Episode Transcript
Also ist der Film eigentlich anti-intellektuell, weil er sagt, die Intellektuellen kriegen es nicht auf die Reihe.
Mit dem könnt ihr nicht gegen den Faschismus kämpfen.
Johannes FrankeDer Film ist anti-alles.
Der sagt uns ja ganz viel, das ist es nicht, das ist es nicht, das ist es nicht und das ist es nicht.
Der Verträumte ist es nicht, der Intellektuelle ist es nicht, der Faschismus ist es nicht und der Wahl ist es auch nicht und der Prinz auch nicht.
Florian BayerUnd wo nochmal siehst du Hoffnung?
Johannes FrankeHerzlich willkommen hier zu einer neuen Ausgabe des Muss-Man-Sehen-Podcasts, wieder mit einem klassischen Intro.
Florian BayerJa, wo wir uns gegenseitig Filme zuschmeißen und sagen, Alter, du musst den jetzt sehen, das ist ein Muss-Man-Sehen-Film.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerProblem, wir haben einen sehr unterschiedlichen Filmgeschmack.
Johannes FrankeDas muss man sagen und das wird heute auch zum Tragen kommen, vielleicht, Fragezeichen.
Florian BayerWir werden es sehen.
Ich war heute dran mit meinem Vorschlag.
Ich hoffe, ihr habt den Film auch gesehen.
Und zwar, nach einem Monat Halloween wollte ich Johannes mal wieder etwas Kultur geben.
Und deswegen habe ich ihm vorgeschlagen.
Wir haben Werkmeister Harmoniak bzw.
die Werkmeisterschen Harmonien aus dem Jahr 2000 von Belatar.
Und wir haben einen ganz frischen Nobelpreisträger im Podcast.
Wie krass.
Ein Zufall.
Johannes FrankeWahnsinn.
Heute Morgen hast du gelesen, dass dieser Typ einen Nobelpreis bekommen hat, der das geschrieben hat, der das Buch, die Vorlage geschrieben hat.
Florian BayerGenau.
Laszlo Krasna-Horkai, der schon lange mit Belatar zusammengearbeitet hat, der bei seinen großen Filmen immer die Vorlage geschrieben hat und dann auch die Drehbücher.
Der wurde heute ausgezeichnet.
Und wenn ihr rechnen könnt?
Dann wisst ihr jetzt, wie viel wir im Voraus aufnehmen.
Johannes FrankeStimmt.
Florian BayerAber wir müssen das jetzt einfach einmal sagen, wir schwimmen hier nicht auf irgendeiner Welle.
Es ist reiner Zufall, dass ich diesen Film ausgewählt habe und dass der Autor der Vorlage und des Drehbuchs jetzt diese Tage, für euch ist es mittlerweile ein Monat her, ausgezeichnet wurde.
Johannes FrankeWahnsinn.
Und dass uns das überhaupt interessiert und dass wir das für erwähnenswert halten, sagt schon einiges über unsere Haltung aus.
Und warum dieser Film so wahnsinnig wichtig ist für uns jetzt.
Florian BayerIch sag einfach mal, worum es geht.
Danach darf Johannes lästern und danach nehme ich ihn auseinander.
Janosch Waluschka ist Mädchen für alles in dem kleinen Dorf, in dem er lebt.
Er trägt Zeitungen aus, bringt Kinder ins Bett, sorgt mit einer skurrilen Tanzperformance dafür, dass die örtlichen Trunkenbolde zur Sperrzeit nach Hause gehen.
Vor allem aber kümmert er sich um den alten Musiktheoretiker Georgi Ester, der es als seine Lebensaufgabe betrachtet, die Falschheit der wohltemperierten Klänge zu enttarnen.
Es ist jedoch nicht nur die westliche Harmonielehre, die diese Tage zur Disposition steht.
Ein Zirkus kommt in die Stadt, mit gerade mal zwei Attraktionen.
einem gigantischen Wahlkadaver und einem sogenannten Prinzen, einem Herr Jack, der den Ruf hat, überall Zerstörung und Chaos zu hinterlassen, wo er zu Wort kommt.
Die Obrigkeit ist alarmiert.
Tünde, Esthers Ex-Frau, die mittlerweile mit dem Polizeichef liiert ist, erpresst Janosch und Esther, ihr bei der Wiederherstellung der Ordnung zu helfen.
Menschen versammeln sich auf dem Marktplatz.
Feindseligkeit liegt in der Luft.
Aufgestaute Wut entlädt sich.
Gewalt eskaliert.
Und die Unschuldigen und Schwachen geraten als erstes unter die Räder.
Am Ende verliert Janosch den Verstand.
Das Militär rückt an und nach all den Tumulten, nach all der Zerstörung, bleibt nur ein verrotteter Wahlkadaver zurück, der Esther einen letzten Blick auf die Melancholie des Widerstands gewährt.
Werkmeister Harmoniak aus dem Jahr 2000.
Ein typischer Bellatar-Film.
Schwarz-weiß, langsam, schwermütig, 145 Minuten lang.
Ich habe 36 Einstellungen gezählt, die Meinungen gehen anscheinend auseinander.
Johannes FrankeDu hast nachgezählt.
Florian BayerJohannes, dein erster Tar.
Aber nicht deine erste Konfrontation mit ungewöhnlich langsamer Dramaturgie.
Wie hast du sie in diesem Fall erlebt?
Johannes FrankeIch möchte mit einer Gegenfrage antworten.
Völlig andere Richtung, aber wir werden beides besprechen.
Siehst du in dem Film Hoffnung?
Sperrlich.
Nur zur Erklärung für euch da draußen, die ihr nicht jede Episode gehört habt.
Wir reden immer mal wieder darüber, ob ein Film...
Hoffnung hat am Ende, weil Plor doch dazu neigt, Sachen zu geben, wo ich nicht so viel Hoffnung sehe am Ende.
Und Plor dann ganz überraschend immer wieder sagt, ja, da ist total viel Hoffnung drin in dem Ende.
Und ich immer frage, hä, wie kommst du darauf?
Und jetzt möchte ich gleich am Anfang von dir wissen, wie viel Hoffnung siehst du da wirklich?
Florian BayerEs ist Belattas optimistischster Film, würde ich behaupten.
Von denen, die ich gesehen habe.
Ich habe auch nicht alles von Belattas gesehen.
Hat aber nicht viel zu sagen, weil Belattas immer extrem nihilistisch ist.
Es gibt für mich in diesem Film Momente der Menschlichkeit, die irgendwie ein Stück Hoffnung in diesen Nihilismus reinbringen, der die ganze Zeit da ist und auch ein Stück sehr schöne Menschlichkeit.
Ich glaube, es ist aber auch ganz oft ein Hereinfallen auf die wirklich wunderschöne Musik von Michaeli Wieck, der nicht viel in dem Film zu hören ist, aber in so drei, vier Schlüsselszenen sind seine Klavierstücke beziehungsweise seine Geigenstücke zu hören und die sind sehr melancholisch, sehr getragen Oh.
Und die geben einem immer so ein Gefühl von Wärme und plötzlich ist es ja doch ganz schön.
Man darf aber, glaube ich, nicht allzu sehr darauf reinfallen, weil im...
Im Herzen, im Kern ist dieser Film natürlich zutiefst nihilistisch und auch zutiefst pessimistisch, was die Menschen betrifft und was soziale Gefüge betrifft.
Was denkst du denn?
Johannes FrankeIch werde genau das Gegenteil von dem einnehmen, was du denkst.
Ich finde den Film großartig und ich glaube, er ist sehr hoffnungsvoll.
Florian BayerDu hast diesen Film gemocht?
Natürlich.
Es ist mir scheißegal, ob du ihn als hoffnungsvoll ansiehst.
Du hast diesen Film gemocht?
Johannes FrankeJa, ich habe ihn gemocht.
Oh mein Gott.
Ja, ja, ja.
Wahnsinn.
Chlor, es ist unglaublich.
All die Jahre, die du mir irgendwelche Filme gibst, zahlen sich langsam aus, sodass ich langsam einen sehr prätentiösen Blick auf Dinge bekomme und am Ende wahrscheinlich mit Rollkragenpulli allen erzählen werde, dass dieser Film großartig ist.
Florian BayerOkay, ich hab dich...
Ich habe dich offensichtlich verdorben.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerGanz eindeutig.
Johannes FrankeDas haben wir jetzt mit dem Halloween-Monat schon gehabt.
Ja.
Dass ich irgendwie angefangen habe, deine Horrorfilm-Scheiße irgendwie gut zu finden.
Was ist passiert, Johannes?
Ich weiß es nicht.
Florian BayerDiese prätentiöse Kunstkacke.
Johannes FrankeSchari, rette mich.
Florian BayerInklusive Diskussion über Tonarten wäre.
Und ich habe mir mehrere Podcasts angehört und mehrere Bücher gelesen.
Um das zu verstehen, ich habe keine Ahnung von Tonarten.
Und ich kann nicht hören, ob ein C-Dur wohltemperiert und ich kann es jetzt nicht mal richtig ausdrücken.
Johannes FrankeNein, keine Ahnung.
Florian BayerUnd diesen prätentiösen Mist fandst du schön?
Johannes FrankeIch habe den ganzen prätentiösen Mist vielleicht einfach ignoriert.
Vielleicht ist es das.
Weil ich muss sagen, dass dieser Film es einem leicht macht, einfach auch wegzuhören, wenn Leute geschwulstet reden.
Weil man dann denkt, ja, ach, wenn du sowieso nicht willst, dass ich verstehe, was du sagst, dann ist es doch auch egal.
Dann muss ich das nicht hören, dann muss ich das nicht wirklich verstehen, sondern ich kann einfach die Eindrücke auf mich einpreißeln lassen.
Und die sind großartig.
Florian BayerEs wird ja auch gar nicht so viel schwulstig geredet.
Und es gibt diesen einen Monolog von Esther, der auch ein gewisses Anstrengungspotenzial hat, weil man denkt dann, okay, jetzt bin ich in einem Kunstfilm gelandet.
Aber ansonsten ist der Film ja relativ wortkarg und lebt vor allem von den Bildern und auch von dem Blick auf das einfache Leben.
Ich meine, die Menschen, die hier im Mittelpunkt stehen, Esther ist der einzige Intellektuelle hier und ansonsten haben wir einfache Leute und unser Sympathieträger, unsere Identifikationsfigur, dem wir wirklich ziemlich konsequent im Film folgen, wenn die Kamera ihn nicht mal aus den Augen verliert.
Janosch ist ein sehr einfacher Mensch, ist kein Denker, ist kein Intellektueller.
wollen wir ganz kurz einmal zu Belatar springen, weil ich finde Belatar total faszinierend.
Und seine mittlerweile Co-Regisseurin, die vorher nur seine Cutterin war, Agnes Ranicki, die offensichtlich viel an seinen Filmen beizutragen hat, was ganz cool ist, wenn...
wir nämlich Interviews von Bela Tazehen, er spricht immer im Plural.
Er sagt immer, wir haben das gelesen, wir haben das überlegt, wir haben das gemacht.
Johannes FrankeDas ist sehr süß.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeIch finde es ganz toll, aber vielleicht hätte er sich auch schon früher überlegen können.
Aber so viele Filme hat er ja auch nicht auf der Wiesbaden.
Florian BayerEr hat nicht viele Filme gemacht.
Ich kenne halt seine großen Langfilme.
Und das sind die, die dann irgendwie vom Westen auch wahrgenommen wurden.
Und zwar Verdammnis, Satan Tango, der stolze 450 Minuten dauert.
Und der düsterer ist als der hier, dann Werkmeister Harmoniak und dann gibt es noch das Turiner Pferd, den er 2011 gedreht hat, bevor er sich weitestgehend aus der Filmproduktion zurückgezogen hat.
Johannes FrankeSind das die sieben Stunden des Turiner Pferd?
Nee,
Florian Bayerdas Turiner Pferd ist auch schlanke zweieinhalb Stunden lang.
Sieben Stunden ist Satan Tango, den hat der Vorwerkmeister Harmoniak gemacht und der ist auch nochmal deutlich rauer und düsterer und vor allem fehlt, es fehlt ein menschlicher Angelpunkt.
Ich glaube, mit Satan Tango hättest du Probleme, weil es keinen Sympathieträger gibt.
und das auch dazu gesagt, Werkmeister Harmoniak ist glaube ich der zugänglichste Film von ihm, unter anderem weil es diese weil es irgendwie diesen Anker gibt, weil es etwas gibt, woran man sich festhalten kann mit Janosch.
Béla Tart trägt offensichtlich auf ganz schräge Art und Weise Filme und nicht jeder mag diese Art und Weise, wie er Filme dreht.
Johannes FrankeDas ist nicht ganz kritiklos.
Florian BayerEr hat Probleme Geld zusammenzusuchen, wie viele Arthaus-Regisseure in Europa und dieser Film hat immerhin 1,6 Millionen gekostet und Béla Tart .
offensichtlich die Angewohnheit, seine Filme zu drehen, bevor das Budget ganz zusammen ist, dann ein paar Jahre Pause zu machen, bis wieder ein bisschen Geld reinkommt, und dann weiterzudrehen.
Johannes FrankeWas in diesem Fall bedeutet, sie haben drei Jahre lang gedreht, mit großen, klaffenden Lücken dazwischen, wo die Schauspieler einfach mal nicht wussten, ja, geht's jetzt weiter oder nicht?
Oder machen wir noch was?
Florian BayerUnd Bilatar ist offensichtlich wirklich ein Visionär und der ist nie 100% zufrieden mit dem Film.
Lars Rudolf, der den Janosch spielt, ein deutscher Schauspieler übrigens, Ja.
Ungarisch synchronisiert wurde dann.
Johannes FrankeNicht der einzige Deutsche.
Florian BayerDie drei Hauptdarsteller sind Deutsche.
Das ist total interessant, dass die drei Hauptakteure Deutsche sind.
Alle wurden Ungarisch synchronisiert, konnten kein Ungarisch.
Bilatar kann allerdings Deutsch.
Lars Rudolf hat gesagt, das war wirklich schräg.
Also wir haben gedreht, wir haben geprobt.
Das sind diese ewig langen Einstellungen.
Und wir haben ganz lange geprobt und es wurde choreografiert.
Und am Anfang hieß es einfach nur, geh über den Marktplatz.
Und dann hieß es, nee, geh mal da lang, geh mal da lang, geh mal so.
Und mach mal das noch.
Und dann hat sich das so nach und nach gebaut und dann haben sie gedreht und dann haben sie wieder geprobt.
Wie gesagt, es sind irgendwas zwischen 30 und 40 Einstellungen.
Johannes FrankeSuper krass, weil man das wirklich am Set entwickelt quasi.
Weil er ja wirklich ein Regisseur zu sein scheint, der zwar sich vorbereitet und so, vielleicht auch ein Gedankenkonstrukt dahinter hat, aber am Set so ein bisschen Feeling betreibt.
Fühlen wir das alle oder fühlen wir das nicht?
Florian BayerAbsolut.
Und er sagt ja auch, es ist, also Bela Tarr sagt, ein Film ist was anderes als ein Buch.
Und ich mag keine Drehbücher und ich mag auch keine Storyboards, sondern ich habe das aber nur rudimentär und das entwickelt sich dann während des Drehs.
Johannes FrankeEr schreibt die Drehbücher nur für die Produzenten tatsächlich.
Er sagt einfach, das Ding ist für die Produzenten, die sollen sich darüber hermachen und wenn ich dann drehe, schmeiße ich alles weg und mache mein eigenes Ding.
Florian BayerUnd dann haben wir zum Beispiel aber auch Leute wie die Kameramänner und die haben damit echt richtig Probleme.
Und ein berühmtes Beispiel ist Rob Draganza.
der ein amerikanischer Kameramann ist, der mit Bela Tarr auch schon vorher gearbeitet hat.
Und von dem gibt es eine sehr lange Geschichte in einem Interview, wo er erzählt, was da passiert ist am Set und warum er sich komplett überworfen hat mit Bela Tarr und seitdem nicht mehr mit ihm redet.
Und wohlgemerkt, dieser Film hat sechs, sieben Kameramänner gehabt.
Johannes FrankeJa, es ist auch conflicting.
Ich habe mal sechs oder mal sieben gelesen.
Mehrere können wir gleich drauf eingehen, aber machen wir bei Rob weiter.
Florian BayerRob Tregenza ist für die zwölf.
besten Einstellungen.
Die sind für mich verantwortlich.
Deswegen glaube ich, wenn man so zur Bildsprache was sagt.
Und es sind auch die zwei berühmtesten.
Wenn ihr auf YouTube sucht, Werkmeister Harmoniak Szene, dann findet ihr einmal die Eröffnungsszene, wenn Janosch in einer Kneipe ein sehr skurriles Ballett aufführt, wo die betrunkenen Leute das Sonnensystem darstellen.
Und dann die zweite berühmte Szene ist die relativ gegen Ende des Films schon, wenn die aufgebrachte Menge ein Krankenhaus stürmt.
Wir gehen auf beides ein.
Diese beiden Szenen wurden von Rob Tregenska gedreht.
Seine Erzählung geht folgendermaßen.
Er war auf dem Sundance Festival 1998, kriegt einen Anruf von Belatar.
Belatar sagt, ey Leute, Rob, wir haben unseren Kameramann verloren, kannst du uns bitte helfen?
Komm, so schnell wie möglich.
Rob sagt, ich hatte sowieso keinen Bock auf das Festival, ich war total genervt davon, also bin ich los, ab nach Ungarn.
Kommt da in einem Filmstudio an und sieht, wie Belatar und Agnes Ranicki, seine Co-Regisseurin und Ehefrau, zusammen mit einem Jungen offensichtlich irgendeine Szene eindrehen.
Und dieser Junge war wohl nicht so auffassungsfähig.
Er hat es, Tregenska hat es ziemlich gruppig ausgedrückt und gesagt, naja, der wirkt ein bisschen geistig minderbemittelt.
Johannes FrankeJa, okay.
Florian BayerEr kommt da an, frisch vom Flug und so.
Und Bela Tarr zeigt auf einen Camcorder in der Ecke und sagt, Rob, kannst du mal filmen?
Rob hat keine Ahnung, was das für eine Kamera ist, die da liegt.
Und es ist offensichtlich ein blöder Camcorder.
Und er sagt, ey, Bela, ich hab...
Habt ein Chat-Lag, ich bin K.O., kann nicht einfach, kann ich kurz ankommen, meine Sachen abpacken ins Hotel und so weiter.
Und dann haben sie zusammen Abend gegessen.
