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Immuntherapie am IOZK

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Speaker1

Das IOZK ist ein Behandlungszentrum mit eigenen Laboratorien, das sich auf die Immuntherapie als Option gegen Krebserkrankungen spezialisiert hat.

Dr.

Stücker, wie sieht die Behandlung am IOZK konkret aus?

Was erwartet mich als Patient, als Patientin?

Speaker0

Das kann ich so gar nicht genau sagen, weil wir machen eine individualisierte Therapie und müssen uns nach den Gegebenheiten des Patienten richten.

Und daher müssen wir erstmal ganz genau gucken, was ist mit dem Patient bisher passiert, was ist alles untersucht worden, was ist schon alles versucht worden an Therapien und wie steht der Patient bzw.

Sein Immunsystem um eigenen Tumorgeschehen.

Unterstützt das Immunsystem das Tumorwachstum oder ist es sehr gut aufgestellt, aber kennt das Tumorwachstum nicht?

Also müssen wir den Patienten erstmal untersuchen und dafür müssen wir eine immunonkologische Diagnostik machen.

Wir nehmen dem Patienten Blut ab, untersuchen dann, welche Untergruppen von Immunzellen er hat und untersuchen die so, dass wir auch rausbekommen, welche Botenstoffe schütten die aus.

Dann wissen wir, was können die machen.

Wir setzen Immunzellen um Beispiel auf Tumorzellen, die dem Immunzell nicht bekannt sind.

Und dann können wir gucken, wie diese Immunzellen die Tumorzellen killen, also wegfressen, phagocytieren oder so bearbeiten, dass die kaputt gehen.

Dann versuchen wir aus dem Blut irkulierende Tumorzellen u isolieren und können anhand diesen isolierten Tumorzellen nachsehen, welche Medikamente kann man dann um Einsatz bringen, dass der Tumor am Wachstum gehindert wird.

Oder ist der Tumor bereits oder die Tumorzellen bereits resistent gegen bestimmte Medikamente?

Dann untersuchen wir die ellfreie DNA und können gucken, welche Molekularstrukturen an der DNA sind verändert, die wir gegebenenfalls therapeutisch nutzen können.

Dann müssen wir nachgucken, wie sind die Vitamine und die Mineralstoffe, damit das Immunsystem keine Idee hat, es könnte eine Ausrede haben, es hätte ja gerne was gemacht, aber ihm fehlte das und das.

Dann sehen wir nach, ob irgendwelche anderen Prozesse im Körper ugange sind, die das Tumorwachstum unterstützen, wie um Beispiel Entzündungssituationen.

Dann wird eine endokrinologische Untersuchung gemacht, dann gucken wir, welche Hormone können vielleicht das Tumorwachstum unterstützen oder auch nicht.

Dann muss man untersuchen, wenn man irgendwelche Medikamente gibt, die in Frage kämen, das Tumorwachstum u blockieren, ob die genetische Voraussetzung beim Patienten gegeben ist, dass diese Medikamente richtig nutzbar gemacht werden können.

Also es ist eine ganze Vielzahl von Untersuchungen, die man machen muss.

Wir kriegen dann ein riesiges Puzzle, was wir usammensetzen u einem Bild.

Und dann können wir sagen, was für den Patienten in seiner Situation jetzt das Richtige ist.

Hier muss man wissen, das Tumorgeschehen ist immer ein dynamischer Prozess.

Wenn man einmal vor vielen Jahren oder vor vielen Monaten oder vor Therapien eine Untersuchung von Tumorgewebe gemacht hat und hat dann festgestellt, diese Medikamente würden helfen, die haben sich dann aber schon wieder verändert, weil unter den Therapien immer wieder die Tumorzellen mutieren.

Und somit ist alles in Bewegung und wir müssen gucken, wie ist die individuelle Situation, um dann mit einer maßgeschneiderten Therapie den Patienten u behandeln.

Speaker1

Das heißt, die Diagnostik spielt also u Beginn eine sehr große Rolle.

Gehen wir jetzt davon aus, dass der Patient, die Patientin ein gutes Immunsystem hat, dass die Gegebenheiten da sind eben für eine Therapie.

Wie sehen dann die nächsten Schritte aus?

Speaker0

Die Diagnostik hat nicht nur u Anfangs eine sehr starke Bedeutung, sondern die Diagnostik ist auch im Verlauf, weil das Tumorgeschehen eben dynamisch ist, spielt es immer weiter eine Rolle.

Die Therapie, wenn wir jetzt natürlich sagen können, ach, wir können den Patienten behandeln, dann müssen wir eben entsprechend dieser Ergebnisse etwas machen.

Jetzt sagen wir mal, der Patient hätte eigentlich alle Voraussetzungen, dass er selbst gegen den Tumor aktiv wird.

Aber warum hat er das dann noch nicht gemacht?

Wenn doch alles in Ordnung ist.

