Episode Transcript
Music.
Hallo und herzlich willkommen zu Aktenzeichen XY Unvergessene Verbrechen.
Ich bin Rudi Zerne.
Und ich bin Conny Neumeier.
Auch von mir herzlich willkommen.
Rudi, wir sprechen heute über einen Fall, der durch seine Brutalität schockiert hat.
Und dazu kam, dass er an einem Tag vor Heiligabend passiert war.
Zu einer Zeit, in der viele Menschen sich im Kreise ihrer Familie auf die Weihnachtsfeiertage vorbereiten.
Ja, das stimmt.
Ich kann mich noch gut an diesen Fall erinnern.
Trotz intensiver Ermittlungen konnte er zunächst nicht gelöst werden und wurde zu einem Cold Case.
Neun Jahre nach der Tat hat sich die Polizei dann dazu entschieden, ihn bei Aktenzeichen XY ungelöst vorzustellen.
Und ein Anruf hat dazu beigetragen, den Fall zu lösen, wenn auch nicht auf direktem Weg.
Zu all dem kommen wir natürlich gleich noch.
Jetzt begrüßen wir erstmal unsere heutigen Gäste, den ersten Kriminalhauptkommissar und Leiter der Kriminalinspektion 1 in Trier, Christian Soulier und Oberstaatsanwalt Dr.
Erik Samel von der Staatsanwaltschaft in Trier, den ihr sicher schon aus früheren Episoden kennt.
Herzlich willkommen.
Auch ein Hallo von mir.
Ich freue mich hier zu sein.
Ich bin ganz gespannt über den heutigen Verlauf und wie dieser Podcast sich gestaltet.
Ja, vielen Dank für die Einladung.
Auch ich finde es schön, nochmal hier zu sein und über diesen Fall zu berichten.
Und dann bleibt mir auch noch zu sagen, herzlich willkommen.
Schön, dass Sie da sind.
Herr Soulier, Herr Samel, zwei Jahrzehnte sind seit dem Verbrechen vergangen.
Wenn Sie heute an den Fall zurückdenken, was ist das Erste, was Ihnen dazu einfällt?
Herr Solier vielleicht zuerst.
Ja, es war ein bisschen atypischer Beginn von einem Cold Case.
Mir sind in Erinnerung geblieben die sehr aufwendigen Ermittlungen.
Wir haben also Unmengen von Vernehmungen gemacht.
Über 100 Personen sind vernommen worden, manche auch mehrfach.
Und die Krux bei diesen vielen Vernehmungen ist, die ganzen Informationen zueinander zu bringen.
Das war recht aufwendig und recht schwierig.
Wir haben tatsächlich einen wirklich, kann man schon sagen, ungeheuren Aufwand betrieben bei den Ermittlungen.
Das ging nach meiner Erinnerung teilweise bis zur Belastungsgrenze.
Das lag im Wesentlichen natürlich daran, dass der Tatort spurentechnisch wirklich sehr, sehr unübersichtlich war.
Warum das so war, darüber sprechen wir gleich noch.
Trotzdem haben sie es geschafft, den Fall aufzuklären.
Wie das gelungen ist, dazu kommen wir jetzt.
An der Stelle noch ein kurzer rechtlicher Hinweis.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes haben wir alle Namen geändert.
Beginnen wir jetzt mit dem, was sich damals ereignet hat.
Es ist der 23.
Dezember 2005, der Tag vor Heiligabend in Meeren, einem kleinen, beschaulichen Ort in der Eifel.
Die Menschen dort sind mit den letzten Vorbereitungen für das Fest beschäftigt.
Auch Karl-Heinz Ebach hat noch einiges zu tun.
Der 54-Jährige leitet seit einem Jahr das Paketzentrum eines großen Versanddienstleisters.
Er fühlt sich wohl im Unternehmen und hat hier seinen Platz gefunden.
Es herrscht geschäftiges Treiben, denn die Angestellten und auch ihr Firmenleiter wollen pünktlich um 20 Uhr Feierabend machen.
Alle freuen sich auf Weihnachten, besonders Karl-Heinz Ebach.
Denn nicht nur der Job bedeutet für ihn einen Neuanfang.
Erst wenige Monate zuvor hat er sich von seiner Frau getrennt.
Nach 20 Jahren Ehe will sich das Paar, das zwei Töchter hat, scheiden lassen.
In dieser schwierigen Zeit hat Karl-Heinz Ebach auf einem Klassentreffen in Brandenburg seine alte Jugendliebe wieder getroffen.
Beide haben sich neu ineinander verliebt.
Trotz der räumlichen Distanz von 800 Kilometern versuchen sie, sich regelmäßig zu sehen.
Die Weihnachtszeit bietet nun endlich die Gelegenheit, mehrere Tage am Stück gemeinsam zu verbringen.
Zunächst verläuft der Arbeitstag im Paketzentrum planmäßig.
Die meisten Fahrer sind früher als erwartet mit ihren Touren fertig und kehren rechtzeitig zurück.
Doch dann ereignet sich etwas, das den weiteren Verlauf des Abends maßgeblich verändern wird.
Boris Pawlik, ein polnischer Fahrer, kommt nicht wie vereinbart in das Paketzentrum zurück.
Als Karl-Heinz Ebach ihn endlich telefonisch erreicht, offenbart er seinem Chef den Grund.
Die kompletten Tageseinnahmen seien weg.
Hören wir mal in den Filmbeitrag aus der Sendung Aktenzeichen XY Ungelöst vom 16.
April 2014.
Ja, warst du jetzt verloren oder gestohlen?
Und wie viel war drin?
Ja, Mensch, mach hin, wir wollen Feierabend machen.
Das gibt's doch nicht.
Ausgerechnet heute.
Der Boris hat irgendwo seine Geldtasche liegen lassen.
Jetzt klaffert er nochmal die letzten Stationen ab und sucht sie.
Und wie viel Geld war drin?
Über 2000.
Das gibt Ärger.
Ich hoffe nur, dass er es bald findet.
Die Frau, mit der er spricht, ist Buchhalterin Ursula Walz.
Da Karl-Heinz Ebach als Geschäftsleiter für die Abwicklung der Tagesgeschäfte verantwortlich ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf den fehlenden Fahrer zu warten.
Während alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach und nach den Betrieb verlassen, leistet ihm nur noch seine Buchhalterin-Gesellschaft.
Doch es wird noch fast anderthalb Stunden dauern, bis der Fahrer gegen 21.45 Uhr schließlich in das Paket-Depot zurückkehrt.
Hören wir nochmal in die Sendung rein.
Ja, endlich!
Hast du die Geldtasche gefunden?
Nein, leider nicht.
Boris, kommst du bitte abrechnen?
Ja, ich komme.
Vielleicht findet sich das Geld ja noch.
Nach den Feiertagen?
Ja, hoffentlich.
Kopf hoch.
Nach der finalen Abrechnung ist Karl-Heinz Ebach schließlich gegen 22 Uhr allein im Betrieb.
Da es für die lange Fahrt nach Brandenburg nun zu spät geworden ist, informiert er seine Freundin.
Aber an Heiligabend wird seine Freundin vergeblich auf ihn warten.
Denn am Morgen des 24.
Dezember 2005 gegen 9 Uhr fährt ein Lkw-Fahrer auf das Gelände des Paketdepots, um dort einen Anhänger für die Feiertage abzustellen.
Dabei macht er eine grausame Entdeckung.
Er findet die Leiche seines Chefs Karl-Heinz Ebach und verständigt sofort die Polizei.
Music.
Herr Soullier, kurz zur Einordnung.
Der Tatort in Meeren liegt ca.
60 km von Ihrer Dienststelle in Trier entfernt.
Sie haben die Mordkommission vor Ort seinerzeit zusammen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kommissariaten unterstützt.
Wie war das damals für Sie und die anderen?
Naja, ein Mord an Heiligabend ist aus mehreren Gründen immer sehr ungünstig.
Zum einen, der Mord an sich ist immer schlecht.
Hinzu kommt, dass wir eine christlich geprägte Region sind.
Man hat andere Gedanken als eine Mordgeschichte.
Und sowohl die Angehörigen des Opfers als auch die Polizeibeamten sind gerüstet für Weihnachten, fester Liebe, man will sich beschenken, man feiert und dann kommt so eine Geschichte dazwischen.
Das ist für alle Beteiligten eine schwierige Situation.
Man kann also sagen, generell der Tod eines Menschen wird auch für einen erfahrenen Mordermittler nie zur Routine, egal zu welcher Zeit?