Also er hat dann tatsächlich nicht gefilmt, sondern die haben weiter geprobt.
Und dann hat er gefragt, was mit dem vorherigen Kameramann los ist.
Und zwar Gabor Medwigi, weil er offensichtlich mit dem befreundet war.
Und hat gesagt, ey, das ist ein guter Kumpel von mir, kannst du mir erzählen, was da passiert ist?
Warum der nicht mehr dabei ist beim Projekt?
Keine Antwort gekriegt.
Okay, und dann ging es halt zum Set.
und dann haben sie halt die Szene gedreht, für die er da war.
Und er war da und dann hieß es halt, okay, jetzt drehen wir diese Krankenhaus-Szene und das soll so gehen.
Die Leute gehen da rein ins Krankenhaus, dann passiert das, dann passiert das.
Und er logischerweise, das, was jeder Kameramann macht, gefragt, Bela, welche Brennweite willst du denn haben?
Was für eine Linse soll ich denn benutzen?
Und Bela, und das kann ich mir total gut vorstellen, zahlen, zahlen, zahlen, Technik interessiert mich alles nicht, mach doch einfach.
Johannes FrankeAber da gibt es viele Regisseure, muss man sagen, die das sagen.
Die sagen, pfff, Du bist der Profi, du weißt, was du magst.
Florian BayerJa, und er nimmt dann eine 18mm Linse.
Einfach, weil er sagt, wir haben hier eine 10 Minuten Dolly-Szene.
Wie gesagt, Bilatar macht lange Einstellungen, solange sein Kodak-Film das hergibt.
Das ist seine Einschränkung.
Er würde auch 30 Minuten Szenen machen, wenn er nicht auf diesen Film drehen würde.
Johannes FrankeDer nur 11 Minuten am Stück kann.
Florian BayerGenau, und er nimmt 18mm, weil das offensichtlich bei einer langen Dolly-Fahrt am meisten von den Vibrationen einfällt.
Richtig,
Johannes Frankeja.
Florian BayerUnd dann machen sie und drehen.
Und dann werden es 5 Takes, dann werden es 10 Takes.
dann werden es mehr und mittlerweile Nacht Nummer 2 und es gibt einfach dieses Gefühl davon, es hört nicht auf.
Und es ist so wirklich und sie haben 10 Takes gedreht und dann sagt Belatar, ach so, Moment, ich möchte eigentlich, dass du ganz am Schluss, wenn dieses ganze krisige Panorama gedreht ist, wo du die ganze Zeit mit der Brennweite weit draußen warst, dann möchte ich, dass du ganz nah an unseren Hauptdarsteller rangehst und dem Janosch und dem nochmal komplett ins Gesicht drehst und das soll ganz intim sein und nah.
Katastrophe.
Johannes FrankeNatürlich, mit der Linse geht das nicht.
Florian BayerUnd dann haben sie diese Planeten-Szene als nächstes gedreht.
Und es war genau so eine Katastrophe.
Irgendwann kam offensichtlich der Produzent des Films, einer von den Produzenten, der Film wurde zusammengeklappt aus verschiedenen Mitteln.
Zu ihm hat gesagt, bitte Rob, bitte, du musst dafür sorgen, dass Bilatar irgendwie unter Kontrolle ist.
Du musst dich darum kümmern, dass das nicht komplett durchdreht.
Wir müssen diese Szene in den Kasten kriegen.
Wir verschleudern hier gerade tausende von Euro jeden Tag.
Mach irgendwas.
Und Triggenska steht dann natürlich, alter, ich bin Kameramann.
Ja, genau.
Ich bin kein Set-Supervisor.
Was soll ich hier?
Johannes FrankeGenau.
Würde ich auch nicht machen an seiner Stelle.
Ich hätte gesagt, ich mache alles, was du willst, lieber.
Ich lege mich nicht mit dem an.
Florian BayerJa.
Und dann ist es halt einfach so, sie drehen.
Und ich glaube, das ist ein ganz großer Grund, warum er Bilatar hasst.
Er hat wahrscheinlich einfach kein Geld gekriegt.
Er steht dann nämlich und fragt dann, also er hat Geld gekriegt, aber er hat auf sein Geld warten müssen.
Er fragt dann nämlich Bilatar.
Ja, wie sieht es denn aus mit Finanzierung und so weiter?
Und Belatar offensichtlich die ganze Zeit, ja, ja, alles gut, wir haben das finanziert.
Wir haben, wir haben, ist ein bisschen holprig, aber wir haben hier aus Deutschland, haben ja ein bisschen Geld aus Frankreich, haben ja ein bisschen Geld, Ah, der hängt mit drin und so weiter.
Und dann heißt es, okay, wir müssen pausieren.
Ist kein Geld da.
Wir können nicht bezahlen.
Und er sitzt in diesem Hotel in Ungarn und ruft irgendwie die Produzenten an und sagt, ey Leute, ich sitze hier gerade.
Wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht, dann fliege ich nach Hause.
Ich habe Besseres zu tun, als hier drauf zu warten, dass es weitergeht.
Johannes FrankeNatürlich.
Und er wirft Bellatar wirklich vor, absolut unehrlich ihm gegenüber gewesen zu sein, was die Finanzen betrifft.
Florian BayerUnd dann fliegt er halt irgendwann zurück nach Genf, wo er offensichtlich davor war.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd wartet darauf, dass die Produzenten ihn anrufen und sagt, ey, ich komme jederzeit zurück, aber ich muss wissen, was Sache ist.
Niemand ruft ihn an.
Johannes FrankeKrass.
Mann, Mann, Mann.
Ja, der nächste Kameramann ist am Set.
Florian BayerDer nächste Kameramann ist am Set und dann heißt es irgendwann auch nochmal, ja, der Film ist jetzt nochmal abgebrochen.
Wir wissen nicht, wie es mit dir weitergeht.
Bela Taa hat offensichtlich jemand anderen gerade.
Und das war so ziemlich das Letzte, was er gehört hat.
Und er sagt, er hat seitdem nicht mehr mit Bela Taa geredet.
Johannes FrankeKrass, Alter.
Ach, Bela.
Ach, du.
Florian BayerJa, es ist ein Interview aus dem Jahr 2024.
Das heißt, er hat über zehn Jahre nicht mit ihm geredet.
Ja,
Johannes Frankekrass, ne?
Florian BayerIch glaube, Bela Taa ist anstrengend.
Wenn wir uns...
den Darsteller von Waluschka anhören, dann ist der Lars Rudolf deutlich positiver drauf zu sprechen.
Er sagt aber auch, es war irre, es war total wild.
Wir hatten den Film fertig gedreht, der ist auf Festivals gelaufen und dann ist Bilata auf mich zugekommen und hat gesagt, ey, ich bin noch nicht zufrieden mit dieser Explosionsszene.
Wenn Janosch aus dem Haus kommt und sieht, dass es brennt, dass es Unruhen gibt, wir drehen die nochmal.
Dann haben die diese Szene.
Während der Film auf Festivals lief, der Film war fertig.
Haben die diese Szene nochmal gedreht.
Krass, Alter.
Und Lars Rudolf sagt, das war ein einmaliges Erlebnis, weil Belatar ist ein Choreograf, der sitzt meistens hinter seinem Monitor und sagt, geh du so durchs Bild, geh du so durchs Bild.
Und sagt auch Belatar, Belatar sagt immer, Inszenierung ist vor allem das Gucken, wie Menschen durchs Bild gehen und zu sagen, du gehst jetzt los, du stellst dich dahin.
Und Belatar sitzt da hinter seinem Pult, hat seinen Monitor und dirigiert alle rum.
Und zwar von der Kamera über die Schauspieler, SpielerInnen bis hin zu den KabelträgerInnen.
Alle werden von Bellatar irgendwie hin und her geschickt, damit diese Einstellungen entstehen, die sich durch den Film ziehen.
Wie gesagt, es sind bis zu 10 Minuten Einstellungen und es sind weniger und es fühlt wie langsam hat sich der Film für dich angefühlt.
Johannes FrankeIch glaube, dass Rob und die anderen Kameraleute nicht viel Einfluss auf die Bildgestaltung hatten.
Auch wenn du sagst, der hat die wichtigsten, tollsten beiden Einstellungen dieses Films gedreht, das hat mit dem Kameramann relativ wenig zu tun.
Zumindest im Vergleich zu anderen Projekten, wo Kameramänner wirklich was zu sagen haben.
Während Bilatar da sitzt und wirklich alles ganz genau bestimmt.
Er hat richtig gesagt, vom Himmel bis zum Boden, alles wird ganz genau von ihm festgelegt.
Florian BayerUnd du meinst, er scheucht die Kameraleute dann auch ähnlich wie die SchauspielerInnen da rum und sagt, du stehst jetzt da und dann gehst du da hin.
Das ist wirklich krass, was dadurch entsteht.
Es wird ja bei seinen Filmen gerne so dieser Begriff Slow Cinema reingeworfen.
Ich bin echt kein großer Fan von dem Begriff.
Also zum einen, glaube ich, wird es so als Geburtsrecht des Kinos angesehen, dass es schnell ist.
Niemand spricht bei Marvel-Filmen von Fast Cinema.
Johannes FrankeOch na ja, manche schon fast food-mäßig.
Florian BayerAber vor allem, Bellatar hat ja nicht diese statischen Einstellungen, wo gar nichts passiert, sondern bei Bellatar ist immer eine gewisse Bewegung drin und ein gewisser Flow drin in diesen einzelnen Momenten.
Johannes FrankeDas sieht man in dem Film null.
Florian BayerDas stimmt.
Johannes FrankeDer Film sieht aus wie von einem Kameramann.
Florian BayerUnd zwar Belatar.
Wahrscheinlich hast du recht.
Ich will nicht auf Belatar kacken.
Ich habe ja erwartet, dass du drauf kackst und mich die ganze Zeit verteidigen musst.
Johannes FrankeNein, also Belatar als anstrengende Person geschenkt.
Aber wenn ich mir nur den Film anschaue und auch alles ignoriere, was vielleicht in eine Richtung geht, die ich gar nicht so toll finde an Interpretationen, weil der Film so viele Möglichkeiten offen lässt.
ist da auch gar nicht so viel, wo ich anecken kann und sagen kann, das finde ich scheiße von Bellatar oder sowas.
Sondern ich kann so viel reingeben von mir selbst in den Film, während ich ihn schaue.
Und deswegen ist er auch, glaube ich, für mich nicht so wahnsinnig slow.
Beziehungsweise, ja, er ist natürlich slow, was du sagst.
Alles das stimmt, das sind lange Einstellungen.
Und ich würde jedem angehenden Filmemacher sagen, du hast eine Kurzfilmidee.
Könnte vielleicht auch für einen Langfilm reichen.
Musst nur zehn Minuten vor der Szene einsteigen und zehn Minuten nach der Szene wieder rausgehen.
Aber trotzdem glaube ich, dass je nachdem, was...
Wer vor dem Film sitzt, gibt etwas in den Film hinein und bekommt entsprechend etwas heraus.
Florian BayerJa, versuchen wir mal ganz kurz, bevor wir auf einzelne Szenen gehen, zu überlegen, was die Einstellungen allgemein auszeichnen, weil es gibt diese Bela-Tar-Handschrift.
Was ich total faszinierend finde, ist, dass wir immer diese Bewegungen haben, die Kamera folgt Janosch und verliert ihn dann mal.
Schwenkt mal zu einer anderen Person, bleibt an dieser anderen Person hängen, Janosch verlässt einen Raum und wir sind...
Plötzlich bei jemand anderem.
Möchtest du Tee, Flor?
Oh ja, sehr gerne, bitte.
Dadurch haben diese Einstellungen, obwohl sie so auf Janosch konzentriert sind, immer was ein bisschen Weiteres, ein bisschen Größeres.
Wir haben einfach Eindrücke aus dem Dorf, weil wir immer mal wieder in Momenten darauf hängen bleiben, was da passiert.
Johannes FrankeJa, total.
Florian BayerUnd auch so ganz viel Trivialitäten.
Wir bleiben in dieser Suppenküche drauf hängen, wie dieser eine Typ von der Frau seine Suppe kriegt und sie schmachtet ihn an und dann fangen sie an zu knutschen.
Oh.
Und es hat ja nichts mehr mit der Geschichte von Janusz zu tun, auch nichts mit der Geschichte von dem Widerstand.
Aber die Kamera bleibt einfach mal noch eine Minute da drauf und wir dürfen da noch eine Minute zuschauen.
Johannes FrankeEine Faszination für diese Menschen, die da sind einfach.
Und dann hat er gesagt, knutscht euch auf unangemessene Art und Weise zu den Zuschauern unangemessener Art und Weise.
Florian BayerKnutscht, als ob ihr noch nie in eurem Leben geknutscht hättet.
Johannes FrankeDas ist ein bisschen seltsam, wirklich.
Aber ja, also bei diesem Film lohnt es sich ja fast, die 39 oder 36 Einstellungen einzeln durchzugehen, aber das glaube ich müssen wir nicht machen.
Aber ich finde, es gibt einfach Einstellungen, die hervorstechen, die interessant sind und andere Sachen, die so ein bisschen, ja, okay, die Story weiterbringen.
Aber im Grunde, dadurch, dass es nur 36 sind, wirken die auch alle sehr handerlesen.
Florian BayerTotal.
Johannes FrankeUnd man kann eigentlich zu jedem Einzelnen irgendwie was sagen und finden, was daran toll ist.
Und einen eigenen Kurzfilm quasi haben.
Florian BayerLass uns doch mal kurz Butter bei die Fische machen.
Johannes FrankeDie erste Szene?
Florian BayerDie erste Szene.
Johannes FrankeWahnsinn, oder?
Florian BayerEs ist natürlich leicht, sich in einen Film zu verlieben, wenn man das am Anfang präsentiert bekommt.
Johannes FrankeIch glaube, das ist der große Geniestreich dieses Films und Bellatars, dass er es schafft, gleich am Anfang die Leute reinzuziehen mit dieser Szene.
Und deswegen glaube ich auch, diese Szene sagt, wie der Film zu lesen ist.
Nämlich optimistisch.
Weil seine Erzählung ist ja sowas von reinziehen.
Der erzählt mir das so, dass ich sofort an ihn seinen Lippen hänge, die ja synchronisiert werden.
Aber so toll erzählt und so toll mit diesen betrunkenen Leuten in dieser Kneipe, die alle willfährig mitmachen und sagen, ja komm, schick mich in der Gegend rum, dreh mich als Mond um die Sonne und um die Erde.
und dann erzählt er diese Geschichte von dieser Mondfinsternis.
Oder Sonnenfinsternis.
Und dann ist das Licht weg und alles bricht in sich zusammen.
Jede Hoffnung lassen wir fahren und denken, oh mein Gott, es wird nie wieder hell werden.
Und dann plötzlich kommt der Lichtschein wieder.
Und er erzählt das so gut, dass ich so drin bin und glaube, dass uns der Film halt nur bis zur Sonnenfinsternis führt.
Und den Rest müssen wir dann uns halt denken.
Florian BayerMüssen wir drauf hoffen.
Johannes FrankeUnd deswegen ist die Hoffnung da.
Florian BayerJa.
Also in dieser ersten Szene ist auf jeden Fall natürlich die Hoffnung.
Es ist auch so schön, dass wir haben diesen Tanz, der aufgeführt wird mit den Betrunkenen.
Und die wirkten alle ein bisschen unbeholfen.
Und Janosch muss den Mond, der sich um die Erde dreht, noch mal so ein bisschen zurechtrücken, damit die nicht die ganze Zeit aneinanderstoßen.
Und der Typ, der die Sonne spielt, steht da und macht die ganze Zeit mit den Fingern nach oben und nach unten.
Und es ist einfach eine unglaublich liebevolle Szene.
Und auch hier natürlich der Trick mit der Musik.
Wenn dann Janosch sagt, und jetzt ist es am finstersten.
die Sonne ist nicht mehr zu sehen, aber Moment.
Und dann setzt diese Klaviermusik ein, die eigentlich eine relativ simple, minimalistische Musik ist.
Nochmal Michaly Wieck, der eigentlich auch immer die Musik für Billard-Hass-Filme macht.
Und dann kommt es, aber die Sonne kann sich wieder zeigen.
Das ist auch nur ein kurzes Schauspiel.
Und im Hintergrund diese Klaviermusik, natürlich, man ist total emotional bewegt dabei.
Johannes FrankeAbsolut.
Ich finde die Musik wirklich sehr, sehr, sehr gut gemacht, muss ich sagen.
Sehr gut eingesetzt, sparsam, genau in den richtigen Stellen und setzt auch richtig ein.
Ich finde es ganz toll.
Florian BayerDie Musik bringt diese Melancholie rein, die man sonst vielleicht nicht hätte auch.
Weil der Originaltitel des Buches ist ja Melancholie des Widerstands.
Johannes FrankeJa, genau.
Florian BayerUnd offensichtlich hat Bilatar nur die Mitte davon verfilmt.
Also, Laszlo Krasná Horkaj.
schreibt die Drehbücher auch für Bilatar.
Und Bilatar hat gesagt, ich glaube, das ist alles zu viel.
Und vor allem, nachdem wir 450 Minuten Satan Tango gemacht haben, lass uns den Zuschauern eine Pause gönnen.
Und hat dann gesagt, wir nehmen nur den Mittelteil.
Und der Mittelteil heißt offensichtlich Werkmeister Harmoniak.
Und es gibt davor noch einen großen Teil und danach noch einen großen Teil.
Und Bilatar hat sich dazu entschieden, das Ding zu verfilmen, nachdem er Lars Rudolf kennengelernt hat.
Er fand nämlich das Buch toll, aber er hat gesagt, sagt, ah, wir haben...
Uns fehlt so ein bisschen die Vision dafür, das zu verfilmen.
Und dann hat er, wo Lars Rudolph getroffen hat, gesagt, das ist mein Janosch.
Der ist das.
Den will ich.
Johannes FrankeDer hat in Berlin einen Workshop gegeben, glaube ich.
Und bei Workshops kennengelernt.
Und dass dann drei Leute aus Deutschland da reingekommen sind.
Also die Finanzierung legt das ein bisschen nahe.
Das ist aus Frankreich, Deutschland und Ungarn, glaube ich.
Das sind die drei Länder gewesen.
Florian BayerEs ist ein Flickenteppich, aber ja, Deutschland und Frankreich werden wohl das meiste gegeben haben.
Ich habe es irgendwo.
Es gibt ein Interview mit Bilatar, wo er sagt, wie er sich das zusammengesucht hat.
