Herrschaft hat sich in fast allen Kolonien auf Inseln der Herrschaft reduziert.

Gibt es denn ein einheitliches Muster Ende des 19.

Jahrhunderts oder vielleicht auch u Beginn des 20.

Jahrhunderts, wie Imperien genau funktionierten?

Wenn man die sich so im Vergleich anschaut und das haben mein Co-Autor Johann Leonhardt und ich jetzt in den letzten Jahren gemacht.

Dann wird einerseits deutlich, dass jedes dieser Imperien oder dieser Nationalstaaten wie Deutschland, die überhaupt erstmal ein Empire werden wollten, eine eigene Agenda hat.

Wir können aber ein gemeinsames Muster beobachten und alle setzen ihre unterschiedlichen Ressourcen in verschiedenem Maße ein.

Sie erobern und erschließen Räume und dann muss aber diese Eroberung in Herrschaft umgesetzt werden.

Also wie wird Macht sesshaft, so hat es Jürgen Osterhammel mal gesagt.

Die müssen also herrschen und verhandeln mit den lokalen Gesellschaften.

Dafür braucht man aber auch Loyalität und Zustimmung, weil Gewalt und Ausbeutung funktioniert auf Dauer nicht alleine und ist u teuer.

Und deshalb müssen neue Botschaften gefunden werden, auch an ein Empire u glauben.

Und dann wollen alle europäischen Mächte von dieser Expansion prosperieren und profitieren.

Das wird ein weiteres imperiales Muster und die Rivalitäten spitzen sich u um 1900 und dann werden Kämpfen und Verteidigen entrale Praktiken, für die man jetzt dann auch die Gesellschaften der Kolonien heranzog.

Es gab ja große Bataillone, vor allem im britischen Empire, aber auch im französischen Empire im Ersten Weltkrieg, wo sozusagen die Kolonisierten auf den europäischen Schlachtfeldern kämpfen mussten.

Und diese fünf Strategien, erschließen, verhandeln, glauben, profitieren und kämpfen, die sind, glaube ich, symptomatisch dafür, wie Empires im 19.

Und 20.

Jahrhundert entstehen und wo sie dabei auch in große Krisen geraten sind.

Jetzt stelle ich mir das auf der einen Seite natürlich schon schwer vor, so ein Empire aufzubauen, aber ich glaube, noch schwieriger ist es, so ein Weltreich u regieren.

Wie hält man so ein Weltreich usammen und wie kommuniziert man miteinander?

Ja, das ist eine Frage, Mirko, die hat mich auch besonders fasziniert.

Und war einmal wegen der Frage der Kommunikation, aber auch, weil diese Frage, die du jetzt stellst, finde ich, genau die Frage nach dem Verhältnis wischen Zentrum und Peripherie angeht.

Und damit auch das Verhältnis wischen Kolonisatoren und Kolonisierten.

Denn wie erreichen die Befehle in Kolonialkriegen diese weit weg stationierten Soldaten?

Wie gelangt Baumwolle, Zucker, Kaffee aus den Kolonien in die Metropolen und dann in Gestalt billiger Fertigtextilien wieder urück?

Alle Empires haben versucht, große Infrastrukturen aufzubauen, um ihre Zentren mit den weit entfernten Kolonien u verbinden.

Damals haben wir das indische Eisenbahnnetz, den 1859 eröffneten Suezkanal, weltweite britische Telegrafennetze, niederländische und britische Schifffahrtsrouten.

All das soll Kontrolle garantieren, Profit bringen, Siedler befördern.

Aber es ist eben keine Einbahnstraße der Macht.

Und vielleicht auch dazu das Beispiel der Transsibirischen Eisenbahn.

Da wird über 10.000 Kilometer hinweg Sibirien u erschließen versucht.

Siedler, Soldaten sollen dahin kommen.

Die entlegene Region soll in das Reich eingebunden werden.

1905 beschäftigt die russische Staatsbahn 750.000 Menschen.

Und genau diese Eisenbahner gehen 1905 in den Generalstreik, um eine Verfassung u erzwingen.

Im Oktober 1905 steht das gesamte russische Eisenbahnnetz still.

Eine Woche später gibt es eine Verfassung.

Und der Punkt ist, Bahnangestellte machen diese imperiale Infrastruktur jetzt erfolgreich ur Hauptschlagader ihres antiimperialen Protests.

Und dieses Muster, das sehen wir mehr und mehr im 19.

und vor allem im 20.

Jahrhundert, wie lokale Gruppen kolonisierte also diese Infrastrukturen, die eigentlich u der Kontrolle da waren, jetzt u antiimperialen Mitteln von Blockade und Protest machen.

Und das ist ein Muster, was uns bei der Frage der Infrastrukturen ganz besonders interessiert hat.

Ja, du sprichst gerade schon von Protesten.

Auch das ist ein ganz interessanter Aspekt, finde ich.

Denn es geht natürlich auch um die Menschen, die in diesen Imperien leben.

Wie war das denn damals?

Haben die sich einfach gefügt?

Gab es größere Proteste?

Wie sah das in Ländern aus wie Indien oder Südafrika, über die wir ja auch schon gesprochen haben?

Wenn wir vielleicht erst mal nach England schauen, weil wir natürlich, wenn wir an den Begriff Empire denken, eigentlich immer erst mal das britische Empire im Kopf haben.

Da war eigentlich der Protest gegen das Empire um 1900 die Sache einer winzigen Minderheit.

Warum?

Weil gerade die Kombination aus Monarchie und Empire, dieses Konzept einer imperialen Monarchie, also Viktoria als britische Königin und Kaiserin von Indien, das hat wei wesentliche Integrationsmuster verbunden, die beide superpopulär waren.

Es sah aber in Irland schon anders aus.

Die Iren haben sich innerhalb des britischen Empires schon eher als Kolonie wahrgenommen und haben diese riesigen Herrschaftsfeiern der Königin beispielsweise boykottiert.

Und wie sieht es in Indien aus?

Gandhi kommt aus der britischen Kolonie Südafrika zurück und entwickelt im kolonialen Indien jetzt eine Politik der Nichtzusammenarbeit und ruft 1920 all diejenigen Inder, das war eine ganze Menge, Die Orden des britischen Empires hatten dazu, diese urückzusenden an die Verwaltung.

Also genau den Ausweis von Loyalität um Empire symbolisch umzudrehen in eine Absage an diese Loyalität.

Erfolgreicher und natürlich massentauglicher war dann ehn Jahre später dieser sogenannte Salzmarsch.

Und Gandhi hat erneut einen sichtbaren Ausweis von imperialer Herrschaft gewählt, nämlich diesmal dieses hochbesteuerte Salz und marschiert mit immer mehr Anhängern an die Küste, um dort gratis Salz aus dem Meer u holen und das Steuermonopol der Briten sozusagen symbolisch u unterminieren.