Das ist absolut richtig, ja.
Wir müssen halt schnell umdenken, müssen versuchen, die Sachlichkeit wieder reinzubringen, die Emotionen ein bisschen zu verdrängen, um in der Sache auch vorwärts zu kommen.
Sie selbst sind ja erst einige Tage später persönlich vor Ort gewesen.
Den Tatort kannten Sie zunächst nur von Bildern, die Ihnen Ihre Kolleginnen und Kollegen geschickt haben.
Können Sie uns schildern, wie der aussah?
Ja, es ist eine große Pakethalle mit einem seitlichen Personalausgang.
Es geht eine Treppe nach unten.
Und das Opfer lag auf dem geteerten Hof vor dieser Treppe.
Er lag auf dem Rücken, das Gesicht nach oben.
Die Arme waren rechts und links am Körper entlang gestreckt.
Es sah ein bisschen gestellt aus, die Situation.
Es war etwas ungewohnt.
Das Opfer hatte massive Kopf- und Gesichtsverletzungen.
Augenscheinlich war er erschlagen worden, hat sich auch später bestätigt.
Man ist mit einer sehr großen Brutalität vorgegangen.
Wir hatten nicht nur Kopfverletzungen, sondern auch Gesichtsverletzungen.
Auf das Opfer ist sehr stark eingewirkt worden.
Die Liegeposition war, wie gesagt, sehr seltsam, aber hat sich nachher ein Stück weit geklärt.
Weil, da kommen wir gleich zu, weil auch die Täter was gesucht haben.
Gab es denn irgendwelche verwertbaren Spuren am Tatort?
Das war ein weiteres großes Problem.
Es hat in der Nacht und tagsüber geregnet.
Regen ist immer so ein Todesurteil für Spuren.
Normalerweise, das war auch hier so.
Die Kollegen, die vor Ort waren, haben relativ schnell ein Zelt aufgestellt, um zu versuchen zu retten, was zu retten ist.
Dennoch war das ausgesprochen schwierig mit der Spurensituation.
Die Kollegen, die den Tatort untersucht haben, haben dann sehr schnell auch gemerkt, dass die Türen, die Personaltür zum Gebäude offen stand und haben auch diverse Beschädigungen festgestellt.
Herr Sammel, als zuständiger Staatsanwalt waren Sie natürlich auch von Beginn an involviert.
Der Fall war damals einer Ihrer ersten im Bereich Kapitalverbrechen.
Was waren das denn für Beschädigungen, die in der Firma festgestellt werden konnten?
Wir haben eben von Herrn Solier schon gehört, dass man sich dieses Depot als eine große Pakethalle vorstellen muss.
Also stellen Sie sich vor, es gibt ein großes Rolltor, durch das die Fahrzeuge normalerweise dann rein und raus fahren und ihre Pakete ein- und ausladen.
Und neben diesem Rolltor war eine Personaltür, die hier auch eine entsprechende Rolle spielt.
Und in dieser Halle selbst gibt es so einen ganz typischen Bürocontainer.
Der stand da separat, das war so eine Art Fertigcontainer mit Tür und einer großen Fensterscheibe.
Diese Fensterscheibe hatten die Täter eingetreten, um so in den Container einzusteigen.
Und man hat dann im Rahmen der Ermittlungen und der Spurenaufnahme vor Ort im Container selbst den Schlüsselbund des Tatopfers gefunden, also des Geschäftsführers.
Und mit diesem Schlüsselbund hatten die Täter den Tresor geöffnet, in dem die Einnahmen waren.
Ja und dieser gefundene Schlüsselbund war dann für Sie, Herr Solier, letztlich ja auch die Erklärung für die auffällige Liegeposition des Opfers, also das mit den ausgebreiteten Armen auf dem Rücken lag.
Ja, wir haben am Schlüsselbund Blutanhaftungen gefunden vom Opfer.
Wir gehen davon aus, dass das Opfer gedreht wurde und nach Schlüsseln durchsucht wurde.
Das Opfer hatte um den Hals herum einen Schlüsselbund getragen.
Den haben wir auch später in der Halle gefunden.
Also wir gehen davon aus, dass die Liegeposition dadurch entstanden ist, dass das Opfer gedreht wurde, um halt nach Schlüsseln und vergleichbaren Dingen zu suchen.
So haben sich die Täter oder der Täter dann ja Zutritt durch die Tür und letztlich zum Tresor verschafft.
Und anhand der Buchführung konnten Sie ja dann ermitteln, dass rund 6.400 Euro aus dem Tresor fehlten.
Gab es denn für Sie schon irgendwelche Hinweise auf einen möglichen Täter?
Zu dieser Zeit nicht.
Wir hatten im Außenbereich durch den Regen eigentlich gar keine Spuren gefunden.
Der Schlüsselbund wurde später auf Fremd-DNA untersucht, negativ.
Das heißt, wir haben angenommen, dass die Täter Handschuhe getragen haben.
Was wir gefunden haben, war ein Schuhabdruck, der auf einer zerbrochenen Glasscheibe festgestellt worden ist.
Und dieser Schuhabdruck wurde dann später durch die Experten des Landeskriminalamtes untersucht.
Dort konnte man herausfinden, dass die Schuhgröße 45 war, dass das Profil auffallend stark abgetreten war, also der Schuh war entsprechend benutzt worden.
Dieser Schuh konnte einer bekannten Schuhmarke, eines Sportschuhherstellers, zugeordnet werden.
Und wir wussten damals, dass er etwa zwischen 2002 und 2004 hergestellt wurde.
Also ein erster wichtiger Hinweis, denn Schuhgröße 45, das sprach ja zumindest erstmal vielleicht für einen größeren, wahrscheinlich männlichen Täter.
Konnte Ihnen denn der Schuhabdruck sonst noch irgendwie weiterhelfen?
Leider hat uns dieser Hinweis zunächst mal keine weiteren guten oder unmittelbaren Informationen gebracht.
Das liegt einfach daran, dass dieser Schuh in viel zu großen Stückzahlen hergestellt wurde und es da keinen Sinn gemacht hat, diesen Abdruck irgendwie mit irgendetwas zu vergleichen.
Nichtsdestotrotz war es für uns ein wichtiges und zunächst einmal zentrales Beweisstück.
Und wir haben natürlich auch im Rahmen der nachfolgenden Spurenabklärungen, wenn wir Personenspuren überprüft haben, immer geschaut, ob hier möglicherweise ein solcher Schuh eine Rolle spielt.
Music.
Und auch nach einer möglichen Tatwaffe wurde intensiv gesucht, denn die wurde am Tatort selbst ja nicht gefunden, Herr Sabel.
Das ist richtig.
Wir haben leider am Tatort selbst keine Tatwaffe finden können und haben natürlich auch die angrenzende Umgebung intensiv durchsucht, also mehr oder weniger jeden Stein umgedreht.
Aber trotzdem haben wir wirklich nichts gefunden zu diesem Zeitpunkt, was uns weitergebracht hätte.
Hat denn die Obduktion irgendwelche neuen Erkenntnisse geliefert?
Ja, zumindestens mal wurden unsere Eindrücke, die ersten Eindrücke bestätigt.
Die Täter sind mit extremer Brutalität vorgegangen.
Dem Opfer wurde regelrecht der Schädel zertrümmert.
Es gab markante Verletzungen am Hinterkopf.
Es gab aber auch Verletzungen im Gesichtsbereich, wo man davon ausgegangen ist, dass auch zugetreten wurde.
Also es ist mit einem Gegenstand geschlagen worden, was den Hinterkopf zertrümmert hat.
Es wurde zugetreten.
Interessant war, dass es in der Kopfschwarte eine Art Muster gab, wo wir überlegt haben, welcher Gegenstand könnte hier möglicherweise als Schlagwerkzeug benutzt worden sein.
Was war das für ein Muster?
Können Sie uns das beschreiben?
Ja, es war so ein doppeltes T-Muster, was entstanden ist.
Da gibt es zwei Möglichkeiten laut Rechtsmedizin, wie es entstanden ist.
Einmal möglicherweise durch einen relativ dünnen metallischen Gegenstand, ein Metallrohr zum Beispiel, oder aber, was wir dachten, eine Art Wagenheber, der hier benutzt worden ist.
Denn so sah das Muster aus.
Und konnten Sie dann noch genauer eingrenzen, nach welcher Tatwaffe Sie suchen mussten?