Wo er übrigens auch sehr viel Mitgefühl für seine Schauspieler äußert, für die das ziemlich hart ist.
Dass sie nicht wissen, ob der Film fertig finanziert ist.
Wo er irgendwie sagt, wie viel Prozent von Deutschland kommen und wie viel Prozent...
Ah, die Hälfte des Geldes kam aus Ungarn.
Also ungefähr 1,5 Millionen Dollar.
Die Hälfte kam aus Ungarn.
Genau, es gibt einen von Paul Sadun, der war Co-Produzent aus Frankreich, der sagt, die Hälfte des Geldes kam aus Ungarn und dann kam wohl nochmal so ein Drittel aus Deutschland, ein Drittel aus Frankreich.
Aber er spricht von jedem Geld, was sie zu der Zeit zur Verfügung hatten und es fehlt ihnen noch Geld.
Also es ist ein Interview wirklich zum Dreh.
Ja, es war schwer.
Es war ein Flickenteppich, es war zusammengesucht, aber Deutschland war dabei.
Johannes FrankeLars Rudolph.
Ich finde ihn toll, muss ich sagen.
Und ich verstehe auch, dass Vellatar gesagt hat, ah, Da brauche ich wirklich jemanden ganz Besonderes.
Da brauche ich jemanden, der diese Melancholie und diesen Blick für die Schönheiten, der naive, aber auch intriguing Blick von ihm, dass man so eine Person erstmal finden muss, die den hat.
Und ich finde, Lars Rudolf hat den total.
Er ist unglaublich cool.
Ich liebe es, ihm durch seine Augen das alles zu sehen.
Und ich glaube auch, dass es einen großen Teil dessen ausmacht, warum ausgerechnet ich den Film jetzt so toll finde.
weil ich mich sehr stark in dem sehe einfach.
Als Künstler, weißt du?
Er hat ja einen sehr künstlerischen Blick auf die Welt.
Ja,
Florian Bayerabsolut.
Johannes FrankeUnd er ist voll der Stand-In für den Künstler, vielleicht auch für den Künstler Belatar.
Vielleicht, dann müssen wir mal gucken, was der Film damit vielleicht sagt oder nicht sagt.
Aber irgendwie ist er derjenige, der da durchgeht und die Welt mit bestimmten Augen sieht.
Florian BayerJa, er ist auf jeden Fall auch der Naivling, ne?
Johannes FrankeJa.
Florian BayerJa.
wir haben ja irgendwie, der Film ist ja politisch aufgeladen und er ist eher der, der entweder sich raushalten will oder der sagt, er macht, was ihm befohlen wird.
Also wenn man es negativ interpretieren wollte, könnte man sagen, ey, der lässt sich so leicht rumscheuchen und dann kommt diese Tünte, die Ex-Frau von Esther und sagt zu ihm, du musst mir helfen, du musst das und das und das machen und wir merken, okay, du musst mir helfen, einen Polizeistaat aufzubauen und du musst die hier überwachen und so und er macht das alles.
Johannes FrankeAlso ich habe echt ein paar Mal aufgeschrieben, warum lässt er sich so rumkommandieren?
Warum muss der alles das machen, was die da sagt?
Hat die ihn irgendwie in der Hand oder sowas?
Ich weiß nicht.
Ihr erster Auftritt allerdings, muss ich sagen, da habe ich aufgeschrieben, uh, heute Tante.
Oh nein, warum habe ich das aufgeschrieben?
Florian BayerHanna Schigula, unsere zweite deutsche Schauspielerin.
Wir kennen sie aus Fassbinder-Filmen.
Sie war eine von den großen Fassbinder-Darstellerinnen.
Wir haben sie in Warum läuft Herr Amok und auch in Angst, Essen, Seele aufgesehen.
In beiden Filmen spielt sie mit.
Und sie hat so ziemlich in jedem Fassbinderfilm mitgespielt.
Ja, sie ist hot.
Johannes FrankeSchon, oder?
Ja, schon.
Ach, Mann.
Ja, also ich mochte sie am Anfang sehr, bis sie dann irgendwann bei dem Polizeichef tanzend und singend war.
Da war ich dann irgendwann, oh, schade.
Na gut.
Florian BayerAber kommen wir nochmal zurück, weil im Moment sind wir noch bei Janosch.
Nochmal zurück zur Erschöpfungsszene.
Also wir haben, Janosch ist irgendwie naiv und Janosch ist aber auch offensichtlich ergeben im Sinne von, er will den Menschen wirklich einfach helfen und Gutes tun.
ermacht.
ohne zu mochen dieser Arbeit.
Und natürlich hat man die ganze Zeit das Gefühl, oh, der wird vielleicht ausgenutzt.
Johannes FrankeJa, aber irgendwie hat er auch, ich finde auch, dass diese Kneipenszene sehr dafür spricht, dass er ein gutes und wichtiges Mitglied dieser Gesellschaft ist, ohne zu sehr draußen zu stehen.
Schon ein bisschen so, weil er einen bestimmten besonderen Blick auf die Welt hat.
Aber die bitten ihn ja geradezu, das mit ihm zu machen.
Die sagen ja, du...
du mach mal nochmal, zeig uns doch nochmal, wie das läuft und so.
Florian BayerUnd wie sie ihn respektieren in diesem Moment.
Der Wirt, der hat keine Autorität.
Der Wirt sagt, ey Leute, ihr besoffenen Mistkerl, jetzt haut endlich ab und keiner hört auf ihn.
Aber wenn Janosch anfängt, wirklich diese bulligen Typen zu nehmen und Janosch ist nicht der Stärkste, nicht der Größte und die dann hinzustellen und zu sagen, du stehst da und du stehst da und die machen alle einfach mit.
Johannes FrankeDie haben so Spaß mit ihm, das ist so schön.
Und das ist so, ich glaube, so etwas Ähnliches war bei dem Fußballfilm, den wir besprochen hatten.
Wie hieß der?
Florian BayerNordkurve.
Johannes FrankeNordkurve, genau.
So dieses, er ist ein bisschen anders als die anderen, aber er gehört einfach dazu.
Alle sagen, okay, vielleicht verstehe ich nicht alles, was du sagst und ich bin nicht ganz in deiner Welt verankert, aber du gehörst in dem Moment, wo wir das hier machen, gehörst du einfach dazu.
Und du bist vielleicht sogar mehr als nur dazu gehören, sondern als Dirigent da, um uns irgendwie...
Ja.
Und dann zu dir gehen.
Florian BayerIch glaube, was die Menschen an ihm schätzen und was wir auch dann während des Films irgendwann an ihm schätzen, er ist der, der noch Träume ermöglicht und der Träume lebt.
Er ist der Einzige, der den Wal sehen will.
Und er ist der Einzige, der den Anblick dieses großen Tieres, dieses...
großen Kadavers irgendwie zu schätzen weiß und sagt, okay, wir haben hier eine besondere Erfahrung, die sollte man erleben.
Johannes FrankeAlso er sieht da offensichtlich was anderes als andere.
Wobei ich mich frage, warum sind sie alle auf dem Markt um den Wal versammelt, wenn keiner den Wal angucken will?
Florian BayerDas ist krass, ne?
Niemand will den Wal sehen.
Janosch ist der Einzige, der den Wal sehen will.
Und auch wieder eine Szene und schon wieder eine Szene, wo diese Klaviermusik kommt.
Und wieder so eine melancholische Szene, wie Janosch einfach um diesen Wal herum geht, tief ins Auge blickt.
und einfach angetan ist.
Johannes FrankeIch finde es total großartig.
Die Szene ist super.
Florian BayerFantastisch auch, weil, genau, Béla Tart dreht in Schwarz-Weiß.
Béla Tart, ein unglaubliches Gespür für Kontraste zwischen Helligkeit und Dunkelheit.
Und wir haben hier eine Szene in diesem Container, in dem der Wal steht, wo mehr als 50% des Bildes im Schwarz verschluckt werden.
Johannes FrankeEine gute Bildkomposition.
Er kriegt das echt hin, diese Spannung im Bild auszuhalten.
Also auch dieses...
Negative Space, wie man es nennt, wo nichts ist.
Das einfach auszuhalten und damit klar zu kommen, dass du halt einfach nur dieses Auge und dann eher wie er rankommt und so, dass man das einmal sieht.
Und man hat so ein, ohne dass es zu klaustrophobisch wird, ist es ein sehr enges Bild.
Du kommst ja in diesen großen Teil, wo der Wal drin ist, kommst du nicht weit weg davon.
Du kannst den Wal nicht als Ganzes betrachten.
Du kannst ihn nur in seinen Details betrachten.
Was ich auch sehr spannend finde in der Überlegung, in der Interpretation der ganzen Sache.
Florian BayerGanz am Schluss sehen wir den Wal ja einmal in seiner ganzen Größe.
Johannes FrankeGenau, ganz am Schluss, wenn das Ganze desillusioniert dasteht.
Florian BayerUnd dann sehen wir auch zum ersten Mal, wie verrott dieses arme Geschöpf ist, dessen Kadaver wahrscheinlich schon seit Jahren von Stadt zu Stadt gefahren wird.
Sollte auch eigentlich ziemlich stinken.
Johannes FrankeJa, wahrscheinlich, ja.
Florian BayerJa, irgendwie wächst uns Janosch ans Herz.
Und Janosch ist ganz wichtig.
Und auch, dass die Kamera, dass wir Janosch folgen, dass wir ganz oft seinen Blick haben.
Sehr viele von unseren Einstellungen sind Janosch, der durch die Stadt...
geht und die Kamera hängt an seinen Schultern und dann bleibt sie mal irgendwo an einem Plakat hängen, an dem Zirkusplakat oder an anderen Menschen, aber sie ist trotzdem, er ist einfach das Epizentrum dieses Films und auch das Herz dieses Films.
Umso schlimmer, was mit ihm nachher passiert.
Johannes FrankeUnd das ist halt das, was glaube ich tatsächlich dazu führt, dass ich den Film von Anfang bis Ende gucken will.
Er ist wirklich derjenige.
Und wenn du sagst, die anderen Filme von Bilatar haben so dieses Herz nicht so sehr.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeDann sind die anderen vielleicht auch wirklich nichts für mich.
Und da hast du den richtigen rausgesucht.
Ja,
Florian Bayeres ist auch tatsächlich mein liebster Bellatar-Film.
Also ich finde, Sadantango ist halt einfach, das ist einfach mal eine Ansage, wenn du 450 Minuten einen Film guckst, dann weißt du, das ist auch Arbeit.
Und das Turiner Pferd ist halt schon sehr düster.
Und da klebt er auch an zwei Menschen, aber da ist alles so abgefuckt düster.
Johannes FrankeOkay, weil die Düsternis hier, finde ich, wird voll aufgefangen von dieser ...
Hoffnungsfigur Janosch, die natürlich am Ende irgendwie, da können wir noch drüber reden, was da passiert und was das bedeutet oder nicht bedeutet und wie sehr uns das runterzieht.
Aber ich finde, dass diese Figur einfach viel ausmacht.
Wollen wir in die anderen Sachen reingehen?
Wer ist denn noch so da?
Florian BayerWir haben relativ früh haben wir diese Einstellung von Esther.
Es gibt zwei Einstellungen von Esther früh im Film.
Die erste ist, wie er komplett einfach wie ein hilfloser alter Mann wirkt, dem geholfen werden muss.
Und zwar einfach nur die Einstellung, Janosch kommt zu ihm nach Hause, hilft ihm ins Bett, hilft ihm seine Kleider auszuziehen.
verhängt die Fenster, räumt auf und geht wieder.
Das ist seine 7-Minuten-Einstellung übrigens.
Johannes FrankeIst das sein Job?
Er ist doch eigentlich derjenige, der Sachen austrägt.
Keine Briefe und so.
Florian BayerJa, es ist ja so sehr abstrakt, wie dieses Dorf funktioniert.
Wir wissen ja auch nicht, in welcher Zeit wir sind so genau.
Und ich weiß nicht, dieser Hubschrauber zum Beispiel am Ende ist ja auch so ein Irritationsmoment, weil das eigentlich moderner ist als den Rest, den wir sehen.
Ich glaube, das Dorf wird so erzählt, dass so ein...
ein bisschen jenseits von marktwirtschaftlicher Logik funktioniert.
Jeder hat seine Rolle im Dorf und seine Aufgaben.
Die Aufgabe von Esther ist es offensichtlich, der Musiktheoretiker zu sein, den viele respektieren, aber den keiner versteht.
Johannes FrankeDer Intellektuelle.
Florian BayerDer Intellektuelle.
Und die Aufgabe von Janosch ist es, sich halt um Sachen zu kümmern und vor allem auch um Menschen zu kümmern.
Und deswegen macht er das einfach ohne Bezahlung wahrscheinlich.
Johannes FrankeEs ist auch tatsächlich, muss man sagen, dieser Film macht viel in Funktionen.
Die Figuren sind in Funktionen.
gesetzt.
Er ist der Intellektuelle, er ist der, der andere ist derjenige, der Sachen filmt und macht, der andere ist die, die Frau ist die, die den Faschismus will.
Keine Ahnung, weiß ich nicht, keine Ahnung, irgendwie.
Aber es sind so klare Bilder, höhlengleichen Bilder.
Florian BayerAuf jeden Fall und Belatar würde dich zerreißen dafür, weil Belatar sagt in Interviews, Belatar ist so ein scheiß prätentiöser Künstler, der sagt, ach Interpretier es doch selbst.
Ich werde dir diesen Film jetzt nicht erklären und was ich dabei gedacht habe.
Johannes FrankeNein, aber das würde ich als Künstler auch nicht wollen.
Also wenn ich jetzt ein Bild male, würde ich nicht mit anderen Leuten vor diesem Bild stehen wollen und sagen wollen, das ist übrigens, was ich mir dabei gedacht habe.
Mach dir deine einen Gedanken.
Florian BayerJa, aber warum nicht auch mal zu...
Johannes FrankeAber willst du dein eigenes Werk so rausinterpretieren?
Das ist wie bei Donnie Darko, wenn du dann so viel Interpretation raushörst und sagst, das ist übrigens, darum geht es in dem Film.
Und so viele Leute sitzen drumherum und denken, aber ich habe mir doch das gedacht.
Nein, du musst dir das denken.
Das ist meine Interpretation.
Florian BayerAber wenn man nicht so hermeneutik Leute hat, dann kommen die doch damit klauen, können trotzdem ihre eigenen Gedanken haben.
Johannes FrankeJa, weiß nicht.
Also ich...
Ich finde, dass Belatar damit sagt, weil er das wirklich komplett ablenkt.
Jedes Mal, wenn jemand mit einer politischen Aussage kommt zum Film, sagt er, Alter, lass es.
Es hat nichts mit irgendwas zu tun.
Das sind einfach nur Menschen, die mit anderen Menschen interagieren.
Das war's.
Mehr gibt's nicht.
Und ich finde, dass er damit eine Distanz aufmacht und damit auch den Möglichkeiten Raum gibt, viel mehr zu interpretieren.
Also auch indem er sagt, interpretiert nicht, gibt er den Raum für mehr Interpretationen als nur eine.
Ja, indem er sagt,
Florian Bayerdenk nicht daran, denkst du automatisch an zehn verschiedene Dinge, an die du nicht denken sollst.
Und der Film ist, also er hat natürlich, er hat natürlich was politisches, aber er hat auch dieses, was du sagst, dieses Gesellschaftsgleichnis-Moment.
Und er hat auch was Spirituelles und das würde Belatang noch mehr hassen, wenn wir sagen, dass er was Spirituelles hat.
Johannes FrankeAber volle Kanne.
Florian BayerSteckt da drin auf jeden Fall, dieses ganze Wahlgleichnis.
Wir können nochmal zu Jona und dem Wal was sagen.
Johannes FrankeOkay.
Florian BayerAber der Wal steht natürlich auch irgendwie für sowas Spirituelles.
Ich würde nicht sagen, dass das ein Stand-in für Gott ist, sondern er ist einfach vielleicht so ein Bild für den Glauben und für irgendwie die Hoffnung auf etwas, was außerhalb des Hier und Jetzt ist, außerhalb des Materialismus.
Johannes FrankeGehen wir jetzt voll in den Wal rein?
Nee, noch nicht.
Florian BayerWir bleiben kurz noch bei Esther.
Johannes FrankeOkay, okay.
Florian BayerGenau, also wir haben jetzt eine Einstellung, sieben Minuten, wie Esther ins Bett gebracht wird und seine Wohnung aufgeräumt wird.
Man kann ab und zu mal dazu sagen, wie lange diese Einstellungen sind.
Und wie die Kamera dann wirklich mitfährt, wie Sachen passieren, die einfach sind.
Johannes FrankeIch finde das eben aber auch wichtig, zu sagen, wir haben nicht einfach nur eine statische Kamera.
Der hat nicht einfach nur einmal die Kamera aufgestellt und gesagt, und jetzt macht mal und ich gehe dabei schlafen.
Sondern er hat wirklich genau choreografiert und deswegen denke ich auch, dass der Kameramann Teil der Choreografie eben ist.
Es ist ja auch oft so, dass wenn eine bewegte Kamera entsteht, du quasi einen Tanz zwischen Schauspielern und Kameramenschen hast.
Und hier ist es ganz besonders stark so, dass das wirklich ein Tanz ist, eine Choreografie, wo landet die Kamera, was für ein Bild kann entstehen, was kann dann da passieren und wie halte ich das aus.
Wo ich es beim ersten Mal in ganz einfacher, simpler Form gesehen habe, ist dieser Lastwagen, der den Wahl erst bringt, der von ganz, ganz hinten kommt.
Und ich schon denke, ja, welchen Vorteil hat das jetzt?
Also ich kann ja eigentlich als Zuschauer abstrahieren, wenn ich einen Lastwagen kommen sehe, dass der ja da hinten gestartet ist.
Ich muss ja nicht sehen, dass der da hinten startet.
Aber der macht das und der fährt ganz langsam auf mich zu.
Aber er entwickelt auf dem Weg dahin immer wieder neue Bilder.
Obwohl es nur der Laster ist, der auf mich zukommt.
Und wenn er dann direkt an der Kamera vorbeifährt, entsteht da so ein riesiges...
metallenes Kolossteil, was den ganzen Frame ausfüllt.
Und es sieht großartig aus.
Ich liebe dieses Bild.
Florian BayerWir haben diese höllischen Augen, die Scheinwerfer von ihm.
Das Erste, was wir sehen, die wirklich durch die Dunkelheit durchstechen als einziges.