Es gibt dann eine riesige Verhaftungswelle als Reaktion auf diesen Salzmarsch und diese Verhaftungswelle, die hat die Herrschaft der Briten immer erbrechlicher machen lassen, bevor sie dann 1947 endgültig erbrach.

Das als Beispiel, wie solche Proteste funktionieren können und wie die eben auch massentauglich werden.

Dein Untersuchungszeitraum im Buch endet 1920.

Warum?

Was ändert sich denn u diesem Zeitpunkt?

Wir haben das Buch 1920 enden lassen, weil das eine von diesen drei großen historischen Schwellen darstellt, an denen sich Empires auflösen.

Die kontinentalen Empires, also die Habsburger Monarchie, Russland, das Osmanische Reich erfallen, an ihre Stelle treten neue Staaten.

Gleichzeitig dehnt sich das britische und französische Kolonialreich noch mehr aus und erreicht erst jetzt, also in der Zwischenkriegszeit im 20.

Jahrhundert, seine maximale Ausdehnung.

Das heißt, die Zeit wischen 1917 und 1923 ist eine Zäsur in der Geschichte von Großreichen.

Deshalb haben wir sie als das Ende unseres Buches begriffen.

Aber das Erbe, was wir heute sehen, das setzt sich weit nach 1918 und teilweise eben in unsere Gegenwart fort.

Sagt Ulrike von Hirschhausen.

Vielen Dank dir für die Einschätzungen.

Herzlichen Dank, dass ich hier sein durfte.

Hat mir Freude gemacht.

Ja, es gab natürlich auch schon vor dem 19.

Jahrhundert Imperien und eine imperialistische Politik.

Das heißt Fürstentümer oder ganz allgemein Reiche, die ihre Macht erweitern wollten.

Zum Beispiel am Ende des 15.

und u Beginn des 16.

Jahrhunderts, als Portugal und Spanien als erste ihre Herrschaftsbereiche im Zeitalter der Entdeckungen mit Waffengewalt auch in Übersee immer weiter ausdehnten und umindest die ihnen damals bekannte Welt unter sich aufteilten.

Es entstanden sogenannte Kolonialimperien.

Großmächte, die ihre eroberten Gebiete nicht nur militärisch beherrschten, sondern ihren Kolonien oft auch eine eigene Verwaltung überstülpten und es vor allem auf Bodenschätze wie Gold und Silber, Gewürze wie Nelken und Zimt und natürlich billige Sklavenarbeiter abgesehen hatten.

Zum Kolonialismus haben wir schon eine Folge gemacht hier im Podcast.

Den Link findet ihr in den Shownotes.

Hört da auch gerne mal rein.

Ende des 15.

Jahrhunderts jedenfalls machten die Seefahrernationen Portugal und Spanien immer neue Entdeckungen in bislang, aus europäischer Sicht natürlich, unbekannten Teilen der Erde.

Und ein kleiner Ort in Kastilien sollte in dem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung erlangen.

Der 7.

Juni ist für das kleine Städtchen Tordesillas in der heutigen spanischen Region Castilien-Leon ein ganz besonderer Tag.

Jedes Jahr erinnern die Bewohner daran, dass hier vor mehr als 500 Jahren Weltgeschichte geschrieben wurde.

Im Jahr 1494 trafen sich an den Ufern des Flusses Duero Abgesandte der katholischen Könige Isabella von Castilien und Ferdinand von Aragonien und des portugiesischen Königs Johannes II.

Nach ähen Verhandlungen unterzeichneten sie am 7.

Juni 1494 einen bis heute einzigartigen Vertrag.

Ich, Juan Rodrigo de Fonseca, Bischof und Diener eurer katholischen Hoheit, glaube demütig, dass wir nun in der Lage sind, Frieden wischen Kastilien und Portugal u schließen.

Damit auf dem Meere wischen beiden Königreichen Verständnis herrsche, nicht Krieg.

Es ist ein Vertrag, der die damals bekannte Welt in wei Hälften teilt.

Die eine wird Portugal, die andere Spanien ugesprochen.

Es ist das Zeitalter der Entdeckungen in Europa.

Die Seefahrernation Portugal ist, was Schiffsbau und Navigation anbelangt, den Spaniern lange Zeit weit überlegen.

Der Portugiese Bartolomeu Dias umrundet 1488 als erster die Südspitze Afrikas.

Nur ein paar Jahre später entdeckt allerdings Christoph Kolumbus 1492 im Auftrag der spanischen Krone die mutmaßliche Westroute nach Indien.

Die Frage ist, wem gehört all das vermeintlich neu entdeckte Land?

Schon 1479 gibt es eine Art Vorläufervertrag, der die Einflusssphären Portugals und Spaniens im Atlantik regelt.

Dadurch wird Madeira portugiesisch und die Kanarischen Inseln spanisch.

Aber der aus Aragonien stammende Papst Alexander VI.

Schlägt sich 1493 auf die Seite Spaniens.

Er erklärt alle uvor unterzeichneten Verträge und Abmachungen für nichtig.

Der Papst hat bestätigt, dass alle Entdeckungen Kastilien gehören, auch wenn wir noch nicht genau wissen, wo diese Länder eigentlich liegen.

Und daher hat er vorgeschlagen, eine Grenze vom Nordpol bis um Südpol u iehen.

Etwa dort, wo die Azoren und die Kapverdischen Inseln liegen.

Alles, was westlich davon liegt, soll u Kastilien gehören.

Ein Vorschlag, der für die Portugiesen unannehmbar ist.

Fast anderthalb Jahre wird in Tordesillas verhandelt.

Das Wissen über die neue Welt, die Karten, die Seehandbücher, alles bleibt unter Verschluss.

Jede Partei versucht, die Staatsgeheimnisse der Gegenseite u lüften, ohne Erfolg.

Am Ende wird die vom Papst vorgeschlagene Linie um mehr als 1000 Seemeilen nach Westen verlagert.

Sie verläuft ungefähr entlang des 46.

Längengrades.

Alles, was bis jetzt von dem König von Portugal und seinen Schiffen nach Westen bis ur genannten Linie und nicht darüber hinaus aufgefunden und entdeckt ist, Wenn man von der festgelegten Linie weiter nach Westen fährt, bleibt und gehört dem König und der Königin.

Portugal und Spanien werden u mächtigen Kolonialimperien.

Wobei die spanischen Habsburger, die nach dem Tod der katholischen Könige Kastilien und Aragonien regieren, am Ende erfolgreicher sind.

