Episode Transcript
Ich kann diesem Film sehr viel abgewinnen.
Ich finde, dieser Film hat sehr viele schöne Momente.
Aber diese Frage, für wen ist das eigentlich?
Die wirst du nie so ganz los, während du diesen Film guckst.
Hallo, liebes Publikum.
Johannes FrankeDer hat schon so eine Stimme, so eine besinnliche Stimme.
Florian BayerWie jedes Jahr.
befinden wir uns in der besinnlichen Adventszeit.
In der Vorweihnachtszeit.
Wir wollen uns gemeinsam auf das schönste Fest und auf die schönste Zeit des Jahres freuen.
Johannes FrankeMuss ich da wieder so Jingle-Zeug drunter legen?
Auf jeden Fall.
Ich brauche auf jeden Fall schöne,
Florian Bayerberuhigende Musik.
Und dieses Jahr wird es eine ganz besondere Weihnachtszeit beim Muss-Man-Sehen-Podcast.
Wir möchten euch nämlich Geschenke machen, weil ihr uns auch Geschenke gemacht habt.
Johannes FrankeAch so, ja, natürlich.
Wir schenken euch eure Lieblingsfilme.
Florian BayerJa, wir haben übers...
letzte halbe Jahr hinweg nach Ideen gefragt, was wir denn noch so an Weihnachten machen können.
Weil wir haben das Gefühl, wir haben Weihnachten zumindest in den ersten Jahren so ziemlich durchgespielt, oder?
Johannes FrankeWir haben es, weiß ich nicht genau, aber ja, wir haben irgendwann festgestellt, hm, was nehmen wir denn nächstes Jahr, wenn wir das jetzt noch nehmen?
Also es ist schwierig geworden, noch eine Lücke zu finden.
Aber ihr habt eine ganze Menge.
Ihr habt echt eine Menge Ideen davon, was ein Weihnachtsfilm ist.
Wir haben irgendwann wieder einstellen müssen.
Wir mussten irgendwann die Frage wieder einstellen, weil wir schon genug hatten und dann nicht.
zu viel Erwartungen schüren wollten.
Deswegen haben wir das nicht in jeder Episode angesprochen.
Aber wir haben vier schöne Episoden für uns.
Florian BayerJa, ein Film, der tatsächlich, das ist der, den wir heute besprechen, nicht explizit als Weihnachtsfilm gewünscht wurde, den wir aber schon länger in der Pipeline haben.
Und zwar ein Publikumswunsch von Lina.
Hallo Lina.
Die auf unserer Website geschrieben hat.
Guten Tag, ich bin ein großer Fan eures Podcasts.
Wer ist das nicht?
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd hätte einen Filmvorschlag.
Das letzte Einhorn aus dem Jahr 1982.
ist ein absoluter Lieblingsfilm aus meiner Kindheit und auch heute noch.
Würde mich freuen, wenn ihr mal über den Film reden würdet.
Johannes FrankeWeißt du, unter welcher Episode sie das geschrieben hat?
Weil wenn es auf unserer Webseite war, dann war ja zu einer bestimmten Episode.
Florian BayerStartseite.
Startseite.
Wir sind so richtige WordPress-Schlampten und haben einfach vergessen, bei der Startseite die Kommentarfunktion auszuschalten.
Verdammt.
Aber umso besser.
Deswegen ist es ein ganz allgemeiner Kommentar.
Und ja, Lina, das ist unser Weihnachtsgeschenk an dich.
Ja.
Es werden noch weitere Weihnachtsgeschenke an euch da draußen folgen, die die...
sich was gewünscht haben, wissen vielleicht sogar schon, dass ihr Name auch nochmal genannt werden wird in einer der nächsten Episoden.
Jetzt hoffen wir erstmal, dass wir Linas Kindheit nicht zerstören.
Ja, hoffen wir doch sehr.
Wir reden über keinen Weihnachtsfilm, aber einen sehr märchenhaften Film, der für mich immer auch ein Stück Weihnachtsfilm war, weil ich habe ihn in der Weihnachtszeit geguckt.
Johannes FrankeSind wir ehrlich, das deutsche Programming von den Öffentlich-Rechtlichen war das absolut auserkoren als Weihnachtsfilm.
Ja.
Und wenn das Fernsehen das als Weihnachtsfilm auserkoren hat, dann was weiß ich auch nicht, welche Instanz soll dann noch dazwischen gehen?
Genau.
Florian BayerDann ist es genau wie E.T.
einfach mal ein Weihnachtsfilm.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd über den reden wir heute und worum es geht, sage ich euch jetzt.
Du bist vielleicht das Letzte deiner Art, rufen zwei Jäger in einen Wald hinein, in dem ewig Frühling zu sein scheint und ziehen von dann.
Zurück bleibt ein weißes Einhorn, das sich die Frage stellt, bin ich wirklich das Letzte?
Was ist mit den anderen geschehen?
und so beschließt es, in die Welt hinauszuziehen, auf der Suche nach anderen seiner Art.
Unterwegs erfährt es, dass ein roter Stier für das Verschwinden der Einhörner verantwortlich ist.
Es gerät in die Gefangenschaft der Hexe Mami Fortuna, lernt die Räuberbraut Molly und den Magier Schmentrick kennen und wird von diesem, beim Versuch es vor dem roten Stier zu schützen, in einen Menschen verwandelt.
Mit seinen neuen Gefährten landet das Einhorn in menschlicher Gestalt schließlich bei dem alten, verbrämten König Haggard.
der den Roten Stier kontrolliert und für das Verschwinden der anderen Einhörner verantwortlich ist.
Doch die Rettung der Artgenossen stellt sich als äußerst schwierig heraus.
Im menschlichen Körper vergisst das Einhorn seine Mission und verliebt sich zudem noch in Haggarts Sohn Prinz Lear.
Gelingt es ihm, mit Hilfe von Schmentrick und Molly trotzdem den Bann zu brechen?
The Last Unicorn aus dem Jahr 1982 ist ein großes Zeichentrick-Epos aus dem Dark Age of Disney.
Nicht von Disney selbst und auch im Vergleich zu den damaligen Werken des großen Studios ein ganzes Stück.
düsterer und erwachsener, aber, wie es sich für einen Einhorn-Epos gehört, auch mit einer Menge Kitsch ausgestattet.
By the way, Johannes, wie hältst du es eigentlich mit Einhörnern?
Johannes FrankeMagst du diese fabelhaften Geschöpfe?
Ich bin noch nie einem Einhorn begegnet.
Das möchte ich einmal kurz wenigstens sagen.
Ihr da draußen, ich bin der Einzige auf dieser Welt, der noch keinem Einhorn begegnet ist.
Und deswegen kann ich leider gar nicht sagen, wie das Gespräch mit einem Einhorn so wäre.
Deswegen kann ich überhaupt nicht sagen, ob ich jetzt Einhörner mag oder nicht.
Florian BayerWürdest du dir einen Einhorn-Sticker auf deinen Rechner kleben?
Johannes FrankeIch weiß es nicht.
Florian BayerWürdest du eine Einhorn...
Handtasche tragen.
Johannes FrankeWenn ich eine erfolgreiche Startup wäre, würde ich mich irgendwann Einhorn nennen.
Aber das ist doch dieses Finanzsprech.
Wenn ein Startup eine bestimmte Größe erreicht, dann ist es ein Einhorn oder sowas.
Ich weiß es nicht ganz genau,
Florian Bayerwie das definiert wird.
Tatsächlich, okay.
Johannes FrankeVerdammt.
Ein bisschen Link aus meiner Recherche.
Einhörner,
Florian BayerStartups.
Dabei habe ich echt einiges so ein bisschen zusammengesucht über Einhörner, weil es mich dann doch interessiert hat, woher der Mythos kommt und wie groß dieser Mythos überhaupt ist.
Johannes FrankeWürdest du ein Einhorn auf deinen Laptop draufkleben?
Florian BayerJa, ich finde Einhörner schon irgendwie cool.
Ich glaube, ich stehe eher so auf die kleinen, pummeligen, dicken Einhörner.
Nicht diese grazilen, weißen Geschöpfe, sondern eher so lieber das My Little Pony Einhorn anstatt dem Last Unicorn Einhorn.
Johannes FrankeDu suchst also nach einer Identifikationsfinkung.
Florian BayerDefinitiv.
Johannes FrankeUnd das ist eher nicht das schlanke.
Florian BayerDas ist definitiv nicht das schlanke, kratzile Einhorn, sondern das ist halt das dicke Pummelchen, das so ganz kleine Flügelchen hat und mit denen dann wackelt ganz doll und so ganz vorsichtig abhebt und sich tierisch freut, dass es zwei, drei Zentimeter vom Boden abgekommen ist.
Johannes FrankeOkay, gut.
Aber wenn du dich mit Einhörnern beschäftigt hast, dann bitte ich doch einmal den Düngel heran.
Florian BayerKlugscheißen mit Plor.
Johannes FrankeUnd dann wird Plur uns jetzt was über Einhörner erzählen.
Ja,
Florian Bayerlasst uns mit ein bisschen Klugscheißerei in die Adventszeit starten.
Was gibt es Schöneres?
Johannes FrankeWir haben den Jingle schon so lange nicht mehr gehabt, Plur.
Ja,
Florian Bayerich weiß, ich weiß.
Und dabei ist es jetzt vor allem, wir könnten genauso gut den Geschichts-Jingle spielen, weil wir was Historisches erzählen.
Nein, aber ich will nicht in den Pfanne hauen.
Johannes will unbedingt nochmal raushauen, dass ich ein Klugscheißer bin.
Weiß ich, bin ich.
Zum Einhorn.
Ja, es gibt im Prinzip zwei Stränge, was so Einhorn-Mythos-Geschichte betrifft.
Johannes FrankeOkay.
Florian Bayerdie lange auch irgendwie so parallel existiert haben, irgendwie zusammenfließen, aber auch immer so ein bisschen selbstständig sind.
Und zwar sind die zwei Stränge zum einen das Einhorn als exotisches Tier, das von irgendwem irgendwo gesehen wurde.
Und das zweite ist der christliche Mythos des Einhorns, der tatsächlich bis auf die Bibel zurückreicht.
Johannes FrankePlor schon wieder mit seiner christlichen Erziehung.
Florian BayerTut mir leid, ich bin einfach mal katholisch erzogen worden.
Es hängt fest.
Johannes FrankeMöchtest du übrigens Tee, Plor?
Ja, sehr gerne.
Dann können wir das zu deiner Geschichtsstunde genießen.
Florian BayerDer erste Strang ist natürlich viel Spaß.
spannender, weil der viel älter ist.
Wir haben tatsächlich Abbildungen von Tieren, die aussehen wie Einhörner, die zurückreichen 2000 Jahre vor Christus.
Wow, okay.
Und es gibt so Siegel aus der Induskultur, die ganz groß war damals.
Die war eine Hochkultur lange bevor die Römer das versucht haben.
Und die Tiere, die da drauf zu sehen sind, kann man sich angucken.
Ihr findet die Bilder bei Wikipedia oder sonst wo.
Sehen schon verdächtig nach dem aus, was wir heute als Einhorn bezeichnen würden.
Sprich, wir sehen Hufe, wir sehen irgendwie so eine Art Pferdekörper und wir sehen ein einzelnes Horn auf dem Kopf.
Das Ding ist tatsächlich, und da wird viel von Experten drüber gestritten, wie weit können wir gehen, wenn wir das, was in der Antike dann später als Einhorn genannt wird, auf diese Zeit zu projizieren.
Es gibt auch Abbildungen, es gibt auch Beschreibungen von vermeintlichen Einhörnern im asiatischen Raum, in China und in Japan.
Das Kilin, beziehungsweise Kirin, ist die japanische Version.
Tiere, die sehr viele Ähnlichkeiten mit dem haben, was wir heute als Einhorn sehen, aber einige Mythologen und HistorikerInnen sagen dann, nee, nee, langsam, langsam, langsam, wir wollen nicht alles zusammenwerfen, vielleicht sind das einfach andere mythische Geschöpfe und das ist dann so in der Geschichtsschreibung ein bisschen durcheinander geworfen worden.
Interessant ist es natürlich ab dem Punkt, wo wir als Europäer konkrete Aufzeichnungen haben von Einhörnern.
Johannes FrankeZumindest für uns interessant, wir ignoranten westlichen Typen.
Florian BayerVielleicht ist es für andere Leute viel interessanter,
Johannes Frankewas in der Antike passiert ist.
Florian BayerWir haben in der Antike einiges über Einhörner und zwar einiges über Sichtungen von Einhörnern, die die typischen antiken Autoren wie Aristoteles oder Plinius berichten.
Und das sind halt meistens dann wirklich einfach mal exotische Tiere.
und Tiere, die meistens auch im asiatischen Raum gesehen wurden.
Das heißt, Plinius zum Beispiel sagt, das ist das Einhorn, das ist das beliebteste Jagdtier der Inder.
Cetias von Knidos sagt, ich habe das gesehen, das ist ein weißes Tier mit einem roten Kopf und blauen Augen und das ist besonders agil und so weiter.
Und das Ding ist, man kann da natürlich drauf gucken und das wurde in der Geschichtsschreibung dann noch viel gemacht, weil wir natürlich Interesse daran haben, woher so ein Mythos kommt.
Und dann kann man sagen, ah, nee, die haben irgendeine Art von Antilope gesehen, Nee, die haben einen Nashorn gesehen.
ganz oft wird gesagt, diese alten Einhorn- Sichtungen, Beschreibungen sind einfach nur Nashörner, weil...
Johannes FrankeWo wir bei pummeligen Tieren waren.
Florian BayerGenau, da haben wir und da haben wir die Urform des Einhorns und zwar ganz banal, weil wir sind ja global komplett verdorben, weil wir einfach das alles kennen.
Aber wenn du dir vorstellst, dass jemand, der noch nie ein Nashorn gesehen hat, so einem Tier über den Weg läuft irgendwo in Indien, wo er zum ersten Mal ist, der versucht das natürlich zu beschreiben und dann nimmt der...
als Beschreibungsgrundlage die Tiere, die er kennt.
Und dann guckt er auf den Körper und sagt, na ja, so Kuh, vielleicht auch Pferd.
Weil es einfach nichts Vergleichbares gibt im europäischen Raum an Fauna.
Und ja, so kann man sich das sehr leicht zurechtreiben.
Und es gibt wirklich Tiere, deren Namen ich jetzt gar nicht aufgeschrieben habe, die verdächtig nach...
nach dem Aussehen, was man sagen könnte, was ein Pferd ist, das irgendwie eine Art von Geweih hat.
Und die kommen irgendwie so aus Antilopengattung.
Das heißt, irgendjemand ist irgendwo drüber gestolpert, über irgendein Tier, hat versucht, das zu beschreiben.
Und in der Überlieferung ist es dann so ein bisschen nach dem stillen Postprinzip irgendwann zum Pferd mit Horn geworden, obwohl es davor ein pummeliges, kleines Tier war.
Johannes FrankeIch kann mir auch vorstellen, dass das wie bei Werwölfen und allen möglichen anderen, so Wolpertinger und was, keine Ahnung, dass das so Sachen sind, die natürlich...
regional erstmal entstehen, die aber auch, sobald sie in der Welt sind, alle möglichen Leute darauf aufspringen und sagen, ich habe da auch irgendwie was gesehen.
Und dann ist das was völlig anderes gewesen, aber dann wird das so in der Erinnerung zurechtgebogen und dann ist das plötzlich diese Werwolf oder der Wolpendinger oder was auch immer.
Florian BayerDefinitiv.
Und es vermischen sich dann natürlich auch Sichtungen und der Kontakt mit Mythen und Sagen oder mit alten Bildern.
Das ist natürlich vor allem spannend.
Das zieht sich bis in die Neuzeit hinein.
Wir haben auch zum Beispiel Marco Polo, 13.
Jahrhundert, der sagt, ich habe ein Einhorn gesehen auf meinen Reisen.
Und der ist schon beeinflusst von den mythischen Bildern von Einhörnern.
Und der hat wahrscheinlich ein Jabanashorn gesehen.
Das ist zumindest die Vermutung, so wie er das Einhorn beschreibt.
Leibniz hat irgendwann mal eine Zeichnung gemacht.
Leibniz, wir sind im 17.
Jahrhundert, wir sind im Zeitalter der Aufklärung quasi.
Eine Zeichnung gemacht von einem Einhorn-Skelett.
Und?
Und offensichtlich hat er dazu irgendwie einen Mammut und ein Wollnashorn kombiniert, um das zusammenzufügen.
Johannes FrankeJa, das hat er doch aber nur für seine Nichte zum irgendeinen...
Ja, wahrscheinlich.
Hier mein Schatz,
Florian Bayerdu magst doch Einhörner.
Johannes FrankeEine Schulhausaufgabe oder so.
Florian BayerDer zweite Strang, total spannend, ist das Einhörner als ein mythisches Geschöpf, das in der westlichen Tradition eine Rolle spielt, nämlich durch die Bibel.
In der Bibel werden offensichtlich Einhörner beschrieben, im Alten Testament schon.
Und was sich sehr schnell durchsetzt, ist, dass diese Aufzeichnungen aus dem Alten Testament vom Christentum danach, nach Christi Geburt, benutzt werden, um daraus irgendwie so einen Mythos zu spinnen.
Und es gibt so ein Buch, ein griechisches Buch, irgendwann zwischen dem 2.
und 4.
Jahrhundert entstanden.
Und da stehen ganz viele Texte über Tiere und Pflanzen und Edelsteine.
Das Physiologus heißt das.
Und da steht auch was.
Das Einhorn und da wird dieser christliche Mythos zum ersten Mal richtig ausformuliert, nämlich die Vorstellung, dass ein Einhorn, ganz wichtig, vor allem von einer Jungfrau nur gezähmt werden kann.
Einhörner sind besonders wilde Tiere und wenn man eine Jungfrau hat, die das fangen kann, dann schafft man es, das zu zähmen und zu beruhigen.
Johannes FrankeWas in dieser Welt Jungfrauen alles können müssen.
Wahnsinn.
Das ist ja unglaublich.
Die müssen Nosferatu verführen, sie müssen Einhörner zähmen, alles mögliche müssen die herhalten.