Es ist schon geil.
Und es ist auch eine lange Szene.
Johannes FrankeUnd da kann ich voll verstehen, wenn Bellatar sagt, naja, mach mal nochmal, ich hab vielleicht noch einen Gedanken dazu.
Und dann machen die vielleicht fünfmal dasselbe und die Leute denken schon, Alter, der schikaniert uns nur.
Aber nein, das ist sein Prozess.
Er muss einfach fünfmal gesehen haben, was da passiert, um auf einen weiteren Gedanken zu kommen.
Ich kann es total verstehen.
Das ist wie wenn du vor einer Leinwand sitzt und hier noch ein Blau und da noch ein Orange und da noch mit vielleicht moderneren Bildern oder sowas.
Aber dass du ein Gefühl dafür entwickelst.
Du musst das probieren.
Du musst das oft genug sehen, um rauszufinden, was stimmt noch nicht.
Florian BayerJa, ich gucke gerade, wie lange die Szene ist mit dem LKW.
Ich glaube fünf Minuten.
Johannes FrankeJa, das kann voll sein.
Florian BayerDie zweite Szene, in der Esther zu sehen ist, ist dann diese, die so ein bisschen so ein intellektuelles Kernstück des Films ist, nämlich die, in der Esther wie ein Podcaster in seinem Diktiergerät redet und erzählt, dass er dem Musiktheorie, die es seit Werkmeister gibt, dass die ein großer Schwindel ist und dass er zurück will zu irgendeiner Form von natürlichen Klängen und dass Werkmeister und Bach voll die Arschlöcher sind, die uns vorschreiben, wie wir unser Klavier zu stimmen haben.
Dabei könnte man es doch ganz anders stimmen.
Und was soll das?
Warum halten wir uns alle an diese...
400 Jahre alten Trottel.
Johannes FrankeIch weiß nicht, woran es gelegen hat.
Entweder hat er zu verklausuliert geredet oder ich habe die Untertitel nicht schnell genug lesen können, weil er doch, manchmal waren die Untertitel recht schnell, muss ich sagen.
Und man hört das so, dass das Original, den Originalton Ungarisch und liebt es.
Ich würde es nicht synchronisiert gucken wollen, aber die Untertitel sind manchmal sehr schnell.
Und ich hatte das Gefühl, dass mich das wirklich, ich habe an dem Thema nicht so richtig andocken können.
Obwohl es ein interessantes Thema ist in der Recherche und so.
Ach, was hat dieser Typ gemacht?
Ach, Werkmeister, aha, um die Zeit.
Drei Fun Facts und so weiter.
Spannend, aber im Film beim Gucken.
Weiß ich nicht.
Denke ich die ganze Zeit, ja, dann intellektuell sehr vor dich hin.
Ich gucke mir die Bilder derweil an.
Florian BayerKann ich voll nachvollziehen.
Vor allem, weil ich habe die Szene dann nochmal geguckt, weil ich nochmal wissen wollte, worüber er redet.
Johannes FrankeJa, siehst du.
Florian BayerUnd dann habe ich nochmal, wie ich schon gesagt habe, nachgeschlagen und geguckt und versucht, das zu verstehen.
Ich bin kein Musiktheoretiker, deswegen habe ich es nicht verstanden.
Johannes FrankeRichtig,
Florian Bayerich auch nicht.
Was bei mir hängen geblieben ist, ist einfach dieses Grundgefühl vom wohltemperierten Klang.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd seine Kritik daran.
Und jetzt schlage ich einen sehr großen Bogen und das hat nichts mit dem zu tun.
Was Bilatar gemeint hat, wir kennen den Begriff der wohltemperierten Trausamkeit als Nazi-Begriff.
Und wenn man sich das betrachtet und gerade weil in dem ganzen Geschehen des Films dann ja auch diese, wir sehen die Gewalt, die vom Widerstand ausgeht, wir sehen die Gewalt, die von den Rebellen ausgeht, wir sehen nichts von der Gewalt, die von der Obrigkeit ausgeht, die versucht es zu bekämpfen.
Aber wenn wir sehen, was das mit Janosch macht, dann haben wir das Gefühl, okay, das wollen wir auf keinen Fall.
Und das ist vielleicht auch dieses, wenn wir das Bild nehmen, einfach von wohltemperierten...
Von einer wohltemperierten Einstellung beim Klavier, dass du sagst, du stimmst alle Töne so ein bisschen anders und versuchst so eine Harmonie zu erzwingen, damit du alle 24 Tonarten spielen kannst, weil darum geht es.
Offensichtlich geht es hier nur um einen Trick, dass du ein Instrument benutzen kannst, ohne das umstimmen zu müssen.
Dann ist es vielleicht das, was das Militär macht.
Und so krass und schräg diese Aktionen der Aufrührer sind, die wir sehen, ist vielleicht das andere, diese wohltemperierte Grausamkeit der Ordnung, deutlich schlimmer.
Vor allem zu Menschen wie Janosch.
Ja.
That's my take zu diesem intellektuellen Batzen.
Ansonsten kann ich dir vollkommen zustimmen.
Es ist nicht wesentlich zu verstehen, wie Bach und Werkmeister funktioniert haben, um den Rest des Films genießen zu können.
Johannes FrankeWas ich mitgenommen habe aus diesem Gebrabbel, was auch später sich nochmal, er zitiert sich selbst ja nochmal und sagt dann nochmal, ich hab's wieder umgestimmt und so.
Also über den Film gibt's glaube ich drei Szenen, wo er darüber redet so ein bisschen.
Und was ich nur mitgenommen habe ist, dass er den Sündenfall in der Musik in der Harmoniere von Werkmeister sieht und sagt, das ist scheiße gewesen, das war ein Kompromiss, den wir nicht hätten machen sollen.
Und seitdem ist die Welt verstimmt.
Wir bewegen uns auf dem falschen Grund.
Wir müssen zurück zum eigentlichen Göttlichen.
Und da wird es auch spirituell.
Florian BayerAuf jeden Fall, zum natürlichen Klang.
Interessant, dass ausgerechnet er sich dann zum Büttel machen lässt von Tünde, seiner Ex-Frau und dem Polizeichef und die Unterschriften für sie sammelt, dass die Ordnung wiederhergestellt wird.
Johannes FrankeDamit sie nicht bei ihm einzieht.
Florian BayerJa,
Johannes Frankewas für eine geile Drohung, oder?
Ich mach dir dein Leben zur Hölle, indem ich bei dir einziehe.
Florian BayerUnd so attraktiv diese Tünde auch ist, wenn sie dann bei Janosch ist und ihm erzählt, ich habe hier meinen Koffer.
Und wenn wir das nicht hinkriegen, dann muss ich wohl wieder bei ihm einziehen.
Johannes FrankeDieses Drohpotenzial.
Und du stellst dir vor in diesem Moment, wie ist es mit dieser Frau zusammenzuleben?
Und es wird kalt.
Du weißt das aber auch schon, weil der Typ so reagiert, ne?
Ja.
Also es ist ja nur...
Schon allein aus seinem Gesicht sehen wir, okay, das wollen wir nicht.
Auf keinen Fall.
Oh Mann.
Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das so geil finde, dass sie jetzt...
Das ist halt so ein bisschen so dieses Lady Macbeth-mäßige, so dieses, die Frau, die dann im Hintergrund die Strippen zieht und ihre Machtfantasien auslebt.
Sie ist es, glaube ich, nicht.
Ich glaube, sie...
Und der eigentliche Faschist, den wir hier im Film haben, ist ja der Polizeichef,
Florian Bayerder zum Radetzky-Marsch mit seiner Pistole rumspielt und diesen irren Tanz mit Hünder aufführt.
Johannes FrankeAber was macht sie?
Sie tanzt mit ihm.
Florian BayerNatürlich, sie tanzt mit ihm.
Sie ist ja auch voll mit drin.
Johannes FrankeSie nimmt es ja, also natürlich hat sie nichts davon geplant oder sowas, aber ich glaube, sie nimmt am richtigen Moment die Gelegenheit beim Schopfe und sagt, okay, und ich werde jetzt auf der Seite stehen, wo wir richtig viel Spaß haben im Leben.
Florian BayerNee, wir haben hier zwei Faschisten einfach vor uns.
Ziemlich eindeutig und die ja auch...
Die offensichtlich nichts mit dem Zirkus zu tun haben, die auch die Agitation gegen den Zirkus verwenden für ihr eigenes Projekt.
Also sie sagen ja, oh Gott, die Gesellschaft fällt auseinander und jetzt auch noch dieser Zirkus, jetzt auch noch dieses Laster, das hier kommt.
und sie benutzen das voll und für sie kommt das total gelegen, dass sie sagen, ah jetzt haben wir einen Grund, dass wir die Ordnung wieder herstellen können wir müssen Unterschriften sammeln, wir müssen das Militär anfordern, wir haben hier einen ganz klaren Fahrplan und was in den USA passiert in diesen Tagen zeigt uns, es gibt Fahrpläne und Eskalationen, die man provozieren kann und womit man relativ nah und relativ schnell in Richtung Polizeistaat wandert.
Johannes FrankeMal egal, was Bilatar dazu sagt, wenn wir hier reden über seinen Film, aber glaubst du, dass er damit sagt, dass wir auf dem falschen Glaubenssystem sitzen?
Also das ist dieser Typ, der sagt, wir sind an der falschen Stelle.
Ist Bilatar das, der das sagt oder ist das nur die Figur?
Florian BayerAlso Bilatar, Props to Bilatar.
Belatar, der sich immer wieder politisch äußert und in den letzten Jahren auch öfter zum Rechtspopulismus geäußert hat.
Wir wissen, dass Belatars Herz schlägt ganz eindeutig links.
Das ist ein Anascho.
Der ist, glaube ich, schon ordentlich.
Der ist links.
Der ist ordentlich links.
Ich glaube, das ist seine Interpretation mit diesem Wohltemperierten, was ich vorhin gebracht habe.
Ich glaube, das ist das, was man da reinlesen kann.
Und ich kann mir vorstellen, dass Bilal Talas auch unterstützen würde.
Abgesehen davon, dass er es zum Kotzen fände, wie wir über seinen Film reden.
Dass dieses Wohltemperierte, dieses Zwingen in eine Ordnung, dass das ein Schrecken für sich ist.
Und er zeigt diesen Schrecken für sich nicht in dem Film.
Aber ich glaube, er will uns damit sagen, ja, ey Leute, das wollt ihr auch nicht.
Und ja, wir sehen den Aufruhr und wir sehen die Aggression und die Gewalt und so weiter.
Und wir wissen, die sagen, sie wollen gegen diese Gewalt kämpfen.
Aber nein, nein, so machen wir das nicht.
Johannes FrankeOkay.
Übrigens zwei Funfacts zu Werkmeister, nur mal so.
Der hat ja viel auch Musik geschrieben, aber es ist eigentlich alles weg.
Es gibt nur noch ein einziges Heft mit dem Titel musikalische Privatlust von 1989.
Das sind so Stücke für Violine und Generalbass.
mehr gibt es von ihm einfach nicht mehr.
Was traurig ist.
Angeblich war er ganz gut.
Ja,
Florian Bayeroffensichtlich, weil alle haben sich auf ihn bezogen, die danach gearbeitet haben.
Bach übrigens auch.
Das wohltemperierte Klavier, das er geschrieben hat.
Er hat offensichtlich Anmerkungen gemacht, wie ein Klavier gestimmt werden muss, damit man es spielen kann.
Diese 24 Tonarten.
Und das sind anscheinend Kringel und sowas.
Und Fachleute bis zum heutigen Tag debattieren darüber, was diese Kringel bedeuten.
Wie man sich an diesen Kringeln orientiert.
Und niemand weiß 100 Prozent, wie Bach sein Klavier stimmen wollte, sondern die Leute gucken sich das an und sagen, ah, und wir drehen hier und wir drehen so.
Und es gibt mehrere Systeme, die sagen, so wollte Bach sein Klavier wahrscheinlich gestimmt haben, aber 100 Prozent trifft es keiner, weil man es einfach nicht weiß.
Und Bachs Sohn hat gesagt, der wohl auch großer Musiker war, ich durfte nicht sein Klavier stimmen und er hat mir nicht erzählt, wie er es macht.
Ich habe keine Ahnung.
Johannes FrankeWie geil ist das denn?
Ja, aber dann kann ja keiner so richtig wissen, was Bach eigentlich da, was aus seinem Klavier rausgekommen ist.
Weil es ist ja immer anders ein Stückchen.
Wenn du das Klavier anders stimmst und die gleiche Partitur spielst, klingt es halt völlig anders.
Ja, so ist das halt.
Florian BayerIch hatte sehr ausgiebige Gespräche mit Chet G.P.T.
über das Art von Tonstimmen.
Und nachdem ich dann gesagt habe, erklär es mir, als ob ich fünf wäre und ich es immer noch nicht verstanden habe, habe ich gesagt, okay, an dieser Stelle ist Schluss.
Ich habe kein absolutes Gehör.
Johannes FrankeJa, natürlich.
Ich auch nicht.
Florian BayerIch kann nicht sagen, ob das C-Dur jetzt nach...
Bach gestimmt ist oder nach dem Gleichstufigen, was wir heute haben.
Ich kann nicht mal erkennen, ob es C-Dur oder C-Moll ist.
Johannes FrankeJa, okay.
Obwohl C-Moll und C-Dur klingt schon auch ein bisschen, das eine klingt traurig.
Sagen wir so.
Florian BayerDas ist voll der Bullshit.
Das glaube ich nicht.
Musik ist sowieso komplett Metaphysik.
Johannes FrankeWillkommen beim Muss-Man-Hören-Podcast.
Florian BayerMoll muss nicht traurig klingen und ich finde, Dur kann auch traurig klingen.
Ich finde das, also mir...
Ich weiß, das erzählen mir alle Leute, die Ahnung von Musik haben.
Und ich weiß, ich habe keine Ahnung von Musik.
Für mich klingt es wie draufgepfropft.
Moll kann fröhlich klingen, Dur kann traurig klingen.
Johannes FrankeVielleicht.
Keine Ahnung.
Oh mein Gott, Plur,
Florian Bayerwas ist das für eine Musik?
Was war das?
Wo sind wir?
Johannes FrankeOh mein Gott, ich glaube...
Oh nein, wir sind in einer Self-Promo.
Florian BayerNein, shit, ganz schnell, damit wir zurückfinden.
Johannes FrankeIhr da draußen, es gibt wahnsinnig viele Wege, wie ihr uns unterstützen könnt.
Und wir brauchen Unterstützung, glaubt uns.
Florian BayerWenn ihr uns ein bisschen Trinkgeld dalassen wollt...
macht das doch bitte über bei-mir-coffee.com slash muss man sehen.
Den Link findet ihr auch in der Episodenbeschreibung.
Johannes FrankeDann könnt ihr uns gerne ein paar Euro geben, gerne auch gleich monatlich einstellen, nicht wahr?
Denn Kosten haben wir genug.
Florian BayerWenn ihr uns mit Geld zwingen wollt, einen bestimmten Film zu besprechen...
Ist das eure Chance?
Das könnt ihr nämlich über dieses Formular auch machen.
Johannes FrankeOder ihr schickt uns einfach so einen Filmvorschlag, ohne Geld.
Und Feedback gerne an johannes.at muss man sehen.de und florian.at muss man sehen.de.
Florian BayerAußerdem freuen wir uns natürlich über jedes Abonnement, egal ob bei Spotify, Apple Podcast, Deezer, Amazon Music, whatever.
Johannes FrankeWas uns total helfen würde, ist, wenn ihr uns so 5 Sterne oder Herzchen oder sonst was auch immer euer Podcatcher anbietet gebt.
Am besten auch noch gleich eine Review dazu schreiben.
Ah, super.
Fehlt noch irgendwas?
Nee,
Florian Bayerich glaube, wir haben alles, wa?
Okay, dann ganz schnell zurück in die Episode.
Johannes FrankeYes!
Kannst du dir einen anderen Beruf für Werkmeister vorstellen, der fast schon mathematisch diese Sachen fürs Klavier entwirft und sagt, so muss das genau gestimmt sein, damit das irgendwie aufgeht mit den
Florian BayerTonarten.
Ist das eine Fangfrage?
Johannes FrankeDer war im Verwaltungsdienst tätig.
Florian BayerNein.
Ja,
Johannes Frankenatürlich.
Anal fixiert.
Ich finde es super.
Ganz toll.
Florian BayerMehr muss man dazu nicht sagen.
Johannes FrankeSo, ja.
Also er hat auch das Amt des Amtsschreibers inne gehabt.
Also er hat schon echt auch andere Sachen gemacht, außer Musik.
Aber sehr passend.
Ich finde es großartig.
Florian BayerJa, großartig.
Ja, wir schaffen es.
Und nicht jede Einstellung zu besprechen.
Aber ich würde gerne nochmal eine Einstellung hervorheben.
Und zwar habe ich es kurz schon angesprochen.
dieses, der Polizeichef ist bei Tünde und die feiern, dass sie jetzt die Ordnung wiederherstellen.
Der Radetzky-Marsch wird gespielt und der spielt mit der Pistole rum.
Noch geiler als diese fünfminütige Szene ist die anschließende dreiminütige Szene, wenn nämlich immer noch der Radetzky-Marsch läuft und Janosch zu Hause beim Polizeichef ist, um dessen verzogene Gören ins Bett zu bringen.
Johannes FrankeJa.
Der eine, dieser Standfön, der da ist oder dieser Standventilator, der da ist.
in denen das eine Kind da immer reinschreit.
Florian BayerI'll be hard on you.
Ich habe es jetzt nur, englische Untertitel.
Wie übersetzen wir es am besten?
Ich mach dich fertig.
Johannes FrankeIch mach dich fertig, vielleicht, ja.
Florian BayerIch werde gemein zu dir sein oder ich werde brutal zu dir sein.
Das schreit er die ganze Zeit.
Johannes FrankeIst das das Mikro, in das Hitler und Goebbels reinschreien?
Also das war meine Assoziation.
Ja,
Florian Bayervoll.
Habe ich nicht dran gedacht, aber natürlich, weil wir haben sowieso diese Faschosymbolik die ganze Zeit dabei.
Johannes FrankeTotal.
Florian BayerUnd das Geile ist ja, wir haben die Kinder vom Polizeichef, der, der die Ordnung wiederherstellen will.
Und dann sehen wir die verzogensten Menschen, die auf nichts reagieren, die einfach nur Lärm machen und einfach nur asozial sind.