Philipp der Schöne, ein Sohn Kaiser Maximilians I., führt die Expansionspolitik seiner Vorfahren konsequent weiter.

Sein Sohn Karl geht dann als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches in die Geschichte ein.

Dessen Wahlspruch lautet Plus Ultra.

Immer weiter.

Karl V.

herrscht nach seiner Krönung um Kaiser 1530 über weite Teile Europas und die spanischen Besitzungen in der Neuen Welt.

Einige Jahre lang haben sich Portugal und Spanien übrigens mehr oder weniger an den Vertrag von Tordesillas gehalten.

Sie haben sich gegenseitig Durchfahrtsrechte gewährt, um friedlich u ihren Überseeterritorien u segeln.

Bis nach 1580 genau das nicht mehr nötig war.

Denn Philipp II.

Von Spanien, ältester Sohn von Kaiser Karl V., erbte die portugiesische Krone.

Damit herrschte er auch über die Kolonien in Indien und anderen Regionen Asiens.

Das spanische Habsburger Imperium wurde um Reich, in dem die Sonne tatsächlich niemals unterging.

Das Habsburger Imperium war übrigens nicht das einzige große Reich im Mittelalter und der frühen Neuzeit.

Weiter östlich entstand u Beginn des 14.

Jahrhunderts das Osmanische Reich, genannt nach dessen Gründer Osman dem Ersten.

Den Ursprung hatte es auf dem Gebiet der heutigen Türkei und dehnte sich um das ganze Mittelmeer herum aus.

Es umfasste in der Zeit seiner größten Ausdehnung gegen Ende des 17.

Jahrhunderts fast den gesamten Balkan, reichte hoch bis ur Krim und herrschte auch über Mesopotamien bis um Persischen Golf.

Osman's Mission und die seiner Nachfolger, den Islam weltweit u verbreiten.

Dem Voraus ging das sogenannte Weltreich der Mongolen.

Am bekanntesten ist wahrscheinlich sein Begründer, Genghis Khan, der Weltbeherrscher.

Ein Name, den er im Jahr 1206 erhalten hatte, nachdem er mit seinem Reiterheer nahezu alle Clans, die in der schon damals riesigen mongolischen Steppe lebten, unter seine Kontrolle brachte.

Jetzt wollte er expandieren und schickte seine Kämpfer in den Süden Richtung China, in den Westen nach Persien und in den Osten bis an den Pazifik.

Um die eroberten Gebiete u verwalten, schuf er ein eigenes Rechtssystem und gründete eine Hauptstadt.

Aber gerade in der Peripherie bildete sich unehmend Widerstand.

Den Nachfolgern Genghis Khans entglitt die Kontrolle.

Das Imperium war damit überdehnt.

Schon im 14.

Jahrhundert war das einzige Weltreich der Mongolen wieder verschwunden.

Und wir können in der Geschichte der Imperien sogar noch weiter urückgehen.

Bis in die Antike.

Auch da gab es schon Reiche, die expandierten und versuchten, verschiedene Kulturen und Völker in ihren Einflussbereich u bringen.

Ein Beispiel, das gern genannt wird, ist das antike Ägypten.

Es existierte etwa 3000 Jahre lang als großer Flächenstaat.

Aber in der Forschung spricht man von Ägypten nicht als Imperium.

Die Pharaonen führten war ahlreiche Feldzüge und verteidigten sich gegen Aggressoren, aber der ägyptische Machtbereich umfasste die ganze Zeit über im Wesentlichen nur das Kerndand.

Anders sah es im antiken Persien aus.

Ich bin Kyros, der König des Weltreichs, der große und mächtige König, König von Babylon, König von Zuma und Akkad, der König der vier Weltreise, Mitte des 6.

Jahrhunderts v.

Chr.

Ruft sich ein persischer Prinz namens Kyros um König von Persien aus.

Das theis-pidisch-achaimenidische Großreich erstreckt sich über Mesopotamien, über Syrien, Palästina, Ägypten bis in große Teile Zentralasiens.

Es ist das größte altorientalische Reich der Antike.

Ich habe die weit entfernten Gebiete und auch die Heiligtümer auf die andere Seite des Tigris gebracht.

Kyros und seine Nachfolger verstehen sich als Weltenherrscher über verschiedene Völker und Kulturen.

Das Persische Reich dehnte sich nicht nur flächenmäßig stark aus, sondern es entwickelte auch eine ausgeklügelte Verwaltung, um die vielen besetzten Regionen u verwalten und mit der Zentralmacht u verbinden.

Aber nur wenige Jahrhunderte später, im 4.

Jahrhundert vor Christus, brachte Alexander der Große das antike Persien u Fall.

Es entstand etwas Neues, das Makedonische Reich.

Der römische Schriftsteller Valerius Maximus schrieb später über Alexander.

Alexanders Verlangen nach Ruhm war unersättlich.

Aber den Traum von einem großen Imperium konnte sich Alexander der Große nicht erfüllen.

Sein Ruhm war nur von kurzer Dauer.

Als er 323 v.

Chr.

in Babylon starb, erfiel auch sein makedonisches Reich, bevor es überhaupt um echten Imperium werden konnte.

Parallel stieg aber etwa ur gleichen Zeit eine andere antike Macht um Imperium auf.

Rom.

Der römische Senat hoffe, die Kartager ganz und gar von der Insel vertreiben zu können und dadurch einen großen Machtzuwachs u gewinnen.

Wir schreiben das dritte Jahrhundert vor Christus.

In Mittelitalien ist die 509 vor Christus gegründete römische Republik auf Expansionskurs.

Schon länger haben die Konsulen das karthagische Reich im Blick.

Es umfasst u dieser Zeit das gesamte westliche Mittelmeer, von Südspanien über Nordafrika bis Sizilien.

Eigentlich ist das Verhältnis von Rom und Kartago vertraglich geregelt, doch im Jahr 264 v.

Chr.

Bittet die von den Kartagern besetzte sizilianische Stadt Messina Rom um Hilfe.

Nachdem dieser Beschluss vom Volk gefasst war, ernannten sie einen der Konsulen zum Oberbefehlshörber und sandten ihn mit dem Auftrag ab, nach Messina hinüber u gehen und u leisten.

Carthago erklärt Rom den Krieg, der über 20 Jahre dauern soll.

Auf diesen ersten Punischen Krieg folgen noch ein weiter und ein dritter, bis Carthago von den Römern in die Knie gezogen wird.

Aber nicht nur im Süden kämpfen die römischen Legionäre.

In Oberitalien stehen schon die Gallier bereit.

Und dieser Kampfgeist der römischen Legionäre ist in die Geschichte eingegangen.

Sie prägen das Bild, das wir heute vom antiken Rom haben.

