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Mehr über Immuntherapien

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Andrea Riegel

Herzlich willkommen u unserer neuen Folge.

Heute möchten wir uns mit den Basics zum Thema Immuntherapie beschäftigen.

Sie ist inzwischen eine ernstzunehmende Behandlungsoption, doch viele Menschen kennen diesen Weg gar nicht und können deshalb auch nicht von dieser Vorgehensweise und dieser Chance profitieren.

Man spricht heute oft von K-T-Zell-Therapie oder von Antikörpertherapie.

Herr Dr.

Stücker, welche Formen der Immuntherapie gibt es und wie wirken diese?

Dr. Wilfried Stücker

Immuntherapien werden immer dann so genannt, wenn das Immunsystem mit ins Spiel kommt.

Ganz u Anfangs, als man noch nicht so viel Ahnung vom Immunsystem hatte, hatte man irgendwelche aktivierenden Therapien gemacht mit Interferonen oder Interleukinen und wollte damit das Tumorwachstum bei manchen Tumoren bremsen.

Hat aber nie so richtig geklappt.

Heute weiß man, warum das nicht geklappt hat, aber so war es damals ebenso.

Dann kamen Antikörpertherapien auf und war hat man festgestellt, dass manche Zellen sich vermehren und wenn man diese Zelle im Wachstum blockiert mit einem Antikörper oder markiert mit einem Antikörper, damit da eine Wachstumsbremse eingesetzt werden kann, dann hat man doch einen sehr guten Effekt gehabt.

Der erste und beste Antikörper, den es bisher gab, ist Retuximab bei dem Lymphom.

Dann wurde HER2-Neu-Antikörper entwickelt, das ist ein Herzeptin-Antikörper, der sehr bekannt ist bei der Therapie eines Mammakarzinoms, wenn dieses Mammakarzinom auch diese Molekularstruktur aufweist.

Andrea Riegel

Kurze Frage, was ist ein Lymphom?

Dr. Wilfried Stücker

Lymphom ist eine Erkrankung von Immunzellen.

Das sind weiße Blutkörperchen, die sich dann unkontrolliert vermehren.

Und da gibt es unterschiedliche Untergruppen und das sind um Beispiel B-Zellen bei dem Lymphom.

Andrea Riegel

Das Ganze findet ja alles in einer Mikroumgebung statt.

Also das heißt, das ist alles auf einer Molekularebene jetzt, wo man sich beschäftigt.

Ist da die Forschung auch auf einem ganz neuen Weg inzwischen?

Dr. Wilfried Stücker

Ja, aber das kennen wir schon seit den 90er Jahren.

Das ist nicht so was Besonderes.

In den 80er Jahren bekam ein Mensch, ein Herr Köhler, einen Nobelpreis, weil er einen monoklonalen Antikörper hergestellt hat.

Damit kann man Zellstrukturen sozusagen markieren, weil man immer wieder den gleichen und gleichen Antikörper herstellen kann.

Und somit konnte man überhaupt unterschiedliche Zelltypen und die unterschiedlichen Aufgaben von Zellen unterscheiden.

Das ist eigentlich der Schlüssel für eine molekulare biologische Diagnostik und auch Therapie.

Also die Antikörpertherapien, da haben wir es um Herzeptin gekommen.

Da gibt es natürlich heute auch Antikörpertherapien, die dem Immunsystem helfen, Tumorzellen u erkennen oder u vernichten.

Arnd Slegers

Welche Kategorien kann man die denn einteilen?

Wir haben doch in unseren Publikationen so ein Schema, die Modalitäten.

Nach welchen Charakteristiken kann man die denn unterscheiden, die Immuntherapie?

Patienten bekommen ja immer gesagt, es gibt eine Immuntherapie für dich und dann kriegen sie einen kleinen Aspekt aus diesem Therapiespektrum.

Dr. Wilfried Stücker

Ja, Immuntherapien sind immer die Therapien, die sich mit der Aktivierung oder der Bremsung des Immunsystems beschäftigen.

Immer wenn das Immunsystem dabei ist, dann nennt man das Immuntherapie.

Zu Anfangs hatte man unspezifisch Immuntherapeutiker eingesetzt und hatten das Immunsystem unspezifisch aktiviert.

Arnd Slegers

Was kann dann passieren?

Dr. Wilfried Stücker

Dann können die Zellen, die das Tumorwachstum bremsen, unterstützt werden, aber auch die Zellen, die das Tumorwachstum fördern, unterstützt werden.

Man muss eben immer wissen, dass ein Tumor ohne die Hilfe des Immunsystems nicht wachsen kann.

Und wenn man jetzt ein gutes Immunsystem hat, dann kann das gute Immunsystem den Tumor auch gut unterstützen im Wachstum.