Dem Immunsystem ist verboten, gegen körpereigene Zellen, somit auch die Tumorzellen vorzugehen.

Und dann haben wir die Möglichkeit, die Tumorzellen mit einem Virus u infizieren.

Das ist das Virus der atypischen Hühnerpest.

Das ist ein Hühnervogelvirus.

Und dieses Virus kann ausschließlich nur Tumorzellen im menschlichen Organismus infizieren.

Und war nur Tumorzellen aus soliden Tumoren.

Wenn dieses Virus in eine normale menschliche Zelle kommt, dann produziert die gesunde menschliche Zelle sofort einen Stoff, der heißt Interferon und das Virus ist nicht mehr existent.

Nur die Tumorzelle, die kann das nicht richtig.

Speaker1

Dieses Virus ist nicht gefährlich für den Menschen?

Speaker0

Nein, das ist ein Hühnervogel-Virus und kein humanpathogenes Virus.

Also ein Mensch kann daran nicht erkranken, weil das verschwindet direkt wieder.

Also kann sich gar nicht in der menschlichen Zelle aufhalten.

Nur die Tumorzelle, die kann diese Abwehr nicht richtig machen.

Und dann haben wir keine Tumorzelle mehr.

Jetzt haben wir eine virusinfizierte Zelle.

Und das ist was ganz anderes.

Dagegen ist das Immunsystem verpflichtet, eine Immunreaktion u starten.

Also das Immunsystem macht nicht das Virus kaputt, sondern immer die Zielstruktur, in der das Virus gerade sich vermehrt oder u Hause ist.

Das ist eben das Problem.

Aber bei uns ist das Problem natürlich gleichzeitig auch die Lösung.

Das ist jetzt mal ein Aspekt und wir können auf die nächsten Aspekte das nächste Mal weiter eingehen.

Speaker1

Und wie sieht die Fortsetzung der Therapie dann aus?

Das heißt also bis jetzt ist ja mit mir noch nichts gemacht worden, ich wurde diagnostiziert Ich habe jetzt etwas über das Prinzip erfahren, aber ich glaube es gibt ja doch noch so etwas wie einen Impfstoff Ja,

Speaker0

Am Ende von einem Therapiezyklus haben wir die Möglichkeit auch eine aktive spezifische Immuntherapie u machen, Warum heißt die aktiv spezifisch?

Der Patient wird selbst aktiv, aktive Therapie.

Spezifisch ist, nur die Zellen werden angegriffen, die auch angegriffen werden sollen.

Und Immuntherapie ist eben das Programm, also Vakzination.

Speaker1

Bereits 2015 wurde die Genehmigung ur Herstellung eines personalisierten Impfstoffs namens IOVAC erteilt.

Wofür ist der eigentlich gut?

Speaker0

Ja, da müssen wir nochmal urückkommen auf die Situation, dass bösartige Tumoren sich dadurch auszeichnen, dass die Tumorzellen schon früh den Primärtumor verlassen und anderswo im Körper ein neues Tumorwachstum starten können.

Jetzt können wir das verhindern oder meinte man könnte das verhindern, indem man am besten nach einer Operation, wenn man den Tumor im Gesunden rausgeschnitten hat und der Chirurg sagt, jetzt haben Sie nichts mehr, Sie können jetzt eine Weltreise machen, brauchen Sie sich um nichts mehr kümmern.

So wurde früher immer so erzählt, wissen wir aber, dass natürlich Metastasen auftreten können.

Dann kann man einmal auf die Idee kommen, man macht am besten eine Chemotherapie, sollte noch Zellen irgendwo sein, dann kriegen wir die mit der Chemotherapie vergiftet.

Aber die Zellen, die abgehauen sind und können woanders ein neues Tumorwachstum starten, die nennt man Metastasen induzierende Tumorzellen und das sind eine Art von Stammzellen, die sind mit Chemotherapie nicht kaputtbar.

Und somit kann nach dem Aufhören von einer Chemotherapie immer wieder ein neues Tumorwachstum starten.

Wie das genau passiert und so können wir ein anderes Mal erzählen.

Jetzt haben wir unseren Impfstoff und der soll eigentlich dafür dienen, dass das Immunsystem diesen Zellen verbietet, ein neues Wachstum u starten.

Und dafür müssen Zellen ausgebildet werden, die die Lizenz um Töten bekommen.

Das darf nicht so einfach passieren, nämlich sonst kommt man ja schnell in Teufelsküche und es würde eine Autoimmunkrankheit entstehen, wenn einfach solche Zellen ausgebildet werden können.

Aber wir wissen heute, wie das geht.

Für diesen Mechanismus gab es den Nobelpreis 2011 für Medizin.

Man muss einmal Zellen haben, die das Immunsystem informieren über Tumorzellen oder Bakterien oder Viren oder die nennt man Antigene, wo das Immunsystem gegen vorgehen soll.