Soldaten, die in Rüstungen und mit Schwertern und im Gleichschritt ihre Gegner besiegen und Rom um Imperium werden lassen.

Ich habe mich für eine Sendung Terra X auch mal in so eine Rüstung gezwängt und wenn ihr das sehen wollt, das Video, das ist in den Shownotes verlinkt.

Interessant ist, dieses Bild von Rom als militärischer Übermacht sei allerdings historisch nicht ganz richtig, sagt Bernhard Linke, Althistoriker an der Universität Bochum.

Die Römer sind eigentlich unächst einmal im vierten und dritten Jahrhundert eher mittelmäßige Militärs.

Also man könnte ihnen ja drei Minus geben sozusagen.

Im Gegensatz um Beispiel ur Armee von Alexander dem Großen, die sehr professionell agiert.

Was viel wichtiger ist, dass sie eine Sozialkultur entwickeln, der Teilhabe.

Die Leute sind bereit mitzugehen.

Sie denken nicht sofort nur an ihren Vorteil.

Also Beute ist war nicht unwichtig, aber sie nehmen teil, weil sie Teil einer Gemeinschaft sind.

Sie haben keine Vision, dass sie Weltmacht werden wollen.

Die römische Republik entwickelt kein Reich.

Es entwickelt Einflusssphären.

Münkler würde sagen, es ist die imperiale Kodierung, die dort ist.

Das ist ganz wichtig.

Und viele Gruppen, gerade reiche Römer, dass der Aufstieg sich schon vollzogen hat, die wirtschaftliche Unternehmungen haben, die möchten gar nicht den Staat so präsent haben.

Das führt aber dazu, dass reiche Römer an der Peripherie große Interessen wahrnehmen.

Und natürlich die Leute unter Druck setzen, wenn sie die minimalen staatlichen Infrastrukturen kennen.

In der ganzen reichen alten Provinz Sizilien gibt es kein Silbergefäß, keine Bronzevase, keine Gold- oder Silberarbeit, keine Marmor-, Erz- oder Elfenbeinstatue, die Verres nicht aufgestöbert, geprüft und je nach Belieben entführt hätte.

Im Jahr 70 v.

Chr.

Wird ein gewisser Gaius Verres angeklagt.

Er soll als Stadthalter in Sizilien öffentliche Gelder veruntreut und die Menschen tyrannisiert haben.

Angeklagt wird er vom späteren Konsul Marcus Tullius Cicero.

Und Cicero sendet das Signal aus, was ganz wichtig ist.

Es muss um Fairness gehen.

Es muss klare Regeln geben.

Also das ist, glaube ich, der Saveris ist genau so ein Punkt, wo man merkt, dass man jetzt auch in Rom Politik machen kann mit integrativen Strategien, mit Fairness, mit Hinweisen auf Ungerechtigkeit.

Da haben sie so quasi den ersten Weg in die integrative Monarchie.

Veres ist nur ein Beispiel für viele Konflikte der römischen Spätrepublik.

Dazu kommen unzählige Bürgerkriege, die eine Reform des Staatswesens notwendig machen.

Diese Umstrukturierung übernimmt Augustus.

Er wurde im Jahr 27 v.

Chr.

Zum Kaiser und verändert das Reich nach seinen Vorstellungen.

Eine Zeitenwende hin um totalisierten Imperium.

Und dann haben wir eben die unehmende Identifikation der Leute an der Peripherie mit dem Imperium, weil das Imperium ihnen auch Rechte gibt, Rücksicht nimmt, Fairness garantiert.

So unterschiedliche Kaiser sind, sie chaotisieren nie das Rechtssystem, die Steuern werden nur mäßig erhöht, sie haben hohe regionale Freiheiten, die Leute wollen dazugehören.

Das ist das Entscheidende.

Das heißt nicht, dass sie alle so ufrieden waren, aber langfristig gesehen war es ein integratives Imperium und ist dann auch als Alleinstellungsmerkmal, hat am Inneren, man könnte sagen, einen nationalstaatlichen Charakter bekommen.

Also um 200 im dritten Jahrhundert sind die Einwohner des Reiches alles römische Bürger und identifizieren sich damit.

Bis heute ist es sehr umstritten, wann das Reich untergeht.

Also der Prozess des Verfalls des Römischen Reiches ist viel komplexer, als man sagen kann.

Mit der Ermordung des letzten römischen Kaisers 476 ist es u Ende.

Bis ins Frühmittelalter, da gibt es Kollegen, die dann von einem unsichtbaren Römischen Reich reden, noch den Karoling anders.

Also die Mentalität, die Organisation der Städte, dass sich das alles noch an den römischen Modellen orientiert, viel stärker, als man das vorher gedacht hat.

Interessant ist, dass wir nach wie vor hauptsächlich auf Europa blicken, auf die europäischen Staaten und ihre imperiale Politik in der Geschichte.

Aber beispielsweise auch in Asien schufen nicht nur die Mongolen ein mächtiges Imperium.

Heute ist China eine Weltmacht und das war China spätestens auch schon im 18.

Jahrhundert, ur Zeit des Kaiserreichs der Qing-Dynastie.

Das erste Kaiserreich eines vereinten Chinas wurde schon um das Jahr 220 v.

Chr.

Herum gegründet.

Die Ausdehnung der nachfolgenden Kaiserreiche änderte sich natürlich im Lauf der Jahrhunderte.

Auch die Herrscher waren nicht unbedingt Han-Chinesen, also die ahlenmäßig größte ethnische Gruppe im heutigen China.

Zum Beispiel waren die Herrscher der Yuan-Dynastie Mongolen.

Erster Kaiser war kein anderer als Kublai Khan, ein Enkel des legendären Genghis Khan, der von 1279 an ganz China regierte.

Auf die Yuan-Dynastie folgte 1368 die berühmte Ming-Dynastie.

Das waren wieder ethnische Han-Chinesen, die für die nächsten gut 270 Jahre herrschten.

Damals wurde die Hauptstadt von Nanking nach Peking verlegt und die Verbotene Stadt gebaut.

Literatur, Wissenschaft und Kunst wurden gefördert.

Ming, das steht heute auch für besonders wertvolles chinesisches Porzellan.

Allerdings führten Korruption und Verschwörungen am Ende um Niedergang auch dieses Imperiums.

Nach Bauernaufständen gegen die letzten Ming-Kaiser 1644 übernahmen die Manjus in China die Macht, eine Volksgruppe aus dem Nordosten Chinas.

Sie begründeten die Qing-Dynastie.

Unter Kaiser Qianlong erreichte das chinesische Kaiserreich dann im 18.

Jahrhundert seine größte Ausdehnung.

Unserem Land geht es gut, es herrschen Recht und Ordnung.