Wir haben uns alle möglichen Wagenheber von unterschiedlichsten Automodellen dann besorgt und angeschaut und verglichen und haben natürlich uns die Frage gestellt, welches dieser Modelle kann genau so ein Muster, wie wir es durch die Rechtsmedizin gezeigt bekommen haben, verursacht haben.
Aber auch das hat uns natürlich letztlich leider nicht weitergebracht.
Nichtsdestotrotz gab es aber eine weitere sehr interessante Tatsache für uns, wenn man sich diese Tötung selbst anschaut.
Und das war die Aussage der Rechtsmedizin, dass wahrscheinlich schon der erste Schlag ausgereicht hätte, um das Opfer tödlich zu verletzen.
Der Rechtsmediziner, der später auch als Sachverständiger vor Gericht geladen war, hatte seinerzeit ausgesagt, so massive Schädelverletzungen habe er in seiner 30-jährigen Tätigkeit nur selten gesehen.
Er sprach von einem absoluten Vernichtungswillen des Täters.
Was hat das für die Ermittlung bedeutet, Herr Sammel?
Das hat bei uns natürlich viele Fragen aufgeworfen.
Denn man muss sich das so vorstellen, wenn ich ein reines Raubdelikt begehen will, also wenn ich jemand mit Gewalt überfalle, um Geld oder andere Vermögensgegenstände zu rauben, dann tue ich als Täter normalerweise ja nur das, was nötig ist.
Ich schlage jemanden nieder, vielleicht, dass er bewusstlos ist, halt in der Art und Weise, dass ich ohne Probleme an das komme, was ich haben möchte.
Und das Auffällige hier war, dass hier eine wirkliche Form von Übertötung, muss man es bezeichnen, stattgefunden hat.
Und das hat uns natürlich vor die Frage gestellt, warum?
Also warum tut jemand so viel mehr, als er eigentlich tun müsste, um an das Geld im Depot zu kommen?
Und da kann man spekulieren.
Das kann starke Emotionen als Anlass sein, dass vielleicht ein Täter während der Tat ausgerastet ist oder dass er einen besonderen Hass auf das Opfer hatte.
Das war etwas, was uns im Laufe der Ermittlungen tatsächlich sehr umgetrieben hat, diese Frage.
Es war also auch denkbar, dass sich Täter und Opfer kannten.
In solchen Fällen bezieht man sicher schnell auch das persönliche Umfeld des Opfers mit ein, zumal eine Scheidung und auch eine neue Partnerin eine Rolle gespielt haben.
Richtig, Herr Solier?
Ja klar, in dieser Phase haben wir alles in Erwägung gezogen.
Dieses Übertöten, diese Wut, die möglicherweise eine Rolle gespielt hat, ist ein Indiz dafür, dass man sich gekannt hat.
So gesehen sind auch die ganzen Bekannten überprüft worden und auch die Ex-Frau und Eifersuchtsdelikte wurden hier ins Kalkül genommen.
Die Frau wurde überprüft.
Man hat festgestellt, die beiden waren schon länger getrennt.
Man hatte sich im Guten getrennt.
Ein Scheidungsverfahren stand schon sehr lange im Raum.
Es gab also hier keine Ansätze für diese starke Wut, die hier zum Tragen kam.
Wurde denn auch die neue Partnerin von Karl-Heinz Ebach überprüft, Herr Sammel?
Auch die haben wir natürlich überprüft.
Wir haben auch mit der neuen Freundin oder Lebensgefährtin gesprochen, um herauszufinden, ob es von der Seite möglicherweise irgendwelche Eifersuchtszenarien oder anderes geben könnte.
Aber da war am Schluss auch wirklich rein gar nichts, egal was wir da angesprochen haben.
Es gab hier keine Motivlage, die uns weitergebracht hätte.
Und natürlich haben wir auch bei dem Opfer dann noch weitergeschaut.
Gibt es hier irgendwelche Eifersuchtstramen, Frauengeschichten oder irgendwelche Männer im Hintergrund, die möglicherweise hier eifersüchtig sind?
Und auch das war alles absolut unauffällig.
Auch weitere Ermittlungen im privaten Umfeld des Opfers haben keine neuen Erkenntnisse ergeben.
Karl-Heinz Ebach hatte weder Schulden, noch war er mit jemandem in Streit geraten.
Er galt als harmoniebedürftiger Einzelgänger, lebte eher bescheiden.
Er könnte also einen Grund gehabt haben, diesen Mann, der auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als netter Chef beschrieben wurde, brutal zu ermorden.
Die Polizei erhofft sich hier zunächst Hinweise von Personen, die Karl-Heinz Ebach noch lebend gesehen haben.
Doch der verspätete Fahrer Boris Pavlik war spurlos verschwunden.
Und dann ist plötzlich eine ganz andere Person in den Fokus der Ermittlungen gerückt.
Nach Überprüfung der Stempeluhr hat die Buchhalterin Ursula Walz um 22.02 Uhr als letzte Person vor Karl-Heinz Ebach den Betrieb verlassen.
Zu diesem Zeitpunkt telefoniert er, wie wir vorhin schon gehört haben, noch mit seiner Freundin.
Laut späterem Verbindungsnachweis von 21.54 Uhr bis 22.05 Uhr.
Vermutlich nur kurze Zeit später verlässt der Firmenleiter dann sein Büro, um den Betrieb über Weihnachten zu schließen.
Eigentlich hätte Karl-Heinz Ebach die Alarmanlage des Betriebs pünktlich um 22 Uhr aktivieren müssen.
Doch offenbar vergisst er das an diesem Abend.
Deshalb löst das System einen sogenannten Negativalarm aus.
Der private Wachdienst, der für die Alarmanlage zuständig ist, erhält eine automatische Benachrichtigung, dass die Anlage nicht scharf gestellt worden ist.
Die Sicherheitsbeamten sehen die Benachrichtigung um 22.17 Uhr und versuchen vier Minuten später, Karl-Heinz Ebach telefonisch zu erreichen.
Aber vergeblich.
Als nächste Kontaktperson auf ihrer Liste rufen sie die Buchhalterin des Paketdepots, Ursula Walz, an.
Die reagiert sofort und macht sich umgehend auf den Weg zurück zu ihrem Arbeitsplatz, um nach dem Rechten zu sehen.
Herr Samel, was hat Ursula Walz denn dazu berichtet?
Sie hat uns in der Vernehmung erzählt, dass sie um 22.40 Uhr vor Ort angekommen sei.
Und zu diesem Zeitpunkt sei das Tor geschlossen gewesen.
Das ist ihr deswegen aufgefallen, weil als sie zuvor die Arbeitsstätte verlassen hatte, also als sie nach Hause gegangen ist, sei das Tor noch offen gewesen.
Außerdem hätte sie gesehen, dass ein weißer Transporter oder ein weißer Lieferwagen, wie sie es beschrieben hat, auf dem Gelände gestanden hat.
Wir glaubten zu diesem Zeitpunkt, dass der Lieferwagen dem oder dem Täter gehört haben muss.
Und sie sind ja davon ausgegangen, dass Karl-Heinz Ewach zum Zeitpunkt des Anrufs der Wachfirma schon nicht mehr am Leben war.
Damit lag die Tatzeit vermutlich zwischen 22.05 Uhr und 22.20 Uhr.
Hätte die Buchhalterin dann nicht die Leiche ihres Chefs auf dem Hof sehen müssen?
Wie sehen Sie das, Herr Solier?
Man muss sich vorstellen, es war Winterzeit.
Es war früh dunkel.
Das Industriegebiet liegt etwas abseits, ist ebenfalls relativ dunkel gehalten.
Die Frau ist alleine hingefahren, war lediglich mit dem Auto am Tor, hat gesehen, dass das Tor abgeschlossen war, sieht auch diesen weißer LKW, also ein typisches Auto, was auch dort benutzt wird, glaubte, das gehöre zur Firma.
Sie ist dann, weil sie wusste, dass ihr Chef in der Nacht noch starten wollte zu seiner neuen Freundin und noch tanken musste, zur örtlichen Tankstelle gefahren und wollte schauen, ob sie ihn danach abgreifen kann.
Das ist ihr nicht gelungen.
Danach ist sie nach Hause gefahren und hat ihm dort mit einem Zettel eine Nachricht hinterlassen, dass dieser Alarm eingegangen sei.
Sie glaubte, er hat lediglich vergessen, die Alarmanlage scharf zu schalten.
Die Buchhalterin, die dann vermutlich als letzte Zeugin routinemäßig überprüft wurde, geriet ja schließlich selbst dann in den Fokus ihrer Ermittlungen.