Und weitens, man braucht bestimmte Gefahrensignale, die gleichzeitig mit präsentiert werden, damit eine richtige Immunreaktion gegen diese Antigene, gegen diese Zellstruktur etabliert wird.

Und dafür nehmen wir dem Patienten Blut ab, holen aus dem Blut eine Untergruppe von weißen Blutkörperchen, die nennt man Monozyten.

Diese Monozyten können wir in unserem Laboratorien umzüchten u Informationszellen.

Diese Informationszellen nennt man dann dendritische Zellen.

Das sind die effektivsten Informationszellen.

Und die werden dann mit Tumorantigenen, also Tumorzellbestandteilen, informiert im Labor.

Wie wir das machen, erzählen wir ein anderes Mal.

Und wenn wir dann am achten Tag diese Zellen ernten im Labor, dann können wir diese informierten Zellen dem Patienten wieder urückgeben.

Die werden dann ins Lymphgefäßsystem appliziert und war in die Haut.

Da sind die Lymphgefäße drin.

Dann werden die u den lymphatischen Organen trainiert.

Das sind um Beispiel die Lymphknoten.

Und der Lymphknoten ist so eine Art Kongressstelle, wo sich alle weißen Blutkörperchen treffen und immer die neuesten Neuigkeiten austauschen.

Dann kommt da auf einmal eine riesige Armada von Informationszellen und sagt, ey, guck mal hier, ich habe hier Tumorantigene.

Dann sagen die Immunzellen normalerweise, ja, ja, ja, ja, die kennen wir.

Die sitzen da oben rechts in der Lunge und unten links in den Knochen.

Zu denen sagen wir du, denen tun wir nichts.

Passiert nichts.

Jetzt haben wir aber das Virus dazugesetzt.

Dann werden diese Tumorantigene mit dem Virus dem Immunsystem präsentiert.

Und dann sagen die Immunzellen, oh Himmel und Malheur, jetzt müssen wir unbedingt was machen.

Das geht ja gar nicht.

Und dann werden Zellen ausgebildet, die die Lizenz um Töten bekommen.

Die nennt man Tumorspezifische Zytotoxische T-Zellen.

Die vermehren sich klonal, also die gleichen werden immer mehr, verlassen den Lymphknoten und suchen dann im Körper nach den Zellstrukturen, auf die sie ausgebildet sind und um die am Wachstum u hindern oder sie direkt abzutöten.

Eine kleine Abteilung von ihnen wandert aber ins Knochenmark und bildet da ein immunologisches Gedächtnis.

Da werden sogenannte Memoryzellen gebildet.

Und wenn wir dann diesen Therapiezyklus nach einem Monat nochmal wiederholen, Dann können wir frühestens drei Wochen nach dem weiten Zyklus gucken, was hat sich jetzt am Immunsystem verändert und wie müssen wir weitermachen oder haben wir schon so eine gute Immunreaktion etabliert, dass die erstmal ihre Dienste tut.

Du hast gerade gesagt, die vermehren sich klonal.

Was bedeutet das?

Ein Klon ist immer und immer und immer und immer und immer und immer weiter das Gleiche.

Und das ist die Vermehrung.

Die ist dann ganz identisch.

Und so kann man um Beispiel auch Antikörper herstellen.

Das sind alle geklonte Strukturen.

Die sind immer gleich.

Das ist die Kopie von der Kopie.

Speaker1

Und jetzt wissen wir, wie IOVAC funktioniert.

Aber was bedeutet überhaupt der Name?

Woher kommt das IOVAC?

Speaker0

Das ist eine immun-onkologische Vakzination und Vakzination kommt von dem Wort Vaka, das ist die Kuh auf Latein.

1800 und noch was hatte ein englischer Arzt Jena rausbekommen, dass die Melkerinnen, die die Kühe immer melken, eigentlich nicht an Pocken erkranken.

Da hat er festgestellt, dass die Kuhpocken an den Zitzen immer die Melkerinnen eigentlich infiziert haben und dann hatten sie eine Immunantwort gegen diese Kuhpocken und somit hat er, er hatte natürlich keine Ahnung von Immunantwort gehabt, aber auf jeden Fall hat er das festgestellt und dann hat man die Kuhpocken genommen und hat die immer damit geimpft, vakziniert.

So kommt der Name Vakzination auf.

Das ist sozusagen die erste Impfung, die in der Medizin beschrieben wurde.

Aber diese Sachen wurden aus dem Mittelalter auch schon alle irgendwie übertragen und so.

Aber das war der erste, der das eben in die Medizin einführte und wurde da auch für tüchtig für verschimpft, das so ein Blödsinn u machen.

Speaker1

Vielen Dank für die informativen Erläuterungen ur Immuntherapie am IOZK.

Zum Schluss noch ein Gruß an die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Schön, dass Sie dabei waren.

Bis um nächsten Mal.

Bleiben Sie gesund.

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