Wir Ching-Kaiser waren sehr wohltätig.

Wer kann nach Shunchi, Kangxi und Yongcheng noch weifeln, dass wir die Welt regieren können?

Ich würde sagen, sein größter Erfolg war die territoriale Vereinigung des Qing-Kaiserreichs.

Das war in der ersten Hälfte seiner Regentschaft.

Er führte Kriege im Süden des Landes, an der Grenze u Vietnam, Thailand und Burma und dann auch im Norden und Nordwesten, in der Mongolei, das, was heute Xinjiang ist.

Er gab dem modernen China seine geografische Form.

Sagt Mark C.

Elliott, Harvard-Professor für chinesische Geschichte und Qianlong-Biograph.

Die Grundlagen für das moderne China wurden schon im 18.

Jahrhundert gelegt, in dem die chinesische Kultur, die chinesische Wirtschaft um letzten Mal blühte.

China war damals eine Weltmacht.

Und jetzt ist es wieder ur Weltmacht geworden.

Und ich glaube, die Regentschaft Xianglongs und das 18.

Jahrhundert warfen damals schon ihre Schatten voraus auf die Größe, die China jetzt wieder erreicht hat.

Allerdings war der Weg ur modernen Weltmacht kein direkter, denn auch das Qingkaiserreich ging am Ende unter.

Gründe waren unter anderem die ausufernde Vetternwirtschaft und die Korruption in Regierung und Verwaltung.

Dazu kamen die ständigen Versuche europäischer Kolonialmächte wie Großbritannien, Einfluss u gewinnen.

Denn jahrhundertelang hatte sich China mehr oder weniger gegen das Ausland abgeschottet.

Europäische Handelsschiffe durften auch ur Zeit der Ching-Kaiser nur in Canton im Süden des riesigen Reiches anlegen.

Der britische Diplomat George McCartney war 1793 der erste Europäer, den der Kaiser von China empfing.

Er sollte im Namen des britischen Königs George III.

Einen Handels- und Freundschaftsvertrag aushandeln.

Allerdings muss man sagen, dass er beim selbstbewussten Kaiser keinen Erfolg hatte.

Auch spätere diplomatische Missionen konnten die Chinesen nicht umstimmen.

Die perfide Lösung für Großbritannien war dann der Opiumhandel.

Es ging um britisches Opium aus Bengalen, das den chinesischen Markt überschwemmte und unzählige Chinesen in die Abhängigkeit trieb.

Damit sollte Schluss sein, entschied Daoguang, der seit 1820 Kaiser war.

Der lukrative Opiumhandel wurde in China verboten.

Und genau das war die passende Gelegenheit für Königin Victoria von Großbritannien, militärisch dagegen vorzugehen.

Die Briten erzwangen im Ersten Opiumkrieg 1842 die Öffnung Chinas mit Gewalt und Kanonen.

und nahmen gleich auch noch Hongkong in Besitz.

Das Chinesische Reich ist ein altes, seeuntüchtiges Schlachtschiff, das eine Reihe fähiger und umsichtiger Offiziere die letzten 150 Jahre hindurch am Schwimmen u halten vermochte und das seine Nachbarn allein durch seine Masse einschüchterte.

Trotzdem hat das Qingkaiserreich von Mitte des 19.

Jahrhunderts an mehr und mehr Macht und Einfluss verloren.

Ein Muster, das wir in der Geschichte oft sehen, wenn ein Imperium die Macht eines anderen Imperiums infrage gestellt hat und versuchte, seinen eigenen Herrschaftsbereich in dessen Einflusssphäre auszudehnen.

Einer verlor immer, in diesem Fall China.

Mit dem Niedergang Chinas stieg in der Region ein anderes Land als imperiale Macht auf, das auf die Schwäche Chinas nur gewartet hatte, nämlich Japan.

Jahrhundertelang war Japan, so wie China auch, abgeschottet und wurde von Shogunen, also Samurai-Kriegern, regiert.

Ende des 19.

Jahrhunderts wurde Japan dann mit der sogenannten Meiji-Restauration um Nationalstaat.

Nadine He, Professorin für Japanologie an der Universität Leipzig.

Japan verstand sich sehr lange als Teil einer Sinosphäre, also eines eigentlich chinesisch definierten großen Bereiches, in dem die Macht von China größtenteils ausging und Japan Teil davon war eher untergeordnet.

Gleichzeitig gab es aber auch schon so ab dem 17., 18.

Jahrhundert Bestrebungen, dass Japan als eine Einheit eine größere Macht einnehmen soll in der Region.

und es gab Bestrebungen, Korea um Beispiel u erobern in dieser früheren Phase schon.

Zum Beispiel diese Feldzüge nach Korea gelangen deshalb nicht, weil eben diese militärische Übermacht nicht gegeben war vor dem 19.

und 20.

Jahrhundert.

Und Ende des 19.

Jahrhunderts vor allem orientierte sich Japan an den westlichen Kolonialmächten, insbesondere dem britischen, aber auch französischen und deutschen, sich ebenfalls gerade gebildeten Nationalstaaten bzw.

Imperien.

Und versuchte mit den gleichen militärischen Mitteln sich ebenfalls imperial u expandieren.

Es wurde eine neue Armee aufgebaut und das wurde nach preußischem teilweise auch französischem Vorbild gemacht.

Und damit im Grunde genommen gelang diese imperiale Ausdehnung auch territorial.

Meistens wird so als die kritische Grenze, als eine historische Zäsur, wird der russisch-japanische Krieg 1904, 1905 genannt.

In dem es eben erstmals einer nicht westlichen Macht gelang.

Der Osten besiegt den Westen.

Und Japan steigt damit auch u einer ernstzunehmenden imperialen Großmacht auf.

Und Teile dann eben von der Halbinsel Koreas und auch Teile des Chinesischen Reichs werden damit erstmals auch territorial abgegeben.

Und dann später Taiwan ist dann auch noch so eine Zäsur.

Eine besondere Bedeutung für den japanischen Imperialismus hatten damals das Kaiserhaus und die Religion, der sogenannte Staatshintuismus.

Der Kaiser war die göttlich legitimierte Identifikationsfigur und der Vater, der über seine Untertanen wachte.

Der Enkel des ersten Meiji-Kaisers war Hirohito.

Er und seine Generäle träumten 1937, als Japan um weiten Mal China angriff, von einem Großasiatischen Reich, einer Großasiatischen Wohlstandsphäre.

Aber bereits vorher gab es eine Art Traum oder mehrere Träume.

Und der wichtigste Traum war der sogenannte Pan-Asianismus, die Idee, dass Japan Asien befreit vom westlichen Imperialismus.