Johannes FrankeJa, und das sind die zukünftigen Führer dieser Stadt.
Florian BayerWahnsinn.
Und dann schlägt er den auch die ganze Zeit.
Der Junge hat keinen Baseballschläger, aber er hat irgendeinen Holzstock oder sowas.
Johannes FrankeJa, von einer Trommel halt.
Genau, genau.
Genau.
Florian BayerUnd dann...
ist die ganze Zeit diese Gewalt da.
Und Janosch macht überhaupt nichts.
Janosch will sie nur ins Bett bringen.
Janosch ist total lieb.
Johannes FrankeEr kann ja auch nichts sonst groß machen.
Er hat auch keine Macht darüber oder so.
Er kann nur aufgeben.
Also er geht dann irgendwann.
Florian BayerJa, er haut einfach ab.
Was soll er anderes machen?
Das ist eine komplette Niederlage.
Auch unangenehm aggressiv, da haben wir ja auch mehrere Einstellungen davon.
Wenn Janosch über diesen Marktplatz geht, wo sich die Menschen versammeln und das erste Mal haben wir die Menschen ganz ruhig da stehen.
Es gibt diese geile Szene, wo er geht an diesem Typen mit der Zigarette vorbei.
Und es wirkt kurz so, als ob die Szene eingefroren wäre, bis dann fast schon erleichternd dieser Mann an seiner Zigarette sich gesehen hat.
Er bewegt sich.
Er ist nicht nur eine Skulptur.
Und dann haben wir noch zwei oder drei andere Szenen, wo Janosch über den Marktplatz geht und es sind immer mehr Menschen.
Dann irgendwann brennen da auch die Feuer und es wird auch immer mehr gemurmel und trotzdem stehen die Menschen da.
Wir hören dieses Gemurmel und Hm.
Gerede und dann gibt es ja auch einmal diesen Zusammenstoß mit dem Typen, der ihn zwingt, was zu trinken und fragt, was er will.
Und es wirkt so krass aggressiv aufgeheizt, ohne dass wirklich was getan wird.
Johannes FrankeOhne dass wir wissen, warum die da rumstehen.
Also der Wahl ist halt da, da habe ich das erstmal in Verbindung gebracht, vielleicht versammeln die sich um den Wahl drum rum.
Florian BayerKeiner will den Wahl sehen.
Johannes FrankeAber keiner will den Wahl sehen.
Ich finde es wahnsinnig interessant, weil das offensichtlich, aber auch so eine Faszination ausmacht.
Wenn wir jetzt in diese Zirkus...
Metapher reingehen.
Wir haben ja über der blaue Engel geredet.
Und da ist das auch so, dass das Verruchte, das ist ja nicht erlaubt, so richtig.
Also, das soll man ja nicht.
Aber es ist ja interessant.
Also kann man sich ja vielleicht mal daneben stellen.
Und vielleicht passiert ja irgendwas Interessantes.
Also so ein bisschen diese Assoziation hatte ich am Anfang.
Florian BayerAber die wirkt nicht so, als ob sie Spaß hätten.
Oder als ob sie auf was Interessantes warten würden.
Die stehen einfach nur da.
Johannes FrankeDas ändert sich ja auch mit der Zeit.
Ich glaube, am Anfang Sind die noch weniger, viel weniger aggressiv?
Und ich glaube, da kam bei mir der Gedanke so hoch und dann mit der Zeit, dadurch, dass es mehr werden und auch das Feuer dazukommt und erst muss ich an so Obdachlose vor so einer Tonne denken, aber sind sie tatsächlich überhaupt nicht vom Bild her am Ende.
Das ist einfach, das sind Leute, die nach und nach eine aufgebrachtere Menge werden.
Florian BayerJa, ohne aufgebracht zu sein.
Keiner randaliert da,
Johannes Frankekeiner schreit jetzt los.
Oder sie stehen einfach nur da.
Aber massiv bedrohlich.
Ja, ist so krass.
Und dann sagt...
tünde ihm ja, oder ist es tünde, dass sie da aushorchen soll.
Florian BayerEr soll aushorchen, ja.
Er soll spionieren.
Johannes FrankeUnd ich denke die ganze Zeit, der weiß überhaupt nicht, wie das geht.
Der ist so hilflos.
Der geht da einfach von einer Gruppe.
Hallo.
Also richtig so, hello fellow kids.
So richtig völlig.
Er sagt ja auch dem Ersten, der ihn anhält und sagt, ey, was machst du hier?
Ich wurde geschickt von der Frau.
Ja, genau.
Ich soll ausspionieren.
Sag das doch nicht.
Super krass.
Und dann schleicht er sich wieder zum Wal rein, was auch nochmal eine schöne Szene ist.
Florian BayerUnd dann haben wir diesen Moment mit dem Zirkusdirektor, der mit dem Agenten-Dolmetscher vom Prinzen redet.
Und wir sehen den Prinzen als Schatten im Hintergrund.
Ich glaube, er redet rumänisch.
Johannes FrankeEs sind Slawische, irgendwas Slawisches.
Ja,
Florian Bayerauf jeden Fall ist es nicht ungarisch.
Und der Zirkusdirektor diskutiert mit dem Prinzen über seinen Agenten und sagt, er will den ganzen Scheiß nicht mehr.
Er will nicht nochmal so ein Aufruhr, nochmal so ein Chaos und Zerstörung.
Und der Prinz sagt, was er will.
Und der Prinz ist einfach nur radikal nihilistisch.
Der Prinz will einfach Zerstörung, Tod, Gewalt, Eskalation.
Wir sehen den Prinzen nicht.
Wir hören, es gibt Gerüchte über den Prinzen, dass er drei Augen hat, dass er missgebildet ist, dass er klein ist und so.
Wir sehen ihn nicht in diesem Film, aber wir hören, was er zu sagen hat.
Johannes FrankeJa, aber er kriegt dann sofort so dieses, ja, demagogenhafte, ne?
Absolut.
Total so dieses, wir machen das und wir machen das und wir werden alles zerstören und nur aus der Ruine kann wieder was entstehen und so.
In der Art.
Florian BayerAber das krasse ist, dass er keine politische Forderung hat, keine politische Vision, sondern einfach nur sagt, die Menschen sollen zerstören.
Er will, dass die Menschen zerstören.
Johannes FrankeDas ist auch das Interessante an dem Film, finde ich, weil er wirklich da komplett und deswegen ist Bellator vielleicht auch so wahnsinnig insistent darauf zu sagen, es hat keine politische.
weil er wirklich ja nichts Politisches sagt.
Er weigert sich, konkrete Anweisungen zu geben.
Er weigert sich, konkrete Hinweise zu geben, worum es sich genau dreht.
Es geht nicht gegen den Faschismus und es geht nicht gegen den Kommunismus, sondern es ist ganz allgemein.
Leute sind unzufrieden mit der Situation offenbar und es gibt einen, der das zu Nutzen macht, der sich nicht und sagt, ja, wir müssen jetzt hier das und ich bin euer großer Anführer oder ich bin derjenige, der die Lösung bringt.
Florian BayerWas mir so schwerfällt, in diesem Film irgendeine Hoffnung zu sehen, weil ich den Film natürlich auch politisch sehe, ist einfach die Tatsache, dass wir die Obrigkeit sehen und denken, scheiße, das wollen wir nicht.
Wir wollen nicht diesen Faschisten mit dem Ratzetski marschen.
Und dann sehen wir den Prinzen und sagen, scheiße, wir wollen nicht den, der die ganze Welt abfackelt.
Wen wollen wir?
Es gibt in diesem Film, es gibt keine Alternative, es gibt keine Vision.
Beide Seiten sind total schrecklich.
Johannes FrankeEs gibt ja nicht nur zwei Seiten.
Es gibt ja auch noch Janosch.
Florian BayerAber Janosch ist keine politische Seite.
Janosch gerät unter die Räder.
Johannes FrankeDas sind alles keine politischen Seiten.
Du siehst das schon wieder politisch.
Plor hat dir ganz eindeutig gesagt, du sollst das nicht politisch sehen.
Also, wem wollen wir glauben?
Wollen wir dem Demagogen glauben?
Also wollen wir dem Prinz, the artist formerly known as Prince, glauben?
Wollen wir dem Mob glauben, der dem Prinzen folgt, die glauben, dass sie das irgendwie hinkriegen, weil sie alles zerstören?
Wollen wir dem Polizeichef glauben, der sagt, wir brauchen eine ganz bestimmte Ordnung hier?
Das sind alles, also wir haben verschiedene Ansätze, wie das Leben funktionieren könnte.
Da gehört aber für mich auch Janosch dazu, der wiederum eine andere Philosophie mit reinbringt.
Dieses leicht naive, guckt euch die ganze Kunst an, die wir in der Welt haben, die Schönheit.
Florian BayerAber dann ist die Politik komplett außen vor.
Das heißt, in der Politik gibt es keine Hoffnung, sondern nur Populismus, nur Nihilismus und
Johannes FrankeDemagogie.
Das Ding ist ja, dass der Film uns ja irgendwie...
klar macht, dass keine dieser Richtungen die richtige ist.
Dass wir nicht das Richtige finden werden auf diese Art und Weise oder in diesem Film.
Er will keine Antworten geben.
Wie ein guter Philosoph stellt er nur Fragen.
Florian BayerWir kommen dann zu den krassesten Zweieinstellungen in dem Film.
Wir sehen vier Minuten eine sich stumm bewegende Menschenmasse, marschierend.
Vier Minuten lang, Kamera oben drüber.
Johannes FrankeKrasses Bild.
Und ich denke die ganze Zeit, wo hat er das Set dafür her?
Wo hat er die Leute dafür her?
Wie viele Tage hat er das gemacht, damit das alles funktioniert?
Weil so viele Leute so gut zu choreografieren, keine Ahnung, wie das geht.
Florian BayerDas ist unglaublich.
Vor allem, dass er sie nicht als lauter aufgebrachte Menge zeigt, sondern dass die stumm marschieren.
Und einige haben Waffen in der Hand, provisorische.
Aber niemand schreit, niemand holt irgendwelche Parolen oder ähnliches.
Sie gehen einfach nur.
Johannes FrankeJa,
Florian Bayersie sind im Gleichschritt irgendwie, aber jetzt auch nicht 100 Prozent im Gleichschritt.
Nicht 100 Prozent,
Johannes Frankenein, genau.
Es ist einfach die schiere Masse, die bedrohlich ist.
Und dieses, wir wissen nicht, woher es kommt, das wird ja auch bedrohlich, weil du keine Erklärung im Film hast dafür, warum die so sind, wie sie sind, warum sie sich zusammenschließen, wo keiner zum anderen Mal gesagt hat, warum bist du hier?
Und der so, ja, ich bin unzufrieden mit dem Sozialsystem.
Nein, hat keiner gesagt, nichts.
Und deswegen wird es umso bedrohlicher, weil du keine Einordnung dafür hast.
Florian BayerEs bleibt komplett abstrakt.
Und auch, weil genau, die Unzufriedenen werden ja auch von Tünde eingefangen.
Es da geht extra los mit seiner Liste und da stehen Leute und beschweren sich über irgendwelchen Scheißen.
Er sagt dann, ja, tragt euch in die Liste ein, alles wird gut.
Und sie wissen gar nicht, wo sie sich eintragen, weil es nichts mit nichts zu tun hat.
Sie regen sich über dasselbe auf, wie die Leute, die hier marschieren, gegen die Tünde ist und der Polizeichef.
Und das führt dann zur krassesten Szene des Films.
Und jedes Mal, wenn ich die Szene gesehen habe, mache ich einmal Pause und denke, Alter.
Wenn nämlich die aufgebrachte Menge des Krankenhauses überfällt.
Johannes FrankeSuper krass choreografiert.
Haben wir ganz am Anfang mit dem Kameramann einmal abgedeckt.
Aber es lohnt sich da nochmal reinzugehen.
Florian BayerLassen wir die Technik mal außen vor.
Diese emotionale Härte, die diese Szene hat.
Wie sie in dieses Krankenhaus reingehen.
Ich erzähle jetzt die Szene ganz banal nach.
Johannes FrankeMach mal.
Florian BayerUnd anfangen Leute aus den Betten zu zerren.
Auch hier, wir haben keine Schreie.
Wir haben keine Brülle, keine Hilfeschreie.
Mhm.
Die Leute werden auch, die Gewalt ist auch ganz merkwürdig.
Die Kranken, die Patienten liegen in ihren Betten und werden dann rausgezerrt und fangen erst dann an sich zu wehren und werden einfach verprügelt.
Und dann geht es weiter.
Und wir folgen den einzelnen Leuten, wie sie durch die Gänge gehen, wie sie in Räume gehen, Sachen kaputt machen, Menschen verprügeln.
Alles sehr still.
Johannes FrankeJa, es brüllt keiner.
Also weder auf der einen Seite noch der anderen Seite.
Und dass das so, dass die Leute sich auch nicht...
aus ihren Betten rausbegeben, um schon mal zu flüchten oder sowas.
Das ist alles sehr stilisiert dadurch.
Ja, total.
Weil es den Realismus so ein bisschen verliert.
Beziehungsweise der ganze Film hat keinen Realismus in der Form.
Aber dadurch hat das Ganze was von einem Gemälde, das in Bewegung gesetzt wird.
Ja,
Florian Bayerauch wie sie auf die Leute einprügeln.
Das ist ja so sehr künstlerisch.
Niemand hat versucht, hier realistische Schläge darzustellen.
Johannes FrankeGenau.
Florian BayerUnd dann gehen sie durch diesen Flur und Enten, schließt sich an einem Raum.
Wo ein Vorhang ist und sie reißen diesen Vorhang auf und hinter dem Vorhang steht in einer Dusche ein alter, wirklich ein sehr alter Mann, nackt und guckt einfach nur hilflos.
Und das ist der Moment, wo die Stimmung um 180 Grad schwenkt und alle senken beschämend den Kopf.
Johannes FrankeUnd gehen wieder raus.
Florian BayerOhne was zu sagen.
Johannes FrankeWas für eine krasse Szene.
Florian BayerEs ist unglaublich.
Und dann genau, die Kamera verharrt dann auch an Janosch, der an der Krankenhauswand steht und einfach nur irritiert, verzweifelt.
geschockt.
Johannes FrankeJa, schockiert vor allem.
Florian BayerUnd wir sehen die Menschen im Schatten abziehen.
Johannes FrankeAber es ist auch der Hoffnungsmoment am Ende, das hätte er ja auch nicht machen müssen, dass die Leute dann im Anblick dieses alten Mannes dann abziehen.
Die Zähne haufen so doll rein.
Da ist ein Hoffnungsmoment drin.
Florian BayerAuf jeden Fall.
Und es ist wirklich so ein Moment, der Menschlichkeit, so dieses, du bist konfrontiert mit dem Allerschwächsten.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerUnd mit dem Allerzerbrechlichsten.
Johannes FrankeDa kannst du nichts mehr zerstören, der ist ja schon am Ende quasi.
Florian BayerUnd du schämst dich für dich selbst.
Die wirken alle, als würden sie sich schämen für das, was sie getan haben.
Und das ist so krass, es sind ja nur drei, vier Leute in dem einen Raum.
Aber die aus den anderen Räumen, die kommen alle total surreal, ziehen auch ab.
Alle wurden davon irgendwie getroffen und bewegt.
Bela Tagas sagt zu der Szene, alles Quatsch.
Wisst ihr, warum die umdrehen?
Weil da eine Wand ist.
Da geht es einfach nicht mehr weiter.
Deswegen drehen die sich um.
Johannes FrankeAch komm, Bela.
Du musst gegen alles sein, was andere Leute sagen.
Florian BayerEs ist eine unglaubliche Szene.
Und dann auch natürlich wieder am Ende dieser Szene die Klaviermusik.
Also die Szene, zum einen treibt mir das Trennen in die Augen in diesem Moment, wenn sie den Vorhang aufmachen und wirklich diesen armen, und auch einfach, weil dieser arme Mensch da steht und sich nicht wehren kann und einfach nur ein schwacher, zerstörter Mensch.
Es ist einfach eine krasse Szene.
Ja, das sind insgesamt also von Menschenmassen marschiert.
bis zum Ende dieser Szene.
Das sind elf Minuten.
Johannes FrankeKrass, elf Minuten Gewalt auf eine Art und Weise, die ich sonst in Filmen kaum sehe, weil die so still ist und weil die einfach nur geradeaus ist und du eigentlich auch kein, du weißt, die gehen da jetzt lang und du hast keine Macht darüber.
Also keiner von außen kann eingreifen oder sowas.
Die rollen einfach über alles drüber weg, was da im Weg ist.
Florian BayerEs ergibt doch überhaupt keinen Sinn.
Sie überfallen einen Kranken.
Im Krankenhaus?
Warum Krankenhaus?
Johannes FrankeNaja, damit es möglichst sinnlos ist.
Florian BayerJa, wahrscheinlich.
Johannes FrankeDarum geht es ja auch.
Du hast keinen Sinn in der Aufgebrachtheit der Menge, weil du keinen Hintergrund hast.
Du weißt nicht, warum die das sind.
Und dann muss natürlich auch das, was sie tun, irgendwie sinnlos sein.
Also ich verstehe die Folgerichtigkeit dieser Entscheidung, das ein Krankenhaus sein zu lassen.
Weil es umso sinnloser ist, diese Gewalt und umso...
undirektioniert.
Also du hast ja keine Gewalt gegen Leute, die was entscheiden könnten oder sowas.
Und das macht halt die Absurdität der Situation umso stärker.
Florian BayerEs gibt ja auch, man weiß überhaupt nicht, wer die Leute sind, die was entscheiden können.
Das Einzige, was wir an staatlicher Autorität sehen, ist halt dieser Polizeichef.
Aber wir sehen den überhaupt nicht in der Interaktion mit den Leuten aus dem Ort.
Wir sehen überhaupt nicht, wir sehen keine Polizei auf dem Platz.
Wir sehen niemanden, der irgendwas da tut, sondern das findet alles An der Peripherie statt, außerhalb von diesem eigentlichen Chaos.
Und dass die Staatsmacht dann irgendwie einschreitet, das passiert dann ja auch erst danach.
Dann haben wir quasi den Morgen.
Und nachdem Janosch noch einmal gelesen hat, was passiert ist in der Nacht, auch in einer merkwürdigen Szene, wo wir zum einen diesen Lautsprecher haben, der nochmal den Prinzen referiert und dann sehen wir, Janosch liest eigentlich so ein Buch über das Geschehen, also ein Tagebuch.
dann haben wir zum ersten Mal die Staatsmacht, die jetzt sagt, jetzt schlagen wir zurück und Janosch beobachtet so auch auch nur wirklich aus dem Hintergrund, wie Tünde, der Polizeichef und anscheinend Militärs sich absprechen.
