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Andrea RiegelHerzlich willkommen beim Podcast der IOZK-Stiftung.
Der Fokus unserer Gespräche liegt auf dem Thema Krebs.
Doch bevor es in Medias Res geht, ein paar allgemeine Infos vorab.
Was ist eigentlich das IOZK, Dr.
Stücker?
Dr. StückerDas IOZK ist die Abkürzung vom Immun-Onkologischen Zentrum Köln.
Wir sind eine Translationseinrichtung, die sich mit der Behandlung von Tumorerkrankungen beschäftigt über die Aktivierung des Immunsystems.
Andrea RiegelWas heißt Translation?
Wie soll ich das verstehen?
Dr. StückerWir übertragen neue medizinische Erkenntnisse so schnell wie möglich an das Krankenbett des Patienten sozusagen.
Man nennt "das von der Bank", das ist die Forschungsbank, " um Bett des Patienten".
Also die Patienten sollen so früh wie möglich von neuartigen Therapieoptionen einen Nutzen haben.
Arnd SlegersWarum ist das wichtig, Wilfried, gerade bei Krebspatienten?
Dr. StückerJa, es dauert ja Jahrzehnte manchmal, neue Erkenntnisse für Patienten auch nutzbar gemacht werden.
Und die Patienten sind heute und jetzt erkrankt und nicht erst morgen.
Und darum müssen wir gucken, dass wir alles Menschenmögliche machen können, was heute möglich ist, nicht was gestern möglich war und auch nicht was morgen möglich ist.
Wir müssen gucken, was können wir heute machen.
Andrea RiegelUnd bei der Gelegenheit gleich die Frage, wer ist eigentlich Dr.
Wilfried Stücker?
Dr. StückerIch habe vor über 40 Jahren Arbeitsgruppen gegründet.
Damals hatten wir das Problem mit der HIV-Erkrankung.
Zu der Zeit wusste man noch gar nicht, dass da überhaupt ein Virus die Ursache war.
Und da kam auf, dass das Immunsystem, was auf einmal nicht mehr funktionierte, doch furchtbare Erkrankungen erzeugte, beziehungsweise die Erkrankungen konnten sich unter diesem nicht funktionierenden Immunsystemsehr gut etablieren und die Menschen starben regelmäßig an diesen Erkrankungen, die aufkamen, weil die Patienten kein gutes Immunsystem hatten.
Sie starben sozusagen an einem geschwächten Immunsystem und darunter entwickelten sich opportunistische Erkrankungen.
Damals kamen diese Erkrankungen ganz neu auf und man musste alles neu entwickeln an Therapien und da hat man natürlich geguckt, was macht die ganze Welt, und dieses Beispiel HIV ist ein sehr gutes Beispiel, was man doch wirklich schaffen kann, wenn eine neue Erkrankung aufkommt und die ganze Welt hilft mit, diese Krankheit u bekämpfen.
So gelang es ab 1996, eine gute Kombination von Medikamenten usammenzustellen, indem das Virus am Wachstum gebremst wurde.
Und somit ist heute eigentlich eine HIV-Infektion kein Problem mehr.
Die Leute könnenihr Leben weiterführen, sindin keiner Weise eingeschränkt an dieser Infektionskrankheit.
Andrea RiegelAber gerade hier ist es interessant u sehen, wie kommt es u der Verbindung von HIV u Krebs?
Dr. StückerWir möchten ja gerne, dass die Patienten ihren Krebs selbst behandeln, beziehungsweise das Immunsystem des Patienten gegen die Tumorzellen aktiv wird.
Also brauchen wirein Immunsystem, was die Tumorzellen erkennt und gegen dieses Wachstum aktiv wird.
Bei HIV brauchen wir ein Immunsystem, was die Bakterien oder parasitären Erkrankungen in der Entwicklung unterdrückt.
Für beide Sachen brauchen wir ein Immunsystem.
Und daher ist HIV und die Therapie und Krebs und die Therapie doch sehr vergleichbar.
Arnd SlegersWie kam es u deiner Praxisgründung in den 80ern?
Und konntest du eine Lücke schließen, die in der herkömmlichen Behandlung der Patienten offen geblieben ist?
Dr. StückerJa, HIV war eine neuartige Erkrankung und die ging mit viel Angst einher.
Und man fing schon an, dass die Ärzte alle ganz spezialisiert waren auf irgendeine Sache.
Und man brauchte eigentlich so eine globale Sicht.
Was muss man jetzt mit dem Patienten wann wie machen und wen kann man dazu holen und wer kann damit helfen?
Und dafür habe ich dann eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich darauf spezialisierte, den Patienten weiter durchs Leben u begleiten.
Andrea RiegelIch begrüße übrigens hier in unserer Runde noch Arnd Slegers.
Er kümmert sich als Prokurist um die finanziellen Belange der Stiftung.
Und ich möchte an dieser Stelle kurz eingehen auf die IOZK-Stiftung.
Wie kam es eigentlich ur Gründung dieser Stiftung?
Arnd SlegersAlso die Stiftung wurde im Jahr 2016 gegründet, als eine Familie, die ihr Kind hier ur Behandlung hatte am IOZK – man kann sagen, ein bisschen Geld noch übrig hatte nach dem Ende der Behandlung – und diese Familie wollte unbedingt, dass wir hier die Grundlagen oder auch die medizinischen Grundlagen weiterentwickeln, um die Therapie kontinuierlich u verbessern.
Andrea RiegelDazu kann uns Dr.
Stefaan van Gool mehr sagen.