Japan herrschte in den 1930er Jahren bereits über Korea, Palau und die Karolinen, besetzte 1931 die Manchurrei und errichtete dort den Marionettenstaat Manchukuo.

Nach dem verheerenden Angriff auf Nanking 1937 im Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg eroberte Japan als Achsenmacht in Asien unter anderem das heutige Indonesien, Singapur, Malaysia, die Philippinen und andere Inselgruppen im Pazifik.

Und griff Ende 1941 sogar, erfolgreich, den US-Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii an.

Und u Beginn war es auch oft so, dass die Menschen das nicht unbedingt nur als eine Idee der Machtübernahme oder der territorialen Ausdehnung verstanden, sondern Intellektuelle durchaus davon überzeugt waren von einer Freundschaft und einer anderen Form des regionalen Zusammenseins, als das im westlichen Imperialismus der Fall war.

Nur, wie dann die Geschichte eigt, scheiterte das grandios und entwickelte sich dann auch in eine ganz andere Richtung.

Während in Deutschland am 8.

Mai 1945 der Zweite Weltkrieg von den Alliierten beendet wurde, kämpften die Japaner trotz schwerer Niederlagen weiter.

Sie weigerten sich u kapitulieren.

Erst die Atombombenabwürfe am 6.

und 9.

August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki beendeten den Zweiten Weltkrieg in Asien.

Am 15.

August 1945 hörten die Japaner um ersten Mal die Stimme von Kaiser Hirohito im Radio, als der die bedingungslose Kapitulation verkündete.

Der japanische Imperialismus war damit u Ende.

Und damit sind wir in der Gegenwart.

In den vergangenen Jahren hat sich die politische Lage weltweit stark verändert.

Mir ging es lange so, dass so etwas wie ein Dritter Weltkrieg für mich vollkommen ausgeschlossen schien.

Gerade nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Kriegs Ende der 1980er Jahre sah es umindest aus unserer westlichen Perspektive so aus, als ob wir in eine neue Epoche eintreten.

Eine Epoche des friedlichen Zusammenlebens von Nationalstaaten.

Zumindest habe ich das in der Schule so gelernt.

Aber man muss sagen, das ist weit weg von der Realität.

In den vergangenen 35 Jahren gab es kaum eine Zeit, in der nicht irgendwo auf der Weltkrieg geführt wurde.

Spätestens seit 2022, als Russland die Ukraine angegriffen hat, ist auch das Szenario eines dritten Weltkriegs näher an uns herangerückt.

Aber wie realistisch ist das denn?

Das wollen wir jetzt klären mit dem Militärhistoriker Sönke Neitzel.

Ich freue mich sehr, dass er hier ist.

Hallo Sönke, schön, dass du dir Zeit nimmst.

Hallo!

Zuletzt bist du mir aufgefallen mit einer Aussage in der Phönix-Runde.

Da hast du etwas gesagt, das mich tatsächlich sehr erschreckt hat und viele andere sicher auch.

Du hast gesagt, dass wir in Europa dieses Jahr vielleicht den letzten Sommer in Frieden erleben.

Wie kommst du denn u dieser Aussage?

Ja, ich habe das gesagt, weil wir eben jetzt doch dramatische Veränderungen in der Weltlage sehen.

Wir sehen die Friedensverhandlungen, in Anführungsstrichen muss man das wahrscheinlich sagen, in der Ukraine.

Und es kann eben gut sein, dass Putin sich durchsetzt, auch weil Trump die Politik betreibt, die er betreibt.

Und wir können nicht sicher davon ausgehen, dass dieser ukrainische Staat, also den noch in einem Jahr oder noch im Herbst noch gibt, die Zukunft ist ungeschrieben.

Und die Russen bereiten vor ein Herbstmanöver in Weißrussland mit 100.000 Soldaten.

Und meine Freunde in Litauen, in Baltikum, haben viel Angst, dass das ein Auftakt sein könnte, nicht für den Großangriff auf Berlin oder Warschau.

Aber wenn man in Vilnius lebt, das sind 30 Kilometer bis ur weißrussischen Grenze, dann hat man Angst vor 100.000 Soldaten.

Und vielleicht der letzte Sommer im Frieden heißt es ja nicht, dass das jetzt so kommt.

Das ist das wahrscheinlich so, sondern das ist ein Szenario.

Es kann sein, dass es doch nicht so schlimm kommt, dass Trump in der NATO bleibt, dass er doch uns jetzt gegen Putin unterstützt, die Ukraine gestärkt wird, es vielleicht einen ganz brauchbaren Waffenstillstand gibt mit Garantien, was auch immer.

Das wäre das beste Szenario.

Es kann aber auch sein, dass wir in eine Entwicklung reinkommen, die dramatischer ist, als wir glauben.

Aber nicht nur Russland ist ja offen imperialistisch.

Auch Donald Trump streckt seine Hände aus nach Grönland.

Kanada will da am liebsten um 51.

Bundesstaat der USA machen.

Dann gibt es einen Handelskrieg, den Donald Trump vom Zaun gebrochen hat, mit Zöllen für viele Länder auf der Welt.

Sind das denn neue Methoden des Imperialismus?

Nein, also neue Methoden sind das gar nicht.

Ich würde ja die These wagen, dass Trump eigentlich in den 1880er, 1890er Jahren lebt.

Und in dieser Zeit war übrigens auch eine Idee, man müsse Kanada annektieren.

Also es gibt aus den 1890er Jahren Karten, da ist Kanada der 51.

Staat der USA.

Und das Dramatische an Trump ist ja, dass er in einer Weise, in einem Politikstil entspricht, von dem wir glaubten, das ist aus der Zeit gefallen.

Ja, die USA waren immer darauf aus, Demokratie u exportieren, übrigens seit dem Ersten Weltkrieg.

Deswegen sind sie in den Ersten Weltkrieg eingetreten, to make the world safe for democracy.

Also letztlich wir demokratisieren den Globus und damit wird der Globus friedlich.

Auch der Irakkrieg war letztlich ein völlig fehlgeschlagener Versuch, die Demokratie u exportieren und auf weifelhaften moralischen Grund.

Aber es war nicht der Versuch, den Irak u annektieren.

Jetzt so damit u kolportieren, wir annektieren Grönland, wir annektieren Kanada, ist eben doch eine völlig neue Qualität und man reibt sich als Historiker die Augen und muss eigentlich auf den Kalender schauen und sagen, in welchem Jahr leben wir eigentlich.

Das ist natürlich die Frage, was ist bei Trump-Rhetorik und was setzt er wirklich um?

Aber das ist natürlich eine tiefe Verunsicherung der Erdigenz.

Was wir ja auch sehen, ist eine unglaubliche Macht bei großen Tech-Konzernen, insbesondere aus den USA.