Johannes FrankeJa.
Ist das da am Ende danach, ja?
Das weiß ich gar nicht mehr.
Ich dachte, das wäre vorher gewesen.
Genau, das ist ein Panzer.
Florian BayerDas ist danach.
Ah, okay.
Wir sehen diesen, wir sehen, Janosch steht an der Ecke.
Nachdem er das gelesen hat, geht er um, geht er irgendwie rum und steht dann an dieser Ecke und sieht ein Panzer da stehen und sieht die Militärs da stehen und Tünde und der Polizeichef reden mit irgendeinem von den Soldaten und zeigen Zeug auf.
Plänen und jeder scheint was beizutragen zu haben, wo sie lang gehen sollen.
Johannes FrankeWas auch so unrealistisch gemacht ist, weil sie einfach drauf zeigt, here!
No, here!
Also mehr gibt es ja nicht da.
Das ist irgendwie so eine surreale Szene auch.
Florian BayerEs gibt überhaupt keine Struktur in diesem Kampf, Revoluzzer gegen Obrigkeit oder wie auch immer man es nennen will.
Es passiert einfach.
So sehen keine Riots aus.
So sieht keine Straßenschlacht aus mit brennenden Barrikaden oder ähnlichem.
Johannes FrankeVielleicht ein bisschen wie so ein Siebenjähriger, der sich vorstellt.
Florian BayerNee.
Ein Zehnjähriger will mehr Action sehen.
Johannes FrankeNaja, aber dann sagt der, der holt jetzt eine Karte raus und dann sagt der eine hier und dann sagt der andere dort und dann entscheiden sie, wo sie es machen.
Florian BayerWir wohnen ja in Berlin und ich gehe davon aus, dass du auch schon zu traditionellen Berliner Festivitäten unterwegs warst, wo du dann halt einfach siehst, wie Polizei absperrt und wie Punks sich formieren und wie der schwarze Block vorrückt und so weiter.
Johannes FrankeJa.
Florian Bayerund das...
Das, was wir in diesem Film sehen, hat nichts mit dieser Straßenkampfdynamik zu tun.
Das ist einfach so komplett losgelöst von der Wirklichkeit.
Johannes FrankeUnd dann kriegt er den Rat abzuhauen, weil er angeblich auf einer Liste steht.
Florian BayerJa, und vor allem sein Nachbar, dieser Onkel Lajos, übrigens Janosch nennt alle Onkel und Tante.
Johannes FrankeDas ist so süß.
Nachdem sie die erste Tante gekommen ist, habe ich noch gedacht, okay, das ist also seine Tante.
Und dann nach und nach denke ich, wie viele Tanten hat dieser Mensch?
Das ist so süß.
Florian BayerLajosch, sein Nachbar, wurde umgebracht.
Er sitzt nämlich noch eine Zeit lang und schockiert an dessen Leiche.
Und dann sagt die Frau von Lajosch, es gibt Listen und du stehst ganz oben.
Johannes FrankeUnd er sagt, ich habe nichts gemacht.
Florian BayerWarum steht er oben?
Es wird nicht erklärt.
Johannes FrankeWeil er nichts gemacht hat.
Florian BayerEr war kooperativ, er hat doch sogar Tünde helfen wollen.
Er ist spionieren gegangen.
Johannes FrankeNa.
Kam er mit dem Ergebnis zurück?
Nein.
Florian BayerAber er hat Esther dazu geholfen, Esther zu überzeugen, mit dieser Liste rumzugehen.
Er hat alles getan, was man tun kann, um nicht auf der Liste zu landen.
Er steht ganz oben.
Johannes FrankeGanz oben?
Florian BayerNaja, sie haben einen fucking Helikopter, um ihn zu jagen.
Ihn persönlich.
Johannes FrankeJa, vielleicht hat er sich nicht doll genug...
Also wer nicht für uns ist, ist gegen uns.
Und dann hat man sich nicht gut genug dafür ausgesprochen.
Ja,
Florian Bayerdas ist total krass.
Und wir haben wieder so eine ewig lange Szene, wie er einfach nur wegrennt auf den Schienen.
Ganz kurz gibt es einen Hitchcock-Moment, wenn nämlich der Helikopter über ihm kreist.
Wir denken, jetzt kommt das Flugzeug, das auf ihn schießt.
Wir haben North by Northwest, wir haben drüber geredet.
Wir hatten den Film.
Johannes FrankeGenau.
Florian BayerAber der unsichtbare Dritte.
Sehr schöner Film.
Johannes FrankeSehr guter Film.
Auch sehr lustig.
Florian BayerAber der Helikopter jagt ihn nicht.
Der kreist um ihn herum und fliegt dann runter, ein bisschen entfernt von ihm, ohne ganz auf dem Boden zu landen und schwebt so ein bisschen in der Luft.
Johannes FrankeWie so eine Entität, wie so ein Insekt, das da lauert.
Und dann der guckt unneugierig und dann der schwebt und guckt.
Wir haben dann ja einen harten Schnitt.
Wir wissen ja nicht genau, wie er dann da...
Florian BayerIch sehe dich.
Johannes FrankeJa, so richtig bedrohlich.
Das ist so krass.
Florian BayerDas ist wirklich unheimlich.
Und Janosch halt auch irgendwie dann doch gelähmt.
Steht da und beobachtet einen Noob-Schrauber.
Wir wissen nicht, was als nächstes passiert, aber wir wissen, zu was es führt.
Johannes FrankeDer sitzt in einem Krankenhaus oder was auch immer das ist und ist schwer ansprechbar, sagen wir so.
Katatonisch könnte es sein.
Ja,
Florian Bayerdefinitiv katatonisch.
Johannes FrankeJa, und neben ihm sitzt...
dann der Musikwissenschaftler und erzählt ihm, wenn er da jemals wieder rauskommen sollte, dann hat er auf jeden Fall einen ganz tollen Ort für ihn, wo sie zusammenleben können, wo alles wieder gut wird.
Florian BayerIn der Hundehütte quasi.
Weil Tünte und der Polizeichef sind bei ihm eingezogen.
Er hat jetzt einen kleinen Raum für sich und da könnte Janosch dann auch hinkommen.
Und gleichzeitig sagt er, ich komme morgen wieder.
Ich bin da für dich.
Johannes FrankeIst doch ein Hoffnungsmoment, oder nicht?
Florian BayerJa.
Johannes FrankeIst doch hoffnungsvoll.
Ja,
Florian Bayeres ist ein Hoffnungsmoment, aber Janosch ist komplett ausgetickt.
durchgeknallt, peng, nichts mehr da.
Johannes FrankeNein, ausgetickt ist er nicht, durchgeknallt ist er nicht.
Er hat einfach, er ist verstummt, ob der Horrorsachen, die er gesehen hat.
Und das ist halt die, das ist halt gerade noch Sonnenfinsternis.
Und dann kommt halt die Sonne demnächst wieder um die Ecke und er wird wieder...
Florian BayerAber es war die Staatsgewalt, die ihn gebrochen hat.
Nachdem er dabei war, als die das Krankenhaus gestürmt haben, hat er noch geredet und hat er...
hat er auch noch irgendwie mehr menschliche Regungen gezeigt.
Ja,
Johannes Frankeaber hat das nicht einfach, ist das nicht die Addierung aller seiner negativen Erfahrungen?
Florian BayerVielleicht auch das.
Aber es ist, er war auch mal ausgerechnet Janosch.
Johannes FrankeNaja, wenn er unsere Figur ist.
Natürlich, ja.
Florian BayerDer hat es echt nicht verdient.
Der war einfach gut zu allen.
Der wollte einfach nur allen helfen und für alle da sein.
Johannes FrankeEr muss halt noch den zweiten Teil dieses Films drehen, um dann das Licht wieder...
Super Film.
Florian BayerBergmeister Harmonies 2.
Johannes FrankeThe Return of the Whale.
Wo du sagst, the whale.
Was ist denn jetzt eigentlich der Wal?
Also es gibt so viele Gedanken, die ich dazu habe.
Was der Wal nun eigentlich ist und was nicht und was das soll und was es bedeutet, der Zug ist in der Stadt.
Was für ein Zirkus ist das?
Die haben einen fucking Wal, das ist doch kein Zirkus.
Florian BayerDas ist ein scheiß Zirkus, keiner will diesen Zirkus sehen.
Wobei, also sie haben ja neben dem Wal dann auch so ausgestopfte Organe, offensichtlich Gläsern von dem Wal.
Ja, okay.
Es gab so Sachen, aber es gab dann auch mehr.
Es gab nicht nur den Walkadaver und ein paar Gläser mit Innereien.
Johannes FrankeWie heißt diese Ausstellung?
Körperwelten?
Von wem war die?
Florian BayerGenau.
Johannes FrankeAlso was ist das so?
In kleiner, für Leute, die gerade so es geschafft haben, einen Wal zu töten und irgendwo hinzubringen.
Meine Güte, Abschaum.
Egal.
Aber genau das ist es.
Mein erster Gedanke, wenn der da ankommt und diesen Wahl anschaut.
So diese Trauer darüber, dass man so ein Wesen, mit dem wir an sich, das uns überhaupt nicht verdient hat.
Also es tut mir so wahnsinnig leid darum, weil er das so inszeniert auch und dass diese Größe und diese Größe, die wir ohne unsere Moderne nie hätten in der Lage gewesen wären zu töten.
Jetzt so weit sind wir also gekommen, dass wir willfährig einfach so...
Völlig unschuldige Tiere, so riesige, eigentlich mächtige und liebe Tiere, so wie das zumindest allegorisch dargestellt wird, töten und ausstellen.
Wie krass ist das?
Und daraus in einem kapitalistischen System Geld holen.
Das ist schon krass.
Florian BayerIch bin ja christlich groß geworden und ich mochte als Kind die Geschichte von Jona und dem Wal total.
Johannes FrankeUnd
Florian BayerJona klingt noch fast wie Janosch.
Man muss einfach nur zwei Vokale austauschen.
Jona ist ein alter Prophet im Alten Testament und Gott sagt zu ihm, geh nach Nineveh und sag den Bewohnern, dass ich sie alle fertig machen werde, weil sie gesündigt haben und dass ich ihre Stadt vernichten werde.
Und Jona sagt, oh ne,
Johannes Frankekein Bock.
Florian BayerUnd es wird nicht gesagt, warum er es nicht macht, aber er flieht.
Er will das nicht machen.
Und dann geht er auf ein Schiff und dann entsteht ein riesiger Sturm.
Und die Seeleute sind alle total irritiert und fragen sich, woher der kommt, der Sturm.
Und dann sagt einer, das ist doch bestimmt eine Strafe Gottes, woher kann das kommen?
Und dann sagt Jona, es könnte sein, dass ich Gott ein bisschen verärgert habe.
Warum sagt er das auch noch?
Noch viel schlimmer.
Und Jona sagt dann, Leute, vielleicht hilft es, wenn ihr mich über Bord werft.
Okay.
Und dann sagen die Seeleute, naja, wenn du unbedingt willst.
Tatsächlich auch.
Die Seeleute zaudern zuerst und aber Jonah sagt, nee, nee, komm, werf mich runter, das klappt schon.
Und dann werfen sie ihn runter und dann hört der Sturm auch tatsächlich auf und Jonah landet im Meer und würde natürlich eigentlich sterben und wird dann aber von einem Wal verschluckt.
Es ist nicht Wal, sondern ein großer Fisch, und zwar der ihm Schutz bietet.
Das ist ganz spannend, dass dieses Motiv des großen Seeungetüms, dass es nicht bedrohlich ist, sondern das ist Jahwes Art, Jonah zu schützen und er ist dann drei Tage und drei Nächte im Bauch dieses Tieres.
und bedankt sich ganz prächtig bei Gott und so weiter und betet ganz viel.
Und dann sagt Jare irgendwann, okay, spuck ihn aus.
Und der Wal spuckt Jona aus.
Und dann, wie das immer in der Bibel ist, gibt es noch ganz viel Gelaber drumherum und Gedöns, was nicht so wichtig ist.
Johannes FrankeUnd wer war der Sohn von wem?
Florian BayerGenau.
Ich fand die Geschichte als Kind geil, weil ich das Bild auch einfach toll fand von Jona in dem Wal.
Bei Pinocchio gibt es ja auch diese Walverschlupfszenen.
Und ich fand das irgendwie faszinierend.
Das habe ich so ein bisschen mit in diesen Film reingezogen.
und für mich ist der Wahl...
irgendwie ist auf jeden Fall was Spirituelles und vor allem auch was, was Geborgenheit gibt und was Schönheit hat und auch die Schönheit der Natur, die hier irgendwie vor sich hin vegetiert.
Also das finde ich, würde ich mitgehen mit dem, was du gesagt hast.
Und ich finde es spannend, dass Janosch der Einzige ist, der den Wal sehen will und der auch der Einzige, der wirklich den der Wal bewegt, der sagt, oh und das ist total faszinierend und das ist ein Wunder der Natur und so.
Johannes FrankeAlso die einzige empathische Figur im Grunde im Film.
Also einem Wal gegenüber, aber auch anderen Leuten gegenüber, weil er ja auch schon die erste Szene, das ist ja, wie er die Leute bewegt, das ist ja wirklich so eine empathische Sache auch.
Florian BayerUnd der Wal ist dann einfach, ja auch einfach, einfach ein Stück unschuldige Schönheit und damit so ein Gegenentwurf zu dem Prinzen und zu der Staatsmacht.
Johannes FrankeUnd das macht natürlich alle Beteiligten, die mit dem Wal nicht gut umgehen, besonders schnell zum Willen, weil du denkst, ach der arme Wal, was soll das?
Was du sagst, dieses unschuldige Stück Schönheit, dass da eigentlich für nichts was kann, dass da ausgestellt wird.
Ganz total spannend.
Und ich habe natürlich in verschiedenen Phasen des Films und in verschiedenen Phasen der Recherche dann unterschiedliche Dinge nochmal drin gesehen.
Ich fand schon, dass man da gut Gott drin sehen kann.
Also Gott ist tot einfach.
Wir haben ihn getötet und jetzt sind wir in einer Welt.
in einer gottlosen Welt, die irgendwie scheiße ist, ist natürlich nicht mein Ding, wo ich sage, ja, ich bin überhaupt nicht christlich, weißt du, ich habe überhaupt gar keinen Bezug dazu.
Aber ich fand die, fand den Gedanken interessant.
Und dann ist Gott vielleicht auch was anderes, was wir sagen, okay, wir sind, wir haben unsere Empathie verloren, weißt du, dann ist es nicht Gott, den wir verloren haben, sondern unser Zusammenleben und unsere Empathie, die uns dazu bringt, nicht nur kapitalistisch an den Scheiß ranzugehen.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeOder es könnte der Kommunismus sein, der jahrelang in Ungarn gewesen ist und der wird jetzt einmal ausgestellt und preisgegeben dem Kapitalismus.
Solche Möglichkeiten gibt es auch und fand ich auch sehr interessant.
Kann man auch total dran sehen.
Florian BayerAuf jeden Fall.
Ja, es ist auf jeden Fall, es ist einfach ein starkes Bild.
Es ist natürlich auch, wenn man es ganz einfach außerhalb der Interpretation denkt, wirklich als Stilmittel.
Es ist total geil.
Wir haben drei Szenen, mit denen wir halt zweimal Janosch um ihn rum geht und dann ganz am Schluss die Szene, wenn Esther ihn nochmal anschaut und ihm direkt ins Auge guckt.
Und es funktioniert halt auch einfach als Moment des Innehaltens, einfach als ein Moment der Introspektion, als ein Moment, das, was drumherum passiert, an politischen Dingen zu vergeben.
vergessen.
Und einfach nur in diesem Moment zu sein mit diesem unglaublichen Koloss.
Johannes FrankeDie hätten, jetzt bin ich wieder beim Prinzen, sorry.
Die hätten den Prinzen nicht freilassen müssen, oder?
Ich denke immer wieder die ganze Zeit darüber nach.
Die unterhalten sich doch darüber und dann will der Prinz irgendwie frei sein.
Aber es ist eindeutig, dass der Prinz nur frei ist, wenn der eine sagt, ja gut, dann geh halt raus.
Warum sagt er das?
Warum sagt er, ja gut, dann geh halt raus?
Was bedeutet das?
Ja.
Florian BayerJa, was ist los mit diesem Zirkusdirektor?
Johannes FrankeIst der der Kapitalismus, der sagt, ja, dann zerstöre die Welt?
Keine Ahnung.
Florian BayerDer macht doch kein Geld mit dem Scheiß.
Naja, aber er ist derjenige,
Johannes Frankeder damit Geld machen will.
Florian BayerDieser Zirkus nimmt 100 von was auch immer die Währung ist ein in diesen ganzen Tagen.
Wenn nämlich Janusz sich den Wahlangriff, sonst macht er kein Geld damit.
Das ist ganz schön teuer.
Johannes FrankeAber offensichtlich sind die von Dorf zu Dorf gezogen und es sind ähnliche Dinge passiert.
Florian BayerJa.
Und der Zirkusdirektor will das ja auch nicht mehr.
Und es gibt ja auch die Gerüchte, ganz am Anfang ist diese Frau in der Suppenküche, wo wir so eine geile Einstellung auf sie haben, wie sie drüber redet, ohne dass irgendwas anderes zu sehen ist, was es für Gerüchte gibt.
Und da gibt es die Gerüchte, dass sie eigentlich das ausnutzen, diese Zerstörung, um dann die Häuser zu plündern.
Davon sehen wir aber nichts.
Und wenn wir sie reden hören, scheint das auch keine Rolle zu spielen.
Also weder der Zirkusdirektor noch der Prinz will daraus Kapital schlagen, habe ich das Gefühl.
Johannes FrankeAlso wir sehen halt nichts davon.
Wir sehen von den Auswirkungen sowieso relativ wenig, außer eben die Gewalt dann.
Florian BayerJa, wir sehen die Gewalt und wir sehen Schüsse und Explosionen im Hintergrund, wenn Janusz dahin rennt.
Aber auch das so sehr abstrakt, das könnte auch ein Feuerwerk sein.
Nee, wir wissen das nicht.
Ich habe nicht das Gefühl, dass der Zirkusdirektor irgendwie groß Geld damit macht.
Der Zirkusdirektor will es ja auch ganz eindeutig nicht.