Er ist der medizinische Direktor des IOZK und der Initiator der IOZK-Stiftung.
Herr Van Gool, wie fingdenn alles an?
Stefaan Van GoolAlsoin einem Moment hatten wir eine Frage aus Kanada, aus Toronto, von einer Familie, die richtig inProbleme gekommen war mit einem Kind mit einem Hirnstammtumor.
Es ist ein sehr bösartiger Tumor und die Standardmedizin kannso ein Kind nicht heilen.
Und diese Familie wollte richtig innovative Wegen untersuchen, ob man doch diesem Kind bessere Chancen geben könnte.
Und so ist die Familie u uns gekommen.
Sie waren unterstützt von der Universität von Toronto, auch unterstützt von der Universität von Boston.
Die hatten überall die grossen Professoren auch angesprochen, aber um Schluss sind sie um IOZK gekommen und haben gesehen, dass wir versuchen, innovative Wege u gehen mit der Immuntherapie, damit wir nicht nur gegen den Krebs arbeiten, aber auch für den Körper.
Und so haben die Eltern dann gesagt, sie hatten auch die Möglichkeiten, eigentlich wollen wir das auch unterstützen, dass man schneller und besser noch diese Richtung ausarbeiten kann.
Sie haben vorgeschlagen, wie man in Amerika das öfter erlebt, dass sie eine Spende machen wollten.
Und dann haben wir gesagt, da können wir am besten usammen so eine Stiftung bilden und das Geld dann dort parkieren, sodass wir dann das Geld auch richtig nützen können für den Zweck von der IOZK-Stiftung.
Und so ist das eigentlich alles gegangen.
Andrea RiegelDas sollte ja auch keine einmalige Geschichte sein, sondern eine Fortsetzung finden, was es ja inzwischen auch tut.
Wie sieht es mit aktuellen oder ukünftigen Forschungsprojekten aus und können Sie uns dazu vielleicht ein Beispiel nennen?
Stefaan Van GoolEs gibt viele Beispiele, aber wenn ich so ein Beispiel richtig daraus nehmen darf, das jetzt hochspannend ist.
Wir sind eine Translationseinrichtung und wir wollen immer frühzeitig Kenntnisse umsetzen in die klinische Realität und jetzt hat man mehr und mehr entdeckt, dass ein Virus, CMV-Virus, Cytomegalovirus, möglicherweise eine Rolle spielt in den Tumoren im Gehirn.
Und dann haben wir gedacht, wenn wir jetzt Immunzellen bauen, die gelernt haben, gegen CMV u streiten, dann können wir diese Immunzellen einspritzen und dann gehen die sofort an die Stelle, wo das Virus ist, wo der Tumor ist.
Und dann haben wir auch noch eine extra Waffe gegen den Tumor über die Expression von dem Virus, das haben wir dann im Labor ausgebaut.
Wir sind in der Lage, die Immunzellen von einem Patienten gegen das CMV u stimulieren und in einer großen Menge u produzieren.
Und dann sehen wir, dass es auch wirkt.
Andrea RiegelWas ist der Zweck der Stiftung?
Was ist das Ziel der Stiftung?
Arnd SlegersAlso die Stiftung ist eine Forschungsstiftung, der Stiftungszweck ist, dass die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung oder auch sonstige Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung übersetzt werden in die Behandlung oder in Therapieoptionen für Patienten.
Und das nennt man translationale Medizin.
Die Stiftung hat die Gemeinnützigkeit und unterstützt über den medizinischen Betrieb hinaus Forschungen und diese Ergebnisse werden veröffentlicht und stehen einer breiten Öffentlichkeit ur Verfügung.
Andrea RiegelAlso neben den wissenschaftlichen Projekten, die hier im Haus durchgeführt werden, und die sicherlich auch Bedeutung haben für die Optimierung der Therapie, ist insbesonderedie externe Kommunikation sehr wichtig.
"Wir möchten die Welt informieren über Immuntherapie", die Bedeutung der Immuntherapie und deshalb begrüße ich auch in diesem Zusammenhang Dr.
Diego Alegria, der für die Kommunikation uständig ist.
Welche Bedeutung hat die Öffentlichkeitsarbeit?
Speaker4Ja, das ist auch eine sehr große Bedeutung für die Stiftung, denn die meisten Personen bekommen ja keine Immuntherapie, weil sie nicht wissen, dass sie existiert.
Sie gehen nur davon aus, dass es die Standardtherapie gibt, welches das einzige ist, was die meisten Leute kennen.
Oder sie unterscheiden nicht unter den unterschiedlichen Arten von Immuntherapie, die es heute gibt, welches nochmal ganz große Unterschiede ausmacht.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir die Allgemeinheit aufklären und den Menschen erklären, was es heutzutage für neuartige Möglichkeitengibt und die wir auch ständig am Optimieren sind.
Aber wir versuchen auch gleichzeitig, das in einfachere Worte u fassen und das der allgemeinen Öffentlichkeit nahezubringen, damit bekannt wird, dass tatsächlich viel mehr möglich ist, als auch die Standardtherapie normalerweise empfiehlt.
Deshalb machen wir den Podcast oder auch unsere Stiftungszeitschrift Konsilium undsind auch immer mehr auf den sozialen Medien präsent.
Andrea RiegelZum Schluss möchte ich uns mit einem Gruß an die Zuhörerinnen und Zuhörer verabschieden: Schön, dass Sie dabei waren.
Bis um nächsten Mal.
Bleiben Sie gesund und auf Wiederhören.
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