Wir haben Google, Alphabet, wir haben Amazon mit einem unglaublich großen Cloud-Dienst, der auch von Behörden unter anderem genutzt wird, überall auf der Welt.

Das ist ja schon etwas anderes als Staaten, die um sich greifen.

Ist das eine Entwicklung, die wir so in der Vergangenheit nicht gesehen haben?

Da würde ich schon sagen, das ist eine neue Qualität.

Natürlich kann auch jeder Historiker sagen, es gab immer private Unternehmer, die eine enorme Macht hatten.

Wir denken an die British East India Company, die hat Indien beherrscht bis 1857.

Das gleiche in den Niederlanden.

Wir denken an den IG Farbenkonzernen, die Deutschen waren in der Chemieindustrie, weltführend.

Es gibt Stahlunternehmen, es gibt Presseunternehmen, die eine unglaubliche Macht hatten, also auch in den USA.

Aber ich glaube, mit den Tech-Konzernen, die du angesprochen hast, kommt nochmal eine neue Qualität.

Wir sehen ja, wie schwach die Europäer in diesen Tech-Konzernen sind, dass alle, auch die Militärs, irgendwie Microsoft nutzen im Cloud-Bereich.

Wo liegen eigentlich unsere Daten, vor allen Dingen in den USA?

Und dass da eine unglaubliche Macht ist.

Und jetzt ist es eben interessant u sehen, wie weit diese Tech-Milliardäre auch ihre Macht politisch nutzen in den USA.

Das ist eine unheilvolle Entwicklung meines Erachtens.

Und auch das haben die Europäer verschlafen.

Also sich eigentlich technologisch von wenigen Männern haben abhängig gemacht.

Und sicherheitspolitisch waren sie immer letztlich von einem abhängig, nämlich dem amerikanischen Präsidenten, weil der hatte den Knopf an den Atomwaffen.

Und dazu kommen jetzt noch ganz wenige Tech-Concerne, die von einzelnen Leuten kontrolliert werden.

Und eben auch unser Denken über die sozialen Medien, über die Algorithmen.

Das ist ja eigentlich wie eine Droge in den Smartphones und in den sozialen Medien und der Einflussbereich.

Wir denken nur an die AfD, ist eben immens.

Also das kann einem wirklich Sorge machen und da würde ich auf jeden Fall von einer neuen Qualität sprechen.

Jetzt hast du gerade schon die Europäer angesprochen.

Wenn wir jetzt über Supermächte reden, dann würde wahrscheinlich kaum jemand auf die Idee kommen und sagen, auch die Europäer sind eine Supermacht.

Das war in der Vergangenheit vielleicht schon mal anders.

Was bedeutet das denn für unsere Weltordnung, wenn wir Russland, China, die USA als die großen Mächte haben?

Wo steht Deutschland da?

Wo steht Europa?

Wo die EU?

Also Europa hat einfach ein unglaubliches Potenzial, würde ich sagen.

Wir sind als Europäer 500 Millionen.

Wir sind nach wie vor ökonomisch stark, auch wenn die deutsche Industrie schwächelt.

Aber wir haben eine tolle Start-up-Szene, wir haben tolle Universitäten, wir haben unglaublich viele kluge Köpfe.

Und wir haben, glaube ich, gerade wir Deutschen auch nachvollziehbarerweise mit der Wiedervereinigung, das Ende der Geschichte, der Glaube, dass sich die liberale Demokratie, der Freihandel durchgesetzt hat.

Und wir haben die Zeichen nicht gesehen, dass dem einfach nicht so ist.

Ich bin Zeitzeuge dieser Zeit.

Es war sicherlich eine begrechtigte Hoffnung.

Da jubelt die Freude, Ende des Kalten Krieges, massive Abrüstung, gerade auch in Deutschland, in beiden Teilen.

Also diese Hoffnung war legitim.

Aber wir haben dann nicht gesehen, der Krieg war eben nicht weg, übrigens auch in den 1990er Jahren nicht.

Und wir haben uns in einer Weise abhängig gemacht, sicherheitspolitisch von den USA und gerade wir Deutschen eben ökonomisch von China.

Und alle Warnungen, die man hat, Leute, wir müssen stärker werden, wir müssen unabhängiger werden, wir müssen eigene Tech-Konzerne haben, Wir müssen Schlüsseltechnologien entwickeln, sind letztlich verhallt.

Es war so wahnsinnig bequem.

Und ich war an vielen Runden beteiligt im Verteidigungsministerium und sonst wo, wo jetzt vor dem Ukraine-Krieg schon gewarnt wurde.

Die vier Gefahren, China, Russland, der internationale Terrorismus und die Cyberkriminalität.

Aber das ist alles verhallt, weil Politiker glaubten, das sei politisch nicht durchzusetzen.

Also ich will sagen, Europa hat ein Riesenpotenzial, aber die Europäer müssen halt ihre PS auf den Boden bekommen.

Und das ist für mich die große Frage, weil wir sind halt so, wie wir sind.

Wir fahren in Europa 50 Kilometer in einem anderen Land, in einer anderen Kultur, in einer anderen Sprache, in einer anderen Identität um Teil.

Wir sind sehr, sehr unterschiedlich.

Wir sind nicht alle gleich.

Also das ist das große Challenge.

Ist Europa in der Lage, in den nächsten Schritt der europäischen Integration u gehen oder eigentlich nicht?

Und dann wird Europa keine Rolle spielen.

Wird es Europa nach wie vor geben?

Es wird auch Deutschland geben, Frankreich geben, aber dann werden wir weltpolitisch keine Rolle spielen.

Das heißt also, es braucht starke Lenker und Lenkerinnen an den Spitzen der Staaten und auch eine starke EU, umindest aus deutscher Perspektive.

Wie sieht es denn mit militärischer Stärke in dem Zusammenhang aus?

Wie wichtig ist das?

Wir sehen es ja, dass wir in den Ukraine-Verhandlungen, aber auch bei den Verhandlungen im Nahen Osten, spielt Europa keine Rolle.

Und wir erleben die Verzwergung Europas.

Wir sind Zeitzeugen, du und ich, wir sind Zeitzeugen und unsere Zuhörer der Verzwergung Europas.

Warum?

Auch weil Europa militärisch so schwach ist.

Und eine Stärke in der Diplomatie erreicht man eben nur dann, wenn man auch militärisch stark ist.

Wenn Europa in der Lage ist, die Ukraine selbstständig u unterstützen, dann hat man auch ein Say.

Wenn man das nicht ist, spielt man eigentlich keine Rolle.

Trump spielt eine so große Rolle, nicht nur wegen des Dollars, der Leitwährung, der ökonomischen Stärke, sondern auch wegen der amerikanischen Atomwaffen und weil er Russlands sehr viele Probleme bereiten kann.