Und deswegen ist es nicht so einfach u sagen, ach, eine Immuntherapie ist immer gut oder wir müssen jetzt mal das Immunsystem unterstützen, damit das Immunsystem dann den Tumor bekämpft.

Das kann genau genug das Gegenteil machen.

Arnd Slegers

Also das ist das Unspezifische.

Dr. Wilfried Stücker

Das ist unspezifisch.

Ja, man kann spezifisch das Immunsystem unterstützen, dass eben nur Tumorzellen am Wachstum gehindert werden.

Es gibt von den Immuntherapien aktive Immuntherapien, da macht der Körper selbst etwas, oder passive Immuntherapien.

Da werden Antikörper den Patienten gegeben, sodass diese Antikörper im Patienten eine Situation schaffen, dass dann die Reaktion aufgrund dieser Antikörpergabe abläuft.

Ist der Antikörper nicht mehr da und die Krankheit noch nicht überwunden, dann kann die Krankheit wieder neu starten.

Bei einer aktiven Immuntherapie wird der Körper dahin gebracht, dass er selbst aktiv wird gegen den Tumor.

Zum Beispiel Impfungen sind aktive Immuntherapien und passive Immuntherapien sind Antikörper.

Wenn man um Beispiel eine Infektionskrankheit jetzt bekommt, müsste eigentlich eine Immunreaktion aufbauen, aber die Zeit hast du jetzt gar nicht.

Dann gibt man einem schnell Antikörper, die dann erstmal die Viren unterdrücken in der Vermehrung, damit dann eine Immunantwort kommen kann.

Arnd Slegers

Muss man bei den passiven Therapien die Therapie wiederholen oder wirkt die auch von alleine?

Dr. Wilfried Stücker

Das kommt immer auf die Krankheit an.

Wenn wir um Beispiel jetzt Covid, ist ein gutes Beispiel, da wurde eine Antikörpertherapie entwickelt, die genau auf einen Typ von Covid passte und wenn die Leute eine Covid-Infektion bekamen und wurden krank, konnte man denen direkt die Antikörper geben und schon war die Krankheit blockiert.

Die Antikörper wirkten so eine drei Wochen vielleicht und dann war aber schon eine Immunreaktion gegen diese Erkrankung aufgebaut und das war eine sehr gute Maßnahme, nur das Virus hat sich wieder verändert.

Und dann hat der Antikörper keinen Effekt mehr gehabt.

Also mit der Zeit ist er mutiert.

Und heute ist er so gut mutiert, dass er eigentlich keine großen Probleme mehr macht.

Arnd Slegers

Und bei der aktiven Immuntherapie,

Dr. Wilfried Stücker

Wie ist da der Wirkungssystem?

Da gibt man dann um Beispiel einen Impfstoff.

Man gibt einen Teil von einem Virus, was das Immunsystem aktiviert.

Aber dieser Teil des Virus macht den Menschen nicht krank.

Aber dann wird die Molekularstruktur als Feind erkannt und wenn dann ein Virus auftaucht, kommen direkt Immunzellen und blockieren dieses Virus, weil sie eben trainiert sind auf dieser Molekularstelle.

Das ist eine typische Maßnahme bei allen Impfungen.

Arnd Slegers

Welche Immuntherapien im immun-onkologischen Bereich, welche Immuntherapien sind denn bereits in der Standardtherapie in den Leitlinien enthalten?

Dr. Wilfried Stücker

Bei Krebs haben wir Antikörpertherapien und da muss man vorher eine Untersuchung am Krebsgewebe machen, ob die Molekularstruktur, für die man diesen Antikörper gebildet hat, ob der auch vorhanden ist.

Dann kann man sozusagen personalisiert, so nennt man das, diese Antikörper nutzen, dass die Tumorzellen markieren oder im Wachstum bremsen.

Und das sind dann die typischen Antikörpertherapien, die man heute ur Verfügung hat.

Und da gibt es auch immer mehr von und immer bessere.

Andrea Riegel

Letzte Frage, ist die Immuntherapie ein Allheilmittel gegen Krebs oder gibt es bestimmte Krebsarten, wo sie mit besonderen Erfolgen verbunden ist?

Dr. Wilfried Stücker

Nein, es gibt eigentlich kein richtiges Allheilmittel und es gibt auch keine definierte Krebserkrankung, die da besser oder schlechter ist.

Aber man kann eins sagen, wenn das Immunsystem verstanden hat, die Tumorzellen sind falsch, dann hat man die beste Option, die direkt danach kommt, dass man gar keinen Krebs hat.

Andrea Riegel

Okay, das ist ein gutes Schlusswort für heute.

Ich möchte mich mit einem Gruß an die Zuhörerinnen und Zuhörer verabschieden.

Schön, dass Sie dabei waren.

Bis um nächsten Mal.

Bleiben Sie gesund und auf Wiedersehen.

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