Warum?
Naja, uns war bekannt, dass die Buchhalterin von ihrem Freund abgeholt worden ist und die letzten Personen, die jemanden lebend gesehen haben, sind natürlich routinemäßig immer sehr interessant.
Und in dieser Situation haben wir natürlich auch beide Personen auch sehr intensiv überprüft.
Die Vorgehensweise der brutalen Mord sprach eher von männlichen Täter.
Die Buchhalterin wusste natürlich um die Umstände der Geldeinnahmen, was an Geld da ist.
Wir gingen davon aus, dass hier ein gewisses Insidermissen vorhanden sein muss.
Es gab Rekonstruktionen, wie sie gefahren sind.
Wir haben das sehr intensiv nachgestellt.
Wir haben teilweise mit der Stoppuhr gestoppt, die Zeiten.
Also um es kurz zu machen, da ist kein Verdacht hängen geblieben.
Music.
Bei der Suche nach dem Grund für die Übertötung standen sie ja lange vor einem Rätsel.
Ein Raub schien zunächst das einzig greifbare Motiv zu sein.
Und hier haben sie frühzeitig ausgeschlossen, dass Karl-Heinz Ebach ein Zufallsopfer war.
Warum?
Zum einen muss man mal die Örtlichkeiten kennen.
Wir gingen davon aus, dass wir Insiderwissen hier haben.
Es musste jemand sein, der weiß, dass im Betrieb überhaupt Geld vorhanden ist.
Es muss auch jemand sein, der weiß, dass das Opfer der Ebach alleine das Gebäude verlässt.
Wenn der mit Belegschaft zusammen das Gebäude verlässt, wer greift da an?
Also das ist eher unwahrscheinlich.
Also es musste jemand sein, der Abläufe kannte.
Was war dann Ihr Ansatz?
Wie haben Sie weitergemacht?
Ja, das war natürlich eine große Schwierigkeit, weil wir haben natürlich alle Personen, die einen Bezug zu dieser Firma, zu diesem Gebäude haben, überprüft.
Das heißt zum einen alle Angestellten, die dort gearbeitet haben oder früher mal gearbeitet haben.
Wir haben geschaut, wer hat Bezug zu dieser Firma.
Es gab also auch Subunternehmer mit Angestellten, die für diese Firma gefahren sind.
Also es kamen sehr viele Personen in Frage, die Kenntnisse hatten.
Wer zum Beispiel?
Können Sie davon erzählen?
Ja, wie es gerade eben angesprochen worden ist, muss man sich das bei den Speditionen ja so vorstellen, dass die sehr, sehr viel mit Subunternehmern arbeiten.
Also das sind kleine Speditionsfirmen, die dann wiederum für die große Spedition arbeiten.
Und auch diese Speditionsfirmen haben dann wieder Angestellte, also angestellte Fahrer, die hier tätig sind.
Da ist man sehr schnell bei deutlich über 100 Personen, die überprüft worden sind oder überprüft werden müssen.
Und all diese Personen haben wir dann im Rahmen der Ermittlungen erfasst und zum Teil dann auch standardmäßig überprüft, auch uns die Frage gestellt und auch in den Datenbanken überprüft, gibt es zu diesen einzelnen Personen schon Erkenntnisse, haben die vielleicht schon Straftaten begangen, um es mal so zu sagen, und wir haben natürlich uns speziell auch fokussiert auf die Leute, die an diesem Tag im Dienst waren, die gearbeitet haben, die Pakete ausgefahren haben, Pakete zurückgebracht haben und auch mit ihren Speditionsfahrzeugen dort tätig war.
Und einer davon war, wie wir bereits gehört haben, der Fahrer Boris Pavlik.
Wegen seiner Verspätung musste Karl-Heinz Ebach länger in der Firma bleiben.
Was war damals die Vermutung, Herr Solje?
Das war natürlich sehr auffällig, dass die Situation so entstanden ist.
Zum einen dachten wir, naja, entweder hat er vielleicht Geld gebraucht und hat dieses Geld verschwinden lassen mit dem Argument, Er hat es verloren, er ist ihm gestohlen worden oder aber es war eine Finte, um einfach dafür zu sorgen, dass der Chef länger in der Firma bleibt, um sicher zu gehen, dass er dann alleine ist.
Und er wusste ja auch, dass der Chef die Schlüssel zum Tresor hat.
Also eine Person mit einem möglichen Motiv.
Aber dieser Mann war zunächst mal verschwunden.
Ja, er war offensichtlich, wie wir dann auf Nachfragen ermitteln konnten, wegen Weihnachten in seiner Heimat, also nach Polen, gereist.
Wobei wir zunächst, also in den Tagen nach der Tat, nicht klären konnten, wo in Polen er sich dann aufgehalten hat.
Und wie haben Sie Boris Pavlik letztlich gefunden?
Am 27.
Dezember ist er aus Polen zurückgekommen und wurde direkt von uns vernommen in der Sache.
Er hat dann auch angegeben, das war eine weitere Auffälligkeit, dass am Tag sein jüngerer Bruder, der war damals 25 Jahre alt, bei ihm zu Besuch war.
Und dieser Bruder war den ganzen Tag mit im Transporter mitgefahren, obwohl er kein Angestellter des Depots der Firma war.
Also eine ungewöhnliche Situation.
Man hat aber dann angeblich lange gemeinsam versucht, die Geldtasche wiederzufinden und sei deswegen verspätet ins Depot gekommen.
Was auch eine Auffälligkeit war, er hat später in der Nacht noch eine Küche mit seinem Bruder abgebaut, die man ihm geschenkt hat und ist dann mit dieser Küche an dem Tattag in der Nacht nach Polen nach Hause gefahren, auch um dort Weihnachten zu verbringen.
Konnte dieser Abbau der Küche denn von Zeugen bestätigt werden?
Ja, es gab Zeugen, die haben das bestätigt, wobei die Uhrzeiten ein Problem war.
Aber man konnte diese nicht mehr genau festmachen.
Herr Sammel, ist die Geldtasche mit den 2.000 Euro eigentlich wieder aufgetaucht?
Die blieb bis zum Letzt leider verschwunden.
Wir haben alle Angaben der Fahrer entsprechend überprüft und auch nachgeprüft, wo diese angeblich nach der Tasche gesucht haben und auch gesucht haben wollen und wo sie möglicherweise hätte verloren gegangen sein können.
Wir haben auch hier Wegzeitberechnungen angestellt, also ob das so stimmen kann, was in der Vernehmung uns berichtet wurde.
Da kam es dann allerdings zu den ein oder anderen Unstimmigkeiten, die Wegstrecke und das, was gesagt wurde, nicht als ganz plausibel erschienen ließ.
Der jüngere Bruder war ja zum Zeitpunkt der Befragung von Boris Pawlik in Polen.
Wie konnte er überprüft werden?
Ja, wir haben mit den Polen Kontakt aufgenommen und haben die um Überprüfung gebeten.
Das geschieht in Form eines Rechtshilfersuchen.
Das bedeutet, die Staatsanwaltschaft nimmt auf bestimmte Wege mit der Staatsanwaltschaft in Polen Kontakt auf und daraufhin wurden dann in Polen Maßnahmen ergriffen.
Polnische Kollegen haben parallel ermittelt, der Bruder ist in Polen vernommen worden.
Ein Team von uns ist ebenfalls nach Polen gereist und war anwesend bei dieser Vernehmung.
Dann wurde auch die Wohnung durchsucht.
Man hat nach Schuhen geschaut, die möglicherweise vom Abdruck her identisch sind, mit dem Schuhabdruck, den wir ja gefunden hatten, an der Glasscheibe.
Von der Schuhgröße hätte es sogar theoretisch gepasst.
Also beide Brüder waren Gegenstand intensiver Ermittlungen und sind mehrfach vernommen worden.
Die beiden Brüder waren zu diesem Zeitpunkt die Hauptverdächtigen.
Aber es fehlten Beweise und so blieb ihnen ja nichts anderes übrig, als weiter in alle Richtungen zu ermitteln.
So haben sie zum Beispiel noch eine andere Personengruppe genauer unter die Lupe genommen.
Welche Personengruppe war das?
Wir haben die, wie man so schön sagt, Kleinkriminellen aus der Region natürlich auch überprüft und haben uns angeschaut, wo gab es Einbrüche in der Zeit, Wo gab es vielleicht ähnlich gelagerte Raubdelikte, also mit einer ähnlichen Tatausführung?