Und das ist immer negiert worden.

Ich glaube, dass die Europäer geben ja ein unendliches Geld für Militär aus.

Sie geben es halt sehr, sehr ineffizient aus.

Und das muss sicherlich ändern, dass wir als Bürgerinnen und Bürger, die sagen, wenn ihr schon unser Steuergeld für Rüstung verwendet, dann müsst ihr auch effizient sein, um dann auch politischen Einfluss u haben.

Möglich ist das.

Also an Geld eigentlich liegt es nicht.

Es liegt an der europäischen Uneinigkeit und an dieser Vermalltheiten der europäischen Bürokratie.

Jetzt ist ja ganz klar, wenn es Mächte gibt, die sich immer weiter ausbreiten, dann stehen sie sich irgendwann auf den Füßen, ganz salopp gesagt.

Und das führt dann wangsläufig u Konflikten.

Im 20.

Jahrhundert natürlich ganz verheerend der Erste und der Zweite Weltkrieg.

Welche Gefahr siehst du denn, dass es in der derzeitigen angespannten weltpolitischen Lage wieder so endet?

Also das Weltbild von Trump ist, glaube ich, ohne dass ich das natürlich jetzt als Historiker mit Quellen exakt nachweisen könnte, aber so nehme ich Trump wahr, dass es die USA gibt, dass es China gibt, dann gibt es irgendwie was in Eurasien.

Und wenn sich die Europäer tapfer anstellen und sich gegen Russland behaupten können, ist es gut und wenn nicht, ist es auch gut.

Und dass er sehr stark auch deswegen die NATO in Frage stellt, sagt, wir brauchen die NATO nicht.

Die USA kann sich verteidigen und die Europäer das selber machen.

Warum sollen wir das tun?

Und jetzt kann man noch weitergehen.

Wir haben noch den Iran.

Wir haben die Frage, wer setzt sich eigentlich wie in Afrika durch und so haben die Chinesen einen großen Angriff.

Wir haben schon die USA und China sind schon große Player.

Die Frage ist, welche Rolle spielt Russland, welche Rolle spielt Europa, welche Rolle spielt Indien auch.

Also wir haben schon verschiedene Machtzentren und die USA und China spielen schon eine sehr, sehr starke und sehr, sehr dominante Rolle.

Die Frage ist, wird das u einem heißen Krieg führen?

Und wenn ich urückdenke an meine eigene Habilitationsschrift, da bin ich mit Zukunftsvisionen, mit Weltreisvisionen um 1900 auseinandergesetzt.

Und um 1900 hätte man nie gedacht, dass es einen heißen Konflikt gibt.

Man hätte gedacht, es gibt Wirtschaftskriege.

Und ähnlich haben wir ja auch lange gedacht.

Es gibt vielleicht Wirtschaftskonflikte, China, Europa, USA.

Und wir haben lange überhaupt nicht uns vorstellen können, vor dem 24.

Februar 2022, dass überhaupt Staaten noch gegeneinander führen.

Also ja, terroristische Organisationen, der IS, die Taliban, sowas.

Hybride-Kriege, neue Kriege, wie Herr Friedmückler das genannt hat, aber doch nicht Staatenkrieg.

Und das ist die große Frage, das ist nicht geschrieben.

Wie wahrscheinlich ist zum Beispiel ein militärischer Konflikt wischen China und den USA, in dem dann möglicherweise Japan, Südkorea und andere Staaten eingreifen?

Ich weiß das nicht.

Da gibt es sehr, sehr unterschiedliche Prognosen.

Und als Historiker, der sich mit Zukunftsprognosen beschäftigt hat, kann ich nur sagen, meistens stimmen diese Sachen nicht, weil wir bestimmte Tendenzen in die Zukunft projizieren und die ganzen intervenierenden Variablen nicht sehen können.

Ich würde es auf jeden Fall nicht ausschließen.

dass es in der Tat um Taiwan u einem Krieg kommt.

Damit muss man sozusagen recht sein, dass diese Imperien dann irgendwann auch militärisch clashen.

Das ist kein Muss, das hängt vom amerikanischen Präsidenten ab, vom chinesischen Präsidenten, wenn Xi fährt eine Konfrontationspolitik, die seine Vorgänger nicht gefahren haben.

Aber ich würde nicht sagen, dass es songsläufig ist, dass Imperien automatisch in den Konflikt militärisch geraten.

Aber es ist eine der Möglichkeiten.

Und damit sind wir beim Anfang und deiner Prognose um Sommer.

Und in diesem Fall, glaube ich, können wir alle darauf hoffen, dass deine Prognose nicht utrifft, sondern dass es am Ende dann doch anders läuft.

Und das stimmt uns dann vielleicht am Schluss doch ein kleines bisschen optimistisch.

Das hoffe ich auch im Übrigen.

Ja, herzlichen Dank für deine Einschätzung.

Sehr gerne.

Und mit diesem Gespräch endet auch diese Folge hier im Podcast ur Geschichte und auch ur Gegenwart des Imperialismus.

Wir hören uns, wenn ihr möchtet, an dieser Stelle am 30.

Mai wieder.

Dann geht es bei uns passend um Frühsommer um die Geschichte der Wettervorhersage.

Bis dahin schreibt uns sehr gerne per Mail bei Terra X History bei Instagram oder aber ihr kommentiert die Folge im Community-Tab bei YouTube auf dem Kanal Terra X History.

Wir freuen uns über eure Gedanken u dieser Folge, aber auch über neue Themenvorschläge.

Und bevor ich mich verabschiede, habe ich noch einen Podcast-Tipp für euch.

Der Podcast NS-Klicken von Menschen und Mördern geht in eine weite Staffel und im Zentrum stehen Täter im KZ-System, die in der Öffentlichkeit meist nicht wirklich als Täter gesehen werden.

Ingenieure und Wissenschaftler, Polizisten oder auch Frauen, die als Sekretärinnen im Konzentrationslager gearbeitet haben, wie um Beispiel die 2022 verurteilte Irmgard Furchner.

Den Link um Podcast findet ihr, wie alle anderen Links, die wir heute hier erwähnt haben, auch in den Shownotes.

Dieser Podcast hier ist eine Produktion von Objektiv Media im Auftrag des ZDF.

Die Autorinnen waren wie immer Janine Funke und Andrea Kahrt.

Sie sind verantwortlich für Buch und Regie.

Für die technische Umsetzung und Gestaltung verantwortlich ist Sarah Fitzek.

Redaktion im ZDF hatte Katharina Kolvenbach.

Ich bin Mirko Drotschmann und sage danke fürs Zuhören und bis um nächsten Mal.