Florian BayerUnd dann wurde im Mittelalter genau dieses Bild, das Einhorn als wildes, elegantes, edles Tier, das nicht eingefangen werden kann, es sei denn eine Jungfrau kümmert sich drum, wurde so weitererzählt.
Und Hildegard von Bingen hat über Einhörner geschrieben, genauso wie Albertus Magnus.
Also wir sind wirklich im Hochmittelalter und im Spätmittelalter und haben Erzählungen von Einhörnern und davon, dass ihre Hörner Krankheiten heilen können.
Und wir finden es auch in der christlichen Ikonografie.
Es gibt zum Beispiel ein...
Bild aus dem 12.
Jahrhundert, wo wir Maria haben, die Mutter von Jesus, mit einem Einhorn im Schoß.
Und da haben wir natürlich wieder dieses Motiv.
Die Jungfrau Maria, die das Einhorn gezähmt hat und gleichzeitig auch ein bisschen das Einhorn als Darstellung, als Symbol für Jesus Christus.
Johannes FrankeWenn wir jetzt schon so mittelalterlich drauf sind, muss ich einmal einwerfen, das Einzige, was ich recherchiert habe und weiß, es gab Scharlatane im Mittelalter, die wirklich in der Gegend rumgelaufen sind und haben gesagt, ich habe hier Einhorn.
Pulver.
Ja.
Das hilft dir bei dem und dem und das und das und das.
Florian BayerDas waren am Schluss immer Erektionsprobleme.
Hildegard von Bingen ist schuld.
Die hat gesagt, ich habe hier Ahnung von Medizin und ihr braucht eigentlich nur ein bisschen Drachenschuppen und ein
Johannes FrankeEinhornhorn.
Aber Hildegard von Bingen hat bei uns viel höheren Stellenwert, als sie verdient, wenn sie Einhornzeug verkauft.
Was ist das denn?
Florian BayerSo war die Medizin im Mittelalter.
Meine Güte.
Alles Scharlatane.
Das Einhorn wurde dann wurde wirklich viel gemalt.
Im Garten der Lüste von Hieronymus Bosch haben wir ein Einhorn rumtanzen.
Raphael hat eine Dame mit Einhorn gemalt.
Es gibt Wandteppiche mit Einhörnern.
Es gibt Bilder von Einhörnern, die gejagt werden.
Es gibt Bilder von, viele, viele Bilder von Einhörnern, die irgendwie im Schoß von einer Jungfrau sind.
Und das Einhorn ist das Wappen, ist im Wappen des UK, United Kingdom zu sehen.
Johannes FrankeJa.
Für Schottland.
Florian BayerDas Einhorn war im 19.
Jahrhundert ein Symbol für Schottland.
Erstaunlicherweise findet man, Und dann, wenn wir so zur Zeit der Romantik kommen, wo ja diese ganzen Märchen erzählt wurden und diese alten Sagen und Legenden wieder aufgegriffen wurden, wir finden das Einhorn relativ wenig.
Und wenn wir ins 20.
Jahrhundert gucken, dafür, dass jeder ein Einhorn kennt, finden wir auch relativ wenig.
Das Einhorn gehört nicht zu den Geschöpfen, die extrem oft vorkommen in der fantastischen Literatur.
Johannes FrankeDas geht mir so in.
Florian BayerNee, es war auch nie so in.
Es ist irgendwie immer so mitgelaufen in der Geschichte.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerAber es gibt...
Nicht so viel.
Also klar, es gibt diese Aufzeichnungen, es gibt die Bilder.
Wenn wir ins 19.
Jahrhundert gucken, wir finden von den Gebrüdern Krim das Einhorn in einer Statistenrolle im tapferen Schneiderlein.
Du kennst das tapfere Schneiderlein,
Johannes Frankeoder?
Aber das Einhorn weiß ich nicht mehr.
Florian BayerIch auch nicht.
Johannes FrankeKrass.
Florian BayerEs kommt vor, zumindest in der ersten Ausgabe.
Und zwar nachdem das tapfere Schneiderlein die beiden Riesen besiegt hat, muss er noch ein Einhorn fangen.
Das ist einfach noch so ein Plor.
Und jetzt holst du noch ein Einhorn.
Und er schafft es, das zu fangen und dann muss er noch ein Wildschwein fangen.
Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals davon gehört zu haben.
Johannes FrankeKrass.
Okay.
Florian BayerIm 20.
Jahrhundert ähnlich.
Das Einhorn.
Das 20.
Jahrhundert, die große Zeit der Fantasy-Literatur.
Ja.
J.R.
Tolkien hatte kein Interesse an Einhörnern.
Johannes FrankeSchade, weil der hat ja versucht, englische Mythen und so weiter zu schaffen, die ihm fehlten in der englischen Sache.
Florian BayerKein Einhorn im Herr der Ringe.
Johannes FrankeDas ist ja seltsam auch, natürlich.
Florian BayerIn der Ost-Reihe hat es 13 Bände gebraucht.
bis Simon Frank Baum gesagt hat, okay, wir packen ein Einhorn rein und es gibt dann ein Einhorn, das wirklich eher in so einem Nebenstrang vorkommt, im 13.
Buch The Magic of Oz.
Johannes FrankeAlso muss das Einhorn als Lückenfiller immer herhalten.
So ein bisschen.
Wenn nichts anderes mehr einem einfällt, dann Einhorn.
Florian BayerIn den Chroniken von Narnia, auch hier in der Statistenrolle.
Johannes FrankeOh nein, das tut mir richtig leid.
Jetzt will ich diesen Film viel besser besprechen, als ich vorhatte.
Florian BayerWas man findet im 20.
Jahrhundert ist, dass es eine...
kleine Einhorn-Renaissance, zumindest ikonografisch in den 70ern gibt und zwar auch ganz stark durch die Queer-Culture.
Das Einhorn als Symbol für queere Menschen hat sich in der Zeit in den 70ern schon entwickelt und vor allem irgendwie die Verbindung zu Regenbögen und dann die Regenbogenflagge und dann ist einfach das Einhorn das Symbol für Individualismus und wurde deswegen so ein Queer-Pride-Symbol.
Es gab einen relativ langlebigen Manga, drei Jahre in Japan, in den 70ern.
Und ansonsten haben wir aber wieder das Einhorn in Statistenrollen.
1982, Blade Runner.
Da kommt es im Traum vor.
Nicht in der Vorlage.
Johannes FrankeKeine Ahnung.
Okay.
Florian BayerEs gibt einen Film von Louis Mal, wo es vorkommt.
Es gibt Legend mit Tom Cruise, wo es vorkommt.
Und bezeichnend, wenn man an Einhörner heute denkt, ich denke als erstes an My Little Pony.
Da gibt es aber auch kaum Einhörner.
Es sind Ponys.
Es gibt Einhörner in dieser fantastischen Welt, aber es geht um Ponys.
Und die Einhörner, die vorkommen, sind halt auch nur eine Spezies dieser Ponys.
Johannes FrankeAber ich muss sagen, in meiner Welt, in meiner Erinnerung an diese Welt seit 1983, ist, dass Einhörner immer als kleine Mädchen-Fantasie omnipräsent waren.
Florian BayerIkonografisch, definitiv.
Aber narrativ?
Ganz, ganz wenig.
Johannes FrankeSeltsam.
Florian BayerJeder von uns hatte sich überall in diesen Einhorn-Sticker gesehen.
Einhorn-Kuscheltiere, Einhorn-Taschen.
Mein Sohn hat ein Einhorn-Kuscheltier.
Johannes FrankeNaja,
Florian Bayereines von den Pummeligen.
Johannes FrankeOh, wie süß.
Florian BayerEs gab Barbie-Einhörner und so weiter.
Aber Einhörner haben narrativ nicht so eine große Rolle gespielt, sondern wirklich symbolisch und ikonografisch.
Johannes FrankeVielleicht, weil Einhörner so eingebildet sind, dass du schlecht mit ihnen arbeiten kannst.
Und dann ist das schwer, da einen Film zu drehen mit Einhörnern.
Florian BayerJa, ich habe lange drüber gegrübelt, woran es liegt.
Johannes FrankeJa, woran liegt es?
Florian BayerIch weiß es nicht.
Einhörner sind offensichtlich ein Mädchending, wenn wir jetzt mal so sehr in diesen Gender-Klischees denken.
Weil sie auch sehr stark gelinkt sind zu den Pferden, die ja voll das Mädchending sind.
Wenn wir an die absoluten Klischees denken, wünscht sich jedes siebenjährige Mädchen ein Pferd.
Vielleicht liegt es daran, weil Hard-Fantasy-Autoren wie Tolkien denken, der Mädchenkram ist nichts von uns, lassen sie ein paar Orks schlachten.
Johannes FrankeJa, okay.
Florian BayerCharlie the Unicorn möchte ich noch gerne nennen.
Ein 2005er virales Video, wo ein Einhorn von seinen Freunden genervt wird und am Schluss die Nieren geklaut kriegt.
Johannes FrankeIch muss nur an pink fluffy unicorns dancing on rainbows.
Kennst du den?
Das ist ein Meme im Internet gewesen.
Florian BayerJa.
Für Memes konnte das Einhorn herhalten und 2015 wurde das Einhorn-Emoji standardisiert.
Johannes FrankeYay!
Die Erfolgsgeschichte des Einhorns.
Nicht im Narrativen.
Nur im Ikonografischen.
Florian BayerIm Ikonografischen, definitiv.
Und deswegen ist es ganz interessant, dass eines der großen Narrativenwerke, wenn wir von Einhörnern reden, ist die Vorlage zu diesem Film, nämlich von Peter S.
Beagle, der Roman Last Unicorn aus dem Jahr 1968.
Johannes FrankeEndlich sind wir wieder hier.
Das war ein langer Umweg, aber ein sehr lohnenswerter Umweg.
Jetzt kann ich schön klugscheißen bei meiner Freundin und bei der nächsten Party und alle werden mich hassen.
Aber ja, also ist es natürlich interessant.
dass auch diese ganzen Wandteppiche, die im Film vorkommen, tatsächlich ja so existierten, ja oder weniger.
Und dass die so nah an der Realität sind, wie ich gar nicht gedacht hätte.
Ich dachte so, stimmt das?
Ist das damals so gewesen?
Aber scheint vollkommen legit zu sein.
Es gab diese Ikonografie und sie war halt einfach sehr stark christlich geprägt.
Florian BayerUnd entsprechend war es im Gegensatz zu vielen anderen Heiden...
heidnischen oder Wesen, die man als heidnisch ansehen könnte, so Dämonen und Geister und so weiter, wurde das Einhorn von der Kirche nie so verdammt.
Und deswegen finden wir das auch in Darstellungen, auch im Hochmittelalter, als ja versucht wurde, diese heidnischen Mythen eher zu bekämpfen.
Johannes FrankeWollen wir mal langsam in den Film hineinrutschen?
Ja,
Florian Bayerlass uns in den Film hineinrutschen.
Und gucken, sollen wir kurz noch was zur Vorlage sagen und zu unserem Peter Biegel?
Ja,
Johannes Frankevoll gerne, voll gerne.
Peter S.
Biegel, der das Ding geschrieben hat und der auch in die Lage geraten ist, tatsächlich diese Verfilmung zu schreiben, also das Buch dafür zu schreiben für den Film.
Florian BayerObwohl er überhaupt nicht begeistert war von denen, die das Ding umsetzen sollten.
Johannes FrankeDas ist halt das Ding.
Also Michael Chase Walker hat das Ganze vorangetrieben und Biegel, als er reingekommen ist in das Projekt, hat gleich gesagt, Also mit denen...
die es am Ende geworden sind, möchte ich nichts zu tun haben.
Die haben schon den Hobbit versaut und Return of the King und so.
Florian BayerArthur Rankin und Jules Bass, die Rankin Bass Productions gegründet haben.
Und wenn man sich anschaut, was die vor The Last Unicorn gemacht haben, kann ich Peter S.
Beagle total verstehen, dass der geschockt war, als er gehört hat, die wollen das umsetzen.
Die haben nämlich Animationsfilme gemacht fürs Fernsehen.
Rudolf the Red-Nosed Reindeer und Little Drummer Boy.
Und zwar so Stop.
Top-Motion-Filme mit so Puppen, die absolut auf die kleinsten Kinder zugeschrieben sind.
Die haben Teletubbies gemacht,
Johannes Frankebevor es Teletubbies gab.
Und dass Peter Beagle gesagt hat, will ich nicht, verstehe ich absolut.
Ja, natürlich.
Vor allem, wenn man den Film anschaut und ahnt, was bei Peter S.
Beagle los war im Kopf.
Für sein Buch und für diese Verfilmung dann auch.
Weil sich einiges eben rübergerettet hat.
Und in der Animation, das nicht ganz so...
Ich habe die ganze Zeit an Hobbit denken müssen.
Also es ist wirklich zu sehen.
dass das diese Leute sind, die auch den Hobbit gemacht haben.
Florian BayerWir müssen das ganz kurz auseinanderklammern, dass wir es nicht durcheinanderwerfen.
Die Leute sind nicht verantwortlich für den ersten Herr-der-Ringe-Film, für den aber Peter Biegel das Drehbuch geschrieben hat.
Der wurde von Ralf Bakshi gemacht und der war ja so sehr düster und hatte diese sehr besonderen Zeichentrick-Animationen, die auf Realfilm 10 basiert haben und deswegen immer auch teilweise sehr realistisch aussahen.
Was Best Ranking gemacht haben, war der Hobbit.
1977 und Return of the King 1980, die aber nicht, in keiner Verbindung zu diesem Bakshi Film standen.
Und egal wie man diesen rotoskopischen Ansatz von Bakshi mag, es ist, was die gemacht haben, war nochmal deutlich kindlicher, naiver und verspielter, auch einfach noch mehr für ein junges Publikum gemacht.
Und dass Peter Beagle, der von diesem düsteren Herr der Ringe kam, das nicht geil fand, ist total nachvollziehbar.
Johannes FrankeJa, natürlich, total.
Auf jeden Fall hat er sich dann doch überreden lassen, weil die beiden, also Rankin und Bask, gesagt haben, nein, wir wollen uns absolut sklavisch, fast schon, an deine Vorlage halten.
Wir wollen da drin sein.
Wir wollen das nicht runter, dumb it down, wie man so schön im Englischen sagt.
Wir wollen das nicht runterbrechen für vierjährige Kinder.
Florian BayerVor allem haben sie gesagt, und du schreibst uns das Drehbuch.
Und dann hat Beagle gedacht, schreiben kann ich, Drehbuch schreiben kann ich auch.
Johannes FrankeGenau, genau.
Und man muss dazu sagen, dann kommt nämlich jetzt der dritte Partner dazu, die haben das ja gar nicht selber animiert im Inhouse oder so.
Die haben das ausgelagert.
Florian BayerDie haben nie selbst animiert.
Die haben auch ihre Kinderfilme, die sie in den 60ern, 70ern gemacht haben, haben sie nach?
Johannes FrankeNach Japan ausgelagert.
Und zwar in diesem Fall die Firma Topcraft.
Aus Japan.
Florian BayerAus Tokio.
Und Topcraft ist...
Spannend, weil...
Johannes FrankeSehr spannend, weil die über Umwege, wir haben mehrere Sachen gemacht, dann sind die irgendwie pleite gegangen, dann sind diese Reste dieser Pleitefirma aufgekauft worden von Leuten, die das Ganze zu Studio Ghibli gemacht haben.
Florian BayerHayao Miyazaki, höchstpersönlich, der bei verschiedenen dieser Animationsfilme mitgearbeitet hat, der hat mit Nausicaä, mit seinem ersten Film, den ich dir irgendwann mal noch geben muss, meiner liebsten Zeichentrickfilm aus der Zeit,
Johannes Frankehat er das Studio Ghibli geformt.
Einer der größten, bedeutendsten japanischen Zeichentrickschmieden.
Wobei Nausicaä ja noch der Film der alten Produktionsfirma war.
Und zwar erfolgreich, aber trotzdem dazu geführt hat, dass die Firma pleite gegangen ist.
Was ziemlich hart ist.
Ich weiß nicht, wie viel Produktionsbudget die in Anspruch genommen haben, dass sie das nicht wieder einspielen konnten.
Auf jeden Fall sind sie pleite gegangen.
Und dann Miyazaki hat das dann genommen und hat auch...
das Kernpersonal von der alten Firma rübergenommen und dann haben sie Studio Ghibli gegründet.
Das heißt, was wir hier sehen, das letzte Einhorn, ist im Grunde im Kern schon eine Studio Ghibli Produktion.
Florian BayerProto Ghibli?
Johannes FrankeProto Ghibli irgendwie.
Sieht man's?
Ich finde schon so ein bisschen.
Florian BayerIch finde es spannend.
Man sieht es teilweise.
Also die Animation...
Sie haben oft diesen japanischen Look, auch oft diesen düsteren, etwas düstereren Ghibli-Look und auch diesen verspielteren Ghibli-Look.
Johannes FrankeIch glaube, man sieht es vor allem in den Hintergründen.
Florian BayerJa?
Johannes FrankeDie Figuren selbst sind mehr im Westlichen verhaftet.
Ja, definitiv.
Also die Charakterdesigns, wie der Schmendrick und so weiter aussieht, wie die Figuren an sich.
Ich finde, bei Mama Fortuna sieht man es noch ein bisschen mehr, dass der japanische Einfluss dazukommt.
Aber bei Schmendrick und so, da sieht man schon sehr deutlich, das ist eine westliche Orientierung.
Florian BayerMan sieht diesen japanischen Einfluss mehr als bei den vorherigen Werken.
Weil bei Hobbit und Return of the King haben auch schon Leute von Tokyo Craft mitgearbeitet.
Johannes FrankeJa, aber da sieht man es noch nicht so.
Florian BayerMan hat das Gefühl, also ich finde, man sieht es vor allem, also wenn wir von den Hintergründen weggehen, in der Körperlichkeit, wie die Körper animiert sind, weil da, es wirkt organischer.
Johannes FrankeGarnischer?
Florian Bayerbeweglicher.