Gab es irgendwelche oder gibt es irgendwelche Gruppierungen, die in diesem Bereich zu der Zeit unterwegs waren, die vielleicht entsprechend Objekte ausgespäht haben oder vergleichbare Taten begangen haben?
Und wir haben uns natürlich auch angeschaut, welche Personen aus dem Umfeld, aus der Region sind in der jüngeren Vergangenheit überhaupt strafrechtlich in Erscheinung getreten oder mit ähnlichen Delikten, also mit Eigentumsdelikten oder mit Raubdelikten aufgefallen.
Und während dieser Ermittlungen hat die Mordkommission dann auch festgestellt, dass es in den Jahren zuvor bereits vier ähnliche Einbrüche in das Depot gegeben hatte.
Auch diese Einbrüche wurden ja von Ihnen überprüft.
Ja, diese Einbrüche waren auch der Grund dafür, dass der Vorgänger von Herrn Ebach das besagte Alarmsystem installiert hat, was er in der Nacht ja auch angeschlagen hat.
Eine dieser Einbrüche war von der Nachbardienststelle aufgeklärt worden, sodass wir dadurch auch konkrete Namen der damaligen Täter hatten.
Diese Personen wurden, wie eben bereits von Herrn Sammel geschildert, von uns überprüft.
Alle hatten dann auch ein Alibi angegeben für die besagte Tatzeit.
Trotz intensivster Ermittlungen, hunderter Überprüfungen und Vernehmungen fehlte der entscheidende Hinweis.
Der Tatverdacht gegen den polnischen Fahrer Boris Pawlik und seinen Bruder, der zunächst vielversprechend schien, hatte sich trotz monatelanger Ermittlungen am Ende nicht erhärten lassen.
Der Fall wird 2008 also schließlich zum Cold Case.
Herr Soulier, 2009 sind Sie dann der Leiter des K11, also der Mordkommission in Trier geworden.
Sie hatten dann lange nichts mehr mit dem Fall zu tun, aber losgelassen hat sie das Ganze nie.
Neun Jahre nach dem Mord haben sie dann noch einmal einen Versuch gestartet und den Fall im April 2014 bei uns in der Sendung vorgestellt.
Wie kam es dazu?
In den Mordkommissionen gibt es fast immer sogenannte Altfälle.
Das sind ungeklärte Morde.
Auch wir haben welche.
Das Arbeitsaufkommen bei Mordkommissionen läuft nach Wellenbewegungen.
Wir haben Zeiten, da ist relativ viel los mit aktuellen Fällen.
Dann wiederum haben wir Zeiten, wo relativ wenig ist.
Und wir haben in Trier diese Zeiten genutzt, um diese Altfälle nochmal anzugehen.
Wir haben es so aufgeteilt, dass jeder Sachbearbeiter ein bis zwei Altfälle betreut, um, wenn Informationen reinkommen, er sprachfähig ist und auch mit diesen Altfällen arbeitet.
Ich hatte diesen Fall hier einem jungen Mitarbeiter zugewiesen und der hatte die Idee mit Aktenzeichen.
Ich hatte ihn zuvor gebeten, in dem Fall nach sogenannten Lücken zu suchen, also Ermittlungslücken, Dingen, die nicht geschlossen sind, Fragen, die offen sind.
Und nachdem er diesen Vorschlag gemacht hatte, zur Aktenzeichen zu gehen mit dieser Sendung, habe ich ihm natürlich auch zugestimmt.
Und das wurde dann ja wahrscheinlich auch mit Ihnen besprochen, Herr Sammel, oder?
Ja, genau.
Das ist letztlich immer eine Teamentscheidung.
Also wir setzen uns dann zusammen, überlegen, wie es der Herr Solé auch gerade gesagt hat, was können wir in dem Fall noch tun, insbesondere der zugeteilte Sachbearbeiter.
Und dann besprechen wir das in der Runde und entscheiden dann auch, welche weiteren Ermittlungen können noch gemacht werden.
Und auch natürlich darüber, gehen wir zur Aktenzeichen, kann uns das möglicherweise in der Sache weiterhelfen.
Und so kam es dann hier auch in dem Fall.
Wir haben dann gemeinsam besprochen und entschieden, dass wir mit dem Fall in die Sendung Aktenzeichen XY gehen wollen, in der Hoffnung, neue Hinweise zu bekommen, die uns zur Aufklärung des Falles helfen.
Music.
Am 16.
April 2014 ist es dann soweit.
Der Fall wird bei Aktenzeichen XY ungelöst gezeigt.
Für sachdienliche Hinweise, die man sich durch die Sendung erhofft, wird die Belohnung durch den Arbeitgeber E.
Bachs noch einmal von 10.000 auf 25.000 Euro erhöht.
Und dann gibt es tatsächlich eine spektakuläre Wende in dem Fall.
Genauer gesagt durch einen Anruf während der Sendung.
Eine Zuschauerin meldet sich telefonisch im Studio.
Sie berichtet von ihrem Aufenthalt in einer Drogenentzugsklinik im Jahr 2011.
Der liegt also schon einige Jahre zurück.
Dort hatte sie sich mit einem jungen Mitpatienten angefreundet.
Im Vertrauen habe er ihr erzählt, in der Vergangenheit gemeinsam mit mehreren anderen Personen zahlreiche Einbrüche begangen zu haben.
Bei einem dieser Einbrüche sei ein Mann erschlagen worden.
Dieses Bild verfolge ihn besonders der Moment, in dem er gezwungen gewesen sei, über die Leiche hinweg zu steigen.
Der getötete Mann, so seine Erzählung, sei der Leiter eines Paketdepots gewesen.
Und noch etwas macht den Anruf der Frau so bemerkenswert.
Sie nennt sogar den Namen dieses Mannes, den wir hier Markus K.
nennen.
Herr Solier, diesen Markus K., den kannten Sie bereits.
Sie hatten ihn 2005 schon mal kurz im Blick, weil er als sogenannter Kleinkrimineller aktenkundig war.
Ja, wir wussten, dieser Markus K.
war zum Tatzeitpunkt 21 Jahre alt.
Es war jemand, der bei früheren Einbrüchen im Paketdepot dabei war.
Und es war auch einer dieser Personen oder einer dieser Fälle, der aufgeklärt worden ist und damit ist dieser Name auch bekannt geworden und diese Kleinkriminellen wurden ja damals, wie eben bereits geschildert, in die Überprüfungen mit einbezogen.
Er hatte damals ein Alibi für den Tatzeitraum angegeben, dennoch war diese Information, die über Aktenzeichen reinkam, hochinteressant, hat bei uns die Alarmglocken klingeln lassen, weil wir jetzt eine Person hatten, die damals schon überprüft wurde, nicht intensiv, aber überprüft wurde.
Und damit war diese Person hochinteressant für weitere Überprüfungen.
Die Ermittlungen liefen also jetzt wieder auf Hochtouren.
Nach den vielen Jahren endlich ein neuer konkreter Ansatzpunkt.
Erzählen Sie, wie ging es weiter?
Ja, wir haben jetzt begonnen, diese Person sehr intensiv zu überprüfen.
Also wir konnten ermitteln, dass er in unterschiedlicher Tatbeteiligung immer wieder mit leicht abgewandelten Versionen bei Einbrüchen zugegen war und dabei war.
Er hat dann auch diese Version, die die Zeugin über Aktenzeichen den Hinweis gegeben hat, auch anderen Personen mitgeteilt.
Also erzählt, dass er bei diesem Geschehnis, wo das Opfer zu Tode kam, dabei war.
Interessant war, dass er zum Zeitraum, als wir ihn überprüft haben, ein Alibi angegeben hat, dass er bei einem Freund war.
Diesen Freund hatten wir jetzt aufgesucht und er wusste nichts von diesem Alibi.
Das war also eine neue Situation, die wir hatten und hat den Verdacht bestätigt, dass diese Person mit der Sache etwas zu tun hat.
Wie ging es dann weiter?
Wurde das Alibi von Markus K.
denn 2005 nicht überprüft?
Das war eine dieser besagten Lücken, von denen ich gesprochen habe, nach denen wir suchen sollten.
Es wurde damals ja hunderte von Personen überprüft.
Die meisten haben ein Alibi angegeben.
Und dieses Alibi ist nicht gegengeprüft worden.
Und das war die besagte Lücke, wo wir sagten, da müssen wir rein, das müssen wir neu nochmal angehen.
Und dieser Mann war nur ein kleines Licht.