Und ich habe das Gefühl, dass dieser Agent irgendwie mehr ist als nur der Dolmetscher vom Prinz.
Johannes FrankeJa, okay, ja, er ist halt Goebbels.
Florian BayerJa, so ein bisschen.
Aber was ist dieser Prinz?
Warum ist dieser Prinz so stark?
Und offensichtlich ist er ja entstellt in irgendeiner Form ein Außenseiter.
Ist er eine Art Joker?
Der sagt, manche Menschen wollen die Welt einfach nur brennend sehen?
Ist es ein Internet-Troll?
Johannes FrankeJa, weiß nicht.
Er ist einfach vor allem für die Bevölkerung die unsichtbare Macht, die verheißungsvoll sein kann.
Wo man sagt, da projiziere ich jetzt all meine Hoffnungen drauf.
Der Prinz macht es ja genauso wie alle Monarchen.
bevor es das Internet gab und bevor das Fernsehen die ganze Zeit drauf gehalten hat.
Du musst dich möglichst raushalten.
Du darfst nicht zu sehen sein.
Sobald du zu sehen bist, haben die Leute ein Bild von dir und du bist ein Mensch.
Und das darfst du nicht sein, wenn du als Monarch regieren willst.
Das haben ja die Monarchen über Jahrhunderte durchgezogen.
Florian BayerAber der Prinz hat ja keine Autorität und keine Vision jenseits von haut alles kaputt.
Der Prinz hat ja keine Macht in dem Sinne, weil er schafft es ja keinen Staat zu führen oder irgendwas aufzubauen, sondern er schafft es nur die Leute, denen er begegnet, aufzuwühlen, sodass sie alles kaputt hauen.
Und dann muss er weiterziehen, weil alles kaputt ist.
Der kann nichts regieren.
Johannes FrankeJa, das stimmt.
Naja, aber dann reden wir über das Ziel des Prinzen.
Aber ich glaube, dass die Methodik des Prinzen schon ganz gut ist, weil er eben die unsichtbare und nicht menschliche Macht ist, sondern einfach irgendjemand.
an dem man seine Hoffnungen und Wünsche hängen kann, ohne dass man merkt, ach, das ist auch nur ein Mensch, der kocht ja auch nur mit Wasser.
Florian BayerAber welche Hoffnungen und Wünsche repräsentiert?
Er sagt doch nur, haut alles kaputt.
Ich will Zerstörung, ich will Gewalt, ich will...
Ja,
Johannes Frankeaber das gibt es doch heutzutage auch ganz viel.
Leute, die irgendwie verklausuliert sagen, wir müssen alles niederbrennen, was wir bis jetzt haben und müssen was ganz Neues aufbauen.
Florian BayerIch weiß nicht, nein.
So funktioniert Politik eigentlich nicht.
Johannes FrankeAber er ist ja auch anarch.
Das ist ja, mein Anarchismus hat...
Mit Politik ja auch nur, also du kannst ja Politik nicht auf Anarchismus anwenden.
Das funktioniert ja in der Form nicht, weil Politik ja was mit Ordnung zu tun hat.
Ja,
Florian Bayeraber wenn du betrachtest, gerade so die letzten Jahre, versuchen wir mal ganz kurz in die aktuelle Politik zu gehen.
Das ist schwierig, wir reden über einen Film aus dem Jahr 2000.
Aber wenn wir uns anschauen, wie das Konzept funktioniert, Gewalt und Gegengewalt und staatliche Macht versus Gegner des Staates.
Und dann haben wir sehr unterschiedliche Konstellationen, wenn wir zum Beispiel nach Amerika und nach Deutschland gucken.
Egal wie man zu beiden Seiten steht.
Beide Seiten haben eine Vision und haben ein Konzept und sagen, unser Konzept ist das Richtige.
Und es spielt jetzt keine Rolle, dass ich die AfD komplett verabscheue, aber die AfD hat ein in sich konsistentes Konzept von wie Politik gemacht werden soll.
Dazu gehört dann zwar Egoismus, dazu gehört Nationalismus und Gewalt und so weiter, aber es ist ein in sich stimmiges Konzept, was mehr ist, als wir hauen alles kaputt.
Und auf der linken Seite ist es genauso.
In Amerika, die Ausschreitungen, keine Ahnung, die Riots, die es gab in der Black Lives Matter Bewegung, die sind ja auch entstanden, weil es einfach ein politisches Konzept dahinter gab.
Wir wollen, dass wir als Schwarze sicher sein können, wir wollen keine polizeiliche Willkür oder so.
Und natürlich ging das einher mit mit Gewalt und natürlich ging das auch einher mit brennenden Barrikaden oder so, aber es war niemals haut alles kaputt, sondern es war immer, das sind unsere Vorstellungen, das ist unsere Vision einer besseren Welt.
Johannes FrankeAber das Erste, was ich gelernt habe, als ich herausgefunden habe, dass es Anarchismus als Konzept gibt, ist, dass dieses Konzept noch nie durchgeführt wurde in der Welt.
Florian BayerEs gab im Zuge des Spanischen Bürgerkrieges, jetzt muss ich sehr aufpassen, weil das kommt so aus dem Stehgreif, im Zuge des Spanischen Bürgerkrieges, Spanien ist ja ein relativ großes Land, Und da gab es ja, das waren ja eigentlich die Republikaner, die Liberalen gegen die Faschisten, aber da gab es so viele Parteien, dass innerhalb des Landes dann während des Krieges kleine Enklaven entstanden sind, die anders funktioniert haben.
Und da gab es wohl welche, die relativ nah an dem waren, was wir als sozialistischen Anarchismus sehen würden.
Johannes FrankeOkay, interessant.
Florian BayerUnd, naja, das Problem bei Anarchismus ist halt einfach, wenn du Anarchie hast, ist es...
Es ist sehr leicht für einen Faschisten, die Macht zu übernehmen, weil es keine Gegenwehr gibt.
Das größte Problem des Anarchismus ist ja nicht, dass er als Ideal nicht total faszinierend ist, weil natürlich will jeder in einer Gesellschaft leben, in der ihm nichts vorgeschrieben wird.
Das Problem ist, dass das auf Kosten der Schwachen geht.
Johannes FrankeNatürlich, klar.
Deswegen ist ja Anarchismus für mich auch völliger Quatsch.
Also es ist kein System, was ich durchziehen kann.
Aber es ist interessant, dass man darüber redet.
Was macht das und was hat das für Potenziale und was nicht.
Florian BayerUnd Anarchismus als visionäres Gesellschaftsmodell ist ja auch gewaltfrei.
Egal ob es zum Scheitern verurteilt ist, aber Anarchismus als Gesellschaftsmodell bedeutet ja nicht, wir stellen uns eine Welt vor, in der alle aufeinander einprügeln, sondern wir stellen uns eher so einen komischen Gartenehen wie die Zeugen Jehovas vor, in dem Rehe und Wölfe friedlich nebeneinander leben.
Und das ist der Fehler davon, nämlich wenn du einen Wolf neben den Reh stellst, dann springt der Wolf auf das Reh und zerfleischt es.
Johannes FrankeJa, darüber hat Hitler auch ganz viel geschrieben.
Ja, ja, ja, ja.
Der Wolf soll zum Wolf.
Oh, stimmt.
Florian BayerOh, ja.
Oh.
Ja, ja.
Aber wir sagen also, das, was hier passiert ist, das sind ja, die sind nicht, das sind keine Anarchisten, sondern das sind Nählisten.
Anarchisten glauben an etwas.
Anarchisten glauben an eine Möglichkeit, eine Möglichkeit einer Gesellschaft ohne Gesetze.
Aber die hier glauben an nichts.
Johannes FrankeDas ist schwer zu greifen.
Also an nichts zu glauben.
Also gerade Wenn man Ideale hat, ist das besonders schwer.
Keine Ahnung, wie das gehen soll.
Florian BayerWie steht denn Esther in diesem Kontext?
Esther ist extrem überzeugt von seiner Theorie, wir müssen zurück zu den natürlichen Klängen.
Esther wirkt wie jemand, der wirklich Ideale hat.
Johannes FrankeIst das so?
Nein, irgendwie nicht.
Florian BayerNaja, offensichtlich nicht, weil er lässt sich komplett von Tünne und dem Polizeichef unterbuttern und einspannen für ihre Ideen.
Johannes FrankeAch, ich weiß nicht.
Die nimmt die...
Gelegenheit war und hängt ihre Fahne in den Wind, der gerade da ist, oder?
Also der Mann Esther.
Achso, der Mann Esther.
Ich dachte jetzt an Tünde.
Florian BayerNee, Tünde ist eine opportunistin.
Aber Esther, der Georgi, Onkel Georgi hat Ideale.
Er glaubt an diese Natürlichkeit der Noten, die wieder hergestellt werden muss.
Johannes FrankeJa, aber er verstrickt sich ja in seine Intellektualität so weit, dass er nicht ins Handeln kommt und eben auch nichts retten kann.
Florian BayerJa, noch schlimmer, er wird ja zum Büttel der Faschisten.
Johannes FrankeAber auch, weil er aufgibt, weil er sich so sehr verstrickt in seiner Idee, in seiner intellektualisierten Idee, dass es auch nichts wird.
Ich glaube, dass er dadurch nicht an seine Ideale rankommt.
Er hat einfach keine Chance, das überhaupt wirklich auszudeklinieren, was er da eigentlich wollen würde oder nicht wollen würde, weil er zu sehr verkopft da drin hängt in seiner Grundlagenforschung.
Er sagt ja schon, ja, wir sind irgendwann mal vor 300 Jahren falsch abgebogen.
Er kommt da nicht raus.
Florian BayerAlso ist der Film eigentlich anti-intellektuell, weil er sagt, die Intellektuellen kriegen es nicht auf die Reihe.
Mit dem könnt ihr nicht gegen den Faschismus kämpfen.
Johannes FrankeDer Film ist anti-alles.
Der sagt uns ja ganz viel, das ist es nicht, das ist es nicht, das ist es nicht und das ist es nicht.
Der Verträumte ist es nicht, der Intellektuelle ist es nicht, der Faschismus ist es nicht und der Wahl ist es auch nicht und der Prinz auch nicht.
Florian BayerUnd wo nochmal siehst du Hoffnung?
Johannes FrankeDas ist eine andere Ebene.
Die andere Ebene, die ist hoffnungsvoll, weil er am Anfang so schön den...
Die Sonnenfinsternis erklärt und dann sagt das, da gibt's Hoffnung.
Und auch die Leute aus dem Krankenhaus wieder rauskommen und sagen, ja, irgendwie war's jetzt vielleicht auch nicht so geil.
Florian BayerLeute, wenn ihr keine Lust auf einen 145-Minuten-Film habt, ich kann's total nachvollziehen, aber dann guckt euch wenigstens diese Szenen an.
dieser Eröffnungsszene.
Johannes FrankeNein, ihr müsst den ganzen Film gucken.
Das ist ein großartiger Film.
Ihr werdet ihn alle lieben und keiner von euch wird denken, ach, der ist ein bisschen lang.
Florian BayerDas ist die Hoffnung.
Die Hoffnung, da finden wir die Hoffnung, dass ein Publikum sich einlässt auf einen 145 Minuten Film, der aus 36 Einstellungen besteht, in schwarz-weiß ist, sehr lange Takes hat,
Johannes Frankein denen sehr wenig geredet wird.
Der Film auch nicht sagt, worum geht es denn jetzt?
Was ist denn jetzt eigentlich mein Thema des Films?
Du musst dir das selber ausdenken, was das Thema des Films ist.
Aber die Bilder sind super.
Wirklich, es macht so viel Spaß.
Ich kann selbst damit klarkommen, dass er sich mit Esther trifft und dann einfach mal fünf Minuten an einer Hauswand lang geht und im Hintergrund nur die Fenster vorbeigetragen werden und sie dann irgendwann...
Naja, ankommen an der Ecke des Hauses.
Und man denkt sich, was ist das für ein Haus gewesen?
Was ist das für ein Haus gewesen?
An dem du fünf Minuten lang so lang laufen kannst.
Aber ich meine,
Florian Bayeres ist on set, es ist kein Studio.
Sie sind da wirklich, Bilatar sagt auch, Location Scouting ist bei ihm ein unglaublich wichtiger Prozess.
Johannes FrankeAllein für diesen Marktplatz hat er ein Jahr lang gesucht angeblich.
Ja, aber vielleicht hat er auch ein bisschen was anderes in der Zeit noch gemacht als das.
Florian BayerWahrscheinlich.
Aber er hat gesagt, er wollte vor allem so...
Er wollte dieses Zeitlose einfangen.
Und es ist ganz schön schwierig, diese Drehorte zu finden, weil wenn du da suchst, wo du lebst, in Ungarn, dann findest du das auch nicht mehr so viel.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerIch weiß nicht mehr, ich glaube, es war nicht Bilatar, der das gesagt hat.
Irgendjemand hat gesagt, ja, nein, Ungarn hast du halt mittlerweile auch in Nieder-Ecken-McDonalds stehen.
Natürlich.
Das ist nicht die Ästhetik, die Bilatar vorgeschwebt hat.
Johannes FrankeJa.
Er hat auch nicht, es ist nicht näher benannt, wo er da ist, oder?
Ich habe nicht herausgefunden, wo genau er gedreht hat.
Florian BayerWo und vor allem auch wann.
Also in welcher Zeit soll das spielen?
Sie sind in diesen alten Wohnungen.
Ja,
Johannes Frankesie haben so ein Zeitlos.
Das Einzige, was es reinhaut, ist der Hubschrauber am Ende und das Plakat.
Da ist nämlich voll dieses Word 3D Font-Ding drin.
Florian BayerJa?
Johannes FrankeVon den 2000ern.
Ich warte auf Clippy.
Es ist wirklich seltsam.
Florian BayerJetzt muss ich mir das Plakat nochmal angucken.
Johannes FrankeGuck dir das Plakat an.
Das kommt am Anfang und am Ende nochmal vor in zerstörterer Version.
Florian BayerJa, ich weiß, die Kamera bleibt auch wieder so komplett dran hängen.
Ja,
Johannes Frankeja, ja.
Florian BayerJa, warte mal.
Johannes FrankeGuck in Ruhe, ich schneide die Pause raus.
Florian BayerJa, die zwei Minuten musst du mir geben.
Ich habe es nämlich auch irgendwo stehen.
Ich weiß, wann die Szene endet.
Bei welcher Minute.
Und da, Plakat, Wahlankündigung, 23 Minuten.
Das ist das erste Mal zu sehen.
Johannes FrankeUnd ich habe, wo habe ich das?
Ich hatte es doch gerade geöffnet.
Ah, hier.
Florian BayerDu hast recht.
Das ist so geil.
Oh Mann.
Es gab sogar einen Namen dafür.
Mach mal Trapezeffekt.
Johannes FrankeJa, genau das.
Florian BayerOh Mann, du hast voll recht.
Es ist mit Word gemacht.
Oh nein.
Und dann mach Trapezeffekt oben, wenn da Fantastizikus steht.
Und dann unten den Herrscher.
Ich glaube, es hieß wahrscheinlich Wüste oder Sand oder so.
Johannes FrankeOh mein Gott.
Ist das geil.
Florian BayerEs verortet das Ding so krass im Jahr 2000.
Johannes FrankeSo sehr.
Und das Geile ist, Ich habe, wann war denn das?
Ich meine, es muss ein bisschen früher als 2000 gewesen sein.
Ich war in Leipzig auf dem Gymnasium und ich bin ja nach Berlin gezogen, 99 oder so.
Das heißt, es muss irgendwann 96 gewesen sein oder sowas.
Da gab es das auch schon.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeUnd ich habe da versucht, die Schülerzeitung mitzumachen.
Und dann habe ich mich hingesetzt und habe mit all dem, was Word zu bieten hatte, so eine Zeitungsseite versucht zu layouten.
Ja.
Und meine Eltern haben gesagt, es ist kein Plakat.
Kein...
billiges, sondern du musst da schon ein bisschen das ordentlich formatieren, damit man es lesen kann und nicht einfach nur ganz viele verschiedene Schriftarten zusammenwerfen.
Das war...
Florian BayerIhr Lieben vom Apple-Minimalismus verdorbenen Kinder.
Wir, die in den 80ern und 90ern groß geworden sind, haben wirklich schlimme Designverbrechen mit Word begangen.
Johannes FrankeJa, aber wirklich.
Ach, ich hab's geliebt.
Florian BayerJa, ich auch.
Johannes FrankeAls Kind war dies total toll.
Also ich als Jugendlicher.
Ich hab gedacht, jetzt, ich bin richtig gut.
Ich bin richtig gut, aber es war voll unlesbar.
Keiner konnte sich das wirklich durchlesen.
Ich habe zehn Schriftgrößen und fünf Schriftarten.
Florian BayerComic Sans sieht echt geil aus.
Ja,
Johannes Frankegenau.
Florian BayerWir haben unironisch Comic Sans benutzt.
Mehr müsst ihr nicht wissen.
Johannes FrankeSchön.
Wir sind in Bird hängen geblieben und ich würde sagen, wir bleiben einfach jetzt auch in unserer Top 3 hängen, damit wir mal woanders landen.
Florian BayerUnsere Top 3.
So ein Zirkus.
Du darfst darüber reden, Flo.
Mir ist nichts Besseres eingefallen als so ein Zirkus.
Also ich hatte überlegt...
Ich hatte überlegt, eine Liste dir vorzuschlagen mit Das ist Harmonie, du Arschloch.
Ein wunderschönes Ernie-Zitat aus Stromberg.
Aber dann dachte ich, nee, das ist zu abstrakt.
Nehmen wir den Zirkus.
Nehmen wir Zeugfilme, die sich um Zirkus drehen und um Zirkusvorstellungen.
Du musst anfangen.
Johannes FrankeIch bin mir nicht ganz sicher, ob wir es nicht schon hatten, Chlor.
Florian BayerIch befürchte auch, dass wir es schon hatten.
Aber ich glaube, ich habe drei Filme, die ich noch nicht hatte.
Johannes FrankeIch glaube, ich habe drei Filme, die ich auf jeden Fall schon hatte.
Florian BayerOkay, fang mal an.
Ich weiß, dass wir einen...
uns einen teilen.
Ich hoffe, es ist nicht deine Eins.
Johannes FrankeMeine drei ist La Strada.
Florian BayerJa.
Johannes FrankeDas Lied der Straße.
Oh ja.
1954.
Fellini.
Ja,
Florian BayerFellini.