Ich finde, wenn man japanische Zeichentrick aus der damaligen Zeit vergleicht mit dem amerikanischen Zeichentrick, wirkt eine amerikanische Figur manchmal ein bisschen steif, manchmal ein bisschen unbeweglich.
Und bei den Japanern hat man das Gefühl, also vor allem beim Ghibli, dass sie einzelnen Körpern mehr Elemente geben, die sich bewegen.
Dass das modularer ist.
Johannes FrankeJa, vielleicht, okay.
Interessant auf jeden Fall.
Florian BayerDas merkt man hier auch.
Auch vor allem, wenn es um die ungewöhnlichen Geschöpfe geht.
Ich denke jetzt zum Beispiel an diesen Baum, der in ein weibliches Wesen verwandelt wird.
Da ist sehr viel Fett dran und sehr viel Brust und sehr viel Bewegung, die man im Amerikanischen so eher nicht sehen würde.
Johannes FrankeStimmt vielleicht, ja.
Das ist ein gutes Beispiel.
Ich finde auch kurz wenigstens interessant zu wissen, warum das nach Japan ausgelagert wird.
Japan als Billiglohnland für Amerika darf man nicht unterschätzen.
Die hätten das auch zu Hause gemacht, wenn sie den Einfluss hätten, sie haben schon wollen, aber sie haben gesagt, das ist so teuer hier, die einzelnen Cells, wie man das damals nannte, die einzelnen Folien mit Farbe und mit Vorzeichnung und allem möglichen.
Wir haben sehr ausführlich über Animationstechniken bei 101 Dymatina geredet, da könnt ihr mal reinhören, wenn euch das interessiert, aber es war ein sehr teurer Prozess und das haben die irgendwann ausgelagert.
Florian BayerMan muss dazu sagen, dass der Film natürlich nicht das Budget hatte wie ein Disney-Film.
Johannes FrankeJa, das ist halt so.
Florian BayerDas waren knapp vier Millionen Filme um den Dreh und mit dem Budget kannst du nicht das machen, was die große Konkurrenz damals gemacht hat.
Johannes FrankeUnd ich finde aber, dass sie einen Weg gefunden haben, dass das egal ist, weil du kannst sie nicht vergleichen, weder inhaltlich noch animationstechnisch.
Und dadurch, dass sie ihre eigene Welt aufmachen, schafft man da auch gar keinen Vergleich groß.
vor dem Film und denkt sich, ja, ach, Disney hätte das schöner gemacht.
Weil man nicht den Vergleich braucht, ne?
Florian BayerWeil es auch thematisch, erzählerisch und dramaturgisch so weit weg ist von dem, was Disney gemacht hat.
Selbst in der damaligen Zeit, Disney hat damals auch mit düstereren Stoffen experimentiert und auch mit klassischen Fantasy-Stoffen.
Wir sind in der Zeit, in der Disney Taran und der Zauberkessel gemacht hat.
Das war ein Film, an den sich heute kaum noch jemand erinnert, einfach weil er so aus der Reihe getanzt ist.
Und das war ein klassischer Fantasy-Film.
Aber trotzdem ist der Film hier natürlich nochmal ein gutes Stück düsterer und ja, auch irgendwie erwachsener, weil zum einen, weil er deutlich mehr psychoanalytischen Background hat.
Du hast das Gefühl, da hat irgendjemand sehr viel Freude reingepackt an verschiedenen Stellen.
Und zum anderen, weil er halt nicht auf so ein klassisches Happy End hinausläuft.
Obwohl viel Happy End da drin steckt.
Und obwohl auch viel Kitsch da drin steckt.
Und man merkt auch, dass sie versuchen, so Tropes von Disney, die da funktionieren, zu übernehmen.
Und tatsächlich habe ich das Gefühl, gerade an diesen Stellen, wo er das versucht, scheitert der Film oft.
Ja,
Johannes Frankeja, ja.
Er hat es nicht nötig eigentlich.
Er könnte sich noch mehr darauf konzentrieren, sein eigenes Ding zu sein.
Florian BayerUnd dann macht er aber sowas wie, und das ist echt unglücklich, dass das so früh im Film kommt, den singenden, tanzenden Schmetterling.
Käfer.
Fuck.
Keine Ahnung.
Johannes FrankeIch fand den auch so nervig.
Ich habe gehofft, dass das Einhorn einmal drauf tritt.
Florian BayerDanke, mein Gedanke.
Johannes FrankeIch meine, der hat natürlich viele schöne Zitate und so.
Also wenn man ihm zuhört und als Erwachsener zuhört, das muss man dazu sagen, dann könnte man, wenn man mitkommt und wenn man noch gewillt ist, ihm zuzuhören, dann könnte man hunderttausend Referenzen popkultureller Art von Shakespeare über irgendwelche Verfilmungen von Tanzfilmen aus den 50ern zitieren.
Solche Sachen.
Aber das...
Du hast als Zuschauer in dem Moment, zumindest als erwachsener Zuschauer wie ich, nicht den Nerv, das alles mitzukriegen.
Nein, das fehlst du nicht.
Florian BayerVoll genervt.
Robert Klein hat den synchronisiert.
Offensichtlich eine gestandene Größe mittlerweile, was Comedy betrifft.
Johannes FrankeJa, der war auch damals wirklich schon sehr gestanden.
Florian BayerIm Deutschen war es Frank Zander.
Ich wollte mir das jetzt nicht anhören.
Ich habe es nicht gehört.
Ich finde, man sieht, dass der Film in dem Moment versucht, Disney zu sein.
Und er fliegt damit voll auf die Fresse, weil wir hatten so viel Poesie und so viel Magie am Anfang.
Und dann kommt dieses fucking Vieh mit diesen komischen Augen, mit dieser komischen Brille.
Johannes FrankeJa, das ist so ein bisschen blindcoded, oder?
Es sieht so ein bisschen aus, als wenn er so eine Brille aufhätte wegen blind und so, aber das stimmt irgendwie nicht.
Ich glaube,
Florian Bayeres soll eine Fliegerbrille sein, weil er hat dann ja auch diesen Moment, wo er so einen Fliegerhut aufhat, wenn er einmal einen Sturzflug macht und er trägt einen Anzug.
Und er nervt einfach nur.
Johannes FrankeVor allem, weil er die ganze Zeit andeutet, was sagen zu wollen, was wichtig ist.
Und dann aber die nötige Info nicht rüberbringt.
Und die ganze Zeit denkt man, ja, okay, kannst du vielleicht ein, zweimal machen.
Aber jetzt rück rüber mit der Info.
Erzähl mir was und tu nicht nur so.
Florian BayerUnd ich wusste ja Gott sei Dank, dass der verschwindet, weil ich den Film schon ein paar Mal gesehen habe.
Aber ich stelle mir vor, wie ich diesen Film zum ersten Mal gucke und denke, oh bitte, bitte lass das kein Gefährte sein, der die ganze Zeit dabei ist.
Johannes FrankeIch glaube, ich habe ihn wirklich zum ersten Mal gesehen jetzt.
Oh, spannend.
Florian BayerDas habe ich als Kind gesehen.
Johannes FrankeIch wusste, nee, ich habe ihn tatsächlich als Kind, glaube ich, nicht gesehen, wenn ich mich richtig erinnere.
Und ich dachte echt so, ach scheiße, in welche Richtung geht dieser Film?
Ich war echt ein bisschen, uh, was passiert hier?
Es sind wirklich 5000 Referenzen in einer Minute und du kommst mit dem Tempo nicht mit.
Und ich frage mich auch, wieso ist das ein Start in einen Kinderfilm?
Weil er hat schon die Ästhetik ganz stark für so 4- bis 6-Jährige oder vielleicht in dem Alter.
Schon gar nicht mehr richtig älter, weil in dem Moment noch alles so eine seltsame Disneyfizierung stattfindet.
Ich weiß es nicht ganz genau.
Ich finde es seltsam.
Ich habe das Gefühl, das sind noch 4-Jährige.
Und dann kommt er mit irgendwelchen popkulturellen Referenzen und ich denke mir, hä?
Wer ist das Publikum?
Florian BayerDas ist aber eine Frage, die man sich die ganze Zeit während dieses Films stellt.
Und wohlgemerkt, ich kann diesem Film sehr viel abgewinnen.
Ich finde, dieser Film hat sehr viele schöne Momente, aber diese Frage, für wen ist das eigentlich, die wirst du nie so ganz los, während du diesen Film guckst, weil er schwankt ganz krass zwischen diesem extrem kindlich-naiven, zwischen diesem extrem kitschigen und dann hat er einige düstere Szenen, wo du sagst, wow, Kudos, krass, dass ihr das eingebaut habt.
Und dann hat er plötzlich thematisiert, Depression und ähnliches und du denkst so, wow,
Johannes FrankeKudos, ja,
Florian Bayerfür wen?
Für wen ist dieser Film?
Und das macht ihn aber auch spannend, dass diese Frage irgendwie auch so ein bisschen unbeantwortet bleibt.
Johannes FrankeDer war ein großer Hit damals.
Ja, er war ein großer Hit und er wird auch ständig zitiert.
Er war ja tatsächlich, muss man sagen, in Deutschland nochmal ein größerer Hit, als zu erwarten war.
Also ausgerechnet in Deutschland ist das Ding durch die Decke gegangen.
Vor allem auch wegen eines Soundtracks, der irgendwie veröffentlicht wurde, der tatsächlich auch nur in Deutschland veröffentlicht wurde und in Amerika.
haben Leute verzweifelt versucht, den Soundtrack aus Deutschland zu bekommen.
Wirklich, es gab hier eine Veröffentlichung, die ist einfach in Amerika.
Total krass,
Florian Bayeraber mit den Songs, die da drin sind, gibt es auch, aber es war auch, America war da trotzdem auch zu hören und es gab nicht eine deutsche Variante von das Sitz Einhorn.
Nein, nein,
Johannes Frankenein, es ist einfach, dieser Titelsong ist total bekannt gewesen und war in den Charts hier ganz, ganz lange und der ganze Soundtrack, ich glaube, die haben den Soundtrack genau deswegen auch hier veröffentlicht in der Form, weil der Song so wahnsinnig beliebt war.
Florian BayerMagst du den Song?
Weil das ist ja gleich am Start.
Johannes FrankeSchmalz Kitsch, ne?
So ein bisschen, wo man denkt, ja, okay, irgendwie eingängig.
Ich verstehe, dass es so musiktechnisch irgendwie clever gemacht ist.
Aber mir ist er dann doch auch ein bisschen zu kitschig.
Ich stehe ja total auf diesen Brock Rocks, so frühe 70er Jahre,
Florian BayerKing Crimson und so.
Und die hatten das auch.
Und bei dem Song hat man das Gefühl, da wurde alles, was bei denen so...
experimentell und interessant war.
Wurde alles rausgezogen und es bleibt so das folkige Gerüst übrig.
Aber ich mag ihn.
Ich kann es nicht ändern.
Ich höre den und gucke da drauf und denke, es ist eigentlich ein schrecklicher Song.
Es ist wirklich kitschig.
Es ist auch so dieses Hinarbeiten auf das Crescendo, I'm alive, I'm alive.
Und alles so ein bisschen reingepflanscht, was irgendwie so an Folktönen noch reinpasst.
Und dann hören wir noch irgendeine Panflöte oder sowas.
Und es ist eigentlich zu viel und gleichzeitig ist es ein sehr simpler Song.
Also man merkt auch sehr eingängig und es ist wirklich so eigentlich die schlimmste Ausgeburt von Soft-Folk-Rock, die man sich vorstellen kann.
Ich mag den Song.
Johannes FrankeWenn ich diesen Song als Konsistenz beschreiben müsste, dann würde ich Sirup sagen.
Florian BayerJa, absolut.
Johannes FrankeSo richtig seltsam, klebrig.
Ja,
Florian Bayersirupig.
Komplett.
Und ich stehe total drauf.
Ich stehe auf Sirup.
Johannes FrankeNein,
Florian Bayeres ist...
Also es ist so leicht, sich über diesen Song lustig zu machen.
Nenn mir ein kitschiges Lied aus den 80er Jahren.
Das Erste, was dir in den Sinn kommt, ist wahrscheinlich dieser Song.
Er funktioniert.
Und das trotz dieser Klebrigkeit.
Weil, um nochmal auf das Crescendo zurückzukommen, es ist so simpel.
Aber wenn dann die Töne kommen, I'm alive, I'm alive.
Auch so dieser Refrain hat ja nichts mit dem Text davor zu tun.
Das ist ja wirklich so, okay, ich singe mal ein Einhorn aus der dritten Person.
Johannes Frankeund jetzt schmettere ich...
Florian Bayerplötzlich ein und wir reden hinaus.
Johannes FrankeAber es funktioniert.
Ich krieg ne Gänsehaut.
Ich hab die Liedtexte gerade nicht vor mir, aber die sind, mir sind die im Film, und ich weiß nicht, ob es sich auch auf diesen Song bezieht, so stark aufgefallen, dass die so deskriptiv sind, weil auf der Bild- und der Tonebene, dass das so übereinander liegt, dass man ein kleines bisschen genervt ist davon, dass das immer so deskriptiv genau das war es jetzt hier.
Ja, so on the nose.
Es ist echt hart.
Ich weiß nicht, ob sich das auch auf diesen Song bezogen hat oder ob das die anderen Songs hauptsächlich waren.
Florian BayerJa, der ist schon eher so abstrakt so und dann gibt es Einhörner und das letzte Einhorn und die Magie in der Welt und so in die Richtung.
Johannes FrankeAlso es ist nicht so, dass ich so starke negative Gefühle hegen würde gegen den Song, dass er mich gegen sich aufbringt.
Ja, aber ich muss sagen, da sind die kitschigen Songs von ABBA mir manchmal lieber.
Florian BayerNaja, weil die Tanzbar sind wahrscheinlich.
Johannes FrankeDie sind Tanzbar, genau.
Florian BayerUnd auf jeden Fall, du kommst damit durch, weil es ist auch Queer Culture.
Du wirkst nicht homophob, weil du diesen Song ablehnst und weil du gerade über Einhörner lästerst.
Johannes FrankeOkay, gut.
Gott sei Dank.
Florian BayerEs ist ein holpriger Start, den man mit diesem Film hat.
Johannes FrankeJa, also durch diesen Schmetterling, oder?
Florian BayerDurch den Schmetterling.
Johannes FrankeIch finde aber auch, muss ich sagen, als diese Erklärbären von Jäger dastehen.
und ganz seltsam einfach in den Wald hineinrufen.
Du bist übrigens das Letzte deiner Art.
Wir haben noch nichts gesehen von dem Einhorn.
Wir wissen nicht, worum es geht.
Und man fragt sich, A, was machen die da?
B, warum unterhalten die sich auf diese wirklich seltsame Art und Weise?
Und jetzt sind sie plötzlich weg.
Und werde ich sie wiedersehen?
Sind das die Helden der Geschichte?
Nein, offensichtlich nicht.
Wo geht es weiter?
Kommen wir nun zu etwas völlig anderem.
Florian BayerUnsere Heldin der Geschichte ist das Einhorn.
Und kommen wir auf jeden Fall noch darauf zu sprechen, deswegen interpretieren ja auch manche den Film ganz gerne als feministischen Film.
Weil wir hier starke Frauenrollen haben und starke Frauenprotagonisten und starke Antagonistinnen.
Und die große Antagonistin, die am Anfang auftaucht, das ist nämlich der Moment, wo der Film auch besser wird, ist unsere Mami Fortuna, die mit ihrem Zirkus umherzieht und mit ihrem Gehilfen und mit ihrem Zauberer Schmentrick.
Und die ja so ein paar Tiere ausgestellt hat.
und diese Tiere mit einem Illusionszauber so zaubert, dass die Menschen, die den Zirkus besuchen, denken, dass das tatsächlich Fabelwesen wären.
Johannes FrankeWas ist ihr Deal?
Warum macht ihr das?
Ich habe das Gefühl, dass jede Figur wirklich sehr philosophisch gedacht ist in diesem Film.
Und ich immer gedacht habe, okay, warum ist diese Figur da drin?
Was soll die bedeuten und was soll die für Themen ansprechen?
Eben auch nicht nur für Kinder gedacht, weil der Film offensichtlich sich nicht darum schert.
ob das zehnjährige Kind alles versteht, sondern einfach die Themen aufmacht mit einer sehr kindlichen Ästhetik.
Ist so ein Kommentar auf Unterhaltungsindustrie, ist das...
Ich glaube nicht.
Florian BayerIch glaube, es ist vor allem ein Kommentar auf Obsession.
Mami Fortuna hat eine krasse Obsession für Fabeltiere.
Und sie will um jeden Preis diese Fabeltiere haben und deswegen hat sie ja auch eine echte Hapir.
Und deswegen freut sie sich auch tierisch, dieses echte Einhorn zu sehen.
Und deswegen weiß sie auch die ganze Zeit und sie thematisiert das, dass sie deswegen sterben wird.
Sie weiß, dass diese Hapüe sie irgendwann umbringen wird, die sie da eingesperrt hat.
Und sie weiß, das bedeutet ihr Untergang, dass sie dieses Wesen gefangen nimmt.
Aber sie kann nicht anders.
Und ich glaube, dieser ganze Zirkus drumherum ist einfach nur eine Fassade, um das weitermachen zu können, die Jagd nach Fabeltieren.
Johannes FrankeIst das so ein Pokémon-Sammeln-Ding oder was?
Florian BayerJa, ich glaube schon.
Sie ist total begeistert davon.
Und man sieht es vor allem stark, finde ich, in ihrer Sterbe-Szene, wenn die Hapüe dann nämlich frei ist und sich auf sie hinabstürzt.
stürzt und sie guckt, guckt nach oben mit einem Lächeln und sagt, du tötest mich jetzt, das weiß ich, aber ich habe dich trotzdem gefangen und das wirst du niemals loswerden.
Das klebt an dir und deswegen kann sie sterben.
Johannes FrankeUnd ich glaube, da kommen wir zu dem, warum ich glaube, dass Mama Fortuna besonders interessant ist, nämlich etwas, was Kinder nie nachvollziehen werden können, bis sie nicht ein bestimmtes Alter erreicht haben, nämlich, dass man eine Unsterblichkeit erreicht, Dadurch, dass man ein Wesen gefangen hat, das selbst unsterblich ist und das nie vergessen wird.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeAlso es wird ja auch angesprochen.