Der war bekannt für kleinere Delikte und wurde halt auch nur routinemäßig überprüft.
Es fanden damals keine sehr intensiven Überprüfungen statt, sodass der uns quasi durchgerutscht ist.
Wie genau Sie Markus K.
dann 2014 überprüft haben, das dürfen wir hier aus ermittlungstaktischen Gründen nicht im Detail erzählen.
Was wir aber sagen dürfen, ist, dass Sie den Mann zunächst eine längere Zeit beobachtet haben.
Und Sie haben dann ja auch nach potenziellen Mittätern Ausschau gehalten.
denn Markus K.
Hatte der Zeugin ja erzählt, dass er die Tat nicht alleine begangen hätte.
Wie sind Sie dann weiter vorgegangen?
Wir haben den natürlich im Hintergrund uns sehr, sehr genau angeschaut.
Also kann man schon fast sagen, auf links gedreht und uns angeschaut, welche Personen spielen aktuell in seinem Leben eine Rolle und welche Personen haben damals zur Tatzeit eine Rolle gespielt.
Mit welchen war er privat unterwegs, mit welchen hat er möglicherweise Straftaten begangen Und an der Stelle sind wir dann auch direkt wieder im kleinkriminellen Milieu gelandet und haben uns natürlich in den alten Verfahren, Einbruchsverfahren, in denen er als Mittäter unterwegs war, angeschaut.
Welche weiteren Personen waren denn da noch beteiligt?
Also man kann durchaus sagen, dass er zum damaligen Zeitpunkt, also in diesen tatrelevanten Jahren, Teil einer losen Gruppierung war, salopp gesagt einer Einbrecherbande.
Also Personen, also Leute, die immer wieder in wechselnden Konzentrationen kleinere Straftaten begangen haben, Einbrüche begangen haben.
Man ist zum Beispiel mal in ein Reifendepot eingebrochen, hat dort Reifen geklaut oder aber, wie schon erzählt, in eine Spedition, um dort Päckchen zu öffnen und aus den Päckchen Wertgegenstände zu entwenden oder aber auch kleinere Geldbetreiber.
Music.
Eine weitere Person, die Ihnen auch schon vom früheren Einbruch auf das Depot bekannt war und die seinerzeit ebenfalls sporadisch überprüft wurde, war Oleg F., ein 36 Jahre alter Mann, der in Russland geboren wurde.
Auch sein Alibi, das er 2005 für den Tatabend gegeben hatte, wurde nun genauer überprüft und infrage gestellt.
Was kam dabei heraus, Herr Sammel?
Er hatte am 23.
Dezember 2005, also unmittelbar vor dem Tatabend, laut eigenen Angaben bei einer Firma in Koblenz, das sind etwa rund 70 Kilometer vom Tatort entfernt, gearbeitet und hatte sich dort auch ein- und ausgestempelt.
Also soweit, so gut.
Diese Stempelzeiten haben wir natürlich überprüft und die waren auf den ersten Blick zunächst mal korrekt.
Wenn man dann aber tiefer geschaut hat und tiefer nachgebohrt hat, dann konnten wir im Jahr 2014 ermitteln, dass das in der Firma gar nicht so unüblich war, dass man durchaus mal früher ging oder später kam und ein Kollege auf der Arbeit einfach für einen den Stempel gedrückt hat.
Also wie auch hier jetzt in dem Fall und dann ein- oder ausgestempelt hat.
Insofern muss man sagen, dass sein Alibi letztlich doch sehr wackelig war.
Sie haben dann weitergegraben und herausgefunden, dass Oleg F.
Kurz nach der Tat für längere Zeit in Russland war.
Und außerdem war der Mann zwischenzeitlich in den Bereichen des Menschenhandels und der Prostitution auffällig geworden.
Sie haben ihn dann schließlich im Oktober 2014 unter seiner früheren Meldeadresse aufgesucht.
Haben Sie ihn dort auch angetroffen?
Ja, wir haben nur seine Ex-Frau angetroffen.
Sie wusste nicht, wo sich ihr Ex-Mann auffällt.
Wir haben dann mit ihr geredet und sie hat dann wirklich einige sehr interessante Angaben gemacht.
Und sie konnte sich noch gut erinnern.
Immerhin lag der Zeitpunkt der Tat ja neun Jahre zurück.
Ja, man muss sagen, das war sozusagen Glück im Unglück.
Ich meine, es war ein Tag vor Heiligabend.
Das ist durchaus ein prägnantes Datum.
Da fällt es einem leichter, sich an gewisse Ereignisse zu erinnern.
Und sie hat uns berichtet, dass sich ihr Ex-Mann an diesem Heiligabend sehr, sehr auffällig verhalten hatte.
Also sie beschreibt ihn als seltsam in seinem Wesen und er wäre eigentlich morgens weggefahren, den ganzen Tag verschwunden und als Grund hätte er angegeben, dass er ein Fahrzeug ummelden wollte, was natürlich völliger Unsinn war.
Der Heiligabend war ein Samstag, da hat keine Meldebehörde offen und schließlich sei er erst abends zurückgekommen, sei sehr, sehr übellaunig gewesen.
Er hätte nicht einmal die Weihnachtsgeschenke ausgepackt, hat sie uns erzählt, hätte auch nicht am gemeinsamen Weihnachtsessen teilgenommen.
Also das sei ja alles schon sehr, sehr komisch vorgekommen und wenige Tage später sei er dann einfach mal für ein paar Tage verschwunden gewesen.
Also das brüchige Alibi und das beschriebene auffällige Verhalten von Oleg F.
Am Tag nach der Tat hat den Mann für sie interessant gemacht.
Er konnte als einer der Mittäter in Frage kommen.
Und während sie in den Tagen darauf dann versucht haben, den Aufenthaltsort des Mannes zu ermitteln, meldete sich dann die Ex-Frau noch einmal mit einem Brief bei ihnen, den sie gefunden hatte.
Der war von einem Bekannten, Ariane A., an ihren Ex-Mann.
Die beiden waren früher enge Freunde, aber seit 2005 verfeindet.
Herr Sammel, worum ging es in dem Brief?
Der Brief war dann schon sehr, sehr aufschlussreich und hat uns schon in den Ermittlungen einiges zu denken gegeben.
Der Brief begann mit »Ich weiß, wie es dir jetzt geht, du altes Arschloch«.
Der Schreiber des Briefes hat sich bei Oleg F.
Beschwert mit den Worten unter anderem, als du damals abgehauen bist, hast du mir viele Probleme hinterlassen.
In dem Brief ging es dann auch um Prostituierte in diesem Kontext und der Empfänger, also Oleg F.
wird auch beschuldigt.
Er hätte die ganze Familie des Verfassers des Briefes zerstört und der Verfasser wolle jetzt dafür sorgen, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Und ganz zum Schluss endete der Brief mit, und das war für uns natürlich sehr, sehr markant, du weißt, was du in Meeren getan hast.
Ja, ein Satz, der tatsächlich klingt wie aus einem Film.
Arian A.
hatte offenbar Kenntnisse von der Tat und war damit zumindest ein wichtiger Zeuge.
Ende Oktober 2014 konnten sie den Mann, einen Serben, dann auch ermitteln, denn er verbüßte eine 5,5-jährige Haftstrafe und saß immer noch in der JVA.
Die spannende Frage, war dieser Mann gesprächsbereit, Herr Solier?
Ja, wir mussten ihn mehrfach aufsuchen.
Er war zu Beginn etwas wortkarg.
Er hat dann nach und nach eingeräumt, dass er den Brief geschrieben hat und hat sich auch ein bisschen auf uns eingelassen.
Er hat erzählt, dass er selbst zur Tatzeit mit seinen Kindern in Serbien war.
Seine damalige Frau, die in Deutschland geblieben ist, hätte ihn angerufen und ihm erzählt, dass Oleg F.
Bei ihr gewesen sei und habe ihr seltsame Dinge erzählt.
Als dann der Adrian A.
zurückkam aus Serbien, hat er den Oleg F.
Dazu befragt, was er von seiner Frau wollte.
Und Oleg F.
hätte ihm dagestanden, an der Tat in Meeren mit weiteren Personen beteiligt gewesen zu sein.
Seine Frau wisse hierüber auch Bescheid.
Der Mann konnte am Ende keine weiteren Namen nennen.
Die Ex-Frau von Ariane A.
sollte nach diesen Ermittlungsergebnissen dann aber auch als wichtige Zeugin vernommen werden.