Johannes FrankeDer mit Anthony Quinn in der Rolle des Zampano.
Den Namen habe ich mir mal für eine Bühnenfigur ausgeliehen.
Stimmt.
Den ich ganz toll fand.
Der große Zampano.
Und Der einfach als Zirkusartist zu sehen ist.
Als Schausteller, grobschlechtig und groß.
Und dann eine Liebesgeschichte mit einer Assistentin oder sowas.
Florian BayerDen sollten wir auch mal schauen.
Johannes FrankeJa, genau.
Ich habe nämlich den Film so ewig lange nicht gesehen, dass ich ihn nur so grob zusammenfassen kann, wie ich es gemacht habe.
Mehr kann ich nicht mehr aus den Untiefen meines Gehirns rausholen.
Florian BayerSchön.
Tut mir leid, dass ich ihn ja wegnehme.
Freaks aus dem Jahr 1932.
Johannes FrankeJa, den habe ich auf Platz zwei.
Florian BayerGroßartiger Film von Todd Browning.
Wir haben darüber gesprochen.
Irgendwo zwischen Drama und Horrorfilm, also eigentlich eher ein Drama.
Johannes FrankeAber es gibt wirklich sehr starke Horrormomente da drin, muss man sagen.
Also gerade das Ende.
Aber wir wollen nicht unbedingt alles spoilern.
Schaut euch tatsächlich, das ist eine ganz, ganz große Empfehlung gerade, Freaks an.
1932 gedreht, beziehungsweise rausgekommen von Todd Browning.
Ein unglaublicher Film mit ganz vielen Menschen mit verschiedensten Behinderungen und verschiedensten Ausgangslagen.
die in einem Zirkus zusammenleben und von außen kommt jemand hinein und versucht da rein zu heiraten oder sowas.
Ich weiß schon gar nicht mehr genau, wie der Verlauf eigentlich war.
Aber der Zirkus wird mehr und mehr feindselig.
Und das ist wirklich sehr gut gemacht, weil wer hat 1932 sich wirklich Menschen mit Behinderungen geholt und nicht einfach irgendwelche Menschen das spielen lassen, wie das ganz, ganz, ganz Jahre, 100 Jahre später immer noch so ist.
Florian BayerKrass, Meisterwerk, absolut.
Ich muss dann meinen, das war deine Zweine, das heißt ich muss meine zwei nennen.
Mein Platz zwei ist Strange Circus von Sion Sono.
Ein ziemlich düsterer Thriller, in dem die Protagonistin Opfer von Missbrauch wird und sich in eine Art Fantasiewelt flieht, in der es diesen merkwürdigen schrägen Zirkus gibt, der aber Elemente aus ihrem tatsächlichen Leben auch aufgreift.
Sehr merkwürdiger Film.
Ich will dir auf jeden Fall mal einen Sion-Sono-Film geben, aber ich glaube nicht den, sondern ich werde dir wahrscheinlich irgendwann mal Love Exposure geben.
Aber Strange Circus ist auf jeden Fall ein absolut sehenswerter Film, aber auch ein ziemlich harter Film.
Man muss abkönnen, dass so Themen wie Missbrauch, sexueller Missbrauch sehr ausgiebig und auch sehr explizit behandelt werden.
Johannes FrankeHm, okay.
Ich habe auf Platz 1, zu dem ich jetzt kommen muss, weil ich Platz 2 ja schon jetzt mit dir hatte, mit Freaks, The Greatest Showman.
Nein, habe ich nicht.
Den ich nicht gesehen habe.
Schade, ich habe auf dein schockiertes Gesicht gehofft, aber du bist nicht schockiert genug, weil du den Film nicht kennst.
Tut mir leid.
Nein, Greatest Showman war leider nicht so gut, wie ich gehofft hätte, dass es war.
Also mit Jack...
Ich weiß ja, BoJack Horseman...
Nein, mit...
Edward Norton?
Mit Edward...
Nein, nein, nein.
Ah, fuck.
Florian BayerAh, du meinst Jack Gyllenhaal?
Nee,
Johannes FrankeHugh Jackman.
Sorry an alle draußen, die diesen Film lieben, aber ich fand ihn leider echt einfach nicht so gut, weil ich viel mehr erhofft hatte.
Aber was ich auf Platz 1 habe ist, natürlich wäre sonst Charlie Chaplin.
Florian BayerWas von Charlie Chaplin?
Johannes FrankeThe Circus.
1928 ein Film, der heißt The Circus.
Das ist das Thema unserer Top 3, ja?
Der Zirkus.
Florian BayerDas ist ein auditives Medium.
Ihr könnt nicht meine aufgerissenen, fragenden Augen sehen.
Ich kenne diesen Film nicht.
Johannes FrankeDu hast...
Was?
Wir machen so lange diesen Podcast und du hast von Chaplin vielleicht zwei Sachen gesehen, weil ich nur die zwei Sachen dir gegeben habe.
Und sonst hast du einfach alles ignoriert?
Was soll denn das?
Florian BayerNein, ich habe von Chaplin die Klassiker gesehen.
The Kid.
Johannes FrankeDas war's.
Florian BayerDer große Diktator.
Zwei Filme, die wir noch nicht im Podcast besprochen haben.
Du musst mir die Chaplin-Filme geben.
Du musst meine Bildungslücken schließen.
Du hast ja auch eine Aufgabe.
Johannes FrankeNatürlich habe ich eine Aufgabe, aber ich gebe gleich auf.
Also folgendes.
Charlie Chaplin, absoluter Stummfilm-Klassiker, The Circus, einfach als Tramp.
Natürlich winkt er wie jeder andere Film auch an.
Er ist auf der Flucht vor der Polizei, stolpert in einen Zirkus hinein und wird dann zur Hauptattraktion dieses Zirkus.
Why not?
Florian BayerKlingt so nach Chaplin.
Johannes FrankeJa, sehr gut.
Ich finde den ganz, ganz, ganz toll.
Florian BayerEin kurzer oder ein längerer?
Johannes FrankeIst ein bisschen länger.
Also auch 1928 hat er schon ein bisschen ausgefeilte Versuche gemacht und so ein bisschen länger.
Ich fand den ganz toll.
Florian BayerDann gib mir den doch mal.
Beziehungsweise gib mir ein Paket mit noch zwei anderen Chaplin-Shorts.
Nein,
Johannes Frankenein, nein.
Jeder einzeln.
Jeder einzeln.
Und dann ausführlich drei Stunden Episoden.
Yay.
Okay.
Platz 1 bei dir?
Florian BayerMein Platz 1 aus dem Jahr 1968.
Die Artisten in der Zirkuskuppe.
Ratlos.
Von Alexander Kluge.
Johannes FrankeAch du Scheiße.
Florian BayerNeuer deutscher Film.
Ganz großartig erzählt, wie Alexander Kluge von Anfang an seiner Karriere Filme inszeniert hat.
Nämlich irgendwie so eine Mischung aus dokumentarischem, alten Bildern, irgendwie eine fiktionale Geschichte.
Ganz viele Leute reden darüber, Ton und Bild werden wild miteinander geschnitten und es entsteht irgendwie so eine Art Collage.
Johannes FrankeKarkophonie hättest du nicht sagen wollen?
Florian BayerNicht Karkophonie, die nicht immer bei Alexander Kluge, aber in dem Fall erstaunlich gut auch als geschlossene Geschichte funktioniert, die von A nach B.
erzählt, wie eine junge Frau einen besonderen Zirkus gründen will, und zwar Hannelore Hooger, und dann aber an der Realität scheitert, unter anderem wegen fehlendem Geld und fehlender, weil wenige ihre Visionen teilen.
Johannes FrankeKlingt so narrativ.
Florian BayerJa, es ist auch narrativ.
Es ist sehr collagenartig erzählt, aber man hat eine Story dabei.
Aber Alex von der Kluge?
Johannes FrankeMhm, krass.
Naja, also auf jeden Fall müssen wir einen Alexander Kluge Film hier im Podcast mal machen.
Florian BayerMüssen wir auf jeden Fall mal machen.
In diesem Film sieht man die junge Hannelore Hooger nackt, falls dich das irgendwie reizt.
Johannes FrankeEine Frau, die Hannelore heißt.
Ich glaube, das ist nicht meine Generation.
Florian BayerAber Hannelore Hooger, die Ende des letzten Jahres gestorben ist, war eine Göttin.
Johannes FrankeOkay.
Florian BayerMan kann es nicht anders sagen.
Gut.
Ja, danke.
Coole Liste.
Johannes FrankeSchöne Tab 3, die wir eventuell schon mal hatten.
Genau.
Die wir schon mal aufgewärmt haben.
Okay, kommen wir zurück zu unserem Film von Belatar und zwar Satan Tango.
Nein.
Florian BayerSatan Tango hast du hoffentlich auch geguckt, zur Recherche.
Aber darüber soll ich jetzt noch reden.
Johannes FrankeAber natürlich.
Florian BayerWir nehmen uns jetzt noch 2 Minuten, um über Satan Tango zu reden.
Johannes FrankeGenau.
2 Minuten über Satan Tango.
Tanzt Satan Tango?
Ja.
Das war's.
Vielen Dank.
Schönen Tag noch.
Florian BayerPerfekt.
Das war unsere Top 3.
Wir kommen zu einem Urteil, würde ich sagen.
Johannes FrankeJa, können wir machen.
Dann haben wir gleich noch einen weiteren Jingle.
Das Urteil.
Yes, ich bin sehr stolz auf diesen Jingle.
Florian BayerIch finde ihn auch schön.
Möchtest du was sagen, Flor?
Ich liebe diesen Film.
Ich finde, das ist, es ist ein Film und es ist albern, diesen Film zu lieben, weil dieser Film taucht regelmäßig auf, wenn es um die besten, wichtigsten Filme aller Zeiten geht, ganz weit oben.
Dieser Film ist einer der wichtigsten und besten Filme aller Zeiten und dieser Film hat mindestens einige Einstellungen, die zu den wunderschönsten, krassesten Einstellungen der Filmgeschichte gehören.
Ja, es ist ein Geek-Film, ja, es ist ein Kritiker-Film, ja, es ist ein Arzi-Farzi-Film.
Er ist einfach toll.
Es ist einfach ein Meisterwerk und ich bin so froh, dass ich ihn dir eigentlich gegeben habe, dass meine Liebe für den Film wieder erweckt wurde, weil so oft habe ich den noch nicht gesehen.
Aber dafür gleich zweimal jetzt in der letzten Woche, weil ich einfach so bewegt davon war.
Johannes FrankeIch bin nicht stolz darauf, dass ich diesen Film mag, weil er das macht, was ich immer böse kritisiere.
Weil wenn ich vor einem Kunstwerk stehe im Museum oder sowas, was so modern ist.
dass ich nicht in der Lage bin, es zu lesen, also zu dechiffrieren, zu wissen, was da drin steckt.
Wenn das Kunstwerk so modern ist, dass es mir nicht alle Informationen mitliefert, um es dechiffrieren zu können, was viele alte klassische Künstler viel mehr machen, dass du das Bild angucken kannst und sagen kannst, okay, zu 80 Prozent kann ich das Bild dechiffrieren und verstehen, was da drin ist.
Bei moderner Kunst kann man das oft nicht und deswegen kritisiere ich es ganz viel.
Dieser Film liefert nicht alles mit, um diesen Film zu dischiffieren.
Und trotzdem liebe ich diesen Film.
Fuck, was ist los mit mir?
Was ist los?
Was ist passiert?
Florian BayerIrgendwo ist der alte Johannes von der Runde gegangen auf den Weg.
Johannes FrankeIch glaube, was er ganz gut macht, er gibt zwar lange Bilder, aber eben genug Informationen mit und genug neue Informationen innerhalb der längeren Einstellungen, dass du Zeit hast, darüber zu sinnieren und nachzudenken.
Vielleicht nicht an dein Mittagessen oder sowas zu denken, sondern wirklich im Film zu bleiben und genug hast, woran du dich festhalten kannst, trotz der langen Einstellung.
Das finde ich ganz bemerkenswert, dass das existiert, dass das so möglich ist.
Und was der Film eben schafft und das zeigt unser Gespräch, man kann, wenn man sich darauf einlässt, auch mit anderen und deswegen würde ich euch empfehlen, das auf jeden Fall mit anderen zusammen zu gucken, darüber reden.
Was sehe ich in diesem Fall?
Ist das der Zirkus, der in die Stadt kommt?
Ist das Donald Trump, der ausgestellt wird und alle drehen sich nur noch um ihn und er ist derjenige, der hier Großtoberwurm macht und alle anderen können im Hintergrund wie der Prinz irgendwelchen Scheiß machen?
Ist es vielleicht das?
Aber was spricht dagegen?
Was spricht dafür?
Wir gehen durch alles durch und man kann das alles wunderbar auseinandernehmen und überlegen und sich einfach über die Bilder freuen.
Ich finde es beeindruckend gut.
Aber ich kann auch jeden verstehen, der dann sagt ach, Nee, ich muss dir nicht zwei Stunden dabei zuschauen, wie er in der Gegend rumläuft.
Das reicht mir nicht.
Florian BayerVielleicht als Abschluss noch zwei Zitate von Bela Taf.
Johannes FrankeAch, wie schön, ja.
Florian BayerDer vor ein, zwei Jahren gesagt hat, als wir diesen Film gedreht haben, wollten wir ein Märchen drehen.
Damals im Jahr 2000.
Und wenn ich mir anschaue, wie das heute aussieht mit Donald Trump in den USA und Viktor Orban bei uns, also in Ungarn und Marine Le Pen in Frankreich vielleicht.
fühlt es sich jetzt doch ein bisschen realer an als damals.
Ein bisschen weniger wie ein Märchen.
Zweites Zitat.
Alle meine Filme sind Komödien.
Außer, dass Turina fährt vielleicht.
Aber sonst sind alle meine Filme Komödien.
Johannes FrankeGut, also so viel habe ich nicht gelacht, muss ich sagen.
Nein.
Mehr so innerlich.
Ja.
Florian BayerDanke, Johannes, dass du ihn geguckt hast.
Und es freut mich wirklich, dass er dir gefallen hat.
Danke, Flo,
Johannes Frankedass du mir den gegeben hast.
Ich bin also offensichtlich ein prätentiöser Künstler mit Rollkragenpulli.
Florian BayerBist du.
Johannes FrankeEuch da draußen vielen Dank, dass ihr den Rollkragenpulli angezogen habt und mit uns diesen Film geschaut habt.
Florian BayerWie immer vielen Dank, wenn ihr wissen wollt, womit sich Johannes dafür revanchiert, dann müsst ihr noch kurz dranbleiben, das erfahrt ihr nämlich gleich nach dem Chingel.
Ansonsten wie immer, ey Leute, vielen Dank, dass ihr da seid.
Es ist einfach toll mit euch.
Johannes FrankeEs macht riesig Spaß euch auch auf TikTok zu widersprechen, wenn meine Meinung nicht so populär ist.
Florian BayerBeteiligt euch weiter so fleißig an Diskussionen Schreibt uns eure Meinung Egal über welchen Kanal, wir lesen das alles Schickt uns gerne Filmvorschläge Und ansonsten euch noch eine schöne Woche Sehr schön,
Johannes Frankedann viel Spaß mit dem Film Der jetzt angekündigt wird, bis gleich
Florian BayerCiao
Johannes FrankeSo, wir haben da noch was
Florian BayerJa, was gibt es denn Johannes?
Johannes FrankePlor, wir haben uns gerade darüber unterhalten, was jetzt reinpassen würde und natürlich zeitlich sind wir immer noch in den 2000ern, es tut mir leid, aber ich finde, wir sind weit genug entfernt von diesem Film, den wir gerade besprochen haben, weil da kommt keiner ran.
Wir sind jetzt bei Coffee and Cigarettes von Jim Jarmusch.
Florian BayerWir sind wieder beim amerikanischen Independent Kino.
Johannes FrankeYes!
Florian BayerUnd Jim Jarmusch haben wir schon ein paar Mal besprochen, ne?
Ja!
Wir hatten Deadman.
Johannes FrankeMhm, großartig, großartig.
Eine der tollsten langen Sterbesszenen der Filmgeschichte.
Florian BayerJa, genau.
Eine einzige Sterbesszene.
Und Night on Earth haben wir besprochen.
Johannes FrankeJa.
Florian BayerZwei Jarmusch-Filme, ist ja gar nicht so schlimm.
Ah doch, Only Lovers Left Alive, wir hatten drei Jarmusch-Filme.
Johannes FrankeDer beste Jarmusch-Film, den hast du fast vergessen.
Florian BayerEntschuldigung.
Ja, cool.
Coffee & Cigarettes ist lange her, dass ich den gesehen habe.
Also ich kann mich noch kaum dran erinnern.
Johannes FrankeBei mir halt auch so lange her.
Und ich habe nur das Gefühl von, ja, dann so Anthologie, ne?
So Leute, die an Tischen sitzen und sich einfach nur unterhalten.
Und das Konzept an sich klingt schon so antifilmisch.
Ja.
Und deswegen fand ich es wahnsinnig spannend und damals, glaube ich, auch wirklich ziemlich cool.
Auch wenn nicht jede Geschichte einen genauso mitnimmt wie die andere.
Ich fand's total toll und ich bin sehr gespannt, ob ich's immer noch gut finde oder ob ich die Geduld dafür nicht mehr habe.
Florian BayerIch bin auch sehr gespannt.
Ich hab kaum noch Erinnerungen dran, aber ja, es sind vor allem typisch Jamush irgendwie zwei Millionen Promis, die er irgendwie angekarrt hat.
Johannes FrankeStimmt, ne?
Jeder spielt mit.
Das ist so krass, wenn der fragt.
Auf wieder Roberto Benigni.
Florian BayerJa, und Tom Waits natürlich.
Und Iggy Pop ist dabei.
Johannes FrankeOh, wie toll.
Oh, das wird toll.
Oh,
Florian Bayerklar.
Wir werden Stunden damit beschäftigt sein, zu jedem Einzelnen die Biografie runterzubeten.
Johannes FrankeOh nein.
Und die Diskografie.
Florian BayerUnd die Diskografie.
Wir haben nämlich Reza und Cheesa vom Wutang-Clan.
Johannes FrankeEs wird immer schlimmer.
Florian BayerJa, voll geil.
Johannes FrankeAlso, es wird großartig.
Hört wieder rein, wenn wir über...
Coffee and Cigarettes reden.
Dann bis nächste Woche.
Viel Spaß mit dem Film.
Florian BayerCiao.
Johannes FrankeCiao.