Sie sagt, dieses Wesen ist unsterblich und es wird nie vergessen, dass ich diejenige war, die es gefangen hat.
Und damit so eine Unsterblichkeit auf Umwegen zu erreichen, weil sie selbst nicht unsterblich sein kann, dem aber hinterherhächelt über diese Fabelwesen.
Ja.
Sie sonnet sich in deren Licht quasi.
Ja, ja, genau.
Sie versucht sozusagen, sie so einzufangen, im Grunde auch wie...
Haggard später, Fabelwesen einzufangen, um in deren Licht zu stehen und ein bisschen vom Glanz abzubekommen.
Florian BayerUnd deswegen ist ja auch, es ist ganz klar, sie hat ein ganz anderes Verhältnis zu einem echten Fabelwesen, als zu diesen zwei anderen armen Tieren.
Johannes FrankeOh Gott, die armen.
Florian BayerIn einer wirklich interessanten Szene gezeigt, wo das Einhorn quasi sieht, was hinter dem gruseligen Geschöpf tatsächlich steckt.
Und wir stellen fest, das ist einfach nur ein total armer, alter Löwe.
Johannes FrankeDer ist so traurig animiert.
Ich weiß ja nicht, wie viel Zeit die da reingesteckt haben, aber die haben es echt getroffen.
Diesen armen Löwen, mit dem man sofort Mitleid hat.
Und man sieht ihn ja nicht lang.
Man sieht ihn ja nur ganz kurz als Einblendung.
Hier das hier, das Einhorn übrigens.
Und dann hat man schon so, ach Gott, der Arme.
Ja, der hat ja sowieso nicht viel Freude im Leben und dann sowas.
Und der stirbt wahrscheinlich auch, sobald er da rauskommt.
Florian BayerUnd der Affe genauso.
Der wirkt nicht wie ein Tier, das irgendwie jetzt groß in freier Wildbahn überleben würde.
Johannes FrankeTrotzdem finde ich, dass da irgendwas drinsteckt zur Schaustellung, nämlich dieses, ich kann den Leuten nur glaubhaft machen, dass es was übernatürliches ist, wenn ich etwas hinzufüge.
Weil die Menschen eben nicht mehr sehen können, dass das Einhorn ein Einhorn ist, was ja auch irgendein Metakommentar in sich ist.
Aber dann auch noch die Schippe draufzulegen und zu sagen, ich muss dann ein Horn auf das Einhorn schnallen, damit...
die Leute glauben, etwas Übernatürliches zu sehen.
Florian BayerWas für ein geiles Symbol, dass wir dieses Einhorn haben und wir sehen als Publikum natürlich das echte Einhorn.
Und dann sehen wir zusätzlich dieses Fakehorn, was draufgeschnallt ist, einfach weil Mami Fortuna das ihrem Publikum verkaufen muss.
Und wir sehen, es gibt so ein paar schöne Szenen, wo wir den Blick der Menschen auf das Einhorn sehen und die sehen halt einfach eine Stute darin.
Und dann gibt es diese Szene, wo der Bauer am Anfang versucht, das Einhorn zu fangen und wir sehen den Schatten des Einhorns mit Horn und wir sehen den Blick des Bauerns auf das Einhorn.
Fehlt halt das Horn.
Johannes FrankeWas mich sehr irritiert am Anfang, weil ich ja nicht die Erklärung schon habe, sondern dann gehe, hä, was?
Haben sie die Animatoren nicht bezahlt?
Florian BayerWas ist los?
Warum fehlt das Horn?
Ich finde, es ist sehr clever gelöst.
Und ich mag auch total diese Szenen von diesem Zirkus und wie gezeigt wird, wie sie die Menschen hinters Licht führt.
Und gleichzeitig diese merkwürdige Faszination hat für die Hapühe vor allem.
die einfach mal ihr Todesengel ist.
Und es wird die ganze Zeit so thematisiert, dass dieser Hapyr ist einfach der Tod.
Sie sollte die auf keinen Fall dabei haben.
Und ihr armer Begleiter, ihr armer Gehilfe, der mit dabei ist, der sagt ja auch die ganze Zeit, bitte, bitte, wir müssen irgendwie was jetzt machen.
Ruck heißt der.
Ich ertrag das nicht mehr.
Dieses Tier, das wird uns töten.
Und Mami Fortuna, ja klar, ich weiß.
Das ist halt so.
Johannes FrankeIrgendwann kommt es dazu.
Aber bis dahin, bis dahin bin ich hier die Herrin im Haus.
Ich finde immer noch die Frage interessant, was das bedeutet, dass Menschen das Einhorn nicht mehr sehen können.
Auf der einen Seite ist es sehr bequem für Filmemacher, für die Erzählung der Geschichte.
Und auch den Kindern zu sagen, ja, du als Kind, du siehst noch ganz viel, weil Kinder ja ganz viel sowieso in ihrem Alltag sehen, was Erwachsene übersehen, was sie nicht mehr sehen.
Da dockt man schon mal an.
Da kann man dem Kind sagen, ja, es gibt Dinge, die...
Kannst nur du sehen und Erwachsene sehen das nicht mehr und dann fühlen sich Kinder ganz besonders und ganz toll.
Und es ist erzählerisch natürlich auch hilfreich, auf der anderen Seite zu sagen, Menschen haben verlernt, das Mystische zu sehen.
Also auch so diese Anklage gegen die dunkle Seite der Aufklärung.
Also dieses, wir sehen einfach die Magie der Welt nicht mehr.
Ob die Magie jetzt in einem Einhorn steckt oder in einem...
Einfach ein Moment, wie ich mir Essen koche und mich freue, dass das Essen schmeckt, weil ich Sachen zusammengeworfen habe und plötzlich kommt da was Schönes bei raus.
Also diese Magie im Alltag nicht mehr zu sehen.
Florian BayerDas Interessante ist ja, die Magie von den Fabelwesen wird thematisiert, aber bleibt sehr abstrakt.
Wir wissen, dass der Wald immer Frühling hat, weil das Einhorn da lebt, weil es irgendwie eine Art Hühner des Waldes ist, ohne das selbst zu wissen.
Aber ansonsten wird ja nicht gezeigt, wie dieses Einhorn groß zaubert.
Johannes FrankeDas stimmt, ja.
Florian BayerSondern wir wissen einfach, es ist ein magisches Geschöpf und es gibt nur wenige Momente, wo wir wirklich was von seiner Magie zu spüren kriegen.
Und stattdessen sehen wir aber offensichtlich, das ist eine Welt, in der Magie funktioniert.
Nämlich die Mami Fortuna kann zaubern und die Mami Fortuna schafft es mit ihrer Illusionsmagie.
Es ist nur Illusionsmagie, aber schafft sie es den Menschen schon krasse Dinge vorzugaukeln, die nicht echt sind.
Und dann haben wir einen echten Magier, der der erste Gefährte des Einhorns werden wird.
Johannes FrankeSchmendrick.
Was ist das für ein Name?
Wie kommt man auf so einen Namen?
Schmendrick.
Das ist super seltsam.
Florian BayerWenn du eine Figur so deppenhaft wie möglich allein vom Namen her klingen lassen willst, dann nimmst du Schmendrick.
Und er sieht halt auch so aus.
Er hat eine riesige Nase, er hat den Hut,
Johannes Frankeder viel zu groß ist.
Florian BayerEr wirkt komplett verwachsen.
Johannes FrankeUnd er sehnt sich verzweifelt nach wahrer Magie.
Er sagt die ganze Zeit, dass er erst ein Magier wird, er muss irgendwas erfüllen, damit er richtiger Magier wird.
Was ist das?
Florian BayerIn der Vorlage ist es offensichtlich so, dass Schmentrick alt ist.
Er lebt schon seit ewigen Zeiten auf der Erde.
Johannes FrankeIm Film habe ich das Gefühl, dass er so 23 ist.
Florian BayerEr ist jung.
Genau, das war auch mein Eindruck.
Er wird auch jung inszeniert.
Das ist halt ein Zauberei in der Ausbildung, der offensichtlich bei Hogwarts rausgeschmissen wurde, weil er nichts kann.
Im Buch ist es so, dass er alt ist und er muss halt diese hellen Tat vollbringen, um dann zum echten Magier zu werden.
Hier wird halt einfach nur gesagt, er ist offensichtlich ein junger Magier, der schon zaubern kann, aber die Magie noch überhaupt nicht kontrollieren kann.
Und der gerne ein richtiger Zauberer werden würde und der versucht es und scheitert dabei des Öfteren.
Johannes FrankeIch habe gerade nochmal gefunden, angeblich ist das Wort Schmendrick an einem jüdischen Slang angelehnt.
Florian BayerAha.
Johannes FrankeSchlemiel.
Florian BayerOkay.
Johannes FrankeWas so ein bisschen Unlucky Guy irgendwie bedeutet.
Florian BayerJa, das passt ja auch zu ihm.
Er wirkt ja auch wirklich wie so ein armer, kleiner Tropf, der halt irgendwie auch bei diesem Zirkus rumhängt und nicht wirklich will und nimmt ja auch die erste Gelegenheit bei.
Er sieht ja das Einhorn und sagt, ey, ich helfe dir rauszukommen, lass uns zusammen fliehen.
Im Grunde sagt er, hilf du mir hier rauszukommen.
Johannes FrankeUnd das Geile ist...
Ich weiß nicht, ob du das auch so siehst, aber ich habe das Gefühl, er klingt die ganze Zeit wie so ein Stoner.
Oder?
Durchaus, ja.
Seine Stimme ist die ganze Zeit so Ja, können wir vielleicht hier noch mal lang gehen?
Florian BayerSchmendrick reißt mich tatsächlich am Anfang auch so ein bisschen raus, weil ich sehe Mami Fortuna, die echt geil animiert ist.
Ja.
So irgendwie als wirklich alte Frau gebückt und gleichzeitig mit einer unglaublichen Stärke, weil sie diesen ganzen Zirkus in der Kontrolle hat und ihren Gehilfen, der halt auch...
irgendwie so das Ding durchsteht.
Der Igor, mit der buckligen Igor.
Voll der Igor, auf jeden Fall.
Und die einfach düstere Figuren sind und deren ganzes Setup ist düster, aber dann haben wir diesen, ja, fast schon karikaturistischen Schmantrick da rumlaufen, der einfach wie eine Karikatur wirkt und der reißt mich so ein bisschen raus, weil alles drumherum ist wirklich düster und abgefuckt.
Diese Hapür, dass ein Mann sieht die Hapür und sagt, oh Gott.
das ist irgendwie ein verwandtes Wesen und ich weiß, das ist die dunkle Seite von mir und ich weiß, es hat nur Gewalt und Mord im Sinn und so.
Das ist alles extrem düster und ich mag Kinderfilme, die düster sind und die Kinder ernst nehmen und Kindern düstere Geschichten erzählen.
Und Schmentrick dagegen wirkt in diesem Setup, in dem wirklich auch wenige Farben sind, es ist irgendwie Nacht und vernebelt, wirkt ja so ein bisschen fehlplatziert.
Johannes FrankeMan gewöhnt sich an ihn.
Florian BayerMan gewöhnt sich an ihn, auf jeden Fall.
Johannes FrankeUnd er bestimmt ja dann auch viel, wie es weitergeht und was gemacht wird und so.
Er war übrigens, also er ist von Alan Arkin gesprochen, Dustin Hoffman und Harrison Ford und Mark Hamill waren auch alle mal Kandidaten dafür, diese Stimme zu geben.
Hätte ich mir auch vorstellen können, gerade bei Mark Hamill, der ja auch wirklich sehr, sehr gute Voice-Over, Voice-Acting-Sachen gemacht hat.
Ja,
Florian BayerMark Hamill hat so dieses Pubertäre, vor allem in der damaligen Zeit.
Und das würde gut sein.
Aber Dustin Hoffman kann ich mir auch total gut vorstellen.
Johannes FrankeDas weiß ich nicht genau.
Da ist zu sehr verwachsen mit Dustin Hoffman Hoffman.
Also das ist so, ja, vielleicht.
Florian BayerAber Alan Arkin macht es wirklich gut.
Johannes FrankeIch finde, ja.
Also wie gesagt, er klingt immer die ganze Zeit wie so ein Stoner.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es der Szene nicht nur hilft, weil ich ihn manchmal nicht so ernst nehme oder mal das Gefühl habe, ist ihm das ernst gerade?
Weil er nicht immer so engagiert wirkt, dadurch, dass er wie so ein Stoner rüberkommt.
Und dann denke ich so, ist ihm das gerade wichtig oder ist das irgendwie nur so ein dahingesagter Satz?
Florian BayerJa.
Johannes FrankeIch weiß es manchmal nicht so.
Naja,
Florian Bayerich mag dieses ganze Setup und deswegen komme ich auch mit ihm gut klar.
Johannes FrankeOkay.
Florian BayerAber eigentlich in dieser ganzen Episode beim Zirkus finde ich vor allem faszinierend, zum einen die Obsession von Mami Fortuna und zum anderen ganz am Schluss dann das Verhalten dieser Hapyr, das genau das macht, was sein Wesen ist und das Einhorn aber in Ruhe lässt.
Johannes FrankeSchmentrick hat dann ja noch Angst, dass die Hapyr das Einhorn zerfleischen würde, aber sie stürzt sich nur auf Mami Fortuna und ihren Armgehilfen.
Weil das Einhorn etwas...
pseudophilosophisch sagt, wo man als Kind sagt, oh, das bedeutet bestimmt irgendwas.
Und zwar, du darfst dich nicht umdrehen bei solchen Wesen, sonst werden sie aufmerksam.
Ja, bedeutet irgendwas ganz Tolles bestimmt.
Aber ich finde es schön, dass sie dann von hinten zeigen, wie er Mama Fortuna einmal angreift und offensichtlich zerfetzt und dann dieser rote Schein um seinen Federkleid entsteht und man dann natürlich weiß, okay, Blut wird fließen und so.
Es ist sehr brutal implizit, aber es ist halt nicht explizit zu sehen.
Und ich glaube, das sind eine der Sachen, wo ich denke, okay, wenn ein Kinderfilm so brutale Sachen und so schwierige Themen und so weiter angeht, es dem Kind zu überlassen und nicht zu überfrachten visuell, ist eine gute Idee.
Weil Kinder, die das verstehen in dem Moment, die können auch damit umgehen.
Wenn sie es nicht verstehen, dann verstehen sie es halt nicht.
Florian BayerJa, das glaube ich auch.
Johannes FrankeDas ist auch so die Philosophie, die ich mache ja auch seit...
18 Jahre Kindertheater.
Florian BayerBei euch wird niemand zerfleischt auf der Bühne.
Johannes FrankeBei uns wird keiner zerfleischt auf der Bühne.
Aber eine Häsin, eine alte Häsin stirbt am Ende.
Und wir wissen genau, das passiert.
Kinder, die es im Publikum verstehen, können damit umgehen.
Und wenn man nicht damit umgehen kann, sagt das Hirn schon, ich verstehe nichts.
Florian BayerGenau, aber die Häsin ist jetzt weg.
Johannes FrankeUnd die Häsin ist jetzt weg.
Florian BayerWas ja auch genau das ist für Kinder, die den Tod noch nicht verstehen.
Dann ist halt plötzlich jemand weg.
Das ist die erste Konfrontation mit dem Tod für sehr junge Kinder.
Johannes FrankeAlso ich glaube, es ist vollkommen okay, aber es ist halt, man muss schon sagen, der Film, und da werden wir öfter zukommen, ist schon echt düster auch.
Florian BayerUnd das ist eben auch immer diese Frage, die mitschwingt, für wen ist das?
Weil jetzt sind wir in einer Szene, wo wir denken, oh, das ist für ab 10 vielleicht.
Vielleicht willst du das nicht deinem siebenjährigen Kind zeigen, wie hier die Hapür gerade die Mami Fortuna zerfleicht, auch wenn wir es nicht sehen.
Aber trotzdem, dass da jemand getötet wird, das wissen wir.
Johannes FrankeJa,
Florian Bayerdas lässt sich nicht verbergen.
Johannes FrankeOh mein Gott, Plur, was ist das für eine Musik?
Was war das?
Wo sind wir?
Oh mein Gott, ich glaube...
Oh nein, wir sind in einer Self-Promo!
Nein, shit!
Ganz schnell, damit wir zurückfinden!
Ihr da draußen, es gibt wahnsinnig viele Wege, wie ihr uns unterstützen könnt.
Und wir brauchen Unterstützung, glaubt uns!
Ja,
Florian Bayerwenn ihr uns ein bisschen Trinkgeld dalassen wollt, macht das doch bitte über bei-mir-coffee.com slash, muss man sehen...
Den Link findet ihr auch in der Episodenbeschreibung.
Johannes FrankeDann könnt ihr uns gerne ein paar Euro geben, gerne auch gleich monatlich einstellen, nicht wahr?
Denn Kosten haben wir genug.
Wenn ihr uns mit Geld zwingen wollt, einen bestimmten Film zu besprechen, ist das eure Chance.
Florian BayerDas könnt ihr nämlich über dieses Formular auch machen.
Johannes FrankeOder ihr schickt uns einfach so einen Filmvorschlag, ohne Geld.
Und Feedback gerne an johannes.
mussmanssehen.de und florian at mussmanssehen.de.
Florian BayerAußerdem freuen wir uns natürlich über jedes Abonnement,
Johannes Frankeegal ob bei Spotify, Apple Podcast, Deezer, Amazon Music, whatever.
Was uns total helfen würde, ist, wenn ihr uns so fünf Sterne oder Herzchen oder sonst irgendwas, was auch immer euer Podcatcher anbietet, gebt und am besten auch noch gleich eine Review dazu schreiben.
Ah, super.
Fehlt noch irgendwas?
Nee, ich glaube, wir haben alles, wa?
Florian BayerOkay, dann ganz schnell zurück in die Episode.
Johannes FrankeYes.
Wie geht's denn weiter?
Die laufen dann in der Gegend rum, ne?