Doch Valentina A.
versteckte sich aus Angst vor ihrem früheren Partner und konnte zunächst nicht ausfindig gemacht werden.
Während die Suche nach ihr lief, konnte zumindest Oleg F.
in Bayern verhaftet werden und kam am 17.
Dezember 2014 in U-Haft.
Am selben Tag wurde auch Markus K.
nach längerer Observationszeit verhaftet.
Fast genau neun Jahre nach der Tat gab es endlich zwei konkrete Tatverdächtige.
Doch das erhoffte Geständnis, das blieb aus.
Oleg F.
schwieg beharrlich zu den Vorwürfen.
Und Markus K., der die Tat gleich mehreren Personen anvertraut hatte, hatte eine überraschende Erklärung dafür, warum er plötzlich keine weiteren Details zur Tat preisgeben kann.
Dazu kommen wir später noch.
Herr Sammel, im Januar 2015 konnte dann endlich der aktuelle Aufenthaltsort von Valentina A.
ermittelt werden.
Die Hoffnung lag darauf, dass der Verdächtige Oleg F.
Ihr am ersten Weihnachtstag 2005 konkrete Details zur Tat und Namen möglicher Tatbeteiligter genannt hatte.
Doch die Frau wollte nicht mit der Polizei sprechen.
Warum?
Sie hat sich für ihren Ex-Mann, dem Ariane A., versteckt gehalten, obwohl der im Gefängnis saß.
Das Hintergrund war, dass es in der Vergangenheit in der Beziehung Gewalttätigkeiten gab, dass es Bezüge zum Rotlichtmilieu gab, also eine Vielzahl von Dingen, die der Zeugin Angst gemacht hatten.
Und sie hatte natürlich auch Angst, wenn sie jetzt offen in dem Verfahren auftritt.
Dass ihr Mann dann rausbekommt, spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn er aus der Haft entlassen wird, wo sie wohnt und sie dann möglicherweise aufsucht und sie hier neue Gewalt erfährt.
Und vor dem Hintergrund, muss man sagen, war natürlich ein Stück weit eine Bedrohungslage für die Zeugin gegeben.
Sie haben dann in diesem speziellen Fall ja die Möglichkeit geprüft, Valentina A.
In ein Zeugenschutzprogramm zu bringen und haben ihr das dann ja auch angeboten.
Wollen Sie uns kurz erklären, was das für die Frau bedeutet hätte?
Ein Zeugenschutzprogramm muss man sich tatsächlich so vorstellen, dass die Person dann unter der bekannten Identität, also Name, Anschrift, Geburtsdaten, alles, was bis jetzt so zu jemandem, der existiert, gehört, nicht mehr existiert hätte.
Also man gibt der Person eine vollständig neue Identität an irgendeinem anderen Ort mit dem Ziel, dass sie auch nicht mehr einer Bedrohung ausgesetzt wird, dass sie geschützt ist und dass die Personen, hier jetzt ganz konkret der Ariane A., keine Chance haben, sie irgendwie nochmal zu erreichen.
Und vor dem Hintergrund hat sich die Zeugin dann auch zur Aussage bereitet.
Die für sie so wichtige Zeugin war nun bereit zu reden und wurde Anfang 2015 mehrfach vernommen.
Fassen wir die wichtigsten Aussagen der Frau einmal zusammen.
Zwei Tage nach dem Mord, am 25.
Dezember 2005, dem Abend des ersten Weihnachtstags, taucht Oleg F.
Plötzlich bei Valentina A.
auf.
Aufgewühlt und nervös.
Er fragt sie, ob er Geld in ihrer Wohnung verstecken dürfe, da er verschwinden müsse.
Sie weigert sich, aus Angst, ihr Mann könne das Geld finden.
Daraufhin versteckt Oleg F.
das Geld zunächst in einem Taubenschlag im Garten, holt es jedoch später wieder ab.
Oleg F.
vertraut sich der Frau an, da er sehr von dem Verbrechen belastet sei.
Obwohl es nur um einen Raub gehen sollte, wäre er jetzt tatsächlich an einem brutalen Mord beteiligt.
Auch wenn er nur der Fahrer gewesen wäre, denn er hätte im Auto gewartet.
Insgesamt vier weitere Personen seien an der Tat beteiligt gewesen.
Darunter auch eine Frau, die Karl-Heinz Ebach beim Verlassen des Gebäudes ablenken sollte.
Herr Solier, konnte die Frau denn weitere Namen nennen?
Ja, das konnte sie in der Tat.
Sie hat uns zum einen einen Georg O.
Genannt, ein 26-jähriger Deutscher, sowie den Namen Timur L., das sei der Schwager des Georg O., damals 18 Jahre alt.
Von einem ebenfalls beteiligten Marokkaner und der Frau wisse sie keinen Namen.
Also neben Oleg F.
zwei weitere konkrete Namen.
Wusste Sie denn, wer von Ihnen Karl-Heinz E.
Bach umgebracht hat?
Ja, je nach sei Georg O.
ausgerastet und habe den Mond begangen.
Warum dieser ausgerastet sei, das wusste sie nicht.
Sie hatten damit mittlerweile zehn Jahre nach der Tat zum ersten Mal einen konkreten Hinweis auf den mutmaßlichen Mörder von Karl-Heinz E.
Bach, Georg O., War Ihnen dieser Name auch bereits bekannt?
Nein, er war im Jahr 2005 nicht im kleinkriminellen Milieu erfasst und wurde deshalb damals auch nicht von uns überprüft.
Also wir hatten ihn da nicht auf dem Radar, er war nicht in den Datenbanken bei uns drin.
Als wir ihn dann 2014 in die Vernehmung genommen haben, hat er uns ein Alibi präsentiert und hat gesagt, ich kann es gar nicht gewesen sein.
Ich war zu der Zeit in der JVA inhaftiert.
Er war also da quasi im Strafvollzug aufgrund anderer Delikte, für die er verurteilt worden war.
Und bei einer ersten Überprüfung hat das so im Prinzip auch gestimmt.
Wir haben uns aber damit nicht zufrieden gegeben und haben das natürlich näher hinterfragt und uns auch näher die Haftdaten angeschaut.
Und diese Überprüfung hat dann aber ergeben, dass er im Tatzeitraum Freigang hat, also Weihnachtsurlaub.
Valentina A.
Hat bei ihrer Aussage ja weiter angegeben, dass Georg O.
Vier Wochen nach der Tat ebenfalls bei ihr zu Hause aufgetaucht sei und wiederum Oleg F.
des Mordes beschuldigt hat.
Er wäre zufällig zur gleichen Zeit in ein Nachbarhaus eingebrochen und hätte den Mord beobachtet.
Herr Sully, was hielten Sie von dieser Aussage?
Ja, also die Aussage von Valentina A., die war für uns glaubwürdig.
Aber die Geschichte, die Oleg F.
Erzählte, dass er von einem Nachbarhaus was beobachtet habe, das war absolut unglaubwürdig.
Auf dem Gelände des Paketdepots gibt es überhaupt kein Nachbarhaus.
Also für uns war das ein ganz klarer Versuch, von sich selbst als Tätern gegenüber Valentina A.
abzulenken.
Georg O.
und sein Schwager Timo L.
wurden dann zunächst auch noch eine Zeit lang intensiv beobachtet, bevor sie am 3.
Februar 2015 schließlich verhaftet werden.
Zu den Tatvorwürfen schweigen sie.
Trotzdem kommt es aufgrund aller Zeugenaussagen, Vernehmungen und Indizien im Juni 2015 zum Prozess, bei dem vier Männer auf der Anklagebank sitzen.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Oleg F.
das Fluchtfahrzeug gefahren hat.
Georg O.
den Firmenchef Karl-Heinz Ebach erschlagen hat und sein Schwager Timo L.
am Raub beteiligt war.
Welche Rolle Markus K.
bei der Tat gespielt hat, darüber sprechen wir gleich.
Zunächst nochmal eine Frage an Sie, Herr Sammel.
Sie haben die Anklage damals vor Gericht vertreten.
Der Prozess dauerte aufgrund der vielen Beteiligten relativ lang, oder?
Die Hauptverhandlung hat tatsächlich ziemlich exakt ein Jahr lang gedauert.
Also ein Jahr, in dem wir nahezu wöchentlich ein bis zwei Hauptverhandlungstermine ganztägig hatten.
Das lag daran, dass wir ungefähr ca.
120 Zeugen zu vernehmen hatten in dieser Zeit, die das Gericht alle gehört hat.
Also alles Zeugen, die auch Gegenstand des Ermittlungsverfahrens waren.
Und in diesem Zusammenhang hat auch die Hauptbelastungszeugin Valentina A., die sich dann im Zeugenschutzprogramm befand, in der Hauptverhandlung ganz exakt ihre Aussage so bestätigt und wiederholt, wie wir sie auch im Ermittlungsverfahren von ihr in der Vernehmung bekommen haben.
Von wie vielen Tatbeteiligten sind Sie als Vertreter der Anklage denn damals ausgegangen?
Bis heute ließ sich nicht abschließend klären, wie viele Personen tatsächlich an der Tat beteiligt waren.
Also wir bzw.
Auch das Gericht ging am Ende von fünf Tatbeteiligten aus, wobei zwei Personen, ein Marokkaner und die Frau, die schon Erwähnung gefunden hat, bis heute nicht ermittelt werden konnten.
Am Ende des Prozesses hält das Gericht folgenden Tathergang für plausibel.
Oleg F.
war der Kopf der Gruppe.
Er hat den Raubüberfall auf das Logistikdepot in Meeren geplant und vermutet, dass dort vor Weihnachten Bargeld in Höhe von ca.
40.000 Euro vorhanden sein könnte.
Er heuert Georg O., dessen Schwager Timo L.
Und einen bis heute unbekannten Marokkaner für die Tat an.
Eine Frau, die bis heute ebenfalls nicht ermittelt werden konnte, sollte als Lockvogel dienen.
Schon Wochen vorher haben Oleg F.
und Georg O.
das Depot ausgekundschaftet und den Überfall im Detail geplant.
Am 23.
Dezember 2005 lauert Georg O.
dem Depotleiter Karl-Heinz Ebach vor der Personaltür auf.
Die unbekannte Frau sollte versuchen, den Firmenchef unter einem Vorwand aus dem Gebäude zu locken.
Aber wahrscheinlich hat dieser dabei Verdacht geschöpft.
Daraufhin schlägt Georg O.
ihn mit einem Wagenheber auf den Kopf.
Als Karl Heiz Ebach versucht, ins Gebäude zu flüchten, schlägt und tritt er weiter auf ihn ein, auch noch als er bereits am Boden liegt.
Danach nehmen Timo L.
und der Marokkaner dem Opfer den Schlüsselbund ab, dringen in das Gebäude ein und entwenden das Geld aus dem Tresor.
Dabei hinterlässt einer der Männer, vermutlich der Marokkaner, den später sichergestellten Schuhabdruck.
Die erbeuteten 6.400 Euro werden dann an Oleg F.
übergeben, der in einem Auto abseits des Geländes wartet.
Später teilen die Tatbeteiligten das Geld unter sich auf.
Eine Frage bleibt an der Stelle.
Warum hat Georg O.
Karl-Heinz Ebach derart brutal getötet?
Herr Solje, was sagen Sie dazu?
Also ehrlich gesagt, wir wissen es nicht.
Wir können nur vermuten, dass er einfach ausgerastet ist.
Georg O.
hatte einen Ruf.
Er galt als gewaltbereit.
Er hat damals auch Geld gebraucht.
Er war arbeitslos, musste sein Haus abbezahlen.
Das Gericht hat letztendlich zwei Theorien in den Raum gestellt.
Die eine war, der Täter war wütend über einen nicht planmäßig verlaufenden Lockvogel-Einsatz und die zweite, das Opfer hat vermutlich versucht zu flüchten und dabei einen wuchtigen Schlag gegen den Kopf bekommen.
Die weitere Flucht sollte unterbunden werden durch weitere Schläge, um dann ungestört den Raub durchführen zu können, indem man einfach an die Tresorschlüssel herankommt.
Kann man denn sagen, dass diese Form der Übertötung, so haben Sie es vorhin genannt, Herr Sammel, die Ermittlerinnen und Ermittler in einer gewissen Weise auch auf eine falsche Fährte geführt hatte?
Ich würde vielleicht nicht sagen falsche Fährte, aber es hat uns natürlich schon sehr irritiert und auch sehr viel Zeit gekostet und sehr viel Ermittlungsaufwand, weil es hat halt keinen richtigen Sinn gemacht.
Wie ich bereits gesagt hatte, wenn ich einen Raub begehe, dann mache ich normalerweise nur das Nötigste.
Und wir sind da auch sehr, sehr lange der Theorie nachgegangen, dass Täter und Opfer sich möglicherweise gekannt haben müssen und hier vielleicht eine emotional-persönliche Komponente im Raum steht, also so eine klassische Täter-Opfer-Beziehung.
Und das hat uns schon sehr, sehr viele Ermittlungsstunden gekostet.
Music.
Am 31.
Mai 2016 fiel dann endlich das Urteil.
Das Landgericht Trier sah es als erwiesen an, dass Georg O.
der Haupttäter war.
Er wurde wegen Raubes mit Todesfolge in Tateinheit mit Totschlag zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Herr Sammel, warum konnte der Mann nicht wegen Mordes verurteilt werden?
Das gab die Beweislage schlicht und ergreifend nicht her.
Wir konnten kein Mordmerkmal nachweisen.
Sie müssen ja für Mord nach deutschem Strafrecht gewisse Mordmerkmale verwirklichen.
Das kann zum Beispiel Heimtücke sein oder Grausamkeit oder niedrige Beweggründe.
Das sind nur so ein paar Beispiele.
Und kein Mordmerkmal war hier nachweisbar verwirklicht, sodass es letztlich beim Totschlag blieb.
Kommen wir zu den weiteren Tätern.
Oleg F., den die Ermittler als Drahtzieher einstuften, erhielt eine Freiheitsstreife von acht Jahren wegen besonders schweren Raubes.
Auch der damals 18-jährige Mittäter Timo L.
Wurde verurteilt nach Jugendstrafrecht.
Er bekam vier Jahre Jugendstrafe wegen Raubes mit Todesfolge.
Und Markus K., der ebenfalls im Fokus der Ermittlungen stand, der wurde freigesprochen.
Herr Sammel, warum das denn?
Es hat sich im Verfahren und auch insbesondere in der Hauptverhandlung dann tatsächlich herausgestellt, dass er diese ganze Geschichte, die er der Zeugin berichtet hatte, nur erfunden hatte.
Also er war letztlich jemand, der Geschichten erzählt hat, um Frauen zu imponieren oder sich auch bei anderen Personen wichtig zu tun.
Wir gehen natürlich davon aus, ich meine, diese Geschichte kam ja nicht aus dem Nichts, dass er zumindest, weil er die handelnden Personen kannte, damals gefragt wurde, ob.
Bei diesem geplanten Einbruch mitmachen würde und daher auch gewisse Informationen hatte.
Und den Rest hat er sich dann aus der Zeitung, aus den Medien besorgt, was damals über die Tat berichtet wurde.
Und er war ja in Untersuchungshaft im Rahmen des Ermittlungsverfahrens und hat dann auch später noch den Antrag auf Haftentschädigung gestellt.
Der wurde aber natürlich abgelehnt, denn eins muss man ganz klar sagen, das hat auch das Gericht so bestätigt, wenn ich solche Geschichten erzähle und mich selbst als Täter präsentiere, dann muss ich mich nicht wundern, wenn ich dann auch in den Fokus der Strafverfolgung gerate und auch in Haft gehe.
Schon unglaublich, dass man so etwas erfindet, um Frauen oder anderen Personen imponieren zu wollen.
Aber am Ende hat diese Lügengeschichte des Mannes ja geholfen, diesen Fall aufzuklären.
Ja, und damit sind wir auch am Ende der heutigen Folge.
Herr Dr.
Samel, Herr Solier, wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben und uns diesen spannenden Einblick in Ihre Ermittlungen gewährt haben.
Auch von mir ein ganz herzliches Dankeschön, dass Sie da waren.
Kommen Sie gut nach Hause, nach Trier.
Vielen Dank.
Auch von mir ein Dankeschön und auch für die spannende Zeit heute Nachmittag hier bei Ihnen.
Danke auch an den Autor dieser Folge, Andi Klein.
Wie immer am Ende vielen Dank auch an Euch, unsere Zuhörerinnen und Zuhörer.
Ich sage bis zum nächsten Mal bei Aktenzeichen XY, unvergessene Verbrechen.
Und ganz wichtig, bleibt sicher.
Wir hören uns wie immer in zwei Wochen mit einer neuen Folge und alles Weitere zu diesem Fall findet ihr in den Shownotes.
Music.