Florian BayerJa, wir kommen quasi zur...
dritten Gefährtin, also zweiten Gefährtin, aber zu dritten in diesem Gespann und zu dem zu der Episode bei den Räubern.
Bei dem möchten gern Robin Hood und dessen Frau, Molly, die sich dann ja auch der Gruppe anschließen wird.
Johannes FrankeJa, es ist auch so Meta, also es geht um Robin Hood und die eigentlich wahren Figuren hinter Robin Hood, weil Robin Hood viel zu gut ist und deswegen nicht existieren kann.
Gibt es diesen Räuberhauptmann, der die realistischere Variante von Robin Hood im Grunde?
Und auch sehr allergisch darauf reagiert, wenn man ihn auf Robin Hood anspricht.
Ich fand es so Meta, Meta, so seltsam.
Florian BayerIch fand es total schön.
Ich mag total diese Geschichte von den wirklich heruntergekommenen Räubern, die an dieses romanische Ideal von Robin Hood glauben.
Johannes FrankeUnd die Wirklichkeit ist aber ein dicker Räuberhauptmann, der es kaum schafft, seine Bande zu füttern.
Ich glaube, ich hätte als Kind dieses Buch gelebt.
Gar nicht mal den Film, aber das Buch.
scheint wirklich so viele schöne Themen zu haben, die dann auch, wenn man ein bisschen ausführlicher das Ganze behandelt, wenn man dann, weiß nicht, ein paar Seiten in dieser Szene bleibt und nicht wie im Film so, naja, nach zwei Minuten müssen wir weiter.
Ich glaube, das hätte ich als Kind wirklich geliebt.
Florian BayerIch finde es wirklich elegant, wie Schmentrick diesen geisterhaften Robin Hood heraufbeschwört, ohne zu wissen, was er da tut.
Es ist einfach der Zauber, der in dem Moment funktioniert und wie dann alle komplett abgelenkt sind, weil alle diesem Ideal hinterherlaufen.
Und die Bande bricht einfach auseinander, weil es dieses Ideal gibt, was sie nicht erreichen können.
Aber das eigentlich Spannende an dieser Begegnung ist, Ist natürlich die Figur von Molly.
Johannes FrankeJa, natürlich.
Florian BayerUnd Molly ist großartig.
Johannes FrankeMolly, die das Einhorn sieht und erstmal richtig zusammenbricht und sagt, meine Güte, als ich jung und schön war, da hättest du kommen sollen.
Warum jetzt?
Und dass sie überhaupt sehen kann, dass es ein Einhorn ist.
Florian BayerJa, wo warst du?
Sie sagt es so konkret.
Ja, genau.
Wo warst du?
Als ob sie dieses Einhorn schon Jahrhunderte kennen würde.
Johannes FrankeJa.
Ich habe auch im ersten Moment gedacht, dass die vielleicht vorher schon mal sich begegnet sind oder sowas, weil ich nicht richtig einsortieren konnte, warum sagt die das jetzt?
Und dann, naja, mit der Zeit, okay, man denkt ein bisschen drüber nach.
Aber so im ersten Moment dachte ich, die knüpft dann irgendwas an, was die miteinander erlebt haben.
Ja.
Aber so ist es irgendwie nicht.
Nee,
Florian Bayerüberhaupt nicht.
Sie sieht das zum ersten Mal, es ist offensichtlich irgendwas in ihrer Vorstellung.
Ja.
Und ich glaube, wir haben hier wirklich einen feministischen Empowerment-Moment erzählt, die halt irgendwie so dekadiert war zur Räuberbraut, Molly, die irgendwie, die nicht Abenteuer erleben konnte außerhalb von dieser Bubble, in der sie sich bewegt hat.
Johannes FrankeJa.
Florian Bayerund die so viel Reue mit sich rumträgt und so viel Sehnsucht nach etwas anderem, was sie nicht in Worte fassen kann, so viel Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die sie nicht mehr erreichen kann, weil sie jetzt alt geworden ist, sieht dieses Einhorn und befreit sich selbst und sagt, nee, ich bin jetzt ein Teil von eurer Gruppe und ich werde mit dir gehen.
Johannes FrankeJa, ich finde es total schön.
Fanny von Dannen hatte mal irgendwo in den Liedtexten, ich wollte was werden, es ist nichts geworden, das lag zum Teil an der Realität.
Ich finde, eine total schöne Zeile.
So traurig.
Und das trifft auf sie so ein bisschen zu.
So dieses Gefühl von, ich wollte was und irgendwie hätte ich dieses Einhorn, also Stand-in für irgendwas Großes, Mystisches, irgendwas, was mir aus dem Jenseits hilft.
Also nicht aus dem Jenseits, aber eine höhere Kraft, die mir hilft, in das hineinzuwachsen, was ich potenziell sein könnte.
Und das ist sie nicht geworden.
Und das lag zum Teil an der Realität.
Florian BayerJa, und trotzdem steckt da drin auch ein Stück von, ja, du bist eigentlich zu spät.
spät,
Johannes Frankeaber ich packe es jetzt trotzdem nochmal an.
Florian BayerWeil sie lamentiert, dass sie zu alt ist und so, aber sie geht dann mit und wir sehen, sie nimmt ihr Schicksal trotzdem nochmal in die Hand.
Und bei all dem, was sie bereut, was sie nicht getan hat, sie tut es jetzt.
Und das finde ich, ist ein cooler, hoffnungsvoller Moment und deswegen mag ich diese Figur, weil sie diese Zerbrechlichkeit und diese Stärke gleichzeitig in sich trägt.
Wir kommen zur Ursünde des Films, nämlich Mantrick, der das Einhorn verwandelt in einen Menschen.
Wir haben den ersten Angriff des Roten Stiers, der verantwortlich ist für das verschwindende Einhörner.
Er lauert ihm auf, er verfolgt es.
Schmentrick muss was tun, der Magier.
Und er zaubert halt wie immer, dass er einfach nur sagt, Magie, hilf mir, mach irgendwas.
Johannes FrankeDas fand ich wirklich so ein Moment, wo ich dachte, what the fuck?
Du wirfst einfach irgendeinen Zauberspruch raus und sagst, do as you will?
Florian BayerJa.
Johannes FrankeWas soll das?
Du willst doch irgendwas, warum sagst du es nicht?
Und er weiß halt nicht, was zu tun ist, deswegen wirft er irgendwas in die Luft.
Florian BayerUnd es funktioniert.
Johannes FrankeUnd es funktioniert.
Was für ein seltsamer Moment, weil ich das irgendwie überhaupt nicht gewohnt bin.
Also das war wirklich für mich so schwer zu akzeptieren, dass er jetzt tatsächlich einfach einen Zauberspruch rauswirft, der kein Ziel hat.
Sondern der einfach nur sagt, mach was, hilf was.
Als ob die Zauberei eine eigene Entität wäre, die nichts mit ihm zu tun hat eigentlich.
Florian BayerWas ich als Motiv super spannend finde.
Wir haben ja auch früher zusammen das Schwarze Auge gespielt.
Wir sind ja so klassische Rollenspieler.
Und bei das Schwarze Auge gab es einen Charakter, der hieß, ich weiß nicht mehr wie.
Dilettant.
Magie Dilettant.
Magie Dilettant konnte man spielen.
Magie Dilettant war jemand, der gezaubert hat.
Aber es gab so eine Chaos-Komponente dabei.
Und dann konnte auch mal der Würfel entscheiden, dass du was ganz anderes zauberst, als du eigentlich wolltest.
Johannes FrankeStimmt, ja.
Florian BayerUnd das finde ich total spannend, dieser Gedanke.
Magie etwas ist, was die Menschen versuchen zu beherrschen und zu kontrollieren.
Und die Besten können das auch, aber es gibt ganz viele da draußen, die es versuchen, aber die daran scheitern, weil die Magie einfach mehr ist als sie, weil die mächtiger ist als sie.
Johannes FrankeDas ist wie mit dem Kochen.
Florian BayerJa, absolut.
Johannes FrankeOkay, ich bin also magie-dilettant.
Florian BayerAber manchmal,
Johannes Frankewenn du Glück hast und dann tut die Magie einfach ihr Werk und du sitzt davor und denkst dir so, ich hab das gekocht, das schmeckt zu gut.
Das kann nicht sein.
Schön.
Und ich denke in dem Moment, okay, die 80er sind zurück.
Es ist schon die nackte Olle, die da steht plötzlich, wenn man das so sagen will, um mal mit den Worten der 80er zu kommen.
Florian BayerLady Emma Fia wird sie von nun an genannt.
Johannes FrankeWo er dann auch noch sagt, ganz eindeutig sagt, ich habe halt gerade...
genau daran gedacht.
Und das ist halt das so.
Und ich denke so, meine Güte, 23-jährige Jungs.
Florian BayerWenn das denn Ackroyd gewesen wäre, hätte er sie in einen Marshmallow-Mann verwandelt.
Johannes FrankeNein, das war aber Jeff Bridges.
Nee, das war nicht Jeff Bridges.
Der kommt später.
Prince.
Florian BayerDen Helden.
Ja, es macht Sinn.
Er verwandelt sie in einen Menschen.
Und der Stier sucht ein Einhorn.
Johannes FrankeNein, er verwandelt, ich muss das nicht korrigieren, er verwandelt es nicht in einen Menschen, sondern in eine nackte, ganz junge Frau, weil das in seinem Kopf ist.
Ey,
Florian Bayerer ist in der Pubertät, das haben wir doch schon festgestellt, was soll er anderes machen, das ist doch logisch.
Johannes FrankeSie muss jetzt in diesem schrecklichen Körper, also was soll man damit denn anfangen, mit so einem Körper?
Sie ist richtig pisst.
Und Molly ist auch richtig pisst.
Was hast du getan?
Das ist nicht zu ertragen.
Das Einhorn sagt,
Florian Bayerhättest du mich lieber dem Stier überlassen, der hätte mich töten können, das wäre okay gewesen, aber nicht in den menschlichen Körper gefangen sein.
Johannes FrankeIch muss sagen, seit sie das erzählt, seit sie diese Haltung hat, bin ich nur noch auf ihrer Seite.
Weil sie natürlich überzeugend ist und auch vollkommen recht hat.
Natürlich, es ist scheiße.
Wenn du aus einer Perspektive eines Einhorns guckst, auch das, was du jetzt bisher gesehen hast in diesem wunderschönen Wald und du dir denkst, nein, bleib doch einfach im Wald.
Ist doch egal, was miteinander ist.
Hab deinen Spaß.
Dann denkt man sich, fuck, nee, das ist doch egal.
Lass alles hinter dir.
Geh wieder zurück in deinen Wald als Einhorn und gut ist.
Man will nicht, dass sie das alles durchmachen muss als Mensch.
und Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Film für Kinder in dem Moment eine andere Perspektive aufmacht.
Kinder verstehen vielleicht nicht unbedingt, dass dieses Menschsein so richtig schrecklich ist.
Florian BayerMir tut Schmentrick in dem Moment auch echt leid, weil er wollte wirklich nur helfen.
Und er hat das Beste getan, was er tun konnte.
Und sie wäre gestorben.
Das letzte Einhorn dieser Welt wäre auch ins Meer getrieben worden, zu den anderen Einhörnern.
Und die Geschichte wäre vorbei, wenn er nicht geholfen hätte.
Johannes FrankeJa, das stimmt.
Florian BayerEr hat das Richtige getan.
Natürlich ist es für sie kacke, aber Schmendrick sagt dann ja auch, ja, wahrscheinlich geht es irgendwann wieder rückgängig.
Warte mal ein paar Tage, das legt sich.
Das wächst sich aus.
Und diese drei, das Einhorn jetzt in Menschengestalt, kommen jetzt zu King Haggard, seinem Sohn Lear, seinem nur kurz auftretenden Zauberer Mabruk, seinem Piratenkater.
Johannes FrankeJa, dieser Kater.
Und seinem besoffenen Skelett.
Florian Bayerdie zweite Hälfte des Films.
King Haggard ist natürlich Depression.
Johannes FrankeJa, natürlich.
Eine riesige Depression.
Er weiß überhaupt nicht mehr, was er mit seinem Leben, was Glück in seinem Leben bedeuten könnte.
Und er versucht es mit den Einhörnern.
Florian BayerUnd es ist visuell echt ganz geil umgesetzt.
Diese Burg, die so zum einen erschreckend wirkt, wie so eine Kralle.
Johannes FrankeJa, und es ist aber auch, muss man sagen, ein bisschen der Saruman in seinem Turm.
Florian BayerAber dafür ist die Burg zu zerbrechlich.
Die Burg wirkt erschreckend, aber gleichzeitig hat sie auch dieses sie wirkt wie der letzte Ort, an dem du sein willst.
Und sie wirkt auch nicht wie ein Ort von jemandem, der mächtig ist.
Johannes FrankeJa, na dann ist es eher Nosferatu.
Ja,
Florian Bayeres ist eine einsame, verlassene Burg von jemandem, der extrem unglücklich ist, der alles versucht hat und einfach kein Glück im Leben gefunden hat.
Und das Einzige, was er noch hat, ist die Macht, die er durch den Stier und durch diese Burg hat.
Und es ist nicht viel.
Johannes FrankeUnd du hast trotzdem das Gefühl, diese Burg schon 20.000 Mal gesehen zu haben.
Es ist eine typische, sehr ikonografische Burg.
Florian BayerAber es ist eine coole Burg.
Es ist ein Horrorschloss.
Es ist nicht die Burg von einem mächtigen Menschen, sondern es ist die Burg von einem toten Menschen.
Johannes FrankeJa.
Und es ist auch toll, weil er genau das gleiche wie Nosferatu macht, wo wir gerade bei Nosferatu waren.
Nämlich seinen eigenen Diener zu mimen.
Rauszugehen mit seinem einzigen, mit seinem Sohn da irgendwie und die tun so, als wären sie...
die Gefolgschaft des Königs.
Florian BayerWeil da niemand ist?
Johannes FrankeEs ist einfach niemand da.
Einsamkeit.
Das ist schon geil.
Das macht so ein Gefühl auf, was so ein Schloss, wenn es bevölkert wäre, niemals könnte.
Sondern so ein wirklich einsames, gottverlassenes, freudverlassenes Schloss, wo einfach nur der Tod wartet und sonst nichts.
Florian BayerDas fühlt sich so unglücklich und so einsam an und es sorgt dafür, dass man, auch wenn man seine Mut...
motivig so ein bisschen versteht Mitleid mit diesem Haggard hat.
Johannes FrankeJa, ja, total.
Florian BayerEr will ja einfach nur ein bisschen Glück im Leben.
Und alles, was er versucht, egal ob es ein Kind adoptieren ist, egal ob es 10 Millionen Einhörner fangen ist, es hilft alles nichts.
Johannes FrankeEs hilft alles nichts.
Ach man.
Aber man kann es immer versuchen, dass mit den Einhörnern natürlich die Paareinhörner kommen.
Ist doch okay.
Auf jeden Fall kann ich ihn verstehen.
Ich kann ihn wirklich total verstehen und denke mir, ja, weil er den Satz auch sagt, ich mache nichts mehr.
was mir nicht glücklich macht.
Und ich denke, ja, genau so, Bruder, bitte.
Niemand sollte mehr etwas machen, was ihn nicht glücklich macht.
Florian BayerDas Problem ist, dass ihn nichts glücklich machen kann.
Selbst die lustigen Zaubershows von Schmentrick funktionieren einfach nicht.
Johannes FrankeDabei sind das die besten Zaubershows, die ich je gesehen habe.
Absolut.
Florian BayerWenn man zaubern kann, dann macht man solche Tricks.
Wenn man wirklich zaubern kann.
Johannes FrankeIch habe oft das Gefühl, dass das...
nicht so richtig durchdachte Animationen sind, wo Sachen herkommen und wie die Physik da funktioniert.
Ja,
Florian Bayeraber es ist auch keine Anleitung für Showmagie.
Johannes FrankeNein, natürlich nicht.
Florian BayerIch mag die Atmosphäre in der Burg.
Ich finde das total interessant, wie dieser King Haggard lebt.
Ich finde es cool, dass sie quasi seine Gäste werden und er von Anfang an sagt, irgendwas stimmt mit ihr nicht, weil er sich selbst nicht sieht in ihren Augen.
Auch ein geiles Bild.
Er guckt in ihre Augen, sieht den Wald, aber Der sieht nicht sich selbst.
und deswegen muss mit dieser MF4 irgendwas komisch sein.
Johannes FrankeSchaut er es das von Anfang an tatsächlich?
Florian BayerNaja, er schaut es so weit, dass er weiß, es ist gut, sie in seiner Nähe zu haben, weil für irgendwas wird sie noch nützlich sein und er geht auch davon aus, dass es irgendwas damit zu tun hat, dass er sie entlarvt und dann was auch immer macht, was er tun muss.
Johannes FrankeEr ist ja auch so ein bisschen die Ironie des Besitzes.
Auf jeden Fall.
Ich will das, ich will das, ich will das.
Wenn ich mir dieses Kleidungsstück kaufe, dann bin ich wieder ein Stückchen glücklicher.
Und am Ende hast du einen Kleiderschrank voll und nichts davon macht dich glücklich, weil Besitz nicht das ist, was es am Ende bringt.
Florian BayerUnd steht damit im krassen Kontrast zu dem, was das Einhorn symbolisiert, nämlich diese Zufriedenheit in der Natur.
Johannes FrankeAlso wirklich,
Florian Bayerdas Einhorn steht für so eine Natürlichkeit.
Das ist das Wesen, das den Wald schützt.
Die Jäger sagen, hier gibt es für uns nichts zu fangen.
Johannes FrankeUnd aber auch die Genügsamkeit, mit sich selbst zufrieden zu sein.
Also niemanden zu brauchen.
Weil sonst hätte sie längst festgestellt, dass die anderen Einhörner nicht mehr da sind.
Seit Jahrzehnten kann sie kein einziges Einhorn mehr gesehen haben.
Und nicht festgestellt haben, dass das vielleicht ein bisschen komisch ist.
Florian BayerWenn ich die Welt verstanden habe, wie sie funktioniert ist.
Jedes Einhorn hat seinen Wald und geht da auch nicht raus.
Und die Einhörner haben gar nichts miteinander zu tun, weil einfach jedes Einhorn in seinem Wald sich bewegt.
Johannes FrankeUnd wie pflanzen sie sich fort?
Einhörner leben doch ewig.
Die pflanzen sich nicht fort.
Das heißt, es gibt eine feste Anzahl von Einhörnern und es gibt keine Möglichkeit mehr Einhörner zu bekommen?
Florian BayerJa, definitiv.
Deswegen ist ja das Problem erst entstanden, weil der hat ja nicht alle Einhörner auf einmal eintreiben können, weil jedes Einhorn in seinem Wald war.
Das heißt, der rote Stier hat nach und nach die Einhörner eingefangen und die anderen konnten keinen Nachwuchs zeugen, um das Problem auszugleichen.
Johannes FrankeOh, oh, oh.
Ja.
eine Sterilisationskritik vielleicht hier drin ist.
Ja.
Florian BayerWir sind in der Welt der Magie, nicht der modernen Medizin.
Und dann haben wir jetzt wirklich einen krassen Metaplot in dem Film.
Nämlich wir haben diesen Prinz Lear, der sich in einer Mafia verliebt.
Und der weiß, wenn er das Herz einer Frau erobern will, muss er Held sein und dann macht er Heldentaten.
Und wir haben wirklich eine Montage von ihm, wie er Heldentaten macht und zum Beispiel einen Drachen bekämpft.
und den Kopf als Trophäe der M4 bringt und es wird kurz darauf sehr schön in einem Gespräch von Lear mit Molly thematisiert, dass er sagt, ey und sie war voll sauer.
Sie hat es nicht verstanden, dass ich da ein Lebewesen getötet habe.
Ich finde es total witzig.
Ich finde ganz viel an dem Plot von Lear und M4 nervig, verstehe mich nicht falsch, aber das finde ich voll witzig.
Diese Meta-Ebene des Typen, der keine Ahnung hat, wie Lebewesen funktionieren und denkt, okay, ich weiß, wie das in den Heldengeschichten steht.
Und ich mache jetzt eine Heldentat und dann habe ich ihr Herz erobert.
Johannes FrankeDas ist der Metakommentar auf Märchen.
Also das ist so sein, also auch des Autors einfach.
Weswegen ich glaube, dass das auch im Buch noch eine Runde besser funktioniert, weil er sich dann mehr ausbreiten kann.
Ich habe nämlich das Gefühl, dass dieser Film deswegen so reich auch ist und deswegen auch so eine Welt aufmacht, wo man sofort das Gefühl hat, okay, die Welt existiert wirklich.
Weil er viel nur andeuten kann, was im Buch viel ausführlicher ist.
Vielleicht.
Florian BayerIch finde, es sind die richtigen Sätze, die fallen.
Also zum einen, wir haben diese wirklich kurze Montage von einem ganz klassischen Heldenausritt, wo du erstmal denkst, what the fuck?
Warum reitet der jetzt los und tötet einen Drachen?
Was ist los?
Und wie er das zu MR4 bringt, die nicht sonderlich begeistert ist, war wirklich so ein Spock is not impressed Moment.
Und dann haben wir ihn, wie er mit Molly redet und er sagt diesen ganz einfachen Satz.
Und ich habe mich blöd gefühlt, weil ich diesen Drachen umgebracht habe.
Ich habe mich schlecht gefühlt, dass ich das getan habe.
Und das ist total geil, weil du dir natürlich die Frage stellst, hat sich jemals ein Held schlecht gefühlt, weil er einen Drachen ermordet hat?
Ja.
Wahrscheinlich nicht, aber hätte sich jemals ein Held schlecht fühlen sollen?
Ja, natürlich.
Johannes FrankeNatürlich, auf jeden Fall.
Er geht dir dann zur letzten Instanz über, nämlich dieses Gedichteschreiben.
Ja.
Ist das etwas, was in ihm steckt oder ist das etwas, wo er sagt, okay, das steht in den hellen Geschichten genauso.
Also es gibt immer einen Baden, der irgendwie eine Liebes...
eine Ode an die Frau bringt.
Florian BayerLear ist voll der Depp und er kann mit Sicherheit keine Gedichte schreiben und ich verstehe überhaupt nicht, dass ML4 tatsächlich irgendwann auf seine Hartnäckigkeit reinfällt und Gefühle für diesen Typen entwickelt.
Johannes FrankeAllerdings, allerdings.
Und ich finde auch, dass Jeff Bridges nicht unbedingt derjenige ist in diesem Moment.
Später ja, volle Kanne, aber hier ist er noch nicht so weit.
Ich finde nicht, dass er das rüberbringt.
Ich finde, dass dieser Prinz viel zu wenig Emotionen in der Stimme hat.
Florian BayerDieser Prinz wirkt wie die Karikatur auf so einen Action-Typen, auf so einen emotionslosen Action-Typen, der weiß, was getan werden muss, der aber eigentlich keine wirkliche Sehnsucht hat, sondern einfach nur sieht, Frau, Ziel, Held.
Und so redet Jeff Bridges auch.
Ja,
Johannes Franketotal, aber ich glaube, dass das nur bis zu einem gewissen Grad gewollt ist und ab einem bestimmten Punkt, weil sie sich ja in ihn verliebt, soll das ja eigentlich anders sein.
Florian BayerOh ja, definitiv, stimmt ja vollkommen zu.
Das ist nicht gewollt von diesem Film.
Dieser Lear soll uns irgendwann ans Herz wachsen.
Johannes FrankeUnd das schafft Jeff Bridges halt einfach nicht.
Das ist das Problem.
Florian BayerEs ist halt auch irgendwann der Moment, was hast du an Nein nicht verstanden?
Entschuldigung, dass ich hier meinen schrecklichen Postfeminismus in einen 1982er Film reinwerfe, aber was hast du an dem Wort Nein nicht verstanden?
Johannes FrankeJa.
Florian BayerJa.
Nein, Lear suckt.
Auf jeden Fall, Lear suckt.
Und am Anfang kann man denken, das ist ganz witzig, weil es eben so eine Parodie und so ein Metakommentar ist.
Genau.
In dem Moment, wo sie sich in ihn verliebt, denkt man sich, Warum?
Johannes FrankeTotal, absolut.
Und da hilft auch nicht unbedingt, dass er in dem Moment, wo sie ein Einhorn ist, sagt, mir doch egal, that's a fuckable horse.
Aber er hat so ein, ich würde auch ein Pferd ficken Gesicht, oder?
Absolut, absolut.
Fuck, Alter.
Wir sind so vieler Typ.
Okay, ja.
Ich glaube, dass es der Film vielleicht da ein bisschen ausgerutscht ist.
Aber gut, ja.
Florian BayerEs ist...
Wie gesagt, es gibt ja diese Momente, wo das witzig ist, wo du die ganze Zeit das Gefühl hast, das kannst du ironisch lesen.
Ja,
Johannes Frankeja, ja.
Florian BayerUnd dann gibt es aber den Moment, wo sie sich küssen.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd dann gibt es diesen Moment, wo Emma Fier sagt, jetzt bin ich eine Frau und dann sogar ein Song dazu singt und sagt,
Johannes Frankeich vergesse alles.
Dieser Song, oh, oh, oh, oh, now that I'm a woman.
Ja.
Das finde ich echt schwierig in der Stelle, muss ich sagen.
Ich finde auch den Song ein bisschen schwierig.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Florian BayerEs ist ein weak point in diesem Film.
Diese Romanze zwischen ihnen.
Also...
Das würde alles funktionieren, wenn sie nicht drauf reinfallen würde, wenn sie sich nicht in Lear verlieben würde.
Und ich weiß, das ist für den Plot unglaublich wichtig, dass sie sagt, ich habe jetzt die Liebe kennengelernt, ich bin jetzt nicht mehr die gleiche, ich bin anders als die anderen Hörner.
Finde ich Quatsch.
Es gibt keine Chemie zwischen den beiden und es gibt keinen Grund, warum sie sich in ihn verlieben sollte.
Und der Plot, dass er es versucht und damit scheitert, ist viel geiler.
Ja,
Johannes Frankeabsolut.
Ich habe zwischendurch das Gefühl, dass er irgendwie vielleicht einmal ein Einhorn war.
Wenn er so Sachen sagt, so seltsame Sachen sagt und sie irgendwie auch da auf eine...
Ich habe das Gefühl, dass der Film vielleicht irgendwie darauf hinaus will, aber dann löst sich das nicht ein.
Ich finde es aber irgendwie...
Ich weiß nicht, keine Ahnung.
Florian BayerEr ist ein Depp, der zu viele Fantasy-Geschichten und zu viele Märchen gelesen hat.
Und der zum ersten Mal eine Frau vor sich hat.
Und der denkt, oh Frau.
Hält jetzt.
Nein, kein guter Subplot.
Johannes FrankeNee.
Now that I'm a woman, everything has changed.
Everything is strange.
Ach ja, ist das so eine Analogie auf, ich habe meine Tage bekommen.
Florian BayerKann man auf jeden Fall so lesen.
Ich habe das Gefühl, die Weiblichkeit ist gar nicht so wichtig, weil das Einhorn ist ja von Anfang an weiblich kodiert.
Ich glaube, es ist eher die Menschlichkeit und ich finde eigentlich den Gedanken, dass sie als Mensch Gefahr läuft.
Alles zu vergessen, was sie auszeichnet.
Also ihr Einhorn-Dasein und der Wald, von dem sie kommt.
Das finde ich ganz spannend.
Und deswegen lese ich es gar nicht so als Song über ihre Weiblichkeit und mehr als ein Song über ihre Menschlichkeit.
Und dass die Menschlichkeit der Mission schaden könnte.
Johannes FrankeTut sie ja auch.
Florian BayerTut sie total.
Johannes FrankeUnd das ist auch das, was mich tatsächlich am meisten reinzieht in dem Moment.
Weil ich denke, nein, wird wieder ein Einhorn.
Ich will, dass du wieder frolicst, im Wald rumrennst und ignorant bist.
Ja.
Und was ich ein bisschen doof fand, was der Film suggeriert ist, dass Einhörner keine Liebe empfinden können.
Florian BayerFinde ich spannend, weil Einhörner anders funktionieren.
Einfach Einhörner sind andere Wesen als Menschen.
Johannes FrankeJa, aber ausgerechnet Liebe, das Wichtigste.
Warum?
Das finde ich zu traurig.
Ich weiß nicht.
Das war ein bisschen so, aber vieles basiert darauf, muss man sagen.
Der Film basiert ziemlich stark darauf, dass Einhörner eben anders funktionieren und dass Liebe und Regret eben keine Rolle spielen bei denen bisher.
und Und jetzt, wo sie ein Mensch war, fühlt sie das und ist auch nicht mehr 100% Einhorn am Ende, obwohl sie es dann wieder wird.
Florian BayerUnd die Einhörner haben ja auch sowas von Einsamkeit an sich.
Wir haben jetzt nicht so viele Fallbeispiele.
Wir sehen sie am Anfang und sie wirkt jetzt nicht wie ein Geschöpf, das sehr viel mit anderen Geschöpfen interagiert.
Sondern irgendwie hat man das Gefühl, im Setup dieses Films sind Einhörner einfach edle Geschöpfe, die durch den Wald stolzieren und dafür sorgen, dass ewig Frühling ist.
Und das ist ja ein sehr einsamer Job.
so ein bisschen so ein Nachtwächter-Posten und du hast nichts zu tun eigentlich.
Johannes FrankeWir haben noch gar nicht über das Einhorn eigentlich geredet.
Wie ist sie drauf?
Finden wir es gut, wie sie drauf ist?
Finden wir die Mia Farrow als die Stimme von dem Einhorn?
Florian BayerIch finde die Stimme sehr gut.
Johannes FrankeIch finde sie wahnsinnig gut, muss ich sagen.
Sie macht es ganz, ganz toll.
Ich mag ihre Zweifel.
Sie ist die ganze Zeit zweifelnd.
Florian BayerAlso so ab dem ersten Moment, wo die Jäger das in den Wald hineinrufen, haben wir sie die ganze Zeit in Fragen reden.
Na so.
Bin ich wirklich das Letzte?
Was ist los?
Was ist mit den anderen passiert?
Ich weiß nicht, wo ich hin soll, wo ich hin will.
Sie hat die ganze Zeit nur Fragen im Gepäck.
Und als so ein mystisches, vermeintlich überlegenes Wesen finde ich das total spannend, dass sie mit so vielen Zweifeln gezeigt wird.
Johannes FrankeAber sie ist natürlich rausgerissen.
Sie ist in die menschliche Welt quasi gerissen, weil sie irgendwie rausfinden muss, ob sie jetzt das letzte Einhorn ist oder nicht.
Ich überlege, ob sie ein Stand-In für die Kinder auch ist ein bisschen, weil sie so ein bisschen naiv ist mit der Welt und weil dieses, muss ich sagen, ich habe dieses Now that I'm a Woman auch so ein bisschen so gelesen, aus diesem Kind-Status rauszukommen, in dieses Erwachsenwerden, dieses Coming of Age, dieses Verstehen, wie die Welt funktioniert als Mensch und so.
Als Kind machst du dir nicht die Gedanken drüber.
Du bist wie so ein ignorantes Einhorn und hast einfach deinen Spaß und um dich drumrum ist gefühlt...
der Frühling, weil du die ganzen Sorgen nicht hast, die der Winter bringt.
Und dann kommst du halt in diese Erwachsenenwelt rein.
Florian BayerSo gesehen ist der Film natürlich eine riesige Parabel aufs Erwachsenwerden.
Die erste Konfrontation mit dem Tod, die erste Konfrontation mit Freundschaft und so weiter.
Und alles, was dich irgendwie weiterbringt im Leben, bis zu dem Moment, wo du aber wirklich in dieser Coming-of-Age-Depression hängst.
In dieser düsteren Burg und denkst dann, ey, jetzt wo ich eine Frau bin, habe ich gar keine Ahnung mehr, was mit mir los ist.
Johannes FrankeDas ist so dieses 16-jährige, einsame Burg-Gothic-Ding, was ich total verstehen kann.
Florian BayerKann man auf jeden Fall voll so lesen.
Und ich glaube, das ist auch was, was dafür sorgt, dass dieser Film zum einen so schwer einzuordnen ist, was Zielgruppe betrifft.
Und zum anderen bei einer sehr großen Altersspanne funktioniert.
Weil der Film ist ja ein Kultfilm bei Kindern und bei Teenagern und bei Erwachsenen.
Das ist selten.
Johannes FrankeJa, ja, aber vielleicht auch, weil der Film halt jetzt, die damals als Kind gesehen haben.
immer noch lieben.
Und dann guckt man den als Erwachsener nochmal.
Florian BayerAber es gibt auch viele, die ihn als Teenager gesehen haben und geliebt haben, weil diese Themen halt auch so andocken.
Wenn du ein 16-jähriger, missverstandener Gothic bist, dann fühlst du dich auch mit diesem Film irgendwie abgeholt.
Johannes FrankeDann bist du vielleicht bei König Haggard.
Ja.
Und was ich mich eben wegen der Liebe nochmal, warum Einhörner keine Liebe und so kein Regret und so, hat es mit der So.
Unsterblichkeit zu tun, es scheint ja auch irgendwie verbunden zu sein.
Wenn du unsterblich bist, dann hast du, dann musst du dir keine Sorgen um Regret machen.
Du musst nichts bereuen, weil du hast ja noch alle Zeit der Welt.
Sobald du von deiner Sterblichkeit weißt, bist du viel schneller damit zu sagen, oh, das hätte ich anders machen sollen, weil ich habe Zeit verloren damit und ich habe andere Leute Zeit gekostet damit.
Florian BayerUnd du musst keine Liebe empfinden, weil du dich nicht fortpflanzen musst.
Johannes FrankeJa, genau.
Und deswegen, das war nämlich das Nächste, wo ich gedacht habe, ist das dann darauf runtergebrochen, dass Liebe eine Überlebensstrategie ist?
Florian BayerAlso der Film würde das nie so machen.
Johannes FrankeJa, aber irgendwie ist das doch implizit so.
Florian BayerKann man auf jeden Fall so lesen, definitiv.
Johannes FrankeFinde ich ein bisschen schade, weil das bedeutet ja, dass wir Liebe nur empfinden, weil wir festhalten wollen.
Und biologisch ist das vielleicht genau das Richtige und genau das, wie wir es lesen sollten.
aber jetzt so als Kultur...
kultureller Mensch, würde ich das natürlich ungern so sehen, weil ich dann nicht so fatalistisch bin ich dann auch nicht.
Florian BayerDer Film bringt ja einen Gegenentwurf rein, in dem er eine nie wirklich ausdeklinierte platonische Fragezeichen Romanze zwischen Schmentrick und Molly erzählt, die damit endet, dass die am Schluss als Paar losziehen.
Johannes FrankeDas finde ich total schön, weil der Jüngere mit der älteren Frau.
Genau.
Florian BayerUnd es ist eine tiefere Beziehung und es ist nicht schwer vorstellbar.
da auch was Romantisches und was Sexuelles drin zu sehen.
Es wird aber nicht so weit erzählt.
Und es spielt auch für die Tiefe gar keine Rolle.
Sprich, es wird auch so erzählt, dass die Liebe, die sie füreinander empfinden oder die Tiefe, die ihre Beziehung hat, nicht definiert werden muss, wie bei Lia das der Fall ist, der sich so an die Klischees hält und sagt,
Johannes Frankejetzt müssen wir uns küssen.
Florian BayerFrau,
Johannes FrankeHeld, Kuss.
Florian BayerUnd das finde ich ganz cool.
Das ist der Gegenentwurf zu dem Romantik-Konzept, was mit diesem Einhorn verbunden ist, dass offensichtlich Wegen seiner Unsterblichkeit nicht lieben kann.
Und Liebe würde eigentlich nur Sterblichkeit bedeuten.
Und Sterblichkeit bedeutet Liebe.
Und dann ist es halt wirklich, ich muss lieben, um meine Art zu erhalten.
Weil wenn du sterblich bist, ist, sehr banal gesprochen, wenn du sterblich bist, ist Liebe und Fortpflanzung die einzige Art, um eine Unsterblichkeit zu kriegen, wenn du ganz naturalistisch denkst.
Johannes FrankeDas erklärt auch den Ray P.
Baum.
Sobald er lebt, muss er sich fortpflanzen.
Florian BayerIch hatte gehofft, wir reden nicht drüber.
Johannes FrankeEs tut mir leid, aber da kommst du noch nicht drauf rum.
Florian BayerDieser Baum hat riesige Möpse.
Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
Johannes FrankeVor allem ist der so gay-coded und so...
Florian BayerDas ist doch eine Frau.
Johannes FrankeJa, aber in der Art und Weise, wie der Baum redet und so weiter, ist es einfach ein Mann in Drag, der richtig hart zugreift und sagt, Baby, du willst das doch auch.
Es ist echt ein bisschen hart.
Florian BayerEs ist die disneyste und die gleichzeitig undisneyste, disney-igste Figur in diesem Film.
Weil dieses dieses...
schwabbelige und so.
Es ist schon so ein bisschen sehr nah dran an dem, was wir später bei Ariel die Meerjungfrau als Bösewicht sehen werden.
Ja,
Johannes Frankeja.
Florian BayerUrsula, die ja auch als gay coded gilt.
Absolut,
Johannes Frankeja.
Florian BayerUnd gleichzeitig ist es viel zu vulgär für Disney-Verhältnisse und viel zu sexuell aufgeladen.
Ich weiß nicht, ja.
Meinst du, gay coded im Sinne auch von einer homophoben Figur?
Johannes FrankeDas weiß ich nicht ganz genau.
Das kann ich nicht so genau sagen.
Aber sie ist sehr so so Mann in Drag.
Ja.
Und dann sehr fabulous und ausschweifend.
Florian BayerHabe ich tatsächlich nicht so gelesen.
Ich habe da keinen Nicht-Drag, Nicht-Gay-Code drin gesehen.
Johannes FrankeOkay.
Ja, vielleicht war ich auch nur so drauf.
Florian BayerIch glaube, es war eher Schmentrick.
Der Schmentrick hat es ja wieder hergezaubert.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerDer hier seinen Oedipus-Komplex auslebt.
Johannes FrankeOh.
Oho.
Du hast ganz andere Felder auf hier.
Florian BayerUnd deswegen hängt er ja auch an den Brüsten.
Okay.
Johannes FrankeNa gut, aber er will ja eigentlich nicht.
Florian BayerNee, er will nicht, aber es ist halt das, was in seinem Unterbewusstsein gesteckt hat.
Und würde er nochmal zwei, dreimal drüber nachdenken, dann würde er sich vielleicht anders entscheiden.
Johannes FrankeOkay.
Florian BayerEs ist schon so, jetzt liegt alles auf dem Tisch und es sind in dieser Burg mehr oder weniger Gäste, mehr oder weniger Gefangenen.
Und sie versuchen halt herauszufinden, was mit den Einhörnern passiert ist.
Und es wird uns erzählt, es wird uns von Helgard erzählt.
Er hat diese Einhörner einfach ins Meer getrieben, weil er sie bei sich haben wollte, weil das vielleicht was sein konnte, was ihn glücklich macht.
Nebenbei lässt er auch noch fallen, dass er seinen Sohn nur adoptiert hat, weil er gehofft hat, dass der ihn glücklich macht.
Johannes FrankeDas war der Moment, wo ich dachte, das ist ein Einhorn.
Florian BayerAh, ja.
Johannes FrankeDass der Sohn ein Einhorn ist.
Florian BayerNaja, vielleicht ist, ja, es ist halt einfach, der Haggard sucht auch einfach nach irgendwie sowas wie ein Weg aus der Einsamkeit.
Und ob das dann Einhörner sind oder ein Kind, spielt vielleicht nicht so eine große Rolle.
Es gibt so ein bisschen die typische Fantasy-Rätsellandschaft mit dem Kater, der in Rätseln spricht und dem Skelett, das in Rätseln spricht.
Und du denkst so, ja, komm, zu Potte.
Johannes FrankeIch finde den Kater sehr seltsam, weil der wirklich von 0 auf 100 plötzlich redet und quasselt und quasselt und dann taucht er nie wieder auf.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeDas ist wirklich so ein ganz komischer Deus Ex Machina.
Und man fragt sich, warum?
Das hättest du auch anders erzählen können.
Oder der Schädel hätte es übernehmen können oder sowas.
Und den Schädel, muss ich sagen, finde ich sehr witzig.
Also mit dem habe ich Spaß.
Florian BayerDer ist ganz witzig, aber er wirkt auch so, als ob er einfach nur der große Rätselonkel sein soll in dem Moment.
Ja,
Johannes Frankenatürlich.
Das ist das schwarze Auge.
Du hast schnell auch, wenn die Helden nicht auf die Idee kommen, nach Fallen zu suchen, dann musst du eine Figur etablieren, die es erzählt.
Florian BayerUnd wie auch ganz oft bei Das Schwarze Auge ist dann letzten Endes das Rätsel ziemlich enttäuschend, weil sie einfach nur da reingehen müssen.
In die Uhr.
Johannes FrankeIn die Uhr.
Schön.
Florian BayerNachdem wir das Rätseln und Lachen über den Kater, ich finde Kater ästhetisch eigentlich ganz geil.
Ja,
Johannes Frankeästhetisch ist er ganz cool, auf jeden Fall.
Florian BayerCool animiert, aber er hat keine Funktion in der Story außer seiner Hauptfunktion und die ist einmal ein Rätseln zu reden.
Kommen wir zum Finale und wir haben einen echt ganz coolen Kampf von Schmentrick gegen gegen Haggard, der wirklich mal Haggard ablenken kann und dabei sogar verletzt wird.
Also er kriegt seine erste wirklich ernste Szene.
Und dann haben wir die Konfrontation im Unterschlupf mit dem Roten Stier und den Kampf gegen den Roten Stier.
Johannes FrankeIch muss sagen, also der ist natürlich erstmal bedrohlich und alles mögliche und ist dramatisch und hier und da.
Aber wenn sich das Einhorn dann doch mal endlich entschließt, gegen den Roten Teufel anzugehen, dann braucht das leider nicht viel.
Weil sie stellt sich nur einmal dagegen.
Und kann den einfach so ins Meer treiben.
Was für eine großartige Entscheidung.
Und zwar der Moment, und ich finde die Liebesgeschichte mit Lia total doof, aber was für ein großartiger Moment, dass der Hell komplett versagt und einfach von dem roten Stier niedergerannt wird.
Florian BayerUnd dann das Einhorn die Entscheidung trifft, ich kämpfe jetzt zurück.
Weil wir sehen hier offensichtlich eine Geschichte von 10 Milliarden Jahren Einhörnerrennen vor dem roten Stier weg.
Und dann haben wir diesen Moment, jetzt werde ich nicht rennen.
Und das reicht schon, finde ich super.
Großer Fan.
Johannes FrankeAber hätte man das vielleicht noch ein bisschen größer dann mitgeben können?
Du hast 90 Prozent Kinder als Publikum und vielleicht kannst du dem noch ein bisschen mehr, dass das Kind auch versteht, ja, du musst dich halt einmal trauen oder du musst einmal machen.
Ich weiß nicht, für mich war es so ein bisschen so, hä, warum hat es noch nie jemand vorher gemacht?
Kann man doch behandeln.
Florian BayerDieser Film hat so viel Pathos.
Ich weiß nicht, ich finde es ganz gut, dass er an der Stelle ein bisschen subtiler ist.
Ja,
Johannes Frankeda gibt es aber andere Stellen, die subtiler sein könnten und dann ist hier da vielleicht mal das große Ding.
Florian BayerJa, wir haben halt so viel Pathos in diesem Film.
Also auch jetzt sind wir bei dieser Schlussszene, wo die ganzen Einhörner dann aus dem Meer kommen, nachdem der Stier ins Meer getrieben wurde und die Einhörner rennen in den Feld hinaus.
Tolles Bild.
So kitschig.
Und sie zerstören die Burg und jedes Einhorn findet zurück zu seinem Wald.
Wir haben diesen Vorspann, wo du auch schon gesagt hast, das ist eigentlich total schön.
Wir haben das Einhorn, das durch Wälder rennt.
Wir haben diese mittelalterliche christliche Ikonografie von Einhörnern in diesem Zeichentricksetup.
Großartig.
So kitschig.
Johannes FrankeIch komme mir voll damit klar.
Ich kann ja eine ordentliche Portion Kitsch durchaus aushalten.
Bei dem Film weiß ich nicht genau, ob es die richtige Form von Kitsch für mich ist.
Aber ich finde es tolle Bilder und so.
Wir haben überhaupt nicht richtig rausgefunden, wann das Einhorn wieder zum Einhorn wurde.
Das wurde doch auch irgendwann mal gezaubert von Schmendrick wieder, oder?
Florian BayerGenau, das Einhorn.
Es gibt einfach den entscheidenden Moment, wo Schmendrick, ich glaube, Schmendrick macht einfach wieder seinen Zauber und jetzt funktioniert es.
Johannes FrankeEs ist ein bisschen komisch.
Warum funktioniert das jetzt plötzlich und zwischendurch nicht und hätten sie es nicht schon längst machen können?
Florian BayerWeil es nötig ist, weil das Einhorn in seiner Einhornform besser wegrennen kann vor dem roten Stier, der mittlerweile begriffen hat, das ist ja gar kein Mensch.
Johannes FrankeNa, sowas.
Ja, und dann großes Ding, der Held ist nicht der Held und das Einhorn darf nochmal sagen, jetzt wo ich Mensch war, kann ich Reue und Liebe empfinden und das ist alles, irgendwie passe ich nicht mehr zu den anderen Einhörnern.
Florian BayerHätten sie nicht Lear sterben lassen können?
Muss das Einhorn ihn am Schluss nochmal heilen?
hat so viele spannende Ambivalenzen, weil der trägt die ganze Zeit diese Traurigkeit mit sich.
Und selbst wenn das Einhorn am Schluss zurück in seinen Wald geht, bleibt da ein Stück Traurigkeit.
Und der Film hätte das verkraftet, dass Lear tot bleibt.
Johannes FrankeJa, absolut.
Es ist ein wahnsinnig melancholischer Film sowieso die ganze Zeit.
Florian BayerAber Schmentrick ist jetzt ein echter Zauberer.
Zumindest sagt das Einhorn ihm das, wenn es ihm das letzte Mal begegnet.
Johannes FrankeToll.
Ja, also Happy End für viele Leute.
Ich habe diesen Film immer...
wahrgenommen als besonders traurigen Film, ohne dass ich ihn gesehen habe.
Sondern Leute haben immer gesagt, es ist ein besonders trauriger Film.
Ich fand ihn wahnsinnig melancholisch, aber ich fand ihn jetzt nicht an so bestimmten Stellen sehr tränendrüsig.
Florian BayerNicht tränendrüsig, aber er trägt schon eine tiefe Traurigkeit in sich.
Johannes FrankeDas schon.
Florian BayerJede Figur hat eine tiefe Traurigkeit in sich.
Johannes FrankeJa, aber es ist von Anfang an bis Ende, bis zur letzten Sekunde zieht sich das durch.
Sodass da keine Dramaturgie drin steckt.
Dass man nicht als Kind sagt, jetzt ist der Moment, wo ich weinen muss.
Weil das dramaturgisch besonders sich aufgetürmt hat oder sowas.
Das ist es nicht.
Und deswegen frage ich mich so ein bisschen, warum Leute das sagen.
Florian BayerIch glaube, ich fühle mich nach dem Film auch so ein bisschen depressed.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd ich glaube, es ist einfach, weil so viel Traurigkeit in so vielen einzelnen Momenten steckt.
Schmendrick, der nicht zaubern kann.
Der richtige Zauberer wäre Molly, die offensichtlich ihr ganzes Leben bereut.
Johannes FrankeHm.
Florian BayerDas Einhorn, das komplett einsam ist.
Haggard, der keine Freude im Leben hat und deswegen Millionen von Einhörnern entführt hat.
Lear, der verzweifelt ein Held sein will, aber irgendwie halt nichts erreicht davon, weil er einfach nur irgendwelchen komischen Fantasien hinterherjagt.
Diese Mami Fortuna, die die ganzen krassen Tiere eingesperrt hat, nur um auf ihren Tod zu warten.
Das ist alles unglaublich deprimierend.
Johannes FrankeIch wollte was werden, das ist nichts geworden.
Das lag zum Teil an der Realität.
Christopher Lee, der übrigens König Haggard gevoicet hat, das ist eine sehr ähnliche Geschichte zu Herr der Ringe.
Christopher Lee war wahnsinniger Fan von Herr der Ringe und wollte unbedingt eigentlich nicht Saruman, sondern Gandalf spielen.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeDann hat er aber die andere Rolle bekommen und war aber auch total glücklich, dass er es bekommen hat und ist mit den Originalbüchern von Tolkien ans Set gekommen und hat allen...
Ist allen auf den Nerv gegangen und hat gesagt, nein, das ist aber im Original so und das muss richtig gemacht werden und so.
Und genau das gleiche ist hier passiert.
Er hat diese Bücher geliebt von Biegel und hat die Bücher original mitgenommen und hat nochmal mit dem Autoren gesagt, guck mal, also das ist wirklich wichtig, dass ihr das mit übernehmt, weil das ist ja nun wirklich wesentlich für das Buch und so.
Und hat dem Autor nochmal gesagt, was wichtig ist für ihn.
Florian BayerChristopher Lee, den man so als großes, ominöses Geschöpf wahrnimmt, der Filmgeschichte, ist in Wirklichkeit einfach nur ein Nerd, der allen auf den Sack geht mit seiner Idee, wie ein Buch richtig umgesetzt werden muss.
Johannes FrankeGanz seltsamer Fanboy.
Und dann steht er im Studio und braucht auch dringend die Bestätigung vom Autoren.
Der macht seinen ersten Satz, der besonders wichtig ist, guckt drüber und sagt, habe ich das richtig gemacht?
ist super süß, aber auch echt nervig, kann ich mir das vorstellen.
Oh Gott, oh, wäre das stressig.
Schrecklich.
Florian BayerWenn wir schon bei den Sprechrollen sind, wir haben schon was zu Mia Farrow und Jeff Bridges und Alan Arkin gesagt.
Ich finde Angela Lansbury als Mami Fortuna super.
Diese raue, dreckige Stimme.
Johannes FrankeAngela Lansbury war ja im Vorspann schon zu sehen, zu lesen.
Sie spricht mit und ich habe gedacht, wenn die Figur nicht mindestens einen Fall löst, dann bin ich enttäuscht.
Florian BayerEinhörner sind ihr Hobby.
Johannes FrankeJa, genau.
Florian BayerUnd Tammy Crimes spricht die Molly und ich finde sie auch fantastisch.
Ja, sie ist toll.
Die hat eine geile Stimme.
Wahrscheinlich sogar die Synchronleistung, die ich am stärksten finde.
In diesem Wechsel von rau und stark zu fragil und melancholisch.
Und auch immer wieder wechselnd zwischen diesen einzelnen Stufen.
Johannes FrankeWobei ich sagen muss, dass ich wirklich auch...
ganz, ganz, ganz vorne tatsächlich unser Einhorn finde.
Also Mia Farrow hat das wirklich, wirklich toll gemacht.
Florian BayerJa, hat sie auf jeden Fall, absolut.
Johannes FrankeSie hat genau den richtigen Ton gefunden für dieses Einhorn, finde ich.
Ja.
Und Christopher Lee ist natürlich auch toll.
Florian BayerEr macht das einfach sehr, sehr gut.
Johannes FrankeEs gab sogar die Pläne, noch eine Verfilmung zu machen jetzt, so in den letzten Jahren, aber Christopher Lee ist dann irgendwann gestorben und sie wollten ihn eigentlich wieder besetzen als Haggard.
Florian BayerJa, hätte man auch machen müssen.
Johannes FrankeJa.
Aber der Film ist nicht zustande gekommen, Christopher Lee ist gestorben, all sowas.
Florian BayerDer Originalfilm wäre ja auch fast nicht zustande gekommen.
Die haben ganz schön lange geguckt, bis sie eine Produktion gefunden haben.
Was unter anderem daran lag, dass der Tolkien-Film, der Herr der Ringe, der erste, der, wie gesagt, wo auch Peter Biegel das Drehbuch geschrieben hat, dass der zwar ein Erfolg war, einspieltechnisch, aber dass der von den Fans so abgelehnt wurde.
und dass da so einen richtig harten Backlash gab gegen Fantasy-Literatur- Verfilmung.
Und der wurde damals wirklich mit Hass übersät, weil halt viele nicht glücklich damit waren, dass er zum einen so viel abgeändert hat, dass er diese nervige Episode ganz am Anfang weggelassen hat, die für mich, ich weiß, du findest sie toll.
Johannes FrankeIch weiß nicht mehr,
Florian Bayerwie er heißt.
Tomme Tomme Tott.
Johannes FrankeAchso, ja, genau.
Tom Bombadil.
Florian BayerDer größte Bullshit, den Tolkien je geschrieben hat.
Großartig,
Johannes Frankegroßartig.
Und ganz, ganz toll.
Florian BayerÜberall gekürzt sogar im Originalbuch.
Ich finde es super.
Johannes FrankeIch hätte das auf jeden Fall sehen wollen.
Florian BayerDas haben die Fans wirklich gehasst und vor allem dann auch die Tatsache, dass es quasi nur die Hälfte des Buches war, das verfilmt wurde, weil es ging ja irgendwie so bis zur Schlacht von den zwei Türmen, glaube ich, oder so.
Johannes FrankeWeiß ich gar nicht mehr.
Florian BayerJa, auf jeden Fall.
Und dann waren alle unglücklich mit der Hobbit-Verfilmung und diesem Return of the King, der gefühlt nachgeschoben wurde, obwohl es von einer anderen Produktionsschmiede war.
Und das hat es denen ganz schön schwer gemacht, jemanden zu finden, der das Ding überhaupt drehen will.
Johannes FrankeWir haben es geschafft.
Und um noch das kleine bisschen hinterherzuschieben von Christopher Lee, der spricht Deutsch.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeDer hat die deutsche Synchronfassung gemacht.
Florian BayerWie geil ist das denn?
Johannes FrankeChristopher Lee hat König Hergert auch im Deutschen gesprochen.
Ich habe jetzt nicht nochmal reingehört.
Ich bin nicht dazu gekommen, leider.
Aber ich finde es wahnsinnig interessant, dass das darauf bestanden hat auch.
Florian BayerEs gibt doch dieses Christopher Lee Meme.
Und ich weiß nicht, ob es stimmt.
Deswegen sage ich wohlgemerkt, es ist ein Meme.
Aber ich finde es voll witzig, wo steht, was Christopher Lee alles gemacht hat in seinem Leben.
Dass er zum Beispiel die letzte öffentliche Todeshinrichtung in Frankreich erlebt hat.
Ach stimmt.
Mit einer Guillotine.
Dass er fast in die schwedische Krone reingeheiratet hätte.
Dass sein Cousin Ian Fleming von ihm inspiriert war, um die Figur James Bond zu schreiben.
Johannes FrankeIch glaube ihm kein Wort.
Florian BayerUnd dass er das einzige Mitglied im Lord of the Rings Cast war, das Tolkien persönlich getroffen hat.
Johannes FrankeDas kann ich mir sogar vorstellen.
Florian BayerUnd dass er eine Heavy-Metal-Band war.
Ich weiß nicht, was davon stimmt.
Das ist so ein Meme mit dem Bild von ihm, das überall rumfliegt, um zu zeigen, was für ein Übermensch er ist.
Keine Ahnung, ob es stimmt.
Ich werde jetzt keinen Fuck-Check machen.
Johannes FrankeNimm das mit einer Prise Salz.
Und mit ganz viel Zucker.
Es macht so viel Spaß.
Wollen wir damit in unsere Top 3 rennen?
Wir rennen in unsere Top 3 hinein.
Und zwar, was wolltest du?
Florian BayerFabelhafte Tiere, Top 3.
Yay.
Johannes FrankeJa, relativ straightforward.
Florian BayerJa, leg mal los.
Was hast du denn?
Johannes FrankeIch hätte dann auf Platz 3 einfach mal, wo die wilden Kerle wohnen.
Yes.
Es ist so lange her, dass wir den besprochen haben.
Ich konnte mich an so viel nicht mehr erinnern.
Ich war so traurig, weil ich gedacht habe, ich habe doch den Film sehr gemocht.
Ich fand so hier und da Schwierigkeiten und du fandst den Film noch mal tausendmal besser als ich.
Florian BayerEiner meiner absoluten Lieblingsfilme.
In der Top Ten, vielleicht sogar auf Platz 1 oder 2.
Johannes FrankeAber es ist toll, diese Fabelwesen, die da als Manifestation der Emotionen dieses Kindes einfach stattfinden.
Ganz toll.
hört euch die Episode an.
Vielleicht muss ich es selber nochmal anhören.
Unsere eigene Episode.
Florian BayerVon Spike Jones.
Guckt euch vor allem den Film an.
Das ist ein Meisterwerk.
Wirklich.
Ohne jeden Zweifel.
Mein Platz 3.
Alle Tiere in Prinzessin Mononoke.
Ganz toll.
Zwischen Waldgöttern und merkwürdigen Tieren.
Johannes FrankeJa, habe ich auch überlegt, aber habe ich nicht mit reingenommen.
Ich habe auf Platz 2 Drachenzähmen leicht gemacht.
Der ist wirklich ganz toll, oder?
Das war wirklich so ein Überraschungsding, wo ich dachte, wow, okay, das schafft er.
Ist auch in so einer Zeit.
2010 oder so.
Florian BayerJa, und es war weder Dreamworks noch Disney, sondern es war Sony, oder?
Johannes FrankeOh, ich weiß es nicht mehr.
Florian BayerLass mich mal kurz nachschauen.
Ich weiß,
Johannes Frankedass es nicht Pixar ist.
Florian BayerEs könnte Dreamworks auch sein.
Drachen Sam leicht gemacht ist von Dreamworks.
Ist doch von Dreamworks.
Johannes FrankeOkay, okay.
Florian BayerJa, großartige Animationsfilme und tolle Drachen, interessante Drachen.
Mein Platz 2, ein Einhorn.
Es gibt einen Film von Louis Mal von einem unserer französischen Nouvelle Vague-Typen.
Wir haben auch über einen Film von ihm gesprochen, nämlich Sazie.
Johannes FrankeMit dem du sogar sehr viel Spaß hattest.
Florian BayerUnd der hat 1975 einen Film gemacht.
Johannes FrankeOkay, also du bist ein bisschen zögerlich, dabei einen Film zu nennen.
Florian BayerIch weiß nicht, was für ein Genre das ist.
Irgendwas zwischen Surrealismus, Fantasy, Geschlechterkampfparabel.
Es kommt ein Einhorn vor.
Ein geiles Einhorn.
Johannes FrankeEin geiles Einhorn.
Sexuell geil oder einfach nur?
Nein.
Nein, okay.
Florian BayerEin wirklich interessanter Film, den ich dir wahrscheinlich irgendwann mal gebe.
Ich habe ihn bis heute nicht verstanden.
Johannes FrankeOh, sehr schön.
Ja, das sind doch die Filme, die ich liebe, Plor.
Okay, wir hätten auf Platz 1 bei mir Elliot das Schmunzelmonster.
Hi!
Ein Drache, der neben einem Kind herläuft und der beste Freund quasi ist und irgendwie als, naja, unsichtbarer bester Freund für ein Kind.
das irgendwie in der Welt klarkommen muss.
Ah,
Florian Bayergroßartig.
Johannes FrankeDas ist super süß.
Und ich muss ihn dir irgendwann mal geben, ich habe ihn auch seit 30 Jahren nicht gesehen oder so.
Florian BayerWir sollten dann auf jeden Fall auch das Remake gucken, ne?
Das ich auch noch nicht gesehen habe.
Oh,
Johannes Frankestimmt, da gibt es eins.
Florian BayerDas habe ich noch gar nicht...
Oh, okay, ja, sehr schön.
Mein Platz 1, die Krause-Truden bzw.
Wildtruden aus Ronja Räubertochter, die ja damals als Kind eine Höllenangst gemacht haben.
Johannes FrankeStimmt.
Florian BayerAstrid Lindgren hat mit Ronja Räubertochter wahrscheinlich das beste Kinderbuch ever geschrieben.
Johannes FrankeJa, wahrscheinlich.
Florian BayerSag ich jetzt einfach mal ganz direkt.
Johannes FrankeKann sein.
Florian BayerUnd die Verfilmung ist, glaube ich, nicht so gut wie das Buch.
Ist auch schlank, wie ich gesehen habe.
Johannes FrankeAber sehr gute Verfilmung.
Florian BayerAber sie hat auf jeden Fall sehr spannende Momente und dazu gehören unter anderem diese Wildtruden,
Johannes Frankedie da rumfliegen.
Ja.
Florian BayerMit diesen Menschen-Vogel-Gesichtern.
Und sie machen...
einem wirklich Angst.
Johannes FrankeWow, ja.
Crazy.
Okay, oh, schöne Top 3 und schnell durchgekommen.
Ja, sind wir.
Wir sind auch schon fortgeschritten in der Zeit.
Wir gehen jetzt schnell wieder zurück in unseren Film, das letzte Einhorn.
Das war unsere Top 3.
Und ich würde mal ganz kurz reingehen, ich finde es interessant, dass dieser Übergang zwischen dem Einhorn und Lady Amalthea von Psychologen verwendet wird als Bild für Menschen, die sich anpassen müssen an ihre Umgebung ganz stark.
Also diese, gerade für Menschen, die soziale Probleme haben, die so ein bisschen das Gefühl haben, Alien zu sein, auf einem fremden Planeten zu leben.
Florian BayerNeurodivers?
Neurodivers?
Johannes FrankeNeurodivers, ja.
Also viele Neurodiverse haben das Problem, das stimmt.
Und dass man irgendwie das Gefühl hat, sich so stark anpassen zu müssen, wie das eigentlich jeder Mensch in irgendeiner Form hat, aber eben auf eine Art und Weise, die wirklich psychologisch auffällig besonders ist, stärker ist.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeUnd das wird als Bild verwendet von Psychologen.
Wenn es so Erstgespräche und so, aha, okay, stell dir vor, kennst du den Film Das letzte Einhorn und so, und dann wird das so ausgepackt und dann hat man einen Gleich ein Gefühl dafür, was man machen muss, wie das ist.
So dieses Masking, was man in dem Alltag dann macht, um klarzukommen in der Gesellschaft.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeFand ich total spannend.
Florian BayerJa, finde ich auch.
Und ich finde, das ist auch eine Stärke von dem Film, die es nachvollziehbar macht, dass er irgendwie ein Kultfilm ist.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerBis zum heutigen Tag.
Dass er sehr viel tiefenpsychologischen oder psychologischen...
Johannes FrankeHm.
Florian BayerUnd auch soziologischen Background hatten, dass man drauf guckt und sagt, ja, natürlich kann man das als Coming-of-Age-Geschichte lesen.
Das kann man als Geschichte von Menschen lesen, die sich anpassen müssen.
Das kann man als Geschichte generell von der Entwicklung, von der Selbstfindung von Menschen lesen.
Man kann darin Parabeln über Depressionen finden, über Narzissmus, über Obsession, die ungesund ist und so weiter.
Und es ist fast nie on the nose, sondern es steckt irgendwie drin und es schwingt so mit.
Und es ist abstrakt.
genug gehalten, dass du dir wirklich auch so banal das klingt, einfach rauspicken kannst, was da für dich spannend ist.
Welche Themen dich daran interessieren.
Und das Ganze in so einem fantastischen, märchenhaften Rahmen macht das Ganze natürlich auch sehr verdaulich.
Johannes FrankeWobei ich sagen muss, dass es mich zwischendurch wirklich rausreißt und mir Schwierigkeiten macht, weil die Diskrepanz zwischen diesem sehr kindlichen, visuellen und den Themen Ich bin es nicht gewohnt und dadurch fällt mir das so stark auf, dass ich teilweise der Story nicht mehr folge, sondern darüber nachdenke, wie krass das hier gerade ist, was da passiert.
Florian BayerUnd diese Diskrepanz bleibt den gesamten Film überbespielt.
Ja,
Johannes Frankedie ganze Zeit.
Florian BayerUnd diese Diskrepanz hat sich jetzt auch in unserem Gespräch nicht aufgelöst.
Absolut.
Wir haben uns über den Film lustig gemacht.
Wir haben teilweise geschmachtet, weil was wirklich schön ist oder was traurig ist.
Wir haben gesagt, was wir gruselig finden.
Und es bleibt dann wieder das Urteil oder eher nicht ein Urteil, sondern die Frage, die wir am Anfang hatten, für wen ist dieser Film?
Es scheint genug Leute zu geben, für die er geeignet ist.
Johannes FrankeAbsolut.
Florian BayerAber man guckt drauf und denkt sich, hä,
Johannes Frankefür wen ist das?
Ja.
Und jeder muss vielleicht, wie du sagst, freiräumen.
So, was ist es für mich?
Und dann muss man links und rechts alles nach links und rechts räumen und sagen, das interessiert mich nicht, das sind nicht meine Themen, aber das da vor mir interessiert mich und das ist irgendwie spannend.
Und dann hat man halt...
doch auch wirklich ein interessantes Märchen vor sich.
Ein Märchen des 20.
Jahrhunderts,
Florian Bayerdas auch wirklich was anderes macht als Märchen im 19.
Jahrhundert.
Johannes FrankeVoll, ja, ja.
Eine Komplexität, die nie ein Märchen in der Form erreichen kann.
Und ja, ein Film,
Florian Bayerder einen irgendwie begleiten kann.
Ich kann verstehen, dass das ein Kultfilm ist.
Und auch wenn ich mich teilweise ein bisschen schwer tue mit einigen Momenten in diesem Film, es ist trotzdem, es ist spannend.
Allein schon, weil es halt, weil es ein außergewöhnlicher Zeichentrickfilm ist.
Man findet Egal, ob in der Zeit oder heute, nicht viele Zeichentrickfilme, die diese Komplexität im Thematischen und im Parabolischen haben.
Johannes FrankeSelbst wenn man da nicht lange drüber nachdenkt.
Ich habe das Gefühl, man muss nicht den Film über alles auseinandernehmen und sagen, okay, das ist eine Parabel auf bla bla bla und das und das und das.
Man hat immer das Gefühl von Tiefe und Schwere.
Egal, wie sehr man das Ganze auseinander nimmt tatsächlich für sich als Zuschauer.
Und dieses Gefühl von Tiefe und Schwere gibt einem auch das Gefühl, dass man etwas...
ganz besonderem beiwohnt, auch wenn man es nicht versteht.
Und das finde ich ist eine ganz eigene Qualität, die dieser Film hat.
Florian BayerAuf jeden Fall.
Johannes FrankeLina, vielen Dank, dass du uns diesen Film vorgeschlagen hast.
Wunderbar.
Ich bin so glücklich, diesen Film gesehen zu haben, weil ich auch überhaupt nichts damit anfangen konnte und so viele Leute immer wieder davon geredet haben und gesagt haben, der traurigste Film aller Zeiten und ich überhaupt nicht so richtig wusste, wie ich das einsortiere.
Und jetzt mal so gezwungen zu sein, weil ich ehrlich, sind wir ehrlich, ich hätte ihn sonst nicht gesehen.
Wirklich.
Ich habe nicht gedacht, dass ich diese Lücke in der Form füllen muss.
Habe es aber jetzt gemacht und würde jedem empfehlen, der diese Lücke hat, die wirklich zu füllen.
Es ist ein Muss-man-sehen-Film, glaube ich.
Florian BayerIch glaube auch, dass es ein Muss-man-sehen-Film ist.
Auf jeden Fall sollte man sehen.
Johannes FrankeSollte man.
Wir machen noch einen weiteren Podcast.
Florian BayerEine Stufe vor Muss-man-sehen.
Aber wie gesagt, Lina, vielen Dank, dass du uns den vorgeschlagen hast.
Vielen Dank euch, dass ihr da seid.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerDass ihr uns so fleißig zuhört.
Und vielen Dank für eure weihnachtlichen Filmideen.
Wenn ihr wissen wollt, welche weihnachtliche Filmidee als nächstes kommen, müsst ihr noch kurz dranbleiben.
Ansonsten habt einen guten Start in diese...
Johannes Frankebesinnliche Zeit.
Ja, ich werde noch ein bisschen Weihnachtsmusik einspielen und dann einen schönen ersten Advent oder was auch immer als nächstes ansteht.
Ich weiß gar nicht.
Wir nehmen nämlich ein Stückchen vorher auf.
Ich habe keine Ahnung, wo wir gerade sind, wenn ihr das hört.
Ich glaube, der erste Advent ist gerade durch und die Leute sind gerade in Stimmung gekommen und haben hoffentlich die erste Tasse heiße Schokolade und die ersten Lebkuchen vor sich.
Viel Spaß mit dem scheiß Kapitalismus.
Kauft euch möglichst viel.
Geht pleite und stellt dann fest, dass Kapitalismus nicht alles ist.
Florian BayerHört nicht auf die Zyniker,
Johannes Frankegenießt die Weihnachtszeit.
In diesem Sinne, ciao.
Bis dann, ciao.
So, Flo, was gibt's denn nächste Woche von einem Zuschauer oder einer Zuschauerin?
Florian BayerVon, äh, aus der Ferne via Mail.
Das hast du eingetragen.
Johannes FrankeAus der Ferne via Mail.
Florian BayerWir haben eine Liste, wir haben eine Tabelle und da steht, wer hat das geschrieben.
Johannes hat da eingetragen, Anführungszeichen oben, aus der Ferne, also auseinander geschrieben, Anführungszeichen oben.
Johannes FrankeAch so, ja dann hieß der Mensch, der das geschrieben hat, als Pseudonym aus der Ferne.
Florian BayerAus der Ferne hat sie uns gesagt, hey, warum habt ihr noch nie David Lynch besprochen?
aus der Ferne.
Du hast uns nicht gut genug gehört.
Wir haben David Lynch besprochen.
Johannes FrankeAber vielleicht war es auch danach und das ist schon sehr lange in der Tabelle.
Das könnte gut sein.
Florian BayerAu,
Johannes Frankeau, au, das tut uns sehr leid.
Florian BayerAber in der Tabelle ist vor allem ein Weihnachtsfilm und das haben wir letztes Jahr auch schon gemacht.
Wir haben nämlich, wenn man an Weihnachten denkt, an märchenhafte Filme in der Weihnachtszeit, dann denkt man natürlich an die DDR.
Johannes FrankeJa.
Natürlich, nächste Woche.
An die ehemalige Sowjetunion vielleicht auch eher, weil die tschechischen Filme so bekannt sind.
Florian BayerAber wir werden einen wirklich deutschen Film besprechen, einen DEFA-Film.
Und Johannes, ich hoffe, du packst dein feinstes Sächsisch aus für nächste Folge.
Johannes FrankeNaja.
Florian BayerWir reden über Frau Holler aus dem Jahr 1962.
Johannes Franke63.
Florian Bayer63.
Ja,
Johannes Frankeich hab nämlich nochmal nachgeschaut.
Leider der Filmvorschlag von Aus der Ferne, da steht das ja falsch.
Eine kleine Rüge.
Wenn ihr das schickt, ihr müsst das richtige Jahr dazuschreiben.
Florian BayerEs gibt nämlich tatsächlich einen Frau-Holle-Film aus dem Jahr 1962.
Johannes FrankeEs gibt nämlich auch wahnsinnig viele Frau-Holle-Filme.
Aber wir haben die DEFA-Version aus dem Jahr 1963.
Schaut sie euch an.
Ich kann sie wirklich empfehlen, um mal was zu sehen, was anders ist.
Und nächste Woche werden wir darüber reden.
Florian BayerJa, und es wird einfach schön, weil DEFA-Märschen gehören einfach mal zur Weihnachtszeit.
In diesem Sinne, ciao.
Bis dann, ciao.
